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Wenn man in Zürich mit der Tram-Linie 13 durch die Stadt fährt, dann kommt man auch an zwei Bauwerken vorbei, die untrennbar mit dem Werk des Menschen verbunden sind, der das so genannte “Paxmal” erschaffen hat: Karl Bickel. Ich bin mir absolut sicher, dass nur den wenigsten unter Ihnen dieser Name “spontan” etwas sagt, aber ich bin mir auch absolut sicher, dass Sie dem unglaublich umfassenden Werk jenes Menschen bereits begegnet sind. Und sei es “nur” in Form von Briefmarken. Aber zunächst einmal zu den Bauwerken: Am Paradeplatz steht das so genannte “Grieder-Haus”, ein recht ausladender Bau, der einst Sinnbild für das weltweit (!) anerkannte Können der Schweiz in Bezug auf Textilherstellung und -weiterverarbeitung war. Hier wurde verkauft, was vor allem im Umland von Zürich aus Baumwolle, Leinen und Seide hergestellt wurde, feinste Garne und Stoffe, Applikationen jeglicher erdenklicher Art, am laufenden Meter oder bereits weiter verarbeitet zu Kleidungsstücken oder Gebrauchsgegenständen (vor allem für die Dame von Welt). Wenige Haltestellen weiter steht ein anderes Bauwerk, was im besten Falle “weit entfernt” mit alldem verbunden war: Die “Graphischen Anstalten J. (Johann) E. (Edwin) Wolfensberger”, eine Druckerei, die sich im Laufe der Jahre zu dem weiter entwickelte, was man heutzutage “Print-Kompetenzzentrum” nennen würde, eine Art Koryphäe in Bezug auf die hohe Kunst, Farbe so auf einen Träger egal welcher Art zu bringen, dass bedruckte Medien (zu denen auch Textilien gehören…) den zuvor mit weitaus höherem Aufwand von Hand gefertigten, aus unterschiedlich gefärbten Fasern gewebten, von Hand aus dickflüssigem Wasser geschöpften und mühsam eingefärbten Papier- oder Faser-basierten Trägern innerhalb kürzester Zeit den Rang abliefen. Anstatt aufwändig Muster zu weben, wurde gedruckt! Und wenn gedruckt wurde, dann war das zu der Zeit, als jener Herr Karl Bickel lebte, noch echtes Fachwissen, nix mit “digital” und “heute geliefert, morgen fertig”. Druckgraphik war damals noch nicht nur ein Handwerk, sondern noch echte hohe Kunst. Aber wer war nun jener Herr Bickel? 1886 in Zürich Hirslanden (zu erreichen mit der Tram-Linie 11 in Richtung Rehalp) geboren, profilierte sich Karl Bickel bereits früh als schaffender Künstler, vorwiegend (aber nicht ausschliesslich) im Bereich der Graphik tätig, bereits sehr früh auf “Reklame-Graphik” ausgerichtet (das, was heutzutage mit so genannten “Ad-Blockern” systematisch ausgeblendet werden kann). Der bereits erwähnte Name “Grieder” verhalf ihm zu erster weitreichender Kenntnisnahme, Bickel war kein unbekannter Graphiker mehr, den Durchbruch sollte er aber erst über die ebenso bereits erwähnten “Graphischen Anstalten J. E. Wolfensberger” erzielen. Seinerzeit war die Schweizer Post (damals noch “PTT” bezeichnet) auf der Suche nach einem Graphiker, der neue Briefmarken gestalten sollte. Die “Graphischen Anstalten J. E. Wolfensberger” wendeten sich an den begabten Karl Bickel, der entwarf gemäss der Vorgaben und von jenem Tag an entstand zwischen Karl Bickel und der Schweizer Post eine sehr tiefe Bindung, so tief, dass er sein Werk mit Namen “Paxmal” nach seinem Ableben unter die Verwaltung der Schweizer Post stellte, diese wiederum übereignete 2016 die Anlage an die “Karl Bickel Stiftung”. Ich selbst gebe unumwunden zu, dass mir bis vor kurzer Zeit jener Name absolut nichts sagte, aber als ich nachforschte, was dieser unglaublich fleissige Mensch alles erschaffen hatte, da kam mir ein Exemplar aus meiner eigenen Briefmarkensammlung, welche ich vor Jahrzehnten mehr schlecht als recht pflegte, in Erinnerung, welches von ihm gestaltet worden war. Zwischen all den bekannten Marken aus der Bundesrepublik Deutschland, den endlosen aus der Deutschen Demokratischen Republik, den wenigen aus England, den überschaubaren aus Frankreich und den an einer Hand abzählbaren aus Italien fiel dieses eine kleine graphische Meisterwerk, untertitelt mit “pro patria” aus dem Jahr 1979 doch sehr auf! Aber was ist nun das Paxmal?
1913 erkrankte Bickel an Tuberkulose, über ein Jahr begab er sich zur Heilung dieser damals noch oft tödlich verlaufenden und bei ihm bereits sehr weit fortgeschrittenen Krankheit nach Walenstadtberg, einen kleinen Ort im Kanton Sankt Gallen, hoch über dem Walensee gelegen. Dort entstand in ihm die Idee, zum Dank für seine Genesung eine Art Friedenstempel zu bauen, das Paxmal. Von 1924 bis 1949 errichtet er selbst diese Anlage, vollständig aus eigenen Mitteln bezahlt. Teile des Bauwerkes dienen ihm während der Entstehung als Atelier und Wohnung, nachdem er kurz zuvor Zürich dauerhaft verlassen und nach Walenstadtberg umgezogen war. Ab Mitte der dreissiger Jahre arbeitet Bickel fast ausnahmslos als Briefmarkenstecher für die PTT (er entwarf aber auch Marken für Liechtenstein, Luxemburg und Portugal), mit den Einnahmen dieser Arbeit finanzierte er den Bau seines Gesamtkunstwerkes. Formal gesehen ist das Paxmal keine Kult- und auch keine Gedenkstätte, es erinnert auch nur entfernt an klassische Tempelanlagen, ist kein Sakralbau und dennoch strahlt es eine merkwürdige Religiösität aus, obwohl es keinerlei kirchlichen Symbole aufweist, auch ist es kein reines Kunstwerk. Das Paxmal also kategorisieren zu wollen, ist nicht vollumfänglich möglich. Bickel widmete dieses Werk dem Frieden, genauer: Der Funktion des Menschen zur Schaffung und Erhaltung des Friedens. Die dargestellten Figuren entsprechen dem Stil der Zeit, den Bickel selbst viele Jahre lang in Plakaten, Malereien und auch einigen Briefmarken anwendete. Sie zeigen im Wesentlichen die Abläufe und Zusammenhänge des Menschen innerhalb des gesellschaftlichen Gefüges in unterschiedlichen Zeitabschnitten eines Menschenlebens. Allein diese Zusammenhänge ermöglichen aus Bickels Sicht ein friedliches Miteinander unter den Menschen, ohne welches es keinen umfassenden Frieden gibt – ein topaktuelles Thema, würde ich meinen, insbesondere in Bezug auf diejenigen, die mit ihrem ewigen Gekrähe nach persönlicher Freiheit bekanntermassen grassierende Pandemie ignorieren… Obwohl das Paxmal von Menschenhand erschaffen wurde, wird es hin und wieder auch als “Kraftort” bezeichnet, eine etwas esoterisch angehauchte Bezeichnung für Orte und Punkte in einer Landschaft, die besondere Wirkung auf Menschen haben sollen. Obwohl ich selbst wenig bis nichts mit derartigem zu tun habe, so kenne ich einige Orte, die zumindest auf mich eine spezielle Wirkung hatten oder haben – und das Paxmal gehört dazu (auch wenn die Gestaltung an sich nicht unbedingt mein Geschmack ist, da bevorzuge ich klar Bickels graphisches Werk). Das Paxmal hat eine durchaus wahrnehmbare beruhigende Wirkung, hier wird man fast automatisch leise! Das mag auch ein klein wenig an der Ausrichtung des Bauwerkes liegen, die beiden Seitenwände halten praktisch jeden Wind fern, der akustisch den fantastischen, sehr friedlich anmutenden Ausblick stören könnte. Ich habe die Zeit da oben sehr lange auf mich wirken lassen, der Stille gelauscht. Ja, das Paxmal ist ein Ort, an welchem man Frieden finden oder auch mit anderen schliessen kann, so auch mit sich selbst.
Ein paar Anmerkungen zur Anfahrt und dem Areal an sich sollen noch hier hinterlassen werden. Man kann ab Walenstadt mit einer Buslinie bis nach Walenstadtberg gelangen, es steht dann aber noch ein längerer Fussweg an. Die Wege sind zum Teil sehr steil, rüsten Sie sich also entsprechend aus. Alle anderen, die mit einem Fahrzeug oder Vélo hier herauf wollen, sei vor allem die Warnung zu Beginn des eigentlichen Verbindungsweges zum Paxmal in Erinnerung gerufen: “Gefährliche Strecke”. Das ist mitnichten untertrieben, stellenweise ist der Fahrweg derart schmal, dass selbst zwei Motorräder nur sehr knapp aneinander vorbei kommen. Den Motorradfahrern sei vor allem gesagt, dass sie zwingend das zum Teil extrem langsame Fahren auch in unglaublich engen Kurven unbedingt beherrschen müssen! Auch wenn auf der Verbindungsstrasse 30 Stundenkilometer erlaubt sind, so hat man es sehr oft mit Passagen zu tun, an denen die Tachonadel fast bei “0” stehen bleibt. Und nochmals: Oft geht es sehr (!) steil bergauf oder bergab (Prozentangaben konnte ich aber keine finden). Hat man es bis zum oberen Bereich der Zufahrt geschafft, muss man noch einen kleinen Fussweg von in etwa 10 Minuten Länge absolvieren, auf welchem man wirklich spektakuläre Aussichten auf das Umland bewundern kann. Das Areal des Paxmals ist – wohl aus gutem Grunde – komplett von Video-Kameras überwacht, ohne entsprechende vorab erlangte Erlaubnis darf hier oben nicht “professionell-kommerziell” gefilmt oder fotografiert werden, grössere Veranstaltungen sind ebenso Bewilligungspflichtig. Drohnen dürfen hier oben nicht eingesetzt werden (was ich sehr befürworte, das würde die Friedlichkeit des Ortes nur ruinieren). Nehmen Sie Rücksicht auf andere Besucher, zahlreiche Menschen gehen hier für ein klein wenig Ruhe und Abgeschiedenheit in besonderer Umgebung hin, respektieren Sie deren Bedürfnis nach innerer Einkehr. Denken Sie auch ein klein wenig an die Mühen, die Karl Bickel auf sich nahm, um dieses Bauwerk errichten zu lassen. Selbst in den für die Schweizer Bevölkerung sehr schwierigen Jahren des zweiten Weltkrieges hielt ihn nichts davon ab, seine Idee Wirklichkeit werden zu lassen, allein schon vor diesem Willen sollte man stillen Respekt haben! Die Anlage ist kostenlos zugänglich, auch können Führungen vorab gebucht werden, allerdings ist das Paxmal nur von Frühling bis Herbst geöffnet (genaue Daten stehen mir aber nicht zur Verfügung).