Rad-WM 2023 3. August 2023
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Die erste Super-WM im Radsport

Der Radsport-Weltverband UCI will künftig alle vier Jahre eine Super-WM mit fast allen Disziplinen des UCI austragen. Die Premiere dieses Anlasses erfolgt in Glasgow, wo ab dem 3. August über 200 Medaillensätze in zwölf Disziplinen vergeben werden.
Marlen Reusser gilt als eine der Favoritinnen im Zeitfahren.
Marlen Reusser gilt als eine der Favoritinnen im Zeitfahren.Foto: Keystone, Gian Ehrenzeller

Bei der kombinierten WM in der grössten Stadt Schottlands stellt Swiss Cycling über 130 Fahrerinnen und Fahrer. Die Schweizer Grossdelegation ist im Kampf um die Medaillen sehr gut aufgestellt. Der Mountainbike-Olympiasieger und Cross-Country-Titelverteidiger Nino Schurter gilt trotz starker Gegner wie Mathieu van der Poel und Tom Pidcock zu den Topfavoriten.

Reusser will erstes Gold

Gleiches gilt auf der Strasse für Marlen Reusser, Stefan Küng und Stefan Bissegger. Die formstarke Bernerin peilt nächsten Donnerstag im Zeitfahren über 36 Kilometer nach zweimal Silber (2020 und 2021) und Bronze im vergangenen Jahr ihre erste WM-Goldmedaille in einer Einzeldisziplin an.

Das Zeitfahren der Männer einen Tag später führt über 48 Kilometer, was vor allem Küng entgegenkommt. Im Mixed-Teamwettkampf, der am Dienstag ausgetragen wird, stand Reusser 2022 in Australien zusammen mit den zwei Thurgauer Stefans zuoberst auf dem Podest.

Auch Stefan Küng erhofft sich eine Medaille.
Auch Stefan Küng erhofft sich eine Medaille.Foto: AP Photo, Thibault Camus
Schweizer Männer wohl ohne Chance auf der Strasse

Deutlich höher hängen die Trauben aus Schweizer Sicht im Strassenrennen der Männer. Für die 271 Kilometer von Edinburgh nach Glasgow sind neben Titelverteidiger Remco Evenepoel unter anderen dessen belgischer Landsmann Wout van Aert, der niederländische Klassiker-Spezialist Van der Poel, der dänische Ex-Weltmeister Mads Pedersen und der Slowene Tadej Pogacar gemeldet. Das Strassenrennen der Frauen am 13. August stellt den WM-Schlusspunkt dar.

Die Genferin Nikita Ducarroz vertritt die Schweiz im BMX.
Die Genferin Nikita Ducarroz vertritt die Schweiz im BMX.Foto: EPA, Art Service Poland Out
Radquer fehlt

Schweizer Athletinnen und Athleten gehen an den elf Wettkampftagen in Glasgow und Umgebung zudem in zahlreichen weiteren Disziplinen an den Start: Rad Bahn, BMX Freestyle, BMX Racing, Mountainbike Downhill, Mountainbike Marathon, Indoor Cycling (Hallenradsport), und Trial. Dazu sind auch die Para-Radsportler auf der Strasse und Bahn vertreten. Im WM-Programm in Schottland fehlt einzig Radquer, traditionell eine Winter-Disziplin.

Der nächste Austragungsort einer Super-WM im Radsport ist bereits bekannt. Im Sommer 2027 werden die Titelkämpfe in der französischen Region Hochsavoyen stattfinden.

Alessandra Keller gewann letztes Jahr den Gesamtweltcup.
Alessandra Keller gewann letztes Jahr den Gesamtweltcup.Foto: Keystone, Gian Ehrenzeller
Die Schweizer Medaillenchancen im Überblick

Rad Strasse I

Im Mixed-Teamzeitfahren am kommenden Dienstag steht die Schweiz an den Weltmeisterschaften in Schottland als Titelverteidigerin am Start – und wird mit Stefan Bissegger, Stefan Küng, Mauro Schmid, Marlen Reusser, Elise Chabbey und Nicole Koller in der exakt gleichen Besetzung unterwegs sein wie im letzten September beim Triumph in Wollongong in Australien.

Rad Strasse II

Dank Reusser – 2022 WM-Dritte in der Prüfung gegen die Uhr und am vergangenen Sonntag Siegerin des abschliessenden Zeitfahrens der Tour de France –, dem letztjährigen WM-Zweiten Küng und Bissegger hat Swiss Cycling auch in den Einzelzeitfahren am nächsten Donnerstag (Frauen) und Freitag (Männer) glänzende Aussichten auf Top-Drei-Platzierungen. Eine Medaille liegt in Glasgow ebenfalls in den Strassenrennen im Bereich des Möglichen. Marc Hirschi und Reusser heissen die Schweizer Teamleader.

Mountainbike I

Nino Schurter tritt am Samstag, 12. August, im Cross-Country in einer gewohnten Rolle an: in derjenigen des Titelverteidigers. Vor Jahresfrist in Les Gets gewann der Bündner in dieser Disziplin seine bereits zehnte WM-Goldmedaille. Im Cross-Country sind im Kampf um die vordersten Plätze auch die Schweizerinnen, angeführt von der letztjährigen Gesamtweltcup-Siegerin Alessandra Keller und der Olympiasiegerin und letztjährigen WM-Zweiten Jolanda Neff, zu beachten. Schurter seinerseits gehörte letztes Jahr in Frankreich auch im Team-Wettkampf dem siegreichen Swiss-Cycling-Sextett an.

Mountainbike II

In der Sparte Downhill war die letztjährige Gesamtweltcup-Siegerin Camille Balanche auch heuer eine Podest-Garantin. Dreimal in Serie belegte die Neuenburgerin im Weltcup den zweiten Rang, womit sie in der Gesamtwertung bereits wieder in Führung liegt. An Weltmeisterschaften resultierten für die Downhill-Spezialistin zuletzt die Ränge eins (2020), drei (2021) und vier (2022).

BMX I

In der Sparte Freestyle heisst der Schweizer Trumpf Nikita Ducarroz. Die Genferin sicherte sich im November 2022 in Abu Dhabi WM-Silber. Herausragende Resultate erreichte sie auch 2021 mit Olympia-Bronze, WM-Silber und EM-Gold.

BMX II

Bei der letztjährigen WM in Nantes trumpften die Schweizer Racing-Spezialisten gross auf. Der Winterthurer Simon Marquart, 2021 schon Gesamtweltcup-Sieger, sorgte mit seinem Triumph für eine Schweizer Premiere. Zoé Claessens verfehlte die Goldmedaille in Frankreich nur um eine Hundertstel und wurde Zweite.

Para-Cycling I

Flurina Rigling und Weltmeisterschaften, das passte 2022 hervorragend zusammen. An der Bahn-WM in Montigny-le-Bretonneux in Frankreich wurde die Schweizerin Weltmeisterin in der 3-km-Einzelverfolgung, dazu gewann sie zweimal Silber (im Scratch und Omnium) und einmal Bronze (im Sprint).

Para-Cycling II

Auch auf der Strasse gelangen Rigling im letzten Jahr starke Leistungen. An der WM in Baie-Comeau in Kanada wurde sie Zweite im Zeitfahren und Dritte im Strassenrennen.

Flurina Rigling geht im Para-Cycling an den Start.
Flurina Rigling geht im Para-Cycling an den Start.Foto: Foto: EPA, Adam Vaughan
Das Schweizer Aufgebot (ohne Para-Cycling)

Rad Strasse

Männer:

Stefan Bissegger (Jahrgang 1998/Wohnort Frauenfeld), Silvan Dillier (1990/Schneisingen), Marc Hirschi (1998/Ittigen), Stefan Küng (1993/Frauenfeld), Fabian Lienhard (1993/Steinmaur), Mauro Schmid (1999/Steinmaur)

Frauen:

Elise Chabbey (1993/La Croix-de-Rozon), Elena Hartmann (1990/Baar), Marlen Reusser (1991/Hindelbank)

Mixed (Team-Zeitfahren):

Bissegger, Küng, Schmid, Chabbey, Nicole Koller (1997/St. Gallenkappel) und Reusser.

Mountainbike – Cross-Country und Short Race

Männer:

Vital Albin (1998/Tersnaus), Mathias Flückiger (1988/Leimiswil), Lars Forster (1993/Rieden), Andri Frischknecht (Rüti), Marcel Guerrini (1994/Ufhusen), Thomas Litscher (1989/Rheineck), Joel Roth (1999/Kölliken), Nino Schurter (1986/Chur)

Frauen:

Ramona Forchini (1998/Wattwil), Sina Frei (1997/Uetikon am See), Steffi Häberlin (1997/Happerswil), Linda Indergand (1993/Buttikon), Alessandra Keller (1996/Ennetbürgen), Nicole Koller (1997/St. Gallenkappel), Jolanda Neff (1993/Thal)

Mountainbike – Downhill

Männer:

Janis Lehmann (1998/Hessigkofen)

Frauen:

Camille Balanche (1990/Biel), Lisa Baumann (2001/Montalchez)

BMX – Freestyle

Frauen:

Nikita Ducarroz (1996/Holly Springs, USA)

BMX – Racing

Männer:

Renaud Blanc (1991/Carouge), Gil Brunner (1999/Roggwil), Cédric Butti (1999/Herdern), Simon Marquart (1996/Winterthur)

Frauen:

Nadine Aeberhard (2002/Rapperswil), Thalya Burford (Troinex), Zoé Claessens (Villars-sous-Yens)

Rad Bahn

Männer:

Noah Bögli (1996/Nods), Claudio Imhof (1990/Sommeri), Lukas Rüegg (1996/Madetswil), Valère Thiébaud (1999/Vilars), Simon Vitzthum (1995/Rheineck), Alex Vogel (1999/Wittenwil)

Frauen:

Michelle Andres (1997/Hägglingen), Jasmin Liechti (2002/Burgdorf), Léna Mettraux (1998/Echallens), Aline Seitz (1997/Buchs AG)

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