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www.redbulletin.com

Ein fast unabhängiges Monatsmagazin / Juli 2009

Die Musiker und ihr Instrument

Das unerhĂśrte zweite Leben des NASCAR-Wagens mit der Nummer 83


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Bullhorn

Frisches für Ohren, Kopf und Lunge Man sollte davon ausgehen, dass NASCAR-Star Brian Vickers seinen ­Wagen nicht wiedererkennen wird, ausgerechnet in Indianapolis, und das kam so: An das Red Bull Racing-Team in der amerikanischen NASCAR-Serie ­erging die Bitte, man möge doch ein originales Auto nach Salzburg ­schicken, in den Hangar-7. Denn: Zwei Musiker würden daraus gern ein ­Instrument bauen, mit diesem danach in die Staaten reisen, um bei einem NASCAR-Rennen aufzuspielen. Die Amerikaner dachten ungefähr „Hä?“, verschifften aber folgsam den Renner ihres Schnellsten, Brian Vickers, ­Startnummer 83. In Österreich nahmen Gernot Ursin und Wolfgang Krsek den Wagen entgegen, filetierten ihn behutsam, setzten die Einzelteile wieder zusammen und begannen, auf der Skulptur zu musizieren. Am letzten Juli-Wochenende (25. und 26. Juli) feiert das Duo NOISIA ­(eben Ursin & Krsek) mit dem Red Bull BEAT CAR Premiere, selbstverständlich im Rahmen eines NASCAR-Rennens, selbstverständlich im NASCARMekka Indianapolis, denn die dortigen Fans gelten als beispielhaft offen für avantgardistische künst­lerische Annäherungen an Bewährtes. (Und sollte sich doch Unverständnis in der Menge erheben, haben NOISIA die amerikanische Hymne einstudiert.) – Herbert Völker hat lautmalerisch festgehalten, wie das Red Bull BEAT CAR klingt, Jürgen Skarwan hat den neuen Sound des Wagens mit der Nummer 83 f­ otografisch in Szene gesetzt: „Frischer Beat im Nudeltopf“, die unerhörte Titelstory ab Seite 60. Am 10. Juli empfängt Red Bull Salzburg in Wals-Siezenheim das Star­ ensemble von Bayern München, dem bekanntlich Mario Gomez in der kommenden Saison wieder Flügel verleihen soll. Der pflichtbewusste ­Besucher bereitet sich sorgfältig auf das Match vor, zum Beispiel mit Hilfe eines BayernMünchen-Quiz. Wer von den 33 gestellten Fragen mehr als die Hälfte richtig beantwortet, darf sich als Experte beglückwünscht fühlen. Denn ab Seite 48 wird zum Beispiel erfragt, was Franz Beckenbauer mit ­Rudolf ­Nurejew (letztlich dann doch nicht) verband oder warum die Bayern gar so gern gegen Rosenborg Trondheim spielen.

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Exklusiv MotoGP: Radikale Ideen zur Kostensenkung für Privatteams. 49

16. 6. 2009

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24h von Le Mans: Im dritten Anlauf hat es für die Franzosen geklappt; Zweiter Sieg für Alex Wurz. 16

JEDEN DIENST AG NEU

F1-Streit geht weiter Teams 2010: Wieso fünf Ställe fehlen. 6

Ehrgeizig Superbike-WM: Wir verbrachten einen Tag mit Ben Spies. 56

Very British Silverstone: Die F1 mit WM-Leader Button verlässt die Wiege des Sports. 10 Weitere Themen: Zu gewinnen: Zwei Tickets für F1-Fahrerlager Nürburgring — DTM: Ekström-Interview — GP 125 ccm: Folger besiegt Bradl — Superbike-WM: Ben SpiesStory — Ex-Lorenzo-Manager Dani Amatriain eingesperrt — Dakar: In Zukunft ohne KTM!

Barcelona-GP: Rossi überrumpelt Jorge Lorenzo

Paukenschlag

Unsere Freunde vom wöchent­ lichen Motorsport-Fachmaga­ zin SPEEDWEEK haben nach ihrem Traumstart an Schwei­ zer, deutschen und österrei­ chischen Kiosken so viel Vor­ sprung herausgefahren, dass zwischendurch Zeit für einen kleinen Boxenstopp war. Ab Ausgabe 29 (erscheint am 7. Juli) präsentiert sich die SPEEDWEEK in neuem Format und in Hochglanz, wir gratulieren.

Viel Spaß dabei! Die Redaktion

coverbild: jürgen skarwan

PS: Dringende Leseempfehlung: das Herbert-Nitsch-Porträt, welches der weltbeste Apnoe-Taucher für das gelungenste hält, das bisher über ihn geschrieben wurde. Ein in jeder Hinsicht atemberaubendes Stück von Werner Jessner ­erwartet Sie ab Seite 40.

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i n h a lt

Willkommen in der Welt von Red Bull Über und unter Wasser, und das stets gut ausbalanciert.

Bullevard 08 fotos des monats

14 red bull x-alps Per pedes und Gleitschirm ans Meer. 16, 26 Zum Staunen 18 mein körper und ich Matti Lehikoinen, Downhill-Profi. 19 Pinnwand Kurz & dennoch einzigartig. 20 Einst & Jetzt Golfschläger. 22 Beachvolleyball Wie gut kennst du deinen Partner? 23 Meine Welt Lala Berlin, Modeschöpferin. 24 Formelsammung Wie Papierflieger fliegen.

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28 Die Welt in Zahlen Mario Gomez, Neo-Bayer.

Heroes

32 Kilian Fischhuber Bouldern hat einen Namen – seinen. Der 25-jährige Niederösterreicher hat den Weltcup viermal gewonnen. Derlei gab’s noch nie. 34 Dallas Friday ist nicht nur die beste Wakeboarderin der Welt – sie hat es sich auch verdient. 36 Greg Lemond hat als erster US-Amerikaner die Tour de France gewonnen – und damit den Radsport revolutioniert. 40 Herbert nitsch kann tiefer tauchen als jeder Mensch vor ihm. Mit eigener Atemluft gelangt der Wiener in eine Tiefe von 214 Metern. Aber wie?

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48 80 40


i n h a lt

Action

48 Bayern München Hätten Sie’s gewusst? 33 Fakten aus der Welt des erfolgreichsten Fußballklubs im deutschen Sprachraum.

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54 Slacklining in Meteora Wie ist das, wenn man zwischen den ­Felsen des legendären Klosters tanzt, 250 Meter über null? Wir wissen’s.

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34

bilder: Action images, Afro coffee, Archiv/herbert nitsch, getty images, henning maier-jantzen, imago, red bull photofiles, ricardo herrgott

60 nascar und Noisia Die Gruppe Noisia hat Race Car Nummer 83 in ein Instrument verwandelt. 66 baseball, die erste Das Training für die große Karriere hat in der Dominikanischen Republik einen ­Namen: Vitilla.

More Body & Mind

76 Afro Cafe Jung, authentisch, afrikanisch: Ein Gastro-Konzept erobert die Welt. 80 Wildwasserpaddeln Die Weltmeisterin von 2006, Jana Dukátová, erklärt uns die Basics. 82 Nürburgring Harte und weiche Fakten zum Großen Preis von Deutschland. 83 Baseball, die zweite So spielt man die US-Kultsportart. 84 Hot spots Was rund um die Welt los ist. 86 Die Macht der Nacht Cannes, das „Lux“ in Lissabon, Señor Coconut, mit Philipp Schuster in Wien. 94 Satire 96 Read Bull Diesmal schreibt Tanja Esche. 98 Geist mit Körper Christian Ankowitschs Kolumne belebt. Red Bulletin täglich neu: www.redbulletin.com 5


leserbriefe

briefe an die redaktion mit dem Ma­gazin versorgt werden! Was muss ich dafür tun? Paper Wings bauen? Mit einem Snowboard aus ’nem Heli springen? Ich mache fast alles. Ich brauche Eure Magazine! Stephan Vogt, Wuppertal

Die Juni-Ausgabe ist mehr als Spitze! Fotos von derartiger Ausdruckskraft, Artikel wie der über die hübsche, ehr­ geizige Meistersurferin Maya Gabeira mit diesen wunder­ schönen Strandfotos – einma­ lig. Auch Hangar-7-News und die Reportage übers Hänge­ gleiten, lebhaft geschildert und gut fotografiert. Johanna Pugliesi, Villach Ich bin Personal Instructor und bereite außergewöhnliche Menschen auf außergewöhn­ liche Aufgaben vor. Ich selber hatte erst vor wenigen Wo­ chen meinen ersten Skydive in Kalifornien. Die von mir betreuten Personen sind ­genauso verrückt wie Euer Magazin. Wow, endlich ein Monatsmagazin mit wirk­lich auf­regenden Themen. Ich möchte gerne jeden Monat

Wir sagen es ungern, aber: Es ist schrecklich unspektakulär, an unser Heft zu kommen. ­Einfach am ersten Dienstag im Monat den „Münchner Mer­ kur“ oder die Münchner „tz“ kaufen, Magazin rausnehmen, fertig. Etwas mehr Thrill bringt es, sich das Heft als PDF unter http://de.redbulletin.com (deutschsprachig) bzw. http:// uk.redbulletin.com (englisch­ sprachig) herunterzuladen. (Es könnte dabei ja der Strom ausfallen.) nun, da es ja sooo schwer war, eure e.mail aus dem impres­ sum zu bekommen … schreib ich euch auf keinen fall, wie gut mir das red bulletin ge­ fällt, ich finde das ma­gazin überhaupt nicht witzig … ­grinsgrins … nun mal spaß beiseite, ich find natürlich, dass ihr super seid und der christian ankowitsch is’ ein wirklicher hero! macht weiter

so, und wir werden sicherlich in zukunft viel spaß mit euch haben. ganz liebe grüße aus der südsteiermark aka leibnitz downtown! Natascha & ein paar treue Leser der Gang, per E-Mail Die Zielgruppe Eurer Zeitung ist zwar sicherlich männlich, aber trotzdem (oder gerade deshalb) finde ich Euer Blatt sehr interessant. Besonders gut hat mir das Porträt der Surferin Maya Gabeira gefal­ len. Es war in einer so poeti­ schen Bildsprache geschrie­ ben, dass man fast das Meer riechen konnte. Was mir an der Zeitung generell gut ge­ fällt, sind die Fotos und das Layout der „Die Macht der Nacht“-Seiten, wo man auf ­einen Blick sehen kann, was wann wo stattfindet. Tanjy Sarwat, Innsbruck Als älteres Semester bin ich erschrocken, als ich in meiner „tz“ die Ankündigung las, dass künftig Eure Zeitschrift bei­ liegen würde. Was würde das wohl für moderner Quatsch sein? Und nun habe ich be­ reits mehrere Ausgaben mit Spannung erwartet und mit Vergnügen gelesen. Abbitte

und Gratulation zugleich für die herrlichen Bilder und wunderbaren Texte. Noch dazu über so viele Sportarten, da ist wirklich für jeden etwas dabei. Danke für Eure gute Leistung – freue mich schon auf die nächste Ausgabe. Ferdinand Bauer, München ERRATUM. In der Story über den Helikopterpiloten Sieg­ fried Schwarz in der Juni-Aus­ gabe des Red Bulletin wurde der deutsche Heli-Kunstflieger Rainer Wilke irrtümlicher­ weise zu einem Stefan Wilke (Seite 40). Wir bitten dafür um Nachsicht.

Leserbriefe an The Red Bulletin richten Sie bitte per Fax an die Nummer +43 (0)1 90221-28809, per E-Mail an leserbriefe@at.redbulletin.com oder an die Postadresse Heinrich-Collin-Straße 1, 1140 Wien. Leserreaktionen werden nur veröffentlicht, wenn sie Name, Adresse und Telefonnummer bzw. E-Mail-Adresse enthalten. Die Redak­tion behält sich Kürzungen vor, wenn es ­Länge und Klarheit erfordern.

l e s e r f r a g e n , w e lt m e i s t e r a n t w o r t e n

Skispringen ist ja mittler­ weile auch ein Sommersport. Nur so unter uns: Springt es sich auf Mattenschanzen genauso wie auf Schnee? Thomas Morgenstern antwortet. Auf jede Frage antwortet der passende Weltmeister: E-Mails an weltmeisterantworten@at.redbulletin.com

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Grundsätzlich verwende ich im Sommer das gleiche Material wie im Winter, um mich bestmöglich aufs Springen einzustel­ len. Das fängt bei der ein bis zwei Milli­ meter dicken, einteiligen Skiunterwäsche an, reicht über Anzug, Schuhe, Helm und Brille bis zum Ski. Präpariert wird der (etwas härtere) Skibelag im Sommer mit einem härteren Wachs, das nicht abge­ zogen und ausgebürstet wird. Das AnzugTesten fällt im Sommer ein bisschen schwer, da sich die Luft anders anfühlt. Die Keramik-Anlaufspur hat ähnliche Gleiteigenschaften wie die Eisspur im

Winter – sie ist nur viel lauter bei der An­ fahrt, da sie mehr Reibungswiderstand aufweist. Es bestehen beträchtliche Unter­ schiede bei den Keramikspuren der ver­ schiedenen Schanzen, auf die man sich erst einstellen muss – es gibt „normale“ Keramikplatten und solche, die mit Gum­ minoppen beschichtet sind. Ich persönlich springe lieber im Winter. Aber die Matten­ saison ist sehr wichtig: Haben wir wegen der langen Wettkampfphasen im Winter nur zirka 50 reine Trainingssprünge, kommen wir im Sommer auf rund 350. redbulletin.com/deinefrage/de

bilder: carlos serrao, rutger pauw/red bull photofiles

Wie springt es sich auf der Matte?


k a i n r at h s k a l e n d e r b l at t

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s i lv e r sto n e , e n g l a n d

Paarlauf Das Wichtigste war der erste „Stint“ des Rennens, der Abschnitt bis zum ersten Boxenstopp. Da gab Sebastian Vettel seinen Gegnern beim Formel-1-Grand-Prix von England Saures. Im zweiten und dritten Stint, jeweils nach Reifenwechsel und Nachtanken, „konnte ich ­etwas Gas rausnehmen und sicher ins Ziel fahren“, rapportierte Vettel hinterher, als er und Mark Webber für Red Bull ­Racing einen fabelhaften Doppelsieg (den zweiten der Saison nach China) in der Tasche hatten. Bei der Siegerehrung konnte man den Schampus bis hinüber nach Milton Keynes riechen, eine halbe ­Autostunde von der Rennstrecke entfernt, wo sich die Zentrale von Red Bull Racing befindet. Und wo man nach Silverstone endgültig wusste: Jetzt erst hat der Paarlauf um den Titel gegen den in der WM ­führenden Brawn-Piloten Jenson Button so richtig begonnen.

bild: Paul-Henri Cahier / f1-photo.com

Silverstone-Sieger Sebastian Vettel erklärt seinen Boliden: redbulletin.com/vettel/de

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Bullevard Befl端geltes in kleinen Dosen.


T h i e u, B e lg i e n

orlando landing Dieser Anblick war selbst für den neunfachen Cliff-DivingWeltmeister Orlando Duque überwältigend: Das Schiffshebewerk in Strépy-Thieu gehört zu den imposantesten Industriegebäuden Belgiens. Duque und sein Luxemburger Kumpel Alain Kohl sprangen dabei vom Maschinenraum am Dach in ein Bassin im Inneren, das normalerweise benutzt wird, um Schiffe emporzuheben. Prekäres Element dabei: Duque und Kohl hatten nur 3,8 Meter zum Abbremsen aus 80 km/h. Üblich sind mindestens fünf Meter.

bild: Bavo Swijgers/Red Bull Photofiles

Red Bull Cliff Diving Series: 11. Juli 2009, Dubrovnik, Kroatien Videos und Hero-Blogs: redbulletin.com/duque/de

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a m st e r da m, N i e d e r l a n d e

bild: Dean Treml/Red Bull Photofiles

mit allen sinnen Was man in „de Wallen“, Amsterdams traditionsreichem Rotlichtviertel, erwartet: leicht bekeidete Damen hinter rot beleuchteten Fenstern. Was man hinter ebendiesen Fenstern eher nicht erwartet: Top-Künstler aller Richtungen. Genau das ist aber das Konzept von Rooms of Red Bull: ­„Inspire – create – expose“. Hier treffen sich Künstler querbeet, tauschen sich aus und inspirieren einander über alle Genregrenzen hinweg. In diesem Haus kriegen Gedanken Flügel. Für Kunstinteressierte aus aller Welt: Am Sonntag ist open house, Mitmachen erwünscht. Bis Ende August 2009: www.roomsofredbull.nl Bullevard-Pics downloaden: redbulletin.com/wallpaper/de

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bild: Dean Treml/Red Bull Photofiles

bild: Agustin Munoz/Red Bull Photofiles


m e n tawa i-I n s e l n, i n d o n e s i e n

Perfekte Wellen Zehn Tage umzingelt von Postkartenwellen, badewannenwarmem Wasser, Sonnenschein. Wer eine Einladung zum Red Bull Surfing Mentawais bekommen hatte, wusste: Das kommt dem ­Paradies für Surfer schon recht nahe. Die Idee ging aber noch tiefer: Top­ profis wie Sofía Mulánovich und Mike Fanning – hier beim Tunnel­ ritt – sollten zwei Wochen lang mit explosiven Nachwuchstalen­ ten Erfahrungen austauschen und neue Grenzen suchen. Auf einem Charterboot cruiste man von Spot zu Spot, dazwischen gab es Gespräche mit Trainern, sportwissenschaftliche Unter­ suchungen, Video- und Fotosessions. Und am Ende die Erkenntnis aller: Egal, welche Welle in Zukunft kommt, wir sind gerüstet. US Open of Surfing, 17. bis 26. Juli 2009, Huntington Beach/Kali­ fornien; atemberaubende Surf-Videos: redbulletin.com/surfen/de

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b u l l e va r d

Auf und ab nach Monaco

Bergauf, bergab, zu Fuß und per Gleitschirm. Red Bull X-Alps ist das ultimative Adventure Race.

30 Athleten aus 23 Nationen sind am Start, der am 19. Juli mitten in der Stadt Salzburg erfolgt, sieben Kontrollpunkte später wartet das Ziel in Monaco, 818 Kilometer Luft­linie entfernt. Zu ­deren Überwindung exakt zwei Transportmittel erlaubt sind: Beine und Gleitschirm. Hinter den nackten Zahlen der Red Bull X-Alps steckt eine der härtesten Herausforderungen dieses Sommers. Neben Durchhalte­ vermögen (das Rennen dauert 14 Tage und ebenso viele Nächte, denn Pause gibt’s keine) und Kondition (der Rumäne Toma Coconea absolvierte 2007 als Zweiter unfassbare 1000 seiner 1300 Kilometer zu Fuß) ist vor allem ­taktisches Geschick gefragt, inklusive meteorologischer Fähigkeiten: Wer herannahende Wetterfronten richtig einschätzt und mit dem Paragleiter die Thermik optimal ausnutzt, spart viel Zeit und noch mehr Kraft: Der Schweizer Alex Hofer gewann 2007, weil er pro Tag bis zu 200 Kilometer fliegend zurücklegte. Bequemer als die Athleten haben es beim Red Bull X-Alps die Zuseher – Live-Tracking sei Dank. Die GPS-Sender der Starter übermitteln permanent deren Position, die Lauf- und Flugwege des Rennens sind auf der Event-Website www.redbullxalps.com live mitzuverfolgen. Und was die 30 Helden Tag für Tag erleben, erfährt man in ihren Online-Tagebüchern. Hero-Blogs und Videos vom härtesten Rennen der Welt: redbulletin.com/redbullxalps/de

matterhorn switzerland

turnpoint 5 Altitude 4478 m 45° 58´ 35˝ North 7° 39´ 30˝ East

mont blanc france

turnpoint 6 Altitude 4792 m 45° 49´ 57˝ North 6° 51´ 51˝ East

SWITZERLAND

Matterhorn

FRANCE mont blanc

mont gros france

turnpoint 7 Altitude 723 m 43° 46´ 2˝ North 7° 26´ 20˝ East

monte carlo Monaco

race goal Altitude 0 m 43° 44´ North 7° 25´ East MONT GROS

MOnte carlo Bilder des monats

moment mal!

Szenen aus dem abenteuerlichen Alltag unserer Leser. Einfach hochladen auf: www.redbulletin.com

Jedes veröffentlichte Foto wird mit einer DVD – „20 Seconds of Joy“ über das Leben von BASE-Jumperin Karina Hollekim – belohnt.

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Nürburgring Nach zehn Jahren Pause rockte die Band Selig am Ring und um ein Uhr nachts am Dach des Red Bull Tourbusses. Tobias Harrer, Mai 2009


GERMANY

SALZBURG

Austria

GAISBERG

WATZMANN

grossglockner

marmolada bilder: Getty Images, Mauritius (5), Picturedesk, Red Bull Photofiles (3), Wild & Team-Fotoagentur

SALZBURG AUSTRIA

ITALY

race start Altitude 424 m 47° 48´ North 13° 2´ East

grossglockner

gaisberg

turnpoint 3 Altitude 3798 m 47° 4´ 30˝ North 12° 41´ 43˝ East

turnpoint 1 Altitude 1288 m 47° 48´ 20˝ North 13° 6´ 45˝ East

AUSTRIA

AUSTRIA

marmolada

watzmann

turnpoint 4 Altitude 3343 m 46° 26´ 2˝ North 11° 51´ 2˝ East

turnpoint 2 Altitude 2713 m 47° 33´ 19˝ North 12° 55´ 24˝ East

italy

germany

Taurus Debbie Evans bekam 2009 den World Finisterre Pro Kilometer ein Euro für Wings for Life. Sigi Salzburg Beim Gaisbergrennen zählen nicht Stunt Award für den besten weiblichen Stunt – für Grabner radelte 2705 km von Andorra bis an Europas Ende im m ­ oderne Technik und Tempo, sondern Historie und ihren Act in „Wanted“. Jean-Jacques Froger, Mai ’09 Nordwesten Spaniens (und retour). SG Snowboards, Juni ’09 Gleichmäßigkeit. Thomas Matzelberger, Mai 2009 15


b u l l e va r d

biegen, nicht brechen

„Eine Kraft der Vergangenheit“ wird im Hangar-7 heraufbeschworen, wenn italienische Künstler ihre Werke zeigen. „Meine Arbeit ist anachronistisch, und sie ist nicht zeitgenössisch“, sagt Francesca Pizzo (re.), 28, aus Bologna über ihre Kunst. Und fürwahr erinnern ihre Bilder an die Porträtmalerei der Renaissance: den Blick zwar nach vorne, aber doch stark nach innen gerichtet, die Oberflächen vollständig glatt. Farbschicht für Farbschicht legt die Künstlerin dafür sorgfältig übereinander. „Macros“ nennt Pizzo ihre Darstellungen, auf denen immer auf dieselbe Art Kinder abgebildet sind, die allesamt aus ihrer Familie stammen. Doch Zeichnen ist nicht die einzige Form, in der Pizzo ihre Kreativität auslebt, ­parallel dazu arbeitet sie mit Videos, Objekten und Installationen. Auch die sieben anderen Künstler, die bei der Hangar-7-Ausstellung zeitgenössischer ­Malerei aus Italien ihre Werke zeigen, beziehen

sich immer wieder auf die Vergangenheit. Der Mailänder Alessandro Ceresoli, 34, verarbeitet zum Beispiel alte Mythen in phantastischen Landschaften, und Gabriele Arruzzo, 34, vermischt comicartig Archaisches mit Zeitgeist. Mit alten Motiven arbeitet Francesco Lauretta, 45, der aus Sizilien stammt und derzeit in Florenz lebt. Motive alter Kunst mit der Darstellung realer Verhältnisse verbindet hingegen Pietro Ruffo, 31, während Sibylle Trafoier, 35, in ihren Porträts den Körper neu erfindet. Im Gegensatz dazu erscheinen die Landschaften von Valentina d’Amaro, 43, und Francesco De Grandi, 41, sehr malerisch und zeitlos.

News und Blogs: redbulletin.com/wfl/de

bilder: Massimiliano Di Vincenzo

Da Vincis erben

Unbreakable, also unzerbrechlich zu sein ist der Anspruch, den die junge österreichische Brillenmanufaktur glorify an ihre Produkte stellt. Rahmen, Linse und Bügel sind aus einem neu entwickelten Kunststoff gefertigt, der immer wieder in die Original­ form zurückkehrt. Heinz Kinigadner, selbst so ein Unzerstörbarer, haben Motto und Brille vom ersten Augenblick an getaugt: „Unbreakable ist auch mein Glaube daran, dass wir es noch erleben werden, dass Querschnittslähmungen heilbar sind.“ So kam das eine zum anderen: glorify hat eine Sonderserie der erfolgreichen G2 mit Wings for Life-Branding aufgelegt, wahlweise in Schwarz oder Weiß. Vom Verkaufspreis (100 Euro) gehen zehn Euro an Wings for Life und holen jenen Tag, an dem Menschen ihre Rollstühle verlassen werden, ein kleines Stück näher heran.

HangART-7 Edition 13: Una forza del passato 4. Juli bis 13. September 2009, Hangar-7, Salzburg, www.hangar-7.com; alle Künstler, mehr Bilder von der Ausstellung: redbulletin.com/hangart/de

Lima David Coulthard präsentierte 100.000 Fans Wien

Going Andere Gewichtsklasse, gleiche Vorberei-

seinen Formel-1-Boliden. Im Anschluss inspizierte er die heimischen Vehikel. Paolo Paz, Mai 2009

tung. Boxer Wladimir Klitschko und die ÖSV-Skispringer beim Stanglwirt. Florian Kotlaba, Mai 2009

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Der erfolgreiche House-Produzent Theo Parrish gab bei der Red Bull Music Academy in der Pratersauna zwei Stunden lang Einblick in sein Leben. Elsa Okazaki, Juni ’09


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b u l l e va r d

Mein Körper und ich

Matti Lehikoinen Den Körper des finnischen Downhill-Weltcupsiegers schmücken 62 Zentimeter Operationsnarben. Dennoch ist der 25-Jährige immer dann am glücklichsten, wenn er wieder zurück aufs Bike kann.

Handgelenke

Im August 2008 habe ich beim Weltcup-Lauf in Australien einen Double zu kurz erwischt und mir beide Handgelenke gebrochen: Radius, Kahnbein, Trape­zoid kaputt, außerdem Bänder und Sehnen. Es war eine richtige Metzelei, das zusammenzuflicken. Dass man mir ein Stück aus dem Beckenknochen anstelle des Kahnbeins einsetzte, war noch das geringste Problem. Wirklich schlimm war der Salat rundherum. Die Ärzte mussten die Hand­ gelenke oben und unten aufschneiden, um sie rekonstruieren zu können. Was sehr gut gelungen ist: Bis auf Liegestütze kann ich heute wieder alles machen. Beim Downhill verwende ich seither spezielle Stützen, die mir die Jungs von Allsport Dynamics maßgefertigt haben.

Kopf

Natürlich hinterlassen Verletzungen auch Spuren im Kopf. Ich kenne keinen, der frisch aus dem Operationssaal kommend nicht nachdenklich wäre. Sobald Besserung in Sicht ist, kämpfst du ums Comeback. Während der Handgelenksgeschichte hat mir mein Arzt prophezeit, dass ich nie wieder würde biken können. Sechs Monate nach der Operation setzte ich mich erstmals heimlich wieder aufs Cross-Country-Rad. Das bloße Gefühl, wieder fahren zu können, war alle Schmerzen wert. Was der Doc dazu gesagt hat? Dass ich auch Ärzten nicht alles glauben soll.

Rechte Schulter

Linker Oberschenkel

eiBeim Weltcup in Fort William (SCO) bin ich nach habe und et geland Knien den nem Sturz dumm auf mir ein Metallstück direkt über dem Knie ins Fleisch ­gerammt. Das hat mir einerseits eine ziemlich hässliche, schlecht heilende Fleischwunde beschert, andererseits hat es mich die Teilnahme an der WM gekostet, da wir durch eine Reihe von MR-Scans klären mussten, ob Bänder und Sehnen auch durchtrennt seien. Glücklicherweise waren sie es nicht. News und Videos: redbulletin.com/matti/de

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Bild: murdo macleod

Wirbelsäule

Ende 2007, unmittelbar nachdem ich meinen neuen Vertrag bei Mäx Stöckls MS Racing unterschrieben hatte, habe ich mir bei Filmaufnahmen den 4. und 5. Hals­ wirbel gebrochen. Bei einem Drop war ich eine Spur zu langsam, bin mit dem Hinterrad hängen geblieben und habe mich nach vorn überschlagen. Ich hatte wahnsinniges Glück, dass meine Nerven dabei nicht verletzt wurden. Der Unfall hätte definitiv auch anders ausgehen können. Seither fahre ich mit Neck Brace – meistens zumindest.

2002 habe ich mir bei einem ganz norm alen Abgang über den Lenker das Schlüsselbein gebrochen, das dann verschraubt wurde. 2005 habe ich mir in derselben Schulter die Rotatorenmanschette gebrochen und zwei Bänder gerissen. Seither hängt die rechte Schulter etwas tiefer. Ich muss darauf achten, genug Muskulatur aufzubauen, um sie stabil zu halten. Dabei arbeite ich viel mit Gummibändern. Auch Schwimm en ist gut, vor allem für frische Narben. Ich habe einmal mit dem Maßband ­gespielt: Insgesamt komme ich auf 62 Zentimeter Operationsnarben an meinem Körp er.


b u l l e va r d

kurz & dennoch einzigartig

bilder: markus kucera, Olaf Pignataro/Red Bull, Red Bull Photofiles, REUTERS, www.formulatwo.com

Sébastien Loeb (FRA) wurde von seinem Präsidenten Nicolas Sarkozy zum Ritter der Ehrenlegion ernannt. Teamplayer Loeb gab den Orden symbolisch gleich an sein Team weiter.

Free Running vom Feinsten gab es in der Arena Wien beim Red Bull Art of Motion. Der ­Sieger nennt sich Blue Devil, kommt aus Großbritannien und ließ sich von 2500 Zuschauern feiern.

Sebastian Vettel (GER) wurde mit der Bandini Trophy ausgezeichnet, der prestigeträchtigsten Ehrung für Rennfahrer. Benannt ist sie nach Lorenzo Bandini, einem italie­ nischen Formel-1- und Le-Mans-Fahrer der 1960er Jahre.

Robert Wickens (CAN) trug sich als erster Sieger der wiederbelebten Formel 2 in die Geschichtsbücher ein. Er gewann in Valencia vor Teamkollege Mirko Bortolotti (ITA, li.).

Ehre, wem Ehre gebührt: Ausgezeichnete Leistungen verdienen besondere Auszeichnungen.

Paul Bonhomme (GBR) ließ den Fluch des ewigen Zweiten hinter sich : Beim ­dritten Lauf zur Red Bull Air Race World Championship in Windsor, Kana da, siegte der 44-Jährige vor Hannes Arch (AUT).


EINST & JETZT

Golfschläger

Der Driver ist jener Schläger, mit dem Golfer die Bälle am weitesten schlagen. 300 Meter sind keine Seltenheit, und dass man dafür nicht unbedingt ein Top-Profi sein muss, danken wir der Technologie.

Dieses Holz braucht keinen wald Callaway FT-9 Tour Driver, 2009 Auch wenn diese Art von Golfschlä­ ger traditionell „Holz“ heißt: Dieser Driver besteht aus Titan (Schlag­ fläche), Carbon (Kopf) und Graphit (Schaft). Speziell Graphit hat, seit es vor etwa 35 Jahren die schweren Stahlschäfte allmählich zu ersetzen

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begann, den Golfsport entscheidend beeinflusst. Als dann 1979 auch noch das Sportgerät mit dem wohl kurio­ sesten Namen ever, das „MetallHolz“, erfunden wurde (von Taylor­ Made), ließ das die Plätze geradezu schrumpfen: Selbst ambitionierte

Amateure konnten damit die Bälle plötzlich so weit schlagen wie zuvor nur Profis. 1990 schließlich enthüll­ te die US-Firma Calla­way das Modell Big Bertha, ein Metall-Holz mit spe­ ziell großem Schlägerkopf, das feh­ lerverzeihender als alle bis dahin be­

kannten Hölzer war. Der FT-9 ist die aktuellste Ausbaustufe dieser Ur-Big-Bertha. Den Namen für den Schläger hat sich Callaway übrigens ausgeliehen: „Dicke Bertha“ war der Spitzname eines schweren Geschüt­ zes im ­Ersten Weltkrieg.


B u l l e va r d

bild: luke kirwan

siege marke eigenbau Willie Park, Sr., Driving Putter, ca. 1875 1875 bei den 15. British Golf Open in Prestwick konnte man heute Un­ vorstellbares erleben: Der Champion Willie Park sen. spielte mit selbst ­gebauten Schlägern. Park hat vier Open gewonnen, inklusive der Pre­ miere 1860, und war einer der ersten

Professionals, die ihre Erfolge dank eigener Schlägerfertigung zu Geld machen konnten. Der Pro von heute arbeitet im Idealfall bei der Entwick­ lung seiner Geräte mit, kriegt seinen Namens­zug eingraviert und ein paar Euro pro verkauftes Gerät. Park sen.

war 35 Jahre Golflehrer auf den Musselburgh Links nahe Edinburgh, dem ältesten Golfplatz der Welt. Als er 1903 starb, hatte er auch seinen Bruder Mungo und seinen Sohn Wil­ lie jun. die Open gewinnen sehen. Schläger wie dieser Driving Putter

(steile Schlagfläche, eher kurzer Schaft mit 101,5 cm, Kopf aus Obst­ baum- und Nussholz) werden heute nicht mehr hergestellt. Einst wurden sie bei starkem Gegenwind gespielt. 138. British Open: 16. bis 19. Juli 2009, Turnberry/Schottland

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B u l l e va r d

Matthias Mellitzer

clemens Doppler

Der Mann an meiner Seite

Jonas Reckermann

Julius Brink

Die Beachvolleyball-Stars Clemens Doppler und Julius Brink haben neue Spielkameraden. Wir testen, wie gut die beiden ihre neuen Partner abseits des 128 Quadratmeter großen Sandfelds bereits kennen.

= Tipp = Auflösung

liebstes urlaubsziel von Matthias? Ibiza

Bali

Mallorca

das erste mal sand? 1998

das erste mal sand?

2002

2000

1995

Name der freundin? Ella

Eva

Esther

Nadja

„Das Parfüm“

lieblingssong? „Jeanny“

„Hell’s Bells“

Ketchup

„Dumm und Dümmer“

„Findet Nemo“

Red Bull Cola

Schnitzel

Currywurst

„Mr. Jones“

„I Kissed a Girl“

„Patience“

Tattoos

Wodka-Red Bull

Weißbier

Sex on the Beach

Lieblings-eissorte? Vanille

Schokolade

absolutes no-go? Vokuhila

Fünf Partnerpunkte für Clemens auf der acht­ teiligen Harmonie­skala. Da bedarf es noch inten­ siver Gespräche, damit die frische Beziehung nicht im Sand verläuft. Die Blogs der Beach Boys: redbulletin.com/beach/de

Socken im Bett

Fan von Bayer Leverkusen

7/8 5/8

22

Spinatkuchen von Mama

Erdbeer

absolutes no-go? Socken im Bett

Maria

lieblingsdrink?

was ist immer im kühlschrank? Milch

Lise

Lieblingssong?

Lieblingsfilm? „Casino Royale“

1999

lieblingsessen?

„Die Vermessung der Welt“

„Use Somebody“

1998

Name der Mutter?

Lieblingsbuch? „Sakrileg“

Südfrankreich

Chiemsee

Vokuhila

Beachtliche sieben Punkte auf der acht­ teiligen Harmonie­ skala: Bravo, Julius, das könnte der Be­ ginn einer erfolgrei­ chen Zweckehe sein.

Bilder: red bull photofiles

Mallorca

liebstes urlaubsziel von jonas?


B u l l e va r d

meine welt

lala Berlin

Die gebürtige Iranerin ist seit sechs Jahren fixer Bestandteil der Berliner Fashion Week. Ihre Outfits begeistern nicht nur die Kreativszene, auch internationale Stars zeigen sich gerne in ihrem Label. Barbie-Mörder!

am liebsAls Mädchen spielte Leyla st. Die son ten mit ihren Barbies, was rer älte ihr h auc gs rdin mochte alle den und Bruder. Weniger zum Verklei kte ihnen Heile-Welt-Spielen, er hac ab. Als lieber die Köpfe und Hände seine ihm la Ley e itzt stib Revanche wote, Ers Soldaten. Übrigens: Das e zen des Mo der in lin Ber mit Lala . ien ign -Ins opf auftrat, waren Totenk l, coo h noc te heu r zwa sie Die findet apaziert. aber schon etwas überstr

Bye-bye, my MTV Im Jahr 2000 dockte Leyla als Redakteurin und Producerin beim Musik­ sender MTV in München und ­Berlin an. Dort war sie unter anderem an der Entwicklung des Fashion-Formats „Designerama“ beteiligt. Zwei Jahre später endete die Zusammenarbeit recht abrupt. Insider munkelten von Mobbing. Leyla selbst sagt, dass sie die Glitzerwelt langweilig fand und neue Perspektiven brauchte.

Fasernde Irrtümer

Die Designerin ist bekannt dafür, dass sie gerne mit ausgefallenen Materialien experimentiert, so auch mit Fasern aus Bambus oder Sojabohnen. Eine Sackgasse, wie sie mittlerweile selbst feststellen musste. Auch manch andere Sache war nicht auf Anhieb ein Renner. Als Ladenhüter verstaubten ihre anfänglichen Designs von zarten, losen Maschen bei Strick. Ganze fünf Jahre brauchten die Fashion-Victims, um sich jetzt endlich daran zu gewöhnen.

illustration: lie-ins and tigers

Braves Mädchen

ft Studiert hat sie Betriebswirtscha – ig ünft vern r Seh . land tsch in Deu und weil die Eltern das wollten. Lieber wäre sie Schauspielerin oder noch lieber Sängerin geworden. Immerhin tauchte sie ins Metier ein und wurde freie Redakteurin bei Ariola und BMG sowie bei deutschen TV-Sendern.

Prinzessin Leyla

Geboren wurde sie 1970 in Teheran als Tochter großer Patrioten. Nahezu zugleich mit der Tochter des Schahs von Persien, die auf den Namen Leyla getauft wurde. Also heißen jetzt unzählige iranische Mädchen dieses und der folgenden Jahrgänge so, auch die FashionDesig­nerin. In Berlin verpasste man ihr den Spitznamen Lala, weshalb 2003 aus Leyla Pieda­yesh Lala Berlin wurde.

Selbst gestrickt

Der Eine-Frau-Betrieb, in dem Lala anfangs noch alles selbst strickte, ist mittlerweile zu einem Unterne hmen mit zehn Mitarbeitern ang ewachsen. Ganz ohne Investoren. „Ich will frei sein“, ist ihre Erkenntnis aus den Lehrjahren in der TVBranche, „und mir nicht von Geld gebern vorschreiben lassen, wie meine Kollektionen auszusehen haben.“ Privat ist die Freiheit seit dem Vorjahr jedenfalls vorbei. Abe r die Geburt ihrer Tochter Lou war ihr persönliches Highlight 200 8.

Überall der Overall

1979 musste die Familie – der Vater war Gas- und Ölingenieur, die Mutter Hausfrau – aus politischen Gründen den Iran verlassen und zog nach Deutschland. Ihre Verwandten waren schon davor nach Europa emigriert und hatten die in der Heimat Gebliebenen immer wieder mit Kleidern versorgt. Klein Leyla war damit schon als Kind f­ ashionmäßig up to date. Ihr Lieblingsstück aus dieser Zeit: ein k­ hakifarbener Overall mit einem Zippverschluss vorne.

Einmal Indien und zurück

Nach dem Aus bei MTV landete Leyla auf der Suche nach sich selbst in Indien. Sie kehrte ein Jahr später – noch ­immer planlos – nach Berlin zurück und hatte mitten auf dem Flohmarkt am Prenzlauer Berg ein Aha-Erlebnis in Form von Pulswärmern. Das kann ich auch, sagte sich Leyla und machte sich ans Stricken. Heute werden ihre flippigen Accessoires und Outfits in den feinsten Läden der Welt verkauft, bei „Colette“ in Paris zum Beispiel ging ihr Palästinensertuch aus feinstem Kaschmir um wohlfeile 300 Euro über den Ladentisch.

Models, Musiker und Ikonen

Nicht nur weibliche Stars wie Mischa Barton, Claudia Schiffer ode r Heidi Klum deklarieren sich als Fans der Designerin, auch die musizierenden Herren Mark Owen und Michi Beck zeigen sich gerne im urbanen Strick-Chic. Einer Stil­ Ikone würde sie trotzdem gern e einmal ein Outfit verpassen: Kate Moss. Weniger als Herausforderung, mehr als Spaß. „Denn“, so Lala, „ihr kann man wahrscheinl ich einen Kartoffelsack mit einer ­Lederschnur umlegen, und sie sieht trotzdem toll aus.“

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b u l l e va r d

Formelsammlung

Flug­ blätter

Bei den Red Bull Paper Wings World Finals 2009, ausgetragen im Hangar-7 in Salzburg, wurde unter anderem der Titelträger in der Kategorie „Longest Airtime“ gekürt. Die Bestzeit lag bei 11,66 Sekunden, der Weltrekord in dieser Disziplin liegt sogar bei unglaublichen 27,6 Sekunden! Wovon hängt ab, dass ein Papierflieger möglichst lange in der Luft bleibt? Ganz einfach gesagt gleitet ein Flieger dann am besten, wenn die sogenannte Gleitzahl E möglichst groß ist. Diese ergibt sich aus Flugweite l, dividiert durch den dabei eintretenden Höhenverlust h, also E = l/h. Ein Hängegleiter hat eine Gleitzahl von 10 bis 15. Das heißt, dass er 10 bis 15 Meter weit ­fliegen kann und dabei nur einen Meter an Höhe verliert. Die Gleitfähigkeit von Top-Papierfliegern liegt in derselben Größenordnung. Die exakte Gleitzahl ist schwer zu messen, weil der Flieger nämlich in einer Spiralbahn zu Boden sinkt. Da er, über den Daumen ­gepeilt, pro Sekunde etwa einen Meter an Höhe verliert, muss man ihn für einen Weltrekord auch ordentlich in die Höhe ­werfen. Ohne hohe Halle geht dann also gar nichts. Beim stationären Gleitflug sind drei Kräfte im Gleichgewicht: Die Gewichtskraft FG, die Auftriebskraft FA und die Luftwiderstandskraft FW. Die Gleitzahl kann auch über zwei dieser Kräfte beschrieben werden, und zwar durch E = FA /FW. Klar, je größer der Auftrieb bei gleichzeitig geringem Luftwiderstand ist, desto weiter gleitet der Flieger. Die Auftriebskraft ist wiederum vom Auftriebsbeiwert cA abhängig, die Luftwiderstandskraft vom Luftwiderstandsbeiwert c W. Daraus kann man für die Wurfweite Folgendes berechnen: l = h cA /c W. Was bedeutet das? Es bedeutet, dass die Wurfweite umso größer ist, je höher man den Flieger in die Luft schießen kann, weil sich dadurch die Phase des stationären Flugs verlängert. Schießen Sie zehn Prozent höher als die Konkurrenz, gleitet der Flieger auch zehn Prozent weiter und länger. Außerdem ist es wichtig, dass der Flieger so konstruiert ist, dass der Auftriebsbeiwert möglichst groß wird und der Luftwiderstandsbeiwert möglichst klein. Dummerweise sind diese beiden Werte nicht völlig voneinander unabhängig. Sie wissen nun, wie es physikalisch geht. Die praktische Umsetzung der Details überlasse ich Ihrem Konstruktionsvermögen. * Mag. DDr. Martin Apolin, 43, ist promovierter Physiker und Sportwissenschafter. Apolin arbeitet als AHS-Lehrer (Physik, Sportkunde) und Lektor am Institut für Sportwissenschaft in Wien und ist mehr­facher Buchautor.

Videos und Fotos vom Red Bull Paper Wings-Weltfinale im Hangar-7: redbulletin.com/redbullpaperwings/de Alle Formeln auf: redbulletin.com/formel/de

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bild: rutger pauw/Red Bull Photofiles; illustration: mandy fischer

Die Zutaten für die erfolgreiche Luftfahrt eines Papierfliegers lassen sich für Laien mit zwei ­Begriffen beschreiben: Gehirnschmalz und Muskelschmalz. Dem Physiker* ist mehr nach einer komplexen Darstellung.

Tuomas Pärnänen (Team Finnland) beim Finale von Red Bull Paper Wings 2009 am 2. Mai im Salz­ burger Hangar-7.



b u l l e v a rd

Voll im Bild Ein Highlight folgt dem nächsten auf Red Bull TV, zu empfangen für alle modernen Menschen mit Red Bull MOBILE, Mobile TV von A1 oder 3, außerdem für alle DVB-H-Nutzer in Österreich, über www.redbull.com und diverse TV-Packa­ ges. Zum Mitfiebern diesmal: das prestigeträchtige Freundschaftsspiel des FC Red Bull Salzburg unter seinem neuen Trainer Huub Stevens gegen den mächtigen FC Bayern München und ein Doppelpack der stets engen Radan-Rad-Duelle im Red Bull MotoGP Rookies Cup vom Sachsenring und aus Donington. Der Überhammer ist natürlich die Übertragung der Red Bull X-Fighters aus der legendären Stierkampfarena von Madrid am 17. Juli, Pflicht!

Jochen: Die oper Ein Leben, wie es kein Drehbuchschreiber erfinden könnte: Eine Aufführung würdigt Rennfahrerheld Jochen Rindt.

Ab 30. Juli: Salzburgring www.torren.at/jochen

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„A Narrischer ohne Nasn“: Ikone Jochen Rindt, charak­ terisiert von Niki Lauda.

Gutes Programm: Red Bull MotoGP Rookies Cup.

10. Juli, 19:45 Uhr Red Bull Salzburg – Bayern München 17. Juli, 22:15 Uhr Red Bull X-Fighters, Madrid 18. Juli, 16:15 Uhr Red Bull MotoGP Rookies Cup, Sachsenring 25. Juli, 17:15 Uhr Red Bull MotoGP Rookies Cup, Donington

bilder: Corbis, GEPA pictures, imago; Illustration: Dietmar Kainrath

Sein letztes Rennen fuhr Jochen Rindt am 30. August 1970 am Salzburgring, sechs Tage später verunglückte der mit österreichischer Lizenz fahrende deutsche Formel-1Pilot in Monza tödlich und wurde – als bisher Einziger – posthum F1-Weltmeister. Just am Ort seines letzten Rennstarts führt nun lawine torrèn unter künstlerischer Leitung Hubert Lepkas die „rennfahreroper jochen rindt“ auf. „Ein internationales Ensemble von Tänzern, Sängern und Schauspielern rekonstruiert am ­Originalschauplatz diese letzten Tage des einzigen großen Na­tionalhelden Österreichs in einer dramatischen Oper mit dokumentarischem Anspruch“, verheißt die Ankündigung. Ein großer Sportler, ein großer Stoff allemal, ­Eintritt ab 36 Euro.


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B u l l e va r d

zahlen des monats

Mario Gomez

Beflügelter deutscher National-Goalgetter mit spanischen Wurzeln und Unlinger Herkunft, Laufwunder, vierfacher Albtraum der Wolfsburger Verteidigung, neue bayrische Hoffnung (und als solche am 10. Juli in der Red Bull Arena zu Gast, im Match gegen Red Bull Salzburg).

9,6

Trotz seiner kräftigen Physis ist Mario Gomez schnell und laufstark. Das beweisen die 9,6 Kilometer, die er durchschnittlich pro Bundesligaspiel zurücklegt.

Bei 1,89 Meter Körpergröße trägt der Stürmer Schuhe der Größe 45, mit denen er vergangene Saison 122 Mal aufs Tor schoss und 18 Mal traf. Außerdem scorte er 6 Mal per Kopf.

100 11 52,1 63

In insgesamt 121 Bundesligaspielen hat Mario Gomez 63 Tore geschossen – eine beachtliche Torquote von 52,1 Prozent. Im DFB-Pokal hat er sogar die Traumquote von 100 Prozent, bei 11 Toren in 11 Spielen. International sieht seine Bilanz auch hervorragend aus: Champions League 5 Spiele/3 Tore, UEFA-Cup 14/8.

28

2433

Gomez’ Heimatort Unlingen im Landkreis Biberach in der Nähe der Donau in Baden-Württemberg bevölkern 2433 Einwohner. Und beim SV Unlingen war es auch, dass der Stürmer erstmals in einer richtigen Mannschaft spielte. Später folgten Gastspiele beim FV Bad Salgau und dem SSV Ulm, bevor er 2001 zur zweiten Mannschaft des VfB Stuttgart wechselte und dort den Sprung in die Profimannschaft schaffte. Bayern München in der kommenden Saison wird erst seine zweite Station als Profi werden.

36.657 Vor exakt 36.657 Zuschauern spielte Mario Gomez sein erstes Match als Profi – und zwar gleich in der Champions League, im ausverkauften Stamford-Bridge-Stadion des FC Chelsea. Der damals 18-Jährige wurde am 9. März in der 81. Spielminute des Rückspiels im Achtelfinale 2004 eingewechselt. Das Spiel endete dennoch torlos, was nach der 0:1-Niederlage im Hinspiel das Aus für den VfB Stuttgart bedeutete. Einen Monat später spielte Gomez zum ersten Mal in der Bundesliga.

196

Neben dem deutschen Meistertitel mit dem VfB Stuttgart (2006/07) konnte Gomez auch die bei deutschen Profis insgeheim begehrteste Troph-äe holen: Er wurde mit 196 Stimmen vor dem Brasilianer Diego (175) zum deutschen Fußballer des Jahres 2007 gewählt. Der herausragende Spieler der Bundesliga wird seit 1960 jährlich von den Mitgliedern des Verbands Deutscher Sport­ journalisten (VDS) gewählt und gemeinsam mit dem Fachmagazin „kicker“ geehrt. News und Interviews: redbulletin.com/gomez/de

Bild: imago

15 45 Die meisten Treffer in einem Spiel erzielte Gomez in der E-Jugend: Bei einem 16:1-Sieg waren es allein seine Tore, die ein Remis verhinderten. Vergleichsweise moderat wirken dagegen die vier Tore am 31. Spieltag der Bundesliga 2008/09 gegen den späteren deutschen Meister VfL Wolfsburg.


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Quellen: Media-Analyse 2008, Leserzahl t辰glich; IVW online April 2009, Pageimpressions pro Monat.

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Wer fliegt hier den Fischen um die Ohren? Es ist Dallas Friday aus ­Orlando, Florida – die beste Wake­boarderin der Welt.

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Heroes Helden und ihre Taten: Wer uns diesen Monat bewegt.

bild: Joey Meddock/Red Bull Photofiles

SEITE 32 Kilian Fischhuber 34 Dallas Friday 36 Greg LeMond 40 Herbert Nitsch


Heroes

Kilian Fischhuber hat lieber Fels als Plastik in der Hand und gern „viel Luft unterm Hintern“. Dennoch wurde er jetzt in der Halle zum vierten Mal Weltcupsieger im Bouldern. Text: Simon Schreyer, Bild: Reinhard Fichtinger

Das Kletterprojekt, das Kilian Fischhuber bisher am meisten abverlangte, heißt „Action Directe“. Martialisch benannt nach einer französischen Terrorzelle, ist sie eine legendäre Route im unerhörten elften Schwierigkeitsgrad (französische Skala 9a), 1991 von Wolfgang Güllich erstbegangen. 2006 wiederholte Fischhuber die Durchsteigung des überhängenden Felskopfes im Frankenjura und sieht sie noch drei Jahre später als entscheidenden Meilenstein. Vielleicht, weil auch Fischhubers Karriere eine action directe ist. Sie begann 1995 im Vorstiegs­ klettern, nach und nach entdeckte er sein Talent im Bouldern. Abgeleitet vom englischen Wort für „Felsblock“, ist Bouldern Klettern ohne Seil und Gurt in Absprunghöhe. Im Vergleich zum Routenklettern ist die Schwierigkeit auf wenige Züge komprimiert. Schlechte Griffe, weite Züge und komplexe Bewegungsabläufe sind charakteristisch für den Sport, der am Felsen wie auch in der Halle an speziellen Boulderwänden ausgeübt werden kann. Kilian hat sowohl an der Kunstwand als auch am Felsen schon schwierigste Probleme gelöst. Dennoch will er Allrounder bleiben, denn „ein wirklich guter Kletterer klettert überall gut“. Fischhubers Start in die heurige Bouldersaison war wenig verheißungsvoll: Platz 23 in Kazo, Japan. Beim Nachfolgebewerb im tirolerischen Hall stand er aber bereits wieder ganz oben am Stockerl, und zu Saisonende, nach dem Finalerfolg in Eindhoven, war Fischhuber zum vierten Mal Weltcupgesamtsieger. Das hatte vor ihm noch kein Kletterer geschafft. Artgerechter Ausgleich zum Brotjob Wettkampf­ klettern sind Ausflüge in die Natur. Was ihm extrem wichtig ist, denn grundsätzlich schätzt Fischhuber echten Fels mehr als die Kunststoffhindernisse in den Hallen. Er hat gern „viel Luft unterm Hintern“, spektakuläre, überhängende Wände, wie es sie im Ziller- oder Ötztal zur Genüge gibt. In der medialen Wahrnehmung kletterte Fisch­ huber lange Zeit im Windschatten von David Lama, dem Wunderknaben der Kletterwelt. Doch unwider32

stehlich hat er sich emanzipiert, durch großes Talent und ebensolche Gelassenheit. Letztere resultiert zum wichtigen Teil aus seinem sportlichen Umfeld: Da ist der Bergfex und Trainer Rupi Messner, bei dem Fischhuber sich regelmäßig mit Tipps, Tricks und Training updatet. Zudem ist Kilian mit den Kletterern Angy Eiter und Lama Schützling der Athletes Special Projects von Red Bull. Beim ASP-Leiter Robert Trenkwalder, auch taktisch mentale Kraft hinter Ski-Phänomen Lindsey Vonn, muss man sich Lob erkämpfen, „aber wenn Robert es austeilt, weiß man, dass es Hand und Fuß hat und ehrlich gemeint ist. Und das freut mich dann besonders.“ Einen Mythos Fischhuber gibt es nicht, und man sollte auch keinen herbeiinterpretieren. Athletisch, gut aussehend, lebenslustig – ja, aber Fischhuber ist weder geheimnisvoller Bergelf noch Alpin-Adonis. Wäre er Schauspieler, dann am ehesten einer vom Schlag Edward Nortons, der stets durch atemberaubende, messerscharfe Brillanz überzeugt. Wie Norton kann aber auch Fischhuber schon mal zum grünen Hulk werden, wenn es der Wettkampfmoment erfordert. So war Kilian im Lauf seiner ­Karriere über einen Zeitraum von fast fünf Jahren (28 Bewerbe) stets unter den Top fünf. Das bringt konstant Punkte, führt aber auch zu Situationen, die nach einer speziellen Fähigkeit verlangen – nämlich jener, das eigene Potenzial punktgenau zu mobilisieren, geht es um alles. „Bei Kilian gibt’s dieses Maximum auf Knopfdruck“, anerkennt Florian Klingler vom ASP. So geschehen 2009 im entscheidenden Weltcup-Duell mit dem russischen Shooting Star Rustam Gelmanov in Eindhoven. Dort meisterte Kilian alle vier Boulder bis zum Top, während die Konkurrenten maximal zwei Boulder schafften. Den bis dahin führenden Gelmanov überholte Fischhuber im Endspurt um die Gesamtwertung damit quasi auf den letzten Zentimetern. Kilian, der Mann fürs Herzschlagfinale, hat also doch ein bisschen etwas Mythisches. Kilian bloggt auf: redbulletin.com/fischhuber/de

Name Kilian Fischhuber Geburtsdatum/-ort 1. August 1983, Waidhofen/Ybbs (NÖ) Wohnort Innsbruck Beruf Student, Soldat Erfolge Sieg im Boulderweltcup (Gesamtwertung) 2005, 2007, 2008, 2009, Platz zwei im BoulderGesamtweltcup 2004, 2006 Vize-Weltmeister Bouldern 2005, Vize-Europameister Bouldern 2008, Rock Master in Arco 2005, 2008 (Sieger im Bouldern), zwölffacher Staatsmeister (siebenmal Bouldern, viermal Vorstieg, einmal Speed) Hobbys Skitouren, Lesen (Wolf Haas, „wegen des schwarzen Humors“), Kletterreisen mit Freunden (Südfrankreich, Rocklands, Zillertal) Web kilian-fischhuber.at


Kilian Fischhuber ist der weltbeste Spezialist im Bezwingen von Fels­ blöcken, Boulder genannt. Dennoch ist es ihm wichtig, Allrounder zu bleiben, denn „ein wirklich guter Kletterer klettert überall gut“.


Heroes

Dallas Friday

war dreizehn, als ihr Trainer sagte: Dieses Mädchen kann als erste Wakeboarderin Millionärin werden. Mittlerweile ist Dallas 22 Jahre alt, und sie hat ihn nicht enttäuscht. Text: Ruth Morgan, Bild: Karen Fuchs

Name Dallas Jacqueline Friday Geburtsdatum 6. September 1986 Lebt in Orlando, Florida Beruf Wakeboard-Professional Startete ihre Karriere mit 13 Jahren (1999) Gewann 2000, in ihrem RookieJahr, den America’s Cup, 2001 den World Cup und seit damals jeden möglichen der großen Titel, inklusive X Games (vier Mal Gold) und Weltmeisterschaft (2004) Web www.dallasfriday.com

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Die Welt des Extremsports ist ein Tummelplatz von Athleten mit kuriosen Namen: Snowmobilist Heath Frisby, Skater Boaz Arrow Aquino, Radfahrer Austin Horse, um nur ein paar zu nennen. Als vor 22 Jahren Darla und Robin Friday in Orlando, Florida, ihre Tochter Dallas tauften, war das möglicherweise ein Signal für die Götter, die kleine D später mit einer sportlichen Karriere im Wakeboarding zu segnen. Stellen Sie sich Wasserskifahren auf einem Snowboard vor: Das kommt dem recht nah, was Dallas macht. Wakeboarder nutzen das Kielwasser (englisch wake) eines Speedboots als Schanze, um ihre Sprünge in die Luft zu zaubern. Eine falsche Bewegung macht jedoch auch die Besten zum Zuschauer, dennoch ist Dallas vom ersten Tag ihrer Karriere an einsame Spitze. 2000, in ihrem ersten Wettkampfjahr, gewann sie als Vierzehnjährige die America’s Cup Championship. Und 2001 den World Cup. In der Folge holte sie sich nahezu jeden Event, an dem sie teilnahm. Sie zementierte Platz eins der Weltrang­ liste mit vier Goldmedaillen bei den X Games. Und sie war die erste Sportlerin, die der US-Sport-TV-Kanal ESPN mit dem seit 2004 verliehenen Titel „Beste weibliche Actionsport-Athletin“ auszeichnete. Bevor Dallas Wakeboarden für sich entdeckte, war sie eine talentierte Turnerin, die täglich trainierte. Als sie mit zwölf über Burn-out klagte, machte ihr ­älterer Bruder Robin ihr Wakeboarden schmackhaft. Es war Liebe auf den ersten Blick. Ihre Ausbildung als Turnerin machte Dallas zu einem Naturtalent in der Luft: Ein lokaler Wakeboard-Pro empfahl Dallas’ Mutter Darla deshalb den Top-Trainer Mike Ferraro. Der 200-Dollar-pro-Stunde-Coach betreute ausschließlich Klasseleute; nur talentierte bekamen ein „No, sorry“ zu hören. Ebenso Darla Friday. „Ich sagte ihr, dass ich niemanden wie Dallas unterrichten würde“, erinnert sich Mike, „aber sie ließ nicht locker. Also sagte ich: Gut, ich schau, was Dallas draufhat.“ Aus dem Schauen wurde eine Woche Training, und hinterher fiel bei einem Gespräch Mikes mit Dallas’ Eltern jener Satz, dass Dallas die erste Wake-

board-Millionärin sein würde. „Es war großartig, das von jemandem wie Mike zu hören“, sagt Darla. „Sehr aufregend für uns Eltern, dass Dallas etwas tun konnte, was sie so mag.“ Billig war die weitere Ausbildung nicht: Um Dallas’ Training und Ausrüstung zu finanzieren, mussten die Fridays eine zweite Hypothek auf ihr Haus aufnehmen. Und Dallas wusste, was zu tun war: Sie investierte jede freie Sekunde in ihren neuen Sport. „Ich war immer so ehrgeizig“, sagt sie. „Ich wollte zeigen, dass ich jede Hürde nehme und die Beste bin.“ Diese Härte zu sich selbst imponiert auch Ferraro: „Dallas geht anders mit Risiko um als die meisten Mädchen. Sie hat Dinge gelernt, zu ­denen selbst Burschen ‚Ohne mich‘ sagten.“ Mit dem Risiko kommen unausweichlich die Verletzungen, das erfährt Dallas bald. 2001 eine Meniskusoperation, 2002 eine schwere Rückenverletzung. Im Oktober 2006 zertrümmert sie sich bei einem Sturz während des Weltcups in Singapur den rechten Oberschenkel. Während die Ärzte den Knochen mit einem Titanstab fixieren, erleidet Dallas einen Lungeninfarkt und muss künstlich beatmet werden. Als sie nach einem Monat das Spital verlassen durfte, war sie etwas verzagt. „Wakeboarden ist mein Leben: wenn mir das jemand wegnimmt …“ Nach ihrer Rückkehr in die USA war Dallas fest entschlossen, zurück aufs Wasser zu gehen. Mike Ferraro: „Ich habe ihr geraten, zwei Saisonen zu pausieren. Sie aber sagte: ‚In zwei, drei Monaten bin ich wieder so weit.‘ So ist sie. Wenn sie einen Tag frei hat, muss ich die Trainingszentren in der Umgebung zwingen, sie ja nicht reinzulassen.“ Nach anstrengender täglicher Physiotherapie kam Dallas 2007 zurück und gewann erneut einige große Events, ebenso 2008. Doch erst heuer, glaubt Dallas, ist sie wieder ganz die Alte. Ihre charakteristische Zielstrebigkeit ist jedenfalls ausgeprägter denn je, denn: „Ich möchte eines Tages auf meine Karriere zurückschauen und wissen, dass ich die Beste war.“ WWA Wakeboard World Championships: 27. bis 30. August 2009, Orlando/USA; mehr Fotos von Dallas: redbulletin.com/dallas/de


Das ehrgeizige Credo der amerikanischen Wakeboard-Könnerin Dallas F­ riday: „Ich mache mir nichts aus zweiten und dritten Plätzen. Ich will ­immer Erste sein.“


Heroes

Pionier

Greg LeMond

war der erste US-Radrennfahrer, der die Tour de France gewinnen konnte. Und der Letzte aus der Pionier-­ Generation amerikanischer Abenteurer und Träumer.

Name Greg LeMond Geburtsdatum/-ort 26. Juni 1961, Lakewood, Kalifornien Profi-Karriere 1982 bis 1994 Erfolge Straßenradweltmeister 1983 und 1989, Sieger der Tour de France 1986, 1989, 1990 Web www.greglemond.com

*Joe Parkin fuhr in den 1980ern als einer der ersten US-Radprofis in Europa. Nach Ende seiner Karriere hat er sich als Journalist und Autor einen Namen gemacht: 2008 veröffentlichte er „A Dog in a Hat“ über seine frühen Profijahre.

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Im Frühling 1986 zogen wir ins gelobte Land, als Gruppe von Abenteurern und Träumern. Wir ließen unsere Familien in den USA zurück, um in Europa wirkliche Radrennen fahren zu können – auf den ­antiken Kopfsteinpflasterstraßen Belgiens, zwischen windigen holländischen Deichen oder auf den end­ losen Anstiegen von Alpen, Pyrenäen und Dolomiten. Wir hatten keinen Schimmer, ob dort Ruhm und Reichtum auf uns warten würden, aber wir wussten, dass wir gegen die legendären europäischen Rad­ sportler antreten wollten, in deren ureigenem Revier. Und wir träumten von der Tour de France. Die zwei bemerkenswertesten US-Radpioniere waren der Nordkalifornier Mike Neel und George Mount aus New Jersey. Neel, für Radsportbegriffe ein Hüne, hatte sich 1976 als erster Amerikaner in europäische Profi-Pelotons gedrängt, Mount war ihm bald gefolgt. Jonathan „Jock“ Boyer war 1981 der erste Amerikaner, der die Tour de France zu Ende fuhr, zwei Jahre später feierte er mit Platz 12 bei der Drei-Wochen-Runde das Highlight seiner Karriere. Ein anderer Kalifornier fuhr im Jahr darauf, 1984, den ersten Podestplatz für die Staaten heraus: der drittplatzierte Greg LeMond. Als Galionsfigur des amerikanischen Bataillons war LeMond perfekt: Mit einer Kombination aus ­gutem Aussehen, jugendlichem Enthusiasmus und Lausbubencharme gewann er die Herzen der konti­ nentalen Radsportfans. Bei einer Ausfahrt mit Greg in Topform fühlte es sich an, als wüsste er selbst nicht, wie stark er war: Er wollte bloß das Maximum aus seinem Bike herausholen und fuhr dabei, quasi als Nebenprodukt, alle anderen aus den Schuhen. Nach Platz drei anno ’84 rückte er 1985 als Helfer seines La-Vie-Claire-Teamkapitäns Bernard Hinault ein Stück näher an den obersten Podestplatz. Hinault, Franzose und Radlegende, hatte gelobt, LeMond ­dafür im Jahr darauf zu unterstützen. Doch in der Liebe und im Krieg ist alles erlaubt, und Radsport ist so etwas wie eine Mischung aus beidem. Hinault, ­einer der ehrgeizigsten Fahrer aller Zeiten, fuhr ein

­ ggressives Rennen, lauerte auf das kleinste Zeichen a der Schwäche von LeMond. (LeMond entschied das Duell um den Gesamtsieg in einem dramatischen Hochgebirgs-Showdown auf der 13. Etappe.) Anders als die meisten großen Fahrer kam LeMond ohne verbissenes Alphatiergehabe aus. Während ­andere Toursieger ihre Kilometer durch die franzö­ sische Landschaft emotionslos runterspulten und aus­ schließlich mit Teamkollegen oder anderen Podiums­ anwärtern kommunizierten, sah man Greg an allen Ecken und Enden des Feldes lachen und schulter­ klopfen. Im Peloton brachte ihm das einen tollen Ruf ein: Solches Benehmen hatte man im klassenbewuss­ ten Profiradsport zuvor nicht gekannt. Wenn andere Fahrer mit großem Namen ein ­natürliches Bedürfnis hatten, fuhren sie an die Spitze des Feldes und scherten zum Straßenrand aus. Aus Respekt für den Patron legten auch andere Fahrer einen Stopp ein, der Rest nahm das Tempo heraus, sodass Herrscher und Gefolge bequem ins Feld zu­ rückkehren konnten. Wenn Greg mal musste, blieb er einfach stehen, egal mit welchem Höllentempo seine Gruppe gerade unterwegs war – und schloss ebenso beiläufig wieder auf, wie er abgebogen war. Wenn es aber zur Sache ging, war er die Seriosität in Person, und diese Seite seines Charakters war ebenso unorthodox wie der Rest. Am Morgen vor ­einem wichtigen Zeitfahren konnte man Greg bei der Analyse der Ein- und Ausgangsgeschwindigkeiten ­jeder Kurve beobachten, wie ein Autorennfahrer ver­ innerlichte er die Ideallinie. Gelegentlich stürzte er sogar beim Testen. Wenn sein Körper aufgewärmt, aber sein Geist noch unkonzentriert war, beschäftigte er sich bis kurz vor dem Start mit Fliegenbinden – Fliegenfischen war eines seiner liebsten Hobbys. 1986 gelang dem amerikanischen Radsport nicht nur dank LeMonds Toursieg der Durchbruch, es war auch das erste Jahr eines rein amerikanischen Renn­ stalls. 7-Eleven betrat die Bühne, mit Amerikas erstem Profi, Mike Neel, als Teamchef. Das 7-Eleven-Tour­ team bestand aus acht der besten US-Radathleten

bild: Getty Images

Text: Joe Parkin*


Heroes

Zitat Head: Zitat.Velis exer suscipsusto dion ut loborer ostiniamet in henisse vero exero odigna facipsusto corero

Ein Amerikaner in Paris: Greg LeMond 1989 auf der Avenue des ChampsÉlysées, am einsamen Weg zum ­zweiten ­seiner drei Tour-de-France-Triumphe.


plus einem Kanadier und einem Mexikaner. In Nord­ amerika gewann das Team jedes Rennen nach Be­ lieben. Es hatte die besten Fahrer, die beste Infra­ struktur, das beste Material. In Europa lag die Sache etwas anders: Teamdirektor Neel erfreute sich grö­ ßerer Bekanntheit als jeder einzelne Fahrer, und das Team hatte alle Mühe, bei den Rennen ins Ziel zu kommen, von Resultaten ganz zu schweigen. Am Start der Tour schien das junge amerikani­ sche Team dennoch entschlossen, vor aller Welt ein deutliches Lebenszeichen abzugeben. Gleich auf der ersten Etappe blies der Kanadier Alex Stieda zum Angriff und verbrachte fast den ganzen Tag als Solist vor dem Feld. Obwohl er die Etappe nicht gewann, sammelte er am Weg ins Ziel so viele Zeitgutschriften, dass er ins Gelbe Trikot schlüpfen durfte. Gleich am nächsten Tag gewann sein amerikanischer Team­ kollege Davis Phinney die 214 Kilometer lange Etappe nach Liévin. Nach drei Tourtagen hatte das 7-ElevenTeam einen Etappensieg und einen Gesamtführenden vorzuweisen: Man war nun Bestandteil der RadsportLandkarte. Gelb trug auch ein Amerikaner, als das Tour-­ Peloton drei Wochen später in die Champs-Élysées einbog. Er hieß LeMond, und Ron Kiefel, Jeff Pierce, Bob Roll, Raúl Alcalá und Alex Stieda waren die fünf Mitglieder des 7-Eleven-Teams, die es mit ihm bis Paris geschafft hatten. Jeder von ihnen erreichte das Ziel abgemagert und mit eingefallenen Wangen, LeMond eingeschlossen. Ihre Augen lagen tief in den Höhlen, ihre Gesichter waren zerfurcht und wetter­ gegerbt wie die alter Männer.

Dreimal Tour-Jubel von Greg LeMond: 1986 mit Ehefrau Kathy beim irgendwie inszeniert wirkenden Champagnerfrühstück, etwas improvisierter wirken die Bilder aus den Jahren 1989 (mit rekordknappem Vorsprung von acht Sekunden auf den Zweiten Laurent Fignon) und 1990.

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Die Tour ist ein Rennen wie kein anderes: Obers­ tes Ziel der drei Rennwochen ist es, die fittesten und bestvorbereiteten Rennfahrer der Welt zur Verzweif­ lung zu bringen. Für Neoprofis und Domestiken – jene Fahrer, die ihren Kapitän unterstützen müssen – können schon ein paar Minuten vor den TV-Kameras oder eine Etappenplatzierung unter den besten drei über den Vertrag in der nächsten Saison entscheiden. Ein Etappensieg ist fraglos der absolute Höhepunkt ihrer Karriere. Auch wenn die Ansprüche an die ­Favoriten höhere sind, ist die Tour für jeden eine selbstgewählte Kerkerhaft, bei der die Fahrer schon in der ersten Woche die verbleibenden Tage bis Paris runterzählen. Der einzige Weg, die Folter durchzu­ stehen, ist, sich ihr völlig hinzugeben: Zumindest für die Dauer des Rennens funktionierst du nur, solange du auf dem Rad sitzt. Jeder andere wache Moment ist ein Kampf mit dem sehnlichen Wunsch von Geist und Körper, komplett zu kapitulieren. Der europäische Radsport empfing die Amerikaner in dieser Zeit mit offenen Armen, die Teammanager sahen in uns mit Beinen und Lungen ausgestattete Dollarbündel. Obwohl wir den Weg für künftige ­Generationen amerikanischer Athleten frei machten, galten wir im Großen und Ganzen als exotische Neu­ heit, die keine allzu große Bedrohung für den Status quo des Profiradsports darstellte. Während sich die finanzielle Belohnung für unsere Anstrengung in eng gesteckten Grenzen hielt, empfanden wir uns als Glückspilze: Wir hatten als erste Generation die Chance, uns in Europa zu behaupten. Das schafften wir – und vor allem Greg: Er sollte die Tour 1989 und 1990 erneut gewinnen, nach ­einem Jagdunfall 1987, der ihn beinahe das Leben gekostet hätte. 1991 begannen aber schon Gerüchte um einen neuen amerikanischen Fahrer die Runde zu machen, der LeMonds Thron erben sollte. Der ­Texaner Lance Armstrong wechselte 1992 ins Profi­ lager, tollkühn wie ein Kampfpilot. „Everything is bigger in Texas“, heißt es, und das Gleiche galt für die Anstrengungen, die Armstrong in seine Karriere steckte. Als ich Lance das erste Mal traf, konnte ich die Präsenz eines Champions bereits spüren – zu­ mindest die eines zukünftigen. Für Lance war Rad­ fahren mehr als ein Sport. Es war Kriegsführung auf zwei Rädern. Niemand beschäftigte sich so akribisch mit dem Sport wie er, kaum einer wusste mehr über die Geschichte des Radfahrens, keiner kannte alle seine Gegner besser als er. Nachdem er seinen Kampf mit dem Krebs über­ lebt hatte, erreichte 1999 ein völlig neu modellierter Lance Armstrong das Ziel in Paris, das Gelbe Trikot auf den Schultern wie 13 Jahre zuvor Greg LeMond, und feierte den ersten seiner historischen Serie von sieben aufeinanderfolgenden Toursiegen. In seiner sieben Jahre dauernden Herrschaft sollte sich ein Radrennen, das der US-Öffentlichkeit einst völlig unbekannt war, zu einem Quotenbringer entwickeln. Mike, George, Jock, das 7-Eleven-Team von 1986 und ich werden Lance voller Stolz zusehen, wenn er nun seinen achten Toursieg in Angriff nimmt. Le Tour de France (96ème édition): 4. bis 26. Juli 2009 Mehr Pioniere auf: redbulletin.com/legends/de

Bilder: Phil O’Connor/Action Images, Offside Sports Photography (2)

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Kostenlose Schaltung.

kunde “Das Ziel: Von 0 auf 3,5 km/h in naher Zukunft. Per pedes.” David Coulthard.

13-facher Formel 1-Grand Prix Sieger und Wings for Life Botschafter.

Fortschritt und stete Weiterentwicklung sind bezeichnend für unsere Zeit – eine Epoche der technischen und medizinischen Errungenschaften. Ein Zeitalter des visionären Denkens und neuer Meilensteine der Menschheitsgeschichte. Nachdem für lange Zeit eine Heilung von Querschnittslähmung als unmöglich galt, relativieren neue medizinisch-wissenschaftliche Ergebnisse nun auch diesen komplexen medizinischen Bereich. Laborversuchen beweisen, dass Nervenzellen nach einer Verletzung zur Regeneration fähig sind. Der medizinischwissenschaftliche Konsens lautet daher heute, dass die Heilung von Querschnittslähmung eines Tages auch in der Humanmedizin gelingen wird. Wings for Life hat exakt dieses Ziel definiert. Durch Unterstützung und Förderung wissenschaftlicher Forschungsprojekte zur Heilung des verletzten Rückenmarks wird gezielt in eine Zukunft investiert, in der Querschnittslähmung heilbar sein wird.

Jede Spende zählt. Wings for Life - Rückenmarksforschung e.V. Bayrische Landesbank München. Kontonummer 11911. Bankleitzahl 700 500 00.

www.wingsforlife.com


bild: archiv/herbert nitsch

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Herbert Nitsch holt einmal Luft und taucht 214 Meter tief. Das ist um 54 Meter mehr als alle seine noch lebenden Konkurrenten. Jetzt peilt er 300 Meter an. Text: Werner Jessner

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Stopp. Dürfte ich Sie um etwas bitten, bevor Sie

Name Herbert Nitsch Geburtsdatum/-ort 20. April 1970, Wien Wohnort Wien Beruf Flugkapitän bei Austrian Arrows Erfolge regierender Weltmeister. 25 Weltrekorde im Apnoe-Tauchen Web www.herbertnitsch.com

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weiterlesen? Es wäre dem Verständnis dieser Geschichte sehr zuträglich, wenn Sie bei Ihrer Lektüre ganz entspannt wären. Suchen Sie eine bequeme Position. ­Atmen Sie ruhig. Ganz ruhig. Stellen Sie das Atmen jetzt bitte ein. Sie können jetzt weiterlesen. Kennen Sie Ihre Milz? Links neben dem Magen daheim, von Form und Größe einer Red Bull-Dose nicht unähnlich, hat sie die Eigenschaft, Blutschaum auszuschütten, wenn sie kontrahiert. Blutschaum ist mit Sauerstoff angereichertes Blut. Die Milz kontrahiert, wenn man die Luft anhält. Meeressäuger haben riesige Milzen, die Unmengen an Blutschaum ausschütten. Wer also ein besserer Apnoe-Taucher werden will, sollte an seiner Milz arbeiten. Bloß: Wie trainiert man die Milz? Willkommen in der Welt des 39-jährigen Wieners Herbert Nitsch, des unzweifelhaft besten Apnoe-Tauchers der Welt. Apnoe heißt wörtlich „Nicht-Atmung“. Man muss mit der eigenen Atemluft auskommen. Von acht möglichen Weltrekorden hielt Nitsch zeitweise sieben, im besonders spektakulären „No Limits“, bei dem man von einem Schlitten in die Tiefe gezogen wird, gehören ihm gleich die vier besten Werte, die Menschen je geschafft haben. Der Mann mit der fünftbesten Tiefe, die französische Tauch-Legende Loïc Leferme, ist seit zwei Jahren tot. Seinen jüngsten Weltrekord hat der Binnenländer Herbert Nitsch im April des heurigen Jahres aufgestellt; es war sein 25. 702 Fuß, 214 Meter, tief tauchen: Was dieser Mann macht, kann man sich als Landratte nicht vorstellen und als Taucher oder Mediziner noch viel ­weniger. Nitsch hingegen sagt, es habe sich okay angefühlt da unten und dass er sich jetzt 1000 Fuß als nächstes Ziel gesetzt hat, weil es eine runde Zahl ist. 1000 Fuß: Das wären 305 Meter. Wie soll das gehen? Alte Donau, an einem schönen Frühlingstag. Begegnung mit dem Flying Fish, wie Nitsch in Anspielung an seinen Brotberuf als Flugzeugpilot in der Szene genannt wird. Groß, kahl rasiert, der Brustkorb nicht gar so mächtig, wie man das von einem Menschen erwarten würde, der etwa 15 Liter Lungen­ volumen hat. Tiefe Stimme. Seine Hand ist kühl, das liegt am Kreislauf, erklärt er, der bei Tauchern auf weniger Umdrehungen läuft. Wenn er entspannt, fällt sein Puls auf unter 40 Schläge pro Minute. Normale Menschen, sagt er, würden funktionieren wie alte, schlecht eingestellte Ami-Schlitten, die zu Zeiten entstanden sind, als Sprit nix gekostet hat. Apnoe-Taucher hingegen seien Hochleistungsmotoren, die einen sehr niedrigen Leerlauf haben, bei Bedarf schnell hochdrehen können und quasi von Liebe ­leben, wenn die Luft knapp ist. „Wenn wir Menschen das Gefühl haben, mehr Sauerstoff zu brauchen, ­atmen wir einfach mehr. Taucher lernen, mit weniger Luft auszukommen.“ Wollen Sie schon atmen? Zuckt das Zwerchfell? Nach einer Minute kommt bei untrainierten Menschen der Atemreflex, das ist normal. Entspannen Sie sich. Lesen Sie ganz ruhig weiter. Verkrampfen verbraucht Sauerstoff. Und von dem haben Sie grad nicht sonderlich viel. Herbert Nitsch trainiert daheim. Was er Intervalltraining nennt, würde für den Zuschauer eher wie ein entspanntes Dösen wirken. Nitsch liegt dabei am Bett,

atmet anfangs drei Minuten, dann atmet er drei ­Minuten nicht. Atmet zweieinhalb Minuten, dann dreieinhalb nicht, bis er auf eine halbe Minute Atmen angekommen ist. Den Atemreflex (kommt Ihnen bekannt vor, stimmt’s?) kann er kontrollieren wie unsereins Hände und Beine. Am Ergometer tretend, lässt er seinen Puls innert einer halben Minute von 60 auf 120 Schläge steigen und wieder abfallen, indem er atmet oder die Luft anhält. Steuert sein Zwerchfell bewusst an, zieht Blut aus den Extremitäten in den Rumpf zurück („Bloodshift“ heißt das), benutzt den Kehlkopf als Ventil, um zusätzliche Luft in die Lunge zu pumpen, verschiebt beim Druckausgleich Luft je nach Bedarf zwischen diversen Kopfhohlräumen, von denen du irgendwann gerüchteweise gehört hast, dass du sie überhaupt hast und empirisch nur von starken Verkühlungen kennst. Der Pottwal, der 3000 Meter tief tauchen kann, schaltet nicht benützte Organe in der Tiefe ab. Der Typ gegenüber hat eindeutig menschliche Züge, ein Handy, fährt Smart und bestellt sich Putenbrust mit Salat. Hinter ihm steht ruhig das flache Wasser der Alten Donau. Tretboote schwanken am Steg, Schwäne putzen sich, Enteriche zanken. Menschliche VorstadtPhilosophen erfinden am Nachbartisch die Welt neu. Es gilt das Duwort. Die Banalität von Kartoffelkroketten und Radio Wien passt nicht zum Wahnsinn, den Herbert Nitsch im locker-konzentrierten Plauderton rauslässt, offensichtlich nicht zum ersten Mal. Wie man das Residialvolumen reduziert, also jene Luft, die man nicht mehr aus der Lunge rauskriegt, obwohl der Außendruck sie schon auf Faustgröße komprimiert hat (Sauerstoff wird in solchen Tiefen zum Gift). Wie er die CO²-Toleranz des Körpers erhöht. Wie er einen Teil der Luft unter Wasser in eine Flasche atmet, um dort unten, wo die Lunge komplett zumacht, noch einen Druckausgleich bewerkstelligen zu können. Warum die Praxis mancher Apnoe-Taucher, die eustachische Röhre mit Meerwasser zu fluten, doch nicht so toll ist („Ins Mittelohr gehört kein Wasser“). Wie er spürt, dass sein Herz nur noch zehnmal pro Minute schlägt, was er aber nicht beweisen kann, weil Pulsmesser bei einem Druck von 22 bar nicht mehr funktionieren. (Zum Vergleich: Ein Fußball darf laut FIFA-Reglement maximal mit 1,1 bar aufgepumpt sein.) Der Mann schildert das Unvorstellbare so nüchtern technisch-medizinisch, als ob es nicht um seinen Körper, seine Empfindungen ginge. Anders jetzt: Was ist das Schöne am Apnoe-Tauchen? „Die Schwerelosigkeit, die Bewegung, das Spielen im Wasser. Die Eindrücke, die Fische, die Riffe. Die Wracks. Ich bin viel beweglicher, als ich es mit Pressluft sein könnte. Die Rekorde, das Wettkampftauchen sind ja nur eine Facette des Ganzen.“ Erzählt, wie er mit Fischen Verstecken spielt, „sie müssen glauben, dass sich der Mensch vor ihnen fürchtet, erst dann kommen sie näher“, wie er Haie erschreckt, damit sie nicht gar zu neugierig werden, wenn er Fische harpuniert und sie das Blut riechen. Isst gern Fisch, ist überhaupt gern am Meer, „Urlaub hatte schon immer was mit Wasser zu tun“. Sein Respekt vor Gerätetauchern hält sich in Grenzen: „Pressluft ist unter Wasser irre laut. Ein

bilder: archiv/herbert nitsch

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Der Mensch ist das eine, das Material das andere. Seinen Schlitten fürs „No ­Limits“ hat Nitsch selbst gebaut. Das Seil ist Orientierung, Sicherheit und Rekordbeweis.

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APNOE: Die Regeln Der Weltverband AIDA (Association Internationale pour le Développement de l’Apnée) unterscheidet diese acht Disziplinen: 1. Constant Weight Without Fins (CNF): Runter ohne jegliche Hilfmittel. Rekord: 88 m 2. Constant Weight (CWT): Runter mit Flossen. Rekord: 122 m 3. Dynamic Without Fins (DNF): Streckentauchen ohne Flossen. Rekord: 213 m 4. Dynamic With Fins (DYN): Streckentauchen mit Flossen. Rekord: 250 m 5. Static Apnea (STA): Luft anhalten unter Wasser. Rekord: 10 min, 12 sec 6. Free Immersion (FIM): Runterziehen am Seil. Rekord: 110 m 7. Variable Weight (VWT): Runter mit Ballast, rauf aus eigener Kraft. Rekord: 140 m 8. No Limits (NLT): Alles außer Luft holen ist erlaubt. Rekord: 214 m aida-international.org

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Jäger, der mit dem Maschinengewehr ballernd durch den Wald rennt, sieht auch weniger als einer, der sich anpasst und sich mit den Tieren bewegt.“ Erst vor zehn Jahren, nachdem die Fluglinie seine Tauchausrüstung verschlampt hatte, bemerkte Nitsch, dass er auch ohne Fremdluft in Tiefen kam, die er eigentlich gar nicht hätte erreichen dürfen: 30 Meter unter null. Das lag nur knapp unter (bzw. über) dem damaligen österreichischen Rekord. Herbert Nitsch war in einen Sport reingestolpert, in dem er ganz ­offensichtlich gut war. Wie gut, das sollte sich erst noch zeigen. Für Gerätetaucher endet die Welt 40 Meter unter der Meeresoberfläche. Bis dorthin hält unser Mann problemlos ohne fremde Luft mit. An guten Tagen taucht er bis zu 200 Mal und bleibt dabei jeweils drei, vier Minuten unter Wasser. Drei Minuten. So lang sind Sie jetzt ohne frischen Sauerstoff. Drei Minuten, das kann jeder lernen, sagt Herbert Nitsch. Der interessante Bereich beginnt erst jetzt. Halten Sie aus! Linienpilot ist kein Job, den du nebenbei machst. Bei den ersten Bewerben, entschuldigen Sie das Wortspiel, tauchte Nitsch auf, als sie schon längst im Gange waren. Ging ins Wasser, gewann, war zur Sieger­ ehrung schon wieder am Weg retour, der Job rief. Es war der große Loïc Leferme, der Nitsch den Spitznamen „Roboter“ verpasste: einer, der seine Leistung auf Knopfdruck abrufen kann. Das war als Kompliment zu verstehen. Wie ein Ayrton Senna oder ein Michael Schumacher die Formel 1 professionalisierten, so professionalisierte Nitsch das Extremtauchen. Fliegen ist Redundanz. Jedes lebenswichtige System ist in Flugzeugen doppelt ausgeführt. Fliegen ist Planung. Vor jedem Start werden alle Eventualitäten und Ausstiegsszenarien definiert. Fliegen ist Denken. Diese Kultur übertrug Herbert Nitsch auf das ApnoeTauchen, das vergleichsweise doch noch stark von einer Abenteurermentalität geprägt war, wie wir sie aus Luc Bessons „The Big Blue“ kennen. Beim „No Limits“ lässt man sich von einem Schlitten in die Tiefe ziehen. Nach oben kommt man mit einem Hebesack, der unten mit Luft gefüllt wird. „Das war mir zu riskant. Wenn bloß der O-Ring der Zuleitung undicht ist oder das Ventil versagt, hast du ein Problem. Darum habe ich bei meinem ersten Schlitten zwei Hebesäcke mitgeführt. Mein neuer Schlitten benutzt Hartschaum für den Auftrieb. Den Ballast, der mich runterzieht, klinke ich unten aus.“ Penibel hat Nitschs Team gestoppt, wie schnell der Schlitten sinkt, wie rasch er wieder auftaucht. Und ist dabei draufgekommen, dass der Hartschaum mit jedem Tauchgang an Auftrieb einbüßt und langsamer raufkommt. „Somit war klar: jetzt oder nie. Der nächste Versuch muss der Rekord sein.“ Das Reglement beim Apnoe-Tauchen ist streng. Es gibt Dopingkontrollen. Es könnte ja einer auf die Idee kommen, sein Blut künstlich mit Sauerstoff ­anreichern zu wollen. Das ist klarerweise verboten. Wie beim Skispringen gibt es ein Fenster, innert dessen du abtauchen musst, in der Regel 30 Sekunden. Die Tiefe, die du tauchen willst, musst du den Offiziellen im Vorhinein, meist einen Tag vor dem Tauchgang, mitteilen. Dann wird ein Marker an einem Seil in diese Tiefe versenkt. Bringst du den Marker von

unten mit, gilt der Versuch. Schaffst du es nicht, wird die Differenz von der tatsächlich erreichten Tiefe abgezogen. Wer also 100 Meter aufruft, aber bei 80 Metern umdreht, wird mit 60 Metern gewertet. So wird verhindert, dass Taucher übermütig übers Ziel hinausschießen und den Sport aus einer Rekordlaune heraus unnötig gefährlich machen. Nitsch: „Bei Competitions tauchst du eigentlich nie an dein personal best heran.“ Die Betonung liegt auf eigentlich. Denn eigentlich überbietet man einen Rekord auch nur um einen symbolischen Meter, bestenfalls um symbolische fünf Meter. Herbert Nitsch geht da bisweilen eigene Wege. Ruft arge Tiefen auf, weil er sich sicher ist: Das geht. Weil es beim letzten Mal eben so leicht gegangen ist. „Ich gehe im Training nie an mein Limit heran. Ich tauche auf 80 Prozent, bis sich 80 Prozent wie 60 ­anfühlen. Wenn ich dann tatsächlich an die Grenzen gehe, bin ich erst auf gefühlten 80 Prozent, das heißt: Ich habe noch Reserven.“ Logik à la Nitsch. Sind Sie noch da? Entspant? Noch immer nicht geatmet? Halten Sie durch, gleich haben wir’s geschafft. Die angelernten Muster, was einen Spitzensportler ausmacht, verfangen beim Apnoe-Tauchen nicht. Extremtaucher müssen nicht stark sein, nicht flink, nicht ausdauernd und nicht reaktionsschnell. Extrem­ taucher müssen vor allem krisensicher und effizient sein. „Auf den ersten Metern, wo es gilt, den Auftrieb zu überwinden und in jene Tiefe vorzudringen, wo du schwerelos wirst, wirke ich auf Videos schwerfällig und technisch schwach. Aber dahinter steckt Absicht: Die patscherte Art ist ökonomisch. Klar: Je mehr Körperspannung ich aufbaue, umso schneller komme ich runter. Aber Körperspannung kostet Energie.“ Denken, Sehen, Hören, Fühlen kosten Energie. Wie fühlt sich die Tiefe an? „Wegen des hohen CO²Gehalts im Blut ein wenig so, als ob man in der Früh schlaftrunken nach dem Wecker greift und nicht weiß, ob man noch träumt oder schon wach ist.“ Wie klingt die Tiefe? „Beim No Limits höre ich das Geräusch des Schlittens am Seil.“ Die Tiefe an sich? „Ich weiß es nicht, ich höre nicht hin.“ Hast du die Augen offen? „Zwischendurch. Manchmal taste ich nur.“ Was denkst du? „Ich versuche, nichts zu denken. Dort unten wirst du zum Reptil. Du hast nur mehr drei Gehirnzellen. Eine ist für Plan A zuständig, eine für Plan B. Und die dritte sagt, ob Plan A oder B gilt.“ Aber wie ist es da unten, bitte um Nachrichten aus einer Welt, die uns ­allen so fremd ist und wohl immer fremd bleiben wird? „Die Welt ist eine Scheibe, und wir Apnoe-Taucher schauen ein kleines bisschen über den Rand.“ Poetischer wird Herbert Nitsch nicht. Dass selbst ihm, dem Geübten, Rationalen, die Tiefe fremd bleibt, sagt sehr viel über die Lebensfeindlichkeit jener unbekannten Zone. Allenfalls die Apnoe-Gemeinde, die auf ein paar tausend weltweit geschätzt wird, kann erahnen, was hinter dem kahlen Schädel dieses Mannes vorgeht, was er schon gesehen, gespürt und erlebt hat. Herbert, wärst du gern ein Fisch? „Nein, Mensch sein ist schon okay.“ Sie können jetzt wieder atmen. Gratulation! Sie sind nun über sechs Minuten ohne Luft ausgekommen. Herbert Nitschs Rekord steht übrigens auf neun Minuten und vier Sekunden. Mehr Fotos auf: redbulletin.com/nitsch/de

bild: archiv/herbert nitsch

Heroes


Die letzten Meter sind die heikelsten. Nitsch legt vor dem Auftauchen noch einen Dekompressions-Stopp ein. Die Taucher-Eskorte gibt es nur in diesem Bereich.

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Boxenstopp am Times Square, New York: neue ­Reifen in 20,6 Sekunden für den NASCAR-Renner von Brian Vickers. Es geht noch schneller: Blättern Sie weiter auf Seite 60, und schon hat sich #83 in ein Musikinstrument verwandelt.

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Action Ganz schön was los: Was uns diesen Monat bewegt.

bild: Jeff Zelevansky/Getty Images for Red Bull

48 Bayern-München-Quiz 54 Slacklining bei Meteora 60 Das Beat Car von Noisia 66 Baseball einmal ganz anders


Action

FuSSball

quiz:

Am 10. Juli gastiert Bayern München in der Salzburger Red Bull Arena. Was jeder weiß: Die Bayern sind Deutschlands Rekordmeister. Doch nur ausgefuchste BayernFans kennen wohl auch alle Antworten auf unsere 33 Fragen.

?

Text: Andreas Jaros und Günter Klein*

Kennen Sie 1

Welcher weltmeisterliche Coup ist „Il Bomber“ Luca Toni gelungen, der in grauer Vorzeit nicht einmal der ewigen Torjäger-Ikone Gerd Müller vergönnt war? a) Vier Doppelpacks in zehn Tagen b) Fünf Treffer in einem Bundes­ ligamatch c) 39 Pflichtspieltore in seiner Premierensaison in München

2

Wie alt war Uli Hoeneß, als er auf dem ManagerSessel Platz nahm? a) 31 b) 35 c) 27

3

Welcher frühere Meistertrainer der Bayern ist nach dem 0:4-Debakel in Barcelona, das die Trennung von Jürgen Klinsmann extrem beschleunigte, in Tränen ausgebrochen? a) Giovanni Trapattoni b) Udo Lattek c) Ottmar Hitzfeld

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6 In den 1960er Jahren war 1860 noch die unumschränkte Nummer 1 in der Isar-Metropole. Welche Österreicher haben mitgeholfen, die Trendwende einzuläuten? a) Gustl Starek b) Max Merkel c) Peter Pumm

Welcher ausländische Bayern-Stürmer wurde intern als „Entlauber“ verspottet, weil er selten ins Tor traf, im Training aber mit einer ­erstaunlichen Regelmäßigkeit eine akute Bedrohung für die Bäume und Büsche der Umgebung darstellte? a) Mark Hughes b) Adolfo Valencia c) Ruggiero Rizzitelli

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7

4

Welcher Feldspieler der Bayern hat beim letzten Champions-League-Triumph am 23. Mai 2001 in Mailand gegen FC Valencia (1:1 n. V., 5:4 im Elfmeterschießen) den letzten Penalty der Sieger verwandelt? a) Alexander Zickler b) Thomas Linke c) Hasan Salihamidžic´

Welcher Promi klopfte ­ nach dem legendären Last-Minute-1:2 im ChampionsLeague-Finale gegen Manchester United vor zehn Jahren in Barcelona an die Bayern-Kabine und wollte Trost spenden: „Ist Franz [Beckenbauer] hier?“ a) Pelé b) Montserrat Caballé c) Michel Platini

Was grölten die BayernSpieler nach dem in Frage 7 erwähnten Endspiel-Schocker um vier Uhr morgens auf ihrem Verlierer-Bankett im BarcelóSants-Hotel? a) „Es lebe der Sport“ von Rainhard Fendrich b) „Solang’ man Träume noch leben kann“ von der Münchner Freiheit c) „We Are the Champions“ von Queen

9

Welches dieser Alphatiere der Bayern-Nomenklatura hat die meisten Kinder? a) Karl-Heinz Rummenigge b) Uli Hoeneß c) Franz Beckenbauer

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Von welchem Klubkollegen bekam Lothar Matthäus vor zehn Jahren beim Training eine geknallt? a) Mario Basler b) Bixente Lizarazu c) Stefan Effenberg


Action

16 11

Wer saß, als die Bayern 2001 mit dem 1:1 in Hamburg den bereits feiernden Schalkern in letzter Sekunde noch die Meisterschale ent­ rissen, auf der Trainerbank der „Königsblauen“? a) Thomas Doll b) Huub Stevens c) Mirko Slomka

12

Im Champions-LeagueKader des FC Bayern fand sich 2008/09 der Sohn eines Berufscatchers, der früher auch am Wiener Heumarkt seine Show abzog. Wie lautet der Name des Spielers? a) Mark van Bommel b) Daniel van Buyten c) Martín Demichelis

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Wer war 1970 Bayerns erster „Europas Fußballer des Jahres“? a) Franz Beckenbauer b) Gerd Müller c) Sepp Maier

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Ein Bayern-Star war mehr als zwei Jahre lang mit der Tochter eines wichtigen Bayern-München-Mitarbeiters liiert. Hieß dieses Gespann a) Ollie Kahn & Jasmin Molnar? c) Stefan Effenberg & Claudia Strunz? c) Lothar Matthäus & Maren Müller-Wohlfahrt?

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Auf welche Musik schwört Bayerns ExDouble-Gewinner Felix Magath? a) Eagles b) Johann Strauß c) Lady Gaga

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Wer war der allererste Torschütze in der 2005 eröffneten Allianz-Arena der Bayern? a) Michael Ballack b) Peter Pacult c) Giovane Élber

Was hat Bastian Schweinsteiger in der Vergangenheit noch öfter gewechselt als seine Frisuren? a) Seine Freundinnen b) Seine Unterhosen c) Seine Berater

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Was für ein Landsmann ist der technische Leiter der Allianz-Arena, Otto Prandstoetter? a) Ein Deutscher b) Ein Österreicher c) Ein Schweizer

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Was dachte sich Thomas Linke im Champions-League-Finale 2001, ehe er den entscheidenden letzten Elfer versenkte? a) „ Wenn ich jetzt nicht treff, geht mir die Alte vom Effe bis ans Ende meiner Tage auf den Keks!“ b) „Ich hau ihn rein, auch wenn das halbe Stadion wegguckt, weil die Bayern-Fans mir das nicht zutrauen!“ c) „Zweieinhalb Stunden dauert jetzt schon dieses beschissene Endspiel – basta, ich mach jetzt den Sack zu, und dann braucht Olli nur noch den nächsten von Valencia zu ­halten, und die Fete kann ­endlich beginnen!“

Welches Idol hatte Schweini als Bub? a) Diego Maradona (ARG) b) George Best (NIR) c) F lemming Povlsen (DEN)

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Welcher Bayern-Profi ist als einer der jüngsten Stiftungsgründer der Deutschen Republik geehrt worden? a) Michael Rensing b) Philipp Lahm c) Christian Lell

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Der FC Bayern hilft ­ehemaligen Spielern, die in Not geraten sind. Wie greift der Verein dem ehema­ ligen Torjäger Jürgen „Kobra“ Wegmann unter die Arme? a) Wegmann ist Animateur beim Kreuzfahrt-Partner des FC Bayern. b) Er arbeitet in einem FC-Bayern-Fan-Shop. c) Die Kobra putzt für ein groß­ zügiges Entgelt einmal pro Woche alle Pokale im Vereins­ gebäude durch.

23

Welcher Spieler ist zum Islam konvertiert? a) Massimo Oddo b) Franck Ribéry c) Lúcio

24

Im Frühjahr 2009 hat im Champions-LeagueAchtelfinale gegen Sporting Lissabon (12:1-Rekordgesamt­ score!) wieder ein Müller für ein Bayern-Tor gesorgt – drei­ ßig Jahre und vier Monate nach Gerd. Hieß der Jungprofi a) Hans Müller? b) Thomas Müller? c) Andreas Müller?

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Wie hat Luca Toni seine Model-Flamme Marta Cecchetto kennengelernt? a) Bei einem feuchtfröhlichen Lambrusco-Gelage in der „Bar Angela“ in Serramazzoni b) Indem Marta dem damals noch unbekannten Schlaks in einer Disco die Tür an den Kopf schlug c) Bei einem Blind Date in der Provinz Modena

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Der langjährige Bayern-Verteidiger Bixente Lizarazu möchte in einem weiteren Sport Karriere machen und plant die Teilnahme an Olympischen Spielen im a) Wellenreiten. b) Kanuslalom. c) Skeleton.

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Welcher bekannte Kunstschaffende hat einmal versucht, Franz Beckenbauer nach allen Regeln der Kunst anzubaggern? a) Rudolf Nurejew b) Hape Kerkeling c) Der Bauarbeiter der Village People

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Am 1. Juli hat Louis van Gaal als Klinsmann-(und Derwall-)Nachfolger seinen Trainer-Job bei den Bayern angetreten. Wann hat der Holländer mit Ajax Amsterdam die Champions League in Wien gewonnen? a) 1987 b) 1995 c) Er hat nie die Champions League in Wien gewonnen.

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Welcher Bayern-Star ist der aktuell am besten bezahlte Deutsche nach Porsche-Boss Wendelin Wiedeking? a) Miroslav Klose b) Mario Gomez c) Philipp Lahm

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Was ist die unterschätzteste BayernEigenschaft? a) Arroganz b) Großmannssucht c) soziale Kompetenz und familiärer Zusammenhalt

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Bayern-Regisseur Paul Breitner drehte 1978/79 in einem Film eine Bettszene mit einem anderen Bayern-Spieler. Hieß dieser Spieler a) Sepp Maier? b) Uli Hoeneß? c) Klaus Augenthaler?

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Wie reagiert BayernSpieler Michael Tarnat (der in Zukunft Bayern-Scout sein wird), sobald er das Lied „Born to Be Wild” von Steppenwolf hört? a) Wirft sich auf den Boden und spielt Luftgitarre. b) Grätscht den nächststehenden Kollegen um. c) Strippt.

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Warum träumen die Bayern davon, in der Champions League irgendwann mal wieder gegen Rosenborg Trondheim aus Norwegen zu spielen? a) Wegen des morgendlichen Lachsbuffets im Hotel b) Wegen der Organisations­ besprechung am Vormittag des Spieltages c) Weil die Spieler günstig Schaf­ wolle kaufen können, als Mit­ bringsel für Spielerfrauen *Andreas Jaros ist als Journalist Fußballspezialist; Günter Klein ist seit 1998 Bayern-Reporter beim „Münchner Merkur“. Alle Antworten: Bitte umblättern!

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Action

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b) Thomas Linke, inzwischen stellvertretender Sportdirektor bei Red Bull Salzburg.

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b) Udo Lattek. Schon wieder trockenen Auges schob der Altspatz nach dem ViertelfinalDesaster im Nou Camp einen ­bösen Vergleich nach: „Das war heute wie Ackergäule gegen Rennpferde!“

b) Adolfo Valencia, auch als „El Tren“ bekannt, der Zug. Aber so richtig auf Schiene kam der ­Kolumbianer nicht: Elf Tore in 26 Spielen waren zu wenig für ein langfristiges Engagement.

1

2

c) Uli Hoeneß war 27 – ein Knieschaden hatte seine glänzen­ de Spielerkarriere mit Welt- und Europameistertitel plus Meister­ cup-Hattrick viel zu früh beendet. So wurde er eben zum erfolg­ reichsten Manager der Bundes­ liga – der Inbegriff des Visionärs und die Messlatte für alle Möchte­ gerns. Als der Dampfmacher 1979 loslegte, kamen die damals kri­ selnden Bayern auf einen Umsatz von sechs Millionen Euro. Heute, zum Ausklang der Hoeneß-Ära, sind es 295 Millionen.

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a) und c) Rummenigge und Beckenbauer haben je fünf Kinder. Über­ troffen werden die Bosse nur von einem Ex-Bayern-Trainer, der heu­ er den VfL Wolfsburg sensationell zum Meistertitel dirigierte: Felix Magath kommt auf sechs Kinder.

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a) und c) Gustl Starek war 1968 zu den Bayern um Maier, Müller, Beckenbauer gestoßen und hatte ein Jahr später zusammen mit seinem Simmeringer Spezi Peter Pumm unter Branko Zebec das Double geholt. Von einem mon­ dänen Fußballkonzern oder einem FC Hollywood waren die Bayern damals noch Lichtjahre entfernt, erinnert sich der ewige Schmäh­ bruder Starek: „Wir haben uns noch in einer Holzhütte umziehen und die Wäsche selber waschen müssen.“ Der berühmte Schacht für die Schmutzwäsche im Trai­ ningszentrum an der Säbener Straße – zu jener Zeit faser­ schmeichlerische Zukunftsmusik.

7

c) Michel Platini. Aber niemand öffnete dem heutigen UEFA-Präsi­ denten. Die Bayern waren nicht ansprechbar – und sollten noch lange an dieser grausamen Nie­ derlage würgen.

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c) „We Are the Champions“ – weil sich schon einige Stars auf den Tischen den Frust wegge­ tanzt und zudem ein wenig auf­ getankt hatten.

Mit dem Champions-League-Pokal 2001: Thomas Linke (li.) und Mehmet Scholl.

b) Bixente Lizarazu muss etwas extrem an „Loddar“ aufge­ regt haben, galt der kleine Baske doch immer als Musterprofi. Liza­ razu ritt mit den Bayern auf einer beispiellosen Erfolgswelle: Das ­Abwehrwiesel hamsterte alle ­Trophäen, so wie vorher mit Frankreich (Weltmeister 1998, Europameister 2000).

Bixente Lizarazu: Ein Profi durch und durch, nur einmal regte ihn Lothar Matthäus wohl zu sehr auf.

bilder: AP, Getty Images, imago (6), Picturedesk (2)

a) und c) Der spektakuläre Schluss­ punkt seiner Doppelpackserie: beide Tore im DFB-Cup-Finale 2008 gegen Dortmund (2:1 n. V.) im Berliner Olympiastadion, dort, wo sich Luca Toni 2006 zum Weltmeister gekrönt hatte. Seine 39 Pflichtspieltore aus ­seiner ers­ ten Saison (2007/08) setzten sich so zusammen: 24 in der Bun­ desliga (damit Schützenkönig), zehn im UEFA-Cup, fünf im deutschen Pokal.

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Action

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b) Der aktuelle Rapid-Trainer Peter Pacult schoss das Füh­ rungstor beim 3:2 im Oldie-Derby 1860 gegen Bayern.

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b) Huub Stevens, der neue Trainer von Red Bull Salzburg. Sein Mini-Trostpflaster in jenem Jahr auf Schalke: der Cupsieg.

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b) Ein Österreicher. Der Mittfünfziger Prandstoetter, der von Linz nach München entsandt wurde, ist unter anderem für die Beleuchtung der Außenhaut (2874 Luftkissen!) zuständig. „Nur eine Sache von ein paar Mausklicks“, winkt er cool ab.

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bilder: Allianz Arena, imago (4), Picturedesk, Votava

b) Daniel van Buyten. Wie schon mit seinem Vater Franz, der als Wrestler von den sechzi­ ger bis zu den achtziger Jahren ganz Europa un­sicher machte, ist auch mit dem belgischen Abwehr­ hünen, der vom HSV kam, nicht gut Kirschen essen.

Peter Pacult: Wurde nach einem 1:5 von 1860 München gegen Bayern München zum Cheftrainer der Löwen bestellt.

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b) Mit dieser Ansage erzielte Thomas Linke das 5:4 im Elfer­ schießen – die Entscheidung, weil Olli Kahn danach einen drit­ ten Elfer der Spanier parierte.

Wenn er am Ball war, roch es im ­gegnerischen Strafraum ver­ dächtig nach Tor: Gerd Müller.

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b) Gerd Müller. Franz Beckenbauer hielt sich dafür mit einem anderen Meilenstein schadlos: Er ist bis heute der ein­ zige Spieler, der eine Mannschaft als Kapitän zu drei Meistercup­ siegen (1974–1976) führte.

„Wennst denkst, ist’s eh zu spät.“ Gerd Müller über das Geheimnis seiner Torgefährlichkeit.

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c) Maren Müller-Wohlfart ist die Tochter des FC-BayernVereinsarztes. Auch b) birgt aber Doppel-Bayrisches: Claudia Strunz war die Frau von BayernMittelfeldspieler Thomas Strunz, ehe sie privat zu Stefan Effenberg wechselte. Eine Zeitlang ein Paar: Maren MüllerWohlfahrt und ­Lothar Matthäus.

„Der Grund war nicht die Ursache, sondern der Auslöser.“ Bayern-München-Urgestein Franz Beckenbauer erklärt eine Niederlage.

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Action

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c) Flemming Povlsen. Schweini, in seiner Jugend auch ein talentierter Skifahrer, fuhr auf den Dänen ab. Povlsen ist nach schweren Knieverletzungen inzwi­ schen Sportinvalide.

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b) Philipp Lahm. Der kleine Außenverteidiger, auch SOS-Kin­ derdorf-Pate, hat ein Gründungs­ kapital von 150.000 Euro einge­ setzt. Der WM-Dritte unterstützt bedürftige Kinder in Deutschland und Südafrika, dem Ausrichter­ land der Weltmeisterschaft 2010.

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c) Berater. Die „Süddeut­ sche Zeitung“ bilanzierte einmal bitter über einen der Helden des Sommermärchens 2006: „Andere Fußballer werden durch ihre Bera­ ter reich, aber Schweinsteiger ging aus den zahlreichen Verbin­ dungen nicht als Gewinner hervor. Leichtfertig geschlossene Betreu­ ungsverträge mussten gegen teils sechsstellige Abfindungen auf­ gelöst werden.“

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b) Jürgen Wegmann hatte im Leben „kein Glück, und dann kam auch noch Pech dazu“ – doch die Bayern haben ihm einen Job in ihrem Fan-Shop in einem Einkaufszentrum in Oberhausen, mitten im feindlichen Ruhrgebiet, überlassen.

Jürgen Wegmann (Mitte): Hilfe von den Bayern für den Ex-Stürmer.

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b) Franck Ribéry. Der fran­ zösische Superstar, der vor fünf Jahren seine algerischstämmige Jugendfreundin Wahiba heiratete, ist bereits 2002 zum Islam kon­ vertiert. Sein muslimischer Name: Bilal (nach Bilal ibn Ribah, der aufgrund seiner kräftigen Stimme, so die Legende, vom ­Propheten Mohammed zum ­ersten Gebetsrufer des Islam ­ernannt wurde).

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b) Thomas Müller gelang 18 Minuten nach seiner Einwechs­ lung der Schlusspunkt zum 7:1 gegen Sporting im AchtelfinalRückspiel in München. Nach dem Abpfiff stürmte er noch weiter – Lisa, seine Verlobte, wartete mit Kussmund.

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b) Vielleicht hatte Marta ­ihren Luca mit dieser Aktion gerade noch rechtzeitig aufge­ weckt, denn der schien auf dem besten Weg, seine Karriere zu verbummeln.

Flemming Povlsen (im Dress von Borussia Dortmund, re.): das ­große Vorbild von Sebastian Schweinsteiger.

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Bilder: Fan Shop FC Bayern, Getty Images, imago (4), Picturedesk (3)

b) Johann Strauß. Ausgerechnet „Quälix“ liebt es also klassisch.


Action

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b) Am 24. Mai 1995 netzte der damals 18-jährige Patrick Klui­ vert als Joker im Happel-Stadion das Goldtor gegen Milan. Noch immer ist Kluivert („Der Wille und die Prinzipientreue sind van Gaals größte Stärken!“) damit jüngster Endspieltorschütze.

c) „Born to Be Wild“ ist für „Tanne“ Tarnat das Strip-Signal. Bei der internen Feier von Trainer Ottmar Hitzfelds 50. Geburtstag soll er sogar einen hohen Gast des Deutschen Fußball-Bundes zum Mitmachen auf dem Tisch bewegt haben.

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c) „Liza“ ist zwar an der Atlantikküste aufgewachsen und ein Kind des Wassers. Im Wellen­ reiten ist zumindest sein Bruder Weltklasse, doch die Disziplin ist nicht olympisch. Im Kanuslalom kennt Lizarazu sich aus, bei den Olympischen Spielen in Peking war er Co-Kommentator fürs französische Fernsehen. Doch Ambitionen hat er mit dem Kopf voraus in der Eisrinne.

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b) Mario Gomez. Der Preis für den Ex-Stuttgarter: 30 Millio­ nen Ablöse und 77.000 Euro die Woche – vor Steuern.

Bilder: Imago (5), Picturedesk, screenshots (4)

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a) Ballett-Star Rudolf Nurejew bei einer gemeinsamen Taxifahrt in New York. Nurejew tanzte damals an der Met, der Franz für Cosmos New York. Als Abwehrspieler ließ Beckenbauer auch diesen Angriff verpuffen.

„Uli und ich haben oft den Eindruck eines alten Ehepaares gemacht.“ Paul Breitner über seine Beziehung zu Uli Hoeneß.

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c) Einmalig, wie sich die Klublegenden ins Zeug schmi­s­ sen, wenn einer vom rechten Weg abkam wie Gerd Müller, den man im Jugendbereich mit einer sinn­ vollen Aufgabe betraute, bis der einstige Bomber der Nation wie­ der den Durchblick hatte. Auch im Fanartikelbereich und bei der Fan­ betreuung setzte man schon vor vielen Jahren auf verdiente Spie­ ler als Zugmaschinen. Hans-Georg „Katsche“ Schwarzenbeck wiederum beliefert den FC Bayern auch nach Aufgabe seines Papier­ geschäfts mit Bürobedarf.

b) Die Bettszene mit Paul Breitner und Uli Hoeneß war ein Filetstück der Dokumen­ tation „Profis – Ein Jahr Fußball mit Paul Breitner und Uli Honeß“. Die Filmemacher Christian Wei­ senborn und Michael Wulfes ­kamen – auch dank ihrer engen Freundschaft zu Breitner – in der Spielsaison 1978/79 extrem nahe an die Spieler heran. So war es möglich, die beiden Zimmerkolle­ gen Breitner und Hoeneß im John-Lennon-und-Yoko-Ono-Stil zu interviewen. Was den Film wertvoll macht: Er zeigt quasi die Wiedergeburt der Bayern, nach­ dem sie sich in besagter Saison dank einer Palastrevolution ihres Präsidenten entledigt hatten.

b) Die UEFA-Besprechung ist überall ein Langweiler, nur nicht in Trondheim. Als die Bay­ ern 2001 das letzte Mal dort wa­ ren, begeisterten sie sich daran, dass norwegische Topmodels die Trikots vorführten, die zur Ab­ nahme vorgelegt werden müssen. Die Damen waren groß, schlank, blond und nicht prüde. Da auch noch die Torwartkleidung gezeigt werden sollte, kam es zum Trikot­ wechsel vor Funktionärspubli­ kum. Barbusig natürlich.

QUICK FACTS BAYERN

Der erfolgreichste und polarisierendste deutsche Fußballklub in Zahlen. 3 Meistercupsiege (1974–1976) 1 Champions-League-Sieg (2001) 1 Europacupsieg im Cupsiegerbewerb (1967) 1 UEFA-Cup-Sieg (1996) 2 Weltcupsiege (1976, 2001) 21 deutsche Meisterschaften 14 Cupsiege

Umsatz: 295 Millionen Euro (damit die Nummer 4 im europäischen Fußball; Leader: Real Madrid mit 365 Millionen) Stadion: Allianz-Arena (66.000 Zuschauerplätze) Gründungsjahr: 1900 Website: fcbayern.t-com.de

Die Bullen-Stars ganz privat: redbulletin.com/fussball/de

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Action

Sky walke Slacklining als trendigste Form des Tanzens zwischen oben und 足unten. Auch wenn das schmale Band sich komfortabler beschreiten l辰sst als jedes Seil: Weit bleibt der Weg von h端ben nach dr端ben. Bilder: Henning Maier-Jantzen


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„For Your Eyes Only“

Jede Slackline wird von ihren Erbauern getauft, auch diese hier am BetawandHauptgipfel bei den griechischen Meteora-Klöstern. Die Line, die wie alle nach einigen Tagen wieder abgebaut wurde, spannte sich in 150 bis 200 Meter Höhe und war 41 Meter lang.

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Action

Slacklining

Der typische Tourist kommt per Bus zu den ­Meteora-Felsen in Thessa­ lien im Norden Griechenlands, besucht die auf ­bizarren Felsen hockenden Klöster und ist eine Stunde später wieder weg. ­Slackliner blieben tagelang, sondieren die Felsen, bauen ihre Anlage auf: Es braucht Bohrlöcher für die Sicherungsanker, Spezial­ mörtel zum Fixieren, Flaschenzüge zum Spannen der Slackline. Unter das Band wird ein Sicherungsseil geklebt. Das ­sichert die Slackliner, die sowohl mit der Line als auch dem Seil verbunden sind. Vor dem Abenteuer dieser deutsch-schweizerischen Gruppe gab es im Basis­ lager ein stilles Frühstück, mit Brot, Wurst und leicht erhöhtem Pulsschlag.

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Disturbing Eternity

Diese Highline liegt zwischen den Felsen der Klöster Agia Triada und Agios Stefanos, mehr als 250 Meter über dem Ort Kalambaka, und auf der Line sehen wir den Deutschen Sebastian Eggler. Der für Meteora zuständige ­Bischof war mit der Line nicht einverstanden, doch normalerweise wird diese Art von ­Kletterspaß geduldet, solange er nicht in Sichtweite der Klöster stattfindet. Eggler schaffte die Highline als erster „full man“ (hin und zurück ohne Sturz, nur eine Strecke hieße „half man“), ­weshalb er die Line taufen durfte, eben auf „Die Ewigkeit stören“.

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Action

DOPPELT SPANNEND

Noch einmal „Disturbing Eternity“, diesmal vom Tal aus. Bernhard Witz, der als erster Europäer den Slackline-Klassiker „Lost Arrow Spire – lang“ im ­Yosemite-Nationalpark in Kalifornien bezwungen hat, baut hier gerade die 29 Meter lange Highline auf, spannende 250 Meter über Grund.

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Kalambaka kitzelt

In diesem Fall die Fußsohlen von Sebastian ­Eggler, der 250 Meter über dem griechischen Städtchen unterwegs ist. Das Balancieren auf dem dehnbaren Schlauchband haben US-Bergsteiger in den 1970er Jahren im Yosemite-Nationalpark erfunden. Es war als Zeitvertreib am ­Boden gedacht, wenn das Wetter kein Klettern zuließ. (Die Mutigeren legten die Slacklines bald auch in gespenstischen Höhen aus.) Zur Schulung des Balancegefühls verwenden es Sportler unterschiedlichster Disziplinen: Einer der ­Pioniere war Schwedens Ski-Ass Ingemar Stenmark, aber auch Bode Miller turnt gerne darauf herum. Dieser Tage ist Slacklining Trendsportart, dank niedriger Kosten (Einsteigersets ab 60 Euro) und geringem Aufwand (zum Befes­ tigen reichen zwei Bäume im Garten).

Die besten Action-Shots aus der Welt von Red Bull: redbulletin.com/action/de

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AUTO = KUNSTWERK, MACHT MUSIK

Frischer Beat im Nudeltopf Vor der Premiere rund ums NASCAR-Rennen von Indianapolis: Aus dem sanft modifizierten Rennwagen entstehen ungeahnte Frequenzen, bei denen verstopfte Gedankengänge aufploppen, das kann wie Magie sein, Dope ohne Stoff, als ob eine extra Gehirnregion durchblutet würde. Für die Ohren ist’s wie eine neu entdeckte Farbe fürs Auge. Und die Augen staunen sowieso. Text: Herbert Völker, Bilder: Jürgen Skarwan

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Das BEAT CAR besteht 체berwiegend aus Originalteilen des #83-Race-Cars von Brian Vickers. Der Radstand blieb unver채ndert, der Aufbau ist jetzt eher auf Musikalit채t denn auf Aerodynamik ausgerichtet.


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Theorie: Klangforschung, Praxis: Hämmern und Schweißen Der Rennwagen wird zur Klangskulptur mit allen Überraschungen, die sich zwischen den unterschiedlichen Ausgangspunkten schon mal ergeben können. Das Resultat ist eine fahrbare Showbühne mit neuen Zwischentönen des Beat.

ur die Reifen sind ein hoffnungsloser Fall, soundmäßig. Du kannst zwar auf den Gummi trommeln, aber das dumpfe Echo macht keinen froh. Erstaunlich dankbar, als Musikinstrument, sind die Querlenker, bei NASCAR-Autos recht massive Eisentrümmer, jedenfalls im Vergleich zur Formel 1. Als Gerhard Berger vor zwei Jahren bei Red Bull Racing in Amerika zu Besuch war, hatte er beim Werkstatt-Rundgang in seiner Ver­ spieltheit gegen ein Metallteil geklopft, das von der Decke bau­ melte. Es gab einen, sagen wir, interessanten Klang. Der löste bei den Umstehenden einige Gedankensprünge aus, und am Ende steht nun ein Rennauto, das ein Kunstwerk ist, mit dem sich Musik machen lässt – und zwar ganz phantastisch, wenn die zwei richtigen Burschen am Gaspedal und am Spoiler stehen. Zuerst geisterte der Begriff Steelband durch den Raum, ­naheliegend bei so viel Stahl und Blech, trotzdem irreführend. Eine Steelband macht Musik mit Quasi-Gebrauchsgegenständen, wenn auch weit offen für alle Phantasie der Welt. Ein völlig ­anderer Zugang führt zur Klangskulptur. Das klingt ein wenig hochgestochen, nicht ganz zu Unrecht. Es ist ja auch ein Kunst­ werk aus Metall, das erst einmal als eigenständige Plastik ge­ schaffen wird, und sei es aus Autoteilen. Diesem Objekt wird dann musikalisches Talent eingehaucht, es werden sechs, sieben 62

oder acht Instrumente geschaffen, die Finessen reichen tief in die klangforschende Wissenschaft hinein. Damit sind wir bei den beiden österreichischen Musikern, die sich beispielsweise auch mit dem Thema beschäftigen, wie Wale miteinander plaudern, schimpfen und sich anbaggern. Wenn wir Missverständnis 1 (Steelband) vermieden haben, schaffen wir auch die Kurve rund um den Synthesizer. Die Musik wird am Kunstwerk, also am Auto, gemacht, von dort mit Mikro­ fonen abgenommen und am Keyboard ergänzt. Das ist, jeden­ falls in dieser Klasse, das weltweit Einzigartige an den beiden Musikern, die sich NOISIA nennen und seit Kindheit miteinander musizieren, das sind aber bloß erst 25 Jahre. * Red Bull Racing schickte ein vollwertiges Einsatzauto mit Start­ nummer 83 (hey, das ist Brian Vickers) nach Europa … ups, nicht ganz komplett, es fehlte bloß der Motor, den würde man nachliefern. Dafür gab es einige Dutzend Reserveteile, die guten Klang versprachen: Auspuffkrümmer, Differentialgehäuse, Querlenker. Der intelligente Witz bei der Sache war, •  erst einmal eine Plastik zu schaffen aus absolut originalen Teilen eines NASCAR-Rennwagens,


1 FORM FOLLOWS FUNCTION Wie aus der NASCAR-Rennwagentechnik der aktuellen Startnummer 83 (Red Bull Racing: Brian Vickers) ein Musikinstrument für einen Auftritt in Indy wird.

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8 1  Hi End Die drei oberen Auspuffrohre gehören eher zur Optik, irgendwo muss es ja ein Ende geben, lassen sich aber auch musikalisch nützen: rauer Orgelklang, Schiffssirene, in dieser Richtung.

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2  Der Nacken des Bullen Zentrum der Skulptur wie auch des Klangkörpers. Wichtigster Resonanz­ körper, „hier läuft die Seele der Musik“, sagen die Künstler. Gebaut aus den ­Kotflügelblechen des Rennautos. Die vorn herausragenden Krümmer sind typische NASCAR-Teile, machen sich aber auch gut als Hörner des Bullen.

4  Power Tubes Ein ganzes Orchester von rechteckigen und runden Auspuffrohren, inklusive Hörner des Stiers, wird von einem in der Tiefe verborgenen Kompressor auf Dampf gehalten. Funktioniert eher wie Orgelpfeifen, hat aber insgesamt den Stellenwert von Posaunen.

3  Skulptur statt Motor Auf jeden Fall dramatischer als der ori­ ginale V8. Geformt aus Auspuffteilen des Rennautos. Energiespannung baut sich auf zwischen harten Kanten und dem höheren, kräftigen Bullenschädel. Die Motorskulptur hat eine stumme Rolle – trägt nichts bei zum Sound.

5  Cockpit-Käfig weitestgehend original. Auch resonanz­ mäßig wichtig, schwingt mit dem oberen Aufbau mit. Vom Fahrersitz kann man lenken und den E-Motor bedienen. Der originale Sitz mit seinen dramatischen Sicherheitsverkleidungen hätte keinen Platz gehabt.

Gernot Ursin ist der Frontmann des NOISIA-Duos. Im Konzert ­bedient er ein halbes Dutzend Instrumente.

Wolfgang Krsek kommandiert das Heck des BEAT CAR, er ist es, der den Spoiler zum Leben ­erweckt.

6  Pult, Front-Plattform Gernot steht hinter dem Stierkörper, den Gasfuß hat er an der Bodenplatte für die Basstrommel (Kick Drum). Weite­ re fünf Instrumente werden hier bedient: Auspuff-Batterie (siehe 4), Ölkühler (das Waschbrett einer Steelband), zentrale Blechtrommel, Stachelschwein (quasi Harfe) und die Strings (siehe 9). Von der Plattform aus wird gezupft, gestreichelt und geschlagen, mit Sticks, Beserl, ­Klöppel, Paukenschlegel, aber das ­Wichtigste sind Handballen und Finger.

8  Heimatlose Querlenker „Bei Stahl ist die Schallgeschwindigkeit mehr als zehnmal so hoch wie in der Luft“, sagen die Musiker, was immer uns das bedeuten mag, aber vielleicht liegt hier der Ansatz, warum ganz grundsätzlich aus Autoteilen, die in trotziger Steifheit keineswegs schwin­ gen sollen, überraschende Töne zu ­gewinnen sind. Hilfreich am Heck sind Dreieckslenker mit hellem Klang, Diffe­ rentialdeckel als Verstärker, dumpfe Schraubenfedern und Nirosta-Bögen mit ihrer schönen Klanghärte.

7  Hintere Plattform Die Hinterachs-Geometrie des Renn­ autos hatte hier einiges zu erleiden, dafür gibt’s Platz für die beiden 2,5-PSElektromotoren, die die Wellen zu den Radnaben antreiben. Tempo 20 ist vor­ gesehen für den Beschallungs-Trip im Oval. Am künstlerisch nachempfundenen Heckspoiler werden die beiden Manuale des Syn­thesizers bedient. Heck-Kom­ mandant Wolfgang Krsek und Frontmann Gernot Ursin stehen verkehrt zueinan­ der, kein Problem, „das Timing funktio­ niert nach 25 Jahren automatisch“.

9  String Wing Wesentlich für alle Elemente des Kunst­ werks – für die Musik, die Skulptur und die Phantasie (Übergang zwischen Schmerz und Freiheit?, Spieße oder ­Flügel für den Bullen?). Zwischen zwei Differentialgehäusen sind Edelstahl­ bänder gespannt. Typisch für den Drall des Ohrwurms einer Klangskulptur: Egal wo die Saiten berührt werden, der Ton entsteht erst im zentralen Klang­ körper und wird dort von einem einzigen Mikrofon abgenommen, das steht für ein ganzes Orchester.

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Action

Test und Qualifying: Ideallinie für neue Frequenzen Aus den klingenden wie auch den unmusikalischen Elementen eines Rennwagens einen Harmoniekörper zu schaffen ist durchaus mit der Abstimmung des bewegten Objekts zu vergleichen: #83 mit Brian Vickers.

•  dabei das Bullenhafte, das nun einmal die Seele eines

Red Bull-Race-Cars ist, künstlerisch auszudrücken, •  die Plastik gleichzeitig zu einer fahrbaren Bühne zu machen • und ihr die unglaublichsten Töne zu entlocken. Gegen allen technischen Hausverstand, denn ein Rennauto lebt nun einmal von knöcherner Steifigkeit. Hier etwas zum Schwingen zu bringen erfordert alle Phantasie des Künstlers, Handwerkers, Klangforschers, Musikers. Passenderweise sind alle Talente gebündelt in zwei sorglos gekleideten und ziemlich relaxten Typen. NOISIA besteht aus Gernot Ursin und Wolfgang Krsek, beide 43, in der Nähe von Wien daheim. Sie sind Einzelkämpfer, die ihren eigenen Trend geschaffen haben, verweigern sich der ­Musikindustrie, legen nicht einmal CDs auf, pfeifen auf die Ver­ marktung ihres Erfolgs. Ihre raren Live-Auftritte sind kostbare Happenings. Ihre kommerzielle Seite betrifft Filmmusik, von Doku bis Spielfilm, dafür sind sie sensationell gut aufge­stellt: wie man Stimmungen ausdrückt, ohne Kitsch. Aus den Skulpturen heraus entstehen teilweise ungeahnte Frequenzen zwischen den Tönen, bei denen verstopfte Gedan­ kengänge aufploppen, das kann wie Magie sein, Dope ohne Stoff, als ob eine extra Gehirnregion durchblutet würde. Es ist für die Ohren wie eine frische Farbe fürs Auge. Wo herkömm­ liche Musik am Ende ist, dort haben Noisia weiter experi­ mentiert, zwar in die Gegenrichtung des handelsüblichen 64

­ eschmacks, trotzdem nicht hirnlastig. Es ist hinreißende Musik, G mit überraschenden Nuancen und unerhörten Zwischen­tönen, bloß damit wir jetzt nicht in die falsche Ecke von elitärer Abge­ hobenheit geraten. * Vom schönen Rennwagen blieben erst einmal nur Cockpit-Käfig und vordere Radaufhängung, der Rest wurde liebevoll zersägt und neu, uhh, geordnet. Wie allerseltsamste Metallteile zum Klingen gebracht werden, ist eine der großen NOISIA-Weis­ heiten, eine extreme Schweißtechnik und hohe Spannung des Materials gehören dazu. Der gewaltige Stiernacken über dem Cockpit, gebaut aus den Kotflügelblechen, ist Mittelpunkt der Skulptur, auch wichtigster Resonanzkörper zusammen mit dem Käfig der Fahrerzelle. Je weiter Gernot und Wolfgang das Brian-Vickers-Auto nach ihrer Fasson zum Red Bull BEAT CAR umgestalteten, desto ­weniger Sehnsucht hatten sie nach jenen 800 PS, die da nach­ geliefert werden sollten. Was sie inzwischen als Platzhalter im Motorraum geschaffen hatten, gefiel ihnen immer mehr. Die vordere Plastik aus Auspuffrohren und Krümmern lässt alles ­offen: Kristall oder Explosion, Kraft oder Krise der Autoindustrie. Der echte V8 hätte da nur das Trumm Metall darstellen können, das er nun mal ist. Außerdem: So bestechend der Grundgedanke war, die Aus­ puffanlage eines voll erwachten NASCAR-Motors für die irrsten Posaunen- und Orgeltöne der Sound-Maschine zu nutzen, so


Unvergleichliche NASCAR-Atmosphäre: die Arena von Bristol, Tennessee.

AMERIKA ZUM LIEBHABEN

ERLEBNIS NASCAR hätte das ganze Kunstwerk doch auch mit den bad vibrations ­eines Drehmoment-Monsters fertig werden müssen. Die NOISIAJungs schwören inzwischen auf den PS-entkoppelten Sound ­ihres Autos. Die Mobilität kommt nun von einem E-Motor mit Akkus unter dem Cockpit. Für die Verstärker braucht es sowieso einen ­eigenen Truck, der in kurzer Funkdistanz hinter dem Beat ­Mobil herfährt. Die Premiere des BEAT CAR-Auftritts zur musikalischen und optischen Erfrischung der NASCAR-Szene ist für das Weekend des 26. Juli in Indianapolis geplant, sowohl in der Fan Area als auch auf dem ehrwürdigen Race Track von Indy. Nach allen technischen und künstlerischen Herausforderungen bleibt nun der Job, einem von Show und Klasse-Auftritten wahrlich ­verwöhnten Publikum ein Erlebnis der ungeahnten Art zu ­bieten. Ganz schön aufregend in einem Umfeld jahrzehntelang gewachsener und stolz weitergereichter Traditionen, vielleicht aber auch ein kleines Signal, mal etwas Überraschendes in die ­Dezibel-geeichten Gehörgänge zu lassen. Für den Fall der Fälle wäre das Zwei-Mann-Zehn-Instrumente-Orchester auch in der Lage, die amerikanische Hymne mit allem Respekt und in der wünschenswerten Klangfülle zu Gehör zu bringen. NASCAR „Allstate 400“ at the Brickyard: 26. Juli 2009, Indianapolis Motor Speedway, USA; www.teamredbull.com Das NOISIA-Video zum Hören, Staunen und Mittrommeln: redbulletin.com/noisia/de

Hey, wir reden vom höchsten PopFaktor im Weltklasse-Motorsport! Der ergibt sich bei NASCAR schon allein durch die unglaubliche Bindung von 75 Millionen ausgewiesenen „Basis-Fans“ an ihre Community, die jedenfalls mehr Familiencharakter verbreitet als irgendeine SportPlattform von vergleichbarer Größe. Abonnements für Tribünensitze in Darlington oder Daytona werden als Liebespfänder über die Generationen weitergereicht, und die eigene Feuer­ stelle vor dem M ­ otorhome an einem Schotterweg namens Talladega Boule­ vard ist ­ungefähr die coolste Adresse, die du an gewissen Abenden irgendwo in den USA haben kannst. Die Dichte der Beziehung macht’s aus: Die zahllosen Legenden aus der Tiefe der amerikanischen Motorsport-Folklore haben Stimmung für 36 Race Weekends pro Saison geschaffen, die Fans leben viel intensiver im Rhythmus ihres Sports als etwa die weltweit verstreute, vielschichtige F1-Gemeinde. Praktisch alle Ren-

nen sind ausverkauft, mit 120.000 bis zu 300.000 Fans pro Wochen­ ende, und wenn in Zeiten der Krise noch ein paar Restkarten übrig sind, macht „US Today“ eine Story draus. Diese Dichte des Gesamterlebnisses kulminiert am Race Track, wenn 43 Fahrzeuge mit sehr geringen Berührungsängsten aufeinandertreffen, bei subtiler Hi-Speed-Akrobatik und überraschender Boxenstrategie. Red Bull Racing ist in der obersten NASCAR-Liga („Sprint Cup“) mit Wagen #82 (Scott Speed) und #83 (Brian Vickers) dabei, die 5,9-l-V8Motoren kommen von Toyota und leisten rund 850 PS. Die Saison für die Bullenautos ist bisher durchwachsen, Brian Vickers in Schlag­ distanz zur Spitzengruppe, Scott Speed als Rookie, der immer öfter das Establishment irritiert. Ganz vorn sind derzeit die üblichen Verdächtigen, Tony Stewart, Jeff Gordon und Jimmie Johnson, der absolute Publikumsliebling Dale Earnhardt jr. hängt im Mittelfeld.

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Der grosse Wurf Die Dominikanische Republik ist eines der ärmsten Länder der Welt. Nur eines gibt es im Überfluss: Baseball-Talente, die von der US-Profiliga ­träumen. Ihr Training ist eine Hinterhofsportart namens Vitilla. Text: Drew B. Glazer, Bilder: Tara Darby


Action

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erschlammte Straßen zwischen armseligen Betonziegelbauten, überwuchert von einem Gewirr elektrischer Leitungen. Kaum jemand, der hier in Villa Franca wohnt, einem von Santo Domingos ärmsten Bar­ rios, kann sich elektrischen Strom leisten. Also behilft man sich, indem man die Hauptleitung anzapft, was der Haupt­ stadt der Dominikanischen Republik ­regelmäßig flächendeckende Strom­ ausfälle beschert. Es ist ein schwüler später Abend im Mai. Ein DJ hat genug Strom abgezweigt, um das Areal mit wummerndem Reggae zu beschallen. Ein paar hundert Leute sind am Tanzen, von kleinen überdreh­ ten Mädchen bis zu alten Männern mit faltigen Gesichtern im Schatten tief ­sitzender Baseballkappen. Der DJ ist hier, um die Stimmung für den Hauptevent anzuheizen: ein VitillaMatch. Eine sonst vielbefahrene Straßen­ kreuzung wurde für diese Nacht mit her­ beigeschleppten Steinen und alten Reifen zum Spielfeld umfunktioniert. Vitilla ist die durch und durch domini­ kanische Version von Street Baseball, ­seinen Namen hat der Sport vom Spiel­ gerät: Vitilla nennt man den Kunststoff­ verschluss jener Wasserspender, wie sie in ­aller Welt blubbernd in Großraum­ büros stehen. Gute Werfer, solche wie der Dampf­ plauderer in den engen Jeans, der gerade an der Reihe ist, können den kleinen Plas­ tik-Puck irrwitzig beschleunigen. Die ­Vitilla schwirrt dann wie eine winzige Tontaube durch die Luft, mit so heim­ tückischem Drall, dass sie direkt über dem Schlagmal urplötzlich absäuft. Oder sie biegt wie von unsichtbaren Fäden gezo­ gen unvermittelt nach links ab, direkt vor

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Eine Vitilla (kleines Bild links) und wie sie gemeinsam mit einem ausrangierten Besenstiel in den StraĂ&#x;en von Santo Domingo zum besten Trainingsgerät fĂźr angehende Baseball-Profis wird.


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dem Schlagmann, dessen Ausrüstung aus nicht mehr als einem Besenstiel und einer Rosenkranz-Halskette besteht. Der Schlagmann ist 27 Jahre alt, ­ heißt Carlos Sierra und verfügt über das Talent, seinen Besenstiel in dem Bruch­ teil genau jener Zehntelsekunde durch­ zuschwingen, in dem die Vitilla ihren Flug fast unmerklich verzögert. Er trifft die Vitilla voll, und noch ehe das kra­ chende Geräusch verflogen ist, hechtet er zur First Base, den Kopf gesenkt wie ein Bulle beim Angriff. „Carlos ist einer der Besten“, raunt der Mann im Trainingsanzug. Nelson Gerónimo ist ein Buscone – ein Einheimi­ scher, der nach Talenten Ausschau hält. Leute wie Gerónimo verbringen Tag und Nacht bei Vitilla-Matches auf Parkplätzen, in vermüllten Parks oder auf behelfs­ mäßig abgesperrten Kreuzungen auf der Suche nach lokalen Nachwuchsspielern, denen sie für eine Provision lukrative Major-League-Baseball-(MLB-)Verträge verschaffen können. Meist sind sie die ersten Ansprechpartner für professionelle Talent­scouts und Agenten. „Hast du ­gesehen, mit welcher Power er getroffen hat? Hast du gesehen, mit welchem Tempo er durchzieht?“

Linke Seite, links oben: Carlos Sierra mit dem Andenken an seine BaseballKarriere. Carlos Valdez (links unten) und Miguel Prieto (rechts unten) träumen ebenso wie das AcademyTalent (rechts oben) noch von ihrer Karriere in den USA. Rechtes Bild: Zwei Rookies einer dominikanischen Baseball-Academy.

Talentequelle der Millionenliga Wann und wie Vitilla entstanden ist und zu so etwas wie der wichtigsten Talente­ quelle der millionenschweren MLB wur­ de, weiß heute niemand mehr so genau. Auf der Straße erzählt man sich, es sei ­irgendwann in den 1970ern gewesen, als diese eigenartigen Plastikkäppchen über­ all aus den Müllbergen leuchteten. Eines der Kids, die sich keine Hundert-DollarLederhandschuhe und Schläger, ja nicht einmal Bälle leisten konnten, kam auf die Idee, diese Kapseln in die Luft zu werfen und mit einem Besenstiel darauf zu schla­ gen. „Bis dahin riss man den Kopf von der Puppe der Schwester ab, schnitt die Haa­ re ab, stopfte den hohlen Kopf mit einem Lappen aus, und fertig war der Base­ ball“, erzählt Gerónimo. Der 47-jährige Ex-Spieler lässt dabei das Spiel keine ­Sekunde aus den Augen. Baseball ist der absolut beliebteste Sport der Dominikaner. Anders als alle anderen Lateinamerikaner wüssten sie mit einem Fußball, der ihnen vor die Fußspitze rollt, nichts anzufangen. „Man steckt den Kindern hier keine Stofftiere ins Gitterbett, sondern Ball und Hand­ schuh“, sagt Gerónimo. Fast die Hälfte aller Player der unteren US-Spielklassen sind Dominikaner, rund neunzig spielen auf Elitelevel in der ­Major League, darunter einige der ganz

großen Nummern, deren Popularität nicht einmal die laufende Steroid-Affäre etwas anhaben kann): der bullige Red-Sox-­ Power-Hitter David Ortiz, der geschmei­ dige Dodgers-Stratege Manny Martinez und Werfer-Ass Pedro Martinez. Wie alle Vitilla-Kids hier in den Stra­ ßen von Santo Domingo rechnete auch Carlos fix damit, ein Star zu werden. ­Geblieben ist ihm ein verstaubter Pokal von 1997, der in seinem kleinen, sauberen Apartment steht, gerade mal eine Treppe oberhalb des Vitilla-Spielfelds gelegen. Hier wohnt er mit seiner Frau, zwei klei­ nen Töchtern sowie drei Nichten und Neffen, deren er sich angenommen hat. „Seit ich laufen kann, habe ich Vitilla und Baseball gespielt“, sagt er, „und mich wie alle danach gesehnt, als großer Held eines Tages im Fernsehen zu spielen.“ Carlos’ Traum endete vor zehn Jahren reichlich unglamourös. Damals war er ­einer der besten Werfer in Villa Franca. Doch seine Familie war so arm, dass er nicht nur die Schule, sondern auch die Baseball-Karriere hinschmeißen musste, um in einem Laden an der Ecke Empana­ das zu verkaufen. Mit seinem Sport verdiente Carlos erst viele Jahre später ein wenig Geld: Er und sein aus Nachbarn zusammengewürfeltes Team besiegten bei der Vitilla Red Bull, dem ersten landesweiten Vitilla-Turnier,

hunderte andere Spieler und fuhren mit 50.000 Pesos nach Hause, umgerechnet rund 1400 US-Dollar. „Jetzt rufen sie mir überall meinen Namen nach“, grinst er. „Vor ein paar Monaten war ich in einem Einkaufs­ zentrum, weit weg von daheim. Und ­hinter mir flüsterte jemand: Ist das nicht der V ­ itilla-Champion?“ Baseball als Karrierechance Mit den Gründen des dominikanischen Baseball-Wundes beschäftigte sich wahr­ scheinlich kaum jemand intensiver als Professor Allan M. Klein von der North­ eastern University in Boston, der gerade an seinem vierten Buch zum Thema arbeitet. „Die Dominikanische Republik ist ein Land, in dem es keinen Zusammenhang zwischen Ausbildung und Karrierechan­ cen gibt“, sagt er. „Das macht Baseball zu einer wirklich ernsthaften Alternative. Man geht hier aus dem simplen Grund nicht zur Schule, weil es keinen Sinn hat, zur Schule zu gehen, wenn du deine Chancen verbessern willst.“ In der Dominikanischen Republik hat sich ein ganzes Baseball-Ökosystem ent­ wickelt. Es besteht aus Trainern und ­Talentscouts, Agenten, Managern und Teamchefs, Glücksrittern und Blutsaugern. Jeder von ihnen jagt den Jackpot: an 71


Tag für Tag spielen die Kids in Santo Domingo ihre VitillaMatches: auf behelfsmäßig ­abgesperrten Straßenkreu­ zungen, auf Parkplätzen und in Hinterhöfen.

e­ inen erfolgreichen Nachwuchsstar an­ docken zu können, der in den USA große Karriere macht. Parallel dazu existiert eine importierte Infrastruktur: Jedes Major-League-Team hat in der Dominikanischen Republik ­inzwischen eine eigene Nachwuchs­ akademie. Vielversprechende Zukunfts­ hoffnungen werden aus Ghettos wie Villa Franca gepflückt, aufgepäppelt und zu Baseball-Stars hochgezüchtet. Baseball ist eine unwahrscheinliche, aber dennoch die effizienteste Gelegen­ heit, sich aus der Armut zu befreien. Und Vitilla ist die perfekte Schule für alle ­Fähigkeiten, die man im Baseball der Major League braucht. „Die Vitilla ist ab­ geflacht, darum ist sie schwerer zu tref­ fen“, erklärt mir Gerónimo. „Sie ist das ideale Trainingsutensil für die Koordina­ 72

tion von Hand und Auge. Wenn du eine Vitilla schlagen kannst, kannst du einen Baseball richtig gut schlagen.“ Dazu kommt: Vitilla spielen die Kids in Santo Domingo mit bloßen Händen. Gibt man ihnen professionelle BaseballHandschuhe, klebt der Ball daran wie mit Klettband verbunden. Und ersetzt man den brustschwachen Besenstiel in ihren Händen durch einen soliden Ahornholz­ schläger, werden unglaubliche Kräfte frei. „Un showcase“ Luis Scheker ist ein Baseball-Talentscout, der in Santo Domingo für die Seattle ­Mariners die Augen offen hält. Wir fah­ ren nach San Pedro de Macorís, etwa eine Stunde östlich von hier gelegen und mit dem Beinamen „Wiege der Shortstops“ versehen – ein Hinweis auf

die Flut der von hier stammenden Spie­ ler, die an der körperlich forderndsten ­Posi­tion stehen. „Die Major-League-Teams werden ­immer schärfer auf junge Talente“, sagt Scheker, einen Priem Kautabak in der Backe, eine Gewohnheit, die er seiner Zeit im Minor-League-Team der USA vor mehr als zehn Jahren verdankt. „Am liebsten sind uns Sechzehn-, Siebzehn­ jährige, die noch keinen eigenen Stil ent­ wickelt haben. Manchmal grasen wir bis zu sieben Baseball-Akademien an einem Tag ab, damit uns keiner der besten Nachwuchsspieler entgeht.“ Was heute am Programm steht, heißt auf Spanglish „un showcase“ und besteht aus einer Zusammenkunft Dutzender Profi-Scouts wie Scheker. Der Manager einer angesehenen Baseball-Academy hat


action

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Red Bull Clásico de Vitilla: September 2009, Santo Domingo, Dominikanische Republik Videos und Fotos: redbulletin.com/vitilla/de

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Exportschläger

Dominikanische Baseball-Profis, die die MLB aufmischen.

bilder: getty images (3)

sie eingeladen, um ihnen seine neuen Spieler zu präsentieren. Als wir in der baufälligen Arena an­ kommen, steht die Sonne hoch und heiß am Himmel. Unbeeindruckt davon zeigen die Spieler der Los Rookies Baseball ­Academy, in tadellose weiße Uniformen gekleidet, jene Kunstfertigkeit, der sie ihr junges Leben verschrieben haben: ­raketenschnelle Bälle mit dem Schläger aus der Luft holen; Bälle mit millimeter­ genauer Präzision ­einem Teamkollegen zuwerfen, der ein halbes Spielfeld weit entfernt steht; von Base zu Base sprinten. Der Eigentümer der Los Rookies ver­ teilt indessen eine Art Bestellkatalog, in dem die Jungtalente mit Größe, Gewicht, Geburtsort und hervorstechenden Eigen­ schaften tabellarisch gelistet sind. Die Scouts durchkämmen jede Statistik, sie wedeln mit Stoppuhren und Radarpisto­ len, sie messen jene Millisekunden, die über das restliche Leben eines Fünfzehn­ jährigen entscheiden könnten. „Ein Major-League-Spieler benötigt 2,1 Sekunden, um den Ball mit dem Handschuh aufzunehmen und zu wer­ fen“, erklärt Scheker. „Mich interessieren nur die, die es schneller können.“ Während die anderen Spieler wie wild geworden herumhampeln und alles tun, um vor den Scouts aufzufallen, sitzt ein gut eins neunzig großer Bursche von der Statur eines Bambushalms entspannt im Schatten auf einer Bank. Obwohl so viel für ihn auf dem Spiel steht, ist Deion Sanders Herreria die Ruhe selbst. „Ich fühle keinen Druck“, sagt er, „Gott passt schon auf mich auf.“ Nach dem leichtfüßigen Major-League- und American-Football-Star Deion Sanders benannt zu sein scheint einen mit gewis­ sem Grundvertrauen auszustatten. Deion spielt fünf Stunden Baseball pro Tag, an sieben Tagen in der Woche. Die meisten Nachmittage verbringt er mit einem Vitilla-Spiel. Außer Baseball und Vitilla zu spielen, tut er nichts. Dieser Junge ist einer von denen, die alles auf die Majors setzen: Die Schule ließ er schon vor Jahren sein. Die Möglichkeit, später eventuell doch keinen MajorLeague-Vertrag zu bekommen, zieht er nicht ernsthaft in Betracht. Der Los-Rookies-Direktor ruft Deions Namen. Der steht von der Bank auf und läuft auf den sanft ansteigenden Werfer­ hügel. Nur die erste Sta­tion, so hofft er, am Weg zum Gipfel der Welt.

1 Pedro Martinez: Sein Wurfarm verbreitet Angst und Schrecken: ­Pedro ist einer der wenigen, die in ihrer Karriere über 3000 Batter ins „Aus“ befördert haben. Als er seine Laufbahn in den Straßen von Manoguayabo startete, spielte man noch mit Puppen­köpfen statt mit Bällen. 2 David „Big Papi“ Ortiz: Der über 1,90 Meter große und 105 Kilo schwere Linkshänder ist einer der

härtesten Schläger der Major League – die Power holte er sich als Kind beim Vitilla in Santo Domingo. In seinen sechs Saisonen bei den Boston Red Sox schaffte er durchschnittlich 42 Homeruns. 3 José Reyes: José stammt aus dem Norden der Dominikanischen Republik, wo neben Tabak auch Baseball-Talente gut gedeihen – dank Vitilla. Er spielt nun für die New York Mets, wo er mit sei-

nem soliden Schwung für Aufsehen und mit seinen schnellen Beinen für Punkte sorgt. Manny Acta: Mit erst vierzig Jahren ist der Teammanager der Washington Nationals der jüngste Manager der laufenden MLB-Saison. Er entwickelte seine Liebe zum Baseball als Kind in seiner Heimat San Pedro de Macorís, gespielt ­wurde dort zwischen ­Zuckerrohrfeldern.

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Alles, was Sie vor dem Formel-1-Grand-Prix am N端rburgring wissen sollten: wer die Premiere 1927 gewonnen hat, zum Beispiel.


More Body &Mind Belebendes f端r K旦rper und Geist.

Bild: N端rburgring

76 Afrikanische Momente 80 Wildwasserpaddeln mit dem Profi 82 Grand Prix am N端rburgring 83 Baseball 84 Tag & Nacht 94 Red Bull Dog 96 Read Bull 98 Kolumne


Zeitgenössische afrikanische Kultur mitten in Europa. Und das ganz ohne Klischees.

Afrikanische Momente Jung, authentisch, afrikanisch – das hippe Afro Cafe startete vor zwei Jahren als Pilot­projekt in Salzburg. Jetzt soll die Erfolgsstory fortgesetzt werden.

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Schon einmal eine afrikanische Speise probiert? Sehr empfehlenswert, sagt Mr. Afro Dude (li.), das Aushängeschild des Afro Coffee.

bilder: Afro Coffee (5)

Feel good: Stoffe, Möbel und Kunstobjekte im Afro Cafe kommen direkt aus den afrikanischen Townships.

„Ein afrikanischer Moment ist einer der Augenblicke, in denen sich alles harmo­ nisch zusammenfügt, und das meist völlig zufällig. Einer dieser Momente, wo du aufschaust, einen Schritt zurück machst und dir denkst: Alles wird gut! Einer die­ ser Momente, in denen dir das Universum auf die Schulter tippt und sagt: ,Hey, das Leben ist toll. Genieß es.‘ “ Der das sagt, muss es wissen, denn es ist Mr. Afro Dude. Ein Mann aus Afrika, der – obwohl nur gecomixt – das neue, selbstbewusste Bild von Afrika repräsen­ tiert. Er ist das Symbol für einen neuen Umgang mit dem Schwarzen Kontinent und das Aushängeschild von Afro Coffee. Einer Marke, die mit einem völlig authen­ tischen Konzept die afrikanische Idee auf dem internationalen Markt etablieren will. Mit Afro Coffee soll endlich das Bild eines selbstbewussten, aufstrebenden Kontinents fernab von Touristenfolklore und veralteten, längst überholten Kli­ schees transportiert werden. „Wir wollen die Welt daran erinnern, dass Kaffee aus der äthiopischen Provinz Kaffa kommt“, erklärt Mr. Afro Dude auf der Homepage von Afro Coffee. „Bei ­unserer Marke soll jeder an exzellente, einzigartige Kaffees und außergewöhnli­ che Tees denken. Wie die Menschheit hat auch Afro Coffee seinen Ursprung in Afri­ ka. Es wäre schön, wenn die Welt einmal das wahre Potenzial und die Harmonie unseres Mutterkontinents wahrnehmen würde.“ Klingt wie eine Hymne auf die Seele Afrikas und ist es wohl auch. Denn im Allgemeinen wurden bislang Kaffee und Tee aus Afrika nur als Rohstoffe ­exportiert. Afro Coffee hat sie zum ersten Mal als eigenständige, hochwertige Mar­ kenprodukte etabliert. Die Betonung dabei liegt auf Qualität. Alle Afro-Coffee-Sorten werden nämlich aus handverlesenen afrikanischen ArabicaBohnen hergestellt, die unter Kaffee­ kennern für ihr volles Aroma berühmt sind. Und sie wachsen in kontrolliertem biologischem Anbau. Sprich: Die Kaffee­ pflanzen gedeihen nicht in Monokultur, sondern im Mischanbau mit Avocadound Orangenbäumen sowie Bananen­ palmen. Dasselbe gilt für die elf Sorten Afro Teas, die nahezu alle auf Honeybush und Rooibos basieren. Beide Sorten sind übrigens frei von Koffein, haben nur eine geringe Menge an Gerbstoffen und schla­ gen sich deshalb nicht auf den Magen. Ausprobieren kann man das alles seit zwei Jahren im Afro Cafe in Salzburg, dem Flagshipstore der Marke Afro Coffee, das mittels Franchise-System jetzt inter­ 77


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national erweitert wird. „Die ganze Welt braucht Afro Coffee“, ist Mr. Afro Dude überzeugt. Und weiter: „Dafür suchen wir Leute, die den Spirit von Afrika in ­jeder Faser haben. Dazu ein bisschen ­Liebe zu den Leuten, mit denen man ­seinen Kaffee teilen will – und los geht die Reise.“ Im Afro Cafe selbst kann man neben Kaffee und Tee auch afrikanische Speisen probieren, es ist aber nicht nur ein kuli­ narisches Erlebnis. Stoffe, Farben und Designs des Interieurs zelebrieren die zeitgenössische afrikanische Kultur, die zum Großteil direkt aus den Townships stammt. Integriert im Cafe ist dazu noch ein Shop, in dem man Afro Coffee und Afro Tea in Dosen für zu Hause kaufen kann sowie junge Afro-Designermode und Kunst. Denn auch das ist ein Teil des Afro-Konzepts: Junge afrikanische Designer, Künstler und Musiker werden ­gefördert, zusätzlich werden Arbeitsplätze in den Townships geschaffen. Die Idee stammt von Monique Fagan, der Gründe­ rin des Sozialprojekts KEAG (Kommetjie Environmental Awareness Group), die mit Township-Bewohnern den Müll von

den Stränden aufsammelte und zu Kunst­ objekten verarbeiteten ließ. Die daraus entstandenen Formen und Skulpturen prägen das urban-authentische Ambiente des Afro Cafes. Auch Stoffe, Tischdecken und Pölster der Ausstattung haben ihre einzigartige afrikanische Geschichte und erzählen vom Leben des Afro Dude und seiner Afro Lady. Gestaltet werden die farbenfrohen Muster von den jungen Künstlern der südafrikanischen Design-Agentur „The President“, die sich dafür unmittelbar von den afrikanischen Stämmen und zeitgenössischer afrikanischer Kunst ­inspirieren ließen. Einzelne Elemente dieser Stoffe finden sich außerdem noch auf T‑Shirts, Schmuck und Taschen ­wieder. „Ich halte mein Gesicht nur für ein Produkt hin, auf das ich stehe“, hat Mr. Afro Dude so seine Prinzipien. „Bei vielen anderen Kaffeehausketten ver­ blasst allmählich der Spirit. Afro Cafe aber hat den Soul, und den wird es ­immer behalten.“

Afrikanische Momente für alle Integriert im Afro Cafe ist ein Shop, in dem Afro Coffee, Afro Tea und Afro Accessoires verkauft werden. Den hochwertigen Afro Coffee aus Arabica-Bohnen und sämtliche Teesorten gibt es jetzt auch für Gastronomen in der praktischen 1-kg-Verpackung.

Afro Cafe: Bürgerspitalplatz 5, 5020 Salzburg, Tel.: +43 (0)662 844888 Alle Infos auf: www.afrocoffee.com

Sie wollen, wir haben! Was braucht man, um Franchise-Partner zu werden? Man muss ein professioneller Gastronom sein, der Rest ist easy.

Alles begann mit einer Idee, die erfolgreich verwirklicht wurde: Der Traum war, ein neues Bild von Afrika zu zeigen – jung und authentisch, fernab von Touristenfolklore und Klischees. Inspiriert von den Formen und Farben der Townships, getragen von der Idee, afrikanischen Kaffee und Tee nicht wie üblich nur als Rohstoffe zu exportieren, sondern als eigenständige, hochwertige Markenprodukte

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anzubieten. Vor allem aber wollen wir beweisen, dass sich eine afrikanische Idee am Markt etablieren kann. Durch höchste Qualitätsstandards in direkter Zusammenarbeit mit den afrikanischen Kaffee- und Teebauern. Und durch die für Afrika typische Lebenslust. Afro Cafe ist ein Gastro-Kon­ zept mit integriertem Afro Shop, in dem man die eigenen Erzeug­ nisse sowie Afro Accessoires kaufen kann. Dazu gibt es afrika­

nische Speisen zum Probieren und als Takeaway. Zeitgenössi­ sche afrikanische Kultur in ausge­ wählten Farben und Designs wird als junge Afro-Designermode so­ wie in Form von Skulpturen aus den Townships angeboten.

Unser Partner Gesucht werden Gastronomen mit ausreichender Erfahrung, die ­einen geeigneten Standort mitbringen. Der Rest kommt von uns.

bilder: Afro Coffee (5)

Der Traum


INSIDE THE WORLD OF RED BULL


Regatta on the Rocks Geschüttelt, ungerührt: Eiskalt ist der Weg zu den Untiefen des Gleichgewichts. Wildwasser­ paddlerin Jana Dukátová nimmt uns netterweise bei der Hand.

text: robert sperl; bilder: Ricardo Herrgott

Das Unschwierigste: die korrekte Benutzung des Paddels. Etwas schwieriger: einzusteigen, ohne zu kentern. Das Schwie­ rigste: das Gesamtsystem einfach so aus­ sehen zu lassen, wie es Jana Dukátová vorzeigt. Übrigens: Was man hier sieht, ist noch kein Wildwasser.

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Was alles dazugehört zum Wildwasserpaddeln: Boot (Anfänger kaufen günstig auf dem Gebrauchtmarkt), Paddel, Schwimmweste, Helm und Spritzdecke. Ist das Wasser nicht zu kalt, reichen Shirt und Radler­ hose. Neopren ist etwas für Thermaltypen.

Das Wichtigste: Unterm Helm kühlen Kopf bewahren, einfach bei 12, 13 Grad Wassertemperatur. Schwimmen immer in Rückenlage, wegen möglicher spitzer Felsen, die Beine zeigen stromabwärts, die Schwimmweste greift dir unter die ausgebreiteten Arme, strampeln Richtung Ufer. Und: Verdammt, wo ist mein Boot? Es gibt Bücher, aus denen du Wild­ wasserpaddeln im Wohnzimmer lernen kannst, inklusive Kentern. Im Maßstab 1:1 gibt es andere Probleme. Etwa hier in Bratislava, wo Jana Dukátová zu Hause ist, die Weltmeisterin von 2006. Etwa das Einsteigen – sehr kippelig. Oder un­ verkrampftes Sitzen: Aufrecht gehende ­Menschen sind daran gewöhnt, auch die Gliedmaßen unterhalb der Hüfte zum Halten der Balance zu nützen. Steckt der Unterleib in einem Polyäthylenröhrl, kre­ iert das Panik. Das Festhalten am Paddel ist anfangs ein unvollkommener Ersatz fürs verlorene Gleichgewicht, auch wenn Könner wie Jana mit dem Kevlarding akro­ batisch am Stand reversieren, durch tücki­ sche Strudel sausen oder über meterhohe Wehre hüpfen wie liebestolle Lachse. Balance suchen also, finden und sich daran gewöhnen, dass das Boot ein Eigen­ leben besitzt. Gleichmäßig paddeln, das Paddel sauber eintauchen, entspannt blei­ ben: Simples Gradausfahrenwollen ist ­anfangs ein würdeloser Slalom, dabei ist

von Wildwasser noch keine Rede hier im ruhigen Donauarm. Kaum Stromschnel­ len, du hampelst im flachen Entenwasser mit Wasserflöhen um die Wette. Jana, unsere Lehrmeisterin, erklärt ­geduldig das kleine Abc. Die Bewegung kommt aus der Hüfte, und hast du kei­ nen Bizeps, sei nicht traurig: Den besten Schub liefert der große Rückenmuskel! Die Harmonie wiederum steckt im geord­ neten Wechsel zwischen Spannung und Entspannung, zwischen Armzug und dem Druck der Füße und Beine gegen die ­innere Bootswand. Das lenkt das Boot. So wie angehende Tennisspieler als erste Lektion gleich den tödlichen Volley lernen wollen, lechzen Paddel-Novizen von der ersten Sekunde an nach der ­Eskimorolle. Kentern Könner, ist Letztere der Ausweg retour in die Waagrechte. Da ­Anfänger Hüftrotation, Paddelschub und Luftanhalten nicht koordinieren können, ersaufen sie bei der Eskimorolle kläglich wie Katzen. Hier heißt der Ausweg: raus aus dem Boot, irgendwie. (Und keine Angst: Das Gefährt ist unsinkbar.) Wildwasser wird übrigens nach Schwie­ rigkeitsgraden kategorisiert. Grad I ist Zahmwasser, ungefährlich wie im Hallen­ bad, II und III bringen Anfänger schon in Turbulenzen. Alles über IV ist Fischen vorbehalten. Und Könnern, die wilde Was­ ser lesen wie ein Buch. Jeder Stein in der

Tiefe, jede Formänderung des Flussbetts, jeder Wasserbau und jede Änderung des Gefälles bilden sich an der Oberfläche als Strudel ab. Das unscheinbarste Hindernis auf dem Wasser ist die Welle. Kommt sie von der Seite, ist sie gefährlicher, mahnt Jana, ­infolge der größeren Angriffsfläche des Boots. Mehrere Wellen bilden einen Schwall. Stromschnellen entstehen, wenn Wasser durch eine Engestelle beschleu­ nigt wird. Die Wellen nehmen dabei eine charak­ teristische V-Form an, das ruhige Wasser an den Flanken kriegt dann ein gläsernes Aussehen. Der Paddler hantelt sich idea­ lerweise diese Vs entlang. Trifft bewegtes auf ruhiges Wasser, entstehen Strudel und Walzen, in denen man kraftvoll paddeln muss, um frei zu kommen. Tückisch sind Tiefenwalzen: Sie entstehen etwa bei Wehren, wo das Wasser an der Oberfläche rückläufig ist, während es in der Tiefe weiter stromab­ wärts fließt. Gerät man hier hinein, wird man vom Wildbach quasi festgehalten. Womit sich bestätigt: Wildwasserpad­ deln erfordert ebenso viel Denkarbeit wie Schachspielen. Als Anfänger ist man zwar stets einen Zug hinten, aber manchmal bietet einem der Fluss ein Remis an. Mehr News über Jana, mehr Regatta-Fotos: redbulletin.com/jana/de

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30 Fakten: Nürburgring Die Formel 1 kehrt an den Nürburgring zurück. Ein paar dieser Fakten sollten Sie, andere könnten Sie immerhin wissen. Der Rest ist mundgerechte Munition für den Smalltalk am Streckenrand.

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Das erste Rennen fand 1927 statt. Es siegte Rudolf Caracciola auf Mercedes.

Nächstgelegener Flughafen ist Köln/Bonn, 77 km entfernt.

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Die namengebende Burg stammt aus dem 12. Jahrhundert. Hätte sie der Erbauer nach sich selbst benannt, sprächen wir heute vom Ulrichsring.

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Im Zweiten Weltkrieg wurde der Nürburgring zum Notlager und Lazarett umfunktioniert.

Das Ende war beschlossen, doch zu spät für Niki Lauda: Sein „Barbecue“, bei dem er ein Ohr einbüßte, ging sich noch aus. Nach dem Unfall wurde das Rennen neu gestartet. Sieger: James Hunt (unten).

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Die größte Zuschauerzahl ist für 1954 überliefert: 400.000 Menschen sahen Juan Manuel Fangio auf Mercedes gewinnen.

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1976 war das letzte Jahr, in dem auf der legendären Nordschleife gefahren wurde.

6 Die kurze Grand-Prix-Strecke, wie wir sie heute kennen, hatte 1985 ihre F1-Premiere. Erster Sieger: Michele Alboreto, Ferrari.

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Das beste Ergebnis von Red Bull Racing stammt aus dem Jahr 2007: Mark Webber stand als Dritter am Podest, David Coulthard schaffte 2005 Platz 4.

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Motorsport macht schlechte Luft, sagen Sie? Nürburg ist Luftkurort.

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Schumacher ist bislang der einzige deutsche Name in der Siegerliste. Michael holte allein fünf seiner insgesamt 91 Grand-Prix-Siege hier, Bruder Ralf gewann immerhin 2003. Jetzt hoffen wir auf Sebastian Vettel.

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Der ring°racer ist der schnellste Coaster der Welt, vmax: 217 km/h. Die g-Werte erreichen F1-Dimensionen.

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2008 fand kein GP am Nürburgring statt. In den Jahren zuvor firmierte das Rennen in der Eifel als „Großer Preis von Europa“, 1997 und ’98 gar als „GP von Luxemburg“.

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Die ersten Entwürfe einer Rennstrecke in der Eifel sind über hundert Jahre alt. Beauftragen ließ sie Kaiser Wilhelm II.

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Der Eintritt in den elitären Paddock-Club ist für Sonntag um 2995 Euro wohlfeil. Neben Eintritt und kulinarischer Vollverpflegung ist im Preis immerhin auch ein Paar Ohrstöpsel inkludiert.

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Letzter Sieger: Fernando Alonso auf McLaren Mercedes.

15 Das neue Lindner-Hotel direkt an der Rennstrecke ist Deutschlands einziges Hotel mit eigenem Hubschrauberlandeplatz.

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Nürburgring neu: ring°boulevard, ring°werk, BMW M Power Tribüne.

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Der Ausbau des Nürburgrings zu einer riesigen Erlebniswelt macht auch vor dem Gelände nicht halt: Wer will, kann hier sogar Panzer fahren lernen. Der Grand Prix ist traditioneller Saisonhöhepunkt am Nürburgring. Noch mehr Tickets könnte man nur fürs Rock am Ring verkaufen: Die 80.000 aufgelegten Karten sind meist schon Monate im Voraus ausverkauft.

Der neu gebaute ring°boulevard mit ring°werk, ring°arena und Co beleuchtet die Welt des Automobils auf unfassbaren 92.000 Quadratmetern. Grob gerechnet entspricht das 13 Fußballfeldern.

Die günstigste Möglichkeit, Vettel, Webber und Co das ganze Wochenende bei der Arbeit zu beobachten: ein Stehplatz im Infield um 95 Euro.

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Die Nordschleife ist in ihrer heutigen Form 20,8 km lang. Über die Zahl der Kurven ist man sich uneinig: Je nach Sichtweise liegen zwischen Start und Ziel 73 bis 104 Kurven.

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Die Nordschleife dient Autoherstellern als ultimativer Test. Entweder mieten sie die Strecke – oder sie bauen sie nach. (Das haben bisher aber nur zwei japanische Hersteller probiert.)

bilder: imago, nürburgring (2), picturedesk (2), red bull photofiles

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Ein großer Tag für Red Bull Racing und für Mark Webber: 3. Platz 2007.


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Der Nom de Guerre „Grüne Hölle“ geht auf Jackie Stewart zurück.

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Streckenteile wie Fuchsröhre, Adenauer Forst, Antoniusbuche oder Hocheichen lassen erahnen, wie es dort aussieht: stark bewaldet.

24 Im Wald steht auch der Neuling: Mindestens 100 Runden auf der Nordschleife brauche man, um sich dort einigermaßen zurechtzufinden, heißt es. Unumstrittene fahrerische Instanz übrigens Ex-Rallye-Weltmeister Walter Röhrl, der sämtliche Porsches vor Ort testet.

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Umsatz der F1 in der Region pro Jahr: 60 Millionen Euro.

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Die Nordschleife gehört zu den berüchtigsten Renn­ strecken der Welt. Kein Wunder: Der erste Pilot starb dort bereits 1928.

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Eine Runde auf der Nordschleife kostet 23 Euro pro Auto oder Motorrad. Unterschiedlich sind nur Speed und Einsatz der Besucher: Combat-Racer trifft auf Opas Renault Modus. Danach haben beide was zu erzählen.

Ganz einfach Baseball Sollten Sie nach unserer Vitilla-Story von Seite 66 Lust auf Baseball bekommen haben: So spielt man den US-Nationalsport. Baseball wird von zwei Mannschaften mit je neun Spielern auf einem viertelkreisförmigen Feld gespielt. Dieses besteht aus Outfield und Infield mit vier diamantförmig angeordneten Malen (Bases). Die Teams übernehmen abwechselnd die Rolle der angreifenden Schlagund der verteidigenden Feldmann­schaft. Ziel des Spiels: mehr Punkte erzielen als der Gegner. Gepunktet werden kann nur in der Offensive durch Läufe (Runs), wenn der Schläger (Batter) den vom gegnerischen Pitcher geworfenen Ball so in das Feld schlägt, dass er (der Schläger) gegen den Uhrzeigersinn von der ersten bis zur vierten Base laufen kann. Erreicht er die vierte Base (Homebase), erhält seine Mannschaft ­einen Punkt. Aufgabe der

­ efense ist es, den Ball zu dem Verteidiger D ­einer Base zu werfen, bevor der Läufer diese erreicht, oder ihn mit dem Ball im Fanghandschuh zu berühren, um ihn „aus“ zu machen. Der Pitcher seinerseits versucht die Bälle so zu werfen, dass der Batter den Ball verfehlt (Strike) oder ins Out schlägt (Foul). Nach drei dieser Fehlversuche des Batters oder einem durch einen verteidigenden Feldspieler direkt aus der Luft gefangenen Ball kommt der nächste Batter an die Reihe. Das Angriffsrecht wechselt, sobald dem Pitcher bei drei Battern ein Strikeout (= drei Strikes) gelingt. Das Spiel endet nach neun Spielabschnitten ­(Innings), wobei jedes Team pro Inning je einmal in der Offensive und Defensive ist.

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Outfield (grass)

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9 2nd base Infield (dirt)

6

4

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Die Notrufnummer in diesem Fall: 08000 302-112.

29 Schnellste je auf der

5

3 3rd base

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originalen Nordschleife gefahrene Runde: 6:58,6 min (Niki Lauda, Ferrari, 1975)

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Wo trifft Sebastian Vettel und die F1-Gang auf Til Schweiger, Mario Barth und Udo Lindenberg? Genau, beim exklusiven Red Bull Offtrack mit Barbecue, Race-Touareg und MXKTMs. Sorry: Invitation only! redbulletin.com/f1/de

Homebase Verteidigendes Team Angreifendes Team

10 2

1st base

(1) Pitcher (2) Catcher (3) 1st Baseman (4) 2nd Baseman (5) 3rd Baseman (6) Shortstop (7) Left Fielder (8) Center Fielder (9) Right Fielder (10) Batter

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hot SPOTS

Summer X Games 15 30. 7. – 2. 8. 2009 Ein Red Bull-Staraufgebot mit Travis Pastrana, Shaun White, Robbie Maddison oder Ryan Sheckler kämpft um X-Games-Edelmetall. Los Angeles, USA

Die besten Events des Monats rund um die Welt.

Red Bull Salzburg – FC Bayern München 10. 7. 2009

Red Bull Cliff Diving Series 11. 7. 2009

Der deutsche Rekordmeister Bayern München ist zu Gast in der Red Bull Arena. Trainer Huub Stevens trifft auf seinen hollän­ dischen Landsmann Louis van Gaal und Marc Janko auf seinen Konterpart Mario Gomez. Red Bull Arena, Wals-Siezenheim, Österreich

Die weltbesten Cliff Diver sprin­ gen in atemberaubenden Salti und Schrauben von der Festung Lovrijenac in der kroatischen Hafenstadt Dubrovnik. Es geht um den dritten Sieg der dies­ jährigen Serie. Dubrovnik, Kroatien

26 Trix 10./11. 7. 2009 Bei seiner vierten Auflage lockt der international renommierte Wettbewerb die Dirtjump-Elite wie Benny Korthaus, Mislav Mironovic oder Andreu Laconde­ guy wieder nach Leogang. Bikepark Leogang, Österreich

British Kite Surfing Association Events – Norfolk 10. – 12. 7. 2009 Die britische Kitesurf-Tour legt ihren zweiten von insgesamt sie­ ben Stopps in der ostenglischen Grafschaft Norfolk ein. Hunstanton Norfolk, Großbritannien

Bilder: Getty Images, Red Bull Photofiles (3)

ITU World Championship Series 11./12. 7. 2009 Seit heuer zählt auch Kitzbühel zum auserwählten Kreis der Veranstalter der TriathlonChampionship-Series. Kitzbühel, Österreich

ADAC MX Masters 11./12. 7. 2009 Bereits zum vierten Mal findet in Mehrnbach der größte Moto­ cross-Event Österreichs statt. Auf die Fahrer wartet eine an­ spruchsvolle Strecke mit Wellen­ sektion, zwei Bergaufsprüngen und fünf Bergabsprüngen. Ried im Innkreis, Österreich

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Ennstal-Classic 15. – 18. 7. 2009 Cruisen statt rasen: Motorsport­ legenden wie Sir Stirling Moss treten mit ihren Oldtimern zu einem Gleichmäßigkeits­bewerb über Bergstraßen an. Gröbming, Österreich

Rhys Millen’s Pikes Peak record 18. – 20. 7. 2009 Das Bergrennen Pikes Peak International Hill Climb ist das zweitälteste Autorennen der USGeschichte. Rhys Millen wird mit dem ehemaligen Rennwagen sei­ nes Vaters versuchen, den Stre­ ckenrekord für die 20 km auf unter 10 Minuten zu drücken. Pikes Peak Hill, Colorado Springs, USA

US Open of Surfing 18. – 26. 7. 2009 Rund 500.000 Gäste werden bei diesem Strandspektakel, das ganz im Zeichen von Weltklasse-Surfern, Skate- und Bike-Competitions steht, für Partystimmung sorgen. Huntington Beach, USA

Motorrad-GP von Deutschland 19. 7. 2009 Seit dem Jahr 2002 wird der Deutschland-GP auf dem Sach­ senring ausgetragen. Im Vorjahr dominierte hier Casey Stoner. Chemnitz, Deutschland

Ride with Roczen Das Motocross-Ausnahmetalent Ken Roczen lädt 15 Jungbiker zum privaten Training von 25. bis 27. September bei ihm daheim in Mattstedt ein. Bewerbung: 15. 7. – 31. 8. 2009 auf www.redbull.de/kenroczen


more body & mind Red Bull Pro Nationals – Canada Heights 19. 7. 2009 Junge, aufstrebende Motocros­ ser wie Alex Snow messen ihr Können auf einer der ältesten Rennstrecken Großbritanniens. Kent, Großbritannien

Cricket England – Australien, 2. „Ashes“-Testspiel 16. – 20. 7. 2009 Seit 1882 kämpfen das australische und das britische Cricket-Nationalteam um den traditionsreichen Pokal. Lord’s Cricket Ground, London, Großbritannien

Red Bull X-Alps 19. 7. – 10. 8. 2009 Die Uhr läuft, jede Minute zählt, Zeit zum Schlafen – fast keine. Welcher Athlet bewältigt die 818 Kilometer von Salzburg bis nach Monaco zu Fuß und per Gleitschirm am schnellsten? Start: Salzburg, Österreich Ziel: Monaco

Red Bull Rookies Cup 25. 7. 2009 Bei der vorletzten Station der heurigen Motorrad-NachwuchsSerie dürfen die Teenager auf ihren 125er-Maschinen über die traditionsreiche britische Renn­ strecke brettern. Donington Park, Großbritannien

UCI Mountainbike Weltcup 25./26. 7. 2009 Nach sieben Stationen auf euro­ päischem Boden übersiedelt der Mountainbike-Weltcup nach Kanada. In der Nähe von Québec finden die Bewerbe Cross Coun­ try, Downhill und 4Cross statt. Mont-Sainte-Anne, Kanada

Red Bull City Beach Jam 26. 7. 2009 Clemens Doppler und sein neuer Partner Matthias Mellitzer for­ dern die russische Weltklasse­ paarung Dmitri Barsouk/Igor Kolodinsky auf Wiens bestem Chill-out-Platz heraus. Hermanns Strandbar, Wien, Österreich

Formel-1-Grand-Prix von Ungarn 26. 7. 2009 Im Vorjahr gewann hier der Finne Heikki Kovalainen seinen ersten Grand Prix. Und der Deutsche Timo Glock durfte nach Platz 2 erstmals in seiner Formel-1-Kar­ riere Champagner verspritzen. Hungaroring, Budapest, Ungarn

Chris Pfeiffer im Kosovo 26. 7. 2009 Red Bull-Athlet Chris Pfeiffer ist mit seiner atemberaubenden Motorrad-Stunt-Show zu Gast in der Hauptstadt des Kosovo. Priština, Kosovo

NASCAR Sprint Cup 26. 7. 2009 Das Allstate 400 schüttet nach dem Daytona 500 das zweit­ höchste Preisgeld der NASCARSerie aus. Indianapolis, USA

FIVB World tour 28. 7. – 2. 8. 2009 Das Beachvolleyball-Highlight des Jahres vor einzigartiger Kulisse. Im Vorjahr siegten bei den Damen die Brasilianerinnen Ana Paula/Shelda und bei den Herren die Russen Barsouk/ Kolodinsky. Klagenfurt, Österreich

C.O.S. Cup Series – Dresden 31. 7. – 2. 8. 2009 Die deutschen SkateboardProfis und -Amateure krönen auf vier Stationen ihre Meister. Dresden, Deutschland

Red Bull Lord of the Street 31. 7. 2009 Fortsetzung des tollen Erfolgs von 2008. Am Programm steht wieder ein Mix aus Sport und Kultur, u. a. Skateboarden, Inline­ skaten, Breakdance und Graffiti. Teheran, Iran

WRC Neste Oil Rally Finland 31. 7. – 2. 8. 2009 Im Vorjahr durchbrach Sébas­ tien Loeb auf den finnischen Schotterstraßen die vierjährige Siegesserie des Lokalmatadors Marcus Grönholm. Jyväskylä, Finnland

Red Bull Street Style 1. 8. 2009 In der FIFA-Weltrangliste liegt Indien aktuell auf Platz 147. Bei den nationalen Qualifikationen der Freestyle-Soccer-Ballartisten werden aber mit Sicherheit ­verborgene Talente entdeckt. Neu-Delhi, Indien

FIS Summer Grand Prix 2. 8. 2009 Die Zeit des Konditionsschindens und Krafttankens ist vorbei. Der Skisprung-Weltcup geht wieder los. Allerdings der des Sommers. Im Vorjahr holte sich Gregor Schlierenzauer den Gesamtsieg. Courchevel, Frankreich

Red Bull SK8 Mission 3. – 6. 8. 2009 Ausgerüstet mit einem Auto, einem Fotoapparat und einer Videokamera, haben vier Skate­ board-Teams in verschiedenen israelischen Städten rund 100 Aufträge zu erfüllen. Tel Aviv, Israel Mehr Hot Spots auf: www.redbulletin.com

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die macht der nacht Mehr als einmal um die Welt für alle, die nie müde werden.

The Garden Festival 3. – 12. 7. 2009 In Petrcane lösen an den ersten beiden Juli-Wochenenden 3000 Musikliebhaber die Badetouristen ab. Am beschaulichen Strand gibt’s soulige Konzerte und funkige DJ-Sets von Acts wie Henrik Schwarz, Greg Wilson, Mr. Scruff oder The Haggis Horns. Petrcane, Kroatien

43rd Montreux Jazz Festival 2009 3. – 18. 7. 2009 Seit 1967 holt das Montreux Jazz Festival die spannendsten Künstler der Gegenwart an den Genfer See, nimmt es dabei aber mit dem Genre-Prädikat im Namen nicht so genau. So konzertieren heuer Stars wie Grace Jones neben Jazz-Legenden wie Bill Frisell und den New-RaveMaskottchen Klaxons. Montreux, Schweiz

bilder: dieter wuschanski, getty images, luisa ferreira, lukas gansterer

Killa Kela 8. 7. 2009 Es ist Wortakrobatik par excellence, die der junge Brite bietet. „Beatboxing“ nennt man sein Gewerbe, er selbst nennt es „Multivocalism“. So oder so, Killa Kela sondert pro Minute wohl mehr Beats ab als so mancher Drum­ mer in seinem ganzen Leben. Cargo, London, Großbritannien

Exit Festival 9. – 12. 7. 2009 Im Jahr 2000 von serbischen Studenten gegründet, wurde das Spektakel mit Awards geadelt. Kein Wunder angesichts des Line-ups zwischen Rock mit dicken Hoden (Arctic Monkeys, Korn, Madness) und Elektronik mit hohem Rave-Faktor (Moby, Kraftwerk, The Prodigy). Novi Sad, Serbien

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CLUB des Monats Gute Musik, coole Drinks und Postkartenblicke auf Lissabon bei Nacht: Das Lux ist Portugals spektakulärster Hotspot (S. 90). Lissabon, Portugal

Træna Festivalen 9. – 11. 7. 2009 Ein Festival am Ende der Welt, auf einer norwegischen Inselgruppe am Polarkreis mit etwa 450 Einwohnern. Die Zelte stehen an der schroffen Küste, die Mitternachtssonne wirft ihr Licht auf die Bühne, auf der Acts wie The Whitest Boy Alive, Jens Lekman oder Late Of The Pier die Gitarren schrubben. Træna, Norwegen

Red Bull Music Academy Week 8. – 12. 7. 2009 Die Red Bull Music Academy auf Berlin-Besuch: Beim fünf­ tägigen Festival gibt‘s jede Menge Live-Acts, DJ-Sets und Musik-Workshops. So gewähren Artists wie das Düsseldorfer Frickel-Duo Mouse On Mars, der Public-Enemy-Produzent Hank Shocklee oder Appleblim im WMF Einblick in ihr Schaffen, bevor sie nachts die Maria rocken. Bei der Opening-Party im Watergate gibt‘s u. a. Gigs von Theo Parrish, Dixon und Efdemin. Berlin, Deutschland

Sinden 10. 7. 2009 Im Duo mit The Count war Sinden im vergangenen Jahr wohl die heißeste Nummer auf den europäischen Dancefloors. Dass ­Sinden auch allein ordentlich ­abgeht, beweist er in Warschau. SorryGhettoblaster, Warschau, Polen

Señor Coconut Der Latin-Elektroniker aus Deutschland ist seit zwölf Jahren Wahlbürger der chilenischen Hauptstadt. Uns hat er seine Lieblingsplätze verraten (S. 91). Santiago de Chile


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Grandmaster Flash 10. 7. 2009

Philipp Schuster Der Skateboard-Champ schnappte sich sein Gerät und rollte mit uns durch die Nacht. Wo er zwischen Karls- und Stephansplatz Station machte, sehen Sie auf Seite 92. Wien, Österreich

Im Rahmen des Poolbar-Festivals in Feldkirch lädt die Red Bull Music Academy ins Schwimmbad: Grandmaster Flash, der Mann, der HipHop mit seinem Klassiker „The Message“ quasi begründet hat, steht an den Plattenspielern. Und sorgt mit einem Party-Set dafür, dass die Besucher den Pool selbst auffüllen. Mit Schweiß, versteht sich. Feldkirch, Österreich

DiscoNautica Festival 10./11. 7. 2009 Neun Floors, über 70 DJs, 10.000 Tänzer. Und das alles am AdriaStrand von Koper. Neben HouseHaudegen wie Lützenkirchen oder Axwell zollen Tom Wieland und Fusa der New Yorker DiscoLegende Larry Levan im Sonnenuntergang Tribut. Koper, Slowenien

Splash! Festival 10. 7. 2009 Die Nummer 1 der deutschen HipHop-Festivals. Die Halbinsel Pouch, nach eigenen Angaben das „weltweit größte Landschaftskunstprojekt“, bietet mit Heckenlabyrinthen und schwimmenden Steinen die richtige Location für Chiller und Kopfnicker. Neben eines GuerillaGigs auf dem Dach des Red Bull Tourbus rotzen beim Splash! heuer auch Rapper wie Method Man & Redman, Roots Manuva oder Q-Tip Peaches, Boys Noize und MSTRKRFT ins Mikro. Halbinsel Pouch, Deutschland

Loop Festival 10. – 12. 7. 2009 Beim Loop Festival steht innovatives Schaffen nicht nur in puncto Musik im Rampenlicht. VJKunst, Filme, Installationen und Animations-Experimente lassen die Victoria Gardens im hellen Licht erstrahlen. Beschallt wird die Stadt derweil vom Who’s who aktueller Pop-Avantgarde zwischen Elektronik, Disco-Punk und Post-Disco: Squarepusher, Fever Ray, The Field, Joakim oder The Juan MacLean. Brighton, Großbritannien

Filmfestival Die Filmfestspiele an der Côte d’Azur sind ein Leckerbissen für Cineasten, Schnappschussjäger, Paparazzi und für Partyhopper. Wir waren live dabei (S. 88) Cannes, Frankreich

Oxegen 10. – 12. 7. 2009 Was Engländern ihr Glaston­bury, ist den Iren ihr Oxygen. Sprich: Riesen-Stages, Menschen­massen und ein Ozean voll Musik: 2ManyDJs, Bloc Party, The Killers,

Nick Cave & The Bad Seeds, M83 – um nur eine Handvoll zu nennen. Auch die Red Bull Music Academy wird mit einer Bühne vertreten sein, wo neben Absolventen Szene-Helden wie Ladyhawke, Crystal Castles oder David Holmes zum Mikrofon greifen. Punchestown, Dublin, Irland

Daedalus 11. 7. 2009 Daedalus ist, wie sein griechischer Namensgeber, ein Erfinder. Ein Architekt, der Genres und Musikstile zusammendenkt wie kein anderer. Da darf auch gern mal Break-Core auf eine SixtiesSchnulze prallen oder ein DubTrack auf ein Metal-Riff. Grenzen kennt der Kalifornier jedenfalls keine. Und das ist gut so! Copenhagen Jazz Festival, Kopenhagen, Dänemark

Bonobo 12. 7. 2009 Mit dem legendären Ninja-TuneLabel im Rücken lässt der britische Elektroniker in seinem Laptop Gitarren, Drums und sogar Sitars brutzeln, die er dann in einer wohlschmeckenden Schale mit der Aufschrift „Downbeat“ serviert. Wohl bekomm’s! Logan Square Auditorium, Chicago, USA

Fest Van Cleef 12. 7. 2009 Kleines, sympathisches IndieFestival und Familientreffen des deutschen Labels Grand Hotel van Cleef, das durch drei Städte tourt. Erst Northeim (10. 7.), dann Freiburg (11. 7.) und schlussend­ lich Essen. Danny Simons (Kett­ car-Manager): „Das Tolle beim Fest van Cleef ist die entspannte Atmosphäre, der niedrige Eintrittspreis und die geschmackvoll ausgesuchten Bands.“ Die da heuer wären: Element of Crime, Kilians, Tomte oder Why?. Delta Musik Park, Essen, BRD

Santigold 13. 7. 2009 Früher hat die Dame als Santo­ gold für Furore in Hipster-IndieKreisen gesorgt. Wegen der Klage eines unbedeutenden Filmhändlers musste sie sich umtaufen. Egal, denn ihre Electro-Rock-Hits wie „L.E.S. Artistes“, die sie schon ins Vorprogramm von Björk oder Coldplay bugsiert ­haben, funkeln wie eh und je. Roxy, Biarritz, Frankreich

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Backstage

Yes you can Cannes

filmfestival cannes

Natürlich geht es bei den Filmfestspielen von Cannes um gute Filme. Aber auch um gute Partys. Denn einmal im Jahr wird kräftig gefeiert, wenn auch nur sich selbst.

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Gute Stimmung über den Dächern von Cannes und vor der prächtigen Kulisse des Mittelmeers: Das DJ-Team Outliners (li.) heizte den Beautiful People musikalisch ein.

Stimmung, bevor es die Tanzfläche enterte. „Man ist so alt, wie man sich fühlt“ – ein Motto, das unter anderen von Topshop-Boss Sir Philip Green, Julian Lennon und Hollywoodstar Robin Wright Penn beherzigt wurde. Ein echtes Gelage, das für die Wichtigen und die weniger Wichtigen tanzend, barfüßig und ohne Krawatten am Strand um fünf (oder um sechs?) Uhr morgens bei Sonnen­aufgang ein ungnädiges Ende fand. Der Kater war dann weniger festlich, konnte aber am frühen Abend beim von Red Bull gesponserten Intandem-Films-Event im Martinez Hotel gelindert werden. Dort hat auch Schauspieler Danny Dyer seinen Spaß. „In Cannes ist es so“, gluckst er in sein WodkaRed Bull, „dass du entweder zu klapprig oder

zu klotzig bist. Nächstes Mal möchte ich mein Gesicht auf den riesigen Billboards der Croisette sehen. Dann hätte ich es wirklich geschafft und würde sogar meine Mutter anrufen.“ Surreale Szenen gibt es hier auf Schritt und Tritt. Weihnachtslieder zum Beispiel, die über die Croisette schallen, gepaart mit künstlichem Schnee, der von zwei mächtigen Christbäumen auf eine alte Pferdekutsche rieselt. Billiger, dafür umso effektiver ist der Stunt der Filmcrew des belgischen Streifen „The Misfortunates“. Bei 30 Grad im Schatten radeln die Unglücklichen splitternackt auf Mountainbikes über die Croisette – sehr zur Freude von Schnappschussjägern.

Bilder: Getty Images, Wire Image (3)

„Cannes – das sind für mich die Olympischen Spiele der Filmwelt!“ Ein starkes Statement von Regisseur Quentin Tarantino, der, im Schatten eines Baumes stehend, das rege Partytreiben beobachtet. Und wir geben ihm recht. Das Filmfest an der Côte d’Azur gilt als größtes und prestigeträchtigstes Kinofestivals des Jahres, das Treiben rundherum wirkt weltmännisch, stylish und sophisticated zur gleichen Zeit und irgendwie doch aufdringlich. Sogar mitten am Nachmittag ist man von manchen Auftritten peinlich berührt. Spärlich bekleidete Starlets brüsten sich mit allem, was sie haben; Bentleys, Lamborghinis und Ferraris brummen um die Wette und buhlen um Aufmerksamkeit; Premierengäste in voller Abendmontur kämpfen sich durch gaffende Menschenmengen samt abschussbereiten Paparazzi bis zum roten Teppich durch. Doch dann kommt endlich die Nacht und mit ihr Party, Party, Party! Unseren ersten Stopp legen wir am Majestic Beach an der Croisette ein, wo man „Taking Woodstock“, das neueste Werk von Ang Lee, abfeiert. Kein schlechter Platz, der den gesamten Spirit von Cannes vereint. Partygäste aller Altersklassen, vom blanken Teenager bis zum etablierten Geschäftsmann, tanzen durch die Nacht. Vor der beeindruckenden Kulisse des Mittelmeers und abgefüllt mit jeder Menge Freigetränken. Während der eine Teil einfach nur abfeiert, feiern andere in Anzug und Abendrobe den Film, an dem sie so lange gearbeitet haben. Wir schnappen uns Filmstar, Komödiant und Cannes-Debütant Demetri Martin, der sichtlich überwältigt herumsteht. „Das ist einfach großartig“, stottert er, „es bläst einem fast das Hirn weg!“ – „Nimm es als Riesenchance“, rät sein bärtiger Co-Star Emile Hirsch. „Das ist Cannes!“ Als Nächstes landeten wir beim Soho House & Grey Goose-Bash im Château de la Napoule, einem Schloss aus dem 14. Jahrhundert. Die britischen Hoedowns in Cannes sind berühmt dafür, dass sie mehr auf Substanz als auf Hype bauen – und so war es auch diesmal. Gut gekühlter Champagner und gegrillter Lobster brachten das Partyvolk in


Red Bull X-Fighters madrid 16./17. 7. 2009 Die Toreros machen in Spaniens größter Stierkampfarena beim ein­ zigen zweitägigen Event der heurigen FMX-World Tour Platz für die spektakulären Sprünge der furchtlosen Bike-Atlethen. Plaza de Toros de las Ventas, Madrid, Spanien

21ème Festival de Dour 16. – 19. 7. 2009 In seiner bereits 21. Auflage wird das Dour wohl den letztjährigen Besucherrekord von 144.000 sprengen. Im Vergleich zur ersten Edition, bei der lediglich fünf Bands die Bühne rockten, hat sich auch das Line-up ins schier Unendliche potenziert: Trail of Dead, Aphex Twin und Pet Shop Boys bilden nur die Spitze des Eisbergs an köstlichen Live-Acts. Dour, Belgien

Benicàssim international Festival 16. – 19. 7. 2009 Sonne, Meer, Paella und ziemlich jede Band, die derzeit im Hipness-Olymp sitzt – von den Electro-Durchstartern Yuksek bis zu den US-MariachiRockern Calexico. Dazu noch ein paar Evergreens wie Oasis, Gang Of Four oder The Psychedelic Furs. Und wenn dann Red Bull noch seine Silent Disco Party mit Kopfhörer-Entertainment startet: Was könnte des Festival­ besuchers Herz mehr begehren? Benicàssim, Spanien

Red Bull BC One Club Tour India 16. 7. – 1. 8. 2009

Bilder: Wire Image (2)

Stars zum Anfassen? Hmm … Angelina Jolie und Brad Pitt (re.) wurden von ca. acht Bodyguards abgeschirmt, während Quentin Tarantino (li.) auf der Tanzfläche einen auf „Pulp Fiction“ machte.

Nach dieser Performance braucht man einen starken Drink, also auf zum nächsten Red Bull-Happening auf dem Dach des Hotels Albion. Die Location wird vom französischen DJ- und Musiker-Kollektiv Outlines mit einer eklektischen Kollektion an Filmmusik bespielt. „Wir haben das Sampeln an sich hinter uns gelassen“, erzählt Jerome Hadey später über das neue Outlines-Album, „haben alles selbst komponiert. Mit Einflüssen aus Soul, Folk und HipHop und mit Streichern, Bass Drums, Keyboards und Gitarren kreierten wir ein ganz eigenes Genre, das von George Clinton von Parliament ,futuristic Motown‘ getauft wurde.“ Die Jungs legen zwei Tage später auch in der Bâoli Beach Bar bei der Party von Quentin

Tarantino für sein neues Werk „Inglourious Basterds“ (spielt im Zweiten Weltkrieg) auf. Ist einmal das Gedränge draußen überstanden, wird man drinnen von Personal in Weltkriegs-Outfits bedient. Auch sonst ist die Stimmung scharf. In einer Ecke tanzt Mister Quarantino zur Musik von „Pulp Fiction“, in einer anderen lümmeln Angelina Jolie und Brad Pitt, sorgsam abgeschirmt von mindestens acht Bodyguards. Macht nichts, denn derweilen spielt sich das Outlines-DJ-Team so richtig frei, ­danach gibt Rap-Bruder RZA sein Bestes, und überhaupt haben alle eine phantastische Zeit und jede Menge Spaß … zumindest bis zum Kater am nächsten Morgen. Die besten Storys, Stars und Party-Pics auf redbulletin.com/party/de

Die besten B-Boys der Welt reisen nach Indien, um den Nachwuchs in Sachen Headspins und Top-Rocks zu trainieren. Abends gibt’s dann waghalsige Shows von den Meistern selbst. Mumbai, Delhi, Bangalore

Nuke Festival 17./18. 7. 2009 Chillout wird großgeschrieben beim Nuke. Das Programm zielt in erster Linie weniger auf die HeadbangerLederjacken-Fraktion ab, sondern auf entspannte Groove-Gitarristen (Calexico, Keziah Jones), Elektroniker (Moby, Basement Jaxx) und SoulKids (Joss Stone, Patrice). Wiesen, Österreich

Melt! Festival 17. – 19. 7. 2009 Nicht genug, dass Jochen Distel­ meyer hier eines der ersten Festivalkonzerte ohne seine Ex-Band Blumfeld spielt, haben die Veranstalter des

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Popkultur-Magazins „INTRO“ keine Kosten und Mühen gescheut, das alte Braunkohlegebiet Ferropolis musikalisch zum Erblühen zu bringen. So holen sie heuer u. a. auch die BritpopLegenden Oasis ins Boot. Ferropolis, Deutschland

Lux Lissabon

Move D 18. 7. 2009 Seit Anfang des Jahrtausends einer der distinguiertesten Laptop-Frickler Deutschlands, rasiert Move D seine Rhythmen mit feiner Klinge. Meist housy, oft experimentell, ist sein Stil zur unverwechselbaren Trademark geworden, die sowohl vom britischen Traditionslabel Warp wie auch von der Berliner Workshop-Plattenschmiede hoch geschätzt wird. Babel, Malmö, Schweden

Radio Slave 20. 7. 2009

Saturn Never Sleeps: A Tribute To Sun Ra 22. 7. 2009 Wenn Jazz seinen Alf hat, dann heißt dieser Sun Ra! Der mythisch verehrte Free-Jazzer proklamierte mit seinem Arkestra „Space Is The Place“ und gilt als wichtigster Vertreter des AfroFuturismus. Grund genug für Künstler wie King Britt, dem verstorbenen Maestro Tribut zu zollen. Philadelphia, USA

Fête Blanche 24. 7. 2009 Wer bei der großen WörtherseeSause nicht in dieser unschuldigsten aller Farben auftaucht, hat schon verloren. Oder kommt erst gar nicht rein. Obacht: Heiße House-Tunes führen leicht zu Schweißflecken. Unser Tipp: ein zweites Top einpacken! Velden, Wörthersee, Österreich

Junior Boys 24. 7. 2009 Sie transportieren die achtziger Jahre in die Gegenwart. Mit Songwriting, das an die Größten dieser Dekade erinnert. Mit ihrem brandneuen Album „Begone Dull Care“ ist das kanadische Duo gerade auf Tournee. Webster Hall, New York, USA

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World’s Top Club

Es werde Licht! Im September feiert das „Lux“ in Lissabon zehnten Geburtstag. Der Nightlife-Tempel hat nichts von seinem Glanz verloren. Als das „Lux“ im September 1999 in einem ehemaligen Lagerhaus an den Gestaden des Rio Tejo seine Pforten öffnete, herrschte dort noch tote Hose. Mittlerweile ist der Club eine Institution des Lissaboner Nachtlebens, um die sich eine rege Szene entwickelt hat. Gegründet von Manuel Reis, der zuvor schon das Nachtleben in Lissabons Bairro Alto mit seinem „Frágil“ belebt hat, zieht die Location nicht nur Nachtschwärmer, sondern auch Zelebritäten aus aller Welt an. Wohl auch, weil Superstar John Malkovich als Mitinhaber für entsprechende Publicity sorgt. Sehr fein, aber der Disco-Tempel hätte es gewiss auch ohne diesen Promi-Faktor geschafft, zum Hotspot Portugals zu avancieren.

Allein der riesige High Heel auf der Dachterrasse ist von überall gut zu sehen und lockt das tanzwütige Publikum an. Doch beginnen wir im Erdgeschoss: Cool gestylt, verströmt der weitläufige Dancefloor das Flair eines minimalistischen Musiktempels. Abgeshakt wird zwischen einer geradlinigen Bar und einer Bühne, von der aus die DJs den Raum mit traditionellem House und New Trends beschallen. Oscarlike dann der Aufstieg in den ersten Stock. Über eine Art Hollywoodtreppe betreten die Gäste einen Raum, in dessen Mitte eine gigantische Disco-Kugel das gesamte Interieur glamourmäßig reflektiert. Designer­ möbel, Screen Walls und insgesamt drei Bars werden richtiggehend in einen glitzernden Himmel gehoben. Wem’s zu heiß wird, der nippt seinen Drink auf dem Balkon, mit ­spektakulärem Blick auf den Fluss. Im Himmel angekommen ist man dann auf der Dachterrasse. Hier wippt das Szene- und Tanzvolk ganz entspannt zu sanften Beats. Den Fluss zu Füßen, rundum das Postkartenblinken von Lissabon bei Nacht und darüber das Sternenfirmament. Wer jetzt nicht strahlt, darf in den Keller lachen gehen. Lux, Av. Infante D. Henrique, Armazém A, Cais da Pedra a Sta. Apolónia. Die besten Clubs der Welt: redbulletin.com/clubs/de

Bilder: LUISA FERREIRA (3)

Matt Edwards kämpft an vielen Fronten: Als Radioslave hüllt er TechnoBeats in wabernde Dub-Wolken, als Labelbetreiber von Rekids bringt er derzeit Neunziger-Nostalgie zurück auf den Dancefloor, und als Quiet ­Village schraubt er Disco auf die Herzfrequenz herunter. Nach Ibiza reist er unter ersterem Pseudonym. Das passt, denn dort regiert vor allem nachts König Techno. Cocoon Ibiza, Ibiza, Spanien


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Señor Coconut

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1 Marienstatue am Cerro San Cristóbal 2 Park Cerro Santa Lucía in Providencia 3 Shopping Parque Arauco (Avenida Presidente Kennedy, 5413) 4 Azul Profundo (Calle Constitución, 111, Providencia)

Resident Artist

Santiago de Coconut

Bilder: Dieter Wuschanski, Getty Images; ILlustration: Mandy Fischer

Smog, Seeigelinnereien & super Schneider: Das ist Santiago de Chile. Zumindest für Wahlbürger und Latin-Elektroniker Señor Coconut. Vor zwölf Jahren bin ich von Frankfurt nach Santiago de Chile gezogen. Ich hatte von der Techno-Szene genug und wollte meine Ruhe haben. 1996 war ich zum ersten Mal in Sant­ iago und verliebte mich in die Stadt. Heute verbringe ich jährlich mindestens sieben Monate hier – unterbrochen von Tourblöcken in aller Welt. Zwar dauert der Flug von Deutschland 16 Stunden, aber mittlerweile sitze ich das auf einer Backe ab. Ich bewohne ein Haus in Providencia, einem der schönsten Stadtteile. Architektonisch ein bunter Mix: Bauhaus, französische Villen, Neoklassizismus. Ein sehr heterogenes Bild, das sich in der ganzen Stadt widerspiegelt. Einerseits gibt’s die wohlhabende Uptown, andererseits die armen Viertel von Downtown. Und in der Mitte treffen alle aufeinander. Täglich. Was zu extrem starkem Verkehr und argem Smog führt. Zum Glück spür ich die schlechte Luft nicht, aber es ist schon bizarr, wenn bei Smogalarm Autos ohne Katalysator regelmäßig mit Fahrverbot belegt werden.

Bei klarer Sicht spaziere ich gerne auf den Cerro San Cristobal, den zweiten großen Hügel mitten in der Stadt, neben dem Cerro Santa Lucía (2). Dort oben, neben der Marienstatue (1), liegt dir die ganze Stadt zu Füßen. Vor dir die Anden, und wenn man genau hinhört, vernimmt man einen konstanten Brummton, sozusagen den Sound der City. Die Küche hier ist sehr simpel, dafür ist die Qualität der Rohstoffe sehr gut. Sprich: Suche nicht nach verschachtelter Kulinarik, beiß einfach in eine wirklich gute Tomate. Empfehlenswert: Fisch. Im Azul Profundo (4) gibt’s z. B. grandiose überbackene Krabben und vorzüglichen Lachs. Von traditioneller Kost allerdings rate ich ab. Seeigelinnereien schmecken zwar toll, aber bei der Jod-Überdosis kann es passieren, dass man den Rest des Urlaubs auf der Toilette verbringt. Als passionierter Anzugträger suche ich immer nach guten Schneidern. Den Kleidermacher meines Vertrauens hab ich kurioser­ weise in einer Shopping Mall, im Parque Arauco

(3), gefunden. Ein unglaublich uninteressanter Ort, wäre da eben nicht La Croix: italienische, englische Anzugstoffe – und eben nicht nur in Schwarz, Blau oder Grau. Ich habe mir einen eleganten Dreiteiler für den Frühling machen lassen. Ein Prachtstück, für das man in Paris wohl 1000 Euro hinlegen müsste. Einer für den Winter ist gerade in Auftrag: erstens für meine Señor-Coconut-Shows, zweitens steht in Santiago die kalte Zeit gerade erst bevor. Videos, Live-Termine und Soundproben: redbulletin.com/coconut/de

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Nightcrawler

Hemingway & Hendlleber „Wien ist wie seine Skatespots. Teilweise rough und ranzig“, sagt Philipp Schuster, der soeben einen supercleanen Switch Invert Heelflip Wheely auf der berühmten Wheelybase vor der Wiener Karlskirche gestanden ist und nun um den Brunnen am Karlsplatz cruist. „Aber Wien ist auch wunderschön und die genialste Stadt der Welt!“ Die Bezirke 1 bis 3 haben es dem Profiskater und Fotografen besonders angetan. Hier, mitten im Herzen von Wien, lebt und arbeitet der 24-Jährige. Seit seinem Europameistertitel 2006 ist er viel unterwegs gewesen in der Welt, doch aus Wien fortzugehen wäre ihm nie in den Sinn gekommen. „Eigentlich will ich ja 92

gar nie wegfahren“, sagt Philipp – und rollt los Richtung Innenstadt. Besonders mag er die kulinarischen Köstlichkeiten der Hauptstadt. Und weil Skaten durstig macht, gehört Bier da zweifellos dazu. Dafür zieht es Philipp ins „Huth Bierbeisl“. Bier ist nicht gleich Bier, denn hier wird auf ganz besondere Art und Weise gezapft. Es kommt nur mit Eigendruck aus einem speziellen Kugelhahn und ist damit viel süffiger. Dazu bestellt sich Philipp ein Bierstangerl mit jiddischer Hendlleber. Im „Huth“ trifft sich Philipp auch gerne mit seinen Business-Partnern. Seit 2008 bringt er sein eigenes Skate-Magazin „Trottoir“ auf den Markt, das natürlich die Wiener Szene

beleuchtet. Heute steht aber Privates an, und Philipp rollt weiter Richtung Singerstraße, wo er sich mit Freundin Caro im Wirtshaus „Zu den 3 Hacken“ zum Abendessen trifft. Die beiden sind seit sieben Jahren ein Paar und im Winter sicherlich zweimal die Woche hier zu Gast. Grund sind die köstliche Wiener Küche, die beide auch als Ansporn zum Nachkochen nutzen, und der kleine Tisch in der Gaststube, ganz nahe an der Theke. „Hier kann man immer mitlauschen, wie die Kellner sich über die Touristen lustig machen“, schmunzelt Philipp. Nach Rindsrouladen und Tafelspitz planen die beiden eigentlich, den Abend gemütlich auf der Couch ausklingen zu

BilDER: Lukas Gansterer (4)

Skateboarden macht hungrig und durstig. Warum wir das wissen? Weil wir mit Champ Philipp Schuster eine Nacht lang durch Wien rollten.


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Philipp Schuster Wien

Beat Patrol Festival 24./25. 7. 2009 Zum ersten Mal werden die heimischen Freiluft-Tänzer nicht nur mit dem Urban Art Forms abgespeist, ein zweites Elektronik-Festival steht in den Startlöchern. Und mit den Faithless, Felix The Housecat, Steve Aoki oder Santigold sind auch die richtigen Anwärter am Drücker, um die Rave-Beine schwingen zu lassen. VAZ St. Pölten, Österreich

Oben: Der Skateboarder liebt Wiener Küche und seine Freundin Caro. Erstere schon immer, Zwei­ tere seit sieben Jahren. Wiener Straßen sind zum Skaten da – vom Karlsplatz (li.) bis in die City (u.).

Camp Bestival 24. – 26. 7. 2009 Das Camp Bestival ist der kleine Bruder vom Bestival, einem englischen Festival, das schon zahlreiche Awards abgeräumt hat. Freunde gepflegter Indie-Sounds lassen ihre Trommel­ felle von Acts wie Fleet Foxes, PJ Harvey oder Phoenix streicheln. Lulworth Castle, Großbritannien

Fuji Rocks 24. – 26. 7. 2009 Auf einer Plattform des höchsten japanischen Bergs kann’s zwar nachts etwas kühler werden, dafür heizen schlagkräftige Rock-Acts wie Franz Ferdinand, Weezer, Patti Smith oder The Killers den Besuchern ein. Naeba Ski Resort, Japan

The Nova Jazz & Blues Night 25. 7. 2009 Wenn Erykah Badu ihre Soulperlen à la „Tyrone“ schmettert, sorgt die US-Amerikanerin nicht nur beim Publikum, sondern auch bei ihren Kollegen der Nova Jazz & Blues Night wie Al Jarreau, The Crusaders oder Macy Gray für offene Münder. Wiesen, Österreich

Red Bull Soundclash 29. 7. 2009 Zwei Bands steigen in den Ring, um mit Coverversionen, eigenen Songs und improvisierten Jams den Red Bull Soundclash für sich zu entscheiden. Den Ringrichter macht wie immer das Publikum. Los Angeles, USA

lassen. Doch plötzlich steht Philipps bester Kumpel Daniel im Lokal, und der Junge ist partymäßig genauso motiviert wie auf seinem Skateboard. Philipp mag es aber eher ruhiger, und darum skaten die beiden über den Rochusmarkt, um im „Rochus“ noch einen Cocktail zu schlürfen. Es werden dann doch zwei Wodka-Red Bull für Daniel und zwei Ernest Hemingways für Philipp. Das war es dann aber, denn morgen früh muss Philipp zu einem Contest nach Berlin. Doch er freut sich heute Abend schon wieder aufs Zurückkommen. Blogs, Termine und Action-Videos von Philipp: redbulletin.com/schuster/de

20. Szene Openair 6. – 8.  8. 2009 Zwanzig Jahre gibt es das kleine, ­feine Festival in Vorarlberg bereits, und das wird gefeiert. Neben regionalen Bands treten heuer Guano Apes, Ska-P, Kettcar und Danko Jones als Headliner auf. Lustenau, Österreich Noch ein Absacker mit Skate-Freund Daniel, bevor’s am nächsten Tag nach Berlin weitergeht.

Mehr Nacht-Events auf: www.redbulletin.com

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Mahlzeit! Übers Essen ließe sich manch guter Witz erzählen. Aus Erfahrung wissen wir allerdings: Mit vollem ­Magen lacht es sich leichter als mit knurrendem.

Wenn in der Cornflakes-Fabrik ein Brand ausgebrochen ist, werden die Flammen von der schnellen Eingreiftruppe auf ganz spezielle Art gelöscht.

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Die Speisekarte, allzu wörtlich genommen: „Plötzlich bereute Ken, sich für das ,Mittagsmahl des Pflügers‘ entschieden zu haben.“

Oben: Mama entschuldigt sich für die Verspätung des Mjam-mjam-Zugs. Unten: die Spezialitäten des Küchen­ chefs: Wutanfälle, Geschrei und Flüche, Verärgerung.

Illustrationen: www.cartoonstock.com (5), Dietmar Kainrath

Wem im Supermarkt der Sinn nach Freiland­ hühnern steht, der sollte sich auch von unvorher­ gesehenen Wartezeiten nicht irritieren lassen.


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Rote Bullen saugen gut Ausgangssituation: ich – intellektuell an meinem Schreibtisch sitzend. Freischaffend. Wenn Einfall. Dann schreibend. Meine Freundin arbeitend. Fest angestellt. Wenn nach Hause kommend, absehbarerweise krakeelend, da Flusen noch da und die nicht nur in meinem Kopf. Winselnd und jodelnd mäandern sie im Herdentrieb ge­ knäult von A nach B, wobei A ein Stuhl sein kann und B der Esstisch. A kann aber auch das Sofa sein. Und B der Wohnzim­ mertisch. Kurzum: A und B sind alles, was sich in einer Wohnung, nämlich in unserer, der meiner Freundin, der des Lars, unseres Hundes, und von mir, be­ findet. Kurzümmer: Ein unüberschauba­ res Flusenszenario sondergleichen tanzt um A und B und mich – intellektuell an meinem Schreibtisch sitzend, freischaf­ fend – herum. Es ist die Geschichte vom Wolfsschlund, in dem ich verschwand. Mit Lars, unserem Hund. Aber beginnen wir mit der Aus­ gangssituation: Ich – intellektuell an meinem Schreibtisch sitzend. Freischaffend. Wenn Einfall. Dann schreibend. Meine Freundin arbeitend. Fest angestellt. Wenn nach Hause kommend, abseh96

barerweise krakeelend, da Flusen noch da und die nicht nur in meinem Kopf. Winselnd und jodelnd mäandern sie im Herdentrieb geknäult von A nach B, wo­ bei A ein Stuhl sein kann und B der Ess­ tisch. A kann aber auch das Sofa sein. Und B der Wohnzimmertisch. Kurzum: A und B sind alles, was sich in einer Wohnung, nämlich in unserer, der mei­ ner Freundin, der des Lars, unseres Hundes, und von mir, ­befindet. Kurzümmer: Ein unüberschaubares Flusenszenario sondergleichen tanzt um A und B und mich – intellektuell an mei­ nem Schreibtisch sitzend, freischaffend – herum. Angsterfüllt vorm zu erwartenden Krakeel meiner Freundin. Gleichermaßen vom unüberschaubaren Flusenszenario zwischen A und B und mir – intellektuell an meinem Schreibtisch sitzend, frei­ schaffend. Weiß ich nun nicht, was mir mehr Angst macht. Ich beginne zu überlegen, akribisch abzuwägen. a) Ich kämpfe mich durch flusendes Krisengebiet zum Wolfssauger, setze diesen in Gang, um damit dem Flusen­ szenario auf die Leiber zu rücken. Wenn alles gutgeht. Brutaler Aktionismus, viel­ leicht mit Brutalität.

b) Ich bleibe sitzen, intellektuell an meinem Schreibtisch, freischaffend, sehe dem Flusenszenario weiter beim Mäan­ dern zu und erwarte Krakeelen der nach Hause kommenden Freundin. Meiner. Brutaler Realismus, richtig brutal. c) Ich mache nichts. Ich erwarte nichts. Das will gelernt sein. Und erfordert viel Kraft und Mut und innere Ruhe. Wie Zen. Brutale Ziellosigkeit ohne Brutalität. Ein bisschen brutal ist schon okay für mich heute. Ich bin ja nun kein Wasch­ lappen. Aber was ist mit Lars? Ich könnte ihn entscheiden lassen. „Lars, ist dir nach Wolfsschlund?“, rief ich über das Flusenszenario hinweg direkt gen Larsens Schlappohrlappen. Lars hebt noch nicht einmal schläfrig sein Haupt. Da sitze ich nun – intellektuell an mei­ nem Schreibtisch. Freischaffend. Und bleibe allein mit meinem Nachdenken, Abwägen und Entscheidungen-Treffen. Das Leben ist nicht leicht. Und entgegen dem Zen fordere ich eine Entscheidung. Also fällt c) weg. Ich bin zu wenig Zen. a) und b) und c) minus c). Eine einfache mathematische Formel. Fällt mir leicht, da intellektuell sitzend. Nahezu genial. Bleiben zu guter Letzt nur noch a) und b), da c) wegfällt, wobei a) und b) nun

Illustration: albert exergian

Von Tanja Esche


Read bull

weder für Variable wie Stuhl, Sofa noch sonstige gegenständliche Platzhalter ste­ hen, sondern einzig und allein für meine Entscheidungsvarianten. Ich wäge ab. Eine Pro-und-ContraListe hat sich in meinem Leben schon des Öfteren als sehr lehrreich erwiesen und wird auch im Marketing, im Mathemati­ schen sowie auch im Philosophischen, sprich: im intellektuellen Bereich, nur allzu gern angewendet. Ich tanke aus ­einer Dose Sprit rote Bullen. Pro a): Die Flusen sind weg. Meine Freundin wird nicht krakeelen. Contra a): Ich muss mir einen Weg zum Wolfssauger bahnen. Der Wolfs­ sauger ist laut und gefährlich. Für mich und für Lars. Konklusion: Beides bedeutet Anstren­ gung. Beides bedeutet Lärm. Persönliche Frage an mich: Welcher Lärm ist mir lieber? Was kann ich heute besser ertragen? Pro b): Alles bleibt, wie es ist. Contra b): Alles bleibt, wie es ist. Konklusion: Alles bleibt, wie es ist. Frage an mich: SOLL alles bleiben, wie es ist? NEIN. Diese Antwort kam spontan. Ich frage mich: Liegt es am Wetter? Woran bei der Menschheit immer alles liegt. Oder daran, dass ich aus einer Dose Sprit rote Bullen tankte? Mir wird spontan anders. Wie immer, wenn sich etwas ändert im Leben eines Menschen. Der Mensch ist ein Gewohn­ heitstier, sage ich immer, wenn meine Freundin krakeelt. Aber manchmal, ja manchmal, da muss man die Dinge beim Schopfe packen und angehen. Sonst gäbe es keine Entwicklung. Die Menschheit würde, in Lendenschurze gebunden, im­ mer noch Steine aneinanderschlagen fürs Kochen von Kaffee. Den es aber auch noch nicht geben würde. Nein, ein Leben ohne Koffein wäre nicht meines. Also ran an a). Die Veränderung ruft. Vorsichtig stippe ich mit meinem Fuß ein paar vorbeijodelnde Flusen an. Da fliegen sie – von meinem Fuße ange­ macht – in die Höhe und weiter zu A. Wobei A nun der Papierkorb ist. Neben meinem Schreibtisch, an dem ich sitze. Intellektuell. Freischaffend. Ich – freigeistig – stehe auf, wie von Geisterhand geführt, und taste mich vorsichtig an der Wand entlang zum Wolfssauger, der im Wandschrank steht. Mit einem über­ raschenden Ruck öffne ich den Stall des Ungetüms. Und schnappe es mir, das un­ gestüm wilde Tier. Das sich höllenartig gebärden wird, wenn es erst den Strom

„Es ist ein Kampf, den ich tänzerisch löse wie ein trainierter Meister der Capoeira.“ in seinem Leibe spürt. Zitternd. Fast will ich anfangen zu überlegen. Noch einmal alles überdenken und mich reflektieren. Aber das ergibt keinen Sinn an dieser Stelle, fällt mir ein. Es ist, wie wenn man auf dem Fünfer steht, in das Becken ­hinunterblickt und die Höhe noch höher aussieht. Das Wasser schwappt, Wellen in Wogen. Wenn man DANN anfängt, zu überlegen, kann man gleich wieder rück­ wärts die Stufen hinuntersteppen und sich – budenpommesauskotzenderweise – der Horde des Hohns hingeben. Nein, nein, Gedanken, haltet ein. Ihr seid nun fehl am Platze, befehle ich mei­ nen Neurotransmittern und stöpsele den Wolfssauger an den Stromtank. WUUUU­ UUUÖÖÖÖÖÖH, dröhnt er auch schon los. Ich hab’s geahnt. Er umwickelt meine Beine mit seinem widerlichen Charme, als ich versuche, nach A, jetzt für Sofa stehend, zu gelangen, Stäube und Flusen zu fangen. Da verfängt sich mein linker Arm am Hals des Wolfs, und Lars heult auf. „Lars! Geh in Deckung! Bring dich in Sicherheit!“, brülle ich selbstlos und starre das Wolfsmonster grimmig an. Sein Schlund zieht meine Haare ein. Unge­ waschen, würdelos. Es zerrt an meinem Pullunder und erfasst mein Hemd. Mit allen Kräften des meinigen Universums zerre ich dem entgegen. Sein riffeliger Hals klemmt weiteres Meinhaar ein, wovon ich nicht mehr allzu viel habe. Jeg­liche Gedanken sind am Verfliegen. Direkt in den Schlund des U ­ ngetüms hinein. Panik. Pur. Adrenalin. Pur. Ich gleite zu Boden und sauge damit alle Flusen der Gegenwart weg. Nach einem dumpfen Schlag auf den Kopf fahre ich fort fortzu­ fahren. Die zunächst lächerlich aussehen­ den Rädchen des Wolfssaugers verhaken sich linkisch unter dem Beistelltisch vor meinem Schreibtisch. Die Höllenluft durchwirbelt beschriebene Blätter, die sich sanft aufs Parkett legen. Es ist ein Kampf, den ich tänzerisch löse wie ein jahrzehntelang trainierter Meister der Capoeira. Zebratanz contra Apokalypse. Der Riffelhals drangsaliert mich und mein Gedärm. Ich spüre das Pochen meiner Halsschlagader. Pulsie­

rend. Ich jedoch fege tapfer, fast gekonnt, weiter durch die Wohnung. Unsere. Die meiner Freundin, die des Lars, unseres Hundes, und von mir. Da höre ich Schlüsselgeklapper. Lars krakeelt sich einen Wolf durch die Flusen meiner Freundin. Freischaf­ fend. Ich als B im Schlund verschlungen. Mit mir meine Gedanken. Am Boden. Sitzend, fest angestellt. Weiß ich nicht mehr, wo der Wohnzimmertisch einst stand. Wandere ziellos als B nach A, wobei A nun Lars war, sich einen Wolf krakeelend. Der Schlund, nach Hause kommend, wendet sich fragend an mich und beißt sich fest in die Waden meiner Kopfflusen und in die meiner Freundin. Im Herden­ trieb folge ich seiner Tat, bis Blut zu spritzen beginnt. Wobei B nun der Wolfs­ schlund und zugleich vollkommen ist. Überflüssig, weil Blut ist flüssig, und ich brauche dringlich einen Lappen. Die Lap­ pen kommen per Einschreiben. Das kann dauern. Nix is’ mit Nachhausekommen meiner Freundin. Die ist ja nun weg und hinterlässt einen üblen Fleck. Ich höre Schlüsselklappern. Im Schloss. Ein Schlüssel. Ich – sitzend an meinem Schreibtisch. Schweißgebadet. Mein Hals trocken. Nehme ich einen Schluck vom Getränk des roten Bullen. Ich sehe rot. Meine Freundin. Vor mir stehend. ­Strahlend: „Schatz, du hast ja gesaugt!“ Ich kassiere einen Kuss. „Aber weißt du“, sagt sie lächelnd und streichelt eine schweißgetränkte Haar­ strähne aus meinem Gesicht, „ich glaub, ich mach das in Zukunft lieber selbst! Schreib du mal besser an deinem Text weiter.“

Leser machen Programm Schicken Sie Ihren Text bitte an: readbull@redbulletin.at Das Thema ist frei, doch irgendwo kann eine Dose versteckt sein. Die besten Texte (4000 bis 5000 Anschläge) werden ­abwechselnd mit den Storys professioneller Autoren veröffentlicht.

Tanja Esche,

Jahrgang 1975, geboren in Langen, Hessen. Berufung ist Beruf: Schauspielerin, Sängerin,Verlagssuchende. Esche lebt/arbeitet in Frankfurt/M. 97


Ankowitschs Kolumne belebt Körper und Geist

Glück gehabt

Besser noch: Glück haben. Am besten in viele kleine Portionen über das Leben verteilt. Mit dem Glück, so denken die meisten von uns, sollten wir umgehen wie mit dem Dessert: Je größer und exquisiter, desto besser! So kommt es, dass wir viel Zeit darauf verwenden, uns möglichst eindrucksvolle Portionen vom Glück zu verschaffen. Für die einen besteht es in ausgedehnten Weltreisen, für die anderen in schnellen Autos, für wieder andere in teuren Armbanduhren, Villen am Stadtrand mit Pools oder glanzvollen Festen. Gegen all diese Wege, das Glück zu finden, ist nicht das Geringste einzuwenden. Und doch gibt es daran etwas ganz Entscheidendes auszusetzen. Was das ist, kann jeder aus eigener Erfahrung benennen. Dazu müssen wir nur an den klassischen Verlauf unserer Suche nach dem Glück denken: Erst sparen wir lange, um uns etwas ganz Besonderes leisten zu können. Ein riesiges Fest zum Beispiel, unsere Hochzeit. Wochenlang fiebern wir auf das Ereignis hin. Endlich sind alle Gäste da, der Tag, der Abend und die Nacht verschmelzen zu einem großen, rauschenden Ereignis. Wunderbar! Einzigartig! Hunderte Fotos erzählen davon, unzählige Anekdoten ebenso. Aber wie lange halten unsere großen Glücksgefühle an? Tja, das ist ja das Problem. Schon nach wenigen Tagen beginnt unser Hochgefühl zu verfliegen, und unerbittlich kehrt der Alltag wieder. Dabei sollte doch diesmal alles gut werden, die Hochzeit uns in einen dauerhaften

Zu viel Glück macht übermütig: Das Gehirn dämpft deshalb Glücksgefühle, um uns vor Schaden zu bewahren. Glückszustand versetzen. Doch nichts zu machen. Und das Unangenehme daran: Mit den kostbaren Uhren und den schnellen Autos geht es uns ebenso. Nicht, dass wir sie nicht zu schätzen wüssten, aber dauerhaft glücklich können sie uns nicht machen. Mit Undankbarkeit hat das alles freilich nichts zu tun. Und es nützt auch nichts, uns ins Gewissen zu reden so nach dem Motto „So freu dich doch einfach!“. Schuld an der Flüchtigkeit des Glücks trägt unser Gehirn. Das hat nämlich die Angewohnheit, jede Form extremer Gefühle möglichst schnell auf normales Niveau zu bringen; es betrachtet außergewöhnliche Gefühlszustände wie Glück

nämlich als wenig wünschenswert. Warum? Nun: Das Gehirn hat bekanntlich den zentralen Auftrag, uns gut durchs Leben zu bringen, uns vor Schaden zu bewahren. Und im Zustand großen Glücks neigen wir Menschen zu unvernünftigen Handlungen: Wir werden übermütig, leichtgläubig und unvernünftig. Viele ­Untersuchungen haben das gezeigt, und an Verliebten kann es jeder beobachten. Indem unser Gehirn also überbordende Glücksgefühle möglichst schnell dämpft, bewahrt es uns vor Schaden. Und daher kann das mit dem Dauerglück nicht klappen. Ja, es darf vernünftigerweise gar nicht klappen, weil wir uns sonst schaden würden. Doch keine Angst! Es gibt einen Ausweg aus dem Dilemma. Amerikanische Verhaltenstheoretiker haben nämlich 2008 herausgefunden, dass es einen einfachen, dafür aber umso wirkungsvolleren Weg gibt, glücklicher zu werden. Sie haben einer Menge zufriedener Leute dabei zugesehen, wie die das anstellen, und ­herausgefunden, dass die ihr Glück nicht von einzelnen, seltenen Großereignissen abhängig machen, sondern sich mit großer Regelmäßigkeit kleine Freuden bereiten: Sie verschwinden eine Stunde ins Kaffeehaus, trinken etwas und lesen genussvoll Zeitung; sie joggen locker durch den Wald; sie kommen eine Stunde früher nach Hause und lümmeln mit den Kindern im Sitzsack herum; sie schnappen ihren Lebensgefährten und gehen mit ihm unter der Woche mittagessen. Das Glück, so das Ergebnis der Studie, besteht aus vielen kleinen, scheinbar unspektakulären Freuden, die in der Summe jede Prachtvilla aufwiegen und die Grundstimmung des Lebens nachhaltig heben. Die kleinen Freuden sind leicht zu finden, schnell zu organisieren und günstiger zu haben als jede Villa. Na, wenn das kein Glück ist! Christian Ankowitsch ist ein österreichischer Journalist und Schriftsteller. Er lebt mit seiner Familie in Berlin.

Herausgeber und Verleger Red Bulletin GmbH Chefredaktion Robert Sperl, Stefan Wagner (Stv.) Creative Director Erik Turek Art Director Markus Kietreiber Fotodirektion Susie Forman, Fritz Schuster (Stv.) Chefin vom Dienst Marion Wildmann Leitende Redakteure Werner Jessner, Uschi Korda, Andreas Kornhofer, Alexander Macheck, Nadja Žele Redaktion Ulrich Corazza, Felix Fuchs, Daniel Kudernatsch, Florian Obkircher, Lucas Perterer, Christoph Rietner, Simon Schreyer, Clemens Stachel Content Management Jan Cremer Grafik Claudia Drechsler, Dominik Uhl Fotoredaktion Markus Kucˇera, Valerie Rosenburg Senior Illustrator Dietmar Kainrath Autor Christian Ankowitsch Mitarbeiter Drew B. Glazer, Andi Jaros, Günter Klein, Henning Maier-Jantzen, Ruth Morgan, Joe Parkin, Herbert Völker Illustratoren Albert Exergian, Mandy Fischer, Andreas Leitner, Lie-Ins and Tigers Lektorat Hans Fleißner Lithografie Clemens Ragotzky (Ltg.), Christian Graf-Simpson, Nenad Isailovic Herstellung Michael Bergmeister Produktion Wolfgang Stecher Druck Prinovis Ltd. & Co. KG, D-90471 Nürnberg Geschäftsführung Karl Abentheuer, Rudolf Theierl Sonderprojekte Boro Petric Finanzen Siegmar Hofstetter Verlagsleitung Joachim Zieger Marketing Barbara Kaiser (Ltg.), Regina Köstler Projektmanagement Bernd Fisa (Ltg.), Jürgen Eckstein, Regina Köstler, Sandra Sieder, Sara Varming Anzeigenverkauf Bull Verlags GmbH, Heinrich-Collin-Straße 1, A-1140 Wien; anzeigen@at.redbulletin.com Office Management Martina Bozecsky, Claudia Felicetti Firmensitz Red Bulletin GmbH, Am Brunnen 1, A-5330 Fuschl am See, FN 287869 m, ATU 63087028 Sitz der Redaktion Heinrich-Collin-Straße 1, A-1140 Wien Telefon +43 1 90221-28800 Fax +43 1 90221-28809 Kontakt redaktion@at.redbulletin.com Redaktionsbüro London 14 Soho Square, W1D 3QG, UK Telefon +44 20 7434-8600 Fax +44 20 7434-8650 Web www.redbulletin.com Erscheinungsweise Das Red Bulletin erscheint jeweils am ersten Dienstag des Monats als Eigenbeilage von und in Kooperation mit folgenden Partner­zeitungen: Österreich: Kleine Zeitung, Oberöster­reichische Nachrichten, Die Presse, Salzburger Nachrichten, Tiroler Tageszeitung, Vorarlberger Nachrichten; Burgenländische Volkszeitung, Niederösterreichische Nachrichten. Deutschland: Münchner Merkur, tz. Großbritannien: The Independent. Irland: Irish Independent. Nordirland: Belfast Telegraph. Gesamtauflage 2,1 Millionen Leserbriefe bitte an leserbriefe@at.redbulletin.com

DIE NÄCHSTE AUSGABE DES RED BULLETIN ERSCHEINT AM 4. August 2009.

illustration: andreas leitner

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