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www.redbulletin.com

Ein fast unabh채ngiges Monatsmagazin / J채nner 2009

NEXT LEVEL

Wie Shaun White der Welt das Snowboarden erkl채rte. Und was er jetzt vorhat.



Bullhorn

Betr.: Junges, Neues Junge Talente zu entdecken und zu fördern ist eines der großen Anliegen von Red Bull. Einen tauglichen Überblick über die Bandbreite entsprechen­ der Herausforderungen und aktueller Erfolge bietet das vorliegende Heft:

coverbild: adam moran; bild: McKlein/Red Bull Photofiles

Wir beginnen bei Andreas Aigner (Seite 16). Der Automechaniker fiel bei einem Red Bull-Talentescouting auf, das ist gerade einmal vier Jahre her. Seit Anfang Dezember ist er Rallye-Weltmeister, betreut von seinem Red Bull-Teamchef Raimund Baumschlager. (Den Titel in der „großen“ WRCKlasse gewann, nebenbei bemerkt, sein Red Bull-Kollege Sébastien Loeb.) Erik Guay (Seite 28), Kanadas alpine Hoffnung der Olympischen Spiele 2010 in Vancouver, wird seit drei Jahren vom Expertenteam der Red Bull Athletes Special Projects bei seinem Weg an die Weltspitze begleitet – übri­ gens ebenso wie eine gewisse Lindsey Vonn. Erik war so nett, uns die Faszi­ nation der Kitzbühler Streif aus sehr persönlicher Sicht zu erklären. (Einmal verwendete er in diesem Zusammenhang sogar das Wort „Fun“, ehrlich.) Auf Seite 36 begegnet uns Shaun White. Das ist der Mann, dem es mit ­seiner einzigartigen Mischung aus Charisma und Perfektion gelang, Snow­ boarden zur Weltsportart zu machen. Der Cover-Hero dieser Ausgabe war schon Red Bull-Athlet, als der „Rolling Stone“ noch nicht im Traum daran dachte, einen Snowboarder aufs Titelbild zu heben, als Hewlett-Packard oder American Express noch auf herkömmlichere Testimonials vertrauten und man auf der PlayStation noch kein Shaun-White-Game spielen konnte. Ein besonders gelungenes Beispiel der Philosophie der Red Bull-Jugend­ förderung finden Sie ab Seite 50: 1998 lud Red Bull erstmals eine Handvoll junger Musiker aus aller Welt ein, brachte sie mit etablierten Lehrern zu­ sammen … und ließ deren Begegnung freien Lauf. Heuer fand die Red Bull Music Academy bereits zum zehnten Mal statt (diesmal in Barcelona). Dass Red Bull nicht nur Sportarten erfindet (Red Bull Air Race), sondern ihnen auch auf ein globales Niveau helfen kann (Red Bull X-Fighters), fin­ det sich ab Seite 58 belegt: São Paulo sah das erste Weltfinale von Red Bull Street Style, einer Art inoffizieller Freestyle-Soccer-WM.

P-WRC-Rallye-Weltmeister Andreas Aigner (re.) mit seinem deutschen Copiloten Klaus Wicha: „Der emo­tionalste Tag meiner Karriere.“

www.redbull etin.com

An Almo

Shaun White

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monthly

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2009

Shau Whitn e

out on his own... who’S bigger The US board ace Than beckh am

Ab sofort erscheint das Red Bulletin auch als Beilage zur englischen Tageszeitung „The Independent“. Das Motto: „An almost independent monthly magazine“.

Mit dieser Ausgabe betritt das Red Bulletin nicht nur im übertragenen Sinn Neuland: Zeitgleich mit der fünfzehnten österreichischen erscheint die erste britische Ausgabe, in einer Auflage von 300.000 Exemplaren als Ergänzung zum „Independent“. Dieser stolze Schritt hat uns dazu bewogen, uns im Layout des Hefts ein bisschen neu einzurichten, da und dort ein paar Möbel zu verrücken, und sogar ein neues Zimmer haben wir angelegt: In der neu­ en Sektion „More Body & Mind“ versammeln sich ab Seite 73 allerlei hand­ feste Tipps zur wirksamen Belebung von Körper und Geist. Viel Spaß dabei! Die Redaktion

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i n h a lt

Willkommen in der Welt von Red Bull Von Norden nach Süden, von kalt nach warm.

Bullevard 08 fotos des monats 14 Das zweite Leben Andreas Goldberger, Ex-Skispringer. 15, 16 Zum Staunen 17 meine welt Filmregisseur Quentin Tarantino. 18 mein körper und ich Freeskier Tanner Hall. 20 Einst & Jetzt Die Evolution der Schneebrille. 22 Pinnwand Kurz & dennoch einzigartig. 22 formelsammlung Golf mit Camilo Villegas. 24 Glückszahlen New York Red Bulls.

Heroes 28 ERIk GUAY steht in der Tradition der „Crazy Canucks“, jener Generation von Skifahrern, die weder Tod noch Teufel fürchteten. Deshalb hat Guay auch keine Angst vor der Kitzbüheler Streif. 32 Josef PROBST sprengt Lawinen rund um die Pisten des Arlbergs, damit Sie und wir angstfrei ­unsere Schwünge ziehen können. 34 AMELIA EARHART ist der weibliche Pionier der Fliegerei. Sie überflog alleine Atlantik und Pazifik und nützte ihren Ruhm, um die Eman­ zipation der Frau voranzutreiben. 36 SHAUN WHITE ist im Winter eine Weltsensation auf dem Snowboard und in der schneefreien Zeit des Jahres auch auf dem Skateboard.

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46 Jean Béliveau ist der Held vom Trainer des EC Red Bull Salzburg, Pierre Pagé: Um Béli­veau zu kriegen, haben die Montreal Canadiens einst eine ganze Liga gekauft.

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Action 50 Red bull music academy Etablierte Stars und Manager des Musicbusiness treffen sich in einem Lagerhaus in Barcelona mit der Next Generation musikalischer Talente: eine Erfolgsgeschichte seit zehn Jahren. 58 Kicken ohne Grenzen Die weltbesten Freestyle-Fußballer machten das Weltfinale des Red Bull Street Style in São Paulo zum Schrecken der Physik: Es gab nichts, was es nicht gab bei diesem Match mit österreichischer Beteiligung.

bilder: getty images (2), red bull photofiles, will thom, magnus unnar, samo vidic, simon vinall

66 im interview mit dem Schotten David Coulthard, bis 2008 Formel-1-Rennfahrer bei Red Bull Racing. Doch wer gedacht hat, dass ein Gespräch in Salzburgs Hangar-7 ganz normal abläuft, unterschätzt die Wirkung dieser ­Location als faszinierender Playground.

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More Body & Mind 74 skispringen kann man lernen, ehrlich. 76 sicherheit Wie Sie einer Lawine entkommen. 78 Was Sie haben müssen Shaun Whites Snowboard-Ausrüstung. 81 Die Streif einmal anders Zehn Arten, den Hahnenkamm zu bezwingen. Neun sind eher ungewöhnlich. 84 hot spots Was rund um die Welt los ist. 86 die macht der nacht Rumziehen mit Graffiti-Künstler Remi/ Rough, backstage mit Soulsänger Jamie Woon, die portugiesische Band Buraka Som Sistema erobert Lissabon, plus São Paulos heißester Nachclub. 94 Satire Ganz im Stil des Simplicissimus. 96 Read Bull Leserin Rosina Kaudela macht Programm. 98 Geist mit körper Christian Ankowitschs Kolumne belebt.

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Red Bulletin live: www.redbulletin.com

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leserbriefe

briefe an die redaktion muss Euch sagen: „Hut ab!“ Welch gute Qualität! PS: Vielleicht braucht Ihr mal ein ausgefallenes Foto? Reinhold Unterberger, www.atelier-reinhold.at

In der Novemberausgabe findet sich auf Seite 98 ein Bild „Wände hoch!“. Der oberste Junge in dieser menschlischen Leiter sieht meinem sechzehnjährigen Sohn Helmut zum Verwechseln ähnlich. Ist dieses Bild von 1974 oder 2008? Und wer und von wo ist dieser Bursche? Sabine Pogatschnig, per E-Mail Das Foto stammt tatsächlich aus dem Jahr 1974, weshalb sich das mit Ihrem Sohn altersmäßig nicht ganz ausgeht. Leider ist nicht mehr eruierbar, wer die auf dem Foto abgebildeten Studiosi der erwähnten University of ­Illinois sind. Die Red. Habe heute das erste Mal ein Magazin „The Red Bulletin“ in die Hand bekommen und

Hochachtung vor dieser Glanzleistung, ein derart geniales Monatsmagazin auf den Markt zu bringen, und Gratulation an dieser Stelle auch zum einjährigen Jubi­ läum! Red Bull hatte mal ­wieder den richtigen Riecher und hat einen weiteren Trend gesetzt. Als Leser der ersten Stunde muss ich Euch an ­dieser Stelle auch an meiner Trauer teilhaben lassen. Vor einigen Tagen musste ich alle meine gesammelten Bulletins entsorgen: Wasserrohrbruch! Kevin Reitinger, per E-Mail Zum Tränentrocknen: Ersatz kommt in den nächsten Tagen ins Haus. Die Red. Bei der Weltmeisterfrage dürfte was durcheinander­ gekommen sein. Der abgebildete Mercedes mit David Coulthard ist eine Baureihe R113 („Pagode“, 1963 bis 1971). Die von Ihnen ange-

führte 107er-Baureihe war ­jedoch das Nachfolgemodell (1971 bis 1981). Alexander Loiperdinger, per E-Mail Zum Thema Mamola und Alguersuari: „Unglaublich“, aber wo war Randy Mamola Motorrad-Weltmeister? Franz Leitner, per E-Mail Wir bitten um Vergebung: Versehentlich haben wir Randys vier Vize-WM-Titel in einen WM-Titel umgewandelt. (Wie die Kinder, die beim Wiesenfuß­ ball übereinkomen: „Drei Corner sind ein Elfer!“) Die Red. Mit dem Red Bulletin ist Euch ein sehr aufregendes, spannendes Magazin gelungen, „anders“ als jene, die ich bisher in den Händen halten durfte. Was mir zum Glück noch fehlt, sind Berichte über interessante Frauen. Sicher tut sich actionmäßig in der Männerwelt etwas mehr, aber nur hinterm Herd und als Playboy-Bunnys sind wir auch nicht zu finden. Wäre spannend, mehr über weibliche Ausnahmeerscheinungen zu erfahren. Es würde mich sehr

freuen – und andere weibliche Leserinnen sicher auch –, nicht nur von Männern als Helden zu lesen. Auch Frauen brauchen Vorbilder(innen). Katja Grach, per E-Mail Sie haben recht: Die männ­ lichen Helden dominieren im Red Bulletin. Aber wir hatten im Lauf der letzten Monate auch schon etliche weibliche Helden – von Karina Hollekim über Lindsey Vonn bis hin zur Flugpionierin Amelia Earhart, die Sie diesmal im Heft finden. Die Red.

Leserbriefe an The Red Bulletin richten Sie bitte per Fax an die Nummer +43 (0)1 90221-28809, per E-Mail an leserbriefe@at.redbulletin.com oder an die Postadresse Heinrich-Collin-Straße 1, 1140 Wien. Leserreaktionen werden nur veröffentlicht, wenn sie Name, Adresse und Telefonnummer bzw. E-Mail-Adresse enthalten. Die Redak­tion behält sich Kürzungen vor, wenn es Länge und Klarheit erfordern.

l e s e r f r a g e n , w e lt m e i s t e r a n t w o r t e n

Wir fragen nach bei Dani Pedrosa: Der 23-jährige Spanier ist Weltmeister der 125- und 250-ccm-Klasse und belegte letztes Jahr Rang 3 in der MotoGPGesamtwertung. Auf jede Frage antwortet der passende Weltmeister: E-Mails an weltmeisterantworten@at.redbulletin.com

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Wer sein Bike den Winter über wegstellt, wäscht es gründlich, um den Schmutz ­eines langen Sommers runterzukriegen (chemische Motorradreiniger gibt es an der Tankstelle). Die letzte Ausfahrt führt idealerweise zu einem guten Mechaniker, damit es im Frühling keine bösen Überraschungen gibt. Der kontrolliert Reifendruck, Öl, Ölfilter, Bremsbeläge, Kette und Ritzel, eventuell auch Gasund Kupplungszug. Verschleißteile werden jetzt ersetzt. Bei Viertaktern soll ­zusätzlich das Ventilspiel kontrolliert werden (spätestens jetzt kommt der gute

Mechaniker ins Spiel). Enduro- und Motocross-Bikes brauchen vielleicht einen neuen Hinterreifen oder ein Dämpfer­ service; eventuell gönnt man ihnen auch einen frischen Satz Verkleidungsteile. Wer gern an seinem Bike schraubt, sollte im Winter genügend Zeit finden. Mir stellt sich jedoch eine grundsätzliche Frage: Warum sollte jemand sein Bike im Winter stilllegen wollen? (Okay, nicht ­jeder hat das Glück, wie ich im warmen Spanien zu wohnen.) Mehr Weltmeister-Tipps: www.redbulletin.com/deinefrage

bilder: darren jacklin/red bull photofiles, privat

Wie wintert man sein motorrad ein?


K a i n r at h s k a l e n d e r b l at t

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Bullevard

bild: lorenz holden

Befl端geltes in kleinen Dosen.

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Foto d e s m o n at s (1)

Fun is in the air Die perfekte Mischung aus sportlicher Höchstleistung, musikalischen Highlights und fetter Party? Garantiert der Billabong Air & ­Style 2009 im Bergisel-Sprungstadion – im Vorjahr mit 12.000 Fans bummvoll. Heuer startet der Event in der anspruchsvollsten Quarterpipe der Welt am Vorabend mit der Red Bull Warm Up-Session: Dabei judgt der Öster­reicher Marc Swoboda, auf unserem Foto im Hamburger Hafen zugange. In Innsbruck sind internationale Top-Rider am Start, allen voran Norwegens Board-Legende Terje Håkonsen. Ebenso dabei zwei tolle Kapellen: Mando Diao (SWE) und Deichkind (GER). Ganz Innsbruck wird damit zur Partyzone. Billabong Air & Style: 31. Jänner, Bergiselstadion, Innsbruck Alle News vom Event und die Blogs von Marc Swoboda auf: www.redbulletin.com/snowboarding

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bild: daniel grund/red bull photofiles


foto d e s m o n at s (2)

gestrandet Wie lange können 90 Minuten am Strand sein? Quasi ewig, verbringt man sie auf einem Endurobike. Das Red Bull Knock Out im holländischen Scheveningen gilt als das härteste Sandrennen der Welt. 650 Fahrer, Profis wie Amateure, auf der tiefen, anstrengenden Piste, 150.000 Zuschauer daneben. Nach den ersten 90 Minuten Schinderei kann die langsamere Hälfte des Feldes einpacken. Der Rest darf noch einmal. Wenn er noch kann. Knapp ein Sechstel der Starter sieht tatsächlich das Ziel. Und es gibt einen Sieger: Der Belgier Steve Ramon war im Ziel allerdings auch, pardon, am Sand. Rallye Dakar: 18. Jänner 2009, Buenos Aires, Argentinien Der Web-Clip: www.redbulletin.com/redbullknockout

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foto d e s m o n at s ( 3)

alaska, bavaria Die Idee heißt Red Bull Sweet ’n Salty und geht so: Wozu Hawaii und Lanzarote, wenn schon die Heimspots so unterschiedlich sind? Die „Salt-Crew“ aus Norddeutschland trifft die „Sweet-Crew“ aus dem Süden. Hier die „Paddler“ von der Nordsee, dort die „Landeier“ aus München City. Hüben Nordsee, drüben stehende Welle. „Wir denken nicht, dass wir im Norden (respektive Süden) gut aussehen werden“, hatten die Jungs und Mädels vorher noch unisono erklärt. Irrtum. Die Salties waren stark in der Isar, die Sweeties auf Sylt und beim Dänen. Unser Bild zeigt Local Gerry Schlegel, er lässt München wie Baffin Island aussehen, mindestens. (Bezüglich der Jahreszeit wird noch geübt.) Surf & Music Festival: 25. Jänner 2009, Atlântida, Brasilien Web-Clips vom Event: www.redbulletin.com/sweetandsalty

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bild: andy foxx_pureframes/red bull photofiles


Was wurde aus

Andreas Goldberger? Wir haben Österreichs erfolgreichsten Skispringer der 1990er Jahre gefragt, was er denn jetzt so tut.

„Jo mei“, kiekst der 36-Jährige mit fröhlicher Stimme, „ich mach sportlich jetzt alles, was ich früher als Spitzensportler nicht machen durfte: Tennis und Squash spielen, golfen, laufen, Ski fahren und langlaufen.“ Sofort hat man wieder den Sonnyboy von früher vor Augen, der mit seinem natürlichen Appeal und herausragenden Können mehr als ein Jahrzehnt die Skisprung-Elite dominierte. Dreimal gewann Andreas Goldberger den Gesamtweltcup, je zweimal den Weltcup im Skifliegen, die Vierschanzentournee, WM-Gold und Olympia-Bronze – und er flog im Jahr 2000 in Pla­ nica mit 225 Metern zu einem neuen Weltrekord. 2005 beendete er seine ProfiKarriere, vom Skispringen kann er aber nicht wirklich lassen. In seiner neuen Funktion als ORF-Sportkommentator schnallt er immer wieder die langen Latten an, um sein Publikum zu unterhalten. Seine Blogs und Ana­lysen auf www. redbulletin.com sind Kult. Und er sucht mit Österreichs größter Tageszeitung beim Goldi-Talente-Cup heimischen Nachwuchs, der vielleicht einmal ­genauso erfolgreich über die Schanzen fliegt wie er. „Für den Einstieg ins normale Leben musste ich aber auch eine Aufgabe finden.“ Also reist Goldi für die Verpackungsfirma seines Managers Edi Federer als Kunden­ betreuer durchs Land. Der Sport wird jedoch immer sein Leben ­bestimmen. „Nur“, so Goldi, „bin ich heute ein Genuss-Sportler.“ FIS Weltcup Skispringen: 15. bis 17. Jänner 2009, Zakopane/POL www.redbulletin.com/skijumping

Bilder des monats aus dem abenteuerlichen Alltag unserer Leser. Einfach hochladen auf: www.redbulletin.com

Jedes veröffentlichte Foto wird mit einem 30-Euro-Gutschein für den Red Bull OnlineShop belohnt! www.redbullshop.com

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London Sébastien Loeb besiegt im Finale David Coulthard. Die Wembley-Arena hat gekocht! Jon Bergmeester, Race of Champions, Dezember 2008

Washington, D. C. Wenn man in Wien snowboarden kann, geht das auch in der US-Hauptstadt. Joe Cereghino, Austrian Embassy Party, Nov. 2008

bilder: gepa bilder (6), georg hartl-pressefoto, imago/mis, red bull photofiles

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Bu l l&CO.

bild: gepa pictures/felix roittner; illustration: dietmar kainrath

weiss statt grün Aber auch bei der Snowgolf-WM muss der Ball in ein recht kleines Loch. Die schlimmste Zeit für Golfer, wie es die Red Bull Salzburg-Fußballer Marc Janko, Alexander Zickler und René Aufhauser (Bild, von links) sind? Definitiv der Winter, wenn die Fairways verschneit sind. Da kommt die Snowgolf-WM wie gerufen: Auf der Gnadenalm in Obertauern entsteht dank Pistenraupen ein vollwertiger 9-Loch-Platz. Highlight der Veranstaltung ist der Million Dollar Putt Contest. Wer es durch Qualifikation und Finale schafft, gewinnt – fast – eine Million: Ein Drittel der Summe muss vom Sieger wohltätig gespendet werden. Snowgolf World Championship: 29. bis 31. Jänner 2009 Obertauern, www.snowgolf-wm.com Das Video vom Skiausflug der Bullen nach Obertauern: www.redbulletin.com/obertauern

Steinerkirchen Red Bull wäre bei der Jagd in der Eiszeit sicherlich von Nutzen gewesen. Andy Wopfner, Agrarium, September 2008

San Francisco Teamcaptain Chris löst einen RubikZauberwürfel in 100 Sekunden. Ins Ziel brauchte er länger. Jenn Ng, Red Bull Soapbox Race, Oktober 2008

Salzburg Die Präsentation meines Lieblingsdrinks in meinem Stammcafé wird immer geschmackvoller. Josef Sommer, Café Bazar, November 2008 15


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Was wird eigentlich aus

Andreas Aigner?

Natürlich ein noch größerer Champion: vom Rallye-Weltmeister 2008 in der P-WRC-Klasse zum World-Rallye-Champion in vier einfachen Schritten.

Andreas Aigner

Andi Aegner

André Loegner

Bastien Loebner

Sébastien Loeb

duncan zuur

venice beach Bilder: MICHAEL ALSCHNER, DPPI, Red Bull Photofiles

Abenteuer auf dem Markusplatz: Vier Jahre lang wartete der 34-jährige Wakeboarder Duncan Zuur aus Amsterdam auf die Erstbefahrung des Touristentreffs im Herzen Venedigs. Stets war – auch bei Hochwasser – der Wasserpegel zu niedrig. Vor wenigen Wochen dann der ­Anruf: 1,35 Meter, Markusplatz einen halben Meter überflutet. Go for it: Der WM-Dritte von 2004 und seine Helfer brauchten 12 Stunden bis zum Undercover-Einsatz. Die 20-PS-Winde heimlich unter den Arkaden markusplatziert, das Seil flink 120 Meter über den Platz gespannt, yes! Vier elegante Schwünge, Applaus von baffen Touristen, High Five von der Crew. Wakeboarding Series: 18. bis 20. Jänner 2009, Emerald Casino/Südafrika; das Video zur Lagunen-Session: www.redbulletin.com/venedig

São Paulo Yosuke Yokota, der „Brasilianer“ Japans, holte Platz zwei im Weltfinale. Flavio Franko, Red Bull Street Style, Nov. 2008 16

Scheveningen

Nach dem Rennen war alles an uns im Farbton unserer Designer-Helme: braunbärbraun. Niels Honcoop, Red Bull Knock Out, November 2008

London Auf den Faktor Flugeigenschaften setzte das Team Funkadelics wohl nicht – am Ende Rang 17. Devan Bickley, Red Bull Flugtag, Juni 2008


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Meine Welt

Quentin Tarantino Seine Filme sind Kult und ein Leckerbissen für Musikfreaks. Das Red Bulletin verrät, warum der Regisseur Quentin heißt, nie einen Bond-Film drehte und was er im Pornokino tat. Münch hause n

Um ans Ziel zu kommen, hat der 45-jährige Regisseur manchmal geschwindelt. „Für den Job als Platzanweiser im ,Pussycat‘, einem Pornokino, hab ich mein Alter auf 16 angehoben. Ich sah die Filme zwar gratis, aber sie langweilten mich.“ Etwas später versuchte er seiner Schauspielkarriere auf die Sprünge zu helfen, indem er behauptete, in „Dawn of the Dead“ (1978) und „King Lear“ (1987) mitgespielt zu haben.

Sou nd of Mu sic

Legendär sind die Soundtracks der Tarantino-Filme, für die der Meister jeden einzelnen Titel persönlich aussucht. Oft, noch bevor die Dreharbeiten beginnen, und zwar aus seiner Privatsammlung. Die umfasst alles, was Rang und Namen hat, von Fleetwood Mac bis Britney Spears.

Mama s Liebli ng

Vom Tag seiner Geburt an war Tarantino mit dem Film verbunden. Seine Mutter taufte ihn Quentin in Anlehnung an den von Burt Reynolds verkörperten Hufschmied Quint Asper in der US-Serie „Gunsmoke“. Die Mama stand auch Pate für seine starken Frauentypen. Sie brachte es von einer armen TeenagerMutter zur reichen Geschäftsfrau. „Mir kam niemals in den Sinn, dass es Grenzen für Frauen geben könnte.“

Dar lin g, ich bin im Kin o

dem hat Tarantinos IQ soll bei 160 liegen, trotz auch er che Brau . hluss labsc Schu er keinen es Leben nicht, sagt er, sein vom Film besessen eine schule ihn täglich. Und die Frage, ob er twortet Schauspielschule besucht habe, bean . er immer mit „Nein, ich war im Kino“

Illustration: Lie-ins and Tigers

Sammelwut Der bekennende Filmfreak ist leidenschaftlicher Sammler von Film- und TV-Utensilien. So ist er zum Beispiel stolzer Besitzer einer BarbieLunchbox samt Flasche sowie einer erklecklichen Anzahl alter, auf TVSerien basierender Brettspiele, u. a. „The Dukes of Hazzard“.

De r ra se nd e Re

gi ss eu r Dass Tarantino coole Aut os liebt, sieht man in sein en Filmen. Einige, wie etwa den knallgelben Pussy Wagon aus „Kill Bill “, hat er für sich behalten. Vom Wunder Techni k überwältigt war er denn auch im Juli 2007 beim Besuch des Red Bul l Racing-Teams während des F 1-Grand Prix von Europa am Nürburgrin g. Seither ist er erklärter Formel-1-Fan und wird vermutlich noch in so manchem Fahrerlager auf tauchen. Ge sc hü tt elt un d g erüh rt

r Eines seiner Lieblingsbüche . ale“ Roy sino ist Ian Flemings „Ca eimGeh ein nie e cht ma ino Tarant d-Film nis daraus, dass er den Bon te, hät t reh ged st selb ne ger snan jedoch nur mit Pierce Bro le als 007. Als dieser die Rol das ino ant Tar abgab, war für Projekt gestorben.

Blo od, Sw eat & T ear s

Wenn es um Blut, Gewalt und Action geht, war Taran­ tino nie zurückhaltend. Seine Blutbadszenen können auf den Magen schlagen, haben aber viele Fans und sind preisgekrönt. So wurde er u. a. mit einem Taurus bei den „Taurus World Stunt Awards 2005“ aus­ gezeichnet.

Sc hwar ze r Hu mo

r Für den Regisseur gibt es nichts, über das man sich nicht lustig machen kann. Großes Vorbild: der Schriftsteller Roald Dah l, dessen schwarzer Humor oft unvermute t daherkommt. 1995 stand Dahls Kurzgeschicht e „Man from the South“ auch Pate für Tar antinos Beitrag zum Vier-Episoden-Film „Four Rooms“. Und jetzt? Heuer wird Tarantinos neuester Film bei den Festspielen in Cannes seine Premiere feiern. In „Inglourious Basterds“ – falsch geschrieben, darauf besteht der Meister – führt Brad Pitt während des Zweiten Weltkriegs einen Trupp amerikanischer Soldaten durch Frankreich bis ins besetzte Paris. Mehr Stars und Party auf: www.redbulletin.com/culture

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Mein Körper und ich

tanner hall

Der Freeskier hat sich sieben Mal Gold bei den X Games geschnappt, das ist Rekord. Und er hat Skifahren auch wieder für die junge Generation sexy gemacht. Uns erzählt er von gebrochenen Knöcheln, knarzenden Knien und dem Saft von Getreidegras.

Knie Es ist verrückt: Ich bin am besten, wenn ich körperlich und emotional angeschlagen bin. Ich gewinne auch, wenn mein Körper lausig beisam­ men ist. Wenn du genug Adrenalin hast und wirklich gewinnen willst, schaffst du alles. Im Jänner 2008 bin ich gestürzt, hinterher war das Knie geschwollen. Ich bin trotzdem bei den X Games gestartet – es war ja „nur“ ein geschwollenes Knie. Hinterher hat sich herausgestellt, dass ich eine böse Quetschung erlitten hatte.

Training Ich brauche keinen Trainingsplan: Wann immer ich Zeit finde, fahre ich ohnehin Ski. Das ist überhaupt das Lustigste am Leben, versteht ihr? Wenn du älter wirst, Verantwortung übernehmen musst und dich das Leben bisweilen recht schnell ohr­ feigt für das, was du tust, ist es fein, einfach an der frischen Luft einen Hang hinunterzusausen. Proble­me sind dann ganz weit weg – und deshalb ist Skifah­ ren definitiv das Allerbeste.

Kopf Im Sport bist du erbarmungslos zu dei­ nem Körper, jeden Tag. Ich bin dabei öf­ ter k. o. gegangen, drei, vier Mal, und das ist nicht wahnsinnig schlau. Ich bin eben als Skifahrer ohne Helm aufgewachsen, aber inzwischen trage ich immer einen.

Knöchel Am 5. März 2005 riss ich meinen bisher schlimmsten Stern, in Chad’s Gap, Utah, bei einer etwa 40 Meter breiten Spalte. Knapp davor war mir der beste Sprung meines Lebens gelungen, aber beim zweiten Versuch wusste ich sofort, dass ich zu langsam war. Ich landete zwei Meter zu früh und konnte hören, wie meine Knöchel brachen. Es schmerzte unglaublich, nie zuvor hat mir etwas so weh getan. Beide Sprungbeine und beide Fersenbeine waren zertrümmert. Am rechten Fuß musste ich operiert werden: Das Sprungbein wurde mit zwei Schrau­ ben fixiert und das Fersenbein mit einer Platte, die aussah wie ein Stück Schwei­ zer Käse. Die Ärzte sagten, dass ich nie wieder Wettkämpfe bestreiten könne. Ich habe ihnen nicht zugehört. Nach zehn Monaten startete ich wieder. Ich gewann die X Games und auch alle wei­ teren Contests, bei denen ich in diesem Winter mitmachte.

Ernährung Je älter ich werde, desto smarter werde ich. Du kannst nicht dein ganzes Leben lang ungesund essen und jede Menge Alkohol trinken. Ich habe kapiert, dass ich – will ich meinen Sport noch längere Zeit auf höchstem Niveau ausüben – auf mich aufpassen muss. Ich halte keine Diät, aber ich weiß, was ich besser vermeide, ohne deshalb auf Dinge ver­ zichten zu müssen, die ich gern habe. Ich liebe Hühnerfleisch, Nudeln, Steaks, Gemüse, Früchte und Milchshakes. Ich trinke auch viel Getreidegrassaft – sehr speziell, aber man gewöhnt sich daran.

bild: maurits sillem

Winter X Games: 13. – 22. Jänner 2009, Aspen, USA; Videos und Blogs: www.redbulletin.com/tannerhall

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b u l l e va r d

Einst & jetzt

schneebrillen

Zeiten ändern sich, das Equipment auch. Nur die Herausforderungen bleiben. Genau wie die Menschen, die sich ihnen stellen.

Sir Ernest Shackleton Schneebrille, 1914 Der berühmte britische Forscher benutzte diese Schnee­brillen während seiner fehlgeschlagenen Antarktis-Expedition (1914 bis 1916). Norwegische Walfänger hatten Shackleton zuvor vor dem

Packeis gewarnt, norwegische Fischer waren es dann auch, die ihm im Mai 1916 halfen, seine Besatzung aus dem ewigen Eis zu retten. Als Geste schenkte Shackleton ihnen diese Brille.

Selbst wenn die „Imperial TransAntarctic Expedition“ technisch gesehen ein Fehlschlag war, ging sie doch in die Geschichte ein: Durch Mut, Weitblick und Glück überlebten alle 28 Teilnehmer.

Rimini Welche Gliedmaßen zu welchem

Hangar-7 Viele Köche verderben oft den Brei – aber

Rumpf gehörten, war oft nicht zu erkennen. Tromba und Denis, Street Fighters, Juli 2008

garantiert nicht bei Witzigmanns „Ikarus“-Gastkochteam! Helge Kirchberger, Ikarus Nacht, November 2008

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rahmen: Drahtgeflecht Scheiben: geschliffenes grünes Glas Band: vorhanden Immerhin: besser als nichts

Bad Ischl

Geschüttelt und sichtlich gerührt: Preisträger der österreichischen Barkeeping-Meisterschaft. Peter Müller, ÖM Showbarkeeping, Oktober 2008


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Stefan Glowacz Scott 89 Xi, 2008 Der 43-jährige Deutsche ist Freeclimber, Extrembergsteiger und Abenteurer. Im letz­ ten Jahr erforschte er Baffin Island, eine lebensfeindliche Eislandschaft zwischen Grönland und Kanada (vgl. Red Bulletin 12/ 08). Diese Brille hat seine Augen während der Expedition bei Eisstürmen geschützt.

Belüftung: Das ACS (Air Control System) verhindert mittels Lufteinlässen an der Scheibe und Luftauslässen am Rahmen ein Beschlagen der Scheibe. Band: Kommt ohne störende Nähte aus!

Rahmen: Die hypoaller­ gene, thermogeformte Gesichtsauflage sorgt im Verein mit einem drei­ lagigen Gesichtsschaum für druckfreie Passform. Hält außerdem Kälte, Schnee und Schweiß draußen.

Bilder: will thom (2), corbis/Sean sexton collection, klaus fengler/red bull photofiles

www.redbulletin.com/stefanglowacz

Linsen: 100-prozentiger UVA/UVB/UVC-Schutz. Alle schädlichen Strahlen im Wellenlängenbereich zwischen 100 und 400 Nanometern werden ausgefiltert. Außerdem leicht, verzerrungs- und beschlagsfrei.

Salzburg Belohnung für bisher 30 Saisontore für die Bullen: ein Flug im Alpha Jet für Marc Janko. Felix Roittner, Salzburg, Dezember 2008

Carson

Die treuen und enthusiastischen Fans führten die New York Red Bulls bis ins Major-League-Soccer-Finale. Jennifer Muller, MLS-Finale, November 2008

Hallwang Ich wäre gerne Felix Baumgartner. ­ eine Mutter lässt mich aber nur vom Sessel springen. M Niklas Distler, Dezember 2008 21


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kurz & dennoch einzigartig

Physikalische Formelsammlung*

achtung, abschlag

Und der Sieger heißt: Urkunden und Pokale, erobert zu Wasser und zu Lande, für schnelle Zeiten, die beste Show und die meisten Stimmen.

Rachel Atherton (GBR) wurde von der BBC als „Midlands Sportswoman of the Year“ ausgezeichnet. Ihre Dankesrede dauerte 3:26 Minuten – „meine persönliche Bestzeit“, strahlte Rachel, die sich bei Siegesansprachen normalerweise kurz hält.

Chris Birch (NZL) hatte sich mit Platz 3 bei den Red Bull Romaniacs gut auf­ gewärmt: Jetzt siegte er auf seiner KTM bei der Roof of Africa Rally in Südafrika. Nur 89 von 300 Startern kamen durch.

Carissa Moore (USA) ist die jüngste Surferi n, der es gelang, einen Triple-Crown-Bewerb zu gewinnen (mit 16!). Im geschlagenen Feld in Hawaii unter anderen die siebenfache australische Weltmeis terin Layne Beachley.

Große Ehre für Jaime Alguersuari (ESP), den britischen F3-Champion 2008: Die Leser von Spaniens größter Tageszeitung „AS“ wählten ihn zum vielversprechendsten Athleten des Jahres.

Austrian Event Award 2008 für das Gletscherschauspiel „Hannibal“: Elli Ferstl (SIGN), Regisseur Hubert Lepka (re.) und Initiator Ernst Lorenzi (Sölden) nahmen in Salzburg den Preis entgegen.

Kerim Fitzgerald (RSA) krönte sich beim Fox Sin City Shootout in Durban, Südafrika, zum King of Dirt. Sein Erfolgs­ geheimnis? Er hatte sich bei Rennen in Kanada – tiefe, kräfte­ raubende Strecken – vorbereitet.

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Ein Fünftel einer Sekunde – die typische Dauer eines Golfschwungs – entscheidet über Geschwindigkeit und Bewegungsrichtung des Golfballs. Die Weite wird primär durch die Schlägerkopfgeschwindigkeit beim Abschlag bestimmt. Diese lässt sich in einem vereinfachten Modell durch die Lösung der Bewegungsgleichung eines Doppelpendels berechnen. Durch die Drehung der Hüften und Arme üben Golfspieler/-innen ein Drehmoment 0 auf das obere Glied des Doppelpendels aus. Das Drehmoment h wird mit den Händen auf den Schläger (unteres Glied des Doppelpendels) ausgeübt. Je später der Schläger freigegeben wird, desto ­höher seine Beschleunigung durch die Fliehkraft. Geübte Spieler erreichen eine Schlägerkopfgeschwindigkeit von vc,1 = 58 m/s (209 km/h). Trifft der Schlä­ gerkopf mit einer solchen Geschwindigkeit auf den Ball, wird der stark deformiert. Ein Maß für die Elas­ tizität des Balls ist das Verhältnis aus der relativen ­Geschwindigkeit des Balls zum Schlägerkopf nach der Kollision und der Geschwindigkeit des Schlägerkopfes vor der Kollision, e = (vb,2 – vc,2 )/vc,1. Ein­ gesetzt in die Gleichung für die Impulserhaltung (m c vc,1 = mc vc,2 + m bvb,2 ), erhalten wir das Tempo des Balls nach dem Zusammenstoß. Wir können die Ball­geschwindigkeit erhöhen, indem wir Schlägerkopftempo, Ballelastizität oder Schlägerkopfmasse (mc ) erhöhen. Die maximale Abschlaggeschwindigkeit ergibt sich im Grenzfall für den unendlich schweren Schlägerkopf zu vb,2 = (1 + e)vc,1 . Der Spieler/die Spielerin kann jedoch nur ein begrenztes Drehmoment aufbringen, um den Schläger zu beschleunigen. Eine höhere Masse erhöht das Trägheitsmoment (I) und führt somit zu einer geringeren Winkelbeschleunigung und einem niedrigeren Schlägerkopftempo. Daher existiert eine optimale Masse für den Schlägerkopf: Sie wurde mit 200 Gramm berechnet. Ein typischer Golfball hat eine Masse von 45 Gramm und eine Elastizität e = 0,75. Mit diesen Werten errechnen wir ein Balltempo von 82,9 m/s (298 km/h). Bei einer Kontaktzeit des Schlägerkopfes von t ct = 0,4 ms (Milli­ sekunden) ist die Kraft, die der Schläger auf den Ball ausübt, F = 9,3 kN und erreicht damit annähernd die Gravitationskraft einer Masse von 1000 Kilo. * Universitätsprofessor Dr. Thomas Schrefl forscht und unterrichtet an der Universität Sheffield, UK und an der Fachhochschule St. Pölten, Austria. WGC-Accenture Match Play Championship: 23. Februar bis 1. März 2009, Dove Mountain, USA, www.pgatour.com Alle Formeln auf www.redbulletin.com/formel

bilder: covered images, gepa pictures, red bull, red bull photofiles, chris wedgbury, wildbild/gostner

Ein Golfschwung mit über 200 km/h macht aus einem Golfball ­einen fliegenden Kleinwagen.


bild: mark newcombe/visioningolf.com; Illustration: mandy fischer

b u l l e va r d

Camilo Villegas 2008 war das bislang beste Jahr des 27-jährigen kolumbianischen Golfprofis: die ersten zwei Siege auf der US PGA Tour, 4,4 Millionen Dollar Preisgeld und ein Platz in den Top 10 der Weltrangliste. Dass Villegas sich beim Betrachten seiner Puttlinie in eine spektakuläre Bauchlage begibt, trug ihm den Spitznamen „Spiderman“ ein, doch auch seine Abschläge sind sehenswert. Die weiblichen Fans sind mehr an Camilos Lockenpracht und seiner athletischen Figur interessiert. Mehrere Gründe für Tiger Woods, leicht nervös zu werden.

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b u l l e va r d

Glückszahlen

New York Red Bulls

Nach ihrer bisher erfolgreichsten Saison – erst im Finale um den Titel in der Major League Soccer mussten sie sich Columbus Crew 1:3 geschlagen geben – verraten die New York Red Bulls ihre Glückszahlen.

78.913 Der Renner auf der Speisekarte im Giants Stadium? Eindeutig Hot Dogs. 78.913 Stück verschlangen die Fans während der Saison 2008.

35.248 20.675

13

380

Der Vorgängerklub der NY Red Bulls, die New York MetroStars, war eine der Mann­ schaften, die vor 13 Jahren – also 1996 – die Major League Soccer (MLS) gegründet haben.

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Anzahl der knusprigen Brezeln, die während der bullischen Heimspiele konsumiert wurden.

Dave van den Bergh (NED) und John Wolyniec (USA) dürf­ ten offenbar Fans von Michael Jackson sein. Bei ihrem Torjubel brachten sie ihre Freude durch Tanzeinlagen im Stile des „Thriller“Videos zum Ausdruck.

So viele Minuten blieben die New York Red Bulls ohne einen Gegentreffer. Dies bedeutete Saisonrekord 2008 und die drittlängste Torsperre in der Geschichte der Major League Soccer.

33 Stolze 33 Tore hat der Ausnahmestürmer der Red Bulls, der Kolumbianer Juan Pablo Ángel, in seinen bislang nur 47 MLS-Spielen für die New Yorker geschossen.

2008

In diesem Jahr wurde Geschichte geschrieben: Red Bull-Spieler Danny Cepero war der erste Tormann der MLS, der ein Tor erzielte. News und Videos von Red Bull NY: www.redbulletin.com/redbulls

bild: getty images/mls

Gesamtzahl der Meilen, die Red Bull NY während der regulären Saison zu Auswärtsspielen zurückgelegt hat (56.726 Kilometer).


Kostenlose Schaltung.

“Ich weiß, der große Tag wird kommen.”

Heinz Kinigadner.

Zweifacher Motocross-Weltmeister, Mitbegründer von Wings for Life.

Rund 2,7 Millionen Menschen weltweit sind nach einer Rückenmarksverletzung an den Rollstuhl gefesselt. Lange Zeit galt Querschnittslähmung als unheilbar. Bahnbrechende Erfolge in Laborversuchen haben jedoch das Gegenteil bewiesen. Wings for Life hat sich dem Ziel verschrieben, Querschnittslähmung heilbar zu machen, und unterstützt die besten Forschungsprojekte zur Heilung des verletzten Rückenmarks. Damit die Frage nach dem „wann“ nicht mehr lange unbeantwortet bleibt.

Jede Spende zählt. Wings for Life, Stiftung für Rückenmarksforschung. Bankhaus Carl Spängler & Co., Salzburg. Kontonummer 1000 11911. Bankleitzahl 19530.

www.wingsforlife.com


credits

Heroes

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Heroes

Erik Guay seite 28 Josef Probst seite 32 Amelia Earhart seite 34 Shaun White seite 36 Jean BĂŠliveau seite 46

bild: adam moran

Revelstoke Mountain, British Columbia, Kanada: Um diese Abfahrt im schĂśnsten Powder ist Shaun White zu beneiden.

Heroes Helden und ihre Taten: Wer uns diesen Monat bewegt.

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Heroes

Erik guay

zählt bei aller naturbedingten Wildheit der Sparte Abfahrtslauf zu den Freunden kalkulierten Risikos. Das erleichtert das Überleben in Kitzbühel. Text: Christian Seiler, Bild: Samo Vidic

Name Erik Guay Geburtsdatum/-ort 5. August 1981, Quebec Wohnort Mont Tremblant, Kanada Beruf Skiprofi (Disziplinen Abfahrt, Super-G, RTL, Kombination) Erstes Skirennen Mit fünf Erster Held „Mein Vater, ein Skitrainer!“ Erfolge 2007 Weltcupsieg Abfahrt Garmisch, Platz 3 Abfahrtsweltcup 2006/07; fünf zweite und vier dritte Plätze in Abfahrt/Super G Sportliches Ziel Gold bei den Olympischen Spielen 2010 in Vancouver Größter Wunsch „Die Zeit anhalten können!“ Web www.erikguay.com

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Erik Guay ist ein Mann, der Raimund Harmstorf problemlos doubeln könnte, wenn es darum geht, eine rohe Kartoffel mit der Hand zu pürieren. Sein Händedruck ist respektabel und vermittelt einen Eindruck davon, wie das Verhältnis des 27-jährigen Kanadiers aus Quebec zu körperlicher Fitness aussieht. Guay ist Abfahrer, 2007 in Garmisch-Partenkirchen gewann er sein erstes Rennen. Guay wird in diesen Tagen zum ersten Mal Vater. Er kompensiert das Handicap, nicht bei seiner hochschwangeren Freundin sein zu können, durch intensive Nutzung seiner BlackBerry-Short-Message-Funktion und hofft, dass er sein Kind nicht zum ersten Mal über Videochat sehen wird, sondern persönlich. Während er in seiner Sportart ernsthaft und ­seriös arbeitet, verfügt er nach Dienstschluss über eine gehörige Portion Humor. Er liebt den britischen Komiker Sacha Baron Cohen und kann ganze Pas­ sagen von dessen Erfolgsfilm „Borat“ auswendig. Guay liebt Sitcoms, derzeit vor allem „Dirty Sexy Money“ und „Californication“, womit die gewöhnliche Abendbeschäftigung des kanadischen Skiteams bereits erzählt wäre. RED BULLETIN: Haben Sie die Streif auswendig gelernt? Jeden Abschnitt von der Mausefalle bis zum Zielhang? Erik Guay: Oh ja. Manchmal, wenn ich im Sommer zu Hause bin und mich langweile, denke ich an die Streif, und schon bin ich hellwach. Warum? Kitzbühel ist außergewöhnlich. Die Strecke ist so steil, dass jeder, der zum ersten Mal herkommt, den Kopf schüttelt und sagt: Hier kann unmöglich jemand heil runterkommen. Was für ein Gefühl haben Sie, wenn Sie zum Rennwochenende nach Kitzbühel kommen? Du spürst augenblicklich die Aura der Strecke. Nicht nur, dass die Streif als Rennpiste unglaublich heraus­ fordernd ist. Es sind auch die Leute, die Kitz­bühel in einen VIP-Spot verwandeln.

Ein Wort, das die Strecke am besten beschreibt? Fun. Im Ernst? Ja. Es ist ein immenser Spaß, in Kitz im Ziel zu sein. Im Ziel zu sein? Und der Weg dorthin? Spätestens im Zielhang wächst das Gefühl, etwas Unglaubliches erlebt zu haben, etwas, das du unbedingt wieder erleben willst – nur nicht jetzt gleich. Was bedeutet es, in Kitzbühel zu gewinnen? Alles. In Kitzbühel zu gewinnen ist besser als eine WM- oder Olympiamedaille. Kitzbühel ist das Größte. Wer Kitzbühel gewinnt, ist der Beste. Haben auch alte Hasen Respekt vor der Strecke? Oh ja. Wer vor der Streif keinen Respekt hat, flirtet mit dem Desaster. Angriffslustig sein ist in Ordnung. Aber du musst jederzeit wissen, dass der kleinste Fehler katastrophal enden kann. Du musst die Balance finden: zwischen der richtigen Menge an Respekt und der kleinsten Menge an Angst. Was hat Sie dazu bewogen, ausgerechnet Abfahrer zu werden? Glück. Ich fuhr am Anfang vor allem technische Bewerbe, Slalom und Riesenslalom. Aber als ich achtzehn war, bekam ich einen neuen Coach, Burkhard Schäfer, einen Österreicher. Der meinte, dass ich das Zeug zum Abfahrer hätte. Ich probierte es aus, die Ergebnisse waren gut, die Sache entwickelte sich. Was ist der Unterschied zwischen Abfahrern und Technikern? Abfahrer gelten als die wirklich Wilden, Slalomfahrer als vergleichsweise harmlos … Stimmt. Als ich Techniker war, hielt ich die Abfahrer für verrückt. Also wollte ich so sein wie sie. Was muss ein Abfahrer mitbringen außer Mut? Er muss gelassen sein können. Schau dir die Slalomfahrer an: nervöse Rennpferde. Ein Abfahrer lässt die Dinge auf sich zukommen. Du brauchst Ruhe, um Verrücktheiten wie die Streif zu bewältigen. Was heißt „gelassen“ beim Anblick der Mausefalle? Du weißt, dass du Ski fahren kannst. Aber du musst etwas geschehen lassen. Vertrauen haben, dass du im richtigen Moment das Richtige machst. Du musst


Erik Guay, Abfahrer: Als ich Techniker war, hielt ich die Abfahrer f端r verr端ckt. Also wollte ich so sein wie sie.


Heroes

Erik, was war der beste Lauf, den Sie je in Kitzbühel gesehen haben? Der von Stephan Eberharter, als er 2004 mit mehr als einer ­Sekunde Vorsprung auf Daron Rahlves gewann. Stephan fuhr unglaublich, überall sauber, ­aggressiv. Du konntest bereits am Start die Entschlossenheit ­sehen, mit der er vorhatte, der Strecke nichts zu schenken. Es war klar, es würde entweder ein großer Sieg werden – oder die große Katastrophe.

Die Streif 3312 Meter lang, an der steilsten Stelle 86 Prozent Gefälle (Mausefalle), die Bestzeit hält Fritz Strobl mit 1:51,58 (1997). Erik Guay erinnert sich an seine Premiere: „Ich fuhr 2006 das erste Mal hier. Es war eine Trainingsfahrt, ich musste schnell, schnell nach oben, konnte mich nicht einmal aufwärmen. Ich war nervös und fuhr nicht besonders gut, war 35. im Training und vor allem froh, heil unten zu sein. Am nächsten Tag im Rennen wurde ich Fünfter. Wow, das war ein tolles Gefühl. Ich kann’s kaum erwarten, wieder nach Kitzbühel zu kommen.“

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die Geduld und die Gelassenheit haben, um im richtigen Moment Geschwindigkeit zulegen zu können. Und Mut? Natürlich, Mut. Kann man Mut lernen? Man muss sich herantasten. Was heißt das? Kommt nie der Moment, wo man sagt: Scheiße, jetzt geht’s mir zu schnell? Wie schnell man ist, merkt man erst, wenn man stürzt. Oder etwa in Wengen, wo man mit hundertfünfzig an einem Zaun vorbeirauscht. Das macht dann gap-gap-gap, und du denkst dir, huh, ganz schön flott. Wenn ich jetzt in den Zaun fliege, bin ich weg. Bleibt bei dem Tempo überhaupt Zeit, zu denken? Nicht viel. Es ist für einen Skifahrer auch nicht gut, zu viel zu denken. Wieso? Du bist die Strecke hundertmal im Kopf gefahren. Wenn du am Start stehst, sind da nur mehr die Realität und dein Instinkt. Du handelst, weil du nämlich handeln musst. Sie kennen jede Strecke auswendig? Ja. Trotzdem nehme ich mir Zeit bei der Inspektion der Strecke, nicht so wie Bode Miller, der in fünf Minuten wieder weg ist. Ich will jeden Buckel, jedes eisige Tor kennen, damit ich weiß, was auf mich ­zukommt. Nur so kann ich mich auf meinen Speed konzentrieren. Sie wirken sehr kühl, gehen sehr analytisch auf die Dinge zu. Keine Spur von den Crazy Canucks, die seinerzeit das Image hatten, wild und gefährlich zu sein und direkt von der Disco auf die Piste zu wechseln. Generationswechsel? Täuschen Sie sich nicht. Jeder von uns weiß, was es heißt, wild zu sein. Wir sind ein sehr spezielles Team, und wir haben einen sehr professionellen Zugang zum Sport, zum Training, zur Vorbereitung.

Erstes Podium der aktuellen Saison für Erik Guay: Platz 3 in der Abfahrt von Beaver Creek, Dezember 2008.

Aber wenn’s einen Grund zum Feiern gibt, dann scheppert es. Alles zu seiner Zeit. Verglichen mit Ken Read, Dave Irwin und den „verrückten Kanadiern“, die feierten, wo immer sie waren: Wie sehen Sie das neue Team Canada? Professioneller. Kennen Sie die legendären Figuren persönlich? Klar. Ken Read war lange Präsident des kanadischen Verbands, Steve Podborski arbeitet für einen Sponsor. Lustige Burschen? Ich kenn sie nur in Anzug und Krawatte. Keine Spur von wild. Wer ist der beste Abfahrer aller Zeiten? Ich glaube, Hermann Maier. Es ist unglaublich, dass er jetzt, an diesem Punkt seiner Karriere, noch immer Rennen gewinnt. Ich finde seine Story toll. Wie er zum Skifahren kam, welche Widerstände er überwand, wie er sich immer wieder neu erfand. Man könnte einen Hollywoodfilm über ihn drehen. Ich meine, er redet nicht viel. Er hat einen Job zu erle­digen, und er erledigt ihn. Beeindruckend. Orientieren Sie sich an anderen Athleten? Analysieren Sie deren Stil und Eigenarten?

Ein Wort, das die Streif am besten beschreibt? Fun.


bilder: imago/schiffmann, samo vidic

Ich will niemand kopieren, aber ich lasse mich inspirieren. Aksel Svindal hat zum Beispiel einen technisch sehr interessanten Hintergrund, von ihm kann man immer wieder etwas lernen. Wie gehen Sie vor, um ständig besser zu werden? Von wem lassen Sie sich etwas sagen? Meine Philosophie ist erst einmal: Ich selbst bin mein bester Coach. Wenn ich Fehler beim Fahren bemerke, versuche ich sie auszumerzen. Ich höre meinen Trainern sehr aufmerksam zu, denn sie sehen alles von einer anderen Warte. Ich schätze es sehr, mit Robi (Robert Trenkwalder, Leiter der Red Bull Athletes Special Projects; Anm.) ein für mich maßgeschneidertes Programm ausarbeiten zu können. Es fügt meinem Trainingsplan neue Komponenten hinzu, über die ich sehr froh bin. Wie lässt sich das individuelle Spezialtraining mit dem Trainingsplan Ihres Teams vereinbaren? Die Verständigung funktioniert immer besser. Man muss nur Lindseys Beispiel (Lindsey Vonn, derzeit Weltcupführende bei den Damen, Weltcupgesamtsiegerin 2007/2008; Anm.) anschauen: Sie arbeitet schon einige Zeit länger mit Robi und dem Red Bull ASP zusammen, und die Resultate sprechen ihre eigene Sprache: Lindsey wurde von Jahr zu Jahr besser. Das wünsche ich mir auch für mich. Ist es ein Vorteil für einen Abfahrer, etwas älter zu sein und über mehr Routine zu verfügen? Sieht so aus, wenn man die Siegerlisten in Kitzbühel

Was bedeutet es, in Kitzbühel zu gewinnen? Alles. Wer Kitzbühel gewinnt, ist der Beste. oder Bormio anschaut. Athleten wie Didier Cuche oder Michael Walchhofer haben ein so großes Plus an Erfahrung, dass es ihnen offenbar leichter fällt, Risiko und Speed ideal zu dosieren. Ich weiß nicht, ob es die simple Tatsache ist, dass sie die Strecke öfter gefahren sind oder dass sie ein besseres Gefühl für den Berg entwickeln: Alter scheint ein positiver Faktor für Abfahrer zu sein. Reife durch Erfahrung? Beides. Aber trotzdem will ich nicht warten, bis ich 35 bin, um Kitzbühel zu gewinnen. Ich finde, 27 wäre ein gutes Alter. Das Interview zum Nachhören, die Insider-Blogs von Erik Guay und Robert Trenkwalder: redbulletin.com/alpineskiing

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josef Probst

verbraucht fünf Tonnen Explosivstoffe pro Jahr. Damit sprengt der Tiroler Lawinen. Er macht das in aller Demut, denn mit dem Berg ist nicht zu spaßen. Text: Fritz Kalteis, Bild: Philipp Horak

Name Josef Probst Geburtsdatum/-ort 30. August 1964, St. Jakob am Arlberg Wohnort St. Jakob am Arlberg Beruf Pistenchef in St. Anton am Arlberg

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Die Tiroler Seele im Schatten der Berge ist noch immer ohnmächtig gegen das, was von oben kommt. „Sie beten, stellen Marterln auf und empfinden Lawinen als Strafe Gottes“, sagt Hans Haid, Autor des Buches „Mythos Lawine“. Aber: „Angst zu zeigen wäre touristischer Selbstmord“, so Haid. Also werden die Marterln im Sommer aufgestellt. Im Winter wird gesprengt. Einsatzbüro Bergstation Galzig. Zehn Männer, sechs Schnurrbärte. Josef Probst ist Pistenchef von Galzig und Valluga in St. Anton am Arlberg. Mit seinen Kollegen schützt er das Pistennetz und die offiziellen Skirouten. Probst redet über den zu warmen Boden und die ruhelose Schneepackung darauf. „Wir haben viele Gleitschneelawinen, die sehr schwer zu beurteilen sind.“ Und tausende Skifahrer, die auch den letzten Zentimeter freien Geländes verspuren. Aber dort endet Probsts Verantwortung. Kein Skigebiet in Österreich betreibt in Sachen Lawinensicherung größeren Aufwand als St. Anton. „Wir haben etwa 400 Sprengpunkte, die je nach Wind und Schneefall laufend überprüft werden.“ Die Arbeit beginnt vor Saisonstart. Nach jedem Schneefall wird in genauer Abfolge gesprengt. Zum ersten Mal knallt es bei der Galzig-Wächte oberhalb der Bergstation, dann werden Galzig-Talabfahrt, Schwarze Wand, Steißbachtal, Schindlergrat und Valluga gesichert. Von Anfang November an wird üblicherweise gesprengt, erzählt Probst, und bis Ende April braucht es fünf Tonnen Sprengstoff. Der Vallugagrat ist von einer ringförmigen Spreng­ seilbahn umschlossen. Die transportiert die Sprengladungen an den gewünschten Punkt. Fernzündung per Funkgerät und Wumm! Früher haben sie Lawinen mit den Ski losgetreten, heute muss gesprengt werden. Tausende Touristen bei der Talstation ­erzeugen Druck. Verständnis für gesperrte Pisten kannst du von einem Holländer, der 2000 Euro für eine Woche am Arlberg ablegt, nicht erwarten. Deshalb liest sich das Ausrüstungsinventar der Lawinensprenger wie der Einkaufszettel des Verteidigungs-

ministeriums: 30 Gasex-Rohre, 70.000 Euro das Stück, vom Büro aus zu zünden. Auf Galzig und ­Arlenmähderbahn zwei Sprengmasten. Sprengseilbahnen bei Vallugagrat und Rendl. Ein Hubschrauber, auf Zuruf bereit. Dann der „Avalancheur“, eine Stickstoffkanone, die Pfeile mit Sprengstoff in die zwei Kilometer entfernten Wände von Kapall und Schindlerkar schießt. Den Rest erledigt Probst mit seinen Männern. „Der Berg ist immer so gefährlich, wie man sich auf ihm verhält“, sagt Josef Probst. Das mulmige Gefühl aber bleibt, wenn er, den Rucksack voll mit Sprengladungen und Zündern, dort rausfahren muss, wohin nicht geflogen oder geschossen werden kann. Natürlich hat Probst auch Lawinengeschichten auf Lager, aber wirklich knapp war es für ihn 1999, im Galtür-Jahr. Bei einer Untersuchung haben sie den Knochenkrebs gefunden und ihn gleich im Krankenhaus behalten. Die Berichte über Galtür musste sich Probst im Fernsehen ansehen. Seine Frau und das neugeborene Kind saßen zu Hause in St. Anton, eingesperrt von den Lawinen. Probst hat alles gut überstanden, bis heuer ein Tumor in seinem Kopf gefunden wurde. Gutartig, aber dennoch: sofortige Operation und die Erkenntnis, dass „es schon schwierig wär, könnt ich nicht mehr auf den Berg“. In manchen Wintern hört der Schnee nicht auf zu rutschen. In den Hängen tun sich Risse auf, groß wie Gletscherspalten. Sie heißen Gspont und Quicky. Zwei Wochen später berichtet Probst, dass in der Nacht eine Lawine abgegangen sei. 700 Meter breit, 1,5 Meter hoch, hinunter ins Steißbachtal, bis auf die Piste. Die Lawinendämme aus Schnee haben sie einigermaßen aufgehalten. Jetzt wird er sie mit dem neuen Schnee noch höher machen. Dann geht es mit dem Hubschrauber zum Sprengen, es haben sich neue Risse gebildet. Er hofft, dass sich nix tut, meint Probst. Aber wissen kann er es nicht. Red Bull Freeski Derby: 17. / 18. Jänner 2009, Fellhorn/ Kanzelwand (GER); www.redbulletin.com/freeskiderby


Lawinensprenger Josef Probst: „Das größte Problem ist, dass die Leute trotz aller Absperrungen in die gefährlichen Hänge einfahren.“


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amelia Earhart war mutig, kämpferisch – und eine Frau. Die erste, die den Atlantik überflog und sich in der Männerdomäne „Fliegen“ profilierte.

Name Amelia Earhart Geburtsdatum/-ort 24. Juli 1897, Atchison, Kansas/USA Verschollen seit 2. Juli 1937 im Pazifik Beruf Flugpionierin und Frauenrechtlerin Web ameliaearhart.com

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„In Ordnung. Aber ich will einen Ehevertrag und eine offene Ehe!“ So in etwa nahm Amelia Earhart den Heiratsantrag von US-Verleger und Milliardär George Putnam an. Es war sein sechster Antrag, und es war 1931. Eine Zeit also, in der finanzielle Abmachungen zwischen Eheleuten kein Thema waren, offene Ehen schon gar nicht. Es war aber eine Zeit, in der Frauen die Welt als ihre Spielwiese zu entdecken begannen auf der Suche nach einem neuen Selbstbewusstsein. Und ihre Galionsfigur war Amelia Earhart, Flugpionierin und Frauenrechtlerin. Dass man als Mädchen permanent Grenzen überschreiten muss und sich von Hindernissen nicht entmutigen lassen darf, erfuhr Amelia schon in jungen Jahren. Sie abenteuerte mit Jungs in der freien Natur herum, lernte mit einem Gewehr umzugehen und sammelte Berichte über Frauen in Männerberufen. Als sie 1920 nach ihrem ersten Flugerlebnis beschloss, Pilotin zu werden, weigerten sich die Eltern, diesen Spleen zu unterstützen. Mit Jobs aller Art finanzierte sie sich ihre Flugstunden, kaufte sich 1921 ihr erstes Flugzeug – einen Prototyp von Kinner – und musste ernüchtert feststellen, dass sie in der Männerdomäne Fliegen noch keine Chance hatte. Also wurde sie Sozialarbeiterin in Boston. Earharts Chance kam 1928. Der zweite AtlantikFlug nach Lindberghs Pionierleistung im Jahr davor startete von Neufundland nach England. Mit an Bord der dreimotorigen Fokker: Amelia Earhart, als Passagierin. Dass dann trotzdem sie triumphal gefeiert wurde und die eigentlichen Piloten Wilmer Stultz und Louis Gordon fast zu Statisten verkamen, hatte zwei Ursachen. Zum einen vereinte die zarte, elegante Amelia, kontrastiert durch einen mutigen, willensstarken Gesichtsausdruck samt zerzauster Frisur, alle Attribute einer Heldin. Was, zum Zweiten, von Medienprofi George Putnam erkannt und im Hintergrund stark gefördert wurde. Amelias späterer Ehemann sorgte dafür, dass auch über ihre folgenden Pioniertaten ausführlich berichtet wurde, er machte sie zum Medienstar. Bereits 1935 landete Earhart bei

einer Umfrage nach den bekanntesten Frauen hinter Eleanor Roosevelt auf Platz 2 (bei den Männern waren Präsident Roosevelt und Adolf Hitler in Pole-­ Position). Die Pilotin hatte sich mit ihren Rekorden bereits einen fixen Platz in der Fluggeschichte gesichert. Sie stellte Höhen- und Geschwindigkeitsbestleistungen auf, flog 1932 dann tatsächlich im Alleingang als erste Frau über den Atlantik und noch im selben Jahr als erster Mensch überhaupt von der amerikanischen West- zur Ostküste. In 19 Stunden und fünf Minuten – eine Zeit, die sie 1933 auf 17 Stunden und sieben Minuten verbesserte. Im Jänner 1935 schließlich wagte sie als erster Mensch den Versuch, von Honolulu aus den Pazifik in Richtung USA zu überfliegen. Das Wetter war ­äußerst ungünstig. Eine Woche lang musste Amelia geduldig im Regen auf Hawaii ausharren, bevor sie in letzter Sekunde die einmotorige Lockheed Vega über die verschlammte Startbahn in die Höhe treiben konnte. Das Unternehmen gelang – Earhart landete in Oakland – und erregte auch deshalb Aufmerksamkeit, weil während des Fluges erstmals in der zivilen Luftfahrt ein Zweiwegradio zum Einsatz kam. Earhart unterhielt sich damit mit ihrem Mann – live zu hören in Hawaii und Kalifornien. „Weil es am Festland mehr Platz zum Landen gibt“, beantwortet Earhart die Frage, warum sie nicht umgekehrt von Kalifornien nach Hawaii geflogen sei. Logisch, doch leider zwei Jahre später bei ihrem Versuch, die Welt zu umrunden, nicht immer praktikabel. Mit einer zweimotorigen Lockheed Electra flog sie von Brasilien entlang des Äquators bis nach Neuguinea. Als nächster Stopp war Howland Island, eine Mini-Insel im Pazifik, geplant. Dort kam Earhart nie an, vermutlich, weil ihr dichte Wolken die Sicht auf den kleinen Flecken Erde verstellten. Maschine und Mensch wurden nie gefunden, was Anlass zu Spekulationen und Verschwörungstheo­ rien bot, die bis heute eine ganze Industrie nähren. Al Ain Aerobatic Show: 28. bis 31. Jänner 2009, Vereinigte Arabische Emirate; www.redbulletin.com/aerobaticflying

Bild: Getty Images

Text: Uschi Korda


„Lady Lindy“ wurde Amelia Earhart in Anlehnung an Charles Lindbergh oft genannt. Tapfer ertrug sie diesen Spitznamen, doch sie hasste ihn.


hat Snowboarden in seine Einzelteile zerlegt und neu zusammengesetzt. Jetzt nimmt er sich Skateboarden vor. Die Konkurrenz kriegt bereits eine G채nsehaut. Text: Andreas Tzortzis, Bild: Magnus Unnar

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Bild: Philipp Horak

Shaun White


Bild: Philipp Horak

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I Name Shaun White Geburtsdatum/-ort 3. September 1986, Carlsbad, Kalifornien Wohnort Los Angeles Beruf Snowboard- und Skateboard-Professional Erfolge 2006 Olympiasieger Halfpipe, sechs Goldmedaillen Winter X Games (Halfpipe), eine Goldmedaille Summer X Games (Skateboard Vert) Web www.shaunwhite.com

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n einem klinisch weißen New Yorker Fotostudio wuselt eine Heerschar von Assistenten geschäftig durch die Gegend. Aus den Lautsprechern dröhnt der harte Gitarrenrock von Jimi Hendrix und Led Zeppelin. Hin und wieder legt sich das Geklapper eines herumschwirrenden Skateboards darüber, auf dem Shaun White unaufhörlich von einer Ecke des Studios zur anderen gleitet. Eine stimulierende musikalische Untermalung: Scheinbar schwerelos schnürt der roten Wuschelkopf von seinem Platz vor einem riesengroßen Spiegel und einem Haufen Klamotten, die er anprobieren soll, vor die Kamera des Fotografen, den er lachend mit Ollies und Kickflips bei Laune hält. Es ist Whites zweiter Fotoshoot an diesem Tag, und wie schon beim ersten Mal ist er mit dem Stylisten ein wenig zusammengekracht. „Ich bin mir nicht sicher, was mein Image ist, aber ich weiß genau, was es nicht ist“, sagt White mit einem missbilligenden Blick auf die für ihn bereitgestellten Hemden. „Außerdem find ich es wichtig, dass ich meine Meinung sagen kann, die Möglichkeit hat schließlich nicht jeder.“ Dass er mittlerweile auf der ganzen Welt bekannt ist, hat der nette Junge aus Kalifornien nicht nur seinem außergewöhnlichen Talent auf dem Snowboard zu verdanken. Shaun White weiß sich nämlich auch geschickt zu vermarkten. Und während er fleißig an seiner Karriere bastelte, verwandelten sich seine beiden Lieblingsbeschäftigungen passenderweise in eine riesige Sportindustrie, die jährlich Milliarden Dollar umsetzt. Im Alter von 22 Jahren ist White inzwischen Herr über zwei Bekleidungs­linien

und macht Werbung für American Express und Hewlett-Packard. Ihn kennen damit wahrscheinlich genauso viele Menschen wie David Beckham oder Tiger Woods. Diesem Erfolgszug werden die Premiere seines eigenen Snowboard-Videospiels und die damit verbundene zehn Millionen Dollar teure weltweite Werbekampagne nur noch mehr Drive verleihen. Spätestens dann wird White sich in Wohnzimmern von San Diego über Manchester und bis hinüber nach Tokio permanent breitmachen. Ganz einfach ist es trotzdem nicht, sich vorzustellen, dass diese Frohnatur mit dem Haarschnitt eines Rockstars aus den Achtzigern der Kopf einer zwei Sportarten umfassenden Riesenmarke ist. Freundlich ist er noch dazu und verrät mit seinem Surfer­ slang seine südkalifornischen Wurzeln. Täuscht diese Lockerheit? Schließlich ist Shaun White seit Jahren der wahrscheinlich dominanteste Snowboarder der Welt und nebenbei drauf und dran, auch seine Skateboardkarriere auf ebenso hohem Niveau zu etablieren. Und seinen Erfolg verdankt er nicht nur der frühen Unterstützung seiner Eltern, sondern auch dem ihm angeborenen Ehrgeiz. Auf in die Berge. Weihnachten spielte im Hause White nie eine große Rolle. Nie wurde Geld für sinnlose Geschenke verschwendet. Stattdessen packten Shauns Vater Roger, der damals beim Wasserwerk angestellt war, und seine Mutter Cathy, die als Kellnerin arbeitete, ihre drei Kinder ins Auto und machten sich alljährlich vom sonnigen Carlsbad auf den Weg in die Berge an der Grenze zu Nevada. Diese Familienurlaube sind nicht nur dafür verantwortlich, dass Roger White inzwischen nur noch als „The Rog“ bekannt ist. Sie hinterließen auch bei Shaun tiefe Spuren. Sein Musikgeschmack richtet sich stark nach den Rock-CDs, die „The Rog“ wäh-

Bilder: magnus Unnar, adam moran/Red bull photofiles; Shaun White trägt eine Jacke von Freemont und Jeans von corpus

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Bild: Philipp Horak

Shaun White beim Method Air in Revelstoke, British Columbia, Kanada: Die Schwerkraft hat White noch nie zurĂźckhalten kĂśnnen.


rend der langen Autofahrten zu hören pflegte. Die vielen Stunden zusammen auf engstem Raum schufen eine tiefe familiäre Bindung, ohne die Whites Weg in den Olymp der Snowboarder nur schwer vorstellbar ist. Die fünfköpfige Familie stürzte sich oft gemeinsam die Piste hinunter, allen voran der sechs­jährige Shaun auf seinem Board. Weil er seiner Mutter damit den letzten Nerv raubte, zwang sie ihn dazu, Switch zu fahren, also mit seinem schwächeren Fuß voran. Jahre später sollte sich diese Art der Mutterliebe auf besondere Art und Weise bezahlt machen, weil es für White inzwischen egal ist, wie herum er seine Sprünge landet. Obwohl sein Bruder Jesse und seine Schwester Kerri in ihrer Kindheit begabte Snowboarder waren, zeichnete sich früh ab, dass der kleine Shaun ihnen mit seinen wilden Sprüngen und 360-Grad-Rotationen schon damals ein Stück weit voraus war. Während Jesse ihn auf der Piste inspirierte, half Shaun das Trampolin im Garten seiner Eltern dabei, sich komfortabel durch die Luft zu zwirbeln. Außerdem gab es da im Garten noch eine zwei Meter hohe Skateboardrampe, die Shaun oft in Kombination mit seinem Trampolin verwendete: „Ab und zu hab ich mich einfach zum Spaß von der Rampe mitten aufs

Trampolin geworfen. Ich glaube, das hat mir geholfen, mich kopfüber in der Luft wohl zu fühlen.“ Vom Wohnmobil auf die Piste. 1992 kontaktierte Shauns Mutter Tim Windell. Dieser betrieb ein etabliertes SommerSnowboard- und -Skicamp in Mount Hood, Oregon. Beeindruckt von Shauns Talent, unterrichtete Windell ihn zum reduzierten Tarif. Tagsüber wirbelten Shaun und seine Geschwister durch Windells Halfpipes und lernten von den professionellen Snowboardern, die bei Windell unterrichteten, neue Tricks. Zum Übernachten zogen sich die Whites wie die Füchse zurück in ­ihren riesigen Van, der einmal dem US-Grenzschutz gehört hatte. Sparen war angesagt: Hotelzimmer gab es nur in Ausnahme­ fällen, und wenn, dann teilte sich die fünfköpfige Familie ein Zimmer. Der Campingkocher durfte bei solchen Aus­flügen nicht fehlen, und während die Kinder auf den Betten herumturnten, grillte Cathy White Quesadillas, eine Art mexikanische Käse­ palatschinke. Der Feuermelder wurde vorher mit einer Duschhaube abgedeckt, um Stress mit dem Hotelpersonal zu vermeiden. „Snowboarding ist schuld, dass ich mich mit meinen Eltern super verstehe“, sagt White heute. „Cool, oder?“


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Bild: adam moran/red bull photofiles

Talent, Showman, Bot足schafter seines Sports, Olympiasieger: Hinter der Maske steckt mehr als nur ein Shaun White.


Bild: Philipp Horak

Shaun White beim Backside Air in Whistler, British Columbia, Kanada: Wenn ihm ein Trick nicht gleich gelang, wurde ge端bt, bis alles passte.


Bilder: magnus unnar, adam moran/red bull photofiles; shaun white trägt eine jacke von marc by marc jacobs, ein hemd von hurley und jeans von corpus

Heroes

Shauns Kontrolle über sein Snowboard wurde auch dank Windells Unterricht immer beeindruckender. „Die Schwerkraft hat ihn nie zurückhalten können“, sagt Windell. Fast mühelos lernte Shaun die Tricks der älteren Boarder, um sie kurz darauf besser und höher zu präsentieren. Pat Bridges, Chefredakteur des „Snowboarder“-Magazins, sah den damals achtjährigen White zum ersten Mal bei einem Halfpipe Contest: „Er war ein Naturtalent, bei dem alles zusammenkam. Er braucht neue Tricks nicht wirklich auszu­probieren, irgendwie wusste er automatisch, wie schnell er die Halfpipe hinunterflitzen muss.“ Von Anfang an dominierte der kleine Bursche mit seinen unterm Helm hervorsprießenden roten Haaren jeden Wettbewerb, an dem er teilnahm. Folgerichtig wurde er mit dreizehn Jahren Profi. Weil die Konkurrenz damit schlagartig stärker wurde, begann Shaun sich intensiv auf seine Wettbewerbe vorzubereiten. „Ich hatte nie Angst davor zu trainieren“, sagt White. „Auf der Piste hab ich mir überlegt, welcher der schwierigste Trick ist, den ich noch nicht beherrsche. Den habe ich dann den ganzen Tag geübt, und am Ende wurde das mein Lieblingstrick.“ Das richtige Timing. Whites Erfolg kam zur richtigen Zeit. Anders als noch in den Achtzigern und Neunzigern begannen selbst noble Skiresorts in den USA damit, für ihre Gäste Halfpipes und Snowboardparks zu errichten. Jeder wollte sich vom wachsenden Snowboardkuchen ein Stück abschneiden. Und für die Snowboard-Pros, von denen viele gerade einmal Anfang zwanzig waren, ging es mit Hilfe von sechsstelligen Werbedeals steil bergauf. Videos mit den Stars der Szene, allen voran dem Norweger Terje Håkonsen, machten in der Fangemeinde des jungen Sports die Runde. Sie halfen Snowboarding dabei, sich so weit zu etablieren, dass es 1998 sogar Teil der Olympischen Winterspiele in Nagano wurde. Spätestens mit den X Games, den alternativen Sommer- und Winterspielen des US-Sport-senders ESPN, gab es wenig später eine feste Plattform, die innerhalb kürzester Zeit die Kassen richtig zum Klingeln bringen sollte. Schon 2003 gewann dort der mittlerweile sechzehnjährige Shaun White seine ersten beiden Goldmedaillen. Bis 2005

holte er sich danach jedes Jahr mindestens eine weitere Goldene in der Halfpipe oder bei den Jumps und Rails des SlopestyleWettbewerbs. Erfolge machen ruhelos: Shaun White jettete von Wettbewerb zu Wettbewerb, von Kanada nach Alaska, von Japan nach Neuseeland. Zwischendurch versuchte er sich auf den langen Flügen, so gut es ging, zu erholen. Dabei half ihm seine Gitarre, die er passenderweise bei einem Wettbewerb gewonnen hatte und auf der er sich selbst ein paar Songs beibrachte. Erfolgsgeheimnis. „Shaun beherrscht die Tricks, die andere machen, und die wiederum beherrschen oft auch seine Tricks“, versucht Pat Bridges vom „Snowboarder“-Magazin eine Erklärung. „Der Unterschied: Shaun landet diese Tricks auch dann, wenn es wirklich darauf ankommt.“ Insider wussten also genau, was passieren würde, als White 2006 nach einem schlechten ersten Run bei den Olympischen Spielen in Turin vor seinem zweiten Run oben an der Halfpipe stand. Mit dem mittlerweile berühmten US-Bandana über dem Mund und dem Helm über seinen roten Locken flog White unter anderem fehlerfrei durch zwei 1080-Grad-Rotationen hintereinander. Der Rest des Feldes war chancenlos. Die USA hatten über Nacht einen neuen Helden und die Marketingexperten in White eine perfekte Galionsfigur für Produkte aller Art. Fremde applaudierten ihm in aller Öffentlichkeit, und seine sympathische Persönlichkeit bezauberte in Talkshows. Kurz darauf riefen American Express und HewlettPackard an. Die Marke Shaun White, bis dahin eng mit dem Snowboardhersteller Burton, Red Bull, dem Sonnenbrillenfabrikanten Oakley und dem Einkaufshaus Target verbunden war, hielt im Bewusstsein des Durchschnitts­amerikaners Einzug. „Zu sagen, dass es sich hier um Werbespots für die breite Masse handelt, wäre eine Untertreibung“, sagt Bridges. „Der beste Golfer der Welt, Tiger Woods, macht Werbung für American Express. Für die machst du nur Werbung, wenn du ein Superstar bist.“ Hardcore-Snowboarder reagieren ob des Erfolgs von Shaun Whites mitunter verschnupft. Für diejenigen, die den Sport immer noch als eine alternative Subkultur sehen, ist White mit 43


seinen Mainstream-Sponsoren nicht der ideale Repräsentant ihres Lifestyles. Bridges hat solche Kritik schon öfter gehört. Auch er wünscht sich, dass Snowboarding von der breiten Masse nicht bloß als unterhaltsamer Firlefanz abgestempelt wird. Allerdings ist Bridges sicher, dass Whites Erfolg der gesamten Szene geholfen hat. „Jedem, der mit Snowboarding seinen Lebensunterhalt bestreitet, geht es dank Shaun besser. Gäbe es ihn nicht, gäbe es einfach weniger Snowboarder.“ White selbst war nach Olympiagold bewusst, dass die Rolle als Snowboard-Botschafter nicht ganz einfach werden wird. „Jedes Interview, das ich gegegeben habe, war ein Risiko, unseren Sport mit einem falschen Wort zu veralbern“, sagt White. „Ich hätte mich bei der CBS-‚Late Show‘ von David Letterman problemlos zum Deppen machen können, nach dem Motto: Hey Alter, ich ess Granola, geh snowboarden und mach Party!“

Ru n t e r b r e t t e r n m i t S h au n

Virtual Hero

Shaun Whites Snowboard-Videospiel präsentiert sich so wie Shaun Whites Leben. Sicher, man kann Medaillen gewinnen oder aufs Podium hüpfen, aber die meiste Zeit geht es darum, das meiste aus einer Abfahrt herauszuholen: den meisten Spaß nämlich. Vier Strecken kann man sich aussuchen – je eine in Park City/Utah, Alaska, Europa und Japan. Die Vielzahl der Möglichkeiten, die Berge hinunterzubrettern, erhöht die Wahrscheinlichkeit, dass aus einem schnellen Spiel zwischen­ durch eine 36-Stunden-Session am Joypad wird. Die Spieler können auf ihren Ab­ fahrten verschiedene Herausforderungen bestehen, allein oder im Match gegen ihre Freunde. Die optisch eindrucksvolle Technologie erlaubt es den Spielern, sich die ganze Zeit frei in der Spielewelt zu bewegen, mit Schneebällen Schabernack mit unbeteiligten Fußgängern zu treiben, einen Helikopter zu chartern oder mit dem Sessellift einen Berg hinaufzureisen, begleitet von phantastischen Aussichten. Die Steuerung ist relativ einfach zu durchschauen – manche Kritiker

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haben sich interessanterweise daran gestoßen –, und es dauert nicht lang, bis man Method Airs und Cab 1080er von Felskanten und Schanzen in den Schnee setzt. „Es ist fetzig, dass die Spieler einen Eindruck kriegen, wie es ist, wenn man mit dem Board einen Hang ­hinuntersaust. Wenn sie das nicht interessiert, sehen sie zumindest, welche Klamotten wir tragen und welche Sprüche wir auf Lager haben“, sagt White. Als ehrgeiziger ­Gitarrist und jemand mit ständig wechselndem, bisweilen schrägem musikalischem Geschmack war er hartnäckig darauf bedacht, dass der Soundtrack – von Blue Oyster Cult bis zu Bob Dylan – genauso sorg­ fältig ausgesucht wurde und so ­anspruchsvoll ist wie der Rest des Spiels. „Wir haben eine Menge Musik verwendet, die in den Charts nicht ganz oben steht“, so White, „Es kann durchaus sein, dass die Kids spielen, einen Song hören und sagen: ,Was ist denn das?‘“ „Shaun White Snowboarding“ by Ubisoft; erhältlich für PC, Nintendo, Wii, Xbox und PlayStation, ab ca. 30 Euro. www.shaunwhitegame.com

Stattdessen präsentierte sich White als der zurückhaltende und von seinem plötzlichen Erfolg etwas überraschte Snowboarder, der er nun einmal war. Die Chance, seinen Sport zu promoten, nützte er dennoch. „Es geht doch beim Snowboarden vor allem darum, zusammen Spaß zu haben“, sagt er. „Dabei fällt mittlerweile das ganze rebellische Gehabe einfach unter den Tisch. So wie in der Musik halt. Bei ,American Idol‘ (der US-Spielart von ‚Deutschland sucht den Superstar‘; Anm.) seh ich ja auch nicht irgendwelche rebellierenden Rockertypen.“ Das zweite Leben. In Tim Windells Snowboardcamp tauchen inzwischen ständig Eltern auf, die von ihm verlangen, ihre Kids in den nächsten Shaun White zu verwandeln. In Anbetracht von Whites Talent und seiner zahllosen ersten Plätze wird das nicht einfach werden. Nimmt man dann noch Shauns Skills auf dem Skateboard dazu, wird es so gut wie unmöglich. White fährt schon so lange Skateboard, wie er auf dem Snowboard steht. Als Skateboarder ist er erst seit seinem 16. Lebensjahr Profi, bei Birdhouse, der Firma seines Idols Tony Hawk. Der inzwischen vierzigjährige Hawk verkörpert die Rolle des Botschafters seines Sports geradezu perfekt und hat es dank seiner langen Karriere und einer vor laufenden Fernsehkameras gelandeten 900-Grad-Drehung zur Legende gebracht. Als solider Familienvater und netter Beach Boy hat er sich wegen seines positiven Images in Amerikas Wohnzimmern längst fest etabliert. Darüber hinaus gibt es ein Videospiel mit seinem Namen, das sich bestens verkauft, in der bereits zehnten Auflage. Zumindest was die Vorherrschaft beim Skaten angeht, hat White damit noch einiges zu erledigen. Seit kurzem nimmt er nach dem Ende der Snowboardsaison aktiv an Skateboardwettbewerben teil. Es überrascht niemanden, dass sich seine Manöver im Schnee zum Teil im Skating wiederfinden. „Ich mache höhere Airs, weil ich mich einfach dabei wohl fühle“, sagt er. Von den etablierten Skateboardprofis wurde Shaun nicht mit offenen Armen aufgenommen. Obwohl sich das inzwischen gebessert hat, wusste White die gespannte Situation zu seinem Vorteil zu nutzen. „Ich hab deren Ordnung über den Haufen geworfen, super“, sagt White über seinen Eintritt in die abgeschottete Szene der Top-Vert-Skater. „Je mehr die mich ärgerten, desto mehr Tricks hab ich mir beigebracht. Manchmal wünsch ich mir, dass es immer noch so wäre, weil mich das voll motiviert hat.“ 2007 gewann White schließlich sein erstes X-Games-Gold im Skateboarding. Sobald der Sport zur olympischen Disziplin wird, will White sich noch mehr auf Skating konzentrieren. Und wird dann wohl bei den Olympischen Spielen 2012 in London mit von der Partie sein. Bis dahin wird White außer im Fernsehen auch noch auf ­einer anderen, virtuellen Bühne zu sehen sein. Denn egal, ob Snowboarder oder Sofasurfer: Sein Videospiel ist gleicher­ maßen ansteckend. Vor einer virtuellen Bergkulisse fliegt der Spieler durch die Pipe oder über Rails, Jumps und sogar Baumstümpfe den Berg hinunter. White war intensiv in Entwicklung und Design involviert. Er half auch beim Soundtrack mit. „Total lustig, dass wir jetzt gerade mein Videospiel spielen“, sagt er und schaut dabei, wie während des gesamten Interviews immer wieder, kurz auf den Videoscreen, der mit seiner PlayStation verbunden ist. Verläuft sein Leben auch wie ein Videospiel? „Mir gefällt es, weil ich nie weiß, was als Nächstes passiert. Wir könnten jetzt hier sitzen und darüber reden, dass ich irgendwo oben angekommen bin, aber wer weiß: In ein paar Jahren könnte es wieder ein nächstes Level geben.“ Winter X Games: 22. bis 25. Jänner 2009, Aspen, Colorado, USA Das coolste Video mit dem coolsten Hund des Planeten: www.redbulletin.com/shaunwhite

Bild: magnus unnar; Shaun White trägt einen Mantel von volcom, einen schal von rogan, ein shirt mit v-ausschnitt von barneys co-op, jeans von corpus; styling: mark holmes; grooming: kumi craig; aufgenommen on location: the red bull space

Heroes


Bild: Philipp Horak

Brett bleibt Brett, selbst in den StraĂ&#x;en von New York: Shaun White ist auch mit dem Skateboard ganz per Du.


Heroes

Hero’s Hero

Jean beliveau Wenn du in den Fünfzigern in Quebec aufwächst, ist Eishockey alles für dich. ­Jeden Sonntagabend hat sich die Familie vor dem Radio versammelt und die Übertragungen der Spiele gehört. Ich war etwa sieben Jahre alt, als mich unser Nachbar zum ersten Mal zu einem Match mitge­ nommen hat. Ich bin ja nur eine Stunde außer­halb von Montreal aufgewachsen, darum hat sich die Frage nach dem „richtigen“ Verein nie gestellt. Das C und das H des Club de Hockey Canadien waren mir und meinen Kumpels tief eingebrannt. Wann immer wir Hockey gespielt haben (also vor und nach der Schule, in der Früh und bis spät in die Nacht), wollte ich Jean Béliveau sein. (Allerdings wollten alle anderen auch Jean Béliveau sein.) Er verkörperte alles, was wir bewunderten. Béliveau war einer, um den du ein Team baust. Mit wem der alles gespielt hat! Maurice „Rocket“ Richard, Bernie „Boom-Boom“ Geoffrion, Dickie Moore, Doug Harvey und, und, und: Es war vielleicht die beste Zeit, die das Eishockey je gesehen hat. „Le Grand Jean“ oder auch „Le Grand Bill“, wie man ihn nannte, war trotzdem besonders. Er hat alle seiner zehn Stanley Cups für die ­Canadiens geholt, ganz Quebec hat ihn geliebt. Seine legendäre Nummer 4 auf einem anderen Jersey zu sehen wäre ihm wohl selber komisch vorgekommen. Dabei mussten die Habs damals alle Register ziehen, um Béliveau überhaupt zu kriegen: Er hatte einen sehr gut dotier­ ten Vertrag mit den Quebec Aces in der Quebec Senior Hockey League, einer Ama­ teurliga. Die Canadiens besaßen nur seine Profi-Rechte. Und Béliveau wollte bei seinen Aces in Quebec City bleiben. 1953 schließlich reichte es Frank J. Selke, dem 46

Pierre Pagé lebt kanadische Eishockey­kultur. Seine Philosophie: Develop and win.

Jean Béliveau ist das Idol von Red Bull Salzburgs Meistertrainer Pierre Pagé. Der Mann war so gut, dass die Montreal Canadiens seinetwegen eine ganze Liga kauften.

General Manager der Canadiens: Kurzerhand kaufte er die gesamte Liga und machte sie zu einer Profi-Veranstaltung. Jetzt wurde der Vertrag zwischen den Canadiens und Jean schlagend, er musste sich das rot-blau-weiße Canadiens-Trikot anziehen. Etwas Ähnliches hat es vorher und nachher nie mehr gegeben: dass ein Verein eine komplette Liga kauft, nur um an einen einzigen Spieler zu kommen!

Béliveau hatte eine Aura um sich. Am Eis war er schon wegen seiner schieren physischen Präsenz eine Macht, aber das, was ihn ausmach­te, war seine Einstellung, seine Klasse. Ein ruhiger Leader, der durch Vorbild geführt hat. Ein taug­ liches Vorbild in allem, was er getan hat. Noch heute fragt man ihn um seine Meinung, noch heute ist er Mister Eis­hockeyBotschafter. Meine Tochter hat während ihres Studiums im Bell Center, der Heim­ stätte der Canadiens, gearbeitet. Sie erzählt, dass Jean Béliveau noch immer Autogramme schreibt, das ganze Spiel lang. Er nimmt sich für alle Zeit. Ich habe Jean Béliveau, über den der junge Wayne Gretzky einst gesagt hat, dass er, Gretzky, an einem guten Tag so spiele wie Béliveau, ein paar Mal getroffen. Er wurde nicht kleiner, je näher ich ihm gekommen bin, ganz im Gegenteil. Ich hätte mich nie getraut, ihn mit „Jean“ anzureden. Für mich ist er „Mister Béli­ veau“ und wird es immer bleiben. Keiner wird ihm seine zehn Stanley Cups nachmachen, schon gar nicht bei ein und demselben Verein. Wegen der Salary Cap ist es kaum möglich, viele so gute Spieler bei einem Team zu halten. Gretzky war in den Achtzigern der letzte, dessentwegen andere auf Gage verzichtet haben. Trotzdem hat es selbst er „nur“ auf vier Stanley Cups gebracht. Bei Jean Béliveau hatte selbst der Rücktritt Größe: Er hörte am Höhepunkt auf, als geachteter Kapitän des aktuellen Stanley-Cup-Siegers, 39 Jahre alt, mit 98 Punkten in 90 Spielen noch immer ­erfolgreichster Scorer seines Teams. EC Red Bull Salzburg vs. EC VSV: 16. Jänner, Salzburger Eisarena; www.redbulls.com Pierres Kult-Blogs: redbulletin.com/eishockey

Bilder: gepa pictures/hans simonlehner, marvin e. newman/sports illustrated/getty images

Text: Pierre Pagé


Zwanzig Jahre Cana­ diens, zehn davon als Kapitän. Schon im Jahr nach seinem Rücktritt wurde Jean Béliveau in die Hall of Fame aufgenommen. Und seine Rückennummer, die Vier, wird in Montreal seither nicht mehr vergeben.

Name Jean Arthur Béliveau Geburtsdatum/-ort 31. August 1931, Trois-Rivières, Quebec, Kanada Beruf Eishockeyspieler Stationen Victoriaville Tigers, Quebec Citadelles, Quebec Aces, Montreal Canadiens Erfolge 10 Stanley Cups als Spieler, 7 im Management. Mehrmals MVP, bester Torschütze, die meisten Scorerpunkte Web canadiens.nhl.com


credits

Hoch hinaus: der Gewinner des Red Bull Street Style-Weltfinales, der Franzose Arnaud „Séan“ Garnier.


credits bild: marcelo maragni/red bull photofiles

24 Stunden Musik seite 50 Ballspiele in SĂŁo Paulo seite 58 Dinner mit David Coulthard seite 66

Action Ganz schĂśn was los: Was uns diesen Monat bewegt.


Action

usic Academ

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s t a e B t k a T 7 / 4 2 im RED BULL M

Die Red Bull Music Academy zu Gast in Barcelona. Das bedeutet: Wissensdurst, Kreativität und Music nonstop. Text: Florian Obkircher, Bilder: Ewen Spencer

GoldieLocks greift zum Mikrofon. Die junge Musikerin wirkt entspannt, bedenkt man, dass ihr gerade einer ihrer großen Helden am schwarz gepolsterten Interview-Sofa gegenübersitzt. „Vom Schlafzimmerbastler zum Produzenten für Jay-Z und Nas, wie macht man das?“ DJ Toomp lehnt sich nach vorne, überlegt kurz. Eigentlich habe er wie viele andere Kollegen einfach viel und hart an seinen Tracks gearbeitet, sagt er, eine Sache habe ihn aber von seinen Mitstreitern unterschieden. GoldieLocks und die 29 anderen Jungmusiker im Raum warten gespannt. „Die goldene Regel als Newcomer ist: Learn the business.“ Ein Tipp, den die Londonerin gerade gut gebrauchen kann, denn GoldieLocks steht in den Startlöchern einer vielversprechenden HipHop-Karriere. Ihre bassgewaltigen Grime-Beats, garniert mit amüsanten Raps über den Alltag in Croydon, haben sie via MySpace zum Star gemacht. Ihr Antlitz ziert die ­aktuelle Ausgabe der britischen Musikgazette „Mixmag“, im „DJ Mag“ ist sie als „Best British Breakthrough Producer 2008“ nominiert. Und das, obwohl die 23-Jährige noch nicht mal ein ­Album draußen hat. Sie ist eines von insgesamt sechzig jungen Talenten, die hier in Barcelona ihre Passion ausleben können. Als Teilnehmerin der Red Bull Music Academy. Die reisende Musikhochschule feiert heuer ihr zehnjähriges Bestehen. Seit der ersten Edition 1998 in Berlin macht die Red Bull Music Academy alljährlich für einen Monat in MusikMe­tropolen wie New York, Kapstadt oder São Paulo Station. In zwei Terms werden jeweils dreißig junge Produzenten, Instrumentalisten und DJs aus aller Welt und aus verschiedensten Genres eingeladen, zwei Wochen lang Teil einer musikalischen Parallelwelt zu sein. Gemeinsam mit den Großen ihrer Zunft teilen sie während dieser Zeit Soundstudios, Plattenspieler und Esstisch. Ob Techno-Visionär Carl Craig, Dubstep-Wunderkind 50


Action

GoldieLocks Name Sarah Louise Akwisombe Alter 23 Wohnort London Style HipHop zwischen Grime, Dubstep und Garage Erste Schritte „Anfangs habe ich Rapper für meine Beats gesucht. Den meisten MCs waren sie aber zu komisch, also hab ich selbst zum Mikro gegriffen.“ Status quo Nominiert als „Best British Breakthrough Producer 2008“ („DJ Mag“). 2009 erscheint ihr Debütalbum. Web www.myspace.com/ goldielocksmusic


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DJ Babão Name José Ribeiro Alter 28 Wohnort Rio de Janeiro Style Miami Bass, Baile Funk und HipHop Erste Schritte „Für meine ersten Scratch-Versuche nahm ich ein Hörspiel, weil ich keine andere Platte hatte. Ich mixte stundenlang diese Phrase: ‚Ah, ah, what a beautiful place.‘ Bis irgendwann sogar die Bauarbeiter nebenan mitrappten.“ Staus quo Arbeitet am zweiten Album seines Underground-HipHop-Projekts Inumanos und tourt als DJ durch Europa. Web www.myspace.com/ djbabao


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DJ Zinc (li.) betreut die Sound-Studios. Meist trifft man ihn mit Synthesizern unterm Arm, wenn er durch die Gänge des Backsteingebäudes schlendert.

Skream oder Afrobeat-Drumlegende Tony Allen, die Helden schauen nicht bloß auf einen Vortrag vorbei, sondern bleiben meist lang. Nicht selten tagelang. Vom Frühstück bis zum Mitternachtssnack, von der Lecture bis zur Studiosession, die Stars arbeiten mit den jungen Musikern zusammen und stellen sich ihren Fragen. „Am Anfang dachte ich, es handle sich um eine Violinklasse, die was über elektronische Musik wissen will. Die Academy in São Paulo hat mich aber eines Besseren belehrt! Diese Energie, dieses Feuer, das da während dieser vier Wochen loderte, hat mich total weggeblasen. Seitdem bin ich fast jedes Jahr dabei“, sagt DJ Zinc, Breakbeat-Urgestein aus London. Er ist einer der Studio-Tutoren, die Teilnehmern technische Tipps geben. Es ist elf Uhr morgens in Barcelona, die Oktobersonne wirft ihr sanftes Licht durch die großen Fenster der aufgelas­senen Textilfabrik im Stadtteil Sant Andreu. Hier hat sich die Red Bull Music Academy einquartiert, das vierstöckige Backsteinhaus in einen kreativen Schmelztiegel mit acht Tonstudios für Elektroniker sowie Bands inklusive Control Room verwandelt. Außerdem gibt’s die mit Sofas ausstaffierte Interview-Lounge, wo die Lectures stattfinden, und ein üppiges Foyer. Zum Speisen. Muss ja zwischendurch auch mal sein. Zinc schenkt sich Kaffee ein, er wirkt etwas müde, „vier von zehn Punkten“, sagt er, gefragt nach seiner Verfassung. Der Grund: Die gestrige Recording-Session hat wieder einmal lange gedauert. Bis fünf Uhr morgens hat er mit dem irischen Teilnehmer Rory D an einem Stück gebastelt. Das Ergebnis kann sich hören lassen: Die beiden haben einen energetischen Minimal-Track gebaut, sechs Minuten deepe Dancefloor-Magie, garniert mit den Vokalspuren des Synthesizer-Erfinders Tom Oberheim. Der 72-Jährige war nämlich gestern als Lektor hier und

hat sich zu einer spontanen Aufnahme überreden lassen. „Eigentlich wollte ich Rory D nur ein paar Cubase-Software-Kniffe zeigen, aber dann sind wir total reingekippt und haben die Zeit über­sehen.“ Zinc nimmt einen großen Schluck, um 13 Uhr gilt es fit zu sein. Für die erste Lecture des Tages haben sich Stargäste angesagt. Wenig später trifft das wohl wichtigste Bass-und-Schlagzeug-Duo der Popgeschichte ein, Sly & Robbie. „Wahnsinn“, flüstert der brasilianische Teilnehmer DJ Babão respektvoll, „wegen die­ser beiden Männer hab ich mit dem Musikmachen begonnen.“ Die Liste der Artists, mit denen die zwei Jamaikaner schon im Studio waren, ist lang: Rolling Stones, Talking Heads, Bob Dylan, Fugees, Grace Jones und, und, und. Insgesamt bringt es das Dub-Duo inklusive der Tracks, auf denen es gesampelt wurde, auf satte 200.000 Aufnahmen. Dass es da ­einiges zu erzählen gibt, ist klar. In der Lecture Hall geben die beiden knapp zwei Stunden lang Tipps und herrliche Anekdoten zum Besten. Unter anderem erzählen sie von einer Recording-Session 1980, vor der sich James Brown perfekt stylen ließ. Und zwar vom späteren US-Präsidentschaftskandidaten Al Sharpton! „Als hätte er gleich einen großen Auftritt, dabei waren wir nur einige Jungs im Studio! Aber so war James nun mal“, sagt Robbie grinsend in breitem jamaikanischem Slang und slappt dabei auf seiner unverstärkten Bassgitarre vor sich hin. Als es aber darum geht, einen neuen Track vorzuspielen, stöpselt er sich ein, Sly greift zu den Drumsticks. Ganz nach dem Motto: Warum Konserve, wenn man’s auch live demons­ trieren kann. Schon in der Nacht zuvor haben Sly & Robbie Barcelona eingeheizt. Live, bei freiem Eintritt. Auf der Plaça del Rei, mitten in der Altstadt. Dort, wo sonst nur Theaterstücke gezeigt werden, hat die Red Bull Music Academy ihre Zelte aufgeschlagen, 53


Action

Nach den Lectures geht’s ins Studio oder ins Nightlife: Die einen bunkern sich mit neuem Equipment ein, die anderen schauen Gaststars wie Sly & Robbie auf die Finger.

„Es war crazy“, sagt Babão am nächsten Morgen beim Frühstück, „die Boxen haben schon gebebt, doch das Publikum wollte immer noch mehr: lauter, lauter!“ Der HipHop-Produzent ist zum ersten Mal in Europa, die Red Bull Music Academy hat er durch die Workshop-Session in seiner Heimatstadt Rio de Janeiro kennengelernt. Auf einer dieser eintägigen, öffentlichen Mini-Academys, die alljährlich im Frühjahr weltweit stattfinden, hat er Lust auf die Bewerbung bekommen. Ein Mixtape 54

R E D B u l l M u s i c Ac adem y

Facts & Figures

Sechzig Produzenten, ausgewählt aus über 2500 Bewerbern aus achtzig Ländern, vierzig Szenestars und Beats, so weit das Ohr reicht: Seit zehn Jahren lädt die Red Bull Music Academy alljährlich talentierte Musiker und DJs in Metropolen wie New York, São Paulo oder Kapstadt ein, wo sie vier Wochen lang – aufgeteilt auf zwei Terms – ausgiebig ihrer Passion frönen können. Vom geheimen Beatles-Drummer Bernard Purdie bis zur ElectroRap-Sensation M.I.A.: Legenden, Sound-Innovatoren und neue ­Superhelden stellen sich in Lectures den Fragen der Teilnehmer und schreiten in den Studios mit ihnen musikalisch zur Tat.

Nachts teilen sich die Youngsters dann mit ihren Helden in ­lokalen Clubs die Plattenspieler. Als Hauptquartier adaptiert die Academy in der jeweiligen Stadt ein leerstehendes Gebäude, das mit Studios und neuestem Sound-Equipment in ein kreatives Eldorado verwandelt wird. Absolventen wie HipHop-Wunderkind Flying Lotus oder Alex Epton von der Hipster-Truppe Spank Rock können davon ein Lied singen. Der Weg zur Academy ist dabei kein beschwerlicher: Lediglich ein ausgefüllter Fragebogen, ein Mixtape und/oder einige selbstproduzierte Tracks sind nötig, um sich zu bewerben. Gefragt sind dabei nicht primär perfekte Skills am Drumcomputer, sondern Spontaneität, Offenheit und mu­sikalische Leidenschaft ohne Scheuklappen. Die Bewerbungsphase für die kommende Academy in Wien beginnt im Frühjahr. Infos: redbullmusicacademy.com

Bilder: matt barnes/red Bull Photofiles, pere masramon/red bull photofiles

um die gesamte Stadt den Zauber der beiden Dub-Helden spüren zu lassen. Robbie greift in seine vier Saiten, der Platz bebt angesichts der Bassgewalt. Sly beackert sein Schlagzeug, hüllt seine SnareSchläge in Echoschleifen und formt daraus einen Drumteppich, den der Keyboarder im Upstroke-Stakkato zerhackt. Die Stimmung kocht. Nicht nur wegen der sommerlichen Temperaturen, die hier noch im Spätherbst herrschen. Die Reggae-Fan-Dichte ist nämlich offenkundig hoch. Das bezeugen der seltsame Duft, der über die Köpfe zieht, und die vielen dreadgelockten Herren und Damen, die die Plaça bis auf den letzten Platz füllen. Die eindrucksvolle Show dauert bis 23.30 Uhr, dann zieht die Meute weiter. Denn nach katalanischem Zeitgefühl geht die Nacht jetzt erst richtig los. Vorbei an der grellen Bummel-Meile La Rambla, weiter durch pittoreske, enge Gassen, vorüber an den unzähligen Cerveza-Straßenverkäufern, führt der Weg in den Harlem Jazz Club, wo heute, wie jede Nacht in illustren Clubs, Academy-Teilnehmer das Ruder übernehmen. DJ Babão steht hinter den Plattenspielern. Der schlaksige Brasilianer schüttelt seine Dreadlocks, während er das Vinyl scratcht. HipHop meets Baile Funk, lautet das Motto der Nacht. Babão dreht den Bass weg, wartet kurz, grinst und lässt die Drums mit voller Wucht wieder rein. Die Menge jubelt.


Action

Dorian Concept Name Oliver Johnson Alter 23 Wohnort Wien Style Zerhackte Beats, gekrümmter Jazz und zappelige ConsoleSounds Erste Schritte Weil der Siebenjährige den Flohwalzer nicht spielen wollte, gab ihm seine Klavierlehrerin ein Stück aus Japan. „‚Ping-Pong‘ hieß es. Eine kreativ-visuelle Fingerübung, die mich sehr geprägt hat.“ Status quo Betreibt das Label Affine, sein Album „When Planets Explode“ ist gerade erschienen. Web www.myspace.com/ dorianconcept


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Natalia Lafourcade Name Maria Natalia Lafourcade Silva Alter 24 Wohnort Mexico City Style Fragile Pop-Juwelen zwischen Joanna Newsom und Radiohead Erste Schritte Das erste Lied, das ­Natalia schrieb, hieß „Die Kuh und das Huhn“. Damals war sie zehn, es war der Soundtrack zu einem ihrer Kinderbücher. Status quo Nach zwei Nummereins-Alben und zwei Latin Grammys hat Natalia gerade ihre dritte Platte fertiggestellt. Web www.myspace.com/ natalialafourcadeyo


Action

hatte Babão schnell zusammengestellt, am 14-seitigen Frage­ bogen allerdings biss er sich fast die Zähne aus. „Ich habe ganze zwei Nächte über den Antworten gegrübelt. Das war hart. Aber andererseits auch eine gute Vorbereitung auf die Situation hier, denn zum Schlafen bleibt während der Academy wenig Zeit.“ Das kann Dorian Concept, Teilnehmer aus Österreich, nur ­bestätigen. „Der beste Stress, den ich mir vorstellen kann: aufstehen, mit dem Bus zur Academy fahren, Frühstück, zwei Lec­ tures, Mittagessen, Studio, Abendessen, dann Club. Oder eben Nachtschicht im Studio, wobei ich eher zu Zweiterem tendiere“, sagte er. Bereits auf sieben Tracks, die hier entstanden sind, hat er mitgewirkt. Der 23-jährige Keyboarder ist sehr ­begehrt. Nicht nur weil er mit durchgeknallten Broken-BeatPerlen zwischen Jazz und HipHop derzeit als heißes Eisen am internationalen Elektronik-Markt gehandelt wird: Der Wiener hat den Funk im kleinen Finger. Und sieht man ihm zu, wenn er im Zeitraffer an seinem Mini-Synthesizer schraubt und über die Tasten fegt, dann ist das atemberaubende Fingerakrobatik in Vollendung. „Oft fragen die Leute im Nachbarstudio einfach: Hey, Dorian, kannst du nicht schnell eine Line über unseren Disco-Track spielen? Und so komm ich mit Styles in Berührung, die ich selber nie produzieren würde.“ Eine Herausforderung, der sich auf der Red Bull Music Academy alle Teilnehmer ­stellen müssen. Denn Scheuklappen sind hier fehl am Platz, vom Down-Beat-Bastler bis zum Techno-Head, alle arbeiten miteinander. Just in dem Moment klopft jemand Dorian Concept auf die Schulter, seine Dienste werden wieder verlangt. Diesmal von Natalia Lafourcade aus Mexico City. Die beiden haben vor wenigen Tagen in einem der lokalen Clubs ein gemeinsames Konzert gespielt. Spontan, für die beiden Vollblutmusiker kein Problem. „Ihre Stimme ist unglaublich“, schwärmt Dorian, „sie schafft es, nur mit Gitarre und Gesang die Leute zu packen. So ein bisschen Björk-mäßig, beim Konzert war’s mucksmäuschenstill. Obwohl viermal der Strom ausgefallen ist!“ In ihrer Heimat ist die 24-Jährige ein Superstar. Ihre beiden Platten, gefüllt mit melancholischen Songs zwischen experimenteller Electronica und herzergreifendem Songwriting, haben ihr bereits zwei Nummer-eins-Chart-Platzierungen und vier Latin-Grammy-Nominierungen eingebracht. Einmal hat sie die Trophäe schon gewonnen. „Ach, das ist doch schon drei Jahre her“, sagt Natalia, lächelt und lässt eine Haarsträhne ins Gesicht fallen. Keine Spur von Arroganz, sie möchte mit ihren Kollegen hier zusammenarbeiten und von ihnen lernen. Auch über die Academy ­hinaus. Denn für die Remix-Version ihres neuen Albums wolle sie einige ihrer Kollegen um Soundspenden bitten, erzählt sie. Natalia blickt auf die Uhr. Verdammt, schon 21 Uhr, die ­Sagrada Família hat geschlossen. „Dabei will ich der Kirche schon seit Tagen mal einen Besuch abstatten. Gaudí ist mein Lieblingskünstler“, sagt sie, „aber andererseits denk ich mir dann immer: Die Kirche steht sicher noch hundert Jahre, die Red Bull Music Academy dagegen gibt’s nur hier und jetzt.“

Mark Prichard, DJ Zinc und Tony Nwachukwu (oben). Das dynamische Trio der Academy, das auch GoldieLocks und Natalia rund um die Uhr mit Rat und Tat zur Seite steht.

Infos zur Anmeldung und DJ-Mixes: www.redbullmusicacademyradio.com Videos und Blogs aus Barcelona: redbulletin.com/redbullmusicacademy

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action

Die Sprache des Balls Man kann Fußball spielen. Und man kann mit dem Fußball spielen. Letzteres beherrscht keiner so gut wie die 42 Finalisten von Red Bull Street Style. In São Paulo kürten sie ihren Besten der Besten – und zelebrierten den weltweiten Durchbruch der neuen, alten Sportart Freestyle Soccer. Text: Alex Lisetz

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Bild: raydemski.com/red bull photofiles

Großes Finale in São Paulo: Yosukes Show imponiert offensichtlich sogar seinem Gegner. 30 Sekunden später wird Séan trotzdem noch eines draufsetzen.


Die Teilnehmer zeigen Ballbeherrschung in ­Perfektion – auch deshalb, weil keiner Lust hat, einen verlorenen Ball wieder zu holen.


Action

Bild: raydemski.com/red bull photofiles

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reitagnachmittag, Daniel aus Holland steht am Rand von São Paulos dichtestbefahrener Stadtauto­ bahn und memoriert die Freestyle-SoccerRegel Nr. 1: Man kann überall Street Soccer spielen. Aber man sollte nicht überall Street Soccer spielen. Weil: Daniel hat jetzt eine 9-Millimeter-Walther PP an der Schläfe. Sie gehört zu einem Beamten der Polícia Civil do Estado – schwarze Uniform, kugelsichere Weste – und un­ terstreicht die Ernsthaftigkeit seines An­ liegens sehr. Daniels Freund Aquel aus Jamaika hat die Hände bereits aufs Dach des Polizeiautos gestützt und wird von einem zweiten Ordnungshüter betreut. Fußball mag in Brasilien Staatsreligi­ on sein. Aber sie soll nicht unbedingt auf einem schreiend auffälligen, am Rand der Hauptverkehrsader geparkten Red Bull-Hummer praktiziert werden. Weil dann so viele Pendler schaulustig auf Schritttempo bremsen, dass ein Ver­ kehrschaos entsteht, noch monumentaler als jenes, das in der 12-Millionen-Metro­ pole üblicherweise herrscht. Es kostet die begleitende Crew viel Charme, die Situation mit einem Groß­ aufgebot an Erklärungen zu entschärfen: dass man nur ein paar Fotos machen wollte; dass Daniel und Aquel Teilneh­ mer von Red Bull Street Style sind; dass Red Bull Street Style die erste inoffizielle WM im Freestyle Soccer ist; dass es dabei nicht ums Toreschießen geht, sondern darum, kunstvoll mit einem Ball zu trick­ sen; dass Athleten aus 42 Ländern ange­ reist sind, um hier am großen Weltfinale teilzunehmen; dass es – in diesem Punkt wird ein bisschen geblufft – zu peinlichen diplomatischen Verstimmungen führen könnte, wenn zwei Länder nun ihrer Re­ präsentanten verlustig gingen; und dass man die beiden deshalb bitte, bitte … Nach zehn Minuten dürfen Daniel und Aquel tatsächlich zurück ins Hotel.

In hohem Bogen. „Do caralho!“, sagt zur selben Zeit Murilo Pitol, 17. Jugend­ frei übersetzt heißt das etwa „Bistu­ deppat“ und ist in Brasilien als Ausdruck höchsten Respekts zu verstehen. Wo im­ mer die Freestyler ihre Tricks zeigen, hört man diese Bistudeppats; die leiden­ schaftlichsten kommen freilich von den Freestylern selbst. Freestyle-Soccer-Regel Nr. 2: Versuch, der Beste zu sein. Aber freu dich mit jemand anderem, wenn er besser ist. Murilo ist Brasiliens Vertreter beim Contest. Er steht im Festsaal des Mak­ soud Plaza Hotels und feuert seine Mit­ streiter an. Es sind noch drei Tage bis zum großen Finale, die bereits angereis­ ten Teilnehmer haben hier einen Platz zum Trainieren zur Verfügung. „Es macht Spaß, den anderen zuzuschauen“, sagt Nedzad Brajic, der in Düsseldorf wohnt, aber für Bosnien antritt. Macht es ihn neidisch oder unsicher, wenn ein anderer besser spielt als er? „Nein, ich will mich ja entwickeln. Ich will besser sein als ich.“ Die Spieler bilden einen Kreis, lassen ihn in die Mitte. Er fängt an zu gaberln, hat den Ball plötzlich zwischen Fußge­ lenk und Schienbein eingeklemmt, eine schnelle Drehung, sein Bein schnellt nach hinten, der Ball fliegt in hohem Bo­ gen hinter seinem Rücken über seinen Kopf, landet punktgenau wieder auf sei­ ner Fußspitze. Alle johlen, Nedzad über­ gibt lässig an den nächsten Spieler. „Klar ist jeder hier, um zu gewinnen“, sagt der Ire Nam The Man, 28, einer der Topfavoriten, „aber dieser Event ist auch so etwas wie eine große Party. Jeder von uns hat eine andere Lebensgeschichte, aber ich habe noch nie so viele Leute auf einem Fleck gesehen, die die gleiche Lei­ denschaft haben wie ich.“ Völkerverbinder Fußball. Das ist die Freestyle-Soccer-Regel Nr. 3: Nicht wo du herkommst, zählt. Nur, wie du spielst. Und sogar ein wenig Pathos ist durchaus angebracht: Die vielbeschworene völker­ verbindende Wirkung von Fußball wird hier spürbar. Man zwinkert einander zu, klopft einander auf die Schulter, tauscht die paar Brocken Englisch aus, die man holprig beherrscht, klatscht sich nach je­ dem gelungenen Trick ab: der immer zu Späßen aufgelegte Ecuadorianer Gustavo Tello, dem nach seinem Red Bull Reacci­ ón-Sieg im Vorjahr vier Monate lang sein Preis nicht ausgehändigt werden konnte, weil er mangels fester Adresse nicht auf­ findbar war; der extrovertierte Showman Séan, der sonst mit seiner Akrobatik­ 61


Action

gruppe Black Blanc Beur durch Frank­ reich tourt; der schüchterne Finne Daniel Antman und der kolumbianische Woma­ nizer Christian Mayorga; der tiefgläubige vierzehnjährige Honduraner Jonathan Tejada Matute, dessen Fußballteam bis vor kurzem barfuß spielte; oder der ­japanische Wirtschaftsstudent Yosuke Yokota, der die Stimmung treffend zu­ sammenfasst: „Wir brauchen keine Über­ setzer, unsere Sprache ist der Ball.“ Reichen Wortschatz und flüssige ­Ausdrucksweise lernt man im Internet. „Ohne YouTube geht gar nichts“, sagt Fa­ ruk Onmaz, 18. Der Österreicher, der vor vier Jahren mit dem Freestylen begann, kannte seine Mitstreiter bisher nur virtu­ ell: „Man postet ein Video von einem neuen Trick, die anderen hinterlassen Kommentare – oder antworten mit ei­ nem Clip, in dem sie den Move um ein Detail erweitert haben.“ Perfekte Lebensschule. Die Vernet­ zung via Web ist einer der Hauptgründe für den Boom, den Freestyle Soccer in den letzten ein, zwei Jahren erlebt. Das freut keinen mehr als Mr. Woo, Juror in der Vorrunde, lebende Legende des Sports. Der 45-jährige Südkoreaner mit den langen, blond gefärbten Haaren praktiziert Freestyle Soccer seit zwanzig Jahren. Er hat einen Eintrag im Guin­ ness-Buch der Rekorde, weil fünf Stun­ den, sechs Minuten und dreißig Sekun­ den lang ein Ball auf seinem Kopf hüpfte. Ein gewisser Ronaldinho holte sich nach einem gemeinsamen Nike-Werbedreh ein Autogramm von ihm. „Dass Freestyle Soccer jetzt der weltweite Durchbruch gelingt, ist eine unglaubliche Genugtu­ ung für mich“, sagt er. Besonders aus­ führlich schwärmt er von der erziehe­ rischen Dimension der Sportart: „Man lernt, sich zu konzentrieren und sich in Geduld zu üben. Man muss Rückschläge einstecken, lange an sich selbst arbeiten … die perfekte Lebensschule.“ Am Vorabend des QualifikationsEvents trickst er auf der Tanzfläche des Pasha-Clubs mit den Teilnehmern. Eini­ gen Spielern merkt man schon die Ner­ vosität vorm kommenden Tag an. Außer Séan geht keiner der Favoriten auf die Bühne, lieber checkt man ab, was die an­ deren wohl in ihrem Programm zeigen werden. Freestyle-Soccer-Regel Nr. 4: Lass dir nicht zu früh in die Karten schauen. Sieger am Handy. Am ersten von zwei Wettkampftagen ist Schluss mit Pokern. Die 42 Teilnehmer – in nationalen Quali­ fying Events ermittelt – kämpfen in einer 62

Arena im Komplex des historischen Está­ dio do Pacaembu um sechzehn Finalplät­ ze. Am Vorabend wurden sie per Los in acht Gruppen aufgeteilt, nun treten die Spieler jeder Gruppe in Head-to-HeadDuellen gegeneinander an. Der Ball muss nach jedem Trick und längstens nach zwanzig Sekunden wechseln, die Jury beurteilt nach den Kriterien ­Kreativität, Style und Kontrolle. Nur die zwei Besten jeder Gruppe steigen ins ­Finale auf, das tags darauf stattfinden wird. „Es reicht nicht, deine Tricks zu beherrschen“, er­ klärt Dominik Kaiser, „du musst auf dei­ nen Gegner eingehen, aufs Publikum, auf die Musik des DJs.“ Der 22-jährige Deut­ sche kann das gut: Sein Programm ist athletisch und akrobatisch, aber es hat auch Takt und Rhythmus. Immer wieder kommuniziert er mit dem Publikum, hält kurz inne, baut Spannung vor einem be­ sonders schwierigen Move auf. Er wird später als Gruppensieger in die nächste Runde aufsteigen. Als der Südafrikaner Christopher Njokwana, 28, auf der Bühne steht, sind Publikum und Gegner irritiert. Während sein Konkurrent seine Moves präsentiert, kramt Chris nach seinem Handy und be­ ginnt zu telefonieren, gestikuliert, über­ nimmt dann den Ball vom Gegner, tele­ foniert weiter, beginnt die ersten Tricks, hört nicht auf zu reden. Jetzt erst wird allen klar, dass das fingierte Telefon­ gespräch Teil seiner Show ist, bei jedem gelungenen Trick bricht Jubel aus, und als Chris nach drei Minuten auflegt, ist er Sieger der Runde. (Auf konventionel­ lere Weise wird er auch in den anderen Runden genug Punkte sammeln, um ins Finale aufzusteigen.) Am Ende des Tages haben es alle Fa­ voriten ins Finale geschafft: Dem Japa­ ner Yosuke Yokota und dem Bosnier Nedzad Brajic, dem Iren Nam The Man und dem Franzosen Séan, der eigentlich Arnaud Garnier heißt, traut man die größten Chancen zu. Nur Red Bull Reac­ ción-Gewinner Gustavo Tello hat die Vorrunde unerwartet nicht überstanden: So verspielt er in den Trainingssessions gezaubert hatte, so nervös war er in den Wettkampf gegangen – und hatte mit all­ zu vielen Fehlern seine Chance verspielt. Freestyle-Soccer-Regel Nr. 5: Behalt immer deine Nerven, egal was passiert. Promis als Juroren. Die 26 Ausge­ schiedenen kommen am nächsten Tag erstmals zum Atemholen. Sie haben end­ lich Zeit, ihre Erlebnisse zu verarbeiten: die Erinnerung an ihre Show in der Halbzeitpause des Meisterschaftsschla­

In São Paulos Armenvierteln ist das Freestyle-Kicken mangels Alternativen Alltag. Entsprechend legt sich Murilo Pitol ins Zeug, um die jugendlichen Experten zu beeindrucken. Aquel Fonseca (Bild unten) gelingt das, indem er den Ball auf Stirn, Nase und Rastalocken balanciert.


Bilder: raydemski.com, marcello maragni (2)/red bull photofiles

São Paulo statt Pottendorf Faruk Onmaz, 18, hält es genau zehn Minuten aus, ehe die Entzugserscheinungen einsetzen. „Warum hab ich den Ball nicht ins Handgepäck getan“, ärgert er sich. Weil er muss nun in Schwechat am Gate auf den Abflug warten – und die paar Minuten könnte man doch wunderbar zum Trainieren nützen. Wie seine 41 Kollegen ist Faruk nämlich nicht Sportler, sondern Besessener seines Sports. Der Ball ist in São Paulo immer dabei, morgens in der Hotellobby, tagsüber auf der Straße, abends im Club. „Zwei Jah-

re täglich trainieren“, rät er jedem, der ohne gröbere Blamage an einem Wettkampf teil­nehmen will. Er selbst schmiss zur verständlicherweise überschau­baren Freude seiner arbeitsamen türkischstämmigen Eltern fürs Freestylen die HTL. „Sonst hätt ich es nicht bis hierher gebracht. Das Training braucht ja so viel Zeit“, sagt er. Und vernünftig war er ohnehin schon einmal: „Da habe ich für die Schule ein Angebot von der Austria abgelehnt. So was passiert mir nicht noch einmal.“

Faruk Onmaz: Austria Wien wollte ihn, aber es zog ihn nach São Paulo.

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Die Show in der Arena des Estádio do Pacaembu fanden Zuschauer und Protagonisten gleicher­ maßen zum Niederknien.

gers São Paulo – Figueirense zum Bei­ spiel, als ihnen 60.000 fußballverrückte Brasilianer zugejubelt haben; ihre Ein­ drücke einer 12-Millionen-Stadt voller herzlicher Menschen; einer Stadt, in der man sich im November Sonnenbrand holt, die abwechselnd nach Smog und frischen Ananas riecht und in der man nachts mit achtzig über rote Ampeln rast, weil dem Chauffeur die Wahr­ scheinlichkeit eines Raubüberfalls plausi­ bler erscheint als die von Querverkehr. In sechzehn anderen Athletenkörpern zirkuliert inzwischen bereits eine leidli­ che Menge an Adrenalin. Schuld daran sind nicht nur der nahende Wettkampf und die hektisch herumwuselnden Kame­ rateams, sondern auch die Ankunft einer Gruppe Seelenverwandter: Edgar Davids ist da, der niederländische UEFA-Cup64

und Champions-League-Sieger – er wird am Abend den Head Judge geben. Brasi­ liens Fußballheld Bebeto ist gekommen und Falcão, der Futsal-Star, der die aller­ meisten Autogramme geben muss. „Die Burschen hier sind genauso drauf wie ich früher“, sagt Bebeto, 44, „ihnen sind Geld und Ruhm egal, sie haben nichts anderes als Fußball im Kopf.“ Das empfindet auch Edgar Davids, 35, so: „Ich habe meine Karriere mit Freestylen begonnen. Du musst zuerst die Technik beherrschen, wenn du am Feld bestehen willst. Aber so gut wie die Leute hier ist keiner von uns.“ Ganz nebenbei. Es sind die sechzehn besten Freestyler der Welt, die am 18. No­ vember um 20 Uhr auf die Bühne gehen. Acht Paare sind per Los gebildet wor­ den. Ab jetzt zählen keine Punkte mehr:

Drei Minuten entscheiden über Aufstieg oder Rausschmiss. Das ist bei einem der acht Paare be­ sonders dramatisch: Nam the Man, den Iren, den Gewinner des nationalen Qua­ lifiers in Dublin und des Komball Kon­ tests, schickt das Los gleich zu Beginn gegen Yosuke Yokota in die Arena, den virtuosen Japaner, den Vertreter eines der freestyleverrücktesten Länder der Welt. Nam zeigt seine ganze Bandbreite an Tricks, Air Moves und Sit Downs, sei­ ne Transitions sind smooth, seine Break­ dance-Elemente atemberaubend. Doch Yosuke dreht jeden Trick noch ein klei­ nes bisschen weiter, er arbeitet mit dem Publikum, er macht einen Salto, den Ball zwischen den Beinen eingeklemmt, er kickt Nam aus dem Bewerb. Der Grund­ stein zum Sieg?


Vive le Séan!

Bilder: raydemski.com/red bull photofiles

„Man muss den Leuten etwas bieten“, sagt Séan, „un spectacle, a show.“ Sein Englisch ist ein bisschen wie seine Büh­ nenpräsenz: temperamentvoll, blumig und vor allem sehr ­individuell. Die geniale Idee, den Fußball auf einem Kugelschreiber rotieren zu lassen (und die Fähigkeit, diese Idee unfallfrei umzusetzen), war ­eines der Highlights seiner Performance. Was ein Red Bull Street StyleSieger braucht, hat der 24-jährige Franzose von der Pike auf gelernt: das Spiel mit dem Ball in den Fußballakademien Troyes und Auxerre. Und das Spiel mit dem Publikum als Teil des Artistenensembles Black Blanc Beur, mit dem er hauptberuflich durch Frankreich tourt.

Parallel zu ihm arbeitet sich der Publi­ kumsliebling nach vorn: Murilo Pitol, der Lokalmatador aus Cariacica, wird von der enthusiasmierten Masse von Runde zu Runde gepeitscht, vielleicht ein biss­ chen weiter, als ihm allein aufgrund sei­ nes Könnens zustünde. Er besiegt im Viertelfinale Nedzad Brajic, den Bosnier, und findet seinen Meister erst im Semi­ finale: Séan, 24, der brillante Franzose aus der Fußballakademie Auxerre, bläst seine Gegner allein aufgrund seines Cha­ rismas von der Bühne: Er schiebt den Ball hin, her, vor, zurück, auf einmal hat er ihn unter seinem weiten HipHopShirt, kickt ihn unterm Leibchen mit ei­ ner unsichtbaren Bewegung nach hinten, lässt ihn im Genick herausploppen, zieht die Mütze aus und an, während der Ball am Kopf balanciert, klemmt den Ball

Dort geht’s lang. Head Judge Edgar Davids zollte Red Bull Street Style-Sieger Séan Respekt: „Mit diesem Talent steht ihm eine große Zukunft bevor.“

zwischen Ferse und Wade und macht da­ mit einen Handstandüberschlag – und schafft es, all das so einfach, so nebenbei aussehen zu lassen, als wäre nichts da­ von eine große Sache. Zwischen den Zähnen. Es kommt, wie es kommen muss: Im Finale stehen einander Séan und Yosuke gegenüber – die Einzigen, die in jeder Disziplin per­ fekt sind, bei den Air Moves, bei den Ground Moves, bei den Breakdance-Fi­ guren, die vor Ideen sprühen, die mit dem Publikum spielen und mit dem DJ. Noch einmal bringt der Zwanzigjähri­ ge aus Tokio ein Feuerwerk seiner besten Tricks und das Publikum mit Saltos und Breakdance-Figuren zum Ausrasten. Er lässt den Ball am Knie rotieren, macht Salti und Handstand. Doch Séan liefert

die Show des Abends: witzig, akroba­ tisch, temporeich. Als Antwort auf Yosu­ kes Kniekreisel klemmt er sich einen Kuli zwischen die Zähne und lässt den Ball darauf rotieren. Die Halle tobt, und auch die Jury ist überzeugt, einen würdigen Sieger gefun­ den zu haben. „Man muss seine Persön­ lichkeit einsetzen“, sagt Séan, wenn man ihn nach seinem Erfolgsrezept fragt, „man muss seinen Style finden, im Free­ style wie im täglichen Leben. Man muss kreativ sein, die Leute unterhalten, nicht immer das Gleiche zeigen.“ Pause. „Weil das ist ja das Schöne am Freestyle: Es gibt keine Regeln.“ Red Bull Fiesta de Futbol: 31. Jänner 2009, Miami, Florida, USA; Interviews, Blogs und der ganz normale Gaberl-Wahnsinn auf Video: www.redbulletin.com/redbullstreetstyle

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Dinner with … Phantastisches Essen, spannendes Ambiente, einzigartige Gäste: Monat für Monat laden wir Menschen, die etwas Besonderes geleistet haben, zu einem Dinner in den Hangar-7 in Salzburg. Unser erster Gast, F1-Pilot a. D.

David Coulthard Text: Werner Jessner, Bilder: Philipp Horak

RED BULLETIN: Wir können uns jetzt aussuchen, wie der Abend verläuft. Du entscheidest: Spielen wir heute Abend Dinner mit einem Kumpel oder Dinner mit einer Frau? DAVID COULTHARD: Nachdem ich letztes Wochenende den Polterabend eines Freundes ausgerichtet habe, dessen Trau­ zeuge ich sein werde, hatte ich in den letzten Tagen genug Män­ nergespräche. Ich nehme also einmal die Version Dinner mit Frau, bitte. Unter der Bedingung, dass es beim Dinner bleibt. Geschenkt. Wie also sieht das perfekte Setting für ein Dinner mit einer Frau aus? Gehen wir davon aus, dass es etwas Ernstes ist, ich also auch mit Herz und Gefühlen an der Dame interessiert bin. Als ich Karen zum ersten Mal zum Essen ausgeführt habe, war das in 66

Paris, in Saint-Germain, sehr romantisch, der Laden war nicht zu groß, nicht zu hip, denn das Problem mit superschicken Hütten ist, dass du eigentlich nur enttäuscht werden kannst oder – und ich weiß nicht, ob das besser ist – das Lokal überstrahlt dich. Dabei habe ich bei unserem ersten Rendezvous die ganze Zeit gelabert, und mir ist gar nicht aufgefallen, dass sie kaum zu Wort gekommen ist. Ich stelle es mir ein wenig anstrengend vor, heimlich eine Frau daten zu müssen und dabei noch prominent zu sein. Wählt man da Lokale nicht automatisch danach aus, wie diskret sie und ihr Publikum sind? Dazu fällt mir eine Geschichte ein: Ich war ja vier Jahre lang mit einer Amerikanerin zusammen. Sie lebte in den USA, ich in Europa, irgendwann lief es nicht mehr so gut, und ich flog wieder einmal rüber, eh schon mit dem Hintergedanken, klar Schiff zu machen. Drüben ging ich mit einer Freundin meiner Noch-Freundin essen, die verkaufte die komplette Story an die Presse. Als Kind, das Autorennen fährt, denkst du nicht daran, prominent zu werden. Du willst Rennen fahren und Rennen gewinnen. An das, was das alles mit sich bringt, denkst du in dem Moment nicht. Wo beginnt für dich Privatleben? Wenn ich bei Tisch sitze und esse. Man muss nicht besonders gebildet sein, zu verstehen, dass es den anderen stört, wenn man in diesem Moment etwas von ihm will. Beim Mittagessen kann ich ja noch ein Auge zudrücken, aber wenn Karen und ich beim Abendessen sitzen und jemand will in der Situation ein Foto und ein Autogramm, dann werde ich ihn höflich zum Teufel jagen. Die Vorspeise wird aufgetragen: Langostinos mit Spinat, Burrata espuma und Alba-Trüffel. Du hast ja ein tadelloses Image als Playboy aufgebaut ... Moment, sooo viele Frauen hatte ich gar nicht!

Credit

D

avid ist vor einer Woche den letzten seiner 247 GPs gefahren, gerade wird er zum ersten Mal Vater. Es ist die Zeit großer Umbrüche in seinem Leben, ich räume gerade auf. Von seinem Hotel in Monaco trennt er sich, ich hatte es eh acht Jahre lang. Wie sein künftiges Leben genau aussehen wird? Meine exakte Rolle als Berater bei Red Bull ist noch nicht definiert, aber ich werde auch 2009 von Grand Prix zu Grand Prix fliegen, zumal mich auch die BBC als Kommentator haben will. DC lebt in Monaco, seine Verlobte Karen bei Brüssel, und das wird vorerst auch so bleiben, da Karens Tochter dort zur Schule geht. Von einem Pensionsschock ist jedenfalls nichts zu spüren, dafür klingen die kommenden Zeiten zu aufregend. Der Gruß aus der Küche kommt, unter uns breitet sich die atemberaubende Kulisse des Hangar-7 aus, Flugzeuge, Autos, Bikes, gedämpftes Licht, dazu Live-Musik. DC, der in seinem Leben weiß Gott schon viele spektakuläre Orte gesehen hat, ist vom Hangar-7 ehrlich beeindruckt, und je genauer man aufs Detail schaut, umso mehr begreift man die Einzigartigkeit dieses Ortes.


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Name ulthard rshall Co David Ma -ort datum/ Geburts 1, 7 19 rz nd 27. Mä , Schottla Twynholm

Wohnort Monaco Beruf ulent ort-Kons Motorsp , F1-Kommenull für Red B BBC die tator für

Credit

Web ard.co.uk idcoulth www.dav To eat or not to eat: DC posiert mit dem Lobster. Ganz geheuer war das Tier unserem F1-Star ja nicht. Um Briefen besorgter Tierschützer vorzubeugen: Beiden geht es gut.



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David Coulthard zeigte sich beim Dinner im Hangar-7 von der einzigartigen Kombination aus Racing, Luftfahrt, Architektur, Kunst und Kulinarik angetan. „Der Hangar-7 ist wirklich ein einzigartiger Ort. Je genauer man schaut, umso mehr fällt auf, dass noch das kleinste Detail perfekt ist.“

... aber der eine oder andere Männerabend mit dir selber wird sich wohl auch nicht haben vermeiden lassen. Was gab’s denn da chez David? Nudeln mit Fertig-Sugo und Thunfisch drüber, dazu einen jener praktischen Salate, die du fixfertig gewaschen aus dem Plastiksack schüttest. Das ist ja das Junggesellen-Standardmenü schlechthin, habe ich gelernt. Ist das alles, was du an Kochrepertoire aufbieten kannst? Ja, so ziemlich. Dabei schau ich mir im Fernsehen unheimlich gern Kochsendungen an, Jamie Oliver und Konsorten, weil es so leicht aussieht, was die machen. Und wann immer ich zu ­einer Kochsendung eingeladen werde, sage ich zu. Und was machst du dann im Studio? Kartoffeln schälen? Klar. Außerdem kann ich super aufräumen. Das mache ich auch daheim. Karen kocht, ich räume auf. Und ich muss zugeben, dass mir die Arbeit von Spitzenköchen wahnsinnig imponiert. Wie hier ein Rädchen ins andere greift, dass sechzig Gäste ihr Essen in gleicher Qualität zur gleichen Zeit perfekt temperiert serviert kriegen, erinnert mich an das Zusammenspiel in einem Rennteam. Auftritt Hauptspeise: Bisonfilet mit Markknödel, Schwarzwurzel und Steinpilzen. Hast du Angst, Gewicht zuzulegen, jetzt, wo du deine Karriere beendet hast? Nein, gar nicht. Ich weiß zwar, dass es Rennfahrer gegeben hat, die unheimlich in die Breite gegangen sind, sobald sie in kein Cockpit mehr passen mussten, aber dafür esse ich einfach zu gern gesunde Sachen. Ich kann mich nicht erinnern, wann ich mir zum letzten Mal einen Burger in einem Fast-Food-Restaurant gekauft habe. Ehrlich: Das Zeug schmeckt doch nicht! In meiner Jugend war ich bulimiekrank, und vielleicht hat sich im Zuge dessen ein besonderes Verhältnis zum Essen entwickelt. Es ist mir wichtig, dass Gutes in meinen Körper reinkommt. Etwas, was du überhaupt nicht isst? Ich bin zum Beispiel kein großer Fleischtiger. Aber wenn es so weich und saftig daherkommt wie das hier (zeigt auf den Teller), dann verputze ich problemlos auch große Portionen. Letzte Woche war ich für Red Bull in Argentinien, und die Steaks waren herrlich. Nein, eigentlich kann ich nicht einmal sagen, dass ich Fleisch weniger gern mag als Gemüse. Wenn es gut ist. Bist du ein guter Beifahrer? Ich bin gern Beifahrer. Wenn Karen und ich unterwegs sind – sogar jetzt, wo sie hochschwanger ist –, geh ich automatisch zur Beifahrertür, und sie fährt. Um ehrlich zu sein: Fahren im Straßenverkehr nervt. Das geht alles viel zu langsam, ich finde

es stinkfad. Ich mache mir auch nichts aus Straßenautos. Manche meinen, ha, ein Formel-1-Fahrer, der muss sich doch jedes Jahr den tollsten Sportwagen kaufen. Die Wahrheit ist: In Monaco gurke ich die halbe Zeit mit einem Smart herum, in meinem Schweizer Chalet steht eine alte Mercedes M-Klasse, und ich habe nicht vor, sie gegen eine neue auszutauschen. Interessieren dich nach der F1 andere Arten von Motorsport? Um sie selber zu machen: nein. Aber ich bin noch immer der Meinung, dass vom reinen Talent – und ich rede hier nicht von dem Rundherum – Rallyefahrer über alle anderen zu stellen sind. Formel 1 fahren kannst du lernen: Die Straße ist eben und schön asphaltiert, und bis auf dem Umstand, dass sich die Reifen während eines Rennens ändern und du Downforce an der Vorder­achse verlierst, wenn du zu stark einlenkst, weil die Strömung abreißt, ändert sich nichts. Rallyefahrer müssen permanent Entscheidungen treffen: Der dunkle Fleck, ist das Eis oder Wasser? Stimmt mein Aufschrieb? Dreht das Wetter?

Delikatessen Jeden Monat ein neuer Starkoch. DCs Chef: der Kanadier Normand Laprise aus dem Restaurant „Toqué!“ in Montreal.

Das Starkoch-Prinzip im „Ikarus“ bringt die Stars der internationalen Küche in den Hangar-7. Wurde DC mit ­kanadisch inspirierter Cuisine verwöhnt (im Bild: das himmlische Bisonfilet), kocht im Jänner mit Kenneth Oringer (Clio, Boston) ein Vertreter der jungen französisch-amerika­ nischen Küche. Alle Gastköche, deren Menü und Philosophie auf www.hangar-7.com.

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Was man in einem Leben als erfolgreicher Motorsportler lernt: den korrekten Umgang mit Champagner. Woran man den künftigen Vater erkennt: Irgendwer muss hinterher auch wieder saubermachen.

­ ichael Schumacher war unbestritten ein guter Rennfahrer. M Aber was Sébastien Loeb in den letzten fünf Jahren geleistet hat, ist mindestens eine Stufe drüber. Und das sagt ein ehemaliger Formel-1-Fahrer? Das habe ich immer schon gesagt. Das Dessert kommt. David sollte mittlerweile schon seit 45 Minuten bei einem Abendauftritt sein, doch das charmante Service im Hangar-7 hat es ihm so was von freigestellt, auf das Dessert zu verzichten, dass er es sich anders überlegt hat: Könnte er hier ­etwas versäumen? Schon. Mascarponecreme mit eingelegten ­Kirschen, Joghurt-Amaretto-Eis und Yuzugelee zum Beispiel. Hat dein Kind schon einen Namen? Es gibt zwei Favoriten, beide beginnen mit D. Ich will, dass mein Sohn dieselben Initialen hat wie ich. Meine Freunde nennen mich nicht David, sie nennen mich DC. (Geworden ist es schließlich – zwei Wochen nach unserem Gespräch – Dayton.) 70

Schon was gekauft für ihn? Nur ein bisschen Gewand. Und einen Kinderwagen. Ist ja irre, wie teuer die Dinger sind! Dafür kann man sie theoretisch wieder verwenden. Wirst du bei der Geburt dabei sein? Ja, klar. Mit der Videokamera. Den blutigen Teil werde ich nicht filmen, aber den ersten Schrei, den ersten Blick. Mich hätte das später interessiert: wie ich in den ersten Sekunden meines Lebens ausgesehen habe. Wow. Ist ja ein ganz tadelloses Schlusswort für ein Frauen­ gespräch unter Männern. Wenn ich das nächste Mal in den Hangar-7 komme, nehme ich Karen mit. Dann holen wir den Teil für Männer nach. Ein paar Autos waren eh dabei. Ja, aber nur in Nebenrollen. Die Hauptrolle hat jetzt die Familie. F1-Grand-Prix von Australien: 29. März 2009, Melbourne; das Hangar-7-Programm: www.hangar-7.com; alle Rezepte von Ikarus-Patron Eckart Witzigmann zum Nachkochen: www.redbulletin.com/witzigmann


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Bild: Peter garmusch

Beim beschwerlichen Aufstieg zum nächsten Skisprungversuch: Momentaufnahme aus dem Leben eines ambitionierten Aeronauten.

More Body & Mind Wofür Sie sich Zeit nehmen sollten: Belebendes für Körper und Geist.


Selbst der kleinste Hügel kann als Sprungbrett in die winterliche Landschaft dienen, wenn man ernsthaft an die Sache herangeht.

Lehrt uns das Fliegen: Hubert Neuper, Ex-Skispringer

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Das erste Mal. Noch einmal an der Haube zupfen, Schultern auslockern, drei tiefe Atemzüge. Blick voraus: Die Spur im Anlauf ist vereist, glatt heißt das im Fachjargon, also Vorsicht beim Einnehmen der Hocke. Weich in den Knien, das Tempo erhöht sich, auf den Absprung vorbereiten. Da vorne kommt der Schanzentisch, jetzt im richtigen Moment abstoßen, nach vorne-oben, die Arme unterstützen, aber der Körper soll ruhig bleiben und nicht aus der Balance geraten. Die Skier heben ab, leichte Vorlage, das Kinn hoch, Spannung im Körper, die Luft trägt, und dann die Landung, schön die Hanglage nut-

zen. Den Sprung abfedern, ausfahren, abschwingen, der Schnee staubt im Auslauf. Wie weit? „Dreieinhalb Meter“, sagt Sprunglehrer Hubert Neuper und schaut ungerührt. Skispringen lernen ist einfach, wenn man gute Lehrer hat. Oder die richtigen Bekannten, die gerne Auskunft geben. Etwa Anton Innauer, einst als Toni Olympiasieger, Ex-Weltrekordhalter im Skifliegen und der Erste, der jemals von allen fünf Punktrichtern jeweils die Höchstnote 20 bekommen hat. Dann Armin Kogler, Ex‑Weltmeister und längst als TV-Kommentator für seine küh-

len, treffsicheren Analysen geschätzt. Und Hubert Neuper, einst Sieger der Vierschanzentournee (1979/80 und 1980/81), der im steirischen Bad Mitterndorf eine Skischule besitzt und auch Skispringen lehrt. Anton spricht vom Feigsein als Vorzug („Nicht tollkühn beginnen“), einer soliden Sturzschule und davon, dass ich ja meinem Lehrer Hubert gehorchen soll: „Der sagt dir schon das Richtige.“ Dann fragt Anton noch nach ­meinem Jahrgang: „Ein 58er? In dem Alter würde ich nimmer anfangen.“ Armin wiederum redet vom Gewöhnen ans Gerät und meint die rund 2,60 Meter langen Sprungskier. Er spricht vom Schwerpunkt („Immer zentral überm Ski“) und dem Geschehenlassen („Schau einfach, was passiert, wenn du über die Schanze fährst“). Und die Weite? Armin: „Ob du am Anfang fünf oder fünfzehn Meter springst: Wen interessiert’s?“

Bilder: heinz s. tesarek/www.heinztesarek.com

Auch Adler haben einmal klein angefangen

Schanze frei: Pullover mit Norwegermuster steigern die Weite.


more body & mind

Sturzschule: Ehrgeizlinge halten auch in Bodennähe das gepflegte V.

So geht’s richtig: Knie in Vorlage, Arme nach hinten, locker bleiben.

bilder: peter garmusch, benedict loebell, heinz s. tesarek (2), kurt pinter/red bull photofiles

Macht Skispringen erst möglich: breite Skier, spezielle Bindung.

Erstes Briefing mit Neuper in seinem Lokal, dem „Spring in“. Zuerst geht’s um die Ausrüstung: Wer rund 1000 Euro investiert, hat sie beisammen. Die Schuhe kosten 300 Euro, der Anzug 200, die Bindung 100, ebenso der Helm, die Skier 250 – am besten sucht man eingesprungene Exemplare. Neuper verleiht auch, das macht es billiger. Es folgt das kleine SpringerAbc. Das häufigste Wort bei Hubert ist Automatisierung, wichtig auch Begriffe wie Aufwärmen, Anfahrtshocke, Absprung. Wenn wir über die Schanze fahren, die ausschaut wie eine bis fast unters Dach eingeschneite Hundehütte, sollte bereits alles im Unterbewusstsein verankert sein, sagt Hubert. Bei ihm ist das so stark mit dem Unterbewusstsein, dass er – obwohl er seit 15 Jahren nicht mehr springt – nur das Lied von der Möwe Jonathan zu hören braucht, und schon will sein Körper fliegen. Dieses Lied hat er in seiner aktiven Zeit immer vor

dem Wettkampf gehört. Was in meinem iPod dem Fliegen am nächsten kommt, ist „Fön“ von Hubert von Goisern. „Åll’s, wås d’ wüllst, des geht / wånns d’ nur woaßt, wås d’ wüllst“, heißt es da. Der Körper als Tragfläche. Beine, Hüften, Schultern sind aufgewärmt. Die Schuhe mit den eingebauten Stützen an der Achillessehne zwingen in eine Vorlage, was gemeinsam mit den elendslangen, schweren Skiern (keine Stahlkanten!) und der instabilen Bindung bereits die Anreise zum Schlepplift (100 Meter!) zur schweißtreibenden Herausforderung macht. Die erste Abfahrt, zum Vertrautwerden: Schwünge sind ein Hund, Abbremsen ein Balanceakt, Schrägfahrten der Horror. Je stärker sich der Körper verkrampft, desto grimmiger rutschen die Ski. Also locker bleiben – und siehe da, es stellt sich mit der Zeit die Automatisierung ein. Runter, rauf, runter, rauf, immer über die Schanze. Hubert tollt voraus, wie ein junger Hund. Die Gruppe folgt ihm, lauter ­tapsige Schildkröten. Doch die Sprünge werden mit jedem Versuch weiter, das liegt auch am gesteigerten Anlauf. Langsam formt sich der Körper unbewusst zur Tragfläche – unterm Bauch der Überdruck, überm Rücken Unterdruck –, und dieser Sog hält den Springer in der Luft: Hubert ist ausgebildeter Pilot; deswegen weiß er, wovon er spricht. Das Springen selber? Beinahe banal, keine Kunst, wenn man Hubert so zuhört. Seine Hände zeichnen das Kippen der Hüfte und die Vorlage des Oberkörpers in die Luft. Die Arme nach hinten, schön sparsam bleiben mit den Bewegungen, den Rest macht die Physik. Am Ende des Unterrichts sagt Hubert den schönsten Satz des Tages: „In eineinhalb Jahren könnte ich jeden von euch so weit bringen, dass er 130 Meter springt.“ Robert Sperl Skispringerkurs Bad Mitterndorf: ab 45 Euro (Leihausrüstung inklusive) www.neuper-team.at; Blogs von Gregor Schlierenzauer und Thomas Morgenstern: redbulletin.com/skijumping

Major Hely oder eine Idee kriegt Flügel Von 0 auf 120 Meter in acht Monaten. ­Bewährungsprobe war auf dem Kulm. Im Mai 2008 war Helmut Kain einen Moment unvorsichtig. Er sagte ja zu einer Idee von Ex-Skispringer und Skischulbesitzer Hubert Neuper, für die dieser einen Freiwilligen brauchte. Binnen acht Monaten, behauptete Helmut Kain, hier mit Neuper, könne er aus Kain, Ezzesgeber Andreas der bei ihm als Skilehrer arGoldberger: Nach dem beitet, einen Skispringer maSkifliegen am Kulm chen. Aber nicht irgendeinen. steht fest, ob Hubert Erster geplanter Einsatz: VorNeupers Experiment springer beim Weltcup-Skiam lebenden Flug­objekt geglückt ist. fliegen vom 9. bis 11. Jänner auf dem Kulm, der größten Naturschanze der Welt. Neupers Vater war 1950 bei der Eröffnung 96 Meter gesprungen. Inzwischen liegt die Bestleistung – nach einem Umbau – bei 214 Metern. Rekordhalter: Sven Hannawald (GER). Kains Weg zum Kulm begann im Mai 2008. Da hüpfte der 27-Jährige (Spitzname: Major Hely) auf der Schanze in Rottenmann zehn Meter weit. Nach sommerlichem Mattentraining unter der Anleitung von Trainer Ernst Roth und vielen Tipps auch der ÖSV-Adler (die halten Kain für einen echt coolen Hund) hielt Kain vor dem Skiflug-Wochenende bei einer Bestleistung von etwa 120 Metern, aufgestellt bereits auf Schnee in Lillehammer. Vor dem Kulm, wo die Springer sich mit Tempo 120 über den Schanzentisch werfen, hatte Kain ­Respekt, nicht mehr: „Ich habe bei allem, was ich gemacht hab, immer weniger Angst gehabt als andere.“ Zugute kam Kain, dass er ziemlich sportlich ist, „aber ich habe auch fest trainiert“. Wofür? „Für mehr als einen Sprung, denn der erste ist immer ein Risiko. Schön wird’s erst ab dem zweiten.“

Die ungefährlichste Variante, die Flugschanze am Kulm zu befliegen? Ist online mit Thomas Morgensterns „Skijump Challenge 09“ (www.thomasmorgenstern.com). Gegenüber der letzten Saison ist das Design noch realistischer, zudem kann man tolle Preise gewinnen.

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Lawinen halten sich an Regeln Also halten wir uns ebenfalls daran: noch dazu, wenn sie so einfach und logisch sind wie in der Lawinen­prophylaxe von Freerider Sven Kueenle.

Extremskifahrer Sven Kueenle, 25, ist Experte für jede Art von Schnee. So richtig be­ rühmt geworden ist der Deutsche im Vorjahr je­ doch auf einer Piste: Da bezwang Kueenle auf der Kitzbüheler Streif die Mausefalle per spek­ takulären Backflip.

1. Im Zweifelsfall gar nicht starten bzw. umkehren „Die einzig gültige und immer lebensrettende Faust­ regel. Im Allgemeinen informiere ich mich im Voraus über Wetter, Schneebedingungen, Wind und Lawinen­ gefahr.“ Wichtig: Bei allem Ehrgeiz die Lage nicht schön­ reden! (Motto: Dort ist eh noch nie was passiert …) 2. Wetter beobachten „Von heute auf morgen kann sich die Situation dras­ tisch ändern.“ Ausgiebige und anhaltende Schneefälle, verbunden mit starkem Wind und Frost, bedingen höchste La­ winengefahr. Starke Erwärmung eventuell mit Re­ gen oder Föhn bedeutet ebenfalls Lawinengefahr. Temperaturen um null Grad begünstigen die Set­ zung der Schneedecke, weniger als minus acht Grad verlangsamen sie. 3. Die Einheimischen fragen „Die Einschätzung der Lage durch die Bergwacht vor Ort ist eine lebenswichtige Information!“ Die Bergfexen kennen ihre eigenen Hänge besser als jeder Lawinenwarndienst. Sie haben im Falle des Falles auch ein Ausweichziel parat. Die besten Infor­ mationsquellen sind Bergrettung, Bergführer, Pis­ tendienst, Hüttenwirte und vor allem die örtliche Lawinenkommission. 4. Das Gelände einschätzen „Die Beurteilung des Geländes hängt stark davon ab, wie die Schneebedingungen sind.“

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In diesem Moment kann es bereits zu spät sein: Der Pistenprofi kontrolliert vor der Abfahrt, ob ein Hang lawinengefährdet ist.

Viele Faktoren beeinflussen die Situation grundsätz­ lich: Schneemenge, Windrichtung, Luftfeuchtigkeit, Sonneneinstrahlung, Hangneigung und Hangausrich­ tung. Vor allem auf windschattig gelegenen steilen Hängen besteht oft Lawinengefahr. 5. Den Hang beurteilen „Der wichtigste Aspekt bei der Auswahl eines Hanges ist, einen Fluchtplan bzw. eine ‚Safe Zone‘ zu haben.“ Ein entscheidendes Kriterium ist auch die Hang­ neigung. Faustregel: Bei mäßiger Lawinengefahr (Stufe 2) auf extrem steile Hänge von mehr als 39 Grad Neigung verzichten. Bei Lawinenwarnstufe 3 steile Hänge mit mehr als 34 Grad bzw. felsdurch­ setztes Gelände meiden. Bei sehr großer oder gro­ ßer Lawinengefahr (Stufen 4 und 5) keine Touren außerhalb markierter und offener Skipisten. 6. Auf Warnzeichen achten „Es kommt an schneereichen Tagen häufig vor, dass ich einen Hang auch mal nicht fahre, der unglaublich einladend aussieht.“ Wumm-Geräusche bedeuten Gefahr, ebenso Risse in der Schneedecke, Lawinenabgänge in der Nähe, Lawinensprengungen oder verschüttete, ältere Spu­ ren. Lieber umkehren als riskieren. 7. Ausrüstung optimieren „Ich habe immer dabei: Helm, Schaufel, Lawinen­ sonde, Verschütteten-Suchgerät, Säge, Funkgerät und ab heuer den ABS-Rucksack.“ In erster Linie sind VS-Gerät (immer eingeschaltet!), Schaufel und Sonde die Ortungs- und Bergehilfen, um als nicht Verschütteter Lawinenopfer suchen und ausgraben zu können. Die einzige Möglichkeit, um zu verhindern, dass man selbst verschüttet wird, ist der ABS-Rucksack mit Lawinenairbag. Dessen Volumen sorgt dafür, dass das Opfer an der Ober­ fläche der Lawine bleibt.

bilder: christian pondella/red bull photofiles, w. zwierzynski/red bull photofiles

5. April 2008, Alaska. „… nachdem ich drei Schritte gemacht hatte, hörte ich plötzlich dieses Wuuumpf, und im selben Moment begann sich der Boden unter meinen Füßen zu bewegen. Ich hatte keine Chance, mich noch festzukrallen: Die ganze Schneewächte war weggebrochen. Obwohl ich un­ glaublich schnell nach unten stürzte, schien alles wie in Zeitlupe abzulaufen. Ich schlug ein paarmal heftig auf, stieg wieder in die Luft, wusste nicht mehr, wo oben und unten war. Ich wartete nur mehr auf den Aufschlag auf die Felsen, der mir das Licht ausknipsen würde …“ Der Freerider Sven Kueenle hat den unfreiwilligen Abgang mit einer Lawine vom „G Tower“ in Alaska mit ein paar Schrammen und einer Erkenntnis über­ lebt: „Sich mit der Natur anzulegen kann dich schneller umbringen, als du denkst.“ Deshalb:


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Die Ausrüstung fürs Fahren abseits der Piste

Sturzhelm

Schaufel (zusammenlegbar)

VerschüttetenSuchgerät

8. Allein und doch nicht allein gehen „In der Regel ist es so, dass man im Gelände keine ­Hilfe bekommt außer von seinen eigenen Leuten. Aus diesem Grund ist das Verhalten einer Gruppe aus­ schlaggebend.“ Die wichtigsten Regeln: – Nie allein gehen! – Alle haben die richtige Ausrüstung und müssen damit umgehen können. – Die Anweisungen des Bergführers bzw. des Erfahrensten befolgen. – Geländefallen wie bekannte Lawinenbahnen meiden. – Kritische Hänge einzeln und von einem sicheren Standplatz aus befahren. Auch beim Aufsteigen immer auf genügend Abstand achten. – Beim Queren steiler Hänge große Abstände ein­ halten. – Alle beobachten die Person, die gerade aufsteigt oder abfährt.

illustrationen: sascha bierl

9. Oben blieben heißt überleben „Wenn man in eine Lawine gerät, sollte man versu­ chen, der Lawine zu entfliehen. Gelingt das nicht, gibt es nur noch den Kampf.“ Von verschütteten Lawinenopfern sterben zwei von drei. Also: wenn vorhanden, Lawinenairbag aus­ lösen. Raus aus Bindung, Fangriemen und Stock­ schlaufen. Gegen die Lawine mit Schwimmbewe­ gungen ankämpfen. Wenn die Lawine langsamer wird, mit Händen und Armen eine Atemhöhle frei­ halten. Kraft sparen und laut rufen, wenn jemand in der Nähe ist. 10. Sicher bergen „Wenn ein Kumpel verschüttet ist, dann hängt dessen Leben vom Rest der Gruppe ab. Dabei dürfen die Ret­ ter aber nicht selbst zu Opfern werden.“ Erster Schritt: sicherstellen, dass die Lawine steht und keine Schneemassen mehr nachkommen. Wenn möglich, zusätzliche Hilfe anfordern und sofort mit Suche und Bergung beginnen. Dazu muss der Um­ gang mit Suchgerät, Sonde und Schaufel geübt sein. Vitalfunktionen (Puls, Atem, Bewusstsein) prüfen und Erste Hilfe leisten. Red Bull Freeski Derby – Backcountry Battle Deutschland gegen Österreich: 19. bis 29. Jänner 2009, Fellhorn-Kanzelwand, Oberstdorf, Deutschland; Blogs und Videos von und mit Sven Kueenle auf: www.redbulletin.com/svenkueenle

Lawinensonde

Funkgerät

ABS-Rucksack

Säge

Wie steil ist der Hang? a) Ein Hang ist 45 Grad steil, wenn bei gleich langen Stöcken der untere Stock senkrecht und der obere Stock im rechten Winkel dazu steht. b) Bei flacheren Hängen einen Stock in den Schnee drücken. Dann an beiden Enden des Abdrucks einen Stock ansetzen. Steht der talseitige Stock senkrecht, ist der Hang 30 Grad steil. Neigt er sich zum Berg, ist der Hang flacher, neigt er sich zum Tal, ist der Hang steiler.

a)

b)

Sechs tödliche Irrtümer ● Lawinen gehen nur kurz nach Neuschneefällen ab. ● Häufig befahrene Hänge sind lawinensicher. ● Im Wald können keine Lawinen abgehen. ● Je mehr Schnee, desto gefährlicher. ● Wo schon Spuren sind, ist es lawinensicher. ● Wumm-Geräusche deuten auf eine Setzung der Schneedecke hin.

Aktuelle Lawineninfos Tirol und Osttirol Tel. 0800 800 503 www.lawine.at/tirol

Salzburg Tel. 0662 1588 www.lwz-salzburg.org

Steiermark Tonband: 0800 31 1588 Tel. 0316 242200, 0664 8105928 www.lawine-steiermark.at

Oberösterreich Tel. 0732 1588 www.ooe.gv.at/lawinenwarndienst

Kärnten Tel. 0463 1588 www.lawinenwarndienst. ktn.gv.at

Niederösterreich Tel. 0316 242200, 0664 8105928 www.lawinenwarndienstniederoesterreich.at

Vorarlberg Tel. 05522 1588 www.vorarlberg.at/ lawine

Bayern Tel. +49 (0)89 9214-1210 www.lawinenwarndienst. bayern.de

Schweiz Tel. +41 1187 www.slf.ch/avalanche/ avalanche-de.html Schweizer Lawinen­ forschungsinstitut www.slf.ch Kurse und Fortbildung SAAC – Snow & Avalanche Awareness Camps Verein zur Information über alpine Gefahren Pradlerstraße 21 A-6020 Innsbruck Fax: 0512 3438-4831 www.saac.at

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Wie Snowboarder Shaun White 端ber die Piste fegen? Kein Problem: Sie sorgen f端r den richtigen Schwung, unsere Tipps f端r den passenden Look. 78

bilder: simon vinall photography ltd

Kleider machen Profis


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Der Shaun-White-Style zum Nachshoppen Linke Seite: die ultraleichten Snowboards ­Vapor um 812 € und Operator um 383 € (bei­de von Burton). Für den trockenen Griff in den Schnee: Goretex Handschuhe von Burton um 73,50 € und – sicher ist sicher – ein Helm von RED um 51 €.

Rechte Seite (von links oben): Schräg, aber warm sind die Socken um 13,50 €. Gerüstet für jede Witterung ist der Snowboard-Profi mit einem AK 2L Cyclic Jacket um 250 € und den AK 2L Stagger Pants um 250 €. Perfekt dazu passen die Ruler Boots um 182 €. Und in der Skihütte sorgt das strahlend weiße Kapuzenshirt um 90 € für einen blendenden Auftritt (alle Produkte von Burton).

Shauns „White Collection“, Snowboards, coole Outfits und weitere Accessoires von Burton gibt es auf: www.burtonstore.eu Der Helm von RED, mit dem unser Coverheld Shaun White sicher jeden Berg runtersurft, ist über www.redprotection.com erhältlich. Snowboard-Shops in Ihrer Nähe finden Sie auf: www.burton.com

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INSIDE THE WORLD OF RED BULL


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1 1. Alpinski 1:52,75 Minuten Die zeitgenössisch relevante Zeitmarke in der Gattung „Skifahrer“ lieferte uns Didier Cuche, Schwei­zer Sieger der Hahnenkamm-Abfahrt 2008. Fritz Strobls Alltime-Bestzeit von 1997 (1:51,58 Min.) war für uns eine zu steile Vorlage. Egal: Was lernen wir trotzdem daraus? Das klassische Wintersportgerät Ski ist – an kundige Beine montiert – noch immer die flotteste Variante zur Überwindung der 860 Höhenmeter.

Bild: Gepa pictures/andreas Pranter

Zehn auf einer Streif Zehn Arten, die berüchtigtste Skirennstrecke der Welt zu meistern. Und keine Sorge: Nicht alle sind lebensgefährlich. Das Kitzbüheler Hahnenkammrennen, neu definiert. Und danach die Erkenntnis: Man kann die Streif mehrfach bezwingen, befahren, belaufen, bespielen, berutschen. Fun, Thrill und Tempo sind nicht jedesmal gleich ergiebig, das hängt mit dem gewählten Sportgerät zusammen. Bitte um Nachsicht: Bei manchen Aktionen musste improvisiert werden, wegen der Schnee-, Licht- oder Besitz­ verhältnisse zwischen Starthaus und Zielschuss. Doch die Zeit lief bei Autor Simon Schreyer nicht nur im Augenwinkel mit.

Fun

Tempo

Thrill

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3

2

2. Flugdrachen: 1:55 Minuten Touchdown bei 140 km/h mit dem Fuß auf der Wiese der Hausbergkante. Im Vor­ überfliegen. Dermaßen schneidig ist Seppi Salvenmoser schon oft die Streif runter­ gedüst, beim sommer­lichen Streif-Speedrun ebenso wie als „Vorflieger“ beim Hahnenkammrennen. Dabei ist zu jeder Jahreszeit Feingefühl gefragt. Davon hat Seppi reichlich: Im Brot­beruf ist der Kitzbühler nämlich Glasbläser.

3. Paragleiter: 9:02 Minuten „Habts es scho an Paragleiter?“, fragte Axel Naglich halb im Scherz. Da hatten wir einen! Red Bull-Extrem­ skifahrer Naglich ist nicht nur frisch ­verheiratet (Kathi), sondern auch Pilot eines brandneuen Superlight-Schirms mit 22 Qua­dratmeter Spannfläche bei nur fünf Kilo Gewicht. Den Weg hinauf, zu Fuß natürlich!, ließ er sich nicht nehmen, den Sinkflug zu Tale schon gar nicht. Vorbildlich!

4

5

4. Zipflbob: 9:30 Minuten Kinderspielzeug aus den gemütlichen Seventies oder in Hartplastik gegossene Virilität? Wie auch immer: Der Zipflbob ist der Pirat unter den Wintersportgeräten. Besonders in Kitz­ bühel, der Wiege des modernen party-­ affinen Kampfzipfelns. Pionier Mario Viertler (links vorne) war unser Testpilot auf der Streif.

Fun

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Tempo

Thrill

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5. Snowscoot: 6:00 Minuten Michi Gölles, steirisches Urgestein und Mountainbike-Medien-Mogul, brachte ein wendiges kleines Gerät an den Start: den Snowscoot, eine Art Fahrrad mit drei Gleitflächen, auf dem stehend und im Serpentinen-Stil manövriert wird. Nicht das optimale Gefährt, um der Mausefalle ungeschoren zu entkommen, besonders wenn sie frisch verschneit ist. Aber: Es macht Spaß!

7. Zu Fuß bergauf: 31 Minuten Wer könnte diesen Job schneller erledigen als Markus Kröll, der spontan aus dem Zillertal zum Lokalaugenschein nach Kitzbühel reiste und sich die Hausbergkante gab. Wir finden solche Väter cool, auch wenn Töchterchen Elena mehr als einmal fragte, wann wir denn „wieder gehen“. Gehen geht aber bei Markus nicht, der Mann ist ja Berg­ läufer.

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Bilder: Andreas Schaad, bernhard spoettel, Richard Streif (2)

6. Snowboard: 3:33 Minuten (trotz Sturz in der Alten Schneise) Persönlicher Streif-Rekord des Autors in eiskalter, aber tagheller Vollmondnacht. Kommt zwar nicht an die zwei Minuten von Alpin-Coach Fritz Hartmann als Snowboard-Vorläufer ­heran, muss aber im Rahmen unseres Selbstversuchs ausreichen.


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Bilder: Reuters, Richard Streif (2)

8. Fahrrad: 3:00 Minuten (mit sieben Stürzen) Er wollte es wirklich wissen: Speed-Biker Markus „Mäx“ Stöckl (Weltrekord 2007), der auf chilenischen Skipisten schon mal mit 210 km/h unterwegs ist. Zwei Anläufe brauchte es, damit seine halsbrecherische Aktion in die Gänge kam. Die Streif mit dem Radl runter, so was macht man einfach nicht! Außer natürlich wenn keiner herschaut.

9. Golf: 150 Minuten Die Streif in Spielfilmlänge. Hauptrolle: Bode Miller, der mit Handicap 8 zur Generation Golf unter den Skifahrern gehört. Bei der traditionellen Streif-Attack des Golfclubs Rasmushof zeigt er regelmäßig vor, was er von seinem Kurzzeitcoach Nick Faldo gelernt hat: Effizienz und Entspanntheit. „Auf diese Weise ist die Streif nicht ganz so gefährlich wie im Winter“, sagt Bode. Und, ganz wichtig: „Ich kann mir dabei mehr Zeit lassen.“

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10. Zu Fuß bergab, in trittsicherer Begleitung: 110 Minuten Den am wenigsten brenzligen Job hat Sennerin Ruth Luftensteiner mit Ziege Esther. Und den meditativsten. Doch das entspricht auch ganz dem Naturell der beiden. Nur nix überstürzen, denn: Hudeln kills! Nicht nur auf der Streif. Wer es Ruth und Esther gleichtun will, erlebt einen schönen Herbstausflug und quasi die Dub-Version des Superhits Hahnenkammrennen. Das Making-of: www.redbulletin.com/streif

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hot SPOTS

Die besten Sport-Events des Monats rund um die Welt.

BURTON EUROPEAN OPEN 2009 9. – 16. 1. 2009 Shaun White kommt zu den Superpipe- und SlopestyleBewerben. Laax, Schweiz

DAKAR RALLY 3. – 18. 1. 2009 Da die traditionsreiche Rallye aus Sicherheitsgründen nicht mehr in Afrika stattfinden kann, übersiedelt man nach Argenti­ nien und Chile. Start und Ziel: Buenos Aires, Argentinien

Ben Brown, Chuck Berry, Steve Fisher und Miles Daisher suchen neue Herausforderungen und verbinden BASE-Jumping mit Kajak. Fiordland, Neuseeland

10.000 Zuschauer werden in die Saku-Halle kommen, wenn die besten Skateboarder und BMXler ihre Sieger küren. Tallinn, Estland

BIATHLON WELTCUP 13. 1. 2009

CHILL & DESTROY Tour 17. 1. 2009

2006 holte Michael Rösch hier seinen ersten Weltcupsieg in der Verfolgung. Ausgetragen werden jeweils Damen- und Herren­ bewerbe in der Staffel, im Sprint und in der Verfolgung. Ruhpolding, Deutschland

Auf die Snowboard-Pros warten unter anderem eine 12-MeterDown-Rail und ein 20-MeterKicker. Ehrwald, Deutschland

GRAZ 99ERS – RED BULLs SALZBURG 15. 1. 2009

Bilder: markus kucera, Marcel Laemmerhirt, Reuters

SIMPEL SESSION 16./17./18. 1. 2009

54. und letztes Spiel des Grund­ durchgangs. Danach entschei­ det sich, welchen Auftaktgegner man in den Best-of-seven-Playoffs erwarten darf. Eisstadion Graz-Liebenau, Österreich

FIS SKISPRung Weltcup 15./16./17. 1. 2009 Local Hero Adam Małaysz wird wieder zehntausende Fans an die Schanze locken und möchte in seiner Heimat gegen die Besten der Welt mit einem ­Superauftritt glänzen. Zakopane, Polen

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FIS DAMEN SKIWELTCUP 17./18. 1. 2009 Mit dieser Abfahrtsstrecke hat Lindsey Vonn noch eine Rech­ nung offen. Als Renate Götschl vor zwei Jahren gewann, sah Lindsey nicht das Ziel. In der ­Superkombi wurde sie Zweite. Zauchensee, Österreich

FIS HERREN SKIweltcup 17./18. 1. 2009 Seit 2006 ist die klassische Lauberhornabfahrt fest in ame­ rikanischer Hand. Die letzten beiden Male siegte Bode Miller, im Jahr davor Daron Rahlves. Freitag und Sonntag fallen auch Entscheidungen in Superkombi und Slalom. Wengen, Schweiz

Magrão Skate Camp 9. – 20. 1. 2009 Ein Camp für Kids, das Skaten und Graffiti-Contest kombiniert. Was will man mehr! Santo Antonio do Pinhal, Brasilien

credits

red bull uncharted 10. – 28. 1. 2009


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FIS DAMEN SKiweltcup 23./24./25. 1. 2009 WORLD ROOKIE FEST TOUR 17. – 21. 1. 2009 NISSAN WHITE STYLE 31. 1. 2009 Schnee, Holzrampen und Moun­ tainbikes. Diese Kombination passt und garantiert Action. Bikepark Leogang, Österreich

Snowboard-Rookies bis 19 Jahre haben die Möglichkeit, sich einmal in einem professionellen Umfeld auf kommende Aufgaben vorzubereiten. Livigno, Italien

DESERT CRESCENT MOON 20. – 30. 1. 2009 1100 Kilometer quer durch die Wüste: Bei diesem Lauf ist Hitze­ beständigkeit oberstes Gebot. Salala – Maskat, Oman

FREERIDE WORLD TOUR RUSSIAN CHALLENGE 20. – 25. 1. 2009 Bei dieser ersten Challenge im Westkaukasus wird die Elite der Ski- und Snowboard-Freerider erwartet. 2014 werden übrigens hier die alpinen und nordischen Skibewerbe der Olympischen Spiele ausgetragen werden. Krasnaja Poljana, Russland

WINTER X GAMES 22. – 25. 1. 2009 Das „Who’s who“ der Freestyle­ szene wird sich in Colorado die Ehre geben und um die begehr­ ten Titel kämpfen. Im Vorjahr hol­ ten u. a. Tanner Hall (Ski Super Pipe), Shaun White (Snowboard Super Pipe) und Jon Olsson (Ski Big Air) Goldmedaillen. Aspen, Colorado, USA

HAHNENKAMMRENNEN 23. – 25. 1. 2009 Was Monte Carlo für die For­ mel 1 ist, ist Kitzbühel für den Ski-Weltcup. Die Streif gilt als größte Herausforderung für Abfahrer und Super-G-Läufer. Beim Slalom kehrt man heuer wieder auf den traditionsreichen Ganslernhang zurück. Kitzbühel, Österreich

credits

AL AIN AEROBATIC SHOW 28. 1. 2009 Alles, was Flügel hat, fliegt und kommt zur großen Flugshow. Al Ain, Vereinigte Arabische Emirate

Eine weiteres Speedwochen­ ende der Weltcup-Tour. Im letz­ ten Winter war Lindsey Vonn in der Abfahrt eine Klasse für sich. Cortina d’Ampezzo, Italien

Naturelle freeride 23. 1. – 1. 2. 2009 Aus Mangel an geeigneten Ber­ gen und Schnee müssen zirka 600 ungarische Skifahrer nach Puy-Saint-Vincent ausweichen, um ihren Freeride-Champion zu ermitteln. Puy-Saint-Vincent, Frankreich

Camboriú XTREME 24./25. 1. 2009 Red Bull-Skateboarder Sandro Dias wird an diesem Event an der brasilianischen Küste teil­ nehmen und seine Skills in der Halfpipe unter Beweis stellen. Balneário Camboriú Beach, Brasilien

WORLD RALLY CHAM­PIONSHIP 30. 1. – 1. 2. 2009 Erstmals wird die Saison auf der Grünen Insel eröffnet. Der fünffache Weltmeister Sébastien Loeb möchte hier gleich den Grundstein zur erfolgreichen Titelverteidigung legen. Belfast – Sligo, Irland

Billabong Air & style 31. 1. 2009 Neben den X Games das wich­ tigste Snowboard-FreestyleEvent. In der Quarterpipe mat­ chen sich u. a. Markus Keller, Manuel Pietropoli, Werner Stock und Marc Swoboda. Innsbruck, Österreich

SNOWBOARD WELTCUP 31. 1. 2009 Damen und Herren kämpfen an der deutsch-österreichischen Grenze um wichtige Weltcup­ punkte im Parallel-Riesentorlauf. Bayrischzell, Deutschland

KITZ ICE GRAND PRIX 23./24./25. 1. 2009

ISPO WINTER 2009 1. – 4. 2. 2009

Speedreicher Motorsport auf ungewohntem Terrain. Zehn Vier-Mann-Teams rasen über die 400 Meter lange Eisstrecke. Im letzten Jahr nahmen unter anderem Sebastian Vettel, David Coulthard und Mattias Ekström an der ungewöhnlichen Compe­ tition teil. Kitzbühel, Österreich

Mehr Sport-Events auf: www.redbulletin.com

Bei der internationalen Fach­ messe für Sportartikel und Sportbekleidung mit interes­ santen neuen Produkten werden die Gäste mit Sicherheit auch auf bekannte Gesichter aus dem Spitzensport treffen. München, Deutschland

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die macht der nacht Mehr als einmal um die Welt für alle, die nie müde werden.

Tierischer rock

JOHN LEGEND 13. 1. 2009

Entstanden in Baltimore als Band von Jugendfreunden, sind Animal Collective längst tonangebend in Sachen experimentelle Rockmusik: live diesmal in Manhattan.

Der Soulsänger und GrammyPreisträger geht auf US-Tournee. Beim Eröffnungskonzert wird er von der britische Sängerin Estelle unterstützt, mit der er auch „No Other Love“ auf seinem neuen Album „Evolver“ aufgenommen hat. Paramount Theatre, Oakland, Kalifornien, USA

bilder: getty images (2), marcelo maragni, finn taylor (2)

BURAKA SOM SISTEMA 15. 1. 2009 Live-Konzert der portugiesischen Kuduro-Band. Nach mehreren Stationen in Europa geht die Tour dann in Australien weiter. Die Amsterdamer Konzert- und Veranstaltungslocation „Paradiso“ ist übrigens eine alte Kirche, in der bereits legendäre Bands wie die Sex Pistols oder die Rolling Stones auftraten. Paradiso, Amsterdam, Nieder­ lande

NOORDERSLAG WEEKEND/EUROSONIC 2009 15. – 17. 1. 2009 Internationales Festival für aufstrebenden Musik-Nachwuchs. 250 eingeladene Talente werden vor rund 15.000 Besuchern auftreten. Highlights sind die Auftritte von Buraka Som Sistema, der irischen Band Fight Like Apes und den britischen PopPunkern You Me At Six. Groningen, Niederlande

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club des monats Netzhaut meets Trommelfell: Eine Nacht im D-Edge in São Paulo ist ein wahrlich ­erleuchtendes Erlebnis.


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THE STREETS 16. 1. 2009

Green Room Soul fürs neue Jahrtausend: Bei seinem Tournee-Auftakt in Brighton erwärmte Jamie Woon die Herzen in einer eiskalten Nacht.

Mike Skinner alias The Streets wird sich eine dicke Winterjacke anziehen. Warum? Weil er bei der zehnten Geburtstagsparty der Burton European Open in Laax für heiße Stimmung sorgen will. Das macht gute Laune bei Gewinnern und Verlierern. Riders Palace, Laax, Schweiz

PLANETA ATLâNTIDA 16. 1. – 7. 2. 2009 Das größte Festival Südbrasiliens mit internationalen Künstlern unterschiedlichster Musikstile sowie den bekanntesten einheimischen Bands. 40.000 Brasilianer, Touristen und Festival-Hopper werden an den beiden Austragungsorten erwartet. Heuer tritt auch die brasilianische Antwort auf Madonna, Ivete Sangalo, auf. 16./17. 1. 2009 Park Planer, Santa Catarina, 6./7. 2. 2009 Campestre Saba HQ, Rio Grande do Sul, Brasilien

The Streets Mike Skinner im Schnee? Ja, aber nicht auf Skiern oder Snowboard. Er wird zum Après-Ski im Schweizer Laax ordentlich einheizen.

KIDS R PEOPLE TOO 17. 1. 2009 Ein Charity Event ganz im Zeichen junger Talente: von Designern über Sänger bis zu Künstlern aller Art. Die Spendeneinnahmen gehen an notleidende Kinder. Red Bull Space, New York, USA

SHOCKWAVES NME AWARDS SHOW 20. 1. 2009 Die schottische Indie-Rockband Franz Ferdinand bringt gerade ihr drittes Album „Tonight“ auf den Markt und gibt den Startschuss zu den NME Awards Shows quer durch London. Am 25. Februar findet dann in der Brixton Academy die Preis­ verleihung statt. Heaven, London, Groß­ britannien

Resident Artist Zwischen House und HipHop, zwischen Restaurant und Nachtclub: Buraka Som Sistema führen durch ihre Heimatstadt Lissabon.

ANIMAL COLLECTIVE 20. 1. 2009 Die US-Avantgarde-Band, bekannt durch diverse Auftritte mit Tiermasken, rockt im Big Apple. Diesen Jänner erscheint ihr neues Album „Merriweather Post Pavilion“. Grand Ballroom at Manhattan Center, New York, USA

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die besten clubs der welt

Augenweide Das D-Edge in São Paulo steht für Bass, Beats und flackernden Bildersturm.

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Inzwischen gilt Ratiers Club als Hotspot der brasilianischen Electronic-Szene. 400 Tänzer kommen hier in den Genuss sämt­ licher Spielarten des Genres – von Break­ beat bis zur lokalen Dancefloor-Spezialität Baile Funk. Vielfältig genug, um von der britischen Musikgazette „DJ Mag“ drei Jahre in Folge unter die besten 100 Clubs der Welt gewählt zu werden. Heute ist House angesagt. Der Berliner DJ Phonique steht an den Decks, holt im Mi­ nutentakt frisches Vinyl aus seiner Tasche. Mittlerweile ist es drei Uhr morgens, die ers­ ten erschöpften Gäste treten den Heimweg an. Gut für die Dutzende, die noch immer vor den Toren des Clubs auf Einlass warten. „Bis März bleibt’s noch eng“, erzählt der Besitzer Ratier, „dann bekommen wir das Nachbargebäude dazu.“ Und dann können an die 600 Seelen mehr allnächtlich in dieses Stimmungsbad eintauchen. D-Edge Club: Alameda Olga, 170, São Paulo, Brasilien; www.d-edge.com.br

text: cassio cortes; Bilder: gepa pictures, marcelo margani

top club

Scharlachrotes Licht durchdringt den schachteligen Raum, tüncht den Dance­ floor in schummrige Atmosphäre. Es ist 23 Uhr, langsam füllt sich der Club. Draußen prescht der Verkehr vorbei, selbst abends herrscht hier in São Paulos Industrieviertel Barra Funda Hochbetrieb. Stünde da nicht eine Menschenschlange am Gehsteig, den meisten Passanten würde die unauffällige Fassade des D-Edge nicht auffallen. Um Mitternacht ist der Club berstend voll. „Light Jockey“ Johnson nimmt seine Arbeit auf. Sein Werkzeug: 200 LichtLeisten, die sich über Boden, Decke und Wände ziehen, und Light Walls hinter dem DJ-Pult, der Bar und über dem Dancefloor. Johnson stimmt die Lichtshow auf die Musik ab, er lässt aufblitzende Graphic Equalizer zum Beat tanzen. „Manchmal fangen wir Samstagnacht an, und die After-Party endet nicht vor Montag früh“, sagt Besitzer Renato Ratier, selbst DJ, der das D-Edge 2003 mit Desi­ gner Muti Randolph konzipiert hat.


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Cornelia presents … 21. 1. 2009 Die ehemalige Teilnehmerin der Casting-Show „Swedish Idol“ mutierte zur erfolgreichen Solo­ künstlerin Cornelia Dahlgren. Jetzt sucht sie jeden Monat eine Band und einen DJ, die sie live auf die Bühne eines Top-Nightclubs begleiten. Die Abende werden aufgezeichnet und vom Radiosender der Red Bull Music Academy übertragen. redbullmusicacademyradio.com

KITZ ’N GLAMOUR 2009 23. 1. 2009 Das Grand Tirolia Resort lädt 1500 Gäste zu einem der glamourösesten Events des Hahnenkamm-Wochenendes. Für Unterhaltung sorgen u. a. David Guetta und Chris Willis. Grand Tirolia, Eichenheim, Kitzbühel, Österreich

WEISSWURSTPARTY 23. 1. 2009

400 Tänzer passen allnächtlich ins D-Edge. Zu wenig, findet Besitzer Ratier und will den Club im März erweitern. Unten: DJ Phonique aus Berlin.

Rund 2000 Gäste werden bei der 18. Auflage des gemeinschaftlichen Würstelzuzelns erwartet. Die VIPs und Adabeis werden von der Hermes House Band unterhalten, durch den Abend führt Moderator und Dancing Star Dorian Steidl. Stanglwirt, Going, Österreich

SNOW-CIETY AFTER RACE CLUB 23. 1. 2009 Tico Torres, Schlagzeuger von Bon Jovi, wird bei dem Hahnenkamm-Sideevent als Special Guest für die richtigen Beats sorgen. Grand Spa Resort A-ROSA, Kitzbühel, Österreich

THE END CLOSING PARTY 23./24. 1. 2009 Einmal heißt es noch back to the roots: Der Londoner Underground-Nachtclub „The End“ schließt nach diesem Wochenende seine Pforten. Aber erst nachdem der letzte Gast in den frühen Morgenstunden die Party verlassen hat. The End, London, Groß­ britannien

a-rosa fashion club presented by mtv 24. 1. 2009 Wir wollen ja nicht allzu viel verraten, aber dabei wird es so richtig heiß hergehen. Grand Spa Resort A-ROSA, Kitzbühel, Österreich

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Traditionelle Geburtstagsparty des Radiosenders FM4. Mit Franz Ferdinand, Deichkind, der Indie-Rockband The Rakes sowie der HipHop-Formation Puppetmastaz. Arena, Wien, Österreich

THE MATTHEW HERBERT BIG BAND 24. 1. 2009 Für sein brandneues Album „There’s Me and There’s You“ arbeitete Matthew Herbert, auch bekannt als Doctor Rockit, Radio Boy oder Wishmountain, zum zweiten Mal mit seiner Big Band zusammen. Das bemerkenswerte Ergebnis ist bei diesem LiveAuftritt zu hören. Sydney Opera House, ­Australien

GILLES PETERSON WORLDWIDE AWARDS 24. 1. 2009 Seit zehn Jahren verleiht DJ und BBC-Radio-1-Moderator Gilles Peterson seine Auszeichnungen an Newcomer-Bands. Headliner des Abends sind die Berliner Jazz-Produzenten, DJs und Remixer Jazzanova. Ebenfalls live zu sehen: der österreichische Red Bull Music Academy-Teilnehmer Dorian Concept. Cargo, London, Großbritannien

FIS herren-skiweltcup, ­nachtslalom 27. 1. 2009 Das Slalomspektakel zur Primetime. 50.000 Fans werden auf der hell erleuchteten Strecke ihre Stars lautstark unterstützen. Im Vorjahr standen der österreichische Sieger Mario Matt, der Franzose Jean-Baptiste Grange und der Südtiroler Manfred Mölgg auf dem Podest. Planai, Schladming, Österreich

RED BULL MUSIC ACADEMY – KAREN P’s BROAD CASTING 29. 1. 2009 Die Konzertreihe Broad Casting bringt verschiedene Künstler auf den Bühnen zusammen. Die BBC-Radioproduzentin Karen Pearson lädt Afrobeat-Drummer Tony Allen zum Jam mit dem Hypnotic Brass Ensemble. Das Konzert wird aufgezeichnet und im Red Bull Music AcademyRadio ausgestrahlt. redbullmusicacademyradio.com Cargo, London, Großbritannien

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nacht schwärmer Warte, bis es dunkel wird

Die Farbe der Nacht Auf Tour mit Remi/Rough: Was der coolste Street Artist seit Banksy außerhalb seines Ateliers so treibt. In Aberdeen ist ein Sandwich nach Remi Morgan benannt. „Es heißt Remington Steel“, erklärt der Londoner StreetartKünstler stolz, „ein Brötchen mit Oliven, Chorizo und Rucola. Ich wollte noch Moz­ zarella, aber der Ladenbesitzer schlug stattdessen Port Salut vor.“ Eine gute Ent­ scheidung, findet er im Nachhinein. „Das ist der Grund, warum er eine Sandwich­ bude schmeißt und ich nur irgendwelchen Scheiß male.“ Eine selbstironische Bemerkung wie die­ se ist ganz typisch für den 37-Jährigen, den die Kunstwelt als Remi/Rough kennt. Seit 20 Jahren zählt er zu den angesehensten Streetart-Vertretern des britischen König­ reichs. Und obwohl er mittlerweile die Wän­ de gegen Leinwände und die Spraydosen gegen Pinsel eingetauscht hat, bezeichnet er sich noch heute als Graffiti-Writer. Und als solcher treibt er sich naturge­ mäß gern auf der Straße herum. Bevor­

Remi/Rough ohne Pinsel oder Spraydose: Nachts mimt der Künstler zur Abwechslung den Beobachter.

zugt nachts, wenn London sich von seiner schillernden Seite zeigt: Remi besucht zum Beispiel eine private Galerie in Hackney. Es ist ein vornehmes Studio, gezeigt werden Holzschnitze­ reien von Cedar Lewisohn, einer neuen Bekanntschaft von Remi. Kennengelernt haben sich die beiden in der „Street Art“Ausstellung in der Tate Modern. Wegen Lewisohns Sneakers. „Nett sind die“, hat Remi damals gesagt, „die muss ich unbe­ dingt fotografieren.“ Die beiden kommen ins Gespräch, plaudern über den Vortrag von Stencil-Pionier Blek Le Rat und Remi. Ein Job, auf den wohl auch Banksy scharf gewesen wäre, sagt Remi. Wenig später machen sich die beiden in Richtung Soho auf. Zeit fürs Abend­ essen, es gibt Hühnchen Teri-don und Sake beim Nobel-Japaner Taro. Remi erzählt von seiner Ausstellung in einem Tunnel unterhalb der Londoner Waterloo Station im Mai. „Ich stand auf einer Leiter, war gerade dabei, diese Wand zu bemalen. Als ich mich umdrehe, steht dort Kevin Spacey ans Geländer gelehnt. Ich sage: ‚Sie sind Kevin Spacey.‘ Er antwortet: ‚Sie haben recht.‘ Ich fahre fort: ‚Ich hatte nicht erwartet, Sie hier zu sehen.‘ Und er darauf: ‚Wer hätte das schon?‘ – Ich habe ein Foto mit ihm.“ Plötzlich springt Remi auf und begrüßt einen Gast: David. Französisch ausgespro­ chen, erklärt er uns. „Er ist einfach eine West-End-Berühmtheit. Er kennt jeden.“ David lädt zum Cocktail-Trinken in eine benachbarte Bar namens Sketch. „Coo­ le Location“, sagt Remi und schlürft an seinem Spicy Pear Daiquiri. Seine Augen aber sagen was anderes. Am Weg zur letz­ ten U-Bahn nach Dulwich meint er dann: „War das nicht einfach nur ein überteuer­ tes Pub?“ Infos über Ausstellungen und Projekte von Remi/ Rough: www.redbulletin.com/remirough

text: rebecca nicholson; Bilder: finn taylor

FM4 GEBURTSTAGSFEST 24. 1. 2009


Ein großer Mann, auf der Bühne wirkt er jedoch zart und verletzlich: Jamie Woon.

back stage Hinter den Kulissen

Stille Wasser Seine Stimme sorgt für Stille: Soul-Sensation Jamie Woon zieht das Brightoner Publikum in seinen Bann.

Für den Start seiner Europatour hat sich Jamie Woon eine eisige Novembernacht ausgesucht. Doch die rote Leuchtanzeige der Brightoner Konzert-Location „Kome­ dia“ taucht die Straße davor in ein wär­ mendes, feuriges Licht. Fast so wärmend wie die Stimme des 25-jährigen Sängers. Seit seiner DebütSingle „Wayfaring Stranger“ gilt Woon als aufgehender Stern am britischen Soulhim­ mel. Seine Songperlen zwischen Folk, Jazz und Dubstep haben den Youngster schon ins Vorprogramm von Jazz-Legende Terry Callier und Amy Winehouse gebracht. Sein Blick schweift durch das kleine Kel­ ler-Etablissement, die Bühne nimmt fast

die Hälfte des Raums ein, etwa hundert Leute werden hier später in den Genuss von Woons packender Liveshow kommen. Noch ist es ruhig, noch stehen die Stühle übereinandergestapelt an der Wand. „Ich liebe es, in solchen Locations zu spielen“, sagt er. „Du kannst jeden Gast im Raum sehen. Es ist irgendwie intim.“ Woon betritt gemeinsam mit seiner Band die Bühne zum Soundcheck. Seine Band, das sind die zwei Dans: am Bass Dan Gulino, am Schlagzeug Dan See. Es ist einer ihrer ersten Auftritte als Trio, und so probiert die Band alle Sounds und Einstel­ lungen sorgfältig durch. „Es ist ganz nett, bei Gigs nicht alleine zu sein“, sagt Woon. „Wenn etwas Komisches passiert, dann ist da noch jemand anderer, der auch darüber lachen kann.“ Die beiden Dans sind mit dem Check fertig, Woon nimmt den finalen Test vor: Es hat etwas Geisterhaftes, als er seinen Song „Spirits“ anstimmt – alleine, nur mit zwei Loop-Samplern, die seine Stimme wie einen ganzen Chor im kleinen Raum erschallen lassen. Es ist so fesselnd, dass die Barfrau, die gerade die Kerzen auf den kleinen Tischen anzündet, gebannt inne­ hält. Als das Lied ausgeklungen ist, nickt er. Es kann losgehen. Um halb acht öffnet der Club, und eine Welle Halberfrorener strömt herein. Weil es keinen Backstage-Raum gibt, mischen sich Woon und seine Jungs in die Menge. Sie begrüßen alte Freunde, besprechen noch

einmal die Setlist. Der Sänger wirkt kon­ zentriert. Er ist keiner, der an Glücksrituale vor einem Gig glaubt, von Gruppenumar­ mungen oder Tequila-Shots hält er nichts. Eine Flasche Bier noch, dann werden die Lichter gedimmt, Woon besteigt die Büh­ ne. Allein. Leise, fast flüsternd wendet er sich an die Menge: „Ich werde einfach los­ legen, ich bin nämlich echt schlecht darin, zwischen den Songs zu reden.“ Er startet gleich mit „Spirits“, das sich aufbaut vor dem Hintergrund gebetsarti­ ger Chants. Es ist mucksmäuschenstill. Die Menge umklammert die Hälse der Glä­ ser, scheint hypnotisiert von den Klängen. Als seine Stimme verklingt, herrscht kurz Stille, dann bricht tosender Applaus los. Es folgt Hit auf Hit, Schlag auf Schlag. Bei „Night Air“, einem zarten Pop-Kleinod, spielt Woon all sein gesangliches Talent aus, den rauen Track „Queasy“ lässt das Trio in einen lärmigen Jam übergehen. Nach einer Stunde sagt Woon: „Vielen Dank fürs Zuhören.“ Allerdings kaum hörbar, denn der Jubel übertönt alles. Die Band packt zusammen und macht sich auf den Heim­ weg. Draußen schüttelt eine Fremde dem Sänger plötzlich die Hand. „Ich mag, was du machst, Jamie Woooooon“, kichert sie. „Vielen Dank“, sagt er. Jemand fragt ihn, wie er selbst die Show denn bewerten würde. Er lächelt. „Es wird von Mal zu Mal besser.“ Jamie Woons aktuelle CD: „Wayfaring Stranger“ Videos und Soundproben unter www.redbulletin.com/jamiewoon

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Achtung, Hochspannung: Auf der Bühne greift auch Beatbastler Conductor (re.) gern zum Mikrofon.

resident artist Künstler zeigen ihre Stadt

Lil John, Beatmeister von Buraka Som Sistema, führt durch sein Lissabon zwischen Fisch und Feierlaune. Seit drei Jahren grassiert ein Trend in den Clubs von Lissabon. Allnächtlich trifft sich die Partymeute im In-Viertel Bairro Alto, um dem Sound zu frönen, der so wohl nur hier existiert: Angolanische House-Musik wird mit wuchtigen Synthesizer-Sounds gekreuzt, Techno, Drum ’n’ Bass und Hip­ Hop zu einer bassgewaltigen Melange verwoben. Lil John, Conductor und DJ Riot gelten als Protagonisten der Szene. Sie waren mit ihrer Band Buraka Som Sistema sogar Geburtshelfer dieses Bastards. „In einem der Bairro-Alto-Clubs, dem Merca­ do, haben wir vor einigen Jahren unsere Clubnacht namens Buraka gestartet. Wir performten dort einmal im Monat – aller­ dings insgesamt nur vier Mal, dann wurde der Laden geschlossen“, erinnert sich Lil John, Produzent der Gruppe. Und auch wenn der Partynacht kein ­langes Leben beschieden war, die Idee des eigenen Sound-Systems, des Som Sistema, entstand dort. „Hier fingen wir an, ­dieses Kuduro-Ding zu entwickeln. Die Menge ist total durchgedreht, jeder wollte sich seine Kleider vom Leib reißen. Es war

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Buraka Som Sistema – Konzerttermine, Videos und Soundproben unter www.redbulletin.com/buraka

Kuduro bedeutet knackiger Arsch: Trifft den Sound, den Lil John (grüne Jacke) aus den Boxen jagt, ziemlich gut.

text: Stuart Codling; fotos: Thomas Butler

Beats aus Bairro Alto

sehr heiß! Und es gab keine Klimaanlage.“ Kuduro hat seinen Ursprung in Angola. Dort gilt die energetische, von Calypso be­ einflusste House-Spielart jungen Musikern als Sprachrohr, ihrer Unzufriedenheit mit Staat und System Ausdruck zu verleihen. Durch die vielen angolanischen Migran­ ten in Portugal schwappte der Sound vor einigen Jahren nach Lissabon und wurde dort von Buraka Som Sistema auf­ gegriffen. Mit ihrem Debütalbum „Black Diamond“ gilt die Band inzwischen auch international als das heißeste Ding der Clubszene. Ein MTV Europe Music Award, den die Band im Herbst in Liverpool erhal­ ten hat, zeugt davon. An einen Umzug in eine größere Musik­ metropole denkt das Kollektiv aber nicht, zu sehr fühlen sich die Mitglieder ihrer Stadt verbunden. Das äußert sich schon im Namen. „Buraca ist der Name einer kleinen Gemeinde knapp außerhalb von Lissabon. Wir sind dort aufgewachsen. Damit es coo­ ler aussieht, haben wir aber das c gegen ein k getauscht“, sagt Lil John und schwärmt von seinem Lieblingsstadtteil Bairro Alto. „Wenn wir in einem Club spielen, gehen wir davor auch gern dort essen. Mein Lieblings­ schuppen heißt Tasca do Manel, ein typisch portugiesisches Lokal, wo es frischen Fisch und Gegrilltes gibt.“ Bezüglich der Ausgeh­ möglichkeiten empfiehlt der Musiker den Club Lux am Hafen. „Wir spielen dort oft als DJs. Am Anfang des Abends ist es ein­ fach eine Bar, aber dann um etwa vier Uhr früh geht’s richtig los.“ Wer also Lissabon kennenlernen möchte – abseits von Portwein und Fußballwahn –, der sollte sich Bairro Alto und dessen pul­ sierende Szene nicht entgehen lassen.


OPERNREDOUTE GRAZ 31. 1. 2009 Elfte Auflage des steirischen Ball-Ereignisses. Wie jedes Jahr werden wieder zahlreiche Spitzenvertreter aus Wirtschaft, Medien, Politik und Kultur durch den Abend mäandern. Oper Graz, Österreich

WIRE 31. 1. 2009 Die britischen PostpunkVeteranen touren wieder durch die Lande und beweisen, dass der Punk nicht in den 1980ern gestorben ist. 1991 trennten sich zwar die Wege der Band-Mitglieder, seit acht Jahren stehen sie jedoch wieder gemeinsam auf der Bühne. Fluc, Wien, Österreich

Keine Buraka-Som-Sistema-Show ohne Publikumskontakt: Rapper Kalaf geht auf Tuchfühlung.

Fis skisprung weltcup, nachtspringen 31. 1. 2009 Eine strapaziöse Reise nach Japan, und dann gleich am ersten Wettkampftag ein Nachtspringen auf der wetteranfälligen HS-134-Schanze. Am Sonntag folgt dann ein zweiter Bewerb bei Tageslicht. Im Vorjahr hieß der Sieger bei beiden WeltcupSpringen Thomas Morgenstern. Sapporo, Japan

text: john mcdonnell; bilder: getty images

ST. JEROMe’S LANEWAY FESTIVAL 31. 1. – 8. 2. 2009 Angekündigt als Boutique Street Festival, wird das Laneway ganze Straßenzüge in den Städten in Beschlag nehmen, damit Nachtschwärmer ihre Favoriten hautnah erleben können. Auf dem Programm stehen Girl Talk, Stereolab sowie Buraka Som Sistema. Dazu gibt es ein IndieKino, Fashion-Märkte, Cocktailbars und eine Red Bull Music Academy-Bühne. 31. 1. 2009 Brisbane, 1. 2. 2009 Melbourne, 6. 2. 2009 Perth, 7. 2. 2009 Adelaide, 8. 2. 2009 Sydney, Australien

RESTAURANT IKARUS Jänner 2009 Chefkoch Kenneth Oringer vom Top-Restaurants Clio in Boston ist einen Monat lang Gastkoch im Hangar-7-Restaurant „Ikarus“. Hangar-7, Salzburg, Österreich Mehr Hot Spots auf: www.redbulletin.com/whatson

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r!

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Knur

Jahreswechsel: Jetzt weltweit! Wir wünschen uns ein neues Jahr: Das alte hatte – bei all seinen lustigen Seiten – ja doch einige Schwächen. Und so sehen das die Zeitungen und Magazine der Welt. Wir wollen unsere Politiker immer angemessen behandeln. Die „Frankfurter Allgemeine ­Sonntagszeitung“ hat damit bereits begonnen – und sich eine Puppe der gescheiterten ameri­ kanischen Vizepräsidentschafts­ kandidatin Sarah Palin besorgt.

Wir wollen uns am neuen US-Präsidenten Barack Obama ein Beispiel nehmen. Und versuchen, alles zu können, was wir wollen. Die „FAZ“ hat ein beson­ ders schönes Beispiel dafür gefunden.

Wir wollen nie wieder über George W. Bush lachen. Obwohl er manchmal, wie das Magazin „View“ zeigt, auch seine lustigen Seiten hatte.

Ich Bull will … dog blei Red ben .

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Etwas Witziges entdeckt? Schicken Sie uns ein Mail an: redaktion@at.redbulletin.com

Wir wollen hin und wieder nur an der Oberfläche bleiben. Weil in der Tiefe würden wir verschlungen werden, so wie es auf diesem Foto aus „View“ deutlich zu erkennen ist.


more body & mind

Wir wollen versuchen, in Würde zu altern. Die „FAS“ hat schon mal ein paar Role Models im US-Rentnerparadies Sun City vor die Kamera gebeten.

Wir wollen uns nie mehr über volle Züge beschweren. Denn wir könnten wirklich Pech haben und in Pakistan nicht einmal einen Stehplatz ergattern (aus der „FAZ“).

Wir wollen uns noch einen wirklich guten Vorsatz einfallen lassen. Der „Guardian“ hilft uns dabei. Und führt uns vor Augen, dass wir beim Umsetzen unserer Vorsätze immer ein bisschen ­Unterstützung brauchen.

Wir wollen Fotos unserer Familie zusammenkleben. So wie etwa die spanische Königin Sofía, die dieses Familienfoto sogar persönlich am Computer zusammengebastelt hat. Aus: „Süddeutsche Zeitung“.

Wir wollen dafür sorgen, dass wir in der Öffentlichkeit immer passend adjustiert sind. Prinz Charles hat das bereits 1987 beherzigt, wie der „Stern“ eindrucksvoll ­dokumentiert.

Wir wollen versuchen, mit allen Mitteln erfolgreich zu sein. Und wenn es auch nur am Partnervermittlungsmarkt ist. Regt zumindest die „Welt am Sonntag“ an.

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Read bull

Der stille Amerikaner

Die Flüge von Nha Trang nach Da Nang in Südvietnam sind ausgebucht. Ich werde bestimmt keinen Nachtbus nehmen. Es gibt einen Expresszug um sechs Uhr früh. Nach zwei weiteren Tagen warten auf ein Flugticket nehme ich den. „Einen weichen Schlafwagen, einen harten Schlafwagen oder einen harten Sitz?“ Die Rezeptionistin will wissen, was sie buchen soll. Schlafwagen am Tag, Viererabteil ist das teuerste, das nehme ich. Hoffentlich sind meine Mit­fahrer ge­ waschen. Die drei Vietnamesen, die das Abteil mit mir teilen, bringen ihr Gepäck kaum unter. Einer sagt, er lebt in Kalifornien, unser Arnold Schwarzenegger ist sein Gouverneur, und er findet das super. Was können die beiden Einwanderer, der eine aus Vietnam und der andere aus ­Österreich, gemeinsam haben, wundere ich mich. Beide sind nach einem Krieg in ihrem Land nach Amerika gekommen, fällt mir dann ein. Es gibt Instant Noodle Soup zum Frühstück, warmes Mittag­ essen, Reis, Fleisch, Gemüse, Ananas als Nachspeise. Ich schlafe noch eine Weile, dann will ich aufs Klo, drehe kurz davor wieder um. Ein Taxi wartet am Bahnhof und bringt mich ins Hotel. „Eine Stunde, Madame“, sagt er, für dreißig Kilometer. 96

Das Hotelzimmer ist neben der Küche, morgen kann ich ein anderes haben. Im Pool in der Halle schwimmt ein Typ. „Nice hotel“, sagt er. Er ist nett, denke ich und bleibe. Er kommt aus New York, hat ein halbes Jahr in Wien studiert und heißt Tim. Jetzt unterrichtet er in Taiwan

„Kommst du noch mit auf ein Bier?“, fragte er, und ich gehe mit ihm die Treppe hinauf in den dritten Stock.

Englisch. Am Abend treffe ich ihn vorm Computer wieder. „Das ist Sally“, sagt er. „Möchtest du mit uns zum Abendessen kommen?“ Ich möchte. Der Stadtkern von Hoi An ist ein Dorf am Fluss, niedrige Häuser lang gestreckt, Mauer an Mauer mit Ziegeldächern, ein paar hundert Jahre alt. Vorne die Straßenseite mit Geschäft, hinten am Fluss kühler zum Wohnen, Essen und Schlafen. Dorthin setzen wir uns auf die Terrasse eines Restaurants. Am anderen Ufer hängen rote Lampions von den Häusern, Hausaltäre leuchten und blinken. Wir bekommen einen Gruß aus der Küche. Die beiden sind bereits Stammgäste, waren schon gestern nach ihrer gemeinsamen Busfahrt hier, wo sie sich kennengelernt haben. „Das Beste, was ich in den letzten sechs Monaten geges-

illustration: andreas leitner

Erzählung von Rosina Kaudela


Read bull

sen habe“, sagt Tim, und Sally fragt, ob ich mit ihr eine Flasche Wein trinke. Nach dem Essen kommt ein kleiner, zarter Vietnamese mit brauner Haut und dunklen Augen, ein Tuch über die halblangen Haare gebunden: Duc, der Koch und Besitzer des Lokals. „Das ist Rosina aus Österreich“, werde ich vorgestellt. „Griaß di“, sagt Duc. „Ich habe in Ischgl als Sushi-Chef gearbeitet. Möchtest du ein Flügerl trinken, oder wie sagen sie bei euch zu Wodka-Red Bull?“ Außer ein paar Mopedfahrern, die uns heimbringen wollen, ist niemand mehr auf der Straße in Hoi An, als wir aus der Bar kommen. „Wir könnten zu Fuß gehen, wenn du den Weg weißt“, sage ich. „Ja, ich weiß, wie wir gehen müssen“, sagt Tim. Vor dem Hotel ist ein Gitterzaun aufgezogen und versperrt. Tim ­rüttelt daran, um die Nachtwächter zu wecken. Einer sperrt auf, unsre beiden Schlüssel liegen auf dem Tresen. „Kommst du noch mit auf ein Bier?“, fragt er, und ich gehe mit ihm die Treppen hinauf in den dritten Stock. Er macht Licht, der Fernseher im Zimmer

fängt an zu plärren und der Ventilator zu rotieren. Ich drehe den Fernseher ab und ­bitte ihn, das Gleiche mit dem Ventilator zu tun. Er räumt einen Sessel für mich ab und stellt ihn neben das Bett, auf das er sich setzt. Dann nimmt er das Buch, das auf seinem Nachtisch liegt. „The Quiet American“, Der stille Amerikaner, und liest daraus vor. Was ein Mann über eine Frau schreibt, liest ein Mann einer Frau vor. Mein Blick fällt zur Zimmerecke, wo die Lampe steht. Ein kleiner Gecko klettert die Wand hoch. „Schau“, sage ich, „immer hab ich Mitbewohner im Zimmer.“ Er legt das Buch weg. „I want to make love to you tonight“, sagt er. „Und was soll ich jetzt sagen?“, frage ich. „Ich weiß nicht, oder ich weiß schon“, sagt er. Ich schaue in sein Gesicht, in seine Augen. Dann steht er auf und geht ins Bad. Nachdem er zurück ist, sagte er: „Das Problem ist, ich habe keine Kondome, hast du welche?“ „Na sicher“, sage ich. Bis jetzt hatten wir uns noch kein einziges Mal berührt. Jetzt beginne ich den Gecko zu vergessen.

Leser machen Programm Schicken Sie Ihren Text bitte an readbull@redbulletin.at Das Thema ist frei, doch irgendwo kann eine Dose versteckt sein. Die besten Texte werden abwechselnd mit den Storys professioneller Autoren veröffentlicht.

Rosina Kaudela,

Jahrgang 1957, geboren in Mistelbach/NÖ. Studium der Geschichte. Arbeitet als Redakteurin und Regisseurin für die ORF-TV-Redaktion.

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Ankowitschs Kolumne belebt Körper und Geist (15)

Ausreden gefällig? Die Wissenschaft weiß Rat.

Das Jahr ist bereits einige Tage alt. Zeit also, sich Ausreden dafür zu besorgen, warum wir unsere Neujahrsvorsätze in weitem Bogen über Bord geworfen haben und seitdem weitermachen wie gewohnt. Am besten, wir wenden uns dafür an die Wissenschaft. Die produziert un­ entwegt neue Erkenntnisse, und einige davon eignen sich ganz hervorragend dafür, die Schuld für das Desaster nicht bei unserem schwachen Willen zu su­ chen – sondern in der Unbelehrbarkeit unseres Körpers und Geistes. Die drän­ gen uns nämlich dazu, Dinge zu tun, die wir nie machen würden, hätten wir was zu sagen! Wer also in den vergangenen Wochen zu viel Schokolade gegessen hat und auch nach den Feiertagen nicht damit aufhören konnte, der kann sich auf zwei­ erlei rausreden: auf die Inhaltsstoffe der Schokolade und auf die negativen Aus­ wirkungen, die gute Vorsätze so an sich haben, aber alles der Reihe nach. Bekanntlich stecken in der Schoko­ lade jede Menge nützlicher Substanzen: Diese können unsere Stimmung heben, das Herz schützen, blutdrucksenkend wirken, die Hautzellen besser wachsen

lassen und Husten mildern. Na gut, viele dieser Dinge sind bloß in sehr geringen Mengen nachzuweisen, aber das ändert nichts daran, dass sie nicht prinzipiell sehr gut für unseren Körper wären, wenn wir sie denn in ausreichender Menge aufnähmen. Ursache Nummer zwei für das Schei­ tern unserer guten Vorsätze liegt – in den guten Vorsätzen selber! Normaler­ weise läuft das in der Silvesternacht ja folgenderweise ab: Nachdem wir wo­ chenlang zu viel gegessen und getrunken haben, sind wir mit unserer Geduld am Ende und schwören uns: „Ab sofort keine Schokolade mehr! Und keinen Alkohol. Und weil wir gerade dabei sind – auch kein Schweinefleisch mehr. Und Teig­ waren sind auch ziemlich schlecht für die Taille, also auch keine Nudeln mehr.

„Die Ursache für das Scheitern unserer guten Vorsätze liegt in den guten Vorsätzen selber.“

Nie mehr! Nichts davon. Versprochen, beim Leben unserer, äh, Mutter!“ Solche Eide legen wir für gewöhnlich ab – und schaffen damit die Vorausset­ zung für unser Scheitern, denn: Wie Er­ nährungspsychologen zeigen, sind solche strengen Vorsätze nur durch äußerste Disziplin und Willensanstrengung durch­ zuhalten. Das führt leider dazu, dass wir recht schnell schwach werden und zwischendurch als Stärkung ein kleines Stückchen Schoko naschen müssen. Mit fatalen Folgen: Das gesamte Disziplin­ konstrukt stürzt binnen Sekunden in sich zusammen, und wir essen sofort eine Tafel auf einmal, weil „jetzt ist ohnehin schon alles egal“. Hätten wir das bloß gewusst – unsere Vorsätze hätten anders ausgesehen. Aber so? Nun, weil diese Kolumne einen päd­ agogischen Auftrag hat, hier noch zwei kleine Hinweise: Es gibt durchaus Mög­ lichkeiten, die Sache mit den Neujahrs­ vorsätzen in den Griff zu bekommen. Der eine Hinweis basiert auf den Er­ gebnissen einer Studie, die Wissenschaft­ ler der britischen Universität von Exeter eben publiziert haben. Sie zeigten, dass schon 30 Minuten täglicher Bewegung die Lust auf Schokolade (und nebenbei: auch auf Zigaretten) merklich reduzieren können. Ihre Vermutung: Das bisschen Gehen bzw. Laufen wirken mäßigend auf jenes Hirnareal, das für unsere Süchte zuständig ist. Und was die guten Vorsätze anlangt: Wer sicherstellen will, dass das mit dem Abnehmen was wird, sollte die Sache deutlich entspannter angehen. Also sich nicht vornehmen, nie mehr Süßes zu es­ sen, sondern sich auf eine Packung Scho­ kokekse pro Woche beschränken. Und damit es mit diesem Vorsatz etwas wird, sollten wir uns vornehmen, cool zu blei­ ben – und zu Neujahr loslegen. Sind ja nur mehr elfeinhalb Monate bis dahin.

Herausgeber und Verleger Red Bulletin GmbH Chefredaktion Robert Sperl, Stefan Wagner (Stv.) Creative Director Erik Turek Art Director Markus Kietreiber Fotodirektion Fritz Schuster Chefin vom Dienst Marion Wildmann Leitende Redakteure Werner Jessner, Uschi Korda, Andreas Kornhofer, Alexander Macheck Redaktion Ulrich Corazza, Felix Fuchs, Peter Hofer, Daniel Kudernatsch, Florian Obkircher, Lukas Perterer, Christoph Rietner, Simon Schreyer, Clemens Stachel, Nadja Žele Grafik Claudia Drechsler, Simone Fischer, Dominik Uhl Fotoredaktion Markus Kucˇera, Valerie Rosenburg Senior Illustrator Dietmar Kainrath Autoren Christian Ankowitsch, Christian Seiler Mitarbeiter Markus Huber, Fritz Kalteis, Sven Kueenle, Alex Lisetz, Pierre Pagé, Andreas Tzortzis Illustratoren Almut Becvar, Mandy Fischer, Anje Jager, Andreas Leitner Lektorat Hans Fleißner Lithografie Clemens Ragotzky (Ltg.), Christian Graf-Simpson, Nenad Isailovic Herstellung Michael Bergmeister Produktion Wolfgang Stecher Druck Prinovis Ltd. & Co. KG, D-90471 Nürnberg Geschäftsführung Karl Abentheuer, Rudolf Theierl Projektleitung Bernd Fisa Sonderprojekte Boro Petric Finanzen Siegmar Hofstetter Verlagsleitung Joachim Zieger Marketing Barbara Kaiser (Ltg.), Martina Kurtz Projekt­ management Jan Cremer, Jürgen Eckstein, Dagmar Kiefer, Sandra Sieder, Sara Varming Anzeigenverkauf Bull Verlags GmbH, Heinrich-Collin-Straße 1, A-1140 Wien; anzeigen@at.redbulletin.com IT-Support Martin Ribitsch Office Management Martina Bozecsky, Claudia Felicetti Firmensitz Red Bulletin GmbH, Am Brunnen 1, A-5330 Fuschl am See, FN 287869 m, ATU 63087028 Sitz der Redaktion Heinrich-­ Collin-Straße 1, A-1140 Wien Telefon +43 1 90221-28800 Fax +43 1 90221-28809 Kontakt redaktion@at.redbulletin.com Web www.redbulletin.com Erscheinungsweise Das Red Bulletin erscheint jeweils am ersten Dienstag des Monats als Eigenbeilage von und in Kooperation mit folgenden Partnerzeitungen – in Österreich: Kleine Zeitung, Oberösterreichische Nachrichten, Die Presse, Salzburger Nachrichten, ­Tiroler Tageszeitung, Vorarlberger Nachrichten; Burgenländische Volkszeitung, Niederösterreichische Nachrichten. In Deutschland: Münchner Merkur, tz. In Großbritannien: The Independent. Gesamtauflage 1,8 Millionen Leserbriefe bitte an leserbriefe@at.redbulletin.com Offenlegung nach § 25 Abs. 4 Mediengesetz: Medieninhaber: Red Bulletin GmbH mit Sitz in Fuschl am See; Unternehmensgegenstand: Entwicklung, Produktion und Vertrieb von Zeitschriften, Magazinen, Büchern und anderen Periodika, insbesondere unter der Bezeichnung „Red Bulletin“; Geschäftsführer: Rudolf Theierl. Die Red Bulletin GmbH steht im Alleineigentum der Red Bull Media House GmbH mit Sitz in Wals-Siezenheim. Unternehmensgegenstand der Red Bull Media House GmbH: Medienwesen, Beteiligungen; Geschäftsführer: Dietrich Mateschitz, Andreas Gall. Die Red Bull Media House GmbH steht im Alleineigentum der Red Bull GmbH mit Sitz in Fuschl am See. Unternehmensgegenstand der Red Bull GmbH: Verwertung der Marke „Red Bull“; Geschäftsführer: Dietrich Mateschitz. An der Red Bull w w w . s a l z b u rGmbH, g . c o Thalgau, m GmbH sind Chalerm Yoovidhya, Bangkok, und die Distribution & Marketing mit jeweils 49 % beteiligt. Die Red Bull Media House GmbH ist an folgenden anderen Medienunternehmen beteiligt: Red Bull TV GmbH mit Sitz in Wals-Siezenheim; Betriebsgegenstand der Red Bull TV GmbH: Medienwesen; Salzburg TV Fernsehgesellschaft m.b.H. mit Sitz in Wals-Siezenheim. Betriebsgegenstand der Salzburg TV Fernsehgesellschaft m.b.H.: Betrieb des Senders Salzburg TV. Grundlegende Richtung (Blattlinie): Berichterstattung über Aktivitäten und Lifestyle von Red Bull. w w w . s a l z b u r g . c o m

BVZ NÖN w w w . s a l z b u r g . c o m

DIE NÄCHSTE AUSGABE DES RED BULLETIN ERSCHEINT AM 3. Februar 2009. w w w . s a l z b u r g . c o m

illustration: Andreas leitner

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12-MAL DIREKT INS HAUS INKLUSIVE SAMMELBOX. Sichern Sie sich die exklusive Sammelbox und erhalten Sie ein ganzes Jahr lang das Red Bulletin am ersten Dienstag des Monats nach Hause geliefert. Ja, ich möchte das Red Bulletin für ein Jahr direkt per Post zugestellt bekommen und in der hochwertigen zweiteiligen Box sammeln. Für die Sammelbox sowie die Postzustellung der Sammelbox und der Red Bulletins (zwölf Ausgaben) bezahle ich nur EUR 59,90 *.

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Kupon bitte ausschneiden und an Red Bulletin GmbH, Heinrich-Collin-Straße 1, 1140 Wien senden oder direkt auf www.redbulletin.com/sammelbox bestellen! * Zahlungsart: Erlagschein (Zustellung per Post). Die Sammelbox wird nach verbuchtem Zahlungseingang zugesendet. Das Red Bulletin wird monatlich – insgesamt zwölfmal – zugestellt. Danach endet die Zusendung automatisch. Das Angebot gilt nur in Österreich und solange der Vorrat reicht. Wir gewähren eine Rücktrittsfrist von sieben Werktagen, wobei der Samstag nicht als Werktag zählt. Die Frist beginnt mit Übernahme der Ware zu laufen, wobei die Rücktrittserklärung innerhalb der Frist abzusenden ist.


Demner, Merlicek & Bergmann

Von Kuusamo über den Kulm bis hin nach Planica: Mit Flügeln geht’s einfach weiter.

www.superadler.at

Volksbank. Mit V wie Flügel.


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