Ausgabe 06 – März/April – Saison 2013/2014

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Das Hockey-Magazin der Schweiz

CHF 7.50 • März/April 2014 • Nr. 6 • Saison 2013/2014

Gottérons Top Scorer Benjamin Plüss:

Der bessere Plüss Kloten Flyers: Peter Mueller hebt in der Flughafenstadt ab

HC Lugano: Familie McLean auf dem Tessiner Goldhügel

Frauen-Nati: Nun hat auch die Schweiz ihr «Miracle on Ice»


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Face Off

deshalb einer der meistunterschätz­ ten Spieler des 21. Jahrhunderts sein. Grund genug, uns fürs grosse Interview mit dem «anderen» Plüss an den Tisch zu setzen. Und, ist Benjamin ein «anderer» Plüss? Ja, das ist er durchaus. Als Spieler und als Persönlichkeit. Mar­ tin ist der dominierende, charismati­ sche Mittelstürmer und Leitwolf mit der geradlinigen Karriere bis in die Nationalmannschaft und zu mehre­ ren Titeln im In- und Ausland. ­Ben­jamin wirkt als Flügel auf den Aussenbahnen weniger dominant und leichtfüssiger als sein Bruder. Seine Karriere ist eher eine unge­ plante. Weil ihn Verletzungen so weit zurückgeworfen haben, dass er lange Zeit nicht einmal wusste, ob es für die höchste Liga reicht. Das hat ihn geprägt: eine starke Persönlichkeit wie sein Bruder, ­ Captain ­ ­ seines Teams wie sein ­Bruder – aber im Wesen und Wirken eine Spur gelassener, cooler. Des­ halb passt er besser zu Gottéron als zum SC Bern. Es musste wohl so sein, dass Benja­ min gerade jetzt aus dem Schatten seines Bruders getreten ist. Als ob die Hockeygötter einen Irrtum korri­ gieren wollten: Benjamin galt einst als der talentiertere der beiden Plüss. Nun ist er erstmals nicht bloss der «andere», son­ dern der «bessere» Plüss: Er hat nicht nur zwei Punkte mehr gebucht. Zum ersten Mal steht schon VOR dem Start der Playoffs fest: Gottéron ist l besser als der SCB.

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Der gelbe Helm des PostFinance Top Scorer hat längst Kultstatus. Wer am Ende der Qualifikation Topskorer ist, wird in den Adelsstand erhoben. Eine Werbeidee, einst vom legendär­ en Verbandsmanager Erich Wüthrich in den 1990er Jahren für eine Gross­ bank erfunden, ist weiterentwickelt und zum festen Bestandteil unserer Hockeykultur geworden. Vergessen ist die grosse Aufregung, als Slawa Bykow in Erwägung gezogen hatte, den schönen Helm nicht zu tragen. Weil die Idee gegen die Philosophie des Teamgedankens sei. «Tempora mutantur, nos et mutamur in illis». Lateinisch für «Die Zeiten ändern sich und wir uns mit ihnen». Zum ersten Mal sind zwei Brüder in der gleichen Saison PostFinance Top Scorer geworden. Martin Plüss in Bern und sein zwei Jahre jüngerer Bruder Benjamin in Fribourg. Ben­ jamin ist bis heute nie aus dem Schatten seines «grossen» Bruders herausgekommen. Er dürfte gerade

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Inhalt Das Interview HC Fribourg-Gottéron: Benjamin Plüss – «Ich war 21 und hatte nichts» 22

PostFinance Top Scorer Die Ehrung: 290 000 Franken für den Nachwuchs 10 Genf-Servette HC: Matt Lombardi – Vom NHL- zum NL A-Star 12 ZSC Lions: Roman Wick – Die Leichtigkeit des Seins 16 Kloten Flyers: Peter Mueller – Einer für alle 20 SC Bern: Martin Plüss – Der Meister der Kontrolle 28 EV Zug: Reto Suri – Demut vor dem Fall 33 EHC Biel: Ahren Spylo – Der grosse Rückkehrer 35 HC Ambrì-Piotta: Alexandre Giroux – Gänsehaut in der Kälte 36 Lausanne HC: Juha-Pekka Hytönen – 51 Von Kopf bis Fuss Lausanne HC Davos: Marcus Paulsson – 52 «Ich bin kein Stadtmensch» Rapperswil-Jona Lakers: Niklas Persson – Immer noch auf der Reise 57 Persönlich HC Lugano: Brett McLean – Familie Strahlemann

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NL B SC Langenthal: Stefan Tschannen – Der grosse Fisch im kleinen Teich

58

Diverses Zauggs Red Line: Sotschi – ein Zwischenhalt auf dem langen Weg nach ganz oben 43 Schiedsrichter: Stéphane Rochette – Zurück auf die «gute Seite» 61 Teleclub: Thomas Rottmeier – Die Eishockey-Stimme 62 Olympia Sotschi 2014: Das Schweizer «Miracle on Ice» 64 Das vergoldete Erbe der Schweizer 68 Respect on and off the ice: Online with respect – Eishockey 2.0 70 Einst und jetzt...: Daniel Steiner 73 Der Hockey-Ästhet: Paul Mülhauser – Von der besten Seite 74 Vor der Karriere: Jonas Siegenthaler – Der Massive von Zürich 77 Overtime: Drei Tage im März, die unser Hockey nachhaltig verändern 78

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18 Meter EV Zug «Wir bewegen Zug» lautet der Slogan der Zugerland Verkehrsbetriebe AG (ZVB). Seit dem 8. März bewegt sie auch das sportliche Ausshängeschild des Kantons, den EV Zug. Als Symbol der Partnerschaft ist von nun an ein 18 Meter langer Gelenkbus im EVZ-Design unterwegs. Der Symbolik nicht genug, trägt der Bus die Nummer 67 (Gründungsjahr des Klubs) und das l Auto-Kennzeichen ZG 88067. (mmu)

Absturz mit Konsequenzen Sie können es nicht lassen: An den Olympischen Spielen von Sotschi sorgten die Österreicher wieder einmal für einen Skandal. Nachdem die Mannschaft von Trainer Manny Viveiros in der Vorrunde überraschend Norwegen geschlagen hatte und damit in der Viertelfinalqualifikation auf das vermeintlich schwache ­Slowenien traf, sahen sich wohl einige Austria-Boys bereits am Ziel. Jedenfalls tranken sie derart kräftig über den Durst, dass, gemäss diversen Quellen, einige nicht einmal mehr richtig reden konnten. Das Spiel gegen Slowenien, die historische Chance den Viertelfinal zu erreichen, ging nicht einmal

36 Stunden später sang- und klanglos mit 0:4 verloren. Der Trainer, der von der ganzen Sache bis nach dem Slowenien-Spiel nichts gewusst hatte, zeigte sich entsetzt und kündigte Konsequenzen an. Die eigentlich erwartete Namensnennung der Fehlbaren, zum Schutz der anderen, wurde aber nicht vollzogen. Stattdessen sollen die Sünder quasi als Ablass einen Beitrag in die Nachwuchskasse zahlen. Dem LausanneStürmer Oliver Setzinger (30), der zum Schluss nicht mehr eingesetzt wurde, genügt das nicht. «Mich hätten sie mit dem Radl nach Hause geschickt», wetterte er in einem Interview mit der «Kronen Zeitung». Eine Strafzahlung sei lächerlich, stattdessen sollte jeder, der dabei war, vom Team ausgeschlossen werden. ­Sowieso sei es Zeit für einen Schlussstrich. «Jeder über 30 Jahre gehört weg aus dem Team», sagt Setzinger und verkündet sogleich seinen Rücktritt: «Ich tue mir das alles nicht mehr an.» Hoffnung, dass sich wirklich etwas ändert, hegt er aber nicht: «In Österreich will nur jeder seinen Hintern retten.» (mmu) l

Titelbild Martin Plüss (36) ist im Schweizer Hockey eine Grösse. Der Center und Captain des SC Bern gewann Titel in Schweden und in der Schweiz, WM-Silber mit der Nati, und nun ist er zum ersten Mal PostFinance Top Scorer seines Klubs geworden. Kein Wunder, ist sein Bruder Benjamin Plüss (34) stets der «kleinere», der «andere» Plüss geblieben. Tatsächlich ist es beim Gottéron-Flügel nicht schnell, dafür progressiv bergauf gegangen. Nun ist er wie Martin Captain und Top Scorer seines Teams. Ja, er hat sogar 2 Punkte mehr erzielt und die Playoffs erreicht. Wir versteigern uns zur Behauptung, dass er 2013/14 zum ersten Mal der Foto: Pius Koller bessere Plüss ist. Lesen Sie das grosse Interview auf Seite 22.


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Der Februar stand ganz im Zeichen der Olympischen Winterspiele und dem Schlussspurt um den letzten Playoff-Platz. Es waren schöne Gefühle gegen Ende der Olympischen Spiele. Die Schweizer Fahne wurde von russischen Soldaten im Bolschoi-Eispalast zu Sotschi getragen und raufgezogen. In der Endphase drehte die Schweiz das Spiel um Bronze, und es wurde gefeiert, als ob es kein Morgen gäbe. Nein, die Rede ist nicht von der Herren-Nationalmannschaft, wo man zwar von Verbands- und Trainerseite hörte, dass alles gut sei und man den Vertrag verlängern möchte, letzten Endes aber nach der Niederlage gegen Lettland doch nur ein bescheidener neunter Rang rausschaute und Sean Simpson zum Unverständnis vieler Hockeyfans gehen wird. Wegen Details lässt ihn der Verband ziehen, und Simpson hängt seinen Traumjob, wie er ihn nennt, einfach mal an den Nagel. An Alternativen wird es beiden Seiten nicht mangeln. Für die positiven Emotionen in Sotschi gab es zum Glück die Hockeyfrauen, die meistens vier Jahre lang im Schatten stehen, um ihren Sport dann an den Winterspielen einem breiteren Publikum zugänglich zu machen. Und alles lief ganz in ihrem Sinn. Schon bei Turnierbeginn bekamen sie ein deutlich grösseres Interesse der Medien zu spüren. Die Schelte des damaligen IOC-Präsidenten Jacques Rogge über mangelnden Wettbewerb im Frauenhockey vor vier Jahren hat Spuren hinterlassen. Es wurde mehr gemacht von der IIHF-Spitze bis hinunter zu den Verbänden und Spielerinnen, die mehr Trainingslager hatten und deutlich athletischer wirkten.

Berra: drei Jahre in Colorado Reto Berra ist definitiv in der NHL angekommen. Er hat in Colorado einen Dreijahres-Einweg-Vertrag mit einem durchschnittlichen Jahres-Salär von 1,45 Millionen Dollar erhalten. Reto Berra wird in Colorado in den nächsten drei Jahren die nominelle Nummer 2 sein. Mit der grossen Chance, sich unter dem besten Goalietrainer der Welt (François Allaire) zu einer Nummer 1 zu entwickeln und nach Ablauf seines Dreijahresvertrages als Nummer 1 und entsprechendem Salär in eine andere NHL-Organisation zu wechseln – oder in Colorado zu verlängern. (kza) l

Es resultierten spannendere Spiele, die zwar insbesondere bezüglich Physis und Perfektion weit weg von der Klasse des professionellen Männerhockeys sind, aber vor allem bei den Medaillenspielen Unterhaltung und Dramatik bis zur letzten Sekunde boten und für viele leuchtende Augen und Jubel dieser Amateurinnen sorgten, die neben ihrem Beruf auf so viel verzichten mussten, viel ehrliche Arbeit leisteten und sich das viele Lob verdienten. Nach diesem Olympischen Geist geht es aber nun zum harten Kampf um den Meistertitel und vor allem für zwei Teams um Spiele gegen den Abstieg. Auch im Kampf um den achten Rang blieb es bis zum Schluss spannend. Bei den Anhängern des erfolglosen Titelverteidigers SC Bern herrscht Frust, bei ihren Rivalen Schadenfreude. Freud und Leid liegen nahe beieinander, konnte Lausanne doch als erster Aufsteiger in den Playoffs seit acht Jahren eine wahrhafte Sensation feiern und entsprechend Sympathien ernten. Mit Sympathien ist aber mit Beginn der Playoffs Schluss, wenn die spannendste Zeit des Jahres beginnt. Davor gaben auch Transfers zu reden wie die Rückkehr Petr Taticeks zum HC Davos oder die Verpflichtungen der Oldies Glen Metropolit durch den SC ­ iklas Hagman durch Gottéron. Bern und N Zu guter Letzt schlug auch die NHL nach der Olympiapause ihre Wellen – aufgrund des Transferschlusses. Der Schweizer Verteidiger Raphael Diaz musste dabei erneut umziehen. Wenige Wochen nach seinem Trade von den Montréal Canadiens nach Vancouver tauschten ihn die Canucks zu den New York Rangers. Torhüter Reto Berra muss dafür von den Calgary Flames zur Colorado Avalanche. l

In dieser Rubrik wird hockeyfans.ch jeweils rückblickend darüber schreiben, was vor der aktuellen SLAPSHOT-Ausgabe bei den Hockeyfans in der Schweiz am meisten zu reden gab.

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Lucky VIP – Der exklusive Zugang zu speziellen Sammlerstücken PCAS greift mit den Lucky VIP Karten in der diesjährigen National League Playercard Serie ein Bonussystem nach kanadischem Vorbild auf und streut zum zweiten Mal exklusiv ein sogenanntes Redemption Programm für Sammler und Liebhaber in ihre Produkte ein. Längst haben die Hersteller von NHL Playercards in Nordamerika erkannt, dass die Sammler neben der Leidenschaft für die Serien, die im Handel erhältlich sind, auch zusätzliche Anreize im Playercard Hobby suchen. So wird mit beinahe jeder Serie ein spezielles Konzept erarbeitet, welches die Möglichkeit bietet, sich exklusive – nicht im Handel erhältliche – Karten zu sichern. PCAS hat sich dieser Thematik hierzulande bereits mit der Swiss Ice Hockey Silver Series angenommen und die VIP Lockout Redemption Karten kreiert. Diese werden seither in stark limitierter Auflage von nur 20 Stück in einem Bonusprogramm verteilt. Mit dem Release der 2013-14 National League Playercards wurden nun erstmals sogenannte LUCKY VIP Karten in die Packs eingestreut. Diese berechtigen zum Bezug von speziellen Karten, den sogenannten VIP Classic Redemption. Der Tausch der LUCKY VIP Karte gegen die spezielle Karte der aktuellen Serie findet dabei ausschliesslich an den in jedem Monat stattfindenden Anlässen der PCAS statt. Dies auch, um den Austausch unter den Sammlern und die Gemeinschaft unter Gleichgesinnten zu fördern, sowie die Tauschbörsen zu einem speziellen und gut frequentierten Anlass zu machen. Das exklusive Set beinhaltet zehn verschiedene Karten, die nicht in Packs und Boxen erhältlich sind. Namen wie Claude Lemieux, Todd Elik, Kimmo Rintanen oder auch die Lockout Stars der Saison 2012-13 John Tavares, Patrick Kane und Tyler Seguin lassen die Sammler dabei noch einmal in den Erinnerungen an grosse National League Momente schwelgen und machen die Karten zu einem Höhepunkt der diesjährigen Serie.

Nach den Spielen ist vor den Spielen

Die WM-Vorbereitungsspiele der Nationalmannschaft Die Nationalmannschaft kommt nur zu einer kurzen Verschnaufpause. Kaum sind die Olympischen Spiele Geschichte, stehen die WMVorbereitungsspiele auf dem Programm. Die Schweizer Eis­hockeyNationalmannschaft bestreitet im April und Mai fünf Länderspiele in der Schweiz. SLAPSHOT verlost pro Spieltag 14 Tickets. Die Mannschaft von Headcoach Sean Simpson trifft in der WMVorbereitung auf hochkarätige Gegner. In Rapperswil (9. April) und Arosa (11. April) kommt es zweimal zur Neuauflage des WM-Finals von 2013, wenn die Schweiz auf Schweden trifft. Zwei Wochen später spielt die Schweiz dann in Neuchâtel (25. April) und zwei Tage später in Basel (27. April) gegen Tschechien. Im achten und letzten WM-Vorbereitungsspiel am 6. Mai trifft die Schweizer Nationalmannschaft im Hallenstadion auf Olympiasieger Kanada. Die kanadische Equipe wird mit einer starken Mannschaft, gespickt mit NHL-Stars, antreten.

Mit SLAPSHOT Tickets gewinnen

Für diese Eishockey-Highlights im April und Mai verlost SLAPSHOT Sitzplatz- und Stehplatztickets. Sende eine E-Mail an ims@ims-sport.ch mit dem gewünschten Spielort (Rapperswil, Arosa, Neuchâtel, Basel oder Zürich) und deiner Adresse als Zusatz. Teilnahmeschluss für die Verlosung ist der 3. April 2014. Die Gewinner werden per E-Mail benachrichtigt. Viel Glück!

Informationen zu den beiden Redemption Programmen und den aktuellen Terminen der PCAS finden Sammler auf der grossen Schweizer Playercard Plattform im Internet unter www.playercardcollectors.ch, wo nebst den Schweizer Playercards auch NHL Karten und Zubehör erhältlich sind.

Weitere Tickets für die Länderspiele gibt es unter www.swiss-icehockey.ch oder www.ticketcorner.ch sowie an der jeweiligen Stadionkasse des Länderspielortes. Sei dabei, wenn sich unsere Schweizer Eishockey Nationalmannschaft den letzten Schliff für die bevorstehende Weltmeisterschaft holt!


SLAPShots

Dankeschön: Ambrì-VR Michael Zwyssig (r.) übergibt Philippe Sproll, Marketing-Chef der Jungfrau Region, ein personalisiertes Dress.

Bis zum Top of Europe Ambrì-Piotta stürmt, zumindest im übertragenen Sinne, an die Spitze Europas: Auf Einladung der Jungfrau Region reiste das Team in der Olympia-Pause auf das Jungfraujoch. Es sind grosse Worte, die Ambrì-Verwaltungsrat Michael Zwyssig bei seiner Dankesrede im Jungfraujoch-Restaurant an den Marketing-Chef der Jungfrau Region, Philippe Sproll, richtet: «Ambrì und die Jungfrau-Region – da sprechen wir von gemeinsamen Werten. Mythos und Tradition, das verbindet uns.» Die Spieler, vom Drei-Gang-Menu sattgegessen, applaudieren artig. Immerhin waren sie zuvor in den Genuss einer Bahnreise durch die malerische Berglandschaft eines der bekanntesten Tourismusgebiete der Welt gekommen. Von der Station Grindelwald Grund war es mit den Jungfrau-Bahnen, die den Event gesponsert hatten, hinauf auf die kleine Scheidegg, und weiter auf das Jungfraujoch, diesem wunderbaren Flecken zwischen Mönch und Jungfrau, gegangen. Erst auf 3454 Metern Höhe trat die eine oder andere Herausforderung zutage. Zum einen spielte das Wetter nicht richtig mit, was den Gästen die auf den Menukarten angedeutete Aussicht verwehrte, zum anderen schien der eine oder andere Ambrì-Crack ein wenig mit der etwas dünneren Luft zu kämpfen. Der guten Stimmung tat dies freilich keinen Abbruch. Wenn auch die Sphinx-Terrasse geschlossen blieb, so waren die Hockeyaner ja im Eispalast defil nitiv wieder ganz in ihrem Element. (mmu)

Inti Pestoni. Marc Reichert (l.) zeigt Marc Gautschi und Paolo Duca, wo es langgeht.

Daniel Steiner, Roman Schlagenhauf und Adrian Trunz (v.l.n.r.) klopfen einen Jass.

Marc Reichert im Eispalast.

Daniel Steiner.


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4-Mann-System


m

21.01.14 12:52

Die Regular Season 2013/2014 war für die Schiedsrichter keine einfache. Sie wurden oft und zeitweise auch harsch kritisiert. Dass Menschen in Zeiten der Krise näher zusammenrücken, weiss jedes Kind. Und da Schiedsrichter ja auch nur Menschen sind, ist es nichts weiter als logisch, dass auch

sie sich gemeinsam gegen drohende Gefahr formieren. Auf diesem Bild sehen wir zwar nicht, ob Ambrìs Richard Park eine Frage stellt, oder sich beschwert – doch wir sehen, dass Stéphane Rochette gleich dreifache Rückendeckung hat. Ein weiterer Beweis dafür, dass das 4-Mann-System nur Vorteile birgt.


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Fotos: Reto Fiechter

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Regionale Vielfältigkeit – unter diesem vielsagenden Begriff hielt PostFinance am 6. März im Stufenbau in Ittigen die 12. «Top Scorer»-­ Ehrung ab. Damit griffen die Veranstalter einen Fakt auf, der gerne ein wenig in Vergessenheit gerät: In kaum einer anderen nationalen Meisterschaft sind die teilnehmenden Klubs so breit über das Land ver-

Hansruedi Köng, Leiter PostFinance umrahmt von Marc Furrer (links), Verwaltungsratspräsident Swiss Ice Hockey, und Pius-David Kuonen, Vize-Präsident Swiss Ice Hockey.

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teilt, wie im Eishockey. Vom sonnigen Tessin, zur mondänen Léman-Region, dem bundesfeudalen Bern, dem städtischen Zürich über das zentrale Zug bis hoch in die Bündner Berge – jede Landschaft, jede Kultur, jede Sprache, kurz jede schweizerische Eigenheit ist heute in der NL A vertreten. Kultur war denn auch das Stichwort, das PostFinance-CEO Hansruedi Köng in seiner Begrüssungsrede wählte, um das Engagement seines Unterneh-

Pascale Berclaz, Marketing Director und Daniel Villard, Geschäftsführer, beide EHC Biel-Bienne.


«PostFinance Top Scorer»-Ehrung 2014

n Nachwuchs

Top Sco rer C

HF 4 NL B 9 60 0

Erspielte Prämien Saison 2013/2014 Name M. Lombardi R. Wick P. Mueller B. McLean J. Hytönen B. Plüss A. Giroux A. Spylo M. Plüss R. Suri M. Paulsson N. Persson

Club Genf-Servette ZSC Lions Kloten Flyers HC Lugano Lausanne HC Fribourg Ambrì Biel Bern EV Zug HC Davos Lakers

T. 20 23 24 18 21 21 20 16 14 12 24 11

A. 30 25 22 26 29 17 18 22 22 24 11 27

Pt. à CHF 200.– 50 10 000.– 48 9 800.– 46 9 200.– 44 8 800.– 50 7 800.– 38 7 600.– 38 7 600.– 38 7 600.– 36 7 200.– 36 7 200.– 35 7 000.– 38 5 800.–

Pro erzielten Punkt erhielten die Top Scorer der NL A jeweils CHF 200.– von PostFinance, jene der NL B CHF 100.–. Total erspielten die Top Scorer der NL A und NL B 145 000 Franken. PostFinance verdoppelte diesen Betrag. Somit fliessen insgesamt 290 000 Franken in unseren ­Eishockey Nachwuchs.

Leiter PostFinance Hansruedi Köng (r.) übergibt SIHFPräsident Marc Furrer den Check über 145 000 Franken.

mens zu erklären: «Den Nachwuchs zu unterstützen, gehört zur Kultur von PostFinance.» Kurz später liess er seinen Worten Taten folgen: Ein Top Scorer nach dem anderen wurde von Moderatorin Steffi Buchli auf die Bühne gerufen, zu seiner Heimat befragt und im Anschluss von Köng mit einem Check für den Klub-Nachwuchs belohnt, dessen Betrag sich aus den erzielten Punkten in Multiplikation mit 200 ergibt. So wechselten insgesamt

95 400 Franken die Hand. Weil bei den Top Scorern der NL B, deren separate Ehrung wegen der Olympischen Spiele in Sotschi für einmal ausgesetzt worden war, insgesamt 49 600 Franken zusammengekommen waren und die PostFinance diesen Gesamtbetrag von 145 000 Franken zusätzlich den Junioren-Nationalteams von Swiss Ice Hockey zukommen lässt, fliessen total 290 000 Franken in den Schweizer Eishockeynachwuchs.

Auch wenn der Betrag der bislang tiefste ist – Köng belehrte ein wenig schmunzelnd, dass man solche Schwankungen in der Finanzbranche «Volatilität» nennt –, eine mehr als nur stolze Summe. Verstecken muss sich PostFinance deswegen ganz sicher nicht: Mit den 290 000 Franken hat der Betrag, den man seit der Einführung des Top Scorer-Engagements in den Hockey-Nachwuchs investiert hat, die Marke von 4 Millionen Franken geknackt. (mmu) l

Peter Zahner, CEO ZSC Lions mit Patrick Reber, Head of Operations National League.

André Rötheli, Sportchef Kloten Flyers mit Harry Rogenmoser, Sportchef Lakers.

Beatrice Trachsel, Inhaberin Eventicum mit Peter Lüthi, Head of Nationalteams Swiss Ice Hockey.

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Vom NHL- zum Mit zwölf Punkten aus vier Spielen ist Servette-Stürmer Matt Lombardi nach der Olympia-Pause in letzter Sekunde auf den «PostFinance Top Scorer»-Thron gesprintet. Der frühere NHL-Star ist damit auch ein NL A-Star geworden. Text: Matthias Müller Fotos: Pius Koller

Matt Lombardi – dieser Name steht nicht nur für einen ausgezeichneten Eishockeyspieler, nicht nur für den Liga-Topskorer der aktuellen Regular Season. Er steht auch – wieder einmal ist man geneigt zu sagen – für die ausgezeichnete Nase von Chris McSorley. Noch wenige Tage vor dem Saisonstart wusste niemand, mit welchen Ausländern der kanadische Tausendsassa in die Saison zu starten gedachte. Auch SLAPSHOT

CHF 10 000.–

ging vorderhand davon aus, dass Servettes Performance 2013/2014 in erster Linie von «Swiss Power», konkret dem Duo Romy/Hollenstein, abhängen wird (SLAPSHOT Ausgabe 1). Dann holte er Center Matt Lombardi, einen grossen Namen aus der NHL, den wir aber in jüngster Vergangenheit wegen mehreren Gehirnerschütterungen und anderen Verletzungen vornehmlich auf Scratches-Listen suchen mussten. Einige Tage später verpflichtete ­McSorley Flügel Kaspars Daugavins, einen 25-jährigen Letten mit NHL-­ Erfahrung, aber wenig Renomme. Man wusste nicht recht, woran man ist. Spätestens seit Servettes Spengler-CupTriumph in der Altjahreswoche wissen es alle. Daugavins und Lombardi haben sich an diesem Turnier zum heissesten Duo der Liga aufgewärmt. Zusammen mit Flügel Alexandre Picard bilden sie neben dem Lions-Sturm Wick/ Cunti/Nilsson die beste Linie der NL A. Die im Vergleich vielleicht etwas fehlende Genialität machen sie mit Wasserverdrängung wett. «Es ist schon sehr cool, dass ich gleich in der ersten Saison Topskorer der Liga geworden bin», sagt der 32-Jährige und lacht. «Aber sorry für das

Alle Resultate des GENÈVE-SERVETTE HC ? TELETEXTSeite Seite241 241


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Matt Lombardi


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Matt Lombardi Matt Lombardi Persönlich: 18.03.1982, 180 cm, 88 kg Stürmer, schiesst links

K ­ lischee – ohne meine Sturmpartner wäre das nicht möglich gewesen. Das ist einfach so.»

Dicke Krankenakte Wir erreichen ihn an einem freien Nachmittag vor den Playoffs. Er sitze in einem Park, zuvor sei er kurz mit seinen beiden kleinen Töchtern beim Arzt gewesen. «Nicht wegen ihnen, wegen mir», meint er, als wir wissen wollen, ob denn alles in Ordnung sei. Eine Verletzung? «Nein, nein. Ich musste nur einen kleinen Rat einholen.» Matt Lombardi versteht, dass die Journalisten angesichts seiner dicken Krankenakte, zuletzt musste er sich im Frühjahr die linke Schulter operieren lassen, schnell einmal etwas Schlimmes vermuten. Nur, bis auf die Spiele, die ihm Chris McSorley zu Saisonbeginn Zeit zum Aufbau gegeben hatte, war er immer dabei. «Ich hatte schon lange nicht mehr so viel Spass am Eishockey wie in dieser Saison», sagt er, ehe er kurz unterbricht. Im Hintergrund hört man seine Töchter rufen. «Sorry, sie verbrennen gerade ein bisschen überschüssige Energie, während ich noch ein wenig für die Playoffs tanke», entschuldigt er sich, als er wieder zurück ist. «Wissen Sie, meine Familie liebt dieses Leben hier.» Wohlwahr, Lombardi geniesst sein zweites Hockeyleben in vollen Zügen. Die Schweiz hatte er bereits 2009, als Mitglied des kanadischen WMSilberteams, während zwei Wochen kennen und schätzen gelernt, danach reiste er mit der Familie direkt für zwei weitere Wochen nach Italien in die Ferien. Die Entscheidung, die er im letzten Spätsommer für Genf und gegen andere Angebote, auch aus der KHL, getroffen hatte, beruhte u.a. auf diesen Erlebnissen. «Die Lebensqualität

ist für mich als Familienvater der wichtigste Faktor. Ich stamme aus Montréal, meine Frau ist Franko-Kanadierin, beide Töchter sprechen französisch – Genf ist perfekt, zumal es auch mit diesem Klub passt.» Was ihn auf dem Eis erwartete, war Lombardi dagegen weniger klar. Um die Fortschritte des Schweizer Eishockeys auf internationaler Ebene hatte er zwar gewusst, doch die Stärkeverhältnisse der Liga waren ihm unbekannt. Die ersten Partien waren denn auch eine augenöffnende Erfahrung. «Die Liga ist enorm ausgeglichen, das Niveau mit nur zwölf Teams sehr hoch. Man kann ganz schnell auch gegen den Letzten verlieren.» Trotzdem habe er gegenüber Nordamerika auch im Beruf ein wenig mehr Lebensqualität gewonnen: «Das Spiel ist zwar schnell und solid, aber es ist sicherlich weniger physisch. Das an sich beugt noch keinen Verletzungen vor, aber in Kombination mit nur 50 Quali-Spielen ist das Risiko ein wenig geringer.»

Spengler Cup als Wendepunkt Tatsächlich hat die Transformation vom nordamerikanischen auf den europäischen Stil auch bei ihm seine Zeit gebraucht. Lombardi ist mit dem Team gewachsen, der fehlenden Konstanz in der ersten Saisonhälfte war auch seine Leistung un-

2011/2012: NHL, Toronto Maple Leafs 62 Spiele 8 T. 10 As. 18 Pt. 10 PIM 2012/2013: NHL, Phoenix Coyotes 21 Spiele 4 T. 4 As. 8 Pt. 4 PIM 2012/2013: NHL, Anaheim Ducks 7 Spiele 0 T. 0 As. 0 Pt. 4 PIM 2013/2014: NL A, Genève-Servette HC 46 Spiele 20 T. 30 As. 50 Pt. 54 PIM

Stand Ende Regular Saison 05.03.2014

terworfen. Der Spengler Cup war da ein Segen. «Wir hatten am 23. Dezember noch zuhause gegen die Lakers verloren», blickt er zurück. «In der Garderobe haben wir daraufhin beschlossen, dass wir jetzt mit dem Spengler Cup den ersten Titel in dieser Saison gewinnen.» Dieses Turnier sollte zum Wendepunkt der Saison werden. Servette gewann aus den 15 Spielen im neuen Jahr deren 11, nach der Olympiapause sogar alle vier. In dieser finalen Phase lief Matt Lombardi zur Hochform auf. Mit sagenhaften 12 Punkten in vier Spielen überholte er auf den letzten Metern sogar noch ZSC-Stürmer Roman Wick, der die Topskorer-Wertung eine gefühlte Ewigkeit angeführt hatte. Es drängt sich also die freche Frage auf, ob skoren in der Schweiz so einfach ist. «Glauben Sie mir, das ist es definitiv nicht», sagt Lombardi und lacht. Der Puck sei zum Schluss halt immer wieder zugunsten seines Teams gesprungen. Sowieso soll dieser kleine Titel nur ein Zwischenerfolg auf dem Weg zum grossen sein. Wenn nicht jetzt, dann doch bitte aber in den nächsten zwei Jahren. So lange wird Lombardi nämlich nach seiner Vertragsverlängel rung mindestens noch in Genf auflaufen.

Der Terminator von Genf Philippe Bozon ist im französischen Hockey eine Legende. Er war der erste in Frankreich ausgebildete Spieler, der in der NHL spielte (1992– 1994 St. Louis Blues), er vertrat sein Land an 12 Weltmeisterschaften und vier Olympia-Turnieren, er gewann zwei Titel mit Mannheim und ist seit 2008 Mitglied der IIHF Hall of Fame. Vor allem aber war er der Spieler, der als Teamleader mit Genf 2001/2002 in die NLA aufstieg und zentral mithalf, den Klub dort zu etablieren. 2002/2003 wurde er mit 38 Punkten (19 Tore) zum ersten PostFinance Top Scorer Genfs, was nur einer von vielen Meilensteinen war, die der Stürmer in seiner tollen Karriere setzte. Legendär, wie Servettes Materialwart im Dokumentarfilm «Les règles du jeu» von ihm schwärmte: «Er ist ein echter Krieger, ein Terminator.» Nach seinem Rücktritt 2006 versuchte sich der heute 47-Jährige als Trainer, coachte die Genfer Elite-Junioren und später l erfolglos den HC Lugano und den HC Sierre. (mmu)

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Die Leichtigkei Gut war ZSC-Flügel Roman Wick schon in Kloten. In dieser Saison ist er mit den ZSC Lions zum ersten Mal richtig überragend gewesen. Text: Matthias Müller Fotos: Pius Koller

Am Anfang stand eine Absage: Noch am Donnerstag, vor den letzten zwei Quali-Spielen wies Roman Wick den Wunsch von SLAPSHOT zurück, ein Gespräch über seine Saison als PostFinance Top Scorer der ZSC Lions zu führen. Zu diesem Zeitpunkt war er zudem Liga-Topskorer und die Hockey-Schweiz in froher Erwartung, nach Damien Brunner (2012) den zweiten Schweizer Torschützenkönig seit Guido ­Lindemann 1982 zu feiern. «Sorry, aber wenn ich jetzt darüber rede, bringt das Unglück – das ist schlechtes Karma», sagte der 28-Jährige. Rückblickend ist das einer dieser Fälle, in denen Intuition Spekulation ausstach: Vier Tage später, vor dem letzten Spiel gegen den SCB, lag nämlich ein gewisser Matt Lombardi, der nach der OlympiaPause neun Punkte zurückgelegen hatte, plötzlich einen Zähler vor ihm. Und weil der Kanadier gegen die Lakers noch zwei Assists schrieb, während Wick mit nur einer Vorlage und einer Knieverletzung ausfiel, ging das Rennen definitv an den Servettien. Nur interessiert uns jetzt natürlich: Wie hat der ­Flügel selber den Foto-Finish wahrgenommen? Was sagt er über seinen Kontrahenten? Roman Wick

entgleitet zuerst ein Schimpfwort, um gleich in Gelächter auszubrechen: «Ja, ja, dieser Lombardi. Der ist halt schon ein Super-Stürmer. Er hat diesen Titel unbedingt gewollt, mächtig Gas gegeben und ihn sich verdient. Ich meine, elf Punkte in den letzten drei Spielen... Was willst du denn da machen?»

Das Gegenstück zu den Kanadiern Am Tag der PostFinance Top Scorer-Ehrung fällt es ihm sichtlich leicht, darüber zu lachen. Mit seinem legeren Stil – die Haare luftig zerzaust, das Hemd nicht im Hosenbund – steht er hier quasi als Gegenentwurf zu den Kanadiern, denen an solchen Ehrungen massgeschneiderte Anzüge und adrett frisierte Haare heilig sind. Roman Wick drückt dagegen mit seiner Erscheinung, gewollt oder ungewollt, sein Mindset auf dem Eis aus: Selbstvertrauen und die darausfolgende Lockerheit des Seins. Sie hat ihn weit getragen. Zwar nicht zum Torschützenkönig, aber immerhin zum Quali-MVP. Das fanden zumindest alle NL A-Trainer und Captains in der jährlichen Umfrage des «Tages-Anzeiger» und der «Tribune de Genève». Und während wir noch mit ihm darüber parlieren, wird auf der Lions-Geschäftsstelle gerade eine Pressemitteilung aufgesetzt, in der feierlich die vorzeitige Verlängerung seines 2015

Ewiges Talent wird Top Scorer Der Kanadier Christian Matte gehörte zu der Kategorie von Spielern, die ihr riesiges Talent nie ausschöpfen konnten. Als Junior hatte der Flügel mit dem präzisen Handgelenkschuss höchste Vorschusslorbeeren erhalten, in der NHL vermochte er sich indessen nie durchzusetzen. Seine Tore schoss er fast ausschliesslich in den Farmteams. Der Wechsel in die Schweiz – 2002 heuerte er bei den ZSC Lions an – sollte seine Karriere noch einmal neu befeuern, was anfänglich auch tatsächlich gelang. In der Qualifiktion 2002/2003 erzielte er 47 Punkte (22 Tore). Damit wurde der damals erst 27-Jährige zum ­ersten PostFinance Top Scorer der ZSC Lions. Danach ging es allerdings schnell bergab. Bei den Lions fiel er durch die Maschen, und als er Anfang Saison nach Ambrì augeliehen wurde, verletzte er sich im Training so schwer an der Schulter, dass er seine Karriere beenden musste. Heute arbeitet der 39-Jährige als Sicherheitsbeauftragter an einer Highschool in Gatineau (Québec). (mmu) l

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Der Star dieser Saison: Roman Wick macht nicht nur auf dem Eis, sondern auch vor der TV-Kamera einen guten Eindruck.


Roman Wick

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Roman Wick auslaufenden Kontrakts bis 2018 verkündet wird. Wick strahlt übers ganze Gesicht, als wir ihn mit dem Mail konfrontieren: «Es gefällt mir sehr. Ich freue mich auf drei weitere Jahre in Zürich.» Offfensichtlich scheint für den Klotener, der seinen Stammklub 2012 unfreiwillig verliess, an seiner Arbeitsstätte schlicht alles zu stimmen. Schon in der letzten Saison hatte er von Marc Crawford eine zentrale Rolle erhalten, nun ist er – nicht nur der 48 Punkte wegen – zum wichtigsten Einzelspieler im dominantesten Team der Qualifikation avanciert. Dass es sich die ZSC Lions phasenweise leisten konnten, mit nur einem ausländischen Stürmer zu spielen, hat sehr viel mit ihm zu tun. Der gute Wick, der an WM- und Olympia-Turnieren gespielt und mit Binghamton 2011 den AHL-Titel errungen hatte, ist im Hallenstadion noch einmal besser geworden. Er sagt: «Der Wechsel von Kloten nach Zürich hat mir sehr gut getan.» Dasselbe gilt sicherlich auch für die Lions, die wohl froh sind, dass die einzigen zwei Wochen, in denen Wick die Erwartungen nicht erfüllte, diejenigen mit der Nati in Sotschi ­waren. NHL-Begehrlichkeiten dürfte es also trotz überragender Saison keine geben. Falls doch, das betont Wick, würde er nicht noch einmal in der AHL spielen. «Momentan zählt nur Zürich», schiebt er nach. l Wenn alles normal läuft bis 2018.

Roman Wick Persönlich: 30.12.1985, 187 cm, 94 kg Stürmer, schiesst links 2011/2012: NL A, Kloten Flyers 34 Spiele 11 T. 10 As. 21 Pt. 2012/2013: NL A, ZSC Lions 42 Spiele 15 T. 22 As. 37 Pt. 2013/2014: NL A, ZSC Lions 48 Spiele 23 T. 25 As. 48 Pt.

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«Elf Punkte in den letzten drei Spielen... Was willst du denn da machen?» Auch Roman Wick wurde von Matt Lombardis Schlussoffensive überrascht

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Peter Mueller Persönlich: 14.04.1988, 188 cm, 95 kg Stürmer, schiesst rechts 2011/2012: NHL, Colorado Avalanche 32 Spiele 7 T. 9 As. 16 Pt. 8 PIM 2012/2013: NHL, Florida Panthers 43 Spiele 8 T. 9 As. 17 Pt. 18 PIM 2013/2014: NL A, Kloten Flyers 49 Spiele 24 T. 22 As. 46 Pt. 12 PIM

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8302 Kloten: Peter Mueller hat die Flughafenstadt bereichert.


Peter Mueller

Einer für alle Die Kloten Flyers haben mit dem US-Amerikaner Peter Mueller endlich einen neuen Topskorer gefunden. Der Flügel bereichert nicht nur seinen Klub, sondern die ganze Liga. Die Frage lautet nur: Wie lange noch? Text: Foto:

Matthias Müller Pius Koller

12.30 Uhr, das Morgentraining der Kloten Flyers ist beendet, ein Spieler nach dem anderen verlässt die Garderobe. «Pünktlich wie ein Uhrwerk», begrüsst uns Scout Pascal Müller in den Katakomben und drückt uns den gelben Topskorer-Helm in die Hand. «Peter sollte gleich da sein. Bitte achtet darauf, dass er den Helm danach nach Hause nimmt.» ­Tatsächlich kommen zuerst andere. Michael Liniger schlendert vorbei, hinter ihm Tommi Santala. «Hoi zäme», grüsst der erste freundlich, «Hoi zäme» sagt letzterer mit ernster Miene. Dann erspäht er den gelben Helm. Und nur für einen klitzekleinen ­Moment beschleicht uns das Gefühl, dass wir ein Lächeln auf den Lippen des Finnen erkannt haben. Richtig ist: Tommi Santala ist für einmal nicht Topskorer der Kloten Flyers geworden. Vier Mal in Serie hat er zuvor diesen Titel geholt, den er ja so eigentlich gar nie wollte. Das ganze Drumherum, die ­Fragen der Journalisten, die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit – all das war für ihn mehr Pflicht als Vergnügen. Deshalb, vielleicht, dieses Lächeln. Sein Nachfolger scheint in dieser Hinsicht weit weniger scheu zu sein. «Ich hätte nie gedacht, dass ich eines Tages mit einem Helm spiele, der mit

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Flammen verziert ist», sagt Peter Mueller und lacht, während er vor dem 8302-Graffiti (die Postleitzahl Klotens) in der Bahnhofsunterführung vor der Kamera posiert.

Eine Bereicherung für alle Der US-Amerikaner ist fürwahr eine Bereicherung für alle. Für die Liga, die einen Star dazugewonnen hat. Für die Flyers, die endlich wieder einen echten Skorer in ihren Reihen haben. Für die Fans, die Tore sehen wollen. Für die Journalisten, denen er mit seinen grossflächigen Tattoos und seiner offenen Art Stoff bietet. Für seinen Vorgänger Tommi Santala, dessen Vorlagen er mit seinem tollen Hand­ gelenkschuss in Tore ummünzt und dessen Linie er zusammen mit Matthias Bieber ideal komplettiert. Ja, dieser erste Sturm harmonierte gar dermassen konstant, dass er Klotens Offensive phasenweise fast alleine tragen konnte. «Es hilft, wenn man von Beginn weg die gleichen Linienpartner hat», sagt Mueller. Santala, «mit weichen Händen, Grösse und toller Übersicht», und Bieber, «der schnellste Spieler im Team», hätten es ihm leicht gemacht zu reüssieren. Mit seinem Zug aufs Tor, seiner stupenden Technik und seinen ebenso zahlreichen wie schnellen Abschlüssen hat er selbst allerdings

Der tschechische Reto von Arx Der erste PostFinance Top Scorer der Kloten Flyers hiess nicht, wie man gemeinhin vermutet hätte, Kimmo Rintanen, sondern Jaroslav Hlinka. Der damals 27-jährige tschechische Center buchte 2002/2003, in seiner ersten Saison fern seines Jugendvereins Sparta Prag, 48 Punkte (18 Tore) in 41 Quali-Spielen. 2003/2004 liess er 42 Punkte folgen, danach wechselte er zum russischen Klub Kasan, um 2005/2006 noch einmal für die Flyers aufzulaufen. Weitere Stationen waren die Colorado Avalanche (2007/ 2008), Linköping und Plzen. Allerdings kehrte der achtfache WM-Fahrer (Weltmeister 2001, Silber 2006) immer wieder zu Sparta Prag zurück. Ein wenig mahnt Hlinka an Reto von Arx – nur in einer besseren Version: Mit 37 spielt er noch immer für seinen Stammklub und ist in allen Bereichen eminent wichtig. In dieser Regular l Season erzielte er für Sparta nicht weniger als 62 (!) Punkte. (mmu)

das Flyers-System elementar ergänzt. Umgekehrt scheint es, als würde das europäische Laufhockey sehr gut zu seinem Stil passen. Nur – so einfach, wie es ausgesehen hatte, sei es für ihn nicht gewesen. Gut 10 bis 15 Spiele habe er gebraucht, bis er sich vom nordamerikanischen Stil des «Stop and Go» gelöst und auf das europäische «Gleiten» umgestellt hatte. «Wenn du hier nicht ständig in Bewegung bist, dann kommst du in dieser Liga nicht ins Spiel», weiss der 25-jährige Ex-NHL-Crack.

Von Heimweh kann keine Rede sein Neben dem Eis sieht es freilich anders aus. Vom ersten Tag an hat er die Welt wissen lassen, wie toll es sei, hier zu sein, wie er das Lächeln einfach nicht aus dem Gesicht bringe. Als im Oktober seine Frau und sein bald einjähriger Sohn nachkamen, war das Glück perfekt. Von Heimweh kann keine Rede sein, stattdessen bereist er an freien Tagen die Schweiz und das nahe Ausland. Im Gegensatz zum Gros seiner nordamerikanischen Berufskollegen in der NL A nutzte er denn die Olympia-Pause auch nicht für Heimurlaub auf der anderen Seite des Atlantiks. «Wieso auch?», fragt er ungläubig. «Es gibt hier doch noch so viel zu sehen.» Da drängt sich die Frage auf: Holt hier einer etwas vor? Immerhin macht Mueller ja kein Geheimnis daraus, dass sein Ziel nach wie vor die Rückkehr in die NHL ist. Er hofft auf ein Aufgebot zur WM im Mai und glaubt, dass er sich mit seinen Leistungen am Deutschland-Cup empfehlen konnte. Allerdings ist es bekanntlich sehr schwierig, als Nordamerikaner in der NL A den Sprung zurück zu schaffen. «Es ist nicht einfach, die Chancen einzuschätzen. Aber dadurch, dass ich hier spielen kann, halte ich sie immerhin intakt», meint er. Was wenn sich im Sommer keine Tür auftut? «Dann wäre der Verbleib sicherlich eine Option», sagt Mueller und tut das, was er seit dem ersten Tag in l Kloten immer tut. Er lächelt.

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Das Interview

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BENJAMIN PLÜSS HC FRIBOURG-GOTTÉRON

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// STÜRMER

S #13 BENJAMIN PLÜS -03-03

POSITION:

STÜRMER SEASON 2008-09 2009-10 2010-11 2011-12 2012-13

TEAM Gottéron Gottéron Gottéron Gottéron Gottéron

1979

GEBURTSTAG: kg GEWICHT: 85 GRÖSSE: 176 cm LEAGUE NLA NLA NLA NLA NLA

GP 29 43 50 48 50

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League Clubs sind Eigentumoder t Swiss Ice Hockey National sowie die Logos der Zustimmung nicht abgedruck National League Logos und dürfen ohne vorherige schriftliche mer: PCAS. Alle Swiss Ice Hockey Clubs n. Exklusiver Lizenzneh Federation bzw. ihrer Ice Hockey Federatio n: ONEIROI GmbH der Swiss Ice Hockey Lizenzprodukt der Swiss GmbH Bildagentur. Produktio © 2013, Offizielles nd. Fotos: City-Press reproduziert werden. en. Hergestellt in Deutschla Alle Rechte vorbehalt

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Benjamin Plüss

ch war 21 und hatte nichts» Gottérons Captain und Topskorer Benjamin Plüss (35) spricht unter anderem über Geld und den Geist von Gottéron, setzt sich kritisch mit dem Profihockey auseinander und sagt, warum er sich mit seinem Bruder Martin nur selten über Hockey unterhält. Text: Klaus Zaugg Fotos: Pius Koller

Wer ist nun eigentlich der wahre, der grosse Plüss? Sie oder Ihr Bruder Martin? Das ist keine gute Frage Aber eine berechtigte Frage. Auch Sie sind Topskorer und Captain Ihres Teams. Wie Martin beim SC Bern. Sie können Martin und mich so wenig ­vergleichen wie Äpfel und Birnen…­ …das stimmt so nicht: Sie betreiben beide die gleiche Sportart in der gleichen Liga und spielen im jeweiligen Team eine vergleichbare Rolle. Meinetwegen vergleichen Sie halt grüne mit roten Äpfeln. Ich kann die Frage ja schon verstehen. Aber Martin und ich sind wirklich zwei verschiedene Persönlichkeiten, und unsere Karrieren sind ganz unterschiedlich verlaufen. Für Martin war früh klar, dass er

Hockeyprofi wird, und er hat konsequent diese Karriere angestrebt. Ich wusste hingegen noch mit 20 nicht, ob ich überhaupt je in der höchsten Liga spielen würde und dachte nicht einmal an eine Profikarriere. Sie sehen also, dass ein Vergleich eigentlich nicht möglich ist. Sie telefonieren also nicht vor jedem Spiel gegen den SCB mit Ihrem Bruder? Nein. Wir haben beide eine Familie und sehen uns nicht oft. Wenn wir uns unterhalten, ist Eishockey fast nie ein Thema. Wir wissen ja, was im Spiel

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Das Interview

passiert ist. Und als Bern die Playoffs verpasste, habe ich ihn nicht angerufen. Was hätte ich ihm denn sagen sollen? Er wusste selber, was Sache war. Ausführlich unterhalten wir uns eigentlich nur dann über Eishockey, wenn wir beide in die Nationalmannschaft aufgeboten werden. Mit 20 spielten Sie noch in der ersten Liga bei Winterthur. Wie kam das? Ich hatte bei einem Autounfall die Kniescheibe gebrochen. In Winterthur begann ich wieder zu spielen. Mein Onkel wohnt in der Nähe von Lausanne und hat dort dem damaligen Trainer Riccardo Fuhrer gesagt, es gebe da ein Talent in Winterthur. So bin ich im Laufe der Saison nach Lausanne gekommen. Ich war 21 und hatte nichts. Kein Geld und eigentlich gar keine klare Vorstellung vom Leben. Ich ging einfach mal nach Lausanne und sagte mir, dass so ein Welschlandaufenthalt nicht schaden kann und dachte dabei vage daran, anschliessend in Winterthur eine Ausbildung zum Elektroingenieur zu machen. Und dann sind Sie Hockeyprofi geworden. Ja, wir sind mit Lausanne in die NLA aufgestiegen. Anschliessend wechselte ich nach Langnau, und als dort Jim Koleff Trainer und Sportchef wurde, sagte er mir nach der Saisonvorbereitung, ich solle mir keine Sorgen machen. Er werde zwar meinen Vertrag respektieren, aber mich nicht mehr einsetzen. Roland von Mentlen war damals Sport-

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chef in Fribourg und kannte mich, weil er in Kloten mein Juniorentrainer gewesen war. Er gab mir eine Chance und einen Vertrag. Wenn ich mich richtig erinnere, begannen Sie im dritten oder vierten Sturm… …ja, neben Bernhard Schümperli. Und jetzt spielen Sie als Captain und Topskorer im ersten Sturm. Wenn ich so zurückblicke und daran denke, was Gottéron damals war und was es heute ist, dann ist es tatsächlich eine erstaunliche Entwicklung.

«Nur wenn es um Gottéron geht, gibt es keine Differenzen. Da gehen alle gemeinsam durch dick und dünn.» Benjamin Plüss über die integrative Wirkung des HC Fribourg-Gottéron

Sie sind sozusagen mit Fribourg-Gottéron gross geworden. Ja, das ist so. Sie waren eben zum richtigen Zeitpunkt am richtigen Ort. Auch das Gastspiel in Langnau hatte seinen Sinn. Dort haben Sie Ihre Frau kennen gelernt.

Ja, ich hatte Glück. Aber gestehen Sie mir auch zu, dass ich dazu in der Lage war, diese Chancen zu nutzen. Man muss bereit sein, wenn das Glück anklopft. Was ist eigentlich die Besonderheit von Fribourg-Gottéron? Die Zweisprachigkeit. Die Welschen und die Deutschschweizer mögen sich nicht. Das gibt es so in keiner anderen Hockeystadt. Konflikt zwischen Welsch und Deutsch? Das ist nicht Ihr Ernst. Das ist doch bloss Legenden­ bildung. Doch, doch es ist so. Die gegenseitige Abneigung ist unter den Jungen zwar etwas kleiner und die Bereitschaft, Deutsch zu sprechen, ist grösser als noch bei der Generation von Gil Montandon. Aber es gibt da einfach immer noch eine unüberbrückbare Differenz. Es ist nicht ein Konflikt, der offen ausgetragen wird. Aber du spürst es. Nur wenn es um Gottéron geht, dann gibt es diese Differenzen nicht. Da gehen alle gemeinsam durch dick und dünn. Das macht diese Mannschaft einmalig.


Benjamin Plüss Gottéron, also ein Hockeyteam, sozusagen als Schmelztiegel der Kulturen? Und das gibt dann den berühmten «heiligen Zorn», der die Spieler über sich hinaus wachsen lässt? Ja, so können wir es sagen. Freiburger haben auch etwas gemeinsam mit den Emmentalern. Sie sind erst einmal zurückhaltend, lehnen etwas ab und müssen überzeugt werden. Der gelbe Helm des Topskorers schützt dich beispielsweise hier in Fribourg nicht vor Pfiffen aus dem Publikum. Hier lassen sich die Zuschauer nicht blenden. Nur wenn sie auch vom Charakter eines Spielers überzeugt sind, wenn sie spüren, dass einer für diese Mannschaft lebt und kämpft, wird er akzeptiert. Hat es wirklich Pfiffe für einen gelben Helm gegeben? Ja, das war bei Peter Sarno der Fall. Die Zuschauer mochten ihn einfach nicht. Obwohl er sehr talentiert war und spektakulär spielte (der Kanadier spielte 2006/2007 26 Partien für Gottéron und buchte 23 Skorerpunkte – die Red.). Dann ist der Erfolgsdruck bei Gottéron ganz besonders gross. Ja und nein. Die Erwartungen sind zwar sehr hoch. Aber Niederlagen werden akzeptiert, wenn die Zuschauer das Gefühl haben, dass wir alles getan haben, um ein Spiel zu gewinnen. Verstecken können Sie sich in Fribourg allerdings nicht so wie in anderen Städten. Nein. Man wird fast überall erkannt. Aber die Menschen sind freundlich und begegnen uns auch dann mit grossem Respekt, wenn wir verloren ­haben. Verändert der gelbe Helm des Topskorers etwas bei einem Spieler? Nein, ich habe mich daran gewöhnt. Hoppla, das ist eine selbstsichere Aussage. Der gelbe Helm des Topskorers als Gewonnheit. Verstehen Sie mich nicht falsch. Ich habe früher gedacht, es wäre doch ­ toll, diesen Helm tra-

Der Gaul, der ein Rennpferd war Dieser Gaul war ein offensives Rennpferd. Mike Gaul wurde 2003 Gottérons erster PostFinance Top Scorer (35 Punkte, 6 Tore), in der Saison zuvor war er zudem der produktivste Verteidiger der Liga gewesen (40 Punkte) und hatte beim Spengler Cup im All-Star-Team gestanden. Er verlagerte das Spektakel vors gegnerische Tor und ersparte sich so viel defensive Arbeit, die er gar nicht liebte. Ein läuferisch und technisch exzellentes, mit hoher Spielintelligenz, ja, einer Prise Genie gesegnetes Kufentier. Wenn Gaul galoppierte, gewann Gottéron. Wenn er lahmte, verlor Gottéron. Das mag zeigen, welch dominanten Einfluss er auf das Spiel hatte. Einsatzzeiten bis zu 40 Minuten pro Partie waren die Regel. Und weil er lieber spektakelte als verteidigte, passte er perfekt zu Gottéron. Sein riskanter Schmetterlingsstil stand ihm allerdings vor der grossen NHL-Karriere (nur drei NHL-Partien). Mike Gaul spielte zwei Saisons für Gottéron und wechselte dann nach Ambrì. Im Laufe dieser Saison musste er aber seine Karriere bereits im Alter von 30 Jahren wegen einer Gehirnerschütterung beenden. Er hat dank eines abgeschlossenen Studiums an der Saint LawrenceUniversität p­ roblemlos im Berufsleben Fuss gefasst. Mike Gaul ist heute Besitzer einer erfolgreichen, international tätigen Beratungsfirma (Gaulco Consoulting Inc.) in Montréal. (kza) l gen zu dürfen. Aber wenn du ihn einmal trägst, dann merkst du sehr schnell, dass dir dafür nichts geschenkt wird. Du musst genauso deine Leistung bringen. Also gewöhnt man sich recht schnell daran. Auch an die Captain-Rolle? Ja, auch. Das «C» auf dem Dress ist zwar sehr schön. Aber es sollte nicht überschätzt werden. Wie sind Sie bei Gottéron Captain den? Eine gute Frage. Das hat sich im Laufe einfach so ergeben, und weil Sandy ­verletzungsbedingt ausgefallen ist, bin Captain geworden.

geworder Zeit Jeannin ich halt

So wie man im Militär irgendwann automatisch Oberleutnant wird, so sind Sie Captain geworden? Ja, ja, ungefähr so. Sie haben neben Ihrer Profikarriere eine Ausbildung zum Fachmann für Finanz- und Rechnungswesen mit eidgenössischem Fachaus-

Benjamin Plüss Persönlich: 03.03.1979, 176 cm, 85 kg Stürmer, schiesst links 2011/2012: NL A, Fribourg-Gottéron 48 Spiele 15 T. 27 As. 42 Pt. 20 PIM 2012/2013: NL A, Fribourg-Gottéron 50 Spiele 16 T. 15 As. 31 Pt. 18 PIM 2013/2014: NL A, Fribourg-Gottéron 49 Spiele 21 T. 17 As. 38 Pt. 40 PIM Stand Ende Regular Saison 05.03.2014

weis gemacht. Wenn Sie als Captain, Topskorer und Nationalspieler noch Zeit für eine so anspruchsvolle Ausbildung haben, dann frage ich mich als Laie: Sind Hockey­ profis bei uns möglicherweise etwas unterbeschäftigt? Dazu sage ich nichts. Das ist keine gute Antwort. Wenn wir die so stehen lassen, dann wird das als Zustimmung zu meiner Behauptung interpretiert. Sagen wir es so: Im Profihockey gibt es viel brachliegende Zeit. Wie meinen Sie das? So wie ich es sage: Als Hockeyprofi hast du viel brachliegende Zeit zwischen Fixterminen. Beispielweise zwischen zwei Trainings. Du hast viel freie Zeit und bist doch nicht frei. Du kannst nicht mal spontan drei oder vier Tage wegfahren. Die Termine, die der Klub setzt, sind ohne Wenn und Aber einzuhalten. Es kommt darauf an, diese freie Zeit zwischen den Terminen sinnvoll zu nutzen. Nicht einfach ein bisschen schlafen oder jassen. Das liegt in der Eigenverantwortung. Was hat Sie zu Ihrer Ausbildung motiviert? Ich will nie von Sportchefs abhängig sein. Ich will nicht, dass ich irgend einmal die Vertragsbedingungen akzeptieren muss, die mir diktiert werden, nur damit ich noch spielen darf, und dass man mir am Ende noch sagt, ich müsse nun halt in der NL B aushelfen. Ich will unabhängig sein und selber bestimmen können, wann ich meine Karriere beende. Der Übergang ins Berufsleben ist nicht einfach. Meine Ausbildung erleichtert mir diesen Übergang. Um später einmal in der Privatwirtschaft

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Benjamin Plüss gleich viel Geld verdienen zu können wie als Spieler, ist der Aufwand gut und gerne zehnmal höher. Das wird oft vergessen. Zehnmal höher? Ja. Als Spieler kann ich sehr viel Geld verdienen. Aber wenn ich nach meiner Spielerkarriere irgendwo in einer Firma auch 300 000 oder 400 000 Franken verdienen will, dann wird der Aufwand, um ein solches Einkommen zu erzielen, zehnmal höher sein als zuvor als Spieler. Viele vergessen das.

Das dürfte bei Ihnen kaum der Fall sein. Ja, das war nur Spass. Obwohl man ja nie weiss... Sie wohnen in Tafers. Haben Sie hier eine neue Heimat gefunden? Was ist Heimat? Ein Ort, an dem man sich wohl fühlt und ­gerne lebt. Eine gute Definition. Wenn Sie es so formulieren, ist Tafers Heimat geworden. Wir haben hier ein Haus gebaut und fühlen uns sehr wohl. Ich habe hier auch eine Arbeitsstelle in einem Buchhaltungsbüro.

Bedauern Sie es, dass Sie nie eine internationale Karriere gemacht haben wie Ihr Bruder? Nein. Es ist ohnehin nicht meine Art zu denken, was hätte sein können, und bis in die Nationalmannschaft habe ich es ja gebracht. Als ich mit 21 in der 1. Liga in Winterthur spielte, da waren viele gleichaltrige Spieler schon Nationalspieler und bestritten WM-Turniere. Mit 34 habe ich 2012 in Helsinki meine erste WM gespielt. Das bedeutet, dass ich in dieser Zeit den Rückstand auf die Besten meiner Generation aufgeholt habe. Das ist doch auch nicht so schlecht. l

Wenn wir schon beim Geld sind: Sie haben eine stürmische Entwicklung des Eishockeys miterlebt. Wie viel verdienten sie damals in der NLB in Lausanne? Rund 15 000 Franken. Im Monat? Nein, nein, während der ganzen Saison. Und dann in Langnau? Was denken Sie? Das war vor 12 Jahren. Nun, ich denke, so 60 000 Franken pro Saison werden es schon gewesen sein. Eine gute Schätzung. Und wie viel verdienen Sie jetzt bei Gottéron? Ich bin zufrieden. Sagen wir es so: Bei jedem ­neuen Vertrag, den ich in meiner Karriere bisher unterschrieben habe, habe ich ein bisschen mehr verdient. Ihr Vertrag läuft noch bis 2016. Werden Sie Ihre Karriere bei Gottéron beenden? Ja, davon gehe ich aus. Falls ich nicht gegen ­meinen Willen transferiert werde.

Benjamin Plüss Geboren: 3. März 1979 | Grösse: 176 cm | Gewicht: 85 kg | Zivilstand: verheiratet mit Yvonne, Tochter Elina (7) | Beruf: Eishockeyprofi und Fachmann für Finanz- und Rechnungswesen mit eidg. Fachausweis | Karriere: Bis 1999 EHC Kloten, 2000/2001 Winterthur (1. Liga) und Lausanne (NLB) – 2001 bis 2003: SCL Tigers – seit 2003 Fribourg-Gottéron – 557 Qualifikationsspiele NL A (163 Tore/178 Assists) – 104 Playoffpartien NL A (32 Tore/32 Assists) – 35 Qualifikationspartien NLB (16 Tore/13 Assists) – 16 Playoffpartien NLB (10 Tore/6 Assists) – 39 Länderspiele (2 Tore/11 Assists) – WM 2012 in Helsinki (7 Spiele/1 Assist) – Spengler Cup 2012 – Bruder von Martin Plüss (SC Bern)

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Der Meister der Kontrolle Vieles genügte nicht beim tief gefallenen Meister SC Bern: Die Ausländer beispielsweise, und mit ihnen beinahe der gesamte Kader. Die löbliche Ausnahme bildet Captain und Topskorer Martin Plüss. Text: Nicola Berger Fotos: Pius Koller

Am 50. und letzten Spieltag der Qualifikation unterlag der SC Bern in Zürich mit 2:5, die Nieder­ lage besiegelte das Undenkbare: Als erster Meister in der Geschichte verpasste der SCB die Playoffs. Das Berner Scheitern löste vielerorts Schadenfreude aus, und im Hallenstadion war das nicht anders. Ein ZSC-Anhänger versuchte unmittelbar nach Spielschluss Martin Plüss (wird im April 37 Jahre alt) zu provozieren, aber der Berner Captain reagierte cool – und lächelte nur. Diese Episode sagt viel aus über Plüss, er ist ein Meister der Kontrolle. Das merkt rasch, wer sich mit ihm austauscht. Er ist kein Mann der grossen Worte, umschifft verbale Kontroversen gekonnt – und hält seit jeher den Deckel über seinem Privatleben. Und man realisiert das auch, wenn man ihn auf dem Eis beobachtet. Plüss ist der vielleicht verlässlichste Zwei-Weg-Center im Land, und ­natürlich hat es seine Gründe, dass jeder Trainer ins Schwärmen gerät, wenn er auf Plüss ange-

sprochen wird. Guy Boucher, der dritte SCBCoach der Saison 2013/2014, ist da keine Ausnahme. Er sagt: «Plüss ist ein extrem zuverlässiger Spieler. Wenn er auf dem Eis steht, muss ich mir keine Sorgen machen.»

Trotz dosiertem Risiko produktiv Der Begriff «zuverlässig» beschreibt Plüss ganz gut. Weil Eishockey nie perfekt sein kann, geht es ja darum, möglichst weniger Fehler zu machen als der Gegner. Wer Plüss in den eigenen Reihen weiss, hat die Vorteile auf seiner Seite. Er nimmt in der Vorwärtsbewegung nie mehr Risiken als nötig – und ist doch produktiv. In der abgelaufenen Spielzeit kam der Zürcher in 45 Spielen auf 14 Tore und 22 Assists. Auf so viele Punkte war er seit 2011 nie mehr gekommen, auch nicht in seiner MVP-Saison von 2012/2013. Das ist kein Zufall: Plüss wurde in Bern forciert, gezwungener­ massen, weil andere ihr Rendement nicht erreichten (Gardner) oder angeschlagen waren (Ritchie). Es ist keine Selbstverständlichkeit, dass Plüss trotz fortgeschrittenem Alter kompetitiv bleibt –

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CHF 7200.–


Martin Plüss

MARTIN PLÜS S #28

POSITION:

STÜRMER SEASON

TEAM

2008-09 Bern 2009-10 Bern 2010-11 Bern 2011-12 Bern 2012-13 Bern

GEBURTSTAG: 1977-04-05 GRÖSSE: 174 cm GEWICHT: 84 kg

LEAGUE NLA NLA NLA NLA NLA

GP

G

38 45 47 49 50

21 15 22 11 18

A PTS PIM

22 43 27 42 16 38 18 29 16 34

SEASON 2 013-2014

MARTIN PLÜSS SC BERN // STÜRMER

#28

Alle Swiss Ice Hockey National League Logos sowie die Logos der der Swiss Ice Hockey Swiss Ice Hockey National Federation bzw. ihrer Clubs und dürfen ohne reproduziert werden. League Clubs sind Eigentum vorherige schriftlich © 2013, Offizielles e Zustimmung nicht Lizenzpro Alle Rechte vorbehalt abgedruckt oder en. Hergestellt in Deutschla dukt der Swiss Ice Hockey Federatio n. Exklusiver nd. Fotos: City-Press GmbH Bildagentur. Produktio Lizenznehmer: PCAS. n: ONEIROI GmbH

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Martin Plüss sein während vielen Jahren kongenialer Kompagnon Ivo Rüthemann (37) musste das heuer schmerzlich erfahren; er fiel ausser Rang und Traktanden. Der noch bis 2015 an den SCB gebundene Plüss dagegen scheint sich standhaft zu weigern, den Alterungsprozess anzunehmen. Er ist ihm gelungen, den Speed – eine der wichtigsten Komponente seines Spiels – zu konservieren. Nach seinem Rezept gefragt, sagt er lapidar: «Ich will mein Spiel nicht umstellen, da kann ich nicht langsamer werden.» So einfach ist das also bei Plüss, eine simple Willenssache. Und zu einem gewissen Teil stimmt das ja auch. Denn es gibt wenig Spieler, die so viel in ihren Körper investieren wie Plüss, der schon beinahe asketische Züge aufweist. Das Sommertraining absolviert er jeweils autonom, zugeschnitten auf seine eigenen Bedürfnisse. Er sagt: «Der Aufwand ist gross. Aber erstens bin ich Profi. Und zweitens macht mir mein Beruf noch immer grossen Spass. Wäre das nicht so, müsste ich aufhören, dann würde es sich für mich nicht mehr lohnen.»

Er veränderte das Gesicht des SCB Im Herbst 2002 tätigte der SC Bern einen Transfer, der das Gesicht des Klubs nachhaltig verändern sollte. Mit Christian Dubé holte man den Ligatop­ skorer vom HC Lugano. Der damals 25-Jährige galt als der beste Spieler auf Schweizer Eis und kürte sich 2002/2003 sogleich mit 51 Punkten (15 Tore) zum ersten PostFinance Top Scorer des SCB. Dieser Erfolg (den er 2007/2008, 2008/2009 und 2010/2011 wiederholte) war ein Vorgeschmack auf Grösseres: In der darauffolgenden Saison führte Dubé das Team zum Meistertitel. Nach einem weiteren Titel 2010 wechselte er 2011 nach Fribourg. Heute ist Dubé der einzige Topskorer l der Saison 2002/2003, der noch in der NL A aktiv ist. (mmu) Trotz, die Red.) wollte mich zwar unbedingt, aber ich verspürte keinen Drang, nach Übersee zu wechseln. Zudem wollte ich nicht einfach aufgeben, was ich in Schweden hatte.» Plüss spielt damit auf seine vier Jahre bei den Frölunda Indians an, es war eine Epoche, von welcher er bis heute schwärmt – und zehrt. Noch immer kann er sich auf Schwedisch fliessend unterhalten.

Keine Reue über NHL-Absage Diese Arbeitseinstellung hätte Plüss 2007 beinahe bis in die NHL getragen. Es gibt in der NHL eigentlich nur ein Team mit dem Flair für wertvolle, aber unspektakuläre Allrounder wie Plüss: die Nashville Predators. Die Philosophie der Organisation aus Tennessee ist es ja, in der Offensive auf eindimensionale Skorer zu verzichten; der Star ist das Kollektiv. Man kann sich vorstellen, dass Plüss in diesem Umfeld prosperiert hätte. Bereut er, den Schritt nicht gewagt zu haben? Er verneint und sagt: «Der Trainer (Barry

Plüss hat in seiner Karriere viel erlebt; auf die Ereignisse dieses Frühlings mit dem schwarzen Abend in Zürich hätte er verzichten können. Bei der Erklärung der Berner Baisse tut er sich schwer, er sagt bloss: «Manchmal wollten wir zu viel. Wenn ich die Reaktionen sehe, könnte man meinen, wir würden uns nicht bemühen. Aber keiner verliert gerne, uns fehlte wegen den vielen Verletzungen in der Abwehr schlicht die Sicherheit. Es war kein schönes Jahr.» Sich selbst kann Plüss dabei wenig vorwerfen. Als Captain ging er voran und brachte die Leistung konstant. Nach den Enttäuschungen mit dem SCB und der Nationalmannschaft bei Olympia mag das ein schwacher Trost sein, aber die WM vom Mai ­bietet Plüss die Chance, die Saison zumindest ­persönlich zu retten. Egal, was das Turnier in Minsk bringt: Sicher ist, dass Martin Plüss sich nicht aus der Reserve wird l locken lassen. Kontrolle bleibt Trumpf.

Martin Plüss Persönlich: 05.04.1977, 174 cm, 84 kg Stürmer, schiesst links 2011/2012: NL A, SC Bern 49 Spiele 11 T. 18 As. 2012/2013: NL A, SC Bern 50 Spiele 18 T. 16 As. 2013/2014: NL A, SC Bern 45 Spiele 14 T. 22 As.

29 Pt.

28 PIM

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Stand Ende Regular Saison 05.03.2014

In einem schwachen SCB-Team war Topskorer Martin Plüss eine löbliche Ausnahme.

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Reto Suri

Demut vor dem Fall Punktgleich mit Rob Schremp, aber mehr Tore: Reto Suri (24) ist doch noch EVZ-Topskorer geworden. Nun verzichtet er vorerst auf einen Transfer in die NHL. Text: Klaus Zaugg Foto: Pius Koller

Seit der Silber-WM in Stockholm steht Reto Suri auf der Wunschliste von Tampa. Mit allerlei Versprechen hat General Manager Steve Yzerman den jungen Flügelstürmer gelockt. Im Juni 2013 unterschrieb Reto Suri tatsächlich. Der Vertrag entsprach aber nicht den NHL-Reglementen und musste wieder aufgelöst werden. Im Februar 2014 unterschrieb Zugs Topskorer den neu ausgearbeiteten Kontrakt nicht und sagte Tampa definitiv ab. Das «Nein» Suris ist auch mit seiner Vertragskonstellation zu erklären: Der EVZ war nach

Seele, Motor und das Gewissen Chris Tancill kam im Sommer 1999 nach einer Saison bei Kloten zum EV Zug und ist als einer der besten Ausländer in die Vereinsgeschichte eingegangen. Zugs erster PostFinance Top Scorer (2002/2003 44 Punkte) war als hart arbeitender, leidenschaftlicher Leitwolf die Seele, der Motor und das Gewissen der Mannschaft. In vier der fünf Saisons produzierte der kräftige Mittelstürmer (178 cm/84 kg) mehr als 40 Skorerpunkte und er war in der Saison 1999/2000 mit 25 Treffern bester Torschütze der NLA. Der US-Amerikaner hat seine Spielerkarriere im Frühjahr 2004 beim EVZ beendet und arbeitet seither in seiner Heimat erfolgreich als F­ inanzberater. (kza) l

monatelangen Verhandlungen zwar bereit, Reto Suri eine NHL-Ausstiegsklausel in den Vertrag zu schreiben, diktierte aber die finanziellen Konditionen. Wäre Reto Suri während der nächsten Saison nach Zug zurückgekehrt, hätte er für die Hälfte seines aktuellen Salärs spielen müssen. Das Risiko wollte Reto Suri nicht eingehen. Denn inzwischen zweifelt er an seiner NHL-Tauglichkeit. Er sagt: «Die Olympischen Spiele haben mir meine Grenzen aufgezeigt, ich bin für die NHL noch nicht bereit.» In Sotschi hatte Suri in lediglich drei Einsätzen einen Assist produziert. Von seiner WM-Bilanz (10 Spiele/8 Punkte) war er weit entfernt.

36 Punkten so produktiv wie noch nie. Er hat seine bisherige Bestmarke von 30 Punkten ­ (2010/2011 mit den Lakers) klar übertroffen. Dass die Chancenauswertung aber letztlich ungenügend war, weiss er selber. «Das ist ein Punkt, den ich sicher verbessern muss», sagt er. Wenn ihm das gelingt, könnte der NHL-Traum vielleicht doch noch wahr werden. Er sagt: «Die NHL bleibt l für mich ein Thema.»

«Nur» 36 Punkte Seine Analyse ist ehrlich und selbstkritisch – und sie deckt sich mit der Ansicht eines NHL-Scouts, der über Reto Suri sagt: «Er ist noch nicht gut genug. Wenn er in der NHL als Skorer bestehen will, muss er schneller und kräftiger werden.» Und produktiver werden. Die Statistik spricht ihm die NHL-Tauglichkeit ab: Bloss 36 Punkte (12 Tore/24 Assists) in 48 Spielen. Zuletzt reichten 36 Punkte 1990/1991, um Zugs Topskorer zu werden. D ­ onald «Red» Laurence brauchte damals allerdings nur 28 Partien, um auf diese 36 Punkte (22 Tore und 14 Assists) zu kommen. Im Verhältnis zur gewährten Eiszeit (bis zu 20 Minuten pro ­Partie) war Reto Suri zu wenig produktiv, und in 48 Spielen gelang ihm bloss ein einziger Treffer im Powerplay. Der inzwischen geschasste Trainer Doug Shedden sagt: «Das ist einfach nicht gut genug. Er hat praktisch jedes Powerplay gespielt. Er ist von seinem Spiel weggekommen. Reto ist dann am besten, wenn er hart und geradlinig spielt. Seit der WM von Stockholm hat er das zu selten getan. Er suchte den Zweikampf nicht mehr und wollte nur noch Skorer sein.» Doug Sheddens Kritik ist nicht unberechtigt, aber hart. Immerhin war Reto Suri diese Saison mit

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Reto Suri Persönlich: 25.03.1989, 182 cm, 83 kg Stürmer, schiesst links 2011/2012: NL A, Lakers 50 Spiele 11 T. 12 As. 23 Pt. 59 PIM 2012/2013: NL A, EV Zug 46 Spiele 14 T. 11 As. 25 Pt. 34 PIM 2013/2014: NL A, EV Zug 48 Spiele 12 T. 24 As. 36 Pt. 28 PIM

Stand Ende Regular Saison 05.03.2014

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Ahren Spylo

Der grosse Rückkehrer Wegen eines Kreuzbandrisses hat Ahren Spylo fast die gesamte Saison 2012/2013 verpasst. Umso beeindruckender ist das Comeback des grossgewachsenen Flügels. Der Kanadier ist nicht nur Topskorer des EHC Biel, sondern auch einer der produktivsten Spieler der Liga. Text: Matthias Müller Foto: Pius Koller

Wie nahe Himmel und Hölle beeinander liegen können, hat Ahren Spylo im Oktober 2012 schmerzhaft erfahren müssen. Im neunten Spiel riss er sich das Kreuzband. Das niederschmetternde Fazit: ­Saisonende. «Ich hatte im Sommer sehr gut trainiert, hatte eine gute Vorbereitung, einen guten Start. Ja, sogar dieses schicksalshafte Spiel gegen Davos war gut. Wir gewannen, ich hatte vor dem Unfall noch ein Tor geschossen und einen Assist gegeben», blickt der Kanadier zurück. Was folgte, waren Monate des Hinterfragens, der Regenera­ tion, der Hoffnung. Und es sagt einiges über den Kanadier aus, dass er sie nicht in Nordamerika, sondern in Biel verbrachte. Diese, wie er sagt, «körperlich wie auch mental sehr schwierige Zeit», wollte er an seinem Arbeitsort verbringen. Er ­erklärt: «Ich habe hier einen guten Arzt und einen guten Physiotherapeuten. Ich fühle mich hier sehr wohl. Ausserdem wollte ich mit der richtigen ­Einstellung an die Situation herangehen. Nicht im Ferien-, sondern im Arbeitsmodus.»

Wie sich in dieser Qualifikation gezeigt hat, hat Spylo die richtige Wahl getroffen. In einer Bieler Mannschaft, die meist unglücklich kämpfte und nur wenig Tore schoss, war der grossgewachsene Flügel in der Offensive eine Konstante. 38 Punkte (16 Tore) stehen in seiner Bilanz – in seiner fünften Saison in der Schweiz hat er seinen Bestwert von 2011 egalisiert. Auch wenn er mit seinen Teamkollegen n­ atürlich die Playoffs erreichen wollte, war das für ihn persönlich eine gute Saison. «Es war enorm hart für mich. Deshalb bin ich stolz, dass ich mich so gut zurückkämpfen konnte», sagt er.

CHF 7 600.– Ahren Spylo Persönlich: 06.12.1983, 191 cm, 102 kg Stürmer, schiesst links 2011/2012: NL A, EHC Biel 45 Spiele 15 T. 15 As. 30 Pt. 43 PIM 2012/2013: NL A, EHC Biel 9 Spiele 4 T. 2 As. 6 Pt. 20 PIM 2013/2014: NL A, EHC Biel 47 Spiele 16 T. 22 As. 38 Pt. 30 PIM

Stand Ende Regular Saison 05.03.2014

Der Grund dafür sagt viel über Spylos Persönlichkeit aus. Er sagt: «Biel hat letzte Saison meinen Vertrag verlängert, als ich verletzt am Boden lag. Es wäre respektlos gewesen, den Klub nun bei der erstbesten Gelegenheit zu verlassen. So bin ich nicht. Das hätte ich niemals tun können.» Wir sagen: Respekt. l

Ein Mann mit Prinzipien Um den Wert Spylos weiss mittlerweile die ganze Liga. Der Spieler mit dem besten Handgelenkschuss in der NL A (den er sich im Alter zwischen 14 und 18 ganz gezielt erarbeitet hat), wäre eigentlich auf dem Transfermarkt eine heiss begehrte Ware. Doch überraschenderweise verlängerte der 30-Jährige bereits im November seinen Vertrag bei den wenig finanzstarken Seeländern um zwei Jahre.

Der italo-kanadische B-Ausländer Als einziger aktueller NL A-Klub spielte der EHC Biel bei der Einführung des PostFinance Top Scorer-Konzepts 2002/2003 in der NLB. Mit dem ItaloKanadier Ryan Savoia gewann damals ein typischer B-Ausländer das interne Top­skorer-Rennen (61 Punkte, 32 Tore). Den Center, der neben unzähligen Minor-League-Spielen auch drei Partien für Pittsburgh in der NHL absolvierte (1998/ 1999), zog es danach noch nach Stockholm, Langnau, Mailand (2005 und 2006 italienischer Meister) und Cortina, wo er 2008 die Schlittschuhe an den Nagel hängte. Heute arbeitet der mittlerweile 40-Jährige als Kundenbetreuer für die kana­dische Marketingfirma Cotton Candy. (mmu) l

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0.– 60 F7 CH Die Schweiz war Alexandre Girouxs Traumdestination, und tatsächlich ist der Kanadier hier richtig glücklich geworden. So glücklich, dass er Ambrì in die Playoffs schoss. Text: Matthias Müller Foto: Pius Koller

Seit dem 25. Februar ist der Mythos Ambrì um ein Kapitel reicher. Mit dem 2:1-Sieg nach Verlängerung gegen die ZSC Lions hat der Klub aus dem Leven­ tinertal zum ersten Mal nach acht (!) Jahren, zwei Ligaqualifikationen und ständigen Existenzängsten wieder die Playoffs erreicht. Vorbereitet wurde das entscheidende «Playoff»-Tor mustergültig vom ­kanadischen Stürmer Alexandre Giroux. Einem, der all die schlimmen Jahre nicht miterlebt hat. Ja, viel-

Gänsehaut leicht brauchte es in der Valascia einen wie ihn. ­Einen, dem nicht ganz bewusst ist – nicht ganz ­bewusst sein kann –, was Playoffs hier bedeuten. Bei den Verhandlungen im Sommer habe ihm Serge Pelletier gesagt, dass er ein Team habe, das um die Playoffs spiele. Später vernahm er, dass Ambrì seit 2006 die Playoffs nicht mehr geschafft hat. «Als ich in der Vorbereitung zum ersten Mal mit meinen ­Mitspielern auf dem Eis stand und unser Potenzial sah, dachte ich mir: Was war denn da vorher los?», blickt er zurück.

Mit Hilfe der Vauclairs Er selber hatte seine eigene Vorgeschichte mitgebracht. In der AHL hatte er zwar grosse kollektive (Calder Cup 2009 und 2010) und individuelle (Quali-TopSkorer und Liga-MVP 2009, Playoff-Topskorer 2010) Erfolge gefeiert, doch den Durchbruch in der NHL hat er nie geschafft. Über Riga und einen Kurzaufenthalt in Kloten hat er den Weg zu seiner «Wunschdestination» Schweiz, genauer gesagt nach Ambrì, in die Nähe seines besten Freundes ­Julien Vauclair, gefunden. Den Lugano-Verteidiger kennt er seit gemeinsamen AHL-Saisons in Bing­ hamton, im Sommer verbringen sie seit Jahren regelmässig Zeit miteinander. «Ich war vorher schon oft hier zu Besuch, doch dass die Vauclairs uns bei der Ankunft so gut helfen konnten, hat es noch einfacher gemacht», sagt der 32-Jährige, der am 2. Januar Vater einer Tochter geworden ist. «Vauclair stand auf der Liste der Götti-Kandidaten, ist es aber nicht geworden», scherzt Giroux, um ein wenig

Des Reisenden erfolgreiche Rast in Ambrì Aufgewachsen hinter dem eisernen Vorhang, war der slowakische Stürmer Robert Petrovicky 1992 ausgezogen, um die Welt zu erobern. Richtig sesshaft ist er aber lange nicht geworden. Neun Saisons lang pendelte er zwischen diversen NHL- und Farmteams, ehe er 2001 zu Ambrì kam. Obwohl er nur zwei Saisons bei den Leventinern spielte, hat er hier bleibenden Eindruck hinterlassen – beide Male wurde er interner Topskorer, 2003 durfte er den Klub bei der ersten «PostFinance Top Scorer»-Ehrung vertreten (35 Punkte, 15 Tore). Danach zog es den Center in Richtung Langnau, später spielte er drei Jahre bei den ZSC Lions, bevor er wieder auf Reisen ging und für diverse Klubs in Tschechien, in der Slowakei und in der KHL spielte. Der mittlerweile 40-Jährige ist ein Evergreen: Aktuell läuft er bei ­seinem Stammklub Dukla Trencin in der Slowakei auf. (mmu) l

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ernster anzufügen: «Wir lieben es hier einfach. Ich möchte nach der Saison später heim und im Sommer früher wiederkommen.» Am Vertrag, so viel steht fest, sollte es nicht scheitern. Der wurde nämlich bereits im Januar um zwei Jahre verlängert. Dass das Glück ihm nicht nur privat hold ist, hat dagegen weniger mit der Umgebung, denn mit seinen Arbeitskollegen zu tun. «Es ist einfach, in einem ‹Winning-Team› zu spielen», sagt er. Er spüre und geniesse das Vertrauen, das Trainer Pelle-


Alexandre Giroux

t in der Kälte tier ihm gibt. Dafür revanchiert er sich mit reichlich Toren, in der Qualifikation waren es deren 20. Die Skeptiker, die ihn läuferisch als zu wenig schnell für die NL A sahen, konnte er damit zum Verstummen bringen. «Ich bin vielleicht nicht der eleganteste Läufer, aber ich bin nicht langsam», sagt der Flügel. In Kombination mit seinen Skorerqualitäten und seinem Spielinstinkt kommt er auch in der Schweiz zu seinen Toren, das hat er jetzt beweisen können.

Nur zu gerne tut er dies für einen Klub mit einer solch reichen Kultur. Die leidenschaftlichen Fans, die Stimmung in der kalten Valascia – das beeindruckt ihn. «Das ist nicht wie an manchen Orten in Nordamerika – das ist echt». Als seine Eltern zum ersten Mal zu Besuch kamen, hatte er ihnen vor dem Match zwei Dinge auf den Weg gegeben: «Seht zu, dass ihr euch sehr warm anzieht und hört genau hin, wenn die Fans nach dem Sieg ‹La Montanara› singen. Spätestens dann werdet ihr Gänsehaut kriegen.» l

Alexandre Giroux Persönlich: 16.06.1981, 188 cm, 90 kg Stürmer, schiesst links 2011/2012: NHL, Columbus Blue Jackets 9 Spiele 1 T. 0 As. 1 Pt. 8 PIM 2011/2012: AHL, Springfield Falcons 65 Spiele 28 T. 26 As. 54 Pt. 62 PIM 2012/2013: KHL, Dinamo Riga 47 Spiele 16 T. 5 As. 21 Pt. 41 PIM 2012/2013: NL A, Kloten Flyers 4 Spiele 3 T. 2 As. 5 Pt. 25 PIM 2013/2014: NL A, Ambrì-Piotta 46 Spiele 20 T. 18 As. 38 Pt. 64 PIM

Stand Ende Regular Saison 05.03.2014



#10 Alexandre Giroux


#88 Peter Mueller




Sotschi – ein Zwischenhalt auf dem langen Weg nach ganz oben Wir sollten eigentlich in der Sportberichterstattung keine Zusammenhänge mit Katastrophen herstellen. Aber der Untergang der Titanic ist so sehr ein Mythos geworden und hat die Vorlage für unzählige Bücher, Romane und Filme geliefert, dass wir eine Ausnahme machen dürfen. In Sotschi ist die Titanic unseres ­Hockeys, die nominell beste und teuerste Nationalmannschaft aller Zeiten untergegangen. So wie die Ingenieure, die einst die Titanic gebaut hatten, sehr wohl wussten, dass dieses Schiff sinken konnte, so war auch in der Hockeyszene eigentlich allen klar, ­ dass ein Scheitern der Schweizer in Sotschi nicht ausgeschlossen werden konnte. Aber im Publikum waren die Erwartungen nach dem Silber-Wunder von Stockholm hoch. Und so wie die Titanic einst das Symbol für den Triumph der Technik war, so stand vor Sotschi unser Nationalteam für die neue, goldene Zeit unseres Hockeys. Als der Untergang der Titanic Geschichte war, alle Prozesse geführt, alle Analysen abgeschlossen waren, da blieb die Erkenntnis: Es gibt keinen Sündenbock. Es war die Verkettung verschiedener Umstände, die letztlich zum Untergang geführt hatte. Und genau so ist es mit dem Scheitern der Schweizer in Sotschi: Es gibt nach dem Untergang unserer Hockey-Titanic kein Einzelversagen. Keinen Sündenbock. Und so, wie die White Star Line, die Besitzerin der Titantic, einen Nachfolger für Captain Edward John Smith suchen musste (er war mit der Titanic untergegangen), so braucht die Schweiz nach dem Untergang der Hockey-Titanic einen Nachfolger für Nationaltrainer Sean Simpson. Er verlängert bekanntlich seinen auslaufenden Vertrag nicht.

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Aber lassen wir jetzt den trivialen Vergleich mit der Titanic. Wenden wir uns wieder der unpathetischen Sportanalyse zu. Ist mit Sotschi ein schöner Traum zu Ende gegangen? Ist das WM-Silber entwertet? Sind wir wieder Mittelmass? Nein. Die Enttäuschung über das Scheitern im Achtelfinale trübt den Blick auf das, was gut war. Auch in Sotschi haben wir zweimal (0:1 gegen Schweden, 1:0 gegen Tschechien) auf Weltklasseniveau gespielt. So wie es von einem WMFinalisten erwartet wird. Was war anders als in Stockholm? Wir waren bei der WM in keinem Spiel klarer Favorit, und vor dem Turnier hatte niemand etwas erwartet. Die WM war ein aufregendes Abenteuer, das im Laufe des Turniers eine Eigendynamik entwickelte und als Märchen endete. Wir waren als Aussenseiter zum WM- Abenteuer nach Stockholm geflogen. So wie einst Kolumbus mit einer Nussschale losgesegelt war. Und die Teilnehmer unserer WM-Expedition kehrten als silberne Helden heim. So ruhmreich wie Kolumbus als Ent­decker Amerikas. Sotschi war kein Abenteuer. Vor und während des Olympischen Turniers mussten wir zum ersten Mal mit der Belastung leben lernen, zu den Grossen zu gehören. In jedem Spiel ist ein Sieg erwartet worden. Wir dampften also als stolze, silberne Hockey-Titanic nach Sotschi. Selbst die Kanadier stuften uns als mögliche Olympiasieger ein. Aussenseiter

Lettland war der Eisberg, der unser Schiff versenkte. Die Letten haben uns mit totalem Defensivhockey so zermürbt, genauso wie wir jahrelang die nominell besseren Gegner immer wieder zur Verzweiflung gebracht hatten. Wir haben nun zum ersten Mal erfahren, welche Bürde es ist, Weltklasse zu sein. Zu den Grossen zu gehören. An diesem Druck ist die Mannschaft letztlich zerbrochen. Die Defensive funktionierte. In der Defensive wird gearbeitet. Defensiv sind wir Weltklasse, und wir haben in der NHL Torhüter und Verteidiger mit Star-Status. Aber ganz oben ist die Luft für unsere Offensive nach wie vor zu dünn. Wir haben in der NHL noch keine Stürmer mit StarStatus. Wir haben in der Nationalmannschaft nach wie vor keine offensiven «Gamebreaker». Erst wenn wir auch NHL-Offensivspieler der oberen Hubraumklasse haben, werden wir ganz oben etabliert sein.

Der Autor und die Rubrik : Klaus Zaugg (57) war zwölf Jahre lang Chefreporter bei «Blick» und «SonntagsBlick». Er arbeitet heute als freier Publizist für in- und ausländische Medien und gilt in Fachkreisen zu Recht als

der wohl einflussreichste Eishockey­journalist der Schweiz. Im Fachmagazin «Schweizer Journalist» wurde er überdies zum Sportjournalist des Jahres 2013 gewählt.

Nun sind wir zu gut für die Aussenseiterrolle bei Titelturnieren. Aber wir sind noch nicht gut genug, um sichere Medaillenanwärter zu sein. Nach oben gibt es, wenn alles stimmt, inzwischen fast keine Grenzen mehr. Wie in Stockholm. Aber nach unten eben auch nicht, wenn nur ein paar Details nicht passen. Wie zuletzt in Sotschi. Entscheidend ist in den nächsten Jahren, dass nach einer Enttäuschung nicht gleich der Weltuntergang ausgerufen und alles in Frage gestellt wird. Unser Eis­ hockey funktioniert. Wir haben inzwischen eine der besten Ligen ausserhalb der NHL, vielleicht sogar die Beste. Wir haben gelernt, aus einem Minimum ein Maximum herauszu­ holen. Sotschi war kein Rückschlag. Sondern ein Zwischenhalt auf dem langen Weg nach ganz oben. l

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Persรถnlich

Familie Stra


Brett McLean

ahlemann

Lange hat Brett McLean im Schatten anderer gestanden. In dieser Saison ist der 35-jährige Kanadier beim HC Lugano zum Star avanciert. SLAPSHOT hat ihn und seine Familie in der Sonnenstube der Schweiz besucht.

CH F8 80 0.–


Persönlich Text: Matthias Müller Fotos: Pius Koller, Photopress

Collina d'Oro bedeutet ins Deutsche übersetzt Goldhügel. Als wir durch durch die engen Strassen, zwischen Wohnhäusern, Villen und Schulen der Gemeinde im Südwesten Luganos fahren, spüren wir weshalb. Es ist ein später Nachmittag an einem sonnig-warmen Tag mitten im Februar, die Szenerie glänzt goldgelblich. Am Ziel, dem Haus McLean, angekommen, geleiten uns die Gast­geber sofort auf den Balkon. Wir blicken um uns und sehen See, Berge, Palmen. Unter uns liegt die Gemeinde Paradiso. «It's nice, isn't it?», sagt Brett McLean und strahlt übers ganze Gesicht. Der 35-Jährige hat mit Sicherheit das breiteste ­Lachen in der ganzen Liga. Vielleicht liegt das in den Genen – als der Kanadier noch beim SCB spielte, wurde er deswegen einmal sogar auf den Titel des Klubmagazins gehievt –, vielleicht aber auch an der Situation: Er selber ist zum ersten Mal in der Schweiz Topskorer ­geworden, der HC Lugano spielt zum ersten Mal seit Jahren wieder richtig gutes und erfolgreiches Eishockey. Zudem hat es sich seine Familie in der Sonnenstube der Schweiz bequem eingerichtet. Deshalb strahlen auch seine Frau Brenna und die sechsjährige Tochter Darian. Oder sind es doch die Gene? «Nein, ich bin halt einfach ein glück­ licher Typ», sagt der Hausherr.

«Das Beste, was uns passieren konnte» «Wir waren in Rockford, Brett hatte keinen Call-Up von den Chicago Blackhawks gekriegt, unser Sohn Nixon war zum Saison­ start auf die Welt gekommen. Dann kam er plötzlich und meinte, Lugano wolle ihn unter Vertrag nehmen. Ich habe gedacht, er wolle mich veräppeln», blickt Brenna McLean zurück. Sie lacht wieder. «Ausgerechnet Lugano! Wir ­waren in Chicago, Denver, Florida, Bern – wir können uns ja wirklich nicht beklagen. Aber ­Lugano? Das ist wohl so ziemlich das Beste, was uns passieren konnte!» «Für uns ist es fantastisch», pflichtet ihr Mann ihr bei. Die Familie lebt in einem zweistöckigen fünfeinhalb-Zimmer-Haus mit grosszügigem Garten, der Wohnzimmerboden ist übersät mit Spielzeug. In der Ecke bastelt Sohn Nixon mit seiner Bohrmaschinen-Attrappe, Tochter Darian macht sich

Alle Resultate des HC LUGANO ? TELETEXTSeite Seite241 241

für die Gymnastiklektion bereit, Brenna organisiert. Man sieht, dass hier nicht nur gewohnt, sondern auch gelebt wird. Dank dem Wandtattoo, unter dem es Brett sich im roten Sitzsack bequem macht (siehe Bild links), sind diese Grundsätze für alle gut ersichtlich festgeschrieben. Selbstverständlich geniessen die McLeans auch das Leben ausserhalb ihrer vier Wände. Die Nähe zu Italien, die wunderschöne Region um den Luganersee – all diese Vorzüge schätzt die Familie. Nachdem in den Jahren in Bern viele Reisen – Mailand, Paris, Barcelona, London – angestanden waren, ist sie momentan dabei, sich niederzulassen. Tochter Darian besucht die erste Klasse an einer nahegelegenen amerikanischen Schule und spricht – im Gegensatz zu ihren Eltern – bereits fliessend italienisch. Ja, in der Umgebung hat das Paar auch Freunde ausserhalb des Hockey gefunden – die Eltern ihres Babysitters. «Erst im letzten Sommer haben sie uns in Kanada besucht», sagt Brett. Seine Ehefrau strahlt wieder. Die beiden,


Brett McLean die seit dem Sommer 2006 verheiratet sind, sich aber schon seit ihrer Jugend kennen, haben miteinander schon viel erlebt und gesehen. Nun kön-

«Brett sagte mir, Lugano wolle ihn unter Vertrag nehmen. Ich dachte, er wolle mich veräppeln.» Brenna McLeans Reaktion auf die Anfrage aus dem Tessin

nen sie sich gut vorstellen, hier zu bleiben. «Ich würde mir das sogar wünschen», sagt Brett, natürlich sehr wohl im Wissen, wie schnell es im Eishockey-Business gehen kann.

Larry Huras sei Dank Den wichtigsten Umbruch im Klub hat McLean vorerst schon mal gut überstanden. Im Januar 2012 holte ihn Larry Huras aus Rockford. Der Lar-

ry Huras, der ihn drei Jahre zuvor schon beim SC Bern verpflichtetet hatte. Gemeinsam wurden die beiden in der PostFinance-Arena Meister, McLean hatte die Rolle eines defensiv orientierten Zweiwegcenters, für das Spektakel zeichneten sich andere verantwortlich. Was viele übersahen, war, dass in Huras klar strukturiertem System (das diesem übrigens in der Regular Season 2011/2012 auf Grund «unspektakulärer Spielweise» den Kopf kosten sollte) McLeans Part eine immens wichtige Bedeutung zukam. Der auslaufende Vertrag wurde in Bern zwar nicht verlängert, McLean unterschrieb stattdessen einen Zweiwegkontrakt bei den Chicago Blackhawks. Doch als Huras Ende Oktober 2011 praktisch fliegend zu Lugano wechselte und dort seine Philosophie zu implementieren versuchte, kam er sehr schnell auf diese Qualitäten zu-

rück. Brett McLean sollte fortan wieder die stabilisierende Rolle aus Berner Zeiten einnehmen. «Ich bin Larry enorm dankbar für alles», sagt er. «Unter ihm habe ich einen Titel gewonnen, er hat mir eine ganz bestimmte Aufgabe ­anvertraut, die er unbedingt erfüllt sehen wollte. Ich habe gerne für ihn gespielt.» Dass McLean sein Standing im Team auch unter dem neuen Trainer Patrick Fischer halten, ja sogar noch verbessern konnte, hat viel mit seiner Anpassungsfähigkeit zu tun. Im schnelleren System des Jungcoaches hat er nämlich eine andere Aufgabe gefasst. Er ist nicht mehr im sog. «Dog­ house» (wie es die Amerikaner nennen), in das ihn Huras gesteckt hatte, auch wenn er das natürlich nicht so sagt. Er hat jetzt Freiheiten und ist zum offensiven Leader gereift. Nachdem Glen Metropolit während der Olympia-Pause zum SCB gewechselt ist, liegt er jetzt mit 44 Punkten 17 Zähler vor dem zweitplatzierten Jacob Micflikier – so deutlich führt kein anderer NL A-Spieler die teaminterne Skorerliste an. Und das beim Fünftplatzierten der Regular Season. Er selber sagt: «In Kanada findet man es natürlich amüsant, aber es ist cool, den gelben Helm zu tragen. Er steht für etwas, und man wird als Top-Spieler erkannt. Der wahre Wert hängt aber unter dem Strich immer davon ab, ob dein Team gewinnt oder verliert.»

Offensiver Junior Es ist auf den ersten Blick eine erstaunliche Wandlung, die der Kanadier hier durchlaufen hat. Beim genaueren Hinschauen sieht man aber, dass McLean durchaus Skorerqualitäten hat: Als Junior in Kelowna gelangen ihm einmal 104 Punkte (1996/1997), in der AHL bei Norfolk stattliche 61 (2002/2003). Der Weg in die NHL, den er sich über vier Saisons in den Minor Leagues erkämpfen musste, führte aber über Allrounder-Qualitäten und das Zweiwegspiel. Letztlich brachte er es damit auf eine stattliche Karriere von fünf ganzen Kampagnen mit Chicago (2003/2004), Colorado (2005-2007) und Florida (2007-2009), wobei er drei Mal gar mehr als 35 Punkte erzielte. «Als ich von den

Brett McLean Persönlich: 14.08.1978, 180 cm, 84 kg Stürmer, schiesst links 2011/2012: AHL, Rockford IceHogs 36 Spiele 7 T. 14 As. 21 Pt. 2011/2012: NL A, HC Lugano 10 Spiele 5 T. 1 As. 6 Pt. 2012/2013: NL A, HC Lugano 50 Spiele 13 T. 24 As. 37 Pt. 2013/2014: NL A, HC Lugano 50 Spiele 18 T. 26 As. 44 Pt.

Spielzeug eines Topskorer-Sohns: Der kleine Nixon wirft Brett McLean den gelben «PostFinance Top Scorer»-Helm zu.

20 PIM 4 PIM 44 PIM 52 PIM

Stand Ende Regular Saison 05.03.2014

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Brett McLean Brett McLean Geboren: 14. August 1978 | Grösse: 180 cm | Gewicht: 84 kg | Zivilstand: verheiratet mit Brenna, zwei Kinder (Darian 6, Nixon 2) | Vertrag: bis 2015 | NHL-Draft: 1997, Dallas Stars, 242. Stelle, 9. Runde | Stationen: bis 1999 Kelowna (WHL), 1999 Brandon (WHL), Cincinnati (AHL), 1999-2000 Saint Johns (AHL), Johnstown (ECHL), 2000-2001 Cleveland (IHL), 20012002 Houston (AHL), 2002-2003 Norfolk (AHL), Chicago (NHL), 2003-2004 Chicago (NHL), Norfolk (AHL), 2004-2005 Malmö (SHL), 2005-2007 Colorado (NHL), 2007-2009 Florida (NHL), 2009-2011 SC Bern (NL A), 2011-2012 Rockford (AHL), seit 2012 HC Lugano (NL A) | Statistik: 300 AHL-Spiele (75 T, 115 A), 393 NHL-Spiele (56 T, 107 A), 38 SHL-Spiele (7 T, 6 A), 228 NL A-Spiele (68 T, 105 A) (Stand 5.3.2014) | International: U20-WM 1997/1998 (7 Sp, 1 T, 1 A) | Grösste Erfolge: Schweizer Meister mit dem SC Bern 2010, Spengler-CupSieg mit dem Team Canada 2012.

«Meine defensiven Qualitäten sind wohl auch der Grund dafür, dass ich immer noch erfolgreich spielen kann.» Brett McLean, 35-jähriger Topskorer des HC Lugano

Junioren in die AHL kam, sagten mir die Coaches, dass ich es nur in die NHL schaffe, wenn ich defensiv viel besser werde. Also habe ich daran gearbeitet und mir diese Jahre verdient. Ehrlich gesagt ist das wohl auch der Grund dafür, dass ich immer noch erfolgreich spielen kann», sagt McLean. Mit Ausnahme seiner Zeit bei Colorado, als er auch regelmässig mit Alex Tanguay oder Paul

Stastny stürmte, war er denn auch nie ein Zweit-, geschweige denn ein Erstliniencenter. Es ist also nichts als logisch, dass McLean auf die Frage, was er denn besonders gut könne, mit den Schultern zuckt. Er hat nicht die Hände von Glen Metropolit, nicht den Schuss eines Ahren Spylo, nicht den Speed eines Peter Guggisberg und auch nicht die Übersicht eines Luca Cunti. «Aber ich bin eben auch in all diesen Dingen nicht wirklich schlecht», sagt er. Der junge Trainer Patrick Fischer hat wohl einfach nur eine weitere Qualität im Allrounderset des Routiniers

entdeckt und hervorgekitzelt. «Er versucht Dinge, die andere nicht versuchen. Das hat gut funktioniert», sagt McLean.

Den richtigen Ort gefunden Klar ist, dass er sich mit dieser Regular Season für seinen Klub noch wertvoller gemacht hat. Ein Spieler, der je nach Bedarf «unsung hero» oder Topskorer sein kann, ist schliesslich der Traum jedes Trainers – egal, ob er mit Nachnamen Huras oder Fischer heisst. Das hat man in Lugano erkannt und den auslaufenden Vertrag im November vorzeitig bis im Sommer 2015 verlängert. Optionen wie die KHL oder Schweden seien für ihn schon beim Abgang in Bern nicht wirklich in Frage gekommen. «Ich bin genau dort, wo ich sein möchte. In der Schweiz – und das sogar in Lugano.» Er habe lange genug nach dem richtigen Ort gesucht, um Eishockey zu spielen und sei deshalb «enorm dankbar», dass er im hohen Profi-Alter diesen richtigen Ort für sich und seine Familie gefunden hat. «Das Ziel wäre, dass ich l hier meine Karriere beenden kann.»

Ein Verteidiger wird zum ersten PostFinance Top Scorer der Liga Es ist bis heute einmalig geblieben: In der Saison 2002/2003, quasi in der Stunde Null der PostFinance Top Scorer, wurde mit Luganos Petteri Nummelin zum einzigen Mal ein Verteidiger bester Skorer der Liga. Mit seinen 57 Punkten (18 Tore) hatte er mit sechs Punkten Vorsprung SCB-Center Christian Dubé auf den zweiten Platz verwiesen und zum Schluss auch den Titel des Liga-MVP gewonnen. Dass ausgerechnet ihm dieses Kunststück gelang, ist wenig erstaunlich: Der finnische Evergreen hatte seine Stärken zu 95 Prozent in der Offensive. Ja, Nummelin war spielerisch so gut, dass wir uns zur Behauptung versteigern, dass der Schwager von San JoseKeeper Antti Niemi der beste Verteidiger ist, der je auf Schweizer Eis gespielt hat. Beweise gefällig? In drei Saisons mit Davos (1997-2000) und zehn Saisons mit dem HC Lugano (2001-2006, 2008-2013) buchte er 622 Punkte (187 Tore) in 568 Spielen und gewann zwei Titel mit den Bianconeri (2003, 2006). Das sind für einen Verteidiger fast schon surreale Werte. Dazu spielte Nummelin auch drei Spielzeiten in der NHL (2000-2001 Columbus, 2006-2008 Minnesota), 15 Weltmeisterschaften (Gold 1995, Silber 1999, 2001, 2007, Bronze 2006) und das Olympia-Turnier von Turin 2006 (Silber). Die Leistungen, die er fernab der Heimat vollbrachte, machten ihn zuhause, in einem Land, das mit so vielen Hockey-Stars und Legenden gesegnet ist, zu einem Volkshelden. Und es passt ins Bild, dass er nach seinem Abgang in Lugano vor einem Jahr die Schlittschuhe nicht an den Nagel hängte, sondern als mittlerweile 41-Jähriger heute noch für Lukko Rauma in der SM-liiga stür... – äh, sorry – verteidigt. (mmu) l

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Juha-Pekka Hytönen

Von Kopf bis Fuss Lausanne Lausanne lehrte die Liga mit seinem ultra-defensiven System das Fürchten. Nur logisch also, dass mit Juha-Pekka Hytönen ein defensiv starker Stürmer Topskorer wurde. impliziert vor allem eines: Disziplin. Und so passt es auch perfekt in diese LausanneQuali, dass Center Hytönen, der in seiner Karriere vor allem durch sein einfaches und insbesondere defensiv starkes Spiel aufgefallen war, nun mit 39 Punkten Topskorer geworden ist.

Text: Matthias Müller Foto: Pius Koller

Nicht das System, sondern die Umsetzung zählt Es ist nicht ganz einfach, einen genauen Begriff für das System zu finden, das Lausanne in dieser Regular Season praktiziert hat. Defensiv wäre wohl ein passendes Adjektiv, ultra-defensiv vielleicht das passendere. Juha-Pekka Hytönen mag darüber nicht sinnieren, er nennt lieber das Resultat. «2:1-Spiele hatten wir in dieser Saison viele», sagt der Finne. Er weiss wovon er redet: Um es genau zu nehmen waren es 16 Lausanner Partien, die mit diesem Resultat endeten. Dazu kommen sieben 3:2-, vier 3:1- und vier 1:0-Begegnungen. Egal wie man das System benennen will, diese Aufzählung

Auch wenn er zugibt, dass er das defensive Spiel sehr gern hat, will der 32-Jährige betont haben, dass er ein Zweiwegstürmer ist: «In jungen Jahren habe ich meist die Rolle des Defensiv-Spezialisten eingenommen. Doch das hat sich gewandelt. In den letzten fünf Jahren in Finnland habe ich oft gepunktet. Ausserdem wusste ich, dass man das hier in Lausanne von einem Ausländer auch erwartet.» Tatsächlich hatte Hytönen bei seinem Stammklub JYP, bei dem er einst unter dem heutigen GCK-LionsTrainer Matti Alatalo zum Leader gereift war und mit dem er 2009 und 2012 die Meisterschaft ge-

Juha-Pekka Hytönen Persönlich: 22.05.1981, 178 cm, 84 kg Stürmer, schiesst links 2011/2012: SM-liiga, JYP 57 Spiele 19 T. 22 As. 41 Pt. 44 PIM 2012/2013: KHL, Amur Khabarovsk 52 Spiele 4 T. 26 As. 30 Pt. 26 PIM 2013/2014: NL A, Lausanne HC 49 Spiele 16 T. 23 As. 39 Pt. 8 PIM

Stand Ende Regular Saison 05.03.2014

wann, zuletzt stets zu den besten Skorern gehört. Auch dort habe das Team nach dem Motto «Defense first» agiert. Das sei wohl der Grund, warum es ihm sehr leicht gefallen sei, sich ins Lausanner Spiel einzufügen. In der letzten Spielzeit in Russland, als er im äussersten Osten bei Amur Khabarovsk der langen Flugdistanzen wegen nicht glücklich wurde, sei zwar anders gespielt worden. «Aber letztlich geht es ja nicht um ein besseres oder schlechteres System, sondern nur darum, wie man es umsetzt», so der dreifache WM-Teilnehmer (2009, 2010, 2013) und U18-Weltmeister (1999). System hin oder her: Hytönen ist beim HC Lausanne nach einem schwierigen Jahr in der KHL wieder glücklich geworden. Dank seiner einfachen, konstanten und enorm effizienten Spielweise dürfte diel ses Gefühl auf Gegenseitigkeit beruhen.

Der erste Schweizer Top Scorer Martin Plüss, Ivo Rüthemann, Reto von Arx oder Patrick Fischer: All diese Spieler hatten in der Saison 2002/2003 in ihren Klubs offensive Schlüsselrollen inne. Doch der erste Schweizer NLA-«Top Scorer» war nicht etwa einer dieser NatiStars, sondern Gerd Zenhäusern, Stürmer des damaligen Kellerkinds Lausanne. Der Walliser vermochte die berühmten Namen in Zahlen zwar nicht zu übertrumpfen (32 Punkte, 15 Tore), war aber zum Ende der Regular Season der einzige Schweizer, der einen gelben Helm trug. Dem Klub blieb er bis zum Abstieg 2005 treu, im Frühjahr 2013 führte er ihn als Trainer zurück in die höchste Liga. Heute ist der 41-Jährige Assistenztrainer von Kevin Schläpfer in Biel. (mmu) l

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«Ich bin kei Stadtmensch In Kanada und Finnland suchte Marcus Paulsson zum Karrierebeginn vergeblich das Glück im Ausland. Neun Jahre später scheint er es nun in Davos gefunden zu haben. Text: Kristian Kapp Fotos: Nadja Simmen, swiss-image.ch, Photopress

Die Begegnung mit Pferden war für Marcus Paulsson nicht immer etwas Natürliches. «Ich hatte früher etwas Angst vor diesen Tieren», gesteht der Schwede. Diese Furcht ist heute überwunden und mag rückblickend auch etwas Belustigendes haben, auch für Paulsson selbst. Schliesslich sind Pferde für ihn nach dem Eishockey zum zweiten Standbein geworden. Oder sollen es zumindest werden. «Wir sind dabei, in der Heimat ein kleines Business aufzubauen», sagt Paulsson. «Wir», das sind er und seine Ehefrau Linda. «Alle möglichen Arten» von Pferden finde man auf ihrer Farm, sagt Paulsson: «Zum Reiten, Arbeiten, Therapieren. Für Leute, die Probleme oder auch keine Probleme haben oder

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einfach Leute, die mit ihren eigenen Pferden Zeit verbringen wollen.»

Die kanadische Profi-Mentalität überforderte ihn Sich überwinden zu müssen – Paulsson wurde in seiner Karriere als Eishockeyspieler früh damit konfrontiert. Das erste Mal, als er sich 2002 entschied, seine vertraute, ländliche Umgebung bei seinem Juniorenklub in Mörrum im Süden Schwedens zu verlassen und das Abenteuer in der kanadischen Juniorenliga zu wagen. Er tat dies in der Mitte des kanadischen Nirgendwo in Saskatoon und erlebte eine ihm bis dato unbekannte Welt. «Ich lernte die Sprache und fand viele neue Freunde. Die Kanadier sind sehr gute Leute», sagt Paulsson. Doch wirklich wohl war ihm nicht. Und das lag nicht einmal am berüchtigten Klima: «Wir brachen Rekorde, die Temperatur fiel oft unter minus 40 Grad.» Es war vielmehr das Eishockeyaner-Leben in der WHL. «Ich kam da von meinem kleinen Team in Schweden, wo wir nicht einmal immer professionelle Coaches hatten, oft auch zum Spass spielten.» Die Profi-Mentalität der WHL überforderte den jungen Paulsson: «Ich war sie nicht gewohnt, zu jener Zeit war das alles zu ‹tough› für mich.» Paulsson akzeptierte früh, dass es keine Karriere in Nordamerika geben würde. Die drei Jahre lang gültigen Rechte der New York Islanders, die ihn 2002 gedraftet hatten, verfielen, ohne dass es je zum Kontakt gekommen wäre. Spätere Angebote anderer NHL-Organisationen, einen neuen Anlauf mit einem Zweiweg-Vertrag im Farmteam zu

Marcus Paulsson Persönlich: 10.01.1984, 188 cm, 90 kg Stürmer, schiesst links 2011/2012: SHL, Färjestad 52 Spiele 10 T. 6 As. 16 Pt. 2012/2013: SHL, Färjestad 55 Spiele 19 T. 18 As. 37 Pt. 2013/2014: NL A, HC Davos 44 Spiele 24 T. 11 As. 35 Pt.

43 PIM 16 PIM 10 PIM

Stand Ende Regular Saison 05.03.2014


in hÂť

Marcus Paulsson


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Marcus Paulsson Der letzte Davoser Liga-Topskorer Der erste PostFinance Top Scorer des HC Davos hiess Lonny Bohonos. Der damals 29-jährige Kanadier aus Winnipeg erzielte 2002/2003 43 Punkte (22 Tore). Der rechte Flügel verbrachte dreieinhalb Saisons beim HCD. Er war 2000/2001 Liga-Topskorer, was seither kein Davoser mehr geschafft hat. Mit je einem Titel am Spengler Cup (2001) und in der NLA (2002) war Bohonos in Davos erfolgreich. Die Trennung erfolgte abrupt. 2003/2004, als der HCD finanziell am Rande des Ruins stand, kühlte die Beziehung zwischen dem Kanadier und dem Klub ab. Als das Angebot des ZSC kam, stand dem Abgang mitten in der Saison nichts mehr im Weg. Bohonos beendete seine Karriere 2005 nach einer schweren Halswirbel-Verletzung. Nach seiner Rückkehr in die Heimat coachte er Juniorenteams auf tieferen Stufen. (kk) l ­ agen, schlug er aus. «Ich wurde früh Vater», sagt w Paulsson, mittlerweile dreifacher Daddy. «Und eine ganze Saison in der AHL mit der Familie zu verbringen? Das wollte ich nicht.» Mit 21 versuchte er sich erstmals als Profi-«Söldner» in Finnland bei den Pelicans, glücklich wurde er auch dort nicht: «Auch wenn es eine gute Erfahrung war – wir waren das schlechteste Team der Liga. Das war ‹tough›. Und Lahti ist anders. Anders als Davos zum Beispiel.»

Das Dorf ist ihm lieber Er sei kein Stadtmensch, beteuert Paulsson. Und um klar zu machen, dass er dies nicht bloss aus Gefälligkeit seinem aktuellen Arbeitgeber gegenüber sagt, erzählt er von den Erfahrungen in Schwedens Profiligen, in denen er die neun Jahre nach Finnland bis zum Engagement in Davos verbrachte. «Als ich die vier Jahre in Malmö spielte, lebte ich ausserhalb der Stadt.» Gleiches habe auch für die ebenfalls gut vier Jahre bei Färjestads gegolten: «Karlstad ist ja nicht wirklich eine grosse Stadt. Aber ich wohnte 20 Minuten entfernt in einem Dorf. Ich habe das einfach lieber.» Ob es also an der überschaubaren Gegend und der Ruhe von Davos liegt, dass Paulsson zu Saisonbeginn aufblühte und sich in den Torrausch seiner Karriere schoss? Vielleicht. Er vermisse zwar seine Familie, seine Pferde, Hunde und Katzen, sagt Paulsson. «Doch das ist ja für jeden Menschen fern seiner Heimat normal. Und Davos ist für mich bislang der beste ‹Far-away-Ort›, das macht vieles einfacher.» Offenbar auch das Toreschiessen: 16 Treffer in den ersten 20 Spielen lauteten seine Zahlen. Diese produzierte er ohne Hattrick, mit nur zwei

Doppelpacks und Konstanz. Als «fast schon lächerlich» beschreibt Paulsson diese Zeit. «So etwas habe ich vorher nie erlebt. Ich hatte auch richtige schlechte Spiele darunter, hatte am Ende aber zwei Tore auf dem Konto.» Statistisch landete in jener Phase mehr als jeder vierte Schuss Paulssons im Netz. «Auch das ist nicht normal», beteuert er. Aber Spass habe diese positive Streak gemacht: «Solche Zeiten musst du geniessen. Weil sie nicht ewig dauern. Im Gegenteil. Du landest schnell genug wieder in der Realität.» Diese «Realität» brachte Paulsson lange persön­ liche Torflauten und dem HC Davos nebst dem Fall von Platz 1 zurück in die Strichregion auch grosse Verletzungssorgen. «In diesem Ausmass habe ich das vorher nie erlebt, bei keinem anderen Klub», sagt Paulsson über das sich nie leeren wollende HCD-Lazarett. Lichtblicke seien da die Leistungen von jungen Spielern wie Lukas Sieber oder Enzo Corvi gewesen. «Und da war natürlich ‹Büeli›. Er war unglaublich, er ist das Herz dieses Teams», sagt Paulsson. Er versteht die Kritik an Andres Ambühl für die ausbleibenden Tore zu ­Saisonbeginn nicht. «Die gab es wirklich? Er ist unser bester Spieler. Du kannst ihn nicht vom Puck trennen, selbst wenn du ihm den Stock ins Gesicht schlagen würdest.»

Ruhe gesorgt. ‹Don’t worry, be happy!› lautete stets das Motto.» Auch das kannte Paulsson bislang nicht. In Schweden wäre das andere Extrem normal gewesen, ist er überzeugt: «Mannschaft, Medien, oder wer auch immer: Alle wären nach mehreren Niederlagen ‹crazy› geworden.» Dass der Davoser Mikrokosmos aber auch innerhalb der Schweiz anders funktioniert, erlebte Paulsson spätestens nach seinem rund drei Wochen langen «Vaterschaftsurlaub» in Schweden, den ihm Trainer Arno Del Curto gewährte. «Das ist eine Sache zwischen Arno und mir», sagt Paulsson. Er wisse, dass dies nicht gewöhnlich sei. «Ich bin darum sehr dankbar.» Mehr will er darüber in der Öffentlichkeit aber nicht sagen. Letzlich dürften ihn all diese Vorzüge dazu bewogen haben, seinen Vertrag beim HCD bis 2016 zu verlängern. Die Pferdefarm hat beim Entscheid offensichtlich keine Rolle gespielt. Und apropos Pferde; eine letzte Überwindung steht ihm noch bevor: «Ich kann noch nicht reiten. Es kann einschüchternd wirken, auf so einem grossen Tier zu sitzen», erklärt Paulsson und v­ erschweigt nicht, dass er dafür hin und wieder Neckereien in der Familie erntet. l «Aber ich werde es noch lernen!»

«Don’t worry, be happy!»

In dieser schwierigen Zeit habe die Ruhe von Davos ihre Rolle gespielt, ist Paulsson überzeugt: «Wir haben Spieler, die schon eine Ewigkeit hier sind. Sie haben alles zusammengehalten und für

Alle Resultate des HC DAVOS ? TELETEXTSeite Seite241 241

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Niklas Persson

Immer noch auf der Reise Niklas Persson Persönlich: 26.03.1979, 188 cm, 93 kg Stürmer, schiesst links

Lässt man die nackten Zahlen sprechen, so findet man nicht viel, was die Rapperswil-Jona Lakers vor dieser Qualifikation richtig gemacht hätten. Mit dem Schweden Niklas Persson hat man am Obersee aber wenigstens einen Ausländer verpflichtet, der die ihm zugedachte Rolle ausfüllen konnte. Text: Matthias Müller Foto: Photopress

So schlimm diese Regular Season für die Lakers auch verlaufen ist – den Humor hat Niklas Persson nicht verloren. «Ich bin gerne Topskorer. Aber ich hätte für diesen Helm lieber ein paar Punkte mehr erzielt», sagt er und lacht. Vor der Saison hatte der Schwede gesagt, dass sich das Team auf einer Reise befinde. 50 Runden später, nach viel Hagel, Regen und Sturm, ist es immer noch nicht am Ziel angekommen. «Wir sind noch immer unterwegs», meint er. Und: «Wenn wir der Situation, schon so früh als Letzter festzustehen, etwas Positives abgewinnen können, dann das, dass wir uns lange auf die Playouts vorbereiten konnten. Wir sind bereit.»

So weit das Gute aus sportlicher Sicht. Mit den Gründen für das schlechte Abschneiden könnte man dagegen ein Buch füllen. Persson beschränkt sich auf drei: «Den Platz von Derrick Walser, der sich früh verletzt hatte, konnten wir nicht füllen. Darunter litt besonders das Powerplay, mit dem wir zu Beginn der Saison, als wir gut spielten, wichtige Punkte ­hätten holen können. Als es dann schlecht lief, sind ­einige Spieler, die schon lange hier sind, in alte ­Gewohnheiten zurückgefallen. Und zuletzt spielten wir in der eigenen Zone einfach viel zu leger.»

Spielerwechsel nicht der Grund der Misere Das sind klare Worte, doch die Hoffnung hat der Center nicht aufgegeben. Die vielen Spielerwechsel erachtet er nicht als Grund für die Misere, sondern

2011/2012: KHL, CSKA Moskau 53 Spiele 6 T. 18 As. 24 Pt. 28 PIM 2012/2013: KHL, CSKA Moskau 42 Spiele 8 T. 11 As. 19 Pt. 14 PIM 2013/2014: NL A, Rapperswil-Jona Lakers 45 Spiele 11 T. 18 As. 29 Pt. 16 PIM

Stand Ende Regular Saison 05.03.2014

als einen weiteren Schritt in der Transformationsphase, in der sich die Lakers befinden: «Das gehört dazu. Ich kann gegen keine dieser Mutationen etwas sagen.» Er selber habe versucht, auf dem Eis ein Vorbild zu sein. Das ist ihm weitgehend gelungen, auch wenn er es natürlich nicht so sehen darf: «Ich kann nicht zufrieden sein, wenn wir da stehen, wo wir stehen. Ich kann besser spielen.» Auch mit der Familie hatte der 34-Jährige in der Schweiz übrigens einen harten Start. Im September wurde in ihr Haus am Zürichsee eingebrochen. Wenigstens von diesem Schrecken hat er sich aber mittlerweile erholt. «Die Region ist wunderschön, es gefällt uns sehr», schwärmt Persson. In der Hoffnung, dass er bald dasselbe über die sportliche Situl ation seines Teams sagen kann.

Der Scharfschütze vom Obersee

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Zehn Saisons lang spielte Dale McTavish in der Schweiz, doch nur zwei Mal beendete der Scharfschütze die Qualifikation mit dem gelben Helm: 2003 bei Rapperswil (43 Punkte, 18 Tore) und 2008 bei Zug (53 Punkte, 32 Tore). Dieser Umstand soll nicht darüber hinwegtäuschen, dass er zu den NL A-Kanadiern gehörte, die unsere Liga nachhaltig prägten. In fünf Saisons am Obersee (20002005) war er etwa massgeblich daran beteiligt, dass sich der heutige Underdog zu einem Playoff-Team entwickelte. Nach seinem Rücktritt 2011 zog es den 42-Jährigen zurück in die Heimat. Seit letztem Sommer ist er in seiner Heimatstadt Eganville Besitzer des Junior-A-Teams Pembroke Lumber Kings. (mmu) l

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NL B

Der grosse Fisc im kleinen Teich Stefan Tschannen ist der charismatischste Schweizer Stürmer in der NL B. Keiner prägt sein Team so stark wie der Captain des SC Langenthal. Text: Klaus Zaugg Foto: Pius Koller

Mit ziemlicher Sicherheit hat der kanadische Stürmer Steve Larouche grossen Anteil an der starken Position des SC Langenthal in der NL B. Nicht durch seine einstigen Taten auf dem Eis. Eher durch weise Worte. Stefan Tschannen ist Langenthals grosse Leaderfigur. In seiner Rolle die Langenthaler Antwort auf Reto von Arx, Martin Plüss oder den einstigen Klotener Meister-Leitwolf Felix Hollenstein. Aber es brauchte erst die Erkenntnis, dass es besser ist, zu Gunsten des SC Langenthal auf eine NL A-Karriere zu verzichten. Tschannen erinnert sich: «Steve sagte mir einmal: ‹Weisst du, manchmal ist es besser, ein grosser Fisch in einem kleinen Teich, als ein kleiner Fisch in einem grossen Teich zu sein.›» Stefan Tschannen war im grossen Teich der NL A immer ein kleiner Fisch. Und seine beste Zeit sollte sich hinterher als NL A-Schnupperlehre erweisen. Im Frühjahr 2004 kam er im SCB-Meisterteam im Playofffinale gegen Lugano in der vierten Linie zum Zuge und erlebte eine rauschende Meisterparty. «Ja, das war wirklich einmalig», erinnert er sich und wirkt in Erinnerungen an diesen frühen und bereits wieder verblassten Ruhm ein wenig melancholisch, als lausche er gutem Blues. Aber beim SCB bekam er doch keine Chance, und als er drauf und dran war, bei einem anderen Team der NL A Fuss zu fassen und ein grösserer Fisch zu werden, als er mit Basel in der NL A in 50 Partien 13 Tore und 21 Punkte buchte (2007/2008), da kam die grosse Krise samt Abstieg über dieses Basel und er war wieder ein kleiner Fisch. Stefan Tschannen kam nach Biel, half wie schon bei früheren Gelegenheiten ab und zu den Langenthalern in der NL B aus, beherzigte schliesslich im Sommer 2010

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Steve Larouches Lebensweisheit und wurde ein Hockey-Langenthaler. «Zu gut für die NL B, zu wenig gut für die NL A» – dieser banale Satz trifft den Kern der Sache. Um in der höchsten Liga eine Rolle im ersten oder zweiten Sturm zu spielen, ist Stefan Tschannen ein paar Stundenkilometer zu wenig schnell. Aber vom Naturell her kann er in der höchsten Liga nicht in der dritten oder vierten Linie eine defensive Rumpelaufgabe übernehmen. Weil er ein kreativer, schlauer und damit auch zu Spekulationen neigender Vollblutstürmer ist. Er eignet sich so wenig fürs einfache Defensivhandwerk wie Alex Frei oder Diego Maradona. Zu dieser Erkenntnis ist der kluge, ruhige junge Mann selber gekommen. Er schätzt seine Fähigkeiten richtig ein. «Ich habe in der höchsten Spielklasse meine Chance bekommen, und es hat nicht gereicht. Es ist nicht so, dass ich einer verpassten Karriere nachtraure. Nein, es ist gut so, wie es ist, und ich fühle mich in Langenthal sehr wohl.» Er ist mit sich und seiner Karriere im Reinen.

Dominant, charismatisch und voller Energie So ist Stefan Tschannen für den SC Langenthal zu einem Glücksfall geworden. Die Langenthaler hatten im Laufe ihres ersten NLB-Gastspiels, das 1985 mit Karacho zu Ende ging, viele charismatische Führungsspieler wie Bernhard Hugi, Paul Kühni, Hanspeter Meyer, Jürg Schneeberger oder Werner Born. Aber das war eine andere Zeit. Stefan Tschannen ist mit Abstand Langenthals wichtigster Einzelspieler der neuen Geschichte, die mit dem Aufstieg von 2002 begonnen hat. Er ist der dominanteste, charismatischste NL B-Stürmer mit Schweizer Pass. Weil er nicht nur ein schlauer Skorer ist, der in jeder Linie seine Mitspieler besser macht und zusammen mit den Kanadiern Brent Kelly und Jeff Campbell das Langenthaler Power-

play an einem guten Abend in eine Skoringmaschine mit «tödlicher» Präzision verwandelt. Oltens Marco Trutttmann ist ein ebenso schlauer und begnadeter Stürmer. Aber Stefan Tschannen ist darüber hinaus ein Energiespieler. Er treibt seine Mannschaft an, und wenn es denn nötig ist, arbeitet er auch in der zweiten oder dritten Linie mit den jungen Spielern. Ein Leitwolf im besten Sinne des Wortes, in seiner Wirkung auf das Team der beste Schweizer Spieler in der NL B. Längst führt er auch Langenthals ewige Skorerliste seit dem Wiederaufstieg vor Kultkanadier Eric Lecompte an. Die Langenthaler wissen sehr wohl, was sie an Stefan Tschannen haben. Geschäftsführer Gian Kämpf hat seinen Captain mit einem langfristigen Vertrag bis 2017 ausgestattet. Er rühmt nicht bloss dessen spielerische Qualitäten, die ja für jeden Zuschauer offensichtlich sind und sich in der Statistik niederschlagen. «Stefan ist für uns auch in seiner Rolle als Führungsspieler unersetzlich. Wenn ihn beispielsweise der Trainer zwischendurch nicht neben den beiden ausländischen Stürmern, sondern im zweiten oder dritten Sturm einsetzt, akzeptiert er das, ohne zu murren.» Wer sich jetzt immer noch nicht vorstellen kann, welche Rolle Stefan Tschannen in im grossen Oberaagauer Hockey-Theater spielt, der klicke auf www.sclangenthal.ch. Das Teamfoto auf der Homepage sagt mehr als alle Worte: Ganz vorne der bärtige Leitwolf mit dem «C» auf dem Dress – dahinter reihen sich die übrigen Mitglieder des Langenthaler Hockeyrudels ein.

Eine klassische Berner Hockeybiographie Stefan Tschannen hat die klassische Berner Eis­ hockeybiographie: SCB-Matchbesuche mit dem Vater, Hockeybegeisterung und schliesslich die Ausbildung in der Nachwuchsorganisation des SC Bern zusammen mit seinem Bruder Marc, der heute in der 4. Liga spielt. Er ist durch und durch ein Berner, liebt diese Stadt und lebt mit seiner Familie in Herrenschwanden. Von dort aus erreicht er das Zentrum der Stadt Bern in einer Viertelstunde. Anders als beim ersten NLB-Gastspiel (1975 bis


Stefan Tschannen

ch 1985), als echte Oberaargauer den SC Langenthal prägten, sind heute echte Berner aus anderen Teilen des Kantons die prägenden Figuren. Diese neue Zeit der «bernischen Globalisierung» zeigt sich etwa daran, dass Stefan Tschannen mit Silvan Lüssy, Marc Leuenberger und Marc Eichmann eine Fahrgemeinschaft organsiert hat: Die vier treffen sich in Schönbühl und fahren gemeinsam zu Spiel und Training nach Langenthal. Von diesem Quartett hat nur Verteidiger Leuenberger eine schöne NL A-Karriere mit über 500 Spielen (Bern, Langnau, Gottéron) gemacht. Die drei anderen haben sich die weisen Worte von Steve Larouche zu Herzen genommen und sind ­lieber grosse Fische in der NL B als kleine in der NL A. Und wenn der Fremde nach Langenthal in die Kultarena Schoren kommt, dann reibt er sich die Augen und muss gestehen: In diesem kleinen NL B-Teich geht die Post aber ganz schön ab, und er kann verstehen, dass Stefan Tschannen lieber hier ein grosser Fisch als in der NL A ein Mitl schwimmer ist.

Stefan Tschannen

Geboren: 12. März 1984 | Grösse: 179 cm | Gewicht: 85 kg | Zivilstand: verheiratet, zwei Töchter: Aimee (5) und Lenny (3) | Karriere: bis 2005 SC Bern – 2005/2006 SC Langenthal – 2006 bis 2008 Basel (NLA) mit Aushilfseinsätzen in Langenthal – 2008–2010 Biel mit Aushilfseinsätzen in Langenthal – Seit 2010 SC Langenthal – 227 NLA-Qualifikationsspiele (26 Tore, 32 Assists) – 76 Playoff/ Playout/Ligaqualifikationsspiele NLA (6 Tore, 10 Assits) – 260 NL B-Qualifikationspartien (152 Tore, 188 Assists) – 71 NL B-Playoffpartien ohne 2014 (45 Tore, 41 Assists).


LEIDENSCHAFT, TEAMGEIST UND PERFEKTION. DAS VERBINDET ZURICH UND SWISS ICE HOCKEY.


Stéphane Rochette

Zurück auf die «gute Seite» Es ist der wohl ungewöhnlichste Wechsel im Schweizer Eishockey: Heute pfeift Profi-Schiedsrichter Stéphane Rochette noch Playoffs in der NL A, morgen wird er Nachwuchschef des Lausanne HC. Text: Foto:

Matthias Müller Pius Koller

«Vorerst konzentiere ich mich auf die Playoffs», sagt Stéphane Rochette. Es ist keine Floskel. Man merkt schnell, dass der 45-Jährige noch voll im Schiedsrichter-Modus steckt. Wie all seine Referee-Kollegen gibt er sich äusserst kommunikativ und geizt nicht mit Auskünften und Erklärungen. Doch bald, ab dem kommenden Sommer, wird er vielleicht weniger, dafür kalkulierter sprechen, vielleicht ist er dann gegenüber Journalisten zurückhaltender. Sicher ist: Stéphane Rochette wird nach 16 Jahren auf der Seite der Unparteiischen das Lager wechseln und im Sommer den Job als Nachwuchschef des Lausanne HC antreten. Das ist ein Funktionswechsel, den es so noch nie gegeben hat.

Spieler, Spielertrainer, Trainer, Referee «Nein, auch ich habe noch nie von einem ähnlichen Fall gehört», gibt der Kanada-Schweizer zu. Allerdings, so muss man fairerhalber hinzufügen, gibt es mit Ausnahme von Didier Massy auch kaum einen Schiedsrichter, der so viel Erfahrung im Eishockey­ geschäft mitbringt. Rochette war 1991 aus Québec in die Romandie gekommen, um den Job als Nachwuchsobmann der Young Sprinters Nêuchatel anzutreten. Gleichzeitig spielte er als Center für das lokale Zweitligateam Université, das er zwischen 1995 und 1998 als Spielertrainer führte. Erst danach wurde er Referee, ab 2001 leitete er Spiele in der NLA, sechs Saisons lang als Profi. Der anderen, oder auch der «guten Seite», wie er das Coachingmetier scherzhaft nennt, blieb er mit Juniorencamps in der Schweiz und in Kanada verbunden. Dass er den Wunsch hegte, eines Tages wieder als Trainer zu ­arbeiten, war ein offenenes Geheimnis. «Ich hatte jedes Jahr Angebote, aber nun hat ­einfach alles gestimmt», erklärt der im welschen Hockey

bestens vernetzte Unparteiische. Über Jahre hinweg hatte er mit dem heutigen Lausanne-Sportchef Jan Alston einen «guten und respektvollen» Kontakt gehalten. Als dieser ihm im August im Gespräch offenbarte, dass er beabsichtige, eine 100-Prozent-Stelle für den Nachwuchschef zu schaffen (ein Amt, das Alston aktuell inne hat), waren die Weichen gestellt. Danach ging es Schlag auf Schlag: Im November wurde das Budget gesprochen, im Dezember der Vertrag ausgehandelt, Ende Januar kündigte Rochette seinen Profi-Referee-Vertrag, der noch zwei Jahre weitergelaufen wäre, im Februar kommunizierten Verband und Klub die Mutation. «Es ist alles korrekt gelaufen», betont Rochette, der bis zum Ende der Saison keine Lausanne-Partien mehr arbitrieren wird. Sein Entschluss ist nicht ­gegen das Schiedsrichter-, sondern für das Coachingwesen zu verstehen, zumal er auch als Assistenztrainer der Elite-Junioren wirken wird. «Ich bin jetzt 45 und habe einen Dreijahresvertrages angeboten bekommen. Ich hätte es mir nie verziehen, diese Gelegenheit ausgelassen zu haben», erklärt er. Als Familienvater, sein zwölfjähriger Sohn Théo spielt bei Lausannes Minis, wird er im neuen Job Lebensqualität hinzu gewinnen – schliesslich fällt ein Grossteil der Reiserei weg. Für die Referee-Abteilung von Swiss Ice Hockey ist dieser Abgang dagegen schmerzhaft. Doch wenigstens hat sie es nun mit einem Trainer zu tun, der sich in ihre Lage versetzen kann. «Jetzt bin ich wieder auf der guten Seite», spielt Stéphane Rochette ironisch auf die Besserwissermentalität der Trainer an. Das darf er natürlich. Bis dato ist er ja noch immer auf der «schlechten Seite». l

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Teleclub

18:00 UHR

19:11 UHR

Die EishockeyWährend Moderator Reto Müller im Teleclub-Studio in Volketswil der Live-Hockey-Berichterstattung ein Gesicht gibt (SLAPSHOT Ausgabe 4), leiht ihr Thomas Rottmeier eine Stimme. Wir haben dem Vollblutkommentator beim NL A-Spiel zwischen Zug und Fribourg-Gottéron über die Schulter geschaut. Text: Matthias Müller Fotos: Pius Koller

Thomas Rottmeier hat an diesem Dienstag lange geschlafen. Das liegt nicht an der Attraktivität der ihm zugewiesenen Affiche – Playout-Teilnehmer Zug empfängt in der 47. Runde das zweitplatzierte Gottéron –, sondern vielmehr daran, dass der TeleclubKommentator während einer Eishockeysaison zum Nachtmenschen wird. «Ich bin ja meist am Abend unterwegs», erklärt er, als wir ihn um 17 Uhr im Curling-Restaurant neben der Bossard-Arena treffen. Verständlich bei 50 Quali- und bis zu 21 PlayoffRunden innert knapp acht Monaten. Trotzdem ist der 37-Jährige vorbereitet – Vorbereitung ist in diesem Job ja die halbe Miete. Bereits am Vortag hat er die Statistiken aktualisiert und sie nach Mustern und Auffälligkeiten durchkämmt. Seine persönlichen Datenblätter – vor jeder Saison erstellt er Team-FactSheets mit der Kurzgeschichte jedes Spielers – hat er

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aufdatiert, zudem ist er mit Moderator Reto Müller in Kontakt gestanden. Er zeigt uns seine selbstverfasste Einleitung. Ob er das brauche, wollen wir wissen. Schliesslich ist er seit nunmehr sieben Saisons ständig mit dabei. «Es verleiht ein wenig Sicherheit. Alles, was man aufschreibt, speichert man auch im Gehirn. Das ist wie der Spick in der Schule», sagt er und schliesst die Tasche. Wir müssen weiter.

18:00 Uhr Das Briefing mit der Produktionsfirma tpc, die mit Regiewagen und Technikern vor Ort ist, steht an. Man trifft sich im Presseraum. Mit von der Partie sind neben Rottmeier der welsche Teleclub-Kommentator Laurent Antonioli sowie Aufnahmeleiter Thomas Müller und Regisseur Walter Chiovato. Nun werden Wünsche für mögliche Grossaufnahmen geäussert. Lino Martschini spielt seine 100. NL A-Partie, Niklas Hagman gibt sein Debüt, Andrei Bykov nach einer Verletzung sein Comeback. Ausserdem

müssen Infos betreffend Einschaltungen und Interviews ausgetauscht werden. Antonioli wird vor dem Spiel drei Fragen an Hans Kossmann richten, Rottmeier mit Doug Shedden sprechen.

18:30 Uhr Thomas Rottmeier nimmt seinen Platz auf der Pressetribüne in Beschlag. Er räumt die Kabel beiseite, platziert den Bildschirm um und breitet seine Blätter aus. «Zug ist gut, man bekommt die Stimmung im Stadion hautnah mit. Es gibt Stadien, in denen man in einer Box sitzt – da wird es für mich schwieriger», sagt er. «Ich brauche die Emotionen und muss spüren, wenn das Publikum abgeht.» Eine Studiofunktion sei nicht seine Sache. «Ich will draussen in den Stadien, nahe am Geschehen sein.»

18:45 Uhr Probe: Der Kopfhörer sitzt, Rottmeier spricht seinen Begrüssungstext und bedient die Knöpfe an der Übermittlungskonsole. Steht die Verbindung zum Studio in Volketswil? Zum Aufnahmeleiter, zum Regiewagen? Wie ist es mit der Lautstärke? «Alles in Ordnung», sagt der Kommentator und geht nochmals die Aufstellung durch. Die Olympia-Pause hat auch seinen Saisonrhythmus unterbrochen. Doppelt genäht hält besser.


Thomas Rottmeier

20:00 UHR 22:05 UHR

-Stimme 19:05 Uhr Wir haben uns in die Katakomben begeben und warten. Zuerst ist der Kollege aus der Romandie am Zuge, an uns laufen die Spieler zum Warm-Up vorbei. EVZ-Coach Doug Shedden grüsst höflich und geht auf die Bank. «Mit der Zeit kennt und vertraut man sich», erklärt Rottmeier. Erst um 19.11 Uhr, nachdem die Techniker das Equipement auf die ­Zuger Bank verschoben haben, geht es los. Shedden hält sich kurz, nach zwei Minuten ist der Spuk ­vorbei. Das ist nicht selbstverständlich. «Es gibt auch solche, die plötzlich in einen Redeschwall ­verfallen», sagt Rottmeier lächelnd.

19:25 Uhr In Volketswil beginnt die Studiosendung, Rottmeier ist nun im Spiel. Er ist zwar nicht aufgeschaltet und folglich auch still. Aber er hört die Stimmen der Studioexponenten auf dem Kopfhörer und verfolgt so das Geschehen live mit. Gleichzeitig hört er auch die Anweisungen von Studioproduzent Torben Schmidt. Um 19.42 beginnt der Countdown. 5, 4, 3, 2, 1...

19:43 Uhr Unser Kommentator wird aufgeschaltet. Alles klappt wie am Schnürchen, einer der im Briefing gewünschten Spieler wird gezeigt, und Rottmeier kann die

vorgesehene Kurzgeschichte erzählen. Pünktlich um 19.45 Uhr wird der Puck eingeworfen. Es ist erstaunlich, wie Rottmeier direkt ins Spielgeschehen überleitet. Da die Geräuschkulisse im Stadion laut ist, hört man ihn kaum – nur die wachen Augen und die sich ständig bewegenden Lippen lassen erahnen, dass er sich voll im Spielmodus befindet.

20:00 Uhr Obwohl das Spiel zur Kategorie Durchschnitt gehört, ist auf Rottmeiers Kopfhöhrer ständig etwas los. Aufnahmeleiter Müller, auf der Strafbank neben der Zeitnehmerkabine postiert, gibt Strafen und Sünder schon durch, bevor diese auf die Bank wandern. Regisseur Chiovato informiert während des laufenden Spiels über Szenen, bei Unterbrüchen kündigt er die Slow-Motions an. Wieder und wieder streut Rottmeier Statistiken und Geschichten ein. Es wirkt, als falle ihm das alles spontan ein.

21:10 Uhr Das letzte Drittel beginnt, und die Partie ist so verlaufen, wie man es erwarten durfte. Rottmeier hat uns in der Pause noch gemahnt: «Im Eishockey kann es schnell gehen.» Und siehe da, plötzlich steht die Halle Kopf: Beim Spielstand von 2:3 zeigt der Schiedsrichter eine Strafe gegen einen Zuger an. Alle

Augen sind auf den Puck in der Zuger Zone gerichtet, da verpasst der Fribourger Sebastian Schilt einen hohen Rückpass von Hagman. Das Zuspiel landet im eigenen, leeren Tor. Peng! «Wir haben eben das kurioseste Tor dieser Saison gesehen!», ruft der Kommentator ins Mikrofon. Aufnahmeleiter, Regisseur, Studioproduzent – alle versuchen zu eruieren, wem dieser Treffer gutgeschrieben wird. Alle sprechen. Nur das Sprachrohr behält die Konzentration, doch seine Stimme wird emotionaler. Zum Schluss gewinnt Gottéron mit 5:4 in der Verlängerung. Rottmeier beendet sec, steht auf, nimmt den Kopfhörer ab. Er strahlt. «Ein geiles Spiel!» Dann stürzt er sich die Treppe hinab – der Kunde will Interviews sehen.

21:50 Uhr Thomas Rottmeier kommt auf dem Eis an. Eigentorschütze Hagman und der Zuger Fabian Schnyder, dem dieser Treffer angerechnet wird, stehen auf dem Programm. Doch zuerst wird gewartet. Das Westschweizer Fernsehen und der welsche Kollege sind vor ihm an der Reihe, er plaudert stattdessen mit Hagman. «Es ist gut, dass mir das noch vor den Playoffs passiert ist», meint dieser selbstironisch, bevor er dasselbe dann auch noch ins Mikrofon sagt. Trotz Frust huscht danach auch dem zweiten Interviewpartner, Zugs Schnyder, noch ein kurzes Lächeln über die Lippen. Man kennt sich.

22:16 Uhr Draussen treffen wir noch einemal Regisseur Chiovato und Aufnahmeleiter Müller. Das Debriefing ist kurz, bis auf ein kurzes Rauschen im Tonkanal ist an diesem Abend alles gut gegangen. Rottmeier kriegt die Spiel-DVDs, die er im Studio abliefern muss. Man verabschiedet sich, Rottmeier entschwindet in die Nacht. Wir selber lassen den Abend auf dem Heimweg noch einmal Revue passieren und kommen zum Schluss: «Eigentlich war es ein geiles Spiel.» l

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Florence Schelling: Das Gesicht des Bronze-Wunders.

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Olympia Sotschi 2014

Das Schweizer «Miracle on Ice» NUN HABEN AUCH WIR UNSER OLYMPISCHES «MIRACLE ON ICE». DIE BRONZENE MEDAILLE UNSERER HOCKEYFRAUEN IST EINE NOCH VIEL BESSERE GESCHICHTE ALS DAS INZWISCHEN VERFILMTE GOLD DER US-BOYS VON 1980. Text: Klaus Zaugg Fotos: Pius Koller, EQ Images

Die Männer kassieren bei der WM ab der Viertelfinal-Qualifikation schöne Prämien. Für die Silbermedaille von Stockholm waren es etwas mehr als 20 000 Franken. Die Frauen erhalten hingegen über die bezahlte Reise und Unterkunft hinaus nichts. Keine Prämien. «Wir wären ja nur froh, wenn uns während der Saison wenigstens die Spesen für unsere Fahrten zu den Trainingslagern bezahlt würden», sagt etwa Florence Schelling. Nach dem Bronze-Wunder von Sotschi zeigte sich der Verband allerdings grosszügig und spendierte unseren Bronze-Frauen ein Nachtessen. Und der für den Leistungsport zuständige Verwaltungsrat Pius-David Kuonen verspricht, dass der Verband sich für die Heldentaten von Sotschi ganz sicher noch erkenntlich zeigen werde. Man müsse das Ganze aber noch intern besprechen. Aber vielleicht liegt ja gerade eines der Erfolgsgeheimnisse darin, dass Geld so gar keine Rolle spielt. Geist statt Geld. Und da ist noch etwas: Vermutlich war es das intelligenteste Team der Geschichte unseres Hockeys

(seit 1908), das dieses Bronze-Wunder geschafft hat. Diese Medaillen holten nämlich intelligente, kluge und starke Frauen: Gut ein Drittel der Spielerinnen hat bei einer Horizonterweiterung in Nordamerika auch einen Universitätsabschluss gemacht.

EIN EMOTIONALER MOMENT DER SPORTGESCHICHTE Im Normalfall ist es kein Problem, Szenen im grossen Olympischen Theater zu schildern. Aber in Sotschi wäre wohl nur ein Poet dazu in der Lage gewesen, die passenden Worte für einen der emotionalsten Momente unserer Sportgeschichte zu finden. Welche Geschichte sollte der Chronist denn erzählen? Die der 15-jährigen Alina Müller, die gegen die Schwedinnen im Bronze-Spiel das letztlich alles entscheidende vierte Tor ins leere Netz erzielt? Die der Zwillinge Julia und Stefanie Marty, Sara und Laura Benz? Oder die der US-Schweizerin Jessica Lutz, die zwei Jahre in die Schweiz kam, um für Sotschi 2014 qualifiziert zu sein, in dieser Zeit im Berner Nobelrestaurant Lorenzini an der Kaffeebar arbeitete und nun nach Washington zurückgekehrt ist, um ihre Ausbildung zur Krankenschwester abzuschliessen? Oder wollen wir noch einmal betonen, dass das jüngste (Durchschnittsalter 22,5 Jahre!), kleinste und leichteste Team des Turniers eine der grössten Sensationen im internationalen Hockey geschafft hat? Was für immer im Gedächtnis hängen bleibt, ist die grosse Freude. Im Sport wird oft und viel geju-


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Olympia Sotschi 2014 belt. Aber so viel echte Freude wie bei unseren Hockeyfrauen ist ganz, ganz selten. Die Schweizerinnen lagen im Bronze-Spiel nach 40 Minuten 0:2 zurück und schafften im letzten Drittel die Wende, siegten 4:3 und holten unsere erste Olympische Hockey-Medaille seit 1948 (Bronze in St. Moritz). Es ist die schönste Bronze-Medaille unserer Olympischen Geschichte. Die Art und Weise, wie die Schweizerinnen im letzten Drittel das BronzeSpiel drehten, gehört in die Sport-PsychologieLehrbücher. Alles, was über «Nicht aufgeben!», «Wir glauben daran!» oder «Teamwork» gelehrt wird, ist in die Tat umgesetzt worden. In einem Schlussdrittel erzielten die Frauen ein Tor mehr als die Männer in vier Partien.

EIN EHRENPLATZ FÜR FLORENCE SCHELLING Das Bronze-Wunder hat ein Gesicht: Florence Schelling. Sie ist ganz offiziell die beste Torhüterin der Welt. In Sotschi ins Allstar-Team, zur besten Torhüterin und zur wertvollsten Spielerin (MVP) gewählt. Noch nie ist ein Männer-Goalie so hoch dekoriert worden. Florence Schelling nimmt in der reichen Kulturgeschichte der Schweizer Eishockeytorhüter nun einen Ehrenplatz ein. Ihr Name darf in einem Atemzug mit Jean Ayer, Hans Bänniger, Gérald Rigolet, Renato Tosio, Reto Pavoni, Martin Gerber, Reto Berra oder Jonas Hiller genannt werden. Eine Analyse des Bronze-Wunders beginnt mit Florence Schelling, geht mit Florence Schelling weiter und endet

TEAMSTATS DER SCHWEIZER FRAUEN NR. NAME

POS

NR. NAME

GPT

2 3 6 7 9 10 11 13 14 16 17 21 22 25 61 63 88 92

NABHOLZ Katrin FORSTER Sarah MARTY Julia STALDER Lara MARTY Stefanie BULLO Nicole FRAUTSCHI Angela BENZ Sara RASELLI Evelina WAIDACHER Nina LUTZ Jessica BENZ Laura ALTMANN Livia MULLER Alina EGGIMANN Romy STIEFEL Anja STANZ Phoebe THALMANN Sandra

F D D D F D D F F F F D D F F F F D

GP

6 6 6 5 6 6 6 6 5 6 6 6 6 6 6 6 6 6

G

0 0 0 1 2 0 0 1 0 0 2 0 0 1 1 0 2 0

A PTS PIM +/-

0 1 0 1 0 3 0 1 0 0 1 2 0 2 0 0 0 1

0 0 -2 1 4 -2 0 0 -6 2 6 -3 2 2 -4 3 2 -3 0 0 -3 2 2 -9 0 25 -2 0 0 -4 3 2 -3 2 10 -6 0 2 0 3 6 -8 1 0 -1 0 0 -6 2 2 -5 1 8 -7

MIP GA SOG SVS% GAA

1 ALDER Janine 6 00:00 0 0 0.00 0.00 28 ANTHAMATTEN Sophie 6 00:00 0 0 0.00 0.00 41 SCHELLING Florence 6 362:38 24 276 91.30 3.97

mit Florence Schelling. Ihr ruhiger Stil mahnt ein wenig an Jonas Hiller. Und es ist, als wäre dieses Bronze-Wunder ein Hollywood-Film. Als Florence Schelling nach dem grandiosen Bronze-Spiel gegen Schweden die Torhütermaske lüftete, erschien nach einer titanischen Anstrengung eine junge Frau, schön wie der heraufziehende Morgen und frisch wie eine Rose. Sie parlierte mit wohltuender Bescheidenheit auf

Deutsch, Französisch und Englisch. Sie galt seit Jahren als eine der besten Torhüterinnen der Welt. Seit 2004 spielt sie fürs Nationalteam, sie bestritt nach 2006 und 2010 in Sotschi ihr drittes Olympisches Turnier. Sie war mehrere Jahre in Kanada, und in dieser Saison steht sie in der 1. Liga bei den Männern des EHC Bülach im Kasten. «Einige Spiele in Sotschi waren anstrengender und intensiver als eine Erstligapartie bei den Männern. Zwar spielen die Männer aggressiver. Aber ich bekomme bei Bülach nie so viele Schüsse.» Die Schwester von Klotens Verteidiger Philippe Schelling (29) trainiert und spielt nicht nur mit Bülachs Männern. Zusätzlich stand sie bis zur Abreise nach Sotschi jeden Donnerstag beim Torhütertraining der Kloten Flyers auf dem Eis. «Dabei wird keine Rücksicht darauf genommen, wer im Tor steht.» Ob Martin Gerber oder Florence Schelling – es wird alle Kraft in die Schüsse gelegt. Nur in Bülach und Kloten war es ihr möglich, nach der Rückkehr aus Nordamerika ihr Leistungsniveau zu halten. Für Florence Schelling gibt es jetzt noch eine letzte Herausforderung. Bis heute hat erst eine Frau ein Spiel auf höchstem Männerniveau absolviert. Die Kanadierin Manon Rhéaume hütete für Tampa in zwei NHL-Vorbereitungsspielen das Tor. Aber noch nie hat eine Torhüterin ein reguläres Männerspiel in der höchsten Liga bestritten. Eigentlich müsste ihr ein NL A-Team eine Chance geben. Im bösen Spott, mit Florence Schelling im Tor hätte der EV Zug die Playoffs geschafft, steckt viel Wahrheit. ●

Das Wunder ist perfekt: Die Schweizer Frauen jubeln nach dem entscheidenden 4:2 von Alina Müller im Bronze-Spiel.

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Das Überteam aus Kanada (v.l.n.r): Roberto Luongo (G=Goalie), Duncan Keith (V=Verteidiger), Dan Hamhuis (V), Shea Weber (V), Drew Doughty (V), Matt Duchene (S= Jay Bouwmeester (V), John Tavares (S), Jamie Benn (S), Corey Perry (S), Martin St. Louis (S), Alex Pietrangelo (V), Carey Price (G), Patrice Bergeron (S), Mike Smith (G), M

Das vergoldete Erbe d Sotschi bescherte uns ein logisches Resultat: Kanada triumphierte, Russland scheiterte. Und doch lässt uns Sotschi ein wenig ratlos zurück: War das wirklich das ganz grosse Hockey? Text: Foto:

Klaus Zaugg EQ Images

Noch in zehn Jahren werden Hockeytrainer von diesem Final schwärmen. Von diesem Olympischen Siegerteam. Von dieser Perfektion des kanadischen Spiels. Vom Buchstabe für Buchstabe, Satzzeichen für Satzzeichen umgesetzten Spielplan. Den Kanadiern ist die perfekteste Partie in einem internationalen Spiel mit NHL-Profis auf diesem Niveau gelungen. 3:0 (1:0, 1:0, 1:0) gegen Schweden. Im besten Wortsinne Resultat­ hockey. Wahrlich, ein grosses Kanada. Aber diese Kanadier lassen uns auch ein wenig ratlos zurück. Perfektion ist langweilig. Perfektion regt nicht auf. Sie beruhigt. Nur für ganz kurze Zeit, als die Kanadier im Finale die Entscheidung

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zum 2:0 erzwangen, gab es ein kurzes spielerisches Gewitter mit offensivem Blitz und Donner. Aber das war schon alles. Ach, wir haben keine spielerischen Sonnenstürme erlebt. Vom grandiosen Hockey wie etwa 1987 im Finale des Canada Cup, als die Sowjets im Zenit ihres Könnens den Kanadiern (mit Wayne Gretzky und Mario Lemieux) unterlagen, haben wir in Sotschi nicht einmal Spurenelemente gesehen. Um beim meteorologischen Vergleich zu bleiben: Das Finale in Sotschi war eher ein sanfter, taktischer Land­ regen. Wenn die besten Spieler der Welt nichts riskieren, dann kommt perfektes Hockey dabei heraus. Und Zufall ist das alles nicht. Bisher sind die kanadischen NHL-Profis bei ihren olympischen Auftritten ausserhalb von Nordamerika kläglich gescheitert (1998 Nagano, 2006 Turin). Sie haben

erkannt, dass sie auf den grossen Eisfeldern taktisch zulegen müssen. Und so haben sie für Sotschi mit dem ehemaligen Schweizer Nationaltrainer Ralph Krueger den besten Ingenieur des internationalen Defensivspiels als Berater verpflichtet. Krueger hat das taktische Drehbuch der Kanadier ganz entscheidend mitgestaltet. Die Kanadier haben sozusagen das defensive Erbe der Schweizer Nationalmannschaft vergoldet. 1:0 im Halbfinale gegen die USA, 3:0 im Finale gegen Schweden. Erstmals kein Gegentreffer im Halb­ finale und im Finale.

Das grosse Scheitern der Russen Kanada ist der grosse, der verdiente Olympiasieger. Und Russland der grosse Verlierer. Das grandiose Scheitern der Russen hat mehr Emotionen geweckt als Kanadas grosser Sieg. Die Russen haben in Sotschi die Mutter ihrer Olympischen Niederlagen erlitten. Ihre Eishockey-Nationalmannschaft, der Stolz der russischen Sportkultur, scheiterte bereits im Viertelfinale an den Finnen (1:3). 1992 feierten die Russen den letzten Tri-


Olympia Sotschi 2014 Topskorer Rank Name Team Pos GP G A PTS PIM +/-

1. Kessel Phil USA F 6 5 3 8 4 +6 2. Karlsson Erik SWE D 6 4 4 8 0 +5 3. Granlund Mikael FIN F 6 3 4 7 4 +3 4. van Riemsdyk James USA F 6 1 6 7 2 +7 5. Grabner Michael AUT F 4 5 1 6 0 –2 CAN D 6 4 2 6 0 +4 6. Doughty Drew Selänne Teemu FIN F 6 4 2 6 4 +3 8. Radulov Alexander RUS F 5 3 3 6 4 +4 9. Weber Shea CAN D 6 3 3 6 0 +5 10. Datsyuk Pavel RUS F 5 2 4 6 0 +3

Torschützen Rank Name Team Pos GP G

S

SG% +/-

1. Grabner Michael AUT F 4 5 17 29.41 –2 2. Kessel Phil USA F 6 5 21 23.81 +6 3. Darzins Lauris LAT F 5 4 13 30.77 0 4. Doughty Drew CAN D 6 4 15 26.67 +4 Karlsson Erik SWE D 6 4 20 20.00 +5 Selänne Teemu FIN F 6 4 15 26.67 +3 7. Hemsky Ales CZE F 5 3 9 25.00 +3 Kovalchuk Ilya RUS F 5 3 9 33.33 0 RUS F 5 3 13 23.08 +4 Radulov Alexander 10. Backes David USA F 6 3 11 27.27 0

Bad Boys

=Stürmer), Patrick Sharp (S), Patrick Marleau (S), Chris Kunitz (S), Ryan Getzlaf (S), Jonathan Toews (S), Marc-Édouard Vlasic (V), Rick Nash (S), PK Subban (V), Jeff Carter (S), Sidney Crosby (S).

Rank Name Team Pos GP PIM 2 5 10 GM MP

der Schweizer

1. 2. 5. 6. 9.

Bonsaksen Alexander NOR Ozolins Sandis LAT Yemelin Alexei RUS Zidlicky Marek CZE Ericsson Jonathan SWE Altmann Mario AUT Meszaros Andrej SVK Wick Roman SUI Pavlin Ziga SLO Sabolic Robert SLO

D 4 D 5 D 5 D 5 D 6 D 4 D 4 F 4 D 5 F 5

8 4 0 0 0 0 8 4 0 0 0 0 8 4 0 0 0 0 8 4 0 0 0 0 8 4 0 0 0 0 6 3 0 0 0 0 6 3 0 0 0 0 6 3 0 0 0 0 6 3 0 0 0 0 6 3 0 0 0 0

Goalies umph der ruhmreichen kommunistischen Hockeykultur, die ihnen schon 1956, 1964, 1968, 1972, 1976, 1984 und 1988 Olympisches Gold beschert hatte. Sotschi hätte endlich, endlich, beim ersten Olympischen Turnier auf heiliger russischer Erde, Olympisches Gold bringen sollen. Auf dem Papier sind die russischen Nationalteams so gut wie in den «goldenen Jahren» des letzten Jahrhunderts. Vielleicht sogar noch besser. Aber seit die NHL-Profis zu den Spielen zugelassen sind (seit 1998), gehen die Russen leer aus. Dieses Scheitern hat einen Grund: das verlorene Erbe der Kommunisten. Die Tugenden des Eishockeys aus den Zeiten des Kommunismus sind verloren gegangen. In der alten Sowjetunion war die Nationalmannschaft ein Teil der Roten Armee. Die besten Spieler des Landes wurden im Armee-Sportklub ZSKA Moskau zusammengefasst, und der Klub bildete gleichzeitig den Kern des Nationalteams. Das Kollektiv, das Ideal der sozialistischen Gesellschaft, ist nie perfekter umgesetzt worden als im Eishockey. Die Kommunisten bauten die perfekteste Eishockeymaschine,

die es je gab. Sie war das Produkt des intensivsten Trainings der Hockeyweltgeschichte. Tag für Tag übten die besten Spieler der Sowjetunion gemeinsam mit militärischem Drill Spielzüge, Technik und Taktik. Die Sowjets hatten überragende Einzelspieler – aber nicht die besseren als heute. Den Unterschied zu heute machte das perfekteste Zusammenspiel in der Geschichte ­ des Mannschaftssportes.

Bittere Ironie der Hockeygeschichte Mit der Auflösung der UdSSR ist diese kommunistische Hockeykultur untergegangen. Diese Künstler mit göttlichem Talent ordnen sich nicht in ein Defensivsystem ein. Zwang ist nicht mehr möglich. Eine zu autoritäre Führung verbitten sich die kapriziösen NHL-Stars. Es ist für Russland eine bittere Ironie der Hockeygeschichte: Kanada holte ausgerechnet in Russland das olympische Gold, weil sich die grossen NHL-Stars so willig ins defensive Kollektiv einordneten und ein so perfektes Mannschaftspiel zelebrierten wie einst… l das grosse sowjetische Nationalteam.

Rank Name Team Min. SOG GA SVS SVS % SO

1. Price Carey 2. Hiller Jonas 3. Bobrovski Sergei 4. Lange Mathias 5. Masalskis Edgars 6. Lundqvist Henrik 7. Rask Tuukka 8. Quick Jonathan 9. Laco Jan 10. Kristan Robert

CAN SUI RUS AUT LAT SWE FIN USA SVK SLO

302 106 3 103 97.17 179 68 2 66 97.06 157 63 3 60 95.24 139 84 4 80 95.24 180 111 6 105 94.59 360 159 9 150 94.34 242 112 7 105 93.75 304 143 11 132 92.31 125 65 5 60 92.31 240 131 11 120 91.60

2 2 1 0 0 2 1 0 0 0

Media-All-Star-Team Position Name Team

Torhüter Verteidiger Verteidiger Stürmer Stürmer Stürmer

Lundqvist Henrik Karlsson Erik Doughty Drew Selänne Teemu Kessel Phil Granlund Mikael

Most Valuable Player – MVP Stürmer Selänne Teemu

Schweden Schweden Kanada Finnland USA Finnland

Finnland

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Eishoc

John Gobbi beim Nati-Zusammenzug: Handy, Tablets und soziale Medien sind heute omnipr채sent.


Respect on and off the ice

ckey 2.0 Soziale Medien haben längst in jedem Lebensbereich Einzug gehalten – natürlich auch im Sport. diese Netzwerke bergen grosses Potenzial, aber auch ebenso grosse Risiken. SLAPSHOT hat sich bei den Stars und der Swiss Ice Hockey Federation nach ihren Erfahrungen erkundigt. Text: Matthias Müller Fotos: zVg Swiss Olympic, freshfocus

Respect on and off the ice – so heisst die Kampagne, die Swiss Ice Hockey zusammen mit der Pat Schaffhauser-Stiftung und «cool and clean», dem Präventionsprogramm von Swiss Olympic, seit 2010 führt. In dieser Saison wurde unter dem Titel «Online with respect» der Fokus auf soziale Medien, respektive den Umgang mit Netzwerken wie Twitter oder Facebook gelegt. Begleitet von einem Info-Flyer für Leiter und einem Ratgeber für junge Athleten, soll auf den Nutzen, aber auf auf die Gefahren dieser neuen Kommunikationskanäle aufmerksam gemacht werden. Denn spätestens seit dem «Fall Michel Mor­ ganella» – dem jungen Walliser Fussballer, dessen Tweet über die Gegner aus Südkorea während den Olympischen Sommerspielen in London 2012 zu dessen Ausschluss geführt hatte – hat man auch in Sportlerkreisen erkannt, wie schnell ein Fehltritt zu gravierenden Konsequenzen führen kann. Doch wie steht es eigentlich um die Twitter- und FacebookGewohnheiten unserer Eishockeyprofis? SLAPSHOT hat beim Kommunikations- und PR-Chef von Swiss Ice Hockey, Alexander Keller, NL A-Star Julien Sprunger und NHL-Stürmer Nino Niederreiter nachgefragt.

Alexander Keller (40) Head of PR & Communication SIHF «Das Thema Social Media ist für Swiss Ice Hockey in den letzten Jahren immer zentraler geworden. Das gilt für die Vernetzung und Verlinkung mit unseren Sponsoren ebenso wie für die Kommunikation rund um Länderspiele, Weltmeisterschaften oder Olympia.

Mittlerweile informieren sich derart viele Leute über diese Kanäle, dass ein aktiver Auftritt unablässlich ist. Beispiel Sotschi: Über unsere Facebook-Seite und unseren Twitter-Feed konnten wir Bilder von Plätzen zeigen, zu denen Journalisten keinen Zugang hatten. Alleine während des Turniers haben wir so bei Facebook einen Zuwachs um 3000 Likes und bei Twitter 1000 neue Follower generieren können. Dasselbe gilt für unsere Spieler. Viele von ihnen nutzen regelmässig soziale Medien. Dabei war es wichtig, sie vorab zu informieren. Ich habe sie vor der Abreise über die Guidelines des IOC und Swiss Olympic – es war etwa verboten, Videos zu posten – in Kenntnis gesetzt und sie sensibilisiert. Dasselbe tat ich, mit Unterstützung durch Swiss Olympic, auch bei der Frauen-A-Nationalmannschaft, wobei es hier vielleicht noch ein wenig wichtiger war. Schliesslich stehen sie im Alltag weniger in der Öffenlichkeit als ihre männlichen Kollegen. Dieses Prozedere gehört nicht nur zu Olympia, sondern auch zu Weltmeisterschaften. Bislang sind wir damit gut gefahren. Einen Krisenfall hatten wir noch keinen.»

Julien Sprunger (28) Fribourg-Gottéron, NL A «Ich bin bislang nicht auf Twitter, dafür aber auf Facebook aktiv, wo ich zwei Seiten unterhalte – eine private und eine offizielle. Das hat einen einfachen Grund: Vor rund einem Jahr hatten wir bei uns im Team einen Social-Media-Experten zu

Gast. Er hat uns anhand diverser Beispiele über Nutzen und Gefahren aufgeklärt. Zudem hat er mich darauf aufmerksam gemacht, dass ein User ein Konto mit meiner Identität angelegt hat. Ich habe versucht, es sperren zu lassen, war damit aber nicht erfolgreich. Der Experte riet mir, zusätzlich zu meinem privaten Profil eine offizielle Seite zu erstellen. Das ist die wirksamste Art, um diesem Problem aktiv entgegenzuwirken. Hier teile ich Bilder, die ich beispielsweise in Stadien oder im Bus schiesse, ausserdem kann ich so auch mit den Fans kommunizeren und meinen Klub etwa mit der Präsentation von Gadgets vertreten. Ausserdem kontrolliere ich damit genau, welche privaten Dinge von mir an die Öffentlichkeit gelangen. Mein privates Profil unterhalte ich immer noch, bin dort aber nur für Freunde zugänglich. Hier poste ich kaum etwas, vielmehr benutze ich es als Kontakt- und Messenger-Instrument.»

Nino Niederreiter (21) Minnesota Wild, NHL «Ich bin auf Twitter wie auf Facebook anzutreffen, wobei ich da eine private und eine Fansite unterhalte. Bei ersterer stehe ich nur mit engsten Freunden in Kontakt, während die Fansite mit meinen Twitter-Account verbunden ist. Twitter benutze ich öfter, vor allem für kleinere Posts. Ich denke, dass es in den USA die grössere Plattform bietet. Ich twittere aber erst, seit ich in Nordamerika bin. Ich weiss nicht, ob ich den Dienst überhaupt nutzen würde, wenn ich der Schweiz spielen würde. Facebook benutze ich dagegen für grössere Posts und die ‹lässigeren› Sachen. In Sotschi habe ich etwa oft auch Facebook benutzt. Ich sehe das als persönlicher an, während Twitter eher allgemeiner ist. Grundsätzlich twittere ich natürlich freiwillig, es gibt auch in der NHL kein Müssen. Für die Inhalte bin ich selbst verantwortlich, wobei mir bewusst ist, dass ein falscher Tweet die Karriere zerstören kann. Auch gibt es keine Regelmässigkeit: Ich twittere nur, wenn ich etwas speziell finde oder den Fans eine Freude machen will. Ein Tweet soll Sinn machen.» l

Respect the player Traditionell führt die «Respect»-Kampagne jedes Jahr zwei Themen ins Feld, für die sie junge Eishockeyspieler sensibilisieren möchte. Während «off the ice» das Thema Social Media gewählt wurde, hat man sich auf der «on the ice»-Seite für «Respect the player» entschieden. Konkret geht es um das korrekte Austeilen von Checks, das Verletzungen des Gegners vorbeugen soll. Dafür wurde eigens ein Film gedreht, in dem die NatiStars Reto Suri und Denis Hollenstein verschiedenste Arten von Checks und ihre richtige Ausführung demonstrieren. Bei «cool and clean» und damit auch der «Respect»-Kampagne sind aktuell über 300 Hockey-Nachwuchs-trainer mit ihren Teams angemeldet. Trainer, die gerne von den Unterlagen profitieren möchten, l können sich unter www.coolandclean.ch registrieren. (mmu)

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55 Und immer noch Revoluzzer.

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Einst und jetzt…

Daniel Steiner Ambrì-Stürmer Daniel Steiner kann mit 33 Jahren auf eine lange Karriere zurückblicken. Als Junior beim EHC Burgdorf hätte noch kaum jemand darauf gewettet, dass er es überhaupt in die NL A schafft. Fotos: Pius Koller, zVg

Jörg Muri hat lange als Trainer gearbeitet. Zuerst bei den Mini und Novizen des EHC Burgdorf, später im Nachwuchs des SC Bern, zum Schluss für das U18Frauennationalteam. Einen Fall wie den von Daniel Steiner hat er allerdings nur einmal erlebt. «Er hat mich als Trainer weitergebracht», sagt der 45-Jährige. Obwohl er den Stürmer nur eine halbe Saison unter sich hatte – Mitte der 1990er-Jahre bei den Novizen des 1.-Ligisten Burgdorf –, ist er ihm gut in Erinnerung geblieben. «Seither unterschätzte ich den Faktor des biologischen Alters nicht mehr.» Steiner war klein und aufmüpfig. Im Team, dessen «Star» sein heutiger Flügelpartner Marc Reichert

war, eckte er an, bei den Kollegen musste er ­unten durch. Er spielte nicht so viel, wie er wollte, und Ende Saison riet ihm Muri, sein Glück bei einem anderen Klub zu versuchen. «Ich sagte ihm, dass er es hier nicht in die 1. Mannschaft schaffen wird. Man kannte ihn, die Vorurteile waren gemacht, die Konkurrenz zu gross», erklärt er. Als er zwei Jahre später Stufenleiter bei den Mini-Novizen des SC Bern war, klopfte ihm in den Katakomben jemand auf die Schulter – es war Steiner. «Ich habe Bauklötze gestaunt. Den Augentkontakt musste ich drei Etagen höher suchen», blickt Muri zurück.

Daniel Steiner (eingekreist) anfangs der 1990er-Jahre beim EHC Burgdorf.

Trotz Wachstumsschub konnte sich Steiner aber auch bei den Elite-Junioren des SCB nicht durchsetzen. Statt mit der ersten Mannschaft zu trainieren, verstärkte er den 1.-Ligisten Rot-Blau Bern. Aus Muris Sicht hatte man in der PostFinance-Arena einen Fehler begangen: «Er war schnell, technisch stark und hatte einen präzisen und harten Handgelenkschuss. Ein echter Sniper eben. Klar, er hatte eine eckigen Charakter, aber er war ein aufopferungsvoller Kämpfer, der alles hatte, was es brauchte. Ich verstehe nicht, weshalb man ihm keine Chance gegeben hatte.» Diese eröffnete ihm kurz darauf der SC Langnau – Steiner vermochte sie zu nutzen. «Er ist ein Paradebeispiel für einen Fehler, der in den Auswahlen bis heute gemacht wird», sagt Muri. Der Grösse werde in jungen Jahren zu viel Gewicht eingeräumt: «Es gibt Spieler, die ihren Weg zum Profi über die Nati-Teams finden und andere, die einen Umweg machen müssen. Leider schaffen es nur sehr wenige aus letzterer Kategorie, viele hören gar auf. Steiner ist einer, der durchgekommen ist.» Natürlich habe der «enorm ehrgeizige» Flügel auch später noch da und dort angeeckt, aber letztlich habe er gelernt sich anzupassen. «Ich habe heute noch riesige Freude an ihm. Auf dem Eis ist er ein Rock n'Roller und ein Siegertyp», schwärmt Muri. «Wenn wir uns treffen, ist Dänu immer noch authentisch und offen. So wie er eben ist – ein Typ, wie es ihn heute im l Hockey nicht mehr oft gibt.» (mmu)

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Der Hockey-Ästhet

Von der bes

Der Stadionarzt der BCF-Arena, Paul Mülhauser, verfolgt seinen HC Fribourg-Gottéron seit über 30 Jahren aus nächster Nähe. Vom Spielgeschehen trennt ihn nur die Kameralinse.


Paul Mülhauser

sten Seite Text: Matthias Müller Fotos: Pius Koller, zVg Paul Mülhauser

Liebe kann sich steigern, Liebe kann verblassen, Liebe kann sich wandeln. «Ob Gottéron gewinnt oder verliert – das war mir früher natürlich wichtig. Heute ist es nicht mehr das höchste Prinzip. Solange das Spiel gut ist, bin ich zufrieden», sagt Paul Mülhauser. Seit mehr als 30 Jahren verfolgt der Landarzt aus Plaffeien fast alle Heimspiele seines Klubs – stets mit der Kamera im Anschlag. Gottéron und die Fotografie, das sind zwei Dinge, die ihm quasi in die Wiege gelegt worden sind. Sein Grossvater Johann führte einst sein eigenes Fotogeschäft in Fribourg, sein Vater Jean ebenfalls. Doch Paul, der in die Fussstapfen seiner Ahnen hätte treten sollen und die ersten Schritte als junger Pressefotograf in den frühen 1980er-Jahren bereits gemacht hatte, entschied sich für ein Medizinstudium und den Beruf als Allgemeinpraktiker. Die Fotografie ist ein Hobby und so etwas wie ein kleines zweites Standbein. Nicht mehr – aber eben auch überhaupt nicht weniger. Neben Gottéron fotografiert der 50-Jährige Landschaften, Kunst und Portraits. In Fribourg, im Haus der Mutter, unterhält er ein Studio. «Als Arzt ist man immer mit den negativen Seiten des Lebens konfrontiert. Man möchte, dass der Patient gesund wird und nicht mehr wiederkommen muss. In der Fotografie sind dagegen alle positiv eingestellt. Man will sich von der besten Seite zeigen. Es ist der perfekte Ausgleich», bringt er es auf den Punkt.

Auch der Zweck wandelt sich «Damals, noch in der Les-Augustins-Halle, sind wir als Kinder immer durch die Schlupflöcher ins Stadion, um gratis die Spiele in der NLB zu sehen», blickt der zweifache Familienvater schmunzelnd zurück. Später, in der Patinoire Saint Léonard, kam dann auch die Kamera mit, deren Bilder er den Freiburger Nachrichten ablieferte. Der Batzen, den er sich damit verdiente, war zuerst Sackgeld, danach Zustupf fürs Studium. Später, zu Beginn der 1990er-Jahre, mittlerweile war er Arzt, fotografierte er nicht mehr für die Presse, sondern privat. Die Fotos stellte er im Geschäft seines Vaters aus. Heute ist Geld überhaupt kein Thema mehr, es stehen andere Dinge im Vordergrund. Seit fünf Jahren ist Mülhauser in der BCF-Arena auch Stadionarzt und dabei in erster Linie für verletzte Zuschauer zu-

Ein Mülhauser-Moment: «Der Drache speit vor dem Spiel Feuer. Die Gottéron-Junioren, die ihn begleiten, symbolisieren das Herzblut, mit dem die Fans hinter dem Team stehen. Wer weiss, vielleicht sehen wir hier ja einen künftigen Keyplayer.»

ständig. Es ist deshalb kein Zufall, dass für seine Fotografie das Publikum mindestens ebenso wichtig ist, wie das Geschehen auf der Eisfläche. «Es sind ja die Fans, die es ausmachen. Ihre Emotionen, ihre Freude, ihr Leiden...», sinniert er, der in heissen Situation gerne den Fokus auf die Stehrampe richtet. «Dieser Aspekt fehlt in der Presse fast gänzlich.» Dabei will er keinenfalls das eine gegen das andere ausspielen. Im Spiel sieht Mülhauser nämlich viel Ästhetik: «Ein weisser Hintergrund, darauf ein schwarzer Puck und Spieler. Das ist eigentlich eine ideale Szene.» Als Fotograf bricht er Sequenzen auf einen Moment nieder, er friert sie quasi ein. «Die Spannung im Gesicht, die Spannung im Körper – das sieht man als Zuschauer nicht, weil man das Spiel nur in seiner Gesamtheit sieht.» Leider habe es mittlerweile so viel farbige Werbung auf Trikots und Eis, die dem Moment seine Schlichtheit rauben. So sind im Verlaufe von Jahrzehnten zigtausende Bilder, Erfahrungen und Momente zusammengekommen. Während viele Anhänger gekommen und gegangen sind, ist er immer geblieben. «Es hat sich ja alles geändert. Wie kannst du nach 30 Jahren immer

noch ständig an die Spiele?», werde er ab und zu gefragt. Seine Antwort ist simpel: «Weil sich ständig etwas ändert.» Fürwahr, bis 2017 wird die BCF-Arena neu gebaut. Paul Mülhauser wird auch dann noch dabei sein. Und wer weiss, vielleicht wird Gottéron bis dann die Region mit dem langersehnten Titel beglückt haben, an dem man ja erst kürzlich wieder so nah vorbeigeschlittert ist. «Ich verstehe nicht, weshalb sich nur der Erste freut, wenn man doch auch als Zweiter stolz sein darf. Bei Olympia sind es ja sogar drei Gewinner», sagt dagegen Mülhauser. An einem Eis­ hockeyspiel gibt es für ihn wichtigere Dinge. l www.art-photo.ch – knips@bluewin.ch

Eishockey ist gesellschaftsfähig, es spricht ein breites Publikum an, es stiftet Identität. Getragen wird es allerdings noch immer von den wahren Fans. SLAPSHOT stellt in einer kleinen Serie fünf verschiedene Typen von Eishockey-Fans vor, die Ihre Begeisterung für diesen Sport auf völlig verschiedene Art und Weise ausleben.

La passion selon Gottéron Paul Mülhauser hat seine Fotografien der Öffentlichkeit nicht nur über die Presse zugänglich gemacht. Über den Klub hat er in den letzten acht Jahren drei DVDs mit Bildern vertrieben. In dieser Saison ist ausserdem unter dem Titel «La passion selon Gottéron» ein Buch des renommierten Sportjournalisten André Winckler erschienen, das sich mit der Geschichte des Klubs befasst. l Das Werk wurde mit Mülhausers Aufnahmen bebildert. (mmu)

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Der natĂźrliche DurstlĂśscher, frisch aus Der leitung. hahnenBurger.ch


Vor der Karriere

Jonas Siegenthaler

Der Massive von Zürich Jonas Siegenthaler ist erst 16 Jahre alt, steckt aber bereits im Körper eines Erwachsenen und spielt mit der Abgeklärtheit eines Profis. Schon jetzt kann man das Prachtexemplar eines Verteidigers ab und an bei den ZSC Lions in der NL A bestaunen. Text: Matthias Müller Fotos: Pius Koller, zVg

GCK-Lions-Sportchef Simon Schenk ist keiner, der gratis Lob verteilt. Genau deshalb ist das, was der frühere Nati-Trainer im Teleclub-Studio Anfang Februar sagte, so etwas wie ein Ritterschlag. Auf seinen früheren Junior Reto von Arx angesprochen, meinte der Emmentaler, dass er nie mehr ein solches Talent unter sich gehabt habe. «Aber wir haben jetzt zwei Spieler mit Jahrgang 1997, die regelmässig in der NL B spielen und sogar schon hie und da zum Best Player gewählt werden.» Auch wenn er die Namen nicht ausspricht, ist klar, dass es sich um Stürmer Denis Malgin und Verteidiger Jonas Siegenthaler handelt. Die beiden 16-Jährigen sind die Juwelen der grössten und besten Nachwuchsabteilung der Schweiz – ja gar ihre Aushängeschilder. Nichts gegen Patrick Geering, Andri Stoffel, Chris Baltisberger und wie sie alle heissen – Malgin und Siegenthaler sollen die ersten absoluten HighEnd-Talente sein, die nahtlos in die NL A überführt und dort zu Stars werden sollen. Selbstverständlich unter dem Vorbehalt, dass sie nicht dem Lockruf Nordamerikas erliegen. Während wir Denis Malgin an dieser Stelle bereits in der vorletzten Ausgabe besprochen haben, wollen wir nun erklären, was Schenk zu seiner Erwartungshaltung gegenüber Siegenthaler bewegt. Der erste Grund zeigt sich bereits neben dem Eis: 100 Kilogramm auf 186 Zentimeter sind für einen Jugendlichen schlicht aussergewöhnlich, wenn nicht sogar ein wenig bizarr. Den zweiten Grund finden wir im Spiel. Für einen 16-Jährigen agiert er sehr abgeklärt, was es ihm ermöglicht, relativ problemlos das Niveau älterer Gegner zu erreichen. Die ZSC Lions zollten diesen Umstand Respekt und setzten ihn, alternierend mit dem 18-jährigen Xeno Büsser, mehrmals in der NL A ein. Er ist damit der einzige Spieler mit Jahrgang 1997, der zu dieser Ehre ge-

kommen ist. Und man darf getrost sagen, dass sich dieses (zugegebenermassen bescheidene) Risiko für die Lions durchaus gelohnt hat: Siegenthaler übernahm einen sicheren, defensiven Part und fügte sich nahtlos in ein äusserst starkes Kollektiv ein. Der eine oder andere NHL-Scout dürfte nicht zuletzt ­seinetwegen das Hallenstadion auf­ gesucht haben.

Ein Beat Forster Plus? Wir nehmen uns das Recht heraus und stellen uns vor, was sich so ein Talentspäher in seinem Notizblock notiert haben könnte. Auf der Plus-Seite dürfte neben dem Punkt «überdurchschnittliche Reife» gestanden haben, dass es sich hier um einen Abwehrmann im Stile eines Beat Forster, einst ein Drittrundenpick der Phoenix Coyotes, handelt: gute Grösse, schwer, viel Wasserverdrängung, sicher auf den Schlittschuhen, überdies mit guten technischen und läuferischen Qualitäten gesegnet. Einer, der smarte «Plays» macht und lösungsorientiert agiert. Einer, der gut und, auch in Drucksituationen, sehr

Jonas Siegenthaler Geboren: 6. Mai 1997 Grösse: 186 cm Gewicht: 100 kg Position: Verteidiger Bisherige Klubs: EHC Urdorf, GCK Lions, ZSC Lions International: U18-WM 2013 (5 Spiele, 0 Punkte, 8 Strafminuten)

überlegt schiesst. Das heisst, dass er nicht einfach draufhaut, sondern bei Bedarf auch einen Abpraller provoziert. Einer, der vor dem Tor aufräumen und einen harten Check austeilen kann. Auf der Minus-Liste dürfte dagegen dick unterstrichen stehen, dass da noch einiges mehr möglich ist. Der Körper ist noch nicht ganz durchtrainiert, die 100 Kilogramm können noch weiter in Muskeln umgewandelt werden. Den offensiven Teil seiner Zweiwegqualitäten, die definitiv vorhanden sind, sollte er forcieren – ganz nach dem Motto: Wer nichts wagt, gewinnt auch nichts. Den Körper könnte er zwar nicht unbedingt besser, aber öfters einsetzen. Ausserdem würden ihm schnellere Entscheidungen mit dem Puck helfen, Überraschungsmomente zu schaffen und das Transitionsspiel anzukurbeln. In der Summe wird offensichtlich, dass Siegenthaler zwar sehr viel mitbringt, aber auch sehr viel Luft nach oben hat. Als Typ ist der Verteidiger übrigens sehr ruhig, ja fast still (vielleicht weil er fast seit jeher mit älteren Mistpielern unterwegs ist?), was per se kein schlechtes Attribut ist. Wohin sein Weg führt, wird er selber bestimmen. Von NL A-Durchschnitt bis NHL-Leistungsträger ist für den Zürcher ● jedenfalls alles möglich. In dieser Rubrik stellt SLAPSHOT im Laufe dieser Saison in jeder Ausgabe ein hoffnungsvolles Eis­hockeytalent aus den Jahrgängen 95 bis 97 vor. Die Auswahl der Spieler wurde unter verschiedenen ­ esichtspunkten (Position, Klub, Spielweise) getroffen. G Dieser Beitrag entstand unter der Mithilfe von U18-­Nationaltrainer Manuele Celio.

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Impressum Das Hockey-Magazin der Schweiz 28. Jahrgang, Saison 2013/2014 Redaktionsschluss dieser Ausgabe: 7. März 2014

Overtime

Drei Tage im März, die unser Hockey nachhaltig verändern

Herausgeber: IMS Sport AG SLAPSHOT-Magazin: IMS Sport AG Gartenstadtstrasse 17, Postfach 603 3098 Köniz Telefon: 031 978 20 20 Telefax: 031 978 20 25 ims@ims-sport.ch

Abgang I: Nati-Trainer Sean Simpson

Verlags- und Anzeigenleitung: Michel Bongard Telefon: 031 978 20 31 michel.bongard@ims-sport.ch Anzeigenverkauf: Fabian Furrer Telefon: 031 978 20 35 fabian.furrer@ims-sport.ch Publizistischer Leiter: Andy Maschek (am) Telefon: 031 978 20 55 andy.maschek@ims-sport.ch Redaktionsleiter: Matthias Müller (mmu) Weitere Autoren: Klaus Zaugg (kza), Nicola Berger (nbe), Kristian Kapp (kk) Fotos: Pius Koller, Reto Fiechter, Nadja Simmen swiss-image.ch, photopress.ch, EQ Images, freshfocus, zVg Vorstufe: IMS Sport AG Gartenstadtstrasse 17, 3098 Köniz Layout/Litho: Ralf Küffer, Christine Boschung Druck: Stämpfli Publikationen AG Wölflistrasse 1, Postfach 8326 CH-3001 Bern Telefon: 031 300 66 66 © Wiedergabe von Artikeln und Bildern, auch auszugsweise oder in Ausschnitten, nur mit ausdrücklicher Genehmigung des Verlages. Für unverlangte Zusendungen wird von der Redaktion und dem Verlag jede Haftung abgelehnt. Auflage: ø 18 000 Exemplare, bei zusätzlichen saisonalen Mehrauflagen 27 000 Exemplare Abonnement: CHF 75.– Abonnementspreis Inland CHF 95.– Abonnementspreis Ausland 9 Ausgaben September bis Juni inkl. Hockey Guide (gilt als Ausgabe Nr. 1) Abonnementsbestellungen /  Adressänderungen: SLAPSHOT, Industriestrasse 37, 3178 Bösingen Telefon: 031 740 97 67 Telefax: 031 740 97 76 abo@slapshot.ch Einzelverkauf: SLAPSHOT ist an über 1000 Verkaufsstellen der KIOSK AG für CHF 7.50 auf erhältlich.

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Abgang II: SCB-Captain Martin Plüss

So viel Abschied in so kurzer Zeit war noch nie. Am Montag, dem 3. März, verkündet Nationaltrainer Sean Simpson offiziell seinen Verzicht auf eine Vertragsverlängerung. Am Dienstag, dem 4. März , verabschiedet sich der SC Bern nach einer 2:5Niederlage gegen die ZSC Lions von der grossen nationalen Hockeybühne: Der SCB ist der erste Meister unserer Geschichte, der die Playoffs verpasst. Und am Mittwoch, dem 5. März, werden in Zug Cheftrainer Doug Shedden und Sportchef Jakub Horak entlassen. Drei Tage im März verändern unser Hockey nachhaltig. Mit Sean Simpson geht der Nationaltrainer, dessen Name nach der Silber-WM für immer in goldenen Buchstaben im Geschichtsbuch unseres Hockeys steht. Mit Doug Shedden geht ein charismatischer Feuerkopf, der aus dem EV Zug ein Unternehmen der Innerschweizer Unterhaltungsindustrie gemacht hat. Und mit dem SC Bern hat erstmals ein Meister die Playoffs verpasst. Können wir Sean Simpson, den SC Bern und Doug Shedden ersetzen? Ja, natürlich. Trainer kommen und gehen, Verbände und Mannschaf-

Abgang III: EVZ-Trainer Doug Shedden

ten bleiben bestehen. Den SC Bern können wir allerdings in den Playoffs nicht ersetzen. Achtung, jetzt beginnt eine kurze Polemik, für die wir uns bereits jetzt in aller Form bei den Fans aus Zug, Zürich, Kloten, Davos, Lugano, Ambrì, Rapperswil-Jona, Genf, Lausanne, Fribourg und Biel in aller Form entschuldigen. Also: Playoffs ohne den SCB sind langweilig. Mit dem SCB hat eine Mannschaft die nationale Bühne verlassen, die mehr Menschen mobilisiert und mehr Medienpräsenz generiert, als jedes andere Hockeyunternehmen im Land. Der SCB hat bei jedem Abstiegsrundenspiel mehr Zuschauer im Stadion als der neue Meister auf dem Weg zu seinem Titel. Playoffs ohne den SC Bern ist wie eine Fussballmeisterschaft ohne den FC Basel. Ein Playoff-Finale ohne den SCB ist kein nationales, sondern lediglich ein lokales Ereignis. Was kümmert es die Schweiz, was im Welschland hinten, in Davos oben, in Zürich «ussen» und im Tessin unten geht? Unsere Hockeywelt dreht sich ums Zentrum, ums Zentralgestirn. Um den SC Bern. l Ende der Polemik. (kza)

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