Es ist ein heißer Sommertag und ich laufe vom Rinerhorn ins Sertigtal hinab. Um mich herum ist alles grün und Bienen fliegen aufgeregt von Alpenrose zu Alpenrose. Über mir zwitschern Vögel. Immer wieder ist das Plätschern von kleinen Wasserfällen am Wegesrand zu hören. Es ist so schön, dass es mir beinahe zu paradiesisch und unwirklich vorkommt. Vor allem, als sich dann am Horizont auch noch imposante Bergriesen erheben.

Lohnt sich die Wanderung durchs Sertigtal?

Das Sertigtal ist ein Davoser Seitental im Kanton Graubünden in der Schweiz. Mitten hindurch fließt der Sertigbach. Besiedelt ist das Tal seit dem 13. Jahrhundert. Die urigen Siedlungen wirken noch heute wie aus einer anderen Zeit. Die Kapelle in Sertig-Dörfli ist in 1699 erbaut worden und in den warmen Sommermonaten ein beliebter Ort zum Heiraten.

Außerdem ist das Tal in Davos-Klosters unter Wanderern bekannt. Zum Beispiel durch die Wanderung über den Sertigpass ins Engadin. Oder eben vom Rinerhorn hinab zum Wasserfall am Talende. Auf dieser Tour werden insgesamt nur 189 Höhenmeter zurückgelegt. Dafür geht es über knapp 4 Stunden und 1.217 Höhenmeter nach unten.

Mit der Bahn nach Davos-Klosters

Start:Rinerhorn
Höhenmeter: ↑ 70 m
 ↓ 620 m
Gehzeit:4 Std.
Einkehrtipp:Walserhuus
Beste Reisezeit:Mai bis Oktober

Ich reise mit der Bahn nach Davos an. Von Zürich dauert die Fahrzeit knapp zweieinhalb Stunden. Einen Umstieg müsst ihr jedoch einplanen. Dafür ist es aber entspannter als mit dem Auto.

Außerdem lässt bei mir die Schweizer Bahn Kindheitserinnerungen aufkommen. Die Fensterscheiben lassen sich nach unten schieben, sodass Fahrtwind hineinkommt. So kann ich meinen Kopf hinausstrecken, mir eine kühle Brise um die Nase wehen lassen und gleichzeitig die schöne Landschaft mit den Bergen und grünen Wiesen genießen.

Weiter hinauf zum Rinerhorn

Los geht’s aber nicht am Bahnhof, sondern an der Bergstation vom Rinerhorn auf 2.590 Meter Höhe, am Jatzmeder. Pro Person kostet die einfache Auffahrt 22 CHF. Das sind umgerechnet um die 21 Euro.

Von dort geht es zuerst ein Stückchen bergauf zum höchsten Punkt der Wanderung. Über eine breite Forststraße steigen wir die ersten Höhenmeter mit mäßiger Steigung auf.

Dann wird der Weg schmaler. Es ist vielmehr ein Pfad, der von nun an nach unten führt. Und zwar zuerst sehr aussichtsreich, mit Blick auf den markanten Amselflue sowie die Skiberge Weißfluhgipfel und Jakobshorn, später durch schattenspendende Waldpassagen weiter hinab.

Schmaler Weg durch blühende Vegetation

Schatten ist übrigens ein gutes Stichwort, denn wir waren an einem sonnigen Tag im Hochsommer unterwegs und dementsprechend heiß war es. Einige Wanderer sind uns entgegengekommen und sind über den Pfad aufgestiegen, den wir zum Absteigen genutzt haben. Ihr könnt die Tour also auch umgekehrt machen, aber bei der Hitze war ich froh, dass wir nur bergab laufen mussten.

Außerdem habt ihr bergab vielleicht mehr Zeit und Muße, um euch für die Natur zu begeistern. Im Sommer blüht am Wegesrand nämlich gefühlt alles. Da sind gelbe und rote Knospen zu sehen. Bienen fliegen von Blüte zu Blüte und am leuchtendsten ist die Alpenrose.

Es wirkt alles so lebendig und gleichzeitig so ursprünglich. So, als sei die Welt hier halt einfach in Ordnung. Das Bild verfestigt sich, als ich wenig später auf die urige Siedlung Sertig-Dörfli blicke. Ein Postauto fährt gerade ein und hupt melodisch. Das kommt in diesem Tal zweimal täglich vor. Es ist, als sei die Zeit stehengeblieben.

Instatipp: Wenn ihr fast unten seid, blickt ihr auf Sertig-Dörfli. Dahinter ragen massive Berge nach oben. Das ist ein super idyllisches Fotomotiv.

Riesiger Wasserfall am Talende

Wir lassen Sertig-Dörfli und den Einkehrtipp Walserhuus liegen und folgen dem Weg weiter zum Talschluss. Waren wir bis eben doch nahezu alleine unterwegs, so tummeln sich nun deutlich mehr Menschen auf dem Weg. Ein jeder will zum riesigen Wasserfall am Ende.

Je näher wir kommen, umso kühler wird es. Die Felsen rechts und links spenden schon früh Schatten und der Bach, der vor unseren Füßen vorbeizieht, führt eiskaltes Wasser mit sich. Das kühlt die Umgebung ebenfalls runter.

Und dann stehen wir plötzlich vor dem donnernden Wasserfall, der in mehreren Sektionen nach unten abbricht. Wasserstaub hängt in der Luft. In den einzelnen Wassertropfen bricht sich das Licht, sodass überall kleine Regenbogen zu schweben scheinen. Es sieht richtig, richtig schön aus. Und es ist richtig, richtig kalt. Nur kurz stecke ich die Füße ins Wasser. Dann belasse ich es bei der Abkühlung, die durch die Gischt sowieso bei mir ankommt.

Fazit

Die Wanderung vom Rinerhorn zum Wasserfall Sertig lohnt sich für Genusswanderer und Naturliebhaber. Wenn ihr die Tour so geht, wie wir, ist es konditionell nicht sonderlich anstrengend, sondern gut machbar.

Dabei kommt ihr an sämtlichen Wundern von Mutter Natur vorbei. Es ist meiner Meinung nach eine Wanderung zum Runterkommen und Träumen. Lasst all die Einflüsse auf euch wirken. Die kleinen Blumen genauso wie die Bergriesen und den mächtigen Wasserfall. Es sind die Kontraste, die diese Tour so spannend machen.

Und wenn ihr es anstrengender haben möchtet, dann bietet es sich natürlich an, die Tour andersherum zu gehen. Oben an der Bergstation am Jatzmeder gibt es auch eine Einkehrmöglichkeit, falls euch der Aufstieg dann durstig oder hungrig gemacht hat.

Lage

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