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2016

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Astana Pro Team

Astana bedeutet auf Kasachisch Hauptstadt. Kasachstan ist zudem der neuntgrößte Staat der Erde. Das gleichnamige Radteam Astana Pro Team fuhr bei der Tour de France in den Nationalfarben von Kasachstan hellblau und gelb. So wurde bei Astana der Italiener Vincenzo Nibali als Sieger der Tour de France 2014 vorgestellt. Nibali ist ein Fahrer mit Stil und fand sich auch auf der letztjährigen Tour de France auf dem schwierigen Terrain gut zurecht. Mit dem Niederländer Lars Boom und Italiener Fabio Aru verfügte das Team des Weiteren über Fahrer, die eine Rundfahrt für sich entscheiden konnten. Tophelfer wie Jakob Fuglsang (Dä), Michele Scarponi (It), Dario Cataldo (It) und Lieuwe Westra (NL) gehörten ebenso zum dem starken Team. Wegen Dopingsperren warfen 2014/15 wiederholt Schlagzeilen Schatten auf das Team Astana und es drohte ein Entzug der Rennlizenz.

Wie entstand das Astana Pro Team?

Nach Auflösung des spanischen Pro Teams Liberty Seguros wurde das Astana Pro Team 2007 gegründet. Der Teamleiter Saiz wurde bei den Ermittlungen im Dopingskandal Fuentes am 23. Mai 2006 verhaftet. Der Hauptsponsor Liberty Seguros zog sich aufgrund dessen am 25. Mai 2006 zurück und das Team wurde eine Zeitlang nach dem Co-Sponsor Würth benannt. Auf Initiative des Fahrers Alexandre Winokourov gab es am 2. Juni 2006 einen neuen Hauptsponsor und das Team wurde nach der kasachischen Hauptstadt Astana benannt. Aufgrund der Verwicklung in die Dopingermittlungen wurden vom Aufgebot für die Tour de France 2006 5 Fahrer zurückgezogen. Die ganze Mannschaft durfte nicht starten, da die Mindestzahl zum Start von sechs Fahrern unterschritten war. Gemeinsam mit dem kasachischen Konsortium Astana, der Betreibergesellschaft „Active Bay“, die das Team „Astana“ betrieb, wollte Winokourov das Team von den bisherigen Eigentümern die Fahrer Manolo Saiz und Pablo Anton übernehmen. Winokourov wurde 2007 Chef des Teams und wollte den ehemaligen Sieger der Vuelta-a-España Tony Rominger gewinnen. Den ehemaligen Teamchef von T-Mobile, Walter Godefroot hatte er bereits als Berater für die sportliche Leitung in das Team geholt. Als sportliche Leitung wollte Alexander Winokourov 2008 selbst in das Team einsteigen. Die Lizenzierungskommission des Weltradsportverbands UCI widerrief am 16. Dezember 2006 die UCI Pro Team-Lizenz der Betreiberfirma Active Bay. Währenddessen bewarb sich das kasachische Sponsorenkonsortium unter dem gleichen Namen, neuem Management und großen Teilen der Mannschaft mit Erfolg um die Lizenz.

Dopingvorwürfe ziehen sich wie ein roter Faden durch das Team

Winokourov wurde bei der Tour de France 2007 allerdings des Blutdopings überführt und kurz darauf gesperrt. Der Teammanager Biver wurde durch den früheren Discovery-Manager Johan Bruyneel im September 2007 abgelöst, der allerdings später auf Grund Verwicklungen in der Dopingaffäre Armstrongs lebenslang gesperrte wurde. Alberto Contador gewann unter der Leitung von Bruyneel die Tour de France 2010, wegen Dopings wurde der Erfolg allerdings aberkannt. Nach Ablauf der Saison löste Winokourov 2012 Bruyneel ab. Giuseppe Martinelli, der früher Marco Pantani betreute, wurde sportlicher Leiter. Das Team beantragte Ende 2012 die Mitgliedschaft in der Bewegung für einen glaubwürdigen Radsport MPCC und Andrei Grigorjewitsch Kaschetschkin wurde wegen Verweigerung, die teaminternen Antidopingregeln zu unterzeichnen, suspendiert. Das Team gewann unter Giuseppe Martinelli die Tour de France und mit Vincenzo Nibali den Giro d’Italia 2013 und 2014. Durch die Dopingfälle der Astana-Fahrer Maxim und Valentin Iglinskiy Ende der Saison 2014 hatte sich das Team entsprechend den Regeln des MPCC selbst suspendiert und daraufhin wurde die Teilnahme am Finalrennen der UCI World Tour 2014, der Peking-Rundfahrt, abgesagt. Ein erneuter Dopingfall des Stagiaires Ilya Davidenok veranlasste die Lizenzkommission UCI im Oktober 2014 zu der Bekanntgabe, die Pro-Team-Lizenz der Mannschaft näher zu untersuchen. Die Lizenzkommission der UCI erteilte am 10. Dezember 2014 dennoch die World-Tour-Lizenz für 2015 auf Bewährung. Dem Team wurde eine Unterziehung vom Audit des sportwissenschaftlichen Instituts der Universität auferlegt und die erst 2017 in Kraft tretenden Regeln für UCI World Teams mit sofortiger Wirkung anzuwenden. Es wurde der Entzug der Lizenz bei weiteren Dopingfällen oder neuen Erkenntnissen der Ermittlungen der Staatsanwaltschaft Padua angedroht. Die Ermittlungen umfassten auch Untersuchungen, bei der unter anderem eine mögliche Zusammenarbeit des Teams mit dem umstrittenen Sportmediziner Michele Ferrari untersucht wurde. Die UCI kündigte am 27. Februar 2015 nach Vorlage des Untersuchungsberichts des sportwissenschaftlichen Instituts der Universität Lausanne ISSUL an, die Lizenzentziehung bei der Lizenzierungskommission zu beantragen. Die vorliegenden Erkenntnisse zeigten große Unterschiede zwischen der proklamierten Anti-Doping-Politik und der Realität in der Mannschaft. Das ausgewertete Material der Staatsanwaltschaft von Padua ergaben Vorwürfe für eine Verwicklung von mehreren Teammitgliedern. Von der Lizenzkommission wurde die Lizenz zwar nicht entzogen, sie stellte allerdings weitere Auflagen in Zusammenarbeit mit dem ISSUL. Entgegen den Regeln des MPCC ließ das Team den Niederländer Lars Boom bei der Tour de France 2015 starten, obwohl bei Boom durch einen Test ein zu niedriger Cortisol-Level festgestellt wurde, das zog im darauffolgenden September einen Ausschluss aus dem MPCC nach sich. Giuseppe Martinelli wurde mit Ablauf der Saison 2015 durch Dimitri Fofonow als Teammanager abgelöst.