Fotospot Eisenbahnbrücke in Griethausen

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Im Gegensatz zu vielen anderen Lost Places ist die Griethausener Eisenbahnbrücke touristisch erschlossen und ist damit ein lohnendes Ausflugsziel. Sogar an die Fotografen hat man gedacht. An beiden Enden der Brücke bietet sich die Möglichkeit Fotos von der Brücke zu machen, ohne einen Zaun oder ähnliches überwinden zu müssen.

Die Brücke hat eine Gesamtlänge von etwa 528 m und besteht aus der Hauptbrücke mit einem 100,43m langen Fachwerkträger über den Altrhein und einer Vorlandbrücke aus zwanzig einfachen Fachwerkträgern über das breite Hochwasserbett.

Die Geschichte

Die Griethausener Eisenbahnbrücke wurde 1863-1865 von der rheinischen Eisenbahngesellschaft gebaut. Sie ist die älteste noch erhaltene Brücke der Eisenbahn im deutschen Abschnitt des Rheins. Die Leitung des Baus hatte Emil Hermann Hartwich, ein deutscher Bauingenieur und preußischer Baubeamter, der sich vor allem auf dem Gebiet des Baus von Eisenbahnbrücken hervortat. Die Altrheinbrücke führte über einen toten Rheinarm und war nach Fertigstellung Bestandteil des Streckennetzes von Köln über Neuss bis hin nach Zevenaar in den Niederlanden. Die Überquerung des Rheinstroms erfolgte mit einer Eisenbahnfähre, auch Trajekt genannt.

Ziel war es, den noch stark landwirtschaftlich geprägten Raum zu erschließen und Ressourcen wie Hölzer, Vieh und Lebensmittel sowie Arbeitskräfte für das aufstrebende Ruhrgebiet leichter transportieren zu können. Ebenfalls wurde der Anschluss an die Niederlande gesucht, denn dort wurden große Mengen an Rohstoffen und Fertigprodukten für das Ruhrgebiet verschifft.

Nach dem ersten Weltkrieg wurde der Verkehrsvertrag zwischen Zevenaar und Kleve gekündigt, woraufhin die Trajektverbindung über den Rhein 1912 eingestellt wurde. Der Personenverkehr über die Brücke bestand dagegen noch bis 1960 und der Güterverkehr zu einer direkt am Rhein liegenden Ölmühle Spyk dauerte noch bis 1987 an. Nach der endgültigen Stilllegung wurde die landschaftsprägende Stahlgitterbrücke 1984 in Kleve unter Denkmalschutz gestellt.

Zwölf Jahre später ging sie ins Eigentum und in den Besitz der Eisenbahnfreunde Goch-Kleve über. Bei einer Versteigerung im Jahr 2016 erhielt der Kalkarer Architekt Michael Wilmsen für 60.000€ den Zuschlag für das imposante Bauwerk. Die Brücke ist heute außer Betrieb und gesperrt.

Die Besonderheit

Die Gitterträgerbrücke ist eine Konstruktion aus Stahl, welcher im Puddelverfahren hergestellt wurde. Das Schmiedeeisen zeichnet sich dabei durch einen niedrigen Gehalt an Kohlenstoff und einen hohen Gehalt an Phosphor aus. Dies gewährleistet in Verbindung mit einem geringen Kupfer und Nickelanteil einen hohen Korrosionsschutz und eine hohe Festigkeit. Deshalb gibt es auch kaum Rost an der Brücke, obwohl sie vor fast 100 Jahren den letzten Schutzanstrich erhalten hat. Die heute produzierten phosphorlegierten wetterfesten Baustähle funktionieren auf ähnliche Weise.