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HERAUSGEGEBEN VON DER LITERARISCHEN GESELLSCHAFT KARLSRUHE LITERATUR IN KARLSRUHE 3 Vorwort Über Karlsruhe schreibt die Schrift- stellerin Rahel Varnhagen von Ense nach ihrer Ankunft 1816 in der Residenzstadt: „Der Eindruck ist heiter, angenehm, berlinisch, ja überraschend schön.“ Karlsruhe hat die Romantikerin als „Stadt“ wahr- genommen, „berlinisch“ sogar, als einen literarischen Ort zudem. Im Jahre des 300. Stadtgeburtstages darf man daran erinnern: Die großen „Aufklärer“ und „Klassiker“, darunter Friedrich Gottlieb Klopstock, Johann Gottfried Herder, Johann Kaspar Lavater, Christian Martin Wieland und natürlich Johann Wolfgang von Goethe machten Station in Karlsruhe, waren zu Gast am Hof, in der Lese- gesellschaft und sie trafen sich mit Johann Peter Hebel. 100 Jahre später sind es Namen wie Carl Einstein, Gustav Landauer, Wilhelm Hausenstein, Alfred Mombert – und in den letzten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts stehen stellver- tretend Namen wie Marie-Luise Kaschnitz, Rainer Maria Gerhardt, Lotte Paepcke, Walter Helmut Fritz und Wolf Wondratschek für die Literatur in und aus Karlsruhe. Das sind Traditionen, auf die man nicht nur stolz zurückblicken kann, son- dern die mit dazu beigetragen haben, dass es in Karlsruhe immer auch eine anregende Literaturszene gegeben hat – und die ist heute, im 21. Jahrhundert, lebendig wie nie zuvor. Im Anschluss an die Baden- Württembergischen Literaturtage, die 2012 von der Literarischen Gesellschaft nach Karlsruhe geholt werden konnten, haben die literari- schen Initiativen zusammen mit der Literarischen Gesellschaft und dem Kulturamt der Stadt Karlsruhe inten- siv ihr Potential weiter entwickelt – nicht nur die jährlich stattfindenden Karlsruher Literaturtage sind daraus erwachsen, auch die vielfältigen Kooperationen, die Lesenächte, Poetry-Slam-Veranstaltungen, Literaturwettbewerbe und Schreib- werkstätten beziehen sich aufein- ander und sind fester Teil des literarischen Lebens in der Stadt geworden. Wie vielfältig die literarische Szene ist, das demonstriert die vorliegende Dokumentation – eine Bestandsauf- nahme anlässlich des 300. Geburts- tages von Karlsruhe, die zeigt: Literatur bewegt offensiv die Stadt! Hansgeorg Schmidt-Bergmann Matthias Walz 4 5 Der Schriftsteller Adam Seide (1929 bis 2004) veröffentlichte Romane, Essays und weitere Prosatexte. Er gab verschiedene Zeitschriften heraus, unter anderem von 1958 bis 1976 „Yardbird“ / „Egoist“ / „Der neue Egoist“, von 1958 bis 1962 die „Schriften zur zeitgenössischen Kunst“ und 1986/87 den „Hessischen Literatur- boten“. Von 1998 bis 2004 gab er an der Staatlichen Hochschule für Gestaltung Karlsruhe (HfG) die Zeitung „Munitionsfabrik“ und 2002 die Zeitschrift „TransAtlantik“ heraus. Adam Seide kam 1998 als Dozent an die HfG und lehrte „Literatur und Neue Medien“. In Zusam- menarbeit mit seinen Studenten realisierte er zahlreiche innovative Projekte. Er begründete unter anderem den Gedichtgenerator „Versfabrik“. Das im Juli 2005 gegründete Adam Seide Archiv an der HfG verwaltet Adam Seides Nachlass, darunter Handschriften, Gegen- stände und Werke, Pressestimmen und Zeitgeschichtliches. In seiner Tradition veranstaltet das Archiv die „Adam Seide Literaturtage“ und das „Karlsruher Künstler- gespräch“. Zu Gast waren unter anderem Herta Müller, Sibylle Lewitscharoff und Thomas Hettche. Mit dem „Karlsruher Künstler- gespräch“ wurde der Diskussions- radius des Archivs um die Kunst erweitert. Referenten waren bisher Timm Ulrichs und Thomas Bayrle. Weitere Lesungen und Gespräche sind geplant. In Kooperation mit dem Literatur- seminar von Prof. Dr. Stephan Krass an der HfG organisiert das Adam Seide Archiv außerdem die literarische Veranstaltungsreihe „Literatur im Blauen Salon“. Adam Seide Archiv, Bibliothek & Nachlass e.V . Lorenzstraße 15 76135 Karlsruhe Öffnungszeiten nach Vereinbarung ZKM www.adamseide.de www.literatur.hfg- karlsruhe.de m.schultz@adamseide.de L it er ar is ch e In st it ut io n N o. 1 6 7 Die AUTORiKA ist eine Literatur- initiative für Karlsruhe und die Region, die jungen und noch un- bekannten Autorinnen und Auto- ren eine professionelle Plattform gibt. Es soll das Ziel erreicht werden, verschiedene Literatur- initiativen der freien Literaturszene Karlsruhes unter einem Dach und einer Marke zu bündeln, um somit die Ausstrahlung der Literatur in der Fächerstadt zu stärken. Dazu haben die Initiatoren, Dr. André Richter und Matthias Benz, einen zweijährlichen Autorenwett- bewerb ins Leben gerufen. Des Weiteren haben sie das Kon- zept des AUTORiKA-Wortgefechts entwickelt, bei dem sich verschie- dene Autorinnen und Autoren in mehreren Runden gegenüber- stehen. Zudem veranstaltet die AUTORiKA Lesungen, ein Lese- frühstück und den AUTORiKA-Talk. Über die Jahre entwickelten sich weitere AUTORiKA-Besonder- heiten, zu denen unter anderem ein eigenes Brot, ein eigener Wein und ein eigenes Lied zählen. Für neue Ideen ist die Initiative ebenso offen wie für neue Interessenten und Autoren. Die AUTORiKA arbeitet mit circa 150 Autorinnen und Autoren sowie Verlagen und Dozenten für Schreibwerkstätten zusammen. AUTORiKA Tel.: 0721 / 1607831 Termine nach Vereinbarung www.autorika.de André Richter info@kratzbuersten.de L it er ar is ch e In st it ut io n N o. 2 8 9 Badische Bibliotheksg esellschaft Die Badische Bibliotheksgesell- schaft, gegründet 1966, ist eine Vereinigung von Förderern der Badischen Landesbibliothek. Sie sind interessiert an der Entwicklung ‚ihrer‘ Landesbibliothek, haben Anteil am kulturellen Programm, treffen Gleichgesinnte und leisten einen finanziellen Beitrag für besondere Projekte und Ankäufe der Landesbibliothek, darunter wertvolle Handschriften, Drucke und Grafiken. Für Mitglieder öffnet sich die „Schatzkammer“ der Bibliothek, regelmäßig werden Führungen angeboten. In digitalen Zeiten ist die Förderung des Buchs eine notwendige Aufgabe. In Kooperation mit der Litera- rischen Gesellschaft führt die Badische Bibliotheksgesellschaft in der Landesbibliothek Lesungen durch und unterstützt literarische Projekte. Sie erhalten Informationen zu den Veranstaltungen der Badischen Landesbibliothek und der Badi- schen Bibliotheksgesellschaft unter www.blb-karlsruhe.de. Der jährliche Mindestbeitrag für Einzelmitglieder beträgt 20 Euro, für Auszubildende und Studenten 10 Euro. Juristische Personen zahlen 100 Euro als jährlichen Mindestbeitrag. Raina Saalmann bbg@blb-karlsruhe.de Erbprinzenstraße 15 76133 Karlsruhe Tel.: 07271 / 8811 L it er ar is ch e In st it ut io n N o. 3 Öffnungszeiten Mo–Fr 9–19 Uhr Sa 10–18 Uhr Herrenstraße www.blb-karlsruhe.de 10 11 Das gesprochene Wort steht im Zentrum des Schauspielprogramms des Staatstheaters Karlsruhe. Doch auch über den klassischen Theaterabend hinaus organisiert das Theater eine Vielzahl von literarischen Veranstaltungen: bei „Jazz & Literatur“ entsteht aus Texten der Weltliteratur und darauf abgestimmter Jazzmusik eine ganz eigene Literaturform – natürlich live! In „Das Neue Stück“ werden die Texte zeitgenössischer Drama- tiker vorgestellt und die Gelegen- heit zu einem Gespräch mit den Autoren geboten. In „Was wir lieben“ lesen unter anderem Schauspieler aus Texten, die sie persönlich inspirieren. Und im „Poetry Slam – Dead or Alive“ hauchen Schauspieler berühmten Dichtern und Dichterinnen Leben ein und treten gegen die Stars der Slammer-Szene an. Regelmäßig eröffnet ein Poetry Slam im Badischen Staatstheater die jähr- lichen „Karlsruher Literaturtage“, die von der Literarischen Gesell- schaft organisiert werden. Neben diesen wiederkehrenden Veran- staltungen gibt es auch immer wieder einmalige Lesungen zu besonderen Anlässen, vor allem im Outer Space, der experimentellen Spielstätte des Staatstheaters. Badisches Staatstheate r Karlsruhe Badisches Staatstheater Baumeisterstraße 11 76137 Karlsruhe Tageskasse Mo–Fr 10–18.30 Uhr Sa 10–13 Uhr Rüppurrer Tor / Volks- wohnung / Staatstheater www.staatstheater. karlsruhe.de & Facebook Tel.: 0721 / 3557-0 L it er ar is ch e In st it ut io n N o. 4 12 13 Bei der Lesebühne in der Badischen Landesbibliothek erwartet das Publikum eine bunte Mischung aus Lyrik, Prosa und Klamauk. Um die Bandbreite der postmodernen Bühnenliteratur zu performen, sind regelmäßig die erfolgreichsten Slam-Poeten aus Deutschland, Österreich und der Schweiz zu Gast. Die musikalische Umrahmung stammt von einem professionellen Liedermacher. Was Anfang 2013 als literarisches Experiment begann, mit dem Ziel die Karlsruher Poetry Slam- und Literaturszene miteinander zu ver- knüpfen und Slam-Poesie einem breiteren Publikum zugänglich zu machen, ist inzwischen zu einer festen Größe im Kulturprogramm der Badischen Landesbibliothek geworden. In Kooperation mit der Badischen Bibliotheksgesellschaft finden jährlich fünf bis sechs Termine, zumeist donnerstags von 19 bis 21.30 Uhr, im Vortragssaal der Badischen Landesbibliothek statt. Poetry Slam Lesebühne „An WOrt u nd Stelle“ in der Badischen L andesbibliot hek Tel.: 0721 / 175 2222 Badische Landesbibliothek Erbprinzenstraße 15 76133 Karlsruhe Termine siehe www.anwortundstelle.de Herrenstraße www.blb-karlsruhe.de www.anwortundstelle.de Stefan Unser info@AnWOrtUndStelle.de L it er ar is ch e In st it ut io n N o. 5 14 15 Bücherbüffe t e.V. Der Bücherbüffet e.V. ist ein gemeinnütziger Verein für Klein- verlage, Literaturschaffende und Lesefans. Das Bücherbüffet bietet mit innovativen Formaten rund ums Büchermachen eine Plattform zum Austausch und zur Präsentation von Literatur – zum Beispiel auf der „Bücherbüffet-Messe“ für Kleinverlage und Selfpublisher. Bei einem vom Bücherbüffet organisierten Netzwerktag können Literaturschaffende Kontakte knüpfen und Erfahrungen aus- tauschen. Der Verein organisiert kreative Veranstaltungsformate wie Diary Slams, Autoren-Speed- datings oder Leseflashmobs und unterstützt Bücherschränke im öffentlichen Raum. Der gesellige Austausch und Live-Musik gehören immer dazu. Mit einer Fördermitgliedschaft können Literaturinteressierte die kulturelle Vielfalt in der Literatur- szene unterstützen. Mitglieder erhalten zusätzlich finanzielle Vergünstigungen bei allen Bücherbüffet-Veranstaltungen. Tel.: 0721 / 47 037 027 Leopoldstraße 7b 76133 Karlsruhe Termine siehe www.bücherbüffet.de www.bücherbüffet.de www.buecherbueffetblog.de www.facebook.com/ buecherbueffet info@buecherbueffet.de L it er ar is ch e In st it ut io n N o. 6 16 17 DichterAmW ort Zwei plus eins – ist keiner zu viel: Die DichterAmWort – Norbert Willimsky, Monika Miller und Birgit Jennerjahn-Hakenes – haben reichlich Erfahrung mit dem Schreiben – ob einzeln oder in der Gruppe. In monatlichen Treffen stellt das dreiköpfige Karlsruher Autorenteam eigene Texte vor und arbeitet an neuen; das Experimen- tieren mit Themen und Formen gehört dazu. Die Ergebnisse sind so vielseitig wie unterhaltsam und anspruchsvoll. Die DichterAmWort können auf zahleiche Lesungen im Raum Karlsruhe, auf Buch- und Internetveröffentlichungen sowie literarische Auszeichnungen zurück- blicken. Sie überraschen mit skurrilen (Alltags-)Beobachtungen, auf den Punkt gebrachter Kurzpro- sa und cleverer, einfühlsamer Lyrik. Zwei plus eins ist eben keiner zu viel. Tel.: 07249 / 387 25 66 Termine nach Vereinbarung www.wageundschreibe.de www.nobbi-net.de Birgit Jennerjahn-Hakenes Birgit@Jennerjahn.de L it er ar is ch e In st it ut io n N o. 7 18 19 Die GEDOK e.V., die Gemeinschaft Deutscher und Österreichischer Künstlerinnenvereine aller Kunst- gattungen, ist die größte und traditionsreichste interdisziplinäre Künstlerinnenorganisation in Deutschland. Sie wurde 1926 von Ida Dehmel gegründet und vertritt Künstlerinnen aller Sparten. Lesungen, interdisziplinäre Projekte und Gespräche sind Schwerpunkte der Fachgruppe Literatur, die neben den anderen Kunstsparten in der GEDOK Karlsruhe zu Hause ist. Sie wurde 1950 wiedergegründet, nachdem sie sich 1933 aus Protest gegenüber den nationalsozialis- tischen Beschränkungen aufgelöst hatte. Seit 1992 verfügt sie über eigene Räume, in denen Ausstel- lungen, Lesungen, Vorträge und Gesprächsreihen stattfinden. Gerade das Miteinander der verschiedenen künstlerischen Disziplinen macht das Besondere des Forums aus, das bei größeren kulturellen Veranstaltungen in Karlsruhe beteiligt ist. Gemeinsam wird nach Konzepten für die großen Karlsruher Festivals „Europäische Kulturtage“ und „Frauenperspek- tiven“ gesucht, man beteiligt sich an städtepartnerschaftlichen Pro- jekten sowie an Literaturfestivals. Die so entstehenden Texte werden begleitend zu Ausstellungen in den Galerieräumen oder an anderen Leseorten präsentiert. 2009 hat das Forum außerdem den Prosapreis „JuLi (Junge Literatur)“ ins Leben gerufen, der in Zusam- menarbeit mit der Literarischen Gesellschaft und dem Kulturbüro der Stadt Karlsruhe organisiert und verliehen wird. Im Stadtge- burtstagsjahr 2015 fand die vierte Preisverleihung im Pavillon des Schlossgartens statt. Interessierte Autorinnen und Literatinnen sind herzlich willkommen. GEDOK Kü nstlerinnen forum – Literatur Tel.: 0721 / 37 41 37 Markgrafenstraße 14 76131 Karlsruhe Öffnungszeiten Mo–Fr 10–12 Uhr Kronenplatz www.gedok-karlsruhe.de gedok-karlsruhe@online.de L it er ar is ch e In st it ut io n N o. 8 20 21 Hochschule für Gestaltu ng, Literatur im Blauen Salo n Seit 2006 lädt das Literaturseminar der Hochschule für Gestaltung (HfG) in Zusammenarbeit mit dem Adam Seide Archiv jedes Semester drei Schriftstellerinnen oder Schrift- steller zu einer Lesung in den Blauen Salon der Hochschule ein. Zunächst geschah das im Kontext von Seminararbeiten und internen Hochschulprojekten. Doch schnell öffnete sich der Fokus auch auf externe Gäste. Heute bildet die Reihe einen festen Bestandteil im literarischen Leben der Stadt Karls- ruhe und wird auch überregional wahrgenommen. Der Schwerpunkt liegt auf junger Literatur, dem ent- spricht auch das Durchschnittsalter des Publikums. 2013/2014 waren beispielsweise Lisa Kränzler, Annika Scheffel, Jonas Lüscher, Per Leo, Karen Köhler und Daniela Seel zu Gast. Nach der Lesung findet jeweils ein Gespräch mit den Vortragenden statt. Zu den Ver- anstaltungen werden seit den Anfängen des Blauen Salons von 2xGoldstein – die Grafik-Designer Andrew & Jeffrey Goldstein – Plakate entworfen, die mehrfach im Rahmen internationaler Wett- bewerbe ausgezeichnet wurden. Lorenzstraße 15 76135 Karlsruhe Öffnungszeiten/Termine siehe www.hfg-karlsruhe.de ZKM www.hfg-karlsruhe.de/ Prof. Dr. Stephan Krass skrass@hfg-karlsruhe.de L it er ar is ch e In st it ut io n N o. 9 22 23 jubez Das jubez (Jugendbegegnungs- zentrum) ist das Kulturzentrum des Stadtjugendausschusses e.V. Karlsruhe. Dort gibt es vor allem Veranstaltungen im Musikbereich und ein vielfältiges Kreativangebot in Werkstätten und im Atelier (Medien, Foto, Keramik, Holz, Kunst & Performance, Textil, Tanz & Theater). Diese finden in offener Form sowie in Schulkooperationen und Projekten statt. Das Konzert- programm ist sehr breit aufgestellt – es werden nahezu alle Musikstile abgedeckt. Ein weiterer großer Bereich ist Kleinkunst, Kabarett, Comedy – zudem finden verschie- dene Theateraufführungen statt. Lesungen sind traditionell neben politischen Events ein großes Thema – Kooperationen unter anderem mit der Literarischen Gesellschaft und der Stephanus- Buchhandlung haben bereits illustre Gäste ins jubez geführt, darunter Helge Schneider, Frank Schätzing, Charlotte Roche, Katrin Bauerfeind und Wolf Biermann. Die Abschlussveranstaltung der Literaturtage Karlsruhe 2014 – „Boombastic Lyrikwunderland“ mit Dalibor Markovic, Bas Böttcher und Nora Gomringer – war ein grandioser Schlusspunkt des erfolgreichen Literaturfestivals. Tel: 0721 / 1335630 Stadtjugendausschuss e.V. Karlsruhe Kronenplatz 1 76133 Karlsruhe Öffnungszeiten siehe www.jubez.de Kronenplatz www.jubez.de info@jubez.de L it er ar is ch e In st it ut io n N o. 10 24 25 KOHI Kultu rraum e.V. Das KOHI setzt als gemeinnützige, ehrenamtlich geführte Einrichtung Akzente in der Karlsruher Kultur- szene. Dabei sind die verschiedenen literarischen Veranstaltungsreihen im Herzen der Südstadt längst kein Geheimtipp mehr. So feierte die von der Literarischen Gesellschaft und der Stephanus-Buchhandlung in Kooperation mit dem KOHI organisierte „Lesung Süd“ im Februar 2015 ihre 50. Veranstal- tung. Die Lesereihe präsentiert jeweils am ersten Montag eines Monats die derzeit aufregendsten, jungen deutschsprachigen Autorinnen und Autoren. Ein weiterer Publikumsmagnet ist der „KOHI-Poetry-Slam“, der jeweils am letzten Freitag im Monat statt- findet. Spoken-Word-Performer zeigen hier literarische Qualitäten der etwas anderen Art. Das jüngste literarische Format des KOHIs ist die „Die Kleine Montagslesung“, bei der regionale Verlage (u.a. Der Kleine Buch Verlag) Bücher aus ihrem Programm vorstellen. Gemeinsam gute Literatur an- hören – dazu laden wir herzlich ins KOHI ein! Werderstraße 47 76137 Karlsruhe Öffnungszeiten siehe www.kohi.de Werderstraße www.kohi.de info@kohi.de L it er ar is ch e In st it ut io n N o. 11 26 27 Kulturbüro des Kulturamte s Das Kulturbüro des Kulturamtes unterstützt die Umsetzung von Publikationen, Literaturinitiativen und ihre Projekte, darunter die „Karlsruher Bücherschau“ und die „Karlsruher Literaturtage“. Zudem werden Veranstaltungen organisiert: Die 2003 initiierten „KinderLiteraturtage in Karlsruhe“ finden alle zwei Jahre statt. KLiK hat sich zum Ziel gesetzt, Kinder und Jugendliche vom Kinder- gartenalter bis hin zur Oberstufe durch eine breite Palette von Angeboten an Literatur heran- zuführen, beispielsweise durch Lesungen von Autorinnen und Autoren, Schreibwerkstätten oder Workshops an den teilnehmenden Karlsruher Schulen. Die alle zwei Jahre stattfindenden „Karlsruher Krimitage“ haben sich zu einer überregional beachteten Veranstaltungsreihe entwickelt und werden u.a. vom Syndikat, dem Zusammenschluss deutsch- sprachiger KrimiautorInnen, unterstützt. Die Veranstaltungen finden an den unterschiedlichsten Orten statt: z.B. im höchsten Haus der Stadt und im Untergrund, in Gerichtssälen und Lokalen. Neben den regelmäßig auftretenden ‚Karlsruher‘ Autoren wie Eva Klingler oder Wolfgang Burger waren wichtige deutschsprachige Krimi-Schriftsteller in Karlsruhe zu Gast, darunter Sebastian Fitzek, Nele Neuhaus, Ingrid Noll und Petra Reski. Tel: 0721 / 133-4070 Stadt Karlsruhe Kulturbüro des Kulturamtes 76124 Karlsruhe Öffnungszeiten nach Vereinbarung Marktplatz www.karlsruhe.de/b1/ kultur/literatur.de fachbereich3@kultur. karlsruhe.de L it er ar is ch e In st it ut io n N o. 12 28 29 „eines der schönsten Literaturhäuser Deutschlands“ (Die Welt) L it er ar is ch e In st it ut io n N o. 13 Die Literarische Gesellschaft, 1924 gegründet, ist mit fast 7.000 Mitgliedern die größte literarische Vereinigung in Mitteleuropa. Als Förderer deutschsprachiger Literatur hat sich der gemeinnützige Verein mit dem Museum für Literatur und dem Literaturhaus landesweit etabliert. Das Museum gehört zu den bekanntesten Literaturmuseen in Deutschland und dokumentiert grenzüber- schreitend das literarische Leben des Oberrheins. Das Literaturhaus Karlsruhe präsentiert seit über 20 Jahren die deutschsprachige Gegenwartsliteratur – von Urs Allemann bis Feridun Zaimoglu. Im Literaturhaus werden Schreib- werkstätten angeboten, die von namhaften Autorinnen und Autoren betreut werden – darunter Marie T. Martin, Jagoda Marinic und Annette Pehnt. Seit 2009 gibt es im Rahmen der Lesereihe „Lesung Süd“, die jeweils am ersten Montag eines Monats im KOHI am Karls- ruher Werderplatz stattfindet, Texte junger Autorinnen und Autoren zu entdecken. Fester Bestand der Literaturvermitt- lung der Literarischen Gesellschaft ist die jährliche Vergabe des Scheffel-Preises für die beste Abiturleistung im Fach Deutsch an über 700 Gymnasien in Baden- Württemberg und anderen Bundes- ländern sowie an zahlreichen deutschen Auslandsschulen. Hansgeorg Schmidt-Bergmann ist Herausgeber der „allmende – Zeitschrift für Literatur“, die seit über 30 Jahren besteht und ein Spiegel der aktuellen Literatur ist. Im Auftrag des Landes Baden- Württemberg hat die Literarische Gesellschaft die Internet-Platt- formen „Literaturland Baden- Württemberg“ (literaturland-bw.de) und „Autorinnen in Baden- Württemberg“ (autoren-bw.de) konzipiert und realisiert. Das Literatu rhaus / Museum für Literatur im Karlsruh er PrinzMax Palais Büro Mo–Do 10–18 Uhr Fr 10 –14 Uhr Museum Di, Fr 10–18 Uhr Do 10–19 Uhr Sa 14–18 Uhr So 11–18 Uhr www.literaturmuseum.de Europaplatz PrinzMaxPalais Karlstraße 10 76133 Karlsruhe presse@literaturmuseum.de Prof. Dr. Hansgeorg Schmidt-Bergmann; Matthias Walz M.A. Tel.: 0721 / 133 3987 30 31 L it er ar is ch e In st it ut io n N o. 14 Literatenru nde e. V. Karlsruhe Die Literatenrunde e. V. – 1988 gegründet – ist ein gemeinnütziger Verein, in dem sich Autorinnen und Autoren aus der Region Karlsruhe zusammengeschlossen haben, um Erfahrungen auszutauschen und sich gegenseitig zu unterstützen. Die alle zwei Wochen stattfindende Schreibwerkstatt bietet Gelegen- heit, eigene literarische Texte vorzustellen und mit anderen zu diskutieren. Teilnehmen kann jeder, der eine Leidenschaft fürs Schreiben mitbringt; dabei sind alle litera- rischen Formen willkommen, sei es Prosa, Lyrik, Essay oder Ex- perimentelles. Zudem veranstaltet der Verein zahlreiche Lesungen in und um Karlsruhe. Der Verein hat bereits mehrere Anthologien herausgegeben und sich an ver- schiedenen literarischen Projekten beteiligt. www.literatenrunde.de Durlacher Tor Abier Bushnaq Tel.: 0721 / 151 77 45 Walter Bernotat Tel.: 07247 / 1438 Am Künstlerhaus 47 76131 Karlsruhe Termine siehe www.literatenrunde.de literatenrunde@gmx.de 32 33 Mit weit über 80.000 Unterrichts- stunden, rund 40.000 Teilnehmen- den sowie 4.500 Kursen und sonstigen Veranstaltungen jährlich ist die 1947 gegründete vhs Karlsruhe e.V. das kommunale Weiterbildungszentrum der Stadt. Sie garantiert die Umsetzung des gesetzlichen Weiterbildungsauf- trages in parteipolitischer und weltanschaulicher Neutralität. Kultur dient der Gestaltung der Lebenswelt des Menschen und von diesem Kulturverständnis ausgehend nimmt die kulturelle Bildung einen wichtigen Teil des vhs-Programmes ein. Dazu gehört auch die Auseinandersetzung mit Literatur. Der Lyrikkurs der vhs Karlsruhe unter der Leitung von Monika Miller fördert den Umgang mit verdichteter Sprache. In dieser Schreibwerkstatt entstehen Kurz- und Kürzest-Texte. Die Ergebnisse des Kurses werden einmal im Jahr in einer Publikation veröffentlicht. Lyrikkurs d er vhs Karlsru he e.V. Tel.: 0721 / 985 75-0 vhs Karlsruhe e.V. Kaiserallee 12 e 76133 Karlsruhe Servicebüro Mo –Do 9–17 Uhr Fr 9–12 Uhr Yorckstraße www.vhs-karlsruhe.de info@vhs-karlsruhe.de L it er ar is ch e In st it ut io n N o. 15 34 35 Offene Häuser und E-Books für alle: Was immer Menschen in Karlsruhe lesen oder hören wollen, worüber sie sich informieren oder was sie wissen müssen – zu allen Themen finden sie eine große Auswahl an Medien in der Stadt- bibliothek – und Literatur gibt es auch „live“: das Literaturprogramm ist ein Bestandteil des Angebots der Stadtbibliothek. Die kommunale Großstadtbibliothek ist über den gesamten Stadtraum verteilt: Stadtbibliothek und Kinder- und Jugendbibliothek in der City, weitere sechs Bibliotheken sowie der Medienbus in den Stadtteilen. Alle Einrichtungen sind offen für alle. Der Besuch ist kostenlos und unkompliziert. Man kann kommen und sich inspirieren lassen, lesen und schmökern, relaxen oder lernen, im Internet oder in Daten- banken recherchieren, E-Learning testen, an Veranstaltungen teilneh- men und mehr. Wer die Medien lieber ausleiht, benötigt einen (gebührenpflichtigen) Bibliotheks- ausweis. Dafür stehen jede Menge Belletristik, Graphic Novels, Sach- literatur, E-Books sowie Musik-CDs, Spielfilme und Konsolenspiele zur Verfügung. L it er ar is ch e In st it ut io n N o. 16 Stadtbibliot hek Karlsru he – Literatur le sen und hör en Tel.: 0721 / 133-4250 Stadtbibliothek im Neuen Ständehaus Ständehausstraße 2 76133 Karlsruhe Zentrale der Stadtbibliothek Mo geschlossen Di – Fr 10–18.30 Uhr Sa 10–14 Uhr Infos zu den Stadtteil- bibliotheken, der Kinder- und Jugendbibliothek, des Medienbusses und der Amerikanischen Bibliothek siehe www.stadtbibliothek- karlsruhe.de. Herrenstraße www.stadtbibliothek- karlsruhe.de stadtbibliothek@kultur. karlsruhe.de 36 37 Die Textwerkstatt Tintenfrische lebt nach dem Motto: „Jede Art zu schreiben ist erlaubt, nur nicht die langweilige.“ (Voltaire) Die Autorengruppe besteht aus neun Teilnehmern: Susanne Benz, Sabine Hofsäss, Daniela-Charlott Maier, Sabine Kampermann, Stephanie Lasthaus (Linnhe), Claudia Mummert, Renate Siegel, Ulrike Steldermann, Michael Sohmen. Diese treffen sich vier- zehntägig privat oder öffentlich, um ihre Texte wechselseitig zu ver- bessern, Lesungen zu organisieren, Anthologien herauszugeben und sich über die Möglichkeiten auf dem Literaturmarkt auszutauschen. Ziel ist es, sich gegenseitig zu helfen und weiterzubringen. Alle Mitglieder haben bereits veröffent- licht oder ein Stipendium erhalten. Die Grafikerin und Autorin Daniela- Charlott Maier stellt zudem Illustra- tionen zur Verfügung. Neue Teil- nehmer sind willkommen. L it er ar is ch e In st it ut io n N o. 17 Textwerksta tt Tintenfrisch e Tel.: 0721 / 882 690 Jeden 2. Dienstag, Ort nach Vereinbarung www.tintenfrische.de Sabine Kampermann info@kampermann.de 38 39 Im Rahmen der vielfältigen Veran- staltungsangebote des Kultur- zentrums TOLLHAUS hat auch die Literatur ihren Platz. Eine Reihe populärer Autoren wie Max Goldt, Horst Evers, Frank Goosen, Axel Hacke oder Wladimir Kaminer sind dem Haus seit Jahren als regelmäßige Gäste verbunden. Ein besonderer Schwerpunkt liegt auf musikalisch inszenierten Literatur- veranstaltungen wie etwa den Kooperationen des Schauspielers Matthias Brandt mit dem Pianisten Jens Thomas oder Auftritte von King Rocko Schamoni und anderen. Ausverkaufte Höhepunkte markie- ren stets die Sonderausgaben des „KOHI-Poetry-Slams“. L it er ar is ch e In st it ut io n N o. 18 Kulturzentr um TOLLH AUS Tel.: 0721 / 96 40 50 Alter Schlachthof 35 76131 Karlsruhe Öffnung eine Stunde vor Vorstellungsbeginn Tullastraße oder Schloss Gottesaue www.tollhaus.de info@tollhaus.de 40 41 Das ZKM | Zentrum für Kunst und Medientechnologie Karlsruhe bietet mit seinem vielfältigen Angebot eine außergewöhnliche Kombination von künstlerischer Produktion, Forschung, Ausstellung, Vermittlung und Dokumentation sowie zahlreiche Projekte inter- disziplinärer Zusammenarbeit. Im Zuge von Kongressen, Symposien, Konzerten und Lesungen ist es Bühne zur Erprobung verschieden- ster Formate und Ort des Zusam- mentreffens der unterschiedlichen künstlerischen Genres. Dem Thema Literatur widmet sich das ZKM in diversen Veran- staltungen – etwa im Rahmen der 2015 initiierten Reihe „Writers for Freedom“ oder in der langen Lese- Nacht von Amnesty International. Darüber hinaus spielt auch das Medium Buch seit der Gründung des Hauses vor fünfundzwanzig Jahren eine tragende Rolle. Die Publikationsabteilung blickt inzwi- schen auf die Produktion von über dreihundert Titeln zurück, die in enger Zusammenarbeit mit renom- mierten nationalen und interna- tionalen Verlagen wie Hatje Cantz und MIT Press weltweit vertrieben werden. L it er ar is ch e In st it ut io n N o. 19 ZKM | Zent rum für Ku nst und Medien technologie Karlsruhe Tel.: 0721 / 8100-0 Lorenzstraße 19 76135 Karlsruhe ZKM_Infotheke Mo und Di 10 – 16 Uhr Mi – Fr 9 – 18 Uhr Sa und So 11 – 18 Uhr ZKM | Museumsshop Mi – So 11 – 18 Uhr Mo und Di geschlossen ZKM www.zkm.de info@zkm.de ZKM_Lichthöfe 1+2 und 8+9 (Museen) Mi – Fr 10 – 18 Uhr Sa und So 11 – 18 Uhr Mo und Di geschlossen ZKM | Bibliothek ZKM | Mediathek Mo 10 – 17 Uhr Di – So 11 – 19 Uhr Informationen zu den Eintrittspreisen finden Sie unter: www.zkm.de/besucherinfo/ eintrittspreise 42 Literatur in Karlsruhe. Hrsg. von Hansgeorg Schmidt-Bergmann im Auftrag der Literarischen Gesellschaft Karlsruhe. Karlsruhe 2015 Gestaltung: Tanja Hildebrandt Druck: Druckerei Stober 76344 Eggenstein Wir danken der Stadt Karlsruhe für die finanzielle Unterstützung. Bildnachweis S. 5 Melchior Imboden, S. 7 Klaus Epple, S. 9 Beate Ehlig BLB, S. 11 Felix Grünschloss, S. 13 Stefan Unser, S. 15 Bücherbuffet, S. 17 Jürgen Miller, S. 19 Annamaria Letsch, S. 21 2xGoldstein, S. 23 jubez, S. 25 Eici Sonoda, S. 27 Kulturbüro, S. 29 MLO, S. 31 Abier Bushnaq, S. 33 Sandra Jacques, S. 35 Monika Müller-Gmelin, Stadtplanungs- amt Karlsruhe, S. 37 Joachim Kampermann, S. 39 Winfried Reinhardt, S. 41 ZKM, Felix Grünschloss Impressum
https://www.karlsruhe.de/b1/kultur/literatur/HF_sections/rightColumn/1477035913412/ZZlV0Ps8slheYc/20156-10-21_WEB_Literatur_in_Karlsruhe.pdf
Kulturamt Jahresbericht 2018.indd Jahresbericht 2018 Stadt Karlsruhe Kulturamt Kulturamt der Stadt Karlsruhe 2 | Kulturamt der Stadt Karlsruhe – Jahresbericht 2018 Inhalt Das Jahr 2018 im Überblick .................................................................................... 4 Allgemeine Verwaltung/Zentrale Dienste ................................................................. 6 Kulturbüro ............................................................................................................. 8 Städtische Galerie ................................................................................................ 14 Stadtarchiv & Historische Museen ......................................................................... 18 Stadtbibliothek ..................................................................................................... 24 Impressum ............................................................................................................. 30 Kulturamt | 3 Das Jahr 2018 im Überblick – Kontinuitäten und Aufbrüche, Herausforderungen und Erfolge Das Jahr 2018 war für das Kulturamt ein Jahr der Erinnerungen und der Aufbrüche. Erinnerungen Wir feierten „25 Jahre Neues Ständehaus“ mit der Stadtbibliothek und der Erinnerungsstätte Ständehaus. Das Kulturbüro und Stadtarchiv & Historische Museen beteiligten sich an dem Jubiläum „300 Jahre Stadtrat und Stadtverwaltung“, mit einem Tag der offenen Tür des Rathauses und einem legendären Auftritt des Markgrafen Karl Wilhelm. Beide Jubiläen wurden mit gut angenommenen historischen Ausstellungen begleitet. Die Städtische Galerie zeigte wichtige Bestände ihrer Sammlungen, das heißt des kulturell- künstlerischen Erbes der Stadt. Vor allem die Präsentation „Blickkontakt. Gesichter einer Sammlung“ war sehr erfolgreich. Die Zahl der Digitalisate des Stadtarchivs stieg nochmals stark, so dass die Stadtgeschichte in stetig wachsendem Maße für alle im Netz verfügbar ist. Das im Kulturkonzept postulierte „Recht auf Kultur“ wird hier vorbildlich umgesetzt. Die Europäischen Kulturtage 2018 zu dem Thema „Umbrüche. Aufbrüche – Gleiche Rechte für alle“ nahmen Jahrestage zum Anlass, um anknüpfend und erinnernd an die Revolutionen und Umwälzungen der Jahre 1848, 1918 und 1968 Fragen zur Gegenwart und Zukunft in den Sprachen der Künste, Wissenschaft und Gesellschaftspolitik zu stellen und Antworten zu erörtern. Die dezidiert politische Thematik „Gleiche Rechte für alle“ führte sehr viele Karlsruher Kultur- und Bildungseinrichtungen zusammen und positionierte erneut Karlsruhe als Stadt der Grund- und Menschenrechte. Erinnerungen und Aufbrüche Der Blick der Jugendlichen auf die Grundrechte wurde unter dem Titel „Take your rights“ als Beitrag des Stadtjugendausschusses zu den Europäischen Kulturtagen präsentiert. Mit diesem Projekt gelang es, das Bundesverfassungsgericht als Partner zu gewinnen. Die im Zuge der Haushaltsstabilisierung formulierte Vorgabe, die Frauenperspektiven mit den Europäischen Kulturtagen zusammen zu führen, konnte erfolgreich umgesetzt werden. Zahlreiche Formate setzten sich dezidiert mit feministischen Positionen auseinander – so zum Beispiel die Städtische Galerie mit ihrer Präsentation der Werke von Marlene Dumas und Rosemarie Trockel. Der Geschichte der neuen Frauenbewegung in Karlsruhe seit 1968 war auch ein Kapitel der Ausstellung „Bewegt euch! 1968 und die Folgen in Karlsruhe“ gewidmet, die für die Europäischen Kulturtage erarbeitet wurde. Diese, zusammen mit der Hochschule für Gestaltung entwickelte, Präsentation zu 1968 stellte ein neues Ausstellungsformat dar: mehr noch als bei vorangegangenen Projekten zur Stadtgeschichte wurden Bürgerinnen und Bürger in die Erarbeitung und in die Umsetzung des Begleitprogramms mit einbezogen. Der große Erfolg dieser Ausstellung wurde allerdings überschattet durch den monatelangen Ausfall der Klimaanlage und des Fahrstuhls, was angesichts des sehr heißen Sommers vor allem für die beteiligten Zeitzeuginnen und Zeitzeugen, aber auch für die Mitarbeitenden des Hauses zu teils unerträglichen Zuständen führte. Betroffen waren auch die Literarische Gesellschaft und die Jugendbibliothek. Zudem erlitten die Exponate der Dauerausstellung durch die lange Phase ohne Klimatisierung Schäden. Dr. Susanne Asche 4 | Kulturamt der Stadt Karlsruhe – Jahresbericht 2018 Aufbrüche Inzwischen wurde allerdings eine Machbarkeitsstudie für die Sanierung des PrinzMaxPalais vorgelegt, die der Politik und Verwaltung als Entscheidungsgrundlage für das weitere Vorgehen dienen soll. Die Stadtbibliothek mit ihren Zweigstellen erwies sich erneut und in wachsendem Maße als Treffpunkt und Begegnungsort der bunten Stadtgesellschaft. Als Aufbruch in neue Zeiten kann die Einführung der „Karlsruher Bibliothekskarte“ für die Stadtbibliothek gelten. Damit ist sie mit den großen wissenschaftlichen Bibliotheken verbunden, denn die Bibliotheksausweise gelten in allen Einrichtungen. Zudem wurde das Angebotsspektrum im digitalen Bereich weiter ausgebaut. Vernetzungen wurden gestärkt und neue geknüpft. So war das Kulturbüro maßgeblich an der großen Aktion „de.mocraZy – wie sieht die Welt in 100 Jahren aus“ beteiligt, bei der Schülerinnen und Schüler in der KulturRegion Karlsruhe der TRK Plakate künstlerisch gestalteten, die dann in den Stadtgebieten von Karlsruhe, Bretten, Bruchsal, Rastatt, Baden-Baden, Waghäusel und Ettlingen präsentiert wurden. Das vom Kulturamt initiierte und verantwortete Leitprojekt „Bunte Stadt“ im IQ-Korridorthema „Soziale Stadt“ wurde mit dem Kulturworkshop im Juli eröffnet, der unter dem Titel „Die bunte Stadt. Diversität und Partizipation, Ziele und Strategien von Vernetzungsangeboten“ stadtgesellschaftliche Initiativen und Einrichtungen miteinander ins Gespräch brachte, die sich in vielfältiger Weise darum bemühen, Menschen aus unterschiedlichen Zusammenhängen zusammenzubringen. Ein neues zukunftsweisendes Thema wurde 2018 aufgegriffen, das auch in die Fortschreibung des Kulturkonzeptes 2025 der Stadt Karlsruhe einfl ießen soll: Kultureinrichtungen und Kulturveranstaltungen richten in verstärktem Maße ihre Aufmerksamkeit auf die Entwicklung von Strategien für Nachhaltigkeit. Dies wird die konzeptionellen Diskussionen 2019 begleiten. Denn nur über Nachhaltigkeit ist Zukunft denkbar. Aufbrüche brauchen Erinnerungen, Zukunft braucht neue Konzepte eines umsichtigen Umgangs mit dem Erreichten. Dr. Susanne Asche Leiterin Kulturamt Kulturamt | 5 Allgemeine Verwaltung/Zentrale Dienste Die Abteilung erbringt als Querschnittseinheit zentrale Verwaltungsdienstleistungen für das gesamte Kulturamt. Dies geschieht in den Bereichen Personal, Finanzen, Organisation, Controlling, IuK sowie durch organisationsübergreifende Servicedienste wie Buchbinderei und Aufsichtspool. Nachfolgend Daten zur personellen Entwicklung des Kulturamts und zu den Finanzen: Personalbestand Anzahl der Mitarbeiterinnen/Mitarbeiter Vollzeitstellen Ist-Stellen zum 31.12.2016 zum 31.12.2017 zum 31.12.2018 zum 31.12.2016 zum 31.12.2017 zum 31.12.2018 Direktion 2 2 2 2 2 2 Verwaltung insgesamt darunter: Verwaltung Aufsichtspool  Stammpersonal  Saisonpersonal Buchbinderei 50 7 33 5 5 49 7 33 5 4 48 7 37 --- 4 34,45 5,82 20,80 3,21 4,62 32,64 5,63 20,14 3,20 3,67 32,55 5,26 23,62 --- 3,67 Kulturbüro 21 19 20 18,00 17,56 18,03 Kunstsammlungen 10 11 11 8,5 9,0 9,0 Stadtarchiv & Historische Museen 22 21 22 20,06 20,06 20,56 Stadtbibliothek* 64 64 66 52,04 52,62 53,76 169 166 169 133,05 131,88 135,90 * Haupt-, Jugend-, Amerikanische Bibliothek und Stadtteilbibliotheken Weitere Kennzahlen zur Personalwirtschaft zum 31.12.2016 zum 31.12.2017 zum 31.12.2018 Frauenanteil Kulturamt insgesamt 70,41 % 69,88 % 72,78 % Frauenanteil Leitungsebene 65,00 % 62,00 % 63,00 % Volontariate Auszubildende studentische Praktika** 2 7 10 2 6 13 2 5 13 Fehlzeitenquote 5,8 % 7,2 % 7,4 % Körperbehindertenquote Schwerbehindertenquote 7,69 % 12,43 % 7,23 % 11,45 % 6,51 % 11,83 % ** Darüber hinaus wurden zahlreiche kurzzeitige Betriebspraktika durchgeführt. 6 | Kulturamt der Stadt Karlsruhe – Jahresbericht 2018 Finanzen 2016 2017 2018 Buchungsfälle im Sachgebiet Finanzen 10.552 10.838 11.043 Kulturetat 2016 2017 2018*** IST Anteil IST Anteil IST Anteil Ordentlicher Aufwand  davon Personal- und Versorgungsaufwand  davon Sachaufwendungen  davon Abschreibungen  davon Transferaufwendungen an Badisches Staatstheater (inklusive Zinsaufwand für Kulissenlager)  davon Transferaufwendungen an ZKM  davon Transferaufwendungen an weitere kulturelle Institutionen und kulturelle Projekte 51.501.990 € 8.571.940 € 2.915.909 € 955.273 € 23.639.732 € 9.237.300 € 6.181.836 € 16,6% 5,7% 1,9% 45,9% 17,9% 12% 50.209.594 € 8.854.269 € 2.729.946 € 971.689 € 22.909.866 € 8.693.300 € 6.050.524 € 17,6% 5,5% 1,9% 45,6% 17,3% 12,1% 51.380.994 € 9.152.661 € 2.667.044 € 1.054.821 € 23.464.043 € 8.771.200 € 6.271.225 € 17,8 % 5,2 % 2 % 45,7 % 17,1 % 12,2 % Ordentliche Erträge 1.919.152 € 2.012.563 € 2.041.857 € *** vorläufi ge Prognose, da Rechnungsabschluss 2018 noch nicht erfolgt ist Buchbinderei Aufträge für 2016 2017 2018 Stadtbibliothek 68 % 59 % 47 % Stadtarchiv & Historische Museen 23 % 30 % 42 % Externe 9 % 11 % 11 % Aufsichtspool 2016 2017 2018 Anzahl der Ausstellungen 18 17 17 Bedarf an Aufsichtsstunden **** 39.371 32.746 35.770 **** inklusive Ausstellungseröffnungen, Konzerte, KAMUNA, Museumsfeste und sonstige Sonderveranstaltungen Kulturamt | 7 Kulturbüro fördern und beraten planen und veranstalten Als Förderabteilung des Kulturamtes ist das Kulturbüro Ansprechpartner der Kultureinrichtungen und der Kunst-, Kultur- und Kreativschaffenden in Karlsruhe bei Beantragung institutioneller und projektbezogener städtischer Kulturfördermittel. Ebenso berät und begleitet es die Kulturschaffenden bei Fragen rund um ihre kulturellen, künstlerischen und kultur- und kreativwirtschaftlichen Vorhaben und Tätigkeiten. Dabei setzt es sich für die Vernetzung der kulturellen Aktivitäten und Akteure in allen Bereichen der Gesellschaft und der Öffentlichkeit ein. Thematischer und inhaltlicher Orientierungsrahmen der Förderentscheidungen des Kulturbüros ist das Kulturkonzept 2025 der Stadt Karlsruhe mit seinem weiten und offenen Kulturbegriff. Zur Schärfung des Kulturprofi ls Karlsruhes und zur Umsetzung und Ausfüllung des Kulturkonzeptes 2025 führt das Kulturbüro auch eigene Veranstaltungen durch. Dies erfolgt vorwiegend in Kooperation mit anderen Kultureinrichtungen, mit Kultur- und Kreativschaffenden sowie der Stadtgesellschaft in Karlsruhe. 1. Fördern und beraten im Jahr 2018 Die fi nanzielle Förderung kultureller Aktivitäten in Karlsruhe erfolgt im Wege der institutionellen Förderung und der Projektförderung. 1.1. Institutionelle Förderung Institutionelle Förderung bedeutet die regelmäßige und verlässliche Bezuschussung eines Kulturträgers in Karlsruhe mit einem festen jährlichen Betrag auf der Grundlage einer entsprechenden Entscheidung des Gemeinderates. Im Kulturhaushalt sind für circa 70 Zuschussempfänger institutionelle Mittel verankert. Das Kulturbüro ist zuständig für das Verfahren der Bewilligung der Gelder nach Vorlage eines Förderantrags. Ebenso ist es zuständig für die Prüfung der jährlichen Verwendungsnachweise und die turnusmäßige Beleg- und Buchprüfung der Kultureinrichtung in deren Räumlichkeiten. Neben der Abwicklung der alljährlichen institutionellen Förderung steht die Beratung der Einrichtungen in vielfältigster Hinsicht. Dies betrifft den Finanzbereich ebenso wie Fragen von Organisation, Kommunikation und Kooperation. 1.2. Projektförderung Unmittelbar gestaltend wirken das Kulturbüro und das K3-Büro im Wege der Projektförderung beziehungsweise der Beratung und der Gründungsförderung auf das kulturelle Leben in Karlsruhe ein. Auf der Grundlage der „Richtlinien Projektförderung“, der „Richtlinien zur Förderung von Kulturvereinen durch veranstaltungsbezogene Mietkostenzuschüsse“, der Richtlinien für die Theaterarbeit für und mit Kindern und Jugendlichen, der „Kriterien zur Förderung von kulturellen Veranstaltungen ausländischer Vereine und Organisationen in Karlsruhe“ sowie der „Richtlinien der Stadt Karlsruhe für die Gewährung von Zuschüssen zur Förderung des Chorgesangs und der Vereinsmusik“ vergibt das Kulturbüro auf Antrag im Einzelfall Zuschüsse für kulturelle und künstlerische Vorhaben in allen Bereichen und Sparten der Kunst und Kultur. Die Anträge sind in der Regel mit Beratungsgesprächen zu den geplanten Vorhaben verbunden. Die Fördersummen liegen überwiegend zwischen 500 Euro und 2.000 Euro; bei herausragenden Projekten wird diese Summe im Einzelfall überschritten. Die Empfänger einer Förderung müssen nach Abschluss des Vorhabens einen Nachweis der Mittelverwendung vorlegen, der vom Kulturbüro zu prüfen ist. Die Förderung erreicht eine große Zahl Kulturschaffender aus allen Sparten der Kunst und Kultur und aus den unterschiedlichsten Szenen und Bereichen der Stadtgesellschaft. Die Anträge spiegeln ein sehr vielfältiges, lebendiges künstlerisches und kulturelles Leben in der Stadt. Die Tatsache, dass nach den Richtlinien zur Projektförderung nur Vorhaben gefördert werden, die unter anderem eine Bereicherung für das kulturelle Leben in Karlsruhe darstellen, einem gesamtstädtischen oder einem Schwerpunkt städtischer Kulturpolitik entsprechen, eine Lücke im Karlsruher Kulturangebot in Karlsruhe abdecken oder sich mit der kulturellen Identität Karlsruhes auseinandersetzen, führt zu einer starken qualitativen Konzentration der Projektförderanträge und damit auch der geförderten kulturellen Angebote in der Stadt. Bei Kulturworkshop am 14. Juli 2018 8 | Kulturamt der Stadt Karlsruhe – Jahresbericht 2018 den Anträgen ist eine Zunahme von Förderanträgen aus dem studentischen Kulturumfeld ebenso zu beobachten wie im Bereich der Soziokultur, der Stadtteilkultur, internationaler und interreligiöser Kulturaktivitäten, besonders im Bereich der Partnerstädte wie auch im Bereich der Kultur- und Kreativwirtschaft. 2. Planen und veranstalten im Jahr 2018 Zu den Eigen- und Kooperationsveranstaltungen des Kulturbüros im Jahr 2018 zählten unter anderem  24. Europäische Kulturtage Karlsruhe 2018 „Umbrüche, Aufbrüche: Gleiche Rechte für alle“ vom 20. April bis 5. Mai 2018, gemeinsam veranstaltet mit dem Badischen Staatstheater und circa 40 Kultureinrichtungen in Karlsruhe  Kulturworkshop 2018 „Die Bunte Stadt. Diversität und Partizipation, Ziele und Strategien von Vernetzungsangeboten“ am 14. Juli 2018 im Foyer des Badischen Staatstheaters  Formate des K3-Büros mit KreativStart-Kongress am 22./23. März 2018, „7x7“ am 22. März und 15. Oktober 2018 im Tollhaus, Kreatives Speeddating am 26. April und 24. Oktober 2018, Gamifi cation-Kongress „bizplay“ am 18. Oktober 2018, „hallo.digital“ als Kooperationsveranstaltung am 17. April 2018, Beratungstag am 11. April 2018, PopUp-Store im Rahmen der LOFT vom 8. bis 10. Juni 2018  „ausgeschlachtet“ – Tag der offenen Türen am 13. Mai 2018 auf dem Alten Schlachthof  Kunstausstellung „we are part of culture“ im Hauptbahnhof, 30. Mai bis 8. Juni 2018. Diskussionsveranstaltung „Geschlecht, Gender, Gesellschaft“ im Bürgersaal des Rathauses am Marktplatz, 6. Juni 2018, 19:30 Uhr  8. KinderLiteraturtage in Karlsruhe (KLiK), 4. bis 29. Juni 2018 mit 120 Veranstaltungen an rund 30 teilnehmenden Karlsruher Schulen sowie mit über 20 öffentlichen Veranstaltungen  20. Juli 2018: 19. Reinhold-Frank-Gedächtnisvorlesung in Erinnerung an den Widerstands- kämpfer Reinhold Frank (1896-1945), gemeinsam mit den höchsten Karlsruher Rechts- institutionen, Referentin: Małgorzata Gersdorf, Präsidentin des Obersten Gerichts in Polen  Internationaler Gospelkirchentag Karlsruhe, 21. bis 23. September 2018 als Großevent der Evangelischen Kirche, unterstützt durch die Stadt Karlsruhe, betreut durch das Kulturbüro 8. KinderLiteraturtage in Karlsruhe (KLiK) 24. Europäische Kulturtage: Eröffnung v.l.n.r.: Dr. Frank Mentrup, Theresia Bauer, Dr. Susanne Asche, Peter Spuhler, Prof. Dr. Susanne Baer Kulturamt | 9  ZeitGenuss 2018 – Festival für Musik unserer Zeit, vom 18. bis 21. Oktober 2018. Im Mittelpunkt Werke der isländischen Komponistin Anna Thorvaldsdottir. Kooperation mit der Hochschule für Musik Karlsruhe sowie dem Badischen Staatstheater und dem Kantorat der Evangelischen Stadtkirche Karlsruhe. Drei Kinderkonzerte  15. ARD-Hörspieltage, 7. bis 11. November 2018  36. Karlsruher Bücherschau 2018, 16. November bis 2. Dezember 2018, mit Gastland Niederlande  Tag der offenen Tür im Rathaus am 24. November 2018 mit einem Informationsstand zur Kultur in Karlsruhe  Ausstellungen in der Orgelfabrik von Karlsruher Künstlerinnen und Künstlern, Studierenden und Absolventen der künstlerischen Hochschulen HfG und Kunstakademie. Im Rahmen der 24. Europäischen Kulturtage: Ausstellung in Kooperation mit dem BBK „Open Borders – Politische Kunst und die Kinder der 68er. Zeitgenössische Positionen aus Nancy, Nottingham, Temeswar, Krasnodar, Halle und Karlsruhe.“  Sechs Konzerte in der Reihe „Musik im Rathaus“ vom 9. November bis 19. Dezember 2018 unter Einbezug von Jazz, Weltmusik und Crossover neben klassischer europäischer Kammer- und Chormusik 3. Konzeptionelle Entwicklungen 2018  Re-Design und konzeptionelle Weiterentwicklung von www.karlsruhe.de/b1/kultur und kalender.karlsruhe.de (öffentlicher und interner Veranstaltungskalender)  Neukonzeption der Flyerauslage in Zusammenarbeit mit dem Arbeitskreis kulturelle Öffentlichkeitsarbeit und dem Kulturring  Mitwirkung beim Online-Bürgerbeteiligungsportal  Beratung beim Kulturkonzept Grötzingen, Entwicklung einer Kultur-Marke  Neukonzeption der „6. Karlsruher Wochen gegen Rassismus 2019“ und der alternierenden zivilgesellschaftlich organisierten „Internationalen Wochen gegen Rassismus/Tag gegen Rassismus“ (2018)  Mitwirkung an der „Fortschreibung des Karlsruher Integrationsplans“ im Handlungsfeld „interkulturelle Begegnung und interreligiöser Dialog“  Entwicklung und Einreichung eines Antragskonzepts „Open Lab for Media Arts & Dance“ für das bundesweite Förderprogramm „TANZPAKT Stadt-Land-Bund“ in Zusammenarbeit mit dem ZKM und weiteren Kooperationspartnern des Festivals „TANZ Karlsruhe“ mit Unterstützung des Ministeriums für Wissenschaft, Forschung und Kunst Baden-Württemberg  Mitwirkung bei der Weiterentwicklung des Konversionsprojekts Kreativpark Alter Schlachthof in Kooperation mit der Wirtschaftsförderung und der Karlsruher Fächer GmbH & Co. Stadtentwicklungs-KG (KFE) (unter anderem Großmarkthalle – Zentrum für Kunsthandwerk, Kunst und Design, Wachstums- und Festigungszentrum, Haus der Produktionen, Pferdeschlachthaus)  Vorbereitung der Bewerbung um den Titel „UNESCO – Stadt der Medienkunst“ ATOLL-Festival im Tollhaus 10 | Kulturamt der Stadt Karlsruhe – Jahresbericht 2018 4. Weitere Schwerpunktthemen des Kulturbüros im Jahr 2018  Redaktion und Gestaltung des Flyers „Orte des Rechts“  Insolvenz der Kurbel eG als Untermieterin der Kinemathek. Unterstützung der Kinemathek in der Beendigung des Nutzungsverhältnisses, konzeptionelle Überlegungen für ein künftiges „Kulturhaus im Passagehof“ gemeinsam mit dem Jazzclub Karlsruhe  Kultur- und Kreativwirtschaft: wachsender Betreuungsbedarf für Kreativunternehmen auf dem Alten Schlachthof angesichts der bevorstehenden Fertigstellungen des Wachstums- und Festigungszentrums und des Pferdeschlachthauses und der Neubesetzung des Perfekt Futur  Kultur und Nachhaltigkeit: Projektseminar mit Annett Baumast in Kooperation mit dem Kulturamt zum Thema „Nachhaltigkeit in Kulturbetrieben“ am KIT. Vier Karlsruher Kultureinrichtungen (Tollhaus, Kammertheater, Filmboard, Jazzclub) haben sich mit Blick auf betriebliches Nachhaltigkeitsmanagement untersuchen lassen  Organisation und Durchführung des Projekts „De.mocraZy – Wie sieht die Welt in 100 Jahren aus?“, einer Plakatkunstaktion mit Schülerinnen und Schülern in der KulturRegion Karlsruhe, Ausstellungszeitraum: 14. September bis 4. Oktober 2018 im Karlsruher Stadtgebiet sowie Bretten, Bruchsal, Rastatt, Baden-Baden, Waghäusel, Ettlingen  Erfassung von Kunstwerken im öffentlichen Raum sowie Kunstwerken, die aus Kunst-am-Bau-Wettbewerben hervorgegangen sind  Abschluss der Raumsuche für das Jugendorchester Stadt Karlsruhe  Begleitung des Umzugs des Karpatendeutschen Kulturwerks in die Heinrich-Hübsch-Schule/ Außenstelle Durlach; Ausstellungsräume des Karpatendeutschen Museums in der Karlsburg bleiben davon unberührt  Etablierung des Leitprojektes „Bunte Stadt“ im Rahmen des Korridorthemas „Soziale Stadt“  Vorbereitung der Versetzung der Kunstwerke am Badischen Staatstheater 5. Ausschreibungen und Auszeichnungen  Female Award (1.000 Euro) der Independent Days im Rahmen der Europäischen Kulturtage Karlsruhe 2018 für die Produktion „Herzilein“, Deutschland 2017, 9 Min., Regie: Sinje Köhler  Die Goldene ID-Preis der Stadt Karlsruhe (1.500 Euro) bei den Independent Days für den österreichischen Kurzfi lm: „Entschuldigen Sie, ich suche den Tischtennisraum und meine Freundin“ von Bernhard Wenger  Hanna-Nagel-Preis 2018 im Rahmen der Europäischen Kulturtage an Nina Laaf  dokKa Dokumentarfestival 2018: Preis der Stadt Karlsruhe (1.500 Euro) für den Film: „Die anderen Plätze“ von Marco Kugel und Simon Quack  Schule und Kultur: 49 von 73 Anträgen für Kooperationsmaßnahmen zwischen Schulen und Kulturschaffenden wurden für das Schuljahr 2018/19 ausgewählt.  Vierte Ausschreibungsrunde des Interdisziplinären Projektfördertopfes „Kunst, Wissenschaft und Technologie“, Auswahl von 7 Projekten mit Gesamtfördersumme von 25.000 Euro  Vergabe der Karlsruher Hochschulpreise  Vergabe des Karlsruher Kulturstipendiums an Katrin Denner, Absolventin der staatlichen Hochschule für Musik Karlsruhe Karlsruhe Orte des Rechts Stadt Karlsruhe Kulturamt www.karlsruhe.de/ortedesrechts Faltblatt „Orte des Rechts“ KLiK Werkstatt Kulturamt | 11 6. Interne Dienstleistungen des Kulturbüros Unverändert ist das Kulturbüro neben seinen externen Dienstleistungsaufgaben im Bereich der Kulturförderung auch interner „Dienstleister“. Reden, Grußworte, Antwortentwürfe, Sitzungsvorlagen, Stellungnahmen, Präsentationen und sonstige Zusammenstellungen sind für den Oberbürgermeister und die Dezernate sowie für die Amtsleitung zu verfassen. Außerdem ist das Kulturbüro als Mitglied oder als Koordinator sowie vorbereitend und fachlich begleitend mit folgenden Gremien verbunden: Stiftungsrat ZKM, Verwaltungsrat Badisches Staatstheater, Stiftungsrat Centre Culturel Franco-Allemand, Kulturausschuss, Kunstkommission, Kuratorium der Europäischen Kulturtage, Kulturkreis Karlsruhe, Forum KulturRegion, Forum Kultur der Oberrheinkonferenz, Aufsichtsrat Karlsruher Fächer GmbH, Stiftung Karpatendeutsches Kulturwerk, Mechthilde-Meyer-Stiftung, Reinhold-Frank-Gedächtnisvorlesung, Jury Schule und Kultur, ECCAR Steering Committee, EUROCITIES Culture Forum, ibz Mitgliederversammlung, Round Table Kulturelle Bildung, Arbeitskreis Karlsruher Bücherschau, Arbeitskreis ARD Hörspieltage, Netzwerk gegen Rechts, AKÖ Arbeitskreis Kulturelle Öffentlichkeitsarbeit des Kulturkreises, Kulturring Karlsruhe, Verein „ausgeschlachtet“ Alter Schlachthof, AG Kulturmarketing im Rahmen der Kulturmarketing-Kampagne „Kultur in Karlsruhe“ mit Karlsruhe Tourismus GmbH und Karlsruhe Marketing und Event GmbH, Lenkungsgruppe des Leitprojekts „Bunte Stadt“, IQ-Netzwerktreffen, KAMUNA-Arbeitsgruppe, Karlsruher Forum für Kultur, Recht und Technik. Regelmäßig erarbeitet das Kulturbüro mit dem Presse- und Informationsamt die Schwerpunkte der kulturellen Berichterstattung. Zudem obliegt ihm die Redaktion der Internetseiten zur Kultur unter www.karlsruhe.de und des Internet-Veranstaltungskalenders, die Koordination der internen Werbeträger des Kulturamtes (zum Beispiel Großfl ächenplakatierung, Werbedisplay am Zoo, Kinowerbung „Die Kulturminute“) sowie die Erstellung von Artikeln über ausgewählte Veranstaltungen an das Kulturmagazin der Partnerstadt Nancy „CAN“. Die Vorbereitung und Durchführung des Karlsruher Kulturfrühstücks gehört ebenfalls zu den Aufgabenfeldern. 2018 wirkte das Kulturbüro bei der Erstellung des Europaberichts Karlsruhe mit. 7. Externe Dienstleistungen des Kulturbüros  Koordination des Plakatversandes für Kulturschaffende an städtische Dienststellen und der Citylight-Plakatierung auf den hinterleuchteten Säulen („Stadtseite“)  Hallen- und Säleverzeichnis 8. Interne Aufgaben des Kulturbüros  Planungen der bevorstehenden Umzüge der Kulturamtsleitung, des Kulturbüros und der Verwaltungsabteilung in die Karl-Friedrich-Straße 14 – 18, sowie des K3-Büros ins Wachstumszentrum  Umstellung der Adressverwaltung auf CAS  Umsetzung der EU-Datenschutz-Grundverordnung  Beschäftigung und Betreuung von Auszubildenden  Weiterentwicklung der Online-Formulare für institutionelle und projektbezogene Förderung Screenshot der Kulturminute 12 | Kulturamt der Stadt Karlsruhe – Jahresbericht 2018 9. Kulturbüro in Zahlen 2018 9.1 Haushalt 2017 2018 Institutionelle Förderung 36.382.464 € 37.122.841 Euro Projektförderung 926.502 € 1.082.321 Euro Sachmittel (Eigene Projekte) 627.501 € 648.409 Euro 9.2 Schriftliches 2018 Reden, Grußworte, Stellungnahmen 207 Bewilligungsschreiben circa 920 Prüfung von Verwendungsnachweisen circa 470 Abschluss der 24. Europäischen Kulturtage: Dakh Daughters Kulturamt | 13 Städtische Galerie 2018 war erneut ein erfolgreiches Jahr für die Städtische Galerie. Die Dauer- sowie zwei Sonderausstellungen bewegten sich im Zeitrahmen zwischen 1850 und heute. Sie waren zu einem großen Teil aus der museumseigenen Sammlung bestückt und nahmen damit in besonderem Maße das kulturelle Erbe der Stadt Karlsruhe im Bereich bildender Kunst in den Fokus. Hinzu kamen unter anderem die alle fünf Jahre fällige große Inventur des Kunstbesitzes sowie die aufwändige Fachberatung des Schneller Nachlasses in Wettersbach. Kunstwerke aus den städtischen Kunstsammlungen gingen in diesem Jahr als Leihgaben an renommierte Museen nach New York, München und Mannheim. Die Tätigkeiten der Städtischen Galerie Karlsruhe sind dem Handlungsfeld 1 „Kulturelles Erbe“ und dem Handlungsfeld 2 „Kulturelle Bildung“ zuzuordnen. Sonderausstellungen Seit etwa zehn Jahren präsentiert die Städtische Galerie ihre Dauerausstellung unter dem bildhaften Begriff „umgehängt“, um unmittelbar deutlich zu machen, dass dieser Bereich im ersten Obergeschoss regelmäßig neu konzipiert wird. Im Mittelpunkt der aktuellen Schau „Facetten der Malerei, 1960-2010“ steht das traditionsreiche Medium und seine experimentelle Öffnung zu anderen Kunstgattungen. Im Rahmen der 24. Europäischen Kulturtage Karlsruhe 2018 beteiligte sich die Städtische Galerie mit der Schau „Marlene Dumas – Rosemarie Trockel. Werke aus der Sammlung Garnatz“. Im Zentrum der Ausstellung standen frühe Werkkomplexe von Marlene Dumas und Rosemarie Trockel, die für das gesamte Schaffen der international renommierten Künstlerinnen beispielhaft sind. Die Sonderausstellung „Blickkontakt. Gesichter einer Sammlung“ lief vom Sommer 2018 bis Anfang 2019. Die Exponate stammen aus dem Zeitraum von 1850 bis zur Gegenwart und führen eindrucksvoll vor Augen, dass die überlieferten Funktionen des Bildnisses und die zentralen Fragen nach Identität, Individualität und Wiedererkennbarkeit nach wie vor eine wichtige Rolle spielen. Nur wenig später wurde die Schau „Mit Karl Weysser unterwegs“ im zweiten Obergeschoss eröffnet. Mit den Präsentationen „Benno Blome. STILLES LAND“ zum Kunstpreis der Werner-Stober- Stiftung 2017, „tiptoe | Nina Laaf“ zum Hanna-Nagel-Preis 2018 sowie „Dust and Trace. Heinz Pelz“, die in Zusammenarbeit mit dem Förderkreis der Städtischen Galerie Karlsruhe entstand, waren zudem drei Positionen aktueller Kunst aus Karlsruhe in der Städtischen Galerie zu sehen. Werke, die aus dem gewachsenen Bestand der städtischen Kunstsammlungen gezeigt werden, sind dem Handlungsfeld 1 „Kulturelles Erbe“ zuzuordnen. Als Lernort erfüllt die Galerie die Kriterien des Handlungsfeldes 2 „Kulturelle Bildung“. Dauerausstellung, Neuerwerbungen, Kunstsammlung (Provenienzforschung) Die Provenienzforschung ist in der Städtischen Galerie für den Moment abgeschlossen. Bezüglich der bislang untersuchten Arbeiten gibt es keine rot eingestuften Werke, deren Provenienz zwischen 1933 und 1945 eindeutig belastet ist, jedoch 15 gelb markierte Werke, deren Provenienz nicht eindeutig geklärt ist, das heißt es bestehen Provenienzlücken oder die Herkunft ist nicht zweifelsfrei unbedenklich. Unter den Ankäufen 2018 für die Städtische Kunstsammlung befi ndet sich als wichtigster Neuzugang das „Selbstporträt“ von Erich Heckel, das er 1949 in seinem Karlsruher Atelier schuf. Es hing seit vielen Jahren als Dauerleihgabe der Erich-Heckel-Stiftung in der Städtischen Galerie Karlsruhe. Veranstaltungen Lebhaftes Interesse fanden nicht nur Großveranstaltungen wie der alljährliche „Tag der offenen Tür“ (6. Januar 2018, zusammen mit dem ZKM) und die „Karlsruher Museumsnacht“ (4. August 2018), sondern auch der „Internationale Museumstag“ (13. Mai 2018) sowie zahlreiche Termine in der Reihe „Mittwochs um 6“. Im Rahmen der Präsentation „Blickkontakt. Gesichter einer Sammlung“ fand der erste Poetry Slam in der Städtischen Galerie statt und im Rahmen der ARD Hörspieltage 2018 wurde „Crisis in Art 1918/2018 – Hörstück vom Schwarzwaldlabor für Turntable, Gitarre, Klavier und electronics“ aufgeführt. Erich Heckel, Selbstbildnis, 1949 Ausstellungseröffnung Blickkontakt 14 | Kulturamt der Stadt Karlsruhe – Jahresbericht 2018 Museumspädagogik, Kunstvermittlung Neben den zahlreichen Führungen für Erwachsene bietet die Städtische Galerie ein detailliertes Programm der Workshops für Kinder, Jugendliche und Schulklassen an. Die jede Woche geöffnete Kinderwerkstatt am Sonntag (parallel zur Erwachsenenführung) hat sich längst fest etabliert und wird das ganze Jahr über – außer in den Sommerferien – angeboten. Eine Einladung erfolgt wie in den Jahren zuvor bei jeder neuen Ausstellung zu Einführungsveranstaltungen für Lehrerinnen und Lehrer sowie für Erzieherinnen und Erzieher. Auch 2018 wurden regelmäßige Kooperationen mit folgenden Kindergärten durchgeführt: Evangelischer Luther-Kindergarten, Städtische Kindertagesstätte Wolfartsweier, Städtischer Kindergarten Lußstraße und Kindergarten Vincentino. Das VHS-Projekt „Kultur und Integration“, das Migrantinnen und Migranten, Gefl üchteten und deutschstämmigen Bürgerinnen und Bürgern den Austausch über Kultur und Kulturen an und in verschiedensten Kulturinstitutionen der Stadt Karlsruhe ermöglicht, hat 2018 eine Neuorientierung erfahren. Das Projekt wurde auf zwei Gruppen ausgeweitet. Die Gruppe „Kunst Ansehen“ führt das bestehende Konzept fort. Die neu ins Leben gerufene Gruppe „Mit Kindern Ansehen“ bringt deutschsprachige Familien und Familien mit Migrationshintergrund zusammen. Im gemeinsamen Schauen und Reden über Kunst fi ndet ein interkultureller Austausch statt. 2018 fand zum zweiten Mal die Projektwoche „KUNST-PROFI“ des Max-Planck-Gymnasiums Karlsruhe in Kooperation mit drei Karlsruher Museen (Kunsthalle Karlsruhe, ZKM, Städtische Galerie) vom 9. bis 13. April mit 13 Schülerinnen und Schüler der Klasse 10 statt. Sie erhielten Einblicke in den Museumsbetrieb mit Führungen hinter den Kulissen, kreativen Workshops und Impulsvorträgen der Mitarbeiterinnen. Am 15. Mai 2018 nahm die Städtische Galerie am 3. Kinder-Kunst-Tag Baden-Württemberg mit Workshops für die Altersklasse +5 Jahre teil. Die museumspädagogischen Angebote und die Vermittlungsarbeit der Städtischen Galerie orientieren sich am Handlungsfeld 2 „Kulturelle und gesellschaftliche Bildung“ des Kulturkonzeptes 2015 als Ausdruck des Selbstverständnisses der Kulturstadt Karlsruhe, Kultur als Grund- und Menschenrechte zu begreifen und daraus ein allgemeines Recht auf Kultur mit einem kulturellen Teilhaberecht abzuleiten. Eröffnung der Ausstellung „Marlene Dumas - Rosemarie Trockel. Werke aus der Sammlung Garnatz“ Poetry Slam Kulturamt | 15 Beratung, Auskünfte Die wissenschaftlichen Mitarbeiterinnen der Galerie sind regelmäßig beteiligt an der Auswahl der Bewerberinnen und Bewerber für die Orgelfabrik, für die Künstlermesse und den Hanna- Nagel-Preis. Hinzu kommen im Laufe des Jahres zahlreiche Anfragen von Kollegen und Kolleginnen aus anderen Museen, von Institutionen und von Privatleuten, die nach Auskünften zu Kunstwerken, Künstlerinnen und Künstlern fragen. Die Betreuung des Nachlasses Schneller, die die Städtische Galerie seit 2016 wesentlich unterstützt, belief sich auch 2018 auf circa 15 Arbeitstage. Diese aufwändige, in Amtshilfe erfolgende Fachberatung umfasst weiterhin: Maßgebliche Mitwirkung an diversen Ausschreibungen für Restaurierungsarbeiten, für Bilderrahmung, Depoteinrichtung, zudem die Inventarisierung der Kunstwerke. Leihverkehr Das Gemälde „Für alle Lieben in der Welt“ von Jörg Immendorff, das im Besitz der Städtischen Kunstsammlung ist und aus der Sammlung Garnatz erworben wurde, war als Leihgabe Teil der umfassenden Sonderausstellung zu Immendorff im Münchner Haus der Kunst. Das Gemälde war auf allen Werbeträgern und Plakaten abgebildet. So erhielt nicht nur das Kunstwerk eine immense Öffentlichkeit, sondern auch die Stadt Karlsruhe als Leihgeberin. Zudem gingen weitere Leihgaben an die Neue Galerie New York und die Kunsthalle Mannheim. Werbung der Immendorff-Ausstellung in München 16 | Kulturamt der Stadt Karlsruhe – Jahresbericht 2018 Besucherzahlen Sonderausstellungen 2018 Tag der offenen Tür 1.970 6. Januar 2018 Mut zur Freiheit 2.751 Informel aus der Sammlung Anna und Dieter Grässlin im Dialog 16. Dezember 2017 bis 11. März 2018 umgehängt 2018: Facetten der Malerei 10.189 (Dauerausstellung) 31. Januar 2018 bis 28. April 2019 Benno Blome – STILLES LAND 2.896 Kunstpreis der Werner-Stober-Stiftung 2017 8. Februar bis 3. Juni 2018 Marlene Dumas – Rosemarie Trockel 2.055 Werke aus der Sammlung Garnatz 22. April bis 24. Juni 2018 tiptoe | Nina Laaf 1.436 5. Mai bis 8. Juli 2018 Blickkontakt. Gesichter einer Sammlung 6.820 28. Juli 2018 bis 20. Januar 2019 Mit Karl Weysser unterwegs 5.273 1. August 2018 bis 28. April 2019 Dust and Trace 2.894 21. Oktober 2018 bis 3. März 2019 KAMUNA 1.915 4. August 2018 Gesamtbesucherzahl: 38.199 (bis Dezember 2018) Besucherzahlen 2016 2017 2018 Dauerausstellung (ohne Sonderausstellungen) 4.992 5.500 10.189 Gesamtbesucherzahl 41.471 26.955 38.199 Führungen in der Städtischen Galerie Karlsruhe 2016 2017 2018 Öffentliche Führungen 200 215 182 Gebuchte Führungen 38 32 25 Öffentliche Kinderkurse 43 37 48 Gebuchte Kinderkurse 64 34 49 Kulturamt | 17 Stadtarchiv & Historische Museen Stadtarchiv & Historische Museen sind als das historische Gedächtnis der Stadt zuständig für die stadthistorische Arbeit. Auch 2018 führten Stadtarchiv, Pfi nzgaumuseum, Stadtmuseum und Erinnerungsstätte Ständehaus an die Stadtgeschichte heran. Sie leisten damit einen Beitrag zur Schaffung eines historischen Bewusstseins der Stadt und ihrer Bürgerinnen und Bürger. Für Stadtarchiv & Historische Museen begann das Jahr 2018 mit einigen krankheitsbedingten Ausfällen und Einschränkungen sowie Technikpannen und langfristigen Ausfällen der Klimaanlage und des Aufzugs im Prinz-Max-Palais, wovon vor allem die Ausstellung des Stadtmuseums „Bewegt euch! 1968 und die Folgen in Karlsruhe“ betroffen war. Trotzdem war diese Ausstellung ein voller Erfolg, vor allem die partizipativ gestalteten Begleitveranstaltungen waren sehr gut besucht. Erfolgreich gestartet ist die Ausstellung „Karlsruhe und Elsass- Lothringen“. Die Ausstellung des Pfi nzgaumuseums zu den Durlacher Kinos sowie die Museumsfeste sind ebenfalls wieder auf gute Resonanz gestoßen. Die Konzeption, Vorbereitung und Durchführung dieser großen Sonderausstellungen führten das Team allerdings an die Grenzen der Belastbarkeit. Das Stadtarchiv war im IQ-Leitprojekt „Geschäftsprozessmanagement – Schlanke Prozesse mit digitaler Unterstützung“(Korridorthema: Moderne Verwaltung) und im Bereich der Überlieferungsbildung stark gefordert. Dazu kamen Sonderveranstaltungen wie „25 Jahre Neues Ständehaus“ und „300 Jahre Stadtrat und Stadtverwaltung“, beide mit Ausstellungen, die ebenfalls alle Kräfte erforderten. Sehr positiv waren die Fortschritte bei der Digitalisierung und der Bestandserhaltung. Besonders erfreulich war hier die erneute Unterstützung durch die Koordinierungsstelle Bestandserhaltung des Bundes mit 50.000 Euro. Die Schwerpunkte der Arbeit lagen generell wieder in der Bewahrung des Kulturellen Erbes der Stadt (Handlungsfeld 1 des Kulturkonzepts 2025 der Stadt Karlsruhe) und der kulturellen und gesellschaftlichen Bildung (Handlungsfeld 3). Stadtarchiv Das Stadtarchiv konnte 2018 das Niveau der letzten Jahre im Wesentlichen halten und in einigen Bereichen auch verstärken. Die Besucherzahlen im Stadtarchiv stiegen vor allem wegen der sehr gut besuchten Ausstellung „Aller Anfang ist schwer! Stadtrat und Stadtverwaltung im 18. Jahrhundert“ anlässlich des Jubiläums 300 Jahre Stadtrat und Verwaltung. Die Besuche im Lesesaal des Stadtarchivs selbst blieben in dem in den letzten Jahren üblichen Bereich. Dies gilt auch für die Zahl der verzeichneten und erschlossenen Archivalien. Hervorzuheben sind erneut die Fortschritte bei der Bestandserhaltung und hier insbesondere die großen Projekte zur Entsäuerung von Bauakten sowie zur Neuverpackung gefährdeter Bestände in säurefreien Kartons, die durch die Koordinierungsstelle zur Erhaltung schriftlichen Kulturguts (KEK) mit einer Förderung in Höhe von jeweils 25.000 Euro in willkommener Weise unterstützt wurden. Dies ist eine erneute Anerkennung der seitens der Stadt Karlsruhe unternommenen eigenen Anstrengungen zum Erhalt ihres schriftlichen kulturellen Erbes. Nach wie vor erfreulich ist auch die Resonanz auf das Projekt „Rettung historischer Bauakten“, für das im Jahr 2018 wieder insgesamt mehr als 3.000 Euro gespendet wurden. Die Rettung des schriftlichen kulturellen Erbes der Stadt wurde damit wieder ein gutes Stück vorangebracht. Bei allen Erfolgen muss jedoch betont werden, dass angesichts der Dimension der Gefährdung des Archivguts vor allem aufgrund schlechter Papierqualitäten seit der Mitte des 19. Jahrhunderts kontinuierlich Entsäuerungs- und Digitalisierungsmaßnahmen erforderlich sein werden. 300 Jahre Stadtverwaltung | Tag der offenen Tür 18 | Kulturamt der Stadt Karlsruhe – Jahresbericht 2018 Stadtgeschichte digital Die Zahl der neuen Digitalisate lag wieder über 400.000. Ende 2018 verfügte das Stadtarchiv damit über knapp 2,9 Millionen Digitalisate (siehe Grafi k). Digitalisierungsstatistik 2004 bis 2018 – Anzahl der Digitalisate Zum Ende des Berichtsjahres erreichte das Stadtarchiv die Mitteilung, dass die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) einen gemeinsam mit dem Stadtarchiv Mannheim gestellten Förderantrag zur Digitalisierung wichtiger Amtsbücher positiv entschieden hat und das Stadtarchiv 2019/2020 mit insgesamt rund 175.000 Euro unterstützen wird. Auf dieser Basis wurden die digitalen Angebote über die Online-Portale Deutsche Digitale Bibliothek, Archivportal D und Findbuch.net (die Beständeübersicht über das Online- Rechercheportal des Archivprogramms Augias-Data) weitergeführt. Die Zahl der Recherchen in Findbuch.net hat sich 2018 nahezu verdreifacht. Die 2017 begonnene Pfl ege der Datenbank „Karlsruher Kulturdenkmale“ wurde 2018 mit einem vom Förderverein Karlsruher Stadtgeschichte fi nanzierten Werkvertrag fortgesetzt. Zum wiederholten Mal beteiligte sich das Stadtarchiv am bundesweit durchgeführten Tag der Archive, der dieses Mal unter dem Motto „Bürgerrechte und Demokratie“ stand. Außerdem öffnete das Stadtarchiv zum ersten Mal am Tag des Offenen Denkmals die Türen seines Gebäudes, der alten Pfandleihe. Die verschiedenen Führungsangebote an beiden Tagen fanden regen Zuspruch. Veröffentlichungen des Stadtarchivs  Christina Müller: Karlsruhe im 18. Jahrhundert. Zur Genese und zur sozialen Schichtung einer residenzstädtischen Bevölkerung, Karlsruhe, 2. durchgesehene Aufl age 2018 (= Forschungen und Quellen zur Stadtgeschichte. Schriftenreihe des Stadtarchivs Karlsruhe Bd. 1).  Hanna Meyer-Moses: Reise in die Vergangenheit. Eine Überlebende des Lagers Gurs erinnert sich an die Verfolgung während der NS-Diktatur, Neuaufl age, Ubstadt-Weiher 2019  Blick in die Geschichte, Karlsruher stadthistorische Beiträge 2013-2018, Karlsruhe 2018 7. 89 5 20 .5 99 38 .6 90 11 2. 07 9 17 1. 51 9 20 5. 98 7 26 8. 51 1 31 8. 43 4 46 1. 42 0 61 7. 62 0 77 0. 34 6 1. 01 4. 40 9 2. 02 0. 93 4 2. 48 6. 78 6 2. 89 5. 66 4 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 Kulturamt | 19 Ausstellungen des Stadtarchivs  Das sommerlange Fest – Impressionen der Bundesgartenschau in Karlsruhe im Jahr 1967, Ausstellung im Foyer des Stadtarchivs Karlsruhe vom 4. September 2017 bis 1. Februar 2018  Vor 50 Jahren ... Mit Horst Schlesiger durch das Jahr 1968. Ausstellung im Foyer des Stadtarchivs vom 3. März bis 27. September 2018  Aller Anfang ist schwer! Stadtrat und Stadtverwaltung im 18. Jahrhundert. Ausstellung im Foyer des Rathauses vom 24. bis 30. November 2018  „Wie man durch das Wissen selbständig wird und innerlich frei“. Facetten der Karlsruher Mädchenschulbildung im 19. und beginnenden 20. Jahrhundert. Fotoausstellung im Foyer des Stadtarchivs vom 1. Oktober 2018 bis 28. Februar 2019 Im Rahmen der städtischen Erinnerungsarbeit wurden 2018 acht neue Biographien für das Gedenkbuch für die ermordeten Karlsruher Juden fertiggestellt. Trotz dieser Steigerung gegenüber 2017 wird die Zahl neuer Beiträge auch künftig nicht mehr das Niveau zurückliegender Jahre erreichen, da die Zahl der recherchierbaren Biographien stark abgenommen hat. Am 8. Mai 2018 wurde die vom Stadtarchiv gestaltete Stele zur Geschichte des Engländerplatzes und in Erinnerung an den Karlsruher Fußballpionier Walther Bensemann mit technischer Unterstützung des Tiefbauamts an der Moltkestraße aufgestellt. Erinnerungsstätte Ständehaus Ein Schwerpunkt der Arbeit der Erinnerungsstätte Ständehaus lag auch 2018 wieder auf der städtischen Erinnerungskultur. Mit der Gedenkveranstaltung für die Opfer des Nationalsozialismus wurde die Wanderausstellung „Geraubte Kinder“ des gleichnamigen Freiburger Vereins eröffnet, die auch in den folgenden Wochen auf eine sehr große Besucherresonanz stieß. Im März konnte in Kooperation mit der Landeszentrale für politische Bildung Baden-Württemberg deren Publikation „Mut bewiesen. Widerstandsbiographien aus dem Südwesten“ vorgestellt werden. Weitere Sonderausstellungen beschäftigten sich mit der Papierrestaurierung (anlässlich des Europäischen Kulturerbejahres) und mit der eigenen Geschichte unter dem Titel „25 Jahre Neues Ständehaus – Fotos und Fakten“. Diese Ausstellung ist die erste, die nach ihrem Abbau als digitale Ausstellung weiterhin verfügbar ist. https://www.karlsruhe.de/b1/stadtgeschichte/ bestaende/ausstellungen-digital.de Außer an der KAMUNA beteiligte sich die Erinnerungsstätte auch am gut besuchten Hausfest anlässlich des Hausgeburtstags. Die Gesamtbesucherzahl der Erinnerungsstätte Ständehaus (Ausstellungen, Führungen und sonstige Veranstaltungen) lag 2018 mit 6.915 Besucherinnen und Besuchern deutlich höher als im Vorjahr, was auf die oben genannten Faktoren zurückzuführen ist. Stadtmuseum Die Dauerausstellung des Stadtmuseums wurde wieder mit Themenführungen der freiberufl ich tätigen Museumspädagoginnen belebt. Zudem fanden erneut mehrere Führungen für Gruppen, Integrationskurse der VHS und öffentliche Vorträge statt und einige Schulklassen fanden den Weg in die stadtgeschichtliche Präsentation. Die Besucherzahl der mehr als 20 Jahre alten Dauerausstellung war mit annähernd 8.000 Personen erneut leicht rückläufi g. Die schon seit Jahren überfällige Neukonzeption der Dauerausstellung ist also nach wie vor dringend geboten. Die vom gesamten Team von Stadtarchiv & Historischen Museen und einer Studierendengruppe der Hochschule für Gestaltung erarbeitete Ausstellung „Bewegt Euch! 1968 und die Folgen in Karlsruhe“ zog vom 27. April bis 14. Oktober 2018 fast 6.000 Besucherinnen und Besucher ins Stadtmuseum. Diese Ausstellung beruhte vor allem auf den Sammlungsstücken von Zeitzeuginnen und Zeitzeugen, die sich auch am Begleitprogramm der Ausstellung beteiligten. Vertreterinnen und Vertreter der „Neuen Sozialen Bewegungen“ brachten neue Besuchergruppen ins Museum, was auch zu lebhaften Diskussionsrunden führte. Die Kinemathek zeigte als Kooperationspartnerin begleitend zur Ausstellung zahlreiche Filme zum Thema. 25 Jahre Neues Ständehaus 68er-Ausstellung im Stadtmuseum 20 | Kulturamt der Stadt Karlsruhe – Jahresbericht 2018 Zum Besucheraufkommen trugen außerdem die KAMUNA unter anderem mit einer Open- Air-Vorführung des Films „Zur Sache Schätzchen“ und das Hausfest im Prinz-Max-Palais bei. Die im Rahmen des trinationalen Museumsnetzwerks „Zeitenwende 2018/19“ erstellte Ausstellung „Karlsruhe und Elsass-Lothringen seit 1871“ wurde am 9. November eröffnet. Die zweisprachige Präsentation fand guten Anklang auch bei Besucherinnen und Besuchern aus Frankreich. Zudem hatte der Leiter des Stadtmuseums Dr. Peter Pretsch eine Kooperation mit dem Centre Culturel Franco-Allemand vereinbart, die eine Kunstinstallation zur deutsch- französischen Freundschaft beisteuerte. Auch die Vortragsveranstaltungen zur Ausstellung fanden regelmäßig ein zahlreiches Publikum. Der Sammlungsbestand hatte auch 2018 Neuzugänge zu verzeichnen, darunter als wertvollstes Exponat das Gemälde des Hofgärtners Christian Thran von Johann Ludwig Kisling von 1773, das mit Unterstützung des Fördervereins Karlsruher Stadtgeschichte aufwendig restauriert wurde. Eine wichtige Neuerwerbung war auch die Kopie eines ebenfalls von Johann Ludwig Kisling gemalten Porträts des fünften Karlsruher Bürgermeister Johannes Cornelius Roman, das in der Ausstellung des Stadtarchivs „Aller Anfang ist schwer!“ erstmals gezeigt und dann in der Dauerausstellung des Stadtmuseums präsentiert wurde. Für die Ausstellung im Rathaus wurde mit Hilfe der Stiftung Hirsch das sonst in der Dauerausstellung gezeigte Modell des Karlsruher Marktplatzes aus dem 18. Jahrhundert restauriert. Renovierung Prinz-Max-Palais Für die Renovierung und Sanierung des Prinz-Max-Palais wurde vom Architekturbüro Assem eine Machbarkeitsstudie vorgelegt, die als Entscheidungsgrundlage für Politik und Verwaltung dienen soll. Die Reparatur der Klimaanlage und des Fahrstuhls wurde endlich in Angriff genommen. Die Exponate in der Dauerausstellung haben jedoch durch die lange Phase ohne Klimatisierung Schäden erlitten. Pfi nzgaumuseum Das Pfi nzgaumuseum versteht sich als Stadtteilmuseum, das insbesondere für die Durlacher Bevölkerung einen wichtigen Bezugspunkt bietet. Darüber hinaus zieht das Pfi nzgaumuseum mit seinem vielfältigen Sonderausstellungs- und Veranstaltungsprogramm immer auch Publikum aus anderen Karlsruher Stadtteilen an. Die Dauerausstellung wurde weiterhin sowohl von Einzelbesucherinnen und -besuchern als auch im Rahmen von öffentlichen und gebuchten Führungen besucht, wenngleich die Präsentation aus dem Jahr 1994 mittlerweile inhaltlich und gestalterisch überholt ist. Die Schließung des Historischen Dachspeichers mit dem dortigen Ausstellungsbereich zu Landwirtschaft und Handwerk für Einzelpersonen aus Brandschutzgründen wirkte sich negativ auf die Attraktivität der Dauerausstellung aus. Die Gesamtbesucherzahl lag mit 10.176 Besucherinnen und Besuchern unter der Zahl des Vorjahres. Ausschlaggebend dafür war vermutlich die im Vergleich zu 2017 geringere Zahl an Sonderausstellungen. Noch bis 13. Mai 2018 lief die Sonderausstellung „Durlacher Glanzstücke“, in der die umfangreichen Durlach-Bestände des Stadtarchivs Karlsruhe präsentiert wurden. Die Ausstellungsreihe „Sammelfi eber. Private Sammlerinnen und Sammler im Pfi nzgaumuseum“ wurde vom 13. Mai bis 16. September 2018 mit der Präsentation „Die Karlsruher Müllabfuhr und drumherum – Bernd Haupt zeigt ungewohnte Objekte“ fortgesetzt. Ab 16. Juni 2018 folgte die Sonderausstellung „Durlach fl immert. Kino, Film, Vergnügen 1945-1980“, die sich mit der Geschichte der Durlacher Kinos befasste. Die an den ersten drei Adventswochenenden gezeigte Weihnachtsausstellung „Achtung, Zugdurchfahrt! Spielzeugeisenbahnen in Betrieb“ erfreute sich erneut großer Beliebtheit. Das Museumsfest im Mai und der Kindertag im September waren auch 2018 die mit Abstand besucherstärksten Veranstaltungen des Pfi nzgaumuseums. Auf großes Besucherinteresse stieß ferner die in Zusammenarbeit mit Kooperationspartnern erstmals durchgeführte Veranstaltungsreihe „Geschichte und Geschichten entlang der Pfi nz“, die wegen ihres Erfolges 2019 fortgesetzt werden soll. Am 1. Juli 2018 übernahm Dr. Ferdinand Leikam für die Dauer der Elternzeit von Dr. Alexandra Kaiser vertretungsweise die Leitung des Pfi nzgaumuseums. Sonderausstellung „Durlach fl immert“ Kulturamt | 21 Zu den aufgeführten zahlreichen Ausstellungen von Stadtarchiv & Historischen Museen im Jahr 2018 kamen zahlreiche Begleitveranstaltungen und weiteres Programm zum Beispiel im Rahmen des Historischen Mittwochs hinzu, mit deren Organisation von der Öffentlichkeitsarbeit bis zur Durchführung die Kapazitäten von Stadtarchiv & Historischen Museen bis an die Grenzen belastet waren. Entsäuerung gefährdeter Bestände des Stadtarchiv 22 | Kulturamt der Stadt Karlsruhe – Jahresbericht 2018 Statistische Zahlen Stadtarchiv & Historische Museen Stadtarchiv Stadtmuseum Pfi nzgaumuseum Erinnerungsstätte Gesamt Gesamt 2017 2018 2017 2018 2017 2018 2017 2018 2017 2018 Ausstellungen 3 4 2 2 6 4 1 3 12 13 Besucher Benutzer, Besucher Dauer- und Wechselausstellung 2.474 8.895 14.194 21.923 15.260 10.176 5.470 6.915 37.398 47.909 Ausgehobene Archivalien 2.421 6.330 2.421 6.330 Schriftverkehr 2.658 2.184 2.658 2.184 davon Reden, Grußworte, Stellungnahmen 47 57 47 57 Foto- und Veröffentlichungsanfragen 491 549 491 549 Zugriffe auf digitale Angebote 1. Beständerecherche www.fi ndbuch.net 37.258 102.867 37.258 102.867 2. Seitenanfragen auf www.stadtgeschichte.de* 72.144 156.220 72.144 156.220 3. Seitenanfragen auf stadtlexikon.karlsruhe.de* 72.809 72.436 72.809 72.436 Restaurierte Archivalien/Objekte 11.059 7.203 11.059 7.203 Digitalisierte Archivalien 465.852 416.773 465.852 416.773 Neuzugänge durch Ablieferungen städtischer Ämter (Laufmeter/Stück/Dateien) 104,75/ 38/ 16.089 39,3/ 12/ 5 104,75/ 38/ 16.089 39,3/ 12/ 5 Neuzugänge durch Schenkungen (Laufmeter/Stück/Dateien) 3,7/ 694/ 110 28,1/ 957/ 5.347 3,7/ 694/ 110 28,1/ 957/ 5.347 Neuzugänge durch Ankauf (Laufmeter/Stück/Dateien) 0/ 102/ 103 11,8/ 144/ 283.186 0/ 102/ 103 11,8/ 144/ 283.186 Erschlossene Archivalien/Objekte 20.280 17.168 87 8 68 92 20.435 17.268 Publikationen 2 3 2 3 Kulturamt | 23 Stadtbibliothek Zusammenschau und besondere Höhepunkte Der Trend zum längeren Aufenthalt in der Stadtbibliothek als Dritter Ort hat sich in 2018 weiter fortgesetzt. Die kommerzfreien Einrichtungen der Stadtbibliothek erfuhren täglich eine enorm hohe Anzahl an Besuchen durch kleine und größere Kinder, Familien, Eltern, Schülerinnen und Schülern, Studierende, junge Erwachsene, Berufsanfänger und erfahrene Berufstätige, Menschen ohne Arbeit in sozial schwieriger Lage, Rentnerinnen und Rentner, aktive Seniorinnen und Senioren, ebenso wie Menschen mit Handicap und viele mehr. Die Stadtbibliothek mit ihren neun Einrichtungen war auch im letzten Jahr erkennbarer Treffpunkt und Begegnungsort der bunten Stadtgesellschaft. Erneut wurden auch im Berichtsjahr 2018 wieder über eine halbe Million Besuche gezählt. Nach wie vor sind die Motive für eine Bibliotheksnutzung so vielfältig wie die Menschen in Karlsruhe selbst. Dabei lässt sich feststellen, dass mit der Digitalisierung des Lebens das Bedürfnis nach Zusammenkommen mit realen Menschen im realen Raum deutlich steigt. Hier bildet sich die bunte Stadt täglich ab. Für viele sind die Bibliotheken wichtig als Lernräume, für andere, insbesondere für die ältere Generation, sind sie offene Orte gegen die Einsamkeit. Die veränderte Bedeutung der Stadtbibliothek für die Stadtgesellschaft wurde 2018 besonders durch das Jubiläum „25 Jahre Neues Ständehaus“ deutlich. In einem unterhaltsamen Festakt wurde das gute Miteinander von Erinnerungsstätte und Stadtbibliothek refl ektiert und gefeiert. Gleichzeitig konnte dargestellt werden, wie sehr sich die Stadtbibliothek in 25 Jahren verändern musste, um den Medienwandel und die immer schneller werdenden gesellschaftlichen Entwicklungen mitzugestalten. Die Jubiläumsfeier war mit einem abwechslungsreichen Programm bis zum späten Nachmittag eine der Höhepunkte des Jahres und zog viel positive Aufmerksamkeit auf sich. Ein weiterer Meilenstein in der Geschichte der Stadtbibliothek erfolgte Anfang August mit der Einführung der „Karlsruher Bibliothekskarte“. Der bereits seit mehreren Jahren geplante Kartenverbund der Stadtbibliothek mit den großen wissenschaftlichen Bibliotheken in Karlsruhe konnte endlich gestartet werden. Es folgte eine umfangreiche Umtauschaktion der alten Bibliotheksausweise gegen die neuen Chip-Karten. Bereits nach wenigen Wochen waren die meisten Nutzerinnen und Nutzer im Besitz der neuen Karten und äußerten sich sehr zufrieden damit. Im digitalen Bereich wurde das Angebotsspektrum nochmals ausgebaut, so dass sich Personen mit dem Bibliotheksausweis weitere digitale Welten erschließen können: Im letzten Jahr wurden der Streamingdienst „Filmfriend“ sowie der digitale Lesezirkel „Share Magazines“, der Hunderte von Zeitschriften umfasst, implementiert und steht seitdem mit einfacher Bedienung zur Verfügung. Neue Bibliothekskarte: Umtauschaktion Bewegte 25 Jahre Ständehaus Ständehaus heute 24 | Kulturamt der Stadt Karlsruhe – Jahresbericht 2018 Viel gesuchter LernraumViel gesuchter LernraumViel gesuchter Lernraum Tätigkeitsbericht in Zahlen 1. Jahresöffnungsstunden Bedingt durch einen längeren Ausfall des Medienbusses wegen der Generalsanierung in den Monaten August und September ergaben sich weniger Öffnungsstunden als im Vorjahr. 2017 2018 Öffnungsstunden aller Einrichtungen der Stadtbibliothek 9.594 9.482 2. Entleihungen aller Medien Die Gesamtausleihe aller Printmedien einschließlich Belletristik, Sachliteratur und Zeitschriften, aller DVDs und Blu-rays, Konsolenspiele, Brettspiele, Kinder- und Jugendbücher, Hörbücher, Musik-CDs und der gesamten E-Medien stellt sich in der Entwicklung wie folgt dar. 2017 2018 Medienausleihe 1.700.505 1.691.179 Die Zahl der Gesamtentleihungen war nur wenig geringer als im Vorjahr. Der Rückgang von etwa 9.000 Entleihungen ist auch hier auf die Ausfallzeiten des Medienbusses zurückzuführen und liegt bei etwa 0,5 Prozent. Die digitale Transformation macht sich im Medienangebot der Stadtbibliothek vor allem im Segment der DVDs und Musik-CDs bemerkbar. Die Zahl der Entleihungen war rückläufi g, befi ndet sich aber immer noch auf einem hohen Niveau. 2017 2018 Ausleihe Non-Books 471.207 453.483 Eine außerordentlich positive Entwicklung zeigte sich bei der Gesamtnutzung der Kinder- und Jugendbücher. Die Ausleihzahlen der Kinder und Jugendlichen waren bereits in den vergangenen Jahren sehr hoch. 2018 wurde jedoch ein Rekordergebnis erzielt, das bisher noch nicht gegeben war. Die Bemerkung eines Jugendlichen „Cool, so viele Bücher“, scheint sich auch in deren Nutzung niederzuschlagen. Immer noch steht die Förderung der Leselust bei den Aktivitäten der verschiedenen Bibliotheken an erster Stelle. Eine unverzichtbare Basis dafür ist das immer aktuelle und attraktive Angebot an Büchern bereits für Krabbelkinder, vielfältige bunte Bilderbücher für Kinder im Vorschulalter, spannende Erstlese-Lektüre, Krimis für Kinder, Romane für Jugendliche. Hier unternehmen die Bibliothekarinnen und Bibliothekare jährlich viele Anstrengungen, um durch eine sehr gute Angebotsauswahl die Förderung der Leselust konsequent zu unterstützen. Durch zahlreiche wöchentlich stattfi ndende Mitmach- und Leseaktionen für Kinder aller Altersgruppen wird dieses grundlegende Angebot kontinuierlich und zielgerichtet bedient. 2017 2018 Kinder-/Jugend-Literatur 419.049 423.241 Kulturamt | 25 3. Medienbestand Insgesamt konnten im Berichtsjahr 34.274 Medien neu gekauft und zur Ausleihe zur Verfügung gestellt werden. Im gleichen Zeitraum wurden wegen Verschleiß und inhaltlicher Veralterung 39.402 Medien abgeschrieben. Der physische Gesamtbestand betrug zum Ende des Jahres 334.669 Medieneinheiten. Die Erneuerungsquote lag somit bei 10 Prozent des Medienangebots, was wiederum einer sehr guten Aktualitätsrate entspricht. Damit konnte die hohe Nachfrage insbesondere nach Neuerscheinungen und sehr aktuellen Medien wie auch in den Jahren davor angemessen bedient werden. Das Angebot an E-Medien wurde wie schon die Jahre davor nachfrageorientiert weiter verstärkt. Es standen insgesamt 31.914 virtuelle Medien für die Nutzerinnen und Nutzer zu Verfügung (2017 waren es 29.425). Im internationalen Medienbereich liegt der Anteil an Büchern, Hörbüchern und Sachmedien in anderen Sprachen bei etwa 15 Prozent des Gesamtangebots der Stadtbibliothek. Auch diese Medien- und Literaturauswahl (zum Beispiel in Englisch, gefolgt von den Sprachen Französisch, Italienisch, Spanisch, Russisch, Türkisch, Arabisch) wird jährlich durch neue Bestseller und aktuelle Themen auf den neuesten Stand gebracht sowie Veraltetes aus dem Bestand genommen. Das Angebot wird von Menschen aus anderen Herkunftsländern stark genutzt und nachgefragt. 4. Besuchsstatistik Zahl der Besuche in allen Bibliotheken 2017 2018 522.933 536.365 Die Zahl der Personen, die einen gültigen Bibliotheksausweis besitzen, blieb fast unverändert hoch, während die Anzahl der Neuanmeldungen von Nutzerinnen und Nutzern, die erstmals einen Bibliotheksausweis erwarben, im Vergleich geringer war als in den Jahren davor. 2017 2018 Aktive Ausweise 27.937 28.014 Neuanmeldungen 5.214 5.113 5. Digitale Transformation Das digitale Lesen verzeichnet immer noch Zuwachsraten, wobei die Steigerungsraten nicht mehr so hoch sind, wie in den Jahren zuvor. Von insgesamt 183.851 E-Entleihungen im Jahr 2017 stieg die Zahl auf 196.131 an. Dies entspricht einem Anteil von etwa 11 Prozent an der Gesamtausleihe. Mit den digitalen Medienangeboten stieg die Nachfrage der Bürgerinnen und Bürger nach Hilfestellung im Bereich digitaler Grundkompetenzen stark an. Wie bereits im Vorjahr wurde in der Zentralbibliothek wöchentlich eine E-Book-Reader Sprechstunde durchgeführt, die von zahlreichen Personen individuell in Anspruch genommen wurde. Die Veranstaltungsreihe „Wissen am Donnerstag“ wurde auch 2018 fortgesetzt. Die Veranstaltungen, die teilweise bis zu 50 Besucherinnen und Besucher verzeichneten, enthielten unter anderem Schulungen zur Informationskompetenz und zum Gebrauch von Datenbanken. Wie oben beschrieben wurde das Angebot der Digitalen Stadtbibliothek um das Filmportal für Bibliotheken „Filmfriend“ erweitert, so dass die Kundinnen und Kunden jederzeit Zugang zu einer großen Auswahl an Filmen haben. Onleihe Medienvielfalt für alle 26 | Kulturamt der Stadt Karlsruhe – Jahresbericht 2018 6. Teaching Library und Veranstaltungen Das bewährte bibliothekspädagogische Angebot der Vorjahre wurde mit dem gesamten Spektrum fortgesetzt: für alle Altersgruppen und Schularten, von der frühen Sprachförderung für Kleinkinder über Vorlesespaß für Kindergartenkinder bis zur Leseförderung für Schulkinder und interaktive Klassenführungen mit Tablets. Schulklassen kamen zu Unterrichtszwecken oder im Rahmen der Ganztagsbetreuung in eine der Bibliotheken, so dass sich die Anzahl der Klassenbesuche in der Stadtbibliothek auf hohem Niveau einpendelte. An den bibliotheksfachlichen Auskunftsplätzen fanden zahlreiche Einzelberatungen zu GFS (Gleichwertige Feststellung von Schülerleistung) und Lernthemen statt. 7. Statistik Im Jahr 2018 fanden insgesamt 693 Gruppenführungen, Schulungseinheiten Medienkompetenz und Klassenbesuche in den Bibliotheken statt. Vorlesestunden, Lesungen und andere Leseaktionen für Kinder 2017 2018 217 261 Die Freibadbüchereien in Rappenwört und Rüppurr waren wegen des heißen Sommers sehr gut besucht. Veranstaltungen und Lesungen für Erwachsene 2017 2018 144 152 Dazu zählen die bekannten Reihen „Blickkontakt Frau und Beruf“ in Kooperation mit der Kontaktstelle Frau und Beruf sowie „Gut informiert und aktiv leben“ in Kooperation mit dem Seniorenbüro. Weitere Einzelveranstaltungen im Rahmen der KAMUNA, Faire Wochen, Nachhaltigkeitstage sowie der Festivals Karlsruher Literaturtage und Europäische Kulturtage. Speeddating mit einem Buch Andrang zum Kennenlernen der Stadtbibliothek Kulturamt | 27 Trickfi lmworkshop in der Stadtbibliothek Entwicklung der Medienausleihe im Gesamtsystem der Stadtbibliothek Karlsruhe von 1993 bis 2018 1.283.358 1.208.352 1.170.722 1.076.360 1.234.020 1.296.045 1.308.910 1.316.170 1.358.364 1.453.322 1.483.048 1.544.266 1.575.714 1.554.351 1.575.960 1.610.077 1.672.253 1.648.850 1.640.508 1.645.195 1.680.484 1.709.967 1.735.092 1.745.649 1.700.505 1.691.179 900.000 950.000 1.000.000 1.050.000 1.100.000 1.150.000 1.200.000 1.250.000 1.300.000 1.350.000 1.400.000 1.450.000 1.500.000 1.550.000 1.600.000 1.650.000 1.700.000 1.750.000 Ausleihentwicklung der Zentral- und Jugendbibliothek 2000 bis 2018 520.727 541.430 584.565 598.954 653.499 686.370 702.576 699.765 710.779 740.062 716.066 706.280 685.535 681.583 664.541 653.528 638.070 592.929 583.255 258.692 260.059 277.033 268.699 287.823 294.398 282.388 301.300 304.610 304.547 311.415 311.941 309.405 317.066 333.916 339.487 350.571 355.953 366.255 150.000 250.000 350.000 450.000 550.000 650.000 750.000 Zentralbibliothek Jugendbibliothek Ausleihentwicklung der Stadtteilbibliotheken 2000 bis 2018, Teil 1 80.141 85.314 95.485 102.180 96.872 98.527 90.813 90.423 96.260 97.321 96.780 95.026 97.691 97.229 97.135 96.497 99.894 92.875 96.544 112.291 114.553 118.654 130.917 127.810 131.233 124.701 126.626 125.780 133.312 127.542 129.396 133.902 134.950 133.775 130.959 131.707 125.594 124.679 114.496 117.131 123.051 122.350 116.167 113.195 111.243 111.413 119.899 125.128 129.480 116.219 112.191 126.892 120.393 129.521 128.168 119.920 113.763 50.000 60.000 70.000 80.000 90.000 100.000 110.000 120.000 130.000 140.000 150.000 Neureut Waldstadt Durlach 28 | Kulturamt der Stadt Karlsruhe – Jahresbericht 2018 Ausleihentwicklung der Stadtteilbibliotheken 2000 bis 2018, Teil 2 52.603 55.198 58.415 63.522 63.525 60.229 58.112 61.945 62.668 67.137 64.009 64.683 67.613 39.950 57.937 55.003 56.076 54.820 50.405 64.492 70.571 73.309 70.083 66.861 67.060 62.979 66.321 75.967 76.879 73.766 77.323 81.898 91.233 81.812 80.012 74.296 65.291 51.865 43.948 43.635 49.315 54.372 56.035 53.405 51.621 51.368 52.529 48.904 53.834 62.242 62.558 62.362 64.243 59.732 60.273 58.681 60.001 68.780 70.473 73.495 71.971 75.674 71.297 69.918 66.799 61.585 67.755 61.823 57.823 57.031 59.806 51.299 50.432 50.811 50.591 48.311 30.000 40.000 50.000 60.000 70.000 80.000 90.000 Grötzingen Bücherbus Amerikan. Bib Mühlburg Ausleihentwicklung der Online Angebote 2008 bis 2018 0 11.208 14.135 17.294 33.461 62.038 98.841 126.467 155.783 183.851 196.131 1 1.258 3.148 6.806 6.300 13.053 15.255 0 0 0 10.000 20.000 30.000 40.000 50.000 60.000 70.000 80.000 90.000 100.000 110.000 120.000 130.000 140.000 150.000 160.000 170.000 180.000 190.000 200.000 Onleihe Munzinger Kulturamt | 29 Impressum Herausgegeben von: Stadt Karlsruhe | Kulturamt Redaktion: Dr. Susanne Asche, Claus Temps, Claudia Lahn Bilder: Titelbild: ATOLL-Festival im Tollhaus | Foto: Bernadette Wozniak-Fink Kulturamt, Städtische Galerie, Stadtarchiv, Roland Fränkle, Monika Müller-Gmelin, Meike Wiehl, Bernadette Fink, Projektraum West, Titelius, Hauser, Daniela Süße, Felix Grünschloss, Uli Deck, jodo, Nibbrig Layout: Presse- und Informationsamt, U. Zimmermann | Kulturamt, Daniela Süße Druck: Rathausdruckerei, 100 Prozent Recyclingpapier Stand: Mai 2019 24. Europäische Kulturtage: Badisches Staatstheater, Radikale Akte 30 | Kulturamt der Stadt Karlsruhe – Jahresbericht 2018 25 Jahre Ständehaus: Jubiläums-Akrobatik im Ständehaussaal Kulturamt | 31
https://www.karlsruhe.de/b1/kultur/kulturfoerderung/kulturamt/HF_sections/rightColumn/1385637368833/ZZolDfm8lMmZgK/Kulturamt%20Jahresbericht%202018_Druck_19-0277.pdf
Stadt Karlsruhe Kulturamt Kulturamt der Stadt Karlsruhe Jahresbericht 2022 2 | Kulturamt der Stadt Karlsruhe – Jahresbericht 2022 Kulturamt | 3 Inhalt Kultur in Karlsruhe und das Kulturamt im Jahr 2022 – Sicherung des Bestehenden und Entwicklung neuer Perspektiven .................................................................................................................................................... 4 Allgemeine Verwaltung/Zentrale Dienste ........................................................................................................ 9 Kulturbüro ...................................................................................................................................................... 14 UNESCO Stadt der Medienkunst .................................................................................................................... 34 Städtische Galerie .......................................................................................................................................... 40 Stadtarchiv & Historische Museen ................................................................................................................. 51 Stadtbibliothek .............................................................................................................................................. 67 Impressum Herausgegeben von: Stadt Karlsruhe | Kulturamt Redaktion: Dominika Szope, Claus Temps, Claudia Lahn, Daniela Süße Texte: Allgemeine Verwaltung/Zenrale Dienste Jochen Schulz Kulturbüro Claus Temps, Claudia Lahn, Mathias Reich, Sonja von Droste, Susanne Ablaß UNESCO City of Media Arts Anastasia Ziegler Städtische Galerie Stefanie Patruno, Lil Helle Thomas, Christina Korzen, Carina Himpel Stadtarchiv Susanne Brenneisen, Dr. Katrin Dort, Dr. Ferdinand Leikam, Katja Schmalholz, Jürgen Schuhladen-Krämer, Natalie Schwaninger, Dr. Volker Steck, Annika Stehle, Dr. Christiane Sutter, Eric Wychlacz Stadtbibliothek Andrea Krieg Titelbild: Performance "fool for a plant" mit Johanna Wagner am 30.10.2022 in der Städtischen Galerie Karlsruhe © Xavier Kat Bilder: Sandra Jacques, Christoph Rapp, Ingo Cordes, GEDOK, Thomas Adorff, Felix Grünschloss, Ulli Deck, Jürgen Rösner, Florian Knöbl, Marcel van Eeden, Heinz Pelz, Katrin Dort, Susanne Brenneisen, Eric Wychlacz, Natalie Schwaninger, Christine Gustai/pixelgrün, Monika Müller-Gmelin, Helena Kierst, Messe Karlsruhe, Dr. Björn Appelmann, Xavier Kat Layout: Kulturamt, Daniela Süße Druck: Rathausdruckerei, Recyclingpapier Stand: Mai 2023 4 | Kulturamt der Stadt Karlsruhe – Jahresbericht 2022 Kultur in Karlsruhe und das Kulturamt im Jahr 2022 – Sicherung des Bestehenden und Entwicklung neuer Perspektiven Am 7. April 2022 endete der rechtliche Rahmen für die Corona-Schutzmaßnahmen nach dem Infektionsschutzgesetz. Die Maßnahmen hatten gut zwei Jahre lang in unterschiedlicher Intensität auch das kulturelle Leben in Karlsruhe bestimmt. Veranstaltungen waren nur unter Einhaltung der jeweils geltenden gesetzlichen Abstandsregelungen möglich, die dazu dienten, das Ansteckungsrisiko für das Publikum wie für die Ausführenden zu reduzieren. Auch wenn mit Ende der Regelungen der Zugang zu Veranstaltungen wieder unbeschränkt möglich war, blieb die Platzauslastung auch bei Karlsruher Kultureinrichtungen zunächst häufig weit hinter den Erwartungen und den Erfahrungen aus der Zeit vor Beginn der Pandemie zurück. Während Open Air-Veranstaltungen wie DAS FEST, die Schlosslichtspiele, Toujours Kultur und andere auf positive Resonanz stießen, bestand bis zum Jahresende bei Veranstaltungen in geschlossenen Räumen große Zurückhaltung seitens des Publikums. Gleichzeitig machte sich aber auch in Karlsruhe eine durch Corona lediglich beschleunigte Veränderung des kulturellen Nutzungsverhaltens bemerkbar. Zu beobachten war - und ist nach wie vor - eine Haltung, sich eher spontan und kurzfristig zum Besuch einer Veranstaltung zu entscheiden, was unter anderem Auswirkungen auf den Vorverkauf mit sich brachte. Außerdem – und dies legen aktuelle Studien nahe – treten Formate der breiten Freizeitgestaltung in eine größere Konkurrenz zu Kulturangeboten als bisher. Für die Karlsruher Kultureinrichtungen bedeutete dies im Jahr 2022 eine große, im Einzelfall auch existenzielle Herausforderung. Allerdings zeichnete sich zum Jahresende eine langsame Erholung von den coronabedingten Umständen ab. Zusätzlich waren die Kultureinrichtungen wie die Kulturschaffenden durch die vielfältigen Auswirkungen des Ukrainekrieges gefordert. Die mit dem Krieg in Osteuropa verbundene Verunsicherung machte sich ebenso bemerkbar wie die gestiegenen Energiepreise. Die in der Politik markierte Zeitenwende prägte somit in Bezug auf das Jahr 2022 auch das Kulturleben in Karlsruhe. Das Kulturamt bemühte sich mit seinen Abteilungen, diesen Prozess aufzufangen und die Kulturschaffenden und -einrichtungen beratend zu begleiten. Umso erfreulicher war es, dass die Stadtbibliothek, die mit ihren Dependancen zu den meist besuchten Kultureinrichtungen in Karlsruhe gehört, nicht nur mehr Jahresöffnungsstunden im Vergleich zu 2019, sondern auch ein Rekordhoch – ebenfalls gegenüber 2019 – bei der Nachfrage nach Kinder- und Jugendbüchern vorweisen konnte. Die Städtische Galerie erreicht trotz der Einschränkungen des ersten Halbjahres ihre Besuchszahlen von 2019 fast, wobei die Zahl der gebuchten Führungen – im Vergleich zu 2019 – gesteigert werden konnte. Neben den allgemeinen Trends, die allerorts zu beobachten waren, prägten aktuelle Themen und Herausforderungen vor Ort die Arbeit des Kulturamts im Jahr 2022. Dazu gehörten neue Entwicklungen im Bereich der Stadtgeschichte, die Nachfolgefindung für die großen Kultureinrichtungen der Stadt Karlsruhe, die Erhaltung, Weiterentwicklung und der Ausbau der kulturellen Infrastruktur, die Anpassung der Kulturförderung an die aktuellen gesellschaftlichen Anforderungen und die Sicherung des Bestehenden angesichts strenger Vorgaben der Haushaltssicherung. Dazu gehörte aber auch die Erprobung respektive Durchführung neuer partizipativer Formate im stadtgesellschaftlichen Diskurs. Kulturamt | 5 Stadtgeschichte Ein großer Schwerpunkt der archivarischen Tätigkeit lag 2022 auf der Bewertung und Übernahme von amtlichem Schriftgut, wobei davon ausgegangen wird, dass der Umfang des zu übernehmenden Schriftgutes auch in den nächsten Jahren weiter zunehmen wird. Zugleich konnte die Vermittlungs- und Öffentlichkeitsarbeit erweitert werden, was im Hinblick auf die Vermittlung der Stadtgeschichte eine erfreuliche Entwicklung darstellt. Nachfolgefindung Zukunftsweisend war auch die Begleitung der Nachfolgefindung für die Intendanz des Badischen Staatstheaters ab 2024 und für den Künstlerischen Vorstand des ZKM ab April 2023. Mit diesen Perspektiven und Personalentscheidungen blickt das Kulturamt trotz finanziell – und mit Blick auf den Ukrainekrieg auch politisch - schwieriger Rahmenbedingungen optimistisch in eine Zukunft der Karlsruher Stadtgesellschaft, in der Kultur ein wichtiges, die Stadt und die Gesellschaft prägendes Element bildet. Kulturelle Infrastruktur Kultur braucht Räume. Dieser Notwendigkeit widmet sich ein Kapitel und Handlungsfeld im Kulturkonzept 2025 der Stadt Karlsruhe. Das Bemühen darum stand stark im Fokus der Arbeit des Kulturamtes im Jahr 2022: ▪ Im Juni 2022 konnten die neuen Räumlichkeiten des Kulturzentrums P8 in der Schauenburgstraße eröffnet werden. Mit Veranstaltungsräumen sowie Ateliers und Proberäumen ist in Bulach ein neues selbstverwaltetes Kulturzentrum entstanden, das die bisherigen Räume in der Nordstadt mehr als ersetzt. Dieser große Gewinn für die freie Kulturszene geht allerdings einher mit in den kommenden Jahren abzusichernden erheblichen Zusatzbelastungen für den Kulturhaushalt. ▪ Für die sich entwickelnde junge Tanzszene in Karlsruhe konnten Proberäume in der Nordweststadt gesichert werden. ▪ Die im Herbst 2022 erhaltene Zusage von Bundesmitteln in Höhe von 650.000 Euro für den weiteren Ausbau des Hauses der Produktionen auf dem Alten Schlachthof schafft Perspektiven für die freie Theater-, Performance- und Tanzszene. ▪ Mit dem Umzug in besser gelegene Räumlichkeiten in der Karlstraße konnte sich das Centre Culturel Franco-Allemand nachhaltig und markant neu verorten als Karlsruher Bildungseinrichtung mit internationalem Auftrag. Die Miete konnte für die nächsten vier Jahre durch eine jährliche Bezuschussung in Höhe von 20.000 Euro durch die BBBank gegenüber dem Vermieter reduziert werden. ▪ Die Bewilligung eines Baukostenzuschusses in Höhe von 300.000 Euro durch den Gemeinderat für Proberäume in der ehemaligen Molkereizentrale in der Nordweststadt schafft Aussicht für eine Entlastung auf dem sehr engen Markt der Proberäume für Musikbands; das Bandprojekt hatte zahlreiche über viele Jahre genutzte Räume in der Nordstadt aufgeben müssen. ▪ Das Kulturamt beteiligte sich an den Workshops und Diskussionen zur Entwicklung des ROTAG-Geländes in Grünwinkel, das in einem Nutzungsmix unter anderem auch für die Kultur- und Kreativwirtschaft erschlossen werden soll. ▪ Ebenso begleitete das Kulturamt intensiv die Diskussionen und Entscheidungen zu Sanierung und Umbau des Badischen Staatstheaters, die voraussichtlich die nächsten zwölf Jahre prägen werden. ▪ Inwieweit der Verkauf der Majolika gGmbH an einen privaten Investor neue und sicherere Perspektiven für den Karlsruher Traditionsbetrieb schaffen kann, wird sich erst in den weiteren Diskussionen in den nächsten Jahren zeigen. Hier begleitet das Kulturamt aktiv den Prozess. 6 | Kulturamt der Stadt Karlsruhe – Jahresbericht 2022 ▪ Auch hinsichtlich der eigenen räumlichen Infrastruktur des Kulturamts ergaben sich im Jahr 2022 Veränderungen. Die Stadtbibliothek, die bereits vor einiger Zeit das Konzept des Dritten Ortes einführte, realisierte umfangreiche Modernisierungsmaßnahmen im Lesecafébereich der Zentrale, die aufgrund des intensiven Publikumsbetriebs notwendig geworden waren. Die Städtische Galerie initiierte unter ihrer neuen Leitung eine Umgestaltung des Eingangs- und Foyerbereichs des Museums: Ein erster Schritt ebenfalls in Richtung eines Dritten Ortes, der Menschen in der Stadt niederschwellig ein kulturelles Raumangebot macht. Kulturförderung und Haushaltssicherung Kulturförderung ist ein Spiegel kulturpolitischer Schwerpunktsetzung und des kulturellen Selbstverständnisses einer Kommune. Das Kulturbüro des Kulturamtes hatte im Jahr 2009 Richtlinien zur Projektförderung erarbeitet, die seither die Grundlage für die jährlich etwa 500 Ermessensentscheidungen des Kulturbüros zur Projektförderung bilden. Der diesen Richtlinien zugrunde liegende Kulturbegriff hat sich in den zurückliegenden Jahren in Richtung gesellschaftlicher Relevanz und Verantwortlichkeit weiterentwickelt. Das Kulturamt hat im Jahr 2022 in einem kollegialen Prozess im Kulturbüro damit begonnen, die Richtlinien mit Blick auf neue Anforderungen und Schwerpunktsetzungen zu überprüfen und anzupassen. Zu nennen sind hier Fragen zu Nachhaltigkeit, Sozialräumlichkeit und kultureller Bildung, insbesondere Fragen zur Erreichung neuer Adressatenkreise für die Kultur und mit der Kultur. Ziel war auch die Schaffung neuer finanzieller Spielräume durch kritische Hinterfragung der bisherigen Förderpraxis. Angesichts der strengen Vorgaben zur Haushaltssicherung, die nicht ohne erhebliche Einschnitte in der Kulturförderung umgesetzt werden konnten, wurden diese weitergehenden Überlegungen zunächst zurückgestellt. So hat die Haushaltssicherung die kulturpolitischen Diskussionen im Kulturamt im Jahr 2022 ganz wesentlich geprägt. Die Einsparvorgaben in Höhe von 2 Millionen Euro jährlich ab dem Jahr 2024 – Teil 1 der Haushaltssicherung - führten zu einer Überprüfung der Transfermittel wie auch der Sachleistungen, das heißt, der eigenen kulturellen Angebote. So wurden die Europäischen Kulturtage zur Disposition gestellt, ebenso die Freibadbücherei, der Medienbus und die Rathauskonzerte. Die von der Verwaltungsabteilung des Kulturamtes vorgelegten Berechnungsmodelle zur Haushaltssicherung führten immer wieder vor Augen, dass die Kulturförderung, wie sie sich in den vergangenen Jahren und Jahrzehnten entwickelt und gefestigt hat, weder Spielräume für Haushaltskürzungen noch für eine kulturpolitisch bedingte Neuordnung der Kulturförderung eröffnet. Die Diskussionen zur Neuausrichtung der Kulturförderung gingen einher mit Überlegungen zur Umstrukturierung innerhalb des Kulturbüros mit dem Ziel, interne Verfahrensabläufe zu vereinfachen und die Kommunikations- und Entscheidungswege abzukürzen. Dieser Prozess soll 2023 abgeschlossen werden. Kulturamt | 7 Erprobung respektive Durchführung neuer partizipativer Formate im stadtgesellschaftlichen Diskurs Leuchtturmprojekte des Kulturamtes waren auch im Jahr 2022 die Medienkunstprojekte der UNESCO Creative City of Media Arts. Eine große Präsentation auf der art KARLSRUHE in einem offenen, gemeinsamen Stand mit dem ZKM stieß auf großes öffentliches Interesse. Die Medienkunstinstallationen im Stadtraum, die unter dem Titel „Medienkunst ist hier“ während der Vollversammlung des Ökumenischen Rats der Kirchen im August und September 2022 präsentiert wurden, schufen eine sehr gut angenommene Brücke in die Stadtgesellschaft. Ohne die Unterstützung von Sponsoren in Höhe von 47.000 Euro wäre eine solche sichtbare Präsenz nicht möglich geworden. Eine Brücke in die Stadtgesellschaft schlägt auch der Runde Tisch Antirassismus und Antidiskriminierung, der im Juli 2021 vom Kulturamt mit einem gemeinderätlichen Auftrag auf den Weg gebracht worden ist. Im Jahr 2022 konnte das Büro für Integration als weiterer gleichberechtigter Träger dieses Prozesses gewonnen werden. In vier großen Beteiligungsveranstaltungen wurden 2022 die Grundlagen für ein Positionspapier entwickelt, das Ende 2023 dem Gemeinderat vorgestellt werden soll. Gesellschaftspolitische Verantwortung übernahm das Kulturamt auch mit der Wiederbelebung des Programmes der Kulturlotsen. Der Deutsche Kinderschutzbund und die Stiftung Hänsel und Gretel konnten für eine gemeinsame Trägerschaft mit dem Kulturamt gewonnen werden. Die erfolgreiche Einwerbung von Sponsorengeldern durch das Kulturamt in Höhe von rund 50.000 Euro sichert den Bestand des Programmes für zunächst fünf Jahre. Ziel ist es, Kindern und Jugendlichen durch die Begleitung von Erwachsenen einen Zugang zu Kunst und Kultur zu eröffnen. Die Städtische Galerie fokussierte das Audience Development und entwickelte neue Veranstaltungs- und Vermittlungsformate, wie Kunsthäppchen, ARTnight oder Kunst am Feierabend, um potentielle Besucher*innen auf den verschiedenen Ebenen anzusprechen und abzuholen. Insgesamt befinden sich zahlreiche Arbeitsfelder des Kulturamtes in einem Umbruch, der zum einen mit der Übernahme durch neue Leitungen verbunden ist, zum anderen aber auch als Reaktion auf die vielschichtige und komplexe Situation der Gesellschaft und ihrer Bedarfe eingeht. Dominika Szope Claus Temps Leitung Kulturamt Stellvertretende Leitung Kulturamt 8 | Kulturamt der Stadt Karlsruhe – Jahresbericht 2022 Jonas Denzel, footprint, 2022, Interaktive Videoinstallation © Felix Grünschloss Kulturamt | 9 Allgemeine Verwaltung/Zentrale Dienste Die Abteilung erbringt als Querschnittseinheit zentrale Verwaltungsdienstleistungen für das gesamte Kulturamt. Dies geschieht in den Bereichen Personal, Organisation und Allgemeine Verwaltung, Finanzen und Controlling, Information und Kommunikation sowie durch organisationsübergreifende Servicedienste wie Buchbinderei und Aufsichtspool. Zu den Kernaufgaben der Abteilung zählen die Personal- und Organisationsplanung, die laufende Personalbewirtschaftung, die Themen Arbeitsschutz und Arbeitssicherheit sowie die Haushaltsplanung und -bewirtschaftung mit Controlling. Aufgabenschwerpunkte im Jahr 2022 Das Jahr 2022 läutete das Ende der Corona-Pandemie ein. Galten zu Beginn des Jahres noch verschärfte Maßnahmen im Bereich Hygiene und Infektionsschutz für die Mitarbeiter*innen, die Umsetzung der 2G-Regel bei Kulturveranstaltungen (beispielsweise Ausstellungen und Festivals) oder die Einhaltung der Maskenpflicht, so entfielen zum 20. März 2022 weitgehend alle tiefgreifenden Schutzmaßnahmen. Bis dahin wurden die Führungskräfte und Mitarbeiter*innen der Abteilungen weiterhin über die sich teils monatlich verändernden Regelungen im Personal- und Finanzwesen informiert, beraten und bei der Umsetzung unterstützt. Daneben lag ein Schwerpunkt der Tätigkeiten vor allem in der Personalgewinnung durch Nachbesetzen von Personalabgängen. Das bereits seit einigen Jahren vermehrte Ausscheiden der geburtenstarken Jahrgänge aus dem aktiven Dienst zeigt sich auch im Kulturamt. Um die vielfältigen Aufgaben weiterhin erfüllen zu können und den daraus resultierenden Wissensverlust so gering wie möglich zu halten, wurden freie oder freiwerdende Planstellen möglichst zeitnah wiederbesetzt. Insgesamt wurden im letzten Jahr 25 Stellenausschreibungsverfahren geplant, organisiert und durchgeführt. Weitere Schwerpunkte waren unter anderem die Überarbeitung des Organisationsstellenplans und die Einführung der elektronischen Arbeitszeiterfassung in der Abteilung Stadtarchiv & Historische Museen. Im Finanzbereich stand besonders die Umsetzung der Vorgaben aus zwei „Einsparrunden“ zur Haushaltssicherung, sowohl für den aktuellen Doppelhaushalt als auch für die Planung des Doppelhaushalts 2024/2025 mit Fortschreibung der mittelfristigen Finanzplanung (2024 bis 2028) im Vordergrund. Hier mussten jeweils umfangreiche Konzepte erstellt, Berechnungen erarbeitet und Abstimmungen vorgenommen werden. Zum Jahresende stand die turnusmäßige körperliche Inventur der Medienbestände in der Stadtbibliothek sowie des Vorratsvermögens, wie zum Beispiel Kataloge, Werkstattbedarfe, Hilfs- und Betriebsstoffe, an, die von der Verwaltung geplant, koordiniert und in Zusammenarbeit mit den Abteilungen Stadtbibliothek, Städtische Galerie und Stadtarchiv & Historische Museen durchgeführt wurde. Alle Mitarbeiter*innen der Allgemeinen Verwaltung / Zentrale Dienste, die mit Verwaltungsaufgaben betraut sind, waren in diesem Jahr auch von der Migration des Standard-E-Mailprogramms Lotus Notes auf MS Outlook und von der Einführung des Enaio-Workflows für Verwaltungsabläufe betroffen. Hinzu kam, dass der Ukraine- Krieg und die daraus resultierenden gestiegenen Energiekosten weitere gesamtstädtische Vorgaben zur Energieeinsparung nach sich zogen, die in den jeweiligen Standortgebäuden des Kulturamts umgesetzt werden mussten. 10 | Kulturamt der Stadt Karlsruhe – Jahresbericht 2022 Nachfolgend Daten zur personellen Entwicklung des Kulturamts, zu den Finanzen und zum Personalstand sowie Kennzahlen zur Personalbewirtschaftung: Anzahl der Mitarbeiter*innen Vollzeitstellen Ist-Stellen zum 31.12.2020 zum 31.12.2021 zum 31.12.2022 zum 31.12.2020 zum 31.12.2021 zum 31.12.2022 Direktion inklusive UNESCO City of Media Arts 3* 4* 4* 3* 4* 4* Verwaltung insgesamt darunter • Allgemeine Verwaltung • Aufsichtspool • Buchbinderei 44 7 33 4 42 7 31 4 42 7 31 4 30,53 6,07 20,79 3,67 28,71 6,24 18,85 3,62 29,49 6,37 19,50 3,62 Kulturbüro 23* 22* 21* 19,74* 18,24* 17,93* Städtische Galerie / Kunstsammlungen 12 13 14 9 8,69 9,47 Stadtarchiv & Historische Museen 23* 21 22 20,24* 19,09 20,24 Stadtbibliothek** 67 66 66 53,93 54,27 54,55 172 168 169 136,44 133,00 135,68 * inklusive Projektstellen ** Haupt-, Jugend-, Amerikanische Bibliothek und Stadtteilbibliotheken Die beiliegende Grafik zeigt die Zusammensetzung aller Beschäftigten, inklusive Volontariate und eigene Auszubildende. Zum 31. Dezember 2022 waren im Kulturamt insgesamt 176 Personen beschäftigt. Darüber hinaus wurden über das Jahr 14 studentische Praktika und auch zahlreiche kurzzeitige Betriebspraktika durchgeführt. Außerdem fungierte das Kulturamt als zusätzliche Einsatzstelle für insgesamt sechs städtische Auszubildende des Ausbildungsberufs Kaufmann / Kauffrau für Büromanagement sowie des Bachelorstudiengangs für die Laufbahn des gehobenen Dienstes. Direktion inkl. UNESCO City of Media Arts; 4 Allgemeine Verwaltung; 7 Zentrale Dienste (Aufsichtspool, Buchbinderei); 35 Volontariate und Auszubildende; 7 Kulturbüro; 21 Stadtarchiv & Historische Museen; 22 Städtische Galerie; 14 Stadtbibliothek inkl. Stadtteilbibliotheken; 66 Anzahl der Mitarbeiter*innen zum 31.12.2022 Kulturamt | 11 72,15% 73,49% 71,86%71,88% 74,19% 72,73% 70,50% 71,00% 71,50% 72,00% 72,50% 73,00% 73,50% 74,00% 74,50% zum 31.12.2020 zum 31.12.2021 zum 31.12.2022 Frauenanteil Kulturamt insgesamt und auf Leitungsebene von 2020 bis 2022 Frauenanteil Kulturamt insgesamt Frauenanteil Leitungsebene 5,80% 7,40% 5,30% 7,60% 9,70% 9,90% 0,00% 2,00% 4,00% 6,00% 8,00% 10,00% 12,00% Kulturamt Gesamtstadt Fehlzeitenquote 31.12.2020 31.12.2021 31.12.2022 7,56% 7,83% 5,99% 9,88% 9,64% 13,17% 0,00% 2,00% 4,00% 6,00% 8,00% 10,00% 12,00% 14,00% 31.12.2020 31.12.2021 31.12.2022 Körperbehinderten- / Schwerbehindertenquote 2020 bis 2022 Körperbehindertenquote Schwerbehindertenquote 12 | Kulturamt der Stadt Karlsruhe – Jahresbericht 2022 Zentrale Dienste Bei den zentralen Diensten zeigten sich die Auswirkungen durch das Ende der Corona-Maßnahmen besonders beim Aufsichtspool. Da die Städtische Galerie sowie die Historischen Museen weitgehend wieder ihr regelmäßiges Ausstellungsprogramm durchführen konnten, stieg der Bedarf an Aufsichtsstunden wieder deutlich an und erreichte fast das Niveau wie vor der Pandemie. im Jahr 2020 im Jahr 2021 im Jahr 2022 Anzahl der Ausstellungen 14 14 16 Bedarf an Aufsichtsstunden **** 20.894 24.686 34.296 **** inklusive Ausstellungseröffnungen, Konzerte, KAMUNA, Museumsfeste und sonstige Sonderveranstaltungen Der Arbeitsschwerpunkt der Buchbinderei liegt besonders in den Restaurierungsarbeiten für die Abteilung Stadtarchiv & Historische Museen. 38% 36% 36% 52% 56% 56% 10% 8% 8% 0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80% 90% 100% 2020 2021 2022 Verteilung der Aufträge der Buchbinderei von 2020 bis 2022 Stadtbibliothek Stadtarchiv & Historische Museen Übrige Abteilungen des Kulturamts, städtische Ämter und Gesellschaften Kulturamt | 13 Kulturetat Ausblick für das Jahr 2023 Folgende Aufgabenschwerpunkte bzw. Tätigkeiten werden für das Jahr 2023 erwartet: ▪ Umsetzung organisatorischer Maßnahmen im Kulturamt ▪ Umsetzung der Einsparvorgaben aus der Haushaltssicherung – Teil 2 für die Planung des Doppelhaushalts 2024/2025 ▪ Planung und Koordinierung der körperlichen Inventur des beweglichen Vermögens €54.430.438 €55.256.591 €55.625.577 €2.171.973 €2.388.690 €2.252.353 €52.000.000 €53.000.000 €54.000.000 €55.000.000 €56.000.000 €57.000.000 €58.000.000 €59.000.000 2020 2021 2022 Entwicklung des Kulturetats von 2020 bis 2022 Ordentliche Aufwendungen Ordentliche Erträge €9.831 €1.020 €2.815 €24.381 €8.879 €7.503 €9.977 €843 €2.949 €24.725 €9.184 €7.578 €10.098 €945 €2.655 €25.475 €9.404 €7.049 €0 €5.000 €10.000 €15.000 €20.000 €25.000 €30.000 Personal- und Versorgungs- aufwendungen Abschreibungen Sachaufwendungen für eigene Einrichtungen und Projekte Zuschüsse an Badisches Staatstheater Zuschüsse an ZKM Zuschüsse an kulturelle Institutionen und kulturelle Projekte TEUR Ordentliche Aufwendungen 2020 bis 2022 2020 2021 2022 14 | Kulturamt der Stadt Karlsruhe – Jahresbericht 2022 Kulturbüro vernetzend – beratend - fördernd Das Kulturbüro ist im Kulturamt der Stadt Karlsruhe der Ansprechpartner für alle Kunst-, Kultur- und Kreativschaffenden in Karlsruhe, seien es Kultureinrichtungen, Künstler*innen, künstlerische und kulturelle Gruppierungen, Vereine, Vereinigungen, Netzwerke. Gleichzeitig ist es Ansprechpartner für alle Menschen in Karlsruhe mit Anliegen im Bereich Kunst und Kultur. Eine der zentralen Aufgaben des Kulturbüros ist die institutionelle und projektbezogene Förderung der Kultureinrichtungen und der Kunst-, Kultur- und Kreativschaffenden in Karlsruhe. Bei den Förderentscheidungen dient dem Kulturbüro das Kulturkonzept 2025 der Stadt Karlsruhe mit seinem weiten und offenen Kulturbegriff als wesentlicher Orientierungsrahmen. Die Kulturförderung umfasst neben der Bereitstellung und Einwerbung von Fördergeldern auch die Beratung der Kulturschaffenden in inhaltlicher, organisatorischer, finanzieller und werblicher Hinsicht sowie die Vernetzung der kulturellen Aktivitäten und Akteure in die Stadtgesellschaft und in die Öffentlichkeit hinein. Zudem gewinnt die Information der Öffentlichkeit über wichtige kulturelle Ereignisse und Themen in Karlsruhe wachsende Bedeutung, getragen von dem Bemühen, immer wieder neue Zielgruppen für die vielfältigen kulturellen Angebote in Karlsruhe zu interessieren und zu gewinnen. KreativStart 2022 © Sandra Jacques Kulturamt | 15 Mit Blick auf die großen Veränderungen und gesellschaftlichen Herausforderungen der Zeit befasst sich das Kulturbüro – gemeinsam mit den Akteurinnen und Akteuren der Kultur und der Kreativwirtschaft, der Verwaltung, der Stadtgesellschaft, der Region, der Hochschulen, aber auch im Verbund mit weltweiten wie auch europäischen Städtenetzwerken – mit der Frage, wie Kunst und Kultur zu einem besseren Miteinander in der Stadtgesellschaft und darüber hinaus beitragen können. Die im Jahr 2021 begonnene und im Jahr 2022 intensivierte Arbeit des Runden Tisches Antirassismus und Antidiskriminierung gehört ebenso dazu wie das Bemühen, allen gesellschaftlichen Gruppen, insbesondere Kindern und Jugendlichen, kulturelle Teilhabe zu eröffnen. Die Sicherung kultureller Infrastruktur ist ein beständiges und drängendes Thema, in gleicher Weise die Erschließung neuer Probe-, Atelier- und künstlerischer Produktionsräume. Und nicht zuletzt bestimmen die Herausforderungen der Nachhaltigkeit in ökologischer, ökonomischer und sozialer Hinsicht das alltägliche Handeln und Beraten im Kulturbüro. Neben allen kreativen Aufgaben des Kulturbüros steht ein auch von Verwaltungsaufgaben geprägter Alltag mit der Abwicklung von weit mehr als 500 Einzelförderungen im Jahr, mit den Geschäftsstellen für Kulturausschuss, Kunstkommission, Verwaltungsrat des Badischen Staatstheaters und Stiftungsrat des ZKM | Zentrum für Kunst und Medien sowie mit zahllosen An- und Aufträgen, die aus dem Rathaus oder von außen auf das Kulturbüro zukommen. Im Kulturbüro arbeiteten zum 31. Dezember 2022 21 Kolleginnen und Kollegen. Die Arbeit des Kulturbüros wie aller Kulturschaffenden war auch im Jahr 2022 geprägt von den Auswirkungen der Corona-Pandemie. Die behördlichen Corona- Beschränkungen liefen zwar im April 2022 aus. Bis zum Jahresende war jedoch beim Publikum weiterhin große Zurückhaltung bei Veranstaltungen in geschlossenen Räumen zu beobachten, wohingegen die sommerlichen Open-Air-Events ähnlichen Zulauf hatten wie vor der Pandemie. Die generelle Zurückhaltung wurde bestärkt durch die Energie-Krise und die allgemein stark steigenden Lebenshaltungskosten infolge des Ukraine-Kriegs. Viele Kultureinrichtungen sahen sich mit einem veränderten Publikumsverhalten mit insgesamt geringerem und verhaltenem Publikumszuspruch, auch und insbesondere beim Kartenvorverkauf konfrontiert. Gleichzeitig hatten sie selbst stark steigende Kosten zu verkraften. Runder Tisch Antirassismus und Antidiskriminierung © Christoph Rapp 16 | Kulturamt der Stadt Karlsruhe – Jahresbericht 2022 Fördern und beraten 2022 Die finanzielle Förderung kultureller Aktivitäten in Karlsruhe erfolgt im Wege der institutionellen Förderung und der Projektförderung. Institutionelle Förderung Die institutionelle Förderung dient der verlässlichen Sicherung der kulturellen Infrastruktur. Institutionelle Förderung bedeutet die regelmäßige, in der Höhe im Wesentlichen gleichbleibende finanzielle Bezuschussung eines Kulturträgers. Der Höhe des jährlichen Förderbetrages liegt in der Regel eine Entscheidung des Gemeinderats zugrunde. Eine institutionelle Förderung erhielten im Jahr 2022 insgesamt 140 Kultureinrichtungen, kulturelle Vereinigungen und Vereine einschließlich der Musik- und Gesangvereine. Neu in die Festbetragsförderung aufgenommen wurde im Jahr 2022 der Mädchen- und Knabenchor Cantus Juvenum Karlsruhe e. V. Grundlage hierfür ist ein entsprechender Beschluss des Gemeinderates im Rahmen der Haushaltsberatungen 2022/23. Eine wesentliche Erhöhung der institutionellen Förderung beschloss der Gemeinderat für das soziokulturelle Zentrum P8, das im Jahr 2021 seinen Standort in der Nordstadt aufgeben musste. Die neuen Räumlichkeiten in der Schauenburgstraße (Bulach) sind mit wesentlich höheren Mietkosten verbunden. Um die Anmietung zu ermöglichen, stimmte der Gemeinderat einer jährlichen Anhebung um 95.000 Euro ab 2022 zu. Die Deckung des Mehrdarfs erfolgte für die Haushaltsjahre 2022 und 2023 aus dem nicht ausgeschöpften Corona-Hilfsfonds. Die Liste der institutionell geförderten Einrichtungen und Kulturträger befindet sich auf Seite 26 bis 28 des Jahresberichtes. Aufgenommen wurden nur Einrichtungen mit einer jährlichen Fördersumme von mindestens 10.000 Euro. Projektförderung Über die Projektförderung wirken das Kulturbüro und das K3-Büro unmittelbar gestaltend in das kulturelle Leben in Karlsruhe ein. Eine Projektförderung wird auf Antrag im Einzelfall gewährt. Antragstellende sind in der Regel Künstler*innen sowie sonstige Kunst- und Kreativschaffende aus allen künstlerischen Sparten und Bereichen. Grundlage der Projektförderung sind die Richtlinien Projektförderung, die Richtlinien für die Theaterarbeit für und mit Kindern und Jugendlichen, die Kriterien zur Förderung von kulturellen Veranstaltungen ausländischer Vereine und Organisationen in Karlsruhe sowie die Richtlinien der Stadt Karlsruhe für die Gewährung von Zuschüssen zur Förderung des Chorgesangs und der Vereinsmusik. Die Liste der im Jahr 2022 geförderten Projekte mit einer Fördersumme von 2.000 Euro und unter 10.000 Euro ist auf Seite 29 bis 33 des Jahresberichtes zu finden. Ein herausragendes, vom Kulturbüro gefördertes Projekt war der in der Stadt viel beachtete „WERKstattPALAST“ der Kunstplattform ato. Zwischen August und Oktober 2022 zog er zahlreiche Interessierte an den temporären Ausstellungs- und Diskussionsstandort im Rheinhafen. Kulturamt | 17 Planen und veranstalten 2022 Schwerpunktmäßig befasste sich das Kulturbüro im Jahr 2022 mit folgenden eigenen Veranstaltungen: ▪ 22. Reinhold-Frank-Gedächtnisvorlesung am 19. Juli 2022 mit der Direktorin des Warschauer Büros der Heinrich-Böll-Stiftung, Joanna Maria Stolarek. ▪ Die 25. Karlsruher Künstler*innenmesse fand vom 21. Juli bis 25. September 2022 in der Städtischen Galerie statt. An diesem Veranstaltungsort wurde die Künstler*innenmesse in ihrem Jubiläumsjahr zu einem Höhepunkt für die Kunstszene und die Besucher*innen in Karlsruhe. ▪ Kulturzentrum Orgelfabrik mit Ausstellungen von Künstler*innen aus Karlsruhe und der Region im Bereich Malerei, Fotografie, Grafik, Installationen, Bildhauerei und Performance als Plattform für raumbezogene künstlerische Experimente. In den Sommermonaten: Theater in der Orgelfabrik (Juli bis Oktober) Veranstaltungen auf dem Kreativpark Alter Schlachthof: ▪ 21. Mai 2022: Kunst- und Kulturnacht „Schwein gehabt“, organisiert vom Verein Ausgeschlachtet e. V. mit Unterstützung von Kulturamt | Kulturbüro und Karlsruher Fächer GmbH & Co. Stadtentwicklungs-KG (KFE) ▪ 14. Juli bis 4. September 2022: „Toujours Kultur“, Festival des Kulturrings mit Ausstellungsprogramm in der Fleischmarkthalle und Open-Air-Kino der Kinemathek. Veranstaltungen des K3-Büros: ▪ „KreativStart“ – Kongress für kreative Unternehmen, 12./13. Mai 2022, hybrid mit 75 Teilnehmenden vor Ort und 160 Aufrufen im Livestream ▪ „7x7 – Sieben Kreative in sieben Minuten“, 10. Oktober 2022, im Tollhaus (70 Teilenehmende vor Ort) ▪ Pop-Up-Store im Regierungspräsidium, 17. bis 19. November 2022 (51 Aussteller*innen, 2.700 Besucher*innen) ▪ 5 x „CreativeWEIBS – Kreative Frauen an den Start!“ - Veranstaltungsreihe für Gründerinnen und Unternehmerinnen der Kultur- und Kreativwirtschaft; digital (53 Teilnehmerinnen) ▪ KUBUZZ (Kultur Business Zukunft - Weiterbildungs- und Coachingprogramm für freie Künstler*innen und Kulturschaffende), 20 Veranstaltungen, insgesamt 228 Teilnehmer*innen ▪ 2 x Kreatives Speeddating, einmal digital im Frühjahr, einmal im Perfekt Futur im Herbst (insgesamt 46 Teilnehmer*innen) ▪ 3 x digital Open Stage (insgesamt 150 Teilnehmer*innen) und 2 x Seminare in Kooperation mit der MFG | Medien und Filmgesellschaft Baden-Württemberg (insgesamt 20 Teilnehmer*innen) 18 | Kulturamt der Stadt Karlsruhe – Jahresbericht 2022 Konzeptionelle Entwicklungen 2022 In konzeptioneller Hinsicht befasste sich das Kulturbüro im Jahr 2022 insbesondere mit folgenden Vorhaben: Kulturlotsen Neukonzeption Ein gemeinschaftliches Projekt der Deutschen Kinderschutzstiftung Hänsel+Gretel, des Deutschen Kinderschutzbunds Karlsruhe und des Kulturamts I Kulturbüros der Stadt Karlsruhe. Es wurde ursprünglich 2011 vom Kulturamt initiiert und war bis 2021 bei der Deutschen Kinderschutzstiftung Hänsel+Gretel und dem Badischen Staatstheater Karlsruhe angesiedelt. Im Jahr 2021 wurde es eingestellt. Die Vorbereitungen zur Wiederbelebung ab 2023 wurden 2022 wieder aufgenommen. Das Kulturbüro führte zahlreiche Gespräche mit möglichen Partnerinnen und Partnern und Sponsoren und entwickelte ein Konzept, das den Bestand für mindestens fünf Jahre sichert. ZKM Stiftungsrat Unter Federführung des Kulturamts als Geschäftsstelle des Stiftungsrats des ZKM und mit Einbindung einer Personalberatungsagentur fand bis zum Sommer 2022 der Findungsprozess für die Nachfolge des wissenschaftlich-künstlerischen Vorstands des ZKM statt. In seiner Sondersitzung berief der ZKM-Stiftungsrat am 18. Juli 2022 den Briten Alistair Hudson mit Wirkung zum 1. April 2023 zum Nachfolger von Prof. Dr. Peter Weibel in diese Funktion. Musikproberäume Nachdem durch Entwicklungsprojekte einer Immobilien- und Projektentwicklungsfirma zahlreiche Musikproberäume weggefallen und weitere bedroht waren, startete das PopNetz Karlsruhe zusammen mit der IG Musiker:innen und dem Bandprojekt e.V eine Proberaum-Kampagne. Die akuteste Not herrschte beim Bandprojekt e.V., das seine bisherigen Vereinsräumlichkeiten mit Proberäumen für rund 20 Musikbands in der Nordstadt im Juni 2022 räumen musste. Nach einem Screening denkbarer räumlicher Optionen im gesamten Stadtgebiet zeichneten sich in den Kühlräumen in der ehemaligen Molkereizentrale Südwest in Mühlburg Möglichkeiten für räumlichen Ersatz für das Bandprojekt ab. Das Projekt zur Schaffung und Einrichtung von Übungs- und Proberäumen für die freie Musikszene wurde nach Vorberatung im Kulturausschuss im Hauptausschuss am 20. September 2022 beschlossen. Zur Finanzierung der Investitionen gewährt die Stadt Karlsruhe einen Baukostenzuschuss von 300.000 Euro aus nicht in Anspruch genommenen Geldern aus der Corona-Hilfe für Karlsruher Kultureinrichtungen. Der Verein wird Eigenleistungen von circa 60.000 Euro einbringen. Kulturzentren Eröffnung des neuen Kulturzentrums P8 in der Schauenburgstr. 5 in Bulach mit einem Auftakt-Kulturfestival „hereinßpaziert“ der Vereine Panorama e.V., die Anstoß e.V. und Nägel mit Köpfen e.V. vom 24. bis zum 26. Juni 2022. Mehrere Tausend Besucher*innen kamen zur Besichtigung der neuen Vereins- und Veranstaltungsräumlichkeiten samt Ateliers und Musikproberäume und genossen ein abwechslungsreiches Kulturprogramm in und rund um das Kulturzentrum. Nutzerbefragung Alter Schlachthof (109 Teilnehmer*innen); Ergebnisse: Nutzerumfrage 2022: Kreativpark Alter Schlachthof entwickelt sich dynamisch. Kulturamt | 19 Die Stiftung Centre Culturel Franco-Allemand feierte nach Umzug in die neuen Räumlichkeiten am 30. September 2022 die Eröffnung des neuen Standorts bei vollem Haus mit Poetry Slam, Konzert und Pétanque in der Karlstr. 52-54. Haus der Produktionen auf dem Alten Schlachthof, Bundesantrag Die JIBS UG (Nutzergesellschaft mit Vertreter*innen von Tollhaus, Werkraum und Personen aus der darstellenden Kunstszene) stellte mit Unterstützung des Kulturamts und mit Zustimmung der KFE im Sommer 2022 einen Antrag beim Bundesförderprogramm „KulturInvest“ der Beauftragten für Kultur und Medien (BKM). Das Konzept für ein Haus der Produktionen im denkmalgeschützten Gebäudekomplex im Kreativpark Alter Schlachthof mit den vier Säulen Zirkusresidenz / Werkraum mit Theater, Film und Soziales / Veranstaltungsraum Halle 1 / Probezentrum für Tanz, Theater, Medien und weitere Formen der darstellenden Künste überzeugte den Haushaltsausschuss des Deutschen Bundestags, der in seiner Sitzung am 29. September 2022 das eingereichte Projekt auswählte und eine Bundesförderung für die bauliche Realisierung der letzten beiden Säulen (Halle 1 + Probezentrum) in Aussicht stellte. Unterstützung der Planung und Durchführung der ÖRMI-Reallabore des Stadtplanungsamts ▪ Reallabor Passagehof: 23. Mai bis 18. Juli 2022 ▪ Reallabor Nördliche Karlstraße: 18. Juli bis 31. Oktober 2022 Für die begrenzten Zeiträume wurden die öffentlichen Straßenräume attraktiver gestaltet, Fußgänger*innen wurde mehr Platz zur Verfügung gestellt und die Aufenthaltsqualität wurde auch mittels Kultur, beispielsweise Musik- und Medienkunstpräsentationen, erhöht. „Letzte Show der Welt“ Kabarett im Theater „Das Sandkorn“ © Ingo Cordes 20 | Kulturamt der Stadt Karlsruhe – Jahresbericht 2022 Weitere Themenschwerpunkte des Kulturbüros 2022 Weitere Schwerpunkte des Kulturbüros lagen im Jahr 2022 über die alltägliche Förder- und Beratungspraxis hinaus unter anderem in folgenden Bereichen: Einstellung der Karlsruher Bücherschau Im Juni 2022 teilte der Börsenverein des Deutschen Buchhandels, Landesverband Baden-Württemberg mit, die seit Anfang der 1980er Jahre jährlich im November durchgeführte Karlsruher Bücherschau werde bis auf weiteres ausgesetzt. Der städtische Zuschuss in Höhe von 9.640 Euro wurde der Stadtbibliothek übertragen mit der Zweckbindung, dass die Kinder- und Jugendbibliothek hieraus Lesungen im Rahmen der „Tage um den Fredericktag“ finanziert. Kulturelle Bildung / Zugang zur Kultur für Kinder und Jugendliche ▪ Neugestaltung der Websites und der Netzwerkarbeit (Round Table) Kulturelle Bildung ▪ Fokussierung der direkten Ansprache junger Menschen für kulturelle Angebote ▪ Begleitung der Jungen Kulturkonferenz in Zusammenarbeit mit der Kulturregion Karlsruhe und dem Jungen Staatstheater am 25. Juni 2022. Wünsche daraus werden unter anderem bei „My City. My Place“ 2023 umgesetzt. ▪ Wiederaufnahme des Patenschaftsprogramms „Kulturlotsen“ ▪ Ausschreibung einer Masterarbeit in Zusammenarbeit mit der Pädagogischen Hochschule Karlsruhe. Betreuung durch PH Karlsruhe und Kulturbüro. Badisches Staatstheater ▪ Begleitung des Zukunfts- und Strukturprozesses am Badischen Staatstheater ▪ Begleitung der Findungsphase für eine neue Intendanz ab der Spielzeit 2024/25. Abschluss der Findung im Juli 2022 mit der Wahl von Christian Firmbach ▪ Der Neubau des Schauspielhauses und die Staatstheatersanierung werden an der Seite der Stabsstelle Projektcontrolling eng begleitet. Kunst am Bau/Kunst im öffentlichen Raum Aufgrund der Bauarbeiten am Badischen Staatstheater wurden Kunstwerke umgesiedelt: ▪ „Platz der Grundrechte“ von Jochen Gerz, dezentrales Schild auf dem Theatervorplatz. Neuaufstellung im Februar 2022 nahe dem K. ▪ Die Installation „Steinerner Fluss der Zeit“ von Voré wurde im Frühjahr 2022 im Skulpturenpark Wettersbach neu aufgebaut. Kultur und Gesellschaft ▪ Im Rahmen der „Internationalen Wochen gegen Rassismus in Karlsruhe“ 2022 organisierte das Kulturamt zum 21. März 2022 (Internationaler Tag gegen Rassismus) zusammen mit dem Büro für Integration und weiteren Partnerinnen und Partnern eine zentrale Veranstaltung im Tollhaus mit der Mannheimer Schulamtsleiterin, Autorin und antirassistischen Aktivistin Florence Brokowski- Shekete. ▪ Neuaufteilung der Mittel und Aufgaben zwischen Stadt Karlsruhe und Zivilgesellschaft bezüglich der zukünftigen jährlichen Durchführung von „Internationalen Wochen gegen Rassismus in Karlsruhe“. Dadurch Schaffung einer neuen, tragfähigen Basis der Zusammenarbeit zwischen Stadt und Zivilgesellschaft. Kulturamt | 21 ▪ Organisation und Durchführung mehrerer Arbeitstreffen des „Runden Tischs kommunale Antirassismus- und Antidiskriminierungsarbeit“. Einbeziehung des Büros für Integration in die Trägerschaft. Die Einrichtung einer Begleitgruppe, der vor allem Menschen aus den verschiedenen betroffenen Bevölkerungsgruppen angehören und die die Arbeit des Runden Tischs engagiert mit prägt und bereichert, stellt wichtige Weichen, um dieses modellhafte, wichtige und herausfordernde Projekt erfolgreich werden zu lassen. ▪ Vom 31. August bis zum 8. September 2022 fand die 11. Vollversammlung des Ökumenischen Rats der Kirchen in Karlsruhe statt. Rund 4.000 internationale Gäste aus 352 Mitgliedskirchen trafen sich zu dem Ereignis, das nur alle acht Jahre stattfindet. Das Kulturbüro gestaltete das umfangreiche Kultur- und Begegnungsprogramm mit. Internationale Kulturprojekte ▪ Teilnahme am Verwaltungsaustausch im Rahmen des Walter Hallstein Programms – Interkultureller Workshop im Euro-Institut Kehl, mit Kolleginnen und Kollegen aus Straßburg am 28. September 2022 und Angebot zur Vernetzung für Bewerbung Straßburgs um das Label "Welthauptstadt des Buches" ▪ Teilnahme am Workshop der Collectivité européenne d’Alsace (CeA) „Elsässisches Schema für grenzüberschreitende Zusammenarbeit“ am 13. September 2022 ▪ Fortführung der Teilnahme an der Veranstaltung „StrasCulture“ in Straßburg September 2022 ▪ Internationales Tanz- und Folklorefestival Folkloria des Wirkstatt e.V., 10. und 11. September 2022 auf dem Friedrichsplatz. Beteiligt war unter anderem auch eine ukrainische Tanzgruppe aus Lwiw und eine Tanzgruppe aus der rumänischen Partnerstadt Temeswar. Ukrainische Tanzgruppe „Gorytsvit" aus Lwiw, Ukraine © Thomas Adorff 22 | Kulturamt der Stadt Karlsruhe – Jahresbericht 2022 Städtepartnerschaften ▪ Jubiläen mit den Partnerstädten Halle/Saale (35 Jahre) sowie Temeswar und Krasnodar (30 Jahre). ▪ Projekte mit Halle: BBK-Ausstellung „Druckgrafik“ (März) und GEDOK- Ausstellungen „Berührungspunkte“ (April) und „XYZ“ (November) in Karlsruhe, Kunst an der Plakatwand in Halle (Mai-Juli), Lesereihe des Freundeskreis Karlsruhe-Halle und Doppelkonzert der Chöre St. Peter und Paul Durlach und Heilig Kreuz Halle/Saale im Oktober in Karlsruhe ▪ Projekte mit Temeswar: „Romafuturism: Witchinghour” im Mai und Chor Chorale Memorial aus Temeswar im Dezember in Karlsruhe; Gastspielkonzert CoroPiccolo im August und Lesung Autorin Ondine Dietz im November in Temeswar, ▪ Projekte mit Krasnodar wurden aufgrund des Ukrainekrieg abgesagt. ▪ Anbahnung der Partnerschaft und Kontaktaufnahme mit der ukrainischen Stadt Winnyzja ▪ Projekte mit Nancy: Deutsch-Französische Aktionstage des CCFA dezentral in Schulen, Workshops mit Hip-Hop Duo und Goethe Institut aus Nancy, Februar 2022, Hip-Hop aus Nancy, Parade zur Fête de la Musique, Juni 2022 ▪ Theatergastspielreise des Jakobus-Theaters nach Nottingham, April 2022 ▪ Ausstellung „Transzendenzerfahrungen in der Kunst. Ein Grenzen überschreitender Dialog“ in der Aula des Klosters von Trsat, Rijeka, 6. bis 22. Mai 2022 „Berührungspunkte“ Ausstellung Angewandter Kunst mit Künstlerinnen aus Halle und Karlsruhe im Rahmen des Städtepartnerschaftsjubiläums „35 Jahre Karlsruhe–Halle“ © GEDOK Kulturamt | 23 Ausschreibungen und Auszeichnungen im Jahr 2022 Ausschreibungen: ▪ Schule und Kultur, Schuljahr 2022/2023: verfügbar 120.000 Euro pro Schuljahr für Kooperationsmaßnahmen zwischen Schulen und Kulturschaffenden. 54 Anträge mit einem Volumen von rund 176.000 Euro. Auswahl von 38 Projekten durch Jury. Rückläufige Zahlen ergeben sich aus der Kürzung der Projektgelder. Preisverleihungen: ▪ Kinderhörspielpreis der Stadt Karlsruhe, dotiert mit 2.000 Euro, durch eine Schulklasse als „Kinderjury“ an die in Oldenburg lebende Hörspielregisseurin Janine Lüttmann zuerkannt und anlässlich der ARD Hörspieltage (12. November) übergeben ▪ Vergabe des Karlsruher Kulturstipendiums an Leonie Mühlen und Valentina Gärtner, Hochschule für Gestaltung Karlsruhe ▪ Vergabe des Karlsruher Hochschulpreises an 9 Preisträger*innen: Nicole Dopf (Hochschule Karlsruhe – Technik und Wirtschaft), Laura Barth, Fabian Kneller, Marie-Theres Männle, Maja Karcher, Leonie Kronenwett, Simon Bitterberg, Lilian Bock (alle Pädagogische Hochschule Karlsruhe) und Julien Raoul Meiner (Duale Hochschule Karlsruhe). Gesamtsumme der Preisgelder: 3.500 Euro ▪ Vereinsmusik: 4 Vereinsjubiläen (125 Jahre Musikverein Harmonie Karlsruhe e. V., 150 Jahre Gesangverein 1872 e. V. Durlach-Aue, 175 Jahre Gesangverein Liederkranz 1847 Karlsruhe-Daxlanden e. V., 75 Jahre Bläserchor St. Peter und Paul Karlsruhe-Mühlburg e. V.) ▪ dokKa Dokumentarfestival (25.bis 29. Mai 2022): dokKa-Preis der Stadt Karlsruhe (Preisgeld 1.500 Euro) an Cem Kaya für den Film „Aşk, Mark ve Ölüm – Liebe, D-Mark und Tod” Pop-Up-Store 2022 © Sandra Jacques 24 | Kulturamt der Stadt Karlsruhe – Jahresbericht 2022 Gremien- und Netzwerkarbeit sowie interne und externe Dienstleistungen des Kulturbüros im Jahr 2022 Das Kulturbüro begleitete auch im Jahr 2022 als Geschäftsstelle, Koordinator, Mitglied oder vorbereitend und fachlich beratend folgende Gremien: AG "Kultur in Karlsruhe“ AG Finanzen Stiftungsrat ZKM AKÖ Arbeitskreis Kulturelle Öffentlichkeitsarbeit des Kulturkreises Arbeitsgruppe Innenstadt Arbeitskreis „Campus trifft Kultur“ Arbeitskreis ARD-Hörspieltage Arbeitskreis Badisches Chorfest 2022 Arbeitskreis Karlsruher Literaturtage Arbeitskreis Kunstfachwerk N6 Grötzingen Aufsichtsrat Karlsruher Fächer GmbH Ausschuss für Wirtschaftsförderung Bauausschuss Badisches Staatstheater Dialogforum Kultur der PAMINA ECCAR Steering Committee EUROCITIES Culture Forum Forum Kultur der Oberrheinkonferenz Forum KulturRegion Karlsruhe IBZ Vorstand und Mitgliederversammlung IQ-Netzwerktreffen Jour fixe mit Verein „ausgeschlachtet“ und KFE KAMUNA-Arbeitsgruppe Karlsruher Forum für Kultur, Recht und Technik Klima-AG Alter Schlachthof Kulturausschuss Kulturkreis Karlsruhe Kultur-Programmrunde Vollversammlung des Ökumenischen Weltkirchenrats Kulturring Karlsruhe Kunstkommission Mechthilde-Meyer-Stiftung Netzwerk gegen rechts, Netzwerk gegen Rassismus Nutzertreffen Alter Schlachthof Reinhold-Frank-Gedächtnisvorlesung Round Table Kulturelle Bildung Runder Tisch Antirassismus und Antidiskriminierung einschließlich Begleitgruppe und Vorbereitungsrunde Stiftung Karpatendeutsches Kulturwerk Stiftungsrat Centre Culturel Franco-Allemand Stiftungsrat ZKM und Findungskommission Verwaltungsrat Badisches Staatstheater Interne Dienstleistungen im Berichtszeitraum betrafen folgende Bereiche ▪ Erarbeitung von Reden, Grußworten, Stellungnahmen, Sitzungsvorlagen, Präsentationen und sonstige Zusammenstellungen für den Oberbürgermeister, den Kulturdezernenten und die weiteren Dezernate sowie für die Amtsleitung ▪ Redaktion der Internetseiten zur Kultur unter www.karlsruhe.de und des Internet- Veranstaltungskalenders ▪ Relaunch von karlsruhe.de – Überarbeitung der kulturellen Webseiteninhalte und Umzug vom städtischen CMS in Typo3 ▪ Koordination der Pressearbeit des Kulturamts mit dem Presse- und Informationsamt ▪ Koordination der Kinowerbung "Die Kulturminute“ ▪ Redaktionelle Begleitung des Kulturmagazins CAN der Partnerstadt Nancy ▪ Regelmäßige Marketing-Runde mit SAM, KTG, KME, CIK ▪ Koordination des Plakatversandes an städtische Dienststellen und der Citylight- Plakatierung auf den hinterleuchteten Säulen („Stadtseite“) Kulturamt | 25 Interne Themen des Kulturbüros 2022 Folgende Umstände prägten im Jahr 2022 neben den inhaltlichen Aufgaben die Arbeit im Kulturbüro: Das Kulturbüro durchläuft seit Mai 2022 einen internen Struktur- und Aufgabenprozess. Zusammen mit der VME (Verwaltungs- und Managemententwicklung) wurden in moderierten Terminen und im Anschluss in kleinen Arbeitsgruppen über mehrere Monate Aufgaben, Abläufe und Strukturen durchleuchtet und neue Schwerpunktsetzungen des Kulturbüros definiert. Die neuen Akzente sollen unter anderem dem Ausbau der Förderung der Kulturellen Bildung und Zugänglichkeit, dem Abbau von bürokratischen Hürden für die Förderantragstellenden, der Vernetzung von Kultureinrichtungen und freien Künstler*innen sowie einer stärkeren Kommunikation kultureller Themen in die Stadt gelten. Der Prozess konnte bisher mit Blick auf die Vorgaben der Haushaltssicherung und im Personalbereich noch nicht abgeschlossen werden. Personelle Wechsel und längerfristige Personalausfälle schränkten neben der Vorgabe zum Abbau und zur Vermeidung von Mehrarbeitsstunden die Arbeitskapazitäten im Kulturbüro ein. Eine zusätzliche Herausforderung im alltäglichen Arbeitsablauf ist die vom Kulturbüro vorangetriebene Einführung digitaler Prozesse, zum Beispiel Enaio- Workflow, digitale Ratsarbeit/Session, Mediendatenbank SixOMC, zentrale Adressverwaltung CAS. Workshop mit den teilnehmenden Kolleginnen und Kollegen des Kulturbüros im Zukunftslabor der VME © Björn Appelmann 26 | Kulturamt der Stadt Karlsruhe – Jahresbericht 2022 Zuschüsse an Institutionen über 10.000 Euro und Besuchszahlen im Jahr 2022 Kulturinstitution Förderung Stadt Karlsruhe Förderung Land o.a. Besuchszahlen Badisches Staatstheater / Land B-W 25.474.938,80 € 25.474.938,80 € 183.884 ZKM | Zentrum für Kunst und Medien 9.403.800,00 € 9.085.501,71 € (2021) 52.658 (2021) zuzüglich digitale Veranstaltungen Volkshochschule Karlsruhe e.V. 2.077.430,00 € 16.481 (2021) Verwendungsnachweis (VN) 2022 liegt noch nicht vor Kammertheater Karlsruhe gGmbH 420.330,00 € 125.000,00 € 57.458 Badischer Kunstverein e.V. 309.350,00 € 142.175,00 € 2.573 (2021) VN 2022 liegt noch nicht vor. Literarische Gesellschaft (Scheffelbund) e.V. 282.900,00 € 141.000,00 € (2021) 2.800 (2021) VN 2022 liegt noch nicht vor. Tollhaus Freier Kulturverein e.V. 279.000,00 € 171.000 € (2020) 46.946 (2020) Das Sandkorn gGmbH 242.479,98 € 121.000,00 € 9.904 Centre Culturel Franco-Allmande 239.910,00 € 63.787,00 € 2.896 Werkraum Karlsruhe e.V. 174.730,00 € 19.490,00 € (2021) 10.327(2021) Marotte Figurentheater 163.980,00 € 13.130,00 € (2021) 9.425 (2021) Kinemathek Karlsruhe e.V. 140.270,00 € 87.435 € (2021) 5.969 Jazzclub Karlsruhe e.V. 128.850,00 € 2021 wegen Corona keine Erfassung der Besuchszahlen. Zahlen für 2022 liegen noch nicht vor. Panorama e.V. 110.000,00 € 9.438 € (2021) 5.400 (2021) Substage Karlsruhe e.V. 107.990,00 € 10.375 € (2020) 10.022 (2020) Kulturverein Tempel e.V. 103.810,00 € 59.155 € (2021) 19.200 (2021) Filmboard Karlsruhe e.V. 94.837,50 € 12.000 € (2021) 2.743 (2021) Festausschuss Karlsruher Fastnacht e.V. 83.000,00 € 1.000 Staatliche Majolika Manufaktur Karlsruhe gGmbH 75.000,00 € Jugendorchester Stadt Karlsruhe e.V. 72.400,00 € 2021 wegen Corona keine Erfassung der Besucherzahlen. Die Zahlen für 2022 liegen noch nicht vor. Kulturamt | 27 Bezirksverband Bildender Künstlerinnen und Künstler 70.920,00 € 864 (2021) VN 2022 liegt noch nicht vor. wirkstatt e.V. - Forum für Erlebenskunst 60.780,00 € 35.380 € (2021) 2.152 (2021) Kindermalwerkstatt Kind & Kunst e.V. 48.000,00 € 2.385 (2021) VN 2022 liegt noch nicht vor Theater in der Orgelfabrik e.V. 47.580,00 € 20.100,00 € 1.221 Verkehrsmuseum 43.800,00 € Jakobus-Theater e.V. 43.080,00 € 5749,83 € (2021) 1.717 (2021) GEDOK, Gemeinschaft der Künstlerinnen und Kunstförderung 42.000,00 € 2.173 Kabarett die Spiegelfechter e.V. 39.030,00 € 19.515 € (2019) 3.464 (2019) Max-Reger-Institut/ Elsa-Reger-Stiftung 36.740,00 € Das MRI ist eine wiss. Einrichtung. Erhebung von Besuchszahlen nicht möglich. Ausgeschlachtet, Verein zur Förderung von Kunst 30.000,00 € 25.000 € (2021) 4.000 (2021) Theater - Die Käuze e.V. 29.040,00 € 6.700,00 € 2.375 ARD-Hörspieltage 28.100,07 € Keine Angaben Karlsruher Forum für Kultur, Recht und Technik e.V. 25.820,00 € Zugangsbeschränkungen aufgrund von Corona; dennoch hohe Reichweite aufgrund von digitaler Verbreitung der Veranstaltungen. KOHI Kulturraum e.V. 24.000,00 € 20.925 € (2021) 9.800 (2021) Hofgut Maxau; Knielinger Museum (nur Miete) 22.070,16 € Keine Angaben Lernort Zivilcourage & Widerstand e.V. 20.000,00 € 150.000,00 € 1.300 Subculture And Unterground (SAU) e.V. 20.000,00 € 1.205 € (2021) 1.920 (2021) Haus der Heimat Karlsruhe: Europa - Erbe, Auftrag und Zukunft e.V. 15.290,00 € 3.390,00 € 400 Architekturschaufenster e.V. 14.480,00 € 2021: keine Angabe der Besucherzahlen VN 2022 liegt noch nicht vor. Tiyatro Diyalog Karlsruhe 14.460,00 € 18.800,00 € (2021) 1.666 (2021) 28 | Kulturamt der Stadt Karlsruhe – Jahresbericht 2022 diapason Musikakademie Förderzentrum Junger Streicher 14.000,00 € 9.000,00 € Zuschuss dient der Förderung der Infrastruktur für die musikpädagogische Arbeit und kann daher nicht veranstaltungsbezogen gewertet werden. GV Durlach-Aue 1872 13.557,58 € Erbbauzins 2022 Musikverein Einheit Wolfartsweier e.V. 13.470,00 € Sonderzuschuss 2022 Badisches Schulmuseum Karlsruhe e.V. 13.080,00 € Verwendungsnachweis liegt noch nicht vor 2021: Keine Angaben Badisch Bühn Mundarttheater Karlsruhe gGmbH 12.410,00 € 1.350 (2021) Kulturhaus Mikado e.V. 12.000,00 € 8.869 € (2021) 824 (2021) NUN Kulturraum e.V. 10.000,00 € 3.500 € (2021) 750 (2020) Freunde der KlangKunst e.V. 10.000,00 € 3.3000 (2021) trotz Corona Summe 40.758.714,09 € Kulturamt | 29 Zuschüsse für Projekte über 2.000 Euro und unter 10.000 Euro im Jahr 2022 Zuschussempfänger Projekt 2022 Förderung Land o.a. Besuchs- zahlen Kinemathek Karlsruhe e.V. Open Air Kinos Toujours Kultur 2O22 10.000,00 € 840 Medienkunst-Projekt UNESCO 9.600,00 € Projekt läuft noch bis Ende Mai 2023 Junge Kinemathek 2022 4.380,00 € 3.690,00 € (2021) 300 1. Farsi Film Festival 2022 2.000,00 € 172 Das Sandkorn gGmbH Kinder-/Jugend-Theater Klassen 7-10 6.000,00 € VN liegt noch nicht vor Karlsruher Schultheaterwoche 2023 6.000,00 € VN liegt noch nicht vor Sandkorn Jugendclub 2022/2023 3.500,00 € läuft noch Schultheaterwoche 2022 (zusätzlich Expertenteam) 2.500,00 € 2.700,00 € 850 Max-Reger-Institut/ Elsa-Reger-Stiftung Chor-Orchester-Konzert "Auf-Reger" 8.000,00 € VN liegt noch nicht vor Europäischer Kammermusikwettbewerb 3.000,00 € VN liegt noch nicht vor. 75 Jahre Max-Reger-Institut Karlsruhe 2.000,00 € VN liegt noch nicht vor F. K. UNESCO City of Media Arts, Medienkunst 9.500,00 € Kant-Gymnasium, 1. Rate (Schule+Kultur) 2.000,00 € Filmboard Karlsruhe e.V. Media Arts Film Scholarship 2023 7.000,00 € Stipendium zur Filmproduktion Dokumentarfilm Hakim Ludin "Percussion for Peace" 3.000,00 € Produktions- zuschuss Philharmonischer Chor des Helmholtz- Gymnasium Konzertreise nach Namibia 4.820,00 € 1.700 Diverse Konzerte 2023 4.820,00 € 300 (2021) CSD Karlsruhe e.V. Christopher Street Day 2022 5.790,00 € 10.000 Bühnenprogramm CSD 2023 3.500,00 € Veranstaltung ist im Juni 2023 30 | Kulturamt der Stadt Karlsruhe – Jahresbericht 2022 Tiyatro Diyalog Karlsruhe Kunst & Kultur für junge Wo ist der Regenbogen? 2.500,00 € VN liegt noch nicht vor Der Märchenzauberer? 2.500,00 € VN liegt noch nicht vor Pestalozzi-Schule WRS Durlach 1.Rate (Schule+Kultur) 2.000,00 € Impro für Einsteiger zu KLiK 2.000,00 € läuft noch Werkraum Karlsruhe e.V. Lichtblicke 5.000,00 € VN liegt noch nicht vor Theaterträume 4.000,00 € 2.338 Landsmannschaft der Deutschen aus Russland e.V. Märchen-Puppen-Theater 2022/2023 8.670,00 € VN liegt noch nicht vor Substage Karlsruhe e.V. Erbbauzins Rheinhafenbunker 4.801,68 € keine Zuschauer ArGe PopNetz Veranstaltung + Förderung lokale Rockmusik 3.860,00 € 4.915 (2021) R. D. Theater-AG an Goethe-Gymnasium, 1. Rate (Schule+Kultur) 2.200,00 € Nordschule Neureut, 1. Rate (Schule+Kultur) 2.200,00 € Eichendorffschule (Schule+Kultur) 2.100,00 € GS Rintheim, 2. Rate (Schule+Kultur) 2.100,00 € F. B. "The voice of city" UNESCO City of Media Arts 8.350,00 € Centre Culturel Franco-Allmande LE RETOUR 30.09.2022 3.000,00 € 235 "salon du livre" KlIk 2.830,00 € findet 2023 statt Deutsch-Französischer Aktionstag 2.500,00 € VN noch nicht fällig D.A.V.-Deutsch- Afrikanischer Verein e.V. African Summer Festival 2022 5.000,00 € 3.409 African Spirit Gospel Festival 3.000,00 € VN liegt noch nicht vor. H. B. V. Medienkunst-Projekt UNESCO City of Media Arts 8.000,00 € Marotte Figurentheater Rocky Waschbaer 5.780,00 € VN liegt noch nicht vor marottinale 2.000,00 € 440 N. Q. WERKstattPALAST 7.000,00 € 5.000 AG Garten der Religionen für Karlsruhe e.V. interreligiöse Kulturarbeit 7.000,00 € noch kein VN (2021: 1.000) Literarische Gesellschaft (Scheffelbund) e.V. Vermittlung Kinder- und Jugendliteratur an Schulen 3.500,00 € 200 Workshopreihe "ICH. Du. Wir!" 3.000,00 € R.D. W. Kunstausstellung 6.000,00 € 750 Kulturamt | 31 Kindermalwerkstatt Kind & Kunst e.V. "WS-Kreatives Upcycling" zu KLiK 3.000,00 € Grundschule am Rennbuckel (Schule+Kultur) 3.000,00 € Deutschsprachiger Muslimkreis Karlsruhe e.V. Muslimische Kulturtage Fächer 2O22 5.000,00 € VN liegt noch nicht vor. Kantorat der Evang. Stadtkirche Requiem-Strophen Wolfgang Rihm 3.000,00 € 340 Konzertreise nach Rumänien 2.000,00 € 980 L.M. B. "My art don't cost a thing"-Podcast 5.000,00 € Ausgeschlachtet, Verein zur Förderung von Kunst, K Ausgeschlachtet 2023 5.000,00 € findet am 14.05.2023 statt Studentisches Kulturzentrum am Karlsruher Institut Studentische Kulturarbeit am KIT Jahr 2O22 4.920,00 € J.G. N.M. "Hochzeit von Himmel und Hölle" UNESCO City of Media Arts 4.900,00 € Internationales Begegnungszentrum Karlsruhe e.V. MONDO - Ein Fest für alle 4.500,00 € findet im Juni 2023 statt S.C. D. "Inner Join" UNESCO City of MediaArt 4.390,00 € Klanglandschaft Baden-Württemberg e.V. Grötzinger Musiktage 2022 4.200,00 € 350 Die Anstoß e.V. Kulturfestival "hereinspaziert“ 4.000,00 € 1.800 K. B. GbR Galerientag 4.000,00 € 2.000 H. P. Schillerschule, 2. Rate (Schule+Kultur) 4.000,00 € L.D. H. Tanzprojekt leer - dicht - leer 2.000,00 € 20.000,00 € 832 Tanzprojekt Crash 2.000,00 € 350 S. J. Konzert in Evangelischer Stadtkirche 3.500,00 € 80 Karlsruher Theaternacht e.V. Karlsruher Theaternacht 2023 3.300,00 € Veranstaltung erst 2023 U.B. M. Spuktheater Karlsruhe 2022 3.000,00 € 1.420 Jazzclub Karlsruhe e.V. JazzFest in der Schauburg 3.000,00 € 400 Ges. f. Chr.-Jüd. Zusammenarbeit Woche der Brüderlichkeit 2023 2.900,00 € 260 wirkstatt e.V. - Forum für Erlebenskunst FOLKLORIA 2022, Tanzgruppe Gorytsvit 2.800,00 € 15.000 Kulturnetzwerk Mühlburg e.V. 12. Brahmsplatzfest 2.700,00 € 1.100 Stadtjugendausschuss e.V. Hans-Thoma-Schule / VWZ jubez (Schule+Kultur) 2.700,00 € Evangelische Luthergemeinde Karlsruhe 30 Jh. Lutherana Karlsruhe 2.500,00 € 600 32 | Kulturamt der Stadt Karlsruhe – Jahresbericht 2022 Forum Freie Musik Karlsruhe 9. Karlsruher Festival für improvisierte Musik 2.500,00 € 170 Mosaik e.V. Theaterprojekt mit ukrainischen Flüchtlingskindern 2.400,00 € VN liegt noch nicht vor. C. B. Ausstellung mit Malerei und Bildhauerei 2.400,00 € 800 F.W. E. Kunst- und Designmarkt Lametta 2.400,00 € 5.000 S. K. Augustenburg GMS, 1. Rate (Schule+Kultur) 2.390,00 € U. M. Albschule, 2. Rate (Schule+Kultur) 2.375,00 € Deutsch-Italienische Gesellschaft Karlsruhe Kulturprogramm 2022 2.304,93 € 400 Xenia-Theater "Das Geheimnis der Frühlings" KLiK 2.210,00 € S.F.K. Schillerschule, 1. Rate (Schule+Kultur) 2.200,00 € Volkshochschule Karlsruhe e.V. Lidellschule (Schule+Kultur) 2.150,00 € Busch Kollegium e.V. 10 Jh. Busch-Kollegium - Orchesterkonzert 2.000,00 € 40 M.A. R.-S Gedenkveranstaltung 2.000,00 € VN liegt noch nicht vor A.M. / M.C.T. GbR Voices of the world. Hand aufs Herz 2.000,00 € findet in 2023 statt S. F.-J. GS Beiertheim, 1. Rate (Schule+Kultur) 2.000,00 € Freunde der KlangKunst e.V. Jazz für Kinder 2.000,00 € Karlsruher Barockorchester e.V. Konzertprojekt Felix Mendessohn Bartholdy 2.000,00 € VN liegt noch nicht vor. A. H. A. Konzertreihe im ZKM 2.000,00 € Konzert verschoben auf Januar 2023 J. L. Kinderhörspielpreis 2022 2.000,00 € Preis für Preisträger*in J. Ingenieure GmbH Ausstellung der V8 Plattform 2.000,00 € 440 SOZPÄDAL Sozialpädagogische Alternativen e.V. Nacht der Wohnungsnot 2022 2.000,00 € 300 Pfarramt der Versöhnungsgemeinde Karlsruhe-Oberreut Musical-Projekt "Annie aus Oberreut" 2.000,00 € Premiere erst Ende Juni 2023 Verein zur Förderung der Deutsch- Türkischen Kultur Deutsch-Türkischer Kulturtag 2022 2.000,00 € 1.000 ECKKULTURdörfle e.V. Kulturveranstaltung 2.000,00 € 5.000 Summe 348.941,61 € Hinweis zur Tabelle: Namen von Zuschussempfänger*innen sind aus datenschutzrechtlichen Gründen anonymisiert („X.Y“) dargestellt. Kulturamt | 33 34 | Kulturamt der Stadt Karlsruhe – Jahresbericht 2022 UNESCO Stadt der Medienkunst Die Koordination der Gesamtaktivtäten als Stadt der Medienkunst ist die Aufgabe der UNESCO-Geschäftsstelle im Kulturamt. Sie berät und fördert die lokale Kunst- und Kreativszene, präsentiert Medien- und Lichtkunst im öffentlichen Raum und unterstützt den künstlerischen Nachwuchs in Karlsruhe. Die lokale und internationale Vernetzung, sowie Kommunikations- und Marketingmaßnahmen zählen ebenfalls zu ihren Aufgaben. Als Teil der städtischen Kommunikation ist UNESCO City of Media Arts ein wichtiger Themenschwerpunkt des touristischen Konzeptes der Karlsruher Tourismus GmbH und der Aktivitäten der Karlsruhe Marketing GmbH im Bereich des Stadtmarketings. Vielfalt und Kreativität 2022 war nach zwei Pandemiejahren ein starker Jahrgang für die Medienkunststadt. Die lokale und internationale Netzwerkarbeit konnte intensiviert, neue Kooperationen initiiert und wichtige Projekte weiterentwickelt und umgesetzt werden. Dazu zählt die Durchführung des Projektförderprogramms für Medienkunst, eine der zentralen Umsetzungsmaßnahmen des Aktionsplans, der im Rahmen der städtischen Bewerbung als UNESCO Creative City of Media Arts für die Jahre 2020 bis 2023 festgelegt wurde. Die Medienkunststadt präsentierte sich im In- und Ausland, zum Beispiel auf der art KARLSRUHE oder auf dem Jahrestreffen des UNESCO Creative Cities Network in Santos, Brasilien. Einrichtungen wie das ZKM I Zentrum für Kunst und Medien Karlsruhe (ZKM) mit einzigartigen Ausstellungen und Kunstereignisse im öffentlichen Raum, wie #medienkunstisthier oder das Open Air-Lichtkunstfestival SCHLOSSLICHTSPIELE begeisterten die Bürger*innen und die Besucher*innen der Stadt. Benoit Maubrey, STREAMERS – a COVID Sculpture, #medienkunstisthier © Felix Grünschloss Kulturamt | 35 Medienkunst an vielen Orten in der Stadt sichtbar Unter der Überschrift „Medienkunst ist hier“ präsentierte die UNESCO City of Media Arts 2022 ein vielfältiges Programm digitaler, interaktiver und virtueller Kunst an verschiedenen Orten in der Stadt. Das ganze Jahr über konnten Bürger*innen und Besucher*innen großformatige Projektionen, künstlerische Interventionen, experimentelle Formate und partizipative Arbeiten sehen und erleben. Dazu zählen: ▪ Go Public! - die erste Medienkunstaktion fand am 28. Januar mit jungen Künstler*innen auf dem Karlsruher Marktplatz statt. Unter der Leitung von Professor Michael Bielicky präsentierten Studierende der Hochschule für Gestaltung (HfG) experimentelle Licht- und Medienkunstwerke. ▪ Vom 19. März bis 15. Juli 2022 war eine Reihe aktueller Arbeiten von Karlsruher Künstler*innen zu sehen, die im Rahmen des kommunalen Projektförderprogramms für Medienkunst gefördert wurden. ▪ Unter der Überschrift „Platz für mehr“ boten zwei städtische Reallabore Raum für Kunst, Kultur und neue Ideen. Im Rahmen des IQ-Leitprojekts “Öffentlicher Raum und Mobilität Innenstadt” (ÖRMI) wurden im Zeitraum Juni bis September 2022 acht verschiedene Werke lokaler Künstler*innen in den Reallaboren Passagehof und Nördliche Karlstrasse gezeigt. ▪ Anlässlich der Vollversammlung des Ökumenischen Rates der Kirchen in Karlsruhe präsentierte das Kulturamt in Zusammenarbeit mit dem ZKM vom 18. August bis 18. September 2022 fünf beeindruckende Installationen flankierend zu den SCHLOSSLICHTSPIELEN. ▪ Weithin sichtbar überspannte der Globenbogen des Karlsruher Künstlers Rainer Kehres vom 29. September 2022 bis 15. Januar 2023 den Beginn der Verbindung zwischen Marktplatz und Schlossplatz, der Via Triumphalis, als Brücke und Tor zur Welt. Seit 2019 waren 70 Medien- und Lichtkunstwerke im urbanen Stadtraum von Karlsruhe zu sehen, draußen, dezentral und bei freiem Eintritt. Schlosslichtspiele 2022 © Ulli Deck https://www.cityofmediaarts.de/en/events/schlosslichtspiele-2022-music4life/ 36 | Kulturamt der Stadt Karlsruhe – Jahresbericht 2022 Förderung 2022: Qualität der Karlsruher Szene Seit 2020 werden Projekte im Rahmen eines kommunalen Förderprogramms unterstützt. Gefördert werden sowohl lokale, in Karlsruhe stattfindende öffentliche Medienkunstprojekte als auch Vorhaben, die der Intensivierung der internationalen Vernetzung, dem Austausch und der Kooperation innerhalb des UNESCO Creative Cities Network (UCCN) im Bereich Medienkunst dienen. Das UNESCO- Projektförderbudget wurde 2022 zum dritten Mal ausgeschrieben. Insgesamt 44 Projektvorschläge von Karlsruher Kunst- und Kulturschaffenden wurden bis zum 20. April 2022 beim Kulturamt eingereicht. Aus den Bewerbungen wählte eine Fachjury insgesamt zehn Projekte aus. Acht Vorhaben erhielten eine Förderung als lokale Medienkunstprojekte, zwei als internationale Netzwerk-Aktivität. Die Projekte setzen sich künstlerisch reflektierend mit aktuellen gesellschaftsrelevanten Themen wie Klimawandel, Nachhaltigkeit und Flucht sowie zeitgenössischen Phänomenen wie der Digitalität sozialer Beziehungen auseinander. Ihr Spektrum reicht von immersiven Video- und Soundinstallationen, interaktiven Projektionen und Augmented-Reality- Applikationen, multimedialen Ausstellungen und kooperativen Plattformen bis zu interdisziplinären Arbeiten und Klang-Performances. Jonathan Blaschke, Jonas Grünwald, Bruno Jacoby, Florian Knöbl, Isabel Motz, A Place in the Woods, 2022, #medienkunstisthier © Florian Knöbl Kulturamt | 37 UNESCO City of Media Arts auf der art KARLSRUHE Während der art KARLSRUHE vom 7. bis 10. Juli 2022 präsentierte sich Karlsruhe als UNESCO Stadt der Medienkunst. Der Auftritt wurde als Gemeinschaftsprojekt realisiert vom Kulturamt (Federführung), von der Karlsruhe Marketing und Event GmbH, der Karlsruhe Tourismus GmbH und der Stabstelle Außenbeziehungen und Strategisches Marketing der Stadt Karlsruhe in Kooperation mit der Karlsruhe Messe- und Kongress GmbH und dem ZKM. Als zentraler Treffpunkt lud ein Gemeinschaftsstand dazu ein, sich über die Medienkunststadt zu informieren, mit kulturellen Akteurinnen und Akteuren ins Gespräch zu kommen und aktuelle Medienkunst zu sehen. Speziell für die Kunstmesse wurde eine großformatige Videoinstallation des Karlsruher Künstlers Jonas Denzel entwickelt. Ermöglicht wurde der Auftritt durch die Unterstützung von lokalen Unternehmen wie der Sparkasse Karlsruhe GmbH, den Stadtwerken Karlsruhe GmbH, der Bechtle AG und der TechnologieRegion Karlsruhe GmbH. Jonas Denzel, FOOTPRINT, 2022, art KARLSRUHE. Foto: Messe Karlsruhe © Jürgen Rösner 38 | Kulturamt der Stadt Karlsruhe – Jahresbericht 2022 International und gut vernetzt Der Ausbau und die Pflege des nationalen und internationalen Netzwerks gehört zu den Kernaufgaben der Geschäftsstelle UNESCO City of Media Arts. Über die Zugehörigkeit zum weltweiten UNESCO-Netzwerk der Kreativstädte fördert Karlsruhe den kulturellen Austausch und unterstützte kooperative Projekte im Bereich der Medienkunst. Dazu zählen: ▪ Das im Jahr 2020 vom UCCN Media Arts Cluster initiierte internationale, preisgekrönte Kooperationsprojekt "City to City" wurde 2022 erfolgreich finalisiert. 13 UNESCO-Medienkunststädte haben kooperiert, um Künstler*innen eine grenzüberschreitende Zusammenarbeit zu ermöglichen. Die aus der kreativen Zusammenarbeit von internationalen Künstlerinnen hervorgegangenen fünf Medienkunstwerke wurden im Rahmen einer virtuellen Vernissage am 9. Februar 2022 der Öffentlichkeit vorgestellt. ▪ Vom 13. Mai bis 10. Juli 2022 wurde die ZKM-Ausstellung "BioMedien - Das Zeitalter der Medien mit lebensähnlichem Verhalten" in einer adaptierten Form im Centre des Arts in der französischen Medienkunststadt Enghien-les-Bains präsentiert. Die Ausstellung wurde am 12. Mai 2022 in Anwesenheit von Bürgermeister Dr. Albert Käuflein und Philipp Sueour, Bürgermeister der Stadt Enghien-Les-Bains, sowie Prof. Peter Weibel, Vorstand des ZKM, eröffnet. ▪ Die Mitwirkung an offiziellen Treffen und Veranstaltungen für den interkulturellen Erfahrungs- und Wissensaustausch zur Entwicklung von gemeinsamen Projekten erfolgt fortlaufend. Dazu zählt die Teilnahme an der XIV. UNESCO Creative Cities Network Annual Conference in Santos (Brasilien), an fünf UCCN Media Arts Cluster Meetings und drei Netzwerktreffen der Deutschen UNESCO Kreativstädte und der Deutschen UNESCO Kommission. Gremienarbeit und interne Dienstleistungen Die UNESCO-Geschäftsstelle begleitete im Jahr 2022 als Koordinatorin, mitwirkend oder vorbereitend und fachlich beratend verschiedene Gremien und Netzwerke. Dazu zählen: ▪ Kulturausschuss, ▪ Kunstkommission, ▪ Executive Board der UNESCO City of Media Arts, ▪ UNESCO Creative Cities Network Media Arts Cluster, ▪ Deutsches Netzwerk UNESCO Creative Cities, ▪ Jury UNESCO-Projektförderprogramm für Medienkunst, ▪ Jury BBBank Newcomer Preis im Projection Mapping, ▪ Jury Media Arts Film Sholarship. Weitere Schwerpunkte der Tätigkeiten lagen unter anderem in den folgenden Bereichen: ▪ Entwicklung von Kommunikations- und Marketingmaßnahmen (Anzeigen, Kampagnen wie #medienkunstisthier, Pressemitteilungen, Plakataktionen, Publikationen, Mailings), ▪ Redaktion der Internetseiten www.cityofmediaarts.de und www.mediartcities.com, ▪ Erarbeitung von Beschluss- und Informationsvorlagen, Sitzungsvorlagen, Präsentationen und Grußworte für die Dezernate und die Amtsleitung, ▪ Bearbeitung von internationalen Anfragen aus dem UCCN, ▪ Prüfung und Bewertung von Kandidatenstädten und Membership Monitoring Reports von Städten des UCCN Media Arts Cluster. http://www.cityofmediaarts.de/ Kulturamt | 39 Rainer Kehres, Globenbogen, 2022, #medienkunstisthier © Felix Grünschloss 40 | Kulturamt der Stadt Karlsruhe – Jahresbericht 2022 Städtische Galerie Die Städtische Galerie ist das Kunstmuseum für moderne und zeitgenössische Kunst der Stadt Karlsruhe. In einem der größten Industriedenkmäler Deutschlands mit einer einzigartigen Architektur zeigt sie Wechselausstellungen zur Kunst des 20. und 21. Jahrhunderts, begleitet von Präsentationen aus der eigenen Sammlung. In diesem Dialog gibt sie einen breit gefächerten Überblick über die Kunst von der Moderne bis in die Gegenwart. Vor dem Hintergrund der Fragen, wie das Museum und die Kunstsammlung der Stadt Karlsruhe in Zukunft aussehen und wie man das Museum im Kontext seiner aktuellen Aufgaben heute denken kann, hat die Städtische Galerie Karlsruhe (SGK) auf verschiedenen Ebenen Zukunftsprozesse angestoßen. So stand im Zentrum des Jahres 2022 – neben der vorbereitenden Planungen für die Sanierungsarbeiten im Hallenbau – die Entwicklung einer neuen Sammlungspräsentation, die im Sommer 2023 eröffnen wird. Auch der Ausbau der digitalen Strategien stand im Fokus ihrer Arbeit. Um einen besonderen Schwerpunkt auf tagesaktuelle Informationen, die Digitalisierung der Ausstellungsinhalte sowie die wissenschaftliche Zugänglichkeit mit dem Bekanntmachen der Sammlung zu legen, entwickelte die Städtische Galerie Karlsruhe ein Konzept für eine neue eigenständige Website mit der Möglichkeit der Implementierung einer Webapp, die den Besuchenden als Audioguide zur Verfügung steht. Auch die Social Media-Aktivitäten wurden weiter ausgebaut. Im Rahmen einer Kunstvermittlung für Menschen jeden Alters und mit dem Ziel des Audience Developments entwickelte die SGK zudem neue Veranstaltungs- und Vermittlungsformate, wie Kunsthäppchen, ARTnight oder Kunst am Feierabend. Die Tätigkeiten der SGK sind dem Handlungsfeld 1 „Kulturelles Erbe“ und dem Handlungsfeld 2 „Kulturelle Bildung“ des Kulturkonzepts Karlsruhe 2025 zuzuordnen. Außenansicht der Städtischen Galerie Karlsruhe © ARTIS, Uli Deck Kulturamt | 41 Rückblick auf das Ausstellungsjahr 2022 – Sonderausstellungen Das Ausstellungsjahr 2022 wurde mit der Schau (Sigmar Polke. Dualismen) eröffnet (5. März bis 19. Juni 2022). Die Eindeutigkeit des Sichtbaren in Frage zu stellen, das drängte Polke wie kaum einen anderen Künstler zu immer neuen Experimenten mit Materialien und Techniken. In einer Kooperationsausstellung mit dem Kunstforum Ostdeutsche Galerie Regensburg wurden Gemälde und Grafiken, Fotografien und Fo- tokopierarbeiten, Objekte und Filme aus der Sammlung Garnatz und Leihgaben aus internationalen Museen gezeigt sowie ein gemeinsamer Ausstellungskatalog vorgelegt. In der Zusammenschau von rund 90 Werken aus der Zeit zwischen 1963 und 2009 wurde deutlich, wie Polke die Medien miteinander verknüpfte und sich ge- genseitig durchdringen ließ. Den Umgang mit unterschiedlichen Medien, Kontexten und Materialien erprobten ab Mai auch Laura Gaiser in der Ausstellung des Kunstpreises der Werner-Stober- Stiftung) (20. Mai bis 11. September 2022) sowie Ulrich Okujeni und Johanna Wagner (20. Mai bis 25. September 2022), die das Kulturstipendium der Stadt Karlsruhe erhielten. In diesen drei zeitgenössischen Projektausstellungen nahm die SGK mit Video, Malerei und Performance nicht nur das aktuelle Kunstschaffen, sondern auch die Nachwuchskünstlerinnen und -künstlern in der Stadt Karlsruhe in den Blick. Anlässlich des 25. Jubiläums öffnete die SGK ab Juli außerdem ihren Lichthof für die Karlsruher Künstler*innenmesse (23. Juli bis 25. September 2022). Das Besondere der Schau besteht darin, eine Plattform für den Austausch von Künstler*innen, Kunstinteressierten und Käufer*innen zu sein. Die jurierten und in einer Ausstellung zusammengestellten Werke der 32 Kunstschaffenden konnten nicht nur besichtigt, sondern das Lieblingsstück auch direkt erworben werden. Blick in die Ausstellung: „Sigmar Polke. Dualismen“ in Kooperation mit dem KOG Regensburg © ARTIS, Uli Deck 42 | Kulturamt der Stadt Karlsruhe – Jahresbericht 2022 Marcel van Eeden, Dr. MacIntosh, A Prologue (Faust), 2021 © Marcel van Eeden Laura Gaiser, Jule Aischa Gocht, 2021, Videostill Ausstellung des Werner Stober Kunstpreises 2022 Installationsansicht der Ausstellung „"Johanna Wagner. fool for a plant, Preisträgerin des Kulturstipendiums der Stadt Karlsruhe Kulturamt | 43 Für die Herbstausstellung „Drawing Rooms: Marcel van Eeden | Karl Hubbuch“ (29. Oktober 2022 bis 16. April 2023) traten ab Oktober Vergangenheit und Gegenwart in einen Dialog miteinander. Marcel van Eeden, der niederländische Gegenwartskünstler und Rektor der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste Karlsruhe, und Karl Hubbuch, der Grafiker der Weimarer Republik und berühmt-berüchtigter Vertreter der Neuen Sachlichkeit, begegneten sich unter dem Primat der Linie als Zeichner, Grafiker, Fotografen und Hochschullehrer. Ausgehend von herausragenden Blättern des umfangreichen Bestands an Handzeichnungen und Druckgrafiken Karl Hubbuchs, dessen Nachlass 2020 als Schenkung an die SGK gekommen ist, inszenierte Marcel van Eeden über eine Distanz von über 100 Jahren hinweg einen Dialog von Klein- und Großformaten, Einzelmotiven, Schriftbildern und Fotografien, Serien und Künstlerbüchern: 16 Serien mit über 300 Zeichnungen, darunter auch ganz neue, eigens für die Städtische Galerie Karlsruhe geschaffene Werke Marcel van Eedens, standen dem eigenen, weltweit größten Werkbestand Karl Hubbuchs gegenüber. Neben den beiden Sonderausstellungen, die bereits 2021 eröffnet wurden – „Hermann Landshoff. Porträt, Mode, Architektur. Fotografien 1930-1970“ (bis 30. Januar 2022) und „Elsa & Johanna. The Plural Life of Identity“ (bis 24. April 2022) zeigte die SGK im Ausstellungsjahr 2022 außerdem die Ausstellung in Kooperation mit der Stiftung Centre Culturel Franco-Allemand Karlsruhe und stellte in zwei Projekträumen Werke der Künstlerinnen Florina Leinß und Karolina Sobel „Retour de Paris“ (24. September 2022 bis 12. März 2023) aus. Insgesamt lebte das Ausstellungsjahr 2022 aus dem spannungsreichen Dialog von Gegenwartskunst und historischen Positionen sowie unerwarteten Perspektiven auf die Sammlung der Städtischen Galerie Karlsruhe unter Einbeziehung der renommier- ten Sammlung Garnatz. Aus dieser Verbindung von lokalem Charakter und internationalem Kunstdiskurs resultiert das Selbstverständnis der Städtischen Galerie Karlsruhe mit dem Anliegen, ein Kunstmuseum für alle zu sein. Werke, die aus dem gewachsenen Bestand der städtischen Kunstsammlungen gezeigt werden, sind dem Handlungsfeld 1 „Kulturelles Erbe“ des Kulturkonzepts Karlsruhe 2025 zuzuordnen. Als Lernort erfüllt die Galerie die Kriterien des Handlungsfeldes 2 „Kulturelle Bildung“. 44 | Kulturamt der Stadt Karlsruhe – Jahresbericht 2022 Karl Hubbuch, Mit B. einem fremden Haus, um 1927/30 © Karl Hubbuch Stiftung/Städtische Galerie Karlsruhe Kulturamt | 45 Dauerausstellung, Neuerwerbungen Die Städtische Galerie Karlsruhe konnte 2022 circa 225 Neuzugänge verzeichnen. Dazu zählten zahlreiche Schenkungen: Werke von Friedrich Kallmorgen und Karl Dussault und anderen wurden der Städtischen Galerie aus Privatbesitz und von Künstler*innen übereignet. Zudem schenkte der Förderkreis der Städtischen Galerie vier Werke unter anderem der Künstlerinnen Sabine Funke und Florina Leinß. Zudem hat sich die Städtische Galerie mit dem Ankauf von fünf Papierarbeiten von Karin Kieltsch, Heinz Pelz, Axel Heil, Enrik Hüpeden und Achim Fischel an der „Charity Aktion für ukrainische Künstler*innen“ beteiligt. Alle an dieser Benefiz-Aktion beteiligten Kunstschaffenden stellten ihre Werke unentgeltlich zur Verfügung. In Zusammenarbeit mit dem Goethe-Institut diente der Erlös von rund 30.000 Euro zu hundert Prozent der Unterstützung von Kunstakademien bzw. Ausstellungsinstituten in der Ukraine. In den Bestand der Galerie wurde bereits 2019 der umfangreiche Nachlass Karl Hubbuchs aufgenommen. Für die Einrichtung einer Karl-Hubbuch-Forschungsstätte zur wissenschaftlichen Aufarbeitung des Bestandes wurden zentrale Schritte unternommen und die Inventarisierung des umfangreichen Werkkonvoluts nach wissenschaftlichen Kriterien begonnen. Zahlreiche wichtige Neuankäufe von Künstler*innen wie Ernst Barlach, Hannah Cooke, Liselotte Grschebina, Erich Heckel, Marcel van Eeden, Elsa & Johanna, Karl Hubbuch, Friedrich Kallmorgen, Markus Lüpertz, Olaf Nicolai und Michael Schmidt bilden wesentliche Ergänzungen des städtischen Kunstbesitzes. Über den art- Karlsruhe-Preis, der seit 2008 gemeinsam vom Land Baden-Württemberg und von der Stadt Karlsruhe verliehen wird, fand mit drei Arbeiten von Ambra Durante eine junge Position Aufnahme in die Sammlung der Städtischen Galerie Karlsruhe. Die Werke der bisher jüngsten Preisträgerin sind ein Zugang zur art-Karlsruhe-Collection, die nunmehr auf 50 Werke angewachsen ist und einen Austausch etablierter Positionen mit aktuellen künstlerischen Produktionen ermöglicht. Beratung, Auskünfte Die wissenschaftlichen Mitarbeiterinnen der Städtischen Galerie Karlsruhe kommen im Laufe des Jahres zahlreichen Anfragen von Kolleginnen und Kollegen aus anderen Museen, Institutionen und von Privatleuten, die um Auskünfte zu Kunstwerken und Künstler*innen bitten, nach. Wie in den vorhergehenden Jahren unterstützte die Städtische Galerie Karlsruhe auch im Jahr 2022 die Betreuung des Nachlasses Albert Schnellers, der sich in der Ortsverwaltung Wettersbach befindet. Leihverkehr Leihgaben aus der Sammlung der Städtischen Galerie Karlsruhe wurden 2022 für die Gemäldegalerie Dachau, das Hofgut Hohenkarpfen, die Kunsthalle Hamburg, das Pfinzgaumuseum, das Wilhelm-Hack-Museum in Ludwigshafen und für das ZKM zur Verfügung gestellt. Aus der Sammlung Garnatz waren 2022 zwei Arbeiten von Rosemarie Trockel in der Ausleihe. Das Museum für moderne Kunst in Frankfurt wurde bei der großen monografischen Ausstellung „ROSEMARIE TROCKEL“ unterstützt. Weiterhin wurde eine Arbeit für die Ausstellung „Das Gehirn. Eine Ausstellung zwischen Kunst und Wissenschaft“ an die Bundeskunsthalle in Bonn verliehen. 46 | Kulturamt der Stadt Karlsruhe – Jahresbericht 2022 Kunstvermittlung Nachdem das museumspädagogische Programm der Städtischen Galerie Karlsruhe in den Jahren 2020 und 2021 aufgrund der Pandemie nur eingeschränkt stattfinden konnte, war 2022 ein sehr aktives Jahr für die Kunstvermittlung in der Städtischen Galerie Karlsruhe. Sowohl von Kindergärten als auch von Schulen aller Altersstufen war eine große Nachfrage an Workshops und Führungen zu verzeichnen. Die äußerst beliebte Kinderwerkstatt, die Kindern jeden Sonntagnachmittag ein offenes Atelier bietet, konnte wieder uneingeschränkt stattfinden. Andere Vermittlungsangebote wie der Kinder-Kunst-Tag Baden-Württemberg, die Projekttage „Creative For Future“ mit Auszubildenden der Stadt Karlsruhe, die Projektwoche „Kunst-Profi“ mit einer Klasse mit Kunstprofil des Max-Planck-Gymnasiums oder das Familienprogramm „Mit Kindern Ansehen“ konnten wieder aufgenommen werden. Von den genannten ist der Familiennachmittag „Mit Kindern Ansehen“ hervorzuheben, der ein- bis zweimal im Monat stattfindet und bei dem sich Familien mit und ohne Migrationshintergrund im gemeinsamen Schauen und Sprechen begegnen. Aufgrund der besonderen politischen Umstände durch den russischen Angriffskrieg auf die Ukraine hat die Städtische Galerie Karlsruhe in der zweiten Jahreshälfte 2022 mit dem ukrainischen Familiennachmittag ein eigenes Format für ukrainische Geflüchtete in Karlsruhe geschaffen. Diese Reihe mit insgesamt sieben Terminen wurde vom Programm „Sonnenstunden“ der Kulturstiftung der Länder gefördert. Auch beim erwachsenen Publikum war 2022 eine starke Nachfrage nach Kulturangeboten zu verzeichnen. Neben den etablierten Führungen am Freitag- und Sonntagnachmittag erfreuten sich auch neue Formate wie die Kurzführung „Kunst am Feierabend“ am Donnerstag und das seit Ende 2021 angebotene Kunsthäppchen“ am Mittwoch großer Beliebtheit. Dieses Format verbindet ein Kunstgespräch mit gemeinsamen Treffen bei Kaffee und Kuchen im Anschluss und wird insbesondere von einem älteren Publikum gut aufgenommen. Workshop „Sonnenstunden“ mit ukrainischen Familien © Städtische Galerie Karlsruhe Kulturamt | 47 Mit dem „Museum in der Box“ hat die Städtische Galerie Karlsruhe 2022 ein zukunftsweisendes Outreach-Programm ins Leben gerufen. Im Sinne eines mobilen Museums fuhren zwei freie Kunstvermittlerinnen mit dem Museumsfahrrad an verschiedene Karlsruher Schulen. Im Gepäck waren Reproduktionen von ausgewählten Sammlungsexponaten sowie umfangreiches Material für einen Kunstworkshop. So konnten auch Schulen erreicht und für den Ort Museum begeistert werden, die aus unterschiedlichen Gründen – wie Personalmangel oder lange Anfahrtswege – ansonsten nicht den Weg in das Museum gefunden hätten. Für viele Klassen schloss sich ein zweiter Workshop im Museum an. Die Pilotphase des Projekts wurde unterstützt von der Landesstelle für Museumsbetreuung Baden-Württemberg und finanzierte sich durch Fördermittel des Ministeriums für Wissenschaft und Kunst im Rahmen der Initiative „Kunst trotz Abstand“. Aufgrund der großen Nachfrage soll das Projekt 2023 fortgeführt werden. In Bezug auf das Audience Development konnte die Städtische Galerie Karlsruhe 2022 verstärkt ein jüngeres Publikum ansprechen. Dies gelang durch neue Veranstaltungsformate wie die ARTnight mit freiem Eintritt für unter 30-Jährige, bei der mit Kurzführungen, Drinks und DJ der Ort Museum neu erlebt werden konnte. Die ARTnight fand 2022 zweimal mit großem Erfolg statt. Auch die Ausstellungen mit junger Kunst wie die „25. Karlsruher Künstler*innenmesse“, „Laura Gaiser. FruchtFleisch“, „Ulrich Okujeni. Imaginary Island“, „Johanna Wagner. Fool for a plant“, „Florina Leinß. Echoes and Traces“, „Karolina Sobel. Fontis“ und „Helen Feifel. the body and its powers“ und ihr Rahmenprogramm mit Konzerten und Performances sprach ein breites Publikum aller, insbesondere auch jüngerer, Altersstufen an. Die Kooperationen mit den Karlsruher Hochschulen wurden auch 2022 fortgesetzt. Neben einem Seminar mit der Kunstgeschichte des KIT waren dies Seminare mit dem Masterstudiengang Kulturvermittlung und des Lehramts Kunst der PH Karlsruhe, die ihre Lehrkonzepte gemeinsam mit Karlsruher Schulen in der Städtischen Galerie Karlsruhe erprobten. Performance mit Johanna Wagner © Xavier Kat 48 | Kulturamt der Stadt Karlsruhe – Jahresbericht 2022 Neues Projekt „Museum in der Box“ © ARTIS, Uli Deck Kulturamt | 49 Besucherszahlen 2022 Aufgrund von Corona und Pandemieauflagen war der Museumsbetrieb vor allem im ersten Halbjahr 2022 im Vergleich zu den Jahren vor der Pandemie nach wie vor eingeschränkt. Aber das reguläre Vermittlungsprogramm mit Führungen und Workshops konnte wieder aufgenommen und Besucher*innen zurückgewonnen werden. Am „Tag der offenen Tür“ am 6. Januar 2022 konnten Führungen und Workshops aufgrund der Pandemieauflagen jedoch noch nicht stattfinden. Dennoch konnten die 38.812 Besucher*innen des Jahres 2019 fast wieder erreicht werden. Besucherszahlen Sonderausstellungen Tag der offenen Tür 6. Januar 2022 394 Hermann Landshoff Porträt, Mode, Architektur. Fotografie 1930-1970 23.Oktober 2021 bis 30. Januar 2022 4.943 Elsa & Johanna The Plural Life of Identity 18. November 2021 bis 13. März 2022 3.386 Sigmar Polke Dualismen 05. März 2022 bis 12. Juni 2022 5.711 Karlsruher Künstler*innenmesse 2022 23. Juli bis 25. September 2022 2.372 Laura Gaiser. Frucht Fleisch 20. Mai bis 11. September 2022 keine detaillierte Ermittlung Ulrich Okujeni. Imaginary Island Johanna Wagner. Fool for a plant 20. Mai bis 25. September 2022 keine detaillierte Ermittlung Florina Leinß: Echoes and Traces Karolina Sobel: Fontis 24. September bis 20. November 2022 keine detaillierte Ermittlung Helen Feifel the body and its powers 23. Oktober 2022 bis 16. April 2023 keine detaillierte Ermittlung Drawing Rooms Marcel van Eeden|Karl Habbuch 29. Oktober 2022 bis 12. Februar 2023 2.267 Ausstellung läuft noch KAMUNA 2022 2.071 Gesamtbesucherbesuchszahlen 21.144 Besuchszahlen 2019 2020 2021 2022 Dauerausstellung (ohne Sonderausstellung) 12.531 6.419 6.826 16.949 Gesamtbesucherzahl 38.812 11.989 13.014 38.093 50 | Kulturamt der Stadt Karlsruhe – Jahresbericht 2022 Führungen in der Städtischen Galerie Karlsruhe 2022 2019 2020 2021 2022 Öffentliche Führungen 180 114 130 177 Gebuchte Führungen 30 4 31 45 Öffentliche Kinderkurse 56 34 33 56 Gebuchte Kinderkurse 70 23 17 68 Ausstellungsansicht „Drawing Rooms. Marcel van Eeden I Karl Hubbuch" © ARTIS, Uli Deck Kulturamt | 51 Stadtarchiv & Historische Museen Die Abteilung Stadtarchiv & Historische Museen, zu der Stadtarchiv, Stadtmuseum, Pfinzgaumuseum und Erinnerungsstätte Ständehaus gehören, versteht sich als Kompetenzzentrum für die Karlsruher Stadtgeschichte. Die vier zugehörigen Einrichtungen ergänzen sich durch verschiedene Stärken und Funktionen. Im Zentrum der Arbeit stehen die Überlieferung, Bewahrung, Erforschung und Vermittlung der Stadtgeschichte in all ihren Facetten (Handlungsfelder 1 und 2 des Kulturkonzepts 2025 der Stadt Karlsruhe). Die vier Einrichtungen leisten damit einen Beitrag zur Schaffung eines Geschichtsbewusstseins in der Stadtgesellschaft und eines historischen Verständnisses bei den Karlsruher Bürger*innen. Noch bis ins Frühjahr 2022 führten die aufgrund der Corona-Pandemie geltenden Vorgaben zum Infektionsschutz zu erheblichen Einschränkungen im Ausstellungs- und Veranstaltungsprogramm insbesondere in den Historischen Museen. Mit der schrittweisen Lockerung der Maßnahmen konnten die zur Abteilung gehörenden Einrichtungen wieder verstärkt Präsenzangebote machen und ihr Veranstaltungsprogramm ausweiten. Auch verzeichneten die Historischen Museen eine deutlich höhere Anzahl an Ausstellungsbesucher*innen als im Vorjahr. Vermittlungs- und Öffentlichkeitsarbeit wurde in vielen Formaten durchgeführt und um neue Elemente erweitert. So verstärkte das Stadtarchiv mit der Betreuung von Seminargruppen seine Angebote für Hochschulen und Studierende. Die Historischen Museen nahmen Telefonführungen für Blinde und Sehbehinderte als inklusives Format in ihr museumspädagogisches Programm auf. Die Bespielung der Social Media Kanäle der Abteilung wurde ausgeweitet. Sowohl das Stadtarchiv als auch die Historischen Museen erhielten zahlreiche interessante Anbietungen aus privater Hand oder von Vereinen und Institutionen und konnten einige hochkarätige Sammlungszugänge verzeichnen. Besonders hervorzuheben ist, dass es im Jahr 2022 mehrere Übernahmen von wertvollen Kunstwerken mit stadthistorischem Bezug gab. Auch die Tätigkeiten in allen anderen Bereichen wurden intensiv und erfolgreich weitergeführt. Das Stadtarchiv war sehr aktiv in allen Bereichen der archivischen Fachaufgaben, wobei ein besonderer Schwerpunkt im Jahr 2022 auf der Bewertung und Übernahme von amtlichem Schriftgut lag. Außerdem konnten im Berichtsjahr erneut große und wichtige Bestände digitalisiert werden. Die Anstrengungen zur Bestandserhaltung wurden wiederum mit Drittmitteln gefördert. Stadtmuseum und Pfinzgaumuseum präsentierten attraktive Sonderausstellungen und boten ein abwechslungsreiches Begleitprogramm. Eine besondere Herausforderung für die Museen waren die in beiden Häusern andauernden Baumaßnahmen und technischen Schwierigkeiten. Auch führt der dringende Sanierungsbedarf im Prinz-Max- Palais zunehmend zu Einschränkungen in der Nutzbarkeit des Gebäudes. Stadtarchiv & Historische Museen engagieren sich seit langem auch in der Ausbildung. 2022 wurde ein Fachangestellter für Medien- und Informationsdienste im Archiv sowie ein Volontär im Museum ausgebildet. Obwohl auf Praktikumsanfragen im Berichtsjahr aufgrund der nicht absehbaren weiteren Entwicklung der Pandemie sehr zurückhaltend reagiert wurde, konnte insgesamt vier Interessierten ein Praktikum ermöglicht werden. 52 | Kulturamt der Stadt Karlsruhe – Jahresbericht 2022 Stadtarchiv Öffentlichkeitsarbeit und Archivpädagogik Die weitgehende Aufhebung der Einschränkungen im Zusammenhang mit der Corona-Pandemie ermöglichte es dem Stadtarchiv, seine beliebten Präsenzveranstaltungen wieder für die breite Öffentlichkeit anzubieten. So war etwa der Tag des offenen Denkmals ein großer Erfolg: Insgesamt 183 Interessierte besuchten die Führungen durch die historische Pfandleihe und den Bücherflohmarkt sowie die Archivalienschau im Lesesaal. Auch die Präsenzangebote für Studierende konnten weiter ausgebaut werden. Gleich drei Seminargruppen aus dem Fachgebiet Bau- und Architekturgeschichte des Instituts für Kunst- und Baugeschichte am KIT erhielten eine Einführung in das Arbeiten im Archiv mit Schwerpunkt auf ihren jeweiligen historisch-architektonischen Fragestellungen und recherchierten zu ihren Themen im Lesesaal des Stadtarchivs in der Archivdatenbank. Außerdem statteten Studierende der Abteilung Geschichte Südasiens der Universität Heidelberg im Rahmen eines Proseminars zur Deutsch- Indischen Verflechtungsgeschichte dem Archiv einen Besuch ab und erhielten eine Führung. Dr. Katrin Dort, Leiterin von Stadtarchiv und Historischen Museen, erläutert die Archivalienschau im Lesesaal des Stadtarchivs zum Tag des offenen Denkmals am 11. September 2022 © Eric Wychlacz Am 11. September 2022 führte Dr. Katrin Dort, Leiterin von Stadtarchiv und Historischen Museen, zum Tag des offenen Denkmals verschiedene Besuchergruppen durch die Räumlichkeiten des Stadtarchivs © Natalie Schwaninger Kulturamt | 53 Eric Wychlacz, Ansprechpartner für Archivpädagogik im Stadtarchiv, am 29. Juni 2022 bei einer Führung durch die Magazinräume des Stadtarchivs mit Studierenden der Universität Heidelberg © Natalie Schwaninger 54 | Kulturamt der Stadt Karlsruhe – Jahresbericht 2022 Im Foyer des Stadtarchivs sowie auch online wurde die Fotoausstellung „Vor 50 Jahren … mit Horst Schlesiger durch das Jahr“ präsentiert, in der diesmal eine Auswahl von Fotos des bekannten Karlsruher Pressefotografen aus dem Jahr 1972 vorgestellt wurde. Außerdem zeigte das Stadtmuseum bis Ende August 2022 die große Fotoausstellung „Karlsruhe im Fokus“, die unter wesentlicher Beteiligung des Stadtarchivs entstand. Die historische Vermittlungsarbeit des Stadtarchivs wurde auch im Print- und Online- Bereich weiter ausgebaut. In Kooperation mit den Badischen Neuesten Nachrichten (BNN) wurde das Format „Erkennen Sie Karlsruhe?“ erfolgreich eingeführt. Dabei darf die Leserschaft jeden ersten Donnerstag im Monat erraten, welches historische Foto eines Karlsruher Gebäudes im Lokalteil der BNN abgebildet ist. Zu der am Freitag der darauffolgenden Woche erscheinenden Auflösung werden jeweils auch persönliche Erinnerungen der Bürgerinnen und Bürgern abgedruckt. Seit Anfang 2022 beteiligt sich das Stadtarchiv intensiver an der gemeinsamen Facebook-Seite „Stadtarchiv und historische Museen Karlsruhe“. Im Mai 2022 haben das Stadtarchiv und die Historischen Museen der Stadt Karlsruhe einen gemeinsamen Instagram Account erstellt. Im Laufe des Jahres wurden vom Stadtarchiv etwas mehr als 30 Bild- und Videobeiträge erstellt. Darunter gab es Einblicke in die Sammlungen des Stadtarchivs, Neuigkeiten aus dem Arbeitsalltag, die Videoreihe „FAQ-Archiv“, bei der Fragen rund um das Thema Archiv beantwortet werden sowie Fakten und Rätsel zur Stadtgeschichte. Zudem gab es am Ende des Jahres einen Adventskalender mit historischen Beiträgen zur Weihnachtszeit. Im Berichtsjahr stieg die Zahl der „Gefällt mir“- Angaben auf Facebook um knapp 70, auf Instagram konnten ca. 180 Follower dazugewonnen werden. Seit September 2022 sind das Stadtarchiv und die Historischen Museen mit dem Channel „Stadtgeschichte“ zudem auch bei der Karlsruhe App vertreten. Darüber hinaus konnte der Relaunch der Website des Stadtarchivs im Berichtsjahr abgeschlossen werden, wodurch unter anderem die Nutzung über mobile Endgeräte erleichtert worden ist. Annika Stehle und Natalie Schwaninger (von links nach rechts) vom Social-Media-Team des Stadtarchivs beim Erstellen eines Online-Beitrages © Natalie Schwaninger Kulturamt | 55 Publikationen Im Berichtsjahr gab das Stadtarchiv zwei Publikation in den eigenen wissenschaftlichen Buchreihen heraus: ▪ Bewegte Zeiten. Beiträge zur Karlsruher Geschichte, Ubstadt-Weiher 2022 (= Forschungen und Quellen zur Stadtgeschichte Bd. 21) ▪ Gräber, Grüfte, Trauerstätten. Die Friedhöfe und Begräbnisstätten der Kernstadt Karlsruhe, Neuauflage des Buchs von Karl Zahn, überarbeitet und ergänzt von Simone Maria Dietz und Wolfgang Wegner, Ubstadt-Weiher 2022 (= Veröffentlichungen des Karlsruher Stadtarchivs Bd. 37) Digitalisierung und Bestandserhaltung Informationen über und aus dem Stadtarchiv jederzeit online verfügbar zu haben, entspricht zunehmend der Erwartungshaltung der Nutzer*innen des Stadtarchivs. Um diesen Erwartungen gerecht zu werden, hat das Stadtarchiv seine Anstrengungen zur Digitalisierung und Online-Bereitstellung von Archivgut im Berichtsjahr weiter intensiviert. So konnte 2022 die Gesamtzahl der Digitalisate um knapp 1,1 Millionen Einzelscans gesteigert werden. Von dem stadtgeschichtlich wichtigen Bestand der Hauptregistratur wurde die Digitalisierung mit weiteren 50 laufenden Metern Akten fortgesetzt. Wie in den Vorjahren wurden wieder erfolgreich Fördergelder eingeworben, sodass der Aktenbestand des Tiefbauamtes digitalisiert und online gestellt werden konnte. Das über vier Jahre andauernde Förderprojekt mit dem MARCHIVUM „Die Amtsbücher von Karlsruhe und Mannheim – Quellen zum Zentrum und Umland zweier ehemaliger Residenzen“ mit rund 1,7 Millionen Einzelscans der Karlsruher Bestände konnte ebenfalls abgeschlossen werden. Digitalisierungsstatistik 2011 bis 2022 – Gesamtzahl der Digitalisate Für die Erhaltung der Archivalien in seinen Beständen unternimmt das Stadtarchiv große Anstrengungen. So konnten mit finanzieller Unterstützung der Koordinierungsstelle für die Erhaltung des schriftlichen Kulturguts (KEK) in Höhe von 35.000 Euro die für die Erforschung bestimmter Personenkreise und sozialhistorische Studien bedeutsamen Einwohnermeldekarteien des Archivbestandes des Ordnungs- und Bürgeramtes entsäuert werden. Es handelte sich um 106,5 Regalmeter bzw. knapp 3 Tonnen Archivgut. 318.434 461.420 617.620 770.346 1.014.409 2.020.934 2.486.786 2.903.559 3.380.212 4.376.700 5.741.143 6.833.942 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 2019 2020 2021 2022 56 | Kulturamt der Stadt Karlsruhe – Jahresbericht 2022 Neuzugänge und Erschließung Digitales Schriftgut spielt auch innerhalb der Stadtverwaltung eine immer wichtigere Rolle, was tiefgreifende Auswirkungen auf die Platz- und Personalressourcen des Stadtarchivs hat. Im Zuge des ersetzenden Scannens von analogen Altakten kommt es von Seiten der abgabepflichtigen Ämter zunehmend zu sehr umfangreichen Anbietungen an das Stadtarchiv. Im Berichtsjahr wurden dem Stadtarchiv etwa vom Stadtplanungsamt alle analogen Akten seiner Registratur, knapp 4.000 Akten, zur Übernahme angeboten, von denen das Stadtarchiv etwa 700 als archivwürdig bewertet und in seine Bestände übernommen hat. Weitere wichtige Übernahmen aus Dienststellen der Stadtverwaltung sind die Ortsarchive der beiden Stadtteile Grötzingen und Hohenwettersbach im Umfang von jeweils circa 30 Regalmetern. Neben den Ortsarchiven wurde außerdem der Nachlass des letzten Grötzinger Bürgermeisters und ehemaligen Ortsvorstehers Herbert Schweizer im Umfang von 12 Regalmetern sowie Hunderte von Aktenheften der Registratur gesichtet und dem Grötzinger Bestand im Stadtarchiv hinzugefügt. Eric Wychlacz, Bestandszuständiger für das Stadtplanungsamt, am 1. Juni 2022 im Gespräch mit Boris Brückner, Registraturleiter des Stadtplanungsamtes © Stadtarchiv Karlsruhe Kulturamt | 57 Auch im nicht-amtlichen Bereich konnte das Stadtarchiv im Berichtsjahr einige wichtige Zugänge verbuchen. Hierzu zählen etwa Unterlagen des im Künstlerhaus ansässigen Bezirksverbands Bildender Künstlerinnen und Künstler e.V. (BBK), der Bürgeraktion Umweltschutz Zentrales Oberrheingebiet e. V. (BUZO) sowie des Centre Culturel Franco-Allemand. Auch die etwa 350 Plakate der heute nicht mehr existierenden druckcooperative Karlsruhe sind eine wichtige Ergänzung des Sammlungsbestandes des Stadtarchivs. Um die übernommenen Unterlagen auffindbar und für die Öffentlichkeit nutzbar zu machen, ist eine fachgerechte Erschließung in der Archivdatenbank nötig. Angesichts der durch zusätzliche Aufträge und Programmerweiterungen stetig anwachsenden Aufgabenfülle des Stadtarchivs stellt die zeit- und personalintensive Erschließung seiner Bestände eine komplexe Herausforderung dar. Dies schlägt sich auch in den Erschließungszahlen nieder, die im Berichtsjahr mit knapp 7.500 Archivalien nur etwa die Hälfte der verzeichneten Archivalien aus dem Vorjahr erreichten. Das Stadtarchiv versucht besonders nachgefragte Sammlungsbestände über eigens dafür konzipierte Projekte zu erschließen. So wird seit November 2022 der sehr umfangreiche Bestand der Feuerwehrgerätefirma Carl Metz im Rahmen eines Erschließungsprojektes bearbeitet. Die Erschließung der ca. 12.000 Einzelbilder von Feuerwehrgeräten und -fahrzeugen wird voraussichtlich bis zum Ende des Jahres 2023 abgeschlossen sein. Das Ortsarchiv Grötzingen am 19. Juli 2022 auf dem Weg ins Stadtarchiv © Eric Wychlacz 58 | Kulturamt der Stadt Karlsruhe – Jahresbericht 2022 Erinnerungskultur Im Bereich der Erinnerungskultur konnten bestehende Projekte weiterentwickelt werden. Nach seiner technischen Erneuerung und der Anpassung des Designs wird das Gedenkbuch für die Karlsruher Juden, das zuvor von einer externen Medienfirma betreut wurde, seit Jahresanfang 2022 auf dem städtischen Server gehostet. Im Berichtszeitraum konnten ihm weitere fünf biographische Beiträge hinzugefügt werden. Das Konzept, besonders kriegsverherrlichenden, nationalistischen, revanchistischen oder durch ihre Form militaristischen Kriegerdenkmalen Kommentierungen entgegenzustellen, wurde mit der Enthüllung der kommentierenden Informationsstele zum Mühlburger Kriegerdenkmal auf dem Lindenplatz weiterverfolgt. Eine weitere kommentierende Stele zum Leibdragoner-Denkmal nahe dem Mühlburger Tor wurde im Kulturausschuss beschlossen, wartet aber noch auf die bauliche Umsetzung. Jürgen Schuhladen-Krämer, Ansprechpartner im Bereich Erinnerungskultur, und Dr. Volker Steck, Stadthistoriker (von links nach rechts), bei der Sichtung und Bewertung der Plakate der druckcooperative am 6. Juli 2022 © Susanne Brenneisen Kulturamt | 59 Erinnerungsstätte Ständehaus Nach zwei Jahren, in denen in der Erinnerungsstätte Ständehaus coronabedingt keine Veranstaltungen stattfanden und sie auch zeitweise geschlossen war, konnte ab Frühjahr 2022 dort wieder ein Programm angeboten werden. Es gab zwei Buchvorstellungen („Handbuch der badischen Ständeversammlung und des badischen Landtags 1819-1933“, bearbeitet von Hans-Peter Becht, und der Jubiläumsbildband „70 Jahre Baden-Württemberg“), außerdem zeigte die Erinnerungsstätte in der Rotunde des Neuen Ständehauses zwei kleinere Sonderausstellungen („Das Grundgesetz aus Kinderhand“ und „Weimar in den Regionen“), die sich mit der Parlaments- und Demokratiegeschichte beschäftigten. Zur Feier des 200-jährigen Jubiläums der Eröffnung des Badischen Ständehauses wurde eine von Stadt und Land gemeinsam getragene sowie in Kooperation mit dem Forum Recht gestaltete Veranstaltung durchgeführt, in der auch die baden- württembergische Landtagspräsidentin Muhterem Aras mitwirkte. Darüber hinaus beteiligten sich Erinnerungsstätte und Stadtbibliothek, die das Neue Ständehaus gemeinsam nutzen, wieder an der KAMUNA. Die Erinnerungsstätte bot im Rahmen dieser Veranstaltung sechs sehr gut besuchte Führungen durch die Dauerausstellung an. So konnte die (teilweise geschätzte) Zahl von Besuchen gegenüber 2021 von 474 auf 2.892 gesteigert werden. Die Zahl des Vor-Coronajahrs 2019 (4.917 Besuche) wurde allerdings noch nicht wieder erreicht. Veranstaltung zum 200 Jubiläum der Eröffnung des Badischen Ständehauses am 2. November 2022 © Katrin Dort 60 | Kulturamt der Stadt Karlsruhe – Jahresbericht 2022 Stadtmuseum Noch bis zum Frühjahr 2022 führten die aufgrund der Corona-Pandemie geltenden Hygienevorgaben zu erheblichen Einschränkungen für den laufenden Betrieb und das Ausstellungs- und Veranstaltungsprogramm im Stadtmuseum. Die Gesamtbesucherzahl im Berichtsjahr zeigte sich mit 2.379 Personen wieder leicht erhöht gegenüber dem Vorjahr (2021: 2.136). Wie auch andernorts im Kultur- und Museumsbereich konnte nach Aufhebung der coronabedingten Einschränkungen nicht an die gewohnten Besucherzahlen aus der Zeit vor der Pandemie angeknüpft werden. Während des Berichtjahrs waren zwei Sonderausstellungen auf der Ausstellungsfläche im 1. OG des Prinz-Max-Palais zu sehen. Die Sonderausstellung „Karlsruhe im Fokus. Fotografische Impressionen aus den 1970er- bis 1990er-Jahren von Adelheid Heine Stillmark, Walter Schnebele und Dietmar Hamel“, die am 11. November 2021 eröffnet worden war, wurde bis zum 28. August 2022 verlängert. Die in enger Zusammenarbeit mit dem Stadtarchiv entstandene Präsentation zeigte vielfältige und größtenteils unveröffentlichte fotografische Ansichten Karlsruhes und seiner Bewohner*innen aus den Beständen des Stadtarchivs Karlsruhe. Begleitend zu der Ausstellung wurde ein Rahmenprogramm mit Führungen und weiteren Veranstaltungen angeboten. Über die Gesamtlaufzeit konnte sie 2.054 (davon 2022: 1.714) Besucher*innen verzeichnen. Blick in die Sonderausstellung „Karlsruhe im Fokus. Fotografische Impressionen aus den 1970er- bis 1990er-Jahren von Adelheid Heine Stillmark, Walter Schnebele und Dietmar Hamel“ © Christine Gustai/pixelgrün Kulturamt | 61 Am 30. September wurde die Sonderausstellung „Stadt, Mensch, Fluss. Karlsruher*innen am Rhein“ eröffnet. Mit dieser Präsentation nahm das Stadtmuseum an der vom Netzwerk Museen initiierten Ausstellungsreihe „Der Rhein – Le Rhin“ teil, die insgesamt 38 Ausstellungsprojekte umfasste. Im Zentrum der Schau im Prinz-Max- Palais standen 22 Karlsruher*innen und ihre unterschiedlichen Beziehungen zum Rhein. Präsentiert wurden dabei nicht nur historische Persönlichkeiten, sondern auch und gerade heutige Bewohner*innen der Stadt. Blick in die Sonderausstellung „Stadt, Mensch, Fluss. Karlsruher*innen und der Rhein“ © Monika Müller-Gmelin Das Stadtmuseum verknüpfte hier Themen der Stadtgeschichte mit aktuellen Einblicken in die Stadtgesellschaft. Zur Ausstellung wurde ein begleitendes Rahmenprogramm mit Führungen, Exkursionen und weiteren Veranstaltungen angeboten, teilweise in Zusammenarbeit mit den im Zuge der Ausstellung neu gewonnenen Kontakten. Bis zum Ende des Berichtjahres konnten 610 Besucher*innen gezählt werden. Im Berichtsjahr beteiligte sich das Stadtmuseum mit diversen Themenführungen an Veranstaltungen wie dem Internationalen Museumstag am 15. Mai, der Karlsruher Museumsnacht (KAMUNA), die am 6. August stattfand, sowie dem Tag des offenen Denkmals am 11. September. Der Sammlungsbestand hatte im Berichtsjahr zahlreiche Neuzugänge zu verzeichnen. Dabei gelang es, die bestehende Sammlung thematisch und zeitlich zu erweitern. Als besondere Zugänge sind hier ein umfangreiches Konvolut an Gemälden von Karlsruher Künstlern zu nennen, die von der Wüstenrot Bausparkasse AG beziehungsweise aus den Beständen der ehemaligen Karlsruher Lebensversicherung an das Stadtmuseum kamen. 62 | Kulturamt der Stadt Karlsruhe – Jahresbericht 2022 Renovierung Prinz-Max-Palais Das vom Amt für Hochbau und Gebäudewirtschaft beauftragte Architekturbüro SPACE4 führte seine detaillierten Planungen für die Sanierung des Prinz-Max-Palais fort. Das Stadtmuseum war ebenso wie die weiteren das Haus nutzenden Einrichtungen in die Planungsschritte eingebunden. Auch im Berichtsjahr zeigte sich der dringende Sanierungsbedarf des Hauses besonders auch an Ausfällen und aufwändigen Reparaturen von verschiedenen Bereichen der Haustechnik. Als zusätzliches Problem erweist sich dabei, dass es zunehmend schwierig wird, Ersatzteile für die betagten Anlagen zu beschaffen. Die Unzuverlässigkeit der Klimaanlage macht das Ausstellen klimaempfindlicher Exponate oder Leihgaben im Prinz-Max-Palais bis auf Weiteres unmöglich. Pfinzgaumuseum Auch im Pfinzgaumuseum führte die Corona-Pandemie bis zum Frühjahr des Berichtsjahrs zu Einschränkungen für den laufenden Betrieb und das Ausstellungs- und Veranstaltungsprogramm. Aufgrund der Fortsetzung der Baumaßnahmen zur Verbesserung des Brandschutzes in der Karlsburg musste weiterhin ein Teil der Dauerausstellung das gesamte Jahr über geschlossen bleiben. Im Berichtsjahr ließ sich erfreulicherweise eine deutliche Zunahme der Besucherzahlen feststellen: Das Pfinzgaumuseum konnte insgesamt 5.398 Besucher*innen (Vorjahr: 1.420) in der Dauerausstellung, den Sonderausstellungen sowie bei Veranstaltungen und Führungen verbuchen. Drei Sonderausstellungen wurden im Berichtsjahr im Pfinzgaumuseum gezeigt. Die am 15. Juli 2021 eröffnete Sonderausstellung „Wasser marsch! 175 Jahre Freiwillige Feuerwehr Durlach“, die wesentliche Entwicklungen und Ereignisse in der Geschichte der Freiwilligen Feuerwehr Durlach von 1846 bis zur Gegenwart präsentierte, war bis zum 27. Februar 2022 zu sehen. Sie wurde über die Gesamtlaufzeit von 993 (davon 2022: 327) Personen besucht. Am 18. März eröffnete die Präsentation „Das kommt auf den Teller. Landwirtschaft und Ernährung in Durlach früher und heute“, die bis 6. November verlängert wurde. Die Ausstellung beleuchtete am Beispiel Durlachs die Veränderung von Herstellung und Konsum von Lebensmitteln in den letzten 100 Jahren in Deutschland sowie die daraus resultierenden Folgen. Ein umfangreiches Begleitprogramm, für das auch zahlreiche Kooperationspartner aus der Durlacher Geschäftswelt gewonnen werden konnten, rundete die Schau ab, so dass für die gesamte Laufzeit insgesamt 2.059 Besucher*innen verzeichnet werden konnten. Blick in die Sonderausstellung „Das kommt auf den Teller. Landwirtschaft und Ernährung in Durlach früher und heute“ © Pfinzgaumuseum Kulturamt | 63 Im Anschluss daran wurde am 23. November die Sonderausstellung „Inspiration vor der Haustür. Durlach im Werk von Alfred Siekiersky“ eröffnet. Die Schau widmet sich den motivischen Anregungen, die der Künstler zeit seines Lebens in seinem Geburts- und Wohnort Durlach fand, wobei die Werke Siekierskys in den Dialog mit dessen Biographie treten. Die Ausstellung bietet dem Pfinzgaumuseum den Rahmen, eine umfangreiche Schenkung an Werken aus dem Nachlass von Hannelore Siekiersky, der verstorbenen Gattin des Künstlers, erstmalig in ihrer Gesamtheit der Öffentlichkeit zu präsentieren. Bis zum Jahresende konnten 136 Besucher*innen in der Ausstellung gezählt werden. Zum 150-jährigen Jubiläum der Gründung des ehemaligen Nähmaschinenproduzenten Gritzner erinnerte das Pfinzgaumuseum im Juli mit einem umfangreichen Programm an das einstige Durlacher Unternehmen von Weltrang. Das Angebot umfasste eine Kabinettschau mit Leihgaben aus dem Verkehrsmuseum Karlsruhe, einen „STADTGESCHICHTE TO GO!“-Flyer mit einem Stadtrundgang zu ausgewählten, für die Firmengeschichte bedeutenden Orten, digitale Beiträge auf den Social Media-Kanälen von Stadtarchiv & Historischen Museen sowie verschiedene Themenführungen. Blick in die Sonderausstellung „Inspiration vor der Haustür. Durlach im Werk von Alfred Siekiersky © Pfinzgaumuseum 64 | Kulturamt der Stadt Karlsruhe – Jahresbericht 2022 Das Veranstaltungsprogramm konnte wieder nahezu wie gewohnt stattfinden, lediglich die Modelleisenbahn-Vorführung an den Adventswochenenden fiel im Berichtsjahr erneut aus. Das Museumsfest am 22. Mai fand zeitgleich mit dem Naturparkmarkt statt, was sich sehr positiv auf die Besucherzahlen auswirkte. Auch der beliebte Kindertag am 18. September gehörte mit seinen vielfältigen Programmangeboten wieder zu den besucherstärksten Veranstaltungen. Im Berichtsjahr beteiligte sich das Museum mit diversen Themenführungen an Veranstaltungen wie der Karlsruher Museumsnacht (KAMUNA) am 6. August und dem Tag des offenen Denkmals am 11. September. Darüber hinaus wurden regelmäßig Führungen durch die Sonderausstellungen und Themenrundgänge durch die Dauerausstellung angeboten. Am 8. Juli veranstaltete das Pfinzgaumuseum gemeinsam mit dem Forstamt und dem Schwarzwaldverein eine unter dem Motto „Natur & Kultur: Boden – Bäume – Bauten“ stehende Wanderung. Erfreulich war die Entwicklung des Sammlungsbestandes, der 2022 zahlreiche Neuzugänge verzeichnen konnte. Besonders hervorzuheben sind dabei umfangreiche Abgaben der beiden aufgelösten Grötzinger Gesangsvereine „Eintracht“ und „Liederkranz“. Historisches Seiledrehen am Kindertag © Christine Gustai/pixelgrün Kulturamt | 65 Social Media und Museumspädagogik Im Berichtsjahr wurde die Bespielung der Social Media-Kanäle weiter intensiviert. Für die Auftritte in Facebook und Instagram wurde für das Stadt- und das Pfinzgaumuseum vielfältiger Content produziert und gepostet, wie etwa Videos, Quizze oder Fotobeiträge zu den Sonderausstellungen und den Sammlungen. Das museumspädagogische Programm wurde um ein inklusives Format erweitert. In beiden Häusern fanden regelmäßig Telefonführungen statt. Diese Rundgänge am Telefon sind ein barrierefreies Angebot für Blinde und Sehbehinderte sowie für Menschen mit Mobilitätseinschränkungen, das sehr gut angenommen wurde. Butter machen mit dem Heimatverein Stupferich e.V. am Kindertag © Christine Gustai/pixelgrün 66 | Kulturamt der Stadt Karlsruhe – Jahresbericht 2022 Statistische Zahlen Stadtarchiv & Historische Museen Stadtarchiv Stadtmuseum Pfinzgau- museum Erinnerungs- stätte Gesamt Gesamt 2021 2022 2021 2022 2021 2022 2021 2022 2021 2022 Ausstellungen 2 2 5 2 2 3 0 2 9 9 Besucher Benutzer, Besucher Dauer- und Wechselausstellung 318 326 2.136 2.379 1.420 5.398 474 2.892 4.348 10.995 Ausgehobene Archivalien 1005 1012 1.005 1.012 Schriftverkehr Anfragen 2.307 2.042 2.307 2.042 davon BTBs und RIS 34 25 34 25 Foto- und Veröffentlichungs- anfragen 459 326 459 326 Zugriffe auf digitale Angebote 1. Beständerecherche www.findbuch.net 47.576 40.306 47.576 40.306 2. Besucher www. stadtgeschichte.de 73.960 35.867 73.960 35.867 3. Besucher Stadtlexikon 61.155 62.012 61.155 62.012 4. Reichweite SocialMedia 38.741 38.741 Restaurierte Archivalien / Objekte 2.919 699 0 0 4 8 2.923 707 Digitalisierte Archivalien 1.364.443 1.092.799 1.364.443 1.092.799 Neuzugänge durch Ablieferungen städt. Ämter (Laufmeter / Stück / Dateien) 14 / 1.057 / 3 6 / 785 / 2.615 14 / 1.057 / 3 6 / 785 / 2.615 Neuzugänge durch Schenkungen (Laufmeter / Stück / Dateien) 32,2 / 637 / 9.054 37 / 1.010 / 165 0 / 782 / 0 0 / 19 / 0 0 / 63 / 0 0 / 23 / 0 32,2 / 1.482 / 9.054 37 / 1.052 / 165 Neuzugänge durch Ankauf (Laufmeter / Stück / Dateien) 0 / 176 / 227 0 / 91 / 0 0 / 3 / 0 0 / 19 / 0 0 / 2 / 0 0 / 2 / 0 0 / 181 / 227 0 / 112 / 0 Erschlossene Archivalien / Objekte 13.463 7.335 46 41 49 20 13.558 7.396 Publikationen 1 2 0 0 0 0 1 2 Kulturamt | 67 Stadtbibliothek Die beschriebenen Aktivitäten und Services gelten für alle Standorte zusammen: Zentralbibliothek im Neuen Ständehaus, Kinder- und Jugendbibliothek, die Stadtteilbibliotheken Neureut, Waldstadt, Grötzingen, Mühlburg, Durlach, Amerikanische Bibliothek und Medienbus. Jede Bibliothek erfüllt für ihr Einzugsgebiet die Rolle eines Kultur- und Bildungszentrums durch ihre aktive Vermittlung von Medienangeboten für eine plurale, multinationale Einwohnerschaft. Mit diesem Netz an Standorten ist die Stadtbibliothek die meist genutzte außerschulische Bildungseinrichtung in Karlsruhe. Die ersten Monate des Jahres 2022 waren noch durch die Corona-Verordnungen des Landes Baden-Württemberg geprägt. Wie im Vorjahr galten für die Bibliotheken hohe Zugangsbeschränkungen, die mit Maskenpflicht, Datenerfassung und starken Eingangskontrollen bezüglich des Impfstatus der Bürger*innen verbunden waren. Erst ab 4. April 2022 wurden diese aufgehoben, so dass der freie Bibliotheksbetrieb wieder in Gang kommen konnte. Neben den Restriktionen im ersten Quartal war das Jahr 2022 ein ereignisreiches und erfolgreiches. Die Teams der Stadtbibliothek haben sich dafür eingesetzt, den Menschen in Karlsruhe den bestmöglichen Service zu bieten und die Angebote stetig zu erweitern, so dass die Bürger*innen den öffentlichen Raum Stadtbibliothek für sich zurückgewinnen konnten. Analoges und Digitalität waren gleichermaßen stark nachgefragt, Printmedien wie Online-Ressourcen erwiesen sich aus Sicht der Nutzer*innen als gleich wichtig und gleich wertig. Mit dieser Ausrichtung brachten die Teams der Stadtbibliothek alle Unterhaltungs- und Lernangebote auf den neuesten Stand, um den Anforderungen in der sich verändernden Wissensgesellschaft gerecht zu werden. Schon im Frühjahr wurde der Wunsch nach Präsenzveranstaltungen in den Bibliotheken wieder laut geäußert. Nachdem die Corona-Verordnungen eingestellt waren, fanden in den unterschiedlichen Orten der Stadtbibliothek zahlreiche Führungen, Veranstaltungen, Vorträge und analoge Beratungen statt, die von den Bürgerinnen und Bürgern mit großer Dankbarkeit und Freude über das persönliche Miteinander angenommen wurden. Mit Maskenpflicht zwischen den Regalen © Helena Kierst 68 | Kulturamt der Stadt Karlsruhe – Jahresbericht 2022 Projekte und Entwicklungen Saatgutbibliothek Nach mehreren Monaten der Vorbereitung konnte im März das Kooperationsprojekt „Saatgutbibliothek Karlsruhe“ öffentlich gemacht werden. Das Projekt wurde durch die grün-alternative Hochschulgruppe am KIT wesentlich initiiert und gemeinsam in vielen konkreten Arbeitsschritten umgesetzt. Ziel ist es, den dauerhaften Erhalt von teilweise sehr alten, regionalen Gemüse-, Kräuter- und Blumensorten zu fördern. Die so praktizierte Nachhaltigkeit wird durch das Ausleihen von sortenreinem Saatgut erreicht, das von zahlreichen Hobbygärtnerinnen und -gärtnern angepflanzt und nach der Ernte als neu produziertes Saatgut wieder in den Ausleihkreislauf der Bibliothek zurückgegeben wird. Gleich mit dem Start der Saatgutausleihe wurde die Zentralbibliothek überrannt von interessierten und begeisterten Menschen, so dass die Samentütchen bereits nach wenigen Tagen komplett ausgegeben waren. Die Aktion wurde durch ein großes Medieninteresse begleitet mit mehreren Sendungen im Regionalfernsehen sowie zahlreichen Radio- und Presseberichten. Neukonzeption des Foyers der Zentralbibliothek mit Lesecafé Nach fast dreißig Jahren intensiven Publikumsbetriebs waren im Eingangs- und Lesecafébereich der Zentrale vielfache Abnutzungen und Mängel zu verzeichnen. Diese wurden durch eine große Modernisierungsmaßnahme mit einer räumlichen Neukonzeption behoben. Nach intensiven Vorbereitungen und Abstimmungen mit anderen Ämtern wurden in einer zweiwöchigen Schließungszeit zerschlissenes Mobiliar abgebaut, Kabel verlegt, die IT-Ausstattung und Technik in Ordnung gebracht. Mit der Neuanordnung der Funktions- und Lesebereiche sowie der Ausstattung mit modernen Möbeln konnte eine freundliche Atmosphäre und Aufenthaltsqualität hergestellt werden. Das Lesecafé wurde sehr bald durch viele verschiedene Menschen in Beschlag genommen, für einige wurde es zum neuen Lieblingsort. Probelesen im neuen Lesecafé © Helena Kierst Kulturamt | 69 Digitalität und Robotik Die Einbindung digitaler Innovationen in das Lernangebot zählt zu den konstanten Maßnahmen der Breitenbildung durch die Stadtbibliothek. Im Jahr 2022 konnte diese mit zuvor eingeworbenen Fördergeldern des Bundes in besonderer Weise umgesetzt werden. Aus dem Bundesprojekt „WissensWandel“ wurden 65.000 € eingeworben, die zweckgebunden für Digitalität und Teilhabe investiert werden mussten. Mit den Mitteln wurde ein Streamingdienst für Musik aller Genres eingekauft, der ab sofort allen Interessierten zur Verfügung stand. Des weiteren wurde eine Videoausstattung zur Herstellung von Lernvideos angeschafft und damit einfache Erklärfilme in deutscher und anderen Sprachen erstellt. Diese stehen zur dauerhaften Nutzung auf dem Youtube-Kanal der Stadt zur Verfügung. Die größte Investition im Rahmen von WissensWandel war die Anschaffung eines humanoiden Roboters, der im Laufe des Jahres weiter programmiert und für den Einsatz mit Publikum fit gemacht wurde. Als einfacher Einstieg in die Robotik und zur Sympathiewerbung für MINT-Fächer (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik) kommt er bei vielen Klassenführungen ebenso wie bei Veranstaltungen für Erwachsene zum Einsatz. Bauarbeiten in den Stadtteilbibliotheken Die Stadtteilbibliothek Neureut war aufgrund der langen Sanierungszeit der Badnerlandhalle bis Mitte des Jahres in ein Ladengeschäft ausgelagert. Nach Fertigstellung der Renovierungsarbeiten konnte mit dem Team und vielen Unterstützenden der Umzug zurück organisiert werden. Die Neureuter*innen begrüßten es sehr, die Bibliothek am bewährten und großflächigen Ort wieder nutzen zu können. In der Stadtteilbibliothek Durlach musste das Team zeitenweise Einschränkungen und Schließungen organisieren, da umfassende Brandschutzmaßnahmen eingebaut wurden. Roboter „Karlotta“ im Gespräch © Helena Kierst 70 | Kulturamt der Stadt Karlsruhe – Jahresbericht 2022 Kulturamt | 71 Tätigkeitsbericht des Jahres 2022 in Zahlen | Vergleich mit dem Corona-Jahr 2021 und den Vor-Corona- Ergebnissen 2019 Jahresöffnungsstunden Im Jahr 2022 waren durch die Corona-Verordnungen keine Schließungen, jedoch bis einschließlich März Zugangsbeschränkungen und Eingangskontrollen vorgegeben. Die Standorte der Stadtbibliothek standen mit regulären 214 Öffnungsstunden pro Woche für die Bürger*innen zur Verfügung; damit waren die Bibliotheken für die Bevölkerung so offen und öffentlich wie in den Vor-Corona-Jahren. „We are open“ wurde allerseits mit großer Erleichterung registriert. 2022 2021 2019 Jahresöffnungsstunden 9.521 7.518 9.481 Entleihungen Gesamtleihe aller Medien Die Gesamtausleihe umfasst alle digitalen Medien, Online-Ressourcen und Printmedien (Belletristik, Sachliteratur, Zeitschriften, Kinder- und Jugendbücher) sowie alle DVDs und BluRays, Konsolenspiele, Brettspiele, Hörbücher, Musik-CDs. 2022 2021 2019 Entleihungen 1.541.873 1.261.560 1.712.788 Die Zahl der Entleihungen im Teil-Corona-Jahr 2022 bewegt sich mit einem deutlichen Plus gegenüber 2021 auf die hohe Nutzung der „normalen Jahre“ zu und liegt mit nur knapp 10 Prozent unter der Gesamtzahl von 2019. Auch die Non-Books wie DVDs, Musik-CDs und BluRays waren wieder deutlich mehr gefragt und ausgeliehen, jedoch setzt sich erkennbar der Trend zu Streamingdiensten und damit der Rückgang der analogen Ausleihe fort. 2022 2021 2019 Non-Books 303.520 241.648 440.570 Kinder- und Jugendbücher – ein Rekordhoch Die Nachfrage nach Kinder- und Jugendbüchern war im Berichtsjahr so hoch wie nie. Selbst in Vor-Coronazeiten wurde diese Rekordausleihe bisher nicht erreicht. Mit einem Zuwachs von mehr als 5 Prozent gegenüber dem bereits sehr starken Jahr 2019 haben Kinder und Jugendliche in Karlsruhe so viel Literatur entliehen wie noch nie. Die Lust am Buch, das Interesse am Lesen verschiedenster Genres, insbesondere auch an Sachbüchern, wurde überdurchschnittlich stark in den Kinderbereichen der Bibliotheken sichtbar. 2022 2021 2019 Kinder- und Jugendbücher 463.468 355.478 440.370 72 | Kulturamt der Stadt Karlsruhe – Jahresbericht 2022 Medienbestand Mit dem vorhandenen Medienetat konnten 31.771 Medien (2021: 33.781 Medien) neu gekauft und den Bürger*innen zur sofortigen Ausleihe zur Verfügung gestellt werden. Im gleichen Zeitraum wurden wegen Verschleiß und inhaltlicher Veralterung fast genauso viele Bücher und Medien abgeschrieben. Der Gesamtbestand an analogen Medien betrug zum Jahresende 330.722 Titel (2019: 331.746) und bleibt damit auf einer ausreichend konstanten Größe. Die Medienangebot an internationaler Literatur wurde durch den Zukauf von neuen Titeln und Bestsellern aktualisiert, blieb aber aufgrund der Abschreibungen zahlenmäßig auf gleichem Niveau wie in den Vorjahren. Etwa 15 Prozent des Gesamtbestandes steht in anderen Sprachen, wie zum Beispiel Englisch, Französisch, Arabisch, Spanisch, Russisch, Italienisch, Persisch, zur Verfügung. Diese Medien werden zum größten Teil in der internationalen Abteilung der Zentrale sowie in der Amerikanischen Bibliothek bereitgestellt. Digitalität: die Auswahl an E-Medien wurde nochmals deutlich erweitert und betrug zuletzt 80.232 (2021: 59.532) Einheiten oder Lizenzen, was einer Zunahme von 35 Prozent entspricht. Besuche und aktive Bibliotheksausweise 2022 2021 2019 Besuche insgesamt 422.436 280.353 582.215 Die sonst übliche Zahl von etwa einer halben Million Besuche wurde in den Einrichtungen der Stadtbibliothek noch nicht erreicht. Als eine Ursache dafür werden die Zugangsbeschränkungen der ersten drei Monate gewertet. Im Laufe des Jahres wurde die Situation nach und nach entspannter, so dass die Menschen weniger Angst hatten, sich in der Nähe anderer Personen aufzuhalten. Die Zahl an Besuchen ist im Vergleich zu 2019 noch um 27 Prozent geringer, gleichwohl wird diese Differenz aufgrund des Kontextes als vergleichbar gering eingeordnet. 2022 2021 2019 Aktive Ausweise 25.491 21.959 28.971 Neuanmeldungen 5.676 3.113 5.649 Im Gegensatz zu den Besuchszahlen zeigt sich die Zahl der Neuanmeldungen ganz eindeutig positiv. Hierbei handelt es sich um Personen, die zum ersten Mal einen Bibliotheksausweis erworben haben und damit aktive Neukundinnen und Neukunden wurden. Dritter Ort Die Diversität der Stadtgesellschaft ist 2022 in die Bibliotheken zurückgekommen. Über 400.000 Besuche werden durch höchst unterschiedliche Menschen generiert. Sie bilden den Bevölkerungsquerschnitt unserer Stadt ab: junge Erwachsene, Berufsanfängern und erfahrene Berufstätige, Menschen ohne Arbeit, Menschen aus unterschiedlichen Herkunftsländern, Personen in sozial schwieriger Lage, Rentnerinnen und Rentnern, aktive Seniorinnen und Senioren, Menschen mit und ohne Handicap, kleine und große Kinder, Familien, Jugendliche, Eltern, Schüler*innen, Studierende und viele mehr. Kulturamt | 73 Sie kommen aus unterschiedlichen Gründen: manche bleiben gerade mal wenige Minuten in der Bibliothek, um sich mit „dem Nötigsten zu versorgen“, andere bleiben viele Stunden, um sich hier inspirieren zu lassen oder um der Einsamkeit zu entkommen. Schüler*innen treffen sich in kleinen Gruppen und lernen zusammen, andere Personen wollen sich eigenverantwortlich weiterbilden/ fortbilden oder bringen ein Spezialwissen mit, das sie vertiefen wollen. Es gibt eine Menge Gründe und Motivationen, mit denen Bürger*innen die Stadtbibliothek als Dritten Ort, Lernort, Leseraum, Inspirationsquelle, Wissenszentrum, kulturellen Treffpunkt und anderes für sich beanspruchen. Digitale Transformation 2022 2021 2019 Entleihungen E-Medien 322.247 310.246 227.412 Das Lesen digitaler Medien und der Gebrauch digitaler Informationsquellen sind in der Mehrheit der Bevölkerung zur Selbstverständlichkeit geworden. Erwartungsgemäß und inzwischen zur Normalität geworden, entwickelte sich die Nachfrage nach E- Medien, E-Papers, E-Audios, Datenbanken und Streamingdiensten erneut mit einem Plus von 4 Prozent gegenüber dem Vorjahr beziehungsweise von 42 Prozent gegenüber 2019. Da Digitalkompetenz in der Breite der Bevölkerung nicht von allein passiert, werden die Mitarbeitenden der Stadtbibliothek täglich von Besuchenden und Nutzerenden um Unterstützung gefragt. Um der Nachfrage zu entsprechen, wurde das persönliche Beratungsangebot weiter ausgebaut und verstetigt: individuelle Unterstützung, E-Book-Reader Sprechstunde, Hilfestellung per E-Mail, IT-Beratung für Seniorinnen und Senioren zu bestimmten Zeiten. Zusammenarbeit mit Schulen und Kindergärten 2022 2021 2019 Bibliotheksunterricht, Klassenführungen, Kindergartenaktionen 237 100 719 Die Anzahl von Gruppenbesuchen und Klassenführungen hat wieder zugenommen. Kinderveranstaltungen / Leseförderung analog und digital 2022 2021 2019 Anzahl Veranstaltungen und Leseaktionen für Kinder 233 107 325 Mit der zulässigen Öffnung der Bibliotheken konnten die Teams vor Ort ausreichend Veranstaltungen und Vorleseaktionen für Kinder anbieten und durchführen. Zum wiederholten Mal wurde durch die sehr gute Kooperation mit dem VDI Bezirksverband eine ganze Reihe von Online-Programmierkursen für Kinder angeboten, die sich einer enormen Nachfrage und Beliebtheit erfreuten. 74 | Kulturamt der Stadt Karlsruhe – Jahresbericht 2022 Veranstaltungen für Erwachsene und Gesamtzahl Vorträge und Veranstaltungen für Erwachsene konnten in fast gleicher Häufigkeit wie 2019 angeboten und durchgeführt werden. Es kamen jedoch durchschnittlich nur halb so viele Teilnehmer*innen und Interessierte wie vor der Pandemie. 2022 2021 2019 Veranstaltungen und Lesungen für Erwachsene 138 59 144 2022 2021 2019 Gesamtzahl der Teilnehmer*innen an Veranstaltungen und Führungen 12.405 4.055 23.492 Entwicklung der Medienausleihe im Gesamtsystem der Stadtbibliothek Karlsruhe von 2012 bis 2022 Ausleihentwicklung der Zentral- und Jugendbibliothek 2012 bis 2022 1.645.195 1.680.484 1.709.967 1.735.092 1.745.649 1.700.505 1.691.179 1.712.788 1.615.677 1.261.560 1.541.855 900.000 1.000.000 1.100.000 1.200.000 1.300.000 1.400.000 1.500.000 1.600.000 1.700.000 1.800.000 1.900.000 2.000.000 685.535 681.583 664.541 653.528 638.070 592.929 583.255 561.179 448.499 302.943 401.575 309.405 317.066 333.916 339.487 350.571 355.953 366.255 383.728 349.797 266.067 356.263 150.000 250.000 350.000 450.000 550.000 650.000 750.000 850.000 Zentralbibliothek Jugendbibliothek Kulturamt | 75 Ausleihentwicklung der Stadtteilbibliotheken 2012 bis 2022 Teil 1 Ausleihentwicklung der Stadtteilbibliotheken 2012 bis 2022 Teil 2 97.691 97.229 97.135 96.497 99.894 92.875 96.544 93.257 92.483 62.642 80.597 133.902 134.950 133.775 130.959 131.707 125.594 124.679 128.911 121.977 96.776 110.625 112.191 126.892 120.393 129.521 128.168 119.920 113.763 109.845 110.314 84.975 79.659 50.000 60.000 70.000 80.000 90.000 100.000 110.000 120.000 130.000 140.000 150.000 160.000 170.000 180.000 Neureut Waldstadt Durlach 67.613 39.950 57.937 55.003 56.076 54.820 50.405 45.762 52.952 37.529 50.907 81.898 91.233 81.812 80.012 74.296 65.291 51.865 57.479 40.606 23.013 37.166 62.558 62.362 64.243 59.732 60.273 58.681 60.001 54.701 49.301 32.579 39.028 57.031 59.806 51.299 50.432 50.811 50.591 48.311 50.514 62.427 44.817 63.788 20.000 30.000 40.000 50.000 60.000 70.000 80.000 90.000 100.000 Grötzingen Bücherbus Amerikan. Bib Mühlburg 76 | Kulturamt der Stadt Karlsruhe – Jahresbericht 2022 Ausleihentwicklung Onleihe Ausleihentwicklung der Stadtteilbibliotheken 2012 bis 2022 Overdrive (seit 2020): Aktive Ausweise nach Altersgruppen 2022 33.461 62.038 98.841 126.467 155.783 183.851 196.131 227.412 286.342 309.177 320.547 0 50.000 100.000 150.000 200.000 250.000 300.000 350.000 400.000 Onleihe 479 1069 1700 0 500 1000 1500 2000 2020 2021 2022 375 10.571 2.653 4.675 4.308 2.909 0 2.000 4.000 6.000 8.000 10.000 12.000 Institutionen und andere 0 bis 17 Jahre 18 bis 29 Jahre 30 bis 49 Jahre 50 bis 64 Jahre über 65 Jahre 1,5% 41,5% 10,4% 18,3% 16,9% 11,4% Kulturamt | 77 Lerncamp 2022 © Helena Kierst
https://www.karlsruhe.de/securedl/sdl-eyJ0eXAiOiJKV1QiLCJhbGciOiJIUzI1NiJ9.eyJpYXQiOjE2OTIyNjc4NDksImV4cCI6MzMyMTc2MjY0NTYsInVzZXIiOjAsImdyb3VwcyI6W10sImZpbGUiOiJmaWxlYWRtaW4vdXNlcl91cGxvYWQvMDRfS3VsdHVyX0ZyZWl6ZWl0LzIwMjMtMDYtMDYtSmFocmVzYmVyaWNodF8yMy0wMzEyLnBkZiIsInBhZ2UiOjB9.ToByfn7TnXj6unN8SgsiAxoiXKLJuJXPaFtRiKTzsZw/2023-06-06-Jahresbericht_23-0312.pdf
© Roland Fränkle | Presseamt Stadt Karlsruhe Band 1 Grundlagen Ergebnisse der Bürgerumfrage und Regionsumfrage 2019 Nutzung kultureller Einrichtungen und Angebote in Karlsruhe 2019 Stadt Karlsruhe Amt für Stadtentwicklung Beiträge zur Stadtentwicklung Nr. 58 2 | Nutzung kultureller Einrichtungen und Angebote in Karlsruhe 2019 Amt für Stadtentwicklung | 3 Impressum Stadt Karlsruhe Amt für Stadtentwicklung Zähringerstraße 61 76133 Karlsruhe Leiterin: Dr. Edith Wiegelmann-Uhlig Bereich: Stadtentwicklung Dr. Andrea Hammer Bearbeitung: Benedikt Dierßen Dr. Andrea Hammer Esther Krämer Willi Pradl Andrea Rosemeier In Zusammenarbeit mit: Kulturamt Datenanalyse und -aufbereitung: Kai Rohweder Layout: Stefanie Groß Auskunftsdienst und Bestellung: Telefon: 0721 133-1220 Fax: 0721 133-1209 E-Mail: stadtentwicklung@afsta.karlsruhe.de Internet: www.karlsruhe.de/stadtentwicklung Stand: Januar 2020 Gedruckt in der Rathausdruckerei auf 100 Prozent Recyclingpapier © Stadt Karlsruhe Alle Rechte vorbehalten. Ohne ausdrückliche Genehmigung des Herausgebers ist es nicht gestattet, diese Veröffentlichung oder Teile daraus zu vervielfältigen oder in elektronischen Systemen anzubieten. Inhalt 1. Einführung und Zusammenfassung 6 1.1 Einführung 6 1.2 Zusammenfassung 7 2. Statistischer Überblick über Kultur in Karlsruhe 11 2.1 Kulturangebot 11 2.2 Kultur an Schulen und Hochschulen 15 2.3 Kultur im beruflichen Kontext 17 3. Einstellung der Bevölkerung zum Thema Kultur 18 4. Kulturangebot in Karlsruhe: Informationsverhalten und Bewertung 20 5. Nutzung kultureller Angebote und kulturelle Aktivitäten 28 5.1 Einrichtungen und Veranstaltungen 28 5.2 Fokusthemen: Bibliotheken und „Alter Schlachthof“ 33 5.3 Eigene kulturelle Aktivitäten der Bevölkerung 36 5.4 Kulturbotschafter 38 6. Nutzung kultureller Angebote in der Region 41 Fragebogen 45 Karlsruher Beiträge zur Stadtentwicklung 57 4 | Nutzung kultureller Einrichtungen und Angebote in Karlsruhe 2019 Amt für Stadtentwicklung | 5 Vorwort Die Kulturumfrage 2019 bietet eine umfassende Bestands- aufnahme der Wahrnehmung und Nutzung des Kulturangebots in Karlsruhe. Zunächst möchte ich mich ausdrücklich bei den insgesamt über 6.500 Karlsruherinnen und Karlsruhern sowie den Befragten in der Region bedanken, die mit dem Beantworten des umfangreichen Fragenkanons die Grundlage für den vorliegenden Bericht geschaffen haben. Die Ergebnisse sind sowohl Basis als auch Gradmesser für die städtische Kulturpolitik. Kultur ist ein wichtiger Standortfaktor und leistet einen wertvollen Beitrag zur Zukunftsfähigkeit einer Großstadt. Bei der Lektüre der Ergebnisse wird deutlich, wie vielfältig und abwechslungsreich die Kulturlandschaft in der Fächerstadt ist. Öffentliche und private Einrichtungen und Veranstaltungen ergänzen sich gegenseitig und bieten den Bürgerinnen und Bürgern zahlreiche Möglichkeiten zur Gestaltung der Freizeit, aber auch zur aktiven Betätigung im kulturellen Bereich. Außerdem zeigt sich, dass die Stadt Karlsruhe ihrer Rolle als Oberzentrum gerecht wird und weit über die Stadtgrenzen hinaus eine starke Anziehungskraft auf die kulturell interessierte Regionsbevölkerung ausübt. Insgesamt äußern die Befragten aus Stadt und Umland eine große Zufriedenheit mit dem kulturellen Angebot in der Fächerstadt. Die vorliegende erste Fortschreibung des Berichts aus dem Jahr 2009 stellt ein sehr gutes Zwischenzeugnis für die Kulturstadt Karlsruhe aus und weckt gleichzeitig Vorfreude auf die weiteren Entwicklungen. Lassen Sie uns die vorliegenden Ergebnisse als großes Kompliment an die Karlsruher Kulturschaffenden, Kulturträger und Kultureinrichtungen betrachten. Dr. Albert Käuflein Bürgermeister 6 | Nutzung kultureller Einrichtungen und Angebote in Karlsruhe 2019 Amt für Stadtentwicklung | 7 1. Einführung und Zusammenfassung 1.1 Einführung Die vorliegenden Ergebnisse der Kulturumfrage 2019 sind die erste Fortschreibung des im Jahr 2009 erstmals aufgelegten Berichts zur Nutzung kultureller Einrichtungen und Angebote in Karlsruhe. Der Ergebnisbericht besteht insgesamt aus drei Bänden: In Band 1 | Grundlagen wird zunächst auf zentrale Erkenntnisse und methodische Grundlagen eingegangen. Kapitel 2 enthält einen statistischen Überblick zur Kultur in Karlsruhe. Im Rahmen der Bürgerumfrage 2019 und der Regionsumfrage 2019 erhobene Einstellungen und Informationsverhalten der Bevölkerung zum Thema Kultur sowie die generelle Zufriedenheit mit dem Kulturangebot in der Stadt werden in Kapitel 3 und 4 beleuchtet. Kapitel 5 fasst die Bekanntheit und Nutzung kultureller Einrichtungen und Veranstaltungen zusammen, geht auf eigene kulturelle Aktivitäten der Karlsruherinnen und Karlsruher ein und zeigt die Rolle der Bevölkerung als Kulturbotschafter. In Kapitel 6 wird die Nutzung kultureller Angebote in der Region durch die Karlsruher Bevölkerung analysiert. Band 2 | Steckbriefe enthält individuelle Analysen von 62 kulturellen Einrichtungen (Kapitel 2) und 43 kulturellen Veranstaltungen (Kapitel 3), die die Karlsruher Kulturland- schaft teils seit vielen Jahren prägen. Auch neue Kultur- Initiativen sind in die Erhebung einbezogen worden. Der Fokus der Steckbriefe liegt auf Bekanntheit und Nutzung einzelner kultureller Einrichtungen und Veranstaltungen. Band 3 | Anhangtabellen stellt ein Nachschlagewerk zu allen beschriebenen Sachverhalten dar und ermöglicht so weitere eigene Analysen zu interessierenden Themen, Einrichtungen oder Veranstaltungen. Alle drei Broschürenbände stehen im Internet unter www.karlsruhe.de/stadtentwicklung zum Download bereit. 1.2 Zusammenfassung Das Karlsruher Kulturangebot ist breit aufgestellt: rund zehn Theater, 30 Museen, Archive und Sammlungen, vier Kinos, zahlreiche soziokulturelle Zentren, Kulturräume und Musikclubs sowie neun Bibliotheken prägen die Kulturlandschaft in der Stadt. Unter den Theatern übt das Badische Staatstheater mit über 320.000 jährlichen Besucherinnen und Besuchern die größte Anziehungskraft aus, gefolgt vom Kammertheater mit über 68.000 Besuchenden. Unter den Museen dominieren das Zentrum für Kunst und Medien (ZKM) mit rund 255.000 Besucherinnen und Besuchern, das Staatliche Museum für Naturkunde (188.185) und das Badische Landesmuseum (159.076). Zahlreiche weitere Theater und Museen, aber auch Archive und Sammlungen, Soziokulturelle Zentren, Kulturräume und Musikclubs sowie Bibliotheken runden das Kulturangebot in der Fächerstadt ab. „Vielfältig, in angenehmer Atmosphäre, für alle geeignet und interessant“: Diese Eigenschaften werden dem Karlsruher Kulturangebot von den Bürgerinnen und Bürgern vor allem zugeschrieben. Jeweils rund zwei Drittel nehmen das Kulturangebot als in eher oder sehr angenehmer Atmosphäre (zusammen 68,3 %), vielfältig (66,4 %), interessant (66,2 %) und unterhaltsam (63,4 %) wahr. Vergleichsweise selten wird das Angebot als sehr oder eher preiswert (zusammen 31,4 %), besonders (37,1 %) oder anspruchsvoll (40,2 %) empfunden. Im Verlauf der letzten zehn Jahre hat die Relevanz von Kunst und Kultur für die Befragten selbst und auch für die Allgemeinheit zugenommen. Persönlich empfinden zusammengenommen 82,8 % der Befragten kulturelle Freizeitbeschäftigungen, Kunst und Kultur als sehr wichtig (30,3 %) oder wichtig (52,5 %), was rund zehn Prozentpunkte mehr sind als noch im Jahr 2009. Für die Allgemeinheit ist die Wichtigkeit nach Einschätzung der Bürgerinnen und Bürger mit 88,9 % noch höher und ebenso um rund zehn Prozentpunkte gestiegen. Grundsätzlich steigt die Einschätzung der Relevanz von Kunst und Kultur mit zunehmendem formalem Bildungsabschluss der Befragten. Unterhaltung und Spaß sowie sich bilden und Neues erfahren sind die wichtigsten Faktoren im Rahmen eines Kulturbesuchs. Etwa neun von zehn Karlsruherinnen und Karlsruhern empfinden Unterhaltung und Spaß im Rahmen eines Kulturbesuchs als sehr wichtig oder wichtig (89,0 %), gefolgt von sich bilden und Neues erfahren (87,1 %). Eher nebensächlich sind für die Karlsruherinnen und Karlsruher dagegen die Verknüpfung mit anderen Aktivitäten (40,1 %), neue Kontakte knüpfen (37,4 %) und Exklusivität (28,4 %), die am seltensten als sehr wichtige oder wichtige Faktoren genannt werden. Von den Karlsruher Einrichtungen wurden Museen und Kinos am häufigsten schon einmal besucht, unter den Veranstaltungen stechen die Schlosslichtspiele und Das Fest hervor. Mehr als 70 Prozent der Karlsruherinnen und Karlsruher haben schon einmal die Einrichtungen Filmpalast am ZKM (83,7 %), Staatliches Museum für Naturkunde (75,4 %), Filmtheater Schauburg (73,6 %), ZKM (72,9 %) und Badisches Staatstheater (70,3 %) besucht. Bei den Veranstaltungen stechen die Schlosslichtspiele (78,6 %), Das Fest (74,0 %) sowie das Durlacher Altstadtfest (59,1 %) hervor. In Band 2 werden für die Einrichtungen und Veranstaltungen vertiefende Einblicke in Bekanntheit und Besucheranteile aus Sicht der Karlsruher Bevölkerung und der Region sowie in Unterschiede nach soziodemo- grafischen Merkmalen gegeben. Neun von zehn Befragten (90,5 %) sind mit dem kulturellen Angebot in Karlsruhe sehr zufrieden oder zufrieden. Unter den Karlsruherinnen und Karlsruhern geben 19,1 % an, mit den kulturellen Veranstaltungen und Einrichtungen sehr zufrieden zu sein; weitere 71,4 % sind zufrieden. Je älter die Befragten, desto höher fällt deren Zufriedenheit mit dem hiesigen Kulturangebot aus. In der Regionsbevölkerung ist die Zufriedenheit mit dem Kulturangebot in Karlsruhe sogar noch ausgeprägter (sehr zufrieden: 41,1 %, zufrieden: 54,3 %). Vor zehn Jahren waren die Befragten in Karlsruhe noch etwas zufriedener: 2009 waren 27,8 % sehr zufrieden und 65,7 % zufrieden. In der Region war die Zufriedenheit vor zehn Jahren dagegen geringer als heute: 2009 waren 27,3 % sehr zufrieden und 69,3 % zufrieden. Ein Drittel der Karlsruherinnen und Karlsruher (33,3 %) nennt Bereiche, in denen das Kulturangebot verbessert werden könnte. Potenzial zur Optimierung wird am häufigsten in den Bereichen Pop/Rock/Jazz (26,0 %) und Kinder/ Jugendliche (13,3 %) sowie Werbung/Öffentlichkeitsarbeit (12,6 %) gesehen. Daneben werden Theater (9,8 %), die Bereiche Museen/Galerien/Ausstellungen (8,9 %) und geringere Eintrittspreise oder kostenlose Veranstaltungen (8,6 %) sowie Stadtfeste/Veranstaltungen (8,1 %) genannt. Insgesamt nutzen vor allem jüngere Befragte die Möglichkeit zu konstruktiven Anregungen. Zwei Drittel der Karlsruherinnen und Karlsruher fühlen sich gut oder sehr gut über die Kulturangebote in der Stadt informiert. Im Vergleich zur Befragung aus dem Jahr 2009 wird die eigene Informationslage zwar seltener sehr gut (2019: 9,1 %; 2009 13,8 %) oder gut (2019: 56,2 %; 2009: 68,0 %) eingeschätzt, aber der Anteil der sich schlecht informiert (3,9 %) oder kein Interesse (2,2 %) äußernden Befragten ist erfreulich gering. Besonders gut fühlen sich ältere und schon länger in Karlsruhe wohnhafte Befragte über das kulturelle Geschehen in der Fächerstadt im Bilde. Vor allem Radio, Tageszeitung und Soziale Netzwerke werden von der Karlsruher Bevölkerung genutzt, um sich über das hiesige Kulturangebot zu informieren. Mehr als ein Viertel der Karlsruherinnen und Karlsruher nutzt täglich das Radio (28,5 %) oder die Tageszeitung (26,9 %), ein Fünftel Soziale Netzwerke wie Facebook, Twitter oder Instagram (19,6 %), um an Informationen über kulturelle Angebote in der Fächerstadt zu gelangen. Auch in der Region sind Radio (27,5 %) und Tageszeitung (25,3 %) am häufigsten täglich im Einsatz. Allerdings werden die im Stadtgebiet auf © Monika Müller-Gmelin | Stadtplanungsamt Karlsruhe 8 | Nutzung kultureller Einrichtungen und Angebote in Karlsruhe 2019 Amt für Stadtentwicklung | 9 Rang 3 stehenden Sozialen Netzwerke in der Region mit nur 12,3 % täglich Nutzenden von Fernsehen (15,9 %) und Mundpropaganda (14,2 %) übertroffen. Bei der Nutzung von Informationsquellen zeigen sich sowohl bei der Karlsruher Bevölkerung als auch bei der Regionsbevölkerung deutliche altersabhängige Unterschiede. So liegt der Anteil derjenigen Karlsruherinnen und Karlsruher, die sich mittels Sozialer Netzwerke über das Kulturangebot informieren mit 29,9 % deutlich über dem Durchschnitt. Fast die Hälfte der Karlsruherinnen und Karlsruher (47,6 %) bringt sich aktiv im kulturellen Bereich ein. Dabei lässt sich ein deutlicher Bildungseffekt feststellen: Während nur ein Drittel (33,0 %) der Befragten mit Volks-/ Haupt-/Sonderschul- oder ohne Abschluss im kulturellen Bereich aktiv sind, sind es unter den Bürgerinnen und Bürgern mit Abitur/Hochschul- oder Fachhochschulreife (50,1 %) und mit Hochschul- oder Fachhochschulabschluss (53,0 %) jeweils über die Hälfte. Unter diesen „Aktiven“ sind 30,0 % Mitglied in einem kulturellen Förderverein oder Freundeskreis. Jeweils rund ein Viertel ist ehrenamtlich im kulturellen Bereich aktiv (25,6 %), Mitglied in einem Chor/Musikverein/Orchester (24,3 %) oder nimmt an einem Kurs der Volkshochschule mit kultureller Ausrichtung teil (22,6 %). Zwei Drittel der Einwohnerinnen und Einwohner (69,9 %) fungieren als „Kulturbotschafter“: Sie bringen Gäste von außerhalb mit zu kulturellen Veranstaltungen und Einrichtungen in der Fächerstadt. Dabei bringen jüngere Befragte im Alter von 18 bis unter 30 Jahren fast zu drei Vierteln (74,2 %) Gäste von außerhalb mit, während Karlsruherinnen und Karlsruher im Alter von 75 Jahren und älter zu 56,2 % als Kulturvermittler fungieren. Die Schlosslichtspiele, Das Fest und das Zentrum für Kunst und Medien (ZKM) haben für die Karlsruherinnen und Karlsruher die größte Strahlkraft im kulturellen Bereich. Besucherinnen und Besuchern von außerhalb würden die Karlsruherinnen und Karlsruher unter den hiesigen Veranstaltungen vor allem die Schlosslichtspiele (41,7 %) und Das Fest mit Vorfest (34,5 %) empfehlen. Unter den empfohlenen Einrichtungen sticht vor allem das ZKM (31,9 %) hervor, gefolgt vom Staatlichen Museum für Naturkunde (14,3 %), dem Badischem Staatstheater (13,1 %) und dem Tollhaus (11,5 %). Sechs von zehn Karlsruherinnen und Karlsruhern (59,9 %) besuchen auch kulturelle Einrichtungen, Veranstaltungen oder Freizeiteinrichtungen außerhalb des Karlsruher Stadtgebiets. Jeweils über zehn Prozent der Karlsruherinnen und Karlsruher, die hin und wieder auch kulturelle Angebote außerhalb der Fächerstadt wahrnehmen, besuchen Baden-Baden (19,3 %), Ettlingen (16,3 %), Stuttgart (11,1 %) und/oder Mannheim (9,7 %). Die Karlsruher Besucherschaft dieser Städte unterscheidet sich teilweise deutlich in Abhängigkeit der soziodemografischen Merkmale. So sind die Besucherinnen und Besucher Mannheims und Stuttgarts überdurchschnittlich häufig im Alter von 18 bis 45 Jahren, was im Zusammenhang mit Besuchen großer Konzerte in den jeweiligen Städten steht. Dagegen ist der Anteil von Besucherinnen und Besuchern ab 65 Jahren in Baden-Baden und Ettlingen besonders hoch ausgeprägt, bedingt durch die Besucherstrukturen des Museums Frieder Burda in Baden- Baden und der Schlossfestspiele in Ettlingen. 1.3 Methodische Grundlagen Der vorliegende Bericht zur Nutzung kultureller Einrichtungen und Angebote in Karlsruhe beruht auf drei Quellen. Bei den Umfragen wurde der Kreis der Befragten aus methodischen Gründen auf die Erwachsenen beschränkt, obwohl zahlreiche Kulturangebote in hohem Maße auch von Kindern frequentiert werden. Hierauf wird in den Texten jeweils verwiesen. Statistische Daten, Daten der Sekundärstatistik Die Besucherzahlen der kulturellen Einrichtungen werden von den jeweiligen Einrichtungen im jährlichen Turnus an die Statistikstelle des Amtes für Stadtentwicklung geliefert. Daneben wurde auf Daten des Statistischen Landesamtes Baden-Württemberg, der Künstlersozialkasse (KSK), der Hochschulen und der Filmförderanstalt (FFA) in Berlin zurückgegriffen. Bürgerumfrage 2019 Für die Bürgerumfrage 2019 wurden im Juli 2019 15.461 per geschichteter Zufallsstichprobe (Altersgruppen und Staatsangehörigkeit) ausgewählte Bürgerinnen und Bürger im Alter von 18 Jahren und älter postalisch angeschrieben und zur Teilnahme an der Umfrage eingeladen. Die einzelnen Merkmalsgruppen wurden dabei unterschiedlich gewichtet, um den erfahrungsgemäß geringeren Rückläufen bei Personen im Alter von 18 bis 29 Jahren und bei Nichtdeutschen Rechnung zu tragen. Den per Zufallsstichprobe ausgewählten Bürgerinnen und Bürgern wurde im Anschreiben ein individuelles Passwort mitgeteilt, mit dem sie im Internet den Fragebogen ausfüllen konnten. Darüber hinaus bestand für diesen Personenkreis im Sinne eines mixed mode Ansatzes die Alternative, einen Papierfragebogen anzufordern und ausgefüllt in einem Freiumschlag portofrei zurück zu senden. Personen im Alter ab 70 Jahren erhielten direkt mit dem ersten Schreiben einen Papierfragebogen und einen vorfrankierten Rücksendeumschlag, konnten aber auch online antworten. Zusätzlich wurden 6.099 Panel-Adressaten Stichprobe 2019 (ungewichtet) Stichprobe 2019 (gewichtet) Wohnbevölkerung 18 bis 89 Jahre am 31. März 2019* insg. 5.498 Geschlecht männlich 50,8 50,8 51,0 -0,2 weiblich 49,2 49,2 49,0 0,2 Altersgruppe 18 bis unter 30 Jahre 21,2 24,4 23,9 0,4 30 bis unter 45 Jahre 24,6 22,0 24,3 -2,3 45 bis unter 65 Jahre 37,3 32,7 30,8 2,0 65 bis unter 75 Jahre 10,5 13,7 10,1 3,6 75 Jahre bis unter 90 Jahre 6,4 7,2 10,9 -3,7 Staatsangehörigkeit deutsch ohne Migrationshintergrund 70,9 70,8 70,0 0,8 deutsch mit Migrationshintergrund 12,3 12,4 10,0 2,4 ausländisch 16,8 16,8 20,0 -3,2 Demografie Anteile der jeweiligen Bevölkerungsgruppen an der … Anteile an den Befragten in % Differenz in Prozentpunkten (gewichtete Stichprobe versus Wohnbevölkerung) Tabelle 1.1 Realisierte Stichprobe der Bürgerumfrage 2019 vor und nach der Gewichtung im Vergleich zur Bevölkerungsstatistik * Vergleichsdaten ohne Landeserstaufnahmeeinrichtung für Flüchtlinge (LEA). Stadt Karlsruhe | Amt für Stadtentwicklung | Bürgerumfrage 2019. Regionsumfrage 2019 Für die Regionsumfrage 2019 wurden 1.202 repräsentativ ausgewählte Bürgerinnen und Bürger ab 18 Jahren in der Region im Juni und Juli 2019 telefonisch befragt. Die Verteilung der Interviews erfolgte quotiert entsprechend der Verteilung der Wohnbevölkerung in den Gemeinden der Region sowie unter Beachtung der Alters- und Geschlechtsverteilung. Gleichzeitig wurden Quoten bezüglich der Haushaltsgröße berücksichtigt. Befragt wurden Personen im Landkreis Karlsruhe plus Bad Herrenalb, im nördlichen Enzkreis, in der Südpfalz (Teile der Landkreise Germersheim und Südliche Weinstraße sowie Stadt Landau plus Verbandsgemeinde Landau-Land), im Landkreis Rastatt, in Baden-Baden sowie im gesamten Canton Wissembourg (Abbildung 1.1). per E-Mail zur Teilnahme eingeladen. Die Panel-Mitglieder hatten ausschließlich die Möglichkeit, online an der Umfrage teilzunehmen. Als Anreiz zur Teilnahme wurden insgesamt 50 Karlsruher Einkaufsgutscheine im Wert von jeweils 20 Euro verlost. Der offizielle Umfragezeitraum für die Online-Umfrage reichte vom 28.06.2019 bis zum 09.08.2019. Insgesamt gingen 5.493 auswertbare Fragebögen ein. Bezogen auf 21.560 zur Umfrage eingeladene Karlsruherinnen und Karlsruher entspricht dies einer Rücklaufquote von 25,5 %. Da die jüngsten Karlsruherinnen und Karlsruher (trotz höherer Gewichtung in der Zufallsstichprobe) und auch die älteste Kohorte ab 75 Jahren in etwas zu geringem Umfang an der Bürgerumfrage teilgenommen haben, wurde der Datensatz nachgewichtet. Ein Vergleich der ungewichteten und gewichteten realisierten Stichprobe mit der Bevölkerungsstatistik vom 31. März 2019 zeigt, dass durch eine leichte Höhergewichtung der jüngsten und ältesten Befragtengruppen die Grundgesamtheit der Karlsruher Bevölkerung im Rahmen der Bürgerumfrage 2019 repräsentativ abgedeckt wird (Tabelle 1.1). Eine vermehrte Teilnahme kulturell interessierter Bürgerinnen und Bürger kann im Rahmen der Bürgerumfrage nicht ausgeschlossen werden. 10 | Nutzung kultureller Einrichtungen und Angebote in Karlsruhe 2019 Amt für Stadtentwicklung | 11 2. Statistischer Überblick über Kultur in Karlsruhe Insgesamt gibt es in Karlsruhe eine große Bandbreite an kulturellen Einrichtungen und Veranstaltungen, über die im Folgenden ein statistischer Überblick gegeben wird. Für zahlreiche Kultureinrichtungen liegen jährliche Besucherzahlen vor. Bei kulturellen Veranstaltungen und der Ausübung kultureller Aktivitäten ist die Datenlage deutlich schlechter. Die Zusammenschau dieser Eckdaten hat nicht den Anspruch auf vollständige Abbildung der in Karlsruhe vorfindbaren Möglichkeiten im Kulturbereich. 2.1 Kulturangebot Theater Das Theater mit den höchsten Besucherzahlen in Karlsruhe ist das Badische Staatstheater: Im Jahr 2018 wurden dort 1.277 Aufführungen und Veranstaltungen von insgesamt 323.864 Menschen besucht. Mit leichten Veränderungen bewegen sich diese Werte auf dem Niveau der letzten fünf Jahre und die Platzausnutzung liegt im Opern- und Schauspielhaus beständig über der 80-Prozent-Marke (Tabelle 2.1). 2014 1.318 322.885 222 172.726 82,8 313 83.604 84,0 2015 1.270 329.008 221 179.971 81,8 304 79.330 81,4 2016 1.165 318.029 213 183.083 86,2 300 78.001 80,4 2017 1.173 293.837 205 163.671 80,9 294 78.492 82,4 2018 1.277 323.864 209 180.176 86,8 305 82.265 83,7 Besucher/ -innen Platzaus- nutzung in % insgesamt Jahr Auffüh- rungen1 Besucher- innen/ Besucher1 darunter Großes Haus (Opernhaus) Kleines Haus (Schauspielhaus) Auffüh- rungen Besucher/ -innen Platzaus- nutzung in % Auffüh- rungen Tabelle 2.1 Aufführungen sowie Besucherinnen und Besucher des Badischen Staatstheaters in Karlsruhe seit 2014 1 Einschließlich sonstige Veranstaltungen und auswärtige Gastspiele. Quelle: Badisches Staatstheater Karlsruhe. Stadt Karlsruhe | Amt für Stadtentwicklung | Bürgerumfrage 2019. Unter den privaten Theatern war das Kammertheater mit seinen beiden Spielstätten am Kirchplatz St. Stephan und in der Kreuzstraße 29 im Jahr 2018 das meistbesuchte (Tabelle 2.2). Zu den 228 Veranstaltungen kamen 68.601 Zuschauerinnen und Zuschauer. Im marotte – Figurentheater wurden 387 Vorstellungen mit 31.599 Besucherinnen und Besuchern gegeben. Nach seinem Neustart im Jahr 2018 konnte „DAS SANDKORN – Theater und mehr“ 26.530 Gäste verbuchen. Zu den 104 Vorstellungen im Mundarttheater Badisch Bühn kamen im vergangenen Jahr 14.900 Theatergäste. Das Jakobustheater in der Fabrik lockte 5.544 Interessierte an. Im letzten Jahr kamen 4.561 Besucherinnen und Besucher zu den 80 Vorstellungen des Theaters „Die Käuze“. Die 16 Veranstaltungen des Theaters in der Orgelfabrik wurden von 1.144 Personen besucht. Das Theater „Die Spur“ im Hause des JUBEZ am Kronenplatz empfing 251 Gäste. Im Zeitverlauf lassen sich in den letzten beiden Jahren im Kammertheater und dem Theater in der Orgelfabrik leichte Rückgänge in den Besucherzahlen verzeichnen, während im marotte – Figurentheater, dem Jakobustheater in der Fabrik und in der Badisch Bühn Höchstwerte erreicht wurden. Karlsruhe Rheinstetten Ettlingen Waldbronn Karlsbad Marxzell Pfinztal Weingarten (Baden) Stutensee Eggenstein- Leopolds- hafen Linkenheim- Hochstetten Canton Wissembourg Wissembourg Landau in der Pfalz VG Landau- Land VG Bad Bergzabern VG Herxheim VG Rülzheim VG Jockgrim VG Kandel Wörth am Rhein VG Hagenbach Keltern Remchingen Kämpfel- bach Ispringen Eisingen Königsbach- Stein Neulingen Ölbronn-Dürrn Maulbronn Knittlingen SternenfelsWalzbachtal Bretten Gondelsheim Bruchsal Oberderdingen Sulzfeld Zaisen- hausen Kürnbach Kraichtal ÖstringenUbstadt-Weiher WaghäuselPhilippsburg Dettenheim Graben- Neudorf Bad Schönborn Kronau Hambrücken Forst Karlsdorf- Neuthard Durmersheim Au am Rhein Elchesheim- Illingen Bietigheim Malsch Rastatt Steinmauern Ötigheim Gaggenau Muggensturm Kuppenheim Bischweier Bad Herrenalb Loffenau Gernsbach Weisenbach Forbach Baden-Baden Iffezheim Hügelsheim Rheinmünster Lichtenau Ottersweier Bühl Bühlertal Ottersweier Sinzheim Stadt Karlsruhe | Amt für Stadtentwicklung | Regionsumfrage 2019. Staats- beziehungsweise Landesgrenze Grenze der (Verbands-) Gemeinden beziehungsweise Cantons Zeichenerklärung Stadt Karlsruhe | Amt für Stadtentwicklung | Regionsumfrage 2019. Staats- beziehungsweise Landesgrenze Grenze der (Verbands-) Gemeinden beziehungsweise Cantons Zeichenerklärung Abbildung 1.1 Untersuchungsgebiet der Regionsumfrage 2019 12 | Nutzung kultureller Einrichtungen und Angebote in Karlsruhe 2019 Amt für Stadtentwicklung | 13 Museen, Archive und Sammlungen In Karlsruhe gibt es mehr als 20 Museen, Archive und Sammlungen, die zusammen pro Jahr fast eine Million Besucherinnen und Besucher zählen (Tabelle 2.3). In vier Museen wurden im Jahr 2018 jeweils mehr als 100.000 Besucherinnen und Besucher registriert. Publikumsmagnet war dabei das Zentrum für Kunst und Medien (ZKM) mit 255.153 Gästen. Großen Andrang registrierte auch das Staatliche Museum für Naturkunde mit 188.185 Museumsbesucher- innen und -besuchern. Weitere Anziehungspunkte waren das Badische Landesmuseum im Karlsruher Schloss sowie die Ausstellungen im Museum beim Markt mit 159.076 Besucherinnen und Besuchern. Die Staatliche Kunsthalle besuchten 122.740 Menschen. Vor allem im ZKM können seit dem Jahr 2015 steigende Besucherzahlen verzeichnet werden. 2014 2015 2016 2017 2018 Zentrum für Kunst und Medien (ZKM) 206.632 195.510 212.539 221.865 255.153 Staatliches Museum für Naturkunde 123.957 115.282 233.739 208.636 188.185 Badisches Landesmuseum (inklusive Museum beim Markt) 113.101 126.653 138.673 175.322 159.076 Staatliche Kunsthalle 115.057 145.971 97.781 140.378 122.740 Regierungspräsidium am Rondellplatz 105.510 109.750 104.540 69.145 71.100 Städtische Galerie, Lichthof 10 52.824 30.858 41.471 31.947 34.314 Stadtmuseum 17.485 17.333 15.463 14.129 14.732 Generallandesarchiv 11.383 10.777 12.318 9.952 12.040 Badischer Kunstverein e. V. 10.721 11.755 10.933 10.718 11.002 Pfinzgaumuseum Durlach 14.952 12.100 12.702 15.260 10.176 Museum für Literatur am Oberrhein 11.053 10.609 9.473 9.231 9.102 Museum Knielingen 2.012 10.385 2.389 6.356 4.257 Rechtshistorisches Museum 3.500 3.500 4.000 4.000 4.250 Badisches Schulmuseum1 1.025 3.000 3.500 3.700 3.800 Verkehrsmuseum 3.814 4.066 3.733 3.775 3.537 Stadtarchiv (Benutzertage) 1.353 2.104 1.264 1.045 1.053 Heimathaus Neureut 754 895 925 911 980 Museum der Karpatendeutschen 485 1.003 908 1.003 461 Heimatmuseum Stupferich 520 250 450 530 310 Wasser – und Brunnenmuseum 300 607 649 158 283 BMX – Museum 30 30 30 50 100 Skimuseum 95 75 69 72 58 1 1 1 1 1 1 Tabelle 2.3 Besucherinnen und Besucher ausgewählter Karlsruher Museen, Sammlungen und Ausstellungen seit 2014 1 Wegen Renovierung teilweise geschlossen. Die Daten sind teilweise geschätzt. Quelle: Jeweiliges Museum. Stadt Karlsruhe | Amt für Stadtentwicklung | Bürgerumfrage 2019. Kinos Nach Angaben der Filmförderanstalt in Berlin gab es in Karlsruhe am Jahresende 2018 insgesamt 21 Kino-Leinwände und 4.637 Sitzplätze. Dabei entfallen allein auf den Filmpalast am ZKM 10 Kino-Leinwände mit knapp 3.000 Sitzplätzen. Die Zahl der Kinobesucherinnen und -besucher ging in den letzten Jahren auf zuletzt 965.735 Personen (2015: 1.359.919 verkaufte Tickets) zurück. Dennoch nimmt Karlsruhe mit 3,1 Kinobesuchen pro Einwohner deutschlandweit einen Spitzenplatz unter den Städten mit mehr als 200.000 Einwohnerinnen und Einwohnern ein. Im Vergleich kamen in Stuttgart auf 11.195 Sitzplätze vor 50 Leinwänden insgesamt 1.403.392 Gäste, woraus sich rechnerisch durchschnittlich 2,2 Kinobesuche pro Einwohner der Landeshauptstadt ergeben. Bibliotheken Die Stadt Karlsruhe verfügt als Hochschulstandort über Bibliotheken mit verschiedenen Ausrichtungen. Bezogen auf die vorhandenen Medienbestände in physischer und elektronischer Form ist die Badische Landesbibliothek mit rund 2,8 Millionen Medien am umfangreichsten ausgestattet, gefolgt von der KIT-Bibliothek mit rund 2 Millionen Medien (Tabelle 2.5). Die öffentliche Stadtbibliothek im Neuen Ständehaus kommt mit ihren dazugehörigen Zweigstellen in den fünf Stadtteilen Durlach, Grötzingen, Mühlburg, Neureut und Waldstadt, dem Medienbus, der Kinder- und Jugendbibliothek sowie der Amerikanischen Bibliothek auf einen Bestand von etwa 343.000 Medien. In den letzten Jahren blieben die Medienbestände in der KIT-Bibliothek recht konstant, während sie vor allem in der Badischen Landesbibliothek und der Bibliothek des ZKM und der HfG zugenommen haben. 2014 2015 2016 2017 2018 Badische Landesbibliothek 2.623.878 2.666.402 2.708.849 2.757.207 2.813.788 KIT-Bibliothek 2.052.975 2.061.980 2.059.498 2.049.680 2.055.565 Stadtbibliothek inklusive Zweigstellen 322.365 330.853 341.139 344.560 343.123 Bibliothek des ZKM und der HfG 61.807 59.121 67.430 69.787 72.643 Tabelle 2.5 Physische und elektronische Medienbestände in ausgewählten Bibliotheken in Karlsruhe seit 2014 Quelle: Jeweilige Bibliothek. Stadt Karlsruhe | Amt für Stadtentwicklung | Bürgerumfrage 2019. Bezogen auf die Zahl der jährlichen Besucherinnen und Besucher ist die KIT-Bibliothek mit rund 830.000 am stärksten frequentiert; sie sichert die Informationsversorgung des Karlsruher Instituts für Technologie, der Hochschule Karlsruhe – Technik und Wirtschaft und der Dualen Hochschule Baden- Württemberg Karlsruhe (Tabelle 2.6). Mehr als eine halbe Million Personen besuchten im Jahr 2018 die Badische Landesbibliothek (560.140) und die Stadtbibliothek (536.365). 2014 2015 2016 2017 2018 Leinwände 24 24 24 24 21 Sitzplätze 5.072 5.072 5.072 5.072 4.637 Besucher/-innen insgesamt 1.273.311 1.359.919 1.191.852 1.151.921 965.735 Tabelle 2.4 Besucherinnen und Besucher der Kinos in Karlsruhe seit 2014 Quelle: Filmförderanstalt (FFA), Berlin. Stadt Karlsruhe | Amt für Stadtentwicklung | Bürgerumfrage 2019. 2014 2015 2016 2017 2018 Kammertheater 70.797 73.197 74.245 67.203 68.601 marotte – Figurentheater 29.433 29.256 30.078 29.643 31.599 Das Sandkorn | DAS SANDKORN1 34.734 29.985 29.068 X 26.530 Badisch Bühn 14.000 13.500 14.400 14.800 14.900 Jakobustheater 3.968 4.101 4.559 5.176 5.544 Theater „Die Käuze“ 4.523 4.755 4.176 4.646 4.561 Theater in der Orgelfabrik 1.564 1.694 1.849 1.542 1.144 Theater „Die Spur“ 726 201 323 353 251 1 Neuformierung im Jahr 2018. Besucherzahlen einschließlich auswärtiger Gastspiele. Quelle: Jeweiliges Theater. Stadt Karlsruhe | Amt für Stadtentwicklung | Bürgerumfrage 2019. Tabelle 2.2 Besucherinnen und Besucher ausgewählter Privattheater in Karlsruhe 2014 bis 2018 14 | Nutzung kultureller Einrichtungen und Angebote in Karlsruhe 2019 Amt für Stadtentwicklung | 15 2014 2015 2016 2017 2018 KIT-Bibliothek . . . . 832.259 Badische Landesbibliothek 538.594 547.167 543.248 533.507 560.140 Stadtbibliothek inklusive Zweigstellen . . 548.793 522.933 536.365 Bibliothek des ZKM und der HfG 8.104 7.283 6.630 7.285 7.362 Tabelle 2.6 Besucherinnen und Besucher ausgewählter Bibliotheken in Karlsruhe seit 2014 Quelle: Jeweilige Bibliothek. Stadt Karlsruhe | Amt für Stadtentwicklung | Bürgerumfrage 2019. Soziokulturelle Zentren/Kulturräume/Musikclubs In Karlsruhe gibt es zahlreiche soziokulturelle Zentren, Kulturräume und Musikclubs, von denen hier nur auf die Besucherzahlen ausgewählter Einrichtungen eingegangen werden kann. Unter diesen übt das Tollhaus auf dem ehemaligen Schlachthofgelände in der Karlsruher Oststadt mit rund 130.000 Besucherinnen und Besuchern bei über 280 Veranstaltungen im Jahr 2018 die stärkste Anziehungskraft aus (Tabelle 2.7). Der seit dem Jahr 2010 ebenfalls auf dem Schlachthofgelände ansässige Live-Music Club Substage konnte bei 124 Veranstaltungen im Kalenderjahr 2018 rund 55.000 Besucherinnen und Besucher verzeichnen. Während die Besucherzahlen im Tollhaus und Substage seit 2014 recht stabil blieben, entwickelten sie sich im Kulturzentrum Tempel auf dem Gelände der ehemaligen Seldeneck´schen Brauerei in Mühlburg leicht rückläufig (2014: 61.560; 2018: 48.870). Dies steht im Zusammenhang mit der Schließung des Café Vanguarde im Kulturzentrum Tempel. 2014 2015 2016 2017 2018 Tollhaus 127.890 139.786 136.274 134.816 130.799 Substage 56.466 56.120 53.434 56.901 54.993 Kulturzentrum Tempel 61.560 60.854 65.906 50.610 48.870 Mikado 3.507 3.730 3.647 4.000 3.750 Wirkstatt 1.009 587 996 888 2.282 Tabelle 2.7 Besucherinnen und Besucher ausgewählter Kulturvereine in Karlsruhe seit 2014 Quelle: Jeweiliger Kulturverein. Stadt Karlsruhe | Amt für Stadtentwicklung | Bürgerumfrage 2019. 2.2 Kultur an Schulen und Hochschulen Einen erheblichen Beitrag zur Vermittlung kultureller Ausbildung leisten die Schulen. Fächer mit kulturellem Bezug sind in den Stundenplänen der verschiedenen Bildungsgänge fest verankert. Dies zeigt der Blick auf ausgewählte Schularten, da nicht für alle Schularten gleichermaßen Daten vorliegen. Ergänzend wird auf die Kooperationen zwischen Schulen und Kulturschaffenden hingewiesen, die das Kulturamt initiiert und finanziell unterstützt. Kultur an Gymnasien Gerade die weiterführenden Schulen bieten neben den künstlerischen Unterrichtsfächern vielfach zusätzliche Arbeitsgemeinschaften mit kulturellen Inhalten. In der Kursstufe an Gymnasien ist die Belegung der Fächer „Bildende Kunst“ oder „Musik“ als zwei- oder vierstündiger Kurs vorgeschrieben, wobei der Großteil der betroffenen Karlsruher Schülerinnen und Schüler eines dieser Fächer als zweistündigen Kurs wählte. Im Schuljahr 2018/19 hatte knapp die Hälfte (48,1 % oder 1.215 Personen) der 2.525 Schülerinnen und Schüler „Bildende Kunst“ als zweistündiges Fach belegt, weitere 15,0 % (378 Schülerinnen und Schüler) besuchten den vierstündigen Kurs (Abbildung 2.1). Damit hatten sich bei der Kurswahl an Gymnasien knapp zwei Drittel aller Schülerinnen und Schüler für Bildende Kunst als Fach entschieden. Rund ein Viertel (24,3 %) belegte „Musik“, wobei sich die meisten für den zweistündigen Kurs entschieden hatten (529 Personen oder 21,0 %); den 4-stündigen Musikunterricht besuchten nur 3,3 % der letztjährigen Kursstufenteilnehmer (84 Schülerinnen und Schüler). Diese Verteilung blieb zwar über die letzten Jahre hinweg weitgehend konstant, allerdings wurde das im Wahlbereich angebotene Fach „Literatur“, gegebenenfalls in Kombination mit „Theater“, in den vergangenen fünf Jahren immer beliebter. Als zweistündigen Kurs hatten sich immerhin 12,6 % der gymnasialen Kursstufe (319 Jugendliche) im Schuljahr 2018/19 für dieses Angebot entschieden (2014/15: 166 Personen oder 6,1 %). © M on ik a M ül le r-G m el in | St ad tp la nu ng sa m t K ar lsr uh e 166 200 280 318 319 1.431 1.388 1.337 1.316 1.215 398 350 353 404 378 622 626 599 576 529 85 103 73 71 84 0 200 400 600 800 1.000 1.200 1.400 1.600 1.800 2.000 2014 2015 2016 2017 2018 Literatur/Theater, 2-stündig Bildende Kunst, 2-stündig Bildende Kunst, 4-stündig Musik, 2-stündig Musik, 4-stündig Schüler/-innen Abbildung 2.1 Schülerinnen und Schüler in künstlerischen Fächern (zwei- und vierstündig) in der Kursstufe an öffentlichen und privaten Gymnasien in Karlsruhe seit 2014 Quelle: Statistisches Landesamt Baden-Württemberg. Stadt Karlsruhe | Amt für Stadtentwicklung | Bürgerumfrage 2019. 16 | Nutzung kultureller Einrichtungen und Angebote in Karlsruhe 2019 Amt für Stadtentwicklung | 17 An den beruflichen Gymnasien stehen die künstlerischen Fächer nur zweistündig auf dem Stundenplan. Im letzten Schuljahr 2018/19 hatten sich 87,5 % aller Schülerinnen und Schüler von öffentlichen und privaten beruflichen Gymnasien in Karlsruhe (147 der insgesamt 168 Personen) für das Fach „Bildende Kunst“ entschieden, während „Musik“ weniger nachgefragt war und damit deutlich seltener belegt wurde als an allgemeinbildenden Schulen. Nur zwischen 12 % und 18 % der Schülerinnen und Schüler an beruflichen Gymnasien wählten in den letzten Jahren den Kurs „Musik“. Kultur an Hochschulen Zusammen knapp 1.300 Studierende an den Hochschulen für Musik (604 Studierende), für Gestaltung (364) und für Bildende Künste zählen die drei Karlsruher Kunsthochschulen. Bei der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste waren im Wintersemester 2018/19 von den insgesamt 328 Studierenden 194 Personen in freiberuflicher Tätigkeit eingeschrieben. Die Zahl der Studierenden in den Fächergruppen „Kunst und Kunstwissenschaft, Gestaltung sowie Musik und Musikwissenschaft“ blieb in den letzten fünf Jahren nahezu konstant. Lediglich bei der Hochschule für Musik und der Hochschule für Gestaltung verringerte sich die Zahl der immatrikulierten Studierenden leicht. 2014/2015 2015/2016 2016/2017 2017/2018 2018/2019 Hochschule für Musik 654 632 621 619 604 Staatliche Hochschule für Gestaltung 429 419 409 394 364 Staatliche Akademie der Bildenden Künste 313 297 296 297 328 darunter in freiberuflicher Tätigkeit 188 190 190 192 194 Studierende insgesamt 1.396 1.348 1.326 1.310 1.296 Tabelle 2.8 Studierende an Kunsthochschulen in Karlsruhe seit dem Wintersemester 2014/2015 Jeweils Wintersemester. Quelle: Jeweilige Hochschule. Stadt Karlsruhe | Amt für Stadtentwicklung | Bürgerumfrage 2019. 2.3 Kultur im beruflichen Kontext Im Berufsfeld „Kultur“ arbeiteten in Karlsruhe zuletzt rund 2.280 Sozialversicherungspflichtige in 540 im Stadtgebiet ansässigen Betrieben (Tabelle 2.9). Diese Betriebe lassen sich in acht Teilmärkte des Kultursektors differenzieren und entsprechen insgesamt einem Anteil von 3,6 % an allen Betrieben im Stadtgebiet. Meist handelt es sich um Klein- und Kleinstbetriebe, sieht man von größeren Arbeitsstätten wie beispielsweise dem Staatstheater, dem Rundfunk oder Bibliotheken und Archiven einmal ab. Gerade in den Bereichen Design und Darstellende Kunst sind in den letzten Jahren etliche neue Betriebe hinzugekommen, während sich ansonsten die Strukturen im übrigen Kultursektor relativ stabil zeigten. Neben den sozialversicherungspflichtig Beschäftigten waren etwa 220 Karlsruherinnen und Karlsruher ausschließlich gering- fügig im Kultursektor beschäftigt. Weitere 1.254 Versicherte waren im Jahr 2017 in der Künstlersozialkasse (KSK) registriert, wobei dieser Wert seit 2013 recht konstant blieb. 2008 2013 2016 2017 2008 2013 2016 2017 Musik 51 50 53 58 860 904 922 898 Buch 99 81 85 95 297 241 235 250 Kunst 81 59 69 77 22 33 35 32 Film 36 33 34 32 91 107 129 126 Rundfunk 63 66 65 61 184 107 112 109 Darstellende Kunst 81 69 76 88 66 74 98 102 Design 82 95 113 120 41 64 61 70 Kulturelles Erbe 13 11 9 9 579 671 690 691 Kultursektor insgesamt 506 464 504 540 2.140 2.201 2.282 2.278 Teilmarkt Betriebe Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte Tabelle 2.9 Betriebe und Beschäftigte im Kultursektor in Karlsruhe seit 2008 Daten aus dem Unternehmensregister. Datenstand jeweils 30.06.. Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte am Arbeitsort Karlsruhe. Quelle: Statistisches Landesamt Baden-Württemberg. Stadt Karlsruhe | Amt für Stadtentwicklung | Bürgerumfrage 2019. © Benedikt Dierßen | Amt für Stadtentwicklung Karlsruhe © T ho m as S te in er | w w w .p ix ab ay .c om 18 | Nutzung kultureller Einrichtungen und Angebote in Karlsruhe 2019 Amt für Stadtentwicklung | 19 3. Einstellung der Bevölkerung zum Thema Kultur Bedeutung von Kunst und Kultur Kunst und Kultur haben für die Bürgerinnen und Bürger Karlsruhes einen sehr hohen Stellenwert. Wie im Jahr 2009 wurde auch 2019 sowohl nach der Wichtigkeit für die Allgemeinheit, als auch nach der persönlichen Relevanz gefragt (Abbildung 3.1). Fast neun von zehn Befragten sind der Meinung, dass Kunst und Kultur für die Allgemeinheit sehr wichtig (37,6 %) oder wichtig (51,3 %) sind. Je höher der formale Bildungsabschluss, desto eher werden Kunst und Kultur für die Allgemeinheit als sehr wichtig empfunden (Volks-/Haupt-/Sonderschul-/kein Abschluss: 28,7 %, Hochschul-/Fachhochschulabschluss: 40,8 %; Anhangtabelle Band 3, Seite 6). Frauen (40,0 %) stufen die gesellschaftliche Bedeutung von Kultur häufiger als sehr wichtig ein als Männer (34,9 %). Im Laufe der letzten zehn Jahre hat die Wichtigkeit von Kunst und Kultur für die Allgemeinheit aus Sicht der Bürgerinnen und Bürger zugenommen. So ist der Anteil der Befragten, die Kunst und Kultur für die Allgemeinheit als sehr wichtig empfinden, von 21,1 % auf 37,6 % gestiegen. Die persönliche Bedeutung von kulturellen Freizeitbeschäfti- gungen, Kunst und Kultur wird von etwas mehr als 80 Prozent als sehr wichtig (30,3 %) oder wichtig (52,5 %) bewertet. Ähnlich wie bei der Relevanz für die Allgemeinheit messen Frauen Kunst und Kultur einen höheren persönlichen Stellenwert bei als Männer und mit höherem Bildungsgrad wird kulturelle Freizeitbeschäftigung als wichtiger angesehen (Anhangtabelle Band 3, Seite 7). Auf der persönlichen Ebene hat die Relevanz von Kunst und Kultur gegenüber dem Jahr 2009 zugenommen: Der Anteil derjenigen, die kulturelle Freizeitbeschäftigung, Kunst und Kultur als sehr wichtig oder wichtig ansehen, liegt um rund zehn Prozentpunkte höher. Abbildung 3.1 Bedeutung von Kunst und Kultur für die Befragten und die Allgemeinheit Basis: 1.405 | 5.445 | 1.494 | 5.454 Befragte. Stadt Karlsruhe | Amt für Stadtentwicklung | Bürgerumfrage 2009 | 2019. 21,1 37,6 26,5 30,3 57,8 51,3 45,2 52,5 19,9 10,6 24,6 16,0 1,2 0,6 3,6 1,2 0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100 2009 2019 2009 2019 sehr wichtig wichtig weniger wichtig unwichtig persönliche Bedeutung Bedeutung für die Allgemeinheit „Wie wichtig sind ganz allgemein kulturelle Freizeitbeschäftigungen, Kunst und Kultur für Sie persönlich?“ „Wie wichtig sind Kunst und Kultur Ihrer Meinung nach für die Allgemeinheit?“ % Je jünger die Befragten, desto häufiger kommt Unterhaltung und Spaß, etwas Spannendes erleben, Unternehmung mit Freunden, Verknüpfung mit anderen Aktivitäten und dem Preis eine hohe Relevanz zu (Anhangtabellen Band 3, Seite 8 bis 19). Neue Kontakte knüpfen und ein kurzer Anreiseweg wird dagegen besonders häufig von den älteren Befragten als wichtig angeführt. Der Faktor Preis hängt sehr stark mit dem verfügbaren Pro-Kopf-Einkommen zusammen: Nur die Hälfte der Befragten mit einem Einkommen von 3.000 Euro oder mehr (50,6 %), aber 90,8 % mit einem Einkommen von unter 1.000 Euro beurteilen die anfallenden Kosten als sehr wichtig oder wichtig. Relevanz verschiedener Faktoren im Rahmen von Kulturbesuchen Im Rahmen eines Kulturbesuchs kommt verschiedenen Faktoren unterschiedliche Bedeutung zu (Abbildung 3.2): Unterhaltung und Spaß (sehr wichtig oder wichtig: 89,0 %), sich bilden und Neues erfahren (87,1 %) sowie Unternehmung mit Freunden (80,9 %) werden dabei von den Karlsruherinnen und Karlsruhern als besonders wichtig angesehen. Rund drei Viertel der Befragten beurteilen etwas Kreatives (75,9 %) oder Spannendes (74,2 %) erleben sowie Preis (73,2 %) und Service (72,7 %) als sehr wichtig oder wichtig. Eher nebensächlich sind für die Karlsruherinnen und Karlsruher dagegen die Verknüpfung mit anderen Aktivitäten (40,1 %), neue Kontakte knüpfen (37,4 %) und Exklusivität (28,4 %), die am seltensten als sehr wichtige oder wichtige Faktoren im Rahmen eines Kulturbesuchs genannt werden. © Monika Müller-Gmelin | Stadtplanungsamt Karlsruhe 5,8 8,2 6,6 28,1 20,8 18,7 22,7 23,3 23,7 31,0 35,1 39,5 22,6 29,2 33,5 42,1 49,8 54,0 50,5 50,9 52,2 49,9 52,0 49,5 44,5 45,5 46,1 20,9 25,7 23,7 24,2 22,0 20,9 16,4 11,5 9,0 27,2 17,1 13,8 8,9 3,7 3,5 2,6 3,8 3,2 2,7 1,4 1,9 0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100 Exklusivität neue Kontakte knüpfen Verknüpfung mit anderen Aktivitäten Unternehmung mit der Familie kurzer Anreiseweg Service Preis etwas Spannendes erleben etwas Kreatives erleben Unternehmung mit Freunden sich bilden/Neues erfahren Unterhaltung/Spaß sehr wichtig wichtig weniger wichtig unwichtig Abbildung 3.2 Bedeutung verschiedener Faktoren bei einem Kulturbesuch Basis: 5.481 Befragte mit mindestens einer Antwort. Stadt Karlsruhe | Amt für Stadtentwicklung | Bürgerumfrage 2019. „Wie wichtig sind Ihnen folgende Faktoren bei einem Kulturbesuch?“ % 20 | Nutzung kultureller Einrichtungen und Angebote in Karlsruhe 2019 Amt für Stadtentwicklung | 21 4. Kulturangebot in Karlsruhe: Informationsverhalten und Bewertung Informationsstand und -quellen der Bevölkerung Zwei von drei Karlsruherinnen und Karlsruhern fühlen sich über das Kulturangebot in der Stadt sehr gut (9,1 %) oder gut (56,2 %) informiert. Trotz, oder vielleicht auch wegen der vielfältigen Informationskanäle, die das Internet mit sich bringt, fühlen sich etwa ein Drittel der Befragten nur weniger gut (28,6 %) oder sogar schlecht informiert (3,9 %). Die wahrgenommene Informationslage hat sich im Laufe der vergangenen zehn Jahre verschlechtert (Abbildung 4.1): Zusammengenommen fühlten sich im Jahr 2009 noch 81,8 % sehr gut oder gut über das kulturelle Geschehen in der Fächerstadt im Bilde, 2019 sind es nur noch zwei Drittel (65,3 %). Auch in der Regionsbevölkerung fühlt sich zusammengenommen mehr als die Hälfte sehr gut (13,6 %) oder gut (44,9 %) über die Kulturangebote in der Stadt informiert. Gegenüber der Stadtbevölkerung fällt auf, dass die Befragten aus den Gemeinden des Umlands zu höheren Anteilen kein Interesse am Kulturangebot in der Stadt äußern (Karlsruhe: 2,2 %; Region: 9,7 %) und sich auch häufiger schlecht informiert fühlen (Karlsruhe: 3,9 %; Region: 9,1 %). Besonders gut ist die selbst eingeschätzte Informationslage bei den älteren Jahrgängen und schon länger in Karlsruhe wohnhaften Befragten (Anhangtabelle Band 3, Seite 20): Während sich im Alter von 18 bis unter 30 Jahren nur vier von zehn Befragten sehr gut (2,5 %) oder gut (37,8 %) informiert fühlen, sind es unter den ältesten Karlsruherinnen und Karlsruhern im Alter von 75 und mehr Jahren mit 86,8 % mehr als doppelt so viele (sehr gut: 18,0 %, gut: 68,8 %). Die Wohndauer in Karlsruhe ist ein ebenso aufschlussreicher Indikator für den wahrgenommenen Informationsstand über das Kulturangebot in der Stadt: Zusammengenommen weniger als die Hälfte der unter fünf Jahre in Karlsruhe lebenden Befragten fühlen sich sehr gut (4,6 %) oder gut (41,1 %) informiert, während drei Viertel der bereits seit 20 Jahren und länger ansässigen ihren Kenntnisstand als sehr gut (11,3 %) oder gut (63,1 %) bezeichnen. Um sich über das Karlsruher Kulturangebot zu informieren, stehen vielfältige Möglichkeiten zur Verfügung. Die unterschiedlichen Nutzungsintensitäten der vorhandenen Informationskanäle sind in Abbildung 4.2 a absteigend nach täglicher Inanspruchnahme durch die Karlsruherinnen und Karlsruher dargestellt. Jeweils mehr als ein Viertel der Befragten nutzt täglich Radio (28,5 %) und Tageszeitungen (26,9 %) zur Informationsgewinnung über Kultur- und Freizeitangebote. Soziale Netzwerke wie Facebook, Twitter oder Instagram werden von rund einem Fünftel (19,6 %), Online Nachrichtenportale von 16,8 % genannt. Außerdem kommen Fernsehen (16,1 %), Plakaten und Außenwerbung (13,7 %) sowie Mundpropaganda (13,3 %) wichtige Rollen bei der Informationsbeschaffung in der Stadtbevölkerung zu. Vorwiegend wöchentliche Nutzung erfahren die wöchentlich erscheinenden Printmedien Der Sonntag (45,3 %) und Der Kurier mit Stadtzeitung (41,9 %) sowie Mundpropaganda (40,8 %) und Plakate und Außenwerbung (36,8 %). Generell geben Frauen an, sich unabhängig von der Medienform häufiger über die Kultur- und Freizeitangebote in der Stadt zu informieren als Männer. Vor allem nutzen Frauen häufiger Radio (täglich: 31,9 %) und Soziale Netzwerke (täglich: 21,9 %) als Männer (25,4 % beziehungsweise 17,4 %). Wenig überraschend hängt die Nutzung verschiedener Medien mit dem Lebensalter der Bürgerinnen und Bürger zusammen: Je älter die Befragten, desto häufiger nehmen Tageszeitung, Fernsehen und Radio eine zentrale Rolle als Informationsquelle ein. Tageszeitungen werden bis zum Alter von unter 45 Jahren nur sehr selten täglich gelesen (18 bis unter 30 Jahre: 3,8 %; 30 bis unter 45 Jahre: 5,0 %). Im Alter von 45 bis unter 65 Jahren sind es bereits 30,8 %, im Alter von 65 bis unter 75 Jahren 67,9 % und im Alter von 75 Jahren und älter 81,7 %, die die Tageszeitung im Kontext der Information über Kulturangebote studieren. Beim Fernsehen steigen die Anteile täglicher Nutzung von 4,8 % (18 bis unter 30 Jahren) stetig auf 51,0 % (75 Jahre und älter), beim Radio von 15,2 % auf 44,2 % an. Vorwiegend von den jüngeren Karlsruherinnen und Karlsruhern werden Soziale Netzwerke und Plakate als rege genutzt eingestuft: 29,9 % der Befragten im Alter von 18 bis unter 30 Jahren nutzen Facebook, Twitter oder Instagram täglich. Im Alter von 30 bis unter 45 Jahren sind es 26,2 %, von 45 bis unter 65 Jahren 14,6 %, von 65 bis unter 75 Jahren 9,1% und im Alter von 75 Jahren und älter noch 4,0 % der Befragten, die Soziale Netzwerke täglich nutzen. Online Nachrichtenportale und städtische Internetseiten werden über alle Altersgruppen relativ häufig genutzt. Detaillierte Unterschiede in der Nutzungsintensität der acht von der Bürgerschaft am häufigsten täglich genutzten Medien sind in den Anhangtabellen Band 3, Seite 21 bis 28 enthalten. 13,8 9,1 13,6 68,0 56,2 44,9 14,7 28,6 22,8 2,7 3,9 9,1 0,7 2,2 9,7 0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100 2009 2019 2019 sehr gut gut weniger gut schlecht kein Interesse Abbildung 4.1 Informationsstand zum kulturellen Angebot in Karlsruhe Basis: 1.484 | 5.477 | 1.179 Befragte mit Antwort. Stadt Karlsruhe | Amt für Stadtentwicklung | Bürgerumfrage 2009 | 2019 | Regionsumfrage 2019. „Wie gut fühlen Sie sich über die Kulturangebote in Karlsruhe informiert?“ % Karlsruhe Region 1,8 2,1 2,7 3,7 3,9 4,9 6,4 13,3 13,7 16,1 16,8 19,6 26,9 28,5 41,9 20,5 45,3 24,9 15,5 10,6 22,6 40,8 36,8 14,1 25,4 17,4 10,5 18,2 0 10 20 30 40 50 60 Der Kurier mit StadtZeitung Stadtteilzeitung Der Sonntag Flyer, Programmhefte etc. Kulturmagazin Newsletter per E-Mail Internetauftritte der Stadt Mundpropaganda Plakate, Außenwerbung etc. Fernsehen Online Nachrichtenportal Soziale Netzwerke Tageszeitung Radio Täglich Wöchentlich Abbildung 4.2a Von Karlsruherinnen und Karsruhern genutzte Informationsquellen für Kultur- und Freizeitangebote | Sortiert nach täglicher Nutzung Basis: 5.283 Befragte mit mindestens einer Antwort. Stadt Karlsruhe | Amt für Stadtentwicklung | Bürgerumfrage 2019. % „Wie häufig nutzen Sie die folgenden Möglichkeiten, um sich über Kultur- und Freizeitangebote in Karlsruhe zu informieren?“ 22 | Nutzung kultureller Einrichtungen und Angebote in Karlsruhe 2019 Amt für Stadtentwicklung | 23 Auch die Regionsbevölkerung nutzt täglich vor allem das Radio (27,5 %) und Tageszeitungen (25,3 %), um Informationen über das Kultur- und Freizeitangebot in Karlsruhe zu gewinnen (Abbildung 4.2b). Soziale Netzwerke wie Facebook, Twitter oder Instagram (12,3 %; Karlsruhe: 19,6 %) sowie Online Nachrichtenportale (9,5 %; Karlsruhe: 16,8 %) werden zur Informationsgewinnung in der Region nicht so häufig täglich genutzt wie Fernsehen (15,9 %) oder Mundpropaganda (14,2 %). Insgesamt liegen Unterschiede zwischen der Stadt- und der Regionsbevölkerung aber vor allem im Umfang der wöchentlichen Mediennutzung begründet. Gerade Online Nachrichtenportale (Region: 15,2 %; Karlsruhe: 25,4 %), Mundpropaganda (Region: 30,1 %; Karlsruhe: 40,8 %), Plakate und Außenwerbung (Region: 17,6 %; Karlsruhe: 36,8 %), Der Sonntag (Region: 18,5 %; Karlsruhe: 45,3 %) und Der Kurier mit Stadtzeitung (Region: 21,5 %; Karlsruhe: 41,9 %) werden von den Karlsruherinnen und Karlsruhern überdurchschnittlich im wöchentlichen Rhythmus genutzt. Image des Karlsruher Kulturangebots „Welches Bild haben Sie persönlich vom Kulturangebot in Karlsruhe?“ Um ein möglichst aussagekräftiges Bild zeichnen zu können, wurden die Karlsruherinnen und Karlsruher gebeten, ihre persönliche Meinung zwischen entgegengesetzten Umschreibungen wie „interessant oder langweilig“ und „modern oder altmodisch“ zu verorten. Aus Abbildung 4.3 geht hervor, dass zusammengenommen jeweils rund zwei Drittel der Bürgerinnen und Bürger das Kulturangebot als in eher oder sehr angenehmer Atmosphäre (zusammen 68,3 %), vielfältig (66,4 %), interessant (66,2 %) und unterhaltsam (63,4 %) wahrnehmen. Vergleichsweise selten wird das Angebot als sehr oder eher preiswert (zusammen 31,4 %), besonders (37,1 %) oder anspruchsvoll (40,2 %) empfunden. Das wahrgenommene Kulturimage ist bei Karlsruherinnen durchweg etwas positiver als bei Karlsruhern und auch mit höherem Alter neigen die Befragten zu positiveren Umschreibungen. Je älter die Befragten, desto eher wird das Kulturangebot in der Stadt als sehr interessant, vielfältig, unterhaltsam, anspruchsvoll und besonders empfunden. 1,8 1,2 0,6 0,8 0,8 0,5 0,7 1,0 0,7 11,4 11,0 5,7 7,1 6,8 3,5 5,0 6,0 2,5 55,4 50,7 53,6 40,8 35,9 32,8 28,1 26,6 28,5 26,1 30,8 33,5 41,0 40,7 51,4 50,4 44,0 49,8 5,3 6,3 6,7 10,3 15,8 12,0 15,8 22,4 18,5 Abbildung 4.3 Image des Kulturangebots in Karlsruhe % eintönig vielfältig unangenehme Atmosphäre angenehme Atmosphäre elitär für alle geeignet langweilig interessant anstrengend unterhaltsam altmodisch modern anspruchslos anspruchsvoll gewöhnlich besonders teuer preiswert neutral eher ... sehr ...eher ...sehr ... „Welches Bild haben Sie persönlich vom Kulturangebot in Karlsruhe?“ 10 40 60 800 20 50 70 90102030405060 Basis: 5.415 Befragte mit Antwort. Stadt Karlsruhe | Amt für Stadtentwicklung | Bürgerumfrage 2019. 30 3,1 3,4 3,5 3,8 4,9 7,8 8,3 9,5 12,3 14,2 15,9 25,3 27,5 18,5 21,5 6,4 11,2 4,7 12,3 17,6 15,2 13,2 30,1 18,7 12,3 19,7 0 10 20 30 40 50 60 Der Sonntag Der Kurier mit StadtZeitung Kulturmagazin Flyer, Programmhefte etc. Newsletter per E-Mail Internetauftritte der Stadt Plakate, Außenwerbung etc. Online Nachrichtenportal Soziale Netzwerke Mundpropaganda Fernsehen Tageszeitung Radio Täglich Wöchentlich Abbildung 4.2b Von der Regionsbevölkerung genutzte Informationsquellen für Kultur- und Freizeitangebote | Sortiert nach täglicher Nutzung Basis: 1.202 Befragte mit Antwort. Stadt Karlsruhe | Amt für Stadtentwicklung | Regionsumfrage 2019. % „Wie häufig nutzen Sie die folgenden Möglichkeiten, um sich über Kultur- und Freizeitangebote in Karlsruhe zu informieren?“ 24 | Nutzung kultureller Einrichtungen und Angebote in Karlsruhe 2019 Amt für Stadtentwicklung | 25 Zufriedenheit mit dem Kulturangebot in Karlsruhe Zusammengenommen sind neun von zehn Befragten mit dem kulturellen Angebot in Karlsruhe sehr zufrieden (19,1 %) oder zufrieden (71,4 %). Gegenüber 2009 hat vor allem der Anteil der sehr Zufriedenen von 27,8 % auf 19,1 % nachgelassen (Abbildung 4.4). Frauen äußern sich mit 22,3 % häufiger sehr zufrieden mit dem Kulturangebot in der Stadt als Männer (16,2 %). Außerdem lässt sich ein geschlechterübergreifender Alterseffekt in der Zufriedenheit feststellen, der sich mit dem festgestellten positiveren Image deckt: Je älter die Befragten, desto höher fällt deren Zufriedenheit mit den kulturellen Veranstaltungen und Einrichtungen in Karlsruhe aus (Anhangtabelle Band 3, Seite 29). 27,8 19,1 65,7 71,4 6,0 8,5 0,5 1,0 0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100 2009 2019 sehr zufrieden zufrieden weniger zufrieden nicht zufrieden Abbildung 4.4 Zufriedenheit mit dem kulturellen Angebot in Karlsruhe Basis: 1.470 | 4.976 Befragte. Stadt Karlsruhe | Amt für Stadtentwicklung | Bürgerumfrage 2009 | 2019. % „Wenn Sie alle kulturellen Veranstaltungen und Einrichtungen in Karlsruhe zusammenfassen: Wie zufrieden sind Sie – alles in allem – mit dem kulturellen Angebot in Karlsruhe?“ Die Bürgerinnen und Bürger, die sich weniger oder nicht zufrieden geäußert haben, wurden in offener Form nach den Gründen für deren Unzufriedenheit gefragt: „Wenn Sie mit den kulturellen Veranstaltungen und Einrichtungen in Karlsruhe weniger oder nicht zufrieden sind, woran liegt das?“. Innerhalb dieser Untergruppe machten 367 Personen Angaben zur geringen Zufriedenheit (Abbildung 4.5) und nannten als Gründe vor allem keine passenden oder interessanten Angebote (21,2 %) und zu wenig beziehungsweise nicht gebündelte Informationen/Werbung über das Angebot in der Stadt (18,9 %). Etwa ein Neuntel der Befragten gibt an, zu wenig Kleinkunst/Subkultur/Nischen- oder Szeneangebote vorzufinden (11,0 %) oder bemängelt die zu hohen Preise (10,6 %). Keine passenden oder interessanten Angebote werden unabhängig von soziodemografischen Merkmalen der Befragten als Gründe für Unzufriedenheit genannt, während zu wenig Informationen oder ein fehlender gebündelter Auftritt von Informationen vor allem von den jüngeren Befragten bemängelt werden. © R ol an d Fr än kl e | P re ss ea m t S ta dt K ar lsr uh e 6,3 0,8 1,0 1,8 1,9 2,6 2,9 3,3 4,5 5,6 5,6 6,2 8,2 8,5 10,6 11,0 18,9 21,2 0 5 10 15 20 25 30 Sonstiges zu wenig englische Angebote mangelnde Sicherheit mangelndes Interesse schlechte Erreichbarkeit Zeitmangel zu wenig Konzerte zu wenig Angebot für Familien/Kinder allgemein zu wenig Angebot Organisatorische Mängel (zu viel Publikum, Essen, Tonqualität) zu wenig modern zu wenig Angebot für Jugendliche/junge Leute zu wenig Top-Acts nicht vielfältig genug zu teuer zu wenig Kleinkunst/Subkultur/Nischen-/Szeneangebot zu wenig Informationen/Werbung/gebündelter Auftritt fehlt keine passenden/interessanten Angebote Abbildung 4.5 Gründe für Unzufriedenheit mit kulturellen Veranstaltungen und Einrichtungen in Karlsruhe | Teilgruppe1 1 Befragte, die weniger oder nicht zufrieden sind. Mehrfachnennungen waren möglich, daher Summe größer als 100 %. Basis: 367 Befragte mit Antwort. Stadt Karlsruhe | Amt für Stadtentwicklung | Bürgerumfrage 2019. % „Wenn Sie [mit den kulturellen Veranstaltungen und Einrichtungen in Karlsruhe] weniger oder nicht zufrieden sind, woran liegt das?“ 26 | Nutzung kultureller Einrichtungen und Angebote in Karlsruhe 2019 Amt für Stadtentwicklung | 27 Verbesserungspotentiale des Kulturangebots in der Stadt Ein Drittel der Karlsruherinnen und Karlsruher (33,3 %) sieht Verbesserungsbedarfe bezüglich der hiesigen Kulturangebote. Weitere 21,5 % geben an, dass keine Verbesserungen notwendig sind. Fast die Hälfte antwortet auf die Frage nach Verbesserungspotentialen allerdings mit weiß nicht (45,3 %). Insgesamt werden Optimierungsmöglichkeiten häufiger gesehen, je jünger die Befragten sind (Abbildung 4.6): Vier von zehn Befragten im Alter von 18 bis unter 30 Jahren (39,9 %) empfinden Verbesserungspotentiale im Kulturangebot, während es unter den ältesten Befragten nur noch 17,6 % sind. Wenn die Befragten angegeben haben, dass es Bereiche mit Verbesserungsbedarf gibt, wurde offen danach gefragt, in welchen Bereichen das Kulturangebot Karlsruhes am ehesten verbessert werden sollte. Diese Möglichkeit zu konstruktiver Kritik nutzten 1.514 Befragte und nannten insgesamt rund 2.900 Bereiche, die optimiert werden könnten (Abbildung 4.7). Dargestellt sind alle Äußerungen mit Anteilen über fünf Prozent. Am häufigsten äußern die Karlsruherinnen und Karlsruher Verbesserungsbedarf in den Bereichen Pop/Rock/ Jazz (26,0 %), Kinder/Jugendliche (13,3 %), Werbung/ Öffentlichkeitsarbeit (12,6 %) und Theater (9,8 %). Rund ein Elftel der Befragten nennt Museen/Galerien/Ausstellungen (8,9 %), geringere Eintrittspreise/kostenlose Veranstaltungen (8,6 %) und Stadtfeste/Veranstaltungen (8,1 %). Innerhalb der Kategorie Pop/Rock/Jazz werden vor allem mehr Musikveranstaltungen allgemein, im Stadion, als Open Air oder in größeren Hallen sowie Konzerte von international bekannten Künstlern genannt. Unter dem Schlagwort Kinder/ Jugendliche werden häufig mehr Veranstaltungen für Kinder allgemein, für spezielle Altersgruppen, mehr Angebote für Familien oder generell mehr Familienfreundlichkeit gefordert. Mehr Werbung und Öffentlichkeitsarbeit umfasst Plakatwerbung, Informationen in der Tagespresse und auch die Bündelung von Informationen sämtlicher vorhandener Kulturangebote im Internet. Handlungsbedarf im Bereich Pop/Rock/Jazz sehen Männer (29,5 %) häufiger als Frauen (21,9 %) und vor allem Befragte im Alter von 45 bis unter 65 Jahren. Optimierungspotential im Bereich Kinder und Jugendliche wird dagegen eher von Frauen (17,9 %) als von Männern (9,5 %) sowie von jüngeren Befragten gesehen (Anhangtabelle Band 3, Seite 30). Im Vergleich zur Umfrage aus dem Jahr 2009 hat sich die Situation im Bereich Kinder/Jugendliche (minus 6,2 Prozent- punkte) und Theater (minus 4,7 Prozentpunkte) entspannt. Dagegen werden Werbung/Öffentlichkeitsarbeit (plus 10,0 Prozentpunkte), geringere Eintrittspreise/kostenlose Veranstaltungen (plus 7,7 Prozentpunkte) und Pop/Rock/Jazz (plus 4,9 Prozentpunkte) häufiger mit Optimierungsbedarf in Verbindung gebracht. Vor zehn Jahren noch recht häufig, aktuell aber nur noch selten bemängelt werden die Bereiche Klassische Musik/Oper (2009: 12,7 %; 2019: 4,6 %), Clubs/Diskotheken (2009: 10,9 %; 2019: 2,0 %) und Seniorenkultur (2009: 8,1 %; 2019: 2,0 %), was als Zeichen für zwischenzeitliche Verbesserungen der jeweiligen Angebote oder für geänderte Präferenzen in der Bevölkerung angesehen werden kann. 17,6 22,6 32,1 38,7 39,9 33,3 40,6 0 10 20 30 40 50 75 Jahre und älter 65 bis unter 75 Jahre 45 bis unter 65 Jahre 30 bis unter 45 Jahre 18 bis unter 30 Jahre Karlsruhe insg. 2019 Karlsruhe insg. 2009 Abbildung 4.6 Verbesserungsbedarf im Kulturangebot Karlsruhes aus Sicht der Befragten Basis: 610 | 1.793 Befragte mit Antwort. Stadt Karlsruhe | Amt für Stadtentwicklung | Bürgerumfrage 2009 | 2019. % „Gibt es Bereiche, in denen das Kulturangebot in Karlsruhe verbessert werden sollte?” – Anteil „Ja, es gibt Bereiche mit Verbesserungsbedarf.” 21,1 19,5 2,6 14,5 11,4 0,9 8,5 26,0 13,3 12,6 9,8 8,9 8,6 8,1 0 5 10 15 20 25 30 Pop/Rock/Jazz Kinder/Jugendliche mehr Werbung/ Öffentlichkeitsarbeit Theater Museen/Galerien/Ausstellungen geringere Eintrittspreise/ kostenlose Veranstaltungen Stadtfeste/Veranstaltungen 2009 2019 Abbildung 4.7 Kulturbereiche, in denen Verbesserungsbedarfe gesehen werden | Teilgruppe1 1 Befragte, die Verbesserungsbedarfe im Kulturangebot Karlsruhes sehen. Mehrfachnennungen möglich, daher Summe größer als 100 %. Nur Nennungen > 5 %. Basis: 611 | 1.514 Befragte. Stadt Karlsruhe | Amt für Stadtentwicklung | Bürgerumfrage 2009 | 2019. % „In welchen Bereichen sollte das Kulturangebot Karlsruhes Ihrer Meinung nach am ehesten verbessert werden?“ – Befragte, die Verbesserungsbedarfe im Kulturangebot Karlsruhes sehen. 28 | Nutzung kultureller Einrichtungen und Angebote in Karlsruhe 2019 Amt für Stadtentwicklung | 29 5. Nutzung kultureller Angebote und kulturelle Aktivitäten 5.1 Einrichtungen und Veranstaltungen Das Kulturangebot in Karlsruhe ist breit gefächert und besteht aus einer Vielzahl kultureller Einrichtungen und Veranstaltungen, die teilweise eher stadtteilbezogen sind, zu großen Teilen aber auch eine gesamtstädtische Reichweite besitzen. Die kulturellen Einrichtungen und Veranstaltungen mit großer Reichweite wurden im Rahmen der Bürgerumfrage und der Regionsumfrage intensiv auf Bekanntheit und Nutzung hin untersucht. Dabei war im Vorfeld eine Auswahl von insgesamt 40 kulturellen Einrichtungen und 39 Kultur- veranstaltungen in Karlsruhe notwendig. Jeder dieser Einrichtungen und Veranstaltungen wird in „Band 2 | Steckbriefe“ eine Übersichtsseite gewidmet, die die zentralen Erkenntnisse bündelt. Kulturelle Einrichtungen mit gesamtstädtischer Reichweite Die Einrichtungen mit gesamtstädtischer Reichweite sind nach Kategorien sortiert und nach Besuchsanteilen in der Karlsruher Bevölkerung absteigend in Abbildung 5.1 dargestellt. In der Kategorie Theater sticht vor allem das Badische Staatstheater hervor, das von 70,3 % der Karlsruherinnen und Karlsruher schon einmal besucht wurde, gefolgt von DAS SANDKORN (48,7 %) und dem Kammertheater (41,4 %). Bei den Museen/Archiven/Sammlungen sind es vor allem das Staatliche Museum für Naturkunde (75,4 %) und das ZKM (72,9 %), die jeweils von rund drei Vierteln der Karlsruherinnen und Karlsruher schon einmal besucht wurden. Von mehr als jedem beziehungsweise jeder zweiten Befragten wurden außerdem das Badische Landesmuseum (67,5 %), die Staatliche Kunsthalle (52,2 %) und die Majolika (50,4 %) bereits besucht. Unter den Kinos wurden der Filmpalast am ZKM (83,7 %) und die Schauburg (73,6 %) am häufigsten schon einmal besucht. Die Landschaft der Soziokulturellen Zentren/Kulturräume/Musikclubs wird in der Karlsruher Bevölkerung vor allem durch das Tollhaus (von 56,2 % bereits besucht), das Substage (34,5 %) und das Jubez Kulturzentrum (32,6 %) geprägt. Die am häufigsten bereits besuchten Bibliotheken in Karlsruhe sind die Badische Landesbibliothek (38,0 %), die Stadtbibliothek im Neuen Ständehaus (36,0 %) und die KIT-Bibliothek (33,1 %). Die ausführlichen Steckbriefe zu allen Einrichtungen sind in Band 2: Steckbriefe, Kapitel 2.1 enthalten und geben vertiefende Einblicke in Bekanntheit und Besucheranteile aus Sicht der Stadtbevölkerung und der Region. Siehe Band 2, Kapitel 2.1: Einrichtungsanalysen Siehe Band 2 | Steckbriefe 38,5 48,9 8,1 9,5 13,0 20,7 27,3 27,6 33,1 36,0 38,0 3,8 4,1 6,9 8,1 9,0 11,2 11,8 11,8 23,9 26,0 32,6 34,5 56,2 32,6 53,6 73,6 83,7 10,6 11,1 13,0 13,9 14,2 14,3 16,0 23,4 26,8 50,4 52,2 23,6 67,5 72,9 75,4 8,9 24,1 24,4 41,4 48,7 70,3 0 20 40 60 80 100 Volkshochschule Konzerthaus/Schwarzwaldhalle Bibliothek des ZKM/Staatliche Hochschule für Gestaltung Medienbus Stadtteilbibliothek Durlach Andere Stadtteilbibliotheken Digitale Stadtbibliothek Kinder- und Jugendbibliothek im Prinz-Max-Palais KIT-Bibliothek Stadtbibliothek im Neuen Ständehaus Badische Landesbibliothek (BLB) wirkstatt GEDOK Künstlerhaus Centre Culturel Franco-Allemand Kulturhaus Mikado IBZ Internationales Begegnungszentrum KOHI Kulturraum Jazzclub Kulturzentrum Tempel Orgelfabrik Durlach Jubez Kulturzentrum Substage Tollhaus Kino der Kinemathek Universum City Kino Filmtheater Schauburg Filmpalast am ZKM Generallandesarchiv Stadtarchiv Erinnerungsstätte Ständehaus Pfinzgaumuseum Durlach Private Galerien Museum für Literatur am Oberrhein Badischer Kunstverein Stadtmuseum Städtische Galerie Majolika Staatliche Kunsthalle Museum beim Markt Badisches Landesmuseum ZKM | Zentrum für Kunst und Medien Staatliches Museum für Naturkunde Jakobustheater Badisch Bühn marotte – Figurentheater Kammertheater DAS SANDKORN Badisches Staatstheater Abbildung 5.1 Kulturelle Einrichtungen im Überblick | sortiert nach Anteil „bereits besucht“ von Befragten aus Karlsruhe % „Kennen Sie die Einrichtung? Wie häufig haben Sie diese in den letzten zwölf Monaten besucht?” Mehrfachnennungen möglich, daher Summe größer als 100 %. Basis: 4.377 Befragte mit mindestens einer Antwort. Stadt Karlsruhe | Amt für Stadtentwicklung | Bürgerumfrage 2019. Museen/Archive/Sammlungen Theater Bibliotheken Kinos Weitere Einrichtungen Soziokulturelle Zentren/Kulturräume/Musikclubs 30 | Nutzung kultureller Einrichtungen und Angebote in Karlsruhe 2019 Amt für Stadtentwicklung | 31 Kulturelle Veranstaltungen mit gesamtstädtischer Reichweite Die Veranstaltungen mit gesamtstädtischer Reichweite sind nach Kategorien sortiert und nach Besuchsanteilen absteigend in Abbildung 5.2 dargestellt. In der Kategorie Musik ist Das Fest mit einem Anteil von 74,0 % unter allen Karlsruher Bürgerinnen und Bürgern mit Abstand die am häufigsten bereits besuchte Veranstaltung; danach folgen das Unifest (34,2 %) und das Zeltival im Kulturzentrum Tollhaus (31,4 %). Unter den Theater/Tanz-Veranstaltungen wurde das Theaterfest des Badischen Staatstheaters mit 19,8 % am häufigsten bereits besucht. Über den Bereich Film- und Medienkunst hinaus sind die Schlosslichtspiele, die zu 78,6 % von den Karlsruherinnen und Karlsruhern bereits besucht wurden, die überragende Veranstaltung in der Fächerstadt, obwohl sie erst seit dem Jahr des 300. Stadtgeburtstags 2015 existieren. Die OPEN AIR Kino-Nächte beim Schloss Gottesaue wurden von gut der Hälfte (54,3 %) der Befragten schon einmal besucht. Im Bereich Hörfunk/ Literatur ist die Karlsruher Bücherschau mit fast einem Viertel Besuchsanteilen (23,6 %) führend. Die Kategorie Kunst-Messen/Ausstellungen wird am prominentesten von der Karlsruher Museumsnacht KAMUNA, die von gut einem Drittel (36,8 %) und der art KARLSRUHE, die von einem Viertel (24,9 %) der Karlsruherinnen und Karlsruher bereits besucht wurden, bespielt. In der Kategorie Interkulturelle, interdisziplinäre Veranstaltungen liegen sämtliche Veranstaltungsformate zwischen 13,4 % und 9,7 % und wurden damit zu beinahe gleichen Teilen bereits von den Einwohnerinnen und Einwohnern der Fächerstadt besucht. Von den Kulturfesten und lokales Brauchtum wurden von mehr als der Hälfte der Karlsruher Bürgerinnen und Bürger schon einmal dem Durlacher Altstadtfest (59,1 %) und den Faschingsumzügen (56,8 %) beigewohnt. Die ausführlichen Steckbriefe zu allen Veranstaltungen sind in Band 2: Steckbriefe, Kapitel 3.1 enthalten und geben vertiefende Einblicke in Bekanntheit und Besucheranteile aus Sicht der Stadtbevölkerung und der Region. © Kai Rohweder | Amt für Stadtentwicklung Karlsruhe Siehe Band 2, Kapitel 3.1: Veranstaltungsanalysen Abbildung 5.2 Kulturelle Veranstaltungen im Überblick | sortiert nach Anteil „bereits besucht“ von Befragten aus Karlsruhe „Kennen Sie die Veranstaltung? Haben Sie diese bereits besucht?” 3,7 9,2 36,3 44,3 56,8 59,1 9,7 9,8 11,4 11,4 13,4 7,4 24,9 36,8 3,3 3,8 5,4 13,8 23,6 2,6 2,8 3,8 4,0 7,8 54,3 78,6 2,3 3,0 4,2 7,5 19,8 1,7 5,8 7,9 11,2 17,9 31,4 34,2 74,0 0 20 40 60 80 100 Karlsruher Gespräche EFFEKTE Hafen-Kultur-Fest Lichterfest im Zoologischen Stadtgarten Faschingsumzüge (auch in den Stadtteilen) Durlacher Altstadtfest Mondo - Ein Fest für alle (Fest der Völkerverständigung) Folkloria India Summer Days Wochen gegen Rassismus Europäische Kulturtage Karlsruher Künstlermesse art KARLSRUHE KAMUNA (Karlsruher Museumsnacht) KinderLiteraturtage Karlsruher Krimitage Literaturtage ARD-Hörspieltage Karlsruher Bücherschau BEYOND dokKa – Dokumentarfestival Karlsruhe PRIDE PICTURES – Queer Film Festival Stummfilm-Festival Karlsruhe „Independent Days” Internationale Filmfestspiele OPEN AIR Kino-Nächte Schlosslichtspiele marottinale ATOLL Tanz Karlsruhe Theaternacht Theaterfest ZeitGenuss Musik im Rathaus Karlsruher Meisterkonzerte Internationale Händel-Festspiele Karlsruher Schlosskonzerte Zeltival im Kulturzentrum Tollhaus Unifest Karlsruhe Das Fest % Mehrfachnennungen möglich, daher Summe größer als 100 %. Basis: 4.377 Befragte mit mindestens einer Antwort. Stadt Karlsruhe | Amt für Stadtentwicklung | Bürgerumfrage 2019. Theater/Tanz Musik Hörfunk/Literatur Film- und Medienkunst Wissenschafts-Veranstaltungen Interkulturelle, interdisziplinäre Veranstaltungen Kunst-Messen/Ausstellungen Kulturfeste und lokales Brauchtum 32 | Nutzung kultureller Einrichtungen und Angebote in Karlsruhe 2019 Amt für Stadtentwicklung | 33 Kulturangebote mit Stadtteilbezug In der Bürgerumfrage wurde für eine Auswahl von dreizehn eher stadtteilbezogenen Kulturangeboten die Frage gestellt, ob die Einrichtung oder Veranstaltung bereits besucht wurde (Abbildung 5.3). Von diesen Einrichtungen mit Stadtteilbezug wurde von den Karlsruherinnen und Karlsruhern am häufigsten die Badnerlandhalle in Neureut bereits besucht (46,1 %), gefolgt von der Festhalle Durlach (41,2 %) und der Karlsburg Durlach (34,8 %). Besuchsanteile zwischen zehn und 20 Prozent können das Knielinger Museum im Hofgut Maxau (17,8 %), das Verkehrsmuseum in der Südstadt (14,8 %) und das Theater „Die Käuze“ in der Waldstadt (14,6 %) vorweisen. Unter den Veranstaltungen mit Stadtteilbezug wurde LIVE am Turm Durlach bereits von 12,9 % und die Grötzinger Kulturmeile von 12,7 % der Befragten besucht. Weniger als ein Viertel der Befragten (21,7 %) gab schließlich an, noch keines dieser Angebote besucht zu haben. Bei allen drei am häufigsten besuchten Einrichtungen steigt der Besucheranteil mit längerer Wohndauer in Karlsruhe an: Unter den Befragten, die 20 Jahre und länger in Karlsruhe wohnen, haben 65,8 % die Badnerlandhalle, 57,8 % die Festhalle Durlach und 46,7 % die Karlsburg bereits besucht (Anhangtabelle Band 3, Seite 31). Naheliegend sind außerdem Zusammenhänge mit dem Wohnort der Befragten. Der Besucheranteil in der Badnerlandhalle ist unter den Bewohnerinnen und Bewohnern aus Neureut mit Abstand am höchsten: 83,7 % der im Stadtteil Wohnhaften haben die Badnerlandhalle schon einmal besucht. Die Festhalle Durlach haben 67,0 % der Durlacherinnen und Durlacher bereits besucht, in Wolfartsweier (74,5 %) und Grünwettersbach (73,2 %) ist der Anteil aber noch höher. Ebenso wird der Besucheranteil in der Karlsburg von den Durlacherinnen und Durlachern (77,0 %) nur noch von den Befragten aus Wolfartsweier überboten (78,6 %). Die ausführlichen Steckbriefe zu den weiteren Einrichtungen sind in Band 2: Steckbriefe, Kapitel 2.2 und zu den weiteren Veranstaltungen in Kapitel 3.2 enthalten. 5.2 Fokusthemen: Bibliotheken und „Alter Schlachthof“ Nutzung der Karlsruher Bibliotheken Fast die Hälfte der Karlsruher Bürgerschaft (44,6 %) macht aktiv von den Angeboten der zahlreichen Karlsruher Bibliotheken Gebrauch (Abbildung 5.4). Frauen (48,6 %) nehmen das Bibliotheksangebot häufiger in Anspruch als Männer (40,7 %). Unterschieden nach Erwerbsstatus stechen vor allem die Schüler, Studenten und in Ausbildung befindlichen Befragten mit rund drei Viertel Bibliotheks- nutzenden (74,4 %) hervor. In diesem Zusammenhang zeigt sich, dass Befragte im Alter von 18 bis unter 30 Jahren mit 62,5 % mit Abstand am häufigsten die Bibliotheken im Stadtgebiet nutzen. Der Nutzeranteil sinkt mit steigendem Alter, liegt im Alter von 30 bis unter 45 Jahren noch bei leicht überdurchschnittlichen 45,4 % und mit 75 Jahren und älter bei nur noch 24,8 % (Anhangtabelle Band 3, Seite 35). Gleichzeitig werden die Bibliotheken häufiger von Karlsruherinnen und Karlsruhern genutzt, je geringer das Einkommen ausfällt (Nutzeranteil bei unter 1.000 Euro pro Kopf: 56,2 %; bei 3.000 Euro pro Kopf und mehr: 37,7 %). Ein formal niedriger Bildungsabschluss geht mit geringerer Inanspruchnahme der Bibliotheken einher (Volks-/Haupt-/ Sonderschul oder kein Abschluss: 21,1 %), die auf 52,0 % unter (Fach-) Hochschulabsolventen steigt. Von den Nutzerinnen und Nutzern machten 1.550 Befragte genauere Angaben zur Art der Nutzung des Bibliotheks- angebots. Am häufigsten werden hier von gut einem Drittel Bücher allgemein (35,0 %) genannt. Recherche/Fach- oder Sachliteratur sowie Nutzung im beruflichen Kontext wird von 18,8 % angeführt, 16,9 % nutzen die Bibliotheken als Lern- und Leseort, 14,8 % nennen Schule/Ausbildung oder Studium und etwa ein Zehntel nutzen Kinderbücher und Angebote für Kinder (10,4 %). 4,2 1,1 1,5 2,5 3,2 3,7 4,8 7,8 9,4 10,4 14,8 16,9 18,8 35,0 0 10 20 30 40 Abbildung 5.4 Nutzung Karlsruher Bibliotheken ja 44,6nein 55,4 Mehrfachnennungen möglich, daher Summe größer als 100 %. Basis: 5.482 | 1.550 Befragte mit Antwort. Stadt Karlsruhe | Amt für Stadtentwicklung | Bürgerumfrage 2019. „Nutzen Sie das Angebot der Bibliotheken in Karlsruhe?“ | „Wie nutzen Sie das Angebot der Karlsruher Bibliotheken vor allem?“ Sonstige Bücher allgemein Recherche/Fach-/Sachliteratur/Beruflich Als Lern- und Leseort Schule/Ausbildung/Studium Kinderbücher und Angebote für Kinder E-Books bzw. Onleihe Sonstige Medien (z. B. DVDs) Zeitschriften Ausleihe (nicht näher spezifiziert) Hörbücher Veranstaltungen (z. B. Lesungen) Stöbern Bücher-/Medienbus Siehe Band 2, Kapitel 2.2: Kurzprofile weiterer Einrichtungen und Kapitel 3.2: Kurzprofile weiterer Veranstaltungen 46,1 41,2 34,8 17,8 14,8 14,6 7,0 5,1 4,8 4,4 2,3 12,9 12,7 3,6 21,7 0 10 20 30 40 50 Badnerlandhalle Neureut Festhalle Durlach Karlsburg Durlach Knielinger Museum im Hofgut Maxau Verkehrsmuseum in der Südstadt Theater „Die Käuze“ in der Waldstadt Café Nun in der Oststadt Heimatmuseum Neureut Badisches Schulmuseum Palmbach p8 (ehem. Halle 14) in der Nordstadt Heimatmuseum Stupferich LIVE am Turm Durlach (Klassik am Turm) Grötzinger Kulturmeile Sonstiges Keine Abbildung 5.3 Kulturelle Veranstaltungen und Einrichtungen in den Karlsruher Stadtteilen Mehrfachnennungen möglich, daher Summe größer als 100 %. Basis: 5.197 Befragte mit mindestens einer Antwort. Stadt Karlsruhe | Amt für Stadtentwicklung | Bürgerumfrage 2019. % „Welche der folgenden kulturellen Veranstaltungen oder Einrichtungen in den Karlsruher Stadtteilen (Auswahl) haben Sie schon mal besucht?“ Veranstaltungen Einrichtungen 34 | Nutzung kultureller Einrichtungen und Angebote in Karlsruhe 2019 Amt für Stadtentwicklung | 35 Die 55,4 % der Befragten, die angaben, das Angebot der Karlsruher Bibliotheken nicht zu nutzen, wurden nach den Gründen dafür gefragt (Anhangtabelle Band 3, Seite 36). Sie nennen als Begründung am häufigsten die Nutzung anderer (Online-)Angebote (23,9 %), kein Interesse (19,8 %), den bevorzugten Kauf von Büchern (16,9 %) oder schlicht fehlende Zeit (15,3 %). Bekanntheit einzelner Bibliotheksangebote in Karlsruhe Unabhängig von der Nutzung wurde nach der reinen Bekanntheit einzelner Bibliothekseinrichtungen gefragt. In den Köpfen der Karlsruherinnen und Karlsruher sind die Badische Landesbibliothek (93,2 %) und die Stadtbibliothek im Neuen Ständehaus (91,4 %) am präsentesten (Abbildung 5.5). Die KIT-Bibliothek ist 84,2 % der Befragten geläufig und rund drei Viertel kennen die Kinder- und Jugendbibliothek im Prinz- Max-Palais (77,4 %) sowie den Medienbus (74,4 %). Je länger die Wohndauer, desto häufiger sind den Befragten die Bibliotheken in Karlsruhe bekannt. Lediglich die besonders von in Ausbildung befindlichen Personen genutzte KIT-Bibliothek stellt hier eine Ausnahme dar: die auf dem Campus befindliche Bibliothek ist überdurchschnittlichen 95,7 % der erst unter fünf Jahre in Karlsruhe Wohnenden ein Begriff. Dagegen ist die Stadtbibliothek im Neuen Ständehaus unter Studierenden, Schülern und Azubis am wenigsten bekannt (71,3 %), erreicht aber in fast allen anderen Bevölkerungsgruppen Bekanntheitswerte von über 90 Prozent. Naheliegend ist die hohe Bekanntheit der Kinder- und Jugendbibliothek unter Befragten mit Kindern: 93,0 % der Familien mit Kindern unter 18 Jahren und 95,6 % der Alleinerziehenden kennen die Einrichtung im Prinz-Max-Palais. Detaillierte Unterschiede in der Bekanntheit und den Nutzungsgewohnheiten der verschiedenen Bibliotheksangebote sind in den Anhang- tabellen Band 3, Seite 82 bis 90 enthalten. Für die neun abgefragten Bibliotheken stehen außerdem Steckbriefe in Band 2 | Kapitel 2.1 auf den Seiten 48 bis 57 zur Verfügung, die Bekanntheit und Nutzung der Bibliotheken bündeln. Kreativpark „Alter Schlachthof“ Der Kreativpark „Alter Schlachthof“ ist mit 79,1 % knappvier von fünf Bürgerinnen und Bürgern ein Begriff und 42,5 % haben den Kreativpark in den letzten zwölf Monaten besucht (Abbildung 5.6). Die Alte Hackerei ist der Hälfte der Befragten bekannt (50,6 %), das Spuktheater rund einem Fünftel (14,1 %). Die beiden auf dem Schlachthofgelände stattfindenden Veranstaltungsformate Schwein gehabt und ausgeschlachtet kennen 17,4 % beziehungsweise 17,1 % der Karlsruherinnen und Karlsruher. Informationen zu Bekanntheit und Besuchs- gewohnheiten für die Alte Hackerei und das Spuktheater sind im Steckbriefformat in Band 2, Kapitel 2.2 auf den Seiten 74 und 75 enthalten. Daneben sind in Band 2, Kapitel 3.2 auf Seite 110 die Ergebnisse für die beiden Veranstaltungsformate auf dem Gelände des „Alten Schlachthofs“ aufgeführt. 79,1 50,6 14,1 17,4 17,1 42,5 30,4 4,3 8,2 8,6 0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100 Kreativpark „Alter Schlachthof“ Alte Hackerei Spuktheater Schwein gehabt ausgeschlachtet bekannt besucht Abbildung 5.6 Kreativpark „Alter Schlachthof“ Basis: 5.331 Befragte mit Antwort. Stadt Karlsruhe | Amt für Stadtentwicklung | Bürgerumfrage 2019. % „Kennen Sie den Kreativpark „Alter Schlachthof“?“ | „Haben Sie diesen in den letzten zwölf Monaten besucht?“ | „Welche der folgenden kulturellen Einrichtungen oder Veranstaltungen im Kreativpark „Alter Schlachthof“ (Auswahl) kennen Sie?" Einrichtungen: Veranstaltungen: Siehe Band 2, Kapitel 2.2: Kurzprofile weiterer Einrichtungen und Kapitel 3.2: Kurzprofile weiterer Veranstaltungen Siehe Band 2, Kapitel 2.1: Einrichtungsanalysen 50,2 57,6 63,1 64,8 74,4 77,4 84,2 91,4 93,2 0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100 Bibliothek des ZKM und der Staatlichen Hochschule für Gestaltung (HfG) Stadtteilbibliothek Durlach Andere Stadtteilbibliotheken Digitale Stadtbibliothek (E-Books, Online-Medien, Onleihe usw.) Medienbus Kinder- und Jugendbibliothek im Prinz-Max-Palais KIT-Bibliothek Stadtbibliothek im Neuen Ständehaus Badische Landesbibliothek (BLB) Abbildung 5.5 Bekanntheit der Karlsruher Bibliotheken im Überblick „Welche der folgenden Bibliotheken in Karlsruhe (Auswahl) kennen Sie? [...]" % Basis: 5.481 Befragte mit mindestens einer Antwort. Stadt Karlsruhe | Amt für Stadtentwicklung | Bürgerumfrage 2019. 36 | Nutzung kultureller Einrichtungen und Angebote in Karlsruhe 2019 Amt für Stadtentwicklung | 37 5.3 Eigene kulturelle Aktivitäten der Bevölkerung Erstmals wurde im Rahmen der Bürgerumfrage 2019 erhoben, ob die Karlsruherinnen und Karlsruher auch selbst aktiv – ehrenamtlich, beruflich oder in der Freizeit – im kulturellen Bereich engagiert sind. Insgesamt ist das Verhältnis der im kulturellen Bereich aktiven und nicht aktiven Bürgerinnen und Bürger ausgeglichen: 47,6 % sind aktiv und 52,4 % geben an, nicht aktiv zu sein. Frauen (50,3 %) bringen sich etwas häufiger als Männer (45,2 %) im kulturellen Bereich ein. Unter den jüngsten Befragten im Alter von 18 bis unter 30 Jahren verhält es sich allerdings umgekehrt: unter den Frauen ist die kulturelle Aktivität in dieser Altersgruppe am geringsten (46,8 %), unter den Männern mit 52,5 % am stärksten ausgeprägt (Abbildung 5.7). Geschlechterunabhängig ist eine Zunahme der Aktivitäten im kulturellen Bereich mit Eintritt in das Rentenalter feststellbar. Während nur ein Drittel (33,0 %) der Befragten mit Volks-/Haupt-/Sonderschul- oder ohne Abschluss im kulturellen Bereich aktiv sind, sind es unter den Bürgerinnen und Bürgern mit Abitur/Hochschul- oder Fachhochschulreife (50,1 %) und mit Hochschul- oder Fachhochschulabschluss (53,0 %) über die Hälfte (Anhangtabelle Band 3, Seite 37). Mit steigendem Lebensalter nimmt der Anteil der Karlsruher- innen und Karlsruher, die in einem kulturellen Förderverein oder Freundeskreis engagiert sind, deutlich zu: im Alter von 18 bis unter 30 Jahren sind nur 14,1 %, im Alter von 75 Jahren und älter mit 63,2 % beinahe ein Drittel Mitglied in einem kulturellen Förderverein oder Freundeskreis (Anhang- tabellen Band 3, Seite 38 und 39). Die Angebote der Volks- hochschule werden von Frauen (30,1 %) in größerem Ausmaß wahrgenommen als von Männern (14,0 %). Der Männeranteil liegt mit 28,2 % lediglich im Bereich Computerspiele/Gaming- Kultur höher als bei den Frauen (7,2 %). Innerhalb der Teilgruppe kulturell aktiver Karlsruherinnen und Karlsruher sind die am häufigsten genannten kulturellen Aktivitäten die Mitgliedschaft in einem kulturellen Förderverein/Freundeskreis (30,0 %), ehrenamtliche Aktivität im kulturellen Bereich (25,6 %), Mitgliedschaft in einem Chor/ Musikverein/Orchester (24,3 %) oder Teilnahme an einem Kurs der Volkshochschule in den letzten zwölf Monaten (22,6 %; Abbildung 5.8). 14,2 2,7 16,4 17,5 22,6 24,3 25,6 30,0 0 10 20 30 40 % aktiv 47,6 nicht aktiv 52,4 Abbildung 5.8 Aktivität im kulturellen Bereich Mehrfachnennungen möglich, daher Summe größer als 100 %. Basis: 5.488 | 2.579 Befragte mit Antwort. Stadt Karlsruhe | Amt für Stadtentwicklung | Bürgerumfrage 2019. „Sind Sie selbst im kulturellen Bereich aktiv?“ Mitglied in einem kulturellen Förderverein/Freundeskreis ehrenamtlich im kulturellen Bereich aktiv Mitglied in einem Chor/Musikverein/Orchester in einem Kurs der Volkshochschule (VHS) angemeldet im Bereich Computerspiele/Gaming-Kultur aktiv in einem Kurs einer Kunstschule angemeldet beruflich im kulturellen Bereich beschäftigt oder mit kulturellen Themen befasst anderweitig im kulturellen Bereich aktiv 52,7 56,7 50,5 50,2 46,8 47,7 44,7 39,8 44,7 52,5 47,6 0 10 20 30 40 50 60 75 Jahre und älter 65 bis unter 75 Jahre 45 bis unter 65 Jahre 30 bis unter 45 Jahre 18 bis unter 30 Jahre 75 Jahre und älter 65 bis unter 75 Jahre 45 bis unter 65 Jahre 30 bis unter 45 Jahre 18 bis unter 30 Jahre Karlsruhe insg. 2019 Abbildung 5.7 Aktivität im kulturellen Bereich nach Altersgruppen und Geschlecht Basis: 5.488 Befragte mit Antwort. Stadt Karlsruhe | Amt für Stadtentwicklung | Bürgerumfrage 2019. % „Sind Sie selbst im kulturellen Bereich aktiv?“ | Anteil „ja". Männer: Frauen: 38 | Nutzung kultureller Einrichtungen und Angebote in Karlsruhe 2019 Amt für Stadtentwicklung | 39 5.4 Kulturbotschafter Wie die Ergebnisse aus der Regionsumfrage 2019 zeigen, hat die Stadt Karlsruhe als Kulturstandort eine hohe Strahlkraft ins Umland. Unter den Karlsruherinnen und Karlsruhern geben im Rahmen der Bürgerumfrage gut zwei Drittel (69,9 %) an, Gäste von außerhalb mit zu kulturellen Veranstaltungen und Einrichtungen in Karlsruhe zu bringen. Dabei fällt auf, dass die Bürgerinnen und Bürger häufiger als Kulturvermittler fungieren, je jünger sie sind und je höher der formale Bildungsabschluss ist. Abbildung 5.9 veranschaulicht, dass Befragte im Alter von 18 bis unter 30 Jahren fast zu drei Vierteln (74,2 %) Gäste von außerhalb zu Kulturbesuchen mitbringen, während es im Alter von 75 Jahren und älter nur noch 56,2 % sind. Befragte mit (Fach-) Hochschulabschluss bringen zu 76,7 % Personen aus dem Umland mit zu kulturellen Einrichtungen oder Veranstaltungen (Anhangtabelle Band 3, Seite 40); Befragte mit Volks-/Haupt-/ Sonderschul- oder ohne Abschluss zu weniger als der Hälfte (47,6 %). 56,2 65,2 70,1 73,6 74,2 69,9 0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100 75 Jahre und älter 65 bis unter 75 Jahre 45 bis unter 65 Jahre 30 bis unter 45 Jahre 18 bis unter 30 Jahre Karlsruhe insg. 2019 Abbildung 5.9 Mitbringen von Gästen von außerhalb zu Kulturveranstaltungen oder -einrichtungen in der Stadt Basis: 5.208 Befragte mit Antwort. Stadt Karlsruhe | Amt für Stadtentwicklung | Bürgerumfrage 2019. % „Kommt es vor, dass Sie Gäste von außerhalb mit zu kulturellen Veranstaltungen oder Einrichtungen in Karlsruhe bringen?“ | Anteil „ja". 3,7 0,6 2,7 4,8 0,5 0,6 0,9 1,1 1,3 1,4 1,8 1,9 3,4 4,8 5,8 6,0 7,2 9,2 11,5 13,1 14,3 31,9 5,6 0,3 0,5 0,7 0,7 0,9 1,2 1,5 1,7 1,7 1,7 1,7 2,4 2,4 3,2 4,0 5,1 5,7 34,5 41,7 0 10 20 30 40 50 sonstige Kultureinrichtungen andere Kinos, Kinos allgemein andere Museen, Museen allgemein andere Theater, Theater allgemein Alte Hackerei Bibliotheken Schlachthofareal KOHI Majolika Galerien Substage Filmpalast am ZKM Kammertheater Filmtheater Schauburg Zoologischer Stadtgarten Staatliche Kunsthalle Schloss (mit Schlossgarten) Badisches Landesmuseum Tollhaus Badisches Staatstheater Staatliches Museum für Naturkunde ZKM | Zentrum für Kunst und Medien sonstige Kulturveranstaltungen Atoll Stadtführungen, -rundfahrten, -besichtigungen Kulturmeile Grötzingen KSC, Sportveranstaltungen Bierbörse Internationale Händel-Festspiele art KARLSRUHE Hafen-Kultur-Fest Stadtfest, Straßenfeste Weihnachtsmarkt Lichterfest im Zoologischen Stadtgarten Unifest Karlsruhe Konzerte Zeltival im Kulturzentrum Tollhaus Durlacher Altstadtfest OPEN AIR Kino-Nächte KAMUNA (Karlsruher Museumsnacht) Das Fest (mit Vorfest) Schlosslichtspiele Veranstaltungen Einrichtungen Abbildung 5.10 Empfehlungen für auswärtige Besucherinnen und Besucher Mehrfachnennungen möglich, daher Summe größer als 100 %. Basis: 4.377 Befragte mit mindestens einer Antwort. Stadt Karlsruhe | Amt für Stadtentwicklung | Bürgerumfrage 2019. % „Welche kulturellen Einrichtungen oder Veranstaltungen in Karlsruhe würden Sie einem auswärtigen Besucher unbedingt empfehlen?“ 40 | Nutzung kultureller Einrichtungen und Angebote in Karlsruhe 2019 Amt für Stadtentwicklung | 41 „Welche kulturellen Einrichtungen und Veranstaltungen in Karlsruhe würden Sie einem auswärtigen Besucher unbedingt empfehlen?“. Bei dieser offenen Fragestellung konnten bis zu drei Highlights formuliert werden. Unter den Veranstaltungen werden mit großem Abstand die erst seit dem Jahr 2015 stattfindenden Schlosslichtspiele (41,7 %) und Das Fest mit Vorfest (34,5 %) als Karlsruher Besonderheiten für Auswärtige angesehen (Abbildung 5.8). Von mindestens fünf Prozent der Befragten werden außerdem die Karlsruher Museumsnacht KAMUNA (5,7 %) und die OPEN AIR Kino- Nächte am Schloss Gottesaue (5,1 %) empfohlen. Die jüngsten Befragten im Alter von 18 bis unter 30 Jahren nennen überdurchschnittlich häufig die Schlosslichtspiele (48,5 %), Das Fest (42,9 %), OPEN AIR Kino-Nächte (8,7 %) und das Unifest (9,0 %). Karlsruherinnen und Karlsruher im Alter von 45 bis unter 65 Jahren empfehlen dagegen vergleichsweise oft die Karlsruher Museumsnacht KAMUNA (7,1 %) und das Zeltival im Kulturzentrum Tollhaus (5,3 %). Nennenswerte Geschlechterunterschiede existieren lediglich bei den Schlosslichtspielen, die häufiger von Frauen (44,2 %) als von Männern (39,0 %) genannt werden. Besonders empfehlenswerte Kultureinrichtungen sind aus Sicht der Karlsruherinnen und Karlsruher das ZKM (31,9 %), das Naturkundemuseum (14,3 %), das Badische Staatstheater (13,1 %) und das Tollhaus (11,5 %). Das Badische Landesmuseum wird von einem Elftel der Befragten (9,2 %), das Schloss (mit Schlossgarten) von 7,2 % genannt. Zahlreiche Nennungen entfallen daneben auf die Staatliche Kunsthalle (6,0 %), den Zoologischen Stadtgarten (5,8 %), das Filmtheater Schauburg (4,8 %) und das Kammertheater (3,4 %). ZKM, Naturkundemuseum und das Badische Staatstheater werden vor allem von älteren Karlsruherinnen und Karlsruhern genannt. Das Tollhaus ist besonders bei den Befragten im Alter von 45 bis unter 75 Jahren im Fokus (16,3 % beziehungsweise 17,9 %), das Badische Landesmuseum wird vorwiegend von Befragten im Alter von 65 Jahren und älter empfohlen (15,0 % beziehungsweise 19,5 %). Insgesamt fällt auf, dass jüngere Befragte häufiger Veranstaltungen nennen, während mit höherem Alter meist kulturelle Einrichtungen auf der Liste der Empfehlungen stehen. 6. Nutzung kultureller Angebote in der Region Nahezu 60 Prozent der Karlsruherinnen und Karlsruher (59,9 %) besuchen auch kulturelle Einrichtungen, Veranstaltungen oder Freizeiteinrichtungen außerhalb des Karlsruher Stadtgebiets in der Region (Abbildung 6.1). Hierbei ist auffällig, dass der Anteil derjenigen, die kulturelle Angebote in der Region nutzen, in der Altersgruppe 18 bis unter 30 Jahre mit 44,6 % deutlich unter dem Durchschnitt liegt. In allen anderen Altersgruppen bewegt er sich zwischen 59,5 % (75 Jahre und älter) und 66,9 % (45 bis unter 65 Jahre). Der unter- durchschnittliche Besucheranteil der jüngsten Altersklasse ist vor allem auf das Besuchsverhalten von Studierenden, sich in Berufsausbildung befindenden sowie Schülerinnen und Schüler zurückzuführen (41,6 %). Dementsprechend zeigt sich auch ein deutlicher einkommensabhängiger Verlauf des Besuchsverhaltens: Der Anteil derjenigen, die Kulturangebote in der Region besuchen, steigt von 43,1% in der unteren Einkommensklasse (unter 1.000 Euro pro Kopf) sukzessive auf 70,3 % in der oberen Einkommensklasse (3.000 Euro pro Kopf und mehr). Von denjenigen, die angeben, dass Sie kulturelle Einrichtungen, Veranstaltungen oder Freizeiteinrichtungen in der Region besuchen, hat etwa jede beziehungsweise jeder Vierte (22,6 %) binnen Jahresfrist einmal das kulturelle Angebot in der Region wahrgenommen. Deutlich mehr als die Hälfte (56,6 %) hat zwei bis viermal das regionale Kulturangebot besucht. Fünfmal oder häufiger haben 20,9 % kulturellen Einrichtungen, Veranstaltungen oder Freizeiteinrichtungen außerhalb des Karlsruher Stadtgebiets in der Region einen Besuch abgestattet. Die Nutzungsintensität des kulturellen Angebots in der Region wird sowohl durch das Alter der Befragten, als auch durch den Haushaltstyp beeinflusst. So zeigt sich, dass vor allem Karlsruherinnen und Karlsruher in der Altersgruppe 75 Jahre und älter kulturelle Angebote in der Region seltener besuchen (13,2 % fünfmal oder häufiger). Überdurchschnittlich häufig nehmen dagegen Alleinlebende im Alter von 45 bis unter 65 Jahren (26,3 % fünfmal oder häufiger) sowie in Wohngemeinschaften lebende Personen (26,2 % fünfmal oder häufiger) Kulturangebote in der Region wahr. Auffällig ist zudem, dass das Einkommen auf die Häufigkeit der kulturell motivierten Besuche in der Region keinen Einfluss hat. © Roland Fränkle | Presseamt Stadt Karlsruhe 5,0 15,9 56,6 22,6 0 10 20 30 40 50 60 Abbildung 6.1 Besuch kultureller Einrichtungen, Veranstaltungen oder Freizeiteinrichtungen in der Region ja 59,9 nein 40,1 Basis: 5.312 | 2.852 Befragte mit Antwort. Stadt Karlsruhe | Amt für Stadtentwicklung | Bürgerumfrage 2019. „Besuchen Sie hin und wieder auch kulturelle Einrichtungen, Veranstaltungen oder Freizeiteinrichtungen außerhalb des Karlsruher Stadtgebiets in der Region?“ | „Wie häufig etwa innerhalb der letzten zwölf Monate?“ einmal 2- bis 4-mal 5- bis 12-mal häufiger % 42 | Nutzung kultureller Einrichtungen und Angebote in Karlsruhe 2019 Amt für Stadtentwicklung | 43 Jeweils über 10 Prozent der Karlsruherinnen und Karlsruher, die hin und wieder auch kulturelle Angebote außerhalb der Fächerstadt wahrnehmen, besuchen Baden-Baden (19,3 %), Ettlingen (16,3 %) und/oder Stuttgart (11,1 %). Darauf folgen Mannheim (9,7 %), Rastatt (6,0 %), Pforzheim (5,9 %) und Heidelberg (5,1 %). Alle weiteren Städte werden von weniger als fünf Prozent aufgesucht (Abbildung 6.2). Die Besucherschaft der vier am häufigsten genannten Städte unterscheidet sich teilweise deutlich in Abhängigkeit der soziodemografischen Merkmale. So sind 34,9 % beziehungsweise 36,5 % der Besucherinnen und Besucher Baden-Badens und Ettlingens 65 Jahre alt oder älter (Anhangtabelle Band 3, Seite 41). Unter den Besucherinnen und Besuchern Stuttgarts (15,4 %) und Mannheims (18,3 %) ist diese Altersgruppe zu deutlich geringeren Anteilen vertreten. Dagegen sind die Besucherinnen und Besucher der Landeshauptstadt zu 44,3 % und Mannheims zu 34,2 % 18 bis unter 45 Jahre alt und damit vergleichsweise jung (Baden-Baden: 21,4 %; Ettlingen: 24,8 %). Dementsprechend liegt der Anteil der Rentnerinnen und Rentner unter den Besucherinnen und Besuchern Baden-Badens (32,7 %) und Ettlingens (35,7 %) deutlich höher als unter denjenigen, die kulturelle Angebote in Stuttgart (15,9 %) oder Mannheim (18,7 %) besuchen. Vielmehr ist die Besucherschaft Stuttgarts und Mannheims mit Anteilen von 57,7 % beziehungsweise 60,6 % durch die Gruppe der ganztags Berufstätigen geprägt (Baden-Baden: 41,4 %; Ettlingen: 40,2 %). Interessant ist, dass sich dieses Besuchsverhalten nicht in wesentlichen Unterschieden der Pro-Kopf-Einkommensstruktur der Besuchergruppen Baden-Badens, Ettlingens, Stuttgarts und Mannheims niederschlägt. 2,5 3,1 4,2 4,3 4,9 5,1 5,9 6,0 9,7 11,1 16,3 19,3 0 10 20 30 40 50 60 Frankfurt am Main Speyer Bruchsal Bretten Ötigheim Heidelberg Pforzheim Rastatt Mannheim Stuttgart Ettlingen Baden-Baden % Abbildung 6.2 Besuchte Städte im Rahmen kultureller Aktivitäten Mehrfachnennungen möglich. Nur Nennungen ab 2 %. Basis: 3.222 Befragte. Stadt Karlsruhe | Amt für Stadtentwicklung | Bürgerumfrage 2019. „Welche kulturellen Einrichtungen, Veranstaltungen oder Freizeiteinrichtungen haben Sie außerhalb Karlsruhes in der Region in den letzten zwölf Monaten besucht und wo?“ In Abbildung 6.3 ist dargestellt, welche kulturellen Einrichtungen, Veranstaltungen oder Freizeiteinrichtungen jeweils in den am häufigsten genannten Städten – Baden- Baden, Ettlingen, Stuttgart, Mannheim, Rastatt – von der Karlsruher Bevölkerung besucht werden. Die Besucherinnen und Besucher Baden-Badens besuchen zu 46,8 % Angebote des Kulturbereichs Kunst/Ausstellung/Museen. Eine zentrale Rolle nimmt hier das private Museum Frieder Burda ein. Rund ein Drittel der Besucherinnen und Besucher Baden-Badens besucht das dortige Festspielhaus (32,3 %), dessen Programm vor allem Opern und Konzerte beinhaltet. Hier gibt es Schnitt- mengen mit dem Besuch von Konzerten allgemein, was von 24,1 % als kultureller Besuchsanlass genannt wird. Bei den Besucherinnen und Besuchern Ettlingens stehen die dortigen Schlossfestspiele mit 56,1 % im Vordergrund. An zweiter Stelle folgen mit 23,3 % Feste allgemein. Hierunter subsumieren sich in den offenen Antworten unter anderem die Veranstaltung „Alb in Flammen“ und das Ettlinger Marktfest. An dritter Stelle der kulturellen Besuchsanlässe folgt die Rubrik „Theater“, die vermutlich im Zusammenhang mit den Schlossfestspielen steht. Diejenigen, die kulturelle Angebote in Stuttgart besuchen, gehen zu 41,1 % auf Konzerte. Eine zentrale Rolle nehmen hierbei die Hanns-Martin-Schleyer-Halle sowie das Kultur- und Kongresszentrum Liederhalle als Veranstaltungsorte ein. An zweiter Stelle folgen mit 33,5 % die Museen in der Landeshauptstadt. Im Einzelnen werden besonders häufig das Mercedes-Benz Museum, die Staatsgalerie und das Linden-Museum genannt. Für 17,9 % der Besucherinnen und Besucher sind Musicals, insbesondere im SI-Centrum, ein kultureller Besuchsanlass. Bei kulturell motivierten Besuchen Mannheims stehen für 52,9 % der Besucherinnen und Besucher die dortigen Konzerte im Mittelpunkt. Als Konzertlocation nimmt die SAP Arena eine zentrale Rolle ein. Kunst/Ausstellungen/Museen sind für 36,2 % Besuchsanlass. Besonders häufig werden in dieser Rubrik die Kunsthalle Mannheim und das Technoseum als Einzelinstitutionen genannt. An dritter Stelle folgt mit 19,6 % die Nennung von Theaterangeboten, wobei dem Nationaltheater Mannheim eine zentrale Rolle zukommt. Kulturell motivierte Besuche Rastatts stehen vor allem im Zusammenhang mit den dortigen Schlössern (40,3 %) Schloss Favorite und Residenzschloss Rastatt. An zweiter Stelle folgt die Rubrik Theater, wobei in den offenen Antworten insbesondere auf das Straßentheaterfestival tête-à-tête hingewiesen wird. An dritter Stelle werden von 24,6 % Kunst/ Ausstellungen/Museen als Besuchsanlässe genannt, wobei hier ein enger Bezug zu den genannten Schlössern festzustellen ist, da diese auch Museen und/oder Ausstellungen beherbergen. 40,3 29,3 24,6 0 20 40 60 80 100 120 Rastatt Abbildung 6.3 Kulturelle Besuchsgründe nach Städten | Angaben in Prozent „Welche kulturellen Einrichtungen, Veranstaltungen oder Freizeiteinrichtungen haben Sie außerhalb Karlsruhes in der Region in den letzten zwölf Monaten besucht und wo?“ Mehrfachnennungen möglich, daher Summen größer als 100 %. Nur Top-3-Nennungen je besuchter Stadt. Basis: 612 | 512 | 357 | 323 | 194 Befragte mit Antwort. Stadt Karlsruhe | Amt für Stadtentwicklung | Bürgerumfrage 2019. Kunst/Ausstellungen/Museen Theater KonzerteFestspielhaus Schlossfestspiele Feste Musicals 46,8 32,3 24,1Baden-Baden 56,1 23,3 21,3Ettlingen 41,1 33,5 17,9Stuttgart 52,9 36,2 19,6Mannheim Schlösser 44 | Nutzung kultureller Einrichtungen und Angebote in Karlsruhe 2019 Amt für Stadtentwicklung | 45 Fragebogen 46 | Nutzung kultureller Einrichtungen und Angebote in Karlsruhe 2019 Amt für Stadtentwicklung | 47 G ed ru ck t a uf 1 00 P ro ze nt R ec yc lin gp ap ie r Stadt Karlsruhe | Fragebogen Kulturumfrage 2019 Amt für Stadtentwicklung Stadt- und Regionalentwicklung Klicken Sie hier, um Text einzugeben. Ihre Meinung ist uns wichtig. Sie wurden nach dem Zufallsprinzip ausgewählt, um an der diesjährigen Karlsruher Bürgerumfrage teilzunehmen. Die seit 1992 regelmäßig durchgeführte Bürgerumfrage stellt eine wichtige Entscheidungsgrundlage für Politik und Verwaltung der Stadt Karlsruhe dar. Sie helfen uns sehr, wenn Sie die Fragen auf den folgenden Seiten beantworten. Ihre Angaben werden anonym ausgewertet. Es werden keine Einzeldaten an Dritte weitergegeben. Um Auswertungen für die 70 Karlsruher Stadtviertel machen zu können, bitten wir Sie, die Nummer Ihres Stadtviertels aus dem Anschreiben in den Fragebogen zu übernehmen. Die Teilnahme an der Umfrage ist freiwillig. Als Dankeschön verlosen wir unter allen Teilnehmerinnen und Teilnehmern 50 Karlsruher Geschenkgutscheine im Wert von jeweils 20 Euro. In welchem Stadtviertel wohnen Sie? _ _ _ ← Bitte tragen Sie hier die dreistellige Nummer Ihres Stadtviertels aus dem Anschreiben ein. Einstellungen zur Kultur Kultur umfasst weit mehr als Theater, Museum, Literatur oder klassische Musik. Auch Kino, Comedy, Open-Air- Konzerte, Stadtfeste und vieles mehr werden heute mit dem Begriff Kultur in Verbindung gebracht. Im Folgenden wollen wir Ihnen ein paar Fragen zu Ihrem persönlichen Kulturverhalten stellen. 1 Seit welchem Jahr wohnen Sie in Karlsruhe? Seit _ _ _ _ (z. B. 1998) 2 Wie wichtig sind ganz allgemein kulturelle Freizeitbeschäftigungen, Kunst und Kultur für Sie persönlich?  sehr wichtig  wichtig  weniger wichtig  unwichtig 3 Wie wichtig sind Ihnen folgende Faktoren bei einem Kulturbesuch? sehr wichtig  wichtig  weniger wichtig  unwichtig  weiß nicht  Unterhaltung / Spaß      sich bilden / Neues erfahren      Unternehmung mit der Familie      Unternehmung mit Freunden      neue Kontakte knüpfen      Preis      Service      Exklusivität      Verknüpfung mit anderen Aktivitäten      etwas Spannendes erleben      kurzer Anreiseweg      etwas Kreatives erleben      Kulturumfrage 2019 2 | Stadt Karlsruhe | Amt für Stadtentwicklung | Stadt- und Regionalentwicklung | Fragebogen Kulturumfrage 2019 4 Wie wichtig sind Kunst und Kultur Ihrer Meinung nach für die Allgemeinheit?  sehr wichtig  wichtig  weniger wichtig  unwichtig 5 Sind Sie selbst im kulturellen Bereich aktiv? Was trifft auf Sie zu? Ich bin… Kreuzen Sie bitte alles Zutreffende an.  Mitglied in einem Chor/Musikverein/Orchester  Mitglied in einem kulturellen Förderverein / Freundeskreis  in einem Kurs der Volkshochschule (VHS) angemeldet (in den letzten zwöf Monaten)  in einem Kurs einer Kunstschule angemeldet (in den letzten zwölf Monaten)  im Bereich Computerspiele/Gaming-Kultur aktiv  ehrenamtlich im kulturellen Bereich aktiv  beruflich im kulturellen Bereich beschäftigt oder mit kulturellen Themen befasst  anderweitig im kulturellen Bereich aktiv, nämlich: _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _  Nein, ich bin nicht im kulturellen Bereich aktiv Kulturangebot in Karlsruhe Im Folgenden geht es nun spezieller um Kultur in Karlsruhe. Wir möchten gerne von Ihnen wissen, wie Sie sich über kulturelle Angebote informieren und welches Bild Sie vom Kulturangebot in Karlsruhe insgesamt haben. 6 Wie gut fühlen Sie sich über die Kulturangebote in Karlsruhe informiert?  sehr gut  gut  weniger gut  schlecht  kein Interesse 7 Wie häufig nutzen Sie die folgenden Möglichkeiten, um sich über Kultur- und Freizeitangebote in Karlsruhe zu informieren? täglich  wöchentlich  seltener  nie  Tageszeitung (z.B. BNN)     Der Sonntag (Wochenzeitung)     Der Kurier mit StadtZeitung (Wochenzeitung)     Stadtteilzeitung     Flyer, Programmhefte etc.     Plakate, Außenwerbung etc.     Klappe auf (Kulturmagazin)     Inka Stadtmagazin (Kulturmagazin)     Treffpunkt (Kulturmagazin)     Radio (z.B. Die neue Welle, SWR)     Fernsehen (z.B. Baden TV, SWR)     Internetauftritte der Stadt (karlsruhe.de, karlsruhe-tourismus.de, karlsruhe-erleben.de)     Online Nachrichtenportal (z.B. ka-news.de)     Soziale Netzwerke (z.B. Facebook, Twitter, Instagram)     Newsletter per E-Mail     Mundpropaganda     48 | Nutzung kultureller Einrichtungen und Angebote in Karlsruhe 2019 Amt für Stadtentwicklung | 49 3 | Stadt Karlsruhe | Amt für Stadtentwicklung | Stadt- und Regionalentwicklung | Fragebogen Kulturumfrage 2019 8 Welches Bild haben Sie persönlich vom Kulturangebot in Karlsruhe? Bitte geben Sie an, welche Beschreibung Ihrer Meinung nach am ehesten zutrifft. sehr… eher… neutral eher… sehr… interessant      langweilig unterhaltsam      anstrengend vielfältig      eintönig modern      altmodisch besonders      gewöhnlich anspruchsvoll      anspruchslos angenehme Atmosphäre      unangenehme Atmosphäre für alle geeignet      elitär preiswert      teuer Wahrnehmung, Nutzung und Bewertung der kulturellen Angebote in Karlsruhe Nun interessiert uns, in welchem Umfang Sie vom kulturellen Angebot in Karlsruhe Gebrauch machen. Hierzu gehören die Bekanntheit, Nutzung und Bewertung von Einrichtungen und Veranstaltungen. Außerdem möchten wir von Ihnen wissen, wie zufrieden Sie mit den Angeboten sind und ob Sie Verbesserungsvorschläge haben. 9 Nutzen Sie das Angebot der Bibliotheken in Karlsruhe?  Ja ► Frage 10a  Nein ► Frage 10b 10a Wie nutzen Sie das Angebot der Karlsruher Bibliotheken vor allem? ► Frage 11 _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ 10b Wieso nutzen Sie das Angebot der Karlsruher Bibliotheken nicht? _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ 11 Welche der folgenden Bibliotheken in Karlsruhe (Auswahl) kennen Sie? Wie häufig haben Sie diese in den letzten zwölf Monaten besucht und wie würden Sie die Bibliotheken, die Sie besucht haben, bewerten? Bitte benutzen Sie dazu nur ganze Noten der Schulnotenskala: 1 - sehr gut, 2 - gut, 3 - befriedigend, 4 - ausreichend, 5 - mangelhaft, 6 - ungenügend. bekannt? schon mal besucht? Anzahl der Besuche in den letzten zwölf Monaten  Schul- note  Nein  Ja  Nein  Ja  Stadtbibliothek im Neuen Ständehaus   ►   ► ___ Mal ___ Kinder- und Jugendbibliothek im Prinz-Max- Palais (PMP)   ►   ► ___ Mal ___ Stadtteilbibliothek Durlach   ►   ► ___ Mal ___ Andere Stadtteilbibliotheken   ►   ► ___ Mal ___ Medienbus   ►   ► ___ Mal ___ Digitale Stadtbibliothek (E-Books, Online- Medien, Onleihe usw.)   ►   ► ___ Mal ___ Badische Landesbibliothek (BLB)   ►   ► ___ Mal ___ KIT-Bibliothek   ►   ► ___ Mal ___ Bibliothek des ZKM und der Staatlichen Hochschule für Gestaltung (HfG)   ►   ► ___ Mal ___ 4 | Stadt Karlsruhe | Amt für Stadtentwicklung | Stadt- und Regionalentwicklung | Fragebogen Kulturumfrage 2019 12 Welche der folgenden kulturellen Einrichtungen in Karlsruhe (Auswahl) kennen Sie? Wie häufig haben Sie diese in den letzten zwölf Monaten besucht und wie würden Sie die Einrichtungen, die Sie besucht haben, bewerten? Bitte benutzen Sie dazu nur ganze Noten der Schulnotenskala: 1 - sehr gut, 2 - gut, 3 - befriedigend, 4 - ausreichend, 5 - mangelhaft, 6 - ungenügend. bekannt? schon mal besucht? Anzahl der Besuche in den letzten 12 Monaten  Schul- note  Nein  Ja  Nein  Ja  Badisches Staatstheater   ►   ► ___ Mal ___ Badisch Bühn   ►   ► ___ Mal ___ Badischer Kunstverein   ►   ► ___ Mal ___ Badisches Landesmuseum   ►   ► ___ Mal ___ Centre Culturel Franco-Allemand   ►   ► ___ Mal ___ Das Sandkorn im Theaterhaus   ►   ► ___ Mal ___ Erinnerungsstätte Ständehaus   ►   ► ___ Mal ___ Filmpalast am ZKM   ►   ► ___ Mal ___ Filmtheater Schauburg   ►   ► ___ Mal ___ GEDOK   ►   ► ___ Mal ___ Generallandesarchiv   ►   ► ___ Mal ___ IBZ Internationales Begegnungszentrum   ►   ► ___ Mal ___ Jakobustheater im Theaterhaus   ►   ► ___ Mal ___ Jazzclub   ►   ► ___ Mal ___ Jubez Kulturzentrum   ►   ► ___ Mal ___ Kammertheater   ►   ► ___ Mal ___ Kino der Kinemathek in der Kaiserpassage   ►   ► ___ Mal ___ KOHI Kulturraum   ►   ► ___ Mal ___ Konzerthaus / Schwarzwaldhalle   ►   ► ___ Mal ___ Kulturhaus Mikado   ►   ► ___ Mal ___ Künstlerhaus   ►   ► ___ Mal ___ Majolika   ►   ► ___ Mal ___ marotte Figurentheater im Theaterhaus   ►   ► ___ Mal ___ Museum beim Markt   ►   ► ___ Mal ___ Museum für Literatur am Oberrhein im PMP   ►   ► ___ Mal ___ Naturkundemuseum   ►   ► ___ Mal ___ Orgelfabrik Durlach   ►   ► ___ Mal ___ Pfinzgaumuseum Durlach   ►   ► ___ Mal ___ Private Galerien   ►   ► ___ Mal ___ Staatliche Kunsthalle   ►   ► ___ Mal ___ Stadtarchiv   ►   ► ___ Mal ___ Städtische Galerie   ►   ► ___ Mal ___ Stadtmuseum im Prinz-Max-Palais (PMP)   ►   ► ___ Mal ___ Substage   ►   ► ___ Mal ___ 50 | Nutzung kultureller Einrichtungen und Angebote in Karlsruhe 2019 Amt für Stadtentwicklung | 51 5 | Stadt Karlsruhe | Amt für Stadtentwicklung | Stadt- und Regionalentwicklung | Fragebogen Kulturumfrage 2019 Tempel Kulturzentrum   ►   ► ___ Mal ___ Tollhaus   ►   ► ___ Mal ___ Universum City Kino   ►   ► ___ Mal ___ Volkshochschule   ►   ► ___ Mal ___ wirkstatt   ►   ► ___ Mal ___ ZKM | Zentrum für Kunst und Medien   ►   ► ___ Mal ___ 13 Welche der folgenden Kulturveranstaltungen in Karlsruhe (Auswahl) kennen Sie? Wie würden Sie die Veranstaltungen, die Sie bereits besucht haben, bewerten? Bitte benutzen Sie dazu nur ganze Noten der Schulnotenskala: von 1 - sehr gut bis 6 - ungenügend. bekannt? schon mal besucht? Schulnote  Nein  Ja  Nein  Ja  ARD-Hörspieltage   ►   ► ___ art Karlsruhe   ►   ► ___ Atoll   ►   ► ___ Beyond   ►   ► ___ Das Fest   ►   ► ___ Durlacher Altstadtfest   ►   ► ___ dokKa – Dokumentarfestival Karlsruhe   ►   ► ___ EFFEKTE   ►   ► ___ Europäische Kulturtage   ►   ► ___ Faschingsumzüge (auch in den Stadtteilen)   ►   ► ___ Folkloria   ►   ► ___ Hafen-Kultur-Fest   ►   ► ___ „Independent Days” International Filmfest   ►   ► ___ India Summer Days   ►   ► ___ Internationale Händel-Festspiele   ►   ► ___ KAMUNA (Karlsruher Museumsnacht)   ►   ► ___ Karlsruher Bücherschau   ►   ► ___ Karlsruher Gespräche   ►   ► ___ Karlsruher Krimitage   ►   ► ___ Karlsruher Künstlermesse   ►   ► ___ Karlsruher Meisterkonzerte   ►   ► ___ Karlsruher Schlosskonzerte   ►   ► ___ Kinderliteraturtage   ►   ► ___ Lichterfest im Zoologischen Stadtgarten   ►   ► ___ Literaturtage   ►   ► ___ marottinale   ►   ► ___ Mondo - Ein Fest für alle (Fest der Völkerverständigung)   ►   ► ___ Musik im Rathaus   ►   ► ___ Open Air Kino-Nächte   ►   ► ___ 6 | Stadt Karlsruhe | Amt für Stadtentwicklung | Stadt- und Regionalentwicklung | Fragebogen Kulturumfrage 2019 Pride Pictures – Queer Film Festival   ►   ► ___ Schlosslichtspiele   ►   ► ___ Stummfilm-Festival Karlsruhe   ►   ► ___ Tanz Karlsruhe   ►   ► ___ Theaterfest   ►   ► ___ Theaternacht   ►   ► ___ Unifest Karlsruhe   ►   ► ___ Wochen gegen Rassismus   ►   ► ___ ZeitGenuss   ►   ► ___ Zeltival im Kulturzentrum Tollhaus   ►   ► ___ 14 Welche der folgenden kulturellen Veranstaltungen oder Einrichtungen in den Karlsruher Stadtteilen (Auswahl) haben Sie schon Mal besucht? Kreuzen Sie bitte alles Zutreffende an.  Badisches Schulmuseum Palmbach  Badnerlandhalle Neureut  Café Nun in der Oststadt  Festhalle Durlach  Grötzinger Kulturmeile  Heimatmuseum Neureut  Heimatmuseum Stupferich  Karlsburg Durlach  Knielinger Museum im Hofgut Maxau  LIVE am Turm Durlach (Klassik am Turm)  P8 (ehem. Halle 14) in der Nordstadt  Theater „Die Käuze“ in der Waldstadt  Verkehrsmuseum in der Südstadt  Sonstiges, nämlich: _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _  Nein, noch keine kulturelle Veranstaltung oder Einrichtung in den Karlsruher Stadtteilen besucht 15 Wenn Sie alle kulturellen Veranstaltungen und Einrichtungen in Karlsruhe zusammenfassen: Wie zufrieden sind Sie – alles in allem – mit dem kulturellen Angebot in Karlsruhe?  sehr zufrieden ► Frage 17  zufrieden ► Frage 17  weniger zufrieden ► Frage 16  nicht zufrieden ► Frage 16  weiß nicht ► Frage 17 16 Wenn Sie weniger oder nicht zufrieden sind, woran liegt das? _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ 17 Gibt es Bereiche, in denen das Kulturangebot in Karlsruhe verbessert werden sollte?  Ja, es gibt Bereiche mit Verbesserungsbedarf. ► Frage 18  Nein, es sind keine Verbesserungen notwendig. ► Frage 19  weiß nicht ► Frage 19 52 | Nutzung kultureller Einrichtungen und Angebote in Karlsruhe 2019 Amt für Stadtentwicklung | 53 7 | Stadt Karlsruhe | Amt für Stadtentwicklung | Stadt- und Regionalentwicklung | Fragebogen Kulturumfrage 2019 18 In welchen Bereichen sollte das Kulturangebot Karlsruhes Ihrer Meinung nach am ehesten verbessert werden? Nennen Sie bis zu drei Punkte. 1. _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ 7 2. _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ 3. _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ 19 Kommt es vor, dass Sie Gäste von außerhalb mit zu kulturellen Veranstaltungen oder Einrichtungen in Karlsruhe bringen?  Ja  Nein 20 Welche kulturellen Einrichtungen oder Veranstaltungen in Karlsruhe würden Sie einem auswärtigen Besucher unbedingt empfehlen? Nennen Sie bis zu drei Punkte. 1. _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ 7 2. _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ 3. _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ 21 Im Jahr 2015 wurde die Kampagne „Kultur in Karlsruhe“ ins Leben gerufen. Haben Sie davon schon gehört?  Ja ► Frage 21a  Nein ► Frage 22 21 a Welche Maßnahmen der Kampagne „Kultur in Karlsruhe“ kennen Sie bereits? Kreuzen Sie bitte alles Zutreffende an.  die jährliche Veranstaltungsbroschüre „Highlights“  Präsenzen auf Messen und Veranstaltungen (z.B. offerta, Stadtfest, Kulturhütte auf dem Christkindlesmarkt)  KVV-Straßenbahn mit „Mehr Kultur Wagen“-Beklebung  Website www.kultur-in-karlsruhe.de  Facebook-Account „Kultur in Karlsruhe“  Instagram-Account @kulturinkarlsruhe 22 Kennen Sie den Kreativpark „Alter Schlachthof“ Karlsruhe?  Ja ► Frage 23  Nein ► Frage 25 23 Haben Sie den Kreativpark „Alter Schlachthof“ in den letzten zwölf Monaten besucht?  Ja, mehrfach  Ja, ein Mal  Nein 8 | Stadt Karlsruhe | Amt für Stadtentwicklung | Stadt- und Regionalentwicklung | Fragebogen Kulturumfrage 2019 24 Welche der folgenden kulturellen Einrichtungen oder Veranstaltungen im Kreativpark „Alter Schlachthof“ (Auswahl) kennen Sie? Wie würden Sie die Veranstaltungen, die Sie bereits besucht haben, bewerten? Bitte benutzen Sie dazu nur ganze Noten der Schulnotenskala: von 1 - sehr gut bis 6 - ungenügend. bekannt? schon mal besucht? Schulnote  Nein  Ja  Nein  Ja  Alte Hackerei   ►   ► ___ ausgeschlachtet   ►   ► ___ Schwein gehabt   ►   ► ___ Spuktheater   ►   ► ___ Kultur außerhalb von Karlsruhe in der Region In der Region, den umliegenden Städten und Gemeinden, gibt es zahlreiche weitere kulturelle Einrichtungen und Angebote. Uns interessiert, inwieweit dieses über Karlsruhe hinausgehende Kulturangebot eine Rolle für Sie spielt. 25 Besuchen Sie hin und wieder auch kulturelle Einrichtungen, Veranstaltungen oder Freizeiteinrichtungen außerhalb des Karlsruher Stadtgebiets in der Region?  Ja ► Frage 26  Nein ► Frage 28 26 Wie häufig etwa innerhalb der letzten 12 Monate?  ein Mal  2 bis 4 Mal  5 bis 12 Mal  häufiger  weiß nicht 27 Welche kulturellen Einrichtungen, Veranstaltungen oder Freizeiteinrichtungen haben Sie außerhalb Karlsruhes in der Region in den letzten zwölf Monaten besucht und wo? Veranstaltung / Einrichtung Ort (Stadt) 1. _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ 2. _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ 3. _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ Ausgaben für Kultur und Raum für Anmerkungen 28 Wie hoch ist der Betrag, den Sie insgesamt monatlich für kulturelle Aktivitäten ausgeben?  0 Euro  unter 20 Euro  20 bis unter 50 Euro  50 bis unter 100 Euro  100 Euro oder mehr  weiß nicht 29 Haben wir etwas Wichtiges vergessen? Hier können Sie noch weitere Punkte nennen, die Sie zum Thema „Kultur in Karlsruhe“ unbedingt ansprechen wollen. _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ 54 | Nutzung kultureller Einrichtungen und Angebote in Karlsruhe 2019 Amt für Stadtentwicklung | 55 9 | Stadt Karlsruhe | Amt für Stadtentwicklung | Stadt- und Regionalentwicklung | Fragebogen Kulturumfrage 2019 Angaben zur Person und zum Haushalt Um Einschätzungen der Bürgerinnen und Bürger auch nach Teilgruppen der Bevölkerung auswerten zu können, benötigen wir noch einige statistische Angaben von Ihnen. S1 Ihr Geschlecht:  männlich  weiblich x  divers Ihr Geburtsjahr:  S2 Mit welchen Personen leben Sie ständig in Haushalts- und Wirtschaftsgemeinschaft zusammen? Kreuzen Sie alles Zutreffende an. S5 Wo wurden Ihre Eltern geboren?  beide Eltern in Deutschland geboren  Eltern(teil) im Ausland geboren  Ich lebe alleine ► Frage S4 S6 Welchen höchsten Schul- bzw. Hochschulabschluss haben Sie?  mit Ehe-/ Lebenspartner/in  Ich bin alleinerziehend  noch Schüler/in  mit Kind/Kindern (unter 18 Jahren)  ohne Abschluss / Sonderschulabschluss  mit erwachsenem Kind/Kindern (ab 18 J.)  Volksschul-/ Hauptschulabschluss  mit Eltern/Elternteil  Realschulabschluss / Mittlere Reife  mit Verwandten  Abitur / (Fach-)Hochschulreife  in einer Wohngemeinschaft  Hochschul-/ Fachhochschulabschluss S3 Bitte geben Sie das Geburtsjahr der ständig mit Ihnen im Haushalt lebenden Personen an (z.B. Partner/in, Kinder, Eltern etc.): keine Wohngemeinschaftsmitglieder auflisten S7 In welchem Tätigkeitsverhältnis stehen Sie?  ganztags berufstätig S3 1. Person  Geburtsjahr (z.B. Partner/in)  in Teilzeit, stundenweise bzw. geringfügig beschäftigt 2. Person  Geburtsjahr (z.B. Kind) 3. Person  Geburtsjahr  Schüler/in, in Lehre, Berufsausbildung, Praktikum, Wehr-/ Freiwilligendienst 4. Person  Geburtsjahr 5. Person  Geburtsjahr  Student/in 6. Person  Geburtsjahr  arbeitslos 7. Person  Geburtsjahr  in Elternzeit S4 Welche Staatsangehörigkeit haben Sie?  Rentner/in, Pensionär/in  die deutsche  Hausfrau / Hausmann  die deutsche und eine andere: _ _ _ _ _  eine andere: _ _ _ _ _ S8 Bitte geben Sie Ihr Haushalts-Nettoeinkommen an (nach Abzug von Steuern und Abgaben), über das Ihr Haushalt insgesamt monatlich verfügt: Rechnen Sie also das Einkommen z. B. von Ihrem Ehepartner und Ihnen zusammen und geben Sie die volle Summe an. Hierzu zählen NICHT Einkommen von Partnern, die nicht mit Ihnen zusammenwohnen oder WG-Mitbewohnern.  unter 750 €  3.000 € bis unter 4.000 €  750 € bis unter 1.500 €  4.000 € bis unter 5.000 €  1.500 € bis unter 2.250 €  5.000 € bis unter 6.000 €  2.250 € bis unter 3.000 €  6.000 € und mehr Sie sind nun am Ende des Fragebogens angekommen - vielen Dank für Ihre Unterstützung! 10 | Stadt Karlsruhe | Amt für Stadtentwicklung | Stadt- und Regionalentwicklung | Fragebogen Kulturumfrage 2019 Bitte kreuzen Sie an, falls Sie an der Verlosung teilnehmen, über die Ergebnisse dieser Umfrage informiert werden oder in den Verteiler für Umfragen aufgenommen werden möchten. Falls mindestens eines davon zutrifft, tragen Sie bitte Ihre Adresse im Adressfeld ein und beachten Sie dabei die Einwilligung in die Datenverarbeitung!  Ich möchte an der Verlosung teilnehmen. Als Dankeschön verlosen wir unter allen Teilnehmenden 50 Karlsruher Geschenkgutscheine im Wert von je 20 Euro, die Sie für Einkaufen, Kultur oder Freizeit in einem der über 250 teilnehmenden Unternehmen einlösen können. Ich willige ein, dass die Stadt Karlsruhe meine Adressdaten für meine Teilnahme an der Verlosung verarbeitet und danach löscht.  Ich möchte über die Ergebnisse der Umfrage informiert werden. Ich willige ein, dass die Stadt Karlsruhe meine Adressdaten zur Information über die Ergebnisse der Umfrage verarbeitet und danach löscht.  Ich möchte künftig per E-Mail Einladungen zu Umfragen der Stadt Karlsruhe erhalten und in den Verteiler für Umfragen aufgenommen werden. Ich willige ein, dass die Stadt Karlsruhe meine Adressdaten zur Einladung bei künftigen Umfragen verarbeitet und bis auf Widerruf dauerhaft speichert. Wenn Sie mehrere Punkte ankreuzen, werden Ihre Adressdaten so lange gespeichert, wie es der jeweilige Zweck erfordert – Verlosung: 11/2019; Ergebnisinformation: 4/2020; Einladungen: dauerhaft bis auf Widerruf. _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ Datum Unterschrift Einwilligung in die Datenverarbeitung Die nachfolgend erhobenen Daten werden ausschließlich zu den jeweils angegebenen Zwecken verarbeitet und vom Fragebogen sofort getrennt. Die Einwilligung hierzu ist freiwillig. Es entstehen Ihnen gegenüber der Stadt Karlsruhe keinerlei Nachteile, wenn Sie die Einwilligung insgesamt oder zu bestimmten Zwecken nicht erteilen. Sie können diese jederzeit ohne Angabe von Gründen mit Wirkung für die Zukunft widerrufen. Sie haben als betroffene Person das Recht auf Auskunft, Berichtigung, Löschung oder Einschränkung der Verarbeitung Ihrer Daten (nach Artt. 14 – 18 DSGVO), sofern die rechtlichen Voraussetzungen dafür vorliegen. Außerdem können Sie nach Art. 21 DSGVO Widerspruch einlegen. Eine andere Nutzung oder eine Weitergabe an Dritte ist ausgeschlossen. Die Betroffenenrechte sind zu richten an Stadt Karlsruhe, Amt für Stadtentwicklung, 76124 Karlsruhe, Fax 0721/133-1209, E-Mail: stadtentwicklung@afsta.karlsruhe.de. Außerdem haben Sie das Recht einer Beschwerde beim Landesbeauftragten für den Datenschutz und die Informationsfreiheit. Adressfeld (folgende Daten werden gemäß Artikel 6 Absatz 1 a) DSGVO verarbeitet) Vor- und Nachname _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ Straße, Hausnummer _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ Postleitzahl _ _ _ _ _ _ Karlsruhe E-Mail-Adresse _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ Verantwortlicher für die Datenverarbeitung Beauftragte für den Datenschutz Oberbürgermeister Dr. Frank Mentrup Stadt Karlsruhe Stadt Karlsruhe Stabsstelle Datenschutz Karl-Friedrich-Straße 10 Rathaus am Marktplatz 76133 Karlsruhe 76124 Karlsruhe E-Mail: datenschutz@zjd.karlsruhe.de Tel.: 0721/133-3050/3055 Fax: 0721/133-3059 E-Mail: datenschutz@zjd.karlsruhe.de Fax: 0721/133-3059 Aufsichtsbehörde Der Landesbeauftragte für den Datenschutz und die Informationsfreiheit Baden-Württemberg, Königstraße 10a, 70173 Stuttgart, Tel.: 0711/61 55 41 0, E-Mail: poststelle@lfdi.bwl.de Bitte senden Sie den Fragebogen im beigefügten Freiumschlag per Post zurück. 56 | Nutzung kultureller Einrichtungen und Angebote in Karlsruhe 2019 Amt für Stadtentwicklung | 57 Karlsruher Beiträge zur Stadtentwicklung 58 | Nutzung kultureller Einrichtungen und Angebote in Karlsruhe 2019 Amt für Stadtentwicklung | 59 Mai 2007 Zukunftsfähige Innenstadt Entwicklung der Karlsruher City Projektleitung: Otto Mansdörfer | Sigrun Hüger (StPlA) In Zusammenarbeit mit: Wirtschaftsförderung und Stadtplanungsamt Heft 23 | 2007 Einkaufen und Nahversorgung in Karlsruhe 2007 Aktuelle Trends und Gestaltungsmöglichkeiten Bearbeitung: Christian Fulda | Andreas Mangold (Wifö) In Zusammenarbeit mit: Wirtschaftsförderung Heft 24 | 2008 Demografischer Wandel in Karlsruhe 4 Lebensverhältnisse der Jugendlichen in Karlsruhe 2008 Ergebnisse der Jugendumfrage Bearbeitung: Dr. Hans-Heinrich Hartung In Zusammenarbeit mit: Sozial- und Jugendbehörde | Stadtjugendausschuss e. V. | Gartenbauamt Polizeipräsidium Karlsruhe Heft 25 | 2008 Wohnen und Bauen in der Stadt 7. Sachstandsbericht 2008 Projektleitung: Otto Mansdörfer Bearbeitung: Daniel Götz In Zusammenarbeit mit: Gutachterausschuss | Liegenschaftsamt | Sozial- und Jugendbehörde | Stadtplanungsamt | VOLKSWOHNUNG GmbH Heft 26 | 2009 Demografischer Wandel in Karlsruhe 5 Zu- und Fortzüge über die Stadtgrenzen 1999 – 2008 Projektleitung: Otto Mansdörfer Bearbeitung: Daniel Götz Heft 27 | 2010 Das Sicherheitsempfinden der Bevölkerung in Karlsruhe 2009 2. Sachstandsbericht zur öffentlichen Sicherheit und Ordnung Projektleitung: Otto Mansdörfer Bearbeitung: Nadia Kasper-Snouci Heft 28 | 2010 Die Nutzung kultureller Einrichtungen in Karlsruhe 2009 Projektleitung: Otto Mansdörfer Bearbeitung: Nadia Kasper-Snouci | Christian Fulda | Daniel Götz Heft 29 | 2010 Image von Karlsruhe aus Sicht der Region 2009 Projektleitung: Otto Mansdörfer Bearbeitung: Christian Fulda | Andrea Hammer Heft 30 | 2011 Unternehmens- und Betriebsumfrage 2010 Projektleitung: Otto Mansdörfer Bearbeitung: Andrea Hammer Heft 31 | 2011 Demografischer Wandel in Karlsruhe 6 Zurück in die Stadt – Motive der Zu- und Fortziehenden 2010 Projektleitung: Otto Mansdörfer Bearbeitung: Maria Mertens | Nadia Kasper-Snouci Heft 32 | 2011 Wirtschaft und Arbeit 1 Analyse wichtiger Zukunftsbranchen 2011 Projektleitung: Otto Mansdörfer Bearbeitung: Andrea Hammer Heft 33 | 2011 Lebensqualität in Karlsruhe aus Bürgersicht 2011 Projektleitung: Otto Mansdörfer Bearbeitung: Christian Fulda | Nadia Kasper-Snouci | Andrea Hammer Heft 34 | 2012 Wirtschaft und Arbeit 2 Forschung und Entwicklung in der Region Mittlerer Oberrhein 2012 Projektleitung: Otto Mansdörfer Bearbeitung: Andrea Hammer Heft 35 | 2012 Bevölkerungsvorausrechnung Karlsruhe 2030 Neue Prognose 2012 – Grundlegende Ergebnisse Projektleitung: Otto Mansdörfer Bearbeitung: Daniel Götz Heft 36 | 2012 Bürgerumfrage 2012 Kommunalpolitik, Bürgerengagement, Bürgerbeteiligung Projektleitung: Otto Mansdörfer Bearbeitung: Andrea Hammer | Christian Fulda | Benedikt Dierßen Heft 37 | 2012 Konzept zur systematischen Bürgerbeteiligung in Karlsruhe Projektleitung: Otto Mansdörfer Bearbeitung: Andrea Hammer Heft 38 | 2013 Regionsumfrage 2012 Karlsruhe aus Sicht der Region Projektleitung: Otto Mansdörfer Bearbeitung: Christian Fulda | Benedikt Dierßen Heft 39 | 2013 Bürgerumfrage 2013 Sport, Bewegung, Bäder Projektleitung: Otto Mansdörfer Bearbeitung: Christian Fulda | Daniel Götz | Nadia Kasper-Snouci Heft 40 | 2013 Der zentrale Citybereich Einschätzungen aus Passantensicht 2013 Projektleitung: Otto Mansdörfer Bearbeitung: Benedikt Dierßen | Martin Noth 60 | Nutzung kultureller Einrichtungen und Angebote in Karlsruhe 2019 Amt für Stadtentwicklung | 61 Heft 41 | 2013 Die Attraktivität der Durlacher Innenstadt Ergebnisse der Bürger- und Passantenumfrage 2013 Projektleitung: Otto Mansdörfer Bearbeitung: Daniel Götz | Nadia Kasper-Snouci Heft 42 | 2013 Sozialdaten 2013 Projektleitung: Otto Mansdörfer Bearbeitung: Benedikt Dierßen In Zusammenarbeit mit: Sozial- und Jugendbehörde Heft 43 | 2014 Essen und Trinken im Zoo Umfrage zum gastronomischen Angebot und den Verzehrgewohnheiten Der Besucherinnen und Besucher im Karlsruher Zoo 2014 – Ergebnisbericht Projektleitung: Otto Mansdörfer Bearbeitung: Benedikt Dierßen | Ann Janin Waltemathe Heft 44 | 2015 Sicherheitsempfinden der Bevölkerung 3. Sachstandsbericht zur öffentlichen Sicherheit und Ordnung 2014 Projektleitung: Otto Mansdörfer Bearbeitung: Benedikt Dierßen In Zusammenarbeit mit: Ordnungs- und Bürgeramt | Sozial- und Jugendbehörde Heft 45 | 2015 Wohnen und Bauen in Karlsruhe 8. Sachstandsbericht 2015 Projektleitung: Otto Mansdörfer Bearbeitung: Daniel Götz | Thorsten Ach | Lieselotte Kluckhohn | Andrea Rosemeier | Juliane Schaber In Zusammenarbeit mit: Liegenschaftsamt | Sozial- und Jugendbehörde | Stadtplanungsamt | Gutachterausschuss in Karlsruhe | Wirtschaftsförderung | VOLKSWOHNUNG GmbH Heft 46 | 2015 Bürgerumfrage 2015 Grüne Stadt Projektleitung: Otto Mansdörfer Bearbeitung: Andrea Hammer | Benedikt Dierßen Heft 47 | 2015 Evaluationsbericht | Stadtgeburtstag Karlsruhe 2015 Projektleitung: Otto Mansdörfer Bearbeitung: KA300-Team | Stadtmarketing Karlsruhe – Gesamtleitung Martin Wacker (Cathrin Batzner | Sascha Binoth | Manuel Brenneisen | Natalie Jacob | Norbert Käthler | Dr. Oliver Langewitz | Franziska Pfaff | Markus Pommerening | Sebastian Schneider | Hendrikje Schwarze | Anna Weißhaar | Daniel Wensauer-Sieber, Das Ziel führt zum Weg) Amt für Stadtentwicklung (Benedikt Dierßen | Daniel Götz | Andrea Hammer | Otto Mansdörfer | Willi Pradl | Andrea Rosemeier | Juliane Schaber | Alexander Süß) Karlsruhe Tourismus GmbH (Stefan Theysohn) Heft 48 | 2016 Lebensqualität in Karlsruhe 2015 im Städtevergleich Projektleitung: Otto Mansdörfer Bearbeitung: Otto Mansdörfer | Lara Schillinger Heft 49 | 2016 Regionsumfrage 2016 Projektleitung: Otto Mansdörfer Bearbeitung: Andrea Hammer In Zusammenarbeit mit: Ordnungs- und Bürgeramt | Sozial- und Jugendbehörde Heft 50 | 2016 Kleinräumige Bevölkerungsprognose 2035 Projektleitung: Otto Mansdörfer Bearbeitung: Daniel Götz Heft 51 | 2016 Generation 55plus in Karlsruhe 2015 Umfrage im Rahmen des Kosis-Projekts „Aktives Altern“ Projektleitung: Otto Mansdörfer Bearbeitung: Benedikt Dierßen In Zusammenarbeit mit: Sozial- und Jugendbehörde | Fachplanung für die ältere Generation Heft 52 | 2017 Bürgerumfrage 2017 Bürgerbeteiligung und Bürgerschaftliches Engagement Projektleitung: Christian Fulda Bearbeitung: Nadia Kasper-Snouci | Jens Jägle Heft 53 | 2017 Nahversorgung in den Stadtteilen 2006 bis 2016 Projektleitung: Otto Mansdörfer Bearbeitung: Benedikt Dierßen | Johannes Zech Heft 54 | 2018 Familienumfrage 2017 Lebenssituation, Einschätzungen und Kinderbetreuungsbedarf Projektleitung: Otto Mansdörfer Bearbeitung: Manuela Cretu | Benedikt Dierßen | Daniel Götz | Otto Mansdörfer | Johannes Zech In Zusammenarbeit mit: Sozial- und Jugendbehörde Heft 55 | 2018 Unternehmens- und Betriebsumfrage 2017 Projektleitung: Otto Mansdörfer Bearbeitung: Dr. Andrea Hammer In Zusammenarbeit mit: Wirtschaftsförderung Karlsruhe Heft 56 | 2018 Sicherheitsempfinden der Bevölkerung 2018 Projektleitung: Otto Mansdörfer Bearbeitung: Benedikt Dierßen | Otto Mansdörfer | Alexander Süß In Zusammenarbeit mit: Ordnungs- und Bürgeramt Karlsruhe Heft 57 | 2019 Regionsumfrage 2019 Projektleitung: Dr. Andrea Hammer Bearbeitung: Dr. Andrea Hammer Heft 58 | 2019 Nutzung kultureller Einrichtungen und Angebote in Karlsruhe 2019 | Band 1 bis 3 Projektleitung: Dr. Andrea Hammer Bearbeitung: Benedikt Dierßen | Dr. Andrea Hammer | Esther Krämer In Zusammenarbeit mit: Kulturamt 62 | Nutzung kultureller Einrichtungen und Angebote in Karlsruhe 2019 1. Einführung und Zusammenfassung 1.1 Einführung 1.2 Zusammenfassung 2. Statistischer Überblick über Kultur in Karlsruhe 2.1 Kulturangebot 2.2 Kultur an Schulen und Hochschulen 2.3 Kultur im beruflichen Kontext 3. Einstellung der Bevölkerung zum Thema Kultur 4. Kulturangebot in Karlsruhe: Informationsverhalten und Bewertung 5. Nutzung kultureller Angebote und kulturelle Aktivitäten 5.1 Einrichtungen und Veranstaltungen 5.2 Fokusthemen: Bibliotheken und „Alter Schlachthof“ 5.3 Eigene kulturelle Aktivitäten der Bevölkerung 5.4 Kulturbotschafter 6. Nutzung kultureller Angebote in der Region Fragebogen Karlsruher Beiträge zur Stadtentwicklung
https://www.karlsruhe.de/b4/stadtentwicklung/umfanaprog/buergerumfrage2019/HF_sections/content/ZZoxmr7Ug4TP6N/HEFT%2058_BAND%201-Grundlagen_Nutzung%20kult.%20Einrichtungen%20und%20Angebote%20in%20KA%202019_interaktiv.pdf
© Roland Fränkle | Presseamt Stadt Karlsruhe Band 2 Steckbriefe Ergebnisse der Bürgerumfrage und Regionsumfrage 2019 Nutzung kultureller Einrichtungen und Angebote in Karlsruhe 2019 Stadt Karlsruhe Amt für Stadtentwicklung Beiträge zur Stadtentwicklung Nr. 58 2 | Nutzung kultureller Einrichtungen und Angebote in Karlsruhe 2019 Amt für Stadtentwicklung | 3 Impressum Stadt Karlsruhe Amt für Stadtenwicklung Zähringerstraße 61 76133 Karlsruhe Leiterin: Dr. Edith Wiegelmann-Uhlig Bereich: Stadtentwicklung Dr. Andrea Hammer Bearbeitung: Benedikt Dierßen Dr. Andrea Hammer Esther Krämer Willi Pradl Andrea Rosemeier In Zusammenarbeit mit: Kulturamt Datenanalyse und -aufbereitung: Kai Rohweder Layout: Stefanie Groß Auskunftsdienst und Bestellung: Telefon: 0721 133-1220 Fax: 0721 133-1209 E-Mail: stadtentwicklung@afsta.karlsruhe.de Internet: www.karlsruhe.de/stadtentwicklung Stand: Januar 2020 Gedruckt in der Rathausdruckerei auf 100 Prozent Recyclingpapier © Stadt Karlsruhe Alle Rechte vorbehalten. Ohne ausdrückliche Genehmigung des Herausgebers ist es nicht gestattet, diese Veröffentlichung oder Teile daraus zu vervielfältigen oder in elektronischen Systemen anzubieten. Inhalt 1. Vorbemerkung ............................................................................................................................................. 4 2. Steckbriefe kultureller Einrichtungen ......................................................................................................... 5 2.1 Einrichtungsanalysen ............................................................................................................................ 6 Theater ...................................................................................................................................................................... 6 Museen | Archive | Sammlungen ............................................................................................................................... 13 Kinos ....................................................................................................................................................................... 29 Soziokulturelle Zentren | Kulturräume | Musikclubs ................................................................................................... 34 Bibliotheken ............................................................................................................................................................. 48 Weitere Einrichtungen .............................................................................................................................................. 58 2.2 Kurzprofile weiterer Einrichtungen ................................................................................................... 61 Einrichtungen mit Stadtteilbezug .............................................................................................................................. 61 Einrichtungen im Kreativpark „Alter Schlachthof“ ..................................................................................................... 73 3. Steckbriefe kultureller Veranstaltungen ................................................................................................... 76 3.1 Veranstaltungsanalysen ..................................................................................................................... 77 Musik ....................................................................................................................................................................... 77 Theater | Tanz........................................................................................................................................................... 82 Film- und Medienkunst ............................................................................................................................................. 86 Hörfunk | Literatur .................................................................................................................................................... 91 Kunst-Messen | Ausstellungen .................................................................................................................................. 95 Interkulturelle, interdisziplinäre Veranstaltungen ....................................................................................................... 98 Kulturfeste und lokales Brauchtum ......................................................................................................................... 102 Wissenschafts-Veranstaltungen ............................................................................................................................... 105 3.2 Kurzprofile weiterer Veranstaltungen ............................................................................................. 107 Veranstaltungen in den Stadtteilen ......................................................................................................................... 107 Veranstaltungen im Kreativpark „Alter Schlachthof“ ............................................................................................... 109 Alphabetisches Einrichtungsverzeichnis ...................................................................................................... 112 Alphabetisches Veranstaltungsverzeichnis .................................................................................................. 114 4 | Nutzung kultureller Einrichtungen und Angebote in Karlsruhe 2019 Amt für Stadtentwicklung | 5 2. Steckbriefe kultureller Einrichtungen Lesehilfe zu den Einrichtungsanalysen | Kapitel 2.1 Auf den folgenden Seiten werden die in der Bürgerumfrage 2019 und der Regionsumfrage 2019 abgefragten kulturellen Einrichtungen in Karlsruhe eingehend analysiert. Sofern Daten vorliegen, wird auf die Besucherzahlen der letzten Jahre eingegangen. Basierend auf den Umfragedaten wird erörtert, wie viele Befragte eine Einrichtung kennen und wie viele diese bereits besucht haben. Zusätzlich wurde nach der Anzahl der letztjährigen Besuche gefragt. Nach Möglichkeit werden außerdem Zeitvergleiche angestellt, die auf der letzten Kultur- umfrage aus dem Jahr 2009 basieren. Folgende Rubriken werden in den Steckbriefen standardmäßig dargestellt: Besucherzahlen Die ausgewiesenen Besucherzahlen der einzelnen Einrichtungen stammen von der Statistikstelle im Amt für Stadtentwicklung. Sie werden von den jeweiligen Institutionen gemeldet. Da diese Meldung auf freiwilliger Basis erfolgt, liegen nicht für alle Einrichtungen Besucherzahlen vor. Bekanntheit Unter der Rubrik „Bekanntheit“ sind die Anteile derjenigen, die angeben eine Einrichtung zu kennen, dargestellt. Der Anteil der Karlsruherinnen und Karlsruher ist rot eingefärbt. Der Anteil der Regionsbevölkerung ist gelb eingefärbt. Schon einmal besucht Unter der Überschrift „Schon einmal besucht“ werden die Anteile derjenigen, die die Einrichtung bisher mindestens einmal besucht haben, ausgewiesen. Der Anteil der Karlsruherinnen und Karlsruher ist rot eingefärbt. Der Anteil der Regionsbevölkerung ist gelb eingefärbt. Letztjährig besucht In der Rubrik „Letztjährig besucht“ werden die Anteile derjenigen, die eine Einrichtung innerhalb der letzten zwölf Monate mindestens einmal besucht haben, dargestellt. Der Anteil der Karlsruher Bevölkerung ist rot eingefärbt. Der Anteil der Regionsbevölkerung ist in gelb dargestellt. Besuchsintensität Sobald eine Einrichtung innerhalb der letzten zwölf Monate besucht wurde, wurde nach der Häufigkeit der letztjährigen Besuche gefragt. Die Besuchsintensität ist damit die durchschnittliche Anzahl der Besuche im letzten Jahr unter denjenigen, die eine Einrichtung in diesem Zeitraum besucht haben. Damit liegt der in den Steckbriefen angeführte Wert mindestens bei 1,0. Wie in den anderen Rubriken werden die Karlsruher Werte in rot und die Regionswerte in gelb dargestellt. Altersstruktur der letztjährigen Besucher aus Karlsruhe Die Darstellung der Altersstruktur in den Einrichtungs- Steckbriefen bezieht sich auf alle Befragten, die die jeweilige Einrichtung innerhalb der letzten zwölf Monate besucht haben. Insgesamt summieren sich die Anteile der Altersgruppen auf 100 Prozent auf. Diese Altersstrukturen stehen ausschließlich für die Karlsruher Bevölkerung zur Verfügung. Letztjährige Besuchsanteile je Stadtteil In Kartenform wird in den Steckbriefen abschließend dargestellt, wie groß der Besuchsanteil einer Einrichtung, bezogen auf die jeweilige Stadtteilbevölkerung, ist. Es wird also abgebildet, wie viele der in einem Stadtteil ansässigen Befragten die jeweilige Einrichtung binnen Jahresfrist besucht haben. Lesehilfe zu Kurzprofilen weiterer Einrichtungen | Kapitel 2.2 Neben den beschriebenen ausführlichen Analysen wurden einige Einrichtungen mit Stadtteilbezug ausschließlich in der Bürgerumfrage und nicht in der Regionsumfrage abgefragt. Entsprechend liegen hier keine Regionswerte vor. Außerdem beziehen sich die Altersstrukturen auf alle Befragten, die die Einrichtung jemals besucht haben. Neben den beiden größten Kulturakteuren im Kreativpark „Alter Schlachthof“, Tollhaus und Substage, wurden in der Bürgerumfrage zusätzlich die Alte Hackerei und das Spuktheater mit einbezogen. In den Stadtteilkarten der Kurzprofile wird der Anteil aller Befragten, die eine Einrichtung bereits besucht haben, ausgewiesen. 1. Vorbemerkung Die vorliegende Broschüre ist die an den „Band 1 | Grundlagen“ anschließende Steckbriefsammlung „Band 2 | Steckbriefe“. Sie bündelt für die kulturellen Einrichtungen und Veranstaltungen die Ergebnisse aus der Bürgerumfrage 2019 und der Regionsumfrage 2019. In Band 1 wird ein allgemeiner statistischer Überblick über aktuelle objektive Daten zur Kultur in Karlsruhe gegeben. Des Weiteren werden im Rahmen der Bürgerumfrage erhobene Einstellungen und das Informationsverhalten der Bevölkerung beleuchtet. Generelle Zufriedenheit mit dem Kulturangebot in Karlsruhe und mögliche Verbesserungsbedarfe aus Sicht der Befragten werden aufgezeigt. Außerdem wird die Wahrnehmung von Kulturangeboten in der Region durch Karlsruher Bürgerinnen und Bürger betrachtet. In Kapitel 2 des vorliegenden Bandes werden nach einer einleitenden Lesehilfe die wichtigsten kulturellen Einrichtungen in Karlsruhe untersucht und jeweils in einseitigen Steckbriefen mit Infografiken beschrieben. Die Steckbriefe sind nach Kategorien unterteilt und innerhalb der Kategorien nach absteigenden Besuchsanteilen durch die Karlsruherinnen und Karlsruher sortiert. Kapitel 3 beginnt ebenso mit einer Lesehilfe. Hier werden die wichtigsten kulturellen Veranstaltungen in Karlsruhe untersucht und jeweils in halbseitigen Steckbriefen mit Infografiken beschrieben. Die Steckbriefe sind nach Kategorien unterteilt und innerhalb der Kategorien nach absteigenden Besuchsanteilen durch die Karlsruherinnen und Karlsruher sortiert. Indem die Bekanntheit und Nutzung kultureller Einrichtungen und Veranstaltungen individuell analysiert wird, entsteht ein umfassendes Bild der Kulturstadt Karlsruhe. Neben Alter und Geschlecht hat häufig auch der Wohnstadtteil Einfluss auf die Wahrnehmung kultureller Angebote. Teilweise zeigt sich auch ein Zusammenhang mit dem Bildungs- und dem damit zusammenhängenden Einkommensniveau der Befragten. In „Band 3 | Anhangtabellen“ können die Umfrageergebnisse zu allen beschriebenen Sachverhalten aus Band 1 und Band 2 nachgeschlagen werden. © Monika Müller-Gmelin | Stadtplanungsamt Karlsruhe Amt für Stadtentwicklung | 7 6 | Nutzung kultureller Einrichtungen und Angebote in Karlsruhe 2019 Siehe Anhangtabelle Band 3, Seite 44 2.1 Einrichtungsanalysen Theater Badisches Staatstheater Das Badische Staatstheater Karlsruhe, das im Jahr 2019 seinen 300. Geburtstag feierte, besteht seit 1975 in seiner heutigen Form als Gebäudekomplex am Ettlinger Tor. Mit über 300.000 Besucherinnen und Besuchern pro Jahr ist das Badische Staatstheater die bedeutendste Spielstätte der regionalen Theaterlandschaft. Für das jüngere Publikum gibt es mit dem „Jungen Staatstheater“ eine eigene Kinder- und Jugendtheatersparte. Nahezu alle Karlsruherinnen und Karlsruher (97,3 %) und rund drei Viertel der Befragten aus der Region (74,0 %) kennen das Theater, das die Sparten Oper, Ballett, Schauspiel, Konzert, Musical und seit September 2011 das Junge Staatstheater sowie das Volkstheater umfasst. Während die Bekanntheit des Badischen Staatstheaters innerhalb der Stadt in den letzten zehn Jahren leicht zugenommen hat, ist in der Region eine negative Entwicklung festzustellen (Karlsruhe 2009: 95,7 %; Region 2009: 83,4 %). Mehr als zwei Drittel der befragten Karlsruherinnen und Karlsruher (70,3 %) haben das Badische Staatstheater bereits besucht. Bei der Regionsbevölkerung trifft dies auf über ein Drittel (35,5 %) der Befragten zu. Von der Karlsruher Bevölkerung haben mehr Frauen (76,0 %) als Männer (65,3 %) schon einmal das Badische Staatstheater besucht, wobei die Diskrepanz zwischen den Geschlechtern in der Altersgruppe der 18- bis unter 30-Jährigen am deutlichsten ausfällt (weiblich: 63,9 %, männlich: 47,8 %). Im Schnitt kamen die Karlsruherinnen und Karlsruher, die das Theater am Ettlinger Tor in den letzten zwölf Monaten besucht haben, auf 3,9 Besuche, während die durchschnittliche Besuchshäufigkeit der Umlandbevölkerung bei 2,6 lag. Unter den Karlsruher Besucherinnen und Besuchern des Badischen Staatstheaters dominierte im vergangenen Jahr die mittlere Altersgruppe der 45- bis unter 65-Jährigen (37,0 %). Die Jüngeren im Alter von 18 bis unter 30 Jahren wiesen immerhin einen Besucheranteil von 18,7 % auf und waren somit im Badischen Staatstheater anteilig so stark wie in keinem anderen Karlsruher Theater vertreten. Besucherzahlen 18 bis unter 30 Jahre 30 8. 45 4 30 3. 47 9 32 1. 54 6 33 1. 94 3 32 7. 89 2 31 6. 91 3 27 6. 48 4 29 1. 98 5 27 3. 32 0 26 5. 44 8 8,616,7 37,0 18,918,7 35,5 70,3 74,0 97,3 3,9 2,6 Besuchsintensität 30 bis unter 45 Jahre 45 bis unter 65 Jahre 65 bis unter 75 Jahre 75 Jahre und älter Bekanntheit | in Prozent Schon einmal besucht | in Prozent Karlsruhe Region Altersstruktur der letztjährigen Besucher aus Karlsruhe in Prozent 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 16,2 53,0 Letztjährig besucht | in Prozent Letztjährige Besuchsanteile je Stadtteil in Prozent 30 bis unter 45 15 bis unter 30 0 bis unter 15 45 bis unter 60 60 und mehr Stadt Karlsruhe | Amt für Stadtentwicklung – Statistikstelle. Stadt Karlsruhe | Amt für Stadtentwicklung | Bürgerumfrage 2019 | Regionsumfrage 2019. © M on ik a M ül le r-G m el in | St ad tp la nu ng sa m t K ar lsr uh e 8 | Nutzung kultureller Einrichtungen und Angebote in Karlsruhe 2019 Amt für Stadtentwicklung | 9 DAS SANDKORN Das 1956 gegründete Privattheater „Sandkorn“ hat sich nach einer Insolvenzanmeldung 2017 neu strukturiert und wird seither als eine gemeinnützige Unternehmensgesellschaft unter dem Namen „DAS SANDKORN – Theater und mehr“ geführt. 2018, im Jahr der Neuformierung, zählte DAS SANDKORN 26.530 Besucherinnen und Besucher und musste somit im Vergleich zum Jahr 2016, ein Jahr vor der Insolvenzanmeldung, einen Rückgang der Besucherzahl von knapp 2.500 hinnehmen. Vier von fünf Befragten aus Karlsruhe (82,3 %) und rund zwei Fünfteln der Regionsbevölkerung (42,8 %) ist das Theater im Westen der Stadt ein Begriff. Dabei verzeichnet DAS SANDKORN sowohl bei den Karlsruherinnen und Karlsruhern (2009: 90,3 %) als auch bei der Regionsbevölkerung (2009: 62,7 %) einen Rückgang seiner Bekanntheit. In der Altersklasse der 18- bis unter 30-Jährigen kennen mit 58,9 % der Karlsruherinnen und Karlsruher nur relativ wenige Befragte DAS SANDKORN. Unterdurchschnittlich bekannt ist das Privattheater außerdem unter ausländischen Befragten (54,3 %) und unter höchstens vier Jahre in Karlsruhe Wohnenden (45,4 %). Von den Karlsruher Bürgerinnen und Bürgern hat fast die Hälfte (48,7 %) DAS SANDKORN schon einmal besucht. Bei der befragten Umlandbevölkerung gaben 17,9 % an, das Privattheater in der Kaiserallee bereits besucht zu haben. Die durchschnittliche Besuchshäufigkeit der letztjährigen Karlsruher Gäste liegt bei 2,2. Besucherinnen und Besucher aus der Region waren in den letzten zwölf Monaten im Schnitt bei 1,8 Veranstaltungen im SANDKORN. Insbesondere die Karlsruher Bürgerinnen und Bürger im Alter von 45 bis unter 65 Jahren (40,7 %) sowie von 65 bis unter 75 Jahren (21,1 %) zählten im vergangenen Jahr zu den Gästen der Veranstaltungen im SANDKORN. Zu besonders hohen Anteilen wurde DAS SANDKORN binnen Jahresfrist von den Karlsruherinnen und Karlsruhern aus Hohenwettersbach (41,0 %) sowie Wolfartsweier (40,2 %) besucht. Kammertheater Das Kammertheater Karlsruhe befindet sich im denkmal- geschützten Gebäude der „Alten Bank“ im Herzen der Karlsruher Innenstadt. Neben der Spielstätte in der Herrenstraße, die rund 250 Sitzplätze bietet, wurde das Kammertheater im Herbst 2013 um eine zweite Räumlichkeit in einer ehemaligen Kirche in der Kreuzstraße 29 erweitert. Mit dem K2, das 220 Zuschauerinnen und Zuschauern Platz bietet, können beliebte Inszenierungen häufiger gespielt und neue Stücke früher realisiert werden. Im Jahr 2018 zählte das Kammertheater mit beiden Spielstätten bei 228 Veranstaltungen 68.601 Besucherinnen und Besucher. Mit Blick auf die letzten zehn Jahre konnte ein Anstieg von über 30.000 Gästen verzeichnet werden. Seit der Erweiterung im Jahr 2013 ist die Besucherzahl jedoch um etwa 2.000 gesunken. Vier von fünf Karlsruherinnen und Karlsruhern (79,4 %) sowie fast die Hälfte der Befragten aus dem Karlsruher Umland (48,5 %) kennen die moderne Bühne mit Schauspiel, Musicals und Kabarett. Während 91,1 % der Rentnerinnen und Rentner aus Karlsruhe die Einrichtung neben dem Restaurant „Alte Bank“ kennen, ist diese lediglich der Hälfte der befragten Studierenden, Auszubildenden sowie Schülerinnen und Schüler bekannt (52,3 %). Zwei von fünf Karlsruherinnen und Karlsruhern (41,4 %) haben das Kammertheater, das schon berühmte Darsteller wie Hugo Egon Balder oder Susanne Pätzold präsentierte, bereits besucht. In der Region liegt der Anteil bei 19,0 %. Wie auch bei den anderen Karlsruher Theatern, sind mehr Frauen (46,4 %) als Männer (37,0 %) unter den Theatergästen aus Karlsruhe. Die letztjährige Besuchsintensität des Kammertheaters liegt unter den Karlsruherinnen und Karlsruhern bei 2,4. Der Wert für die Regionsbevölkerung beträgt 2,0. Die Altersstruktur der Besucherinnen und Besucher aus der Fächerstadt zeigt, dass insbesondere die Befragten im Alter von 45 bis unter 65 Jahren (44,3 %) sowie die 65- bis unter 75-Jährigen (23,0 %) binnen Jahresfrist zu den Zuschauerinnen und Zuschauern der Aufführungen im Kammertheater gehören. Besucherzahlen 18 bis unter 30 Jahre 68 .6 01 67 .2 03 74 .2 45 73 .1 97 70 .7 97 53 .9 48 42 .8 60 38 .6 45 37 .9 87 38 .2 26 9,7 23,0 44,3 13,59,5 19,0 41,4 48,5 79,4 2,4 2,0 Besuchsintensität 30 bis unter 45 Jahre 45 bis unter 65 Jahre 65 bis unter 75 Jahre 75 Jahre und älter Bekanntheit | in Prozent Schon einmal besucht | in Prozent Karlsruhe Region Altersstruktur der letztjährigen Besucher aus Karlsruhe in Prozent 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 10,1 29,5 Letztjährig besucht | in Prozent Letztjährige Besuchsanteile je Stadtteil in Prozent 30 bis unter 45 15 bis unter 30 0 bis unter 15 45 bis unter 60 60 und mehr Stadt Karlsruhe | Amt für Stadtentwicklung – Statistikstelle. Stadt Karlsruhe | Amt für Stadtentwicklung | Bürgerumfrage 2019 | Regionsumfrage 2019. Besucherzahlen 18 bis unter 30 Jahre 26 .5 30 --- 29 .0 68 29 .9 85 34 .7 34 41 .4 29 41 .0 15 39 .5 93 34 .8 12 35 .1 16 7,1 21,1 40,7 18,712,4 17,9 48,7 42,8 82,3 2,2 1,8 Besuchsintensität 30 bis unter 45 Jahre 45 bis unter 65 Jahre 65 bis unter 75 Jahre 75 Jahre und älter Bekanntheit | in Prozent Schon einmal besucht | in Prozent Karlsruhe Region Altersstruktur der letztjährigen Besucher aus Karlsruhe in Prozent 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 4,5 28,5 Letztjährig besucht | in Prozent Letztjährige Besuchsanteile je Stadtteil in Prozent 30 bis unter 45 15 bis unter 30 0 bis unter 15 45 bis unter 60 60 und mehr Stadt Karlsruhe | Amt für Stadtentwicklung – Statistikstelle. Stadt Karlsruhe | Amt für Stadtentwicklung | Bürgerumfrage 2019 | Regionsumfrage 2019. © M on ik a M ül le r-G m el in | St ad tp la nu ng sa m t K ar lsr uh e © Monika Müller-Gmelin | Stadtplanungsamt Karlsruhe Siehe Anhangtabelle Band 3, Seite 46Siehe Anhangtabelle Band 3, Seite 45 10 | Nutzung kultureller Einrichtungen und Angebote in Karlsruhe 2019 Amt für Stadtentwicklung | 11 marotte – Figurentheater Das 1987 gegründete marotte – Figurentheater richtet sich mit seinen Veranstaltungen, die von Umsetzungen traditioneller Märchenstoffe bis zu theatralischen Versionen moderner Kinderbücher reichen, an die Zielgruppe Kinder und wird somit insbesondere von Kindergartengruppen und Schulklassen besucht. Mit etwa 65 Zuschauerplätzen und bei 387 Vorstellungen zählte das marotte – Figurentheater im Jahr 2018 31.599 Gäste. Drei von fünf Karlsruherinnen und Karlsruhern (62,6 %) und etwa ein Viertel der Befragten aus der Region (25,5 %) kennen das Figurentheater mit fester Spielstätte im alten Stadtwerkgebäude in der Kaiserallee 11. Während die Bekanntheit des marotte – Figurentheaters innerhalb der Stadt in den letzten zehn Jahren leicht zugenommen hat, ist in der Region eine leichte Abnahme des Bekanntheitsgrads zu beobachten (Karlsruhe 2009: 58,8 %; Region 2009: 29,1 %). Überdurchschnittliche Bekanntheit unter den Karlsruherinnen und Karlsruhern weist die marotte bei der Befragtengruppe der Familien mit Kindern unter 18 Jahren (79,3 %) sowie der Alleinerziehenden mit Kindern unter 18 Jahren (87,2 %) auf. Dagegen ist die Einrichtung den alleinlebenden 18- bis unter 45-Jährigen unterdurchschnittlich bekannt (37,6 %). Fast ein Viertel der erwachsenen Karlsruherinnen und Karlsruher (24,4 %) sowie 8,7 % der Umlandbevölkerung haben das Theater, bei dem Handpuppen, Marionetten oder Tischfiguren im Mittelpunkt stehen, schon einmal besucht. Die letztjährige Besuchsintensität der aus Karlsruhe Kommenden liegt bei 2,4. Der entsprechende Wert für die Gäste aus der Region beträgt 1,8. Mit durchschnittlich 2,7 Besuchen in den letzten zwölf Monaten sind Karlsruherinnen häufiger im Figurentheater als Karlsruher (2,0). Unter den erwachsenen Karlsruherinnen und Karlsruhern bilden Befragte im Alter von 45 bis unter 65 Jahren (40,0 %) sowie von 30 bis unter 45 Jahren (32,4 %) die größten Besuchergruppen bei Aufführungen im marotte – Figurentheater. Bei der Betrachtung der Besucherzahlen und der Altersstruktur der Besucherschaft muss berücksichtigt werden, dass nur Personen ab 18 Jahren befragt wurden. Besucherzahlen 18 bis unter 30 Jahre 31 .5 99 29 .6 43 30 .0 78 29 .2 56 29 .4 33 32 .9 02 32 .2 52 34 .2 97 34 .0 79 31 .8 72 4,815,3 40,032,4 7,6 8,7 24,4 25,5 62,6 2,4 1,8 Besuchsintensität 30 bis unter 45 Jahre 45 bis unter 65 Jahre 65 bis unter 75 Jahre 75 Jahre und älter Bekanntheit | in Prozent Schon einmal besucht | in Prozent Karlsruhe Region Altersstruktur der letztjährigen Besucher aus Karlsruhe in Prozent 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 3,2 13,8 Letztjährig besucht | in Prozent Letztjährige Besuchsanteile je Stadtteil in Prozent 30 bis unter 45 15 bis unter 30 0 bis unter 15 45 bis unter 60 60 und mehr Stadt Karlsruhe | Amt für Stadtentwicklung – Statistikstelle. Stadt Karlsruhe | Amt für Stadtentwicklung | Bürgerumfrage 2019 | Regionsumfrage 2019. Badisch Bühn Die Badisch Bühn in Grünwinkel präsentiert ihren Gästen seit 1982 Stücke in badischer Mundart mit badischer Mentalität und badischem Humor. Im Jahr 2018 zählte die Badisch Bühn mit etwa 180 Sitzplätzen und bei 104 Veranstaltungen 14.900 Besucherinnen und Besucher. Mit Blick auf die zurückliegenden zehn Jahre liegen die Besucherzahlen relativ konstant zwischen rund 14.000 bis 15.000 pro Jahr, wobei sich die Anzahl der Gäste in den letzten vier Jahren ausschließlich positiv entwickelt hat. Das Mundarttheater im Restaurant und Hotel „Beim Schupi“ ist über zwei Dritteln der Karlsruherinnen und Karlsruher (66,5 %) sowie zwei von fünf Befragten aus der Region (41,9 %) bekannt. Fast ein Viertel der Stadtbevölkerung (24,1 %) hat die Badisch Bühn, zu deren Besonderheit es gehört, dass während der Aufführung getrunken und gegessen werden kann, schon einmal besucht. Der Anteil der Besucherinnen und Besucher aus der Region beläuft sich auf 13,6 % der Regionsbevölkerung. Karlsruherinnen und Karlsruher, die seit 20 Jahren oder länger in der Fächerstadt wohnen, haben zu einem überdurchschnittlich hohen Anteil die Badisch Bühn bereits besucht (37,1 %). Die letztjährigen Besucherinnen und Besucher aus Karlsruhe kamen im Schnitt auf 2,2 Besuche im Jahr. Besucherinnen und Besucher aus der Region sahen 1,5 Aufführungen. Sieben von zehn Besucherinnen und Besuchern aus der Fächerstadt sind im Alter von 45 bis unter 75 Jahren (70,6 %). Karlsruherinnen und Karlsruher im Alter zwischen 18 und 30 Jahren stellen mit 6,8 % eine eher kleine Besuchergruppe dar. Zu überdurchschnittlich hohen Anteilen wurde die im Südwesten der Stadt gelegene Badisch Bühn im letzten Jahr von Bewohnerinnen und Bewohnern der Stadtteile Grünwinkel (31,8 %) und Wolfartsweier (29,1 %) besucht. Besucherzahlen 18 bis unter 30 Jahre 14 .9 00 14 .8 00 14 .4 00 13 .5 00 14 .0 00 14 .0 00 14 .5 00 14 .0 00 15 .3 00 15 .2 00 11,6 26,9 43,7 11,16,8 13,6 24,1 41,9 66,5 2,2 1,5 Besuchsintensität 30 bis unter 45 Jahre 45 bis unter 65 Jahre 65 bis unter 75 Jahre 75 Jahre und älter Bekanntheit | in Prozent Schon einmal besucht | in Prozent Karlsruhe Region Altersstruktur der letztjährigen Besucher aus Karlsruhe in Prozent 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 3,1 12,9 Letztjährig besucht | in Prozent Letztjährige Besuchsanteile je Stadtteil in Prozent 30 bis unter 45 15 bis unter 30 0 bis unter 15 45 bis unter 60 60 und mehr Stadt Karlsruhe | Amt für Stadtentwicklung – Statistikstelle. Stadt Karlsruhe | Amt für Stadtentwicklung | Bürgerumfrage 2019 | Regionsumfrage 2019. © W ol fg an g G üs e © Monika Müller-Gmelin | Stadtplanungsamt Karlsruhe Siehe Anhangtabelle Band 3, Seite 48Siehe Anhangtabelle Band 3, Seite 47 12 | Nutzung kultureller Einrichtungen und Angebote in Karlsruhe 2019 Amt für Stadtentwicklung | 13 Museen | Archive | SammlungenJakobustheater Das 1972 gegründete Jakobustheater hat seine Spielstätte ebenso wie das marotte – Figurentheater und DAS SANDKORN im Theaterhaus Karlsruhe, dem alten Stadtwerkegebäude in der Kaiserallee 11. Im Jahr 2018 besuchten 5.544 Zuschauerinnen und Zuschauer die rund 100 Veranstaltungen des Jakobustheaters. Somit konnte das kleine Theater, das etwa 65 Zuschauerplätze bietet, seine Besucherzahlen in den letzten zehn Jahren um fast 20 % steigern. Zwei von fünf Karlsruherinnen und Karlsruhern (42,1 %) und jede beziehungsweise jeder siebte Befragte aus der Region (14,8 %) kennen das kleine Amateurtheater, das mit professionellen Regisseuren arbeitet. Sowohl innerhalb der Stadt als auch bei der Umlandbevölkerung hat sich die Bekanntheit des Jakobustheaters in den letzten zehn Jahren positiv entwickelt (Karlsruhe 2009: 37,5 %; Region 2009: 9,6 %). Den befragten 18- bis unter 30-Jährigen aus Karlsruhe ist das kleine Privattheater im Theaterhaus jedoch nur zu 19,1 % bekannt. Von den Karlsruherinnen und Karlsruhern haben 8,9 % das Jakobustheater bereits besucht. Bei der Regionsbevölkerung trifft dies auf 2,1 % zu. Im Durchschnitt kommen die Karlsruherinnen und Karlsruher, die das Jakobustheater in den letzten zwölf Monaten besucht haben, auf 2,1 Besuche. Drei von fünf Karlsruher Besucherinnen und Besuchern des Jakobustheaters, das vor allem zeitgenössische und klassische Stücke zeigt, sind im Alter von 30 bis unter 65 Jahren (58,2 %). Besucherzahlen 18 bis unter 30 Jahre 5. 54 4 5. 17 6 4. 55 9 4. 10 1 3. 96 8 4. 17 1 5. 06 8 4. 02 3 3. 12 74. 63 9 10,019,5 35,6 22,612,3 2,1 8,9 14,8 42,1 2,1 –* Besuchsintensität 30 bis unter 45 Jahre 45 bis unter 65 Jahre 65 bis unter 75 Jahre 75 Jahre und älter Bekanntheit | in Prozent Schon einmal besucht | in Prozent Karlsruhe Region Altersstruktur der letztjährigen Besucher aus Karlsruhe in Prozent 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 0,9 5,0 Letztjährig besucht | in Prozent Letztjährige Besuchsanteile je Stadtteil in Prozent 30 bis unter 45 15 bis unter 30 0 bis unter 15 45 bis unter 60 60 und mehr Stadt Karlsruhe | Amt für Stadtentwicklung – Statistikstelle. Stadt Karlsruhe | Amt für Stadtentwicklung | Bürgerumfrage 2019 | Regionsumfrage 2019. * Zu geringe Datenbasis. © Monika Müller-Gmelin | Stadtplanungsamt Karlsruhe @ Monika Müller-Gmelin | Stadtplanungsamt Karlsruhe Siehe Anhangtabelle Band 3, Seite 49 14 | Nutzung kultureller Einrichtungen und Angebote in Karlsruhe 2019 Amt für Stadtentwicklung | 15 Staatliches Museum für Naturkunde Das Staatliche Museum für Naturkunde am Friedrichsplatz registrierte im vergangenen Jahr über 188.000 Besucherinnen und Besucher. Das Museum zeigt in seinen Schausammlungen und im Vivarium einheimische und exotische Tiere und Pflanzen in lebensnaher Darstellung. Vor allem in den Jahren 2014 und 2015 wurden umfangreiche Sanierungsarbeiten durchgeführt und die Wiedereröffnung des Westflügels sorgte für einen Besucherrekord im Jahr 2016. Fast alle Karlsruherinnen und Karlsruher (94,5 %) und rund drei Viertel der Regionsbevölkerung (73,9 %) kennen das Naturkundemuseum. In der Region hat die Bekanntheit gegenüber dem Jahr 2009 abgenommen (2009: 84,7%), in der Stadtbevölkerung leicht zugenommen (2009: 93,1 %). Rund drei Viertel der Karlsruherinnen und Karlsruher (75,4 %) und die Hälfte der Regionsbevölkerung (53,1 %) haben das Naturkundemuseum bereits besucht. Das Angebot des Natur- kundemuseums richtet sich auch sehr stark an Kinder und Jugendliche. Bei der Betrachtung der Besucherzahlen und der Altersstruktur der Besucherschaft muss berücksichtigt werden, dass nur Personen ab 18 Jahren befragt wurden. Unter den Karlsruherinnen und Karlsruhern haben zu einem überdurch- schnittlich hohen Anteil (86,2 %) Befragte mit Kindern unter 18 Jahren im Haushalt das Museum bereits besucht. Während die letztjährigen Besucherinnen und Besucher aus der Region durchschnittlich auf 1,8 Besuche kamen, lag die Besuchsintensität der Karlsruher Gäste bei 3,0. Bei den Alleinerziehenden (3,8) und Familien mit Kindern unter 18 Jahren (3,5) aus Karlsruhe liegt die Besuchsintensität deutlich über dem Durchschnitt. Die Altersstruktur des letztjährigen erwachsenen Publikums ist entsprechend relativ jung. Zusammengenommen 41,6 % der Besucherinnen und Besucher sind im Alter von 18 bis unter 30 Jahren (17,5 %) oder 30 bis unter 45 Jahren (24,1 %). Besonders hoch ist der letztjährige Anteil der Besucherinnen und Besucher in den Stadtteilen Hohenwettersbach (67,8 %), Nordstadt (65,0 %) und Wolfartsweier (64,4 %). Besucherzahlen 18 bis unter 30 Jahre 18 8. 18 5 20 8. 63 6 23 3. 73 9 11 5. 28 2 12 3. 95 7 17 9. 13 4 14 4. 95 8 14 4. 36 7 16 2. 54 5 15 8. 76 0 7,715,6 35,124,117,5 53,1 75,4 73,9 94,5 3,0 1,8 Besuchsintensität 30 bis unter 45 Jahre 45 bis unter 65 Jahre 65 bis unter 75 Jahre 75 Jahre und älter Bekanntheit | in Prozent Schon einmal besucht | in Prozent Karlsruhe Region Altersstruktur der letztjährigen Besucher aus Karlsruhe in Prozent 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 20,7 56,4 Letztjährig besucht | in Prozent Letztjährige Besuchsanteile je Stadtteil in Prozent 30 bis unter 45 15 bis unter 30 0 bis unter 15 45 bis unter 60 60 und mehr Stadt Karlsruhe | Amt für Stadtentwicklung – Statistikstelle. Stadt Karlsruhe | Amt für Stadtentwicklung | Bürgerumfrage 2019 | Regionsumfrage 2019. ZKM | Zentrum für Kunst und Medien Das Zentrum für Kunst und Medien war im Jahr 2018 mit über einer Viertel Million Besucherinnen und Besucher (255.153) der Publikumsmagnet unter den Karlsruher Museen. Es zählt zu den bedeutendsten Museen der Welt und findet sich im aktuellen ArtFacts-Ranking auf Platz vier der Top 10 der Welt- museen wieder. Das ZKM vereint alle Medien und künstlerische Gattungen: In thematischen Ausstellungen werden raum- basierte Künste wie Malerei, Fotografie und Skulptur gezeigt, aber auch zeitbasierte Künste wie Film, Video, Medienkunst, Musik, Tanz, Theater und Performance. Seit dem Jahr 2015 konnten sich die Besucherzahlen, ausgehend von 195.510 stetig steigern. Nahezu alle Karlsruherinnen und Karlsruher (96,1 %) und 84,4 % der Befragten aus der Region kennen das ZKM. Gegenüber der letzten Kulturumfrage entspricht das einem leicht wachsenden Bekanntheitsgrad in der Stadt (2009: 94,4 %) und einer steigenden Wahrnehmung des Museums in der Region (2009: 73,8 %). Lediglich unter den Karlsruherinnen und Karlsruhern im Alter von 75 Jahren und älter kennen weniger als neun von zehn Befragten die Einrichtung (88,2 %). Insgesamt haben nahezu drei von vier Bürgerinnen und Bürgern Karlsruhes (72,9 %) und fast die Hälfte der Regions- bevölkerung (46,7 %) das Zentrum für Kunst und Medien bereits besucht. Diese Werte sind im Verlauf der letzten zehn Jahre konstant (Karlsruhe 2009: 72,7 %; Region 2009: 47,6 %). Im Schnitt kamen die Karlsruher Bürgerinnen und Bürger, die das ZKM in den letzten zwölf Monaten besucht haben, auf 3,0 Besuche. Die durchschnittliche Besuchshäufigkeit der Umlandbevölkerung lag bei 1,5. Die Altersstruktur der letztjährigen Besucherinnen und Besucher aus Karlsruhe zeigt, dass das ZKM insbesondere bei den jüngeren Altersgruppen Beliebtheit genießt. Zusammengenommen fast die Hälfte der Besucherschaft war im Alter von 18 bis unter 30 Jahren (23,5 %) oder im Alter von 30 bis unter 45 Jahren (22,6 %). Unter 18-Jährige wurden in der Umfrage nicht erfasst. Besucherzahlen 18 bis unter 30 Jahre 25 5. 15 3 22 1. 86 5 21 2. 53 9 19 5. 51 0 20 6. 63 2 22 3. 83 8 21 0. 36 0 22 0. 45 0 23 3. 26 4 21 8. 20 4 6,413,8 33,722,623,5 46,7 72,9 84,4 96,1 3,0 1,5 Besuchsintensität 30 bis unter 45 Jahre 45 bis unter 65 Jahre 65 bis unter 75 Jahre 75 Jahre und älter Bekanntheit | in Prozent Schon einmal besucht | in Prozent Karlsruhe Region Altersstruktur der letztjährigen Besucher aus Karlsruhe in Prozent 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 24,7 54,8 Letztjährig besucht | in Prozent Letztjährige Besuchsanteile je Stadtteil in Prozent 30 bis unter 45 15 bis unter 30 0 bis unter 15 45 bis unter 60 60 und mehr Stadt Karlsruhe | Amt für Stadtentwicklung – Statistikstelle. Stadt Karlsruhe | Amt für Stadtentwicklung | Bürgerumfrage 2019 | Regionsumfrage 2019. © M on ik a M ül le r-G m el in | St ad tp la nu ng sa m t K ar lsr uh e © M on ik a M ül le r-G m el in | St ad tp la nu ng sa m t K ar lsr uh e Siehe Anhangtabelle Band 3, Seite 50 Siehe Anhangtabelle Band 3, Seite 51 16 | Nutzung kultureller Einrichtungen und Angebote in Karlsruhe 2019 Amt für Stadtentwicklung | 17 Badisches Landesmuseum Das im Karlsruher Schloss angesiedelte Badische Landes- museum ist mit knapp 160.000 Besucherinnen und Besuchern das am drittstärksten frequentierte Museum in der Fächer- stadt. Die Entwicklung der Besucherzahlen1 schwankte in den letzten zehn Jahren zwischen rund 110.000 und 190.000. Mehr als neun von zehn Karlsruherinnen und Karlsruhern (93,7 %) und etwas über 60 Prozent der Regionsbevölkerung (61,3 %) kennen die Landeseinrichtung. Damit steigerte sich die Bekanntheit des Badischen Landesmuseums seit dem Jahr 2009 jeweils um rund zehn Prozentpunkte (Karlsruhe 2009: 82,1 %; Region 2009: 52,9 %). Der Anteil der Befragten, die das Badische Landesmuseum bereits besucht haben, liegt in der Region stabil bei fast einem Drittel (2019: 29,4 %, 2009: 29,3 %) und konnte sich in der Stadtbevölkerung von 57,3 % im Jahr 2009 auf aktuell 67,5 % steigern. Bürgerinnen und Bürger, die erst bis zu vier Jahren in Karlsruhe wohnen, waren zu einem unterdurchschnittlichen Anteil von 43,5 % schon einmal im Badischen Landesmuseum. Der Besucheranteil der Karlsruherinnen und Karlsruher steigt auf über zwei Drittel (69,6 %) bei einer Wohndauer zwischen fünf bis unter 20 Jahren und auf über drei Viertel unter den seit 20 Jahren und länger in Karlsruhe Ansässigen (76,8 %). Im vergangenen Jahr lag die Besuchsintensität der Karlsruher Gäste bei 2,6; in der Umlandbevölkerung bei 1,9. Vor allem Alleinlebende im Alter von 65 Jahren und älter (3,7) sowie allgemein Rentnerinnen und Rentner (3,1) aus Karlsruhe besuchten die Ausstellungen im Schloss überdurchschnittlich häufig. Auf mehr als drei Besuche im Jahresverlauf kommen Bürgerinnen und Bürger, die in Grötzingen (3,4), Rintheim (3,3) und der Waldstadt (3,2) wohnhaft sind. Die letztjährigen Besucherinnen und Besucher aus der Fächerstadt waren zusammengenommen zu 37,1 % im Alter von 18 bis unter 30 Jahren (17,1 %) oder 30 bis unter 45 Jahren (20,0 %), zu 37,5 % im mittleren Alter von 45 bis unter 65 Jahren und zu einem Viertel (25,4 %) 65 Jahre alt oder älter. Unter 18-Jährige wurden in der Umfrage nicht erfasst. Besucherzahlen inklusive Museum beim Markt 18 bis unter 30 Jahre 15 9. 07 6 17 5. 32 2 13 8. 67 3 12 6. 65 3 11 3. 10 1 11 1. 40 0 16 7. 90 0 13 6. 43 9 18 0. 33 2 19 2. 05 5 8,217,2 37,5 20,017,1 29,4 67,5 61,3 93,7 2,6 1,9 Besuchsintensität 30 bis unter 45 Jahre 45 bis unter 65 Jahre 65 bis unter 75 Jahre 75 Jahre und älter Bekanntheit | in Prozent Schon einmal besucht | in Prozent Karlsruhe Region Altersstruktur der letztjährigen Besucher aus Karlsruhe in Prozent 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 10,7 51,1 Letztjährig besucht | in Prozent Letztjährige Besuchsanteile je Stadtteil in Prozent 30 bis unter 45 15 bis unter 30 0 bis unter 15 45 bis unter 60 60 und mehr Stadt Karlsruhe | Amt für Stadtentwicklung – Statistikstelle. Stadt Karlsruhe | Amt für Stadtentwicklung | Bürgerumfrage 2019 | Regionsumfrage 2019. 1 Die Besucherzahlen des Badischen Landesmuseums enthalten auch die Besucherzahlen des Museums beim Markt. Museum beim Markt Das Museum beim Markt ist eine Außenstelle des Badischen Landesmuseums, das seit dem Jahr 1993 im ehemaligen Verlagsgebäude der „Badischen Neuesten Nachrichten“ am Marktplatz untergebracht ist. Die Besucherzahlen des Museums beim Markt werden gemeinsam mit den Besucherzahlen des Badischen Landesmuseums ausgewiesen. Neben einer Dauerausstellung in der ersten Etage wird durch Wechselausstellungen der Bezug zu den historischen Sammlungen des Badischen Landesmuseums im Karlsruher Schloss hergestellt. Seit September 2019 bildet das neue „museum X“ im Museum beim Markt einen Ort des Austauschs für alle an Fragen der Digitalisierung Interessierten, eine kreative Umgebung zur Entwicklung neuer Ideen und eine Testfläche zum Ausprobieren neuer Konzepte. Etwa drei von fünf Karlsruherinnen und Karlsruhern (57,0 %) und ein Fünftel der Befragten aus der Region (18,6 %) kennen die Sammlung angewandter Kunst seit der Jahrhundertwende. Fast ein Viertel der Karlsruherinnen und Karlsruher (23,6 %) hat das Museum beim Markt schon einmal besucht. Aus dem Umland haben 4,8 % das Museum bereits besucht. Studierende, Auszubildende sowie Schülerinnen und Schüler aus Karlsruhe haben das Museum beim Markt erst zu 6,8 % bereits besucht. Dagegen waren 38,0 % der Rentnerinnen und Rentner schon einmal dort. Die Besuchsintensität der Karlsruher Bevölkerung liegt bei 1,9. Regionsbewohnerinnen und -bewohner kommen auf durchschnittlich 2,6 Besuche. Zusammengenommen zwei Drittel der Besucherinnen und Besucher des Museums sind im Alter von 45 bis unter 65 Jahre (40,8 %) oder 65 bis unter 75 Jahre (25,9 %). Die jüngeren Karlsruherinnen und Karlsruher im Alter zwischen 18 und 30 Jahren stellen mit 6,6 % eine eher kleine Besuchergruppe. Besucherzahlen Die Besucherzahlen sind in den Besuchszahlen des Badischen Landesmuseums enthalten. 18 bis unter 30 Jahre 14,525,9 40,8 12,26,6 4,8 23,6 18,6 57,0 1,9 2,6 Besuchsintensität 30 bis unter 45 Jahre 45 bis unter 65 Jahre 65 bis unter 75 Jahre 75 Jahre und älter Bekanntheit | in Prozent Schon einmal besucht | in Prozent Karlsruhe Region Altersstruktur der letztjährigen Besucher aus Karlsruhe in Prozent 1,7 13,6 Letztjährig besucht | in Prozent Letztjährige Besuchsanteile je Stadtteil in Prozent 30 bis unter 45 15 bis unter 30 0 bis unter 15 45 bis unter 60 60 und mehr Stadt Karlsruhe | Amt für Stadtentwicklung | Bürgerumfrage 2019 | Regionsumfrage 2019. © M on ik a M ül le r-G m el in | St ad tp la nu ng sa m t K ar lsr uh e © N az an in Z ah ab ka r A gh da m Siehe Anhangtabelle Band 3, Seite 53Siehe Anhangtabelle Band 3, Seite 52 18 | Nutzung kultureller Einrichtungen und Angebote in Karlsruhe 2019 Amt für Stadtentwicklung | 19 Staatliche Kunsthalle Die Staatliche Kunsthalle Karlsruhe, 1846 eröffnet und in großen Teilen in Substanz und Ausstattung original erhalten, gehört zu den großen und traditionsreichen Museen in Deutschland. Im Jahr 2018 zählte die Staatliche Kunsthalle, die in der Hans-Thoma-Straße angrenzend an den Botanischen Garten verortet ist, 122.740 Besucherinnen und Besucher. In der Jungen Kunsthalle werden Kurse, Workshops und Ferien- programme für Kinder angeboten. Die Staatliche Kunsthalle, deren Gebäudekomplex das Hauptgebäude, die Orangerie und die Junge Kunsthalle umfasst, ist 85,4 % der Karlsruherinnen und Karlsruher bekannt. Der Bekanntheitsgrad in der Region liegt bei 46,6 %. Innerhalb der Stadt ist die Bekanntheit der Staatlichen Kunsthalle in den letzten zehn Jahren nahezu gleichgeblieben, während bei der Regionsbevölkerung ein Rückgang um fast 14 Prozentpunkte festzustellen ist (Karlsruhe 2009: 86,4 %; Region 2009: 60,4 %). Über die Hälfte der Karlsruher Bevölkerung hat die Kunsthalle, die neben den Ausstellungsflächen über eine umfassende Bibliothek sowie ein Kupferstichkabinett verfügt, bereits besucht (52,2 %). Bei der befragten Regionsbevölkerung liegt der Anteil derjenigen, die schon einmal Gast in der Kunsthalle waren, bei 18,3 %. Während 58,5 % der Karlsruherinnen die Staatliche Kunsthalle bereits besucht haben, liegt der Besucheranteil unter den Karlsruhern lediglich bei 45,7 %. Die letztjährigen Besucherinnen und Besucher aus Karlsruhe waren mit einer durchschnittlichen Besuchsintensität von 2,7 häufiger in der Kunsthalle als die Gäste aus der Region, die im Schnitt 1,9 Besuche aufwiesen. Im Vergleich zu anderen Karlsruher Kunst- und Kultureinrichtungen waren im vergangenen Jahr in der Staatlichen Kunsthalle mit einem Besucheranteil von 14,0 % die jüngeren Karlsruherinnen und Karlsruher im Alter von 18 bis unter 30 Jahren zu einem relativ hohen Anteil vertreten. Die Staatliche Kunsthalle und insbesondere die Junge Kunsthalle hat auch zahlreiche Besucherinnen und Besucher unter 18 Jahren. Diese wurden in der Umfrage nicht erfasst. Besucherzahlen 18 bis unter 30 Jahre 12 2. 74 0 14 0. 37 8 97 .7 8114 5. 97 1 11 5. 05 7 10 6. 83 8 14 9. 52 0 95 .8 88 96 .2 16 82 .8 61 11,120,3 38,5 16,014,0 18,3 52,2 46,6 85,4 2,7 1,9 Besuchsintensität 30 bis unter 45 Jahre 45 bis unter 65 Jahre 65 bis unter 75 Jahre 75 Jahre und älter Bekanntheit | in Prozent Schon einmal besucht | in Prozent Karlsruhe Region Altersstruktur der letztjährigen Besucher aus Karlsruhe in Prozent 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 7,3 35,9 Letztjährig besucht | in Prozent Letztjährige Besuchsanteile je Stadtteil in Prozent 30 bis unter 45 15 bis unter 30 0 bis unter 15 45 bis unter 60 60 und mehr Stadt Karlsruhe | Amt für Stadtentwicklung – Statistikstelle. Stadt Karlsruhe | Amt für Stadtentwicklung | Bürgerumfrage 2019 | Regionsumfrage 2019. Majolika In der Staatlichen Majolika Manufaktur Karlsruhe, gegründet 1901 von Großherzog Friedrich I., werden Artikel aus Keramik aller Art hergestellt. Neben der Werkstatt befindet sich auf dem Gelände der Keramikmanufaktur, das seit dem Jahr 2001 über einen „Strahl“ aus blauen Majolika-Fliesen mit dem Karlsruher Schloss verbunden ist, das Café und Restaurant Cantina Majolika sowie das Museum in der Majolka, eine Außenstelle des Badischen Landesmuseums. Das Museum ist in den Wintermonaten geschlossen. Von den Karlsruherinnen und Karlsruhern kennen 85,8 % die Majolika. Auch über die Hälfte der Regionsbevölkerung (51,4 %) kennt die geschichtsträchtige Karlsruher Keramikmanufaktur. Im Zehnjahresvergleich ist sowohl bei der Stadtbevölkerung als auch bei den Befragten aus dem Umland eine leicht rückläufige Entwicklung der Bekanntheit festzustellen (Karlsruhe 2009: 90,9 %; Region 2009: 58,8 %). Während annähernd jede Karlsruherin und jeder Karlsruher mit einem monatlichen Pro-Kopf-Einkommen von 3.000 Euro und mehr (94,6 %) die Majolika kennt, trifft dies nur auf drei von fünf Befragten mit einem monatlichen Pro-Kopf- Einkommen von unter 1.000 Euro (60,6 %) zu. Über die Hälfte der Karlsruherinnen und Karlsruher hat die Majolika, die neben einer Verkaufsgalerie auch Führungen und Workshops anbietet, schon einmal besucht (50,4 %). Bei der Regionsbevölkerung liegt der Anteil derjenigen, die die Majolika bereits besucht haben, bei 19,8 %. Die durchschnittliche Besuchshäufigkeit der letztjährigen Gäste aus der Fächerstadt liegt bei 2,2. Die letztjährigen Besucherinnen und Besucher aus der Region waren im Schnitt 1,8-mal vor Ort. Karlsruherinnen und Karlsruher im Alter von 45 bis unter 65 Jahren bildeten im vergangenen Jahr mit 37,7 % die größte Besuchergruppe der Majolika. Die 18- bis unter 30-Jährigen (12,5 %), sowie Karlsruherinnen und Karlsruher im Alter von 75 Jahren oder älter (11,5 %) waren dagegen zu relativ geringen Anteilen unter den Gästen vertreten. Besucherzahlen Keine Informationen zu Besucherzahlen vorhanden. 18 bis unter 30 Jahre 11,521,4 37,7 16,912,5 19,8 50,4 51,4 85,8 2,2 1,8 Besuchsintensität 30 bis unter 45 Jahre 45 bis unter 65 Jahre 65 bis unter 75 Jahre 75 Jahre und älter Bekanntheit | in Prozent Schon einmal besucht | in Prozent Karlsruhe Region Altersstruktur der letztjährigen Besucher aus Karlsruhe in Prozent 6,8 29,9 Letztjährig besucht | in Prozent Letztjährige Besuchsanteile je Stadtteil in Prozent 30 bis unter 45 15 bis unter 30 0 bis unter 15 45 bis unter 60 60 und mehr Stadt Karlsruhe | Amt für Stadtentwicklung | Bürgerumfrage 2019 | Regionsumfrage 2019. © Roland Fränkle | Presseamt Stadt Karlsruhe© Monika Müller-Gmelin | Stadtplanungsamt Karlsruhe Siehe Anhangtabelle Band 3, Seite 55Siehe Anhangtabelle Band 3, Seite 54 20 | Nutzung kultureller Einrichtungen und Angebote in Karlsruhe 2019 Amt für Stadtentwicklung | 21 Siehe Anhangtabelle x.xx Städtische Galerie Die Städtische Galerie, die eine umfangreiche Sammlung klassischer und zeitgenössischer Medien beherbergt, ist in dem großen Gebäudekomplex des Zentrums für Kunst und Medien (ZKM) in der Südweststadt untergebracht. Im Jahr 2018 zählte die Städtische Galerie, die regelmäßig wechselnde Sonderausstellungen bietet, 34.314 Besucherinnen und Besucher. In Form von Workshops, Aktionstischen, Bilderrätseln oder Kinderwerkstätten werden spezielle Formate für Kinder, Familien und Schulklassen angeboten. Mit Blick auf die Entwicklung der Besucherzahlen in den zurück- liegenden zehn Jahren sind Schwankungen festzustellen, wobei im Vergleich zu 2017 eine Steigerung um 7,4 % erreicht werden konnte. Rund zwei Drittel der Karlsruherinnen und Karlsruher (65,9 %) und knapp zwei Fünftel der Regionsbevölkerung (38,4 %) kennen die Städtische Galerie, die bis 1997 im Prinz-Max- Palais beheimatet war. Im Zehnjahresvergleich hat sich die Bekanntheit der städtischen Einrichtung bei der Regions- bevölkerung kaum verändert, während innerhalb der Stadt eine rückläufige Entwicklung um 7,9 Prozentpunkte auszu- machen ist (Region 2009: 39,4 %; Karlsruhe 2009: 73,8 %). Über ein Viertel der Stadtbevölkerung (26,8 %) hat bereits die Städtische Galerie, die neben Führungen auch regelmäßig weitere Veranstaltungen anbietet, besucht. In der Region trifft dies auf 14,8 % der Befragten zu. Über 30 Prozent der Karlsruherinnen (30,8 %) haben die Städtische Galerie schon einmal besucht. Bei den Karlsruhern liegt der Anteil mit 22,8 % niedriger. Besucherinnen und Besucher aus Karlsruhe kamen in den letzten zwölf Monaten im Schnitt auf 2,5 Besuche. Die Gäste aus der Region weisen eine Besuchsintensität von 2,1 auf. Die mittlere Altersgruppe der 45- bis unter 65-Jährigen stellt mit einem Anteil von über zwei Fünfteln (42,8 %) die größte Besuchergruppe dar, während die jüngeren Gäste aus Karlsruhe im Alter von 18 bis unter 30 Jahren einen relativ geringen Anteil ausmachen (8,7 %). Unter 18-Jährige wurden in der Umfrage nicht erfasst. Besucherzahlen 18 bis unter 30 Jahre 34 .3 14 31 .9 4741 .4 71 30 .8 58 52 .8 24 45 .7 76 51 .3 61 45 .0 31 39 .3 99 36 .9 82 12,4 23,0 42,8 13,18,7 14,8 26,8 38,4 65,9 2,5 2,1 Besuchsintensität 30 bis unter 45 Jahre 45 bis unter 65 Jahre 65 bis unter 75 Jahre 75 Jahre und älter Bekanntheit | in Prozent Schon einmal besucht | in Prozent Karlsruhe Region Altersstruktur der letztjährigen Besucher aus Karlsruhe in Prozent 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 6,5 17,5 Letztjährig besucht | in Prozent Letztjährige Besuchsanteile je Stadtteil in Prozent 30 bis unter 45 15 bis unter 30 0 bis unter 15 45 bis unter 60 60 und mehr Stadt Karlsruhe | Amt für Stadtentwicklung – Statistikstelle. Stadt Karlsruhe | Amt für Stadtentwicklung | Bürgerumfrage 2019 | Regionsumfrage 2019. Stadtmuseum im Prinz-Max-Palais Das derzeit im Umbau befindliche Stadtmuseum ist seit dem Jahr 1981 im Prinz-Max-Palais untergebracht. Davor wurden Ausstellungsstücke zur Stadtgesichte im Karlsruher Schloss, im Stadtarchiv, im Haus Solms und im Sparkassengebäude am Marktplatz präsentiert. Im Stadtmuseum wurden in den vergangenen Jahren Besucherzahlen zwischen rund 14.000 und 20.000 verzeichnet. Im Jahr 2018 waren es 14.732. Fast zwei Drittel der Karlsruherinnen und Karlsruher (63,6 %) und jeder beziehungsweise jede Vierte in der Region (25,9 %) kennen das Stadtmuseum. Schon einmal besucht haben das Stadtmuseum beinahe ein Viertel der Karlsruherinnen und Karlsruher (23,4 %) und 8,7 % der Regionsbevölkerung. Die Besuchsintensität der letztjährigen Gäste liegt bei den in der Stadt wohnhaften Befragten bei 2,1 und in der Regionsbevölkerung bei 1,7. Zu der altersmäßig stärksten Besuchergruppe des Stadtmuseums zählen die 45- bis unter 65-Jährigen. Diese mittlere Altersgruppe macht rund 40 Prozent der Besucherinnen und Besucher aus (39,8 %), während die jüngeren Karlsruherinnen und Karlsruher im Alter 18 bis unter 30 Jahren (9,3 %) sowie im Alter von 30 bis unter 45 Jahren (13,1 %) eher geringe Anteile an der Besucherschaft des Stadtmuseums im Prinz-Max-Palais haben. Im Verhältnis zu anderen kulturellen Einrichtungen ist der Anteil der älteren Besucherinnen und Besucher recht hoch (65 bis unter 75 Jahre: 23,9 %, 75 Jahre und älter: 14,0 %). Rund ein Fünftel der in den Stadtteilen Nordstadt (22,5 %), Wolfartsweier (21,0 %) und Rüppurr (19,2 %) wohnhaften Befragten haben das Stadtmuseum binnen Jahresfrist besucht. Besucherzahlen 18 bis unter 30 Jahre 14 .7 32 14 .1 29 15 .4 63 17 .3 33 17 .4 85 16 .7 70 14 .0 6418 .4 96 16 .7 49 20 .2 36 14,023,9 39,8 13,19,3 8,7 23,4 25,9 63,6 2,1 1,7 Besuchsintensität 30 bis unter 45 Jahre 45 bis unter 65 Jahre 65 bis unter 75 Jahre 75 Jahre und älter Bekanntheit | in Prozent Schon einmal besucht | in Prozent Karlsruhe Region Altersstruktur der letztjährigen Besucher aus Karlsruhe in Prozent 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 3,1 11,9 Letztjährig besucht | in Prozent Letztjährige Besuchsanteile je Stadtteil in Prozent 30 bis unter 45 15 bis unter 30 0 bis unter 15 45 bis unter 60 60 und mehr Stadt Karlsruhe | Amt für Stadtentwicklung – Statistikstelle. Stadt Karlsruhe | Amt für Stadtentwicklung | Bürgerumfrage 2019 | Regionsumfrage 2019. © Roland Fränkle | Presseamt Stadt Karlsruhe © M on ik a M ül le r-G m el in | St ad tp la nu ng sa m t K ar lsr uh e Siehe Anhangtabelle Band 3, Seite 57Siehe Anhangtabelle Band 3, Seite 56 22 | Nutzung kultureller Einrichtungen und Angebote in Karlsruhe 2019 Amt für Stadtentwicklung | 23 Siehe Anhangtabelle x.xx Badischer Kunstverein e. V. Der Badische Kunstverein in der Waldstraße engagiert sich seit dem frühen 19. Jahrhundert in der Vermittlung und Förderung zeitgenössischer Kunst. Im Jahr 2018 zählte der 1818 gegründete und somit zweitälteste Kunstverein Deutschlands 11.002 Besucherinnen und Besucher. Über die Hälfte der befragten Karlsruherinnen und Karlsruher (53,3 %) und 15,1 % der Regionsbevölkerung kennen den Kunstverein, der pro Jahr circa zehn Ausstellungen zu aktuellen Entwicklungen der bildenden Kunst organisiert. Während die Bekanntheit des Badischen Kunstvereins innerhalb der Stadt leicht zugenommen hat, ist in der Region ein Rückgang festzustellen (Karlsruhe 2009: 50,4 %; Region 2009: 24,1 %). 16,0 % der Karlsruherinnen und Karlsruher haben den Kunstverein, der begleitend zu den Ausstellungen mit Vorträgen, Filmprogrammen, Diskussionen und Konzerten ein umfangreiches Rahmenprogramm bietet, schon einmal besucht. In der Region trifft dies auf 2,8 % der Befragten zu. Mit abnehmendem Einkommensniveau sinkt der Anteil der Karlsruherinnen und Karlsruher, die schon einmal den Badischen Kunstverein besucht haben. Während 21,4 % mit einem monatlichen Pro-Kopf-Einkommen von 3.000 Euro und mehr bereits eine Ausstellung des Badischen Kunstvereins besucht haben, trifft diese Aussage auf nur 7,8 % der Befragten mit einem monatlichen Pro-Kopf-Einkommen von unter 1.000 Euro zu. Die letztjährigen Besucherinnen und Besucher aus Karlsruhe waren in den vergangenen zwölf Monaten durchschnittlich 2,6-mal in der Waldstraße 3. Die Altersstruktur der letzt- jährigen Besucherschaft, die der der Städtischen Galerie sehr ähnlich ist, zeigt, dass eher ältere Karlsruherinnen und Karlsruher an den Ausstellungen des Badischen Kunstvereins interessiert waren. Während die Altersgruppe 65 Jahre und älter knapp zwei Fünftel der Besucherinnen und Besucher ausmacht (38,6 %), sind die 18- bis unter 30-Jährigen zu einem eher geringen Anteil unter den Gästen vertreten (7,2 %). Besucherzahlen 18 bis unter 30 Jahre 11 .0 02 10 .7 18 10 .9 33 11 .7 55 10 .7 21 10 .8 1013 .3 50 11 .1 00 9. 86 7 9. 85 0 13,425,2 41,2 13,17,2 2,8 16,0 15,1 53,3 2,6 –* Besuchsintensität 30 bis unter 45 Jahre 45 bis unter 65 Jahre 65 bis unter 75 Jahre 75 Jahre und älter Bekanntheit | in Prozent Schon einmal besucht | in Prozent Karlsruhe Region Altersstruktur der letztjährigen Besucher aus Karlsruhe in Prozent 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 1,2 9,5 Letztjährig besucht | in Prozent Letztjährige Besuchsanteile je Stadtteil in Prozent 30 bis unter 45 15 bis unter 30 0 bis unter 15 45 bis unter 60 60 und mehr Stadt Karlsruhe | Amt für Stadtentwicklung – Statistikstelle. Stadt Karlsruhe | Amt für Stadtentwicklung | Bürgerumfrage 2019 | Regionsumfrage 2019. * Zu geringe Datenbasis. Museum für Literatur am Oberrhein Das Museum für Literatur am Oberrhein wurde im Jahr 1926 im Bibliotheksbau des Karlsruher Schlosses eröffnet und gehört zu den ersten Literaturmuseen in Deutschland. Seit 1998 ist die Einrichtung im Prinz-Max-Palais ansässig. Die Besucherzahlen bewegen sich seit dem Jahr 2010 um die 10.000 und lagen im Jahr 2018 bei 9.102. Etwas weniger als die Hälfte der Karlsruherinnen und Karlsruher (45,7 %) und 11,9 % der Befragten aus der Region kennen das Museum für Literatur. In der Region ist die Bekanntheit gegenüber dem Jahr 2009 leicht gestiegen (2009: 9,6 %), in der Stadtbevölkerung dagegen um rund zehn Prozentpunkte gesunken (2009: 54,7 %). Ein Siebtel der Karlsruherinnen und Karlsruher (14,3 %) und 1,9 % der Umlandbevölkerung haben das Museum für Literatur am Oberrhein bereits besucht. Einen besonderen Stellenwert genießt das Museum in den mittleren Altersgruppen im Alter von 45 bis unter 65 Jahren (bekannt: 61,4 %, besucht: 19,7 %) und 65 bis unter 75 Jahren (bekannt: 64,3 %, besucht: 20,5 %). Die durchschnittliche Besuchshäufigkeit der Karlsruher Gäste liegt bei 2,1. Unter den letztjährigen Besucherinnen und Besuchern aus Karlsruhe waren 12,6 % der Altersgruppe der 18- bis unter 30-Jährigen zuzuordnen. Weitere 13,4 % waren 30 bis unter 45 Jahre alt. Die größte Altersgruppe mit einem Anteil von 41,3 % stellten die 45- bis unter 65-Jährigen. Rund ein Drittel (32,7 %) sind 65 Jahre alt oder älter. Zu überdurchschnittlichen Anteilen wurde das Literaturmuseum in den letzten zwölf Monaten von Bewohnerinnen und Bewohnern der Stadtteile Rintheim (15,1 %), Nordstadt (14,8 %) und Wolfartsweier (14,7 %) besucht. Besucherzahlen 18 bis unter 30 Jahre 9. 10 2 9. 23 1 9. 47 3 10 .6 09 11 .0 53 9. 90 4 10 .3 13 10 .2 17 10 .8 64 12 .4 48 10,0 22,7 41,3 13,412,6 1,9 14,3 11,9 45,7 2,1 –* Besuchsintensität 30 bis unter 45 Jahre 45 bis unter 65 Jahre 65 bis unter 75 Jahre 75 Jahre und älter Bekanntheit | in Prozent Schon einmal besucht | in Prozent Karlsruhe Region Altersstruktur der letztjährigen Besucher aus Karlsruhe in Prozent 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 0,8 8,3 Letztjährig besucht | in Prozent Letztjährige Besuchsanteile je Stadtteil in Prozent 30 bis unter 45 15 bis unter 30 0 bis unter 15 45 bis unter 60 60 und mehr Stadt Karlsruhe | Amt für Stadtentwicklung – Statistikstelle. Stadt Karlsruhe | Amt für Stadtentwicklung | Bürgerumfrage 2019 | Regionsumfrage 2019. * Zu geringe Datenbasis. © M on ik a M ül le r-G m el in | St ad tp la nu ng sa m t K ar lsr uh e Siehe Anhangtabelle Band 3, Seite 59Siehe Anhangtabelle Band 3, Seite 58 © M on ik a M ül le r-G m el in | St ad tp la nu ng sa m t K ar lsr uh e 24 | Nutzung kultureller Einrichtungen und Angebote in Karlsruhe 2019 Amt für Stadtentwicklung | 25 Siehe Anhangtabelle x.xx Private Galerien Die privaten Galerien, die in erster Linie wirtschaftlich orientiert sind, sind kaum mit den anderen Kunst- und Kultureinrichtungen zu vergleichen. Zwar gibt es eine breite Palette unterschiedlicher privater Galerien in Karlsruhe, jedoch sind diese unter den Befragten mehrheitlich unbekannt. Knapp zwei von fünf Karlsruherinnen und Karlsruhern (38,1 %) und 8,7 % der Regionsbevölkerung kennen private Galerien in Karlsruhe. Im Zehnjahresvergleich hat sich die Bekanntheit der privaten Galerien bei der Regionsbevölkerung nicht verändert, während innerhalb der Stadt eine leichte Zunahme auszumachen ist (Karlsruhe 2009: 34,8 %). Von den Karlsruherinnen und Karlsruhern haben 14,2 % schon einmal eine private Galerie in der Fächerstadt besucht. Bei der befragten Regionsbevölkerung liegt der Anteil derjenigen, die schon einmal Gast in einer privaten Galerie in Karlsruhe waren, dagegen bei nur 2,3 %. Binnen Jahresfrist haben 10,5 % der Karlsruherinnen und Karlsruher private Galerien in der Fächerstadt besucht. Die letztjährigen Besucherinnen und Besucher aus Karlsruhe kamen dabei auf eine Besuchsintensität von 3,3, während die Besuchsintensität der Umlandbevölkerung bei 2,3 lag. Die Altersgruppe der 18- bis unter 45-Jährigen machte im vergangenen Jahr über ein Drittel (33,6 %) der Besucher- schaft privater Galerien in Karlsruhe aus. Während die Karlsruherinnen und Karlsruher dieses Alters unter den Besucherinnen und Besuchern der anderen Kunsteinrichtungen eher selten vertreten sind, stellen sie bei privaten Galerien altersmäßig die zweitgrößte Besuchergruppe. Bewohnerinnen und Bewohner aus der Weststadt (16,0 %), Rüppurr (15,1 %) sowie Grötzingen (14,9 %) haben zu überdurchschnittlichen Anteilen in den letzten zwölf Monaten private Galerien in Karlsruhe aufgesucht. Besucherzahlen Keine Informationen zu Besucherzahlen vorhanden. 18 bis unter 30 Jahre 11,217,7 37,5 18,914,7 2,3 14,2 8,7 38,1 3,3 –* Besuchsintensität 30 bis unter 45 Jahre 45 bis unter 65 Jahre 65 bis unter 75 Jahre 75 Jahre und älter Bekanntheit | in Prozent Schon einmal besucht | in Prozent Karlsruhe Region Altersstruktur der letztjährigen Besucher aus Karlsruhe in Prozent 1,4 10,5 Letztjährig besucht | in Prozent Letztjährige Besuchsanteile je Stadtteil in Prozent 30 bis unter 45 15 bis unter 30 0 bis unter 15 45 bis unter 60 60 und mehr Stadt Karlsruhe | Amt für Stadtentwicklung | Bürgerumfrage 2019 | Regionsumfrage 2019. * Zu geringe Datenbasis. Pfinzgaumuseum Durlach Das Pfinzgaumuseum zeigt in den Räumen der Durlacher Karlsburg die Geschichte der bis 1938 selbstständigen Stadt Durlach. Gezeigt werden Objekte zur Kunst-, Kultur-, Sozial- und Alltagsgeschichte. Die Besucherzahlen lagen in den letzten Jahren meist bei etwa 10.000, stiegen im Jahr 2017 sogar auf 15.260 und gingen in 2018 wieder auf 10.176 zurück. Vier von zehn Karlsruher Bürgerinnen und Bürgern (41,9 %) und 15,6 % der Regionsbevölkerung kennen das Stadtteilmuseum. Sowohl innerhalb der Stadt als auch bei der Umlandbevölkerung hat sich die Bekanntheit des Pfinzgaumuseums in den letzten zehn Jahren positiv entwickelt (Karlsruhe 2009: 34,8 %; Region 2009: 9,3 %). In etwa ein Siebtel der Karlsruherinnen und Karlsruher (13,9 %) hat die Ausstellungsräume in der Karlsburg bereits besucht. Unter den Befragten aus der Region waren 2,7 % schon einmal im Pfinzgaumuseum. Je älter die Befragten sind, desto häufiger haben sie das Pfinzgaumuseum Durlach bereits besucht. Karlsruherinnen und Karlsruher im Alter von 18 bis unter 30 Jahren waren erst zu 4,0 % schon einmal vor Ort. Im Alter von 65 bis unter 75 Jahren waren es bereits ein Viertel (25,0 %) und mit 75 Jahren und älter fast ein Drittel (32,3 %). Besucherinnen und Besucher aus Karlsruhe kommen auf eine Besucherintensitiät von 2,2. Unter den letztjährigen Besucherinnen und Besuchern aus Karlsruhe waren lediglich 4,3 % im Alter von 18 bis unter 30 Jahren, aber 16,6 % waren 75 Jahre und älter. Durlacherinnen und Durlacher (34,3 %) sowie Bewohnerinnen und Bewohner aus Wolfarts- weier (27,6 %) waren zu überdurchschnittlichen Anteilen in den letzten zwölf Monaten im Pfinzgaumuseum zu Besuch. Besucherzahlen 18 bis unter 30 Jahre 10 .1 7615 .2 60 12 .7 02 12 .1 00 14 .9 52 11 .6 10 9. 42 5 9. 58 7 10 .3 70 9. 84 7 16,626,8 39,2 13,24,3 2,7 13,9 15,6 41,9 2,2 –* Besuchsintensität 30 bis unter 45 Jahre 45 bis unter 65 Jahre 65 bis unter 75 Jahre 75 Jahre und älter Bekanntheit | in Prozent Schon einmal besucht | in Prozent Karlsruhe Region Altersstruktur der letztjährigen Besucher aus Karlsruhe in Prozent 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 1,3 7,8 Letztjährig besucht | in Prozent Letztjährige Besuchsanteile je Stadtteil in Prozent 30 bis unter 45 15 bis unter 30 0 bis unter 15 45 bis unter 60 60 und mehr Stadt Karlsruhe | Amt für Stadtentwicklung – Statistikstelle. Stadt Karlsruhe | Amt für Stadtentwicklung | Bürgerumfrage 2019 | Regionsumfrage 2019. * Zu geringe Datenbasis. © B en ed ik t D ie rß en | Am t f ür S ta dt en tw ic kl un g Ka rls ru he © R ol an d Fr än kl e | P re ss ea m t S ta dt K ar lsr uh e Siehe Anhangtabelle Band 3, Seite 61Siehe Anhangtabelle Band 3, Seite 60 26 | Nutzung kultureller Einrichtungen und Angebote in Karlsruhe 2019 Amt für Stadtentwicklung | 27 Erinnerungsstätte Ständehaus Die Erinnerungsstätte Ständehaus präsentiert seit dem Jahr 1993 die Höhepunkte der badischen Landtagsgeschichte am Ort des ersten deutschen Parlamentsgebäudes. Im „Neuen Ständehaus“, das auch die Stadtbibliothek Karlsruhes beherbergt, wird in einer Dauerausstellung über mehrere Geschosse über die badischen Demokratiebestrebungen, die Entstehung des Großherzogtums Baden und der Badischen Verfassung informiert. Rund vier von zehn Karlsruherinnen und Karlsruhern (38,6 %) und 10,0 % der Befragten aus der Region kennen die Erinnerungsstätte Ständehaus. Gut ein Achtel der Karlsruherinnen und Karlsruher (13,0 %) und 2,5 % der Regionsbevölkerung haben die Einrichtung bereits besucht. Rentnerinnen und Rentner aus der Fächerstadt geben überdurchschnittlich oft an, dass sie die Erinnerungsstätte Ständehaus kennen (58,3 %) oder sogar bereits besucht haben (22,9 %). Dagegen sind es vor allem Studierende, Auszubildende sowie Schülerinnen und Schüler, die die Erinnerungsstätte zu unterdurchschnittlichen Anteilen kennen (17,6 %) und besucht haben (3,8 %). Die letztjährigen Besucherinnen und Besucher aus Karlsruhe kommen auf durchschnittlich 2,3 Besuche. Die Altersstruktur der letztjährigen Besucherinnen und Besucher aus Karlsruhe zeigt, dass insbesondere Befragte im Alter von 45 bis unter 65 Jahren (39,0 %) sowie die 65- bis unter 75-Jährigen (25,3 %) das Publikum des Ständehauses ausmachen. Besucherzahlen Keine Informationen zu Besucherzahlen vorhanden. 18 bis unter 30 Jahre 12,4 25,3 39,0 12,111,2 2,5 13,0 10,0 38,6 2,3 Besuchsintensität 30 bis unter 45 Jahre 45 bis unter 65 Jahre 65 bis unter 75 Jahre 75 Jahre und älter Bekanntheit | in Prozent Schon einmal besucht | in Prozent Karlsruhe Region Altersstruktur der letztjährigen Besucher aus Karlsruhe in Prozent 1,0 8,3 Letztjährig besucht | in Prozent Letztjährige Besuchsanteile je Stadtteil in Prozent 30 bis unter 45 15 bis unter 30 0 bis unter 15 45 bis unter 60 60 und mehr Stadt Karlsruhe | Amt für Stadtentwicklung | Bürgerumfrage 2019 | Regionsumfrage 2019. * Zu geringe Datenbasis. –* Stadtarchiv Das Stadtarchiv Karlsruhe wurde als heute älteste städtische Kultureinrichtung im Jahr 1885 gegründet und ist die zentrale Anlaufstelle für alle Fragen zur Karlsruher Stadtgeschichte. Dokumente aus der Geschichte der Fächerstadt können im Lesesaal des Stadtarchivs eingesehen werden. Die Besucherzahlen liegen seit dem Jahr 2011 bei knapp über 1.000, wobei im Jahr des 300. Stadtgeburtstags mit 2.104 Besucherinnen und Besuchern ein Spitzenwert erreicht werden konnte. Unter Karlsruherinnen und Karlsruhern ist das Stadtarchiv im Gebäude der ehemaligen Pfandleihe fast zwei Dritteln bekannt (64,2 %) und ein Neuntel (11,1 %) gibt an, das Stadtarchiv bereits besucht zu haben. In der Regionsbevölkerung ist das „Gedächtnis der Stadt“ rund einem Fünftel ein Begriff (21,5 %) und 3,2 % waren bereits vor Ort. In der Region hat die Bekanntheit des Stadtarchivs gegenüber dem Jahr 2009 abgenommen (2009: 32,0 %), in der Stadtbevölkerung dagegen zugenommen (2009: 53,9 %). Eine längere Wohndauer in Karlsruhe geht mit größerer Bekanntheit und höheren Besuchsanteilen einher: Befragte die erst unter fünf Jahre in Karlsruhe wohnhaft sind, kennen das Stadtarchiv zu 40,2 % und haben es zu 3,0 % bereits besucht. Dagegen kennen die Einrichtung drei Viertel der Karlsruherinnen und Karlsruher (75,9 %), die bereits 20 Jahre und länger in der Fächerstadt ansässig sind. Karlsruher Bürgerinnen und Bürger, die das Stadtarchiv binnen Jahresfrist besucht haben, kamen durchschnittlich 2,2-mal. Die Altersstruktur der letztjährigen Besucherinnen und Besucher aus der Fächerstadt ist durch relativ hohe Anteile der Altersgruppen 65 bis unter 75 Jahre (23,9 %) sowie 75 Jahre und älter (14,9 %) geprägt. Besucherzahlen 18 bis unter 30 Jahre 1. 05 3 1. 04 5 1. 26 4 2. 10 4 1. 35 3 1. 15 8 1. 22 0 1. 21 0 ------ 14,923,9 38,0 12,610,7 3,2 11,1 21,5 64,2 2,2 Besuchsintensität 30 bis unter 45 Jahre 45 bis unter 65 Jahre 65 bis unter 75 Jahre 75 Jahre und älter Bekanntheit | in Prozent Schon einmal besucht | in Prozent Karlsruhe Region Altersstruktur der letztjährigen Besucher aus Karlsruhe in Prozent 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 1,0 5,1 Letztjährig besucht | in Prozent Letztjährige Besuchsanteile je Stadtteil in Prozent 30 bis unter 45 15 bis unter 30 0 bis unter 15 45 bis unter 60 60 und mehr Stadt Karlsruhe | Amt für Stadtentwicklung – Statistikstelle. Stadt Karlsruhe | Amt für Stadtentwicklung | Bürgerumfrage 2019 | Regionsumfrage 2019. –* © Monika Müller-Gmelin | Stadtplanungsamt Karlsruhe Siehe Anhangtabelle Band 3, Seite 63Siehe Anhangtabelle Band 3, Seite 62 © M on ik a M ül le r-G m el in | St ad tp la nu ng sa m t K ar lsr uh e 28 | Nutzung kultureller Einrichtungen und Angebote in Karlsruhe 2019 Amt für Stadtentwicklung | 29 Generallandesarchiv Das Generallandesarchiv Karlsruhe ist zuständig für das Schriftgut der Landesbehörden und Gerichte im Regierungsbezirk Karlsruhe und die dort angesiedelten regionalen Bundesbehörden. Im Jahr 2018 kamen 12.040 Besucherinnen und Besucher in das Generallandesarchiv. Rund 40 Prozent der Karlsruherinnen und Karlsruher (40,8 %) und mit 18,4 % fast ein Fünftel der Regionsbevölkerung kennen den breiten Fundus für Regional- und Ortsforschung im nordbadischen Raum. Etwas mehr als 10 Prozent der Karlsruherinnen und Karlsruher (10,6 %) haben das Generallandesarchiv bereits besucht. In der Region wohnhafte Befragte waren zu 2,5 % bereits vor Ort. Zu überdurchschnittlichen Anteilen haben vor allem Alleinlebende im Alter von 65 Jahren und älter (33,9 %) sowie allgemein Rentnerinnen und Rentner (22,1 %) aus Karlsruhe das Generallandesarchiv bereits besucht. Im vergangenen Jahr lag die durchschnittliche Besuchs- häufigkeit der Karlsruher Gäste bei 2,3. Rund die Hälfte der letztjährigen Besucherinnen und Besucher aus der Fächerstadt ist im Alter von 65 bis unter 75 Jahren (33,4 %) oder im Alter von 75 Jahren und älter (16,1 %). Ein Drittel (32,5 %) befindet sich in der mittleren Altersgruppe und zusammengenommen 17,9 % sind im Alter von 18 bis unter 30 Jahren (8,1 %) oder von 30 bis unter 45 Jahren (9,8 %). Bezogen auf die Stadtteilbevölkerung wurde das Archiv im letzten Jahr vor allem von Bürgerinnen und Bürgern aus der Nordstadt (15,0 %) und Rintheim (13,6 %) besucht. Besucherzahlen 18 bis unter 30 Jahre 12 .0 40 9. 95 2 12 .3 18 10 .7 77 11 .3 83 8. 15 01 2. 77 7 4. 58 3 5. 70 0 6. 54 2 16,1 33,432,5 9,88,1 2,5 10,6 18,4 40,8 2,3 Besuchsintensität 30 bis unter 45 Jahre 45 bis unter 65 Jahre 65 bis unter 75 Jahre 75 Jahre und älter Bekanntheit | in Prozent Schon einmal besucht | in Prozent Karlsruhe Region Altersstruktur der letztjährigen Besucher aus Karlsruhe in Prozent 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 0,5 6,1 Letztjährig besucht | in Prozent Letztjährige Besuchsanteile je Stadtteil in Prozent 30 bis unter 45 15 bis unter 30 0 bis unter 15 45 bis unter 60 60 und mehr Stadt Karlsruhe | Amt für Stadtentwicklung – Statistikstelle. Stadt Karlsruhe | Amt für Stadtentwicklung | Bürgerumfrage 2019 | Regionsumfrage 2019. –* * Zu geringe Datenbasis. Kinos © Roland Fränkle | Presseamt Stadt Karlsruhe Siehe Anhangtabelle Band 3, Seite 64 30 | Nutzung kultureller Einrichtungen und Angebote in Karlsruhe 2019 Amt für Stadtentwicklung | 31 Filmpalast am ZKM Der im Jahr 2000 eröffnete Filmpalast am ZKM ist mit zehn Vorführungssälen und knapp 3.000 Sitzplätzen das größte Kino Karlsruhes. Mit einem Bekanntheitsgrad von 97,4 % ist das große Multiplexkino beinahe allen Karlsruherinnen und Karlsruhern ein Begriff. Auch vier von fünf Befragten aus der Region ist die Einrichtung in der Südweststadt bekannt (80,8 %). Sowohl bei der Regionsbevölkerung als auch innerhalb der Stadt hat sich die Bekanntheit des Filmpalasts in den letzten zehn Jahren leicht erhöht (Karlsruhe 2009: 95,5 %; Region: 78,4 %). Vier von fünf Karlsruherinnen und Karlsruhern (83,7 %) waren im Filmpalast am ZKM bereits in einer Filmvorstellung. Bei der Regionsbevölkerung liegt der Anteil derjenigen, die den Filmpalast am ZKM schon einmal besucht haben, bei 62,5 %. Ausgehend von 2009 (54,8 %) nahm der Besucheranteil aus der Region um 7,3 Prozentpunkte zu. Im letzten Jahr kamen die Besucherinnen und Besucher aus Karlsruhe im Durchschnitt auf 4,1 Besuche. Die Besuchsintensität der letztjährigen Gäste aus der Region liegt bei 3,1. Rund ein Drittel der Besucherinnen und Besucher aus Karlsruhe sind im Alter von 45 bis unter 65 Jahren (34,4 %). Mit einer durchschnittlichen jährlichen Besuchshäufigkeit von 4,5 ist die Altersgruppe der 18- bis unter 30-Jährigen, die einen Anteil an der Besucherschaft von 26,3 % aufweisen, am häufigsten im größten Kino Karlsruhes. Filmtheater Schauburg Das Filmtheater Schauburg, ein in der Südstadt gelegenes Programmkino, verfügt mit drei Vorführungssälen über knapp 560 Sitzplätze. Die Schauburg zeigt täglich am Nachmittag ausgewählte Kinderfilme. 91,9 % der Karlsruherinnen und Karlsruher und über die Hälfte der Regionsbevölkerung (54,3 %) kennen die Schauburg, die im Sommer auch die OPEN AIR Kino- Nächte beim Schloss Gottesaue veranstaltet. Während sich die Bekanntheit der Schauburg innerhalb der Stadt in den letzten zehn Jahren kaum verändert hat, ist bei der Umlandbevölkerung ein Rückgang von rund sieben Prozentpunkten zu verzeichnen (Region 2009: 61,7 %). Unter den Karlsruherinnen und Karlsruhern liegt der Besuchsanteil bei 73,6 %. Von der Regionsbevölkerung waren 29,9 % schon einmal in einer Filmvorführung der Schauburg, wobei im Jahr 2009 dieser Wert noch bei 36,8 % lag. Die Karlsruherinnen und Karlsruher, die in den letzten zwölf Monaten einen Film in der Schauburg gesehen haben, kommen im Schnitt auf 4,4 Besuche binnen Jahresfrist. Die Umlandbevölkerung weist eine durchschnittliche jährliche Besuchshäufigkeit von 2,6 auf. Am häufigsten waren im letzten Jahr die Karlsruher Besucherinnen und Besucher im Alter von 65 bis unter 75 Jahren in einer Filmvorführung der Schauburg: Sie weisen eine durchschnittliche jährliche Besuchshäufigkeit von 5,6 auf. Zu den Besucherinnen und Besuchern aus Karlsruhe zählten in den vergangenen zwölf Monaten mit einem Anteil von 36,5 % insbesondere die 45- bis unter 65-Jährigen. Unter 18-Jährige wurden in der Umfrage nicht erfasst. Besucherzahlen Keine Informationen zu Besucherzahlen vorhanden. 18 bis unter 30 Jahre 5,913,7 36,5 22,321,6 29,9 73,6 54,3 91,9 4,4 2,6 Besuchsintensität 30 bis unter 45 Jahre 45 bis unter 65 Jahre 65 bis unter 75 Jahre 75 Jahre und älter Bekanntheit | in Prozent Schon einmal besucht | in Prozent Karlsruhe Region Altersstruktur der letztjährigen Besucher aus Karlsruhe in Prozent 12,9 58,7 Letztjährig besucht | in Prozent Letztjährige Besuchsanteile je Stadtteil in Prozent 30 bis unter 45 15 bis unter 30 0 bis unter 15 45 bis unter 60 60 und mehr Stadt Karlsruhe | Amt für Stadtentwicklung | Bürgerumfrage 2019 | Regionsumfrage 2019. 18 bis unter 30 Jahre 4,312,0 34,4 23,026,3 62,5 83,7 80,8 97,4 4,1 3,1 Besuchsintensität 30 bis unter 45 Jahre 45 bis unter 65 Jahre 65 bis unter 75 Jahre 75 Jahre und älter Bekanntheit | in Prozent Schon einmal besucht | in Prozent Karlsruhe Region Altersstruktur der letztjährigen Besucher aus Karlsruhe in Prozent 38,7 71,7 Letztjährig besucht | in Prozent Letztjährige Besuchsanteile je Stadtteil in Prozent 30 bis unter 45 15 bis unter 30 0 bis unter 15 45 bis unter 60 60 und mehr Stadt Karlsruhe | Amt für Stadtentwicklung | Bürgerumfrage 2019. Besucherzahlen Keine Informationen zu Besucherzahlen vorhanden. © R ol an d Fr än kl e | P re ss ea m t S ta dt K ar lsr uh e Siehe Anhangtabelle Band 3, Seite 66Siehe Anhangtabelle Band 3, Seite 65 © B en ed ik t D ie rß en | Am f t ür S ta dt en tw ic lu ng K ar lsr uh e 32 | Nutzung kultureller Einrichtungen und Angebote in Karlsruhe 2019 Amt für Stadtentwicklung | 33 Universum City Kino Das 1953 gegründete Universum City Kino am Europaplatz ist mit fünf Vorführungssälen und über 700 Sitzplätzen das zweitgrößte Kino Karlsruhes. Der Bekanntheitsgrad von 86,6 % bei der Bevölkerung der Fächerstadt liegt jedoch unter den Werten des Filmpalastes am ZKM oder der Schauburg in der Südstadt. Auch bei der Regionsbevölkerung nimmt das zentral gelegene Universum City Kino mit einem Anteil von 40,9 % hinsichtlich der Bekanntheit den dritten Platz unter den Karlsruher Kinos ein. Über die Hälfte der befragten Karlsruherinnen und Karlsruher (53,6 %) und ein Fünftel der Umlandbevölkerung (20,5 %) hat bereits eine Filmvorführung im Multiplexkino gegenüber der Postgalerie besucht. Die Befragten aus der Region, die im letzten Jahr im Universum City Kino waren, sahen dort im Schnitt 1,9 Filme, während die Karlsruher Bürgerinnen und Bürger durchschnittlich 3,2 Filmvorstellungen besuchten. Über ein Drittel der letztjährigen Besucherinnen und Besucher aus Karlsruhe sind im Alter von 18 bis unter 30 Jahren (34,4 %). Anders als in den weiteren Karlsruher Kinos dominiert somit unter den Karlsruherinnen und Karlsruhern die junge Altersgruppe unter der Besucherschaft, die des Weiteren mit durchschnittlich 3,7 Besuchen am häufigsten das Kino am Europaplatz aufsuchen. Zu besonders hohen Anteilen haben die Bewohnerinnen und Bewohner der Stadtteile Innenstadt- West (42,8 %), Innenstadt-Ost (42,4 %), Oberreut (41,0 %), Nordstadt (40,6 %) und Oststadt (40,0 %) das Universum City Kino in den letzten zwölf Monaten besucht. Unter 18-Jährige wurden in der Umfrage nicht erfasst. 18 bis unter 30 Jahre 2,79,2 30,623,034,4 20,5 53,6 40,9 86,6 3,2 1,9 Besuchsintensität 30 bis unter 45 Jahre 45 bis unter 65 Jahre 65 bis unter 75 Jahre 75 Jahre und älter Bekanntheit | in Prozent Schon einmal besucht | in Prozent Karlsruhe Region Altersstruktur der letztjährigen Besucher aus Karlsruhe in Prozent 6,7 32,9 Letztjährig besucht | in Prozent Letztjährige Besuchsanteile je Stadtteil in Prozent 30 bis unter 45 15 bis unter 30 0 bis unter 15 45 bis unter 60 60 und mehr Stadt Karlsruhe | Amt für Stadtentwicklung | Bürgerumfrage 2019 | Regionsumfrage 2019. Besucherzahlen Keine Informationen zu Besucherzahlen vorhanden. Kino der Kinemathek Die Kinemathek, Karlsruhes gemeinnütziges Filmkunsthaus, war bis Ende 2009 – bis zum Umzug in das „Studio 3“ in der Kaiserpassage – im Untergeschoss des Prinz-Max- Palais verortet. Am Wochenende gibt es für die jungen Besuchergruppen ein eigenes Kinderkino. Die mit öffentlichen Mitteln geförderte Kinemathek zählte im Jahr 2018 bei über 600 Veranstaltungen und 146 Sitzplätzen 16.783 Zuschauerinnen und Zuschauer. Über zwei Drittel der Karlsruherinnen und Karlsruher (69,2 %) und rund ein Fünftel der Befragten aus der Region (21,2 %) kennen das Programmkino, das auf künstlerisch anspruchs- volle Filme, meist in Originalsprache, spezialisiert ist. Sowohl innerhalb der Stadt als auch bei der Umlandbevölkerung hat sich die Bekanntheit der Kinemathek in den letzten zehn Jahren, wohl auch aufgrund des Umzugs in den Kinosaal „Studio 3“ der Kurbel, positiv entwickelt (Karlsruhe 2009: 52,9 %; Region 2009: 16,2 %). In etwa ein Drittel der Karlsruherinnen und Karlsruher (32,6 %) hat schon einmal eine Veranstaltung des Programmkinos in der Kaiserpassage besucht, wobei dieser Anteil im Jahr 2009 noch in alter Spielstätte bei 19,2 % lag. Auch bei den Befragten aus der Region lässt sich eine Zunahme des Besucheranteils feststellen: Waren 2009 4,0 % der Umlandbevölkerung schon einmal in der Kinemathek, sind es zehn Jahre später mit 7,1 % etwas mehr. Die letztjährigen Besucherinnen und Besucher aus Karlsruhe waren durchschnittlich bei 2,8 Vorführungen im Jahr. Die Besuchsintensität der Regionsbevölkerung beläuft sich auf 2,4. Unter den Karlsruher Besucherinnen und Besuchern der Kinemathek dominierte im Jahr 2018 mit knapp 36,7 % deutlich die Altersgruppe der 45- bis unter 65-Jährigen, gefolgt von den unter 30-Jährigen (22,9 %). Unter 18-Jährige wurden in der Umfrage nicht erfasst. Besucherzahlen 18 bis unter 30 Jahre 16 .7 83 15 .3 97 16 .6 78 16 .3 86 16 .9 33 16 .4 26 16 .8 76 13 .8 42 6. 30 2 14 .3 22 5,413,1 36,7 21,922,9 7,1 32,6 21,2 69,2 2,8 2,4 Besuchsintensität 30 bis unter 45 Jahre 45 bis unter 65 Jahre 65 bis unter 75 Jahre 75 Jahre und älter Bekanntheit | in Prozent Schon einmal besucht | in Prozent Karlsruhe Region Altersstruktur der letztjährigen Besucher aus Karlsruhe in Prozent 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 2,2 18,8 Letztjährig besucht | in Prozent Letztjährige Besuchsanteile je Stadtteil in Prozent 30 bis unter 45 15 bis unter 30 0 bis unter 15 45 bis unter 60 60 und mehr Stadt Karlsruhe | Amt für Stadtentwicklung – Statistikstelle. Stadt Karlsruhe | Amt für Stadtentwicklung | Bürgerumfrage 2019 | Regionsumfrage 2019. © M on ik a M ül le r-G m el in | St ad tp la nu ng sa m t K ar lsr uh e © R ol an d Fr än kl e | P re ss ea m t S ta dt K ar lsr uh e Siehe Anhangtabelle Band 3, Seite 68Siehe Anhangtabelle Band 3, Seite 67 34 | Nutzung kultureller Einrichtungen und Angebote in Karlsruhe 2019 Amt für Stadtentwicklung | 35 Soziokulturelle Zentren | Kulturräume | Musikclubs Tollhaus Das 1982 gegründete Tollhaus ist ein freies Kulturzentrum auf dem ehemaligen Schlachthofgelände in der Oststadt. Während im Jahr 2009 die Besucherzahl bei rund 88.000 lag, zählte das Tollhaus 2018 130.799 Besucherinnen und Besucher. Insbesondere mit den erfolgten Umbau- und Erweiterungsmaßnahmen, die zwischen 2007 und 2010 mit Unterstützung von Stadt und Land durchgeführt wurden, konnte das Tollhaus die Besucherzahlen steigern. Heute fassen die beiden Veranstaltungssäle rund 1.200 Sitzplätze oder 1.900 Stehplätze. 87,4 % der Karlsruherinnen und Karlsruher und über zwei Drittel der Regionsbevölkerung (67,7 %) kennen das soziokulturelle Zentrum mit dem vielseitigen Kultur- angebot. Sowohl innerhalb der Stadt als auch bei der Umlandbevölkerung hat die Bekanntheit in den letzten zehn Jahren zugenommen (Karlsruhe 2009: 83,8 %; Region 2009: 57,1 %). Vor allem unter den ausländischen Befragten (60,3 %) und unter Studierenden, Auszubildenden sowie Schülerinnen und Schülern (64,7 %) aus Karlsruhe ist das Tollhaus unterdurchschnittlich bekannt. Über die Hälfte der Karlsruher Bürgerinnen und Bürger (56,2 %) und ein Drittel der Regionsbevölkerung (34,2 %) haben bereits eine Veranstaltung im Tollhaus besucht. Während die letztjährigen Besucherinnen und Besucher aus der Region bei durchschnittlich 2,4 Veranstaltungen waren, liegt die Besuchsintensität der Karlsruher Gäste bei 3,1. Ihr Publikum unter den Karlsruherinnen und Karlsruhern findet die Einrichtung insbesondere in den Altersgruppen der 30- bis unter 65-Jährigen. Während diese mittlere Altersgruppe knapp zwei Drittel der letztjährigen Besucherinnen und Besucher des Kulturzentrums im Kultur- und Kreativpark „Alter Schlachthof“ ausmacht (65,2 %), beläuft sich der Besucheranteil der Altersgruppe 75 Jahre oder älter auf 4,7 % und der 18- bis unter 30-Jährigen auf 14,2 %. Besucherzahlen 18 bis unter 30 Jahre 13 0. 79 9 13 4. 81 6 13 6. 27 4 13 9. 78 6 12 7. 89 0 11 6. 01 3 11 2. 85 3 10 6. 81 6 92 .2 11 88 .0 85 4,715,9 43,1 22,114,2 34,2 56,2 67,7 87,4 3,1 2,4 Besuchsintensität 30 bis unter 45 Jahre 45 bis unter 65 Jahre 65 bis unter 75 Jahre 75 Jahre und älter Bekanntheit | in Prozent Schon einmal besucht | in Prozent Karlsruhe Region Altersstruktur der letztjährigen Besucher aus Karlsruhe in Prozent 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 20,2 44,3 Letztjährig besucht | in Prozent Letztjährige Besuchsanteile je Stadtteil in Prozent 30 bis unter 45 15 bis unter 30 0 bis unter 15 45 bis unter 60 60 und mehr Stadt Karlsruhe | Amt für Stadtentwicklung – Statistikstelle. Stadt Karlsruhe | Amt für Stadtentwicklung | Bürgerumfrage 2019 | Regionsumfrage 2019. © M on ik a M ül le r-G m el in | St ad tp la nu ng sa m t K ar lsr uh e Siehe Anhangtabelle Band 3, Seite 69 36 | Nutzung kultureller Einrichtungen und Angebote in Karlsruhe 2019 Amt für Stadtentwicklung | 37 Substage Der Musikclub Substage, im Jahr 1990 von der Musikerinitiative Karlsruhe (MIK) gegründet, war bis ins Jahr 2010 in einer ehemaligen Fußgängerunterführung am Ettlinger Tor untergebracht. Da diese mit Beginn der Bauarbeiten zur Kombilösung nicht mehr genutzt werden konnte, ist das Substage seit mittlerweile zehn Jahren im Kreativpark „Alter Schlachthof“ verortet. Lagen die Besucherzahlen am alten Standort in der Innenstadt in den Jahren 2008 und 2009 bei circa 40.000, zählte der Musikclub im Jahr 2018 bei 124 Veranstaltungen 54.993 Besucherinnen und Besucher. Vier von fünf Karlsruherinnen und Karlsruhern (79,7 %) und über ein Drittel der Befragten aus der Region (36,8 %) kennen die Konzertbühne für Rockmusik, die die Förderung der lokalen Musikszene als wichtigen Bestandteil der eigenen Arbeit benennt. Vor allem innerhalb der Stadt hat sich die Bekanntheit in den letzten zehn Jahren positiv entwickelt (Karlsruhe 2009: 68,1 %; Region 2009: 34,8 %). Dennoch hat das Substage unter ausländischen Befragten in Karlsruhe (51,6 %) und unter höchstens vier Jahre in Karlsruhe Wohnenden (60,2 %) einen unterdurchschnittlichen Bekanntheitsgrad. Von den Bürgerinnen und Bürgern der Fächerstadt hat etwas mehr als ein Drittel (34,5 %) das Substage bereits besucht. Von der Umlandbevölkerung haben 15,4 % die Einrichtung schon einmal besucht. Im vergangenen Jahr lag die durchschnittliche Besuchshäufigkeit der Karlsruher Gäste bei 2,8. Besucherinnen und Besucher aus der Region waren in den letzten zwölf Monaten im Schnitt 2,2-mal im Substage. Die Altersstruktur der letztjährigen Besucherinnen und Besucher aus Karlsruhe zeigt, dass das Substage insbesondere bei den mittleren Altersgruppen Beliebt- heit genießt. Über zwei Drittel der Besucherschaft war im Alter von 30 bis unter 65 Jahren (66,7 %). Ältere Karlsruherinnen und Karlsruher waren eher selten im Live-Music Club, in dem auch regelmäßig Partyreihen stattfinden. Zu überdurchschnittlich hohen Anteilen haben das Substage in den letzten zwölf Monaten insbesondere die Einwohnerinnen und Einwohner der Weststadt (31,9 %) sowie der studentisch geprägten Stadtteile Südstadt (31,2 %) und Oststadt (30,8 %) besucht. Besucherzahlen 18 bis unter 30 Jahre 54 .9 93 56 .9 01 53 .4 34 56 .1 20 56 .4 66 54 .1 06 60 .9 43 57 .7 65 43 .1 87 41 .0 53 0,54,7 36,430,328,1 15,4 34,5 36,8 79,7 2,8 2,2 Besuchsintensität 30 bis unter 45 Jahre 45 bis unter 65 Jahre 65 bis unter 75 Jahre 75 Jahre und älter Bekanntheit | in Prozent Schon einmal besucht | in Prozent Karlsruhe Region Altersstruktur der letztjährigen Besucher aus Karlsruhe in Prozent 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 7,1 23,2 Letztjährig besucht | in Prozent Letztjährige Besuchsanteile je Stadtteil in Prozent 30 bis unter 45 15 bis unter 30 0 bis unter 15 45 bis unter 60 60 und mehr Stadt Karlsruhe | Amt für Stadtentwicklung – Statistikstelle. Stadt Karlsruhe | Amt für Stadtentwicklung | Bürgerumfrage 2019 | Regionsumfrage 2019. Jubez Kulturzentrum Das Jubez, getragen vom Stadtjugendausschuss, ist neben einer Einrichtung der kulturellen Bildung für Kinder und Jugendliche auch ein Veranstaltungsort für Livemusik, Comedy, Theater oder auch Lesungen. Drei von vier Karlsruherinnen und Karlsruhern (73,1 %) und rund ein Fünftel der Befragten aus der Region (20,1 %) kennen das Jubez am Kronenplatz. Während sich die Bekanntheit innerhalb der Stadt in den letzten zehn Jahren leicht verbessern konnte, ist in der Region eine rückläufige Entwicklung festzustellen (Karlsruhe 2009: 71,4 %; Region 2009: 27,2 %). Von den Karlsruher Bürgerinnen und Bürgern hat knapp ein Drittel (32,6 %) das Jubez, das zusätzlich zu seinen mietbaren Veranstaltungsräumen auch ein Café, verschiedene Werkstätten und einen Sportbereich bietet, schon einmal besucht. Von der Regionsbevölkerung haben 7,7 % das Kulturzentrum am Kronenplatz bereits besucht. Die Ausrichtung des Angebots auf Kinder und Jugendliche zeigt sich auch in den Ergebnissen der unterschiedlichen Haushaltstypen. So gaben Familien (36,5 %) und Alleinerziehende mit Kindern unter 18 Jahren (43,6 %) aus Karlsruhe überdurchschnittlich häufig an, das Jubez am Kronenplatz schon einmal besucht zu haben. Die letztjährigen Besucherinnen und Besucher aus Karlsruhe wiesen im Schnitt 2,5 Besuche auf. Die Besuchsintensität der Region liegt bei 2,2. Mit einem Anteil von 41,4 % dominierte unter den Karlsruher Besucherinnen und Besuchern die Altersgruppe der 45- bis unter 65-Jährigen. Allerdings ist davon auszugehen, dass die unter 18-Jährigen, die in der Umfrage nicht berücksichtigt wurden, einen nicht zu vernachlässigenden Anteil an der Gesamtbesucherschaft des außerschulischen Jugendbildungszentrums ausmachen. 18 bis unter 30 Jahre 2,7 13,7 41,4 22,020,2 7,7 32,6 20,1 73,1 2,5 2,2 Besuchsintensität 30 bis unter 45 Jahre 45 bis unter 65 Jahre 65 bis unter 75 Jahre 75 Jahre und älter Bekanntheit | in Prozent Schon einmal besucht | in Prozent Karlsruhe Region Altersstruktur der letztjährigen Besucher aus Karlsruhe in Prozent 2,9 19,1 Letztjährig besucht | in Prozent Letztjährige Besuchsanteile je Stadtteil in Prozent 30 bis unter 45 15 bis unter 30 0 bis unter 15 45 bis unter 60 60 und mehr Stadt Karlsruhe | Amt für Stadtentwicklung | Bürgerumfrage 2019 | Regionsumfrage 2019. Besucherzahlen Keine Informationen zu Besucherzahlen vorhanden. © R ol an d Fr än kl e | P re ss ea m t S ta dt K ar lsr uh e © M on ik a M ül le r-G m el in | St ad tp la nu ng sa m t K ar lsr uh e Siehe Anhangtabelle Band 3, Seite 71Siehe Anhangtabelle Band 3, Seite 70 38 | Nutzung kultureller Einrichtungen und Angebote in Karlsruhe 2019 Amt für Stadtentwicklung | 39 Orgelfabrik Durlach Die Orgelfabrik Durlach ist ein vielseitiges Kulturzentrum. Neben Ausstellungen, Installationen, Theateraufführungen und Konzerten wird das Gebäude, das wie der Name schon sagt, in früheren Jahren eine Orgelbauwerkstatt war, von der freien Kabarettgruppe „Die Spiegelfechter“, dem Verein „Die Orgelfabrik – Kultur in Durlach e. V.“, sowie über die Sommermonate vom „Theater in der Orgelfabrik“ genutzt. Die Orgelfabrik, die durch den Erwerb einer privaten Initiativ- gruppe vor dem Abriss gerettet wurde, ist knapp drei von fünf Karlsruherinnen und Karlsruhern (58,2 %) ein Begriff. In der Region liegt der Bekanntheitsgrad des vielseitig genutzten Veranstaltungsortes bei knapp 16,1 %. Mit sinkendem Pro-Kopf-Einkommen nimmt auch der Bekanntheitsgrad der Orgelfabrik Durlach ab. Über zwei Drittel der befragten Karlsruherinnen und Karlsruher mit einem Pro-Kopf- Einkommen von 3.000 Euro und mehr (67,5 %) kennen das Kulturzentrum in Durlach. Dagegen liegt der Bekanntheitsgrad bei der Stadtbevölkerung mit einem Pro-Kopf-Einkommen von unter 1.000 Euro bei 34,7 %. Über ein Viertel der Karlsruher Bevölkerung (26,0 %) und 3,4 % der Regionsbevölkerung haben die Orgelfabrik bereits besucht. Die letztjährigen Besucherinnen und Besucher aus Karlsruhe waren durchschnittlich bei 2,2 Veranstaltungen in der Orgelfabrik am Weiherhof. Zwei von fünf Besucherinnen und Besuchern der Orgelfabrik sind 45 bis unter 65 Jahre alt (44,2 %). Die 65- bis unter 75-Jährigen stellen mit einem Anteil von 25,3 % die zweitgrößte Besuchergruppe, während die jüngeren Karlsruher Gäste im Alter von 18 bis unter 30 Jahren 7,2 % der Besucherschaft ausmachen. Mit 38,8 % wurde die Orgelfabrik binnen Jahresfrist zu überdurchschnittlichen Anteilen von den Durlacherinnen und Durlachern besucht. Besucherzahlen Keine Informationen zu Besucherzahlen vorhanden. 18 bis unter 30 Jahre 11,1 25,3 44,2 12,27,2 3,4 26,0 16,1 58,2 2,2 Besuchsintensität 30 bis unter 45 Jahre 45 bis unter 65 Jahre 65 bis unter 75 Jahre 75 Jahre und älter Bekanntheit | in Prozent Schon einmal besucht | in Prozent Karlsruhe Region Altersstruktur der letztjährigen Besucher aus Karlsruhe in Prozent 0,9 13,5 Letztjährig besucht | in Prozent Letztjährige Besuchsanteile je Stadtteil in Prozent 30 bis unter 45 15 bis unter 30 0 bis unter 15 45 bis unter 60 60 und mehr Stadt Karlsruhe | Amt für Stadtentwicklung | Bürgerumfrage 2019 | Regionsumfrage 2019. –* * Zu geringe Datenbasis. Kulturzentrum Tempel Der Tempel auf dem Gelände der ehemaligen Seldeneck’schen Brauerei in Mühlburg ist seit 1984 unabhängiges sozio- kulturelles Zentrum und bietet neben einem vielseitigen Angebot an Veranstaltungen in den Bereichen Musik, Tanz und Kunst ein lebendiges Netzwerk für Kunst- und Kulturschaffende der freien Szene. Im Jahr 2018 zählte das denkmalgeschützte Gebäude an der Hardtstraße 48.870 Besucherinnen und Besucher. In den letzten zehn Jahren sind die Besucherzahlen um rund 10.000 gesunken, wobei insbesondere nach dem erfolgreichen Jahr 2016 ein deutlicher Rückgang um 25,0 % zu verzeichnen ist. Dies steht im Zusammenhang mit der Schließung des Café Vanguarde. Etwa 60 Prozent der Karlsruherinnen und Karlsruher (58,3 %) und 15,8 % der Regionsbevölkerung kennen den Tempel, der alljährlich im November in Kooperation mit verschiedenen Kulturveranstaltern das Tanzfestival „Tanz Karlsruhe“ veranstaltet. Während sich die Bekanntheit innerhalb der Stadt in den letzten zehn Jahren leicht verbessert hat, ist in der Region eine leicht rückläufige Entwicklung festzustellen (Karlsruhe 2009: 56,7 %; Region 2009: 19,7 %). Von den Karlsruherinnen und Karlsruhern hat knapp ein Viertel (23,9 %) das Kulturzentrum schon einmal besucht. Unter der Regionsbevölkerung liegt der Besucheranteil bei 3,3 %. Die durchschnittliche jährliche Besuchshäufigkeit der Gäste aus Karlsruhe liegt bei 2,7. Die Altersstruktur des Karlsruher Publikums im Tempel ist ähnlich wie die des Tollhauses. 69,2 % der Besucherinnen und Besucher sind im Alter von 30 bis unter 65 Jahren, während die Altersgruppe 75 Jahre und älter (4,4 %) sowie die unter 30-Jährigen (10,6 %) nur einen geringen Anteil an den Karlsruher Gästen ausmachen. Zu besonders hohen Anteilen wurde der Tempel in den letzten zwölf Monaten von den Bewohnerinnen und Bewohnern aus Mühlburg (21,6 %), Wolfartsweier (20,7 %) sowie der angrenzenden Weststadt (20,1 %) besucht. Besucherzahlen 18 bis unter 30 Jahre 48 .8 70 50 .6 1065 .9 06 60 .8 54 61 .5 60 56 .0 70 53 .6 00 56 .3 00 54 .8 00 58 .8 00 4,4 15,8 48,5 20,710,6 3,3 23,9 15,8 58,3 2,7 Besuchsintensität 30 bis unter 45 Jahre 45 bis unter 65 Jahre 65 bis unter 75 Jahre 75 Jahre und älter Bekanntheit | in Prozent Schon einmal besucht | in Prozent Karlsruhe Region Altersstruktur der letztjährigen Besucher aus Karlsruhe in Prozent 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 1,1 12,4 Letztjährig besucht | in Prozent Letztjährige Besuchsanteile je Stadtteil in Prozent 30 bis unter 45 15 bis unter 30 0 bis unter 15 45 bis unter 60 60 und mehr Stadt Karlsruhe | Amt für Stadtentwicklung – Statistikstelle. Stadt Karlsruhe | Amt für Stadtentwicklung | Bürgerumfrage 2019 | Regionsumfrage 2019. –* * Zu geringe Datenbasis. © M on ik a M ül le r-G m el in | St ad tp la nu ng sa m t K ar lsr uh e © R ol an d Fr än kl e | P re ss ea m t S ta dt K ar lsr uh e Siehe Anhangtabelle Band 3, Seite 73Siehe Anhangtabelle Band 3, Seite 72 40 | Nutzung kultureller Einrichtungen und Angebote in Karlsruhe 2019 Amt für Stadtentwicklung | 41 Jazzclub Seit 1969 prägt der Jazzclub Karlsruhe e. V. die regionale Kultur- und Musikszene. Der ehrenamtlich organisierte Kulturverein, der in seiner Geschichte in verschiedenen Karlsruher Einrichtungen residierte, wird im Jahr 2020 mit seinen regelmäßigen Veranstaltungen in die Räumlichkeiten des ehemaligen Kinos „Die Kurbel“ in der Kaiserpassage ziehen. Knapp die Hälfte der Karlsruherinnen und Karlsruher (46,6 %) und 15,0 % der Umlandbevölkerung kennen den Jazzclub, der neben seinen regelmäßigen Veranstaltungen seit 2014 in Kooperation mit dem ZKM jährlich ein Jazzfestival ausrichtet. Von den Karlsruher Bürgerinnen und Bürgern haben 11,8 % schon einmal eine Veranstaltung des Jazzclubs besucht. 3,4 % der Regionsbevölkerung waren schon einmal Gast im Jazzclub, dessen Spielstätte sich von 1985 bis 2006 im Jubez am Kronenplatz befand. Die letztjährigen Besucherinnen und Besucher aus der Region waren binnen Jahresfrist bei 2,9 Veranstaltungen, während die Besuchsintensität der Karlsruherinnen und Karlsruher bei 3,0 liegt. Mit durchschnittlich 6,5 Besuchen in den vergangenen zwölf Monaten frequentierten alleinlebende Karlsruher Gäste im Alter von 18 bis unter 45 Jahren überdurchschnittlich häufig den Jazzclub. Dagegen wiesen Paare oder Mehrpersonenhaushalte gleichen Alters nur eine Besuchsintensität von 1,7 auf. 10,0 % der letztjährigen Besucherinnen und Besucher sind im Alter von 18 bis unter 30 Jahren. Die Altersgruppen der 30- bis unter 45-Jährigen (20,2 %) sowie der 65- bis unter 75-Jährigen (21,3 %) machen jeweils in etwa ein Fünftel der Besucherschaft aus. Mit 5,5 % stellt die Altersgruppe 75 Jahre und älter den geringsten Besucheranteil des Jazzclubs. 18 bis unter 30 Jahre 5,5 21,3 43,0 20,2 10,0 3,4 11,8 15,0 46,6 3,0 2,9 Besuchsintensität 30 bis unter 45 Jahre 45 bis unter 65 Jahre 65 bis unter 75 Jahre 75 Jahre und älter Bekanntheit | in Prozent Schon einmal besucht | in Prozent Karlsruhe Region Altersstruktur der letztjährigen Besucher aus Karlsruhe in Prozent 2,2 7,0 Letztjährig besucht | in Prozent Letztjährige Besuchsanteile je Stadtteil in Prozent 30 bis unter 45 15 bis unter 30 0 bis unter 15 45 bis unter 60 60 und mehr Stadt Karlsruhe | Amt für Stadtentwicklung | Bürgerumfrage 2019 | Regionsumfrage 2019. Besucherzahlen Keine Informationen zu Besucherzahlen vorhanden. KOHI Kulturraum Am Werderplatz, im Herzen der Karlsruher Südstadt, hat seit über zehn Jahren der KOHI Kulturraum seinen Sitz in den ehemaligen Räumen eines Kaffee- und Sushiladens. Über ein Drittel der Karlsruher Bürgerinnen und Bürger (33,8 %) und 6,2 % der Befragten aus der Region kennen den gemeinnützigen Verein, der ein breit gefächertes Angebot an kulturellen Veranstaltungen wie Konzerten, Lesungen, Ausstellungen, Filmvorführungen oder Theater bietet. 11,8 % der Karlsruher Bevölkerung haben den KOHI Kulturraum, der sich ausschließlich über Mitgliedsbeiträge finanziert und keine Eintrittsgebühren für seine Veranstaltungen erhebt, bereits besucht. Von der Umlandbevölkerung haben 0,7 % die Kulturstätte in der Südstadt schon einmal besucht. Die durchschnittliche Besuchshäufigkeit der letztjährigen Karlsruher Gäste lag bei 3,3. Zu den regelmäßigen Gästen aus der Fächerstadt zählten mit durchschnittlich 4,5 beziehungsweise 4,7 Besuchen im vergangenen Jahr vor allem die alleinlebenden 18- bis unter 45-Jährigen sowie die alleinlebenden 45- bis unter 65-Jährigen. Das KOHI fand sein Publikum in den letzten zwölf Monaten insbesondere in der Altersgruppe der 30- bis unter 45-Jährigen sowie bei den 45- bis unter 65- Jährigen. Während diese mittleren Alters- gruppen zusammen etwa zwei Drittel (66,3 %) der Besucher- innen und Besucher des Kulturvereins am Werderplatz ausmachen, liegt der Besucheranteil der Altersgruppe ab 65 Jahren bei 9,0 %. Auch bei den jüngeren Karlsruherinnen und Karlsruhern findet der KOHI Kulturraum Anklang. Knapp ein Viertel der Gäste ist im Alter von 18 bis unter 30 Jahren (24,8 %). In der Rubrik der soziokulturellen Zentren, Kulturräume und Musikclubs liegt der Anteil dieser Altersgruppe an der Besucherschaft einzig im Substage höher. Besucherzahlen Keine Informationen zu Besucherzahlen vorhanden. 18 bis unter 30 Jahre 1,47,6 31,934,424,8 0,7 11,8 6,2 33,8 3,3 Besuchsintensität 30 bis unter 45 Jahre 45 bis unter 65 Jahre 65 bis unter 75 Jahre 75 Jahre und älter Bekanntheit | in Prozent Schon einmal besucht | in Prozent Karlsruhe Region Altersstruktur der letztjährigen Besucher aus Karlsruhe in Prozent 0,5 7,7 Letztjährig besucht | in Prozent Letztjährige Besuchsanteile je Stadtteil in Prozent 30 bis unter 45 15 bis unter 30 0 bis unter 15 45 bis unter 60 60 und mehr Stadt Karlsruhe | Amt für Stadtentwicklung | Bürgerumfrage 2019 | Regionsumfrage 2019. –* * Zu geringe Datenbasis. © Monika Müller-Gmelin | Stadtplanungsamt Karlsruhe © Kirsten Bohlig Siehe Anhangtabelle Band 3, Seite 75Siehe Anhangtabelle Band 3, Seite 74 42 | Nutzung kultureller Einrichtungen und Angebote in Karlsruhe 2019 Amt für Stadtentwicklung | 43 IBZ | Internationales Begegnungszentrum Das in der Weststadt ansässige Internationale Begegnungs- zentrum unterstützt und fördert seit 24 Jahren den interkulturellen Dialog in Karlsruhe. Zwei von fünf Karlsruherinnen und Karlsruhern (42,0 %) und 10,3 % der Befragten aus der Region kennen die Einrichtung, die neben vielfältigen integrationsfördernden Angeboten und Projekten mit dem Café Globus auch außerhalb von Veranstaltungen die Möglichkeit des regelmäßigen Dialogs und der Begegnung bietet. Der Anteil der Karlsruherinnen und Karlsruher, die schon einmal das Internationale Begegnungszentrum in der Kaiserallee besucht haben, liegt bei 11,2 %. Von der Regionsbevölkerung waren 1,5 % schon einmal zu Gast im IBZ. Die letztjährigen Besucherinnen und Besucher aus Karlsruhe waren im Durchschnitt 3,5-mal im Begegnungszentrum. Zu den regelmäßigen Besucherinnen und Besuchern zählten im vergangenen Jahr mit einer Besuchsintensität von 4,8 vor allem die ausländischen Gäste des IBZ. Auch Gäste mit einer Wohndauer in Karlsruhe von unter fünf Jahren waren im letzten Jahr mit durchschnittlich 4,1 Besuchen häufiger im Begegnungszentrum als Gäste mit über 19-jähriger Wohndauer (3,3 Besuche). Die Altersstruktur der letztjährigen Besucherschaft aus Karlsruhe zeigt eine recht ausgeglichene Verteilung auf die Altersgruppen. So waren die jüngeren Karlsruherinnen und Karlsruher unter 45 Jahren (31,9 %), die mittlere Altersgruppe der 45- bis unter 65-Jährigen (35,8 %) sowie die Gäste im Alter von 65 Jahren und älter (32,3 %) jeweils zu etwa einem Drittel vertreten. 18 bis unter 30 Jahre 11,620,7 35,8 20,311,6 1,5 11,2 10,3 42,0 3,5 Besuchsintensität 30 bis unter 45 Jahre 45 bis unter 65 Jahre 65 bis unter 75 Jahre 75 Jahre und älter Bekanntheit | in Prozent Schon einmal besucht | in Prozent Karlsruhe Region Altersstruktur der letztjährigen Besucher aus Karlsruhe in Prozent 0,6 6,8 Letztjährig besucht | in Prozent Letztjährige Besuchsanteile je Stadtteil in Prozent 30 bis unter 45 15 bis unter 30 0 bis unter 15 45 bis unter 60 60 und mehr Stadt Karlsruhe | Amt für Stadtentwicklung | Bürgerumfrage 2019 | Regionsumfrage 2019. Besucherzahlen Keine Informationen zu Besucherzahlen vorhanden. –* * Zu geringe Datenbasis. Kulturhaus Mikado Seit 2003 ist in einem ehemaligen amerikanischen Kasernen- gebäude in der Karlsruher Nordstadt der Verein Kulturhaus mikado e. V. zu finden. Im Jahr 2018 kamen zu 105 Veran- staltungen insgesamt 3.750 Besucherinnen und Besucher. Fast ein Drittel der Karlsruherinnen und Karlsruher (31,0 %) und 9,7 % der Regionsbevölkerung kennen den gemein- nützigen Verein, dessen Veranstaltungsangebot von Konzerten, Lesungen und Kleinkunst bis hin zu Theaterauf- führungen und Workshops reicht. Die Bekanntheit des Kulturhauses Mikado hat in den letzten zehn Jahren innerhalb der Stadt zugenommen; in der Region ist sie nahezu gleichgeblieben (Karlsruhe 2009: 25 %; Region 2009: 9,8 %). Von den Karlsruherinnen und Karlsruhern haben 9,0 % das Kulturhaus am Kanalweg schon einmal besucht, während dieser Anteil bei der Befragung 2009 nur bei 4,2 % lag. Der Besuchsanteil aus der Region liegt bei 1,0 %. Die Karlsruher Bürgerinnen und Bürger, die im letzten Jahr Gast im Kulturhaus Mikado waren, kamen auf durchschnittlich 2,6 Besuche. Zu den Besucherinnen und Besuchern aus Karlsruhe zählen vor allem die 45- bis unter 65-Jährigen (56,9 %), gefolgt von den 65- bis unter 75-Jährigen (17,1 %). Bewohnerinnen und Bewohner aus Neureut (12,2 %) sowie insbesondere der Nordstadt (23,8 %) haben die gemeinnützige Einrichtung in dem alten Kasernen- gebäude binnen zwölf Monaten zu überdurchschnittlichen Anteilen besucht. Besucherzahlen 18 bis unter 30 Jahre 3. 75 0 4. 00 0 3. 64 7 3. 73 0 3. 50 7 3. 70 0 2. 50 6 --------- 4,9 17,1 56,9 15,15,9 1,0 9,0 9,7 31,0 2,6 Besuchsintensität 30 bis unter 45 Jahre 45 bis unter 65 Jahre 65 bis unter 75 Jahre 75 Jahre und älter Bekanntheit | in Prozent Schon einmal besucht | in Prozent Karlsruhe Region Altersstruktur der letztjährigen Besucher aus Karlsruhe in Prozent 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 0,4 5,4 Letztjährig besucht | in Prozent Letztjährige Besuchsanteile je Stadtteil in Prozent 30 bis unter 45 15 bis unter 30 0 bis unter 15 45 bis unter 60 60 und mehr Stadt Karlsruhe | Amt für Stadtentwicklung – Statistikstelle. Stadt Karlsruhe | Amt für Stadtentwicklung | Bürgerumfrage 2019 | Regionsumfrage 2019. –* * Zu geringe Datenbasis. © IB Z Ka rls ru he © M on ik a M ül le r-G m el in | St ad tp la nu ng sa m t K ar lsr uh e Siehe Anhangtabelle Band 3, Seite 77Siehe Anhangtabelle Band 3, Seite 76 44 | Nutzung kultureller Einrichtungen und Angebote in Karlsruhe 2019 Amt für Stadtentwicklung | 45 Centre Culturel Franco-Allemand Das Centre Culturel Franco-Allemand, dessen Räumlichkeiten sich seit 2012 in der zentral gelegenen Postgalerie am Europaplatz befinden, bietet ein deutsch-französisches Kulturprogramm mit Vorträgen, Workshops, Ausstellungen, Sprachkursen und Filmvorführungen. Zwei von fünf Karlsruherinnen und Karlsruhern (40,2 %) und 10,3 % der Regionsbevölkerung kennen das Kulturzentrum, das die Vertiefung der deutsch-französischen Beziehungen sowie die Verbreitung der französischen Sprache und Kultur in Karlsruhe und der Region zum Ziel hat. Sowohl innerhalb der Stadt als auch bei der Regionsbevölkerung liegt die Bekanntheit der Einrichtung in den letzten zehn Jahren nahezu auf gleichem Niveau. Auch der Anteil der Karlsruher Bürgerinnen und Bürger sowie der Umlandbevölkerung, die das Centre Culturel Franco- Allemand bereits besucht haben, ist im Zehnjahresvergleich annähernd gleich geblieben. 8,1 % der Befragten aus Karlsruhe (2009: 8,1 %) und 1,7 % der Befragten aus der Region (2009: 2,4 %) gaben an, schon einmal Gast im französischen Kulturzentrum gewesen zu sein. Die durchschnittliche Besuchshäufigkeit der letztjährigen Gäste aus Karlsruhe liegt bei 3,4. Die anteilig stärkste Besuchergruppe des Centre Culturel Franco-Allemand binnen Jahresfrist sind die 45- bis unter 65-Jährigen. Diese mittlere Altersgruppe macht über ein Drittel der Besucherinnen und Besucher aus (35,3 %), während die jüngeren Karlsruherinnen und Karlsruher zwischen 18 und unter 30 Jahren sowie im Alter von 75 Jahren oder älter bei einem Anteil von 11,2 % beziehungsweise 12,1 % einen eher geringen Anteil der Gäste ausmachen. Besucherzahlen Keine Informationen zu Besucherzahlen vorhanden. 18 bis unter 30 Jahre 12,122,0 35,3 19,411,2 1,7 8,1 10,3 40,2 3,4 Besuchsintensität 30 bis unter 45 Jahre 45 bis unter 65 Jahre 65 bis unter 75 Jahre 75 Jahre und älter Bekanntheit | in Prozent Schon einmal besucht | in Prozent Karlsruhe Region Altersstruktur der letztjährigen Besucher aus Karlsruhe in Prozent 0,7 3,9 Letztjährig besucht | in Prozent Letztjährige Besuchsanteile je Stadtteil in Prozent 30 bis unter 45 15 bis unter 30 0 bis unter 15 45 bis unter 60 60 und mehr Stadt Karlsruhe | Amt für Stadtentwicklung | Bürgerumfrage 2019 | Regionsumfrage 2019. –* * Zu geringe Datenbasis. Künstlerhaus Das Künstlerhaus in der Innenstadt-Ost beherbergt seit 1979 den „Bezirksverband Bildender Künstlerinnen und Künstler Karlsruhe“ (BBK). Als eine organisierte berufsständische Interessenvertretung hat der Verband seit jeher eine aktive Mitbestimmung in der Kulturarbeit sowie eine Verbesserung der wirtschaftlichen und sozialen Bedingungen dieser Berufsgruppe zum Ziel. Über ein Drittel der Karlsruherinnen und Karlsruher (35,9 %) und 11,5 % der Regionsbevölkerung kennen das Künstlerhaus. Überdurchschnittliche Bekanntheit weist das Künstlerhaus bei den Karlsruher Rentnerinnen und Rentnern auf (50,8 %), während die Einrichtung des BBK Studierenden, Auszubildenden sowie Schülerinnen und Schülern eher unbekannt ist (19,4 %). 6,9 % der Karlsruher Bürgerinnen und Bürger sowie 2,1 % der Umlandbevölkerung haben das Künstlerhaus, das eine eigene Galerie mit ausgestellten Werken der Verbandsmitglieder aufweist, schon einmal besucht. Die Karlsruher Gäste waren in den vergangenen zwölf Monaten im Schnitt 2,4-mal im Künstlerhaus. Zwei von fünf der letztjährigen Besucherinnen und Besucher des Künstlerhauses sind der Altersgruppe 65 Jahre oder älter zuzurechnen (39,7 %). Dagegen machen die 18- bis unter 45-Jährigen nur einen Anteil von 18,0 % an der letztjährigen Besucherschaft aus. Besucherzahlen Keine Informationen zu Besucherzahlen vorhanden. 18 bis unter 30 Jahre 15,724,0 42,4 7,610,4 2,1 6,9 11,5 35,9 2,4 Besuchsintensität 30 bis unter 45 Jahre 45 bis unter 65 Jahre 65 bis unter 75 Jahre 75 Jahre und älter Bekanntheit | in Prozent Schon einmal besucht | in Prozent Karlsruhe Region Altersstruktur der letztjährigen Besucher aus Karlsruhe in Prozent 1,2 3,8 Letztjährig besucht | in Prozent Letztjährige Besuchsanteile je Stadtteil in Prozent 30 bis unter 45 15 bis unter 30 0 bis unter 15 45 bis unter 60 60 und mehr Stadt Karlsruhe | Amt für Stadtentwicklung | Bürgerumfrage 2019 | Regionsumfrage 2019. –* * Zu geringe Datenbasis. © M on ik a M ül le r-G m el in | St ad tp la nu ng sa m t K ar lsr uh e © B en ed ik t D ie rß en | Am f t ür S ta dt en tw ic lu ng K ar lsr uh e Siehe Anhangtabelle Band 3, Seite 79Siehe Anhangtabelle Band 3, Seite 78 46 | Nutzung kultureller Einrichtungen und Angebote in Karlsruhe 2019 Amt für Stadtentwicklung | 47 GEDOK Die GEDOK, 1926 von Ida Dehmel in Hamburg als „Gemeinschaft Deutscher und Österreichischer Künstlerinnen- vereine aller Kunstgattungen“ gegründet, ist als Verband der Gemeinschaften der Künstlerinnen und Kunstförderer e. V. mit rund 2.800 Mitgliedern in 23 Städten einer der großen Künstlerverbände in Deutschland. Knapp 17 Prozent der Karlsruherinnen und Karlsruher (16,9 %) und 4,7 Prozent der Regionsbevölkerung kennen die Regionalgruppe GEDOK Karlsruhe e. V. mit Sitz in der Markgrafenstraße. Überdurchschnittliche Bekanntheit hat die GEDOK insbesondere bei den Karlsruherinnen und Karlsruhern im Alter von 65 bis unter 75 Jahren (28,9 %) sowie im Alter von 75 Jahren und älter (29,7 %). Den Studierenden, Auszubildenden sowie Schülerinnen und Schülern ist das Künstlerinnenforum dagegen eher unbekannt (6,6 %). Von den Karlsruherinnen und Karlsruhern haben 4,1 % die Galerie oder die weiteren Veranstaltungen schon einmal besucht. Der Anteil der Befragten aus der Region, die die Künstlerinnenorganisation in der Innenstadt bereits besucht haben, liegt bei 0,5 %. Die durchschnittliche Besuchshäufigkeit der Karlsruherinnen und Karlsruher lag bei 3,1. Zwei von fünf der letztjährigen Besucherinnen und Besucher aus Karlsruhe zählen zur Altersgruppe der 45- bis unter 65-Jährigen (40,4 %). Die Altersgruppe der 65- bis unter 75-Jährigen stellt mit 27,9 % den zweitgrößten Besucheranteil, während die Karlsruherinnen und Karlsruher im Alter von 30 bis unter 45 Jahren nur 7,7 % ausmachen. 18 bis unter 30 Jahre 16,227,9 40,4 7,77,8 0,5 4,1 4,7 16,9 3,1 Besuchsintensität 30 bis unter 45 Jahre 45 bis unter 65 Jahre 65 bis unter 75 Jahre 75 Jahre und älter Bekanntheit | in Prozent Schon einmal besucht | in Prozent Karlsruhe Region Altersstruktur der letztjährigen Besucher aus Karlsruhe in Prozent 0,3 2,5 Letztjährig besucht | in Prozent Letztjährige Besuchsanteile je Stadtteil in Prozent 30 bis unter 45 15 bis unter 30 0 bis unter 15 45 bis unter 60 60 und mehr Stadt Karlsruhe | Amt für Stadtentwicklung | Bürgerumfrage 2019. Besucherzahlen Keine Informationen zu Besucherzahlen vorhanden. –* * Zu geringe Datenbasis. wirkstatt Die wirkstatt ist seit dem Jahr 2018, dem 40. Jubiläumsjahr des gemeinnützigen Vereins, im Karlsruher Gewerbehof verortet. Der Kulturverein, der den Untertitel „Forum für Erlebenskunst“ trägt, ist eine Einrichtung der freien Erwachsenenbildung und bietet in den Bereichen Musik, Tanz, Spiel und Leben ein umfangreiches Seminar- und Fortbildungsprogramm an. Über ein Viertel der Karlsruherinnen und Karlsruher (28,3 %) und rund 7 Prozent der Befragten aus der Region (7,1 %) kennen das wirkstatt Forum am Lidellplatz. Bereits besucht wurde die wirkstatt von 3,8 % der Karlsruherinnen und Karlsruher sowie von 0,5 % der Umlandbevölkerung. Die letztjährigen Besucherinnen und Besucher aus Karlsruhe nahmen an durchschnittlich 3,1 Veranstaltungen des Kulturvereins teil. Karlsruherinnen waren mit durchschnittlich 4,0 Besuchen in den letzten zwölf Monaten häufiger in der wirkstatt zu Gast als Karlsruher, die auf 1,9 Besuche kamen. Die Altersgruppe der 45- bis unter 65-Jährigen macht über die Hälfte der letztjährigen Besucherschaft der wirkstatt aus (51,4 %). Die Karlsruher Gäste im Alter von 65 bis unter 75 Jahren stellen mit 24,6 % die zweitgrößte Besuchergruppe, während auf die Altersgruppe 75 Jahre und älter mit 3,4 % der geringste Besucheranteil entfällt. Besucherzahlen Keine Informationen zu Besucherzahlen vorhanden. 18 bis unter 30 Jahre 3,4 24,6 51,4 12,68,0 0,5 3,8 7,1 28,3 3,1 Besuchsintensität 30 bis unter 45 Jahre 45 bis unter 65 Jahre 65 bis unter 75 Jahre 75 Jahre und älter Bekanntheit | in Prozent Schon einmal besucht | in Prozent 2,2 –* Karlsruhe Region Altersstruktur der letztjährigen Besucher aus Karlsruhe in Prozent 0,3 1,2 Letztjährig besucht | in Prozent Letztjährige Besuchsanteile je Stadtteil in Prozent 30 bis unter 45 15 bis unter 30 0 bis unter 15 45 bis unter 60 60 und mehr Stadt Karlsruhe | Amt für Stadtentwicklung | Bürgerumfrage 2019 | Regionsumfrage 2019. –* * Zu geringe Datenbasis. © A nn a M ar ia L et sc h © C hr ist ia n Er ns t Siehe Anhangtabelle Band 3, Seite 81Siehe Anhangtabelle Band 3, Seite 80 48 | Nutzung kultureller Einrichtungen und Angebote in Karlsruhe 2019 Amt für Stadtentwicklung | 49 Bibliotheken Badische Landesbibliothek Die Badische Landesbibliothek (BLB), als zentrale Institution der Informationsinfrastruktur für Bildung und Wissenschaft in Baden-Württemberg, bietet ihren Nutzerinnen und Nutzern rund 2,6 Millionen Medien aus allen Fachgebieten sowie ein umfassendes Spektrum an Datenbanken und Netzpublikationen. Die Besucherzahl lag im Jahr 2018 bei 560.140. Über 90 Prozent der Karlsruherinnen und Karlsruher (93,2 %) kennen die Badische Landesbibliothek, die in der Erbprinzenstraße gegenüber der Kirche St. Stephan verortet ist. Im Zehnjahresvergleich hat die Bekanntheit der BLB leicht zugenommen (2009: 88,9 %). Bereits besucht wurde die Landesbibliothek von knapp zwei Fünftel der Karlsruherinnen und Karlsruher (38,0 %). Die Badische Landesbibliothek bietet als Lehr- und Lernzentrum mit 500 Arbeitsplätzen und einem zielgruppenorientierten Schulungsprogramm eine Lernumgebung. So gab über die Hälfte der Studierenden, Auszubildenden oder Schülerinnen und Schüler an (54,8 %), die Einrichtung bereits besucht zu haben. Binnen Jahresfrist haben 29,9 % der Karlsruherinnen und Karlsruher die Badische Landesbibliothek genutzt. Diese wiesen im Schnitt eine Besuchshäufigkeit von 6,6 auf. Rund vier von zehn der letztjährigen Besucherinnen und Besucher (41,0 %) sind 18 bis unter 30 Jahre alt. Die höchsten Besuchs- anteile je Stadtteil hatte die Einrichtung im letzten Jahr unter den Bewohnerinnen und Bewohnern der studentisch geprägten Stadtteile Oststadt (37,9 %) und Südstadt (36,3 %). 18 bis unter 30 Jahre 4,59,4 26,418,7 41,0 38,0 93,2 6,6 Besuchsintensität 30 bis unter 45 Jahre 45 bis unter 65 Jahre 65 bis unter 75 Jahre 75 Jahre und älter Bekanntheit | in Prozent Schon einmal besucht | in Prozent Karlsruhe Altersstruktur der letztjährigen Besucher aus Karlsruhe in Prozent 29,9 Letztjährig besucht | in Prozent Letztjährige Besuchsanteile je Stadtteil in Prozent 30 bis unter 45 15 bis unter 30 0 bis unter 15 45 bis unter 60 60 und mehr Stadt Karlsruhe | Amt für Stadtentwicklung | Bürgerumfrage 2019. Besucherzahlen 56 0. 14 0 53 3. 50 7 54 3. 24 8 54 7. 16 7 53 8. 59 4 --- 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 Stadt Karlsruhe | Amt für Stadtentwicklung – Statistikstelle. --- --- --- --- © M on ik a M ül le r-G m el in | St ad tp la nu ng sa m t K ar lsr uh e Siehe Anhangtabelle Band 3, Seite 82 50 | Nutzung kultureller Einrichtungen und Angebote in Karlsruhe 2019 Amt für Stadtentwicklung | 51 Stadtbibliothek im Neuen Ständehaus Seit 1993 hat die Stadtbibliothek Karlsruhe ihr Domizil im Neuen Ständehaus. Zur Stadtbibliothek Karlsruhe, die einen Bestand von etwa 343.000 Medien umfasst, gehören die fünf Zweigstellen in den Stadtteilen Durlach, Grötzingen, Mühlburg, Neureut und Waldstadt, die zentrale Jugend- bibliothek und die Amerikanische Bibliothek. Die Besucherzahl der Stadtbibliothek inklusive aller Zweigstellen lag im Jahr 2018 bei 536.365. Speziell für Kinder und Jugendliche werden Führungen und Schulungen zur Stärkung der Nutzungs-, Recherche- und Informationskompetenzen angeboten. Mit einem Bekanntheitsgrad von 91,4 % ist die Stadtbibliothek im Neuen Ständehaus annähernd jeder Karlsruherin und jedem Karlsruher ein Begriff. Über ein Drittel der Karlsruherinnen und Karlsruher (36,0 %) hat die Stadtbibliothek in der Ritterstraße schon einmal besucht. Insbesondere Karlsruherinnen und Karlsruher mit höherem Bildungsstand interessieren sich für das Angebot der Stadtbibliothek. Während über zwei Fünftel der Befragten mit einem akademischen Abschluss (40,9 %) schon einmal die Stadtbibliothek besucht haben, nutzten bereits nur rund ein Fünftel der Bürgerinnen und Bürger mit Volks-/Haupt-/ Sonderschulabschluss oder keinem Abschluss (22,7 %) das Angebot der Bibliothek. Nahezu 30 Prozent der Karlsruherinnen und Karlsruher (29,8 %) haben die Stadtbibliothek in den letzten zwölf Monaten besucht. Die Besuchsintensität der Karlsruher Gäste liegt bei 6,3. Mit einer Besuchsintensität von 9,0, beziehungsweise 8,2 waren die alleinlebenden 45- bis unter 65-Jährigen sowie die Alleinlebenden im Alter von 65 Jahren oder älter in den vergangenen zwölf Monaten besonders häufig in der Stadtbibliothek im Neuen Ständehaus. Unter 18-Jährige wurden in der Umfrage nicht erfasst. KIT-Bibliothek Die KIT-Bibliothek sichert die Informationsversorgung des Karlsruher Instituts für Technologie (KIT), der Hochschule Karlsruhe – Technik und Wirtschaft (HsKA) sowie der Dualen Hochschule Baden-Württemberg Karlsruhe (DHBW-KA). Die Besucherzahl lag im Jahr 2018 bei 832.259. Über 80 Prozent der Karlsruherinnen und Karlsruher (84,2 %) kennen die KIT-Bibliothek, die neben den beiden Zentral- bibliotheken auf dem Campus Süd und Campus Nord fünf weitere Standorte umfasst. Rund ein Drittel der Karlsruherinnen und Karlsruher (33,1 %) hat die KIT-Bibliothek, deren Informationsdienste schwerpunkt- mäßig auf die Unterstützung des Forschungsprozesses sowie die Förderung der Informationskompetenz abzielen, bereits besucht. Die KIT-Bibliothek versorgt in erster Linie die Studierenden sowie die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler des Karlsruher Instituts für Technologie. Entsprechend ist sie nahezu allen Studierenden, Auszubildenden sowie Schülerinnen und Schülern (97,5 %) bekannt. Ebenso gaben rund zwei Drittel der Befragten dieser Gruppe (65,5 %) an, mindestens einen der Standorte der KIT-Bibliothek bereits besucht zu haben. Dagegen liegt der Anteil der Rentnerinnen und Rentner, die die KIT-Bibliothek schon einmal besucht haben, bei nur 9,6 %. Der Anteil der letztjährigen Besucherinnen und Besucher der KIT-Bibliothek liegt bei 27,7 %. Diese wiesen im Schnitt 9,9 Besuche auf, wobei dieser Wert recht deutlich über den Besuchsintensitäten der anderen Karlsruher Bibliotheken liegt. Der Fokus auf die Studierenden erklärt den enorm hohen Anteil von 69,1 % im Alter von 18 bis unter 30 Jahren unter den letztjährigen Besucherinnen und Besuchern. Entsprechend war der Anteil der letztjährigen Besucherinnen und Besucher in den studentisch geprägten Stadtteilen Innenstadt-Ost (52,6 %) und Oststadt (49,4 %) am höchsten. 18 bis unter 30 Jahre 0,61,710,5 18,1 69,1 33,1 84,2 9,9 Besuchsintensität 30 bis unter 45 Jahre 45 bis unter 65 Jahre 65 bis unter 75 Jahre 75 Jahre und älter Bekanntheit | in Prozent Schon einmal besucht | in Prozent Karlsruhe Altersstruktur der letztjährigen Besucher aus Karlsruhe in Prozent 27,2 Letztjährig besucht | in Prozent Letztjährige Besuchsanteile je Stadtteil in Prozent 30 bis unter 45 15 bis unter 30 0 bis unter 15 45 bis unter 60 60 und mehr Stadt Karlsruhe | Amt für Stadtentwicklung | Bürgerumfrage 2019. Besucherzahlen 83 2. 25 9 --- 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 Stadt Karlsruhe | Amt für Stadtentwicklung – Statistikstelle. --- --- --- --- --- --- --- --- Besucherzahlen inklusive Zweigstellen 18 bis unter 30 Jahre 53 6. 36 5 52 2. 93 3 54 8. 79 3 --- 6,415,9 36,2 19,222,3 36,0 91,4 6,3 Besuchsintensität 30 bis unter 45 Jahre 45 bis unter 65 Jahre 65 bis unter 75 Jahre 75 Jahre und älter Bekanntheit | in Prozent Schon einmal besucht | in Prozent Karlsruhe Altersstruktur der letztjährigen Besucher aus Karlsruhe in Prozent 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 29,8 Letztjährig besucht | in Prozent Letztjährige Besuchsanteile je Stadtteil in Prozent 30 bis unter 45 15 bis unter 30 0 bis unter 15 45 bis unter 60 60 und mehr Stadt Karlsruhe | Amt für Stadtentwicklung – Statistikstelle. Stadt Karlsruhe | Amt für Stadtentwicklung | Bürgerumfrage 2019. --- --- --- --- --- --- © M on ik a M ül le r-G m el in | St ad tp la nu ng sa m t K ar lsr uh e Siehe Anhangtabelle Band 3, Seite 84Siehe Anhangtabelle Band 3, Seite 83 © M on ik a M ül le r-G m el in | St ad tp la nu ng sa m t K ar lsr uh e 52 | Nutzung kultureller Einrichtungen und Angebote in Karlsruhe 2019 Amt für Stadtentwicklung | 53 Kinder- und Jugendbibliothek im Prinz-Max-Palais Die Kinder- und Jugendbibliothek, die „jugendliche Medienzentrale“ in Karlsruhe, ist seit den 1980er Jahren im Prinz-Max-Palais untergebracht. Sie versorgt alle Altersstufen vom Krabbelkind bis zum jungen Erwachsenenalter mit Literatur, Spielen und Informationen. Über drei Viertel der Karlsruherinnen und Karlsruher (77,4 %) kennen die Kinder- und Jugendbibliothek in der Karlstraße. Die Zweigstelle der Stadtbibliothek, die den Kindern und Jugendlichen mit Bilderbuchrunden, Spiel- und Bastelaktionen sowie Film- und Theateraufführungen vielfältige Aktionen bietet, wurde bereits von über einem Viertel der Befragten aus Karlsruhe besucht (27,6 %). Entsprechend der jungen Zielgruppe wird das Angebot dieser Zweigstelle der Stadtbibliothek Karlsruhe insbesondere von den Haushaltsgruppen mit Kindern unter 18 Jahren nachgefragt. Rund die Hälfte der Familien (50,7 %) sowie Alleinerziehenden (49,5 %) mit Kindern unter 18 Jahren haben die Kinder- und Jugendbibliothek im Prinz-Max-Palais schon einmal besucht. Etwas weniger als ein Fünftel der Karlsruherinnen und Karlsruher (17,6 %) haben die Kinder- und Jugendbibliothek in den vergangenen zwölf Monaten besucht und wiesen dabei im Schnitt 6,1 Besuche auf. Die Altersstruktur der letztjährigen Besucherinnen und Besucher zeigt, dass nahezu die Hälfte der erwachsenen Besucherinnen und Besucher (49,8 %) zwischen 18 und unter 45 Jahre alt sind. Weitere 41,0 % zählen zur Altersgruppe der 45- bis unter 65-Jährigen. Bürgerinnen und Bürger aus der Südweststadt (26,5 %) und der Nordstadt (24,6 %) haben die Kinder- und Jugendbibliothek binnen Jahresfrist zu überdurchschnittlichen Anteilen besucht. Unter 18-Jährige wurden in der Umfrage nicht erfasst. Besucherzahlen Die Besucherzahlen sind in den Besuchszahlen der Stadtbibliothek im Neuen Ständehaus enthalten. 18 bis unter 30 Jahre 2,36,9 41,034,2 15,6 27,6 77,4 6,1 Besuchsintensität 30 bis unter 45 Jahre 45 bis unter 65 Jahre 65 bis unter 75 Jahre 75 Jahre und älter Bekanntheit | in Prozent Schon einmal besucht | in Prozent Karlsruhe Altersstruktur der letztjährigen Besucher aus Karlsruhe in Prozent 17,6 Letztjährig besucht | in Prozent Letztjährige Besuchsanteile je Stadtteil in Prozent 30 bis unter 45 15 bis unter 30 0 bis unter 15 45 bis unter 60 60 und mehr Stadt Karlsruhe | Amt für Stadtentwicklung | Bürgerumfrage 2019. Digitale Stadtbibliothek Die Stadtbibliothek Karlsruhe bietet ihren Kundinnen und Kunden eine große Auswahl an Online-Medien. Die „Digitale Zweigstelle“ beziehungsweise Onleihe der Stadtbibliothek hält ein vielfältiges Angebot an E-Books, E-Audios, E-Magazinen, E-Papern und E-Videos zum Download bereit. Sie bietet zusätzlich zu den Themen Beruf, EDV und Sprachen diverse E-Learning-Kurse oder auch Lernvideos an. Fast zwei Drittel der befragten Karlsruherinnen und Karlsruher (64,8 %) wissen um die Möglichkeit, rund um die Uhr und mobil Bücher, Hörbücher oder Zeitschriften ausleihen zu können. In den Stadtteilen Hohenwettersbach (80,9 %), Stupferich (77,7 %) sowie in der Nordstadt (77,2 %) weist die digitale Stadtbibliothek einen hohen Bekanntheitsgrad auf, während den Bewohnerinnen und Bewohnern in der Oststadt (52,1 %) sowie in der Innenstadt (Innenstadt-West: 52,3 %; Innenstadt-Ost: 54,4 %) das digitale Angebot der Stadtbibliothek weniger bekannt ist. Das Angebot der digitalen Stadtbibliothek hat über ein Viertel (27,3 %) der Karlsruherinnen und Karlsruher bereits genutzt. Innerhalb des vergangenen Jahres hat etwa ein Viertel der Karlsruherinnen und Karlsruher (24,2 %) vom digitalen Angebot der Stadtbibliothek Gebrauch gemacht. Die letztjährigen Kundinnen und Kunden nutzten im Laufe des Jahres im Schnitt 7,5-mal das vielfältige Online-Angebot. Rund die Hälfte der letztjährigen Nutzerinnen und Nutzer war im Alter von 18 bis unter 30 Jahren (30,1 %) oder 30 bis unter 45 Jahre alt (20,3 %). Die höchsten Nutzeranteile je Stadtteil hat die Onleihe unter den Befragten aus Stupferich (33,4 %), der Weststadt (31,0 %) und Daxlanden (30,3 %). Besucherzahlen Keine Informationen zu Besucherzahlen vorhanden. 18 bis unter 30 Jahre 2,38,8 38,5 20,330,1 27,3 64,8 7,5 Besuchsintensität 30 bis unter 45 Jahre 45 bis unter 65 Jahre 65 bis unter 75 Jahre 75 Jahre und älter Bekanntheit | in Prozent Schon einmal besucht | in Prozent Karlsruhe Altersstruktur der letztjährigen Besucher aus Karlsruhe in Prozent 24,2 Letztjährig besucht | in Prozent Letztjährige Besuchsanteile je Stadtteil in Prozent 30 bis unter 45 15 bis unter 30 0 bis unter 15 45 bis unter 60 60 und mehr Stadt Karlsruhe | Amt für Stadtentwicklung | Bürgerumfrage 2019. © Roland Fränkle | Presseamt Stadt Karlsruhe © B en ed ik t D ie rß en | Am f t ür S ta dt en tw ic lu ng K ar lsr uh e Siehe Anhangtabelle Band 3, Seite 86Siehe Anhangtabelle Band 3, Seite 85 54 | Nutzung kultureller Einrichtungen und Angebote in Karlsruhe 2019 Amt für Stadtentwicklung | 55 Andere Stadtteilbibliotheken Neben der Stadtbibliothek im Neuen Ständehaus und der Dependence in der Durlacher Karlsburg weist die Stadtbiblio- thek Karlsruhe noch andere Stadtteilbibliotheken in den Stadtteilen Grötzingen, Mühlburg, Neureut und Waldstadt auf. Auch hier werden speziell für Kinder und Jugendliche Führungen und Schulungen zur Stärkung der Nutzungs-, Recherche- und Informationskompetenzen angeboten. Etwas über 60 Prozent der Karlsruherinnen und Karlsruher (63,1 %) kennen eine oder mehrere Zweigstellen der Stadtbibliothek in den oben genannten Stadtteilen. Rund ein Fünftel (20,7 %) der Einwohnerinnen und Einwohner der Fächerstadt hat schon einmal mindestens eine der Stadtteilbibliotheken besucht. Entsprechend der Standorte der weiteren Außenstellen der Stadtbibliothek haben die Bewohnerinnen und Bewohner aus Neureut (36,5 %), aus der Waldstadt (39,0 %) sowie aus Grötzingen (42,7 %) zu besonders hohen Anteilen eine der genannten Stadtteilbibliotheken besucht. Von den Bewohnerinnen und Bewohnern aus Mühlburg, der vierte Stadtteil mit eigener Stadtteilbibliothek, gaben dagegen nur 26,8 % an, schon einmal in einer Stadtteilbibliothek gewesen zu sein. Auch sind einem Viertel (25,0 %) der Bürgerinnen und Bürger aus Mühlburg die Stadtteilbibliotheken unbekannt, während dieser Wert beispielsweise in Neureut (unbekannt: 10,3 %) oder in Grötzingen (unbekannt: 10,4 %) deutlich niedriger liegt. Binnen Jahresfrist haben 16,8 % der Karlsruherinnen und Karlsruher mindestens eine der anderen Stadtteilbibliotheken besucht. Diese waren im durchschnittlich 7,2-mal vor Ort. Etwa vier von zehn (39,2 %) der letztjährigen Besucherinnen und Besucher waren im Alter von 45 bis unter 65 Jahren. Besonders hoch sind die letztjährigen Besucheranteile der Stadtteilbibliotheken in den Stadtteilen Grötzingen (39,7 %), Waldstadt (33,3 %), Hagsfeld (33,0 %) und Neureut (31,7 %). Unter 18-Jährige wurden in der Umfrage nicht erfasst. Besucherzahlen Die Besucherzahlen sind in den Besuchszahlen der Stadtbibliothek im Neuen Ständehaus enthalten. 18 bis unter 30 Jahre 2,8 17,9 39,2 24,215,9 20,7 63,1 7,2 Besuchsintensität 30 bis unter 45 Jahre 45 bis unter 65 Jahre 65 bis unter 75 Jahre 75 Jahre und älter Bekanntheit | in Prozent Schon einmal besucht | in Prozent Karlsruhe Altersstruktur der letztjährigen Besucher aus Karlsruhe in Prozent 16,8 Letztjährig besucht | in Prozent Letztjährige Besuchsanteile je Stadtteil in Prozent 30 bis unter 45 15 bis unter 30 0 bis unter 15 45 bis unter 60 60 und mehr Stadt Karlsruhe | Amt für Stadtentwicklung | Bürgerumfrage 2019. Stadtteilbibliothek Durlach Seit 30 Jahren befindet sich die 1908 gegründete Außenstelle der Stadtbibliothek Karlsruhe auf zwei Stockwerken in der Karlsburg am Schlossplatz. In der Stadtteilbibliothek Durlach werden den Besucherinnen und Besuchern neben Sachliteratur und Romanen für Erwachsene auch Kinder- und Jugend- literatur sowie Gesellschafts- und Konsolenspiele angeboten. Fast drei Fünftel der Karlsruherinnen und Karlsruher (57,6 %) kennen die Stadtteilbibliothek Durlach. Der Anteil derjenigen, die die älteste Zweigstelle der Stadt- bibliothek im Stadtteil Durlach schon einmal besucht haben, beläuft sich auf 13,0 %. Mit Blick auf die unterschiedlichen Haushaltstypen lässt sich bei den Haushalten mit Kindern unter 18 Jahren ein größeres Interesse für das Angebot der Stadtteilbibliothek feststellen, als bei den Haushalten ohne Minderjährige. So gaben jeweils rund ein Fünftel der befragten Familien (20,0 %) sowie Alleinerziehenden (20,8 %) mit Kindern unter 18 Jahren an, die Stadtteilbibliothek, die insbesondere für Kinder regelmäßig Veranstaltungen organisiert, schon einmal besucht zu haben. Der Anteil letztjähriger Besucherinnen und Besucher in der Durlacher Stadtteilbibliothek liegt bei 9,3 %. Diese weisen eine Besuchsintensität von 5,8 auf. Zu besondes hohen Anteilen wurde die Stadtteilbibliothek binnen Jahresfrist von den Bewohnerinnen und Bewohnern aus Durlach (34,4 %) sowie aus Wolfartsweier (34,1 %) besucht. Unter 18-Jährige wurden in der Umfrage nicht erfasst. Besucherzahlen Die Besucherzahlen sind in den Besuchszahlen der Stadtbibliothek im Neuen Ständehaus enthalten. 18 bis unter 30 Jahre 5,612,8 39,9 21,520,2 13,0 57,6 5,8 Besuchsintensität 30 bis unter 45 Jahre 45 bis unter 65 Jahre 65 bis unter 75 Jahre 75 Jahre und älter Bekanntheit | in Prozent Schon einmal besucht | in Prozent Karlsruhe Altersstruktur der letztjährigen Besucher aus Karlsruhe in Prozent 9,3 Letztjährig besucht | in Prozent Letztjährige Besuchsanteile je Stadtteil in Prozent 30 bis unter 45 15 bis unter 30 0 bis unter 15 45 bis unter 60 60 und mehr Stadt Karlsruhe | Amt für Stadtentwicklung | Bürgerumfrage 2019. © M on ik a M ül le r-G m el in | St ad tp la nu ng sa m t K ar lsr uh e © Paul Schafer, unsplash Siehe Anhangtabelle Band 3, Seite 88Siehe Anhangtabelle Band 3, Seite 87 56 | Nutzung kultureller Einrichtungen und Angebote in Karlsruhe 2019 Amt für Stadtentwicklung | 57 Medienbus Die Bürgerinnen und Bürger der am Rande des Stadtgebiets gelegenen Stadtteile Karlsruhes werden mithilfe des Medienbusses mobil mit etwa 12.500 verschiedenen Medien versorgt. Neben Romanen, Kinder- und Jugendbüchern sowie Sachliteratur zählen hierzu auch CDs, DVDs, Gesellschafts- und Konsolenspiele sowie Zeitschriften. Etwa drei Viertel der Karlsruherinnen und Karlsruher (74,4 %) kennen den Medienbus, der täglich circa drei bis vier Stadtteile anfährt. Während der Medienbus, auch Bücherbus genannt, entsprechend seiner Haltepunkte bei den Bewohnerinnen und Bewohnern der Höhenstadtteile und der äußeren Stadtteile überdurchschnittlich bekannt ist, weist er in den zentrumsnahen Stadtteilen niedrigere Bekanntheitsgrade auf. So kennen alle, beziehungsweise nahezu alle Bürgerinnen und Bürger aus Grünwettersbach (100 %), aus Stupferich (96,3 %) sowie aus Hohenwettersbach (94,9 %) den mobilen Bücherservice der Stadtbibliothek. Auch in Daxlanden (94,8 %) und in Rüppurr (90,7 %) weist er einen hohen Bekanntheitsgrad auf. In der Innenstadt (West: 47,1 %; Ost: 56,4 %) sowie in der Oststadt (53,1 %) ist der Medienbus dagegen deutlich weniger bekannt. Die Befragten aus Karlsruhe, die den Medienbus bereits besucht haben, machen einen Anteil von knapp einem Zehntel (9,5 %) aus. Die Karlsruherinnen und Karlsruher, die in den letzten zwölf Monaten die mobile Bibliothek aufgesucht haben (5,1 %), weisen eine durchschnittliche Besuchsintensität von 5,5 auf. Der Großteil der letztjährigen Besucherinnen und Besucher war im Alter von 45 bis unter 65 Jahren (45,8 %), weitere 29,0 % waren im Alter von 30 bis unter 45 Jahren. Bezogen auf die Stadtteilbevölkerung kamen die meisten der letztjährigen Besucherinnen und Besucher aus Oberreut (14,0 %), Palmbach (13,9 %) und Stupferich (13,0 %). Besucherzahlen Keine Informationen zu Besucherzahlen vorhanden. 18 bis unter 30 Jahre 6,29,5 45,8 29,0 9,5 9,5 74,4 5,5 Besuchsintensität 30 bis unter 45 Jahre 45 bis unter 65 Jahre 65 bis unter 75 Jahre 75 Jahre und älter Bekanntheit | in Prozent Schon einmal besucht | in Prozent Karlsruhe Altersstruktur der letztjährigen Besucher aus Karlsruhe in Prozent 5,1 Letztjährig besucht | in Prozent Letztjährige Besuchsanteile je Stadtteil in Prozent 30 bis unter 45 15 bis unter 30 0 bis unter 15 45 bis unter 60 60 und mehr Stadt Karlsruhe | Amt für Stadtentwicklung | Bürgerumfrage 2019. Bibliothek des ZKM und der Staatlichen Hochschule für Gestaltung (HfG) Die gemeinsame Bibliothek des ZKM und der Staatlichen Hochschule für Gestaltung (HfG) stellt ihren Besucherinnen und Besuchern einen Bestand von etwa 70.000 Büchern und digitalen Datenträgern bereit. Die Besucherzahlen lagen im Jahr 2018 bei 7.362. Die Bibliothek, die im Komplex des Zentrums für Kunst und Medien (ZKM) in der Südweststadt zu finden ist, ist über der Hälfte der Karlsruherinnen und Karlsruher ein Begriff (50,2 %). Bei den Befragten mit ausländischer Staatsangehörigkeit weist sie einen überdurchschnittlichen Bekanntheitsgrad auf: Knapp drei Fünftel dieser Befragtengruppe (58,7 %) geben an, die Bibliothek des ZKM und der HfG zu kennen, während sich der Bekanntheitsgrad bei den befragten Deutschen ohne Migrationshintergrund auf 48,3 % beläuft. Der Anteil derjenigen, die die Museums- und Hochschul- bibliothek mit den Schwerpunkten Kunst, Fotografie, Grafikdesign und Anwendungssoftware bereits besucht haben, liegt dagegen bei 8,1 %. Die 5,6 % der Karlsruherinnen und Karlsruher, die die Bibliothek im ZKM in den letzten zwölf Monaten besucht haben, waren durchschnittlich 5,2-mal vor Ort. Die Alters- struktur der letztjährigen Besucherinnen und Besucher ist im Vergleich zu anderen Bibliotheksangeboten durch die jüngeren Altersgruppen geprägt: 36,6 % sind im Alter von 18 bis unter 30 Jahren und weitere 22,4 % im Alter von 30 bis unter 45 Jahren. 18 bis unter 30 Jahre 4,29,0 27,822,4 36,6 8,1 50,2 5,2 Besuchsintensität 30 bis unter 45 Jahre 45 bis unter 65 Jahre 65 bis unter 75 Jahre 75 Jahre und älter Bekanntheit | in Prozent Schon einmal besucht | in Prozent Karlsruhe Altersstruktur der letztjährigen Besucher aus Karlsruhe in Prozent 5,6 Letztjährig besucht | in Prozent Letztjährige Besuchsanteile je Stadtteil in Prozent 30 bis unter 45 15 bis unter 30 0 bis unter 15 45 bis unter 60 60 und mehr Stadt Karlsruhe | Amt für Stadtentwicklung | Bürgerumfrage 2019. Besucherzahlen 7. 36 2 7. 28 5 6. 63 0 7. 28 3 8. 10 4 --- 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 Stadt Karlsruhe | Amt für Stadtentwicklung – Statistikstelle. --- --- --- --- © Monika Müller-Gmelin | Stadtplanungsamt Karlsruhe © M on ik a M ül le r-G m el in | St ad tp la nu ng sa m t K ar lsr uh e Siehe Anhangtabelle Band 3, Seite 90Siehe Anhangtabelle Band 3, Seite 89 58 | Nutzung kultureller Einrichtungen und Angebote in Karlsruhe 2019 Amt für Stadtentwicklung | 59 Weitere Einrichtungen Konzerthaus | Schwarzwaldhalle Das Konzerthaus und die Schwarzwaldhalle bilden mit den benachbarten Veranstaltungshallen Gartenhalle, Nancyhalle, Stadthalle sowie dem Novotel Karlsruhe Kongress das Kongresszentrum am Festplatz. Betrieben von der Karlsruher Messe- und Kongress GmbH sind beide Veranstaltungshallen für Kulturveranstaltungen, besondere Festlichkeiten oder auch Tagungen anzumieten. Über 80 Prozent der Karlsruherinnen und Karlsruher (84,4 %) und 55,9 % der Regionsbevölkerung kennen die beiden Veranstaltungshallen in der Südweststadt. Im Zehnjahresvergleich, wobei im Jahr 2009 nur das Konzerthaus berücksichtigt wurde, hat die Bekanntheit sowohl in der Region als auch in Karlsruhe leicht zugenommen (Karlsruhe 2009: 80,0 %; Region 2009: 47,7 %). Fast die Hälfte der Einwohnerinnen und Einwohner der Fächer- stadt haben das Konzerthaus und/oder die Schwarzwaldhalle bereits besucht (48,9 %). Bei der Regionsbevölkerung liegt der Anteil derjenigen, die schon einmal eine der beiden Veranstaltungshallen aufgesucht haben, bei rund einem Drittel (32,6 %). Die letztjährigen Besucherinnen und Besucher aus Karlsruhe waren im Schnitt 2,3-mal im Konzerthaus und/oder der Schwarzwaldhalle. Gäste aus der Region kamen auf eine durchschnittliche Besuchshäufigkeit von 1,9. Mit einem Besucheranteil von jeweils rund einem Fünftel im vergangenen Jahr sind die jüngeren Altersgruppen der 18- bis unter 30-Jährigen (20,4 %) sowie der 30- bis unter 45-Jährigen (20,8 %) zu relativ hohen Anteilen unter den Gästen des Konzerthauses und/oder Schwarzwaldhalle vertreten. Die Karlsruherinnen und Karlsruher im Alter von 75 Jahren und älter erreichen unter den letztjährigen Besucherinnen und Besuchern mit 8,1 % einen geringen Anteil. Besucherzahlen Keine Informationen zu Besucherzahlen vorhanden. 18 bis unter 30 Jahre 8,116,8 33,9 20,820,4 32,6 48,9 55,9 84,4 2,3 1,9 Besuchsintensität 30 bis unter 45 Jahre 45 bis unter 65 Jahre 65 bis unter 75 Jahre 75 Jahre und älter Bekanntheit | in Prozent Schon einmal besucht | in Prozent Karlsruhe Region Altersstruktur der letztjährigen Besucher aus Karlsruhe in Prozent 11,4 28,7 Letztjährig besucht | in Prozent Letztjährige Besuchsanteile je Stadtteil in Prozent 30 bis unter 45 15 bis unter 30 0 bis unter 15 45 bis unter 60 60 und mehr Stadt Karlsruhe | Amt für Stadtentwicklung | Bürgerumfrage 2019 | Regionsumfrage 2019. © M on ik a M ül le r-G m el in | St ad tp la nu ng sa m t K ar lsr uh e Siehe Anhangtabelle Band 3, Seite 91 60 | Nutzung kultureller Einrichtungen und Angebote in Karlsruhe 2019 Amt für Stadtentwicklung | 61 Volkshochschule Die Volkshochschule Karlsruhe (vhs) ist die größte Weiter- bildungseinrichtung für allgemeinbildende Themen, Familie und Sprachen in Karlsruhe und der Region. Sie bietet auch ein umfangreiches Angebot für Kinder und junge Leute an. Fast neun von zehn Karlsruherinnen und Karlsruhern (88,3 %) kennen die Bildungseinrichtung. In der Region – die über den Landkreis Karlsruhe hinaus reicht – kennen 45,1 % die vhs. Die Bekanntheit der Karlsruher Volkshochschule ist unter den Studierenden, Auszubildenden sowie Schülerinnen und Schülern der Fächerstadt mit 69,5 % vergleichsweise gering. Über ein Drittel (38,5 %) der Karlsruherinnen und Karlsruher hat die Bildungseinrichtung bereits besucht. In der Region liegt der Besucheranteil bei 8,0 %. Von der Gruppe der Studierenden, Auszubildenden sowie Schülerinnen und Schüler in Karlsruhe hat ein unterdurchschnittlicher Anteil von 16,9 % bereits einen Kurs der Volkshochschule besucht. Dagegen hat über die Hälfte der in Teilzeit, geringfügig oder stundenweise beschäftigten Befragten (56,5 %) bereits das Angebot der Volkshochschule genutzt. Insgesamt kommen die letztjährigen Nutzerinnen und Nutzer aus Karlsruhe auf durchschnittlich 4,9 Besuche im zurück- liegenden Jahr. In der Region liegt die Besuchsintensität bei 5,1. Besonders intensiv fällt die Inanspruchnahme durch Rentnerinnen und Rentner (6,0) und durch Hausfrauen/ -männer, in Elternzeit befindliche oder arbeitslose Befragte (5,9) aus Karlsruhe aus. Das letztjährige Publikum aus der Fächerstadt war im Vergleich zu anderen Kultureinrichtungen relativ jung. Vier von zehn Besuchenden sind im Alter von 18 bis unter 30 Jahren (12,9 %) oder 30 bis unter 45 Jahren (27,7 %). Weitere 36,2 % sind in der mittleren Altersgruppe im Alter von 45 bis unter 65 Jahren. Unter 18-Jährige wurden in der Umfrage nicht erfasst. Unterschieden nach Wohnstadtteil wird die Volkshochschule binnen Jahresfrist anteilig am höchsten von Bürgerinnen und Bürgern aus Oberreut (28,9 %), Palmbach (28,8 %) und Weiherfeld- Dammerstock (26,7 %) besucht. 18 bis unter 30 Jahre 5,5 17,8 36,227,7 12,9 8,0 38,5 45,1 88,3 4,9 5,1 Besuchsintensität 30 bis unter 45 Jahre 45 bis unter 65 Jahre 65 bis unter 75 Jahre 75 Jahre und älter Bekanntheit | in Prozent Schon einmal besucht | in Prozent Karlsruhe Region Altersstruktur der letztjährigen Besucher aus Karlsruhe in Prozent 2,1 19,6 Letztjährig besucht | in Prozent Letztjährige Besuchsanteile je Stadtteil in Prozent 30 bis unter 45 15 bis unter 30 0 bis unter 15 45 bis unter 60 60 und mehr Stadt Karlsruhe | Amt für Stadtentwicklung | Bürgerumfrage 2019 | Regionsumfrage 2019. Besucherzahlen Keine Informationen zu Besucherzahlen vorhanden. 2.2 Kurzprofile weiterer Einrichtungen Einrichtungen mit Stadtteilbezug © Roland Fränkle | Presseamt Stadt Karlsruhe Siehe Anhangtabelle Band 3, Seite 92 62 | Nutzung kultureller Einrichtungen und Angebote in Karlsruhe 2019 Amt für Stadtentwicklung | 63 Badnerlandhalle Neureut Die Badnerlandhalle ist ein multifunktionales Veranstaltungs- zentrum in Neureut. Tagungen, Konferenzen und Konzerte, aber auch Präsentationen, Ausstellungen oder Börsen können in den Räumlichkeiten in der Rubensstraße durchgeführt werden. Im Jahr 2018 kamen 51.720 Besucherinnen und Besucher in die Badnerlandhalle. Knapp die Hälfte der Karlsruherinnen und Karlsruher (46,1 %) haben die Badnerlandhalle in Neureut bereits besucht. Während nur rund jede beziehungsweise jeder Zehnte mit einer Wohndauer von unter fünf Jahren (9,9 %) die Location mit den zahlreichen Nutzungsmöglichkeiten bereits besucht hat, liegt dieser Anteil bei der Befragtengruppe mit über 19-jähriger Wohndauer in Karlsruhe bei 65,8 %. Von den Karlsruherinnen und Karlsruhern, die bereits zu Gast in der Badnerlandhalle Neureut waren, sind die 45- bis unter 65-Jährigen mit 43,9 % die größte Altersgruppe. Weitere 28,3 % sind im Alter von 18 bis unter 45 Jahren. Zur Altersgruppe 65 Jahre oder älter zählen 24,7 % derjenigen, die bereits eine Veranstaltung in der Badnerlandhalle besucht haben. Vier von fünf Befragten aus Neureut (83,7 %) haben bereits Veranstaltungen in der Badnerlandhalle besucht. Dagegen liegt der Besuchsanteil unter den Innenstadtbewohnerinnen und -bewohnern bei nur rund 20 Prozent (Innenstadt-Ost: 20,9 %; Innenstadt-West: 19,6 %). 18 bis unter 30 Jahre 8,619,1 43,9 16,212,1 30 bis unter 45 Jahre 45 bis unter 65 Jahre 65 bis unter 75 Jahre 75 Jahre und älter Altersstruktur der Besucher aus Karlsruhe in Prozent Besuchsanteile je Stadtteil in Prozent 30 bis unter 45 15 bis unter 30 0 bis unter 15 45 bis unter 60 60 und mehr Stadt Karlsruhe | Amt für Stadtentwicklung | Bürgerumfrage 2019. 51 .7 20 61 .8 13 56 .1 80 50 .1 50 48 .2 21 54 .5 95 57 .6 39 53 .4 70 57 .4 36 59 .6 55 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 Stadt Karlsruhe | Amt für Stadtentwicklung – Statistikstelle. Besucherzahlen 46,1 Schon einmal besucht | in Prozent Festhalle Durlach Die Festhalle Durlach, die in der Kanzlerstraße nahe der katholischen Kirche St. Peter und Paul verortet ist, wird für kulturelle und musikalische Veranstaltungen wie Shows, Tanz und Konzerte genutzt. Die 1895 erbaute Festhalle kann auch für private und geschäftliche Veranstaltungen oder Feiern gemietet werden. Zwei von fünf Karlsruherinnen und Karlsruhern (41,2 %) haben die Eventlocation in Durlach, die regelmäßig Konzerte und Ü30-Partys einen Platz bietet, bereits besucht. Während über die Hälfte der Karlsruher Bevölkerung mit dem Bildungs- abschluss der Mittleren Reife (54,4 %) die Festhalle Durlach schon einmal besucht haben, liegt der Besuchsanteil unter den Befragten mit einem akademischen Abschluss bei 37,3 %. Rund ein Drittel der Besucherinnen und Besucher aus der Fächerstadt (31,0 %) sind 18 bis unter 45 Jahre alt. Weitere 44,9 % zählen zur Altersgruppe der 45- bis unter 65-Jährigen. Etwa ein Viertel der Besucherschaft (24,1 %) sind 65 Jahre alt und älter. Jeweils rund drei Viertel der Einwohnerinnen und Einwohner aus den Stadtteilen Grünwettersbach (73,2 %) sowie Wolfartsweier (74,5 %) haben bereits eine Veranstaltung in der Festhalle Durlach besucht. Unter den Einwohnerinnen und Einwohnern Durlachs liegt der Besucheranteil bei 67,0 %. Die Besucheranteile der Innenstadtbewohnerinnen und -bewohner (Innenstadt-Ost: 24,9 %; Innenstadt-West: 18,9 %) sind am geringsten. 18 bis unter 30 Jahre 6,717,4 44,9 18,612,4 30 bis unter 45 Jahre 45 bis unter 65 Jahre 65 bis unter 75 Jahre 75 Jahre und älter Altersstruktur der Besucher aus Karlsruhe in Prozent Besuchsanteile je Stadtteil in Prozent 30 bis unter 45 15 bis unter 30 0 bis unter 15 45 bis unter 60 60 und mehr Stadt Karlsruhe | Amt für Stadtentwicklung | Bürgerumfrage 2019. Besucherzahlen Keine Informationen zu Besucherzahlen vorhanden. 41,2 Schon einmal besucht | in Prozent © Monika Müller-Gmelin | Stadtplanungsamt Karlsruhe © Nazanin Zahabkar Aghdam Siehe Anhangtabelle Band 3, Seite 93Siehe Anhangtabelle Band 3, Seite 93 64 | Nutzung kultureller Einrichtungen und Angebote in Karlsruhe 2019 Amt für Stadtentwicklung | 65 Karlsburg Durlach Das Durlacher Schloss, auch Karlsburg genannt, war vor Gründung der Stadt Karlsruhe der Herrschaftssitz des Markgrafen und ist heute noch in Teilen erhalten. Derzeit sind in dem Gebäudekomplex das Pfinzgaumuseum, die Durlacher Zweigstelle der Stadtbibliothek, Teile des Badischen Konservatoriums und die Stadtteil-Volkshochschule Durlach untergebracht. Insgesamt hat ein gutes Drittel (34,8 %) aller Karlsruherinnen und Karlsruher die Karlsburg schon einmal besucht. Unter fünf Jahre in Karlsruhe wohnhafte Bürgerinnen und Bürger waren zu 14,1 % bereits vor Ort. Dieser Anteil steigt mit längerer Wohndauer auf fast die Hälfte (46,7 %) der seit 20 Jahren und länger in Karlsruhe wohnhaften Bevölkerung. Rund 30 Prozent derjenigen, die schon einmal in der Karlsburg Durlach waren sind 18 bis unter 45 Jahre alt (29,9 %). Etwas mehr als 40 Prozent (41,3 %) sind der Altersgruppe der 45- bis unter 65-Jährigen zuzurechnen. Zur Altersgruppe 65 Jahre und älter zählen 28,7 % der Besucherinnen und Besucher. Naheliegend ist der Zusammenhang des Besuchs der Durlacher Karlsburg mit dem Wohnstadtteil. Besonders hoch sind die Besuchsanteile unter den Befragten aus Wolfartsweier (78,6 %), Durlach (77,0 %), Grötzingen (65,8 %), Hohenwettersbach (64,2 %) und Stupferich (64,1 %). 18 bis unter 30 Jahre 9,619,2 41,3 17,212,7 30 bis unter 45 Jahre 45 bis unter 65 Jahre 65 bis unter 75 Jahre 75 Jahre und älter Altersstruktur der Besucher aus Karlsruhe in Prozent Besuchsanteile je Stadtteil in Prozent 30 bis unter 45 15 bis unter 30 0 bis unter 15 45 bis unter 60 60 und mehr Stadt Karlsruhe | Amt für Stadtentwicklung | Bürgerumfrage 2019. Besucherzahlen Keine Informationen zu Besucherzahlen vorhanden. 34,8 Schon einmal besucht | in Prozent Knielinger Museum im Hofgut Maxau Im Markgräflich Badischen Hofgut Maxau betreibt seit 1992 der Förderverein Knielinger Museum e. V. ein Heimatmuseum mit rund 1.000 Quadratmetern Ausstellungsfläche. Neben Sonderausstellungen und einer manuell betriebenen Druckerwerkstatt wird den Themengebieten Rheinschifffahrt und Rheinübergänge ein besonderer Platz im Museum eingeräumt. Das Museum, das von Christi Himmelfahrt bis Ende September jeden Sonntag geöffnet hat, zählte im Jahr 2018 4.257 Besucherinnen und Besucher. Die unregelmäßigen Besucherzahlen sind auf das nicht jährlich stattfindende Hoffest zurückzuführen. Knapp ein Fünftel der Karlsruher Bevölkerung (17,8 %) hat das Museum im Hofgut Maxau schon einmal besucht. Unter den Deutschen ohne Migrationshintergrund beläuft sich der Besuchsanteil auf rund ein Fünftel (21,7 %). Dagegen haben nur 5,6 % der Befragten mit ausländischer Staatsangehörigkeit das Heimatmuseum bereits besucht. Unter den Karlsruherinnen und Karlsruhern, die das Museum bereits besucht haben, zählen lediglich 4,2 % zur Alters- gruppe der 18- bis unter 30-Jährigen. Weitere 13,5 % sind 30 bis unter 45 Jahre alt. Die am stärksten vertretene Alters- gruppe sind die 45- bis unter 65-Jährigen mit einem Anteil von 45,8 % an allen Besucherinnen und Besuchern. Auch Personen ab 65 Jahren sind mit 36,5 % relativ stark vertreten. Mit Blick auf die Besuchsanteile der Karlsruher Befragten je Stadtteil, lässt sich ein großer Anteil an Knielinger Einwohnerinnen und Einwohnern feststellen (60,3 %), die schon einmal im „eigenen“ Museum waren. Immerhin ein Drittel der Befragten aus Grünwinkel gaben ebenso an, das Knielinger Museum bereits besucht zu haben (33,4 %). 18 bis unter 30 Jahre 12,6 23,9 45,8 13,54,2 30 bis unter 45 Jahre 45 bis unter 65 Jahre 65 bis unter 75 Jahre 75 Jahre und älter Altersstruktur der Besucher aus Karlsruhe in Prozent Besuchsanteile je Stadtteil in Prozent 30 bis unter 45 15 bis unter 30 0 bis unter 15 45 bis unter 60 60 und mehr Stadt Karlsruhe | Amt für Stadtentwicklung | Bürgerumfrage 2019. 4. 25 76. 35 6 2. 38 9 10 .3 85 2. 01 2 1. 39 2 11 .0 00 94 0 10 .4 00 77 9 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 Besucherzahlen Stadt Karlsruhe | Amt für Stadtentwicklung – Statistikstelle. 17,8 Schon einmal besucht | in Prozent © M on ik a M ül le r-G m el in | St ad tp la nu ng sa m t K ar lsr uh e © M on ik a M ül le r-G m el in | St ad tp la nu ng sa m t K ar lsr uh e Siehe Anhangtabelle Band 3, Seite 94Siehe Anhangtabelle Band 3, Seite 93 66 | Nutzung kultureller Einrichtungen und Angebote in Karlsruhe 2019 Amt für Stadtentwicklung | 67 Verkehrsmuseum in der Südstadt Das Karlsruher Verkehrsmuseum in der Südstadt führt durch rund 200 Jahre Mobilitätsgeschichte auf Straße und Schiene. Das ehrenamtlich betriebene Museum ist seit 1969 in einem ehemaligen Fabrikgebäude untergebracht und zählt seit dem Jahr 2009 um die 4.000 Besucherinnen und Besucher jährlich. Im Jahr 2018 waren es 3.537. Durchschnittlich hat rund jede siebte Karlsruherin beziehungs- weise jeder siebte Karlsruher (14,8 %) das Verkehrsmuseum schon einmal besucht. Dabei haben Befragte mit Kindern im Haushalt (20,8 %) dem Museum in der Werderstraße häufiger bereits einen Besuch abgestattet als Befragte aus Haushalten ohne Kinder (13,5 %). Unter den Besucherinnen und Besuchern des Verkehrs- museums ist die Altersgruppe der 45- bis unter 65-Jährigen am stärksten vertreten (45,2 %). Nahezu gleiche Anteile entfallen auf die Altersgruppen der 18- bis unter 45-Jährigen (27,7 %) und der ab 65-Jährigen (27,1 %). Beinahe ein Viertel der in der Südstadt wohnhaften Befragten (23,7 %), 21,4 % aus Hagsfeld, 20,9 % aus Grünwinkel und 20,8 % aus Weiherfeld-Dammerstock haben das Verkehrsmuseum bereits besucht. 18 bis unter 30 Jahre 9,018,1 45,2 18,49,3 30 bis unter 45 Jahre 45 bis unter 65 Jahre 65 bis unter 75 Jahre 75 Jahre und älter Altersstruktur der Besucher aus Karlsruhe in Prozent Besuchsanteile je Stadtteil in Prozent 30 bis unter 45 15 bis unter 30 0 bis unter 15 45 bis unter 60 60 und mehr Stadt Karlsruhe | Amt für Stadtentwicklung | Bürgerumfrage 2019. 3. 53 7 3. 77 5 3. 73 3 4. 06 6 3. 81 4 3. 94 2 3. 66 3 3. 83 0 4. 20 7 3. 60 4 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 Besucherzahlen Stadt Karlsruhe | Amt für Stadtentwicklung – Statistikstelle. 14,8 Schon einmal besucht | in Prozent Theater „Die Käuze“ in der Waldstadt Das Theater „Die Käuze“, gegründet 1967, ist ein Kinder-, Jugend- und Erwachsenentheater. Neben dem kontinuierlichen Spielplan stehen musikalische Veranstaltungen, Lesungen und Ausstellungen auf dem Programm des Kellertheaters in der Waldstadt. Im Jahr 2018 zählte das Theater „Die Käuze“ 4.561 Besucherinnen und Besucher. 14,6 % der Karlsruherinnen und Karlsruher haben das Theater „Die Käuze“ in der Waldstadt schon einmal besucht. Die Karlsruherinnen gaben mit 18,5 % häufiger an, das einzige Kellertheater Karlsruhes bereits besucht zu haben, als die Karlsruher, deren Besuchsanteil sich auf 11,5 % beläuft. Unter den Haushalten mit Kindern unter 18 Jahren geben mit 18,4 % überdurchschnittlich viele an, „Die Käuze“ schon einmal besucht zu haben. Die Haushalte, die keine Kinder unter 18 Jahren haben, weisen mit 13,7 % einen leicht unterdurchschnittlichen Anteil auf. Ein Viertel der Besucherinnen und Besucher aus der Fächer- stadt (25,9 %) sind 18 bis unter 45 Jahre alt. Weitere 43,2 % zählen zur Altersgruppe der 45- bis unter 65-Jährigen. Etwas mehr als 30 Prozent (30,9 %) sind 65 Jahre alt und älter. Über die Hälfte der Bürgerinnen und Bürger aus der Waldstadt (52,5 %) hat bereits eine Aufführung im Theater „Die Käuze“ besucht. Rund ein Drittel der Befragten aus Hagsfeld (34,1 %) sind ebenso bereits im Kellertheater in der Waldstadt gewesen. 18 bis unter 30 Jahre 8,8 22,1 43,2 17,18,8 30 bis unter 45 Jahre 45 bis unter 65 Jahre 65 bis unter 75 Jahre 75 Jahre und älter Altersstruktur der Besucher aus Karlsruhe in Prozent Besuchsanteile je Stadtteil in Prozent 30 bis unter 45 15 bis unter 30 0 bis unter 15 45 bis unter 60 60 und mehr Stadt Karlsruhe | Amt für Stadtentwicklung | Bürgerumfrage 2019. 4. 56 1 4. 64 6 4. 17 6 4. 75 5 4. 52 3 4. 16 7 4. 70 9 4. 29 5 4. 16 2 3. 68 5 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 Besucherzahlen Stadt Karlsruhe | Amt für Stadtentwicklung – Statistikstelle. 14,6 Schon einmal besucht | in Prozent © Monika Müller-Gmelin | Stadtplanungsamt Karlsruhe © E st he r K rä m er | Am t f ür S ta dt en tw ic kl un g Ka rls ru he Siehe Anhangtabelle Band 3, Seite 94Siehe Anhangtabelle Band 3, Seite 94 68 | Nutzung kultureller Einrichtungen und Angebote in Karlsruhe 2019 Amt für Stadtentwicklung | 69 Café Nun in der Oststadt Das Café Nun ist ein alternatives Kulturcafé in der Karlsruher Oststadt, das als Kulturverein betrieben wird. Ehrenamtliche Helferinnen und Helfern organisieren im Café Nun verschiedene Veranstaltungen wie Konzerte, Quizabende oder Jam Sessions. Daneben werden die Räumlichkeiten von der Karlsruher Kabarettgruppe „Die Wahrhaft Schwachen“ genutzt. Von den Karlsruherinnen und Karlsruhern haben 7,0 % das Kulturcafé in der Gottesauer Straße bereits besucht. Mit Blick auf die Besuchsanteile der Befragten unterschiedlicher Haushaltstypen, lassen sich mit 11,9 % und 13,1 % über- durchschnittliche Werte bei den in Wohngemeinschaft Lebenden sowie den Alleinerziehenden mit Kindern unter 18 Jahren feststellen. Über 60 Prozent der Karlsruherinnen und Karlsruher (61,1 %), die das Café Nun bereits besucht haben, sind jünger als 45 Jahre. Weitere 28,7 % sind 45 bis unter 65 Jahre alt. Die Altersgruppe ab 65 Jahren ist mit 10,3 % wenig vertreten. Knapp ein Fünftel der Bürgerinnen und Bürger aus der Oststadt (19,1 %) haben das Café Nun, das auch für private Veranstaltungen gemietet werden kann, bereits besucht. 18 bis unter 30 Jahre 2,47,9 28,734,226,9 30 bis unter 45 Jahre 45 bis unter 65 Jahre 65 bis unter 75 Jahre 75 Jahre und älter Altersstruktur der Besucher aus Karlsruhe in Prozent Besuchsanteile je Stadtteil in Prozent 30 bis unter 45 15 bis unter 30 0 bis unter 15 45 bis unter 60 60 und mehr Stadt Karlsruhe | Amt für Stadtentwicklung | Bürgerumfrage 2019. Besucherzahlen Keine Informationen zu Besucherzahlen vorhanden. 7,0 Schon einmal besucht | in Prozent Heimatmuseum Neureut Seit dem 17. Juni 1999 gibt das Heimatmuseum Neureut, das von März bis Oktober jeden ersten Sonntag im Monat geöffnet hat, einen Überblick über die Neureuter Ortsgeschichte. Neben einer komplett eingerichteten Neureuter Wohnung um 1900, finden Besucherinnen und Besucher in einer Scheune alte landwirtschaftliche Geräte und Werkzeuge sowie eine kleine Keramik-Ausstellung, die über die nicht mehr existierende Neureuter Majolika- Manufaktur informiert, vor. Im Jahr 2018 informierten sich 980 Besucherinnen und Besucher im Heimathaus in der Kirchfeldstraße über die geschichtliche Entwicklung Neureuts. 5,1 % der Karlsruherinnen und Karlsruher haben das Heimatmuseum Neureut bereits besucht. Während nur 2,0 % der Befragten im Alter von 30 bis unter 45 Jahren bereits im Heimatmuseum in der Kirchfeldstraße waren, liegt der Anteil der Besucherinnen und Besucher unter den 65- bis unter 75-Jährigen bei 12,0 %. Dies zeigt sich auch in der Altersstruktur derjenigen, die das Heimatmuseum Neureut besucht haben. Jeweils ein Drittel ist 45 bis unter 65 Jahre (31,3 %) oder 65 bis unter 75 Jahre (32,1 %) alt. Lediglich 20,0 % sind jünger als 45 Jahre. Mit deutlichem Abstand ist der Besuchsanteil unter den Neureuter Befragten am größten: Zwei von fünf Bürgerinnen und Bürgern aus Neureut (41,0 %) gaben an, schon einmal „ihr“ Heimatmuseum besucht zu haben. 18 bis unter 30 Jahre 16,6 32,131,3 8,411,6 30 bis unter 45 Jahre 45 bis unter 65 Jahre 65 bis unter 75 Jahre 75 Jahre und älter Altersstruktur der Besucher aus Karlsruhe in Prozent Besuchsanteile je Stadtteil in Prozent 30 bis unter 45 15 bis unter 30 0 bis unter 15 45 bis unter 60 60 und mehr Stadt Karlsruhe | Amt für Stadtentwicklung | Bürgerumfrage 2019. 98 0 91 1 92 5 89 5 75 492 5 82 4 87 4 89 0 1. 73 9 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 Besucherzahlen Stadt Karlsruhe | Amt für Stadtentwicklung – Statistikstelle. 5,1 Schon einmal besucht | in Prozent © S im on B eh a © A nn et te G er ol d Siehe Anhangtabelle Band 3, Seite 95Siehe Anhangtabelle Band 3, Seite 95 70 | Nutzung kultureller Einrichtungen und Angebote in Karlsruhe 2019 Amt für Stadtentwicklung | 71 Badisches Schulmuseum Palmbach Die in der ehemaligen Waldenserschule in Palmbach unter- gebrachte Einrichtung ist seit dem Jahr 2014 am aktuellen Standort. Neben den Themen Schule und Religion sind auch Ausstellungsstücke zur Palmbacher Ortsgeschichte und über die Waldenser zu finden. Zuvor war das Schulmuseum in den Stadtteilen Durlach, der Oststadt, Grötzingen und Grünwinkel untergebracht. Die Besucherzahlen sind leicht steigend und lagen im Jahr 2018 bei 3.800 Besucherinnen und Besuchern. Von der Karlsruher Bevölkerung haben 4,8 % das Schul- museum bereits besucht. Überdurchschnittlich häufig zählen Paare oder Mehrpersonenhaushalte ab 65 Jahren zu den Besucherinnen und Besuchern des Museums (10,4 %). Die Altersstruktur der Besucherinnen und Besucher zeigt, dass vor allem Karlsruherinnen und Karlsruher im Alter von 65 Jahren und älter (41,9 %) das Schulmuseum besucht haben. Die altersmäßig zweitgrößte Gruppe sind die 45- bis unter 65-Jährigen (35,7 %). Jünger als 45 Jahre sind 22,4 % der Besucherinnen und Besucher aus Karlsruhe. Zu weit überdurchschnittlichen Anteilen wurde das Schul- museum Palmbach von den Bewohnerinnen und Bewohnern Palmbachs (79,3 %) sowie den Einwohnerinnen und Einwohnern aus Grünwettersbach (44,9 %) bereits besucht. 18 bis unter 30 Jahre 17,224,7 35,7 11,211,2 30 bis unter 45 Jahre 45 bis unter 65 Jahre 65 bis unter 75 Jahre 75 Jahre und älter Altersstruktur der Besucher aus Karlsruhe in Prozent Besuchsanteile je Stadtteil in Prozent 30 bis unter 45 15 bis unter 30 0 bis unter 15 45 bis unter 60 60 und mehr Stadt Karlsruhe | Amt für Stadtentwicklung | Bürgerumfrage 2019. 3. 80 0 3. 70 0 3. 50 0 3. 00 0 1. 02 51. 95 0 1. 80 0 1. 86 0 1. 72 5 1. 66 5 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 Besucherzahlen Stadt Karlsruhe | Amt für Stadtentwicklung – Statistikstelle. 4,8 Schon einmal besucht | in Prozent p8 in der Nordstadt Das p8, ehemals Halle 14, ist ein soziokulturelles Zentrum in der Nordstadt. Eine alte Schreinerei auf dem sogenannten C-Areal ist seit Juni 2016 das Zuhause des 2011 gegründeten gemeinnützigen Vereins Panorama e. V.. Der Verein, der die Förderung von Kunst und Kultur in Karlsruhe zum Ziel hat und insbesondere unabhängige und unkommerzielle Aktive unterstützen möchte, nutzt die Räumlichkeiten für Werk- stätten, Ateliers, einen Probe- sowie einen Veranstaltungsraum. 4,4 % der Karlsruherinnen und Karlsruher haben die Räumlichkeiten des p8 bereits besucht. Mit Blick auf die verschiedenen Haushaltstypen ist ein höherer Besucheranteil unter den befragten Alleinlebenden im Alter von 18 bis unter 45 Jahren (9,4 %) sowie unter denjenigen, die in einer Wohngemeinschaft leben (7,1 %), auffällig. Die Altersstruktur derjenigen, die bereits das p8 besucht haben, zeigt, dass vor allem jüngere Karlsruherinnen und Karlsruher die Besucherschaft prägen. So liegt der Anteil der unter 45-Jährigen an allen Besucherinnen und Besuchern bei 68,2 %. Überdurchschnittliche Besucheranteile hat das p8 unter den Bewohnerinnen und Bewohnern der Südstadt (10,4 %). 18 bis unter 30 Jahre 2,12,8 26,935,532,7 30 bis unter 45 Jahre 45 bis unter 65 Jahre 65 bis unter 75 Jahre 75 Jahre und älter Altersstruktur der Besucher aus Karlsruhe in Prozent Besuchsanteile je Stadtteil in Prozent 30 bis unter 45 15 bis unter 30 0 bis unter 15 45 bis unter 60 60 und mehr Stadt Karlsruhe | Amt für Stadtentwicklung | Bürgerumfrage 2019. Besucherzahlen Keine Informationen zu Besucherzahlen vorhanden. 4,4 Schon einmal besucht | in Prozent © M on ik a M ül le r-G m el in | St ad tp la nu ng sa m t K ar lsr uh e © Esther Krämer | Amt für Stadtentwicklung Karlsruhe Siehe Anhangtabelle Band 3, Seite 96Siehe Anhangtabelle Band 3, Seite 95 72 | Nutzung kultureller Einrichtungen und Angebote in Karlsruhe 2019 Amt für Stadtentwicklung | 73 Heimatmuseum Stupferich Das Heimatmuseum Stupferich, betrieben vom Heimatverein Stupferich e. V., informiert in Dauer- und Wechselausstellungen über die Kulturgeschichte vergangener Generationen. Das alte Fachwerkhaus in der Ortsstraße zeigt neben der geschichtlichen Entwicklung des Stadtteils Werke örtlicher Künstlerinnen und Künstler und bietet zusätzlich einen Raum für Kurse. 310 Besucherinnen und Besucher zählte die Einrichtung des Heimatvereins Stupferich e. V. im Jahr 2018. Von den Karlsruherinnen und Karlsruhern haben 2,3 % das Heimatmuseum Stupferich schon einmal besucht. Unter diesen Besucherinnen und Besuchern hat die Altersgruppe der ab 65-Jährigen mit 42,5 % den größten Anteil, gefolgt von den 45- bis unter 65-Jährigen (38,5 %). Die Altersgruppe der 18- bis unter 45-Jährigen ist mit 19,0 % relativ gering vertreten. Unter den Einwohnerinnen und Einwohnern Stupferichs haben rund drei Viertel (72,9 %) das Heimatmuseum ihres Stadtteils schon einmal besucht. Fast ein Fünftel der Bürgerinnen und Bürger aus Palmbach (18,5 %) waren ebenso bereits im Heimatmuseum Stupferich. Einrichtungen im Kreativpark „Alter Schlachthof“ 18 bis unter 30 Jahre 15,2 27,338,5 13,55,5 30 bis unter 45 Jahre 45 bis unter 65 Jahre 65 bis unter 75 Jahre 75 Jahre und älter Altersstruktur der Besucher aus Karlsruhe in Prozent Besuchsanteile je Stadtteil in Prozent 30 bis unter 45 15 bis unter 30 0 bis unter 15 45 bis unter 60 60 und mehr Stadt Karlsruhe | Amt für Stadtentwicklung | Bürgerumfrage 2019. 31 0 53 0 45 0 25 0 52 0 49 0 20 0 --- 33 04 30 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 Besucherzahlen Stadt Karlsruhe | Amt für Stadtentwicklung – Statistikstelle. 2,3 Schon einmal besucht | in Prozent © N az an in Z ah ab ka r A gh da m Siehe Anhangtabelle Band 3, Seite 96 74 | Nutzung kultureller Einrichtungen und Angebote in Karlsruhe 2019 Amt für Stadtentwicklung | 75 Alte Hackerei Die Alte Hackerei, die zu damaligen Schlachthof-Zeiten die Kantine der Metzger darstellte, ist heute eine Bar mit Bier- garten. Dort finden regelmäßig Live-Konzerte in den Musik- richtungen Rock, Punk, Indie, Garage und 60s-Trash statt. Über die Hälfte der Karlsruherinnen und Karlsruher (50,6 %) kennt die Alte Hackerei. Besonders bekannt ist sie in den Altersgruppen 30 bis unter 45 Jahre (57,9 %) sowie 45 bis unter 65 Jahre (56,6 %). Der Anteil derjenigen, die die Alte Hackerei bereits besucht haben, liegt unter den Einwohnerinnen und Einwohnern der Fächerstadt bei 30,4 %. Auffällig ist, dass mit steigendem Pro-Kopf-Einkommen der Besucheranteil steigt: Während er in der Einkommensklasse unter 1.000 Euro bei 17,3 % liegt, erreicht er einen Wert von 40,0 % bei Befragten mit einem Pro-Kopf-Einkommen von 3.000 Euro und mehr. Über 40 Prozent der Besucherinnen und Besucher aus Karlsruhe (45,7 %) sind jünger als 45 Jahre. Weitere 39,4 % können der Altersgruppe der 45- bis unter 65-Jährigen zugerechnet werden. Im Alter von 65 Jahren oder älter sind 14,9 % der Besucherschaft. 18 bis unter 30 Jahre 3,211,7 39,428,2 17,5 30,4 50,6 30 bis unter 45 Jahre 45 bis unter 65 Jahre 65 bis unter 75 Jahre 75 Jahre und älter Bekanntheit | in Prozent Schon einmal besucht | in Prozent Karlsruhe Altersstruktur der Besucher aus Karlsruhe in Prozent Besuchsanteile je Stadtteil in Prozent 30 bis unter 45 15 bis unter 30 0 bis unter 15 45 bis unter 60 60 und mehr Stadt Karlsruhe | Amt für Stadtentwicklung | Bürgerumfrage 2019. Besucherzahlen Keine Informationen zu Besucherzahlen vorhanden. Spuktheater Das Spuktheater befindet sich im alten Kühlhaus auf dem Schlachthofareal. Es ist ein kleines, professionelles Privat- theater, das die Schnittstelle zwischen Theater und Psychologie mit verschiedenen Programmen zu den Themen Übersinnliches und Unerklärliches bedient. Dabei sind Zuschauerinnen und Zuschauer oft Teil der Geschichte. Etwa jede siebte Karlsruherin beziehungsweise jeder siebte Karlsruher (14,1 %) kennt das Spuktheater. Der Anteil derjenigen, die das Theater auf dem Gelände des Alten Schlachthofs bereits besucht haben, liegt bei 4,3 %. Von den bisherigen Besucherinnen und Besuchern sind 43,6 % jünger als 45 Jahre. Rund 40 Prozent (39,8 %) zählen zur Altersgruppe der 45- bis unter 65-Jährigen. Karlsruherinnen und Karlsruher ab 65 Jahren machen 16,7 % der Besucherinnen und Besucher des Spuktheaters aus. Am häufigsten besucht wurde das Spuktheater bislang von Befragten, die in Grünwettersbach (10,6 %), Rintheim (9,1 %) oder Hagsfeld (7,7 %) wohnhaft sind. 18 bis unter 30 Jahre 4,012,7 39,8 23,919,7 4,3 14,1 30 bis unter 45 Jahre 45 bis unter 65 Jahre 65 bis unter 75 Jahre 75 Jahre und älter Bekanntheit | in Prozent Schon einmal besucht | in Prozent Karlsruhe Altersstruktur der Besucher aus Karlsruhe in Prozent Besuchsanteile je Stadtteil in Prozent 30 bis unter 45 15 bis unter 30 0 bis unter 15 45 bis unter 60 60 und mehr Stadt Karlsruhe | Amt für Stadtentwicklung | Bürgerumfrage 2019. Besucherzahlen Keine Informationen zu Besucherzahlen vorhanden. © Monika Müller-Gmelin | Stadtplanungsamt Karlsruhe © Ulrich Meyer Siehe Anhangtabelle Band 3, Seite 98Siehe Anhangtabelle Band 3, Seite 97 76 | Nutzung kultureller Einrichtungen und Angebote in Karlsruhe 2019 Amt für Stadtentwicklung | 77 3.1 Veranstaltungsanalysen Musik 3. Steckbriefe kultureller Veranstaltungen Lesehilfe zu den Veranstaltungsanalysen | Kapitel 3.1 Auf den folgenden Seiten werden die in der Bürgerumfrage 2019 und der Regionsumfrage 2019 abgefragten kulturellen Veranstaltungen eingehend analysiert. Dabei wird beschrieben wie viele Befragte eine Veranstaltung kennen und wie viele diese bereits besucht haben. Nach Möglichkeit werden Zeitvergleiche zu den Ergebnissen der Kulturumfrage 2009 vorgenommen. Folgende Rubriken werden in den Steckbriefen standardmäßig dargestellt: Bekanntheit Unter der Rubrik „Bekanntheit“ sind die Anteile derjenigen, die angeben eine Veranstaltung zu kennen, dargestellt. Der Anteil der Karlsruherinnen und Karlsruher ist rot eingefärbt. Der Anteil der Regionsbevölkerung ist gelb eingefärbt. Schon einmal besucht Unter der Überschrift „Schon einmal besucht“ werden die Anteile derjenigen, die die Veranstaltung bisher mindestens einmal besucht haben, ausgewiesen. Der Anteil der Karlsruherinnen und Karlsruher ist rot eingefärbt. Der Anteil der Regionsbevölkerung ist gelb eingefärbt. Altersstruktur der Besucher aus Karlsruhe Die Darstellung der Altersstruktur in den Veranstaltungs- Steckbriefen bezieht sich auf alle Befragten, die die jeweilige Veranstaltung bereits besucht haben. Insgesamt summieren sich die Anteile der Altersgruppen auf 100 Prozent auf. Da die Altersgruppen nicht dieselben Spannweiten haben und es mit höherem Alter wahrscheinlicher ist, eine Veranstaltung bereits besucht zu haben, ist die mittlere Altersgruppe im Alter von 45 bis unter 65 Jahren meist die anteilig größte Gruppe in der Besucherschaft. Diese Altersstrukturen stehen ausschließlich für die Karlsruher Bevölkerung zur Verfügung. Lesehilfe zu Kurzprofilen weiterer Veranstaltungen | Kapitel 3.2 Neben den beschriebenen ausführlichen Analysen wurden einige Veranstaltungen mit Stadtteilbezug und zwei auf dem Kreativpark „Alter Schlachthof“ stattfindende Veranstaltungen ausschließlich in der Bürgerumfrage abgefragt. Entsprechend liegen hier keine Regionswerte vor. Bei den Veranstaltungen mit Stadtteilbezug wird in den Stadtteilkarten der Anteil aller Befragten, die eine Veranstaltung bereits besucht haben, ausgewiesen. 78 | Nutzung kultureller Einrichtungen und Angebote in Karlsruhe 2019 Amt für Stadtentwicklung | 79 Das Fest Das Fest ist mit einem Bekanntheitsgrad von 95,0 % unter den Karlsruherinnen und Karlsruhern insgesamt die prominenteste Kulturveranstaltung in der Fächerstadt. Die weit über die Stadtgrenzen hinausreichende Strahlkraft wird durch einen Bekanntheitsgrad von 84,3 % in der Regionsbevölkerung unterstrichen. Das jährlich im Juli in der Günther-Klotz-Anlage stattfindende Festival ist damit wie bereits im Jahr 2009 (Karlsruhe: 95,9 %) fast allen Bürgerinnen und Bürgern ein Begriff. In der Region konnte die Bekanntheit von 71,4 % vor zehn Jahren sogar noch gesteigert werden. Auch der Anteil der Befragten, die Das Fest schon einmal besucht haben, konnte sich in der Region (2019: 43,3 %; 2009: 40,3 %) und in Karlsruhe (2019: 74,0 %; 2009: 72,0 %) positiv entwickeln. Zusammengenommen ist rund die Hälfte der Karlsruherinnen und Karlsruher, die Das Fest schon einmal besucht haben, im Alter von 18 bis unter 30 Jahren (23,4 %) oder 30 bis unter 45 Jahren (24,6 %). Ein gutes Drittel (36,0 %) ist im Alter von 45 bis unter 60 Jahren. Unifest Karlsruhe Das auf dem Campus des KIT jährlich im Sommer statt- findende Unifest ist zwei Dritteln der Karlsruherinnen und Karlsruher (66,6 %) und einem Drittel der Befragten in der Region (33,4 %) bekannt. Von den Studierenden, Auszubildenden sowie Schülerinnen und Schülern kennen das Unifest 80,1 %, bei in Wohngemeinschaften lebenden Befragten sind es sogar 83,4 %. Im Zeitvergleich ist das Unifest in der Region fast im gleichen Ausmaß bekannt wie im Jahr 2009 (32,9 %). In Karlsruhe selbst war die Bekanntheit vor zehn Jahren mit 75,1 % noch größer. Besucht wurde das Unifest bereits von gut einem Drittel der Stadtbevölkerung (34,2 %) und 12,2 % der Regionsbevölkerung. Karlsruher haben das Unifest mit 37,9 % häufiger schon einmal besucht als Karlsruherinnen (30,6 %). Der Anteil der Befragten, die das Unifest bereits besucht haben, ist gegenüber dem Jahr 2009 in der Stadt (33,3 %) und der Region (12,7 %) nahezu identisch. Die Karlsruherinnen und Karlsruher, die das Unifest schon einmal besucht haben, sind zu über einem Drittel im Alter von 18 bis unter 30 Jahren (35,6 %). Weitere 26,5 % sind im Alter von 30 bis unter 45 Jahren und zusammengenommen lediglich 8,7 % sind im Alter von 65 Jahren oder älter (6,4 % beziehungsweise 2,3 %). Zeltival im Kulturzentrum Tollhaus Das Sommerfestival ist einer der Jahreshöhepunkte im Kulturzentrum Tollhaus. Es bietet einen hochkarätigen Mix von Jazz bis Global Music und Rock bis Kabarett mit prominenten Stars und spannendnen Neuentdeckungen in sommerlichem Ambiente. Erstmals wurde das Zeltival auf dem Engländerplatz im Jahr 1984 abgehalten. Zwei Drittel der Karlsruherinnen und Karlsruher (67,5 %) geben an, das Zeltival zu kennen; in der Region sind es 38,8 %. Vor zehn Jahren war die Bekanntheit in der Region noch etwas geringer (34,9 %), in der Stadtbevölkerung mit 77,7 % aber noch höher als heute. Am seltensten ist das Zeltival in der jüngsten Altersgruppe von 18 bis unter 30 Jahren geläufig (43,5 %), im Alter von 45 bis unter 65 Jahren kennen es 83,0 %. Der Anteil der Befragten, die das Kulturfestival schon einmal besucht haben, ist in der Region recht konstant (2019: 13,6 %; 2009: 14,7 %), hat sich in Karlsruhe jedoch rückläufig entwickelt (2019: 31,4 %; 2009: 40,0 %). Analog zur Bekanntheit wurde das Zeltival vor allem von der mittleren Altersgruppe im Alter von 45 bis unter 65 Jahren schon einmal besucht (47,8 %), während das nur auf knapp ein Zehntel (9,7 %) der Karlsruherinnen und Karlsruher im Alter von 18 bis unter 30 Jahren zutrifft. Unter den bisherigen Besucherinnen und Besuchern des Zeltivals ist die Hälfte (50,1 %) im Alter von 45 bis unter 65 Jahren. Der Anteil der jüngsten und der ältesten Altersgruppe ist mit 7,7 % beziehungsweise 3,8 % vergleichsweise gering. Karlsruher Schlosskonzerte Die Karlsruher Schlosskonzerte, die seit dem Jahr 2004 meistens im Gartensaal des Karlsruher Schlosses stattfinden, sind fast der Hälfte der Befragten in Karlsruhe (49,1 %) und in der Region (49,0 %) bekannt. Rentnerinnen und Rentner kennen die Konzerte mit 68,1 % deutlich häufiger als ganztags berufstätige Befragte (46,4 %) oder Studierende, Auszubildende sowie Schülerinnen und Schüler (30,4 %). Vergleichswerte zum Jahr 2009 liegen nicht vor. Der Anteil der Befragten, die die Karlsruher Schlosskonzerte bereits besucht haben, ist in der Stadt (17,9 %) und der Region (15,2 %) auf beinahe gleichem Niveau. Auch bei den Besuchsanteilen stechen Rentnerinnen und Rentner (25,8 %) vor ganztags berufstätigen Befragten (16,6 %) oder Studierenden, Auszubildenden sowie Schülerinnen und Schülern (10,5 %) hervor. Die Konzerte zu unterschiedlichsten Themen finden bei freiem Eintritt statt. Unabhängig vom Haushaltseinkommen der Karlsruherinnen und Karlsruher ist der Besuchsanteil relativ ähnlich und liegt zwischen 16,6 % bei unter 1.000 Euro pro Kopf und 18,5 % ab einem Einkommen von 2.000 Euro pro Kopf. Für eine klassische Konzertreihe ist die Altersstruktur der bisherigen Besucherschaft sehr jung: 16,3 % sind im Alter von 18 bis unter 30 Jahren, 16,8 % sind zwischen 30 und unter 45 Jahren alt. Siehe Anhangtabelle Band 3, Seite 102Siehe Anhangtabelle Band 3, Seite 100 Siehe Anhangtabelle Band 3, Seite 101 Siehe Anhangtabelle Band 3, Seite 103 18 bis unter 30 Jahre 4,211,8 36,0 24,623,4 43,3 74,0 84,3 95,0 30 bis unter 45 Jahre 45 bis unter 65 Jahre 65 bis unter 75 Jahre 75 Jahre und älter Bekanntheit | in Prozent Schon einmal besucht | in Prozent Karlsruhe Region Altersstruktur der Besucher aus Karlsruhe in Prozent Stadt Karlsruhe | Amt für Stadtentwicklung | Bürgerumfrage 2019 | Regionsumfrage 2019. 18 bis unter 30 Jahre 2,36,4 29,326,535,6 12,2 34,2 33,4 66,6 30 bis unter 45 Jahre 45 bis unter 65 Jahre 65 bis unter 75 Jahre 75 Jahre und älter Bekanntheit | in Prozent Schon einmal besucht | in Prozent Karlsruhe Region Altersstruktur der Besucher aus Karlsruhe in Prozent Stadt Karlsruhe | Amt für Stadtentwicklung | Bürgerumfrage 2019 | Regionsumfrage 2019. 18 bis unter 30 Jahre 3,8 18,5 50,1 19,9 7,7 13,6 31,4 38,8 67,5 30 bis unter 45 Jahre 45 bis unter 65 Jahre 65 bis unter 75 Jahre 75 Jahre und älter Bekanntheit | in Prozent Schon einmal besucht | in Prozent Karlsruhe Region Altersstruktur der Besucher aus Karlsruhe in Prozent Stadt Karlsruhe | Amt für Stadtentwicklung | Bürgerumfrage 2019 | Regionsumfrage 2019. 18 bis unter 30 Jahre 9,919,8 37,2 16,816,3 15,2 17,9 49,0 49,1 30 bis unter 45 Jahre 45 bis unter 65 Jahre 65 bis unter 75 Jahre 75 Jahre und älter Bekanntheit | in Prozent Schon einmal besucht | in Prozent Karlsruhe Region Altersstruktur der Besucher aus Karlsruhe in Prozent Stadt Karlsruhe | Amt für Stadtentwicklung | Bürgerumfrage 2019 | Regionsumfrage 2019. 80 | Nutzung kultureller Einrichtungen und Angebote in Karlsruhe 2019 Amt für Stadtentwicklung | 81 Internationale Händel-Festspiele Karlsruhe ist eine der drei deutschen Händel-Festspiel-Städte neben Göttingen und Halle an der Saale. Im Jahr 2020 findet die 43. Auflage der aus Opern und Konzerten bestehenden Veranstaltungsreihe statt. Etwas weniger als die Hälfte der Befragten aus Karlsruhe (46,2 %) und rund ein Viertel der Regionsbevölkerung (24,4 %) kennt die im Badischen Staatstheater stattfindenden Festspiele. In der Region entspricht das einem Rückgang von 7,5 Prozentpunkten (2009: 31,9 %), in der Stadt von fast zehn Prozentpunkten (2009: 55,9 %) im Laufe der letzten zehn Jahre. Auch der Anteil der Personen, die angeben die Händel-Festspiele schon einmal besucht zu haben, ist in den letzten zehn Jahren zurückgegangen (Karlsruhe 2019: 11,2 %, 2009: 18,1 %; Region 2019: 6,2 %, 2009: 7,2 %). Die Besuchsanteile sind unter Studierenden, Auszubildenden sowie Schülerinnen und Schülern mit 2,7 % am geringsten, während mit 21,0 % ein gutes Fünftel der Rentnerinnen und Rentner angibt, die Festspiele schon einmal besucht zu haben. Unter den bisherigen Karlsruher Besucherinnen und Besuchern der Internationalen Händel-Festspiele fällt ein relativ hoher Anteil 65- bis unter 75-Jähriger auf (26,0 %). Die Jüngeren im Alter von 18 bis unter 30 Jahren (5,5 %) und im Alter von 30 bis unter 45 Jahren (10,3 %) machen einen vergleichsweise geringen Anteil aus. Karlsruher Meisterkonzerte Die Karlsruher Meisterkonzerte bieten jede Saison Sinfonie- konzerte und Kammermusikabende im Konzerthaus am Festplatz. Die Konzertreihe hat innerhalb der Stadtbevölkerung mit 26,0 % einen höheren Bekanntheitsgrad als in der Region (17,6 %). Karlsruher Bürgerinnen und Bürger im Alter von 18 bis unter 30 Jahren kennen die Meisterkonzerte zu etwa einem Zehntel (9,4 %). Im Alter von 45 bis unter 65 Jahren liegt die Bekanntheit bei einem Drittel (33,0 %) und unter den Befragten im Alter von 75 Jahren und älter kennt jeder beziehungsweise jede Zweite (48,2 %) die Veranstaltung. Von den Karlsruher Bürgerinnen und Bürgern haben 7,9 % die Meisterkonzerte schon einmal besucht. Bei der Regions- bevölkerung trifft dies auf 4,7 % zu. Die eher hochpreisige Konzertveranstaltung wurde von 4,3 % der Karlsruherinnen und Karlsruher mit einem Haushaltseinkommen von unter 1.000 Euro pro Kopf und von 10,7 % der Stadtbevölkerung mit 3.000 Euro pro Kopf und mehr schon einmal besucht. Zusammengenommen 15,4 % der Karlsruherinnen und Karlsruher, die die Meisterkonzerte schon einmal besucht haben, sind im Alter von 18 bis unter 30 Jahren (7,1 %) oder 30 bis unter 45 Jahren (8,3 %). Gleichzeitig ist fast ein Fünftel der bisherigen Besucherinnen und Besucher im Alter von 75 Jahren und älter (18,3 %). Musik im Rathaus Seit dem Jahr 1990 findet im Spätherbst und in der Vorweih- nachtszeit jeweils mittwochs um 18:30 Uhr die einstündige Konzertreihe „Musik im Rathaus“ statt. 16,6 % der Karlsruher Bürgerinnen und Bürger und einem Elftel der Regionsbevölkerung (9,1 %) ist die musikalische Veranstaltung ein Begriff, wobei die Bekanntheit mit steigendem Alter der Befragten zunimmt (von 5,1 % im Alter von 18 bis unter 30 Jahren auf 43,6 % im Alter von 75 Jahren und älter). Bereits besucht wurde „Musik im Rathaus“ von 5,8 % der Stadtbevölkerung und 1,4 % der Regionsbevölkerung. Wie auch der Bekanntheitsgrad steigt mit dem Alter der Anteil der Befragten, die die Veranstaltung schon einmal besucht haben. Von den Karlsruherinnen und Karlsruhern im Alter von 75 Jahren und älter waren es mehr als ein Fünftel (21,2 %). Zusammengenommen mehr als die Hälfte der bisherigen Besucherinnen und Besucher sind im Alter von 65 bis unter 75 Jahren (26,8 %) oder 75 Jahre und älter (24,6 %). Ein Drittel ist im Alter von 45 bis unter 65 Jahren (33,4 %). ZeitGenuss Im Jahr 2019 fand das mittlerweile siebte ZeitGenuss-Festival in der Karlsruher Hochschule für Musik statt. Die Veranstaltung für zeitgenössische Musik kennen 8,2 % der Karlsruherinnen und Karlsruher und 6,8 % der Regionsbevölkerung. In Teilzeit, geringfügig oder stundenweise Beschäftigte (10,6 %) und Befragte in Ruhestand (10,3 %) kennen die Veranstaltung häufiger als Studierende, Auszubildende oder Schülerinnen und Schüler (5,9 %). Der Anteil der Befragten, die angeben, das ZeitGenuss-Festival schon einmal besucht zu haben, liegt in Karlsruhe bei 1,7 % und in der Region bei 0,6 %. Da das ZeitGenuss-Festival erstmals im Jahr 2013 stattfand, sind keine Zeitvergleiche möglich. Das ZeitGenuss-Festival zeichnet sich durch eine vergleichsweise junge Besucherschaft aus: 22,4 % der bisherigen Besucherinnen und Besucher sind im Alter von 18 bis unter 30 Jahren; lediglich 17,4 % sind im Alter von 65 Jahren oder älter (10,6 % beziehungsweise 6,8 %). Siehe Anhangtabelle Band 3, Seite 106Siehe Anhangtabelle Band 3, Seite 104 Siehe Anhangtabelle Band 3, Seite 105 Siehe Anhangtabelle Band 3, Seite 107 18 bis unter 30 Jahre 15,426,0 42,7 10,35,5 6,2 11,2 24,4 46,2 30 bis unter 45 Jahre 45 bis unter 65 Jahre 65 bis unter 75 Jahre 75 Jahre und älter Bekanntheit | in Prozent Schon einmal besucht | in Prozent Karlsruhe Region Altersstruktur der Besucher aus Karlsruhe in Prozent Stadt Karlsruhe | Amt für Stadtentwicklung | Bürgerumfrage 2019 | Regionsumfrage 2019. 18 bis unter 30 Jahre 18,322,3 44,0 8,37,1 4,7 7,9 17,6 26,0 30 bis unter 45 Jahre 45 bis unter 65 Jahre 65 bis unter 75 Jahre 75 Jahre und älter Bekanntheit | in Prozent Schon einmal besucht | in Prozent Karlsruhe Region Altersstruktur der Besucher aus Karlsruhe in Prozent Stadt Karlsruhe | Amt für Stadtentwicklung | Bürgerumfrage 2019 | Regionsumfrage 2019. 18 bis unter 30 Jahre 24,626,833,4 8,86,3 1,4 5,8 9,1 16,6 30 bis unter 45 Jahre 45 bis unter 65 Jahre 65 bis unter 75 Jahre 75 Jahre und älter Bekanntheit | in Prozent Schon einmal besucht | in Prozent Karlsruhe Region Altersstruktur der Besucher aus Karlsruhe in Prozent Stadt Karlsruhe | Amt für Stadtentwicklung | Bürgerumfrage 2019 | Regionsumfrage 2019. 18 bis unter 30 Jahre 6,810,6 40,7 19,522,4 0,6 1,7 6,8 8,2 30 bis unter 45 Jahre 45 bis unter 65 Jahre 65 bis unter 75 Jahre 75 Jahre und älter Bekanntheit | in Prozent Schon einmal besucht | in Prozent Karlsruhe Region Altersstruktur der Besucher aus Karlsruhe in Prozent Stadt Karlsruhe | Amt für Stadtentwicklung | Bürgerumfrage 2019 | Regionsumfrage 2019. 82 | Nutzung kultureller Einrichtungen und Angebote in Karlsruhe 2019 Amt für Stadtentwicklung | 83 Theater | Tanz Theaterfest Zu Beginn der neuen Spielzeit findet im Herbst jeden Jahres das Theaterfest des Badischen Staatstheaters statt. Die Veranstaltung mit offenen Proben, einer Kostümversteigerung, der Vorstellung des neuen Ensembles und weiteren Programmpunkten kennen etwa 40 Prozent (40,7 %) der Karlsruherinnen und Karlsruher. Mit 37,0 % ist der Bekanntheitsgrad in der Region nahezu gleich hoch. Besonders bekannt ist das Theaterfest den Rentnerinnen und Rentnern (62,0 %) in Karlsruhe; weniger den Studierenden, Auszubildenden sowie Schülerinnen und Schülern (11,8 %). Karlsruherinnen (46,3 %) ist das Theaterfest eher ein Begriff als Karlsruhern (35,1 %). Bereits besucht haben die Veranstaltung 19,8 % der Einwohnerinnen und Einwohner aus der Fächerstadt und 11,4 % der Regionsbevölkerung. Vergleichsdaten aus vorherigen Untersuchungen sind nicht verfügbar. Die Altersstruktur der Karlsruherinnen und Karlsruher, die das Theaterfest schon einmal besucht haben zeigt, dass der Anteil der 18- bis unter 30-Jährigen mit 5,4 % relativ gering ist. Weitere 12,5 % zählen zu den 30- bis unter 45-Jährigen. Rund die Hälfte (50,6 %) ist 45 bis unter 65 Jahre alt. Beinahe ein Drittel (31,6 %) ist 65 Jahre alt oder älter. Theaternacht Seit dem Jahr 2013 bietet die Theaternacht dem interessierten Publikum die Möglichkeit, an einem Abend mehrere Karlsruher Theater zu besuchen, und dort die aktuellen Inszenierungen kennen zu lernen sowie einen Blick hinter die Kulissen zu werfen. Die Theaternacht kennen 34,5 % der Karlsruherinnen und Karlsruher. Der Anteil derjenigen, denen die Theaternacht ein Begriff ist, ist in der Region mit 30,9 % nahezu gleich groß. Wie das Theaterfest, so ist auch die Theaternacht vor allem Rentnerinnen und Rentnern (52,0 %) und weniger den Studierenden, Auszubildenden sowie Schülerinnen und Schülern (14,0 %) bekannt. Bereits besucht wurde die Veranstaltung von 7,5 % der Stadtbevölkerung und von 7,1 % der Regionsbevölkerung.Da es sich bei der Theaternacht um eine relativ „junge“ Veranstaltung handelt, sind Vergleichs- daten aus vorherigen Untersuchungen nicht verfügbar. 11,9 % der bisherigen Besucherinnen und Besucher aus Karlsruhe sind 18 bis unter 30 Jahre alt. In der Altersgruppe 30 bis unter 45 Jahre befinden sich 14,2 % der Besucherinnen und Besucher. Weitere 45,3 % zählen zu den 45- bis unter 65-Jährigen. 65 Jahre alt oder älter sind 28,7 %. Siehe Anhangtabelle Band 3, Seite 108 Siehe Anhangtabelle Band 3, Seite 109 18 bis unter 30 Jahre 8,8 22,8 50,6 12,55,4 11,4 19,8 37,0 40,7 30 bis unter 45 Jahre 45 bis unter 65 Jahre 65 bis unter 75 Jahre 75 Jahre und älter Bekanntheit | in Prozent Schon einmal besucht | in Prozent Karlsruhe Region Altersstruktur der Besucher aus Karlsruhe in Prozent Stadt Karlsruhe | Amt für Stadtentwicklung | Bürgerumfrage 2019 | Regionsumfrage 2019. 18 bis unter 30 Jahre 7,7 21,0 45,3 14,211,9 7,1 7,5 30,9 34,5 30 bis unter 45 Jahre 45 bis unter 65 Jahre 65 bis unter 75 Jahre 75 Jahre und älter Bekanntheit | in Prozent Schon einmal besucht | in Prozent Karlsruhe Region Altersstruktur der Besucher aus Karlsruhe in Prozent Stadt Karlsruhe | Amt für Stadtentwicklung | Bürgerumfrage 2019 | Regionsumfrage 2019. 84 | Nutzung kultureller Einrichtungen und Angebote in Karlsruhe 2019 Amt für Stadtentwicklung | 85 Tanz Karlsruhe Das vom Kulturverein Tempel Karlsruhe e. V. veranstaltete Festival „Tanz Karlsruhe“ widmet sich dem zeitgenössischen Tanz und findet an unterschiedlichen Orten in der Stadt statt. In Karlsruhe kennen 14,2 % das Festival. Auch etwas mehr als jedem beziehungsweise jeder Neunten aus der Region (11,8 %) ist es ein Begriff. Bereits besucht haben die Veranstaltung 4,2 % der Karlsruherinnen und Karlsruher sowie 2,3 % der Regionsbevölkerung. Vergleichsdaten aus Vorerhebungen liegen nicht vor. Die Altersstruktur der bisherigen Besucherinnen und Besucher aus Karlsruhe gestaltet sich wie folgt: 13,2 % sind zwischen 18 und unter 30 Jahre alt. Etwa ein Fünftel (20,9 %) zählt zur Altersgruppe der 30- bis unter 45-Jährigen. Rund die Hälfte (50,6 %) ist 45 bis unter 65 Jahre alt. Mit 15,3 % ist der Anteil im Alter von 65 Jahren oder älter im Vergleich zu anderen Veranstaltungen im Bereich Theater/Tanz relativ gering. ATOLL Seit 2016 veranstaltet das Kulturzentrum Tollhaus das Karlsruher ATOLL-Festival für zeitgenössischen Zirkus. Die Veranstaltung mit internationalen Formationen und Einzelkünstlern kennen 10,8 % der Karlsruherinnen und Karlsruher. In der Region ist sie 29,9 % ein Begriff. Bereits besucht haben das ATOLL-Festival 3,0 % der Karlsruherinnen und Karlsruher und 10,0 % der Regionsbevölkerung. Für den in der Region deutlich höheren Bekanntheitsgrad und den ebenfalls deutlich höheren Besucheranteil kann an dieser Stelle keine eindeutige Erklärung geliefert werden. Da es sich beim ATOLL-Festival um eine im Verhältnis noch sehr „junge“ Veranstaltung handelt, ist ein Zeitvergleich zu Vorjahreserhebungen nicht möglich. Nahezu 30 Prozent der Karlsruherinnen und Karlsruher, die das ATOLL-Festival schon einmal besucht haben, sind 18 bis unter 45 Jahre alt (28,6 %). Über die Hälfte (54,4 %) zählt zur Altersgruppe der 45- bis unter 65-Jährigen. Die Altersgruppe 65 Jahre und älter ist mit einem Anteil von 17,0 % im Vergleich zu anderen Veranstaltungen im Bereich Theater/Tanz relativ schwach vertreten. marottinale Seit 2006 veranstaltet das marotte – Figurentheater jährlich das Figurentheaterfestival „marottinale”, das sich mit einem Großteil der Vorstellungen an Kinder richtet und auch stark von Kindergartengruppen und Schulklassen besucht wird. Das Festival, zu dem in der Regel Künstlerinnen und Künstler aus ganz Deutschland und den Nachbarländern eingeladen werden, kennen 14,0 % der Karlsruherinnen und Karlsruher. In der Region ist der Bekanntheitsgrad mit 12,8 % ähnlich hoch. Bereits besucht haben das Figurentheaterfestival 2,3 % der Karlsruherinnen und Karlsruher und 3,2 % der Regionsbevölkerung. Vergleichsdaten aus Vorerhebungen liegen nicht vor. Rund ein Fünftel der bisherigen Besucherinnen und Besucher aus Karlsruhe (22,0 %) sind 18 bis unter 45 Jahre alt. Der Großteil der Karlsruherinnen und Karlsruher (56,6 %), die die „marottinale“ schon einmal besucht haben, ist 45 bis unter 65 Jahre alt. Weitere 20,2 % sind 65 Jahre alt oder älter. Unter 18-Jährige wurden in der Umfrage nicht erfasst. Siehe Anhangtabelle Band 3, Seite 112Siehe Anhangtabelle Band 3, Seite 110 Siehe Anhangtabelle Band 3, Seite 111 18 bis unter 30 Jahre 2,812,5 50,6 20,913,2 2,3 4,2 11,8 14,2 30 bis unter 45 Jahre 45 bis unter 65 Jahre 65 bis unter 75 Jahre 75 Jahre und älter Bekanntheit | in Prozent Schon einmal besucht | in Prozent Karlsruhe Region Altersstruktur der Besucher aus Karlsruhe in Prozent Stadt Karlsruhe | Amt für Stadtentwicklung | Bürgerumfrage 2019 | Regionsumfrage 2019. 18 bis unter 30 Jahre 1,9 15,1 54,4 18,99,7 10,0 3,0 29,9 10,8 30 bis unter 45 Jahre 45 bis unter 65 Jahre 65 bis unter 75 Jahre 75 Jahre und älter Bekanntheit | in Prozent Schon einmal besucht | in Prozent Karlsruhe Region Altersstruktur der Besucher aus Karlsruhe in Prozent Stadt Karlsruhe | Amt für Stadtentwicklung | Bürgerumfrage 2019 | Regionsumfrage 2019. 18 bis unter 30 Jahre 3,3 16,9 56,6 19,7 3,5 3,2 2,3 12,8 14,0 30 bis unter 45 Jahre 45 bis unter 65 Jahre 65 bis unter 75 Jahre 75 Jahre und älter Bekanntheit | in Prozent Schon einmal besucht | in Prozent Karlsruhe Region Altersstruktur der Besucher aus Karlsruhe in Prozent Stadt Karlsruhe | Amt für Stadtentwicklung | Bürgerumfrage 2019 | Regionsumfrage 2019. 86 | Nutzung kultureller Einrichtungen und Angebote in Karlsruhe 2019 Amt für Stadtentwicklung | 87 Film- und Medienkunst Schlosslichtspiele Die erst seit dem 300. Stadtgeburtstag im Jahr 2015 jährlich stattfindenden Schlosslichtspiele sind im Jahr 2019 bereits zur zweitbekanntesten Kulturveranstaltung nach „Das Fest“ in Karlsruhe avanciert. 92,6 % der Karlsruherinnen und Karlsruher und 87,9 % der Bewohnerinnen und Bewohner der Region um Karlsruhe kennen die über mehrere Wochen stattfindende abendliche Illumination der Schlossfassade. Beinahe vier Fünftel der Stadtbevölkerung (78,6 %) haben die Schlosslichtspiele schon einmal besucht; in der Regionsbevölkerung ist es mit 51,6 % gut die Hälfte. Der Besuchsanteil ist unter den Befragten mit Volks-/Haupt-/ Sonderschul- oder ohne Abschluss mit 63,2 % am geringsten, steigt mit Mittlerer Reife auf 75,1 % und erreicht 82,9 % unter (Fach-) Hochschulabsolventen. Da die Schlosslichtspiele bei der letzten Kulturumfrage im Jahr 2009 noch nicht stattfanden, sind keine Zeitvergleiche möglich. Zusammengenommen ist fast die Hälfte der Karlsruherinnen und Karlsruher, die die Schlosslichtspiele schon einmal besucht haben, im Alter von 18 bis unter 30 Jahren (24,6 %) oder 30 bis unter 45 Jahren (22,6 %). Rund ein Drittel (34,1 %) ist im Alter von 45 bis unter 60 Jahren. OPEN AIR Kino-Nächte Bereits seit 1995 veranstaltet das Filmtheater Schauburg jährlich OPEN AIR Kino-Nächte am Schloss Gottesaue. Diese kennen 84,3 % (2009: 89,7 %) der Karlsruherinnen und Karlsruher und 53,5 % (2009: 49,5 %) der Regions- bevölkerung. Einen leicht unterdurchschnittlichen Bekannt- heitsgrad erreichen die OPEN AIR Kino-Nächte bei den 18- bis unter 30-Jährigen (74,5 %) und der Gruppe der Studierenden, Auszubildenden sowie Schülerinnen und Schüler (70,9 %) aus Karlsruhe. Bereits besucht haben die OPEN AIR Kino-Nächte 54,3 % der Einwohnerinnen und Einwohner der Fächerstadt und etwa ein Viertel der Regionsbevölkerung (24,7 %). Der Besucheranteil aus Karlsruhe ist nahezu konstant geblieben (2009: 53,1 %). In der Regionsbevölkerung ist er etwas gestiegen (2009: 19,7 %). Im Vergleich zu anderen Veranstaltungen locken die OPEN AIR Kino-Nächte ein relativ junges Publikum an. 44,8 % der bisherigen Besucherinnen und Besucher aus Karlsruhe sind 18 bis unter 45 Jahre alt. Etwas weniger als 40 Prozent (39,9 %) zählen zu den 45- bis unter 65-Jährigen. Im Alter von 65 Jahren und älter sind 15,3 % der bisherigen Besucherinnen und Besucher mit Wohnsitz in der Fächerstadt. Siehe Anhangtabelle Band 3, Seite 113 Siehe Anhangtabelle Band 3, Seite 114 18 bis unter 30 Jahre 5,912,8 34,1 22,624,6 51,6 78,6 87,9 92,6 30 bis unter 45 Jahre 45 bis unter 65 Jahre 65 bis unter 75 Jahre 75 Jahre und älter Bekanntheit | in Prozent Schon einmal besucht | in Prozent Karlsruhe Region Altersstruktur der Besucher aus Karlsruhe in Prozent Stadt Karlsruhe | Amt für Stadtentwicklung | Bürgerumfrage 2019 | Regionsumfrage 2019. 18 bis unter 30 Jahre 3,511,8 39,9 25,918,9 24,7 54,3 53,5 84,3 30 bis unter 45 Jahre 45 bis unter 65 Jahre 65 bis unter 75 Jahre 75 Jahre und älter Bekanntheit | in Prozent Schon einmal besucht | in Prozent Karlsruhe Region Altersstruktur der Besucher aus Karlsruhe in Prozent Stadt Karlsruhe | Amt für Stadtentwicklung | Bürgerumfrage 2019 | Regionsumfrage 2019. 88 | Nutzung kultureller Einrichtungen und Angebote in Karlsruhe 2019 Amt für Stadtentwicklung | 89 Independent Days | Internationale Filmfestspiele Die Independent Days | Internationale Filmfestspiele Karlsruhe sind ein Filmfestival für Independent-Filme sowie für Low- und No-Budget-Filme. Die seit dem Jahr 1999 regelmäßig im Frühjahr stattfindende Veranstaltung kennt etwas mehr als ein Drittel (35,2 %) der Karlsruherinnen und Karlsruher. In der Region sind die Independent Days 18,6 % der Befragten ein Begriff. Sowohl in Karlsruhe (2009: 28,3 %) als auch in der Region (2009: 13,2 %) hat die Bekanntheit der Veranstaltung seit 2009 zugenommen. Unterdurchschnittlich bekannt sind die Independent Days – wie viele andere Veranstaltungen auch – bei den Karlsruherinnen und Karlsruhern im Alter von 18 bis unter 30 Jahren (23,8 %). Bereits besucht haben die Independent Days 7,8 % (2009: 7,5 %) der Karlsruher Bevölkerung und 3,7 % (2009: 1,4 %) der Regionsbevölkerung. Etwa ein Zehntel der Karlsruherinnen und Karlsruher, die die Independent Days schon einmal besucht haben, ist 18 bis unter 30 Jahre alt (12,3 %). Im Vergleich zu anderen Veranstaltungen relativ stark vertreten ist mit 28,9 % die Altersgruppe der 30- bis unter 45-Jährigen. Nahezu die Hälfte (46,0 %) zählt zu den 45- bis unter 65-Jährigen. 65 Jahre oder älter sind 12,8 % der bisherigen Besucherinnen und Besucher aus Karlsruhe. Stummfilmfestival Karlsruhe Das Stummfilmfestival Karlsruhe, das im Jahr 2002 seinen Anfang nahm, spielt immer ein themenbezogenes Hauptprogramm sowie mehrere zusätzliche Sonder- programme. In Karlsruhe kennen 22,9 % der Bevölkerung das Festival. In der Region ist das Stummfilmfestival Karlsruhe 10,6 % ein Begriff. Seit 2009 hat es vor allem in Karlsruhe an Bekanntheit eingebüßt (40,6 %), in der Region jedoch kaum (11,6 %). Der Besucheranteil unter den in Karlsruhe Wohnenden liegt bei 4,0 % (2009: 7,6 %). Aus der Region haben 1,0 % (2009: 2,0 %) das Stummfilmfestival Karlsruhe bereits besucht. Von den bisherigen Besucherinnen und Besuchern sind 5,3 % 18 bis unter 30 Jahre alt. Weitere 21,6 % zählen zur Altersgruppe der 30- bis unter 45-Jährigen. Über die Hälfte (53,3 %) machen Karlsruherinnen und Karlsruher der Altersgruppe 45 bis unter 65 Jahre aus. 65 Jahre alt oder älter sind 19,8 % der Besucherinnen und Besucher aus der Fächerstadt. PRIDE PICTURES – Queer Film Festival Das queere Filmfestival PRIDE PICTURES, früher lesbisch- schwule Filmtage Karlsruhe, findet seit 1994 jährlich Ende September oder Anfang Oktober statt. Etwa ein Sechstel der Karlsruherinnen und Karlsruher (15,7 %) kennt die Veranstaltung. In der Region ist das PRIDE PICTURES – Queer Film Festival Karlsruhe etwa jeder beziehungsweise jedem Elften (9,2 %) ein Begriff. Bereits besucht wurde die Veranstaltung von 3,8 % der Karlsruher Bevölkerung und von 2,3 % der Regionsbevölkerung. Vergleichswerte aus Vorbefragungen existieren nicht. Die bisherigen Besucherinnen und Besucher des queeren Filmfestivals sind zu 16,4 % in der Altersgruppe der 18- bis unter 30-Jährigen. Etwa ein Viertel ist zwischen 30 und unter 45 Jahre alt (25,3 %). Nahezu die Hälfte (49,2 %) zählt zur Altersgruppe der 45- bis unter 65-Jährigen. Mit 9,1 % sind die Altersgruppen ab 65 Jahren und älter relativ gering vertreten. dokKa – Dokumentarfestival Karlsruhe Das jährlich stattfindende Dokumentarfestival dokKa widmet sich in Form von Filmen, Hördokumentationen und Installationen unterschiedlichen Aspekten des Dokumentarischen. Das Festival kennen 13,3 % der Karlsruherinnen und Karlsruher sowie 9,6 % der Regionsbevölkerung. Bereits besucht wurde das dokKa von 2,8 % der Karlsruher Bevölkerung und von 0,8 % der Einwohnerinnen und Einwohner in der Region. Vergleichswerte aus Vorbefragungen sind nicht verfügbar. Von den Karlsruherinnen und Karlsruhern, die das Dokumen- tarfestival schon einmal besucht haben, sind etwa 40 Prozent (39,3 %) 18 bis unter 45 Jahre alt. Eine ähnlich große Gruppe (40,3 %) kann der Alterskohorte der 45- bis unter 65-Jährigen zugeordnet werden. Etwa ein Fünftel (20,4 %) ist 65 Jahre alt oder älter. Siehe Anhangtabelle Band 3, Seite 117Siehe Anhangtabelle Band 3, Seite 115 Siehe Anhangtabelle Band 3, Seite 116 Siehe Anhangtabelle Band 3, Seite 118 18 bis unter 30 Jahre 2,310,5 46,0 28,9 12,3 3,7 7,8 18,6 35,2 30 bis unter 45 Jahre 45 bis unter 65 Jahre 65 bis unter 75 Jahre 75 Jahre und älter Bekanntheit | in Prozent Schon einmal besucht | in Prozent Karlsruhe Region Altersstruktur der Besucher aus Karlsruhe in Prozent Stadt Karlsruhe | Amt für Stadtentwicklung | Bürgerumfrage 2019 | Regionsumfrage 2019. 18 bis unter 30 Jahre 3,9 15,9 53,3 21,6 5,3 1,0 4,0 10,6 22,9 30 bis unter 45 Jahre 45 bis unter 65 Jahre 65 bis unter 75 Jahre 75 Jahre und älter Bekanntheit | in Prozent Schon einmal besucht | in Prozent Karlsruhe Region Altersstruktur der Besucher aus Karlsruhe in Prozent Stadt Karlsruhe | Amt für Stadtentwicklung | Bürgerumfrage 2019 | Regionsumfrage 2019. 18 bis unter 30 Jahre 2,07,1 49,2 25,316,4 2,3 3,8 9,2 15,7 30 bis unter 45 Jahre 45 bis unter 65 Jahre 65 bis unter 75 Jahre 75 Jahre und älter Bekanntheit | in Prozent Schon einmal besucht | in Prozent Karlsruhe Region Altersstruktur der Besucher aus Karlsruhe in Prozent Stadt Karlsruhe | Amt für Stadtentwicklung | Bürgerumfrage 2019 | Regionsumfrage 2019. 18 bis unter 30 Jahre 3,0 17,4 40,3 27,1 12,2 0,8 2,8 9,6 13,3 30 bis unter 45 Jahre 45 bis unter 65 Jahre 65 bis unter 75 Jahre 75 Jahre und älter Bekanntheit | in Prozent Schon einmal besucht | in Prozent Karlsruhe Region Altersstruktur der Besucher aus Karlsruhe in Prozent Stadt Karlsruhe | Amt für Stadtentwicklung | Bürgerumfrage 2019 | Regionsumfrage 2019. 90 | Nutzung kultureller Einrichtungen und Angebote in Karlsruhe 2019 Amt für Stadtentwicklung | 91 BEYOND Das im Jahr 2011 gegründete Festival BEYOND ist ein internationales Festival für Filme und audiovisuelle Installationen. Es widmet sich der Schnittstelle zwischen Film und Zukunftstechnologien. Unter den Karlsruherinnen und Karlsruhern kennen 8,3 % das Festival. In der Region bewegt sich der Bekanntheitsgrad mit 7,9 % auf einem ähnlichen Niveau. Besucht wurde BEYOND bereits von 2,6 % der Einwohnerinnen und Einwohner der Fächerstadt. Aus der Region haben bisher 1,1 % das Festival besucht. Da das Festival bei der letzten Kulturumfrage noch nicht stattfand, sind keine Zeitvergleiche möglich. Die aus Karlsruhe stammenden bisherigen Besucherinnen und Besucher des Festivals sind zu 22,7 % 18 bis unter 30 Jahre alt. Weitere 28,5 % zählen zu den 30- bis unter 45-Jährigen. Damit ist rund die Hälfte der Besucherinnen und Besucher (51,2 %) jünger als 45 Jahre. Etwas mehr als 30 Prozent gehören der Altersgruppe 45 bis unter 65 Jahre an. Im Alter von 65 Jahren oder älter sind 16,1 % der Besucherinnen und Besucher. Hörfunk | Literatur Siehe Anhangtabelle Band 3, Seite 119 18 bis unter 30 Jahre 5,510,6 32,728,522,7 1,1 2,6 7,9 8,3 30 bis unter 45 Jahre 45 bis unter 65 Jahre 65 bis unter 75 Jahre 75 Jahre und älter Bekanntheit | in Prozent Schon einmal besucht | in Prozent Karlsruhe Region Altersstruktur der Besucher aus Karlsruhe in Prozent Stadt Karlsruhe | Amt für Stadtentwicklung | Bürgerumfrage 2019 | Regionsumfrage 2019. 92 | Nutzung kultureller Einrichtungen und Angebote in Karlsruhe 2019 Amt für Stadtentwicklung | 93 Karlsruher Bücherschau Die Karlsruher Bücherschau ist eine Mischung aus Buch- präsentation und Kulturevent. Sie findet bereits seit dem Jahr 1977 in Karlsruhe statt. Etwas mehr als 40 Prozent der Karlsruherinnen und Karlsruher (42,0 %) kennen die Veranstaltung, die jedes Jahr zwischen Mitte November und Anfang Dezember im Regierungspräsidium am Rondell- platz stattfindet. Der Bekanntheitsgrad in der Region liegt bei 16,6 %. Sowohl unter den Einwohnerinnen und Einwohnern der Fächerstadt (2009: 55,5 %) als auch bei der Regionsbevölkerung (2009: 20,3 %) hat die Bekanntheit der Veranstaltung in den letzten zehn Jahren abgenommen. Karlsruherinnen (50,3 %) ist die Bücherschau eher ein Begriff als Karlsruhern (33,9 %). Vor allem Befragte ab 45 Jahren (58,5 % bis 62,9 %) kennen das Format. Bereits besucht haben die Karlsruher Bücherschau 23,6 % der Stadt- bevölkerung und 6,3 % der Regionsbevölkerung. Im Vergleich zu 2009 hat der Besucheranteil in Karlsruhe (34,9 %) deutlich und in der Region (11,9 %) etwas abgenommen. Etwa ein Fünftel der Besucherinnen und Besucher (20,3 %) der Veranstaltung ist 18 bis unter 45 Jahre alt. Weitere 48,9 % zählen zu den 45- bis unter 65-Jährigen. Rund 30 Prozent (30,8 %) sind 65 Jahre alt oder älter. ARD Hörspieltage Seit 2006 finden die ARD Hörspieltage im Zentrum für Kunst und Medien (ZKM) und an der Staatlichen Hochschule für Gestaltung (HfG) in Karlsruhe statt. Es gibt einen Kinderhörspieltag, an dem unter anderem ein Kinderhörspielpreis vergeben wird. Das größte deutschsprachige Festival rund um Hörspiel und Soundart kennen 46,6 % der Einwohnerinnen und Einwohner Karlsruhes. In der Region ist es 17,2 % der Bevölkerung bekannt. Seit 2009 hat der Bekanntheitsgrad der ARD Hörspieltage in Karlsruhe deutlich (2009: 39,8 %), in der Region etwas (2009: 15,1 %) zugenommen. Mit steigendem Alter steigt der Bekanntheitsgrad der Veranstaltung unter der Karlsruher Bevölkerung von 22,2 % (18 bis unter 30 Jahre) stark auf 84,4 % (75 Jahre und älter) an. Dementsprechend sind die ARD Hörspieltage nur 20,3 % der Studierenden, Auszubildenden sowie Schülerinnen und Schülern ein Begriff, dafür aber 68,6 % der Rentnerinnen und Rentner. Der Besucheranteil der Veranstaltung liegt in Karlsruhe bei 13,8 % (2009: 12,1 %) und in der Region bei 2,7 % (2009: 2,3 %). Etwa ein Viertel der bisherigen Karlsruher Besucherinnen und Besucher (24,5 %) ist 18 bis unter 45 Jahre alt. Rund 40 Prozent (40,6 %) zählen zur Altersgruppe der 45- bis unter 65-Jährigen. Auffällig ist der relativ hohe Besucheranteil der Altersgruppe 75 Jahre und älter mit 17,2 %. Literaturtage Karlsruhe Die seit 2013 jährlich stattfindenden Literaturtage Karlsruhe präsentieren unter dem Motto „Literatur offensiv!“ Literatur aus Karlsruhe und der Region in teils ungewöhnlichen Formaten. In der Fächerstadt kennen 27,4 % der Bevölkerung die Literaturtage. Der Anteil in der Region liegt bei 17,0 %. Besonders bekannt sind die Literaturtage den Karlsruherinnen und Karlsruhern ab 45 Jahren (35,7 % bis 46,9 %). Die Einwohnerinnen und Einwohner der Fächerstadt haben die Veranstaltung zu 5,4 % bereits besucht. Der entsprechende Anteil der Regionsbevölkerung beträgt 2,7 %. Etwa zehn Prozent der bisherigen Besucherinnen und Besucher aus Karlsruhe (9,8 %) zählen zu den 18- bis unter 30-Jährigen. Weitere 13,2 % sind 30 bis unter 45 Jahre alt. 44,7 % können der Altersgruppe der 45- bis unter 65-Jährigen zugerechnet werden. Die Gruppe der 65-Jährigen oder älter stellt 32,3 % der Besucherinnen und Besucher. Karlsruher Krimitage Die vom Kulturamt – Kulturbüro der Stadt Karlsruhe ausgerichteten Karlsruher Krimitage finden seit 2002 alle zwei Jahre statt. Im Mittelpunkt der Veranstaltungsreihe steht der deutschsprachige Kriminalroman, der in unterschiedlichen Formaten behandelt wird. Rund 30 Prozent (30,4 %) der Karlsruherinnen und Karlsruher kennen die Krimitage. Von der Regionsbevölkerung kennen 16,7 % die Veranstaltung. In den letzten zehn Jahren sind die Karlsruher Krimitage in Karlsruhe (2009: 29,1 %) etwas, in der Region deutlich (2009: 9,9 %) bekannter geworden. Bereits besucht wurden die Krimitage von 3,8 % der Stadtbevölkerung (2009: 7,3 %) und von 2,4 % (2009: 1,8 %) der Regionsbevölkerung. Zusammengenommen sind 19,4 % Karlsruherinnen und Karlsruher, die die Krimitage schon einmal besucht haben, zwischen 18 und unter 45 Jahre alt. Etwas mehr als die Hälfte (51,8 %) ist der Altersgruppe 45 bis unter 65 Jahre zuzuordnen. Rund ein Viertel der Besucherinnen und Besucher aus Karlsruhe (23,2 %) zählt zur Gruppe der 65- bis unter 75-Jährigen. Weitere 5,6 % sind 75 Jahre und älter. Siehe Anhangtabelle Band 3, Seite 122Siehe Anhangtabelle Band 3, Seite 120 Siehe Anhangtabelle Band 3, Seite 121 Siehe Anhangtabelle Band 3, Seite 123 18 bis unter 30 Jahre 9,5 21,3 48,9 13,56,8 6,3 23,6 16,6 42,0 30 bis unter 45 Jahre 45 bis unter 65 Jahre 65 bis unter 75 Jahre 75 Jahre und älter Bekanntheit | in Prozent Schon einmal besucht | in Prozent Karlsruhe Region Altersstruktur der Besucher aus Karlsruhe in Prozent Stadt Karlsruhe | Amt für Stadtentwicklung | Bürgerumfrage 2019 | Regionsumfrage 2019. 18 bis unter 30 Jahre 17,217,7 40,6 17,47,1 2,7 13,8 17,2 46,6 30 bis unter 45 Jahre 45 bis unter 65 Jahre 65 bis unter 75 Jahre 75 Jahre und älter Bekanntheit | in Prozent Schon einmal besucht | in Prozent Karlsruhe Region Altersstruktur der Besucher aus Karlsruhe in Prozent Stadt Karlsruhe | Amt für Stadtentwicklung | Bürgerumfrage 2019 | Regionsumfrage 2019. 18 bis unter 30 Jahre 8,8 23,5 44,7 13,29,8 2,7 5,4 17,0 27,4 30 bis unter 45 Jahre 45 bis unter 65 Jahre 65 bis unter 75 Jahre 75 Jahre und älter Bekanntheit | in Prozent Schon einmal besucht | in Prozent Karlsruhe Region Altersstruktur der Besucher aus Karlsruhe in Prozent Stadt Karlsruhe | Amt für Stadtentwicklung | Bürgerumfrage 2019 | Regionsumfrage 2019. 18 bis unter 30 Jahre 5,6 23,2 51,8 13,36,1 2,4 3,8 16,7 30,4 30 bis unter 45 Jahre 45 bis unter 65 Jahre 65 bis unter 75 Jahre 75 Jahre und älter Bekanntheit | in Prozent Schon einmal besucht | in Prozent Karlsruhe Region Altersstruktur der Besucher aus Karlsruhe in Prozent Stadt Karlsruhe | Amt für Stadtentwicklung | Bürgerumfrage 2019 | Regionsumfrage 2019. 94 | Nutzung kultureller Einrichtungen und Angebote in Karlsruhe 2019 Amt für Stadtentwicklung | 95 KinderLiteraturtage Die KinderLiteraturtage in Karlsruhe finden seit 2003 alle zwei Jahre statt. Ziel der vom Kulturamt – Kulturbüro der Stadt Karlsruhe organisierten Veranstaltung ist es, Kinder neugierig auf das Lesen zu machen. Das Konzept der KinderLiteraturtage hat sich in den letzten Jahren dahingehend verändert, dass die Lesungen, Workshops und Literaturprojekte überwiegend schulintern an Karlsruher Schulen stattfinden. Etwa 15 bis 20 Prozent der Veranstaltungen sind öffentlich. Die Autorinnen und Autoren kommen zu den in der Regel nichtöffentlichen Veranstaltungen in die Schulen. In Karlsruhe kennen 20,2 % der Bevölkerung die KinderLiteraturtage. Der Bekanntheitsgrad in der Region liegt bei 13,7 %. Seit 2009 ist die Bekanntheit in der Region (14,0 %) in etwa gleich geblieben, hat aber in Karlsruhe selbst (32,2 %) abgenommen. Bereits besucht haben die KinderLiteraturtage 3,3 % der Karlsruherinnen und Karlsruher (2009: 9,0 %) und 2,5 % (2009: 2,8 %) der Regionsbevölkerung. Die Altersstruktur der erwachsenen Besucherinnen und Besucher der KinderLiteraturtage zeigt, dass 12,2 % 18 bis unter 30 Jahre alt sind. Etwa ein Fünftel (20,4 %) sind 30 bis unter 45 Jahre alt. Rund die Hälfte der bisherigen Besucher- innen und Besucher (47,1 %) aus Karlsruhe ist 45 bis unter 65 Jahre alt. Weitere 18,9 % sind im Alter von 65 bis unter 75 Jahren. Den niedrigsten Anteil hat die Gruppe der 75-Jährigen und älter mit 1,3 %. Unter 18-Jährige wurden in der Umfrage nicht erfasst. Da die KinderLiteraturtage jedoch explizit auf diese Altersgruppe abzielen, ist auch von entsprechend hohen Besucheranteilen in dieser Altersgruppe auszugehen. Kunst-Messen | Ausstellungen Siehe Anhangtabelle Band 3, Seite 124 18 bis unter 30 Jahre 1,3 18,9 47,1 20,412,2 2,5 3,3 13,7 20,2 30 bis unter 45 Jahre 45 bis unter 65 Jahre 65 bis unter 75 Jahre 75 Jahre und älter Bekanntheit | in Prozent Schon einmal besucht | in Prozent Karlsruhe Region Altersstruktur der Besucher aus Karlsruhe in Prozent Stadt Karlsruhe | Amt für Stadtentwicklung | Bürgerumfrage 2019 | Regionsumfrage 2019. 96 | Nutzung kultureller Einrichtungen und Angebote in Karlsruhe 2019 Amt für Stadtentwicklung | 97 KAMUNA (Karlsruher Museumsnacht) Die Karlsruher Museumsnacht KAMUNA lockt seit 1999 immer am ersten Samstag im August Besucherinnen und Besucher in die zu später Stunde geöffneten Museen und Institutionen. Drei Viertel der Karlsruher Bevölkerung (75,1 %) kennen die KAMUNA. In der Region ist sie einem Drittel der Befragten (33,5 %) ein Begriff. Von den Karlsruherinnen und Karlsruhern kennen vor allem 45- bis unter 75-Jährige die KAMUNA (87,2 % beziehungsweise 84,7 %). Bei den Studierenden, Auszubildenden sowie Schülerinnen und Schülern ist sie unterdurchschnittlich bekannt (45,3 %). In der Region ist der Bekanntheitsgrad der KAMUNA seit 2009 (49,1 %) deutlich, unter der Karlsruher Bevölkerung etwas (85,0 %) gesunken. Bereits besucht wurde die KAMUNA von 36,8 % der Karlsruherinnen und Karlsruher. Der Besucheranteil der Regionsbevölkerung liegt bei 14,5 % und ist damit identisch zum Jahr 2009. Dagegen ist der Besucheranteil in der Karlsruher Bevölkerung leicht zurückgegangen (2009: 41,3 %). Etwas mehr als ein Zehntel der bisherigen Besucherinnen und Besucher aus Karlsruhe (11,9 %) sind im Alter von 18 bis unter 30 Jahren. Rund ein Fünftel (21,4 %) machen die 30- bis unter 45-Jährigen aus. Weitere 43,7 % sind 45 bis unter 65 Jahre alt und rund ein Viertel (23,0 %) ist im Alter von 65 Jahren und älter. art KARLSRUHE Die art KARLSRUHE wurde 2004 gegründet. Zuletzt präsentierten sich auf der internationalen Messe für Klassische Moderne und Gegenwartskunst über 200 Galerien den 50.000 Besucherinnen und Besuchern in den Messehallen. Deutlich über die Hälfte der Karlsruherinnen und Karlsruher (55,8 %) kennen die art KARLSRUHE. In der Region liegt der Bekanntheitsgrad bei 47,6 %. Unter der Stadtbevölkerung kennen vor allem die 45- bis unter 75-Jährigen (68,0 % beziehungsweise 67,1 %) die Kunstmesse. In der Altersgruppe der 18- bis unter 30-Jährigen ist der Bekanntheitsgrad mit 33,7 % relativ gering. Besucht hat die art KARLSRUHE rund ein Viertel der Stadtbevölkerung (24,9 %). Der Anteil der Besucherinnen und Besucher an der Regionsbevölkerung liegt bei 16,7 %. Relativ selten zählen die Besucherinnen und Besucher aus der Fächerstadt zur Gruppe der Studierenden, Auszubildenden sowie Schülerinnen und Schüler (9,4 %). Mit zunehmendem Einkommen steigt der Anteil der Besucherinnen und Besucher aus Karlsruhe sukzessive von 11,8 % (unter 1.000 Euro/Kopf) auf 35,4 % (3.000 Euro/Kopf und mehr) an. Rund ein Viertel der Karlsruherinnen und Karlsruher, die die art KARLSRUHE schon einmal besucht haben, sind zwischen 18 und unter 45 Jahre alt (27,7 %). Der Anteil der 45- bis unter 65-Jährigen liegt bei 45,3 %. Im Alter von 65 Jahren und älter sind 27,0 %. Karlsruher Künstlermesse Die Karlsruher Künstlermesse wurde im Jahr 1987 ins Leben gerufen. Sie präsentiert Kunstschaffende aus Baden-Württem- berg, Rheinland-Pfalz und dem Elsass. Die Messe mit einem breiten künstlerischen Spektrum kennt rund ein Viertel der Karlsruherinnen und Karlsruher (25,3 %). In der Region ist sie 15,8 % ein Begriff. Von den Bürgerinnen und Bürgern der Fächerstadt haben 7,4 % die Künstlermesse bereits besucht. Der Besucheranteil der Regionsbevölkerung liegt bei 3,9 %. In den Altersgruppen 18 bis unter 30 Jahre (1,9 %) und 30 bis unter 45 Jahre (4,7 %) sind die Besucheranteile der Karlsruher Bevölkerung relativ niedrig. In den Altersgruppen ab 45 Jahren schwanken sie zwischen 10,2 % und 12,7 %. Ein Vergleich zu früheren Bewertungen ist nicht möglich. Etwas mehr als 20 Prozent (20,5 %) der bisherigen Besucherinnen und Besucher aus Karlsruhe sind 18 bis unter 45 Jahre alt. Weitere 45,4 % befinden sich in der Altersgruppe der 45- bis unter 65-Jährigen. Etwa ein Drittel der Besucherinnen und Besucher aus Karlsruhe (34,1 %) sind im Alter von 65 Jahren oder älter. Siehe Anhangtabelle Band 3, Seite 127Siehe Anhangtabelle Band 3, Seite 125 Siehe Anhangtabelle Band 3, Seite 126 18 bis unter 30 Jahre 7,315,7 43,7 21,411,9 14,5 36,8 33,5 75,1 30 bis unter 45 Jahre 45 bis unter 65 Jahre 65 bis unter 75 Jahre 75 Jahre und älter Bekanntheit | in Prozent Schon einmal besucht | in Prozent Karlsruhe Region Altersstruktur der Besucher aus Karlsruhe in Prozent Stadt Karlsruhe | Amt für Stadtentwicklung | Bürgerumfrage 2019 | Regionsumfrage 2019. 18 bis unter 30 Jahre 9,617,4 45,3 17,710,0 16,7 24,9 47,6 55,8 30 bis unter 45 Jahre 45 bis unter 65 Jahre 65 bis unter 75 Jahre 75 Jahre und älter Bekanntheit | in Prozent Schon einmal besucht | in Prozent Karlsruhe Region Altersstruktur der Besucher aus Karlsruhe in Prozent Stadt Karlsruhe | Amt für Stadtentwicklung | Bürgerumfrage 2019 | Regionsumfrage 2019. 18 bis unter 30 Jahre 11,2 22,9 45,4 14,16,4 3,9 7,4 15,8 25,3 30 bis unter 45 Jahre 45 bis unter 65 Jahre 65 bis unter 75 Jahre 75 Jahre und älter Bekanntheit | in Prozent Schon einmal besucht | in Prozent Karlsruhe Region Altersstruktur der Besucher aus Karlsruhe in Prozent Stadt Karlsruhe | Amt für Stadtentwicklung | Bürgerumfrage 2019 | Regionsumfrage 2019. 98 | Nutzung kultureller Einrichtungen und Angebote in Karlsruhe 2019 Amt für Stadtentwicklung | 99 Interkulturelle, interdisziplinäre Veranstaltungen Europäische Kulturtage Das Festivalkonzept der Europäischen Kulturtage Karlsruhe hat die Umsetzung der Leitlinien der europäischen Kulturpolitik als Grundlage. Das alle zwei Jahre stattfindende Festival der Stadt Karlsruhe und des Badischen Staatstheaters ist darauf ausgerichtet, die Einheit europäischer Kultur unter Wahrung der kulturellen Vielfalt der einzelnen Nationen zu betonen. Von den Karlsruherinnen und Karlsruhern kennen 40,1 % die Kulturtage, die im Jahr 1983 erstmals stattfanden. In der Region haben 18,0 % schon einmal von den Kulturtagen gehört. Sowohl in der Fächerstadt (2009: 54,4 %) als auch in der Region (2009: 31,0 %) hat die Bekanntheit der europäischen Kulturtage deutlich abgenommen. Besucht wurde die Veranstaltung bereits von 13,4 % (2009: 20,6 %) der Karlsruher Bevölkerung und von 3,3 % (2009: 8,4 %) der Regionsbevölkerung. 21,0 % der Karlsruherinnen und Karlsruher, die die Europäischen Kulturtage schon einmal besucht haben, sind 18 bis unter 45 Jahre alt. Weitere 45,3 % befinden sich in der Altersgruppe 45 bis unter 65 Jahre. Ein Drittel (33,7 %) ist 65 Jahre alt oder älter. India Summer Days Seit dem Jahr 2016 finden im Rahmen des Vorfests von „Das Fest“ die India Summer Days in der Günther-Klotz- Anlage statt. Die Veranstaltung mit Bühnenprogramm und Workshops rund um die Kultur Indiens kennen 39,0 % der Karlsruherinnen und Karlsruher sowie ein Fünftel der Regionsbevölkerung (21,1 %). Unterdurchschnittliche Bekanntheitswerte erzielen die India Summer Days bei Karlsruherinnen und Karlsruhern im Alter von 18 bis unter 30 Jahren (22,4 %) und ab 75 Jahren oder älter (29,9 %). Etwa jede beziehungsweise jeder Neunte aus Karlsruhe (11,4 %) hat die India Summer Days bereits besucht. Der Besucheranteil der Regionsbevölkerung liegt bei 3,9 %. Ein Zeitvergleich der Daten ist nicht möglich. Im Vergleich zu anderen Veranstaltungen ist der Anteil der bisherigen Besucherinnen und Besucher in der Altersgruppe der 30- bis unter 45-Jährigen mit einem Viertel (24,8 %) relativ hoch. Rund ein Achtel (12,8 %) ist zwischen 18 und 30 Jahre alt. Weitere 41,6 % sind der Altersgruppe 45 bis unter 65 Jahre zuzurechnen. 20,8 % der bisherigen Besucherschaft aus Karlsruhe ist im Alter von 65 Jahren oder älter. Siehe Anhangtabelle Band 3, Seite 128 Siehe Anhangtabelle Band 3, Seite 129 18 bis unter 30 Jahre 10,6 23,1 45,3 14,16,9 3,3 13,4 18,0 40,1 30 bis unter 45 Jahre 45 bis unter 65 Jahre 65 bis unter 75 Jahre 75 Jahre und älter Bekanntheit | in Prozent Schon einmal besucht | in Prozent Karlsruhe Region Altersstruktur der Besucher aus Karlsruhe in Prozent Stadt Karlsruhe | Amt für Stadtentwicklung | Bürgerumfrage 2019 | Regionsumfrage 2019. 18 bis unter 30 Jahre 4,416,4 41,6 24,8 12,8 3,9 11,4 21,1 39,0 30 bis unter 45 Jahre 45 bis unter 65 Jahre 65 bis unter 75 Jahre 75 Jahre und älter Bekanntheit | in Prozent Schon einmal besucht | in Prozent Karlsruhe Region Altersstruktur der Besucher aus Karlsruhe in Prozent Stadt Karlsruhe | Amt für Stadtentwicklung | Bürgerumfrage 2019 | Regionsumfrage 2019. 100 | Nutzung kultureller Einrichtungen und Angebote in Karlsruhe 2019 Amt für Stadtentwicklung | 101 Wochen gegen Rassismus Die Karlsruher Wochen gegen Rassismus sind eine kulturelle Veranstaltungsreihe mit explizit gesellschaftspolitischem Auftrag. Das seit dem Jahr 2013 stattfindende Veranstaltungs- format wird vorwiegend von gesellschaftspolitischen Initiativen und Gruppierungen getragen und inhaltlich ausgestaltet. Die vom Kulturbüro des Kulturamtes der Stadt Karlsruhe koordinierten Wochen gegen Rassismus kennen 37,9 % der Karlsruherinnen und Karlsruher und 21,1 % der Bewohnerinnen und Bewohner der Region. 11,4 % der Karlsruher Bevölkerung haben die Veranstaltung bereits besucht. Unter der Regionsbevölkerung liegt der Besucheranteil bei 3,0 %. Ein Zeitvergleich ist nicht möglich. Unter den Karlsruherinnen und Karlsruhern, die die Wochen gegen Rassismus schon einmal besucht haben, sind 18,3 % im Alter von 18 bis unter 30 Jahren und 21,0 % im Alter von 30 bis unter 45 Jahren. Weitere 39,1 % der bisherigen Besucherinnen und Besucher entstammen der mittleren Altersgruppe 45 bis unter 65 Jahre. 21,6 % der Besucherinnen und Besucher sind 65 Jahre oder älter. Mondo – ein Fest für alle Bei der Veranstaltung „Mondo – ein Fest für alle“, ehemals „Fest der Völkerverständigung“, präsentieren sich internatio- nale Vereine und Institutionen mit Ständen und einem Kulturprogramm. Die Veranstaltung, die die kulturelle Vielfalt der Karlsruherinnen und Karlsruher aus aller Welt zeigt, kennen 22,1 % der städtischen Bevölkerung. In der Region ist Mondo 12,7 % der Befragten ein Begriff. Seit dem Jahr 2009 hat die Bekanntheit deutlich abgenommen (Karlsruhe 2009: 51,6 %; Region 2009: 25,5 %), was eventuell auch auf die Namensänderung von „Fest der Völkerverständigung“ zu „Mondo – ein Fest für alle“ im Jahr 2018 zurückzuführen ist. Etwa jede beziehungsweise jeder Zehnte aus Karlsruhe (9,7 %) und 1,8 % der Regionsbevölkerung haben die Veranstaltung bereits besucht (Karlsruhe 2009: 24,9 %; Region 2009: 7,2 %). Unter den bisherigen Besucherinnen und Besuchern aus Karlsruhe sind 8,5 % im Alter von 18 bis unter 30 Jahren. Etwa ein Fünftel (18,6 %) ist der Altersgruppe 30 bis unter 45 Jahre zuzurechnen. Im Alter von 45 bis unter 65 Jahren sind 44,6 % der Karlsruherinnen und Karlsruher, die „Mondo – ein Fest für alle“ schon einmal besucht haben. Etwa 30 Prozent (28,4 %) sind 65 Jahre alt und älter. Folkloria Die Folkloria ist ein internationales Tanz- und Folklorefestival, bei dem schwerpunktmäßig Tanz- und Musikgruppen aus Europa traditionelle und moderne Tänze aufführen. Die Veranstaltung rund um den Friedrichsplatz ist einem guten Fünftel der Karlsruherinnen und Karlsruher (21,7 %) ein Begriff. In der Region kennen 13,4 % die Folkloria. Am bekanntesten ist die Folkloria den Karlsruherinnen und Karlsruhern im Alter von 65 bis unter 75 Jahren (37,1 %). Etwa jede beziehungsweise jeder Zehnte aus Karlsruhe (9,8 %) hat die Folkloria bereits besucht. Von der Regionsbevölkerung haben 2,5 % bereits die Darbietungen auf der Folkoria gesehen. Die Altersstruktur der bisherigen Besucherinnen und Besucher der Folkloria zeigt, dass der Anteil der 18- bis unter 30-Jährigen mit 5,6 % relativ gering ist. Weitere 16,7 % sind zwischen 30 und unter 45 Jahre alt. Nahezu die Hälfte der Besucherinnen und Besucher aus der Fächerstadt (47,1 %) zählt zur Altersgruppe der 45- bis unter 65-Jährigen. 65 Jahre alt oder älter sind 30,7 %. Siehe Anhangtabelle Band 3, Seite 132Siehe Anhangtabelle Band 3, Seite 130 Siehe Anhangtabelle Band 3, Seite 131 18 bis unter 30 Jahre 4,4 17,2 39,1 21,018,3 3,0 11,4 21,1 37,9 30 bis unter 45 Jahre 45 bis unter 65 Jahre 65 bis unter 75 Jahre 75 Jahre und älter Bekanntheit | in Prozent Schon einmal besucht | in Prozent Karlsruhe Region Altersstruktur der Besucher aus Karlsruhe in Prozent Stadt Karlsruhe | Amt für Stadtentwicklung | Bürgerumfrage 2019 | Regionsumfrage 2019. 18 bis unter 30 Jahre 9,0 21,7 47,1 16,75,6 2,5 9,8 13,4 21,7 30 bis unter 45 Jahre 45 bis unter 65 Jahre 65 bis unter 75 Jahre 75 Jahre und älter Bekanntheit | in Prozent Schon einmal besucht | in Prozent Karlsruhe Region Altersstruktur der Besucher aus Karlsruhe in Prozent Stadt Karlsruhe | Amt für Stadtentwicklung | Bürgerumfrage 2019 | Regionsumfrage 2019. 18 bis unter 30 Jahre 6,7 21,7 44,6 18,68,5 1,8 9,7 12,7 22,1 30 bis unter 45 Jahre 45 bis unter 65 Jahre 65 bis unter 75 Jahre 75 Jahre und älter Bekanntheit | in Prozent Schon einmal besucht | in Prozent Karlsruhe Region Altersstruktur der Besucher aus Karlsruhe in Prozent Stadt Karlsruhe | Amt für Stadtentwicklung | Bürgerumfrage 2019 | Regionsumfrage 2019. 102 | Nutzung kultureller Einrichtungen und Angebote in Karlsruhe 2019 Amt für Stadtentwicklung | 103 Kulturfeste und lokales Brauchtum Durlacher Altstadtfest Das Durlacher Altstadtfest bietet im historischen Zentrum Durlachs an zwei Tagen ein umfangreiches Unterhaltungs- und Kulturprogramm. In Karlsruhe kennen 84,9 % der Bevölkerung diese Veranstaltung. Auch deutlich über der Hälfte der Regionsbevölkerung (56,3 %) ist das Durlacher Altstadtfest ein Begriff. Nahezu 60 Prozent der Karlsruherinnen und Karlsruher (59,1 %) und 30 Prozent der Regionsbevölkerung (31,0 %) haben das Durlacher Altstadtfest schon einmal besucht. Das Altstadtfest wurde vor allem von den Durlacherinnen und Durlachern (88,3 %), aber auch von Bewohnerinnen und Bewohnern aus dem benachbarten Grötzingen (84,6 %) sowie den Bergdörfern Wolfartsweier (85,5 %), Stupferich (83,2 %) und Grünwettersbach (82,7 %) bereits besucht. Vergleichswerte zum Jahr 2009 sind nicht verfügbar. Nahezu 40 Prozent der Karlsruherinnen und Karlsruher, die das Durlacher Altstadtfest schon einmal besucht haben, sind zwischen 18 und unter 45 Jahre alt (38,6 %). Weitere 39,0 % sind im Alter von 45 bis unter 65 Jahren und rund ein Fünftel ist im Alter von 65 Jahren oder älter (22,5 %). Faschingsumzüge Die Karlsruher Faschingsumzüge, die unter anderem in der Innenstadt, in Durlach und in Grötzingen stattfinden, haben einen hohen Bekanntheitsgrad: 87,7 % der Karlsruherinnen und Karlsruher sowie 69,1 % der Regionsbevölkerung kennen die Umzüge. Bereits besucht haben die Faschingsumzüge 56,8 % der Stadtbevölkerung und 25,5 % der Bewohnerinnen und Bewohner in der Region. Besonders häufig haben Karlsruherinnen und Karlsruher mit Kindern unter 18 Jahren die hiesigen Umzüge bereits besucht (70,7 %). Dagegen liegt der Besucheranteil in der Gruppe der Studierenden, Auszubildenden sowie Schülerinnen und Schüler mit 38,5 % unter dem Durchschnitt. Ein Zeitvergleich zu der Kulturumfrage 2009 ist nicht möglich. Die Altersstruktur der bisherigen Besucherinnen und Besucher aus Karlsruhe zeigt, dass etwas über 40 Prozent (41,2 %) 18 bis unter 45 Jahre alt sind. Weitere 38,5 % sind der Altersgruppe 45 bis unter 65 Jahre zuzurechnen. Rund ein Fünftel (20,3 %) der Besucherinnen und Besucher macht die Altersgruppe der 65-Jährigen und älter aus. Siehe Anhangtabelle Band 3, Seite 133 Siehe Anhangtabelle Band 3, Seite 134 18 bis unter 30 Jahre 6,615,9 39,0 21,716,9 31,0 59,1 56,3 84,9 30 bis unter 45 Jahre 45 bis unter 65 Jahre 65 bis unter 75 Jahre 75 Jahre und älter Bekanntheit | in Prozent Schon einmal besucht | in Prozent Karlsruhe Region Altersstruktur der Besucher aus Karlsruhe in Prozent Stadt Karlsruhe | Amt für Stadtentwicklung | Bürgerumfrage 2019 | Regionsumfrage 2019. 18 bis unter 30 Jahre 7,013,3 38,5 22,019,2 25,5 56,8 69,1 87,7 30 bis unter 45 Jahre 45 bis unter 65 Jahre 65 bis unter 75 Jahre 75 Jahre und älter Bekanntheit | in Prozent Schon einmal besucht | in Prozent Karlsruhe Region Altersstruktur der Besucher aus Karlsruhe in Prozent Stadt Karlsruhe | Amt für Stadtentwicklung | Bürgerumfrage 2019 | Regionsumfrage 2019. 104 | Nutzung kultureller Einrichtungen und Angebote in Karlsruhe 2019 Amt für Stadtentwicklung | 105 Lichterfest im Zoologischen Stadtgarten Das Lichterfest im Zoologischen Stadtgarten findet alle zwei Jahre statt. Von den Karlsruherinnen und Karlsruhern kennen 76,9 % und von der Regionsbevölkerung 47,5 % die Veranstaltung. Im Vergleich zum Jahr 2009 hat der Bekanntheitsgrad des Lichterfests sowohl in Karlsruhe (2009: 85,3 %) als auch in der Region (2009: 51,1 %) etwas abgenommen. Der Besucheranteil unter den Karlsruherinnen und Karlsruhern liegt bei 44,3 %. Von der Regionsbevölkerung haben 20,4 % das Lichterfest bereits besucht. Im Vergleich zu 2009 nahmen die Besucheranteile um 5,2 Prozentpunkte (Region) bzw. 8,4 Prozentpunkte (Karlsruhe) ab. Unter den Karlsruherinnen und Karlsruhern besuchen die 45- bis unter 65-Jährigen (56,1 %) das Lichterfest zu einem besonders hohen Anteil. Nahezu jeder siebte Besucher beziehungsweise jede siebte Besucherin des Lichterfests (14,0 %) ist in der Altersgruppe der 18- bis unter 30-Jährigen. Weitere 21,1 % sind zwischen 30 und unter 45 Jahre alt. Etwas mehr als 40 Prozent (41,9 %) sind der Altersgruppe 45 bis unter 65 Jahre zuzurechnen. 65 Jahre alt oder älter sind 22,9 % der bisherigen Besucherinnen und Besucher aus Karlsruhe. Hafen-Kultur-Fest Das dreitägige Hafen-Kultur-Fest findet jeweils am letzten Wochenende im Juni im Rheinhafen statt. Von den Befragten aus Karlsruhe kennen 69,4 % die Veranstaltung. In der Region ist das Hafen-Kultur-Fest 31,8 % ein Begriff. Unter den Karlsruherinnen und Karlsruhern kennen vor allem 45- bis unter 65-Jährige (84,2 %) und 65- bis unter 75-Jährige (85,4 %) das Format. Bei Studierenden, Auszubildenden sowie Schülerinnen und Schülern erreicht das Hafen-Kultur-Fest einen unterdurchschnittlichen Bekanntheitsgrad (34,4 %). Unter den seit weniger als fünf Jahren in der Fächerstadt Wohnenden kennen 39,3 % die Veranstaltung. Der Bekanntheitsgrad steigt sukzessive mit längerer Wohndauer auf 82,6 % (20 Jahre oder länger) an. Bereits besucht wurde das Hafen-Kultur-Fest von 36,3 % der Karlsruherinnen und Karlsruher und von 9,9 % der Regionsbevölkerung. Ähnlich wie beim Bekanntheitsgrad ist der Anteil der Besucherinnen und Besucher aus Karlsruhe in den Altersgruppen 45 bis unter 65 Jahre (50,6 %) sowie 65 bis unter 75 Jahre (48,2 %) am höchsten und unter Studierenden, Auszubildenden sowie Schülerinnen und Schülern unterdurchschnittlich (11,3 %). Etwas weniger als die Hälfte der bisherigen Besucherinnen und Besucher (46,1 %) ist zwischen 45 bis unter 65 Jahre alt. 30,0 % sind jünger als 45 Jahre und 24,9 % 65 Jahre oder älter. Wissenschafts-Veranstaltungen Siehe Anhangtabelle Band 3, Seite 135 Siehe Anhangtabelle Band 3, Seite 136 18 bis unter 30 Jahre 7,115,8 41,9 21,114,0 20,4 44,3 47,5 76,9 30 bis unter 45 Jahre 45 bis unter 65 Jahre 65 bis unter 75 Jahre 75 Jahre und älter Bekanntheit | in Prozent Schon einmal besucht | in Prozent Karlsruhe Region Altersstruktur der Besucher aus Karlsruhe in Prozent Stadt Karlsruhe | Amt für Stadtentwicklung | Bürgerumfrage 2019 | Regionsumfrage 2019. 18 bis unter 30 Jahre 6,718,2 46,1 19,29,8 9,9 36,3 31,8 69,4 30 bis unter 45 Jahre 45 bis unter 65 Jahre 65 bis unter 75 Jahre 75 Jahre und älter Bekanntheit | in Prozent Schon einmal besucht | in Prozent Karlsruhe Region Altersstruktur der Besucher aus Karlsruhe in Prozent Stadt Karlsruhe | Amt für Stadtentwicklung | Bürgerumfrage 2019 | Regionsumfrage 2019. 106 | Nutzung kultureller Einrichtungen und Angebote in Karlsruhe 2019 Amt für Stadtentwicklung | 107 EFFEKTE Seit dem Jahr 2013 organisiert das Wissenschaftsbüro der Stadt Karlsruhe im zweijährigen Rhythmus das Wissenschaftsfestival EFFEKTE. Die Veranstaltung, die die wissenschaftliche Kompetenz der Fächerstadt einem breiten Publikum zugänglich machen möchte, kennt etwa jede beziehungsweise jeder Vierte (26,6 %) der Befragten aus Karlsruhe und in der Region jede beziehungsweise jeder Zehnte (9,8 %). Bereits besucht wurde die Veranstaltung von 9,2 % der Stadtbevölkerung und von 2,0 % der Regionsbevölkerung. Da das Wissenschaftsfestival bei der letzten Kulturumfrage noch nicht stattfand, sind keine Zeitvergleiche möglich. Nahezu die Hälfte der Karlsruherinnen und Karlsruher, die EFFEKTE bereits besucht haben, sind zwischen 18 und unter 45 Jahre alt (49,0 %). 38,9 % sind der Altersgruppe der 45- bis unter 65-Jährigen zuzurechnen. Lediglich 12,1 % sind 65 Jahre oder älter. Karlsruher Gespräche Die seit 1997 jährlich vom ZAK (Zentrum für Angewandte Kulturwissenschaft und Studium Generale, KIT) ausgerichteten Karlsruher Gespräche widmen sich aktuellen Themen unter dem Aspekt der angewandten Kulturwissenschaft. Das Format, das ein Symposium, Gesprächsrunden, Podiumsdiskussionen, Theater- und Filmaufführungen, Lesungen und Konzerte umfasst, kennt etwa ein Fünftel der Karlsruher Bevölkerung (20,3 %). In der Region sind die Karlsruher Gespräche einem Zehntel der Bevölkerung ein Begriff (10,1 %). Seit 2009 hat der Bekanntheitsgrad der Karlsruher Gespräche in der Stadt deutlich (2009: 29,3 %) und in der Region etwas (2009: 12,5 %) abgenommen. In der Karlsruher Bevölkerung sind die Gespräche vor allem den 65- bis unter 75-Jährigen (37,3 %) sowie Personen im Alter von 75 Jahren und älter (32,6 %) und damit auch den Rentnerinnen und Rentnern (35,2 %) ein Begriff. Bereits besucht wurden sie von 3,7 % (2009: 6,4 %) der Karlsruher Bevölkerung und von 1,7 % (2009: 1,5 %) der Regionsbevölkerung. Etwa zehn Prozent (9,3 %) der bisherigen Besucherinnen und Besucher der Karlsruher Gespräche aus der Fächerstadt sind 18 bis unter 30 Jahre alt; weitere 15,4 % gehören der Altersgruppe 30 bis unter 45 Jahre an. Etwas mehr als ein Drittel (35,4 %) sind 65 Jahre alt und älter. Die Karlsruher Gespräche gehen in neuer Form ab 2021 in die KIT-Science Week ein. 3.2 Kurzprofile weiterer Veranstaltungen Veranstaltungen in den Stadtteilen Siehe Anhangtabelle Band 3, Seite 137 Siehe Anhangtabelle Band 3, Seite 138 18 bis unter 30 Jahre 2,89,3 38,9 28,220,8 2,0 9,2 9,8 26,6 30 bis unter 45 Jahre 45 bis unter 65 Jahre 65 bis unter 75 Jahre 75 Jahre und älter Bekanntheit | in Prozent Schon einmal besucht | in Prozent Karlsruhe Region Altersstruktur der Besucher aus Karlsruhe in Prozent Stadt Karlsruhe | Amt für Stadtentwicklung | Bürgerumfrage 2019 | Regionsumfrage 2019. 18 bis unter 30 Jahre 12,123,3 39,8 15,49,3 1,7 3,7 10,1 20,3 30 bis unter 45 Jahre 45 bis unter 65 Jahre 65 bis unter 75 Jahre 75 Jahre und älter Bekanntheit | in Prozent Schon einmal besucht | in Prozent Karlsruhe Region Altersstruktur der Besucher aus Karlsruhe in Prozent Stadt Karlsruhe | Amt für Stadtentwicklung | Bürgerumfrage 2019 | Regionsumfrage 2019. 108 | Nutzung kultureller Einrichtungen und Angebote in Karlsruhe 2019 Amt für Stadtentwicklung | 109 LIVE am Turm Die Veranstaltung LIVE am Turm, bis 2015 unter dem Namen Klassik am Turm, findet auf dem Turmberg in Durlach statt. Seit ihrer erstmaligen Durchführung im Jahr 1996 werden bei LIVE am Turm jährlich klassische Musikkonzerte gegeben. Von den Karlsruherinnen und Karlsruhern haben bereits 12,9 % LIVE am Turm bereits besucht. Zu den Besucherinnen und Besuchern zählen vor allem Allein- lebende ab 65 Jahren (27,9 %) sowie Paare oder Mehrpersonen- haushalte ab 65 Jahren (28,9 %). In der Altersgruppe der 18- bis unter 30-Jährigen (3,4 %) sowie unter den Studierenden, Auszubildenden oder Schülerinnen und Schülern (2,8 %) der Fächerstadt sind die Besuchsanteile relativ gering. Die Altersstruktur der bisherigen Besucherinnen und Besucher zeigt, dass 6,3 % derjenigen, die LIVE am Turm schon einmal besucht haben, 18 bis unter 30 Jahre alt sind. Etwa jede beziehungswiese jeder Zehnte (10,4 %) ist 30 bis unter 45 Jahre alt. Etwas unter 40 Prozent (38,0 %) zählen zur Altersgruppe 45 bis unter 65 Jahre. Im Alter von 65 Jahren oder älter sind schließlich 45,2 %. LIVE am Turm wurde vor allem bereits von den Durlacherinnen und Durlachern (38,6 %), aber auch von Bewohnerinnen und Bewohnern aus dem benachbarten Grötzingen (29,0 %) sowie den Bergdörfern Hohenwettersbach (38,5 %), Palmbach (35,4 %), Wolfartsweier (30,0 %), Grünwettersbach (27,3 %) und Stupferich (27,0 %) besucht. Grötzinger Kulturmeile Bei der Grötzinger Kulturmeile haben ansässige Künstlerinnen und Künstler die Möglichkeit, ihre Werke zu präsentieren. Das Straßenfest, welches im Zentrum Grötzingens stattfindet, haben 12,7 % der Einwohnerinnen und Einwohner Karlsruhes schon mindestens einmal besucht. Etwa ein Zehntel derjenigen, die die Grötzinger Kulturmeile bereits besucht haben (9,1 %) ist im Alter von 18 bis unter 30 Jahren. Weitere 14,7 % der Besucherinnen und Besucher sind der Altersgruppe der 30- bis unter 45-Jährigen zuzurechnen. 42,0 % sind 45 bis unter 65 Jahre alt. Im Alter von 65 Jahren oder älter sind 34,2 % der Besucherinnen und Besucher aus der Fächerstadt. Unter den Grötzingerinnen und Grötzingern ist der Besucheranteil mit 86,9 % besonders hoch. Besucheranteile von über 20 Prozent erreicht die Grötzinger Kulturmeile auch unter der Einwohnerschaft von Durlach (28,7 %), Wolfartsweier (25,7 %) und Hohenwettersbach (23,2 %). 18 bis unter 30 Jahre 17,827,4 38,0 10,46,3 30 bis unter 45 Jahre 45 bis unter 65 Jahre 65 bis unter 75 Jahre 75 Jahre und älter Altersstruktur der Besucher aus Karlsruhe in Prozent Anteile der Besucher aus Karlsruhe in Prozent 30 bis unter 45 15 bis unter 30 0 bis unter 15 45 bis unter 60 60 und mehr Stadt Karlsruhe | Amt für Stadtentwicklung | Bürgerumfrage 2019. Besucherzahlen Keine Daten vorhanden. 12,9 Schon einmal besucht | in Prozent 18 bis unter 30 Jahre 10,9 23,3 42,0 14,79,1 30 bis unter 45 Jahre 45 bis unter 65 Jahre 65 bis unter 75 Jahre 75 Jahre und älter Altersstruktur der Besucher aus Karlsruhe in Prozent Anteile der Besucher aus Karlsruhe in Prozent 30 bis unter 45 15 bis unter 30 0 bis unter 15 45 bis unter 60 60 und mehr Stadt Karlsruhe | Amt für Stadtentwicklung | Bürgerumfrage 2019. 12,7 Schon einmal besucht | in Prozent Besucherzahlen Keine Daten vorhanden. Siehe Anhangtabelle Band 3, Seite 139 Siehe Anhangtabelle Band 3, Seite 139 Veranstaltungen im Kreativpark „Alter Schlachthof“ 110 | Nutzung kultureller Einrichtungen und Angebote in Karlsruhe 2019 Amt für Stadtentwicklung | 111 ausgeschlachtet Der Verein ausgeschlachtet e. V., als spartenübergreifender Zusammenschluss der auf dem Schlachthofgelände Ansässigen, organisier t alle zwei Jahre einen Tag der offenen Türen, der wie der Verein selbst „ausgeschlachtet“ heißt. Von den Karlsruherinnen und Karlsruhern kennen 17,1 % diese Veranstaltung. Bereits besucht wurde „ausgeschlachtet“ von 8,6 % der Stadtbevölkerung. Diejenigen, die den Tag der offenen Tür auf dem Schlachthof- gelände bereits besucht haben, sind zu 6,9 % im Alter von 18 bis unter 30 Jahren alt. Rund ein Viertel (24,6 %) ist im Alter von 30 bis unter 45 Jahre. Etwas mehr als die Hälfte der Besucherinnen und Besucher aus der Fächerstadt (51,0 %) war zum Zeitpunkt der Befragung der Altersgruppe 45 bis 65 Jahre zuzurechnen. Weitere 17,5 % sind 65 Jahre oder älter. Schwein gehabt Ebenfalls alle zwei Jahre, im Wechsel mit der Veranstaltung „ausgeschlachtet“, findet auf dem Kreativpark die Kulturnacht „Schwein gehabt“ statt. Die Veranstaltung, die unter anderem Beiträge der Bereiche Musik, Party, Film, Bildende Kunst, Tanz, Ausstellungen und Theater umfasst, kennen 17,4 % der Karlsruherinnen und Karlsruher. Zu den Besucherinnen und Besuchern zählen 8,2 %. Rund ein Zehntel derjenigen, die die Veranstaltung bereits besucht haben (9,6 %), ist 18 bis unter 30 Jahre alt. Ein Viertel (26,1 %) zählt zur Altersgruppe der 30- bis unter 45-Jährigen. 48,2 % sind 45 bis unter 65 Jahre alt. 65 Jahre alt oder älter sind 16,1 % der Besucherinnen und Besucher aus Karlsruhe. Siehe Anhangtabelle Band 3, Seite 140 Siehe Anhangtabelle Band 3, Seite 141 8,6 17,1 Bekanntheit | in Prozent Schon einmal besucht | in Prozent Karlsruhe 18 bis unter 30 Jahre 3,913,6 51,0 24,6 6,9 30 bis unter 45 Jahre 45 bis unter 65 Jahre 65 bis unter 75 Jahre 75 Jahre und älter Altersstruktur der Besucher aus Karlsruhe in Prozent Stadt Karlsruhe | Amt für Stadtentwicklung | Bürgerumfrage 2019. 8,2 17,4 Bekanntheit | in Prozent Schon einmal besucht | in Prozent Karlsruhe 18 bis unter 30 Jahre 2,213,9 48,2 26,1 9,6 30 bis unter 45 Jahre 45 bis unter 65 Jahre 65 bis unter 75 Jahre 75 Jahre und älter Altersstruktur der Besucher aus Karlsruhe in Prozent Stadt Karlsruhe | Amt für Stadtentwicklung | Bürgerumfrage 2019. Alphabetisches Einrichtungsverzeichnis Alphabetisches Veranstaltungsverzeichnis 112 | Nutzung kultureller Einrichtungen und Angebote in Karlsruhe 2019 Amt für Stadtentwicklung | 113 Alte Hackerei 74 Andere Stadtteilbibliotheken 54 Badisch Bühn 11 Badische Landesbibliothek 49 Badischer Kunstverein e. V. 22 Badisches Landesmuseum 16 Badisches Schulmuseum Palmbach 70 Badisches Staatstheater 7 Badnerlandhalle Neureut 62 Bibliothek des ZKM und der Staatlichen Hochschule für Gestaltung (HfG) 57 Café Nun in der Oststadt 68 Centre Culturel Franco-Allemand 44 DAS SANDKORN 8 Digitale Stadtbibliothek 53 Erinnerungsstätte Ständehaus 26 Festhalle Durlach 63 Filmpalast am ZKM 30 Filmtheater Schauburg 31 GEDOK 46 Generallandesarchiv 28 Heimatmuseum Neureut 69 Heimatmuseum Stupferich 72 IBZ | Internationales Begegnungszentrum 42 Jakobustheater 12 Jazzclub 40 Jubez Kulturzentrum 37 Kammertheater 9 Karlsburg Durlach 64 Kinder- und Jugendbibliothek im Prinz-Max-Palais 52 Kino der Kinemathek 33 KIT-Bibliothek 51 Knielinger Museum im Hofgut Maxau 65 KOHI Kulturraum 41 Konzerthaus | Schwarzwaldhalle 59 Kulturhaus Mikado 43 Kulturzentrum Tempel 39 Künstlerhaus 45 Majolika 19 marotte – Figurentheater 10 Medienbus 56 Museum beim Markt 17 Museum für Literatur am Oberrhein 23 Orgelfabrik Durlach 38 p8 in der Nordstadt 71 Pfinzgaumuseum Durlach 25 Private Galerien 24 Spuktheater 75 Staatliche Kunsthalle 18 Staatliches Museum für Naturkunde 14 Stadtarchiv 27 Stadtbibliothek im Neuen Ständehaus 50 Städtische Galerie 20 Stadtmuseum im Prinz-Max-Palais 21 Stadtteilbibliothek Durlach 55 Substage 36 Theater „Die Käuze“ in der Waldstadt 67 Tollhaus 35 Universum City Kino 32 Verkehrsmuseum in der Südstadt 66 Volkshochschule 60 wirkstatt 47 ZKM | Zentrum für Kunst und Medien 15 Alphabetisches Einrichtungsverzeichnis Einrichtung Kategorie Seite Einrichtungen im Kreativpark „Alter Schlachthof“ Bibliotheken Theater Bibliotheken Museen | Archive | Sammlungen Museen | Archive | Sammlungen Einrichtungen mit Stadtteilbezug Theater Einrichtungen mit Stadtteilbezug Bibliotheken Einrichtungen mit Stadtteilbezug Soziokulturelle Zentren | Kulturräume | Musikclubs Theater Bibliotheken Museen | Archive | Sammlungen Einrichtungen mit Stadtteilbezug Kinos Kinos Soziokulturelle Zentren | Kulturräume | Musikclubs Museen | Archive | Sammlungen Einrichtungen mit Stadtteilbezug Einrichtungen mit Stadtteilbezug Soziokulturelle Zentren | Kulturräume | Musikclubs Theater Soziokulturelle Zentren | Kulturräume | Musikclubs Soziokulturelle Zentren | Kulturräume | Musikclubs Theater Einrichtungen mit Stadtteilbezug Bibliotheken Kinos Bibliotheken Einrichtungen mit Stadtteilbezug Soziokulturelle Zentren | Kulturräume | Musikclubs Weitere Einrichtungen Soziokulturelle Zentren | Kulturräume | Musikclubs Soziokulturelle Zentren | Kulturräume | Musikclubs Soziokulturelle Zentren | Kulturräume | Musikclubs Museen | Archive | Sammlungen Theater Bibliotheken Museen | Archive | Sammlungen Museen | Archive | Sammlungen Soziokulturelle Zentren | Kulturräume | Musikclubs Einrichtung Kategorie Seite Einrichtungen mit Stadtteilbezug Museen | Archive | Sammlungen Museen | Archive | Sammlungen Einrichtungen im Kreativpark „Alter Schlachthof“ Museen | Archive | Sammlungen Museen | Archive | Sammlungen Museen | Archive | Sammlungen Bibliotheken Museen | Archive | Sammlungen Museen | Archive | Sammlungen Bibliotheken Soziokulturelle Zentren | Kulturräume | Musikclubs Einrichtungen mit Stadtteilbezug Soziokulturelle Zentren | Kulturräume | Musikclubs Kinos Einrichtungen mit Stadtteilbezug Weitere Einrichtungen Soziokulturelle Zentren | Kulturräume | Musikclubs Museen | Archive | Sammlungen 114 | Nutzung kultureller Einrichtungen und Angebote in Karlsruhe 2019 ARD Hörspieltage 92 art KARLSRUHE 96 ATOLL 84 ausgeschlachtet 110 BEYOND 90 Das Fest 78 dokKa – Dokumentarfestival Karlsruhe 89 Durlacher Altstadtfest 103 EFFEKTE 106 Europäische Kulturtage 99 Faschingsumzüge 103 Folkloria 100 Grötzinger Kulturmeile 108 Hafen-Kultur-Fest 104 Independent Days | Internationale Filmfestspiele 88 India Summer Days 99 Internationale Händel-Festspiele 80 KAMUNA (Karlsruher Museumsnacht) 96 Karlsruher Bücherschau 92 Karlsruher Gespräche 106 Karlsruher Krimitage 93 Karlsruher Künstlermesse 97 Karlsruher Meisterkonzerte 80 Karlsruher Schlosskonzerte 79 KinderLiteraturtage 94 Lichterfest im Zoologischen Stadtgarten 104 Literaturtage Karlsruhe 93 LIVE am Turm 108 marottinale 85 Mondo – ein Fest für alle 101 Musik im Rathaus 81 OPEN AIR Kino-Nächte 87 PRIDE PICTURES – Queer Film Festival 89 Schlosslichtspiele 87 Schwein gehabt 110 Stummfilmfestival Karlsruhe 88 Tanz Karlsruhe 84 Theaterfest 83 Theaternacht 83 Unifest Karlsruhe 78 Wochen gegen Rassismus 100 ZeitGenuss 81 Zeltival im Kulturzentrum Tollhaus 79 Alphabetisches Veranstaltungsverzeichnis Veranstaltung Kategorie Seite Hörfunk | Literatur Kunst-Museen | Ausstellungen Theater | Tanz Veranstaltungen im Kreativpark „Alter Schlachthof“ Film- und Medienkunst Musik Film- und Medienkunst Kulturfeste und Brauchtum Wissenschafts-Veranstaltungen Interkulturelle, interdisziplinäre Veranstaltungen Kulturfeste und lokales Brauchtum Interkulturelle, interdisziplinäre Veranstaltungen Veranstaltungen in den Stadtteilen Kulturfeste und lokales Brauchtum Film- und Medienkunst Interkulturelle, interdisziplinäre Veranstaltungen Musik Kunst-Messen | Ausstellungen Hörfunk | Literatur Wissenschafts-Veranstaltungen Hörfunk | Literatur Kunst-Messen | Ausstellungen Musik Musik Hörfunk | Literatur Kulturfest und lokales Brauchtum Hörfunk | Literatur Veranstaltungen in den Stadtteilen Theater | Tanz Interkulturelle, interdisziplinäre Veranstaltungen Musik Film- und Medienkunst Film- und Medienkunst Film- und Medienkunst Veranstaltungen im Kreativpark „Alter Schlachthof“ Film- und Medienkunst Theater | Tanz Theater | Tanz Theater | Tanz Musik Interkulturelle, interdisziplinäre Veranstaltungen Musik Musik ARD Hörspieltage art KARLSRUHE ATOLL ausgeschlachtet BEYOND Das Fest dokKa – Dokumentarfestival Karlsruhe Durlacher Altstadtfest EFFEKTE Europäische Kulturtage Faschingsumzüge Folkloria Grötzinger Kulturmeile Hafen-Kultur-Fest Independent Days | Internationale Filmfestspiele India Summer Days Internationale Händel-Festspiele KAMUNA (Karlsruher Museumsnacht) Karlsruher Bücherschau Karlsruher Gespräche Karlsruher Krimitage Karlsruher Künstlermesse Karlsruher Meisterkonzerte Karlsruher Schlosskonzerte KinderLiteraturtage Lichterfest im Zoologischen Stadtgarten Literaturtage Karlsruhe LIVE am Turm marottinale Mondo – ein Fest für alle Musik im Rathaus OPEN AIR Kino-Nächte PRIDE PICTURES – Queer Film Festival Schlosslichtspiele Schwein gehabt Stummfilmfestival Karlsruhe Tanz Karlsruhe Theaterfest Theaternacht Unifest Karlsruhe Wochen gegen Rassismus ZeitGenuss Zeltival im Kulturzentrum Tollhaus Alte Hackerei Andere Stadtteilbibliotheken Badisch Bühn Badische Landesbibliothek Badischer Kunstverein e. V. Badisches Landesmuseum Badisches Schulmuseum Palmbach Badisches Staatstheater Badnerlandhalle Neureut Bibliothek des ZKM und der Staatlichen Hochschule für Gestaltung (HfG) Café Nun in der Oststadt Centre Culturel Franco-Allemand DAS SANDKORN Digitale Stadtbibliothek Erinnerungsstätte Ständehaus Festhalle Durlach Filmpalast am ZKM Filmtheater Schauburg GEDOK Generallandesarchiv Heimatmuseum Neureut Heimatmuseum Stupferich IBZ | Internationales Begegnungszentrum Jakobustheater Jazzclub Jubez Kulturzentrum Kammertheater Karlsburg Durlach Kinder- und Jugendbibliothek im Prinz-Max-Palais Kino der Kinemathek KIT-Bibliothek Knielinger Museum im Hofgut Maxau KOHI Kulturraum Konzerthaus | Schwarzwaldhalle Kulturhaus Mikado Kulturzentrum Tempel Künstlerhaus Majolika marotte – Figurentheater Medienbus Museum beim Markt Museum für Literatur am Oberrhein Orgelfabrik Durlach p8 in der Nordstadt Pfinzgaumuseum Durlach Private Galerien Spuktheater Staatliche Kunsthalle Staatliches Museum für Naturkunde Stadtarchiv Stadtbibliothek im Neuen Ständehaus Städtische Galerie Stadtmuseum im Prinz-Max-Palais Stadtteilbibliothek Durlach Substage Theater „Die Käuze“ in der Waldstadt Tollhaus Universum City Kino Verkehrsmuseum in der Südstadt Volkshochschule wirkstatt ZKM | Zentrum für Kunst und Medien 1. Vorbemerkung 2. Steckbriefe kultureller Einrichtungen 2.1 Einrichtungsanalysen Theater Museen | Archive | Sammlungen Kinos Soziokulturelle Zentren | Kulturräume | Musikclubs Bibliotheken Weitere Einrichtungen 2.2 Kurzprofile weiterer Einrichtungen Einrichtungen mit Stadtteilbezug Einrichtungen im Kreativpark „Alter Schlachthof“ 3. Steckbriefe kultureller Veranstaltungen 3.1 Veranstaltungsanalysen Musik Theater | Tanz Film- und Medienkunst Hörfunk | Literatur Kunst-Messen | Ausstellungen Interkulturelle, interdisziplinäre Veranstaltungen Kulturfeste und lokales Brauchtum Wissenschafts-Veranstaltungen 3.2 Kurzprofile weiterer Veranstaltungen Veranstaltungen in den Stadtteilen Veranstaltungen im Kreativpark „Alter Schlachthof“ Alphabetisches Einrichtungsverzeichnis Alphabetisches Veranstaltungsverzeichnis
https://www.karlsruhe.de/b4/stadtentwicklung/umfanaprog/buergerumfrage2019/HF_sections/content/ZZoxmrbAw3s79c/HEFT%2058_BAND%202-Steckbriefe_Nutzung%20kult.%20Einrichtungen%20und%20Angebote%20in%20KA%202019_interaktiv.pdf
Karlsruher Stadtplan für Kinder Stadt Karlsruhe Arbeitskreis Kinderstadtplan Dieser Stadtplan gehört: ......................................................................... ..................................................................... .................................................................. .............................................................. 2 | Stadtplan für Kinder Arbeitskreis Kinderstadtplan | 3 Liebe Kinder, liebe Eltern und Großeltern, Kinder wollen und sollen ihr direktes Lebensumfeld sowie ihre alltäglichen Wege selbst erkunden – zu Fuß, mit dem Fahrrad oder dem Roller, mit Bus und Bahn. Die Erfahrungen und Eindrücke, die sie dabei sammeln, sind wichtig für ihre persönliche Entwicklung. Also, raus aus dem Elterntaxi, den Kinderstadtplan geschnappt und ab auf Erkundungstour! Der Kinderstadtplan informiert mit aussagekräftigen Kartensymbolen über Freizeit-, Kultur-, Sport- und Familienangebote sowie die dazugehörenden Adressen und Telefonnummern. Außerdem informiert der Kinderstadtplan über wichtige Haltestellen für alle, die mit Bus oder Bahn unterwegs sind. Ich wünsche allen Kindern – ob allein oder auch zusammen mit ihren Eltern oder Großeltern – viel Spaß und jede Menge interessante Entdeckungen in Karlsruhe. Dr. Frank Mentrup Oberbürgermeister 4 | Stadtplan für Kinder Inhalte Vorwort.............................................. Seite 3 Inhaltsverzeichnis............................... Seite 4 Zeichenerklärung................................ Seite 5 Karten Beiertheim-Bulach.............................. Seite 6 Oberreut............................................. Seite 7 Grötzingen-Übersicht......................... Seite 8 Grötzingen-Ortskern........................... Seite 9 Daxlanden-Übersicht........................ Seite 10 Daxlanden-Ortskern.......................... Seite 11 Durlach-Übersicht..................... Seite 12 – 13 Durlach-Ortskern....................... Seite 14 – 15 Bergwald und Wolfartsweier............ Seite 16 Grünwinkel........................................ Seite 17 Hagsfeld............................................ Seite 18 Hohenwettersbach............................ Seite 19 Innenstadt-West................................ Seite 20 Innenstadt-Ost.................................. Seite 21 Knielingen-Übersicht........................ Seite 22 Knielingen-Ortskern......................... Seite 23 Mühlburg-Übersicht.......................... Seite 24 Mühlburg-Ortskern........................... Seite 25 Neureut-Übersicht..................... Seite 26 – 27 Neureut-Ortskern...................... Seite 28 – 29 Nordweststadt.................................. Seite 30 Nordstadt.......................................... Seite 31 Oststadt............................................ Seite 32 Rintheim............................................ Seite 33 Rüppurr............................................. Seite 34 Stupferich.......................................... Seite 35 Südstadt......................................... Seite 36 Südweststadt.................................. Seite 37 Waldstadt....................................... Seite 38 Weiherfeld-Dammerstock............... Seite 39 Weststadt....................................... Seite 40 Grünwettersbach und Palmbach.... Seite 41 Karte Waldklassenzimmer.............. Seite 49 Informationen und Adressen Kinder-und Familienzentren...... Seite 42 – 43 Spielplätze................................ Seite 44 – 45 Schwimmbäder.......................... Seite 46 – 47 Workshops, Ferienangebote............. Seite 48 Kinder- und Jugendhäuser........ Seite 49 – 50 Kultur und Bildung.................... Seite 51 – 53 Tiere, Natur und Umwelt.......... Seite 54 – 55 Mobilität........................................... Seite 56 Sorgen, Kummer und Hilfe................ Seite 57 ! € Arbeitskreis Kinderstadtplan | 5 Schule Bibliothek Medienbus Kinder- und Jugendhaus, Einrichtung Kinder- und Familienzentrum Theater Ballspiel Volleyball Freibad Hallenbad See Badesee Zoologischer Stadtgarten Tiergehege und Wildpark Parkanlage Wald Anbindung an die Radwege Spielplatz Quartierspielplatz Angebot für Kinder mit Behinderung Spielen mit Wasser Spielplatz mit Fitnessgeräten Grillplatz Information Sehenswürdigkeit Kostenpflichtiges Angebot Straßenbahn und Buslinie Bahngleise Fußgängerzone Hauptverkehrsstraße Autobahn Zeichenerklärung In ne ns ta dt Weiherfeld Dammerstock Rüppurr Südweststadt (Seite 37) Oberreut (Seite 7) Weiherfeld- Dammerstock (Seite 39) Gärten Europa- bad Europa- halle Gä rte n Friedhof Bulach Gut Scheibenhardt Staatl. Akademie der bildenden Künste Gewerbe- gebiet Sport- plätze St. Cyriakus- kirche Roland- platz St. Michael- kirche Friedhof Beiertheim Albtal- bahnhof Paul-Gerhardt- Kirche/ Stephanienbad Golfplatz A l b g r ü n Weiher- wald Beiertheim Bulach Grundschule Beiertheim Schüler- hort Grund- schule Bulach 1 2 3 4 4 5 14 13 15 16 12 11 10 8 9 6 7 3 1 Bus- und Bahnhaltestellen 1 Albtalbahnhof 2 Ebertstraße 3 Barbarossaplatz 4 Welfenstraße 5 Beiertheim West 6 Gebhardtstraße 7 Stephanienbad 8 Breite Straße 9 Neue Anlage 10 Grünwinkler Straße 11 Landgrabenstraße 12 Bulach West 13 Windeckstraße 14 Bannwaldallee 15 Petergraben 16 Bulach Friedhof W eiherfeld Sü dw es ts ta dt Karl- Kaufmann- Stadion G ünther-Klot z - Anlage Oberreut in den W eiherw ald KiFaZ Alb-Süd- west St. Nikolaus Anne-Frank- Gemeinschafts- schule Jugend- und Gemeinschafts- zentrum Weiße Rose Sophie-Scholl- Realschule St. Thomas- Morus-Kirche Gewerbe- gebiet Friedhof Oberreut Gärten Gärten Gärten Gärten Badenia- platz zu m Ep ple se e Brücke Schülerhort Albert-Braun-Str. F orc hh eim , Ep ples ee Heidenstücker- siedlung Gü nt er -K lot z-A nla ge In ne ns ta dt 1 1 2 2 3 8 9 10 3 4 4 5 5 6 7 Bulach Ettlingen Beiertheim- Bulach (Seite 6) Gr ün wi nk el (Se ite 17 ) RHEINSTETTEN Bus- und Bahn- haltestellen 1 Hardecksiedlung 2 Albert-Braun-Straße 3 Oberreut-Zentrum 4 Wilhelm-Leuschner-Straße 5 Badeniaplatz 6 Eva-Maria-Buch-Straße 7 Bernhard-Lichtenberg-Straße 8 Rudolf-Breitscheid-Straße 9 Johanna-Kirchner-Straße 10 Eugen-Geck-Straße Hier verläuft die Stadtgrenze. KiFaZ Villa Regenbogen KiFaZ Arche Kunterbunt Schülerhort Otto-Wels-Str. 6 Beiertheim-Bulach In ne ns ta dt Weiherfeld Dammerstock Rüppurr Südweststadt (Seite 37) Oberreut (Seite 7) Weiherfeld- Dammerstock (Seite 39) Gärten Europa- bad Europa- halle Gä rte n Friedhof Bulach Gut Scheibenhardt Staatl. Akademie der bildenden Künste Gewerbe- gebiet Sport- plätze St. Cyriakus- kirche Roland- platz St. Michael- kirche Friedhof Beiertheim Albtal- bahnhof Paul-Gerhardt- Kirche/ Stephanienbad Golfplatz A l b g r ü n Weiher- wald Beiertheim Bulach Grundschule Beiertheim Schüler- hort Grund- schule Bulach 1 2 3 4 4 5 14 13 15 16 12 11 10 8 9 6 7 3 1 Bus- und Bahnhaltestellen 1 Albtalbahnhof 2 Ebertstraße 3 Barbarossaplatz 4 Welfenstraße 5 Beiertheim West 6 Gebhardtstraße 7 Stephanienbad 8 Breite Straße 9 Neue Anlage 10 Grünwinkler Straße 11 Landgrabenstraße 12 Bulach West 13 Windeckstraße 14 Bannwaldallee 15 Petergraben 16 Bulach Friedhof W eiherfeld Sü dw es ts ta dt Karl- Kaufmann- Stadion G ünther-Klot z - Anlage Oberreut in den W eiherw ald KiFaZ Alb-Süd- west St. Nikolaus Anne-Frank- Gemeinschafts- schule Jugend- und Gemeinschafts- zentrum Weiße Rose Sophie-Scholl- Realschule St. Thomas- Morus-Kirche Gewerbe- gebiet Friedhof Oberreut Gärten Gärten Gärten Gärten Badenia- platz zu m Ep ple se e Brücke Schülerhort Albert-Braun-Str. F orc hh eim , Ep ples ee Heidenstücker- siedlung Gü nt er -K lot z-A nla ge In ne ns ta dt 1 1 2 2 3 8 9 10 3 4 4 5 5 6 7 Bulach Ettlingen Beiertheim- Bulach (Seite 6) Gr ün wi nk el (Se ite 17 ) RHEINSTETTEN Bus- und Bahn- haltestellen 1 Hardecksiedlung 2 Albert-Braun-Straße 3 Oberreut-Zentrum 4 Wilhelm-Leuschner-Straße 5 Badeniaplatz 6 Eva-Maria-Buch-Straße 7 Bernhard-Lichtenberg-Straße 8 Rudolf-Breitscheid-Straße 9 Johanna-Kirchner-Straße 10 Eugen-Geck-Straße Hier verläuft die Stadtgrenze. KiFaZ Villa Regenbogen KiFaZ Arche Kunterbunt Schülerhort Otto-Wels-Str. 7 Oberreut Sportzentrum Grötzingen BMX Gewerbe- gebiet Naturfreunde- haus Grötzinger Baggersee Naturschutz- gebiet PFINZTAL- Berghausen Durlach (Seite 12 bis 16) Grötzingen Im Brühl 1 Bushaltestelle 1 Emil-Arheit-Halle Ausschnitt Grötzingen Ortskern – Seite 9 Der nördliche Teil des Grötzinger Baggersees ist Naturschutzgebiet. Baden dürft ihr nur im unteren Teil. Ihr müsst am See genau die Schilder beachten, die euch zeigen, wo man baden darf und wo nicht. ! W ei ng ar te n Berghausen D ur lac h Hagsfeld 3 3 Alte Ölmühle Kinder- und Jugendhaus Grötzingen Augustenburg- Gemeinschafts- schule Schülerhort Grötzingen Hallenbad Grötzingen 1 Begegnungs- stätte Rathaus Bus- und Bahnhaltestellen 1 Grötzingen Nord 2 Karl-Leopold-Straße 3 Grötzingen-Rathaus 4 Fröbelstraße 5 Büchelbergstraße 6 Eisenbahnstraße 7 An der Pfinz 8 Augustenburg 9 Heilig-Kreuz-Kirche 10 Gustav-Hofmann-Straße 11 Fikentscherstraße 12 Paul-Rein-Straße 13 Im Sonnental 14 Ringelberghohl 15 Im Schwalbenloch 16 Vogelsang 17 Staigstraße 18 Grötzingen Bahnhof 19 Oberausstraße 20 Krappmühlenweg D urla ch Durlach W ein ga rte n a uf d en Tu rm be rg nach Berghau sen 2 3 4 5 8 6 9 10 12 13 14 15 16 17 18 19 19 20 18 7 PFINZTAL- Berghausen Durlach (Seite 12 bis 16) Durlach (Seite 12 bis 16) Stadtteil- bibliothek Hagsfeld Berg- hausen Friedhof Grötzingen KiFaZ Fröbelstraße S po rt ze nt ru m , B ag ge rs ee 11 8 Grötzingen-Übersicht Sportzentrum Grötzingen BMX Gewerbe- gebiet Naturfreunde- haus Grötzinger Baggersee Naturschutz- gebiet PFINZTAL- Berghausen Durlach (Seite 12 bis 16) Grötzingen Im Brühl 1 Bushaltestelle 1 Emil-Arheit-Halle Ausschnitt Grötzingen Ortskern – Seite 9 Der nördliche Teil des Grötzinger Baggersees ist Naturschutzgebiet. Baden dürft ihr nur im unteren Teil. Ihr müsst am See genau die Schilder beachten, die euch zeigen, wo man baden darf und wo nicht. ! W ei ng ar te n Berghausen D ur lac h Hagsfeld 3 3 Alte Ölmühle Kinder- und Jugendhaus Grötzingen Augustenburg- Gemeinschafts- schule Schülerhort Grötzingen Hallenbad Grötzingen 1 Begegnungs- stätte Rathaus Bus- und Bahnhaltestellen 1 Grötzingen Nord 2 Karl-Leopold-Straße 3 Grötzingen-Rathaus 4 Fröbelstraße 5 Büchelbergstraße 6 Eisenbahnstraße 7 An der Pfinz 8 Augustenburg 9 Heilig-Kreuz-Kirche 10 Gustav-Hofmann-Straße 11 Fikentscherstraße 12 Paul-Rein-Straße 13 Im Sonnental 14 Ringelberghohl 15 Im Schwalbenloch 16 Vogelsang 17 Staigstraße 18 Grötzingen Bahnhof 19 Oberausstraße 20 Krappmühlenweg D urla ch Durlach W ein ga rte n a uf d en Tu rm be rg nach Berghau sen 2 3 4 5 8 6 9 10 12 13 14 15 16 17 18 19 19 20 18 7 PFINZTAL- Berghausen Durlach (Seite 12 bis 16) Durlach (Seite 12 bis 16) Stadtteil- bibliothek Hagsfeld Berg- hausen Friedhof Grötzingen KiFaZ Fröbelstraße S po rt ze nt ru m , B ag ge rs ee 11 9 Grötzingen-Ortskern 9 Gärten Messe Karlsruhe Gewerbe- gebiet Tierheim Naturschutz- zentrum Rheinstrand- bad Fritschlach Naturschutz- gebiet W alde rleb nisp fa d RH EI NL AN D -P FA LZ R he in RHEINSTETTEN Mühlburg (Seite 24 bis 25) 1 2 Ausschnitt Daxlanden Ortskern – Seite 11 3 Bahnhaltestellen 1 Rappenwört 2 Altrheinbrücke 3 Waidweg Der Rhein floss hier ursprünglich in Schlingen. Sie bilden heute die wertvollen Altrheinarme. Als Naturschutz- gebiet stehen sie unter besonderem Schutz. ! R he in st et te n Velo rou te R he in Albroute Knielin ge n, P fa lz KiFaZ Thomas-Mann- Straße Mühlburg (Seite 24 bis 25) Grün- winkel (Seite 17) Grünwinkel (Seite 17) RHEINSTETTEN Adam- Remmele- Schule Grund- u. Hauptschule Federbach- schule Thomas- wehr Kindertreff Jugendhaus West Gewerbe- gebiet Rheinhafengebiet Friedhof Daxlanden Klein- gärten Klein- gärten Rheinstrand- halle Philippus- kirche Hl.- Geist- Kirche Sport- platz Sport- platz Sport- platz Thomaskirche Sport- platz Sport- platz Sport- platz St.- Valentin- Kirche Gemeinde- zentrum St. Barbara F ri ts ch la ch 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 Bus- und Bahnhaltestellen 3 Waidweg 4 Hammweg 5 Kirchplatz 6 Ankerstraße 7 Mauerweg 8 Rheinhafenstraße 9 Thomas-Mann-Straße 10 Karl-Delisle-Straße 11 Dornröschenweg 12 Rheinstrandsiedlung 13 Nussbaumweg Na tu rsc hu tz ge bi et F rit sc hl ac h zum Sonn enb ad G ü n ter -Klotz-Anlage siedlung Heidenstücker- Rheinstetten Rappenwört Rh ei n- st et te n Heidenstücker- siedlung Grünwinkel Kn ie lin ge n Schüler- hort Daxlanden Schülerhort Nussbaumweg 10 Daxlanden-Übersicht Gärten Messe Karlsruhe Gewerbe- gebiet Tierheim Naturschutz- zentrum Rheinstrand- bad Fritschlach Naturschutz- gebiet W alde rleb nisp fa d RH EI NL AN D -P FA LZ R he in RHEINSTETTEN Mühlburg (Seite 24 bis 25) 1 2 Ausschnitt Daxlanden Ortskern – Seite 11 3 Bahnhaltestellen 1 Rappenwört 2 Altrheinbrücke 3 Waidweg Der Rhein floss hier ursprünglich in Schlingen. Sie bilden heute die wertvollen Altrheinarme. Als Naturschutz- gebiet stehen sie unter besonderem Schutz. ! R he in st et te n Velo rou te R he in Albroute Knielin ge n, P fa lz KiFaZ Thomas-Mann- Straße Mühlburg (Seite 24 bis 25) Grün- winkel (Seite 17) Grünwinkel (Seite 17) RHEINSTETTEN Adam- Remmele- Schule Grund- u. Hauptschule Federbach- schule Thomas- wehr Kindertreff Jugendhaus West Gewerbe- gebiet Rheinhafengebiet Friedhof Daxlanden Klein- gärten Klein- gärten Rheinstrand- halle Philippus- kirche Hl.- Geist- Kirche Sport- platz Sport- platz Sport- platz Thomaskirche Sport- platz Sport- platz Sport- platz St.- Valentin- Kirche Gemeinde- zentrum St. Barbara F ri ts ch la ch 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 Bus- und Bahnhaltestellen 3 Waidweg 4 Hammweg 5 Kirchplatz 6 Ankerstraße 7 Mauerweg 8 Rheinhafenstraße 9 Thomas-Mann-Straße 10 Karl-Delisle-Straße 11 Dornröschenweg 12 Rheinstrandsiedlung 13 Nussbaumweg Na tu rsc hu tz ge bi et F rit sc hl ac h zum Sonn enb ad G ü n ter -Klotz-Anlage siedlung Heidenstücker- Rheinstetten Rappenwört Rh ei n- st et te n Heidenstücker- siedlung Grünwinkel Kn ie lin ge n Schüler- hort Daxlanden Schülerhort Nussbaumweg 11 Daxlanden-Ortskern Karte 2: Wolfartsweier und Bergwald – Seite 16 Karte 1: Durlach Kernbereich und Aue – Seite 14 bis 15 Wald- spielplatz Affe- plätzle Fußpfad Oberwald Tiergehege Oberwald Oberwald- see Erlach- see Gewerbe- gebiet Schützen- haus Oberwald Wolfarts- weier Bergwald Geigers- berg Lohn- Lissen Dornwald- siedlung Thomashof Lamprechts- hof Untermühl- siedlung Altstadt Durlach Oberwald 3 4 5 21 5 6 Bahn- haltestellen 1 Tiefbauamt 2 Maybachstraße 3 Eisenhafengrund 4 Thomashof 5 Tiefentalstraße 6 Dürrenwettersbacher Straße Autobahnausfahrt Mitte Autobahn- dreieck Karlsruhe Oberwald- stadion Waldlehrpfad Waldwelt Rintheim (Seite 33) Grötzingen (Seite 8 bis 9) Innenstadt-Ost (Seite 21) Oststadt (Seite 32) Rüppurr (Seite 34) Südstadt (Seite 36) Hohen- wetters- bach (Seite 19) H ie r lä uf t di e Gr enz e z wi sch en Wolfartsweier u nd D urlach € Oststadt, Innenstadt Haupt bahnhof Rü pp ur r H oh en we tt er sb a ch Grö tzi ng en Waldseil- park Stupferich Hohenw e t tersba ch Der Erlachsee ist ein von Menschen geschaffener Lebensraum für zahlreiche Tierarten und steht unter Naturschutz. Baden ist dort nicht erlaubt. ! 12 Durlach-Karte 1: Altstadt, Lohn-Lissen, Aue, Killisfeld, Geigersberg, Bergwald, Untermühl- und Dornwaldsiedlung Karte 2: Wolfartsweier und Bergwald – Seite 16 Karte 1: Durlach Kernbereich und Aue – Seite 14 bis 15 Wald- spielplatz Affe- plätzle Fußpfad Oberwald Tiergehege Oberwald Oberwald- see Erlach- see Gewerbe- gebiet Schützen- haus Oberwald Wolfarts- weier Bergwald Geigers- berg Lohn- Lissen Dornwald- siedlung Thomashof Lamprechts- hof Untermühl- siedlung Altstadt Durlach Oberwald 3 4 5 21 5 6 Bahn- haltestellen 1 Tiefbauamt 2 Maybachstraße 3 Eisenhafengrund 4 Thomashof 5 Tiefentalstraße 6 Dürrenwettersbacher Straße Autobahnausfahrt Mitte Autobahn- dreieck Karlsruhe Oberwald- stadion Waldlehrpfad Waldwelt Rintheim (Seite 33) Grötzingen (Seite 8 bis 9) Innenstadt-Ost (Seite 21) Oststadt (Seite 32) Rüppurr (Seite 34) Südstadt (Seite 36) Hohen- wetters- bach (Seite 19) H ie r lä uf t di e Gr enz e z wi sch en Wolfartsweier u nd D urlach € Oststadt, Innenstadt Haupt bahnhof Rü pp ur r H oh en we tt er sb a ch Grö tzi ng en Waldseil- park Stupferich Hohenw e t tersba ch Der Erlachsee ist ein von Menschen geschaffener Lebensraum für zahlreiche Tierarten und steht unter Naturschutz. Baden ist dort nicht erlaubt. ! 13 Durlach-Karte 1: Altstadt, Lohn-Lissen, Aue, Killisfeld, Geigersberg, Bergwald, Untermühl- und Dornwaldsiedlung Pestalozzi- schule Luther- kirche St. Johannes- Baptista- Kirche Kinder- und Jugendtreff Lohn-Lissen Oberwald- schule Klein- gärten Sport- platz Gewerbe- schule Durlach Sport- platz St. Peter u. Paul-Kirche Stadt- kirche Rathaus Markgrafen- gymnasium Turmberg- stadion Gewerbe- gebiet Kleingärten Klein- gärten Klein- gärten Klein- gärten Bergfriedhof Sportschule Klein- gärten Autobahn- kreuz Gewerbe- gebiet Gewerbe- gebiet Mobile Spiel- aktion Natur- freunde- haus Schule am Turmberg Stadtteil- bibliothekWeiher- hofbad Kinder- und Jugendhaus Durlach Schloss- schule Pfinzgau- museum Schloss- garten Alter Fried- hof Turmberg mit Ruine Aussichts- plattform Waldseil- park Turmberg- bad Friedrich- Realschule Heinrich-Hübsch- Schule (Außenstelle) Turmbergbahn 12 1 1 3 Bus- und Bahn-- haltestellen 1 Karlsruhe Durlach 2 Untermühlstraße 3 Auer Straße/Dr. Schwabe 4 Gritzner Straße 5 Killisfeldstraße 6 Raiherwiesenstraße 7 Ellmendinger Straße 8 Ostmarkstraße 9 Schlesier Straße West 10 Steiermärker Straße 11 Zündhütle 12 Ottostraße 13 Wachhausstraße 14 Killisfeld 15 Dieselstraße 16 Schlesier Straße Ost 17 Brühlstraße Mitte 18 Blattwiesenstraße 19 Gudrunstraße 4 5 6 19 12 13 14 15 7 8 9 10 11 11 16 17 18 20 24 21 22 25 23 26 27 32 33 31 34 35 36 37 38 39 29 30 28 Bus- und Bahn- haltestellen 20 Friedrichschule 21 Schlossplatz 22 Turmberg 23 Karl-Weysser-Str. 24 An der Fayence 25 Ochsentorstraße 26 Friedhof 27 Neßlerstraße 28 Parkschlössle 29 Rommelstraße Bus- und Bahn- haltestellen 30 Max-Liebermann-Str. 31 Lußstraße 32 Dürrbachstraße 33 Lerchenberg 34 Käthe-Kollwitz-Straße 35 Ernst-Barlach-Straße 36 Erich-Heckel-Straße 37 August-Macke-Straße 38 Geigersberg 39 Max-Beckmann-Straße Treppenweg zum Turmberg Durlach Altstadt Geigers- berg Lohn- Lissen Aue Dornwald- siedlung Untermühl- siedlung Killisfeld Hauptbahnhof Karlsruhe R üp pu rr un d in d en O be rw al d in d en O be rw al d Oststadt, Innenstadt O be rw ald W ol fa rts w ei er H oh en w et te rs ba ch Gr ötz inge n G rö tz in ge n, W ei n g ar te n Oststadt € Klein- gärten Klein- gärten Klein- gärten Klein- gärten Schüler- hort Schülerhort Grazer Straße Schüler- hort Weiherhof KiFaZ les explorateurs KiFaZ St. Peter u. Paul Durlach KiFaZ Melanchthon Stupferich 14 Durlach-Karte 2 Stadtkern, Aue, Lohn-Lissen, Untermühlsiedlung, Dornwaldsiedlung, Killisfeld Pestalozzi- schule Luther- kirche St. Johannes- Baptista- Kirche Kinder- und Jugendtreff Lohn-Lissen Oberwald- schule Klein- gärten Sport- platz Gewerbe- schule Durlach Sport- platz St. Peter u. Paul-Kirche Stadt- kirche Rathaus Markgrafen- gymnasium Turmberg- stadion Gewerbe- gebiet Kleingärten Klein- gärten Klein- gärten Klein- gärten Bergfriedhof Sportschule Klein- gärten Autobahn- kreuz Gewerbe- gebiet Gewerbe- gebiet Mobile Spiel- aktion Natur- freunde- haus Schule am Turmberg Stadtteil- bibliothekWeiher- hofbad Kinder- und Jugendhaus Durlach Schloss- schule Pfinzgau- museum Schloss- garten Alter Fried- hof Turmberg mit Ruine Aussichts- plattform Waldseil- park Turmberg- bad Friedrich- Realschule Heinrich-Hübsch- Schule (Außenstelle) Turmbergbahn 12 1 1 3 Bus- und Bahn-- haltestellen 1 Karlsruhe Durlach 2 Untermühlstraße 3 Auer Straße/Dr. Schwabe 4 Gritzner Straße 5 Killisfeldstraße 6 Raiherwiesenstraße 7 Ellmendinger Straße 8 Ostmarkstraße 9 Schlesier Straße West 10 Steiermärker Straße 11 Zündhütle 12 Ottostraße 13 Wachhausstraße 14 Killisfeld 15 Dieselstraße 16 Schlesier Straße Ost 17 Brühlstraße Mitte 18 Blattwiesenstraße 19 Gudrunstraße 4 5 6 19 12 13 14 15 7 8 9 10 11 11 16 17 18 20 24 21 22 25 23 26 27 32 33 31 34 35 36 37 38 39 29 30 28 Bus- und Bahn- haltestellen 20 Friedrichschule 21 Schlossplatz 22 Turmberg 23 Karl-Weysser-Str. 24 An der Fayence 25 Ochsentorstraße 26 Friedhof 27 Neßlerstraße 28 Parkschlössle 29 Rommelstraße Bus- und Bahn- haltestellen 30 Max-Liebermann-Str. 31 Lußstraße 32 Dürrbachstraße 33 Lerchenberg 34 Käthe-Kollwitz-Straße 35 Ernst-Barlach-Straße 36 Erich-Heckel-Straße 37 August-Macke-Straße 38 Geigersberg 39 Max-Beckmann-Straße Treppenweg zum Turmberg Durlach Altstadt Geigers- berg Lohn- Lissen Aue Dornwald- siedlung Untermühl- siedlung Killisfeld Hauptbahnhof Karlsruhe R üp pu rr un d in d en O be rw al d in d en O be rw al d Oststadt, Innenstadt O be rw ald W ol fa rts w ei er H oh en w et te rs ba ch Gr ötz inge n G rö tz in ge n, W ei n g ar te n Oststadt € Klein- gärten Klein- gärten Klein- gärten Klein- gärten Schüler- hort Schülerhort Grazer Straße Schüler- hort Weiherhof KiFaZ les explorateurs KiFaZ St. Peter u. Paul Durlach KiFaZ Melanchthon Stupferich 15 Durlach-Karte 2 Stadtkern, Aue, Lohn-Lissen, Untermühlsiedlung, Dornwaldsiedlung, Killisfeld Autobahn Sport- plätze Fried- hof Friedhof Aue Rat- haus Trinitatis- kirche St. Margaretha- Kirche Grund- schule Wolfarts- weier Grund- schule Bergwald Freibad Wolfarts- weier Ernst-Schiele- Hütte W alderlebnispfad W aldwelt 1 1 2 2 3 4 5 6 7 8 9 12 10 13 11 14 Hohenwettersbach in d en O be rw al d Stadtteil - grenze von W olf artsw eie r S ta dt te ilg re nz e von Wolfartsweier Die Spielplätze in Aue und im Säuterich findet ihr auf der großen Durlachkarte Seite 14 und 15. ! Bus- und Bahn- haltestellen 1 Zündhütle 2 Wolfartsweier Nord 3 Wolfartsweier Mitte 4 Wolfartsweier Süd 5 Bergwald Mitte 6 Fridtjof-Nansen-Straße 7 Hooverstraße Durlach- Aue Durlach- Säuterich Wolfarts- weier Durlach- Bergwald Bus- und Bahn- haltestellen 8 Elsa-Brändström-Straße 9 Bergwaldschule 10 Steiermärker Straße 11 Schlesier Straße West 12 Schlesier Straße Ost 13 Brühlstraße Mitte 14 Max-Liebermann-Straße Grün- wettersbach (Seite 41) nach Ettling en Durlach KiFaZ Schalom Hohenwettersbach Durlach-Karte 3, Bergwald Wolfartsweier Durlach-Karte 3, Bergwald Wolfartsweier Durlach-Karte 3, Bergwald Wolfartsweier 16 Durlach-Karte 3, Bergwald Wolfartsweier Grund- und Hauptschule Grünwinkel St.-Josef- Kirche Gewebe- gebiet Gewebe- gebiet Gewebe- gebiet Gewebe- gebiet Gewebe- gebiet Gewebe- gebiet Gewebe- gebiet Gewebe- gebiet Gewebe- gebiet Sport- plätze Friedhof Grünwinkel Gärten Gärten Siedlerheim Gewebe- gebiet zum Sonnen bad, Daxlanden Epp les ee an den nach Rheinstetten in d ie Gü nth er- Klo tz- An lag e A lb gr ün A lb gr ün Weiher- wald Weststadt (Seite 40) Mühlburg (Seite 24 bis 25) Daxlanden (Seite 10 bis 11) Oberreut (Seite 7) 1 2 3 3 4 5 6 6 7 8 8 9 10 10 11 12 13 14 15 16 17 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 Bus- und Bahn- haltestellen 1 KA-West 2 Hardecksiedlung 3 Eckenerstraße 4 Stadtwerke 5 Rheinhafenstraße 6 Blohnstraße 7 Friedhof Grünw. 8 Sinner 9 Durmersheimer Str. 10 St. Josef-Kirche 11 TÜV Bus- und Bahn- haltestellen 12 Eichelbergstraße 13 Bernsteinstraße 14 Staufenbergweg 15 Wattkopfstraße 16 Edelbergstraße 17 Hornisgrindestraße 18 Birkenweg 19 Andreas-Hofer-Straße 20 Westbahnhof 21 Benzstraße 22 Junker- u.-Ruh-Straße 23 Griesbachstraße 24 Liststraße 25 Schwimmschulweg 26 Vogesenbrücke Oberreut Oberreut W eststadt Schülerhort Schule Grünwinkel Schülerhort Koelreuter- straße KiFaZ Albgrün nach Daxlanden 17 Grünwinkel Bus- und Bahn- haltestellen 1 Reitschulschlag 2 Jenaer Straße 3 Geroldsäcker 4 Hagsfeld Bahnhof 5 Fächerbad 6 Hagsfeld Süd 7 Hallesche Allee 8 Hagsfeld Nord 9 Schwetzinger Straße 10 Julius-Bender-Straße 11 Hagsfeld Bahnhof 12 Schäferstraße 13 Brückenstraße 14 Printzstraße 15 Neue Wiesen 16 Elfmorgenbruch 17 Storrenacker-Süd 18 Storrenacker-Mitte 19 Storrenacker-Nord 20 Pfizer 21 An der Tagweide 1 2 3 7 8 9 4 11 10 13 14 15 16 21 17 18 19 20 12 4 6 65 5 5 Karl-Pfizer- Anlage Grundschule Hagsfeld Fächerbad Gewerbe- gebiet Gewerbe- gebiet Gewerbe- gebiet Friedhof Hagsfeld Sport- platz Sport- platz Sport- platz Sport- platz Sport- platz Klein- gärten Klein- gärten Klein- gärten Laurentius- Kirche Bruder- Klaus- Kirche Kinder- und Jugendtreff Geroldsäcker Das Blaue Haus Parzival- schule Europa- Hardtwald Waldstadt Waldstadt Durlach n ach Büchig Waldstadt (Seite 38) Rintheim (Seite 33) G rö tz in ge n (S ei te 8 b is 9 ) STUTENSEE Storrenacker Gerolds- äcker siedlung kl ei ne r V ok ke na u Ru nd w eg Innenstadt Ri nt he im , I nn en sta dt Grötzingen KiFaZ Parzival- Zentrum Karlsruhe Waldstadt Schülerhort Parzivalstr. nach Oberreut Alter Flugplatz Kinder- und Jugendhaus Nordweststadt Gewerbe- gebiet St.- Konrads- Kirche 13 2 € ! Bus- und Bahn- haltestellen 7 Friedhof Grünw. 8 Sinner 9 Durmersheimer Str. 10 St. Josephs-Kirche 11 TÜV Waldstadt (S. 33) Storrenacker Grundschule am Lustgarten Bus- und Bahn- haltestellen 1 Dürrenwettersbacher Straße 2 Medersbuckel 3 Hohenwettersbach Mitte 4 Hohenwettersbach Rathaus 5 Taglöhnergärten 1 5 4 3 2 Sport- platz St.-Konrad- Kirche Lust- garten- halle Friedhof Hohenwetters- bach Rehbuckel Fünfzig Morgen Batzen- hof D urlach T ho ma sho f u nd S tup fe ric h Grün- wettersbach (Seite 41) Durlach (Seite 12 bis 16) Durlach (Seite 12 bis 16) Stupferich (Seite 35) G rü nw et te rs ba ch D urlach Bergwald Kirch- platz Lust- garten W olfartsweier, Durlach Sö llin gen Schüler- hort 18 Hagsfeld nach Oberreut Alter Flugplatz Kinder- und Jugendhaus Nordweststadt Gewerbe- gebiet St.- Konrads- Kirche 13 2 € ! Bus- und Bahn- haltestellen 7 Friedhof Grünw. 8 Sinner 9 Durmersheimer Str. 10 St. Josephs-Kirche 11 TÜV Waldstadt (S. 33) Storrenacker Grundschule am Lustgarten Bus- und Bahn- haltestellen 1 Dürrenwettersbacher Straße 2 Medersbuckel 3 Hohenwettersbach Mitte 4 Hohenwettersbach Rathaus 5 Taglöhnergärten 1 5 4 3 2 Sport- platz St.-Konrad- Kirche Lust- garten- halle Friedhof Hohenwetters- bach Rehbuckel Fünfzig Morgen Batzen- hof D urlach T ho ma sho f u nd S tup fe ric h Grün- wettersbach (Seite 41) Durlach (Seite 12 bis 16) Durlach (Seite 12 bis 16) Stupferich (Seite 35) G rü nw et te rs ba ch D urlach Bergwald Kirch- platz Lust- garten W olfartsweier, Durlach Sö llin gen Schüler- hort 19 Hohenwettersbach Hardtwald Hardtwald Wildwasser Beratungs- stelle Leopold- schule Marktplatz mit Pyramide Schüler- hort Botanischer Garten Schloss- platz Friedrichs- platz Nymphen- garten Orangerie Rathaus Landes- bibliothek Staatliches Museum für Naturkunde Johann Peter Hebel- Schule Badisches Landesmuseum im Schloss Jugend- verkehrs- schule Majolika Manufaktur Haus der Jugend- verbände Anne Frank Staatl. Kunsthalle Junge Kunsthalle Kinder- und Jugendbibliothek im Prinz-Max-Palais Kinemathek Kinderkino Kaiser- platz Europa- platz Stephan- platz Ludwigs- platz Badischer Kunstverein Hochschule für Wirtschaft und Technik Pädagogische Hochschule Hochschule für Wirtschaft und Technik Schloss- garten- see Bundes- verfassungs- gericht Bundes- gerichts- hof Nordstadt (Seite 31) Südweststadt (Seite 37) Südstadt (Seite 36) Innenstadt-Ost (Seite 21) Sc hl os sg art en 1 1 5 1 2 4 Bus- und Bahn- haltestellen 1 Europaplatz/ Post Galerie 2 Marktplatz 3 Ettlinger Tor/ Staatstheater 4 Karlstor 5 Linkenheimer Tor Sü dw es t- st ad t u nd Zo o Sü dw es t- st ad t Nordstadt in d en H ar dt w al d, Eg ge ns te in N eu re ut West- stadt West- stadt Wa ld- sta dt St.-Dominikus- Gymnasium Bismarck- Gymnasium Jugend- herberge S ch los sg art en ba hn Fichte- Gymnasium Stadtbibliothek Kammer- theater Universum- City-Kinos KiFaZ Sonnensang H au pt ba hn ho f, Sü ds ta dt 2 3 20 Innenstadt-West Fasanen- garten Wildpark- stadion KIT KIT KIT KIT jubez Hans-Thoma- Schule IGLU Jugend- und Drogen- beratungsstelle KIT Sport- plätze Sport- platz Sport- platz Sport- platz Sport- platz Sport- platz Sport-platz Evangelische Stadtkirche Platz der Grundrechte Sport- platz Tennisplätze Südstadt (Seite 36) Oststadt (Seite 32) Innenstadt-West (Seite 20) Marktplatz mit Pyramide in d en H ar dt w al d, Eg ge ns te in KVV Kundenzentrum Rondell- platz zum Schloss O tto-Dullenkopf- Park, Südstadt-O st 1 2 2 3 4 Bus- und Bahn- haltestellen 1 Marktplatz 2 Kronenplatz 3 Durlacher Tor/ KIT-Campus Süd 4 Studentenhaus Schlossgart en ba hn Südstadt Wal dstad t Oststadt Kant- Gymnasium KiFaZ Krone Oststadt 1 O stst adt , Ri nth eim , Ha gsf eld 21 Innenstadt-Ost Ausschnitt Knielingen Ortskern – Seite 25 Der Rhein ist der größte Fluss in Deutschland, er fließt nach Holland und dort in die Nordsee. In Karlsruhe bildet er die westliche Stadtgrenze. ! Neureut (Seite 26 bis 29) Nordwest- stadt (Seite 30) Mühlburg (Seite 24 bis 25) R H EI N LA ND -P FA LZ Raffinerie Raffinerie Kläranlage Raffinerie Gewerbe- gebiet Verkehrs- übungs- platz Ölhafen Jacht- hafen Rhein- brücke Hochwasserdamm Hofgut Maxau Tulla- denkmal Natur- freunde- haus Knieling er Se e Rh ei n Rh ei n Naturschutzgebiet Altrhein Maxau Landschafts- park Rhein Naturschutzgebiet Burgau 1 Bus- und Bahn- haltestellen 1 Maxau Rappenw ö rt V el or ou te Rh ei n Schiebe- strecke 22 Knielingen-Übersicht SoundTruck Knielingen Kinder- und Jugendhaus Knielingen Schülerhort Lassallestraße Grundschule Knielingen Gewerbe- gebiet Gewerbe- gebiet Gewerbe- gebiet Friedhof Knielingen Fest- platz Sport- halle Sport- platz Sport- zentrum Evang. Kirche Hl. Kreuz- Kirche Herz-Jesu- Kapelle Galopp- renn- bahn KA- Knielingen Kleingärten Kleingärten Klein- gärten Klein- gärten Klein- gärten Nordweststadt (Seite 30) Mühlburg (Seite 24 bis 25) 3 7 9 10 11 12 6 3 1 4 5 5 13 14 15 16 17 2 an den Rhein B ur ga u, K nie lin ge r S ee M ühlburg Nordweststadt, Innenstadt Nordwest- stadt Klotz- Günther- Anlage W eg entlan g der Alb, zum Rhein Bus- und Bahn- haltestellen 1 Karlsruhe-Knielingen 2 Siemens 3 Herweghstraße 4 Eggensteiner Straße 5 Rheinbergstraße 6 Siemensallee 7 Husarenlager 8 Sudetenstraße 9 Egon-Eiermann-Allee 10 Pionierstraße 11 Landeckstraße 12 Reinmuthstraße 13 Jakob-Dörr-Straße 14 Elsternweg 15 Kolbengärten 16 Max-Dortu-Straße 17 Bruchweg 18 Knielingen-Nord Müll- deponie Viktor-von- Scheffel- Schule Schülerhort Am Brurain Schülerhort SchulstraßeSchülerhort Eggensteiner Straße Reinhold- Crocol- Halle 9 KiFaZ Heilig-Kreuz – Die Weltentdecker 10 8 18 23 Knielingen-Ortskern Ausschnitt Mühlburg Zentrum – Seite 25 Mühlburg Im Stadtteil Mühlburg liegt der Karlsruher Rheinhafen. Er ist der zweitgrößte Binnenhafen in Deutschland. ! Rheinhafen- gebiet Nordwest- stadt (Seite 30) Knielingen (Seite 22 bis 23) Daxlanden (Seite 10 bis 11) Grünwinkel (Seite 17) Oberreut (Seite 7) zum Rhein, Rheinauepark Innenstadt Gewerbe- gebiet Hochwasser- sperrtor Rappenwört, Daxlanden Schiebe- strecke 24 Mühlburg-Übersicht 1 2 3 4 5 6 7 9 15 12 11 11 11 13 14 10 8 Bus- und Bahn- haltestellen 1 Karlsruhe-Mühlburg 2 Rheinhafen 3 Starckstraße 4 Mühlburg West 5 Neureuter Straße 6 Feierabendweg 7 Hertzstraße 8 Städt. Klinikum/ Kußmaulstraße 9 Händelstraße 10 Philippstraße 11 Entenfang 12 Lameyplatz 13 Mühlburger Feld 14 Kühler Krug Sonnenbad Stadtteil- bibliothek Mühlburg Rhein- hafen Anlegestelle Ausflugsboot Rhein- hafen Gewerbe- gebiet Gewerbe- gebiet Gewerbe- gebiet Klein- gärten Klein- gärten Klein- gärten Hafen- direktion Sport- plätze Friedhof Mühlburg Carl- Benz- Halle Karl-Friedrich- Gedächtnis- Kirche St. Peter- und-Paul- Kirche Sport- plätze Hardt- schule Drais- schule Friedrich Ebert Grundschule Weingärten- siedlung Albgrün Alb grü n Knielingen (Seite 22 bis 23) Nordweststadt (Seite 30) Grünwinkel (Seite 17) Kinder- und Jugendtreff N or dw es ts ta dt Innenstadt Grünwinkel Knielingen, Pfalz Vogesen- schule Knielingen Innenstadt Innenstadt Günther-Klotz- Anlage Kindermal- werkstatt Kind und Kunst Schülerhort an der Hardtschule Schülerhort Weinbrenner- straße KiFaZ St. Peter u. Paul Mühlburg KiFaZ KiWi-Haus Ra pp en w ör t, Da xla nd en Mühlburg 25 Mühlburg-Ortskern Karte 2: Neureut Kernbereich – Seite 28 bis 29 Ba g g e r s e eGewerbe- gebiet Gewerbe- gebiet Sport- plätze Kirchfeld Heide Kl ei ne r B o d e n se e Naturschutzgebiet Altrhein Kleiner Bodensee H a r d t w a l d Baggersee Heide 1 2 3 4 5 6 23 8 Bus- und Bahn- haltestellen 1 Im kleinen Bruch 2 Dammweg 3 Am Bachkanal 4 Flughafenstraße 5 Rosmarinweg 6 Heidehof 7 Heide 8 Weißes Haus Hier verläuft die Stadt gre nze . Hier verläuft die Stadtgrenze. Knielingen (Seite 22 bis 23) Waldstadt (Seite 38) Eggenstein- Leopoldshafen Nordweststadt (Seite 30) Comenius- schule Innen- Har dtw ald Innenstadt Eg ge ns te in N or dw es ts ta dt , In ne ns ta dt stadt Nord- stadt 26 Neureut-Übersicht mit Neureut-Heide Karte 2: Neureut Kernbereich – Seite 28 bis 29 Ba g g e r s e eGewerbe- gebiet Gewerbe- gebiet Sport- plätze Kirchfeld Heide Kl ei ne r B o d e n se e Naturschutzgebiet Altrhein Kleiner Bodensee H a r d t w a l d Baggersee Heide 1 2 3 4 5 6 23 8 Bus- und Bahn- haltestellen 1 Im kleinen Bruch 2 Dammweg 3 Am Bachkanal 4 Flughafenstraße 5 Rosmarinweg 6 Heidehof 7 Heide 8 Weißes Haus Hier verläuft die Stadt gre nze . Hier verläuft die Stadtgrenze. Knielingen (Seite 22 bis 23) Waldstadt (Seite 38) Eggenstein- Leopoldshafen Nordweststadt (Seite 30) Comenius- schule Innen- Har dtw ald Innenstadt Eg ge ns te in N or dw es ts ta dt , In ne ns ta dt stadt Nord- stadt 27 Neureut-Übersicht Adolf- Ehrmann- Bad Kinder- und Jugendtreff Trafohäusle Stadtteil- bibliothek Neureut Jugend- musik- schule Schul- zentrum Neureut: Realschule Gymnasium Wald- schule Hardt- wald- schuleHort an der Wald- schule Süd- schule Neureut Nord- schule Neureut Hort Spatzen- nest Vogel- park Hardt- wald Hardt- wald Badnerland- halle Kaserne Militär- gelände Friedhof Gewerbe- gebiet Gewerbe- gebiet Klärwerk Gewerbe- gebiet Sport- plätze Senioren- wohn- anlage Sportplätze Sport- plätze 1 2 2 3 4 1 1 5 6 7 8 11 12 13 21 22 14 15 16 17 18 19 20 9 10 Bus- und Bahn- haltestellen 1 Welschneureuter Straße 2 Bärenweg 3 Adolf-Ehrmann-Bad 4 Neureut-Kirchfeld 5 Waldenser Kirche 6 Bachenweg 7 Mitteltorstraße 8 Neureut Kirche 9 Neureut Friedhof 10 Am Zinken 11 Holbeinstraße 12 Grünewaldstraße 13 Spöcker Straße 14 An der Trift 15 Moldaustraße 16 Donauschwabenstraße 17 Forlenweg 18 Blankenlocher Weg 19 Kirchfeld Fortuna 20 Kirchfeld Nord 21 Am Hubengut 22 Alte Kreisstraße 23 Neureut-Heide Eg ge ns te in Kn ie lin gen H ardt wal d W aldpädagogik und W aldklassenzim m er Schloss und Innenstadt Hardtwald Auf Seite 49 findet ihr eine Karte, die euch genau zeigt, wo die Waldpädagogik und und das Waldklassen- zimmer liegen. ! Evang. Kirche Waldenser- kirche Rat- haus Nord- friedhof St. Judas- Thaddäus- Kirche Sport- platz Kirchfeld Kirchfeld- Nord Sportplätze Innenstadt Nordweststadt Alter Flugplatz KiFaZ Brunhilde- Baur-Haus KiFaZ Karlsruhe Hardt Eg ge ns te in 28 Neureut, Karte 2 alter Ortskern, Adolf- Ehrmann- Bad Kinder- und Jugendtreff Trafohäusle Stadtteil- bibliothek Neureut Jugend- musik- schule Schul- zentrum Neureut: Realschule Gymnasium Wald- schule Hardt- wald- schuleHort an der Wald- schule Süd- schule Neureut Nord- schule Neureut Hort Spatzen- nest Vogel- park Hardt- wald Hardt- wald Badnerland- halle Kaserne Militär- gelände Friedhof Gewerbe- gebiet Gewerbe- gebiet Klärwerk Gewerbe- gebiet Sport- plätze Senioren- wohn- anlage Sportplätze Sport- plätze 1 2 2 3 4 1 1 5 6 7 8 11 12 13 21 22 14 15 16 17 18 19 20 9 10 Bus- und Bahn- haltestellen 1 Welschneureuter Straße 2 Bärenweg 3 Adolf-Ehrmann-Bad 4 Neureut-Kirchfeld 5 Waldenser Kirche 6 Bachenweg 7 Mitteltorstraße 8 Neureut Kirche 9 Neureut Friedhof 10 Am Zinken 11 Holbeinstraße 12 Grünewaldstraße 13 Spöcker Straße 14 An der Trift 15 Moldaustraße 16 Donauschwabenstraße 17 Forlenweg 18 Blankenlocher Weg 19 Kirchfeld Fortuna 20 Kirchfeld Nord 21 Am Hubengut 22 Alte Kreisstraße 23 Neureut-Heide Eg ge ns te in Kn ie lin gen H ardt wal d W aldpädagogik und W aldklassenzim m er Schloss und Innenstadt Hardtwald Auf Seite 49 findet ihr eine Karte, die euch genau zeigt, wo die Waldpädagogik und und das Waldklassen- zimmer liegen. ! Evang. Kirche Waldenser- kirche Rat- haus Nord- friedhof St. Judas- Thaddäus- Kirche Sport- platz Kirchfeld Kirchfeld- Nord Sportplätze Innenstadt Nordweststadt Alter Flugplatz KiFaZ Brunhilde- Baur-Haus KiFaZ Karlsruhe Hardt Eg ge ns te in 29 Kirchfeld und Kirchfeld-Nord Neureut, Karte 2 Humboldt- GymnasiumEvang. Jakobus- schule Werner-v.-Siemens- Schule Kinder- und Jugendhaus Nordweststadt Rennbuckel Grundschule Renn- buckel Realschule Erich Kästner- Schule Alter Flugplatz Friedhof Nordwest- stadt Gewerbe- gebiet Gewerbe- gebiet Gewerbe- gebiet Sport- plätze Sport- plätze Städtisches Klinikum Reitinstitut Klinik für Kinder- und Jugendmedizin Nordstadt No rdsta dt N eu re ut M üh lb ur g Bonner Platz H.-Köhler- Platz Walther- Rathenau- Platz Petrus- Jakobus-Kirche St.Matthias- Kirche St.- Konrads- Kirche Neureut (Seite 26 bis 29) Knielingen (Seite 22 bis 23) Nordstadt (Seite 31) ! Bus- und Bahnhaltestellen 1 Neureuter Straße 2 Feierabendweg 3 Hertzstraße 4 Städtisches Klinikum/ Kußmaulstraße 5 Städtisches Klinkum/ Moltkestraße 6 Knielinger Allee 7 August-Bebel-Straße 8 Kurt-Schumacher- Straße 9 Haus Bethlehem 10 Stresemannstr. 11 Wilhelm-Kolb-Straße 12 Landauer Straße 13 Frankenthaler Straße 14 Trierer Straße 15 Kaiserslauterner Straße 16 Schweigener Straße 17 Weißenburger Straße 18 Germersheimer Straße 19 Berliner Straße 20 Madenburgweg 21 Barbaraweg 22 Binger Straße Innenstadt Knielingen Klein- gärten KiFaZ Vogelnest – Bethlehem Neureut 16 17 15 14 13 18 19 19 12 12 22 9 8 11 10 20 21 7 7 33 4 5 5 2 1 6 Schülerhort Bienwaldstr. 30 Nordweststadt Alter Flugplatz Kinder- und Jugendhaus NCO-Club Heisenberg Gymnasium Amerikanische Bibliothek Mikado Maryland- schule Innenstadt-West (Seite 20) Neureut (Seite 26 bis 29) Nordweststadt (Seite 30) Weststadt (Seite 40) Herz- Jesu- Kirche Oberfinanzdirektion Behörden- zentrum Herz- klinik Jüdische Kultus- gemeinde Berufs- akademie Ökumenisches Gemeinde- zentrum N ordw eststadt Nordweststadt N eu re ut Innenstadt In den H ardtwal d, Os tstadt und zum Waldkla ssenzim mer (siehe K arte auf Seite 49 ) Bus- und Bahn- haltestellen 1 Städtisches Klinikum/ Moltkestraße 2 Knielinger Allee 3 Synagoge 4 Lilienthalstraße 5 Duale Hochschule 6 Heidehof 7 Weißes Haus 8 Am Kanalweg 9 Schützenhaus Auf dem ehemaligen Flugplatz wachsen seltene Pflanzen. Deshalb ist das Gelände ein Naturschutzgebiet. Du sollst die Wege hier nicht verlassen. N eu re ut - K irc hf el d Innenstadt W eststadt Neureut ! Hardt- wald Sport- plätze Klein- gärten Schülerhort Kanalweg Schülerhort Rhode-Island- Allee KiFaZ Kentuckyallee 5 6 6 7 8 9 4 3 1 2 31 Nordstadt Haupt- friedhof Otto- Dullenkopf- Park Jakob- Malsch- Anlage Otto- Dullenkopf- Park Schloss Gottesaue Alter Schlachthof Kulturzentrum Tollhaus Eine Welt Theater Schiller- schule Schülerhort Frühling- straße Rangier- bahnhof St.- Bernhard- kirche Gottesauer Platz Luther- kirche Tulla- platz Durlacher Tor Staatliche Hochschule für Musik Alter Friedhof Friedhof- kapelle Kleingärten Kleingärten Technologie- fabrik Fürstliche Grabkapelle mit Mausoleum Sport- platz Sport- platz Sport- platz Verkehrs- betriebe AVG, KVV Gewerbe- gebiet Lidell- schule Kinder- und Jugendhaus Oststadt Tulla- schule Lohfeld- siedlung Südstadt (Seite 36) Innenstadt-Ost (Seite 21) Waldstadt (Seite 39) Durlach (Seite 12 bis 16) Rintheim (Seite 33) 1 1 4 5 7 8 6 5 4 9 10 13 11 12 2 2 2 3 Bus- und Bahn- haltestellen 1 Gottesauer Platz/ BGV 2 Tullastraße/ VBK 3 Weinweg 4 Karl-Wilhelm-Platz 5 Hauptfriedhof 6 Hirtenweg/ Technologiepark 7 Essenweinstraße 8 Dunantstraße 9 Studentenhaus 10 Emil-Gött-Straße 11 Pastor-Felke-Straße 12 Büchiger Allee 13 Wolfartsweierer Str. W ald sta dt W aldpädagogik W aldklassen- zim m er Auf Seite 49 findet ihr eine Karte, die euch zeigt, wo das Wald- klassenzimmer und die Waldpädagogik liegen. ! Rintheim Schlo ss Innenstadt Sü d- st ad t D urlac h Durlach H ag sfe ld Aktions- und Zirkusbüro Zirkus Maccaroni Schülerhort Haid-und-Neu- Straße Schloss Sü d- st ad t Sü d- sta dt -O st KiFaZ Räuberkiste 1 3 4 2 Bus- und Bahn- haltestellen 1 Rintheim 2 Forststraße 3 Hirtenweg/ Technologiepark 4 Sinsheimer Straße Technologie- park Heinrich- Köhler- Schule Tulla- Real- Schule Kinder- und Jugendhaus Rintheim Schule am Weinweg Grundschule Rintheim Elfmorgen- bruch St. Martin- Kirche Kirche Zum guten Hirten Friedhof Stauden- platz Rintheimer Feld Klein- gärten Klein- gärten Klein- gärten Klein- gärten Sport- plätze Gewerbe- gebiet Groß- markt Autobahn- ausfahrt H ag sf el d, W al ds ta dt H ag sfe ld W ald sta dt H ag sf el d Hardtwald Elfmorgenbruchweg Enten- koy Au tob ah n A 5 Hagsfeld (Seite 18) Oststadt (Seite 32) Durlach (Seite 12 bis 16) Durlach Os tsta dt W ald sta dt Inn ens tad t Ost stad t element-i Schule im Technido/Freie Grundschule Schülerhort Albert-Nestler-Str. 32 Oststadt Haupt- friedhof Otto- Dullenkopf- Park Jakob- Malsch- Anlage Otto- Dullenkopf- Park Schloss Gottesaue Alter Schlachthof Kulturzentrum Tollhaus Eine Welt Theater Schiller- schule Schülerhort Frühling- straße Rangier- bahnhof St.- Bernhard- kirche Gottesauer Platz Luther- kirche Tulla- platz Durlacher Tor Staatliche Hochschule für Musik Alter Friedhof Friedhof- kapelle Kleingärten Kleingärten Technologie- fabrik Fürstliche Grabkapelle mit Mausoleum Sport- platz Sport- platz Sport- platz Verkehrs- betriebe AVG, KVV Gewerbe- gebiet Lidell- schule Kinder- und Jugendhaus Oststadt Tulla- schule Lohfeld- siedlung Südstadt (Seite 36) Innenstadt-Ost (Seite 21) Waldstadt (Seite 39) Durlach (Seite 12 bis 16) Rintheim (Seite 33) 1 1 4 5 7 8 6 5 4 9 10 13 11 12 2 2 2 3 Bus- und Bahn- haltestellen 1 Gottesauer Platz/ BGV 2 Tullastraße/ VBK 3 Weinweg 4 Karl-Wilhelm-Platz 5 Hauptfriedhof 6 Hirtenweg/ Technologiepark 7 Essenweinstraße 8 Dunantstraße 9 Studentenhaus 10 Emil-Gött-Straße 11 Pastor-Felke-Straße 12 Büchiger Allee 13 Wolfartsweierer Str. W ald sta dt W aldpädagogik W aldklassen- zim m er Auf Seite 49 findet ihr eine Karte, die euch zeigt, wo das Wald- klassenzimmer und die Waldpädagogik liegen. ! Rintheim Schlo ss Innenstadt Sü d- st ad t D urlac h Durlach H ag sfe ld Aktions- und Zirkusbüro Zirkus Maccaroni Schülerhort Haid-und-Neu- Straße Schloss Sü d- st ad t Sü d- sta dt -O st KiFaZ Räuberkiste 1 3 4 2 Bus- und Bahn- haltestellen 1 Rintheim 2 Forststraße 3 Hirtenweg/ Technologiepark 4 Sinsheimer Straße Technologie- park Heinrich- Köhler- Schule Tulla- Real- Schule Kinder- und Jugendhaus Rintheim Schule am Weinweg Grundschule Rintheim Elfmorgen- bruch St. Martin- Kirche Kirche Zum guten Hirten Friedhof Stauden- platz Rintheimer Feld Klein- gärten Klein- gärten Klein- gärten Klein- gärten Sport- plätze Gewerbe- gebiet Groß- markt Autobahn- ausfahrt H ag sf el d, W al ds ta dt H ag sfe ld W ald sta dt H ag sf el d Hardtwald Elfmorgenbruchweg Enten- koy Au tob ah n A 5 Hagsfeld (Seite 18) Oststadt (Seite 32) Durlach (Seite 12 bis 16) Durlach Os tsta dt W ald sta dt Inn ens tad t Ost stad t element-i Schule im Technido/Freie Grundschule Schülerhort Albert-Nestler-Str. 33 Rintheim Max-Planck- Gymnasium Eichelgarten- schule Freibad Rüppurr Realschule Rüppurr Ried- schule Diakonissen- krankenhaus Christ- könig- kircheAuferstehungs- kirche Polizei Friedhof Rüppurr Nikolaus- kapelle Kleingärten Stadt- gärtnerei Kleingärten Kleingärten Klein- gärten Klein- gärten Kleingärten Kleingärten Autobahn- anschluss Ettlingen Lützow- platz Ostendorf- platz Sport- platz Sport- platz Märchen- viertel Alt- Rüppurr Garten- stadt Eichel- garten Rißnert Rißnert Hägenich Weiherfeld- Dammerstock (Seite 39) ETTLINGEN O be rw ald , D ur lac h, O sts ta dt E tt lin ge n Au toba hn A 5 Entlang der A utoba hn ver läuft d ie Stad tgrenz e ... zwis che n K arls ruh e u nd Ettl ing en. 1 2 3 Bus- und Bahn- haltestellen 1 Ostendorfplatz 2 Tulpenstraße 3 Battstraße 4 Heinrich-Heine-Ring Innen stadt Beiertheim , W olfa rts w eie r Ettlingen Ettlingen Schülerhort Blütenweg KiFaZ Reinhold-Schneider- Straße 54 3 6 7 5 Hegaustraße 6 Prinzenweg 7 Märchenring 34 Rüppurr Stupfericher Wald Eichen- wäldle St.- Cyriakus Kirche Friedhof Stupferich Sport- platz Autobahn- anschluss- stelle Karlsbad Sport- platz Sport- zentrum Rat- haus Gemeinde- zentrum Grundschule Stupferich Bergles- halle 1 2 2 3 4 5 6 7 8 Bus- und Bahn- haltestellen 1 Gerberastraße 2 Karlsbader Straße 3 Pfefferäcker 4 Rieslingstraße 5 Rebgärtenstraße 6 Kirche 7 Wiesentalstraße 8 Rathaus Gewerbe- gebiet Gewerbe- gebiet Hier verläuft die Stadtgrenze zw isch en Kar lsru h e u n d K ar ls ba d. Autobahn A8 KARLSBAD KARLSBAD D ur la ch Hohenwettersbach Pa lm ba ch , G rünw e tt er sb ac h Kle inste inbach M ut schelbach Th om as ho f Karlsbad 35 Stupferich Bürger- zentrum Südwerk Grundschule am Wasserturm Heimstiftung Karlsruhe Sybelzentrum Aufnahmegruppe für Kinder- und Jugendliche Queeres Jugend- zentrum LA VIE Indianer- brunnen Schauburg Badisches Staats- theater Kinder- und Jugendhaus Südstadt Kinder- und Jugendtreff Südoststadt Friedrich- List- Schule Verkehrs- museum Schüler- hort Nebenius- schule Wasser- turm Grünzug Südstadt Lieb- frauen- kirche Johannis- kirche Container- bahnhof Güter- bahnhof Werder- platz Haupt- zollamt Clara- Immerwahr- Haber-Platz Hanne- Landgraf-Platz Klein- gärten Oststadt (Seite 32) Durlach (Seite 12 bis 16) Weiherfeld- Dammerstock (Seite 39) Innenstadt-Ost (Seite 21) Sü dw es ts ta dt (S ei te 3 7) O berw ald Rüppurr Innenstadt Otto-Dullenkopf-Park , Oststadt 1 2 3 4 5 6 6 7 8 Gew erbe geb iet Du rlach Bus- und Bahn- haltestellen 1 Ettlinger Tor/ Staatstheater 2 Kongresszentrum 3 Augartenstraße 4 Tivoli 5 Werderstraße 6 Rüppurrer Tor 7 Ostendstraße 8 Wolfartsweierer Brücke Citypark Südost KiFaZ Südstadt Innenstadt Innenstadt Os tst ad t Südwest- stadt, Zoo Zoo 36 Südstadt Bürger- zentrum Südwerk Grundschule am Wasserturm Heimstiftung Karlsruhe Sybelzentrum Aufnahmegruppe für Kinder- und Jugendliche Queeres Jugend- zentrum LA VIE Indianer- brunnen Schauburg Badisches Staats- theater Kinder- und Jugendhaus Südstadt Kinder- und Jugendtreff Südoststadt Friedrich- List- Schule Verkehrs- museum Schüler- hort Nebenius- schule Wasser- turm Grünzug Südstadt Lieb- frauen- kirche Johannis- kirche Container- bahnhof Güter- bahnhof Werder- platz Haupt- zollamt Clara- Immerwahr- Haber-Platz Hanne- Landgraf-Platz Klein- gärten Oststadt (Seite 32) Durlach (Seite 12 bis 16) Weiherfeld- Dammerstock (Seite 39) Innenstadt-Ost (Seite 21) Sü dw es ts ta dt (S ei te 3 7) O berw ald Rüppurr Innenstadt Otto-Dullenkopf-Park , Oststadt 1 2 3 4 5 6 6 7 8 Gew erbe geb iet Du rlach Bus- und Bahn- haltestellen 1 Ettlinger Tor/ Staatstheater 2 Kongresszentrum 3 Augartenstraße 4 Tivoli 5 Werderstraße 6 Rüppurrer Tor 7 Ostendstraße 8 Wolfartsweierer Brücke Citypark Südost KiFaZ Südstadt Innenstadt Innenstadt Os tst ad t Südwest- stadt, Zoo Zoo G ün te r- K lo tz - A nl ag e Be ie rt he im er Fe ld Th er m e V ie ro rd t- ba d K in de r- u nd Ju ge nd ha us Sü dw es t K im m el - m an n- sc hu le Sü de nd - s ch ul e G oe th e- gy m na si um G ar te n- sc hu le A lle rl ei Ra uh Ps yc ho lo gi sc he Be ra tu ng ss te lle D ie In se l Ju ng es St aa ts th ea te r W ei n- br en ne r- sc hu le Ze nt ru m f ür K un st - u nd M ed ie n- te ch no lo gi e (Z K M ) St äd ti sc he G al er ie Fi lm - pa la st K in de r- b ür o K on gr es s- ze nt ru m H au pt - ba hn ho f Ex ot en - ha us Eu ro pa - ba d Laut er be rg N an cy - ha lle Eu ro pa - ba d St . M ar ie n- K lin ik St . V in ce nt iu s- K lin ik St . V in ce nt iu s- K lin ik M at th äu s- ki rc he St . E lis ab et h- ki rc he Bu nd es - an w al t- sc ha ft A ge nt ur fü r A rb ei t Be ru fs - in fo rm at io ns - ze nt ru m La nd es - ve rs ic he ru ng s- an st al t Be ru fs - sc hu le Be ru fs - sc hu le Be ru fs - sc hu le Sp or t- pl at z K le in - gä rt en K le in - gä rt en Sp or t- pl at z C ar l- K au fm an n- St ad io n Sp or t- pl at z M in i- go lf K on ze rt - ha us Er lö se r- ki rc he La nd ra ts - am t Po liz ei - pr äs id iu m St ad t- ha lle G ar te n- ha lle Sc hw ar z- w al d- ha lle Fe st - pl at z € Bo ot s- ve rl ei h G ew äss ere rle bn isp fa d Al b Zo ol og is ch er St ad tg ar te n Bei allen Karten ist oben Norden. Die Südweststadt mussten wir aber drehen, so dass Norden jetzt links liegt. Der Nordpfeil zeigt euch das. ! 2 3 2 45 6 7 8 10 9 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 16 16 7 N O RD W es tst ad t (S eit e 40 ) Be ie rt he im -B ul ac h (S ei te 6 ) In ne ns ta dt -W es t (S ei te 2 0) 10 B ar ba ro ss ap la tz 11 W el fe ns tr aß e 12 Z K M 13 A rb ei ts ag en tu r 14 O tt o- Sa ch s- St ra ße 15 L es si ng st ra ße 16 W ei nb re nn er pl at z 17 L an de s- b au sp ar ka ss e 18 E ur op ah al le / E ur op ab ad 19 B ei er th ei m W es t Bu s- u nd B ah n- ha lte st el le n 1 H au pt ba hn ho f- Sü d 2 H au pt ba hn ho f 3 P os ts tr aß e 4 A ug ar te ns tr aß e 5 K on gr es sz en tr um 6 E tt lin ge r To r/ S ta at st he at er 7 M at hy st ra ße 8 K ol pi ng pl at z 9 E be rt st ra ße 20 S üd en ds ch ul e 21 L or en zs tr aß e/ Z K M 22 S t. -V in ce nt iu s- K ra nk en ha us 23 H ol tz st ra ße We st- sta dt Dax lan de n, K nie ling en , Ob er re ut Beiertheim Sü ds ta dt Innenstadt Weiherfeld- Damm erst ock 2 Innenstadt Bulach G rün win ke l 1 Sc hü le rh or t G ar te ns tr . 37 Südweststadt Europäische Schule Gemeinde- zentrum Jägerhaus- seen Eichendorff- schule Otto-Hahn- Gymnasium Freie Waldorfschule Ernst-Reuter- Schule Theater Die Käutze Kinder- und Jugendhaus Waldstadt Emmaus- kirche St. Hedwigs- Kirche Bundeswehr- fachschule DFS Deutsche Flugsicherung Tennis- anlage Rintheim (Seite 33) H ag sf el d (S ei te 1 8) Grüner Wald Südlicher Wild- park Hardt- wald Stadtteil- bibliothek 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 1 Fächerbad 2 Im Eichbäumle 3 Glogauer Str. 4 Zentrum 5 Jägerhaus 6 Elbinger Str. Ost 7 Osteroder Str. 8 Europäische Schule 9 Elbinger Str. West 10 Kolberger Str. 11 Schneidemühler Str. 12 Breslauer Str. Bus- und Bahnhaltestellen W ild pa rks tad ion KiFaZ St. Hedwig Schülerhort Neisser Str. St ut en se e Hardtwald Hagsfeld In ne ns ta dt Waldgedic htp f ad Büchig Hagsfeld Hagsfeld Hagsfeld 38 Waldstadt Oberwald Rissnert Weiher- wald Friedens- kirche EWG- Hochhaus Sport- platz Sport- platz Sport- platz Senioren- wohn- stift Sport- platz Sport- platz Klein- gärten Weiher- feld- brücke Neckar- platz Belchen- platz Klein- gärten Klein- gärten Sport- platz Sport- platz Sport- platz St. Franziskus- Kirche Dammer- stock Weiher- feld Oberwald- bad Weiherwald- schule Weiherwald- see Alb- schule Freibad Rüppurr Albtal- bahnhof Haupt- bahnhof Beiertheim-Bulach (Seite 6) Südweststadt (Seite 37) Südstadt (Seite 36) Rüppurr (Seite 34) Bus- und Bahn- haltestellen 1 Schloss Rüppurr 2 Dammerstock 3 Nürnberger Straße 4 Links der Alb 5 Belchenplatz 6 Weiherhof 7 Neckarplatz 1 2 2 3 4 5 6 7 Innenstadt Beier theim Rüppurr, Ettlingen Wolfartsweier Durlach, Oberwald Oberreut Bulach Rüppurr Rüppu rr, Oberw ald 39 Weiherfeld- Dammerstock Nordstadt (Seite 31) Südwest- stadt (Seite 37) Mühlburg (Seite 24 bis 25) Grün- winkel (Seite 17) Südweststadt (Seite 37) Gew ässererlebnispfad Günter- Klotz- Anlage Klein- gärten 1 1 2 3 4 5 6 7 7 8 8 8 10 9 9 7 Bus- und Bahn- haltestellen 1 Mühlburger Tor 2 Schillerstraße 3 Yorckstraße 4 Händelstraße 5 Städtisches Klinikum/ Moltkestraße 6 Sophienstraße 7 Weinbrennerplatz 8 Hübschstraße 9 Kühler Krug 10 Kunstakademie/ Hochschule Jugend- kunstschule JUKS Marotte Figuren- theater Badisches Konservatorium Sandkorn- theater Helmholtz- Gymnasium Schüler- hort Scheffel- straßeLessing-Gymnasium Gutenberg- schule Jugendcafé Westside Paradise Volkshoch- schule Städt. Klinikum Psychiatrie Dragoner- sporthalle Städtisches Klinikum Auferstehungs- kirche Christus- kirche St.- Bonifatius- kirche Markus- kirche Lukas- kirche Gustav- Heller- Platz Yorck- platz Haydn- platz Burgunder- platz Rathaus West Justiz- vollzugs- anstalt Kunst- akademie Ökumene- platz N eu re ut N or dw es ts ta dt Knielingen Mühlburg Mühlburg D axlanden Gr ün win kel Gü nt he r-K lo t z -A nl ag e S üd w es ts ta dt N ordstadt Heilpädagogischer Hort Scheffelstraße Jakobus- theater Beiertheim Fanny- Hensel- Anlage Schülerhort Nelkenstr. Innenstadt Innenstadt Schloss 40 Weststadt H ie r ve rlä uf t d ie Stadtteilgrenze z w is ch en G rü nw et te rsb ac h un d Palm bach . Stupferich (Seite 35) Hohen- wettesbach (Seite 19) KARLSBAD WALDBRONN Grün- wettersbach Palmbach Grünw ettersbacher W ald Sport- platz Rathaus Evangelische Kirche St. Thomas- Kirche Sporthalle Friedhof Grün- wettersbach Sport- plätze Sport- platz Evang. Kirche Hier verläuft die Stadtgrenze. Autobahn A8 1 2 3 4 5 6 7 Heinz- Barth- Schule Badisches Schul- museum Bus- und Bahn- haltestellen 1 Rathaus 2 Grünwettersbach Mitte 3 Heinz-Barth-Schule 4 Seniorenresidenz 5 Im Kloth 6 Kirche 7 Winterrot 8 Auf der Römerstraße 9 Rudolf-Link-Straße Ett lin gen B us en - b ac h Busenbach Reichenbach H oh en w et te rs ba ch , KiFaZ Dorfwies Be rg w al d Hier verläuft die Stadtteilgrenze zw isch en Palm bach und Stupferich . Stu pf er ich Ka rls ba d 8 9 41 Grünwettersbach und Palmbach Wettersbach Wichtige Informationen und Adressen Kinder- und Familienzentren 42 | Stadtplan für Kinder42 | Stadtplan für Kinder Brunhilde-Baur-Haus (Hardtstiftung) Linkenheimer Landstraße 133 a 76149 Karlsruhe Telefon: 0721 62690414 E-Mail: info@kifaz-neureut.de Karlsruhe Hardt (Katholische Familienzentren Karlsruhe) Moldaustraße 16 76149 Karlsruhe Telefon: 0176 10960013 E-Mail: familienzentrum-kahardt@kath-ka-hardt.de Heilig Kreuz (Katholische Familienzentren Karlsruhe) Reinmuthstraße 42 b 76187 Karlsruhe Telefon: 0159 01994887 E-Mail: familienzentrum-heiligkreuz@allerheiligen-ka.de Vogelnest – Bethlehem (Diakonie Karlsruhe) Bienwaldstraße 16 76187 Karlsruhe Telefon: 0721 20397224 E-Mail: kifaz.nordweststadt@dw-karlsruhe.de Kentuckyallee (Stadt Karlsruhe) Kentuckyallee 120 76149 Karlsruhe Telefon: 0151 11413992 E-Mail: kifaz-kentuckyallee@sjb.karlsruhe.de Karlsruhe Nord-Ost (Katholische Familienzentren Karlsruhe) Königsberger Straße 55 76139 Karlsruhe Telefon: 0157 33246143 E-Mail: familienzentrum-nordost@st-raphael-ka.de Parzival Zentrum Karlsruhe Parzivalstraße 1 76139 Karlsruhe Telefon: 0721 68078660 E-Mail: kifaz@parzival-schulzentrum.de Räuberkiste (Pro Liberis) Tullastraße 25 76131 Karlsruhe Telefon: 0721 68078011 E-Mail: familienzentrum.rk@pro-liberis.org Mühlburg (Hardtstiftung) Sophienstraße 236 76185 Karlsruhe Telefon: 0721 82037711 E-Mail: familienzentrum-muehlburg@allerheiligen-ka.de KiWi-Haus (Diakonie Karlsruhe) Uhlandstraße 45 76185 Karlsruhe Telefon: 0721 20397224 E-Mail: kifaz.muehlburg@dw-karlsruhe.de Albgrün (Katholische Familienzentren Karlsruhe) Zeppelinstraße 56 a 76185 Karlsruhe Telefon: 0157 52257283 E-Mail: kiga.albgruen@se-ka-sw.de Thomas-Mann-Straße (Stadt Karlsruhe) Thomas-Mann-Straße 1 76189 Karlsruhe Telefon: 0721 571707 E-Mail: kita-thomas-mann-strasse@sjb.karlsruhe.de Villa Regenbogen (Diakonie Karlsruhe) Rudolf-Breitscheid-Straße 2 a 76189 Karlsruhe Telefon: 0721 20397225 E-Mail: kifaz.oberreut@dw-karlsruhe.de Arche Kunterbunt (Katholische Familienzentren Karlsruhe) Eugen-Geck-Straße 2 76189 Karlsruhe Telefon: 0157 33253239 E-Mail: familienzentrum-arche.kunterbunt@se-ka-sw.de Arbeitskreis Kinderstadtplan | 43 Arbeitskreis Kinderstadtplan | 43 Sonnensang Moltkestraße 5 76133 Karlsruhe (Caritas) Telefon: 0721 2012600 E-Mail: kifaz-sonnensang@caritas-karlsruhe.de Krone (AWO) Kronenstraße 15 76133 Karlsruhe Telefon: 0721 35007-145 E-Mail: kifaz-krone@awo-karlsruhe.de Alb-Südwest St. Nikolaus (Katholische Familienzentren Karlsruhe) Gebhardstraße 44 a 76135 Karlsruhe Telefon: 0721 957847-119 E-Mail: familienzentrum@st-nikolaus-ka.de Südstadt (Katholische Familienzentren Karlsruhe) Augartenstraße 51 76137 Karlsruhe Telefon: 0157 50630916 E-Mail: familienzentrum-suedstadt@allerheiligen-ka.de KiFaz Rüppurr (Diakonie Karlsruhe) Diakonissenstraße 26 76199 Karlsruhe Telefon: 0721 20397054 E-Mail: kifaz.rueppurr@dw-karlsruhe.de les explorateurs (AWO) An der RaumFabrik 8 76227 Karlsruhe Telefon: 0151 46780410 E-Mail: kifaz-explorateurs@awo-karlsruhe.de Melanchthon (Diakonie Karlsruhe) Bilfinger Straße 7 76227 Karlsruhe Telefon: 0721 20397227 E-Mail: kifaz.durlach-aue@dw-karlsruhe.de St. Peter und Paul Durlach (Katholische Familienzentren Karlsruhe) Kanzlerstraße 5 a 76227 Karlsruhe Telefon: 0157 33253922 E-Mail: kifaz.st.peterundpaul@kath-durlach-bergdoerfer.de Fröbelstraße (Diakonie Karlsruhe) Fröbelstraße 5 – 7 76227 Karlsruhe Telefon: 0721 2039-7048, -7228 E-Mail: kifaz.groetzingen@dw-karlsruhe.de Schalom (Diakonie Karlsruhe) Elsa-Brändström-Straße 18 76228 Karlsruhe Telefon: 0721 20397235 E-Mail: kifaz.bergwald@dw-karlsruhe.de Dorfwies (Pro Liberis) Zur Dorfwies 1 76228 Karlsruhe Telefon: 0721 66556746 E-Mail: familienzentrum.dw@pro-liberis.org 44 | Stadtplan für Kinder Otto-Dullenkopf-Park Der Park liegt zwischen Schloss Gottesaue und Durlacher Allee. Dort findet man neben einem Spielplatz einen Funpark mit Bolzplatz, Basketballfeld und Skaterplatz. Karte: Oststadt (Seite 32) Hofgut Maxau Im Landschaftspark Rhein in direkter Nähe zum Hofgut Maxau gibt es einen großzügig gestalteten Spielplatz und eine Aussichtsterrasse mit Blick auf den Rhein. Karte: Knielingen (Seite 22) Waldspielplatz Turmberg am Schützenhaus Dieser Spielplatz liegt am Waldrand, direkt neben dem Waldseilpark Karlsruhe. Neben den zahlreichen Spielmöglichkeiten gibt es auch einen Picknickbereich. Karte: Durlach (Seite 15) Günther-Klotz-Anlage In der weitläufigen Anlage findet man naturnahe Spielangebote. Neben verschiedenen Spielplätzen gibt es einen Modell- und Ruderbootsee, einen Aussichts- und Rodelhügel, großzügige Spiel- und Liegewiesen, zahlreiche Spazierwege, ein Basketballfeld, ein Beachvolleyballfeld sowie verschiedenen Feucht- und Trockenbiotope für seltene und gefährdete Tier- und Pflanzenarten. Schlossgarten Große Gartenanlage hinter dem Karlsruher Schloss. Neben weitläufigen Grünflächen, die zum Picknicken und Erholen einladen, gibt es einen See, verschiedenen Spielplätze und die beliebte Schlossgartenbahn. Südwestlich an den Schlossgarten grenzt der Botanische Garten an. Karte: Innenstadt-West (Seite 20) Besondere Spielplätze Anlagen mit Stadtteilübergreifenden Einzugsbereichen und Angeboten Arbeitskreis Kinderstadtplan | 45 Aktiv-Spielplatz Günther-Klotz-Anlage Günther-Klotz-Anlage 9 76135 Karlsruhe Telefon: 0721 133-5677 E-Mail: asp-gka@stja.de Karte: Südweststadt (Seite 37) Aktivspielplatz Nordweststadt Hertzstraße 176 d 76187 Karlsruhe Telefon: 0721 9714330 E-Mail: asp-nw@stja.de Karte: Nordweststadt (Seite 30) Aktivspielplätze Quartierspielplätze Hier findet ihr Spiel- und Sportanlagen für verschiedenen Altersgruppen. Deswegen lohnt sich ein Besuch mit der ganzen Familie. Aktivspielplätze sind ein pädagogisch betreutes Angebot und haben daher bestimmte Öffnungszeiten. Mehr Informationen findet man unter: www.stja.de/einrichtungen 46 | Stadtplan für Kinder Adolf-Ehrmann-Bad Unterfeldstraße 46 76149 Karlsruhe Telefon: 0721 7805160 E-Mail: info@ka-baeder.de Europabad Karlsruhe Herrmann-Veit-Straße 5 76135 Karlsruhe Telefon: 0721 16022400 E-Mail: info@ka-baeder.de Fächerbad Karlsruhe Am Sportpark 1 76131 Karlsruhe Telefon: 0721 9670120 E-Mail: faecherbad@ka-baeder.de Hallenbad Grötzingen Kirchstraße 13 76229 Karlsruhe Telefon: 0721 463384 E-Mail: info@ka-baeder.de Oberwaldbad Erlenweg 2 76199 Karlsruhe Telefon: 0721 8801609 E-Mail: oberwaldbad@post-suedstadt-ka.de Therme Vierordtbad Ettlinger Straße 4 76137 Karlsruhe Telefon: 0721 1335225 E-Mail: info@ka-baeder.de Weiherhofbad Durlach Weiherhof 13 76227 Karlsruhe Telefon: 0721 133-5227 E-Mail: info@ka-baeder.de Schwimmbäder Hallenbäder Arbeitskreis Kinderstadtplan | 47 Freibad Rüppurr Heidelberger Straße 1 76199 Karlsruhe Telefon: 0721 133-5232 E-Mail info@ka-baeder.de Freibad Wolfartsweier Schlossbergstraße 12 76228 Karlsruhe Telefon: 0721 474528 E-Mail: info@freibad-wolfartsweier.de Rheinstrandbad Rappenwört Hermann-Schneider-Allee 54 76189 Karlsruhe Telefon: 0721 133-5229 E-Mail: info@ka-baeder.de Sonnenbad Am Sonnenbad 3 76189 Karlsruhe Telefon: 0721 133-5230 E-Mail: info@ka-baeder.de Turmbergbad Alte Weingartener Straße 40 76227 Karlsruhe Telefon: 0721 41075 E-Mail: info@ka-baeder.de Freibäder 48 | Stadtplan für Kinder Computerspielschule Rintheimer Str. 47 76149 Karlsruhe Telefon: 0721 615327 Haus der Jugendverbände Anne Frank Moltkestraße 20 76133 Karlsruhe Telefon: 0721 1335615 E-Mail: anne-frank-haus@stja.de Jugend- und Begegnungszentrum jubez Kronenplatz 1 76133 Karlsruhe Telefon: 0721 1335630 E-Mail: jubez@stja.de Jugendfreizeit- und Bildungswerk Bürgerstraße 16 76133 Karlsruhe Telefon: 0721 1335671 E-Mail: jfbw@stja.de Stadtjugendausschuss e.V. Karlsruhe Moltkestraße 22 76133 Karlsruhe Telefon: 0721 1335601 E-Mail: info@stja.de Workshops, Ferienangebote, Spielaktionen Verbände Arbeitskreis Kinderstadtplan | 49 Aktions-und Zirkusbüro Otto-Dullenkopf-Park Zirkus Maccaroni Wolfartsweierer Straße 11 76137 Karlsruhe Telefon: 0721 66499240 E-Mail: zirkuszelt@stja.de Jugend- und Gemeinschaftszentrum Weiße Rose Otto-Wels-Straße 31 76189 Karlsruhe Telefon: 0721 133-5651 E-Mail: weisse-rose@stja.de Kinder- und Jugendhaus Durlach Weiherstraße 1 76227 Karlsruhe Telefon: 0721 4905626 E-Mail: kjh-durlach@stja.de Kinder- und Jugendhaus Geroldsäcker Das Blaue Haus Hallesche Allee 1 76139 Karlsruhe Telefon: 0721 682259 E-Mail: blaues-haus@stja.de Kinder- und Jugendhaus Grötzingen Eisenbahnstraße 34 76229 Karlsruhe Telefon: 0721-9151306 E-Mail: kjh-groetzingen@stja.de Kinder- und Jugendhaus Knielingen Struvestraße 45 76187 Karlsruhe Telefon: 0721 83075240 E-Mail: kjh-knielingen@stja.de Kinder-und Jugendhaus Lohn-Lissen Ellmendinger Straße 1 76227 Karlsruhe Telefon: 0721 405352 E-Mail: kjh-lohn-lissen@stja.de Kinder- und Jugendhaus Mühlburg Fliederstraße 1 76185 Karlsruhe Telefon: 0721 591290 E-Mail: kjh-muelburg@stja.de Kinder- und Jugendhaus NCO-Club Delawarestraße 21 76149 Karlsruhe Telefon: 0721 9714866 E-Mail: nco-club@stja.de Kinder- und Jugendhaus Neureut Trafohäusle Teutschneureuterstraße 54 76149 Karlsruhe Telefon: 0721 700948 E-Mail: kjh-neureut@stja.de Kinder- und Jugendhaus Nordweststadt Kurt-Schumacher-Straße 1 76187 Karlsruhe Telefon: 0721 4852570 E-Mail: kjh-nordweststadt@stja.de Kinder- und Jugendhaus Oststadt Rintheimer Straße 47 76131 Karlsruhe Telefon: 0721 615327 E-Mail: kjh-oststadt@stja.de Kinder- und Jugendhaus Rintheim Forststraße 4 76131 Karlsruhe Telefon: 0721 615327 E-Mail: kjh-oststadt@stja.de Kinder- und Jugendhaus Südoststadt Henriette-Obermüller-Straße 10 76137 Karlsruhe Telefon: 0721 6053270 E-Mail: kjh-suedoststadt@stja.de Kinder- und Jugendhaus Südstadt Augartenstraße 21 76137 Karlsruhe Telefon: 0721 30659 E-Mail: kjh-suedstadt@stja.de Kinder- und Jugendhaus Südwest Südendstraße 51a 76135 Karlsruhe Telefon: 0721 35454978 E-Mail: kjh-sw@stja.de Kinder- und Jugendhäuser 50 | Stadtplan für Kinder Kinder- und Jugendhaus Waldstadt Neisser Straße 8 76139 Karlsruhe Telefon: 0721 2010464 E-Mail: kjh-waldstadt@stja.de Kinder- und Jugendhaus West Lindenallee 10 76189 Karlsruhe Telefon: 0721 133-5643 E-Mail: kjh-west@stja.de Kinder- und Jugendhaus Westside Paradise Schillerstraße 20 76135 Karlsruhe Telefon: 0721 8302216 E-Mail: westside@stja.de Mobile Spieleaktion Pforzheimer Straße 35 76227 Karlsruhe Telefon: 0721 4763887 E-Mail: mobi@stja.de Queeres Jugendzentrum – La Vie Ettlinger Straße 9 76137 Karlsruhe Telefon: 0721 357469 E-Mail lavie@stja.de Soundtruck – Das Musikmobil Saarlandstraße 16 76187 Karlsruhe Telefon: 0721 566341 E-Mail: soundtruck@stja.de Kultur und Bildung Arbeitskreis Kinderstadtplan | 51 Museen mit Workshopangebot Badisches Landesmuseum Schlossbezirk 10 76131 Karlsruhe Telefon: 0721 9266514 E-Mail: info@landesmuseum.de Staatliche Kunsthalle und Orangerie Hans-Thoma-Straße 2 – 6 76133 Karlsruhe Telefon: 0721 9262696 E-Mail: info@kunsthalle-karlsruhe.de Staatliches Museum für Naturkunde Erbprinzenstraße 13 76133 Karlsruhe Telefon: 0721 1752111 E-Mail: museum@naturkundeka-bw.de Städtische Galerie Lichthof 10 Lorenzstraße 27 76135 Karlsruhe Telefon: 0721 133-4401 E-Mail: staedtische-galerie@karlsruhe.de ZKM – Zentrum für Kunst und Medientechnologie Lorenzstraße 19 76135 Karlsruhe Telefon: 0721 81000 E-Mail: inof@zkm.de Kunst- und Kulturpädagogische Workshops Kindermalwerkstatt Kind und Kunst e.V. Gablonzer Straße 8 76185 Karlsruhe Telefon: 0721 9597578 E-Mail: info@kindermalwerkstatt.de Volkshochschule Karlsruhe e. V. Kaiserallee 12 e 76133 Karlsruhe Telefon: 0721 985750 E-Mail: info@vhs-karlsruhe.de 52 | Stadtplan für Kinder Bibliotheken Amerikanische Bibliothek Kanalweg 52 76149 Karlsruhe Telefon: 0721 72752 E-Mail: bibliothek-amerika@kultur.karlsruhe.de Kinder- und Jugendbibliothek im Prinz-Max-Palais Karlstraße 10 76133 Karlsruhe Telefon: 0721 133-4262 E-Mail: jugendbibliothek@kultur.karlsruhe.de Stadtbibliothek Karlsruhe Ständehausstraße 2 76133 Karlsruhe Telefon: 0721 133-4249 E-Mail: stadtbibliothek@kultur.karlsruhe.de Stadtbibliothek, Medienbus Markgrafenstraße 14 76131 Karlsruhe Telefon: 0721 133-275 oder mobil 0151-29206289 E-Mail: medienbus@kultur.karlsruhe.de Stadtteilbibliothek Durlach Pfinztalstraße 9 76227 Karlsruhe Telefon: 0721 133-4267 E-Mail: bibliothek-durlach@kultur.karlsruhe.de Stadtteilbibliothek Grötzingen Kirchstraße 13 76229 Karlsruhe Telefon: 0721 133-4288 E-Mail: bibliothek-groetzingen@kultur.karlsruhe.de Stadtteilbibliothek Mühlburg Weinbrennerstraße 79 76185 Karlsruhe Telefon: 0721 133-4270 E-Mail: bibliothek-muehlburg@kultur.kalrsruhe.de Stadtteilbibliothek Neureut Neureuter Hauptstraße 253 76149 Karlsruhe Telefon: 0721 7818976 E-Mail: bibliothek-neureut@kultur.karlsruhe.de Stadtteilbibliothek Waldstadt Neisser Straße 12 76139 Karlsruhe Telefon: 0721 67673 E-Mail: bibliothek-waldstadt@kultur.karlsruhe.de Kinos Filmpalast am ZKM Brauerstraße 40 76135 Karlsruhe Telefon: 0721 2059200 oder 0721 2059201 E-Mail: info@filmpalast.net Filmtheater Schauburg Marienstraße 16 76137 Karlsruhe Telefon: 0721 3500018 E-Mail: info@schauburg.de Kinemathek Karlsruhe e.V. Kaiserpassage 6 76133 Karlsruhe Telefon: 0721 3500018 E-Mail: info@kinemathek-karlsruhe.de Universum-City-Karlsruhe Kaiserstraße 152 – 154 76133 Karlsruhe E-Mail: info@kinopolis.de Arbeitskreis Kinderstadtplan | 53 Theater Badisches Staatstheater Karlsruhe Herrmann-Levi-Platz1 76137 Karlsruhe Telefon: 0721 201800733 E-Mail: kommunikation@staatstheater.karlsruhe.de Das Sandkorn – Theater & Mehr Kaiserallee 11 76133 Karlsruhe Telefon: 0721 83152970 E-Mail: info@das-sandkorn.de Jakobus-Theater e.V. Kaiserallee 11 76133 Karlsruhe Telefon: 0721 854245 E-Mail: info@jakobus-theater.de Junges Staatstheater in der Insel Karlstraße 49 b 76133 Karlsruhe Telefon: 0721 933333 E-Mail: kommunikation@staatstheater.karlsruhe.de Kammertheater Karlsruhe Herrenstraße 30/32 76133 Karlsruhe Telefon: 0721 24133 E-Mail: info@kammertheater-karlsruhe.de Marotte Figurentheater Kaiserallee 11 76133 Karlsruhe Telefon: 0721 841555 E-Mail: info@marotte-figurentheater.de Theater Die Käuze Königsberger Straße 9 76139 Karlsruhe Telefon: 0721 684207 E-Mail: info@kaeuze-theater.de Musik Badisches Konservatorium Jahnstraße 20 76133 Karlsruhe Telefon: 0721 133-4301 oder 0721 133-4315 E-Mail: badkons@karlsruhe.de 54 | Stadtplan für Kinder Naturpädagogische Angebote Naturschutzzentrum Karlsruhe-Rappenwört Herrmann-Schneider-Allee 47 76189 Karlsruhe Telefon: 0721 950470 E-Mail: info@nazka.de Stadt Karlsruhe Liegenschaftsamt Abteilung Landwirtschaft Lammstraße 7 a 76131 Karlsruhe Telefon: 0721 133-6201 E-Mail: la@karlsruhe.de Stadt Karlsruhe Umwelt- und Arbeitsschutz Markgrafenstraße 14 76131 Karlsruhe Telefon: 0721 133-3101 E-Mail: umwelt-arbeitsschutz@karlsruhe.de Zoologischer Stadtgarten Ettlinger Straße 6 76137 Karlsruhe Telefon: 0721 133-6815 E-Mail: office@zoo.karlsruhe.de Waldzentrum mit Waldklassenzimmer und Waldpädagogik Karlsruhe Linkenheimer Allee 10 75131 Karlsruhe Telefon: 0721 133-7354 E-Mail: waldpaedagogik@fa.karlsruhe.de Tiergehege und Tierparks Damwildgehege Hohenwettersbach Das Gehege liegt in der Nähe der Ernst-Schiele-Hütte im Bergwald. Karte: Bergwald und Wolfartsweier (Seite 16) Tiergehege Daxlanden Das Gehege liegt beim Naturschutzzentrum Rappenwört. Karte: Daxlanden Übersicht (Seite 10) Wildschweingehege Grünwettersbach Das Gehege liegt in der Nähe des Fernmeldeturms Grünwettersbach Karte: Grünwettersbach und Palmbach (Seite 41) Zoologischer Stadtgarten – Tierpark Oberwald Die Gehege des Tierparks liegen im Oberwald und gehören zum Zoologischen Stadtgarten. Karte: Durlach Übersicht (Seite 12/13) Tiere, Natur und Umwelt Waldzentrum mit Waldpädagogik Fasanen- garten Haupt- friedhof Schloss- Schloss- garten- see Botanischer Garten Schloss- platz Wildpark- stadion Fürstliche Grabkapelle Majolika Manufaktur Wald- klassen- zimmer Schloss KIT KIT Klein- gärten Waldstadt Nordstadt (Seite 31) Innenstadt- West (Seite 20) Innenstadt- Ost (Seite 21) Oststadt Neureut von N eureut aus der Nordsta dt a us d er In ne ns ta dt aus der Wa lds tad t aus der O ststadt Hardt- wald Hardt- wald Hardt- wald gartenS ch los sga rte nb ahn Karte Waldklassenzimmer Arbeitskreis Kinderstadtplan | 55 Mobilität, Fahrscheine und Stadtkarten 56 | Stadtplan für Kinder Karlsruher Verkehrsverbund GmbH Tullastraße 71 76131 Karlsruhe Telefon: 0721 61070 E-Mail: info@kvv.karlsruhe.de KVV – Kundenzentrum in der Durlacher Allee Durlacher Allee 71 76131 Karlsruhe Telefon: 0721 6107-5885 (Servicetelefon) KVV – Kundenzentrum vor dem Karlsruher Hauptbahnhof Bahnhofplatz 1 76137 Karlsruhe Telefon: 0721 6107-5885 (Servicetelefon) KVV – Kundenzentrum Marktplatz Weinbrennerhaus am Marktplatz (neben der Stadtkirche) 76133 Karlsruhe Telefon: 0721 6107-5885 (Servicetelefon) Schulwegpläne Kinderbüro Telefon: 0721 133-5111 E- Mail: kinderbuero@karlsruhe.de Liegenschaftsamt Telefon: 0721 133-6201 E-Mail: la@karlsruhe.de Stadtplanungsamt Telefon 0721 133-6161 E-Mail: stpla@karlsruhe.de Schulwegpläne zum Ausdrucken unter: https://www.karlsruhe.de/b2/schulen/schulen_ka/ schulwegplaene.de Webstadtplan der Stadt Karlsruhe unter: http://geodaten.karlsruhe.de/stadtplan/ Stadt Karlsruhe Stadtplanungsamt | Liegenschaftsamt | Schul- und Sportamt Schulwegplan Eichendorffschule Arbeitskreis Kinderstadtplan | 57 Kinderbüro Stadt Karlsruhe Ernst-Frey-Straße 10 76135 Karlsruhe Telefon: 0721 133-5111 E-Mail: kinderbuero@karlsruhe.de Jugend- und Drogenberatungsstelle Stadt Karlsruhe Kaiserstraße 64 76131 Karlsruhe Telefon: 0721 133-5391 E-Mail: jdb@karlsruhe.de Heimstiftung Karlsruhe – Sybelcentrum Aufnahmegruppe für Kinder und Jugendliche Sybelstraße 11 76137 Karlsruhe Telefon: 0721 133-5127 E-Mail: sybelcentrum@heimstiftung-karlsruhe.de Psychologische Beratungsstelle – Ost und West Stadt Karlsruhe Otto-Sachs-Straße 6/Gartenstraße 76133 Karlsruhe Telefon: 0721 133-5360 E-Mail: pbs@sjb.karlsruhe.de Sozialer Dienst – Stadt Karlsruhe Südendstraße 42 76135 Karlsruhe Telefon: 0721 133-5301 E-Mail sodi@sjb.karlsruhe.de Nummer gegen Kummer (kostenlos) Elterntelefon: 08000 1110550 Kinder- und Jugendtelefon: 116111 E-Mail: info@nummergegenkummer.de Schulpsychologische Beratungsstelle (ZSL) im Staatlichen Schulamt Karlsruhe Ritterstraße 18 76133 Karlsruhe Telefon: 0721 60561070 E-Mail: poststelle.spbs-ka@zls-rs-ka.kv.bwl.de AllerleiRauh – Hilfe und Unterstützung bei sexueller Gewalt Beratungsstelle für Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene Otto-Sachs-Straße 6 76133 Karlsruhe Telefon: 0721 133-5381 und 133-5382 E-Mail: allerleirauh@sjb.karlsruhe.de Wildwasser Karlsruhe e.V. Verein gegen sexualisierte Gewalt an Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen Beratungsstelle Kaiserstraße 235 (3. und 4.OG) 76133 Karlsruhe Telefon: 0721 859173 E-Mail: info@wildwasser-karlsruhe.de Notinsel Dieses Logo habt ihr bestimmt schon einmal bei einem Bäcker, einem Friseur oder einer Apotheke gesehen. Es steht für das Projekt Notinsel der Stiftung Hänsel & Gretel. Insgesamt haben bereits mehrere Hundert Karlsruher Geschäfte dieses Logo an ihrer Eingangstür und sind damit Notinseln für Kinder. Das heißt, wenn ein Notfall passiert ist, ihr verletzt oder ängstlich seid, könnt ihr einfach in ein Geschäft mit Notinselaufkleber gehen und dort hilft man euch immer. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter kümmern sich um euch, bieten euch Schutz und erledigen die notwendigen Telefonate. Weitere Informationen findet ihr unter: www.notinsel.de Telefon: 0721 66985659 E-Mail: info@notinsel.de Sorgen, Kummer und Hilfe Rettungsleitstelle | Telefon 112 Polizei | Telefon 110 Hilfetelefon Gewalt gegen Frauen: 08000 116016 Hilfetelefon Gewalt gegen Männer: 0800 1239900 Erste Hilfe 58 | Stadtplan für Kinder Handhabung Kinderstadtplan Seit der Kinderstadtplan 2005 zum ersten Mal erschienen ist, hat sich in Karlsruhe sehr vieles getan, so wurden zum Beispiel zahlreiche neue Spielplätze gebaut und Straßenführungen geändert. Anlässlich des 300. Stadtgeburtstages wurde der Kinderstadtplan grundlegend überarbeitet. Auch in den Jahren seit 2015 hat sich wieder viel geändert, so wurde zum Beispiel im Dezember 2021 der erste Teil der Kombilösung fertiggestellt, was auch zahlreiche Änderungen im Liniennetz des Karlsruher Verkehrsverbundes (KVV) mit sich brachte. Daher wurde 2022 eine aktualisierte Version des Kinderstadtplans vom Arbeitskreis Kinderstadtplan erstellt. Er soll Kindern bei ihren selbstständigen Entdeckungstouren durch Karlsruhe unterstützen und sie ermutigen ihre Stadtteile neu zu erkunden. Besonders geeignet ist der Kinderstadtplan für Kinder zwischen sechs und 14 Jahren. In Schulklassen, Kinder- und Jugendgruppen und Kinder- und Jugendeinrichtungen kann der Kinderstadtplan als Material dienen, um Ausflüge und Erkundungstouren gemeinsam mit den Kindern und Jugendlichen zu planen oder das Kartenlesen mit lokalem Bezug zu üben. Er soll aber auch Eltern, Großeltern und Betreuungspersonen mit Kleinkindern und Kindern mit Behinderung Orientierungshilfe sein, um geeignete Spiel- und Aufenthaltsmöglichkeiten in ihrem Stadtteil und im gesamten Stadtgebiet zu finden. Der Kinderstadtplan enthält Übersichtskarten zu allen Karlsruher Stadtteilen, welche mit kindgerechten Kartensymbolen erklärt werden. Zusätzlich enthält der Kinderstadtplan einen Informationsteil, der zahlreiche Freizeit- und Familienangebote mit entsprechenden Angaben zu Adressen und Telefonnummern beinhaltet. Arbeitskreis Kinderstadtplan Der Kinderstadtplan entstand im Arbeitskreis Kinderstadtplan, der ein Teil des Arbeitskreises Kinder – Mobilität – Verkehr ist. Durch die ämterübergreifende Zusammenarbeit zahlreicher Fachämter war es möglich dieses Projekt erfolgreich umzusetzen. Beteiligt waren unter anderem Vertreterinnen und Vertreter der Sozial- und Jugendbehörde (Kinderbüro), des Liegenschaftsamtes, des Gartenbauamtes und des Stadtplanungsamtes sowie des Karlsruher Verkehrsverbundes (KVV). Der Arbeitskreis Kinder – Mobilität – Verkehr hat es sich zur Aufgabe gemacht, die selbstständige Bewegung von Kindern in Karlsruhe zu unterstützen und zu fördern. Ziel ist es eine Bewusstseinsänderung in der Bevölkerung zu erreichen, hin zu einem umweltverträglicheren und gesünderen Mobilitätsverhalten. Dies geschieht zum Beispiel mit dem Durchführen von Aktionstagen, dem Entwickeln von Projekten oder dem Erstellen von Informationsmaterialien. Das Vernetzen von relevanten Akteuren zum Thema Kinder- und Familienmobilität ist dem Arbeitskreis zudem ein zentrales Anliegen. Stand aller Informationen: Januar 2022 Über den Kinderstadtplan Waldzentrum mit Waldpädagogik Fasanen- garten Haupt- friedhof Schloss- Schloss- garten- see Botanischer Garten Schloss- platz Wildpark- stadion Fürstliche Grabkapelle Majolika Manufaktur Wald- klassen- zimmer Schloss KIT KIT Klein- gärten Waldstadt Nordstadt (Seite 31) Innenstadt- West (Seite 20) Innenstadt- Ost (Seite 21) Oststadt Neureut von N eureut aus der Nordsta dt a us d er In ne ns ta dt aus der Wa lds tad t aus der O ststadt Hardt- wald Hardt- wald Hardt- wald gartenS ch los sga rte nb ahn Karte Waldklassenzimmer Arbeitskreis Kinderstadtplan | 55 Impressum Herausgegeben von: Stadt Karlsruhe, Sozial- und Jugendbehörde, Kinderbüro Karten, Grafik und Layout: Stadt Karlsruhe, Liegenschaftsamt: Susanne Wolf, Martina Hopp Arbeitskreis Kinderstadtplan: Stadt Karlsruhe, Sozial- und Jugendbehörde, Kinderbüro: Jessica Schöllhorn, Liegenschaftsamt: Susanne Wolf, Gartenbauamt: Friederike Häcker, Stadtplanungsamt: Ulrike Eblenkamp Karlsruher Verkehrsverbund (KVV): Peter Mültin Bilder: Stadt Karlsruhe, Presse- und Informationsamt, Monika Müller-Gmelin Titel: Stadt Karlsruhe, Sozial- und Jugendbehörde, Kinderbüro Druck: Stadt Karlsruhe, Rathausdruckerei auf 100 Prozent Recyclingpapier Stand: März 2022 2022-01-Titel.pdf 2022-02-dieserPlangehoert.pdf 2022-03-OB-Vorwort.pdf 2022-04-Inhalt.pdf 2022-05-Zeichenerklaerung.pdf 2022-06-Beiertheim-Bulach.pdf 2022-07-Oberreut.pdf 2022-08-GroetzingenUebersicht.pdf 2022-09-Groetzingen-Ortskern.pdf 2022-10-Daxlanden-Uebersicht.pdf 2022-11-Daxlanden-Ortskern.pdf 2022-12-13-Durlach1.pdf 2022-14-15-Durlach2-Kernstadt.pdf 2022-16-Durlach3-BergwaldWolfartsweier.pdf 2022-17-Gruenwinkel.pdf 2022-18-Hagsfeld.pdf 2022-19-Hohenwettersbach.pdf 2022-20-Innenstadt-West.pdf 2022-21-Innenstadt-Ost.pdf 2022-22-Knielingen-Uebersicht.pdf 2022-23-Knielingen-Ortskern.pdf 2022-24-Muehlburg-Uebersicht.pdf 2022-25-Muehlburg-Ortskern.pdf 2022-26-27-Neureut-Uebersicht.pdf 2022-28-29-Neureut-Ortskern.pdf 2022-30-Nordweststadt.pdf 2022-31-Nordstadt.pdf 2022-32-Oststadt.pdf 2022-33-Rintheim.pdf 2022-34-Rueppurr.pdf 2022-35-Stupferich.pdf 2022-36-Suedstadt.pdf 2022-37-Suedweststadt.pdf 2022-38-Waldstadt.pdf 2022-39-Weiherfeld-Dammerstock.pdf 2022-40-Weststadt.pdf 2022-41-Wettersbach.pdf 2022-42-58-Anhang-Einrichtungen-Text.pdf 2022-55-Waldklassenzimmer.pdf 2022-60-Impressum.pdf
https://www.karlsruhe.de/securedl/sdl-eyJ0eXAiOiJKV1QiLCJhbGciOiJIUzI1NiJ9.eyJpYXQiOjE3MTM1Nzg1MDAsImV4cCI6MzMyMTc2MjY0NTYsInVzZXIiOjAsImdyb3VwcyI6WzAsLTFdLCJmaWxlIjoiZmlsZWFkbWluL3VzZXJfdXBsb2FkLzA1X01vYmlsaXRhZXRfU3RhZHRiaWxkLzA1MV9Nb2JpbGl0YWV0LzFfWnVfRnVzc191bnRlcndlZ3MvS2luZGVyc3RhZHRwbGFuL0tpbmRlcnN0YWR0cGxhbl9LYXJsc3J1aGVfMjAyMi5wZGYiLCJwYWdlIjo3ODQ0fQ.vaVosIUjy-zQDCbS1rGXjYd-J6iyoQPqMYBDauNBMxY/Kinderstadtplan_Karlsruhe_2022.pdf
1 Seite 4 Veranstaltungstermine Calendrier Seite 8 Grußwort des Oberbürgermeisters Mot de bienvenue du Maire de Karlsruhe Seite 10 Geleitwort der Iraner aus Karlsruhe Préface des Iraniens de Karlsruhe Seite 11 Einleitung Introduction Seite 16 Festivaleröffnung Inauguration du festival Seite 19 Auftakt Ouvertures am Samstag, 14.3. Ausstellungen Expositions Seite 20 Asoo Khanmohammadi. Frei-Räume Espaces libres Seite 21 Tehran Blues Seite 23 Newsha Tavakolian. Frauen im Iran Femmes d‘Iran Seite 24 Mamak Azarmgin. Illuminationen Enluminures Seite 25 Ulla Kimmig. Iran. Stillstand oder Aufbruch? Stagnation ou renouveau? Seite 26 links of violence. Parastou Forouhar Seite 27 Afsaneh Taebi. Zeitgenössische Kalligrafie La calligraphie contemporaine Seite 28 Signing Tehran. Zeitgenössisches Grafikdesign Le graphisme design contemporain Stutensee Seite 29 Feri Tabrisi. Kalligrafie La calligraphie Ettlingen Vorträge / Diskussionen / Lesungen Conférences / Discussions / Lectures Seite 31 Delphine Minoui, Khomeinis Töchter Les filles de Khomeyni Seite 32 Podiumsdiskussion Table ronde Kunstszene Teheran La scène artistique à Téhéran Seite 33 Monireh Baradaran, Erwachen aus dem Alptraum Sortir du cauchemar Seite 34 Christiane Hoffmann, Hinter den Schleiern Irans L’Iran derrière le voile Inhalt Sommaire 2 Inhalt Sommaire Vorträge / Diskussionen / Lesungen Conférences / Discussions / Lectures Seite 35 Charlotte Wiedemann, Die Poesie der bleiernen Zeit, La poésie des années de plomb Gaggenau Seite 36 Dr. Shiva Dolatabadi, Die Rechte der Kinder und Mütter im Iran Les droits des enfants et des mères en Iran Bruchsal und Karlsruhe Seite 37 Elisabeth Kiderlen, Wir sind doch ganz anders! Nous sommes tout à fait différentes! Baden-Baden und Karlsruhe Seite 38 Über die Liebe De l’amour: Forough Farrokhzad und Maulana Rumi Seite 39 Podiumsdiskussion Table ronde Gemeinsam Zukunft gestalten Ensemble, dessiner l’avenir Seite 40 Sudabeh Mohafez, Gespräch in Meeresnähe Entretien en bord de mer Seite 41 Shahrzad Rahmani, Megacity Teheran La mégapole Téhéran Konzert / Theater / Kabarett Concert / Théâtre / Sketches Seite 43 Konzert Concert Mehr. Iranische Frauenband Ensemble de femmes iraniennes Seite 44 Kabarett Sketches Parvaneh Hamidi Seite 45 Theater Théâtre Niemandsland / No man’s land Karlsruhe und Gaggenau Seite 46 Konzert Concert Maryam Akhondy und der Frauenchor Banu Maryam Akhondy et le chœur de femmes Banu Seite 47 Konzert Concert Persische Volkslieder Chants populaires persans Begegnungen / Feste Rencontres / Fêtes Seite 49 Fest Feuerspringen Fête du feu Chahar Shanbeh Suri Seite 50 Nouroz. Das persische Neujahrsfest Fête du Nouvel An perse Seite 51 Frauencafé. Viele Irane - Viele Perspektiven Perspectives iraniennes Seite 52 Internationales Kulturfrühstück Petit déjeuner culturel international Seite 53 Begegnung Rencontre Blick über den Rhein Dialogue irano-rhénan 3 Inhalt Sommaire Filme / Video Cinéma / Vidéo Seite 55 Portrait Samira Makhmalbaf, Einführung Introduction Seite 56 Samira Makhmalbaf, Sib – Der Apfel La pomme Seite 57 Samira Makhmalbaf, 11‘09“01 und et Takhte Siah – Schwarze Tafeln Le tableau noir Seite 58 Samira Makhmalbaf, Panje Asr – Fünf Uhr am Nachmittag A 5 heures de l‘ après-midi Seite 59 Hana Makhmalbaf, Lezate divanegi – Joy of Madness Seite 60 Hana Makhmalbaf, Samira and Non Professional Actors Seite 61 Marjane Satrapi, Persepolis, Gaggenau und Karlsruhe Seite 62 Football under Cover, Baden-Baden und Gaggenau Seite 63 Haleh Anvari, Power of a Cliché Seite 64 Torang Abedian, Not an Illusion Seite 65 Tanaz Eshaghian, Be like others Seite 66 Sonbol – Rallye durch den Gottesstaat Rallye dans l‘Etat théocratique Rastatt Seite 67 Modenschau: Designermode aus Teheran Défilé de mode: La création de mode à Téhéran Seite 69 Dank Remerciements Seite 70 Kontakte Contacts Seite 72 Anzeigen Annonces Seite 78 Impressum Seite 79 Veranstaltungsorte Lieux des manifestations 4 Veranstaltungstermine Calendrier Laufzeiten der Ausstellungen Durée des expositions So 15.3. - Di 31.3. Feri Tabrisi. Kalligrafien La calligraphie Ettlingen S. 29 So 15.3. - Fr 17.4. Newsha Tavakolian. Frauen im Iran Femmes d’Iran S. 23 So 15.3. - Sa 18.4. Ulla Kimmig: Iran. Stillstand oder Aufbruch? Stagnation ou renouveau? S. 25 So 15.3. - So 19.4. Asoo Khanmohammadi. Frei-Räume Espaces libres S. 20 So 15.3. - So 19.4. Tehran Blues S. 21-22 So 15.3. - Fr 24.4. Mamak Azarmgin. Illuminationen Enluminures S. 24 Mo 16.3. - So 05.4. links of violence. Parastou Forouhar S. 26 Mi 18.3. - Sa 18.4. Afsaneh Taebi. Zeitgenössische Kalligrafie La calligraphie contemporaine S. 27 Fr 20.3. - Mi 15.4. Signing Teheran. Zeitgenössisches Grafikdesign Le graphisme design contemporain Stutensee S. 28 Termine Veranstaltungen Dates des manifestations Sa 14.3. 14.00 Uhr Eröffnung Vernissage Asoo Khanmohammadi. Frei-Räume Espaces libres S. 20 15.30 Uhr Eröffnung Vernissage Tehran Blues S. 21-22 17.00 Uhr Eröffnung Vernissage Newsha Tavakolian. Frauen im Iran Femmes d’Iran S. 23 18.30 Uhr Eröffnung Vernissage Mamak Azarmgin. Illuminationen Enluminures S. 24 19.00 Uhr Portrait Samira Makhmalbaf: Film Cinéma Sib - Der Apfel La pomme S. 56 19.30 Uhr Eröffnung Vernissage Ulla Kimmig: Iran. Stillstand oder Aufbruch? Stagnation ou renouveau? S. 25 21.00 Uhr Konzert Concert Mehr. Eine iranische Frauenband Ensemble de femmes iraniennes S. 43 So 15.3. 11.00 Uhr Vortrag Conférence Delphine Minoui, Khomeinis Töchter Les filles de Khomeyni S. 31 17.00 Uhr Eröffnung Vernissage links of violence. Parastou Forouhar S. 26 18.00 Uhr Podiumsdiskussion Table ronde Kunstszene Teheran La scène artistique à Téhéran S. 32 21.15 Uhr Film Cinéma Persepolis S. 61 Mo 16.3. 20.00 Uhr Lesung Lecture Monireh Baradaran, Erwachen aus dem Alptraum Sortir du cauchemar S. 33 5 Veranstaltungstermine Calendrier Di 17.3. 18.00 Uhr Eröffnung Vernissage Afsaneh Taebi. Zeitgenössische Kalligrafie La calligraphie contemporaine S. 27 19.30 Uhr Fest Fête Feuerspringen La fête du feu Chahar Shanbeh Suri S. 49 19.45 Uhr Film Cinéma Persepolis Gaggenau S. 61 21.15 Uhr Portrait Samira Makhmalbaf: Film Cinéma 11‘09“01 und et Takhte Siah - Schwarze Tafeln Le tableau noir S. 57 Mi 18.3. 13.00 Uhr Führung Visite guidée Afsaneh Taebi. Zeitgenössische Kalligrafie La calligraphie contemporaine S. 27 15.30/18.00/20.30 Uhr Film Cinéma Football Under Cover Baden-Baden S. 62 19.00 Uhr Film Cinéma Persepolis S. 61 19.00 Uhr Video Vidéo Haleh Anvari, Power of a Cliché S. 63 19.30 Uhr Lesung Lecture Christiane Hoffmann, Hinter den Schleiern Irans L’Iran derrière le voile S. 34 20.00 Uhr Lesung Lecture Charlotte Wiedemann, Die Poesie der bleiernen Zeit La poésie des années de plomb Gaggenau S. 35 21.15 Uhr Portrait Samira Makhmalbaf: Film Cinéma Sib - Der Apfel La pomme S. 56 Do 19.3. 15.30 Uhr Führung Visite guidée Afsaneh Taebi. Zeitgenössische Kalligrafie La calligraphie contemporaine S. 27 18.30 Uhr Eröffnung Vernissage Signing Teheran Stutensee S. 28 19.30 Uhr Workshop Atelier Feri Tabrisi Kalligrafie & Ornamentik La calligraphie et l’ornementation Ettlingen S. 29 20.30 Uhr Vortrag Conférence Dr. Shiva Dolatabadi, Die Rechte der Kinder und Mütter im Iran Les droits des enfants et des mères en Iran S. 36 Fr 20.3. 9.00 Uhr Vortrag Conférence Elisabeth Kiderlen, Wir sind doch ganz anders! Nous sommes tout à fait differentes! Baden-Baden S. 37 19.00 Uhr Portrait Samira Makhmalbaf: Film Cinéma 11‘09“01 und et Schwarze Tafeln Le tableau noir S. 57 20.00 Uhr Kabarett Sketches Parvaneh Hamidi S. 44 20.00 Uhr Lesung Lecture Über die Liebe De l’amour. Forough Farrokhzad – Maulana Rumi S. 38 Sa 21.3. 19.30 Uhr Persisches Neujahrsfest Fête du Nouvel An perse Norouz S. 50 So 22.3. 11.30 Uhr Führung Visite guidée links of violence. Parastou Forouhar S. 26 16.00 Uhr Film Cinéma Torang Abedian. Not an Illusion S. 64 19.00 Uhr Portrait Samira Makhmalbaf: Film Cinéma Panje Asr - Fünf Uhr am Nachmittag A 5 heures de l’après-midi S. 58 21.15 Uhr Portrait Samira Makhmalbaf: Film Cinéma Lezate divanegi – Joy of Madness S. 59 Mo 23.3. 19.00 Uhr Vortrag Conférence Dr. Shiva Dolatabadi, Die Rechte der Kinder und Mütter im Iran Les droits des enfants et des mères en Iran Bruchsal S. 36 6 Veranstaltungstermine Calendrier Di 24.3. 19.00 Uhr Portrait Samira Makhmalbaf: Film Cinéma Lezate divanegi – Joy of Madness S. 59 19.45 Uhr Film Cinéma Football Under Cover Gaggenau S. 62 20.00 Uhr Podiumsdiskussion Table ronde Gemeinsam Zukunft gestalten Ensemble, dessiner l’avenir S. 39 Mi 25.3. 17.00 Uhr Modenschau Défilé de mode. Designermode aus Teheran La création de mode à Téhéran S. 67 19.30 Uhr Vortrag Conférence Elisabeth Kiderlen, Wir sind doch ganz anders! Nous sommes tout à fait différentes! S. 37 21.15 Uhr Portrait Samira Makhmalbaf: Film Cinéma Panje Asr - Fünf Uhr am Nachmittag A 5 heures de l’après-midi S. 58 Do 26.3. 16.30 Uhr Begegnung Rencontre Frauencafé. Viele Irane – Viele Perspektiven Perspectives iraniennes S. 51 19.00 Uhr Film Cinéma Tanaz Eshaghian, Be like others S. 65 20.30 Uhr Lesung Lecture Sudabeh Mohafez, Gespräch in Meeresnähe Entretien en bord de mer S. 40 Fr 27.3. 18.30 Uhr Vortrag Conférence Shahrzad Rahmani, Megacity Teheran La mégapole Téhéran S. 41 20.00 Uhr Film Cinéma Sonbol – Rallye durch den Gottesstaat Rallye dans l’Etat théocratique Rastatt S. 66 20.00 Uhr Theater Théâtre Niemandsland / No man’s land S. 45 21.15 Uhr Portrait Samira Makhmalbaf: Film Cinéma Samira and Non-Professional Actors S. 60 Sa 28.3. 16.00 Uhr Führung Visite guidée Tehran Blues S. 21 19.00 Uhr Film Cinéma Tanaz Eshaghian, Be like others S. 65 20.00 Uhr Theater Théâtre Niemandsland / No man’s land Gaggenau S. 45 20.30 Uhr Konzert Concert Maryam Akhondy und der Frauenchor Banu Maryam Akhondy et le chœur de femmes Banu S. 46 So 29.3. 10.00 Uhr Internationales Kulturfrühstück Petit déjeuner international Schahrasad S. 52 15.00 Uhr Begegnung Rencontre Blick über den Rhein Dialogue irano-rhénan S. 53 17.30 Uhr Konzert Concert Persische Volkslieder Chants populaires persans S. 47 19.00 Uhr Portrait Samira Makhmalbaf: Film Cinéma Samira and Non-Professional Actors S. 60 Do 2.4. 17.00 Uhr Führung Visite guidée Tehran Blues (n.V.) S. 21 So 5.4. 11.30 Uhr Führung Visite guidée links of violence. Parastou Forouhar S. 26 Do 9.4. 17.00 Uhr Führung Visite guidée Tehran Blues (n.V.) S. 21 7 8 2009 findet das Kulturfestival Frauenperspektiven zum 10. Mal statt. Mit einem sicheren Gespür für aktuelle, spannende Themen, für die das Festival bereits bekannt ist, wendet es sich in diesem Jahr dem Iran zu. Obgleich die Islamische Republik Iran fast täglich in den Schlagzeilen ist, kennt die breite Öffentlichkeit dieses Land – jenseits der Politik – kaum. Mit einer weitgespannten Themenpalette – vom aktu- ellen Kunstschaffen in Teheran über persische Musik bis hin zu politischen Themen – eröffnet das Festival neue, differen- zierte Einblicke und ermöglicht vielfältige Begegnungen mit (deutsch-) iranischen Künstlerinnen und Wissenschaftlerin- nen, die teils im Iran, teils in Europa leben sowie deutschen und französischen Iran-Kennerinnen. Die Frauenperspektiven 2009 bezeugen damit erneut die Vielfalt und Lebendigkeit der Kulturstadt Karlsruhe und tra- gen maßgeblich zur kulturellen Profilbildung nach außen bei. Das Festival ist so ein exzellenter Kulturbotschafter der Stadt. Ich danke der Vorbereitungsgruppe und allen Organisati- onen in Karlsruhe und der TechnologieRegion, die mit ih- ren Veranstaltungen zum Gelingen des Festivals beigetra- gen haben. In meinen Dank einschließen möchte ich ganz besonders die drei hier in Karlsruhe und der Region täti- gen iranischen Organisationen: die Mir Mohammedi Stif- tung, das Iranische Kulturzentrum und den Förderkreis der Freunde iranischer Kunst und traditioneller Musik, die das Festival mit Rat und Tat unterstützt haben. Mein herzlicher Dank gilt schließlich dem Festivalteam, das dieses beein- druckende Festivalprogramm mit profunder Sachkenntnis und außergewöhnlichem Engagement realisiert hat. Heinz Fenrich Oberbürgermeister der Stadt Karlsruhe Vorsitzender der TechnologieRegion Karlsruhe En 2009, le festival culturel «Perspectives de femmes» a lieu pour la 10e fois à Karlsruhe. Salué pour être toujours à la pointe de l’actualité, le festival a choisi cette année de se consacrer à l’Iran. Car, même si la République islamique d’Iran fait pres- que quotidiennement la une des journaux, le large public connaît à peine ce pays en dehors de son actualité politique. Avec un large éventail de thèmes, tels que la création artis- tique actuelle à Téhéran, la musique perse ou les sujets poli- tiques, le festival ouvre de nouvelles perspectives et offre une plateforme à de multiples rencontres avec des artistes et des intervenantes (germano-)iraniennes vivant en Europe ou en Iran ainsi qu’avec des spécialistes de l’Iran allemandes et françaises. Le festival «Perspectives de femmes» 2009 se fait ainsi une fois de plus le porte-parole de la diversité et du dynamisme de la vie culturelle à Karlsruhe. Excellent ambassadeur de la politique culturelle de la ville, il contribue à renforcer son rayonnement vers l’extérieur. Je remercie le comité de travail du festival ainsi que toutes les organisations partenaires de Karlsruhe et de la région technologique qui grâce à leurs manifestations assurent la réussite de ce festival. Je remercie plus particulièrement les trois organisations iraniennes de Karlsruhe et de sa région : la fondation Mir Mohammedi, le Centre Culturel Iranien et le Cercle des Amis de l’Art iranien et de la Musique traditionnel- le pour leurs conseils et leur soutien actif. Et je remercie très chaleureusement l’équipe du festival qui, avec une compé- tence et un engagement hors pair, a permis la réalisation de ce remarquable programme. Heinz Fenrich Maire de la Ville de Karlsruhe Président de la Région technologique de Karlsruhe Grußwort Mot de bienvenue 9 Bruchsal Stutensee Ettlingen Rastatt Gaggenau Baden-Baden Karlsruhe R h e in Frauenperspektiven – das innovative Kultur- festival in Karlsruhe und der Region! Perspectives de femmes, le festival innovateur de Karlsruhe et de la région! Über 40 Veranstaltungen in 7 Städten. www.karlsruhe.de/frauenperspektiven 10 Geleitwort der Iraner aus Karlsruhe Als wir Iraner von dem bevorstehenden Festival erfahren haben, war unsere Freude über die Themenwahl groß. Die meisten von uns leben schon lange in Karlsruhe, sind in Gruppierungen aktiv, die sich für den Dialog der Kulturen einsetzen und mit ehrenamtlichem Engagement für die Förderung der iranischen Kunst und Kultur eintreten. Dazu gehört der Förderkreis der Freunde iranischer Kunst und traditioneller Musik, das Iranische Kulturzentrum und die Mir Mohammedi Stiftung. Mit diesem Festival sehen wir die einzigartige Chance, die Vielseitigkeit unserer Heimat einer breiten deutschen Öffentlichkeit vorzustellen. Für die Planung und Durchführung einzelner Programmpunk- te haben wir uns, jung und alt, zusammengetan, waren mit Dr. Schoole Mostafawy im Arbeitskreis des Festivals vertre- ten und werden als Veranstalter nach besten Kräften zum Gelingen des Festivals beitragen. Iranische Frauen unter- schiedlicher Berufssparten, die heute im Iran oder in der Fremde leben, belegen mit ihren Beiträgen den Reichtum unserer Kultur. Wir sind sicher, dass dieses Festival weit über die Grenzen Karlsruhes hinaus Beachtung finden wird. Wir möchten danken. Insbesondere der Festivalleiterin Elisabeth Schraut, die sich mit ihren Mitarbeiterinnen er- folgreich für das Thema eingesetzt und trotz finanzieller Beschränkungen und bürokratischer Hürden in Zusammen- arbeit mit engagierten Veranstaltern ein hervorragendes Programm mit vielen Höhepunkten zusammengestellt hat. Seien Sie herzlich dazu eingeladen. Morteza Edalat-Pour Iranisches Kulturzentrum Karlsruhe Mostafa Khodarahm Mir Mohammedi Stiftung. Die Menschenrechtsstiftung Bahman Mobasheri Förderkreis der Freunde iranischer Kunst und traditioneller Musik 11 Einleitung Tausendund_ein IRAN Die 10. Frauenperspektiven 2009 haben Iran als Thema ge- wählt, ein Land, das fast täglich Schlagzeilen in der westli- chen Presse macht. Präsident Ahmadineschad und die Atom- bombe. Iran, Protagonist der „Achse des Bösen“, wie der amerikanische Präsident Bush formulierte. Iran, der große politische Gewinner des Nahostkonflikts. Iran, der islamische Gottesstaat, in dem die Scharia gilt. Im Zentrum des öffentli- chen Interesses steht die Politik, die Islamische Republik Iran als Bedrohung für westliche Kultur und Zivilisation. Von der einstigen Faszination, die Persien im 19. und 20. Jahr- hundert im Westen auslöste, ist heute nach der islamischen Revolution 1979 kaum etwas übrig geblieben. Die Wahrneh- mung des Landes hat sich komplett gewandelt. Trotz einer hochgebildeten Migrantenkolonie – in Deutschland leben ca. 120.000 Iraner – ist einer breiten Öffentlichkeit nur wenig über Geschichte, Kunst und Kultur des Iran bekannt. Hinzu kommt, dass iranische Kultur nicht nur im Iran, sondern dank vier Millionen Exiliranern in Europa und USA heute an vielen Orten der Welt präsent ist. Jenseits festgefahrener Bilder und Klischees möchte das Fes- tival den Blick weiten. Deshalb hat die Vorbereitungsgruppe als Festivaltitel Tausendund_ein IRAN gewählt. Damit werden einerseits Assoziationen an Schahrasad und die Geschichten aus 1001 Nacht hervorgerufen und andererseits auf die Viel- zahl möglicher Perspektiven und die zahlreichen Fassetten iranischer Kultur angespielt. Gleichzeitig soll der Titel darauf hinweisen, dass iranische Kunst und Kultur (Iranität) heute an vielen Orten der Welt unter sehr unterschiedlichen Bedin- gungen gelebt und weiterentwickelt wird. In Kombination mit dem Begriff Iran, der eindeutig politisch besetzt ist, wird der Widerspruch zwischen Bedrohung und Faszination aufgenom- men. Der Unterstrich im Titel weist zudem auf das Kommuni- kationsmedium Internet hin, das weltweit eine zentrale Rolle bei der Vernetzung und Vermittlung iranischer Kultur besitzt. Die rechtliche und gesellschaftliche Situation von Frauen gilt häufig als Messlatte für den Stand von Zivilisation und Demo- kratie eines Landes. Das Festival Frauenperspektiven widmet sich seit 1991 dieser nach wie vor zentralen und hochaktu- ellen Fragestellung, seit 2003 - im Zeitalter der Globalisie- rung – mit einem Fokus auf außereuropäische Kulturen. Nach „Orient – Okzident. Befreundung mit dem Fremden?“ (2003), „Ferner Osten – Naher Westen? China, Vietnam“ (2005) und „Neue Welt – Neue Welten? Guatemala, Mexiko, Kuba“(2007) wird bei der 10. Festivalauflage der Iran und die Iranität im Zentrum stehen. Die Islamische Republik Iran ist ein Land voller Gegensätze und Widersprüche. Publizierte Bilder in den Medien zeigen meist schwarzverschleierte iranische Frauen als Symbol für gesellschaftliche Unterdrückung und persönliche Abhän- gigkeit. Tatsächlich gehört Iran hinsichtlich der rechtlichen Stellung der Frau zu den rückständigsten Ländern der Welt. Gleichzeitig spielen Frauen bei den gesellschaftlichen Mo- dernisierungsbewegungen im Iran eine große Rolle. Mehr als fünfzig Prozent der Studierenden sind Frauen. Es gibt im Iran mutige Politikerinnen und Künstlerinnen, couragierte Frauen im Alltag. Über die ganze Welt geknüpfte Netzwerke sorgen für Information und Kommunikation. Die Frauenperspektiven 2009 liefern erneut einen aktiven Beitrag zum gesamtstädtischen Schwerpunkt Recht, der im Masterplan 2015 festgeschrieben ist. Zum einen, indem sie den Aspekt Geschlechtergerechtigkeit ins Zentrum rücken, zum anderen, indem sie außereuropäischen Kulturen ein Fo- rum bieten. Damit werden sie aus der Randposition unserer Wahrnehmung befreit und kommen so zu „ihrem Recht“. Mit seinen Zielsetzungen und seiner Thematik versteht sich das Karlsruher Kulturfestival Frauenperspektiven auch als Beitrag zu einem „Islamdialog“ im Sinne des Auswärti- gen Amtes Berlin, das eine Auseinandersetzung über Werte, 12 Standpunkte und Meinungen, ohne Kontroversen auszuspa- ren, fordert: „Politische Gespräche auf höchster Ebene allein reichen für die Realisierung dieses Konzepts nicht aus. Viel- mehr sollen konkrete Projekte dazu beitragen, erstarrte Kli- schees durch differenzierte Wahrnehmungen zu ersetzen.“ Im Namen der Vorbereitungsgruppe und aller Veranstalter- Innen möchte ich Sie sehr herzlich zu den vielfältigen und abwechslungsreichen Programmpunkten der Frauenpers- pektiven 2009 einladen. Weiten Sie Ihren Blick und lassen Sie sich überraschen! Elisabeth Schraut Festivalleiterin En choisissant l’Iran pour thème de sa 10e édition, le festi- val «Perspectives de femmes» 2009 se consacre à un pays qui fait presque quotidiennement la une des journaux occi- dentaux: Le Président Ahmadinejad et la bombe atomique; l’Iran, pilier de «l’axe du mal», selon l’expression du Prési- dent américain Bush; l’Iran, vainqueur politique du conflit au Moyen-Orient; l’Iran, Etat théocratique islamique, promulga- teur de la charia. La presse se focalise sur la politique de la République islamiste d’Iran, synonyme de menace pour la culture et la civilisation occidentales. La Révolution islamique a relégué au second plan l’ancienne fascination exercée par la Perse sur l’Occident aux 19e et 20e siècles. Notre perception de l’Iran a complètement chan- gé. Malgré une diaspora hautement cultivée et nombreuse (120.000 Iraniens vivent en Allemagne), le large public igno- re presque tout de l’histoire, l’art et la culture de l’Iran. Pour- tant, la culture iranienne n’est pas seulement présente en Iran, mais aussi en Europe et aux Etats-Unis grâce à environ quatre millions d’exilés répartis dans le monde entier. L’objectif majeur du festival est de contribuer à élargir le regard porté sur l’Iran et de présenter un pays au-delà des images toutes faites et des idées reçues. En ce sens, il évoque d’une part Schéhérazade et les contes des Mille et Une Nuits, mais réserve une grande part aux diverses perspectives et aux nombreuses facettes de la culture iranienne. En ce sens aussi, le titre du festival rappelle que la culture et l’art iraniens («iranité») sont vécus et évoluent aujourd’hui de diverses façons et dans des conditions diverses dans les différents pays du monde. Parallèlement, le tiret bas inséré dans le titre fait allusion à l’Internet qui joue un rôle primordial en tant que moyen de communication et de diffusion de la cul- ture iranienne. La République islamique d’Iran est un pays riche en con- trastes et paradoxes. La plupart des images publiées dans la presse montrent les femmes iraniennes voilées de noir, sym- boles d’oppression sociale et de dépendance personnelle. L’Iran est, de fait, un pays rétrograde en matière de droits de la femme. Et pourtant, les femmes y jouent un rôle de levier essentiel dans le mouvement de modernisation de la société. Plus de 50% des étudiants sont des étudiantes. Les Iraniennes se battent courageusement sur la scène politique et artistique autant que dans leur environnement quotidien. Grâce aux réseaux qui les relient dans le monde entier, la communication est intense et l’information circule. Au nom du comité de préparation du festival et de toutes les organisatrices, j’ai le grand plaisir de vous inviter très cordia- lement à venir découvrir les multiples facettes du programme des « Perspectives de femmes » 2009. Elargissez votre regard et laissez-vous surprendre ! Elisabeth Schraut Directrice du festival Introduction Mille et un IRAN 13 14 VORBEREITUNGSGRUPPE Badisches Staatstheater, Bettina Weiler Centre Culturel Franco-Allemand, Sylvette Martinez GEDOK, Dr. Christa Hartnigk-Kümmel, Bettina Schönfelder Jubez StJA, Petra Kuropka Kinemathek, Inka Gürtler Literarische Gesellschaft, Lotti Neumann Dr. Schoole Mostafawy Stadt Karlsruhe/Frauenbeauftragte, Annette Niesyto Stadt Karlsruhe/Kulturamt/Allgemeine Kultur/Fachbereich Internationale Beziehungen, Angelika Schmidt, Elisabeth Schraut Stadt Gaggenau/Kulturamt, Heidrun Haendle ZKM, Christiane Riedel und weitere VERANSTALTERINNEN Badisches Landesmuseum, Prof. Dr. Harald Siebenmorgen, Dr. Schoole Mostafawy Förderkreis der Freunde iranischer Kunst und traditioneller Musik, Bahman Mobasheri Galerie Bode, Dorothee Bode Hausvereine ibz, Lilia Jeridi Internationales Begegnungszentrum, Marion Schuchardt Iranisches Kulturzentrum, Morteza Edalat-Pour Kulturgruppe der iranischen Studenten, Shahrzad Rahmani, Ayat Sasan Kulturverein Tempel, Martin Holder Mir Mohammedi Stiftung. Die Menschenrechtsstiftung, Mostafa Khodarahm, Dr. Schoole Mostafawy Modehaus Schöpf, Dr. Melitta Büchner-Schöpf Stadt Baden-Baden/Gleichstellungsstelle, Karin Wittmann Stadt Baden-Baden/Kulturamt, Petra Heuber-Sänger Stadt Bruchsal/Gleichstellungsbeauftragte, Inge Ganter Stadt Ettlingen/Stadtbibliothek, Siglinde Taller Stadt Karlsruhe/Kulturamt/Stadtbibliothek, Sabine Dietrich, Andrea Krieg Stadt Rastatt/Frauen-und Gleichstellungsbeauftragte, Petra Heinisch-Hildenbrand Stadt Stutensee/Kulturamt, Julia Peidelstein FESTIVALLEITUNG UND GESAMTKOORDINATION Elisabeth Schraut M.A. (Leitung) Angelika Schmidt 15 16 13.3. FR Festivaleröffnung Inauguration du festival 18 Uhr Begrüßung Oberbürgermeister Heinz Fenrich Talkrunde Tausendund_ein IRAN Einführung und Moderation Elisabeth Schraut Festivalleiterin Mit Dr. Susanne Asche Kulturamtsleiterin Karlsruhe Heidrun Haendle Kulturamtsleiterin Gaggenau Dr. Christa Hartnigk-Kümmel 1. Vorsitzende Gedok Karlsruhe Dr. Schoole Mostafawy Mir Mohammedi Stiftung Annette Niesyto Frauenbeauftragte der Stadt Karlsruhe Musikalische Umrahmung Daf-Gruppe Tomtaka, Köln Ort / Veranstalter IHK - Haus der Wirtschaft Lammstr. 13 - 17 76133 Karlsruhe Veranstaltet von Stadt Karlsruhe in Zusammenarbeit mit der IHK Karlsruhe Mit einer Talkrunde zum Festivalthema Tausendund_ein IRAN, Filmen der iranischen Künstlerin Haleh Anvari und der Regisseurin Torang Abedian sowie Musik der Daf-Gruppe Tomtaka werden die 10. Frauenperspektiven eröffnet. Dr. Katajun Amirpur spricht über FRAUENPOWER IM IRAN. Eine Million Unterschriften wollen die Organisatorinnen der gleichnamigen Kampagne sammeln: Eine Million Iranerinnen und Iraner sollen in dem Land, das hin- sichtlich der rechtlichen Stellung der Frau zu den rückwärts gewandtesten der Welt gehört, den Kampf der Frauenrechtlerinnen unterstützen. Kein einfaches, aber sicherlich ein überfälliges Vorhaben: Denn das iranische Rechtssystem zementiert die Ungleichheit von Mann und Frau wie kaum ein anderes auf der Welt. Andererseits ist die Islamische Republik Iran auch ein Land, in dem zwei Drittel aller Studierenden Frauen sind und Frauen ein Drittel aller akade- mischen Doktorgrade erwerben. Allen Widerständen zum Trotz gibt es im Iran eine emanzipatorische Frauenbewegung, die mit islamischen Argu- menten für Gleichberechtigung eintritt. Wenn es im Iran frauenfeindliche Gesetze gebe, dann liege dies an den Männern, die den Koran interpre- tiert hätten, nicht am Koran selbst, schreibt Shirin Ebadi, die Friedensno- belpreisträgerin des Jahres 2003. Daf-Gruppe Tomtaka Das Kölner Trio Bita Kermani, Nasi Shahin und Keyvan Harandi, Mitglie- der der Daf-Gruppe TOMTAKA, sind SchülerInnen des iranischen Percus- sionkünstlers und Mitglieds der Gruppe Zarbang, Reza Samani. Sie haben die einzigen Noten, mit denen die iranische Rahmentrommel Daf gespielt wird, zu ihrem Bandnamen gewählt: Tom-tak-ka. Daf gehört zu den traditi- onellen Instrumenten der Sufi-Musik. In den von Daf begleiteten, lyrischen Liedern werden entweder die 99 Namen Gottes rezitiert oder die Liebe zu Gott besungen. Wenn auf Daf die Töne in immer neuen, sich steigern- den Rhythmen erklingen, erfasst Stille den Raum und Weite das Herz. Der Mensch verlässt die Enge des Egos, um die Einheit des Seins zu feiern. 17 Vortrag Frauenpower im Iran Dr. Katajun Amirpur, Köln Dr. Katajun Amirpur, geb. 1971 in Köln, unter- richtet Islamwissenschaften an der Universität Bonn. Zahlreiche Publikationen zum Thema Iran. Sie forscht zurzeit für die Fritz-Thyssen Stiftung über islamischen Feminismus im Iran. Mit Unterstützung der Landeszentrale für politische Bildung anschließend Haleh Anvari, The Power of a Cliché (2006) Siehe S. 63 Torang Abedian, Not an Illusion (2008) Siehe S. 64 Die Video-Collage THE POWER OF A CLICHé der Teheraner Künstle- rin und Journalistin Haleh Anvari zeigt, wie iranische Frauen im Westen und im Iran dargestellt werden. Der schwarze Tschador gilt als visuelles Kürzel im In- und Ausland. Der erste Film NOT AN ILLUSION der iranischen Regisseurin Torang Abedian beschreibt das Schicksal einer Frau, die im Iran Sängerin wer- den will, obgleich Frauen ein öffentlicher Solo-Auftritt verboten ist. Die Situation der Musikszene Teherans spiegelt den Status der iranischen Gesellschaft zwischen Tradition und Moderne. Pour l’ouverture de sa 10e édition, le festival Perspective de femmes propose un programme alliant interviews, films, musique et conférence. Tout d’abord, quelques personnalités seront invitées à s’exprimer sur le thème de «Mille et un Iran». Dans sa conférence, Dr Katajun Amirpur, professeur de sciences islamiques à l’université de Bonn, parlera ensuite du mouvement pour l’émancipation des femmes en Iran et de la campa- gne pour l’égalité des sexes visant à recueillir un million de signatures iraniennes en faveur des droits de la femme. Puis, le collage-vidéo de Haleh Anvari montrera les représentations stéréotypes des Iraniennes dans les pays occidentaux et en Iran, tandis que le premier film de To- rang Abedian fera découvrir le parcours d’une femme qui veut devenir chanteuse en Iran ainsi que la scène musicale à Téhéran. La musique sera représentée par les rythmes du trio Tomtaka, dont le nom se compose des trois seules notes de musique avec lesquelles le daf (tambour sur cadre) est joué et dont les membres sont toutes trois élèves de l’artiste percussionniste iranien, Reza Samani, du groupe Zar- bang. 18 19 14.3.09 SA Auftakt Ouvertures 14.00 Uhr Asoo Khanmohammadi Frei-Räume. Fotografien aus dem Iran Espaces libres. Photographies d’Iran Ausstellung Exposition Badisches Landesmuseum Karlsruhe ( S. 20) 15.30 Uhr Tehran Blues Ausstellung Exposition PrinzMaxPalais (S. 21-22) 17.00 Uhr Newsha Tavakolian Frauen im Iran Femmes d’Iran Ausstellung Exposition Centre Culturel Franco-Allemand (S. 23) 18.30 Uhr Mamak Azarmgin Illuminationen Enluminures Ausstellung Exposition Gedok Künstlerinnenforum (S. 24) 19.00 Uhr Portrait Samira Makhmalbaf: Sib – Der Apfel La pomme Film Cinéma Das Kino im PrinzMaxPalais (S. 56) 19.30 Uhr Ulla Kimmig. Iran Stillstand oder Aufbruch? Stagnation ou renouveau? Ausstellung Exposition Galerie Bode (S. 25) 21.00 Uhr Mehr – Iranische Frauenband Ensemble de femmes iraniennes Konzert Concert Kulturzentrum Tempel (S. 43) 20 14.3.SA Frei-Räume Espaces libres Ausstellung Exposition 14 Uhr Asoo Khanmohammadi Fotografien aus dem Iran Photographies d’Iran Eröffnung in Anwesenheit der Fotografin Es sprechen Prof. Dr. Harald Siebenmorgen Wolfram Jäger, Kulturbürgermeister Elisabeth Schraut, Festivalleiterin Dr. Schoole Mostafawy, Kuratorin Persische Chansons mit Ayat und Arash Sasan Ort / Veranstalter Badisches Landesmuseum Karlsruhe Schloss 76131 Karlsruhe Ausstellungsdauer: 15.3.-19.4. Öffnungszeiten: Di-Do 10-17 Uhr, Fr-So u. Feiertage 10-18 Uhr Eintritt frei Eine kleine Sensation verspricht die Fotografie-Ausstellung im Foyer des Badischen Landesmuseums. Weltweit zum ersten Mal werden hier Werke der 1980 geborenen Teheraner Künstlerin Asoo Khanmohammadi präsentiert. Im Zentrum von zwei ästhetisch höchst anspruchsvollen Schwarz-Weiß- Serien stehen Fragen nach der Bedeutung des Individuums und der Ge- schlechterrolle in der Islamischen Republik Iran. Brisante Bilder von Trans- sexuellen fangen Szenen einer Subkultur in Teheran ein, die keineswegs im Verborgenen blüht. Mitten auf der berühmten Prachtstraße „Vali-Asr“ nimmt sich Asoo Khanmohammadi der unliebsamen Außenseiter an. Die Momentaufnahmen zeugen von einer großen Sensibilität für menschliche Gesten und Handlungen. Mehr noch: Indem die Kamera das Bizarre und Surreale im öffentlichen Raum einfängt, erhält das verloren geglaubte Indi- viduum im Iran unverhofft eine Stimme. Die zweite Fotoserie beschäftigt sich mit der Stellung der Frau in der Ge- sellschaft heute. Bei den ausdrucksstarken Bildern handelt es sich um in- szenierte Fotografie im privaten Raum. Verpackt in Luftpolsterfolie werden Kunst-Bräute in teils dramatischen Szenarien geschaffen. Eine raffinierte Lichtführung sorgt dafür, dass sie nie an erotischer Anziehung einbüßen. Die Frau demnach nichts anderes als ein kostbares Gut, das man vor sich selbst und anderen schützen muss? Zur Ausstellung erscheint ein deutsch-englischer Katalog. Cette exposition exceptionnelle montre en pre- mière mondiale les photographies de la jeune artiste téhéranaise Asoo Khanmohammadi. De grande qualité esthétique, les deux séries de photographies noir et blanc posent la question de l’individu et du rôle des sexes dans la Répu- blique islamique d’Iran. Les images fortes de transsexuels témoignent des différentes subcul- tures de la capitale iranienne. La seconde série traduit la réflexion de l’artiste sur la place de la femme dans la société actuelle. 21 Ausstellung Exposition 14.3. SA Tehran Blues 15.30 Uhr Eröffnung in Anwesenheit der Künstlerinnen Einführung Bettina Schönfelder, Kuratorin Ort PrinzMaxPalais Karlstr. 10 76133 Karlsruhe Ausstellungsdauer: 15.3.-19.4. Öffnungszeiten: Di, Fr, So 10-18 Uhr, Do 10-19 Uhr, Sa 14-18 Uhr Mo (auch Ostern) und Mi geschlossen Eintritt frei Veranstalter GEDOK Karlsruhe in Kooperation mit Literarischer Gesellschaft und Stadtmuseum Führungen mit Bettina Schönfelder Sa 28. 3. 16 Uhr n.V. Do, 2.4. 17 Uhr und 9.4. 17 Uhr (Anmeldung erforderlich 0721 37 41 37) Die Ausstellung zeigt Künstlerinnen, die die oft widersprüchlichen Aspekte der eigenen Herkunft und jeweiligen Lebenssituation im Iran und in der Diaspora thematisieren. Fragen der individuellen Identität sind dabei auf das Engste verknüpft mit Politik, Religion und dem Thema der Geschlech- terbeziehungen, aber auch mit Reflexionen über das globalisierte System Kunst und seine Marktmechanismen. Das Lebensgefühl der im Iran tätigen Künstlerinnen schwankt zwischen Abwarten und Aktivität, Ermüdung und Zuversicht. Sie bewegen sich scheinbar mühelos zwischen parallelen Le- bensräumen des Privaten und des Öffentlichen, des Unbeobachteten und des Überwachten und entwickeln im Spannungsfeld zwischen Anpassung und Autonomie ihre künstlerischen Arbeiten. So schaffen sie sich Freiräume gegenüber den kulturpolitischen Repressionen des fundamentalistischen Regimes und verteidigen ihre eigenständige, auch feministische Haltung. In der Diaspora lebende iranische Künstlerinnen hingegen thematisieren ihre komplexe Sozialisation, die eine Mischung aus westeuropäischen und orientalischen Wertvorstellungen und Lebenserfahrungen ist. Aus der Dis- tanz nähern sie sich dem Land ihrer Eltern und untersuchen die Bedeutung von Verwurzelung und Entwurzelung, von Vertrautheit und Fremdheit. Dabei erweist sich das Dazwischen als Lebensform, die bewusst oder unbewusst in den künstlerischen Arbeiten ihre Spuren hinterlässt. Urbanität, die zu- nehmende Globalisierung und allerorts verfügbare Medienbilder, wie sie für die junge Kunstszene selbstverständlich sind, helfen die traditionellen Unterschiede von westlicher und islamischer Lebenswelt zu überbrücken. Sie erleichtern die internationalen Kontakte und den interkulturellen Austausch. Gleichzeitig ver- stärkt sich aber auch das Bewusstsein für die gesellschaftliche Ungleichheit, das alle betei- ligten Künstlerinnen zu Wanderern zwischen den Kulturen macht. Ein seismographischer, manchmal zur Melancholie neigender Sinn für die Brüchigkeit heutiger Identitäten verbindet sie jenseits ihrer unterschiedlichen Wohnorte. L’exposition présente des artistes qui thémati- sent souvent le paradoxe entre leur origine et leur situation respective en Iran ou en exil. Les créations des artistes iraniennes en Iran se nour- rissent de la tension existant entre la tendance à l’adaptation et le désir d’autonomie. Les œuvres des artistes de la diaspora reflètent la com- plexité de leur situation où se mélangent les vi- sions et les expériences des mondes d’Orient et d’Occident. Elles ont en commun la mélanco- lie issue de la fragilité de leur identité. 22 Ausstellung Exposition Beteiligte Künstlerinnen Bita Fayyazi (geb. 1962 in Teheran, lebt und arbeitet in Teheran) Salome Ghazanfari (geb.1982 in Speyer, lebt und arbeitet in Karlsruhe) Simin Keramati (geb.1970 in Teheran, lebt und arbeitet in Teheran) Neda Razavipour (geb. 1969 in Teheran, lebt und arbeitet in Teheran) Myriam Schahabian (geb. 1965 in Karlsruhe, bis 1981 in Teheran, lebt bei Karlsruhe) Jinoos Taghizadeh (geb. 1971 in Teheran, lebt und arbeitet in Teheran) 23 14.3. SA Frauen im Iran Femmes d’Iran Ausstellung Exposition In den dokumentarischen Bildern der 27jährigen iranischen Fotojournalis- tin Newsha Tavakolian begegnen wir Frauen in privaten und öffentlichen Räumen - bei Festen, Hochzeiten, im Café, am Strand, bei politischen Kund- gebungen, beim Karate oder auf dem Rummelplatz. Sie spiegeln das Para- doxe der heutigen iranischen Gesellschaft: das Zusammenleben von Tra- dition und Moderne. Die Fotografien zeigen schwarz verhüllte Mütter von Märtyrern und Sittenwächterinnen ebenso wie geschminkte junge Frauen in Abendkleidern oder begeisterte Zuschauerinnen eines Fußballspieles. Zur Lage der Frauen in dem vom Wandel geprägten Land sagt die in Teheran lebende Fotografin: „Die Situation hat sich in den letzten zehn Jahren er- heblich verbessert. Dieser Fortschritt ging nicht von der Regierung aus, sondern von uns selbst.“ Ihre zufällig und natürlich wirkenden Fotos, als würde man im Vorbeigehen einen flüchtigen Blick auf eine Alltagsszene aus dem Leben iranischer Frauen werfen, bestätigen ihre Aussage. Ausstellungen: u.a. „Made in Teheran. Sechs Frauenblicke“, Cicero-Galerie für politische Fotografie Berlin 2007. “Sisters in Chanel and Chador”, Deci- sive Moment Gallery Darlington 2008. Veröffentlichungen in: u. a. The New York Times, Stern, Newsweek, Le Figaro, Time Magazine und National Geographic. L’exposition de la jeune photo-journaliste ira- nienne Newsha Tavakolian reflète le paradoxe de la société iranienne entre tradition et modernité: les mères de martyrs voilées de noir y côtoient des jeunes femmes maquillées en robes dé- colletées. Selon Newsha Tavakolian si «la situa- tion des femmes s’est beaucoup améliorée lors des 10 dernières années, ce n’est pas grâce au gouvernement, mais grâce aux femmes elles- mêmes.» Publications dans: The New York Times, Stern, Le Figaro, National Geographic etc. 17 Uhr Newsha Tavakolian Fotografien Photographies Eröffnung in Anwesenheit der Fotografin Begrüßung Wolfram Jäger, Kulturbürgermeister Christian Dumon, Consul général de France, Stuttgart Einführung Jutta Hieret-Piosczyk Ort / Veranstalter Centre Culturel Franco-Allemand Kaiserstr. 160-162 76133 Karlsruhe Ausstellungsdauer: 15.3.-17.4. Öffnungszeiten: Mo-Do 10-12.30, 14-18 Uhr Fr 10-12.30 Uhr So., 15., 22., 29.3., 11-17 Uhr Eintritt frei 24 14.3. SA Illuminationen Enluminures Ausstellung Exposition 18.30 Uhr Mamak Azarmgin Eröffnung in Anwesenheit der Künstlerin Einführung Dr. Schoole Mostafawy Musik: Daf-Gruppe Tomtaka siehe S. 16 Ort / Veranstalter GEDOK Künstlerinnenforum Markgrafenstr. 14 76131 Karlsruhe Ausstellungsdauer: 15.3.-24.4. Öffnungszeiten: Mi-Fr 17-19 Uhr, Sa 14-16 Uhr, So u. Feiertage 11-14 Uhr Eintritt frei Mamak Azarmgin, geb. 1968, studierte in Teheran Design, Malerei, Foto- grafie und Angewandte Kunst. Der Schwerpunkt ihrer Arbeit liegt in der traditionsreichen Illumination (Tahzib), die im Iran seit jeher eine hohe Wertschätzung genießt. Einzelseiten des Koran, Liebeslieder, Versepen oder philosophische Meditationen berühmter iranischer Dichter wie Hafez, Ferdosi und Djami werden erst durch die filigrane Schönheit dieser Buch- malerei veranschaulicht. Als charakteristisches Element durchziehen Arabesken in funkelnden Naturfarben aus Gold und Silber, Lapislazuli und Malachit die Illumination und bilden so ein visuelles Gegenstück zur höchsten Kunstform des Islam, dem geschriebenen Wort. Einer Reise in die Welt der Mystik gleich, verwandelt die Kunst des Tahzib denjenigen, der sich von ihr berühren lässt. In den 1995-2007 entstandenen Arbeiten Mamak Azarmgins löst sich die Illumination aus der engen Bindung zum Buch, obgleich sie den Be- zug zu diesem Medium nie ganz aufgibt. Von der Tönung des Papiers bis zur Herstellung der Farben beherrscht die Künstlerin die exquisite Kunst, deren Geheimnisse bis heute nur unvollkommen enträtselt sind. Wie kostbare Kleinodien faszinieren komplexe Ornamentkompositionen als Zeugen einer fernen Zeit und Welt. Durch den Pinselstrich der Künst- lerin leben sie bis in die Gegenwart fort. Eine Buchauswahl aus dem Karls- ruher Orient-Archiv Dr. Vogt ergänzt die Ausstellung um Aspekte der Tra- dition, in der das Werk Mamak Azarmgins steht. L’art de l’enluminure (Tahzib) jouit en Iran d’une haute considération. Ses arabesques étince- lantes, contre-point visuel de l’art suprême de l’islam, la calligraphie, illustrent depuis des siè- cles le Coran et les œuvres des célèbres poètes iraniens. Mamak Azarmgin maîtrise cet art à la perfection. Dans ses œuvres réalisées de 1995 à 2007, elle libère l’enluminure de son lien avec le livre. Véritables joyaux, ses compositions or- nementales témoignent d’une époque et d’un monde révolus. 25 Ausstellung Exposition SA 14.3. Iran. Stillstand oder Aufbruch? Iran. Stagnation ou renouveau? „Die Frauen waren für mich der Schlüssel zur iranischen Gesellschaft.“ Ulla Kimmig, 1961 in Baden-Baden geboren, war in den Jahren 2000 bis 2004 als freischaffende Fotojournalistin allein im Iran unterwegs. Ihr Wunsch, die Frauen als Individuen und eigenständige Persönlichkeiten zu zeigen, wur- de zu einer ganz persönlichen Herausforderung. So ist es ihr mit großem Mut und unter zum Teil erheblichen Schwierigkeiten gelungen, Aufnahmen zu machen, die nicht unsere so oft klischeebehaftete Sichtweise der Men- schen und vor allem der Frauen im Iran bedient, sondern dazu auffordert, diese zu überdenken und neu zu sehen. Die Ausstellung zeigt eine Auswahl eindrucksvoller Bilder: Wir sehen in der Öffentlichkeit ausgelassen lachende Mädchen vor einem Geistlichen. Vor einer Telefonzelle in Teheran steht eine Gruppe junger, modischer Frauen, die mit Make-Up ihre Persönlichkeit betonen möchten. Alle ausgestellten Aufnahmen sind im 2005 erschienenen Bildband „Ulla Kimmig – Iran. Stillstand oder Aufbruch“ bei Edition Braus enthalten. «Les femmes sont pour moi la clé de la société iranienne». Ulla Kimmig a travaillé dans tout l‘Iran, comme photo-journaliste indépendante. Avec un grand courage et malgré d‘énormes difficultés, elle a réussi à prendre des photos qui bousculent nos clichés sur l‘Iran et nous obligent à revoir nos idées. L‘exposition montre des photos très significa- tives par ex. des jeunes filles laissant éclater leur joie sous le regard d‘un religieux. Ces photos sont parues dans le volume publié en 2005. 19.30 Uhr Ulla Kimmig Eröffnung in Anwesenheit der Fotografin Einführung Elisabeth Schraut Ort / Veranstalter Galerie Bode Ettlinger Straße 2a 76137 Karlsruhe Ausstellungsdauer: 15.3.-18.4. Öffnungszeiten: Mi-Fr 15-18.30 Uhr, Sa 11-14 Uhr Eintritt frei 26 15.3.SO links of violence Ausstellung Exposition 17 Uhr Parastou Forouhar Neue Positionen Nouvelles démarches artistiques Eröffnung in Anwesenheit der Künstlerin Begrüßung Mostafa Khodarahm 1. Vorsitzender Mir Mohammedi Stiftung Einführung Dr. Schoole Mostafawy Kuratiert von Dr. Schoole Mostafawy, Ulrike Näther M.A. Kaum eine Künstlerin ist auch in der Politszene so bekannt wie die 1962 ge- borene Parastou Forouhar. Einzel- und Gruppenausstellungen im In- und Ausland zeichnen sie ebenso aus wie ihr mutiger Einsatz für die Aufklärung des Doppelmords an ihren Eltern, den beiden führenden oppositionellen Politikern Irans, Dariush und Parwaneh Forouhar. Die Präsentation beinhaltet digitale Zeichnungen, Rauminstallationen und eine Dokumentation. Von der regimekritischen Haltung der Künstlerin zeu- gen die Arbeiten ICH ERGEBE MICH, TAUSENDUNDEIN TAG und SPIEL- MANNSZÜGE. In Anlehnung an persische Miniaturmalerei werden Figuren- gruppen entindividualisiert in ornamentale Strukturen eingebunden. Diese entpuppen sich als Folterszenen, die sich zu pittoresken Mustern verwe- ben, sich auflösen, um sich in immer neuen Konfigurationen wiederzufin- den. Zwischen Spiel und Ernst, Moderne und Tradition, Harmlosigkeit und Gewalt winden sich so Opfer und Täter in einer schicksalhaft vorbestimmten endlosen Pein. In der Arbeit DOKUMENTATION werden Presseartikel, Interviews und Briefe in einen künstlerischen Kontext gestellt. Sie belegen suggestiv den vom staatlichen Geheimdienst Irans im November 1998 regelrecht insze- nierten Ritualmord an dem Ehepaar Forouhar. Mit dieser Ausstellung will die Mir Mohammedi Stiftung Parastou Forouhar ehren und für die Einhaltung der Menschenrechte im Iran plädieren. Parastou Forouhar est aussi connue en tant qu’artiste que sur la scène politique. Ses nom- breuses expositions la caractérisent autant que son action pour éclaircir le double assassinat de ses parents, Dariush et Parwaneh Forouhar, op- posants politiques en Iran. L’exposition exprime la position critique de l’artiste vis-à-vis du régime actuel en Iran. Présentée grâce à la Fondation Mir Mohammedi, elle rend hommage à Parastou Forouhar et ap- pelle au respect des droits de l’homme en Iran. Ort / Veranstalter Orgelfabrik Amtshausstraße 17 76227 Karlsruhe Ausstellungsdauer: 16.3.-5.4. Öffnungszeiten: Do-Fr 17-20 Uhr, Sa, So u. Feiertage 11-18 Uhr Führungen mit Dr. Schoole Mostafawy So 22.3. und 5.4., jeweils 11.30 Uhr Veranstaltet von Mir Mohammedi Stiftung. Die Menschenrechtsstiftung Eintritt frei 27 Ausstellung Exposition 17.3. DI Zeitgenössische Kalligrafie La calligraphie contemporaine 18 Uhr Afsaneh Taebi Eröffnung in Anwesenheit der Künstlerin Es sprechen Andrea Krieg Elisabeth Schraut Ort / Veranstalter Stadtbibliothek im Neuen Ständehaus Brückenraum, 1. OG Ständehausstr. 2 76133 Karlsruhe Ausstellungsdauer: 18.3.-18.4. Öffnungszeiten: Di und Do 10-19 Uhr, Mi und Fr 10-18 Uhr, Sa 10-14 Uhr Führungen mit Afsaneh Taebi und Negin Khodarahm Mi 18.3. 13 Uhr, Do 19.3. 15.30 Uhr Eintritt frei Buch und Schrift stehen im Zentrum islamischer Kunst und Kultur. Entspre- chend genießt die Kalligrafie schon früh einen außerordentlichen hohen gesellschaftlichen Stellenwert. Sie gilt als die alle anderen Gattungen über- ragende Kunst. Vergleichbar der Bedeutung von Malerei und Bildhauerei in der westlichen Welt, blieb ihre Verwendung keineswegs nur auf den sak- ralen Bereich beschränkt. Die Schönschreibekunst diente vielmehr auch allen anderen Künsten als Vorlage für ihre Zierbedürfnisse. Als Hauptträger schöpferischen Ausdruckswillens und Manifestation von Gottes Wort sind Natur und Geheimnis eines Buchstabens stets im mystischen Sinne leben- dig. Ergänzt um farbige Tuschen als Sinnbilder kosmischer Harmonie wer- den sie zu dem Spiegelbild islamischen Weltverständnisses. Seit Gründung der Islamischen Republik erlebt die Kalligrafie im Iran eine neue Blüte. Dafür steht das Werk der 1966 geborenen Malerin Afsaneh Taebi. Als Schülerin des Meisterkalligrafen Mohammad Mirzaee nahm Afsaneh Taebi an zahlreichen Gruppenausstellungen teil. In Deutschland werden ihre Arbeiten zum ersten Mal der Öffentlichkeit gezeigt. Bilder, in denen sich ein Satz, Verb oder Wort in ausgewogenem Gleichklang der Buchstaben präsentiert. Bilder auch, die nach Sicht der Künstlerin beim Betrachter Wohlwollen, Glück und Liebe hervorrufen sollen. Das Ergebnis ist eine Komposition von Formen und Mustern, die schon ungeachtet ihrer inhaltlichen Bedeutung ästhetisch anspricht. Le livre et l’écriture occupent une place cen- trale dans l’art et la culture islamiques. La cal- ligraphie, considérée comme l’art suprême de l’Islam, fut d’abord réservée au domaine du sacré, avant d’être utilisée dans tous les arts comme élément décoratif. Depuis la fondation de la République Islamique, la «belle écriture» connaît un nouvel essor en Iran. Pour la premi- ère fois en Allemagne, cette exposition montre les œuvres de Afsaneh Taebi, élève du maître calligraphe Mohammad Mirzaee. 28 Signing Tehran Zeitgenössisches Grafikdesign Le graphisme design contemporain Eröffnung mit der Grafikdesignerin Wahideh Abdolvahab Begrüßung Oberbürgermeister Klaus Demal Ausstellung Exposition Form und Farbe, Linie und Fläche, Schrift und Bild zu ausdrucksstarken gra- fischen Arbeiten mit großer poetischer Wirkung zu verbinden, das ist das Charakteristikum des zeitgenössischen Grafikdesigns im Iran. Längst sind auch im Westen iranische Grafikdesigner wie Reza Abedini keine Unbe- kannten mehr. Wahideh Abdolvahab, geb. 1979 in Teheran, hat sich zum Abschluss ihres Studiums im Fachbereich Grafikdesign in Köln auf eine mehrmonatige Er- kundungsreise in die alte Heimat begeben. Vor Ort hat sie die wichtigsten Wegbereiter und herausragenden Grafikdesigner Irans aufgesucht und ihre Arbeitswelt studiert. Entstanden ist ein Buch, das erstmals die Ge- schichte und Entwicklung des iranischen Grafikdesigns seit den 1960er Jahren bis heute aufzeichnet. Die im Buch abgebildeten Plakate, Program- me, Einladungskarten und Logos für heimische Institutionen zeigen, dass Werke iranischen Grafikdesigns der visuellen Tradition des Landes eben- so verpflichtet sind wie der internationalen expressiven grafischen Bild- gestaltung. Sie stehen damit für ein zeitgenössisches und internationales Grafikdesign mit sozialer, kultureller und ästhetischer Relevanz. Die Aus- stellung präsentiert das um eine eigene Bilderreihe ergänzte Buch der Kölner Absolventin. Zusammen mit den ebenfalls ausgestellten Original- Plakaten, die Wahideh Abdolvahab aus Teheran mitgebracht hat, lässt sich überragendes Grafikdesign als ein Kulturen verbindendes Medium der Kommunikation begreifen. Depuis longtemps déjà, les artistes iraniens du graphisme design ne sont plus des in- connus en Occident. Suite à son voyage en Iran, entrepris après ses études à Cologne, Wahideh Abdolvahab, née en 1979 à Téhéran, a publié un livre sur l’histoire et l’évolution du graphisme design en Iran. L’exposition présente ce livre et montre que le graphisme design iranien, en associant la tradition visuel- le iranienne aux formes d’expression de l’art international, constitue un médiateur culturel de premier ordre. 19.3.DO 18.30 Uhr Rathaus Rathausstr. 1-3 76297 Stutensee Ausstellungsdauer 20.3.-15.4. Öffnungszeiten Mo-Fr 8.30-12 Uhr, Di + Do 14-18 Uhr und n.V. Veranstaltet von Stadt Stutensee, Kulturamt Info 07244 969130 29 Ausstellung Exposition Feri Tabrisi Kalligrafie & Ornamentik La calligraphie et l’art de l’ornementation 19.3.DO 19.30 - 21.30 Uhr Workshop mit Feri Tabrisi Teilnehmerbeitrag 5 Euro Anmeldung erforderlich, Tel. 07243 101207 stadtbibliothek@ettlingen.de Die Kalligrafie besitzt auch als Kunstform herausragende Bedeutung. Im Iran wie in der gesamten islamischen Welt dient die Kunst des schönen Schreibens dazu, den Koran zu vergegenwärtigen und die Erhabenheit von Gottes Wort zu betonen. Das Glaubensbekenntnis im vollständigen Wortlaut oder verkürzt wiederzugeben, führt daher zur Anerkennung der Meisterschaft des Kalligrafen in seiner Zunft. Die iranische Kalligrafie ist vielfältiger als die jeder anderen Nation, und viele Werke befinden sich in Museen in der ganzen Welt. Auch heute noch wird sie von vielen ausgeübt. Besonders Verse berühmter Dichter erfreuen sich großer Beliebtheit und schmücken wie Gemälde private Räume. Kalligrafie wird öffentlich geför- dert, ist Unterrichtsfach in den Schulen, an Kunstakademien oder wird in Privatkursen angeboten. Verschiedene persische und arabische Schriftstile stehen im Mittelpunkt des Workshops mit der Künstlerin Feri Tabrisi. Die TeilnehmerInnen lernen die Schönheit der kalligrafischen Linienführung kennen und versuchen sich selbst in dieser Kunst mit traditionellen Schreibinstrumenten. Feri Tabrisi ist im Iran geboren und aufgewachsen. Sie studierte Kunst und physische Geographie und kam 1973 zur Promotion nach Deutschland. Sie hat schon als Kind mit dem Malen angefangen und bereits durch zahlrei- che Ausstellungen im Iran, der Schweiz, in Deutschland und Japan auf ihre Kunst aufmerksam gemacht. Sie ist Mitarbeiterin der Museumspädagogik in Freiburg und lebt in Gundelfingen. En Iran, la calligraphie est une des plus hautes formes artistiques. Comme dans tous les pays islamiques, elle sert à souligner la parole de Dieu dans le Coran. Aujourd’hui, elle se pratique toujours, bénéficie même de soutiens publics et est enseignée à l’école et aux Beaux-Arts. L’ ate- lier vous initiera aux différents styles d’écriture et à la beauté du tracé des lignes. L’artiste Feri Fabrisi est pédagogue de musée à Fribourg. Nombreuses expositions en Iran, Europe et au Japon. Ausstellungsdauer 15.3. – 31.3. Öffnungszeiten Di, Do, Fr 12-18 Uhr Mi 10-18 Uhr, Sa 10-13 Uhr Eintritt frei Stadtbibliothek Ettlingen Obere Zwingergasse 12 76275 Ettlingen 30 31 15.3. SO Khomeinis Töchter Les filles de Khomeyni Vortrag Conférence 11 Uhr Delphine Minoui 30 Jahre nach der islamischen Revolution 30 ans après la révolution islamique In Anwesenheit der Fotografin Newsha Tavakolian En français (mit dt. Zusammenfassung) Matinée mit Musik und Brunch Gesang: Simin Khakpour Mahani Ort / Veranstalter Centre Culturel Franco-Allemand Kaiserstr. 160-162 76133 Karlsruhe Eintritt frei Das 2007 erschienene Buch „Les pintades à Téhéran“, das den Anlass zu dieser Begegnung mit der Autorin Delphine Minoui bietet, beschreibt in kurzen Kapiteln Eindrücke und Ausschnitte aus dem Leben der Frauen in Teheran. Im Stil einer Reportage mit viel Humor, Distanz und Zärtlichkeit für die „pintades“ (Frauen) gibt die Journalistin Einblick in ein Land, das weit komplexer ist, als es die aggressiven Reden seines Präsidenten glau- ben lassen. Laut iranischem Recht ist die Frau nur halb soviel wert wie ein Mann. Vie- les ist ihr in der Öffentlichkeit untersagt. Aber in Teheran sind die Frauen Expertinnen im Umgehen von Zensur und Verboten. Anders als erwartet, findet man sie überall: als Abgeordnete, als Leiterinnen großer Firmen, am Steuer ihrer Taxis. Über diese weniger bekannte Seite des Iran und über die Vitalität einer Gesellschaft, die gegen ein starres politisches System kämpft, möchte Del- phine Minoui berichten. Die iranisch-französische Journalistin ist 1974 in Paris geboren, wo sie an zwei Eliteschulen (Celsa, EHESS) Journalismus und Sozialwissenschaften studierte. Als Iranspezialistin und Korrespondentin im Nahen Osten, u.a. für Le Figaro, L’Express, Radio France, lebte und arbeitete sie acht Jahre in Teheran. Als ihr die Arbeitserlaubnis entzogen wurde, musste sie ihren Aufenthaltsort nach Beirut verlegen. 2006 erhielt sie den Albert Londres Preis, der die besten französischen Journalisten auszeichnet. Malgré la loi, les Iraniennes, expertes pour con- tourner la censure, occupent de nombreux pos- tes. C’est d’un Iran peu présent dans la presse et qui se bat contre un système figé, dont Delphine Minoui débattra avec le public. La journaliste franco-iranienne est correspondante au Moyen- Orient pour Le Figaro, L’Express, Radio France. Lauréate du Prix Albert Londres 2006, remis aux meilleurs journalistes français, elle est l’auteur du best-seller LES PINTADES à TéHéRAN. CHRO- NIqUE DU qUOTIDIEN DES IRANIENNES (2007). 32 15.3.SO Kunstszene Teheran La scène artistique à Téhéran Podiumsdiskussion Table ronde Abb. v.l.n.r. Asoo Khanmohammadi, Parastou Forouhar, Myriam Schahabian, Simin Keramati Comment fonctionne le monde de la création artistique dans la République islamique d’Iran? quelle place pour l’art et ses différents genres ? quelles formations pour les artistes? Existe-t-il des subventions publiques, des bourses ? Des galeries d’art contemporain? Combien de col- lectionneurs et de mécènes? quelles relations avec les pays étrangers? La directrice du festival, Elisabeth Schraut, ani- mera le débat entre les quatre artistes dont les œuvres sont exposées dans le cadre du festival. Ort / Veranstalter Orgelfabrik Amtshausstraße 17 76227 Karlsruhe Veranstaltet von Mir Mohammedi Stiftung. Die Menschenrechtsstiftung Eintritt frei Wie funktioniert der Kunstbetrieb in der Islamischen Republik Iran? Welches Kunstverständnis gibt es? Welche Rolle spielen die verschie- denen Gattungen? Wie sieht die Ausbildung aus? Gibt es öffentliche Kunst- förderung, Stipendien, Ankäufe? Wie groß ist die Zahl privater Sammler und Mäzene? Gibt es Galerien für zeitgenössische Kunst? Wie sieht es mit der Freiheit der Kunst aus? Welche Einschränkungen gibt es? Wie funktio- nieren die Verbindungen zum Ausland? Festivalleiterin Elisabeth Schraut diskutiert mit vier der Festivalkünstle- rinnen mit unterschiedlichem Hintergrund. Parastou Forouhar, 1962 in Teheran geboren und aufgewachsen, lebt seit vielen Jahren in Deutschland. Sie hat hier wie im Iran und in zahlreichen anderen Ländern ausgestellt. Myriam Schahabian, geb. 1965 in Karlsruhe, deutsch-iranischer Herkunft, im Iran aufgewachsen, hat in Italien und Deutschland studiert und lebt seit 1995 in Weingarten. 2008 stellte sie ihre Arbeiten in Teheran aus. Die iranische Künstlerin Simin Keramati, geb. 1970, lebt in Teheran und hat internationale Ausstellungserfahrung. Asoo Khan- mohammadi, geb. 1980 in Ghasre-Shirin, lebt in Teheran und stellt erstmals in Karlsruhe aus. Elisabeth Schraut beschäftigt sich seit zehn Jahren mit islamischen Kul- turen. 2007 und 2008 führten sie private Reisen in den Iran. 18 Uhr Diskussion mit den Künstlerinnen Parastou Forouhar, Offenbach Simin Keramati, Teheran Asoo Khanmohammadi, Teheran Myriam Schahabian, Karlsruhe Moderation Elisabeth Schraut 33 16.3.MO Erwachen aus dem Alptraum Sortir du cauchemar Lesung Lecture 20 Uhr Monireh Baradaran Ort / Veranstalter PrinzMaxPalais Karlstr. 10 76133 Karlsruhe Veranstaltet von Literarische Gesellschaft Eintritt 6 Euro / erm. 3 Euro Eingesperrt in den berüchtigten Gefängnissen Teherans schreiben sich die inhaftierten Frauen ihre Todesangst von der Seele – vielleicht die einzige Möglichkeit zu überleben. Monireh Baradaran stellt Literatur vor, die in den Gefängnissen von verzweifelten Frauen geschrieben wird. Sie zeigt den Widerspruch auf, der zwischen dem Frauenbild der islamischen Machtha- ber und der Realität des „Frauseins“ in islamischen Gefängnissen besteht. Auch berichtet sie von der Zeit der eigenen Inhaftierung – von einer Welt, in der tiefste menschliche Gefühle und unmenschlichste Grausamkeit auf- einander prallen. Monireh Baradaran, 1955 in Tabriz im Nordwesten des Iran geboren, wuchs in einer politisch engagierten Familie auf. Den Einsatz für Meinungsfreiheit und Menschenrechte musste die Familie mit Gefängnisstrafen und Hinrich- tungen bezahlen. Zum ersten Mal wurde Monireh Baradaran 1978 inhaftiert. Mit der Revolution des Jahres 1979 kam sie aus der Gefangenschaft frei. Bereits 1981 wurde sie aufgrund ihrer politischen Aktivitäten gegen die Islamische Republik wieder verhaftet – dieses Mal für neun lange Jahre. Nach ihrer Freilassung im Jahr 1990 floh sie nach Deutschland. Das in Teheran begonnene Studium der Sozialwissenschaften konnte sie an der Universität Hannover fortsetzen. Für ihren Mut und ihren Einsatz wurde Monireh Baradaran 1999 mit der Carl-von-Ossietzky-Medaille ausgezeichnet. Pour les femmes enfermées dans les prisons de Téhéran, l’écriture est un moyen de surmonter la terreur. Dans son livre, Monireh Baradaran présente leurs écrits et parle de sa propre ex- périence de l’emprisonnement. Elle montre la divergence entre l’image de la femme propagée par le pouvoir et la réalité de la vie des femmes dans les prisons islamiques. Emprisonnée pendant 10 ans, Monireh Baradan vit depuis 1990 en Allemagne. Pour son courage et son engagement, elle a reçu la médaille Carl- von-Ossietzky en 1999. 34 18.3. MI Hinter den Schleiern Irans L’Iran derrière le voile Lesung Lecture 19.30 Uhr Christiane Hoffmann „Christiane Hoffmann verfährt nach dem Prinzip: um etwas Unbekanntes zu beschreiben, halte Dich nicht an deinen eigenen Meinungen fest, sondern vertraue deinem Blick.“ (Hans Magnus Enzensberger) Aufgrund ihres fünf Jahre währenden Aufenthaltes in Teheran konnte sich die Journalistin Christiane Hoffmann mehr als nur ein Bild vom Iran ma- chen. Die enge Verbindung von Politischem und Privatem macht das Buch, aus dem sie lesen wird, zu einer spannenden Lektüre, die Einblick gibt in ein Land, über das wir sehr wenig wissen. Hoffmann beschreibt, wie die persönliche Verunsicherung, die sie als westliche Frau in einem muslimi- schen Land erfährt, sie immer wieder an die Grenzen ihrer Toleranz stoßen lässt. Je mehr es ihr gelingt, die Perspektive des Anderen einzunehmen, desto notwendiger wird es für sie, das Eigene schärfer abzugrenzen und eine klarere Identität zu gewinnen. Christiane Hoffmann, 1967 in Wedel bei Hamburg geboren, studierte Sla- wistik, Osteuropäische Geschichte und Journalistik. 1994 trat sie als politi- sche Redakteurin in die Nachrichtenredaktion der F.A.Z. ein. Von 1996 bis 1999 berichtete sie aus Moskau über die Transformation in den Ländern der ehemaligen Sowjetunion. Nach mehr als zehn Jahren Erforschung der slawischen Seele wandte sie sich dann einem neuen Kulturkreis – der is- lamischen Welt - zu und berichtete fünf Jahre lang aus Teheran. Seit ihrer Rückkehr verstärkt sie die politische Redaktion der Sonntagszeitung der F.A.Z. Sie ist verheiratet und hat zwei Töchter. Ce livre écrit par la journaliste Christiane Hoff- mann au terme d’un séjour de cinq ans à Téhéran, rend compte de son expérience personnelle de femme occidentale dans un pays musulman où elle fut maintes fois confrontée aux limites de sa capacité de tolérance. Plus l’auteur réussit à se placer dans la perspective de l’autre, plus la né- cessité de réaffirmer sa propre identité se fait sentir. Christiane Hoffmann est rédactrice politique au journal F.A.Z. Elle a été correspondante à Téhéran pendant cinq ans. Ort / Veranstalter PrinzMaxPalais Karlstr. 10 76133 Karlsruhe Veranstaltet von Literarische Gesellschaft Eintritt 6 Euro / erm. 3 Euro 35 Vortrag Conférence Eine Suche nach dem Islam in der Islami- schen Republik Iran A la recherche de l’Islam dans la République Islamique d’Iran Charlotte Wiedemann Die Journalistin Charlotte Wiedemann hat über mehrere Jahre regelmäßig den Iran bereist und ihre vielfältigen Erfahrungen in zahlreichen Veröffent- lichungen dokumentiert. Im Iran wirft sie einen Blick hinter die Fassade des Alltags und entdeckt eine Heterogenität muslimischen Lebens, eine Modernität, die sich in In- dividualismus und Zerrissenheit ausdrückt. Der Regelbruch wird zum Massenphänomen. Ob Alkoholkonsum, Auslandsfernsehen via Satelliten- schüssel oder Homosexualität. Vielfältig wird das offiziell Verpönte und Verbotene gelebt. Charlotte Wiedemann ist freie Autorin von Auslandsreportagen. Sie ver- fasste Arbeiten zum Schwerpunkt Islamische Lebenswelten, vor allem für ZEIT-Dossiers. Sie recherchierte in Pakistan, Ägypten, Jemen, Libyen, Saudi- Arabien, Libanon, Türkei, Syrien und Oman. 2008 erschien ihr Buch „Ihr wisst nichts über uns. Meine Reise durch einen unbekannten Islam“. La journaliste Charlotte Wiedemann a voyagé plusieurs années à travers l‘Iran. Elle regarde derrière la façade du quotidien et découvre une diversité et une modernité inattendues. S‘affran- chir des règles est devenu un phénomène de masse: que ce soit la consommation d‘alcool, l‘accès aux médias occidentaux ou l‘homosexua- lité, tout ce qui est banni. Charlotte Wiedemann est l‘auteur de nombreux reportages, de dossiers (Die Zeit) sur l‘ensemble des pays musulmans et d‘un livre publié en 2008. Die Poesie der bleiernen Zeit La poésie des années de plomb 18.3.MI 20 Uhr Stadtbibliothek Gaggenau Haus am Markt 76571 Gaggenau Veranstaltet von Stadtbibliothek Gaggenau und Frauenbeauftragte Eintritt 5 Euro / Schüler 2 Euro Tel. Reservierung 07225 962521 36 „Das Paradies liegt zu Füßen der Mutter“? „Le paradis s’étend aux pieds de la mère“? Vortrag Conférence In einem Powerpoint-Vortrag erläutert Shiva Dolatabadi die Lage der Kinder im Iran aus ihrer Perspektive als Psychologin. Sie vergleicht sie mit der Kinderrechtskonvention der Vereinten Nationen, die vor fünf- zehn Jahren von der Islamischen Republik Iran ratifiziert wurde. Noch immer werden Mütter vom Gesetz stark benachteiligt. Bei Scheidung verlieren sie das Sorgerecht für ihre Kinder ab dem 8. Lebensjahr. Was mag in einer Mutter vorgehen, wenn sie vor Gericht von diesem Be- schluss erfährt? Die Rechte von Kindern und Müttern und ihre psychologischen Folgen werden in den unterschiedlichen Lebensphasen und -situationen von der Geburt bis zur Eheschließung oder Scheidung diskutiert ebenso die Auswirkungen der Scharia und die Frage des neuen Familienrechts. Prof. Dr. Shiva Dolatabadi, geb. 1946 in Teheran, studierte Psychologie in Heidelberg und Teheran. Seit 1978 lehrt sie an der Allame Tabatabaii Universität Teheran. Zusammen mit der Nobelpreisträgerin Shirin Ebadi gründete sie 1994 den Verein zum Schutz der Kinderrechte, eine Nicht- regierungsorganisation, die das Ziel verfolgt, die Situation der Kinder in allen Gesellschaftsschichten zu verbessern. Cette conférence fait le point sur les droits des enfants en Iran et analyse leurs effets psycholo- giques sur les enfants et leurs mères dans les différentes phases de la vie: naissance, mariage, divorce. Elle aborde également les conséquen- ces de la charia et le nouveau projet de loi sur la famille. Prof. Dr Shiva Dolatabadi enseigne la psychologie à l’université de Téhéran. Avec Shirin Ebadi (Prix Nobel de la paix), elle est co-fondatrice de l’association pour la protec- tion des droits de l’enfant. 19.3.DO 20.30 Uhr Die Rechte der Kinder und Mütter im Iran Les droits des enfants et des mères en Iran Dr. Shiva Dolatabadi 23.3.MO 19 Uhr Bruchsal, Bürgerzentrum Am Alten Schloss (neben der Stadtinfo) 76646 Bruchsal Veranstaltet von Gleichstellungsbeauftragte der Stadt Bruchsal Eintritt frei Ort / Veranstalter Orgelfabrik Amtshausstr. 17 76227 Karlsruhe Veranstaltet von Förderkreis der Freunde iranischer Kunst und traditioneller Musik Mir Mohammedi Stiftung. Die Men- schenrechtsstiftung Mit Unterstützung der Landeszen- trale für politische Bildung, Stuttgart Eintritt frei 37 Wir sind doch ganz anders! Nous sommes tout à fait différentes! Vortrag Conférence 20.3.FR 9 - 11 Uhr Stadtbibliothek Baden-Baden, Gartenhaus, Luisenstr. 34 76530 Baden-Baden Veranstaltet von Stadt Baden-Baden, Gleichstellungsstelle Eintritt frei M I 25.3. 19.30 Uhr Stadtbibliothek im Neuen Ständehaus Lesecafé, EG Ständehausstr. 2 76133 Karlsruhe Veranstaltet von Stadtbibliothek Karlsruhe Eintritt frei Elisabeth Kiderlen Unterdrückt, unterwürfig, unterm Schleier versteckt, ans Haus gefesselt – das ist das gängige Bild der iranischen Frau hierzulande. Dass der Westen sie so sieht, wissen die Iranerinnen aus dem Fernsehen - auf jedem Haus steht eine Satellitenschüssel. „Aber so sind wir doch nicht!“ Doch warum will der Westen sie so sehen? Die Journalistin Elisabeth Kiderlen, die 2005/2006 an der Universität Isfa- han unterrichtete, erzählt vom Leben der Frauen zwischen herkömmlicher Großfamilie und Aufbruchslust; zwischen traditioneller Frömmigkeit und dem Engagement in Kampagnen wie „Eine Million Unterschriften für die Gleichheit von Frauen und Männern vor dem Gesetz“ oder „Öffnung der Fußballstadien für Frauen“; und von dem Wunsch der meisten, einen Teil der eigenen Gepflogenheiten in die Moderne mitzunehmen. Und nebenbei wird daran erinnert, dass der Kampf für Selbstbestimmung und Gleichberechtigung der deutschen Frauenbewegung ja noch nicht einmal vierzig Jahre her ist und noch kein Ende gefunden hat. Sind unsere iranischen Schwestern uns wirklich so fern? Elisabeth Kiderlen war 1991-1998 Redakteurin bei Merian. Zeitschrift für Kultur und Reise, Schwerpunkt: Islamische Länder. 1998-2004 Feuilletonlei- terin der Badischen Zeitung. 1991 recherchierte sie über die Situation der jüdischen Gemeinden im Iran. 1999 begleitete sie eine Delegation der Grünen, die das Re- formprogramm des neuen Präsidenten Khatami verstehen wollten. Auf dieser Reise entstand die Idee einer Städtefreundschaft zwischen Frei- burg und Isfahan, die 2000 besiegelt wurde. 2005/06 Dozentin an der Universität Isfahan. März 2008 Teilnahme an der Konferenz „Globa- lisierung“ der Partneruniversitäten in Isfahan. «Nous sommes tout à fait différentes!» La jour- naliste Elisabeth Kiderlen rend compte de la réalité quotidienne des femmes: entre famille traditionnelle et désir de rupture, entre religio- sité et engagement dans des campagnes, par ex. pour l‘égalité hommes-femmes devant la loi. Ce genre de combat a eu lieu chez nous il n‘y a que 40 ans. Nos sœurs iraniennes nous sont- elles si étrangères? 38 20.3. FR Über die Liebe De l’amour Literatur/Musik Littérature/musique Nie zuvor in der persischen Geschichte hat eine Frau so offen und un- verhüllt über die Liebe zu Männern gesprochen wie Forough Farrokhzad (1935-1967). Ihre Dichtung hat sich darüber hinaus formal aus dem strengen Regelwerk der traditionellen persischen Lyrik gelöst. Trotz dieses doppelten Tabubruchs hat sie in einer von Männern beherrschten Gesellschaft Anerkennung gefunden und ist zur bedeutendsten Poetin der modernen Literatur ihres Landes geworden. 700 Jahre früher beschreibt der Dichter Rumi (1207-1273) auf ähnliche Weise die Schmerzen der Trennung und die Sehnsucht nach Vereini- gung. Während sich der Mystiker Rumi nach Gott sehnt, ist Foroughs Sehnsucht die nach Geborgenheit und körperlicher Nähe. Die Rezitation der Texte bildet mit der Musik Chopins eine außerge- wöhnliche Harmonie - die Werke begleiten und tragen einander. Reza Maschajechi, 1943 im Iran geboren, lebt seit 45 Jahren in Deutsch- land. Seit 1980 hält er Vorträge über persische Kunst in Verbindung mit klassischer Musik. 2004 erschien der Band „Liebesmystik“ mit von ihm übersetzten Texten Rumis und 2007 eine CD unter dem Titel „Spiel der Musen“. Karola Lüders, geb. 1948, studierte Pädagogik und Psychologie. Selbst in einer tradierten, regelorientierten Umgebung aufgewachsen, hat sie Werk und Lebensgeschichte Forough Farrokh- zads tief beeindruckt. Poldy Tagle, 1960 in Santiago de Chile gebo- ren, studierte dort Klavier und Kammermusik, sammelte aber auch Erfahrungen mit anderen Musikgenres. Dans ses poèmes, Forough Farrokhzad (1935- 1967) parle de l‘amour sans tabou ni souci des règles de la poésie traditionnelle perse. Elle est cependant reconnue comme la plus grande poé- tesse moderne de son pays.Comme le poète Rumi (1207-1273), elle décrit la douleur et le désir. Mais, tandis que Rumi se tourne vers Dieu, la poétesse aspire à un rapprochement plus cor- porel. La lecture des poèmes et l’accompagnement au piano par la musique de Chopin se complètent dans une harmonie exceptionnelle. 20 Uhr Gedichte und Texte Forough Farrokhzad und Maulana Rumi Rezitation Karola Lüders und Reza Maschajechi Klavier Poldy Tagle Ort / Veranstalter Volkshochschule Ulrich-Bernays-Saal Kaiserallee 12 e 76133 Karlsruhe Veranstaltet von ibz, Iranisches Kulturzentrum und Freunde für Fremde Eintritt 5 Euro VVK beim ibz, Kaiserallee 12 d, 76133 Karlsruhe, Öffnungszeiten Di-Fr 9-12 Uhr und 16-21 Uhr, Tel. 0721 844479 39 24.3. DI Gemeinsam Zukunft gestalten Ensemble, dessiner l’avenir Podiumsdiskussion Table ronde 20 Uhr Gebürtige Iranerinnen aus Deutschland im Gespräch Referentinnen Dr. Nargess Eskandari-Grünberg Pari Niemann Hourvash Pourkian Ort / Veranstalter JUBEZ-Café Kronenplatz 1 76133 Karlsruhe Veranstaltet von Frauenbeauftragte der Stadt Karlsruhe und JUBEZ / STJA in Kooperation mit dem Büro für Integration Eintritt frei Vielfalt als Stärke erkennen und nutzen – Gleichberechtigung verwirkli- chen. Dieses Motto steht für drei Frauen, die ihr Potenzial seit Jahren für die Verbesserung des gesellschaftlichen Zusammenlebens in unserem Land einbringen. Als Dezernentin, Unternehmerin und Gleichstellungsbeauf- tragte stellen sie ihre Erfahrungen, Visionen und Strategien vor und zur Diskussion. Dr. Nargess Eskandari-Grünberg, 1965 in Teheran geboren, seit 1986 in Deutschland nach Inhaftierung im Iran und anschließender Flucht. Kom- munalpolitisches Engagement seit 1997, zunächst in der Kommunalen Aus- ländervertretung, von 2001 bis 2008 als Stadtverordnete, seit Juni 2008 als Dezernentin für Integration der Stadt Frankfurt am Main. Sie ist Diplompsy- chologin und Psychotherapeutin. Pari Niemann, 1950 im Iran geboren, seit 1972 in Deutschland, seit 1994 Gleichstellungsbeauftragte beim NDR und Gender-Diversity-Trainerin. Von 1998 bis 2002 Mitglied der Ausländerkommission des Niedersächsi- schen Landtages. Studium der Biologie, Anglistik und Politikwissenschaf- ten sowie der interkulturellen Kommunikation und Europastudien. Seit 2005 Vorstandsmitglied des Fachverbandes Gender-Diversity. Hourvash Pourkian, 1958 in Teheran geboren, seit 1975 in Deutschland. Dip- lombetriebswirtin, Unternehmerin und Autorin. Seit 2002 Mitglied im Integ- rationsbeirat des Hamburger Senats. Gründerin und erste Vorsitzende des Vereins Kulturbrücke Hamburg e.V., Initiatorin des Projekts Switch Kinderkulturaustausch. www.pourkian.com; www.switchhamburg.de. Abb. v.o.n.u.: Dr. Nargess Eskandari-Grünberg, Hourvash Pourkian, Pari Niemann Les trois intervenantes ont un mot d‘ordre com- mun: la diversité est une force, capable d‘amé- liorer la vie de notre société. Elles le mettent en pratique dans leurs fonctions respectives dans les domaines de l‘égalité ou de l‘intégration. Dr Nargess Eskandari-Grünberg, née en 1965. Chargée de l’intégration à la mairie de Franc- fort. Pari Niemann, née en 1950. Chargée de l’égalité des chances à la radio NDR. Hourvash Pourkian, née en 1958. Membre du conseil de l’intégration au sénat de Hambourg. 40 26.3.DO Gespräch in Meeresnähe Entretien en bord de mer Lesung Lecture Aus drei kunstvoll ineinander geflochtenen Perspektiven fügt sich nach und nach eine atemberaubende Geschichte von Mutter und Tochter zu- sammen, in der Gegenwart und Vergangenheit miteinander verschmelzen, sich verschachteln und ineinander verkanten. Die Faszination des Bu- ches geht aber nicht nur von der Handlung aus: Es sind die wunderbaren und ungewöhnlichen Bilder von unvorstellbarer Phantasie, die Sudabeh Mohafez in einer ganz eigenen Sprache voller Poesie entstehen lässt. Sudabeh Mohafez wurde 1963 in Teheran als Tochter einer deutschen Mutter und eines iranischen Vaters geboren. Sie verbrachte Kindheit und Jugend in Teheran. 1979 folgte der Umzug nach Berlin. Sie studierte Musik, Anglistik und Erziehungswissenschaften. Anschließend war sie langjährig in den Bereichen Gewaltprävention und Krisenintervention beruflich tätig. In den Jahren 2005 bis 2007 hielt sie sich in Lissabon auf. Sudabeh Mohafez lebt heute in Stuttgart. Ab 1999 erste literarische Veröffentlichungen in Literaturzeitschrif- ten und Anthologien. 2004 erscheint der Erzählband WÜSTENHIMMEL, STERNENLAND, 2005 folgt der Roman GESPRÄCH IN MEERESNÄHE. 2007 Poetikdozentur an der FH Wiesbaden. Zahlreiche Auszeichnungen, 2008 Isla-Volante-Literaturpreis, MDR-Literaturpreis und Nominierung zum Ingeborg-Bachmann-Preis. Mehrere Literaturstipendien, darunter der Robert Bosch Stiftung, der Berliner Senatsverwaltung für Kultur, der Stiftung Preußische Seehandlung und des Deutschen Literaturfonds. Subadeh Mohafez relate l’époustouflante histoire d’une relation mère-fille à partir de trois pers- pectives savamment entremêlées. La fascination exercée par ce livre ne se dégage cependant pas du récit mais des merveilleuses et insolites images qui naissent de l’écriture poétique de son auteur. L’écrivaine germano-iranienne, Subabeh Mohafez, née à Téhéran en 1963, vit depuis 1979 en Alle- magne. Professeur de poétique à Wiesbaden, elle a reçu de nombreuses distinctions et est auteur de plusieurs publications. 20.30 Uhr Sudabeh Mohafez Ort / Veranstalter PrinzMaxPalais Karlstr. 10 76133 Karlsruhe Veranstaltet von Literarische Gesellschaft Eintritt 6 Euro / erm. 3 Euro 41 27.3. FR Megacity Teheran La mégapole Téhéran Vortrag Conférence 18.30 Uhr Shahrzad Rahmani Ort / Veranstalter Stadtbibliothek im Neuen Ständehaus Lesecafé, EG Ständehausstr.2 76133 Karlsruhe Veranstaltet von Kulturgruppe der iranischen Studenten Eintritt frei In der Metropolregion Teheran, dem politischen und wirtschaftlichen Zen- trum des Landes, leben heute ca. 15 Millionen Einwohner. Rastlos zieht Teheran wie ein „schwarzes Loch“ weiterhin Zuwanderer an. Die Megacity beginnt heute am Rande des Alborz-Gebirges und endet an der zentralen Wüste des Landes. Noch um 1800 war Teheran eine Stadt mit nur 15.000 Einwohnern, 1883 waren es 100.000. Vor allem nach dem 2. Weltkrieg setzte eine überaus dynamische Entwicklung ein – heute wohnen 8 bis 9 Millionen Menschen in der Stadt. Die Infrastruktur ist jedoch nicht für diese Dimension konzipiert. Häuser- blocks müssen neuen Autobahnschneisen weichen, ständig werden neue Brücken konstruiert. Trotzdem kann man dem Verkehrsinfarkt dieser Mega- stadt kaum entkommen. Es herrscht ein Bauboom, der nicht zu stoppen ist. Vom reichen Norden der Stadt bis zu den ärmeren Vierteln im Süden: Teheran ist von großen Gegensätzen geprägt – hier Downtown Manhattan auf iranisch, dort Einfachbauweise am Existenzminimum. So unterschied- lich die Stadtteile, so verschieden Denkweise und Lebensstil ihrer Bewoh- ner – von streng-islamisch bis säkular-westlich. Die Powerpointpräsentation gibt anhand von Bildern und Plänen einen Überblick über die Stadtentwicklung Teherans. Die verschiedenen Phasen der Stadtentwicklung und -modernisierung werden vorgestellt. Shahrzad Rahmani, geb. 1983, ist in Teheran aufgewachsen und hat dort Abi- tur gemacht. Seit 2002 studiert sie Architektur an der Technischen Hoch- schule Karlsruhe. Depuis 1883, la population de Téhéran est pas- sée de 100.000 habitants à 8-9 millions et à 15 millions pour l’agglomération. Cette évolution n’a pas été suivie par l’infrastructure, aujourd’hui inataptée à une telle dimension. Résultat: con- gestion chronique du trafic, boom anarchique du bâtiment et contraste entre les quartiers riches du nord et pauvres du sud. La jeune iranienne Shahrzad Rahmani, étudiante en architecture à Karlsruhe depuis 2002, présente l’extraordinaire évolution de la mégapole Téhéran. 42 43 SA 14.3. Mehr Konzert Concert 21 Uhr Mehr Iranische Frauenband Ensemble de femmes iraniennes Gesang: Mehrbanu (Maryam Khan) Tar: Shaghayegh Bakhtiary Kamantshe: Asareh Shekarchi Daf: Mojgan Abolfathi Tonbak: Goharnaz Masaeli Kanun: Parichehr Khajeh Ud: Asana Borhan Azad Ort / Veranstalter Kulturzentrum Tempel Scenario Halle Hardtstr. 37a 76185 Karlsruhe Veranstaltet von Förderkreis der Freunde iranischer Kunst und traditioneller Musik und Kulturzentrum Tempel Eintritt VVK 14 Euro Abendkasse 17 Euro Die Sängerin und Bandgründerin Mehrbanu, geb. 1979 in Teheran, erhielt seit ihrem 8. Lebensjahr Gesangsunterricht, u.a. bei Sima Bina und Mohsen Keramati. Von Hossein Omumi wurde sie in klassischer persischer Dicht- kunst und Musik ausgebildet. Am Konservatorium von Isfahan, dem wich- tigsten im Iran, nahm sie Unterricht bei Ashar Sah Zeidi, in den letzten Jah- ren erlernte sie das Spiel auf dem Saiteninstrument Tar. Mit ihrer Band MEHR (wörtlich: Liebe, Freundschaft, Sonne) trat Mehrbanu 2007 aus Anlass des 800. Geburtstags des Poeten Maulana Djalalad-Din Rumi in verschiedenen Städten Italiens auf. Eine Europa-Tournee führt sie nun erstmals auch nach Deutschland. Im Iran selbst konnte Mehrbanu bis- lang kein Konzert geben, weil der Auftritt von Frauen als Solo-Sängerinnen grundsätzlich untersagt ist. Mehrbanu wird klassische persische Musik darbieten, alte und neue Lie- der, Vertonungen von Gedichten berühmter Poeten des „Goldenen Zeital- ters“ wie Saadi, Rumi oder Hafez. Die hohe Wertschätzung für die Poesie bildet geradezu ein Charakteristikum des persischen Volkes. Selbst in all- täglichen Unterhaltungen werden von Iranern gleich welcher Generation Verse zitiert oder zumindest auf sie angespielt. Diese Lieder und Oden (Ghaselen) sind wegen ihrer Reimform für den Gesang bestimmt und wer- den gern zur Laute gesungen. Treffend verglich man deshalb schon den persischen Gesang mit dem der Nachtigall, wohnt ihr doch immer etwas Leidenschaftliches und Schmetterndes inne. La chanteuse, fondatrice de l‘ensemble Mehr, née en 1979 à Téhéran, a reçu une formation musi- cale et poétique auprès des plus grands maî- tres. Elle a déjà joué en Italie et est pour la première fois en Allemagne. Elle ne peut monter sur scène en Iran. Elle va chanter des poèmes de «l‘Age d‘or» persan, de Saadi, Rumi et Hafez. Ces poésies font partie de la vie de tout Iranien et sont accompagnées au luth. Le chant perse soutient la comparaison avec celui du rossignol. VVK unter www.kulturzentrum-tempel.de Tel. 0721 55 41 74 VVK-Stellen Persisches Geschäft Ariana Sohel Sophienstr. 70 Safaran Imbiss Karl-Wilhelm-Str. 22 44 Parvaneh Hamidi 20.3. FR Kabarett Sketches „Ich habe eine schräge Art von Humor. Das hat auch damit zu tun, dass ich aus einem schrägen Land komme, wo an Universitäten gebetet und in den Moscheen Politik gemacht wird.“ Seit fünf Jahren ist Parvaneh Hamidi bekannt für ihr scharfzüngiges po- litisches Kabarett, bei dem sie sowohl mit der islamischen als auch mit der westeuropäischen Gesellschaft hart ins Gericht geht. Als Provoka- tionskünstlerin hat sie sich den Titel „Hexe des Irans“ erarbeitet und spricht schonungslos aus, was andere nicht anzusprechen wagen. Dem Publikum bleibt fast das Lachen im Halse stecken, wenn sie beispiels- weise die Steinigung, die im Iran bei Ehebruch oder vorehelichem Ge- schlechtsverkehr droht, als ökologische Tötungsart thematisiert. Und zum Nachdenken fordert sie auf, wenn sie kritisiert, dass in Westeuropa Zwangsehen und Zwangsbeschneidungen immer noch als kulturelle Eigenheiten relativiert werden, statt sie als Straftaten zu verfolgen. Parvaneh Hamidi wurde 1961 in Teheran geboren und revoltierte als 17jährige gegen den Schah. Später wehrte sie sich als Theaterschau- spielerin gegen den islamischen Terror bis sie schließlich 1986 fliehen musste. Seit 1987 spielt sie auch in Deutschland Theater auf verschie- denen Bühnen bis sie 2003 das Kabarett als Ausdrucksform für sich ent- deckte. Mittlerweile führen sie ihre Auftritte durch viele europäische Hauptstädte und zu Teilnahmen an verschiedensten internationalen Festivals. «J‘ai un humour décalé. Je viens d‘un pays où on prie à l‘université et où on fait de la politique dans les mosquées». Parvaneh Hamidi, née en 1961 à Téhéran, vit en Allemagne où elle a choisi l‘humour comme mode d’expression. Dans ses spectacles, elle règle son compte aussi bien à son pays d’origine qu’à la société occidentale. D’abord révoltée contre le shah, puis contre la terreur islamiste, elle a fui l‘Iran en 86. Son attitude provocatrice lui a valu le titre de «Sorcière de l‘Iran». 20 Uhr Alles was Sie schon immer über Iran wissen wollten und nie…? Tout ce que vous avez toujours voulu savoir sur l’Iran et que vous…? Von und mit Parvaneh Hamidi Ort / Veranstalter JUBEZ (Großer Saal) Kronenplatz 1 76133 Karlsruhe Veranstaltet von JUBEZ / STJA Eintritt VVK 10 Euro/Abendkasse 12 Euro VVK im JUBEZ-Büro, Kronenplatz 1 Mo-Fr 14-18 Uhr, Tel. 0721 93519-3 info@jubez.de Weitere Infos unter www.jubez.de Einlass 19 Uhr 45 27.3. FR Niemandsland No man’s land Theater Théâtre 20 Uhr Eine Produktion der Theatergruppe Daritsche (Frankfurt/Main) Mit Parvaneh Hamidi Text, Regie und Ausstattung Niloofar Beyzaie Regieassistenz und Übersetzung Mithra Zahedi Musik Reza Nowrooz Baigi Ort / Veranstalter Badisches Staatstheater INSEL Karlstraße 49b 76137 Karlsruhe Eintritt 10 Euro / erm. 6 Euro VVK Badisches Staatstheater, Baumeisterstr. 11 www.staatstheater.karlsruhe.de Eine Frau alleine in einem leeren Raum. Sie lebt im Exil, kann jedoch die Erinnerungen an ihre Heimat nicht vergessen. Die vermeintlich gewon- nene Freiheit befriedigt nicht die Sehnsucht nach einem vertrauten Ort. Zwischen Vergangenheit und Gegenwart und der Einsamkeit des Exils schwankt ihre Gefühls- und Gedankenwelt. Und irgendwann scheint der Freitod die einzig wirkliche Freiheit zu sein... NIEMANDSLAND wurde 1998/99 in persischer Sprache in Deutschland und vielen europäischen Städten, u.a. in Paris, Brüssel, Stockholm und London, aufgeführt. Nun präsentiert die Theatergruppe Daritsche die deutschspra- chige Version dieses hochaktuellen Stückes. Niloofar Beyzaie, 1967 in Teheran geboren, lebt seit 1985 als Theaterautorin und Regisseurin im Exil in Deutschland. Nach dem Studium der Germa- nistik, Theater-, Film- und Fernsehwissenschaften und Pädagogik in Frank- furt gründete sie 1994 die Theatergruppe Daritsche, mit der sie in Euro- pa und in Kanada gastierte. 2005 wurde sie von der persischen „Weltaka- demie für Kunst, Literatur und Medien“ in Budapest für ihre engagierte Theaterarbeit im Exil als beste Regisseurin in der Kategorie Darstellende Künste ausgezeichnet. Parvaneh Hamidi, 1961 in Teheran geboren, studierte Geschichte und ab- solvierte ihre Schauspielausbildung im Iran. Von 1984 bis 1986 spielte sie in mehreren Stücken am Staatstheater Teheran. Sie lebt seit ihrer Flucht 1986 im deutschen Exil. Seit 1998 arbeitet sie mit Niloofar Beyzaie zusammen. Une femme seule dans une pièce vide. Elle a choisi l’exil mais ne peut se défaire du souvenir de son pays natal. Tiraillée entre le passé, le présent et la solitude de l’exil, seule la mort vo- lontaire lui apparaît comme la seule et véritable liberté. Niloofar Beyzaie, auteur et metteur en scène de cette pièce écrite en persan en 1998/99, est née à Téhéran et vit depuis 1985 en Allemagne. Le théâtre Insel présente la production de la compagnie Daritsche (Francfort/M.) en version allemande. SA 28.3. 20 Uhr Theatersaal, Akademie Schloss Rotenfels 76571 Gaggenau Veranstaltet von Kulturamt Gaggenau und Akademie Schloss Rotenfels Eintritt 10 Euro / erm. 6 Euro 46 28.3. SA Banu Konzert Concert In Ländern wie im Iran ist der öffentliche Auftritt von Künstlerinnen mit größten Schwierigkeiten verbunden. Den Männern war es jahrhunder- telang untersagt, weiblichen Gesang zu hören. Frauen sangen deshalb nur, wenn sie allein oder unter sich waren: am Kinderbett, bei der Haus- und Feldarbeit, am Teppichwebstuhl oder bei reinen Frauenfesten. Maryam Akhondy, eine anerkannte Interpretin klassischer persischer Kunstmusik, erweckt hier die alten Lieder wieder zum Leben. Zusam- men mit ihrer Gesangsgruppe – musikbegeisterte Exiliranerinnen, die heute in Deutschland leben – möchte sie auch den persischen Frauen eine Stimme geben, die auf den Bühnen der Konzertsäle und Musikfes- tivals bisher nicht mit ihren Liedern präsent waren. Mit Melodien und Texten, in denen die Frauen von harter Arbeit, fröhlichen Festen, großer Trauer und bedingungsloser Liebe erzählen. Banu (persisch für Dame) wurde 2000 von Maryam Akhondy in Köln ge- gründet. Ersten Auftritten, u.a. beim Iranischen Theaterfestival, folgten Konzertreisen nach Wien, Istanbul, Jülich und Frankfurt. Eine Tournee durch NRW, Auftritte in Italien und den Niederlanden sowie die Veröf- fentlichung der ersten CD im Jahr 2004 steigerten den Bekanntheitsgrad des Chors. 2005 trat Banu u.a. beim Morgenland-Festival in Osnabrück und der NRW-Kulturreihe Der Neue Orient auf, 2006 im Rahmenpro- gramm der Fußballweltmeisterschaft sowie bei Musikfestivals in Öster- reich und Tunesien. Dans des pays comme l’Iran, il est très difficile pour les femmes de chanter en public et il est interdit aux hommes de les écouter. Depuis des siècles, elles ne chantent que seules, en privé, ou entre elles dans des fêtes. Maryam Akhondy, avec son groupe d’Iranien- nes en exil, fait revivre les chants des femmes persanes sur le labeur, les peines, les joies et l‘amour. Le chœur Banu (dame), fondé en 2000 à Cologne, doit sa célébrité à des tournées internationales et à la parution de CD depuis 2004. 20.30 Uhr Maryam Akhondy und der Frauenchor Banu Maryam Akhondy et le chœur de femmes Banu Ort / Veranstalter Stephanssaal Ständehausstr. 4 76133 Karlsruhe Veranstaltet von Förderkreis der Freunde irani- scher Kunst und traditioneller Musik Eintritt VVK 15 Euro Abendkasse 20 Euro Einlass 19 Uhr Info 0172 7810951 oder 0721 567633 VVK-Stellen Postgalerie, Ticketzentrale Europaplatz Persisches Geschäft Ariana Sohel Sophienstraße 70 Restaurant Shiraz Ecke Sophienstraße/Reinhold-Frank-Straße Safaran Imbiss Karl-Wilhelm-Straße 22 47 29.3. SO Konzert Concert 17.30 Uhr Arrangements: Iradj Sahbai Gesang: Nathalie Gaudefroy Harfe: Anja Linder Ort / Veranstalter Centre Culturel Franco-Allemand Kaiserstr. 160-162 76133 Karlsruhe Veranstaltet von Centre Culturel Franco-Allemand Karlsruhe und Association pour la Promotion de la Culture iranienne Strasbourg Eintritt 10 Euro inklusive Sektempfang Vorverkauf, Reservierungen Centre Culturel Franco-Allemand Tel. 0721 16038-14/15 Fax 0721 16038-29, kurse@ccf-ka.de Die persischen Volkslieder gehören zum Kulturgut des iranischen Volkes, dessen Seele sie fast dokumentarisch spiegeln. Alle Iraner kennen sie. Der Komponist, Iradj Sahbai, hat die überlieferten Texte gesammelt und die Melodien neu arrangiert. Dabei blieb er der melodischen Linie treu und rückte die ergreifende Schönheit des Gesanges in den Vordergrund. Der französisch-iranische Komponist und Dirigent, Iradj Sahbai, arbeitet in Frankreich und im Iran, wo er regelmäßig das Nationalorchester von Teheran dirigiert. Der im Elsass lebende Musiker und Gründer des Kam- merorchesters Schiltigheim ist immer wieder bei bekannten Festivals für zeitgenössische Musik wie u.a. Biennale de Paris, Musica Straßburg, Musik- Biennale Berlin oder Gegenwelten Heidelberg vertreten. Viele seiner Wer- ke werden von France Musique und France Culture ausgestrahlt. Die Sängerin Nathalie Gaudefroy (1. Preis Lili Boulanger 2005) und die Harfenistin Anja Linder (Preisträgerin der Stiftung Natexis 2006) treten seit 1997 zusammen auf. Das mehrfach ausgezeichnete Duo ist oft Gast bei wichtigen Musikereignissen wie den Harfenistentagen in Arles, Musica Straßburg, Dominicains Guebwiller oder dem Festival Gargilesse. Programm u.a. To bia (Komm), Yek goli gouché tchaman (Eine Blume am Wiesenrand), Batché-ha bazi konid (Kinder geht spielen), Dokhtaré Boyer Ahmadi (Die Tochter des B. Ahmadi), Manam, manam, roubahe ghérmez manam (Ich bin es, der rote Fuchs bin ich), Hey ley ley hey, Golé sorkho sefidom key miay (Meine rot-weiße Blume, wann kommst Du?), Ala-la-la golé baghé béhéchetam (Die Blume meines Pa- radiesgartens), Amou dokhtar! (Cousine). Les chants populaires persans sont une sorte de documentaire de la culture et de l’âme des différents peuples iraniens. Dans ses arrange- ments, le compositeur de musique contempo- raine et chef d’orchestre franco-iranien, Iradj Sahbai, a gardé presque intacte leur mélodie et créé un espace harmonique qui met la beauté du chant en valeur. Iradj Sahbai vit en Alsace et dirige régulièrement l’orchestre national de Téhéran. Le duo Nathalie Gaudefroy et Anja Linder a reçu plusieurs distinctions et est représenté dans les festivals les plus notoires. Persische Volkslieder Chants populaires persans 48 49 17.3. Di Chahar Shanbeh Suri Fest Soirée de fête 19.30 Uhr Feuerspringen La fête du feu Einführung in das Fest Lesung aus Hafez Ort / Veranstalter Badisches Landesmuseum Karlsruhe Schloss und Schlossplatz 76131 Karlsruhe ca. 21 Uhr: Disco/Party im Studentenhaus, Festsaal Adenauerring 7, 76131 Karlsruhe Veranstaltet von Kulturgruppe der iranischen Studenten Eintritt frei Die Neujahrszeit Norouz beginnt mit dem Frühlingsanfang und umfasst mehrere Feste und Rituale, die geschichtlich bis in das alte Persien zu- rückreichen. Das erste Fest, das Norouz einläutet, findet am Vorabend des letzten Mittwochs des Jahres statt, dem so genannten CHAHAR SHANBEH SURI (Der feuerrote Mittwoch). Im Mittelpunkt dieser traditionellen Feier steht der Wunsch nach einem neuen Jahr voller Gesundheit, in dem die Lasten der Vergangenheit gegen die Vitalität und Wärme des Feuers ge- tauscht werden. Um die Zukunft im neuen Jahr vorherzusagen, wird das Orakel befragt: Man schlägt den Diwan des berühmten Dichters Hafez an einer beliebigen Stelle auf und liest sich gegenseitig die entsprechenden Textstellen vor. Sieben Feuerstellen in aufsteigender Größe werden noch vor Sonnenun- tergang hintereinander aufgebaut und anschließend angezündet. Jung und Alt, also jeder, der mit neuer Hoffnung ins neue Jahr gehen will, springt über die Feuerstellen und spricht folgenden Satz: „Sorkheeyeh to az man, zardeeyeh man az to.“ (Meine Blässe / Krankheit geb’ ich dir, deine Röte / Heilkraft nehm’ ich mir). Es ist Brauch, zu dieser Feier mit Feuer und Grup- pengesang eine traditionelle dicke Suppe, Ash, zu reichen. Zum Abschluss der Veranstaltung im und vor dem Schloss wird mit Musik und ausgelassenem Tanz im Studentenhaus der feuerrote Mittwoch gefeiert. Le Nouvel An iranien Norouz commence le 1er jour du printemps. Les festivités elles-mêmes débutent la veille du dernier mercredi de l’année appelé «Chahar Shanbeh Suri». Sept brasiers sont allumés et la coutume est de sauter par dessus en lisant des extraits du Divan du poète Hafez pour prendre la force des flammes. Cet- te «fête du feu» aura lieu devant le château de Karlsruhe où sera servie la traditionnelle soupe «ash» . Elle se prolongera par une nuit disco au Studentenhaus de Karlsruhe. 50 21.3 SA Norouz Fest Fête Norouz, das Frühlings- und Neujahrsfest, ist das wichtigste und älteste Fest des iranischen Kulturraums. Es wird von allen Völkern unabhängig von religiöser Zugehörigkeit gefeiert und läutet das Neue Jahr ein. Erstmals wieder nach vielen Jahren veranstalten die hier lebenden Iraner aus Anlass des Festivals gemeinsam ein großes Norouzfest, zu dem alle, Iraner wie Nicht-Iraner, herzlich eingeladen sind. Norouz (wörtlich: der neue Tag) steht für den Sieg des Lichtes über die Finsternis, des Guten über das Böse, des Frühlings über den Winter. Es beginnt exakt zur Tag- und Nachtgleiche und läutet das Kalenderjahr ein. Als Vorbote des neuen Jahres kündigt Hadji Firouz, bekleidet mit ro- ten Kleidern und mit schwarz geschminktem Gesicht, den Jahreswech- sel an. Auf den Tisch gehören die „haft sin“, sieben symbolträchtige Zutaten, deren persische Namen mit dem Buchstaben „s“ beginnen: sib (Apfel), sir (Knoblauch), sendjed (Mehlbeere), somagh (Essigbaumge- würz), serkeh (Weinessig), samanu (süße Mehlspeise) und sabzeh, ein Teller mit sprießenden Weizensprossen. Das Karlsruher Norouz-Fest gliedert sich in zwei Teile: Nach einer kur- zen Einführung in die Geschichte von Norouz, tritt Hadji Firouz auf. Eine Tanzgruppe führt iranische Tänze auf. Es folgt Livemusik, die sich mit den Themen Frühling und Norouz beschäftigt. Nach einem persischen Festmahl ist die Bühne frei für Tanz bei fröhlicher Musik. Norouz («le nouveau jour») est la plus impor- tante et plus ancienne fête en Iran; elle célébre le Nouvel An et le premier jour du printemps. A l’occasion du festival «Perspectives de femmes» les Iraniens de Karlsruhe organisent une grande fête à laquelle ils convient cordialement le pu- blic. Au programme: présentation de l’histoire et de la signification de Norouz, intervention du «Hadji Firouz», groupe de danse iranien, mu- sique live et repas festif traditionnel. Vers 22h30: place à la danse! 19.30 Uhr Persisches Neujahrsfest Fête du Nouvel An perse Grußwort Wolfram Jäger Kulturbürgermeister Ort / Veranstalter Bürgerzentrum Südstadt Henriette-Obermüller-Str. 10 76137 Karlsruhe Veranstaltet von Förderkreis der Freunde iranischer Kunst und traditioneller Musik Iranisches Kulturzentrum Mir Mohammedi Stiftung Eintritt 35 Euro Kinder bis 12 Jahre 20 Euro Essen inklusive, Getränke extra Vorverkauf Postgalerie, Ticketzentrale Persisches Geschäft Ariana Sohel Sophienstr. 70 Restaurant Shiraz Sophienstr. 64 / Ecke Reinhold-Frank-Str. Safaran Imbiss Karl-Wilhelm-Str.22 Info Tel. 0172 7810951 oder Tel. 0721 567633 51 26.3.DO Viele Irane – Viele Perspektiven Perspectives iraniennes Begegnung Rencontre 16.30 - 18.30 Uhr Ein iranisch-deutsches Frauencafé Café irano-allemand mit Kinderbetreuung Ort / Veranstalter Café Globus im ibz Kaiserallee 12 d 76133 Karlsruhe Veranstaltet von ibz, Iranisches Kulturzentrum und Frauenbeauftragte der Stadt Karlsruhe Eintritt frei In Karlsruhe leben über 150 Iranerinnen. Viele von ihnen wohnen schon viele Jahre hier. Manche sind erst kürzlich nach Karlsruhe gekommen. Wie war ihr Alltag im Iran und aus welchen Gründen kamen sie nach Deutschland? Was waren die ersten Eindrücke vom Leben in Deutschland? Wie schät- zen sie Ausbildungs- und Berufsmöglichkeiten ein, wie ihre Möglichkei- ten, am öffentlichen Leben teilzunehmen? Welche Bilder über das Leben im Iran haben wir Nichtiraner? Diese und andere Fragen stehen im Mittelpunkt des deutsch-iranischen Frauencafés. Über das heutige Leben und den Alltag der Frauen im Iran wissen die meisten nur wenig. Deshalb laden wir Sie zu einer Entdeckungsreise ein! Im Austausch über die jeweiligen Bilder und Erfahrungen bekommen Sie Informationen von hier lebenden Iranerinnen und können unterschied- liche Perspektiven kennen lernen. Abb. v.l.n.r.: Mandana Tarameshloo, Massi Edalat-Pour, Azadeh Hamzeh Plus de 150 Iraniennes vivent à Karlsruhe. quel- ques-unes depuis plusieurs années, d’autres sont arrivées récemment. Pour quelles raisons sont-elles venues? quelles étaient leurs premiè- res impressions de la vie en Allemagne? quel- le image avons-nous de l’Iran? Cette rencontre entre femmes iraniennes et allemandes per- mettra de trouver des réponses à de nombreu- ses questions sur la vie en Iran, de découvrir des aspects inconnus de ce pays, d’apprendre mieux à se connaître et d’adopter une autre per- spective. 52 29.3. SO Begegnung Rencontre Tausendundein Morgen Mille et un matins Das Internationale Kulturfrühstück mit dem Titel TAUSENDUNDEIN MORGEN: SCHAHRASAD stellt die berühmten Geschichten von Tau- sendundeiner Nacht in den Mittelpunkt. Ursprünglich aus dem indischen Raum kommend, hat sich diese Sammlung von Geschichten über Persi- en in den arabischen Raum und schließlich nach Europa verbreitet. Nach dem internationalen Frühstücksbuffet um 10 Uhr, das musikalisch mit Aufnahmen von Rimski Korssakows „Scheherazade“ unterlegt wird, beginnt um 11 Uhr der Programmteil. Zunächst führt Shila Mirfeyzi aus Hamburg einen persischen Tanz vor. Es folgt eine Lesung aus den Ge- schichten von Tausendundeiner Nacht „König Kamarassaman und seine Söhne Al-Amdschad und Al-Asad“. Nach einer erneuten Tanzeinlage werden Gedichte aus vier Ländern mit indogermanischen Sprachen vor- getragen. Deutschland: „Versöhnung“ von Else Lasker-Schüler (Heidi Heger). Indien: „Die Liebesnärrin Mirabai“ (Mira Mani). Iran: „Anklage einer Alten“ von Parven Etefami (Azadeh Hamzeh). Pakistan: „Aufruf“ von Soraya Shahab (Samira Rafiq). Im Anschluss an die Lesungen Einladung zum Mittagsbuffet: Lassen Sie sich verwöhnen! Le petit déjeuner culturel, «Mille et un matins: Shéhérazade», a pour thème central les récits des «Mille et une nuits». Le petit déjeuner ac- compagné par le «Shéhérazade» de Rimsky Korssakov, sera suivi, à 11 heures, d‘un program- me varié: danse, lecture du conte «le roi Kama- rassaman et ses fils», danse, poèmes originaires de quatre pays de langue indo-européenne (Allemagne, Inde, Iran, Pakistan). Pour terminer, buffet surprise. 10.00 Uhr Internationales Kulturfrühstück Petit déjeuner international Programm und Organisation Lilia Jeridi und Iranisches Kulturzentrum Es sprechen Elisabeth Schraut, Lilia Jeridi Ort / Veranstalter Internationales Begegnungszentrum Kaiserallee 12 d 76133 Karlsruhe Veranstaltet von Hausvereine ibz Kostenbeitrag 5 Euro Speisen inklusive 53 29.3. SO Blick über den Rhein Dialogue irano-rhénan Begegnungen Rencontres 15 Uhr Begrüßung Sylvette Martinez, CCFA Elisabeth Schraut Vorstellung des Vereins zur Förde- rung der iranischen Kultur Straßburg Iraj Amiri, Strasbourg französisch, deutsch, persisch Ort / Veranstalter Centre Culturel Franco-Allemand Kaiserstr. 160-162 76133 Karlsruhe Veranstaltet von Centre Culturel Franco-Allemand und Association pour la Promotion de la Culture iranienne Strasbourg Mit iranischem Büffet Eintritt frei Iranerinnen und Iraner leben in vielen Ländern der Welt, so auch im Nach- barland Frankreich, wo ca. 62.000 Iraner wohnen, davon etwa 1.200 in Straßburg. Diese Veranstaltung bietet eine einmalige Gelegenheit, die dort lebende iranische Gemeinde kennen zu lernen. Zu den Zielen des Festivals Frauenperspektiven zählt – entsprechend den Ausrichtungen der städtischen Politik – u.a. die grenzüberschreitende Ko- operation mit Frankreich. In diesem Sinne wird mit dem zweisprachigen Festivalprogramm schon seit mehreren Jahren das Publikum jenseits des Rheins angesprochen. Mit der Präsentation des „Vereins zur Förderung der iranischen Kultur“ im Elsass möchten das Kulturamt und das Centre Culturel nicht nur eine neue Brücke zwischen den benachbarten Ländern schlagen, sondern auch den hier und dort lebenden Iranerinnen und Iranern einen Raum für Austausch, Begegnungen und Gespräche bieten. Von 15 bis 17 Uhr werden der Verein und seine Aktivitäten vorgestellt. Dazu gehören u. a. eine Ausstellung von Bildern der in Straßburg lebenden Ira- nerin Maryam Amir-Ebrahimi sowie ein Büffet mit iranischen Spezialitäten, gestaltet und zubereitet von den Vereinsmitgliedern. Um 17.30 Uhr findet ein von dem Straßburger Verein organisiertes Konzert statt. Siehe Seite 47. Les Iraniens vivent dans de nombreux pays du monde. En France, on estime leur nombre à 62.000, dont 1.200 à Strasbourg. Cette mani- festation offre aux communautés iraniennes des deux côtés du Rhin un espace de rencontre, d’échange et de dialogue. 15h-17h: Présentation de l’Association pour la Promotion de la Culture iranienne Strasbourg, ex- position de peintures de Maryam Amir-Ebrahimi et buffet convivial avec spécialités iraniennes offert par l’association. 17h30: Concert voir p. 47. 54 55 Portrait Samira Makhmalbaf Filmreihe Série Cinéma Samira Makhmalbaf, Tochter des bekannten iranischen Regisseurs Mohsen Makhmalbaf, gehört bereits seit ihrem ersten abendfüllenden Film zur cine- astischen Elite. Die künstlerische Auseinandersetzung mit diesem Medium begleitet sie von Kindheit an. Mit acht Jahren tritt sie zum ersten Mal in ei- nem Film ihres Vaters auf. Schon früh verfestigt sich der Wunsch selbst Filme zu machen. 1998, als Samira Makhmalbaf mit gerade achtzehn Jahren ihr Debüt DER APFEL in Cannes vorstellt, ist sie die jüngste Regisseurin, die je an dem renommiertesten Filmfestival der Welt teilnahm. Die besondere Situation, in einer kleinen Privatschule, der Makhmalbaf Film School, unter Anleitung des Vaters und einiger bekannter iranischer Künstler zusammen mit ihren beiden Geschwistern und anderen Kindern eine umfassende Aus- bildung zu erhalten, befördert ihr Talent. Ihr Werk zeichnet sich durch eine klare Bildsprache, durch ihre ungewöhn- liche Arbeitsweise mit Laien und ein humanistisches Anliegen aus, das grundlegende gesellschaftliche Werte in den Mittelpunkt stellt und ebenso konkret wie metaphorisch zum Ausdruck kommt. „Ich möchte mit meinen Filmen das menschliche Leid mildern, meinen Teil dazu beitragen, dass sich die Welt verändert. Ich glaube, dass viel von die- sem Leid der Geisteshaltung der Menschen geschuldet ist. Wir sind was wir denken. Filme können das Denken verändern. Deshalb mache ich Filme...“ (Samira Makhmalbaf) Die hier vorgestellte Auswahl umfasst neben Ar- beiten der Regisseurin zwei Dokumentationen ihrer jüngeren Schwester Hana Makhmalbaf, die während der Recherchen und Dreharbeiten zu Samira Makhmalbafs letzten beiden Filmen ent- standen sind. «Avec mes films, je voudrais diminuer la souf- france humaine et contribuer à changer le mon- de.» Samira Makhmalbaf, fille du célèbre ci- néaste iranien Mohsen Makhmalbaf, fait partie de l’élite du cinéma. Lorsqu’en 1998, âgée de 18 ans, elle présente «La pomme» à Cannes, elle est la plus jeune cinéaste jamais invitée à ce festival. Son œuvre est caractérisée par langage imagé, concret et à la fois métaphorique. Cette série présente un choix de films de la cinéaste ainsi que deux documentaires de sa soeur Hana. 56 21.15 Uhr Iran/Frankreich 1997 Regie: Samira Makhmalbaf Mit Massoumeh Naderi, Zahra Naderi Ghorbanali Naderi, Azizeh Mohamadi, Zahra Saghrisaz 35mm, 85 Minuten / deutsche Untertitel Sib - Der Apfel Sib - La pomme 14.3. 18.3. SA MI Film Cinéma 19 Uhr Ort / Veranstalter Das Kino, PrinzMaxPalais Garteneingang Akademiestraße 76133 Karlsruhe Veranstaltet von Kinemathek Eintritt 6 Euro / erm. 4,50 Euro In einem Armenviertel in Teheran alarmieren Nachbarn die Behörden: Ein Ehepaar hält seine elfjährigen Zwillingstöchter seit ihrer Geburt im Haus eingesperrt, damit „nichts passiert“. Die herbeigerufene Sozialarbeiterin versucht den Vater, einen einfachen, gläubigen Mann ohne Schulbildung und Beruf, gütlich zu überreden, die Mädchen aus ihrer Gefangenschaft zu entlassen. Als sie so nicht weiterkommt, greift sie mit Hilfe der Nachbarinnen zu einer Zwangsmaßnahme: Sie sperrt den Vater ins Haus und führt die Mäd- chen auf die Straße nach draußen, wo sie erstmals die Welt außerhalb ihres Hauses erkunden und auf andere Menschen treffen. Der Vater kann sich nur befreien, indem er mit einer Eisensäge das Gitter an der Haustür durchfeilt. Inspiriert durch einen Fernsehbericht über dieses Ereignis rekonstruierte die damals erst 17jährige Samira Makhmalbaf in ihrem Debütfilm das Leben der eingesperrten Zwillinge und überzeugte die Familie Naderi, ihre Ge- schichte noch einmal vor der Kamera nachzuspielen. DER APFEL wurde auf zahlreichen internationalen Filmfestivals vorgestellt und ausgezeichnet u.a. für seine einfache und poetische Filmsprache in neo- realistischer Tradition. Dans un quartier pauvre de Téhéran, un couple séquestre ses filles, afin qu‘il ne leur «arrive rien». Alertée, l‘assistante sociale essaie en vain de convaincre le père. Elle l‘enferme dans la maison et libère les jeunes filles. Elles découvrent le monde extérieur et rencontrent des inconnus. Dans son 1er film, Samira Makhmalbaf, âgée de 17 ans, s‘est inspirée d‘un reportage à la télé- vision. Elle fait raconter à la famille Naderi son histoire devant la caméra. Le film a reçu de nom- breux prix. 57 17.3. 20.3. Di 11’09’’01 – God, Construction, Destruction Takhte Siah – Schwarze Tafeln Le tableau noir Film Cinéma FR 19 Uhr Ort / Veranstalter Das Kino, PrinzMaxPalais Garteneingang Akademiestraße 76133 Karlsruhe Veranstaltet von Kinemathek Eintritt 6 Euro / erm. 4,50 Euro 21.15 Uhr 11’09’’01 – GOD, CONSTRUTION, DESTRUCTION Samira Makhmalbafs Beitrag zu dem Episodenfilm 11’09’’01: In einem af- ghanischen Flüchtlingslager im Iran versucht eine Lehrerin den Kindern ihrer Klasse die Ereignisse des 11. September in New York zu vermitteln. Erst durch einen anschaulichen Vergleich kann die Lehrerin die Kinder zu einer Schweigeminute bewegen. Il s‘agit de la contribution de Samira Makhmalbaf au film à épisodes «11‘09‘‘01». Dans un camp de réfugiés iraniens, une institutrice essaie d‘expli- quer à ses élèves les évènements du 11 septembre. En vain. Elle doit trouver une comparaison convaincante pour obtenir d‘eux une minute de silence. TAKHTE SIAH – SCHWARZE TAFELN Im kurdischen Grenzland zwischen Iran und Irak ist eine Gruppe von Leh- rern mit schweren Schultafeln beladen unterwegs auf der Suche nach lern- willigen Schülern. Zwei der Lehrer trennen sich von den anderen. Während der eine sich einer Schar von Kindern anschließt, die vom Schmuggel mit gestohlenen Waren leben, folgt der andere einem Treck älterer kurdischer Männer, die einen Weg über die Grenze zurück in ihre Heimat suchen. An- gesichts des Ausnahmezustands, der den Alltag bestimmt, ist Bildung we- der bei den Kindern noch bei den Alten ein Wert an sich. Doch im Kampf ums Überleben kommen den Schultafeln immer neue Funktionen zu. In ihrem zweiten langen Film, der wiederum auf authentischen Bege- benheiten beruht und hauptsächlich mit Laien inszeniert ist, widmet sich Samira Makhmalbaf ebenso konkret wie metaphorisch einem politi- schen Tabuthema und reflektiert zugleich über die Grundlagen der Zivilisation. Dans la zone frontalière Iran/Irak, un groupe d‘instituteurs, chargés de leur tableau noir, erre à la recherche d‘éventuels élèves. L‘un suit des jeunes contrebandiers, l‘autre des vieillards kurdes qui rentrent mourir au pays. Apprendre n‘est pas la priorité dans ces situations extrê- mes; le tableau noir devient tour à tour bouclier, brancard ou cadeau de mariage. Dans son 2e film, basé sur des fait réels, Samira Makhmalbaf traite un sujet tabou et réfléchit aux fondements de la civilisation. 11’09’’01 – God, Construction, Destruction Iran/Frankreich 2002 Regie: Samira Makhmalbaf 35mm, 11 Minuten / deutsche Untertitel Takhte Siah – Schwarze Tafeln Iran 2000 Regie: Samira Makhmalbaf Mit Said Mohamadi, Behnaz Jafari Bahman Ghobadi, Mohamed Karim Rahmati Rafat Moradi, Majas Rostami 35mm, 85 Minuten / deutsche Untertitel + 58 Film Cinéma SO 22.3. Panje Asr - Fünf Uhr am Nachmittag Panje Asr - A 5 heures de l’après-midi 19 Uhr Noqreh, eine aufgeschlossene junge Frau, lebt mit ihrem Vater, einem got- tesfürchtigen Kutscher, ihrer Schwägerin Leilomah und deren krankem Kind in dem von Bomben zerstörten Kabul. Große Hoffnungen verbindet die Familie mit der Rückkehr von Noqrehs Bruder aus Pakistan. Noqreh ist aber auch auf der Suche nach einem eigenen Weg. Heimlich und gegen den Willen ihres Vaters besucht sie eine Schule für Frauen. Diese Schulstunde, in der die Mädchen diskutieren und Demokratie üben, erweckt nicht nur Noqrehs Neugier, sondern ermutigt sie auch an ihrer Vision festzuhalten, einmal die erste Präsidentin Afghanistans zu werden. Als sich der Gesund- heitszustand des Kindes durch Mangel an Wasser und Nahrung zunehmend verschlechtert und schreckliche Nachrichten aus Pakistan die Familie er- reichen, beschließt Noqrehs Vater in seiner Verzweiflung, die Stadt zu ver- lassen und eine heilige Zuflucht weit entfernt von Kabul zu suchen. FÜNF UHR AM NACHMITTAG ist der erste Spielfilm, der nach dem Sturz des Taliban-Regimes in Afghanistan gedreht wurde. Wie schon in ihren vorange- gangenen Filmen gelingen Samira Makhmalbaf auch hier präzise Alltagsbe- obachtungen, die sich zu eindrücklichen, symbolhaften Bildern verdichten. Nogreh, jeune femme libérée, vit avec sa famille dans les ruines de Kaboul. Nogreh cherche sa propre voix et fréquente une école ouverte aux femmes, où on parle de démocratie. Nogreh rêve même de devenir la première Présidente d‘Afghanistan. Les problèmes s‘accumulent, le père décide qu‘ils doivent chercher refuge en dehors de Kaboul. C‘est le 1er film tourné après la chute des Tali- bans. Il montre le talent de Samira Makhmalbaf pour dépeindre avec finesse la réalité quoti- dienne en Afghanistan. 25.3. MI 21.15 Uhr Iran/Frankreich 2003 Regie: Samira Makhmalbaf Mit Agheleh Rezaie, Abdolgani Yousefrazi, Razi Mohebi, Marzieh Amiri, Gholamjan Gardel, Halimeh Abdolrahman, Bibigol Asef, Jerome Kazagh, Mina Anis, Shpkraneh Hatefi 35mm, 105 Minuten / deutsche Untertitel Ort / Veranstalter Das Kino, PrinzMaxPalais Garteneingang Akademiestraße 76133 Karlsruhe Veranstaltet von Kinemathek Eintritt 6 Euro / erm. 4,50 Euro 59 22.3. SO Lezate divanegi – Joy of Madness Film Cinéma 21.15 Uhr Im Herbst 2002 begleitet die zur Drehzeit 14jährige Hana Makhmalbaf ihre Schwester Samira in Kabul bei den Vorbereitungen zu FÜNF UHR AM NACHMITTAG mit der Kamera. Die schwierige Umbruchphase nach dem Sturz des Taliban-Regimes, von der FÜNF UHR AM NACHMITTAG erzählt, spiegelt sich in dem Verlauf der Dreharbeiten wider. Die Nachwirkungen der Terror-Herrschaft zeigen sich in einer tiefen Verunsicherung und im Misstrauen auch gegenüber dem Medium Film. Hana Makhmalbaf beob- achtet ihre Schwester dabei, wie sie versucht, unter der ortsansässigen Bevölkerung Darsteller/innen für ihren Film zu finden, was sich trotz aller Überzeugungsarbeit als sehr problematisch erweist. Hana Makhmalbafs unauffällige teilnehmende Art, das Geschehen filmisch zu dokumentieren, gibt ebenso Gelegenheit, die Arbeitsweise ihrer älteren Schwester zu er- forschen wie auch das Befinden der afghanischen Gesellschaft nach der Diktatur. Für JOY OF MADNESS wurde Hana Makhmalbaf auf den internationalen Filmfestivals in Venedig und Tokyo mehrfach ausgezeichnet. A l‘automne 2002, Hana Makhmalbaf (14 ans) accompagne sa sœur à Kaboul pour les repéra- ges du film «à 5 heures de l‘après-midi», camé- ra au poing. L‘après-Talibans est une période difficile. On se méfie du média film, d‘où les difficultés pour re- cruter des acteurs/actrices parmi la population locale. Hana Makhmalbaf filme avec discrétion et empathie le travail de sa sœur et livre un ta- bleau de la société afghane après la dictature. Elle a été distinguée aux festivals de Venise et Tokyo. 24.3. DI 19 Uhr Iran 2003 Regie: Hana Makhmalbaf Mit Agheleh Rezaie, Agheleh Farahmand, Bibigol Asef, Sina Asef, Razi Mohebi, Haji Rahmodin, Azizola Vakil, Kaveh Moeinfar, Samira Makhmalbaf, Marziyeh Meshkini, Mohsen Makhmalbaf DVD, 73 Minuten / englische Untertitel Ort / Veranstalter Das Kino, PrinzMaxPalais Garteneingang Akademiestraße 76133 Karlsruhe Veranstaltet von Kinemathek Eintritt 6 Euro / erm. 4,50 Euro 60 27.3.FR Samira and Non Professional Actors Film Cinéma 21.15 Uhr Im Frühjahr 2007 beginnt Samira Makhmalbaf in Afghanistan mit den Dreh- arbeiten zu ihrem neuesten Film TWO LEGGED HORSE. Im Mittelpunkt der Geschichte stehen zwei Jungen, ein geistig behinderter Jugendlicher und ein Junge ohne Beine. Sie castet ihre Darsteller auf der Straße. Ausstrah- lung, Mimik und die Stimme sind ihr wichtiger als äußerliche Attraktivi- tät. Sie mutet ihren Darstellern viel zu. Wut, Ärger und Furcht soll der etwa 16jährige Ziya zeigen. Wenn der junge Afghane nicht ganz ausdrückt, was die Regisseurin sich vorstellt, spielt sie es ihm mit ungeheuerer Energie noch einmal vor. Als die Dreharbeiten durch einen Anschlag unterbrochen werden müssen, lässt sich Samira Makhmalbaf nicht einschüchtern, son- dern beendet den Film an einem anderen Ort. Hana Makhmalbaf, die bei TWO LEGGED HORSE als Standfotografin enga- giert ist, nutzt die Gelegenheit, die Arbeitsweise ihrer Schwester filmisch zu beobachten. Au printemps 2007, Samira Makhmalbaf com- mence, en Afghanistan, le tournage de son film «Two-legged horse». Les personnages princi- paux sont deux jeunes handicapés. Samira Makhmalbaf fait son casting dans la rue. Elle est très exigeante. Elle n‘hésite pas à jouer avec beaucoup d‘énergie une scène pour montrer au jeune garçon ce qu‘elle attend de lui. Après un attentat, le tournage se poursuit ail- leurs. Hana Makhmalbaf, photographe de pla- teau, tourne un film sur sa sœur en plein travail créateur. 29.3. SO 19 Uhr Iran/Afghanistan 2008 Regie: Hana Makhmalbaf Mit Ziya Mirza Mohamad, Haron Ahad, Gol Gotai Karimi, Khojeh Nader DVD, 52 Minuten / englische Untertitel Ort / Veranstalter Das Kino, PrinzMaxPalais Garteneingang Akademiestraße 76133 Karlsruhe Veranstaltet von Kinemathek Eintritt 6 Euro / erm. 4,50 Euro 61 15.3.SO Persepolis Film Cinéma 21.15 Uhr 18.3. MI 19 Uhr Eine Comicverfilmung von Marjane Satrapi und Vincent Paronnaud Frankreich 2007 Regie: Marjane Satrapi, Vincent Paronnaud Animation: Christian Sesmares Deutsche Sprecher/innen Jasmin Tabatabai, Nadja Tiller, Hanns Zischler, Eva Kryll, Marcus Off 35mm, 96 Minuten / deutsche Fassung Ort / Veranstalter Das Kino, PrinzMaxPalais Garteneingang Akademiestraße 76133 Karlsruhe Veranstaltet von Kinemathek Eintritt 6 Euro / erm. 4,50 Euro Die in Paris lebende Exiliranerin Marjane Satrapi hat nach dem Vorbild von Art Spiegelmans „Maus“-Comic den Zickzackkurs ihrer Jugend als Graphic Novel unter dem Titel Persepolis verarbeitet. Auf der Grundlage dieses Comics erzählt sie in der gleichnamigen Zeichentrickadaption in langen Rückblenden von ihrer Jugend im Reich des Schahs und unter dem Regime der Mullahs. Der Film, der in Cannes den Großen Preis verliehen bekam, vermittelt seine politisch ambitionierte Geschichte eindrucksvoll in flächigen Schwarz-Weiß-Zeichnungen und mit viel satirischem Witz, wo- bei er erlittenes Unrecht deutlich beim Namen nennt. Persepolis ist mittlerweile für IranerInnen zu einem Kultfilm geworden. Eine ganze Generation von Exiliranern findet ihre Lebensgeschichte portraitiert. Marjane Satrapi, Iranienne qui vit en exil à Paris, a raconté sa jeunesse sous forme de bande des- sinée,intitulée «Persepolis», dans le style de «Maus» de Spiegelman. Le film d‘animation du même nom est basé sur la BD et raconte avec de nombreux flash-back la jeunesse de Marjane sous le régime du shah et des mollahs. Le film, primé à Cannes, fait passer son mes- sage politique par la satire et un graphisme noir et blanc percutant, qui ne cache rien des souf- frances et des injustices vécues. DI 17.3. 19.45 Uhr Merkur-Film-Center Gaggenau Beethovenstraße 80, 76571 Gaggenau Veranstaltet von Kulturamt Gaggenau und Stadtbibliothek Eintritt 6 Euro Tel. Reservierung unter 07225 1720 62 Football Under Cover Film Cinéma Dokumentarfilm Regie: Ayat Najafi und David Assmann 18.3.MI 15.30 / 18 / 20.30 Uhr Filmcollier Baden-Baden (Kino Smaragd) Lichtentaler Straße 50 76530 Baden-Baden Veranstaltet von Stadt Baden-Baden, Gleichstel- lungsstelle, Kulturamt und Filmcollier Eintritt 4 Euro nachm. / 5 Euro abends Tel. Reservierung 07221 30340 24.3.DI 19.45 Uhr Merkur-Film-Center Gaggenau Beethovenstraße 80 76571 Gaggenau Veranstaltet von Kulturamt Gaggenau und Stadtbibliothek Eintritt 6 Euro Tel. Reservierung 07225 1720 Marlene, die Ich-Erzählerin, spielt in einer Kreuzberger Mädchenfußball- mannschaft. Die meisten ihrer Mitspielerinnen sind arabischer und türki- scher Abstammung. Irgendwann gibt es diese Idee und ein paar Fragen: Wie wäre es, die iranischen Nationalspielerinnen herauszufordern? Und was heißt es, im Iran als Fußballerin einer Sportart nachzugehen, die für sich schon eine Art Geschlechterrevolution ist? David Assmann und Ayat Najafi folgen den jungen Frauen aus Berlin-Kreuz- berg nach Teheran, wo sie tatsächlich die dortige Nationalmannschaft her- ausfordern. Auch wenn es fast unter Ausschluss der Öffentlichkeit in einem heruntergekommenen Stadion stattfindet: Das Teheraner Frauenfußball- duell ist der Triumph, der kleine subversive Sieg, der ganz reale Traum dieses Films. Marlène, la narratrice de ce film, joue au foot- ball à Kreuzberg, dans une équipe féminine où la plupart des joueuses sont d‘origine arabe ou turque. Un jour, elles ont l’idée de défier l‘équipe natio- nale iranienne et d’interroger leurs adversaires pour savoir comment elles vivent leur vocation de joueuses de foot en Iran. David Assmann et Ayat Najafi ont accompagné les jeunes femmes à Téhéran. Le match, même dans un vieux stade et sans public, représente une victoire et un rêve réalisé dont rend compte le film. 63 18.3. MI Power of a Cliché Video Vidéo 19 Uhr Haleh Anvari OF englisch mit deutschen Untertiteln 25 min. Iran 2006 Zu sehen in der Ausstellung Tehran Blues siehe S. 21-22 Ort / Veranstalter Literarische Gesellschaft PrinzMaxPalais Karlstr. 10 76133 Karlsruhe Veranstaltet von Literarische Gesellschaft Eintritt frei Die Videoperformance der Journalistin und Fotografin Haleh Anvari zeigt das Bild iranischer Frauen im Westen und im Iran. POWER OF A CLICHé fokussiert den schwarzen Tschador als visuelles Kürzel für Iran und seinen Gebrauch als Symbol für Iran im In- und Ausland. Mit mehr als 200 Fotografien aus privaten und öffentlichen Sammlungen führt uns Anvari auf eine persönliche und kulturelle Reise mit dem Tscha- dor und fragt nach seiner Rolle in den letzten dreißig Jahren, danach, wie er Bild und Psyche der Nation prägte. POWER OF A CLICHé wurde 2006 in Bahrain, 2007 an verschiedenen Sta- tionen in den USA und 2008 in Großbritannien gezeigt. Während der Frau- enperspektiven wird das Video erstmals in Deutschland präsentiert, dank des ZKM mit deutschen Untertiteln. Haleh Anvari (Abb.), geb. 1963, Schulbesuch in USA, lebt in Teheran. La vidéo-performance de la photo-journaliste Haleh Anvari montre les représentations stéréo- types de la femme iranienne dans les pays oc- cidentaux. «Power of a cliché» se focalise sur l’utilisation du tchador comme symbole visuel. Avec plus de 200 photos, Haleh Anvari retrace l’histoire culturelle du tchador au cours des 30 dernières années et pose la question de son rôle et de ses effets sur l’image de l’ Iran. Ce film en anglais sous-titré en allemand est montré pour la première fois en Allemagne. 64 22.3. SO Not an Illusion Film Cinéma Teheran Ende 2003. Sara, eine junge Iranerin mit einer bezaubernden Stimme, möchte Sängerin werden. Sie schließt sich daher einer Band namens Piccolo an. Doch obwohl Musik nach vielen Jahren der Unter- drückung erlaubt ist, muss jede Band und ihre Musikrichtung von der Regierung genehmigt werden. Und zu allem anderen kommt, dass es Frauen nicht erlaubt ist, solo in der Öffentlichkeit zu singen. Ungeachtet dessen ist Sara fest entschlossen. Als Spitzenturnerin, die durch tragi- sche Umstände behindert wurde, hat sie den festen Willen, das Beste aus ihrem Leben zu machen. Sara und die Band proben für ihr erstes Konzert und hoffen auf eine Verbesserung der Lage. Doch all die Jahre ändert sich die Situation nicht, in mancher Hinsicht geht es sogar rück- wärts. Fünf Jahre lang folgt der Film Sara und ihren Musikerfreunden bei ihrem Kampf, ihren Traum zu verwirklichen. Wir werden Zeugen nicht nur der Musikszene des zeitgenössischen Iran, sondern werden auch eng mit dem Auf und Ab der Lage der Musik vertraut, die den Status der irani- schen Gesellschaft zwischen Tradition und Moderne symbolisiert. NOT AN ILLUSION portraitiert das Leben der Menschen im Iran, die Mu- sik lieben und nicht aufgeben. Der Film singt eine Lobeshymne auf die Musik und macht deutlich, dass sich persönlicher Einsatz lohnt. Er zeigt den persönlichen Zugang der Regisseurin Torang Abedian, die in einer Zeit in Teheran aufwuchs, als Musik völlig verboten war. Der Zuschauer kann die Belastung Saras nachempfinden. Sie repräsentiert die junge Generation des Iran, die ihre eigene Identität sucht. Torang Abedian, aufgewachsen in Teheran. Studierte Medienkunst in London, Westmins- ter University. Zahlreiche Kurzfilme. Téhéran, fin 2003. La jeune Sara veut devenir chanteuse et rejoint le groupe Piccolo. Ensem- ble, ils sont confrontés aux formalités et démar- ches paralysantes imposées aux groupes de musique par le gouvernement qui, de plus, in- terdit aux femmes de chanter seules en public. Pendant 5 ans, l’équipe du film a suivi Sara et ses amis dans leur combat pour réaliser leur rêve. «Not an illusion» montre la situation du monde de la musique en Iran. Un hymne à la musique et à tous les Iraniens qui l’aime! 16 Uhr Dokumentarfilm Iran/GB 2008 Produktion und Regie: Torang Abedian Digital Video, ca. 90 min. OF Englisch In Anwesenheit der Regisseurin Es sprechen Christiane Riedel, ZKM Elisabeth Schraut, Festivalleiterin Ort / Veranstalter ZKM, Vortragssaal Lorenzstraße 19 76135 Karlsruhe Veranstaltet von Stadt Karlsruhe und ZKM Eintritt frei 65 26.3.DO Be Like Others Film Cinéma In der Islamischen Republik Iran wird Homosexualität mit der Todesstrafe verfolgt, während Ayatollah Khomeini vor mehr als zwanzig Jahren eine Fat- wa herausgegeben hatte, nach der Geschlechtsumwandlungen für „diag- nostizierte Transsexuelle“ zulässig sind. Pro Jahr werden etwa 450 Ge- schlechtsumwandlungen durchgeführt und vom Staat finanziert. BE LIKE OTHERS begleitet die Patienten und Patientinnen einer großen Teheraner Klinik bei der Vorbereitung auf den schweren Eingriff, folgt ihnen in den Operationssaal und zurück in ihr Alltagsleben. Aus den Gesprächen mit ihnen, mit ihren Freunden und Verwandten, aber auch mit dem landesweit bekanntesten Chirurgen für Geschlechtsumwandlungen erschließt sich die Tragweite einer solchen Geschlechterpolitik. Es wird deutlich, dass die Entscheidung für viele unter anderen gesellschaftlichen Bedingun- gen ganz anders ausfallen würde. Die im Iran geborene und in Amerika lebende Regisseurin Tanaz Eshaghian wurde für ihren bewegenden und eindruckvollen Dokumentarfilm auf der Berlinale 2008 mit dem Spezial- Preis der Teddy-Jury ausgezeichnet. Im Anschluss an die Vorführung am 26.3. besteht Gelegenheit zum Ge- spräch. En Iran, l‘homosexualité est punie de mort et la transsexualité était consideré par Khomeyni comme une maladie qui doit être soignée. Il y a environ 450 opérations par an, financées par l‘état. Le film suit les patients d‘une clinique de Téhéran, avant, pendant et après l‘opération. En parlant avec l‘entourage des opérés et le plus connu des chirurgiens, on découvre la por- tée d‘un telle politique. Dans un autre contexte sociétal, beaucoup auraient pris une autre dé- cision. Tanaz Esghaghian a reçu le prix spécial du jury à la Berlinale 2008. 28.3. SA 19 Uhr Iran/USA/Kanada 2008 Regie: Tanaz Eshaghian Mit Ali Asgar/Negar, Anoosh/Anahita, Farhad/ Vida, Ali Ramani, Sahin Hamshahri, Dr. Mir Jalali, Hojatol Islam Kariminiya DVD, 74 Minuten englische Untertitel Ort / Veranstalter Das Kino, PrinzMaxPalais Garteneingang Akademiestraße 76133 Karlsruhe Veranstaltet von Kinemathek in Kooperation mit den lesbisch- schwulen Filmtagen Karlsruhe Eintritt 6 Euro / erm. 4,50 Euro 19 Uhr 66 Sonbol Rallye durch den Gottesstaat Rallye dans l’Etat théocratique Film Cinéma Sonbol gehört zu den Schnellsten im Gottesstaat. Die unerschrockene junge Iranerin liebt die Geschwindigkeit und die Piste: Eine Rennfahre- rin im Iran. Während die Welt ängstlich auf das Land am Persischen Golf schaut, dessen Präsident trotz internationaler Proteste Atommacht wer- den will, trainiert Sonbol für die nächste Tourenwagenmeisterschaft. Sonbol hat in den USA Medizin studiert und arbeitet heute im Iran als Zahnärztin. Sie kennt die Grenzen, die Schikanen, mit denen sie in ih- rem Heimatland leben muss, gerade auch als Frau. Was noch lange nicht heißt, dass sie sich damit abfindet. Ihr Hobby hat etwas Provozierendes für die Herrscher im Iran. Ihren Landsleuten macht sie vor, was trotz Überwachungsstaat und Unterdrückung möglich ist. Das ist nicht unge- fährlich, denn den Machthabern ist daran gelegen, dass alles so bleibt wie es ist. Sonbol entspricht nicht den gängigen Vorstellungen in der westlichen Welt über den Alltag im Iran. Ihr Beispiel zeigt, dass in dem von den Mullahs beherrschten Land nicht nur Rückständigkeit und Unterdrü- ckung herrschen. Es ist eine vielschichtige Gesellschaft, die sich stän- dig weiterentwickelt und in der sich konservative und reformorientierte Kräfte zuweilen erbitterte Kämpfe liefern. FIRST STEPS Award 2008 in der Kategorie „Dokumentarfilm“, Filmfestival Max Ophüls Preis Saarbrücken 2008 Lobende Erwähnung, SehSüchte – In- ternationales Studentenfilmfestival Potsdam 2008 Dokumentarfilmpreis. Sonbol ne correspond pas à l’image stéréotype qu’ont les Occidentaux de la femme iranienne: Pilote de course en Iran, Sonbol aime la vitesse. Elle connaît les limites et interdits que lui impo- se son pays, mais n’est pas prête à s’y résigner. Son hobby est une provocation pour les repré- sentants du pouvoir en Iran. Ce film documen- taire produit en Allemagne a obtenu de nom- breux prix et distinctions. Il montre l’évolution de la société iranienne où s’affrontent les forces conservatrices et réformistes. Eine Rennfahrerin im Iran Deutschland 2008 Regie: Niko Apel, Kamera: Beate Scherer digital, 60 Min, Dokumentarfilm, Farbe Produktion Sommerhaus Filmproduktio- nen/Ludwigsburg / Koproduktion mit der Filmakademie Baden-Württemberg und dem SWR 27.3.FR 20 Uhr Kellertheater Rastatt Herrenstr. 24 76437 Rastatt Info Tel. 07222 972 1030 Eintritt 5 Euro Veranstaltet von Frauen- und Gleichstellungsbeauftragte der Stadt Rastatt 67 25.3. MI Modenschau Défilé de mode Designermode aus Teheran La création de mode à Téhéran 17 Uhr Mit den Modedesignerinnen Nagmeh Kiumarsi Shadi Parand, Assistenz Hasty Homayoun Nazanin Seyedadyn aus Teheran Konzeption Natalie Durst, Teheran Ort / Veranstalter Modehaus Carl Schöpf Am Marktplatz 76133 Karlsruhe Eintritt frei Anmeldung erforderlich Tel. 0721 38 00 06 Im Iran, besonders in Teheran, gibt es eine aktive Modeszene, die in Deutschland bislang völlig unbekannt ist. Gewöhnlich verbindet man mit dem Iran nur die Bekleidungsstücke Tschador oder unvorteilhafter dunk- ler Mantel mit Kopftuch. Nur wer um die Spaltung des iranischen Lebens in einen öffentlichen und privaten Raum weiß, kann ermessen, wie mode- bewusst iranische Frauen tatsächlich sind. Nicht selten wird als Zeichen des inneren Widerstands die islamische Kleiderordnung mit ausgefallenen Kleidungsstücken auch in der Öffentlichkeit umgangen. Die junge iranische Designerin Nagmeh Kiumarsi ist in Teheran besonders für ihre Mäntel und Kopftücher bekannt. Dicht bedruckt mit persischen Schriftzeichen, werden auf ihren Modellen die Verse berühmter Dichter zi- tiert. Shadi Parand ist eine der bekanntesten Designerinnen, deren Mode bereits auf internationalen Laufstegen präsentiert wurde. In ihre Mäntel in- tegriert sie alte Stoffe und Accessoires, die sie in allen Regionen im Iran einkauft. Nazanin Seyedadyn ist Gewinnerin der Iranischen Modeschule 2008. Ihre Kollektion, ganz in Weiß gehalten, zeigt ausschließlich Modelle, die von der altpersischen Geschichte inspiriert sind. Généralement, on associe l’Iran à des vêtements peu flatteurs pour la femme. Seul, celui qui sait que les Iraniennes ont une vie différente selon qu’elles évoluent dans l’espace privé ou public, connaît aussi l’importance qu’elles accordent à la mode, qui par son originalité est même sou- vent un signe de révolte intérieure contre l’ordre vestimentaire islamique. La création de mode est donc très active en Iran et surtout à Téhéran. Ce défilé montre les modèles de trois jeunes stylistes des plus reconnues en Iran. 68 69 Wir danken unseren Förderern und Sponsoren Air France atelier september, Karlsruhe Auswärtiges Amt, Berlin Azad Gallery Teheran Badische Beamtenbank Karlsruhe Badisches Landesmuseum Karlsruhe Cosmétique Sans Soucis, Baden-Baden Förderkreis der Freunde iranischer Kunst und traditioneller Musik Fondation Entente Franco-Allemand, Strasbourg Hotel Erbprinz, Ettlingen Industrie- und Handelskammer / IHK Karlsruhe Institut für Auslandsbeziehungen, Stuttgart Iranisches Kulturzentrum e.V. nah & fern. Kulturmagazin für Migration und Partizipation Landeszentrale für politische Bildung, Stuttgart Mir Mohammedi Stiftung. Die Menschen- rechtsstiftung Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst, Baden-Württemberg Ritter Sport Landesbetrieb Vermögen und Bau Baden- Württemberg, Amt Karlsruhe Stadtwerke Karlsruhe Stiftung der Landesbank Baden-Württemberg TechnologieRegion Karlsruhe Volksbank Karlsruhe Wir danken ganz besonders für ihr außergewöhnliches Engagement Judith Hehl Sylvette Martinez Bahman Mobasheri Dr. Schoole Mostafawy sowie Dr.-Ing. Iraj Amiri, Natalie Durst, Nabi Firouzi, Hossein Ghaiumy, Mostafa Khodarahm, Myriam Schahabian, Rose Starlander Das Programmheft wurde gedruckt mit Unterstützung der BBBank aus Mitteln des Gewinnsparvereins Baden e. V. 70 Kontakte Contacts Badisches Landesmuseum Dr. Schoole Mostafawy Tel. +49 (0)721 / 926 6802 E-Mail: schoole.mostafawy@landesmuseum.de Badisches Staatstheater Bettina Weiler Tel. +49 (0)721 / 35 57 267 E-Mail: schauspiel.dramaturgie@badisches-staatstheater.de Centre Culturel Franco-Allemand Sylvette Martinez Tel. +49 (0)721 / 160 38 14 E-Mail: sylvette.martinez@ccf-ka.de Förderkreis der Freunde iranischer Kunst u. traditioneller Musik e. V. Bahman Mobasheri Tel. +49 (0)172 / 7810951 E-Mail: mobasheri_ bahman@yahoo.de Galerie Bode Dorothee Bode Tel. +49 (0)721 / 354 84 35 E-Mail: info@galeriebode.de GEDOK Dr. Christa Hartnigk-Kümmel Bettina Schönfelder Tel. +49 (0)721 / 37 41 37 E-Mail: gedok-karlsruhe@online.de Hausvereine im ibz Vorstand Lilia Jeridi Tel. +49 (0) 721 / 88 44 68 Internationales Begegnungszentrum (ibz) Marion Schuchardt Tel. +49 (0)721 / 84 44 79 E-Mail: ibz@karlsruhe.de Iranisches Kulturzentrum e. V. Morteza Edalat-Pour E-Mail: IKZ@t-online.de Jubez / StJA e.V. Karlsruhe Petra Kuropka Tel. +49 (0)721 / 935 19 3 E-Mail: jubez@stja.karlsruhe.de Kinemathek Karlsruhe e.V. Inka Gürtler Tel. +49 (0)721 / 937 47 14 E-Mail: kino@kinemathek.inka.de Kulturgruppe der iranischen Studenten Shahrzad Rahmani Ayat Sasan E-Mail: kulturgruppe-iranische-studenten@googlegroups.com Kulturverein Tempel e. V. Martin Holder Tel. +49 (0)721 / 55 41 74 E-Mail: tempel@email.de Literarische Gesellschaft Karlsruhe Lotti Neumann Tel. +49 (0)721 / 133 40 87 E-Mail: info@literaturmuseum.de Mir Mohammedi Stiftung. Die Menschenrechtsstiftung Dr. Schoole Mostafawy Tel. +49 (0)177 / 8044899 E-Mail: mostafawy.schoole@t-online.de Modehaus Carl Schöpf Dr. Melitta Büchner-Schöpf Tel. +49 (0)721 / 38 00 06 E-Mail: info@modehaus-schoepf.de Stadt Baden-Baden, Frauenbeauftragte Karin Wittmann Tel. +49 (0)7221 / 93 20 18 E-Mail: karin.wittmann@baden-baden.de Stadt Baden-Baden, Kulturamt Petra Heuber-Sänger Tel. +49 (0)7221 / 93-23 08 E-mail: Petra.Heuber-Saenger@baden-baden.de 71 Stadt Bruchsal, Gleichstellungsbeauftragte Inge Ganter Tel. +49 (0)7251 / 79 364 E-Mail: inge.ganter@bruchsal.de Stadt Ettlingen, Stadtbibliothek Siglinde Taller Tel. +49 (0)7243 / 101 203 E-Mail: stadtbibliothek@ettlingen.de Stadt Gaggenau Heidrun Haendle, Kulturamt Carmen Merkel, Frauenbeauftragte Tel. +49 (0)7225 / 962 513 E-Mail: kulturamt@gaggenau.de Stadt Karlsruhe, Frauenbeauftragte Annette Niesyto Tel. +49 (0)721 / 133 30 62 E-Mail: fb@karlsruhe.de Stadt Karlsruhe, Kulturamt, Allgemeine Kultur Fachbereich Internationale Beziehungen Elisabeth Schraut M.A. Angelika Schmidt Tel. +49 (0)721 / 133 40 44 E-Mail: frauenperspektiven@kultur.karlsruhe.de Stadt Karlsruhe, Kulturamt, Stadtbibliothek Sabine Dietrich Andrea Krieg Tel. +49 (0)721 / 133 42 52 E-Mail: stadtbibliothek@ kultur.karlsruhe.de Stadt Rastatt, Frauen-und Gleichstellungsbeauftragte Petra Heinisch-Hildenbrand Tel. +49 (0)7222 / 972-1030 E-Mail: petra.heinisch-hildenbrand@rastatt.de Stadt Stutensee, Kulturamt Julia Peidelstein Tel. +49 (0)7244 / 969 130 E-Mail: kultur@stutensee.de ZKM Christiane Riedel Tel. +49 (0)721 / 8100 10 10 E- Mail: info@zkm.de 72 Sagenhaftes Persien Eingeschlossene Leistungen: Flug ab/bis Frankfurt Vollpension umfangreiches Besichtigungs- programm Special Tours Reisebegleitung deutschsprachige Reiseleitung Termine 2009 25.09.–03.10. 09.10.–17.10. pro Person ab 1.295.– Lassen Sie sich vom unbekannten Persien überraschen. 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März um 1700 Uhr Platz-Reservierung: Tel. 0721/380006 74 ? www.stadtwerke-karlsruhe.de Kunst und Kultur erleben in unserer Stadt Stadtwerke Karlsruhe: Versorgung mit Verantwortung. Verbunden mit der Region. Karlsruhe lockt mit vielen Ereignissen, Veranstaltungen, Einrichtungen. Es ist schön in unserer Stadt zu sein. 75 • Die Kontoführung, • Buchungen, • Ein- und Auszahlungen, • SparkassenCard, dies alles kostenlos und dazu freundlich bedient und bestens beraten – wechseln lohnt sich! Wir haben ! * - ab 1.250 € mtl. Gehaltseingang - bis 27 Jahre ohne Mindesteingang, bis 30 Jahre unter bestimmten Voraussetzungen w w w .s p ar ka ss e- ka rl sr u h e. d e gb-wir08-sf-4c 30.07.2008 8:44 Uhr Seite 1 Iran Märchenhaftes Persien Antike Weltreiche und Städte Reiche Moscheen und paradiesische Gärten Reisen auf uralten Handelswegen Den Katalog 2009 senden wir Ihnen gerne zu! Am Ludwigsplatz • 76133 Karlsruhe • Tel.: 07 21 / 18 11 18 • Fax: 07 21 / 22 1 40 • www.hirschreisen.de Schon lange vor Marco Polo führten bedeutende Handelsrouten durch diese Weltgegend. Nur wenige Länder sahen so viele Kulturen - große Reiche kommen und gehen, die vielfältige Architektur sucht ihresgleichen. Die jüngere Vergangenheit wird bestimmt durch die Revolution 1979, durch die der Iran zur„Islamischen Republik“ wurde. Das Ergebnis ist eine überaus vielschichtige Identität, nicht westlich und nicht östlich, nicht antik und nicht modern. Erfahren Sie die unvergleichlich reiche Geschichte und herzliche Gastfreundschaft eines Landes, von dem die meisten von uns heute nur eine unzureichende Vorstellung haben. Studienreise 16 Tg. 10. April - 25. April HP 2498,- Ihre Reise- leiterin Esther Ohanecian 76 Die Mir Mohammedi Stiftung wurde zur Erinne- rung an Mir Mohammedi (1931-2003) gegründet, der sich in herausragender Weise für die Wah- rung der Menschenrechte in Karlsruhe und weit darüber hinaus eingesetzt hat. Die Stiftung will die Arbeit in seinem Sinne fortsetzen durch Un- terstützung von Einrichtungen und Projekten, die sich der Völkerverständigung, der Integration von Menschen ausländischer Herkunft in unsere Gesellschaft, der Verwirklichung der Menschenrechte und vor diesem Hintergrund der Förderung iranischer Kultur widmen. Eine Vielzahl von Menschenrechts- und Kultur-Projekten wurde bereits durch die Stiftung gefördert. Mehr dazu fi nden Sie im Internet unter www.mirmohammedi-stiftung.de Helfen Sie mit - damit wir helfen können: Spendenkonto Volksbank Karlsruhe Konto 10033284 - BLZ 661 900 00 Steuerabzugsfähige Spendenquittungen werden gern über- sandt. Mir Mohammedi Stiftung Die Menschenrechtsstiftung Menschenrechtszentrum Karlsruhe Durlacher Allee 66 76131 Karlsruhe Fax: 0721/844410 «Am wichtigsten ist nicht, welche Religion, Sprache oder Kultur man hat, sondern, dass man an die Menschenrechte glaubt» Schirin Ebadi 77 Ein an die Wurzeln gehendes Buch, das Bilder findet für das Wunder der Mitgeschöpflichkeit, ohne dem Kitsch anheimzufallen. Der Rabe wird hier nicht als Finsterling vorgestellt, sondern als eigenwilliger Mitbewohner in einer eigenwilligen WG. 168 Seiten, illustriert gebunden, 16,80 Euro ISBN 978-3-88190-474-2 Ein schräger Vogel. Badisches Tagblatt Ein Geschichtenerzähler par excellence. Kurier Wie eine Praline – mehr davon. Vögel Eine Liebeserklärung. Die Rheinpfalz Klag blickt in andere Welten. Pforzheimer Zeitung Unterhaltsame Lehrstunden. Rhein-Neckar-Zeitung Der Mann kann schreiben. Klappe Auf. Bert E. A. Klag Lindemanns Bibliothek Die „Ravenmutter“ ist 3 Bücher: Kindheitsgeschichte eines Raben- findelkindes, Liebesroman, der die normale Haustierliebe verges- sen macht, und Aufklärungsbuch über Rabenwelten. Bert E.A. Klag, geboren 1935, studierte an der Kunst- und Werk- schule Pforzheim, der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste Stuttgart und der Staatlichen Werkakademie in Kassel. Meister- schüler von Prof. Curt Rothe. Viele Jahre als Art-Direktor tätig. Impressum Festivalleitung und Gesamtkoordination Stadt Karlsruhe, Kulturamt, Allgemeine Kultur Fachbereich Internationale Beziehungen Elisabeth Schraut M.A. (Leitung) Angelika Schmidt Texte Veranstalterinnen und Redaktion Redaktion Elisabeth Schraut M.A. Dr. Schoole Mostafawy Angelika Schmidt Übersetzung Französisch Sylvette Martinez M.A. Rose Starlander Übersetzung Persisch Bahman Mobasheri, Kuroush Betserkis Persische Schrift Bahman Mobasheri Sponsoring, Anzeigen Christine Selensky Konzeption und Gestaltung atelier september, Judith Hehl Illustration www.framboise-noel.eu Produktion www.infoverlag.de Öffentlichkeitsarbeit Elisabeth Schraut M.A. Angelika Schmidt Christine Selensky Internet Gabriele Glutsch Daniela Süße Die Verantwortung für die einzelnen Veranstaltungen liegt bei den jeweiligen Veranstaltern. 78 79 Veranstaltungsorte in der Region Lieux des manifestations dans la région Filmcollier Baden-Baden (Kino Smaragd) Lichtentaler Straße 50 76530 Baden-Baden Stadtbibliothek Baden-Baden Gartenhaus Luisenstr. 34 76530 Baden-Baden Bürgerzentrum Bruchsal Am Alten Schloss (neben der Stadtinfo) 76646 Bruchsal Stadtbibliothek Ettlingen Obere Zwingergasse 12 76275 Ettlingen Akademie Schloss Rotenfels Theatersaal 76571 Gaggenau Merkur-Film-Center Gaggenau Beethovenstraße 80 76571 Gaggenau Stadtbibliothek Gaggenau Haus am Markt 76571 Gaggenau Kellertheater Rastatt Herrenstr. 24 76437 Rastatt Rathaus Stutensee Rathausstr. 1-3 76297 Stutensee Bildnachweis crédit photos Die Bildrechte der Abbildungen liegen, soweit nicht anders angegeben, bei den Akteurinnen. S. 7, 11, 12, 15, 16, 18, 30, 42, 48, 54, 68, 78 - privat, S. 21 © Simin Keramati, S. 22 oben rechts © Jinoos Taghizadeh, unten © Myriam Schahabian, S. 24 beide Bilder © Mamak Azarmgin und Akademie Schloss Solitude, 2007, S. 33 Buch „Erwachen aus dem Alptraum, Unionsverlag, 1998, S. 34 Buch „Hinter den Schleiern Irans“, Dumont Buchverlag, 2008, S. 35 Charlotte Wiedemann - Foto: Daugart, Buch „Ihr wisst nichts über uns!“ Herder Verlag, 2008, S. 38 Forugh Farrokhzad - Foto vom Grab: www.forughfarrokhzad.org, Nader Mazloomi, S. 39 Hourvash Pourkian - Foto: Svenja von Schultzendorff, S. 40 Sudabeh Mohafez - Foto: Jürgen Bauer, S. 49 Haft Sin - Foto: Neda Afrashi, Die persische Küche, 2006, S. 173 Hadji Firuz - Foto: Pedram Ghahremanloo, aus: en.wikipedia, S. 52 Foto: Claudia Ott (Hrsg.), Tausendundeine Nacht, dtv Verlag, 2006, S. 53 Foto: Maryam Amir-Ebrahimi, Strasbourg, S. 55 - 56 aus Film Der Apfel - Foto: Kairos Filmverleih, S. 57 11‘09“01 - Fotos: Movienet / Schwarze Tafeln - Fotos: Kairos Filmverleih, S. 58 - 60 Fotos: Makhmalbaf Film House, S. 61 Fotos: Prokino Filmverleih, S. 62 Fotos: www.football-under-cover.de, S. 65 Fotos: www.belikeothers.com, S. 66 Foto: www.swr.de, S. 67 links: Foto: Shadi Parand, rechts: Foto: Naghmeh Kiumarsi 80 Veranstaltungsorte in Karlsruhe Lieux des manifestations à Karlsruhe 1 Badisches Landesmuseum Schloss Straßenbahnlinien: S1/11, S2, S4/S41, S5, 1, 2, 3, 4, 5 Haltestelle: Marktplatz 2 Badisches Staatstheater Insel Karlstr. 49b Straßenbahnlinien: 2, 4, 6 Haltestelle: Karlstor 3 Bürgerzentrum Südstadt Henriette-Obermüller-Straße 10 Straßenbahnlinien: 3 Haltestelle: Mendelssohnplatz 4 Centre Culturel Franco-Allemand Kaiserstr. 160–162 Straßenbahnlinien: S1/11, S2, S5, 1, 2, 3, 4, 6 Bus: 73 Haltestelle: Europaplatz 5 DAS KINO im PrinzMaxPalais Eingang Akademiestraße 6 Straßenbahnlinien: S1/11, S2, S5, 1, 2, 3, 4, 6 Bus: 73 Haltestelle: Europaplatz 6 Galerie Bode Ettlinger Str. 2a Straßenbahnlinien: S1/11, S4, S41, 2, 5 Haltestelle: Ettlinger Tor 7 GEDOK Künstlerinnenforum Markgrafenstr. 14 Straßenbahnlinien: S2, S4, S5, 1, 2, 3, 4, 5 Haltestelle: Kronenplatz 8 IHK Haus der Wirtschaft Lammstraße 13-17 Straßenbahnlinien: S1/11, S2, S4, S41, S5, 1, 2, 3, 4, 5 Haltestelle: Marktplatz 9 Internationales Begegnungszentrum (ibz) Kaiserallee 12 d Straßenbahnlinien: S1/11, S2, S5, 1, 2, 6 Haltestelle: Schillerstraße 10 JUBEZ Café Kronenplatz 1 Straßenbahnlinien: S2, S4, S5, 1, 2, 3, 4, 5 Haltestelle: Kronenplatz 11 Kulturzentrum Tempel Hardtstraße 37a Straßenbahnlinien: S2, S5, 6, BUS 62, 70 Haltestelle: Entenfang 12 Modehaus Schöpf Marktplatz 1 Straßenbahnlinien: S1/11, S2, S4, S41, S5, 1, 2, 3, 4, 5 Haltestelle: Marktplatz 13 Orgelfabrik Durlach Amtshausstraße 17 Straßenbahnlinien: 1, 8 Haltestelle: Schloßplatz 5 PrinzMaxPalais Karlstraße 10 Straßenbahnlinien: S1/11, S2, S5, 1, 2, 3, 4, 6 Bus: 73 Haltestelle: Europaplatz 14 Stadtbibliothek Ständehausstraße 2 Straßenbahnlinien: S1/11, S2, S5, 1, 3, 4 Haltestelle: Herrenstraße 14 Stephanssaal Ständehausstraße 4 Straßenbahnlinien: S1/11, S2, S5, 1, 3, 4 Haltestelle: Herrenstraße 15 Studentenhaus Festsaal Adenauerring 7 Straßenbahnlinien: S2, S4, S5, 1, 2, 3, 4, 5 BUS 30, 42, 123 Haltestelle: Durlacher Tor 9 Volkshochschule Karlsruhe Ulrich Bernays-Saal Kaiserallee 12 e Straßenbahnlinien: S1/11, S2, S5, 2, 6 Haltestelle: Yorckstraße 16 Zentrum für Kunst und Medientechnologie Lorenzstraße 19 Straßenbahnlinien:5, Haltestelle: Lessingstr. und 2, Haltestelle: ZKM
https://www.karlsruhe.de/b1/festivals/frauenperspektiven/archiv/2009/HF_sections/content/ZZmaa00aZVxgYy/ZZmaa0coh35fya/Inhalt_FP09.pdf
Programmheft_Faire Woche 2018.indd Faire Wochen 2018 Mitte September bis Ende Oktober Stadt Karlsruhe Umwelt- und Arbeitsschutz Gemeinsam für ein gutes Klima einsam für ein s Klima ein Umwelt- und Arbeitsschutz | 32 | Faire Woche 2018 Jumiran von der Kooperative Koperasi Baithul Qiradh Baburrayyan (KBQB), Indonesia beim Ernten von Kaffeekirschen © Nathalie Bertrams Vorwort „Gemeinsam für ein gutes Klima – fair handeln, Klima schützen“ Das diesjährige Motto zur Fairen Woche „Gemeinsam für ein gutes Klima – fair handeln, Klima schützen“ trifft gleich zwei Themen, die essentiell für die Zukunft unserer Welt sind und für die mein Herz schlägt: Fairer Handel und Klimaschutz. Beide Themen nehmen wir hier in Karlsruhe nicht nur ernst, sondern tun viel dafür: Karlsruhes Aktivitäten als Fairtrade-Stadt, kommunale Unterstützung bürgerschaftlichen Engagements zur Entwicklungszusammenarbeit, das Karlsruher Klimaschutzkonzept, vielfältige Angebote zur Bildungsarbeit. Dies sind nur einige Beispiele des städtischen Engagements. Nach wie vor leiden unzählige Menschen im „Globalen Süden“ unter extremer Armut und extremen Hunger, fehlender Gesundheitsversorgung, mangelnden Bildungsangeboten sowie menschenunwürdigen Arbeitsbedingungen. Hier setzt der Faire Handel an. Außerdem bemüht er sich mit einem breiten Spektrum an konkreten Maßnahmen darum, dem Klimawandel und dessen Negativfolgen entgegenzutreten. Sowohl im „Globalen Süden“ als auch im Norden fördert Fairer Handel ein klimaschonendes Wirtschaften und unterstützt Kleinbäuerinnen und -bauern bei der Bewältigung der Folgen des Klimawandels. Nicht nur die Stadtverwaltung, sondern auch zahlreiche bürgerschaftliche Gruppen und Initiativen in Karlsruhe setzen sich für die Umsetzung der globalen Ziele für nachhaltige Entwicklung (Sustainable Development Goals, SDGs) der Agenda 2030 ein. „Globale Partnerschaften für nachhaltige Entwicklung mit neuem Leben füllen“ und „das Klima umfassend schützen“ sind zwei der 17 Ziele, um eine Zukunft in Frieden, Würde und ohne Armut für alle Menschen zu schaffen. Der Faire Handel verbindet die sozialen, ökologischen und ökonomischen Herausforderungen unserer Gesellschaft auf beispielhafte Weise. Beispielhaft ist auch die lange Tradition des Karlsruher Engagements für ein gerechtes Zusammenleben in der Einen Welt. In diesem Jahr beteiligt sich die Stadt Karlsruhe gemeinsam mit vielen „Eine Welt-Gruppen“ zum zehnten Mal an der bundesweiten Fairen Woche. Dieses Jubiläum wollen wir am 15. September gemeinsam mit einem bunten Markt auf dem Kirchplatz St. Stephan feiern. Lassen Sie sich vom Eine Welt- Angebot inspirieren und freuen Sie sich auf Mitmach-Angebote, Musik und faire Snacks. Darüber hinaus beteiligen sich in bewährter Weise zahlreiche Gruppen, Institutionen und ehrenamtliche Initiativen mit ihren vielfältigen und informativen Veranstaltungen und Aktionen am Karlsruher Faire Woche Programm im September und Oktober. Allen Akteuren danke ich herzlich für ihr Engagement! Klaus Stapf Bürgermeister Inhaltsverzeichnis Fairer Handel – Eine kurze Einführung .........................................................6 Jahresthema „Gemeinsam für ein gutes Klima“ ...........................................9 Der Karlsruher Fächerkaffee – das erste Jahr! ...........................................12 Karlsruhe kickt jetzt endlich fair ................................................................16 Bestätigung für die Fairtrade-Stadt Karlsruhe ............................................18 Neues aus der Stadtverwaltung .................................................................21 Lokale Agenda 21 Karlsruhe in der Einen Welt ...........................................23 „Fair“-anstaltungsüberblick 2018 ..............................................................26 Gastronomieliste ........................................................................................60 Faire Textilien ..............................................................................................62 Umwelt- und Arbeitsschutz | 54 | Faire Woche 2018 Herzlich willkommen bei den zehnten Fairen Wochen in Karlsruhe! 10 Jahre Faire Woche in Karlsruhe! An dieser Stelle möchte sich das Faire-Woche- Organisationsteam ganz herzlich bei allen Akteuren bedanken, die in den vergangenen Jahren zum Erfolg der Veranstaltung beigetragen haben. Ebenso ein herzliches Dankeschön an alle Bürgerinnen und Bürger, die den Fairen Handel und die Eine-Welt-Arbeit auf unterschiedliche Art und Weise unterstützen. Lassen Sie uns dieses Jubiläum gemeinsam feiern mit einem bunten Faire Woche Markt am 15. September! Wir freuen uns auf Ihren Besuch! Auch im zehnten Jahr werden in Karlsruhe im September und Oktober Informationsveranstaltungen, Workshops, Stadtführungen, Probieraktionen und vieles mehr die faire Vielfalt und die Eine-Welt-Arbeit in unserer Stadt widerspiegeln. Wir freuen uns, dass in diesem Jahr wieder zahlreiche Akteure dabei sind, die das Programm bereichern und so vielfältig machen! Unser Programmheft gibt Ihnen umfassende Informationen über alle Aktionen und Veranstaltungen und deren Organisatoren und führt immer auch die Internetlinks auf, falls Sie es noch genauer wissen wollen. Darüber hinaus enthält es Übersichten über Karlsruher Cafés, Kantinen und Restaurants, die faire Produkte anbieten und über Läden mit besonders empfehlenswertem Textilsortiment. Außerdem gibt es Hintergrundinformationen über den Fairen Handel und über Eine-Welt-Aktivitäten in Karlsruhe. So ist es auch über die Faire Woche hinaus ein interessanter Begleiter. Und nun wünschen wir Ihnen viel Spaß beim Durchblättern dieses Heftes. Kommen Sie gerne bei unseren Veranstaltungen vorbei! Ihr Faire-Woche-Organisationsteam Karlsruhe Fairtrade-Orangen am Baum © Andre Radlinsky Umwelt- und Arbeitsschutz | 76 | Faire Woche 2018 Fairer Handel – Eine kurze Einführung Gerechte Preise für ihre Produkte, das garantiert der Faire Handel Kleinproduzentinnen und -produzenten sowie Arbeitnehmerinnen und -nehmern vor allem in den Ländern des globalen Südens. Fairer Handel umfasst dabei landwirtschaftliche Erzeugnisse ebenso wie Produkte des traditionellen Handwerks. In den letzten Jahren weitet er sich zunehmend auf neue Bereiche wie beispielsweise Textilien und die Gastronomie aus. Auch Gold und Handys gibt es mittlerweile fair gehandelt! Die Idee dahinter: Produzentinnen und Produzenten in armen Ländern sollten gerecht für ihre Arbeit entlohnt werden. Dann können sie dem Teufelskreis der Armut entfl iehen und selbst für sich und ihre Familien sorgen. Dazu gehören immer auch Investitionen in die Infrastruktur. So verbessern sich nachhaltig die Lebensperspektiven der Gemeinschaften. Aber der Faire Handel bleibt nicht nur bei einer besseren Bezahlung und besseren Perspektiven für die Betroffenen stehen. Denn vor allem ist der Faire Handel auch ein Beispiel und ein Vorbild für nachhaltigen, das heißt sozialen, umweltverträglichen und wirtschaftlich sinnvollen Handel. Daher gehören zum Fairen Handel auch immer die Bildungs- und die Lobbyarbeit für gerechtere und nachhaltigere Bedingungen im globalen Handel dazu. Und deshalb ist der Faire Handel auch ein gelebtes Beispiel für eine Wirtschaft, die den Menschen dient und wie sie hochaktuell in der Agenda 2030 der Vereinten Nationen gefordert wird! Besonders folgende Ziele der Agenda 2030, welche die globalen Entwicklungsziele für nachhaltige Entwicklung der Vereinten Nationen bis 2030 defi niert, werden vom Fairen Handel vorbildhaft umgesetzt: Ziel 2: Den Hunger beenden, Ernährungssicherheit und eine bessere Ernährung erreichen und eine nachhaltige Landwirtschaft fördern. Ziel 5: Geschlechtergerechtigkeit und Selbstbestimmung für alle Frauen und Mädchen erreichen. Ziel 8: Dauerhaftes, inklusives und nachhaltiges Wirtschaftswachstum, produktive Vollbeschäftigung und menschenwürdige Arbeit für alle fördern. Ziel 12: Für nachhaltige Konsum- und Produktionsmuster sorgen. Ziel 13: Umgehend Maßnahmen zur Bekämpfung des Klimawandels und seiner Auswirkungen ergreifen. Ziel 16: Friedliche und inklusive Gesellschaften im Sinne einer nachhaltigen Entwicklung fördern, allen Menschen Zugang zur Justiz ermöglichen und effektive, rechenschaftspfl ichtige und inklusive Institutionen auf allen Ebenen aufbauen. Ziel 17: Umsetzungsmittel stärken und die globale Partnerschaft für nachhaltige Entwicklung wiederbeleben. www.bmz.de/17ziele Chancen für benachteiligte Produzenten Der Faire Handel steht für eine nachhaltige Entwicklung und schafft neue Absatzmärkte für wirtschaftlich benachteiligte Kleinproduzenten. Transparenz und Verantwortlichkeit Der Faire Handel steht für transparente Handels- beziehungen, die auf Fairness und Respekt beruhen. Handelspraktiken Fairhandels-Organisationen streben keine Gewinn- maximierung an und bauen auf langfristige Handels- beziehungen, die auf Vertrauen und Solidarität beruhen. Zahlung eines fairen Preises Die Preise werden im Fairen Handel im gleichberech- tigten Dialog zwischen den Handelspartnern festgelegt. Keine ausbeuterische Kinderarbeit und Zwangsarbeit Der Faire Handel lehnt jegliche Form ausbeuterischer Kinder- und Zwangsarbeit ab. Diskriminierungsverbot und Vereinigungsfreiheit Im Fairen Handel darf niemand aufgrund seines Geschlechts, seiner Herkunft, Religion, sexuellen Orientierung oder Krankheit benachteiligt werden. Bessere Arbeitsbedingungen Der Faire Handel steht für sichere und nicht gesundheits- gefährdende Arbeitsbedingungen. Förderung der Fähigkeiten und Weiterbildung Der Faire Handel fördert vor allem kleine Produzenten und hilft ihnen, ihre Kompetenzen zu stärken. Öffentlichkeitsarbeit Die Organisationen des Fairen Handels setzen sich öffentlich für einen gerechten Welthandel ein und klären über die Ziele des Fairen Handels auf. Umweltschutz Der Faire Handel setzt sich für umweltfreundliche Anbaumethoden und Produktionsbedingungen ein. Die 10 Standards des Fairen Handels Diese Kriterien wurden von der Weltfairhandels-Organisation (WFTO) entwickelt.  Die Liste zeigt auf dieser Seite die wichtigsten Kriterien des Fairen Handels. Auf der Rückseite fi nden Sie die Siegel und Logos, die Ihnen helfen, fair einzukaufen! Behalten Sie den Überblick! Ausschneiden und in den Geldbeutel legen. © El Puente GmbH. Umwelt- und Arbeitsschutz | 98 | Faire Woche 2018 Wie Fair gehandelte Waren erkennen? Produkte aus Fairem Handel erkennen Sie am Verkauf in Weltläden, an den Marken anerkannter Fair-Handels- Importeure, an dem Label der World Fair Trade Organization (WFTO) und an den anerkannten Produktsiegeln des Fairen Handels wie Fairtrade und Naturland Fair. Wir stellen auf dieser Seite die Siegel und Logos vor, die wir uneingeschränkt empfehlen können. Nicht uneingeschränkt empfehlen können wir die sehr verbreiteten Siegel von Utz Certifi ed und Rainforest Alliance. Beide Siegel werden von Stiftung Warentest (Mai 2016) wegen geringer Ansprüche (UTZ Certifi ed) und weniger anspruchsvollen Kriterien (Rainforest Alliance) nur mit einer mittleren Aussagekraft gewertet. Auch ist der Pfl ichtanteil der zertifi zierten Ware in Monoprodukten wie Kaffee sehr gering (30 Prozent). Beim klassischen Fairen Handel und bei Fairtrade liegt der Pfl ichtanteil bei Monoprodukten bei 100 Prozent. Das sind die Logos der wichtigsten Fair Handels Importeure. Diese betreiben zu 100 Prozent Fairen Handel. Ihr Geschäftszweck ist darauf ausgerichtet, mit jeweils angepassten Instrumenten mit den Produzenten-Organisationen zusammenzuarbeiten, damit diese ihre Position auf dem Markt stärken können. Diese fairen Produktsiegel und Label sollten Sie kennen. Das Label der World Fair Trade Organization (WFTO) wird an Unternehmen vergeben, die ausschließlich Fairen Handel betreiben und nachgewiesen haben, dass sie alle Kriterien des Fairen Handels erfüllen. Das Fairtrade- Siegel ist ein unabhängig kontrolliertes Produktsiegel für Fairen Handel. Nur Produkte, die den Anforderungen der internationalen Fairtrade- Standards entsprechen, dürfen das Fairtrade-Siegel tragen. Das Naturland Fair-Siegel wird für Produkte vergeben, die nach den Naturland-Richtlinien für ökologische und faire Produktion hergestellt wurden. Naturland Fair bezieht auch Erzeugerinnen und Erzeuger im Norden mit ein. Quelle: www.faire-woche.de Und diese Siegel helfen beim fairen Textileinkauf weiter. Bei Textilien ist es empfehlenswert, jeweils einen Sozialstandard (Fairtrade Certifi ed Cotton, Fair Wear Foundation) und einen Ökostandard (Global Organic Textile Standard, IVN Zertifi ziert Best Naturtextil) zu kombinieren. Mehr dazu unter www.femnet-ev.de Jahresthema „Gemeinsam für ein gutes Klima“ Der Klimawandel ist weltweit die größte Herausforderung für die Menschheit. Jedoch sind die Menschen unterschiedlich stark von den Auswirkungen betroffen und besonders für die Menschen im Globalen Süden ist der Klimawandel das drängendste Problem. Er führt dazu, dass große Gebiete für Menschen unbewohnbar werden, sich die Bedingungen für die landwirtschaftliche Nutzung deutlich verschlechtern oder diese gar unmöglich wird. Politik, Wirtschaft und die Zivilgesellschaft weltweit müssen gemeinsam daran arbeiten, die Erderwärmung auf deutlich unter zwei Grad, möglichst auf 1,5 Grad zu begrenzen. Vor allem die Verbrennung fossiler Brennstoffe, eine klimaschädliche industrielle Landwirtschaft beziehungsweise unangepasste Landnutzungsformen wie Brandrodung führen dazu, dass die natürliche Erderwärmung der Erdatmosphäre zunimmt. Die CO2-Emissionen lagen im Jahr 2015 pro Kopf weit über dem Durchschnittswert von zwei Tonnen pro Jahr, der für das Weltklima verträglich wäre. So wurden in Deutschland pro Kopf rund 9,9 Tonnen, in China 7,5 Tonnen und in den USA gar 17 Tonnen CO2 ausgestoßen. Kaffeebauer der Kaffeekooperative Cuna Chorti beim Trocknen von Kaffeebohnen © Sean Hawkey Umwelt- und Arbeitsschutz | 1110 | Faire Woche 2018 Auswirkungen des Klimawandels Die Auswirkungen des Klimawandels betreffen den gesamten Globus – in unterschiedlicher Form und unterschiedlichem Ausmaß. Dürre, extreme Regenfälle, heftige Stürme sind nur einige der Folgen, die häufi g zahlreiche Todesopfer, große Zerstörung und hohe Folgekosten nach sich ziehen. Weltweit macht sich der Klimawandel unter anderem in Form von steigenden Durchschnittstemperaturen, steigenden Meeresspiegeln bemerkbar. Viele Menschen werden durch den Klimawandel aus ihrer Heimat vertrieben (dreimal so viele wie durch Krieg und Gewalt). Frauen sind von den Folgen des Klimawandels in besonderer Weise betroffen, da sie in vielen Kulturen für die Ernährung der Familien zuständig sind und durch den Klimawandel die Produktion und Beschaffung der Lebensmittel erschwert wird. Auswirkungen des Klimawandels im Globalen Süden Besonders betroffen vom Klimawandel sind die Länder des Globalen Südens, die oftmals nicht über die Mittel verfügen, um sich gegen dessen Folgen zu wappnen – meist sind es die Länder, die am wenigsten zur Entstehung des Klimawandels beigetragen haben. Vor allem kleinbäuerliche Betriebe leiden unter den veränderten klimatischen Bedingungen. Regen- und Erntezeiten verschieben sich oder bleiben ganz aus. Schädlinge und Pfl anzenkrankheiten treten vermehrt auf und ziehen die Produktivität der Pfl anzen in Mitleidenschaft. Kleinbäuerinnen und Kleinbauern und ihre Familien, die von der landwirtschaftlichen Produktion abhängig sind, haben fi nanzielle Einbußen und sind in ihrer Existenz bedroht. Um überleben zu können, verlegen sie, je nach fi nanziellen, geografi schen und eigentumsrechtlichen Möglichkeiten, ihre Pfl anzungen in höhere Regionen. Dafür werden neue Flächen gerodet, wodurch die Zerstörung der natürlichen Ressourcen und letztlich auch der Klimawandel weiter zunehmen. Gibt es diese Möglichkeiten nicht, dann müssen die Menschen ihre Betriebe aufgeben und in die Städte oder andere Regionen abwandern. (…) Ökolandbau und kleinbäuerliche Landwirtschaft In der Landwirtschaft zeigen kleine und ökologisch wirtschaftende Betriebe, dass eine klimaschonende Landwirtschaft möglich ist – zum Beispiel mit geschlossenen Stoffkreisläufen, mit einem an die Betriebsgröße angepassten Viehbestand, dem Verzicht auf intensiven Chemieeinsatz sowie durch seine bodenaufbauende, vielfältig strukturierte Wirtschaftsweise. Ökologisch bewirtschaftete Böden zeichnen sich durch eine höhere Speicherfähigkeit für Kohlendioxid, eine größere Stabilität durch stärkeren Humusaufbau sowie eine höhere Wasserspeicherkapazität bei Dürren, Flut aus. Herausforderungen für die Handelspartner Zahlreiche Handelspartner des Fairen Handels sind vom Klimawandel unmittelbar betroffen, denn Pfl anzen wie Kakao und Kaffee reagieren sehr sensibel auf Temperaturveränderungen. Durch zu spät einsetzenden Regen haben einige südamerikanische Länder in den vergangenen Jahren deutliche Rückgänge bei den Kaffeeernten verzeichnet. Hinzu kommt, dass durch den späteren Regen der Kaffee nicht wie üblich in der Sonne getrocknet werden konnte, was zu starken Qualitätsverlusten führt. Abgesehen von den Auswirkungen auf die Produkte des Fairen Handels beeinträchtigt der Klimawandel auch die Produktion von Lebensmitteln für den Eigenbedarf und somit das Leben der Produzentinnen und Produzenten. (…) Strategien des Fairen Handels Der Faire Handel bemüht sich mit einem breiten Spektrum an konkreten Maßnahmen, dem Klimawandel entgegenzutreten. Sowohl im Globalen Süden als auch im Norden bemüht er sich um ein klimaschonendes Wirtschaften und unterstützt Kleinbäuerinnen und Kleinbauern bei der Bewältigung der Folgen des Klimawandels. Darüber hinaus engagiert er sich in verschiedenen Klimaschutz-Initiativen wie zum Beispiel der Klima-Allianz und bringt Forderungen zur Unterstützung bei der Bewältigung der Folgen des Klimawandels auf die politische Tagesordnung. Für die Produzentinnen und Produzenten spielt der Faire Handel eine wichtige Rolle bei der Anpassung an den Klimawandel und dessen Bekämpfung. Das Spektrum der Leistungen reicht von technischen Maßnahmen (zum Beispiel Bereitstellung von klimaresilientem Saatgut – wobei darauf geachtet werden muss, keine neuen Abhängigkeiten von der Saatgutindustrie zu schaffen) über Beratung (zum Beispiel zu nachhaltigen Anbaumethoden) bis hin zu fi nanzieller Unterstützung (zum Beispiel von Aufforstungsprojekten). 76 Prozent der landwirtschaftlichen Produkte des Fairen Handels, die in Deutschland verkauft werden, stammten 2016 aus ökologischer Landwirtschaft, die nachweislich weniger CO2- und Stickoxid-Emissionen verursacht. Fairtrade hat seit 2016 eigens den Fairtrade Climate Standard veröffentlicht und setzt diesen bereits mit Produzentenorganisationen in Indien und Lesotho mittels Projekten für energiesparende Öfen um. Die auf Basis dieses Standards generierten und fair gehandelten Emissionszertifi kate werden von DHL zur Kompensation nicht vermeidbarer eigener Zertifi kate genutzt. Fairtrade verlässt sich beim Problemfeld Klimawandel nicht alleine auf den Ansatz mittels Standards. Es wurde ein Klimaprogramm entwickelt, das vor allem über Weiterbildungen und Schulungen durch die Fairtrade-Produzentennetzwerke umgesetzt wird, aber auch durch konkrete Pilotprojekte und Anpassungsmaßnahmen vor Ort. Das Produzentennetzwerk Fairtrade Africa plant den Aufbau einer Climate Change Academy. Naturland Landwirtinnen und Landwirte setzen verstärkt auf regenerative Energie, vorzugsweise Solar- und kleine Biogasanlagen. Agroforstsysteme auf Naturland Betrieben, besonders bei tropischen Dauerkulturen, führen zu mehr Artenvielfalt wie auch besserer Bodenstruktur und Beschattung der Kulturpfl anzen. Naturland adressiert Klimaschutz an seine Naturland Fair Partner und fragt deren Leistungen zu Klimaschutz und Energieeinsparungen ab. (…) Die Liste an Möglichkeiten, wie Sie Ihre eigene Konsum- und Lebensweise weniger klimaschädlich gestalten können, ist lang. Hier einige Ideen:  Wechseln Sie zu Ökostrom und Ökogas.  Nutzen Sie in Eigenheimen erneuerbare Energien.  Wirken Sie in Energiegenossenschaften mit.  Beziehen Sie Lebensmittel, aber auch Kosmetik, Textilien und sonstige Produkte aus ökologischer Landwirtschaft.  Kochen und essen Sie klimafreundlich. Essen Sie weniger oder kein Fleisch.  Bauen Sie Lebensmittel selbst an oder kaufen Sie regional und saisonal ein.  Fahren Sie mehr mit dem Rad und dem ÖPNV und weniger mit dem Auto.  Fliegen Sie weniger. Vermeiden Sie Flüge innerhalb Deutschlands komplett.  Konsumieren Sie weniger und genießen Sie bewusster.  Achten Sie auf Qualität, Langlebigkeit und Reparierfähigkeit von Produkten. Den vollständigen Text fi nden Sie auf der Internetseite der Fairen Woche unter www.faire-woche.de unter dem Titel „Gemeinsam für ein gutes Klima“ Quelle: Forum Fairer Handel e. V. Kaffeeetiketten des „Karlsruher Fächerkaffees“ Umwelt- und Arbeitsschutz | 1312 | Faire Woche 2018 Der Karlsruher Fächerkaffee – das erste Jahr! Letztes Jahr zum Start der Fairen Woche wurde der Karlsruher Fächerkaffee eingeführt. Zeit zu schauen, was aus der Idee geworden ist, einen eigenen fairen Agenda-Kaffee für Karlsruhe anzubieten. Um es kurz zu machen: Der Fächerkaffee hat viele Freunde gefunden! Sowohl der Filterkaffee als auch der Espresso sind geschmacklich hervorragend, das Karlsruher Motiv auf der Verpackung kommt sehr gut an und Mboneramiryango, die Produktionsgenossenschaft des Kaffees in Burundi, macht sehr überzeugende Arbeit. Dadurch hilft der Karlsruher Fächerkaffee Hunderten von Familien im baden-württembergischen Partnerland Burundi, ein gutes Einkommen zu erzielen und wieder Zukunftsperspektiven im Kaffeeanbau und im eigenen Land zu fi nden. Mittlerweile hatte Karlsruhe auch schon Besuch aus Burundi von „unserer“ Kaffeekooperative! Im Januar 2018 war der Geschäftsführer des burundischen Kooperativenverbandes COCOCA, Ernest Ndumuraro, im Weltladen Karlsruhe und im Amt für Umwelt- und Arbeitsschutz zu Gast. COCOCA ist der Kooperativenverband, dem auch die Kooperative Mboneramiryango angehört, die unseren Karlsruher Fächerkaffee produziert. Mit dabei war der Geschäftsführer der dwp Fairhandelsgenossenschaft aus Ravensburg, Thomas Hoyer. Denn dwp – die WeltPartner importiert unseren Burundi-Kaffee nach Deutschland und hat Karlsruhe bei der Einführung des Kaffees unterstützt. Bei seinem Besuch brachte Ernest Ndumuraro herzliche Grüße der Mitglieder der Kaffee- Kooperative aus Burundi mit und berichtete von den positiven Entwicklungen für die angeschlossenen Kleinbauernfamilien seit Beginn der Kooperation mit dwp – die WeltPartner und Karlsruhe. Er kam gerade aus Belgien und Frankreich, wo er nach weiteren Abnehmern für den fair gehandelten Kaffee von Mboneramiryango und COCOCA gesucht hatte. Denn auch wenn die Entwicklungen positiv sind – allein in Karlsruhe konnte seit dem Start unseres Fächerkaffees schon über eine halbe Tonne fair gehandelter Burundi-Kaffee verkauft werden – es fehlt noch an Abnehmern, die bereit sind, faire Preise für den Kaffee von Mboneramiryango und den 16 weiteren Mitgliedskooperativen von COCOCA zu zahlen. Das heißt, es ist leider bislang nicht möglich, die komplette Produktion des Kooperativenverbandes zu fairen Konditionen zu verkaufen, denn es gibt zu wenige Großhändler, die bereit sind, faire Preise zu zahlen. Faire Preise sind übrigens bei dwp – die WeltPartner in etwa doppelt so hoch wie die Weltmarktpreise. Konkret fi ndet zur Zeit nur etwa ein knappes Drittel der gesamten Produktion des burundischen Kooperativenverbandes faire Abnehmer, wie zum Beispiel dwp – die WeltPartner oder Karlsruhe mit dem Fächerkaffee. Es ist also dringend nötig, mehr Menschen von fair gehandeltem Kaffee zu überzeugen, damit die Menschen in Burundi von ihrer Arbeit auch tatsächlich leben können und wieder Lebensperspektiven haben! Nicht zuletzt sind unfaire Handelsbedingungen und fehlende Chancen im globalen, regionalen und lokalen Wettbewerb triftige und nachvollziehbare Gründe für Fluchtbewegungen. Als Geschenk hatten die Gäste übrigens den neuen Film „Fair Trade Kaffee aus Burundi – Perspektiven durch Partnerschaft“ im Gepäck, der einen kleinen Einblick in das ostafrikanische Land und das Leben seiner Menschen gibt, und anschaulich aufzeigt, wie der Faire Handel eine Perspektive hin zur Verbesserung der Lebensbedingungen sein kann. Der Film ist online zu sehen unter www.karlsruhe.de/fair -> Konsum und Alltag. Umwelt- und Arbeitsschutz | 1514 | Faire Woche 2018 Wo kommt der Karlsruher Fächerkaffee genau her? – Die Kleinbauerngenossenschaft „Mboneramiryango“ in Burundi 700 Mitglieder gehören zu der Kleinbauern- genossenschaft „Mboneramiryango“ im Zentrum von Burundi. Im Durchschnitt bewirtschaften die beteiligten Familien nur etwa ein Drittel Hektar mit Kaffeepfl anzen. Daneben werden Gemüse und weitere Kulturen zur Eigenversorgung angebaut. Erst vor wenigen Jahren haben sich die Kleinbauernfamilien nahe der Stadt Gitega zusammengeschlossen, um gemeinsam eine eigene Nassverarbeitungsanlage für Kaffee aufzubauen. Diese technische Voraussetzung, sowie eine unabhängige Fair Trade Zertifi zierung waren wichtige Bausteine für die Erstverarbeitung ihrer Kaffeekirschen und die damit verbundene Chance auf Eigenvermarktung des Kaffees im Fairen Handel. Momentan ist der fair gehandelte Kaffee aus Burundi noch nicht bio-zertifi ziert. „Mboneramiryango“ wird jedoch durch den deutschen Bio-Anbauverband Naturland e. V. in einem Pilotprojekt unterstützt und im ökologischen Landbau von Kaffee geschult. Weitere Genossenschaften sollen diesem Beispiel folgen. Vorteile für die Kaffeegenossenschaft „Mboneramiryango“ durch den Fairen Handel Die Kleinbauernfamilien von „Mboneramiryango“ profi tieren vom Fairen Handel durch:  Zahlung höherer, fairer Mindestpreise – unabhängig von schwankenden Weltmarktpreisen  Zahlung von Aufschlägen für Sozialausgaben der Genossenschaft und deren Struktur  Zahlung von Aufschlägen für die Sicherung der hohen Kaffeequalität  Vorfi nanzierung: 50 Prozent bei Auftragsvergabe und 50 Prozent nach Erhalt des Rohkaffees  langfristige, partnerschaftliche und transparente Zusammenarbeit  bestmögliche Nutzung und Wertschöpfung kleinster Kaffeefl ächen Quelle: dwp – die WeltPartner Burundi Die Republik Burundi in Ostafrika gehört zu den kleinsten Ländern Afrikas – und gilt seit vielen Jahren als das ärmste Land der Welt mit einem jährlichen Pro-Kopf-Einkommen von bis zu 315 US-Dollar. Der aktuelle „Welthunger-Index“ nennt die Ernährungssituation in Burundi „gravierend“. Der über zehn Jahre währende Bürgerkrieg mit 300.000 Toten und einer Million Flüchtlingen hatte zum wirtschaftlichen Niedergang geführt. Die Infrastruktur ist vielerorts zerstört, sowie die Hoffnung der meisten Menschen. 59 Prozent der Burunder leben unter der Armutsgrenze. Anders als das Nachbarland Ruanda erhält Burundi kaum internationale Hilfe, obwohl es nach einem ähnlichen Schicksal unter demselben Problem leidet: Hunger, Folgen der Gewalt, Flucht und Vertreibung (Flüchtlinge, ehemalige Kindersoldaten und Kriegswaisen), armutsbedingte Krankheiten wie zum Beispiel Tuberkulose sowie in zunehmendem Maße HIV/AIDS. Diese Situation wird durch eine unruhige politische Lage seit 2015 verschärft, die mehr als 400.000 Burunder zur Flucht aus ihrem Land zwang und Investitionen aus dem Ausland ausbleiben lässt. Burundi B Umwelt- und Arbeitsschutz | 1716 | Faire Woche 2018 Den Fairen Karlsruher Fußball fi nden Sie natürlich im Karlsruher Weltladen. Kommen Sie einfach vorbei und überzeugen Sie sich von einem Produkt, mit dem nicht nur gut gespielt werden kann. Von der Produktion können die Menschen auch gut leben! Karlsruhe kickt jetzt endlich fair Nach großen Verzögerungen war es im Frühjahr 2018 endlich soweit: Unser fair gehandelter Karlsruher Fußball wurde ausgeliefert. Dabei hatten wir gedacht, dass er schon zur Fairen Woche 2017 in den Verkauf kommen könnte. Aber leider klappt auch beim Fairen Handel nicht immer alles: Wer Wert darauf legt, dass immer alles fair zugeht im Produktionsprozess, muss halt manchmal etwas länger warten. Aber das Warten hat sich gelohnt! Der Ball hat eine ausgezeichnete Qualität, sieht richtig gut aus und die ersten Rückmeldungen aus der Spielpraxis sind ausnahmslos positiv! Hier noch ein paar Hintergrundinformationen direkt vom Lieferanten Bad Boyz Ballfabrik zu unserem fairen Karlsruher Fußball: Sowohl Hersteller als auch Marke sind Fairtrade-zertifi ziert, was regelmäßig von FLOCERT, einer der führenden globalen Zertifi zierungsstellen, überprüft wird. Die Fairtrade-Prämien werden auf Firmenkonto und Mitarbeiterkonto (Fairtrade Joint Body) aufgeteilt, das heißt ein Teil der Fairtrade-Prämien landet direkt bei den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Der Durchschnittsverdienst einer Arbeiterin beziehungsweise eines Arbeiters in diesen Betrieben liegt bei 220 bis 250 Euro pro Monat plus Zusatzleistungen aus dem Fairtrade-Programm des Unternehmens. Zum Vergleich: Der Durchschnittsverdienst einer Arbeiterin/eines Arbeiters in Pakistans Ballindustrie liegt monatlich bei 120 bis 150 Euro. Ein existenzsichernder Lohn ist bei circa 195 Euro pro Monat anzusetzen. Durch die Fairtrade-Flocert-Vertragsbedingungen ist der Hersteller verpfl ichtet, ein umfangreiches Sozialprogramm für seine Mitarbeitenden anzubieten. Konkret bedeutet dies hier: kostenlose Energiespar-Schulung und Energiesparlampen für Zuhause, Sonderpreise im hauseigenen Fairtrade-Shop in Ramadan, kostenlose Schulausrüstung (Tasche, Hefte, Füller, Bleistifte) für Kinder und ein medizinisches Vorsorgeangebot wie Diabetik-Beratung, Augenuntersuchung, Anti-Raucher-Seminare und Blutspende-Programm mit Prämie. Qualitäts- und Sicherheitsnormen sowie Betriebsabläufe in den Produktionsbetrieben orientieren sich an den deutschen ISO- 9001-Normen. Zwei Betriebe haben sogar eine entsprechende Zertifi zierung. Alle Bälle werden aus hundert Prozent Polyurethan- Kunstleder gemacht, die komplett PVC-frei sind (also frei von sämtlichen Phalaten/Weichmachern) und auch keinerlei Chrom- VI-Bestandteile enthalten. © BadBoyz all sruher fach vorbei g, cher-Seminare t Prämie. men Umwelt- und Arbeitsschutz | 1918 | Faire Woche 2018 Bestätigung für die Fairtrade-Stadt Karlsruhe Das Engagement für ein gerechtes Zusammenleben in der Einen Welt und den Fairen Handel hat in Karlsruhe eine lange Tradition, sowohl das der Bürgerschaft als auch der Stadtverwaltung. Beispielhafte städtische Aktionen sind unter anderem der verlängerte Aktionszeitraum der Fairen Woche, die zahlreichen Bildungsangebote, ökofaire Rundgänge über den Karlsruher Christkindlesmarkt oder die jährlichen Faire Rosen Aktionen auf der Karlsruher Mess‘. Außerdem gibt es jährlich neue (Kooperations-)Projekte wie den Karlsruher Fächerkaffee (seit September 2017 im Karlsruher Weltladen erhältlich), ein Unterstützungsprogramm für zivilrechtliche Akteure in Form von Fortbildungsmaßnahmen oder Aktionen mit Fairtrade-Bananen. Das Engagement der zivilrechtlichen Akteure und der Stadtverwaltung Karlsruhe fi ndet auch über die Stadtgrenzen hinaus Anerkennung. 2017 erhielt die Stadt Karlsruhe einen Sonderpreis beim bundesweiten Städtewettbewerb „Hauptstadt des Fairen Handels“ für ihren Kinospot „Alle an einem Tisch – Fairer Handel in Karlsruhe“. Außerdem wurde das umfangreiche Programm zur Fairen Woche 2017 mit einem Preis im Rahmen der Initiative „Meine.Deine.Eine Welt.“ ausgezeichnet. Mit den Preisgeldern wird die Stadtverwaltung weitere Projekte im Bereich des Fairen Handels unterstützen. Seit 2010 ist Karlsruhe FAIRTRADE-STADT und erfüllt alle erforderlichen Kriterien für den Erhalt des Titels. 2018 stellte sich die Stadt damit bereits zum vierten Mal erfolgreich der Überprüfung durch den TRANSFAIR e. V. Ein herzliches DANKESCHÖN der Stadt gilt den vielen aktiven Bürgerinnen und Bürgern für deren langjähriges Engagement in den lokalen Initiativen, Eine-Welt-Gruppen, Kirchengemeinden und Schulen sowie dem Weltladen. Auch allen Gastronomie- und Einzelhandelsbetrieben, die Produkte aus Fairem Handel durch die Aufnahme in ihr Angebot unterstützen sagt die Stadt Danke. Koordination für kommunale Entwicklungspolitik Für die Stadt bleibt die Auszeichnung auch in der vierten Runde Ansporn und Verpfl ichtung, das wertvolle Engagement der Bevölkerung und der entwicklungspolitischen Akteure kontinuierlich zu unterstützen und mit den Aktiven weiterzuentwickeln. Als Unterstützung für die Akteure hat sich Karlsruhe um die Einrichtung der Projektstelle einer Koordinatorin für die kommunale Entwicklungspolitik erfolgreich eingesetzt. Weitere Informationen dazu fi nden Sie auf Seite 21. Städtische Vergabepraxis und Beschaffungswesen Die Verantwortung zum Fairen Handel(n) nimmt die Stadtverwaltung auch für sich selbst sehr ernst. Nach dem „Sachstandbericht 2015 zur Berücksichtigung sozialer und nachhaltiger Kriterien in der städtischen Vergabepraxis“, hat sie ihr eigenes Beschaffungswesen gründlich überarbeitet und zahlreiche Handlungsempfehlungen aufgenommen und umgesetzt. Durch zehn neue Rahmenverträge begleitet von angepassten oder neuen Dienstanweisungen konnten die Standards in der Beschaffung stadtweit angehoben werden. Den Beschaffenden ermöglicht dies zudem in einigen Bereichen eine Arbeitsvereinfachung bei der Deckung ihrer Bedarfe. Da sich diese Vorgehensweise bewährt, wird der Weg weiter verfolgt. Auch wenn vieles im Bereich der fairen und nachhaltigen Beschaffung erreicht wurde, bleibt in diesem Prozess noch einiges zu tun. Projektförderung Darüber hinaus unterstützt die Stadt Karlsruhe lokale Projekte. Ein Beispiel dafür ist der Karlsruher Fächerkaffee, hergestellt aus den Kaffeebohnen der Kleinbauerngenossenschaft „Mboneramiryango“ in Burundi. Dieser Agenda-Kaffee macht auf die wichtigen Anliegen von Fairem Handel und nachhaltigem Leben und Wirtschaften in der Stadt aufmerksam und ermöglicht gleichzeitig den direkten Bezug zu den damit für die Erzeuger verbundenen Lebensverbesserungen. Denn der Karlsruher Fächerkaffee kann benachteiligte Produzentinnen und Produzenten ganz konkret unterstützen und sich so für mehr Gerechtigkeit in der Welt einsetzen. Überdies ist der Partnerschaftskaffee besonders gut geeignet, um den Blick dafür zu schärfen, dass nachhaltiges Handeln eine wichtige soziale Komponente beinhaltet, die unbedingt immer auch weltweit zu denken ist. Fairtrade-Sortiment 2016 © Jakub Kaliszewski Fairtrade-Blumen © TransFair e.V. Umwelt- und Arbeitsschutz | 2120 | Faire Woche 2018 Karlsruhes Fairer Nachwuchs Das nachhaltige Engagement jeder Fairtrade-Stadt kann nur dann dauerhaft bestehen und weiter wachsen, wenn es auch den „Fairen Nachwuchs“ gibt. 2017 fand die bundesweit erste Fairtrade-Schülerakademie in Karlsruhe statt. Einen Tag lang beschäftigten sich mehr als 150 Schülerinnen und Schüler aller Schulformen aus dem ganzen Land mit Inhalten und Methoden rund um das Thema fairer Handel. Als geschulte Fairtrade-Botschafterinnen und Botschafter wollen sie sich künftig für den fairen Handel im Schulalltag und in ihrem Umfeld einsetzen. Die Akademie fand im Rahmen der von TRANSFAIR e.V. koordinierten Kampagne „Fairtrade-Schools“ statt, die in Baden- Württemberg unter der Schirmherrschaft des Kultusministeriums steht und von der Stiftung Entwicklungszusammenarbeit Baden-Württemberg (SEZ) koordiniert wird. Die Stadt Karlsruhe unterstützte die Veranstaltung als Gastgeberin. Die Stadt selbst würdigt außerdem das besondere Engagement der Schulen mit dem seit 2014 jährlich vergebenen Karlsruher Nachhaltigkeitspreis „Grüne Pyramide“. Neben klassischen Nachhaltigkeitsthemen wie Naturschutz, Klimaschutz und Gesundheit ist eine Seite der Pyramide dem Themenkomplex „Umwelt & Faire Welt“ gewidmet. Die Jury vergab die „Grüne Pyramide“ 2018 im Bereich „Umwelt & Faire Welt“ an die Ernst-Reuter-Schule. Neues aus der Stadtverwaltung Unterstützung des bürgerschaftlichen Engagements zur Entwicklungspolitik Die Stadt Karlsruhe hat zum 1. November 2017 eine Stelle eingerichtet zur Koordination der kommunalen Unterstützung bürgerschaftlicher Organisationen und Initiativen, die im Bereich Entwicklungszusammenarbeit und Förderung des Fairen Handels aktiv sind. Die Koordinationsstelle ist für einen Zeitraum von zwei Jahren als Projektstelle eingerichtet mit dem Ziel der Schaffung von Strukturen zur nachhaltigen Verankerung des entwicklungspolitischen Engagements in Karlsruhe. Des Weiteren sind drei Unterziele formuliert: 1. Die zivilgesellschaftlichen Akteure werden durch eine gesteigerte Vernetzung gestärkt, was zu einem langfristigen und effektiven Engagement in der kommunalen Entwicklungspolitik beiträgt. Durch die verbesserte Vernetzung können zukünftig Synergieeffekte optimaler genutzt werden. 2. Über Bildungs- und Informationsveranstaltungen wird eine Stärkung aller Akteure erfolgreich vorgenommen. Auf diese Weise kann wichtiges Hintergrundwissen zu allen administrativen Themen erlangt werden. 3. Durch mehr Sicherheit der Beschaffenden bei der Bewertung der Qualitäts- und Sozialsiegel und der rechtssicheren Anwendung sozialer Auswahlkriterien wird der Anteil der beschafften Produkte aus Fairem Handel innerhalb der Stadtverwaltung Karlsruhe gegenüber dem Berichtsjahr 2015 erhöht. Die CO2-Emissionen lagen im Jahr 2015 pro Kopf weit über dem Durchschnittswert von zwei Tonnen pro Jahr, der für das Weltklima verträglich wäre. So wurden in Deutschland pro Kopf rund 9,9 Tonnen, in China 7,5 Tonnen und in den USA gar 17 Tonnen CO2 ausgestoßen. Weitere Informationen Weitere Informationen zu den Themen von Fairtrade in Karlsruhe, Fairtrade-Stadt und nachhaltige Beschaffung der Stadt bietet die Internetseite: www.karlsruhe.de/fair Allgemeine Informationen: www.fairtrade-towns.de Schülerinnen, Schüler und Schulen, die sich an der Kampagne Fairtrade-Schools beteiligen möchten, fi nden Unterstützung beim Umwelt- und Arbeitsschutz der Stadt Karlsruhe, Telefon: 0721 133-3101. Weitere Informationen gibt es auch unter www.sez.de oder im Weltladen Karlsruhe. Die neue Bewerbungsrunde für die „Grüne Pyramide“ startet im Herbst 2018. Aktuelle Informationen bietet: www.karlsruhe.de/gruenepyramide Umwelt- und Arbeitsschutz | 2322 | Faire Woche 2018 Vernetzung Die Vernetzung der zivilgesellschaftlichen Akteure basiert auf dem bestehenden Karlsruher Netzwerk „Eine Welt“, in dem sich bereits viele engagierte Initiativen zusammengeschlossen haben. Mit gemeinsamen Aktionen und Zielsetzungen sowie regelmäßigen Austauschtreffen stärken sich die Gruppen gegenseitig. Die Koordinationsstelle unterstützt das Netzwerk in den kommenden Monaten beim Aufbau neuer Strukturen und der Gewinnung neuer Mitgliedsgruppen. Bürgerbeteiligung April 2018 startete auf dem Bürgerbeteiligungsportal der Stadt Karlsruhe die Umfrage „Karlsruher Engagement für die Eine Welt – Befragung zur Bekanntheit der Aktivitäten der bürgerschaftlichen Akteure“. Mit der Umfrage möchte sich die Stadt Karlsruhe ein Bild über den Bekanntheitsgrad der engagierten Eine Welt-Gruppen in der Bevölkerung machen. Eine zweite Umfrage startet im Sommer 2019 um zu erfahren, wie wirkungsvoll die Maßnahmen im Rahmen der Koordinationsstelle waren beziehungsweise ob sich die Wahrnehmung in der Bevölkerung verändert hat. Zur Teilnahme eingeladen sind alle interessierten Bürgerinnen und Bürger, mit und ohne Vorkenntnisse in dem Themenbereich. Bildungs- und Informationsveranstaltungen Bei einem Auftakttreffen der Projektstelle mit den Eine Welt-Akteuren im Januar 2018 wurden thematische Bedarfe formuliert, zu denen Unterstützung gewünscht ist. Im Ergebnis wurde unter anderem ein spezieller Unterstützungsbedarf in den Bereichen Fundraising und Öffentlichkeitsarbeit ermittelt. Das Thema Fundraising wurde im Juli 2018 in dem Workshop „Fördermöglichkeiten für die Eine-Welt-Arbeit“ aufgegriffen. In Theorie und Praxis wurden die Teilnehmenden im Umgang mit Fördermitteln geschult. Weitere themenspezifi sche Schulungen sind in Planung. Im Bereich der Öffentlichkeitsarbeit werden die Akteure unter anderem durch die Unterstützung bei der Teilnahme an bereits bestehenden Karlsruher Veranstaltungsformaten gefördert. DAS FEST, der Artenschutztag, der Karlsruher Aktivtag und die Faire Woche sind Beispiele etablierter Veranstaltungsformate, die dazu genutzt werden. Zusätzlich wurde auf der Homepage der Stadt Karlsruhe eine Rubrik mit „Kurzportraits“ eingerichtet. Dort erhalten interessierte Bürgerinnen und Bürger einen Überblick der vielfältigen Karlsruher Akteurslandschaft. Die Seite wird stetig fortgeschrieben, so dass in den kommenden Monaten eine bunte Übersicht entsteht. Durch die Steigerung des Bekanntheitsgrads der Akteure und die Sensibilisierung der Bevölkerung für Eine Welt-Themen wird auch ein wichtiger Grundstein für die Nachwuchsförderung der Initiativen gelegt. Nehmen Sie an der Bürgerbefragung teil unter: https://beteiligung.karlsruhe.de Bei Fragen oder Anregungen freuen wir uns über Ihre Kontaktaufnahme. Die Koordinationsstelle ist per E-Mail unter: umwelt-arbeitschutz@karlsruhe.de oder telefonisch unter: 0721 133-3101 erreichbar. Weitere Informationen fi nden Sie unter: www.karlsruhe.de/nachhaltigkeit Die Stelle wird gefördert durch Engagement Global gGmbH im Rahmen des Servicestelle Kommunen in der Einen Welt-Programms, mit fi nanzieller Unterstützung durch das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ). Lokale Agenda 21 Karlsruhe in der Einen Welt Nachhaltigkeitsaktivitäten im Überblick Die Ende 2015 verabschiedete Agenda 2030 der Vereinten Nationen mit ihren 17 Zielen für nachhaltige Entwicklung (Sustainable Development Goals, SDGs) bietet neue Chancen für eine zukunftsfähige Stadtentwicklung. Die Ziele umfassen Themen wie Klimaschutz, Bildung für nachhaltige Entwicklung, nachhaltiges Wirtschaften, Konsum oder auch globale Partnerschaften. In Karlsruhe gibt es eine erfreulich große Zahl an ehrenamtlichen Gruppen, Initiativen und Vereinen, die sich für die Umsetzung der Nachhaltigkeitsziele vor Ort und in Ländern des Globalen Südens einsetzen. Einige Gruppen haben sich im Karlsruher Netzwerk „Eine Welt“ zusammengeschlossen, welches wiederum ein Arbeitskreis der Lokalen Agenda 21 ist. Andere Gruppen arbeiten – nicht weniger engagiert – ohne Anbindung an einen übergeordneten Zusammenschluss. Es ist nicht leicht, den Überblick über alle Nachhaltigkeitsaktivitäten in Karlsruhe zu behalten. Deshalb bemüht sich die Lokale Agenda 21 mit Projekten, Austauschtreffen und Informationsangeboten um Unterstützung. Eine informierte Öffentlichkeit und leicht zugängliche Informationen stehen dabei im Fokus. Wer sich also über die vielfältigen Nachhaltigkeitsaktivitäten in Karlsruhe informieren möchte, sollte regelmäßig die Internetseite der Lokalen Agenda 21 oder deren Seite bei Facebook besuchen. Ausblick: Das Agendabüro der Stadt Karlsruhe und das Nachhaltigkeitsbüro der LUBW (Landesanstalt für Umwelt Baden-Württemberg) plant ein Vernetzungstreffen für lokale Nachhaltigkeitsakteure im November 2018! Weitere Informationen erfolgen per Einladung oder sind online abrufbar. Internet: www.agenda21-karlsruhe.de Facebook: www.facebook.com/Agenda-21-Karlsruhe-eV-303143366822445 Auftakttreffen der Eine-Welt-Akteure im Januar 2018 Produkte aus Fairtrade-Baumwolle © Jakub Kaliszewski Umwelt- und Arbeitsschutz | 2524 | Faire Woche 2018 Karlsruher Schülertage 2018 – „Macht>Jugend>Mehr“ Die Karlsruher Schülertage werden seit 2004 jährlich von Jugendlichen für Jugendliche veranstaltet. In zahlreichen Workshops können Karlsruher Schülerinnen und Schüler weiterführender Schulen ab der achten Klasse fremde Kulturen und Lebenswelten kennenlernen, neue Handlungsmöglichkeiten und Wege entdecken und gemeinsam für eine bessere Welt aktiv werden. Seit 15 Jahren schon greifen die jugendlichen Organisatorinnen und Organisatoren der Schülertage ganz bewusst aktuelle globale Themen wie zum Beispiel Flüchtlingsproblematik, Rüstungsexporte oder Begriffe wie „Queer“, „Pan“ oder „Trans“ auf. In den Workshops „ Bühnenkampf“ und „Rap“ zeigten junge Menschen beispielsweise, wie erfolgreich Sport und Musik als integrative Elemente genutzt werden können. In mehr als 15 Workshops setzten sich in diesem Jahr die Schülerinnen und Schüler mit Themen wie Rassismus, Politik und verschiedenen Agenda21-Themen auseinander. Auch der Weltladen Karlsruhe beteiligte sich mit dem Workshop „Bessere Arbeitsbedingungen durch Fairen Handel – das Beispiel Mode“ an den Schülertagen. Ziel der Karlsruher Schülertage ist es, Jugendlichen neue Einblicke in weltlich- kulturelle, gesellschaftskritische, soziale und politische Themen zu ermöglichen. Die Schülerinnen und Schüler im Organisationsteam wollen mit ihrem ehrenamtlichen Engagement die teilnehmenden Schülerinnen und Schüler dazu motivieren, selbst ehrenamtlich aktiv an der Entwicklung ihrer eigenen Umwelt teilzunehmen, sie zu gestalten und über ihren eigenen kulturellen Horizont hinauszuwachsen. Internet: www.schuelertage.info Lokale Agenda 21 und die Eine Welt Die Lokale Agenda 21 in Karlsruhe war und ist auch Partnerin und Unterstützerin von Eine-Welt-Projekten. Einige Beispiele:  Seit dem in den Jahren 2004 und 2007 veranstalteten Solarkocherwettbewerb für Karlsruher Schulen stehen eine Lerntasche zum Thema und ein Solarkocher zum Ausleihen als Dauerangebote für Aktionen zum Thema „Eine Welt“ zur Verfügung.  Das Karlsruher Netzwerk „Eine Welt“ ist seit 2011 einer von insgesamt sechs Arbeitskreisen, die unter dem Dach der Lokalen Agenda 21 arbeiten.  Die Lokale Agenda 21 unterstützt die Stadt Karlsruhe bei der Teilnahme an der Kampagne Fairtrade-Stadt. Weitere Informationen zur Lokalen Agenda 21 und den Arbeitskreisen fi nden Sie unter www.agenda21-karlsruhe.de. Das Agendabüro der Stadt Karlsruhe unterstützt alle Aktivitäten der Lokalen Agenda 21 und ist per E-Mail unter: agenda21@karlsruhe.de oder telefonisch unter: 0721 133-3101 erreichbar. Arbeiterinnen auf einem Baumwoll-Feld in Afrika © Sean Hawkey Umwelt- und Arbeitsschutz | 2726 | Faire Woche 2018 „Fair“-anstaltungsüberblick 2018 Datum Ort Thema 14. September bis 31. Oktober Termine und Ort nach Absprache Badische Brotauswahl – Angebot von Brot für die Welt Freitag, 14. bis Mittwoch, 31. Oktober Weltladen Probiertage im Weltladen mit Mango-Produkten von Preda Freitag, 14. September bis Mittwoch, 31. Oktober Füllhorn BioMarkt Schokolade und Taschen aus Afrika Freitag, 14. September El tesoro Feier der Unabhängigkeit Mexikos: Live „Mexiko – Lindo!“ Samstag, 15. September Kirchplatz St. Stephan Auftaktveranstaltung – bunter Faire Woche Markt Samstag, 15. September Nehemia Initiative Der Regenwald brennt! Wegen Palmöl? Was tun? Sonntag, 16. September Marktplatz Durlach 23. Markt der Möglichkeiten Sonntag, 16. September Kulturfest Westwind, Gutenbergplatz Flashmob-Modenschau von ladenZWEI Donnerstag, 20. September bei der Citykirche St. Stephan „Ansprech-Bar“ beim „kirchenfenster“ Donnerstag, 20. und Freitag, 21. September Hauptbahnhof „Tage der Umwelt“ im Karlsruher Hauptbahnhof Freitag, 21. und Samstag, 22. September Marktplatz Gospelkirchentag Samstag, 22. September Künstlerinnen-Atelier Mühlburg Ateliercafé von ANA & ANDA Samstag, 22. September Schauburg „Zeit für Utopien – wir machen es anders“ – Filmvorführung Sonntag, 23. September Otto-Dullenkopf-Park Praxisorientierte Solar-Workshops für Kinder beim Weltkindertagsfest Dienstag, 25. und Donnerstag, 27. September Kindertagesstätte St. Stephan Alles Banane – oder was? Donnerstag, 27. September Gemeindesaal alt-katholische Kirchengemeinde Gerechtigkeit in der Bibel und der Faire Handel Freitag, 28. September Südstadt Die „Anders-Genießen“-Tour mit ANA & ANDA durch die Südstadt Freitag, 28. September Freundeskreis Asyl Karlsruhe e. V. Mai-Selam – Wasser des Friedens Freitag, 28. September Ständehaussaal Filmvorführung „Konzerne als Retter? Das Geschäft mit der Entwicklungshilfe“ Samstag, 29. September Innenstadt „Faire Kleidung – klar, aber wo?“ – eine Stadtradtour zu Karlsruher Geschäften mit Fairen Textilien Samstag, 29. September und Samstag, 20. Oktober El tesoro Tango Duo Intimos – Gabriel Merlino und Vanina Tagini Donnerstag, 4. Oktober ibz Vortrag: Klimawandel und seine Folgen für die Länder Afrikas Samstag, 6. Oktober Nehemia Initiative Symposium „Welt im Wandel“ Sonntag, 7. Oktober SENFKoRN Ladenkirche Fairer Sonntagsbrunch in der SENFKoRN Ladenkirche an Erntedank Sonntag, 7. Oktober Luthersaal Filmvorführung „Sounds of Torture“ und eritreisches Essen Dienstag, 9. Oktober ibz „Für Freiheit bereue ich nichts“ – Texte eines Verfolgten Autors aus Tibet, Lesung mit Rainer Haring Mittwoch, 10. Oktober Weltladen Kooperation statt Konkurrenz – gibt‘s da ein Problem? Donnerstag, 11. Oktober Weltladen „Vom Frühstück bis zum Abendessen – sich eine Woche fair-vegan ernähren“ – Vortrag von und mit Silke Bott Donnerstag, 18. Oktober Stadtbibliothek Elektrotauschparty Freitag, 19. Oktober ibz AfriKA-Union stellt vor: Nigeria und Äthiopien Samstag, 20. Oktober FaireWare Reparaturtag Sonntag, 21. Oktober Nehemia Initiative Kleidertauschparty mit Denkanstoß Dienstag, 23. Oktober jubez-Café Der faire Kaffeehandel – neuere Geschichten aus Nord und Süd Freitag, 26. Oktober Weltladen „FUTURZWEI Zukunftsalmanach“ – Geschichten vom guten Umgang mit der Welt Samstag, 27. Oktober Innenstadt Konsumkritischer Stadtrundgang mit KonsumGlobal Karlsruhe 27. Oktober bis 4. November Messe Karlsruhe Netzwerk Eine Welt Karlsruhe auf der Offerta Umwelt- und Arbeitsschutz | 2928 | Faire Woche 2018 14. September bis 31. Oktober Badische Brotauswahl – Angebote von Brot für die Welt Kontakt Diakonisches Werk der Evangelischen Landeskirche in Baden e.V., Vorholzstraße 3, 76137 Karlsruhe, Pfarrer Volker Erbacher, Abteilungsleiter Fundraising & Ökumenische Diakonie Telefon 0721 9349219 E-Mail erbacher@diakonie-baden.de Internet www.diakonie-baden.de Brot für die Welt auf dem Markt der Möglich- keiten am 16. September: Wir haben für jede Altersgruppe was im Gepäck! Mit Aktionen oder Vorträgen kommen wir auch zu Ihnen, zu Konfi gruppen oder auch zu Projekttagen in der Schule, zum Gemeindefest oder zu Senioren- nachmittagen. 1. Will leben – Willkommen Das neue Stationenspiel zum Thema Flucht und Mig- ration für Jugendliche und Erwachsene in Schule und Gemeinde. Die acht Stationen sind sowohl für Laufpub- likum geeignet als auch für geschlossene Gruppen. Zielgruppe: Jugendliche ab 14 Jahren und Erwachsene 2. Festtafel Eine Welt – Ungerechtigkeit am eigenen Leib erleben – Aktivausstellung Eine üppig ausgestattete Festtafel, acht Stühle. Die Stuhl- beine wurden entsprechend der statistischen Lebenser- wartung in den einzelnen Ländern gekürzt, nicht jeder kann das Trinken und Essen auf dem Tisch erreichen. Zielgruppe: Jugendliche ab 14 Jahren und Erwachsene 3. Kinderaktion zum Thema Wasser In unserer Kinderaktion „fl iegt“ der Schmetterling Lilia mit uns nach Kenia zu Peace und ihrer Familie. Was hat ein Wassertank im Dorf damit zu tun, ob die Kinder in die Schule gehen können? Und wie hilft „Brot für die Welt“ zum Beispiel Peace und ihrer Familie, sich selbst ein besseres Leben aufzubauen? Zielgruppe: Kinder ab acht Jahren Oder hätten Sie gerne etwas ganz anderes? Wie wär‘s mit einem entwicklungspolitischen Doku- mentarfi lm, zum Beispiel „10 Milliarden - wie werden alle satt?“ oder „Taste the waste“. Wir können zusam- men aussuchen, was für Sie passt! „Brot für die Welt“, das Hilfswerk der evangelischen Kirche in Deutschland, unterstützt die Partnerorgani- sationen im globalen Süden in ihrem Kampf gegen Hunger und Mangelernährung. Freitag, 14. bis Freitag, 29. September Probiertage im Weltladen mit Mango-Produkten von Preda Fairer Handel  schafft Arbeitsplätze für eine sichere Lebens- grundlage in Afrika, Asien, Lateinamerika,  ermöglicht ein selbstbestimmtes Leben unter würdigen Bedingungen unter anderem durch ein besseres Einkommen,  wirkt nachhaltig gegen Armut, Umwelt- zerstörung, Hunger und Ungerechtigkeit, Kinderarbeit und Fluchtursachen,  hilft vor Ort und ist gleichzeitig ein gelebtes Beispiel für ein anderes Wirtschaften, über das wir gerne und auf vielfältige Weise informieren. Uhrzeit Zu den regulären Öffnungszeiten Ort Weltladen (Kronenplatz), Kronenstraße 21, 76133 Karlsruhe Internet www.apdw.de Auch in diesem Jahr werden wieder während der Fairen Woche im Weltladen fair gehandelte Waren verkostet. So haben Sie die Möglichkeit, fair Gehandeltes zu probieren und gleichzeitig den Weltladen kennenzulernen. Und Sie können Fragen stellen zum Fairen Handel und zu den Fairen Wochen in Karlsruhe. Wir werden für interessier- te Kundinnen und Kunden auch Info-Material zur Fairen Woche bereithalten. Dieses Jahr stellen wir bei den Probiertagen Mango-Pro- dukte von der Stiftung Preda (Peoples Recovery, Empow- erment an Development Assistance Foundation) auf den Philippinen vor. Die Früchte für unsere feinen Mangopro- dukte wie zum Beispiel den Mango-Fruchtaufstrich, den feinen Sirup oder Mango-Monkey-Fruchtgummis reifen auf natürliche Weise am philippinischen Carabao-Mango- baum. Mehrere tausend Kleinbauernfamilien pfl egen und erhalten dabei ihre meist nur ein bis zwei Mangobäume ohne Einsatz von Chemie. Aufgrund steigender Nachfrage durch den Fairen Handel in Deutschland bepfl anzen Kleinproduzenten heute sogar Brachland mit weiteren Mangobäumen. Eine ökologisch sinnvolle Entwicklung, denn im Schatten der Mangobäume entstehen wertvolle Ökosysteme für viele Tier- und Pfl anzenarten. Der Faire Handel mit Mangos bietet Kleinbauernfamilien einen erfolgreichen Ausweg aus Armut und Perspektiv- losigkeit. Mit den kontinuierlichen Mehrpreiszahlungen für ihre Mangofrüchte können bereits tausende Familien einen gesicherten Lebensunterhalt erwirtschaften. Dies schafft die Voraussetzung für ein behütetes und sicheres Zuhause für die Kinder. Mit dem Erlös eines großen Man- gobaumes können zum Beispiel die kompletten Schul- kosten für zwei Kinder für ein Jahr gedeckt werden. So kann auch die sexuelle Ausbeutung von Kindern auf den Philippinen bekämpft werden, denn für Preda ist die weit verbreitete Armut der philippinischen Bevölkerung die Hauptursache für diese Ausbeutung. Der Kinderhandel ist perfekt organisiert und nutzt die Armut und die oftmals ausweglos erscheinende Lage der Kleinbauern schamlos aus. Die zahlreichen Erfolge im jahrzehntelangen Kampf gegen Kinderprostitution und andere Menschenrechts- verletzungen, die Preda immer wieder internationale Aufmerksamkeit und Anerkennung verschaffen, basieren auf einem umfassenden Gesamtkonzept, mit dem der Leiter Shay Cullen und sein Team die Ursachen dieser Missstände bekämpfen. Im Zentrum dieser Arbeit stehen die Mangoprodukte, die Sie gerne während unserer Probiertage kennenlernen können! Fortsetzung folgt auf der nächsten Seite Umwelt- und Arbeitsschutz | 3130 | Faire Woche 2018 Im Weltladen werden fair gehandelte Waren wie Kaffee, Tee, Schokolade und unterschiedliches Kunsthand- werk und Textilien verkauft. Außerdem unterhält der gemeinnützige Trägerverein des Weltladens, die Aktion Partnerschaft Dritte Welt e. V. (APDW), in den Räumen des Weltladens eine entwicklungspolitische Fachbiblio- thek, in der es auch Lerntaschen für den Unterricht zu verschiedenen Themen, unter anderem zu Baumwolle, Kakao und Bananen gibt. Entwicklungspolitische Bildungs- und Öffentlichkeitsarbeit stellen weitere Schwerpunkte der zum großen Teil ehrenamtlich geleisteten Arbeit dar. Schulklassen sind eingeladen, zu Lerneinheiten zum Fairen Handel und Nachhaltigkeit in den Weltladen zu kommen (nach Voranmeldung). Freitag, 14. September bis Mittwoch, 31.Oktober Schokolade und Taschen aus Afrika im Füllhorn Biomarkt Karlsruhe Uhrzeit Mo bis Fr 9 bis 20 Uhr, Sa 9 bis 18 Uhr Ort Füllhorn BioMarkt, Erbprinzenstraße 27, 76133 Karlsruhe Internet www.fuellhorn-biomarkt.de www.njagala.de | www.fairafric.com Im Rahmen der Fairen Woche wird das Füllhorn zwei Projekte vorstellen: Njagala heißt das Projekt der Hochschulgruppe Enactus KIT e.V., das elf Studenten 2015 gegründet haben. Ziel ist der Aufbau eines Wirtschaftskreislaufes zwischen Uganda und Deutschland. Ugandische Näherinnen entwerfen und fertigen Taschen, Beutel und Portemonnaies aus dem exotischen und nachhaltigen Rindenstoff Barkcloth. Da es sich um einen Naturstoff handelt, ist jedes Produkt ein Unikat. Im Aktionszeitraum können Sie bei Füllhorn Njagala Produkte erwerben. Aus Ghana kommt die noch recht junge Bioschokoladen- Marke fairafric. Das Besondere: Ein großer Teil der Wert- schöpfung bleibt in dem afrikanischen Land, das heißt die Schokoladentafeln werden vor Ort produziert. Damit erzielen die Schokoladenmacher ein deutlich höheres Einkommen als mit dem Export der Bohnen. Ghana ist für seine hochwertigen Kakaobohnen berühmt. Die Boh- nen der fairafric Partnerkooperative sind nachweislich die Besten des Landes. Kommen Sie vorbei und probieren Sie selbst. Wir werden die Schokolade im Aktionszeitraum verkosten! Bild: Schokolade © fairafric GmbH Nähwerkstatt © Njagala e. V. Freitag, 14. September Feier der Unabhängigkeit Mexikos: Live „Mexiko – Lindo!“ – Miguel Smart Uhrzeit 20 Uhr, Einlass ab 19 Uhr Ort El Tesoro, Rheinstraße 65, 76185 Karlsruhe Internet www.eltesoro.de Nur mit Voranmeldung unter info@eltesoro.de! Der Laden ist geöffnet donnerstags und freitags von 10 bis 18 Uhr, samstags von 10 bis 14 Uhr sowie bei Musik- und Kultur-Veranstaltungen und nach Vereinbarung. Zur Eröffnung der Fairen Wochen erleben Sie eine tolle musikalische Reise und feiern noch dazu die Unabhängigkeit von Mexiko. Zu Salsa und Tango gesellt sich Bolero Ranchero und Corrido Mejicano. Eine Musik die über Jahrzehnte dieses Jahrhunderts hinaus immer wieder auch Europa erobert hat. Der Sänger Miguel Angel hat sich dieser besonderen lateinamerikanischen Musik verschrieben: Seit seiner Kindheit ist er ständig auf Reisen und lebte unter anderem in Chile, Uruguay, Argentinien, Venezuela und Deutschland. Bevor er sich endgültig in Deutschland niederließ, beschäftigte er sich in Südamerika viele Jahre mit populären Gesangsstilen. El tesoro in Mühlburg bietet unter anderem fair gehandelten Kaffee, Yerba Mate, Bohnen, Soßen, Rum aus verschiedenen Ländern Lateinamerikas und vieles mehr. Außerdem gibt es unter anderem kulinarische Spezialitäten in lateinamerikanischem Ambiente, Recycling-Produkte, handwerkliche Einzelstücke. Umwelt- und Arbeitsschutz | 3332 | Faire Woche 2018 Samstag, 15. September Auftaktveranstaltung: 10 Jahre Faire Woche in Karlsruhe – bunter Markt bei der Kirche St. Stephan Uhrzeit 10 bis 14 Uhr Ort Platz bei St. Stephan, Erbprinzenstraße 14, 76133 Karlsruhe 10 Jahre Faire Woche in Karlsruhe und das Engagement für den Fairen Handel sowie für die Eine Welt ist ungebrochen. Dieses Jubiläum wollen wir mit einem bunten Markt auf dem Platz bei St. Stephan feiern. Von 10 bis 14 Uhr stellen Initiativen, Vereine und Gruppen sich und ihre Projekte vor. Bürgermeister Klaus Stapf wird um 11 Uhr die Marktbesucherinnen und -besucher begrüßen und damit die zehnte Faire Woche in Karls- ruhe eröffnen. Freunde des Fairen Handels und der Einen Welt sowie Interessierte dürfen sich auf Mitmachaktionen, Live-Musik, Produkte aus Fairem Handel und ein faires Freiluftcafé freuen. Lassen Sie sich von der fairen Vielfalt in Karlsruhe überraschen und schauen Sie vorbei! Organisiert wird der Markt vom Umwelt- und Arbeitsschutz der Stadt Karlsruhe in Kooperation mit dem APDW e. V. Kaffeepflanzen bei der Kaffeekooperative Manos Campesinas © Sean Hawkey Samstag, 15. September Der Regenwald brennt! Wegen Palmöl? Was tun? KARLSRUHE Uhrzeit 19 bis 21 Uhr Ort Nehemia Initiative, Winterstraße 29, 76137 Karlsruhe Internet micha.nehemia-initiative.de E-Mail micha.ka@email.de Von dem Palmöl, das nach Deutschland importiert wird, befi ndet sich circa 30 Prozent in Nahrungsmitteln, circa 15 Prozent in Kosmetika und Waschmitteln, circa 40 Prozent in Biotreibstoffen darunter auch der sogenann- te Bio-Diesel. Quelle: Palmöl-Scorecard WWF 2017 Seit Jahrzehnten ist Palmöl in der Kritik, weil es zu Gunsten einer billigen Produktion in Monokulturen und durch Brandrodung von Regenwald erzeugt wird. Indonesien, als Weltmarktführer, ist gerade wegen der ungebremsten Brandrodung an dritter Stelle der CO2-emittierenden Länder nach den USA und China. Der Bedarf steigt kontinuierlich, weil es hierzulande in vielen Produkten verarbeitet wird – auf Grund seiner vorteilhaften Eigenschaften, aber gerade auch wegen des niedrigen Preises. Die Bedingungen für die Bevöl- kerung vor Ort sind dramatisch. Neben Vergiftungen durch Pestizide gibt es auch einen jährlich Anstieg an Lungenkrankheiten durch den Ausstoß von Feinstaub und Stickoxiden der Brandrodung. Wir möchten an diesem Abend über die Hintergründe und auch die Auswege aus dieser Problematik disku- tieren. Wie sieht es zum Beispiel mit Bio-Palmöl aus? Gibt es daneben auch andere Alternativen zu Palmöl generell und was können wir als Verbraucherinnen und Verbraucher tun, damit die Problematik sich nicht weiter verschärft? Und müssen wir nicht auch unsere Politik(er) zur Verantwortung ziehen? Mit diesen Fragen wollen wir uns in drei Kurzvorträgen von geladenen Gästen und einer daran anschließenden Bewertung von möglichen Lösungsszenarien befassen. Als Redner sind geladen: Herr Dr. h.c. Suwandhi als Experte für Indonesien, Frau Verena Albert vom Fairhan- delshaus GEPA und Dr. Ursula Hudson von SlowFood Deutschland. Im zweiten Teil des Abends möchten wir eine Methode zur Entscheidungsfi ndung anwenden und bewerten, mit Beteiligung des Publikums, mehrere mögliche Ansätze zur Eindämmung des Problems. Organisiert wird der Abend von der Micha Lokalgrup- pe Karlsruhe.Die Micha-Initiative ist eine weltweite Kampagne von Christen, die Menschen dazu begeistern möchte sich für globale Gerechtigkeit einzusetzen und extreme Armut zu bekämpfen. Sie versteht sich als Antwort auf die nachhaltigen Entwicklungsziele (Sustai- nable Development Goals) der Vereinten Nationen. Wir freuen uns über Ihr Kommen und eine rege Diskussion. Getränke und Snacks gibt es gegen eine kleine Spende im Vortragsraum. Bild: Palmöl © Scorecard WWF 2017 Umwelt- und Arbeitsschutz | 3534 | Faire Woche 2018 Sonntag, 16. September 23. Markt der Möglichkeiten in Durlach Uhrzeit 13 bis 18 Uhr Ort Marktplatz Durlach Kontakt Initiative Markt der Möglichkeiten, z.oezcay1970@gmail.com Am verkaufsoffenen Sonntag in Durlach und mitten im Herzen der Altstadt fi ndet zum 23. Mal auf dem Marktplatz der MARKT DER MÖGLICHKEITEN statt. Vor 22 Jahren anlässlich des 800. Geburtstags von Durlach fand der erste Markt der Möglichkeiten mit einer solch großen Resonanz statt, dass recht schnell im Folgejahr der Entschluss feststand: Das machen wir nochmal! Und es gibt tatsächlich Gruppen, die seit 22 Jahren dabei sind. Im Rahmen des verkaufsoffenen Sonntags und der Durlacher Kerwe präsentieren sich die Aussteller mit Unterstützung des Kulturamtes Karlsruhe von 13 bis 18 Uhr auf dem Durlacher Marktplatz. Gruppen von A wie ADFC (Allgemeiner Deutscher Fahrrad-Club) bis W wie Weltladen geben erneut einen hervorragenden und vielfältigen Überblick über ihre Tätigkeit. Regionale Gruppen aus den Bereichen Menschenrechte, Tierschutz, Umweltschutz, Kinder- und Jugendarbeit, Kultur sowie Verkehrs- und Entwick- lungspolitik stellen sich vor. Ebenfalls vertreten sind überregionale Gruppen wie BUZO und VCD. Auch lokal in Durlach und Karlsruhe arbeitende Grup- pen wie Tageseltern für Karlsruhe oder der Katzen- schutzverein werden neben vielen anderen Initiativen über ihre Tätigkeit informieren. Zum vierten Mal dabei sind die Engineers without Borders des KIT Karlsruhe. Umfangreich ist das Angebot auch für Kinder: Kinder- schminken, Einblick in einen Rettungswagen des ASB und andere Überraschungen wie zum Beispiel gesunde Leckereien der Streuobst-Initiative. Auf einer großen Bühne stellen die anwesenden Grup- pen sich und ihre Tätigkeitsbereiche in Interviews dem Publikum vor. Außerdem haben alle Besucherinnen und Besucher die Chance eines direkten persönlichen Kon- taktes mit den aktiv tätigen Mitgliedern dieser Gruppen. Ein Moderator führt durch das abwechslungsreiche Begleitprogramm mit Live-Talks, verschiedenen Perfor- mances und mehr. Die Band Latin & Rock Company sorgt den ganzen Nachmittag mit kreativ arrangierten Rock-/Pop-/Coversongs für pulsierenden Groove. Alle Besucherinnen und Besucher erwartet ein Tag voller Anregungen und Attraktionen. Verschiedene kulinari- sche Leckerbissen sowie erfrischende Getränke ergänzen das umfangreiche Angebot. Die Veranstalter freuen sich wieder auf viele Besucherinnen und Besucher, auf eine positive Resonanz und hoffen natürlich auf gutes Wetter. Nicht nur für Durlach ist der inzwischen zur festen Institution gewordene Markt der Möglichkeiten ein lebendiges und informatives Stadt-Ereignis. Durlach bie- tet dazu ein ideales Ambiente und ist mit den Bahnen der Linien 1 und 2 sehr gut zu erreichen. h Sonntag, 16. September LadenZWEI … macht Mode Uhrzeit 15 Uhr Ort Gutenbergplatz, Weststadt Internet www.ladenzwei.com | facebook.de/ladenzwei | instagram.de/ladenzwei LadenZWEI, Goethestraße 41, 76135 Karlsruhe Telefon 0721 96492212 E-Mail kontakt@energie-und-farbe.com Öffnungszeiten Di bis Fr 10 bis 18 Uhr, Sa 10 bis 14 Uhr Sonntags faire Mode shoppen? Auch das geht. LadenZWEI ist dabei beim Fest der Sinne und dem verkaufsoffenen Sonntag am 14. Oktober, von 13 bis 18 Uhr, und zeigt neue Herbstmodelle. Schauen, hören und genießen – so das Motto des Kulturfestes Westwind am 16. September auf dem Gutenberg- platz. Und mitten drin LadenZWEI mit einer Flashmob- Modenschau. Kleine und große Kundinnen und Kunden präsentieren Mode und Accessoires aus Fairem Handel. Seid gespannt! Wir vom LadenZWEI laden euch ein, bei uns zu stöbern. Mode und Accessoires für Sie, Ihn und die Kleinen … Schaut mal rein. Wir setzen auf fairtrade Mode außerhalb des Mainstreams. Ihr fi ndet bei uns viele regionale Labels mit Unikaten und Kleinserien (zum Beispiel von Ana & Anda, mika, merry moustache und viele mehr). Außerdem jede Menge Accessoires aus der Region oder Upcycling Schmuck aus Madagaskar. Zudem führen wir für euch auch bekannte fairfashion- Labels wie THOKKTHOKK, Fellherz, Tranquillo, Mademoiselle Yéyé, von Jungfeld, Himalaya, Nepalaya, Nomads, Seasalt, Stanley & Stella, Kosmos Natur, Frieda Sand, CUS, Freiburgs Finest und LDP. Donnerstag, 20. September „Ansprech-Bar“ beim Kirchenfenster Uhrzeit 18 bis 19:30 Uhr Ort „kirchenfenster“ bei St. Stephan, Erbprinzenstraße 14, 76133 Karlsruhe Internet www.citypastoral-ka.de www.facebook.com/CitypastoralKA Bei Live-Musik werden in zwangloser Atmosphäre fairgehandelte Getränke angeboten, Menschen werden angesprochen und sind ansprechbar: Begegnung für eine gerechtere Welt im Rahmen der Fairen Woche. Herzliche Einladung rund um das „kirchenfenster“ in der Karlsruher Innenstadt! Wir nehmen uns Zeit ... schauen Sie doch mal rein! Das „kirchenfenster“ lädt ein zu Information und Gespräch – zentral gelegen neben der katholischen Citykirche St. Stephan. Egal, ob Sie eine Frage zu Gott und der Welt haben, oder ob Sie sich über die kommenden Veran- staltungen der Kirchen in Karlsruhe informieren wollen – die ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter nehmen sich gerne Zeit für Sie. Kleine Verkaufsartikel wie Postkarten oder ein Bronzeengel ergänzen unser Angebot. Oder besuchen Sie unsere anderen Angebote wie das spirituelle Frühstück, die Mittagspause mit Bewegung, die geistlichen Kirchenführungen, unsere Ansprech-Bar, Kontemplation, Taizégebet oder unsere Veranstaltungen zu „Mystik to go“. Auch wenn Sie ehrenamtlich in unserem 40-köpfi gen Team mitarbeiten möchten, sind Sie herzlich willkommen! Wir freuen uns auf Ihren Besuch. Umwelt- und Arbeitsschutz | 3736 | Faire Woche 2018 Donnerstag, 20. und Freitag, 21. September „Tage der Umwelt“ im Hauptbahnhof Karlsruhe Uhrzeit 10 bis 18 Uhr Offi zielle Eröffnung der Karlsruher „Tage der Umwelt“ fi ndet am 20. September um 18 Uhr statt. Ort Eingangshalle, Hauptbahnhof Karlsruhe Internet www.ifeea-germany.de E-Mail info@ifeea-germany.de Kontakt IFEEA-GERMANY (Initiative für Erneuerbare Energien und Anlagen), Francis Zonon, Welthaus Heidelberg, Willy-Brandt-Platz 5, 69115 Heidelberg, Mobil 0151 45607165 Anlässlich der diesjährigen „Tage der Umwelt“ lädt IFEEA (Initiative für Erneuerbare Energien und Anlagen) zu Ausstellung, Infoständen, Workshops und Mitmach- aktionen ganz herzlich in den Karlsruher Hauptbahnhof ein. Unser Event wird zwei Tage lang Menschen und Natur verbinden. Für das Erreichen der Klimaschutzziele spielen die Erneuerbaren Energien, Energiespeicher und Elektromobilität eine zentrale Rolle. Mit erneu- erbarem Strom betankt, können Elektrofahrzeuge als effi ziente und auch klimafreundliche Mobilitätslösung einen wichtigen Beitrag zur Energiewende leisten. Die Karlsruher „Tage der Umwelt“ bieten Forschungsinsti- tuten, Firmen, Vereinen, Initiativen und Organisationen, die sich mit Umwelt-und Naturschutz, Fairem Handel und Erneuerbaren Energien befassen die Möglichkeit, die Besucherinnen und Besucher des Hauptbahnhofs Karlsruhe zu informieren und zu begeistern. Organisiert werden die „Tage der Umwelt“ von IFFEA- Germany, die den Schwerpunkt ihrer Arbeit auf regenera- tive Energien für Afrika setzt. IFEEA setzt sich aus Inge- nieuren und Technikern zusammen, die ihr Know-how gemeinsam für eine rasche und nachhaltige Entwicklung Afrikas und Lateinamerikas einsetzen wollen. Freitag, 21. und Samstag, 22. September Markt „Gospel und Gerechtigkeit“ auf dem Gospelkirchentag – Wir nehmen ernst was wir singen! Uhrzeit Freitag, 21. September 16:30 bis 20 Uhr, Samstag, 22. September 11 bis 19 Uhr Ort Marktplatz Karlsruhe Internet www.gospelkirchentag.de Gerechtigkeit ist ein zentrales Thema traditioneller Gospelmusik und ein großes Anliegen des Gospelkirchen- tags. Gospel und Gerechtigkeit – das gehört zusammen! Auf dem Gospelkirchentag können die Besucherinnen und Besucher des Marktes „Gospel und Gerechtigkeit“ einen fair gehandelten Tee oder Kaffee zur Entspannung mit gutem Gewissen trinken und sich dabei von Gospelmusik mitreißen lassen. Auf mehreren Bühnen in der Innenstadt präsentieren sich Chöre aus ganz Europa und bringen moderne Gospelklänge zu den Bürgerinnen und Bürgern der Stadt mitten in die Karlsruher City. An Ständen der Klima-Kollekte, des Weltladens Karlsruhe oder Faire Ware kann man sich währenddessen über Projekte informieren, ins Gespräch kommen oder einen fair gehandelten Tee oder Kaffee genießen. Wir nehmen ernst, was wir singen! Das wollen auch Karlsruher Jugendliche im Chor der Nationen zum Ausdruck bringen. Circa achzig junge Sängerinnen und Sänger setzen ein Zeichen und singen bei ihrem Auftritt während der Eröffnung für Vielfalt und Toleranz. Vertreten sein wird auch die Aktion „Gospel für eine gerechtere Welt“, die 2010 beim Gospelkirchentag in Karlsruhe initiiert wurde. 2018 kehrt nun der Gospel- kirchentag mit 5.000 Gospelbegeisterten zurück nach Karlsruhe. Bei der Ökumenischen Gospelnacht am Freitagabend werden Spenden für die Aktion „Gospel für eine gerechtere Welt!“ gesammelt. Mit dem Geld wird ein Entwicklungsprojekt in Kenia unterstützt. Mit rund 90 Chören an 25 Standorten gibt es auch eine Gospelnacht in Ihrer Nähe! Am Samstag, 22. September, lädt der Gospelkir- chentag zur International Gospel Celebration in die dm-arena mit Elementen aus Soul, Funk, Pop und HipHop ein. Konzertkarten für das Galakonzert können auch ohne Teilnahme am Gospelkirchentag erworben werden. Den Abend eröffnet die amerikani- sche A-capella-Gruppe „Undivided“. Danach stehen zahlreiche Künstler der deutschen und internationalen Gospelszene zum ersten Mal zusammen auf einer Bühne. Als krönender Abschluss des Abends wird der zwölfache Grammy Gewinner Kirk Franklin (USA) ein Best-of aus zwanzig Jahren seines künstlerischen Schaffens präsentieren. Kommen Sie vorbei, genießen Sie die musikalische Vielfalt an diesem Wochenende und die Angebote auf dem Markt „Gospel und Gerechtigkeit“. Fairtrade-Blumen © Nathalie Bertrams Umwelt- und Arbeitsschutz | 3938 | Faire Woche 2018 Samstag, 22. September Ateliercafé: Ana & Anda laden zu Genuss-Gebäcken aus fair gehandelten Zutaten ins Künstlerinnen-Atelier Uhrzeit 10 bis 18 Uhr Ort Ateliercafé Ana & Anda, Gablonzer Staße 11, 76185 Karlsruhe Internet www.ateliercafe.anaundanda.de www.anaundanda.de Anmeldung Die Platzzahl ist begrenzt. Plätze können direkt bei ANA & ANDA unter info@anaundanda.de oder telefonisch unter 0721 8306129 und 0173 8027778 reserviert werden. Wie schmeckt fairtrade? Nach kaki-süßem Kuchen, frisch gemahlenem Vanilla-Mokka, soften Ananas- Muffi ns aus feinem Weißreismehl, heißem Edelkakao oder natursüßem Hafer-Kokos-Porridge? Ein künstlerisches Ambiente, der Duft nach tropischen Früchten, exotischen Gewürzen, handgemahlenem Kaffee und frisch aufgebrühtem Bio-Tee, die Bewirtung von Künstlerinnen-Hand und gemütliche Sitzplätze mitten im Künstlerinnen-Atelier: Die Karlsruher Künstlerinnen ANA & ANDA laden am 22. September zum gemeinsamen „Fairtrade-Genie- ßen“ in ihr Ateliercafé ein. Von 10 bis 18 Uhr darf geschlemmt werden: Über ein Dutzend handgemachte Spezialitäten aus fair gehandelten Backzutaten wie Kuchen, Pralinen, Mini-Genuss-Gebäcke, Muffi ns, Brötchen, Porridges nebst Frischkäse, Mozzarella und Frucht- oder Gemüseaufstriche warten auf die Besucher des Fairtrade-Ateliercafés. Seit fast zwei Jahren laden ANA & ANDA in unregel- mäßigen Abständen in ihr Künstlerinnen-Atelier zum gemeinsamen Genießen ihrer immer wieder neuen Genuss-Gebäcke und handgemachten Leckereien und Heißgetränken. Dabei hat sich das Ateliercafé zu einem kommunikativen Treffpunkt entwickelt, an dem die Viel- falt des Genuss-Angebots zum gemütlichen Austausch inspiriert. Bedient werden die Gäste vom Künstlerinnen- Paar persönlich – dazu gehört auch das frische Mahlen der Kaffeebohnen und das Zubereiten von Hand der künstlerisch-kulinarischen Köstlichkeiten. Im liebevoll dekorierten Ateliercafé ist Zeit zum Entspannen, Verwei- len und Genießen – und zum Entdecken einer Vielfalt von Aromen und Geschmacksvariationen. Samstag, 22. September Filmvorführung „Zeit für Utopien – wir machen es anders“ Uhrzeit 17 Uhr Ort Filmtheater Schauburg, Marienstraße 16, 76137 Karlsruhe Internet www.schauburg.de www.zeit-fuer-utopien.com Nachhaltigkeit ist das Schlagwort unserer Zeit. Wenn man das Wort ernst nimmt, steht es für Umdenken und Handeln – weg von der Geiz-ist-geil- Mentalität, weg von der Wegwerfgesell- schaft und der Profi tmaximierung. ZEIT FÜR UTOPIEN zeigt lebensbejahende, positive Beispiele, wie wir mit Ideen und Gemeinschaftssinn viel erreichen können. So können 1,5 Millionen Menschen ausschließlich mit regionaler, frischer Biokost versorgt werden und urbanes Wohnen ist mit einem Bruchteil jener Ener- giemenge möglich, wie sie derzeit durchschnittlich pro Kopf verbraucht wird. Ein Smartphone kann auch fair produziert werden und eine ehemals dem Großkonzern Unilever gehörende Teefabrik funktioniert nun sehr gut in Selbstverwaltung. ZEIT FÜR UTOPIEN, vom Regisseur Kurt Langbein, ist eine inspirierende fi lmische Entdeckungsreise zu den Ein- steigerinnen und Einsteigern in eine neue Gesellschaft. Kurt Langbein studierte Soziologie in Wien und ist als Geschäftsführer der „Langbein & Partner Media“ Produzent und Regisseur zahlreicher Dokumentarfi lme und TV Reportagen. Davor war er Dokumentarfi lmer und Magazinjournalist beim Österreichischen Rundfunk sowie Ressortleiter Inland beim österreichischen Nach- richtenmagazin „profi l“. Quelle: www.zeit-fuer-utopien.com Katanga, DR Kongo: Polizeischutz bei Dreharbeiten © K. Langbein, © Langbein & Partner Media Bild: Streikende Arbeiter in der Teefabrik freuen sich über ihren Erfolg © C. Roth, © Langbein & Partner Media Café-Szene mit Fairtrade-Kaffee © Wolf Sondermann Umwelt- und Arbeitsschutz | 4140 | Faire Woche 2018 Sonntag, 23. September Praxisorientierte Solar-Workshops für Kinder beim Weltkindertagsfest Uhrzeit 14 bis 18 Uhr Ort Otto Dullenkopf Park, Karlsruhe Internet www.ifeea-germany.de/2.html Während des Weltkindertagsfes- tes im Otto-Dullen- kopf-Park wollen wir unter dem Motto „Wir scheinen vergessen zu haben, dass auch wir aus der Natur kommen!“ praxisorientierte Solar-Workshops für Kinder veranstalten. Die Welt hat sich in den letzten Jahrzehnten stark verändert und es liegt an uns, mehr auf die Umwelt zu achten! Der Schutz der Natur und der Erhalt unserer Erde ist heute eines der wichtigsten Themen in der Politik, weil es sowohl die Wirtschaft als auch unser tägliches Leben beeinfl usst. Unsere Generation geht und was bleibt übrig für unseren Nachwuchs? Wie weit informieren sich und beteiligen sich Jugendliche und junge Erwachsene heute an Umweltpolitik? Weil die Kinder für die Umwelt wichtig sind und die Umwelt für die Kinder, haben wir, die Initiative für Erneuerbare Energien und Anlagen (IFEEA-Germany), uns entschlossen, praxisorientierte Solar-Workshops für Kinder während des diesjährigen Weltkindertagsfestes zu organisieren. Wir wollen damit dem Anliegen des Umweltschutzes mehr Nachdruck verleihen, unsere Kinder für Naturschutz und Klimaschutz sensibilisieren und ihnen den Weg dahin bereiten. Dienstag, 25. September und Donnerstag, 27. September Alles Banane – oder was? Uhrzeit jeweils 10:30 Uhr Ort Kindertagesstätte St. Stephan Geschlossene Veranstaltung Bananen essen die meisten Kindergar- tenkinder sehr gerne. Die Kinder in der katholischen Kindertagesstätte St. Stephan werden sich anlässlich der Fairen Woche intensiv mit dieser begehrten Frucht auseinandersetzen. Wo wachsen die Bananen? Wie kommen sie zu uns? Was lässt sich alles daraus machen? Mit allen Sinnen wollen wir die Banane entdecken: Sie genau anschauen, daran riechen, sie ertasten, vielleicht sogar hören? Doch vor allem möchten wir die Banane natürlich schmecken. Man kann sie einfach schälen und rein beißen, schön anrichten und sie unterschiedlich zubereiten. Besonders beliebt sind Bananenmilch und Muffi ns. Es sollte uns nicht egal sein, welche Bananen wir einkaufen. Banafair liefert uns fair gehandelte Bio-Bananen aus Ecuador, die wir im benachbarten Weltladen erwerben können. Die Kinder werden selbst in den Weltladen gehen, die beliebte Frucht dort kaufen und dabei einen ersten Einblick in die Welt des Fairen Handels bekommen. Donnerstag, 27. September Gerechtigkeit in der Bibel und der Faire Handel Uhrzeit 19:45 Uhr Ort Gemeindesaal, Röntgenstraße 3 (Ökumeneplatz), 76133 Karlsruhe (Haltestelle Mühlburger Tor) Internet www.alt-katholisch.de Wir feiern jeden Sonntag um 10 Uhr Gottesdienst in der Christi Auferstehungskirche, Röntgenstaße 2 Der Faire Handel ist von Anfang an stark von kirchlichen Gruppen geprägt worden. Und bis heute gehören kirchliche Gruppen zu den aktiven Multiplikato- ren der Idee des Fairen Handels. So verkaufen viele Gemeinden schon seit Jahren fair gehandelte Produkte und versuchen, soweit wie möglich fair gehandelte Produkte im Gemeindeleben einzusetzen. Auch in der altkatholischen Gemeinde in Karlsruhe ist das so. Wir wollen uns daher in unserem offenen Glaubensgesprächskreis „Was wir glauben“ im Rahmen der Fairen Woche mit der Frage beschäftigen, was eigentlich die Bibel zu dem Thema Gerechtigkeit zu sagen hat. Nach einem Einstiegsinput von etwa einer halben Stunde wird es die Möglichkeit zum vertiefenden Gespräch und zum Austausch geben. Wir sind eine alt-katholische Kirchengemeinde und uns gibt es schon seit 1873 in Karlsruhe. Altkatholikinnen und Altkatholiken sind unabhängig von Rom katholisch. Die altkatholische Kirche ist staatlich anerkannt, öku- menisch ausgerichtet und hat eine bischöfl ich-synodale (demokratische) Kirchenstruktur. Darüber hinaus sind alle Christinnen und Christen unabhängig von ihrer Kon- fession und Lebenssituation zur Eucharistie eingeladen, wir haben keine Zölibatsverpfl ichtung und lassen Frauen und Männer zu den Dienstämtern (Diakonin, Priesterin, Bischöfi n) zu. Lucy Waithira Ngunga von der Blumenfarm Simbi Roses, Kenia © TransFair e. V., Fotograf: Joerg Boethling Umwelt- und Arbeitsschutz | 4342 | Faire Woche 2018 Freitag, der 28. September „Anders-Genießen-Tour“ mit Ana & Anda – auf kreativen Shopping-Wegen durch die Karlsruher Südstadt Uhrzeit 15:30 bis 18 Uhr Treffpunkt Bücherschrank auf dem Werderplatz Internet www.anaundanda.de Anmeldungen sind bei der VHS Karlsruhe, www.vhs-karlsruhe.de oder direkt bei ANA & ANDA unter info@anaundanda.de möglich. Telefon 0721 8306129 Teilnahmegebühr 7 Euro „Es geht auch anders!“: Unter diesem Motto führen die Künstlerinnen ANA & ANDA durch die Karlsruher Südstadt. Zu entdecken gibt es dabei Orte, an denen fair und ökologisch gehandelt, produziert und verkauft wird. Karlsruhe anders erleben: Wie könnte das besser geschehen als in Begleitung eines ungewöhnlichen Künstlerinnen-Paars, das fest zum Stadtbild gehört? ANA & ANDA führen auf ihren „Anders-Genießen- Touren“ zu Geheimtipp-Läden, die für besondere, nachhaltig produzierte und handwerklich hergestellte Produkte stehen. Denn „Anders-Denken“ ist für die Künstlerinnen Programm: Sie lernten Musik im Selbststudium, gründeten ohne Nähkenntnisse das Ökomode-Label „nachhaltige eleganz“, machten sich selbst zu Expertinnen im Backen von natursüßen „Genuss-Gebäcken“, eigneten sich die Kenntnisse zum Produzieren von Video-Clips selber an und stellen die Gebäcke, den Käse, den Quark und die Pfl egecremes für ihren Eigenbedarf selbst her. Ihre Touren stehen für Genuss und Lebensfreude und als Betreiberinnen des „Ateliercafés ANA & ANDA“ sorgen sie mit ihren natursüßen Genuss-Gebäcken auch für kleine kulinarische Stärkungen während den Stadt-Führungen. Die Karlsruher Südstadt lockt mit ihrem multikulturellen Flair viele auswärtige und städtische Neugierige an. Und auch hier gibt es ein vielfältiges ökofaires Angebot. ANA & ANDA zeigen, warum kaputte Handys nicht in den Müll, sondern in die Karlsruher Südstadt gehören, wie sich Bio-Lebensmittel von konventionellen unter- scheiden, was „Seltene Erden“ in Elektronik-Geräten mit Fairem Handel zu tun haben, warum hier Bäcker mit „e“ geschrieben wird und führen mitten ins faire „Schokoladen-Schlaraffenland“ der Stadt. Freitag, 29. September Mai Selam – Wasser des Friedens Uhrzeit 18 Uhr Ort Geschäftsstelle Freundeskreis Asyl Karlsruhe e. V., Marienstraße 63, 76137 Karlsruhe Internet www.freundeskreis-asyl.de www.mekaleh-eritra.org Kontakt Job Maasho job.maasho@freundeskreis-asyl.de Telefon 0721 96494896 und Kontakt Jörg Weinerth joerg.weinerth@freundeskreis-asyl.de Telefon 0721 96494896 Ein Abend für die Dörfer Kinito und Kinin an der äthio-eritreischen Grenze mit Filmvorführung, Vortrag, Diskussion und Injera-Buffet. ERDA, Eritrean Relief and Development Association Karlsruhe e. V. und der Freundeskreis Asyl (fka) laden zu einem Sammel-Abend für das Projekt „Mai Selam“ ein. Das Projektziel ist der Bau einer Schule für die beiden Dörfer im Krisengebiet äthio-eritreische Grenze. Film und Vortrag: Der Film „Refu- gee: The Eritrean Exodus“ wurde 2015 von einem amerikanischen Do- kumentarfi lmteam gedreht. In dem Film wird die Lage in den Flüchtlings- camps in Äthiopien, im Sudan und in Israel dargestellt. Gefl üchtete berichten über Hintergründe ihrer Flucht. ERDA unterstützt Gefl üchtete aus Eritrea in den Camps in Nordäthiopien. Im Anschluss an den Film berichtet der Vorsitzende von ERDA Karlsruhe, Job Maasho, vom aktuellen Stand des Projekts „Mai Selam“. Welche Kon- sequenzen bringt das Friedensangebot an Eritrea durch den neuen Premierminister Äthiopiens Abiy Ahmed? Diskutiert wird unter Teilnahme von Neuankömmlingen aus Eritrea. Organisiert wird der Abend in Kooperation mit dem fka. Injera-Buffet: Das kulinarische Programm besteht aus ei- nem äthio-eritreischen Injera (Fladen)-Buffet mit verschie- denen Beilagen und einer traditionellen Kaffeezeremonie. Arbeiter der Goldmine Aurifera Cuatro de Enero in Peru © Eduardo Martino Umwelt- und Arbeitsschutz | 4544 | Faire Woche 2018 Freitag, 28. September Filmvorführung „Konzerne als Retter? Das Geschäft mit der Entwicklungshilfe“ Uhrzeit 19:30 Uhr Ort Ständehaussaal (in der Stadtbibliothek), Ständehausstraße 2, 76133 Karlsruhe Internet www.freunde-fuer-fremde.de Der Film ist ansehbar unter www.malebengucken.de/?p=592 Millionen Afrikanerinnen und Afrikaner sehen keinen anderen Weg aus dem Elend, als die Flucht nach Europa, nach Deutschland – selbst unter Lebensgefahr. Um den Flüchtlingsandrang einzudämmen, will die Bundesregierung in Afrika Fluchtursachen bekämpfen und hat damit die staatliche Entwicklungshilfe beauftragt. Die setzt dabei zunehmend auf die Privatwirtschaft. Nur sie, so das zuständige Ministerium, könne effi zient Armut und Hunger in der Welt bekämpfen. Tut sie das wirklich? Die Dokumentation „Konzerne als Retter? Das Geschäft mit der Entwicklungshilfe“ (Dokumentarfi lm, 86 Minu- ten, D 2017, NDR/arte) beleuchtet sieben unterschied- liche Modelle der Zusammenarbeit im Ernährungs- und Landwirtschaftssektor in Kenia, Sambia und Tansania: Vom Versuch deutscher Unternehmen, die Produktivität kenianischer Kartoffelbauern zu steigern bis hin zum Investmentfonds, der Entwicklungsgelder nutzt, um mit gigantischen Soja- und Maisplantagen Rendite für Anlegerinnen und Anleger in Deutschland zu erzielen. Der aufwendig recherchierte Film zeigt den Missbrauch staatlicher Entwicklungsgelder durch die Industrie und macht deutlich, wem solche Projekte der Entwicklungs- hilfe nützen und wem sie eher schaden: Eine neue Spielart des Kolonialismus. Die mit dem deutsch- französischen Journalistenpreis ausgezeichnete Autorin Caroline Nokel (Jahrgang 1971) studierte Neuere Geschichte, Romanistik und Germanistik und belegte die Masterclass der deutsch/französischen Filmakade- mie in Ludwigsburg und FEMIS in Paris. Sie lebt als freie Filmemacherin in Köln. Caroline Nokel wird während der Vorführung anwesend sein und im Anschluss für Fragen und eine Diskussion zur Verfügung stehen. Der Abend wird veranstaltet vom Freunde für Frem- de e. V. Karlsruhe und vielen Mitveranstaltern mit Unterstützung des Kulturbüros des Kulturamtes der Stadt Karlsruhe anlässlich des „Tags des Flüchtlings“ im Rahmen der „Interkulturellen Woche 2018. 1 Bild: Konzerne als Retter © Foto: Mimbolo 2 Bild: Konzerne als Retter – Kleinbauernschulung © Foto: Lipokela Samstag, 29. September Faire Kleidung – klar, aber wo? Eine Stadtradtour zu Karlsruher Geschäften mit fairen Textilien KARLSRUHE Uhrzeit 10 bis 12:45 Uhr Treffpunkt Nehemia Initiative, Winterstraße 29, 76137 Karlsruhe Die Teilnahme ist kostenlos. Bitte ein Fahrrad mitbringen! Internet www.micha.nehemia-initiative.de www.futurefashion.de Fair hergestellte Schokolade oder Kaffee sind leicht zu beschaffen. Doch wo kann man in Karlsruhe fair hergestellte Kleidung kaufen? Dieser Frage sind wir auf den Grund gegangen und haben herausgefunden, dass es sowohl im Internet als auch in Karlsruher Geschäften ein überraschend vielfältiges Angebot gibt. Über dieses Angebot möchten wir im Rahmen unserer fairen Stadtradtour informieren, zu der wir herzlich einladen! Mit einer Mischung aus informativem Input, Aus- tauschmöglichkeiten bei Gesprächen mit den Ladenbesitze- rinnen und Kennenlernen der modischen Vielfalt in Karlsruhe möchten wir das Thema faire Kleidung erfahrbar machen. In einer circa zweistündigen Fahrradtour werden wir verschiedene Karlsruher Geschäfte erkunden. Die Micha-Initiative ist eine weltweite Kampagne von Christen, die Menschen dazu begeistern möchte sich für globale Gerechtigkeit einzusetzen und extreme Armut zu bekämpfen. Sie versteht sich als Antwort auf die nachhaltigen Entwicklungsziele (SDG) der Vereinten Nationen. Die Stadtradtour fi ndet unter dem Dach von Future Fashion statt – einer landesweiten Bewegung, die sich für nachhaltige Mode und ein bewusstes Konsumver- halten einsetzt. Amani Edouard - Mitglied der Kakao-Kooperative CANN von der Elfenbeinküste © Kristina Eggers Umwelt- und Arbeitsschutz | 4746 | Faire Woche 2018 Samstag, 29. September und Samstag, 20. Oktober Tango Duo Intimos – Gabriel Merlino und Vanina Tagini Uhrzeit Einlass 19 Uhr, Beginn 20 Uhr Ort El Tesoro, Rheinstraße 65, 76185 Karlsruhe Internet www.eltesoro.de Nur mit Voranmeldung unter info@eltesoro.de! Das Ensemble von Gabriel Merlino (Bandonenon) bedient sich einer musikalischen Spra- che, die sowohl rhythmische und melodische Merkmale traditioneller Tangomusik als auch moderne Elemente des zeitgenössischen Tango Nuevo sowie Jazz in seinen Arrangements verbindet. Die großartige Vokalistin Vanina Tagini aus Buenos Aires fesselt die Zuschauer mit ihren tiefgehenden Interpretationen des immer wieder leidvollen, gelegentlich süßen, und immer unsagbar lebendigen Tango-Themas. Wer wie sie mit dem Wasser des Rio de la Plata getauft ist, beherrscht eben die Bandbreite und Ausdrucksmöglichkeiten des Tango Argentino auf authentische, leidenschaftliche und tanzbare Weise. Vanina Tagini, geboren 1982 in Buenos Aires in eine traditionsreiche Tango-Familie, hatte ihr erstes offi zielles Debut bereits mit 16 im Café Tortoni, der bekanntesten historischen Tango Bar in Buenos Aires. Als eine Hommage an ihren Grossvater, den legendär- en Tango-Poeten Armando Tagini begann für sie eine große Karriere in Buenos Aires. Sie prägte mit ihrer Stimme große argentinische Tango Shows. Im Jahr 2002 wurde ihr Gesangstalent mit dem ersten Preis des renommierten „Carlos Gardel Awards“ gewür- digt. Sie spielte zahlreiche Tourneen und Konzerte in Süd- und Mittelamerika, unter anderem in Panama, Costa Rica, Brasilien und Urugay. 2008 war sie zu Gast bei „Tango at World’s End“ in Ushuaia. Im Jahre 2009 unternahm sie als Mitglied der Gabriel Merlino Gruppe ihre erste Europatournee durch Deutschland, Frankreich und die Schweiz. Seitdem hat sie mehr als 20 europäische Tourneen mit ihm realisiert. Ihre erste CD Otro Cantar, mit Gabriel Merlino, war für die Carlos Gardel Awards 2010 nominiert. Donnerstag, 4. Oktober Vortrag „Klimawandel und seine Folgen für die Länder Afrikas“ Uhrzeit 19 Uhr Ort ibz, Kaiserallee 12 d, 76133 Karlsruhe Internet www.ibz-karlsruhe.de www.naturfreunde-karlsruhe.de Mamadou Mbodji kommt nach Karlsruhe. Im Senegal zuhause, ist er als Vizepräsi- dent der „NaturFreunde Internationale“ und als Präsident des „African NatureFriends Network (RAFAN)“ Brückenbauer zwischen dem Süden und dem Norden und zwischen Afrika und Europa unterwegs. Unermüdlich tritt er für Klimaschutzziele und für den offenen Austausch von Ideen für eine gute Zukunft ein. Er wird an diesem Abend über den „Klimawandel und seine Folgen für die Länder Afrikas“ sprechen: „Der afrikanische Kontinent trage lediglich vier Prozent weltweit zum weltweiten Kohlendioxid-Ausstoß bei, müsse jedoch 90 Prozent der Folgen tragen.“ Etwa die Hälfte der afrikanischen Einkommen stammt aus der Landwirtschaft, weitere nennenswerte Anteile stellen Fischfang und Tourismus. Alle drei Bereiche sind jedoch durch den Klimawandel bedroht. „Es gibt einen klaren Zusammenhang zwischen den Folgen des Klimawandels und dem Anwachsen der großen existentiellen Probleme der afrikanischen Bevölkerung. Die afrikanische Bevölkerung habe den Veränderungen oftmals nichts entgegenzusetzen. Wenn die Menschen in ihrer Existenz bedroht sind und es keine Möglichkeit der Verbesserung der Lage gibt, ist die logische Folge die Migration“, so Mbodji. Flucht aufgrund von Klimawandel wird nach wie vor rechtlich nicht als Fluchtursache anerkannt. Mbodji zeigt aber deren stetig wachsende Bedeutung auf. Nicht zuletzt betont Mamadou Mbodji aber auch die Möglichkeiten, die sich aus zivilgesellschaftlichen Bewe- gungen weltweit und durch verlässliche Partnerschaften entwickeln können und stellt konkrete, nachhaltige Projekte vor. Die Arbeitsgemeinschaft Karlsruher NaturFreunde und das ibz laden herzlich zu Vortrag und Diskussion ein. Mr. Bonnsorn Namkiew von der Fairtrade-Reis-Organisation JRPG in Thailand © Santiago Engelhardt Fairtrade-Reis © Santiago Engelhardt Umwelt- und Arbeitsschutz | 4948 | Faire Woche 2018 Samstag, 6. Oktober Symposium „Welt im Wandel“ KARLSRUHE Uhrzeit 11 bis 17 Uhr Treffpunkt Nehemia Initiative, Winterstraße 29, 76137 Karlsruhe Anmeldung Damit wir besser planen können bitten wir um eine verbindliche Anmeldung bis Samstag, 22. September an micha.ka@nehemia-initiative.de Internet www.micha.nehemia-initiative.de www.be-the-change.de Die Erkenntnis, dass die Menschheit in Anbetracht zunehmender weltweiter ökologischer und sozialer Pro- bleme zusammen wirken muss, wird immer deutlicher. Viele Menschen spüren, dass Veränderung notwendig ist und wir etwas „Neues“ dringend brauchen, wenn die Erde für uns Lebensraum bleiben soll. Doch wo und wie beginnen? Welchen Einfl uss haben wir als Einzelne? Das Symposium „Welt im Wandel“ ermutigt uns, eine Vision von einem Leben auf der Erde zu entwickeln, das ökologisch, sozial gerecht und sinnerfüllt ist. Es wird durch Patrizia Heise und Hans Hagen von der Be-the- Change Stiftung für Kulturellen Wandel durchgeführt. Es erwartet Sie eine Mischung aus Kurzfi lmen, Refl exionen und Austausch unter den Fragestellungen: Wo stehen wir jetzt? Wie sind wir dorthin gekommen? Was ist jetzt möglich? Wohin gehen wir? Und damit ein tiefer gehender, abwechs- lungsreicher Zugang zum Thema. Organisiert wird der Abend von der Micha Lokalgruppe Karlsruhe. Die Micha-Initiative ist eine weltweite Kampagne von Christen, die Menschen dazu begeistern möchte, sich für globale Gerechtigkeit einzusetzen und extreme Armut zu bekämpfen. Sie versteht sich als Antwort auf die nachhaltigen Entwicklungsziele der Vereinten Nationen. Wir freuen uns auf Ihr Kommen und eine rege Diskus- sion. Tee und alkoholfreie Getränke gibt es gegen eine kleine Spende im Vortragsraum. Wir freuen uns, wenn jeder für die gemeinsame Mittagspause einen Kuchen oder etwas Herzhaftes als Essensspende mitbringt. Sonntag, 7. Oktober Fairer Sonntagsbrunch in der SENFKoRN Ladenkirche an Erntedank Uhrzeit 10:30 bis 12.30 Uhr Ort Evangelische Ladenkirche SENFKoRN, Anna- Lauter-Straße 13, 76137 Karlsruhe Internet www.ladenkirche-senfkorn.de Frischer Kaffee duftet, knusprige Brötchen warten darauf aufgeschnit- ten zu werden: Wir laden dieses Jahr am Erntedank- Sonntag zu einem „Fairen Sonntags- brunch“ ein, mit fair gehandelten Produkten zum Probieren. Unter der Überschrift „fair-teilen“ bringt, wer mag, noch etwas fürs gemeinsame Buffet mit. Kaffee, Tee und Brötchen werden auf jeden Fall schon da sein. Wie die Faire Woche Karlsruhe wird auch das SENF- KoRN dieses Jahr zehn. Zehn Jahre gibt es in unserem kleinen, bunten Raum im Neubaugebiet Südstadt-Ost/ Citypark also schon Eltern-Kind-Café, Kreativ-Werkstatt, Lesungen, Aktionen, pädagogische Gesprächs-Vorträge, Feierabendbier, Abendandacht, Geschichten-Oase. Oder wir sind im Citypark unterwegs, schicken Wünsche in den Himmel, zünden Friedenslichter an, erzählen als Betthupferl Gute-Nacht-Geschichten oder feiern Sankt Martin mit einem schönen Laternenumzug. Die Ladenkirche will mit einer einladenden Atmosphäre Treffpunkt sein für Begegnung und Inspiration. Der Name „Ladenkirche“ aus den 1960er Jahren weist üb- rigens darauf hin, dass in einer normalen Ladenzeile die Kirche gemeinsam mit den Menschen vor Ort Angebote entwickelt. Trägerin des SENFKoRNs ist die evangelische Kirche Karlsruhe. Das ganze Jahr über gibt es bei uns fair gehandelten Kaffee und Tee. Kommen Sie gern mal vorbei, wir freuen uns darüber! Fairtrade-Bananen © Fotograf: Santiago Engelhardt Umwelt- und Arbeitsschutz | 5150 | Faire Woche 2018 Sonntag, 7. Oktober Filmvorführung „Sound of Torture“ und eritreisches Essen Programm 18 Uhr: Verkauf eritreisches Nationalgericht 19 Uhr: Filmvorführung: „Sound of Torture“ (60 min) 20 Uhr: Fragen und Antworten, Vorstellung Hilfsprojekte Uhrzeit 18 bis 21Uhr Ort Luthersaal (Eingang Melanchthonstraße), Durlacher Allee 23, 76131 Karlsruhe Internet www.desertrose.info Spendenkonto IBAN: DE20 3705 0198 1932 0461 52, Paypal.me/SOSsinai Zwischen 2009 und Ende 2014 ereigneten sich auf der ägyptischen Halbinsel Sinai systematische Verbrechen, die an Grausamkeit kaum zu übertreffen sind. Ein international agierendes Netzwerk von Menschenhändlern entführte Flüchtlinge und Migranten, überwiegend aus dem äthiopisch-sudanesischen Grenzgebiet, und verschlepp- te sie zur Erpressung von Lösegeld in so genannte „Folterlager“ im Sinai. Desert Rose e.V. hat es sich mit seiner Initiative „SOS Sinai“ zur Aufgabe gemacht, den Opfern dieser be- sonders grausamen – und lange Zeit kaum bekannten – Form des Menschenhandels eine Stimme zu geben. Der Verein lädt daher zur Vorführung des Dokumentar- fi lms „Sound of Torture“ der israelischen Filmemacherin Keren Shayo ein, der dem Schicksal der Betroffenen zu mehr Aufmerksamkeit in der Öffentlichkeit verhelfen soll. Auch wenn das perfi de Geschäft mit den Afrikanerin- nen und Afrikanern sich in andere Regionen verlagert zu haben scheint, leiden viele der „Sinai-Überleben- den“ noch immer an den seelischen und physischen Wunden, die ihnen im Sinai zufügt wurden. Allein in Israel leben heute schätzungsweise 7.000 Betroffene, überwiegend aus Eritrea und dem Sudan stammend, die vom israelischen Staat weitestgehend sich selbst überlassen werden. Was Desert Rose e.V. gemeinsam mit lokalen Part- nerorganisationen für die Betroffenen tut, stellen die Vereinsmitglieder im Anschluss an den Film vor. Die Veranstaltung wird unterstützt von der Evangelischen Luthergemeinde Karlsruhe. Der Verkauf des eritreischen Nationalgerichts Injera im Vorfeld der Veranstaltung kommt den vorgestellten Pro- jekten zugute. Freiwillige Spenden für die vorgestellten Projekte werden gerne entgegengenommen. Dienstag, 9. Oktober „Für Freiheit bereue ich nichts“ – Texte eines Verfolgten Autors aus Tibet, Lesung mit Rainer Haring Uhrzeit 19 Uhr Ort ibz, Kaiserallee 12 d, 76133 Karlsruhe Internet www. tibet-initiative.de Der Schriftsteller und Blogger Shokjang wurde seit 2010 mehrfach für seine Kritik an der chinesischen Tibet- Politik inhaftiert. In seinen Schriften macht sich der Au- tor auf die Suche nach Selbstbestimmung und Freiheit. Der Schauspieler Rainer Haring liest aus den Texten des verfolgten Autors. Die Lesung wird veranstaltet von der Tibet Initiative Deutschland, Regionalgruppe Karlsruhe. Die Tibet Initiative Deutschland e.V. setzt sich seit 1989 für das Selbstbestimmungsrecht der Tibeterinnen und Tiberter und die Wahrung der Menschenrechte ein. Die Arbeitsgemeinschaft Karlsruher NaturFreunde und das ibz laden herzlich zu Vortrag und Diskussion ein. Umwelt- und Arbeitsschutz | 5352 | Faire Woche 2018 Mittwoch, 10. Oktober Kooperation statt Konkurrenz – gibt´s da ein Problem? Uhrzeit 19:30 Uhr Ort Weltladen, Kronenstraße 21, 76133 Karlsruhe Internet www.gwoe-karlsruhe.de Seit langem gibt es Ansätze zu einer Wirtschaftsweise, in der nicht Wettbewerb, Konkurrenz und Profi tstreben im Mittelpunkt stehen, sondern vielmehr Kooperation der Betriebe im Interesse aller.  Das bekannteste und weltweit bedeutendste Beispiel dafür ist das Genossenschaftswesen.  Weitergehende Ansätze fi nden sich unter dem Sammelbegriff „Solidarische Ökonomie“, worunter unter anderem auch der Faire Handel einzuordnen ist.  Seit circa acht Jahren wächst die Bewegung der Gemeinwohl-Ökonomie (GWÖ), bei der neben Kooperation die Werte Menschenwürde, Solidarität, Gerechtigkeit, ökologische Nachhaltigkeit und Demokratie in das Konzept und die Umsetzungsstrategie einbezogen werden. Wissenschaftliche Studien ergaben inzwischen mit großer Mehrheit, dass nicht Konkurrenz sondern Koope- ration am effi zientesten motiviert. Allerdings wirft die Kooperation von Unternehmen im Rahmen der kapitalistischen Marktwirtschaft eine Reihe von Fragen auf, die vom Menschenbild bis zur gegenwärtigen Gesetzeslage reichen. Als Stichworte dazu können genannt werden: Egoismus, Vertrauen, Transparenz, Marktregulierung, Preisgestaltung, Patent- recht, Open-Source-Prinzip, Kartellrecht, Wachstum. Mitglieder der Gemeinwohl-Ökonomie-Bewegung werden die Problematik darstellen und die Chancen einer weiteren Entwicklung beleuchten. Dazu werden wir auch Erfahrungen von einschlägigen Unternehmen aus der Region einbeziehen. Wir freuen uns auf eine lebhafte Diskussion über dieses spannende Thema. Die Karlsruher GWÖ-Gruppe wurde 2011 mit dem Ziel gegründet, Vision und Konzept der Gemeinwohl- Ökonomie in der Region bekannt zu machen und Unternehmen einzuladen, dieses zukunftsträchtige Wirtschaftsmodell zu unterstützen und umzusetzen. Zu den Monatstreffen und vielfältigen Aktivitäten sind Interessierte jederzeit herzlich eingeladen. Donnerstag, 11. Oktober „Vom Frühstück bis zum Abendessen – sich eine Woche fair-vegan ernähren“ – Vortrag und Diskussion von und mit Silke Bott Uhrzeit 19 Uhr Ort Weltladen, Kronenstraße 21, 76133 Karlsruhe Internet www.apdw.de Viele von uns wollen weniger Fleisch und Fast Food essen, mehr bio und faire Lebensmittel in den Speiseplan einbauen oder kulinarisch einfach einmal etwas anderes ausprobieren. Aber wie geht man die Sache richtig an? An diesem Abend dreht sich alles um praktische Tipps, wie man dieses Vorhaben leichter umsetzen kann. So werden Produkte des Weltladens unter die Lupe genommen und selbstverständlich wird auch das eine oder andere direkt verkostet. Silke Bott zeigt, wie einfach es ist, sich im Alltag gesund zu ernäh- ren. Der Schlüssel zum Erfolg: Fair-vegane Produkte mit regionalen Biolebensmitteln sinnvoll kombinieren. Herauskommen wird ein fair-veganer Wochenplan, der kinderleicht umzusetzen ist. Die Referentin Silke Bott engagiert sich seit über zehn Jahren zum Thema nachhaltige Ernährungs- und Le- bensweise. Die Chefredakteurin des ProVeg-Magazins hält Vorträge und Workshops an der VHS Karlsruhe, in Schulen und Universitäten und organisiert regelmäßig Nachhaltigkeitstreffen zum Beispiel im Karlsruher Unverpackt-Laden.Fairtrade-Produkte © Fokus Kaffee, Fotograf: Jakub Kaliszewski Umwelt- und Arbeitsschutz | 5554 | Faire Woche 2018 Donnerstag, 18. Oktober Nachhaltig leben in Karlsruhe – wie? Elektrotauschparty in der Stadtbibliothek – Infos und Wissenstausch Uhrzeit 19 bis 21 Uhrr Ort Stadtbibliothek, Lesecafé , Ständehausstraße 2, 76133 Karlsruhe Internet www.faireware.de www.stadtbibliothek-karlsruhe.de Wie ist ein nachhaltiger Lebensstil in Karlsruhe möglich? Zu diesem Thema organisiert FaireWare einen Informations- und Austauschabend. Die langjährige Ladenbesitzerin und Designerin Gabriela Merx und ihre Mitarbeiterin und Umweltmanagerin Nina Witbooi möchten eine Plattform schaffen, die vielseitige Möglichkeiten präsentiert, im alltäglichen Leben auf Nachhaltigkeit zu achten. Dazu gibt es Kurzbeiträge von etwa zehn Minuten aus den verschiedenen Bereichen: Handel, Ernährung, Reparatur/Recycling, Mobiliät, Initiativen und Wirtschaft. Danach wird noch Platz für Diskussion und Austausch zwischen den Teilnehmenden sein. Um eine möglichst umfangreiche Vernetzung zu gewährleisten, wird es verschiedene Stände und Pinnwände geben, an denen unterschiedliche Initiativen durch Werbematerial und/oder persönlich vertreten sind und auch der Wissensaustausch der Besucherinnen und Besucher zu beispielsweise hilfreichen Apps gefragt ist. Das ganze fi ndet im Lesecafé der Stadtbibliothek statt. Um die Anwesenheit von Menschen, denen das Thema „nachhaltiges Leben“ wichtig ist, zu nutzen, wird darum gebeten, noch funktionierende Kleinelektrogeräte (Han- dys, Sticks, Mp3Player, Kameras, Laptops) die nicht mehr gebraucht werden, mitzubringen und zum Tausch oder Verschenken anzubieten. Da gerade im IT-Bereich selten ein fairer Handel gegeben ist, sollten wir zumindest die schon bestehenden Produkte solange wie möglich in Benutzung halten. Das ist auch eine Wertschätzung den Menschen gegenüber, die diese Produkte und ihre Materialien oft unter widrigsten Umständen hergestellt haben. Nicht getauschte Elektrogeräte werden der PING-STATION und der NABU-Sammelbox übergeben. Nähere Infos zum Ablauf sind ab Oktober auf www.faireware.de unter Aktuelles zu fi nden. Für die Veranstaltung stellt die Stadtbibliothek ihr Lesecafé zur Verfügung. Bibliotheken stehen durch und durch für Nachhaltigkeit. Sie ermöglichen freien Zugang zum Wissen, so dass sehr viele Menschen die Angebote öffentlicher Bibliotheken ihr ganzes Leben in Anspruch nehmen. Hier werden Medien und Informationen genutzt, indem unzählige Menschen aller Altersgruppen sie miteinander teilen. Neben der großen Auswahl an traditionellen Medien erhält man über die Stadtbibliothek Zugriff auf E-Books und andere Online-Medien, E-Learning-Kurse sowie Datenbanken. Des Weiteren werden E-Book-Reader und Messgeräte zum Überprüfen elektronischer Geräte ausgeliehen. Freitag, 19. Oktober AfriKA-Union stellt vor: Nigeria und Äthiopien Veranstaltende: AfriKA-Union und ibz Uhrzeit 19 Uhr (Einlass 18:30 Uhr) Ort ibz, Kaiserallee 12 d, 76133 Karlsruhe Internet www.ibz-karlsruhe.de In der Veranstaltungsreihe „AfriKA-Union stellt vor“ der AfriKA-Union und des Internationalen Begegnungs- zentrums (ibz) berichten Menschen aus verschiedenen Ländern Afrikas über ihre Herkunftsländer und über ihr Leben in Karlsruhe. Die vierte Veranstaltung in dieser Reihe hat die Länder Nigeria und Äthiopien zum Thema. In den Vorträgen wird über die Geschichte und über die jeweilige aktuelle Situation vor Ort informiert. Im Anschluss stehen die Vortragenden für Fragen und Diskussionen zur Verfügung. Kulinarische Spezialitäten aus beiden Ländern runden den Abend ab. Die AfriKA-Union ist eine Gruppe von Menschen afrika- nischer Herkunft, die in verschiedenen Vereinen in und um Karlsruhe aktiv sind. Sie versteht sich als Dachver- band und will gemeinsame Interessen bündeln und nach außen hin vertreten. Die Gruppe will auf Diskrimi- nierung und Rassismus aufmerksam machen und den Austausch der Menschen innerhalb der verschiedenen Vereine, aber auch mit der Stadtgesellschaft fördern. Sie möchte für eine gleichberechtigte Partizipation werben. Das ibz setzt sich seit 1995 ein für eine solidarische und weltoffene Gesellschaft, für den Abbau von Vorurteilen und gegen Rechtsextremismus. Dies geschieht durch ein breites Angebot an interkulturellen und gesell- schaftspolitischen Veranstaltungen, aber auch durch die Förderung von Begegnungen in unseren Projekten. Das ibz ist auch zentrale Anlaufstelle für alle Fragen rund um das Thema Zuwanderung. Samstag, 20. Oktober Reparaturtag – Kleidung und Kleinelektrogeräte Uhrzeit 11 bis 17 Uhr Ort Herrenstrasse 46, 76133 Karlsruhe Internet www.faireware.de www.atelier-Hexenstich.de | www.pingstation.de Wertschätzung – ein Begriff, der nicht nur für das menschliche Miteinander, sondern auch für unsere Haltung gegenüber Alltagsgegenstän- den gelten sollte. FaireWare, das inhabergeführte Geschäft von Gabriela Merx und ihrem Team, möchte den Kunden durch fachliche und informative Beratung den Wert ihrer Produkte vermitteln und so den Einkauf ein Stückchen bewusster und fairer gestalten. So sind die Produkte dort nach dem Motto „nützlich, nachhaltig, schön“ ausgesucht. Fairer Konsum bedeutet auch, den Dingen ein langes Leben zu geben, sie zu pfl egen und zu reparieren. Dies wird an diesem Tag Thema sein und zwei Nähmaschi- nen sowie näherfahrene Freiwillige werden dabei hel- fen, kleinere Reparaturen vor Ort entgeltfrei vorzuneh- men. Durch die Anwesenheit von Bernadette Rupp aus dem Atelier HEXENSTICH ist es möglich, professionelle Beratung zu erhalten und eventuell auch aus einem alten Kleidungsstück etwas Neues machen zu lassen. Es werden Beispielstücke von ihr vor Ort zu sehen sein. Auch für Fragen zu Reparaturen von Kleinelektrogeräten wird ein Fachmann von der PINGSTATION vor Ort sein. Umwelt- und Arbeitsschutz | 5756 | Faire Woche 2018 Sonntag, 21. Oktober Die Kleidertauschparty mit Denkanstoß KARLSRUHE Programm 16 Uhr: Ankommen und Kleider auslegen 16:15 Uhr: Begrüßung und Infos 16:30 Uhr: Beginn des Tauschrauschs (nebenbei gemütliches Kaffeetrinken) 18 Uhr: Ende Die Teilnahme ist kostenlos. Ort Nehemia Initiative, Winterstraße 29, 76137 Karlsruhe Internet micha.nehemia-initiative.de futurefashion.de | #futurefashionbw E-Mail micha.ka@email.de Du hast viele Klamotten aber das Richtige zum Anziehen ist dennoch nicht dabei? Du hast Lust auf Abwechslung im Kleiderschrank ohne Neues zu kaufen? Dann bist Du bei unserer Kleidertauschparty genau richtig! Um Alternativen zur „Fast Fashion“ zu bieten und zu zeigen, dass man sich auch ohne übermäßigen Konsum mit Kleidern neu eindecken kann, veranstalten wir von der Karlsruher Lokalgruppe der Micha-Initiative eine Kleidertauschparty. Bringe einfach maximal zehn deiner noch gut erhaltenen Schrankhüter mit, so dass sich an der Kleidervielfalt jeder bedienen kann. Nebenbei informieren wir dich auch, woher du fair produzierte Kleidung beziehen kannst. Ebenso wird es Zeit für Begegnungen bei einer fairen Tasse Kaffee oder Tee geben. Sehr gerne kannst du auch Freunde mitbringen. Organisiert wird die Kleidertauschparty von der Micha Lokalgruppe Karlsruhe. Die Micha-Initiative ist eine weltweite Kampagne von Christen, die Menschen dazu begeistern möchte sich für globale Gerechtigkeit einzu- setzen und extreme Armut zu bekämpfen. Sie versteht sich als Antwort auf die nachhaltigen Entwicklungsziele (SDG) der Vereinten Nationen. Die Kleidertauschparty fi ndet unter dem Dach von Future Fashion statt – einer landesweiten Bewegung, die sich für nachhaltige Mode und ein bewusstes Konsumverhalten einsetzt. Dienstag, 23. Oktober Der faire Kaffeehandel – neuere Geschichten aus Nord und Süd Uhrzeit 19:30 Uhr Ort jubez Café, Kronenplatz 1, 76133 Karlsruhe Internet www.apdw.de | www.cafe-liberacion.de www.jubez.de Der faire Handel boomt. Und das seit Jahren. Doch wie sieht die Realität von kleinen Kaffee-Kooperati- ven in Lateinameri- ka aus? Wie kann ein Weltladen in der „Geiz ist geil“-Zeit bestehen? Was kann ein Cafébetreiber und -röster bewirken? In der Veranstaltung möchten wir den fairen Kaffeehandel aus verschiedenen Perspektiven beleuchten. Ulf Baumgärtner (Kaffeekampagne El Salvador) wird von seiner Reise nach El Salvador berichten, bei der er Anfang des Jahres verschiedene Kaffee-Kooperativen (unter anderem la cortadora) besucht hatte. Ingeborg Pujiula (Weltladen Karlsruhe) wird den fairen Kaffeehan- del kritisch beleuchten und aufzeigen, welche Produkte empfehlenswert sind. Gerald Hammer (tostino/espres- so stazione) wird von seinem aktuellen Projekt mit Kooperativenkaffee aus dem Kongo berichten, welches er in Kooperation mit den Engineers without Boarders Karlsruhe durchführt. Veranstaltet wird der Abend vom Weltladen Karlsruhe und liberacion e. V. in Kooperation mit dem Jubez des Stadtjugendausschuss e. V. Bilder: © Ulf Baumgärtner Umwelt- und Arbeitsschutz | 5958 | Faire Woche 2018 Die zwanzig Mitgliedsgruppen des Netzwerkes Eine Welt Karlsruhe: ANA & ANDA, AG Burundikids, Desert Rose e. V., EINE WELT THEATER, Engineers Without Borders, Global Marshall Plan Initiative Karlsruhe, KINDER des HIMALAYA, Jugendhilfe Ostafrika e.V., Freundeskreis Kindernothilfe Karlsruhe, Konsum Global Karlsruhe, Latinka e. V., Markt der Möglichkeiten über nph deutschland e. V., UNSERE KLEINEN BRÜDER UND SCHWESTERN, Partnerschaft Peru, Patenkinder Peru, Arbeitsgruppe Recife e. V. – Hilfe für Straßenkinder in Brasilien, Studieren ohne Grenzen, terre des hommes Deutschland e. V., Tibetinitiative Deutschland e. V. (TID), Regionalgruppe Karlsruhe, Undugu Freundeskreis e. V., Unicef Arbeitsgruppe Karlsruhe, Weltladen Karlsruhe. Freitag, 26. Oktober „FUTURZWEI-Zukunftsalmanach“ – Geschichten vom guten Umgang mit der Welt Uhrzeit 19 Uhr Ort Weltladen, Kronenstraße 21, 76133 Karlsruhe Internet www.apdw.de Alternativlos? Gibt es nicht. Der dritte FUTURZWEI- Zukunftsalmanach, herausgegeben von Harald Welzer, Dana Giesecke und Saskia Hebert, erzählt in über fünfzig Geschichten von gelebten Gegenentwürfen zur Leitkultur des Wachstums und der Verschwendung. Erstmals bietet er dabei auch eine internationale Perspektive. Gemeinsam mit dem Goethe-Institut ist FUTUREPERFECT entwickelt worden, das in inzwischen 32 Ländern Ge- schichten des Gelingens sammelt, von denen die besten hier erzählt werden und die einmal mehr zeigen, was es heißt, seine Handlungsspielräume zu nutzen. Der Themenschwerpunkt Stadt widmet sich aktuel- len gesellschaftspolitischen Entwicklungen: Jenseits hierarchischer Stadtplanung und gegen Gentrifi zierung, Verdrängung und Luxussanierung werden neue, kreative Formen der Urbanität und des Umgangs mit dem Lebensraum Stadt aufgezeigt. Hierbei geht es unter an- derem um alternative Wohnprojekte, die gleichberech- tigte und nachhaltige Nutzung des öffentlichen Raums und um dezentrale Energieversorgung. (Quelle: www. fi scherverlage.de/buch/futurzwei_zukunftsalmanach) Für die, die unser Konzept des offenen Themenabends im Weltladen noch nicht kennen: Wir lesen, bereiten vor, laden ein: Sie können den FUTURZWEI Zukunftsalma- nach vor dem Abend lesen, müssen aber nicht. Wenn Sie ihn bereits gelesen haben, gut, wenn nicht, lernen Sie ihn kennen. Wir stellen das Buch vor und greifen dann einzelne Aspekte heraus, die uns beim Lesen aufgefallen sind, die uns besonders wichtig waren oder bewegt haben. Und wir diskutieren miteinander. Das Buch können Sie zum Beispiel im Weltladen kaufen oder in unserer eigenen Weltladenbibliothek ausleihen. Wir freuen uns auf einen interessanten Abend! Samstag, 27. Oktober Konsumkritischer Stadtrundgang mit KonsumGlobal Karlsruhe Uhrzeit 14 bis 16 Uhr Treffpunkt Naturkundemuseum, Erbprinzenstraße 13, 76133 Karlsruhe Um Anmeldung wird gebeten unter konsum.global.karlsruhe@posteo.de Internet www.konsumglobalkarlsruhe.de www.facebook.com/konsumglobalkarlsruhe Menschen auf allen Kontinenten tragen die gleichen Jeans und Turnschuhe, weltweit werden Hamburger gegessen, Millionen kommunizieren mit ihren Smartphones. Die Herstellungs- prozesse dieser Konsumgüter bleiben dabei oft verborgen. Um über die Auswirkungen von Kaufver- halten aufzuklären, organisiert die Gruppe KonsumGlo- bal Karlsruhe konsumkritische Stadtrundgänge. Diese führen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer auf anschauliche Weise an die Thematik heran und zeigen konkrete Handlungsalternativen auf. Samstag, 27. Oktober bis Sonntag, 4. November Netzwerk Eine Welt Karlsruhe zum vierten Mal auf der Offerta Uhrzeit 10 bis 18 Uhr Ort Messe Karlsruhe, Messeallee 1, 76287 Rheinstetten Internet www.eine-welt-ka.de | www.offerta.info Das Netzwerk Eine Welt Karlsruhe wird auf der diesjährigen Offerta wieder mit einem Infostand vertreten sein. Dort werden Besucherinnen und Besucher einen Überblick über das große Spektrum an aktiven Gruppen im Bereich Eine Welt in Karlsruhe erhalten. Sie können mit Vertreterinnen und Vertretern einzelner Gruppen ins Gespräch kommen und mehr über deren Aktivitäten erfahren. Das Netzwerk Eine Welt Karlsruhe besteht seit Anfang 2011 und organisiert Treffen, beteiligt sich an Veranstaltungen, hat eine eigene Homepage und führt gemeinsame Aktionen durch. Schwerpunkte der gemeinsamen Arbeit sind die  Zusammenarbeit mit Partnerorganisationen in Ländern des sogenannten globalen Südens  Unterstützung von Emanzipations- und Menschenrechtsbewegungen in diesen Ländern  entwicklungspolitische Bildungsarbeit  Förderung des Fairen Handels Neue Gruppen aus dem Bereich Eine Welt in Karls- ruhe sind herzlich eingeladen, beim Netzwerk Eine Welt mitzumachen! Umwelt- und Arbeitsschutz | 6160 | Faire Woche 2018 Gastronomieliste Wir möchten an dieser Stelle Cafés, Geschäfte mit Cafébetrieb und sonstige Einrichtungen vorstellen, die fair gehandelten Kaffee und manchmal auch noch weitere faire Produkte im Angebot haben. Wir können hier keinen Anspruch auf Vollständigkeit erheben und freuen uns über jedes Café, welches fair gesiegelten oder glaubwürdig und nachweisbar fair gehandelten Kaffee im Sortiment hat! AKK Café im alten Stadion Studentisches Kultur-Café mit fair gehandeltem Biokaffee Paulckeplatz 1, 76131 Karlsruhe www.akk.org Montag, Mittwoch und Freitag 9:30 bis 17:30 Uhr, Dienstag und Donnerstag 9:30 bis „Open End“ Café Pan Crêpes-Bio-Restaurant mit fairem Kaffee, Tee und Bananen Kaiserstraße 50, 76133 Karlsruhe Telefon: 0721 3505858 www.cafepan.de Montag bis Freitag 11 bis 19 Uhr, Samstag 12 bis 17 Uhr Café Vis-à-vis Fairer Kaffee, Tee, Kakao und Zucker im Sortiment am Walther-Rathenau-Platz Bienwaldstraße 18, 76187 Karlsruhe www.vis-a-vis-cafe.de Dienstag 9:30 bis 12:30, 14:30 bis 18 Uhr Samstag 9:30 bis 12:30, Sonntag 14:30 bis 18 Uhr Evangelische Ladenkirche SENFKoRN Ladenkirche mit fair gehandeltem Kaffee und Tee Anna-Lauter-Straße 13, 76137 Karlsruhe www.ladenkirche-senfkorn.de Eltern-Kind-Café: Montag, Dienstag 16 bis 18 Uhr, Mittwoch 9:45 bis 11:45 Uhr und Donnerstag 16 bis 18 Uhr El Tesoro Lateinamerikanisches Café mit Bazar und fairem Kaffee Rheinstraße 65, 76185 Karlsruhe Telefon: 0721 5966690 www.eltesoro.de Donnerstag und Freitag 10 bis 18 Uhr, Samstag 10 bis 14 Uhr Kantine im Rathaus-West Fairer Kaffee im Angebot Kaiserallee 4, 76133 Karlsruhe Montag bis Freitag 7 bis 16 Uhr Kulturzentrum TOLLHAUS e. V. Fairer Kaffee, Tee und Kakao im Ausschank Alter Schlachthof 35, 76131 Karlsruhe Telefon: 0721 9640514 www.tollhaus.de Geöffnet während der Veranstaltungen LaurentiusCafé Familienfreundliches und barrierefreies Café mit fairem Kaffee im Ausschank Schäferstraße 15, 76139 Karlsruhe Telefon: 0721 4705635 www.laurentiuskirche-hagsfeld.de Dienstag, Mittwoch, Samstag und Sonntag 14:30 bis 17:30 Uhr MoccaSin Coffee Karlsruhe Fairer Kaffee im Angebot Ritterstraße 6, 76133 Karlsruhe Telefon: 0721 9212127 www.moccasin-coffee.de Montag bis Freitag 7:30 bis 20 Uhr, Samstag 9:30 bis 20 Uhr, Sonn- und Feiertage 10 bis 20 Uhr Räume – für natürliches Wachstum Jeden Sonntag Brunch im Hardtwald regional, saisonal und fair trade Linkenheimer Allee 8, Karlsruhe 76131 www.raeume-karlsruhe.de Sonntag 10 bis 14 Uhr Weltladen Karlsruhe Fair-Trade-Produkte und Stehcafé mit fair gehandeltem Angebot Kronenstraße 21, 76133 Karlsruhe Telefon: 0721 32050 www.apdw.de Montag 10 bis 20 Uhr, Dienstag bis Freitag 10 bis 18:30 Uhr, Samstag 10 bis 16 Uhr Wohnzimmer Café mit Kaffee, Limonade und mehr aus fairem Handel Zähringerstraße 96, 76133 Karlsruhe Telefon: 0721 46720977 Montag bis Freitag 11 bis 20 Uhr, Samstag 11 bis 20 Uhr Und Die Badische Backstub´ und Tchibo schenken nur fair gehandelten Fairtrade Café in ihren Filialen aus! Umwelt- und Arbeitsschutz | 6362 | Faire Woche 2018 Faire Textilien Dieses Jahr möchten wir wieder exemplarisch Läden vorstellen, die fair gehandelte Textilien anbieten. Doch auch in anderen Läden kann es sein, dass sich Ware fi ndet mit Siegeln wie dem Fairtrade Cotton Siegel, dem Fair Ware Foundation Siegel (FWF), dem Global Organic Textile Standard (GOTS) oder dem Siegel des Internationalen Verbandes der Naturtextilwirtschaft (INVBest) – diese Siegel sind auch auf dem Bastelbogen zu Siegeln abgebildet, der in diesem Heft weiter vorne zu fi nden ist, und im Bereich faire und ökologische Textilien besonders empfehlenswert. Am besten ausschneiden und als Gedächtnisstütze in den Geldbeutel legen! Eine Alternative und auch nachhaltig sind natürlich auch die vielen Second Hand Läden in Karlsruhe. ANA & ANDA – Atelier für nachhaltige Eleganz Nachhaltige Accessoires aus fair produzierter Bio-Seide Gablonzer Straße 11, 76185 Karlsruhe Telefon: 0721 8306129 www.anaundanda.de Comazo Store Karlsruhe Unterwäsche und Nachtwäsche, GOTS und Fairtrade Cotton Karlstraße 56, 76133 Karlsruhe Telefon: 0721 46713632 www.comazo.de KULT-Karlsruhe Der Laden Womens Fashion, FWF, GOTS, Fairtrade Cotton Karlstraße 3 – 5, 76133 Karlsruhe Telefon: 0721 47041121 www.kult-industries.de LadenZWEI Bekannte Fair-Fashion-Labels Goethestraße 41, 76135 Karlsruhe Telefon: 0721 96492212 www.ladenzwei.com Rasselfi sch Kindersachen GOTS und Fairtrade Cotton Akademiestraße 9 – 11, 76133 Karlsruhe Telefon: 0721 1602267 www.rasselfi sch.de Spinnrad Naturtextilien IVN BEST, GOTS Karlstraße 99, 76137 Karlsruhe Telefon: 0721 494897 www.spinnrad–naturtextilien.com FaireWare Nachhaltige Produkte GOTS, FWF Herrenstraße 46, 76133 Karlsruhe Telefon: 0721 1603888 Waschbär Naturtextilien und mehr GOTS, FWF Rüppurer Straße 92, 76137 Karlsruhe Telefon: 0721 4764921 www.waschbär.de Weltladen Karlsruhe WFTO, Weltladen-Dachverband Lieferanten, IVN Best, GOTS, FWF, Fairtrade Cotton Kronenstraße 21, 76133 Karlsruhe Telefon: 0721 32050 www.apdw.de Baumwollpflückerin von Fairtrade-Baumwolle in Indien © Didier Gentilhomme Impressum Stadt Karlsruhe Umwelt- und Arbeitsschutz Markgrafenstraße 14, 76131 Karlsruhe Telefon: 0721 133-3101 umwelt-arbeitsschutz@karlsruhe.de www.karlsruhe.de/b3/natur_und_umwelt/umweltschutz/agenda21/fairewoche2018 Redaktion: Ingeborg Pujiula, APDW e. V./Weltladen Layout: C. Streeck Gedruckt in der Rathausdruckerei auf 100 Prozent Recyclingpapier. Der Herausgeber ist für den Inhalt allein verantwortlich. Stand: Juli 2018
https://www.karlsruhe.de/b3/natur_und_umwelt/umweltschutz/agenda21/fairewoche/HF_sections/content/ZZnIIBJRLsn0vC/ZZnIIEQd3hGgKZ/Programmheft_Faire%20Woche%202018_18-0368_final.pdf
Layout_2016.indd _A1_594x841ai.ai 1 26.02.2013 20:22:13 Das P rogra mm. 2016 Mitglied der vom 08. bis 24. März 2013 in Karlsruhe www.wochen-gegen-rassismus-karlsruhe.de Rassismus Wochen gegen Karlsruher C M Y CM MY CY CMY K _A2_420x594.ai 1 26.02.2013 20:33:49 9. bis 24. März 2016 Karlsruher Wochen gegen Rassismus Mitglied der www.wochen-gegen-rassismus-karlsruhe.de 09. März MITTWOCH f Erzähltheater für Kinder: „Die Anderen“ Zeit: 16 Uhr Ort: Kinder- und Jugendbibliothek im Prinz- Max-Palais f Gesprächsabend „Silvester in Köln - Re- aktionen und Gefühle“ mit Friedensgebet Zeit: 19.30 Uhr Ort: Gemeindesaal der Lutherkirche 10. März DONNERSTAG f Vortrag und Diskussion: „Junge Muslime als Partner“ Zeit: 17.30 Uhr Ort: Stephansaal f Eröffnung der Karlsruher Wochen gegen Rassismus mit OB Dr. Frank Mentrup und Jacques Delfeld vom Zentralrat der deutschen Sinti und Roma Zeit: 20 Uhr Ort: Bürgersaal, Rathaus 11. März FREITAG f Muslimisches Freitagsgebet am KIT Zeit: 13.15 Uhr Ort: AKK-Stadion f Begegnung und Gespräch „Coffee-Stop“ Zeit: 15 – 17 Uhr Ort: „Kirchenfenster“ bei der Citykirche St. Stephan f Vortrag und Diskussion: „Klischee, Rassismus oder „Schweigekartell“? Wie rassistisch sind die Medien?“ Zeit: 19 Uhr Ort: Geschäftsstelle der AWO f Yoga gegen Rassismus: „Erkenne: Der Andere bist du!“ Zeit: 19 Uhr Ort: Yogazentrum Sangat f Rock-„Festival gegen Rassismus“ Zeit: 20 Uhr Ort: Substage Eintritt: 5 € 12. März SAMSTAG f Führung durch das „Dokumentations- und Kulturzentrum Deutscher Sinti und Roma“ Zeit: 11 Uhr Ort: Dokumentations- und Kulturzentrum Deut- scher Sinti und Roma, Heidelberg f Interreligiöse Begegnung im „Zelt der Gemeinschaft“ der DiTiB Zeit: 13 – 17 Uhr Ort: Friedrichsplatz f Stummfilm „Intolerance“ von 1916 Zeit: 15 Uhr Ort: ZKM-Medientheater Eintritt: 10 € / ermäßigt 6 €, VVK 8 € / ermäßigt 5 € f Running Dinner „Internationales Kochen gegen Rassismus“ Zeit: 16 Uhr Ort: Wohnheime des Studierendenwerks Karlsruhe f Vortrag und Diskussion „Trialog-Dialog: Die nächste muslimische Generation“ Zeit: 19 Uhr Ort: Gartensaal des Badischen Landesmuseums 13. März SONNTAG f Führung durch die Synagoge Zeit: 11 Uhr Ort: Jüdische Kultusgemeinde Karlsruhe f Workshop „Stereotype – Vorurteile – Diskriminierung“ Zeit: 14 Uhr Ort: Karlshochschule Veranstaltungen ohne Hinweis auf Eintritt sind frei 12 Übersicht: Öffentliche Veranstaltungen f Interreligiöse Führung durch den Garten der Religionen Zeit: 14.30 Uhr Ort: Garten der Religionen f Film und Diskussion zum Thema Rassismus und Empowerment: „Auf den zweiten Blick“ Zeit: 17 Uhr Ort: Die Kurbel Eintritt: 8,50 € / ermäßigt 6,50 € f Abendgottesdienst zur Situation in Südafrika Zeit: 19 Uhr Ort: Kleine Kirche Karlsruhe 14. März MONTAG f „Stricken und Häkeln verbindet“ – ein Workshop für Frauen Zeit: 10 – 14 Uhr Ort: Stadtteilbüro Oststadt f „Frauenausflug zum Garten der Religionen“ Zeit: 15 Uhr Ort: Stadtteilbüro Oststadt (Treffpunkt) f Interkulturelles Simulationsspiel für Jugendliche Zeit: 17 Uhr Ort: Jubez f Vortrag Horst Selbiger: „…und dann trieben sie meine Esther ins Gas“ Zeit: 19 Uhr Ort: Jüdische Kultusgemeinde Karlsruhe f Theater über Geschichten vom Fliehen und Ankommen „welcome to europe“ Zeit: 19.30 Uhr Ort: Studentisches Kulturzentrum f Vortrag Stephan Hebel: „Zwischen Rassismus und Willkommenskultur“ Zeit: 19.30 Uhr Ort: Jubez-Café 15. März DIENSTAG f Interkulturelles Simulationsspiel für Jugendliche Zeit: 17 Uhr Ort: Bismarckgymnasium f „Integration in Ausbildung“ – Zugang zur (Aus-)Bildung für junge Geflüchtete Zeit: 18.30 Uhr Ort: DGB-Haus f Film und Podiumsdiskussion über den NSU „Der Kuaför aus der Keupstraße“ Zeit: 19 Uhr Ort: Kinemathek Eintritt: 7 € / Mitglieder 5 € f Vortrag und Diskussion „Die Lebenswirk- lichkeit von Sinti und Roma in den soge- nannten sicheren Herkunftsländern“ Zeit: 19.30 Uhr Ort: Tollhaus f Theater: „Das Reich der Liebe hat keine Religion“ Zeit: 20 Uhr Ort: Studentisches Kulturzentrum 16. März MITTWOCH f Workshop „Bewusst weiß sein“ (am 16. und 17. März!) Zeit: 9 – 16 Uhr Ort: ibz Teilnahmegebühr: 60 € / ermäßigt 40 € f Workshop über den Umgang mit Hate- Speech im Internet Zeit: 14 – 18 Uhr Ort: Jubez Teilnahmegebühr: 15 € f „Bunt, gleich und anders…wie Du und ich“ Lese- und Bastelrunde für Kinder Zeit: 15 Uhr Ort: Stadtteilbibliothek Mühlburg Veranstaltungen ohne Hinweis auf Eintritt sind frei 13 Übersicht: Öffentliche Veranstaltungen f Bilderbuchrunde zu den Themen Toleranz, Anderssein und Zusammenleben Zeit: 16 Uhr Ort: Stadtteilbibliothek Neureut f Film „Frau Roggenschaubs Reise“ mit Gespräch Zeit: 18.45 Uhr Ort: Schauburg f Lesung von Anita Awosusi „Vater unser – oder vom Leben und Leiden des Karlsru- her Geigenbauers Hermann Weiß“ Zeit: 19.30 Uhr Ort: ibz f Vorstellung des Projekts „Flüchtlingszeit“ und des Buches „Fluchtweg 25“ Zeit: 19.30 Uhr Ort: Reisebuchladen Karlsruhe f „Aus dem Wörterbuch des kleinen Rassi- sten“ – Heiter-ernste Soiree Zeit: 19.30 Uhr Ort: Gemeindehaus der Ev. Kirche Neureut-Kirchfeld 17. März DONNERSTAG f Film und Gespräch „Komm Zigan – bleib weg Zigan“ Zeit: 15 Uhr Ort: AWO-Begegnungsstätte Irma Zöller f „Irgendwie Anders“ Lese- und Bastelrunde für Kinder Zeit: 15 Uhr Ort: Stadtteilbibliothek Waldstadt f Vortrag und Diskussion: „Der triebhafte Orientale“ Zeit: 19 Uhr Ort: Deutschsprachiger Muslimkreis Karlsruhe f Infoabend über Queeramnesty Zeit: 19 Uhr Ort: Menschenrechtszentrum f Film „Gucha“ im Rahmen von „Kino ohne Grenzen“ Zeit: 19 Uhr Ort: Die Kurbel Eintritt: 8,50 € / ermäßigt 6,50 € / Geflüchtete 0,50 € f Film von und Gespräch mit Annette von Wangenheim „Tanz unterm Hakenkreuz“ Zeit: 19 Uhr Ort: Kinemathek Eintritt: 6 € f Lesung mit Diskussion und Musik „machtWorte“ Zeit: 19 Uhr Ort: mapa Café f Podiumsgespräch im Rahmen des Dialogs der Religionen: „Sind unsere Werte in Gefahr?“ Zeit: 19.30 Uhr Ort: ibz f Vortrag und Diskussion: „Roma – früher vergast, heute abgeschoben“ Zeit: 19.30 Uhr Ort: AWO-Begegnungsstätte Gretl Vogt f Vortrag von und Diskussion mit Olaf Sundermeyer: „Pegida und die Radikalisierung von rechts“ Zeit: 19.30 Uhr Ort: Jubez f Pavel Fieber liest „Wolkenbruchs wunderliche Reise in die Arme einer Schickse“ Zeit: 20 Uhr Ort: Badisches Staatstheater Eintritt: 10 € / ermäßigt 5 € 18. März FREITAG f Muslimisches Freitagsgebet am KIT Zeit: 13.15 Uhr Ort: AKK-Stadion Veranstaltungen ohne Hinweis auf Eintritt sind frei 14 Übersicht: Öffentliche Veranstaltungen f Erzähltheater mit Malen für Kinder: „Als die Raben noch bunt waren“ Zeit: 16 Uhr Ort: Stadtteilbibliothek Durlach f „Rhythmen gegen Rassismus“ Zeit: 16.30 – 18.30 Uhr Ort: ibz f Interkulturelles Fußballturnier Zeit: 18 Uhr Ort: Europa Arena f Film und Gespräch „Komm Zigan – bleib weg Zigan“ Zeit: 19.30 Uhr Ort: AWO-Begegnungsstätte Irma Zöller f Lesung, Diskussion und Fotoaktion: „Schwarz – Weiß – kleinkariert“ Zeit: 19.30 Uhr Ort: ibz f Theater „Fremdraumpflege“ Zeit: 20 Uhr Ort: Privatwohnungen in Karlsruhe Eintritt: 14 € / ermäßigt 7,50 € f Theater: „Das neue Stück 37 – rechtes denken“ Zeit: 20 Uhr Ort: Badisches Staatstheater Eintritt: 4 € 19. März SAMSTAG f Workshop „Bewusst weiß sein“ (am 19. und 20. März!) Zeit: 9 – 16 Uhr Ort: Räume des Freundeskreis Asyl im Menschenrechtszentrum Teilnehmergebühr: 60 € / ermäßigt 40 € f Besuch des Gartens der Religionen mit ausländischen Studierenden Zeit: 10 Uhr Ort: Studierendenwerk Karlsruhe (Treffpunkt) f Erinnerungen aufpolieren – Stolpersteine putzen! Zeit: 14 Uhr Ort: Werderplatz (Treffpunkt) f Spielfest für Kinder beim Kinder-und Jugendhaus Durlach Zeit: 14 – 17 Uhr Ort: Spielplatz neben der Weiherhofhalle f Kochen und Begegnung mit „Über den Tellerrand kochen“ Zeit: 16 Uhr Ort: VIKI f Audiovisuelle „Meditation gegen Rassismus“ mit Isis Chi Gambatté Zeit: 19 Uhr Ort: ibz f Film über den NSU „Der Kuaför aus der Keupstraße“ Zeit: 19 Uhr Ort: Kinemathek Eintritt: 7 € / Mitglieder 5 € f Lichterlauf gegen Diskriminierung und gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit Zeit: 19 Uhr Ort: Platz vor dem Ständehaus (Treffpunkt) f Fotovortrag von Martin Gommel „Armut im Kosovo“ Zeit: 20 Uhr Ort: Ständehaussaal f Theater „Die Bremer Stadtmusikanten“ von Tiyatro Diyalog Karlsruhe Zeit: 20 Uhr Ort: Studentisches Kulturzentrum Eintritt: 14 € / ermäßigt 10 € VVK 12 € / ermäßigt 8 € f Comedy: Berhane Berhane „Helden sind immer unterwegs!“ Zeit: 20.30 Uhr Ort: Jubez Eintritt: 18 € / VVK 15,40 € Veranstaltungen ohne Hinweis auf Eintritt sind frei 15 Übersicht: Öffentliche Veranstaltungen f „Dance together goes Jubez Tanzbar“ Zeit: 21.45 Uhr Ort: Jubez Eintritt: 5 € / ermäßigt 2 € 20. März SONNTAG f Interkulturelles Fußballturnier Zeit: 11 Uhr Ort: Sporthalle Südwest f Videovorführung von Ana & Anda mit Gespräch Zeit: Ca. 11 Uhr (nach dem 10 Uhr-Gottesdienst) Ort: Lukasgemeinde f Lesematinee „Worte für mehr Mensch- lichkeit“ Zeit: 11 – 12.30 Uhr Ort: Kaffeehaus Schmidt f Großes „Vielfaltfest“ im Tollhaus Zeit: 14 – 20.30 Uhr Ort: Tollhaus f Gedenk-Radtour mit eigenem Rad zu Stolpersteinen Zeit: 14 Uhr Ort: Straßenbahnhaltestelle Neureuter Straße (Treffpunkt) f Workshop mit israelischen Tänzen Zeit: 14 – 18 Uhr Ort: Tanztheater Etage Teilnahmegebühr: 15 € / ermäßigt 10 € f Workshop mit Meditation: „Beginnt Rassismus im Herzen?“ Zeit: 16 – 18 Uhr Ort: Menlha-Zentrum für Buddhismus f Szenische Lesung mit Musik und Diskussion: „Ein Morgen vor Lampedusa“ Zeit: 18 Uhr Ort: Christuskirche f Vortrag über Sklaverei in Mauretanien Zeit: 19 Uhr Ort: ibz f Theater „Die Banalität der Liebe“ Zeit: 19 Uhr Ort: Badisches Staatstheater Eintritt: 14 € / ermäßigt 7,50 € 21. März MONTAG – Internationaler Tag zur Überwindung von Rassendiskriminierung f „Stricken und Häkeln verbindet“ – ein Workshop für Frauen Zeit: 10 – 14 Uhr Ort: Stadtteilbüro Oststadt f Archiv-(Ein-)Führung: Städtisches Verwaltungshandeln unter rassistischen Vorzeichen in der NS-Zeit Zeit: 17 – 18.30 Uhr Ort: Stadtarchiv Karlsruhe f Vortrag und Diskussion: „Die Situation von Flüchtlingen in Erstaufnahmeländern“ Zeit: 19 Uhr Ort: Ständehaussaal f „Was tun! Aber was?“ Infoveranstaltung der Flüchtlingshilfe Zeit: 19.30 Uhr Ort: Tollhaus 22. März DIENSTAG f Ausstellung der Pestalozzischule gegen Rassismus und Ausgrenzung Zeit: 18 – 20 Uhr Ort: Pestalozzischule Durlach f Vortrag „(Post-)Koloniale Spuren in Karlsruhe“ Zeit: 18 Uhr Ort: Pädagogische Hochschule Veranstaltungen ohne Hinweis auf Eintritt sind frei 16 Übersicht: Öffentliche Veranstaltungen Angebote mit längerer Laufzeit: 10. - 23. März f Ausstellung „‚Typisch Zigeuner‘? – Mythos und Wirklichkeiten“ Zeit: Mo. bis Fr. 10 – 18 Uhr und während der Veranstaltungen des Tollhauses, des Vortrags am 16. März und des Vielfaltfests am 20. März Ort: Tollhaus 10. - 23. März f Bücher- und Medientisch der Stadtbibliothek zum Thema Rassismus Zeit: Di. bis Fr. 10 – 18.30 Uhr, Sa. 10 – 14 Uhr Ort: Stadtbibliothek im Neuen Ständehaus f Film von und Diskussion mit Mo Asumang „Die Arier“ Zeit: 19 Uhr Ort: Stadtmedienzentrum am LMZ f Konzert mit Lesung „Ali Jabor und sein märchenhafter Oud“ Zeit: 19.30 Uhr Ort: ibz f „Briefmarathon“ für Menschenrechte Zeit: 20 Uhr Ort: Café Palaver 23. März MITTWOCH f Vorstellung des Theaterprojektes „act.now – Theater mit Courage“ Zeit: 17 – 19 Uhr Ort: Jubez f Lesung: Mirna Funk „Winternähe“ Zeit: 19 Uhr Ort: Museum für Literatur im Prinz-Max-Palais f Vortrag: „Die Verfolgung der muslimischen Rohingya in Myanmar“ Zeit: 19.30 Uhr Ort: ibz f Buchvorstellung „Integriert euch!“ von Prof. Dr. Annette Treibel-Illian Zeit: 19.30 Uhr Ort: Studentisches Kulturzentrum f Lesung von und Begegnung mit Mo Asumang „Mo und die Arier – Allein unter Rassisten und Neonazis“ Zeit: 20 Uhr Ort: Stadtbibliothek Eintritt: 6 € / ermäßigt 4 € 24. März DONNERSTAG f Vorstellung der Antidiskriminierungsstelle Karlsruhe des Menschenrechtszentrums Zeit: 19.30 Uhr Ort: ibz Veranstaltungen ohne Hinweis auf Eintritt sind frei 17 Übersicht: Öffentliche Veranstaltungen Die Karlsruher Wochen gegen Rassismus werden von einer großen Zahl von Institutionen und Vereinen durch eigene und Kooperations- veranstaltungen getragen und unterstützt: ACLI Karlsruhe ADS | Antidiskriminierungsstelle Karlsruhe des Menschenrechtszentrums Karlsruhe e.V. AFS Interkulturelle Begegnungen e.V. AG Flüchtlingshilfe Karlsruhe AG Garten der Religionen für Karlsruhe e.V. AK Migrationsbeirat der Stadt Karlsruhe Albschule Karlsruhe Amaro Kher e.V. Amnesty International - Bezirk Karlsruhe Ana & Anda (Bühnen- und Videokunst) Anne-Frank-Schule Karlsruhe Arbeitsgemeinschaft Flüchtlingshilfe Karlsruhe AWO-Karlsruhe gGmbH AWO-Kreisverband Karlsruhe-Stadt e.V. AWO-Stadtbezirk Südwest-Weststadt Badisches Staatstheater Karlsruhe Buchhandlung Hoser und Mende Büro für Integration (Sozial- und Jugendbehörde der Stadt Karlsruhe) Carlo-Schmid-Schule Karlsruhe CIG | Christlich-Islamische Gesellschaft Karlsruhe e.V. Citypastoral Karlsruhe Dachverband islamischer Vereine in Karlsruhe e.V. DAV | Deutsch-Afrikanischer Verein e.V. Karlsruhe Déjà Vu-Film e.V./ Stummfilm-Festival Karlsruhe Deutsch-Italienische Gesellschaft Karlsruhe Deutsch-Türkischer Bildungskreis e.V. DGB Kreisverband Karlsruhe Die Kurbel DITIB | Türkisch Islamische Union der Anstalt für Religion e.V. Landesversband Baden DMK | Deutschsprachiger Muslimkreis Karlsruhe e.V. Empowerment!KA Evangelische Akademie Baden Evangelische Christusgemeinde Karlsruhe Evangelische Kirchengemeinde Neureut- Kirchfeld Evangelische Lukasgemeinde Karlsruhe Evangelische Stadtkirche Karlsruhe Evangelisches Kinder- und Jugendwerk Baden Fachstelle gegen rechts im StJA e.V. Filmboard Karlsruhe e.V. Flüchtlingszeit e.V. Förderverein Fest der Völkerverständigung e.V. Frauenkommission der Christlich-Islamischen Gesellschaft Karlsruhe e.V. Freunde für Fremde e.V. Karlsruhe Freundeskreis Asyl e.V. Friedrich-Ebert-Stiftung (FES, Fritz-Erler-Forum) futuRoma e.V. Gambatté, Isis Chi (Künstlerin) Gegen Vergessen – Für Demokratie e.V. Sektion Nordbaden Gesellschaft für bedrohte Völker e.V., Regionalgruppe Karlsruhe Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit Karlsruhe e.V. Gesellschaft für Dialog Goethe-Gymnasium Karlsruhe Gommel, Martin (freier Fotojournalist) Grundschule Beiertheim Hans-Thoma-Schule Karlsruhe Humboldt-Gymnasium Karlsruhe ibz | Internationales Begegnungszentrum Karlsruhe e.V. Die beteiligten Institutionen, Organisationen, Vereine und Künstler_innen: 18 Die Beteiligten IGFM | Internationale Gesellschaft für Menschenrechte Internationaler Bund – Jugendmigrationsdienst Karlsruhe IIFG | Islamische Internationale Frauengemeinschaft Karlsruhe und Umgebung e.V. IJUKUV | Internationaler Jugend- und Kulturverein e.V. Initiative „Erinnerung aufpolieren – Stolpersteine putzen“ Johannes-Kepler-Privatschulen Jubez (StJA e.V. Karlsruhe) Jüdische Kultusgemeinde Karlsruhe (KdöR) Karlsruher Club 50 Plus e.V. KASA | Kirchliche Arbeitsstelle südliches Afrika, Heidelberg Kinder- und Jugendhaus Durlach (StJA e.V. Karlsruhe) Kinemathek Karlsruhe e.V. Konrad-Adenauer-Stiftung, Politisches Bildungsforum Baden-Württemberg Kulturamt der Stadt Karlsruhe Kulturbüro (Kulturamt der Stadt Karlsruhe) Kulturzentrum Tollhaus Karlsruhe e.V. Kundalini-Yoga-Lehrerinnen in Karlsruhe KunstUnternehmen GbR | Bernadette Hörder, Ulrike Israel KunstWohlfahrt der AWO Karlsruhe Landesverband Deutscher Sinti und Roma Baden-Württemberg Lessing-Gymnasium Karlsruhe Literarische Gesellschaft Karlsruhe e.V. Mapa Café Markgrafen-Gymnasium Karlsruhe Menlha-Zentrum für Buddhismus e.V. Mensah-Schramm, Irmela (Menschenrechtsaktivistin) Mir Mohammedi Stiftung – die Menschenrechtsstiftung MRZ | Menschenrechtszentrum Karlsruhe e.V. MSV | Muslimischer Studentenverein Karlsruhe e.V. Netzwerk Karlsruhe gegen rechts Pädagogische Hochschule Karlsruhe Pestalozzischule Durlach PopNetz Karlsruhe Querfunk Freies Radio Karlsruhe Rahäuser, Ruth | Eine Welt Theater Reinert, Marie-Eve (freischaffende Künstlerin) Reisebuchladen Karlsruhe Sangat – Raum für Yoga und Klang Schauburg Schweizer, Renate | Kunstwerkstatt HautNah Sepas-Theatergruppe bei ISAK Stadt Karlsruhe Stadtarchiv Karlsruhe (Kulturamt der Stadt Karlsruhe) Stadtbibliothek (Kulturamt der Stadt Karlsruhe) Stadtmedienzentrum Karlsruhe am LMZ Stephanus-Buchhandlung Karlsruhe StJA | Stadtjugendausschuss e.V. Stoeckel, Julie (freischaffende Künstlerin) Studentisches Kulturzentrum (KIT) Studierende des Masterstudiengangs Interkulturelle Bildung, Migration und Mehrsprachigkeit der PH Karlsruhe – Jg. 2015/2016 Studierendenwerk Karlsruhe Substage e.V. Tanztheater Karlsruhe Gabriela Lang Tiyatro Diyalog e.V. Treibel-Illian, Prof. Dr. Annette Übel, Dr. Brigitte UFA Fiction Über den Tellerrand Community Karlsruhe VHS | Volkshochschule Karlsruhe e.V. Werner-von-Siemens-Schule Karlsruhe ZDF Externe Medien-Partner: ka-news Querfunk Freies Radio Karlsruhe 19 Die Beteiligten Die Ausstellung umfasst zwei thematische Schwerpunkte. Der erste Teil beschäftigt sich mit Vorurteilen, Antiziganismus, Stereotypen, Klischees und „Zigeunerbildern“. Dabei wird Antiziganismus in Politik, Film und Medien be- leuchtet sowie ein Einblick in die Geschichte der Sinti und Roma in Europa gegeben. Der zwei- te Teil hebt Personen des öffentlichen Lebens hervor, die Sinti und Roma-Hintergrund haben. Da gibt es zum Beispiel Charles Chaplin, Pola Negri, Rita Hayworth oder Yul Brynner und Marianne Rosenberg. Aber auch Johann „Ru- keli“ Trollmann ist dabei, dem es nicht erlaubt war, eine Karriere zu machen, weil er Sinto war. Er wurde 1933 deutscher Boxmeister im Halb- schwergewicht. Anschließend wurde ihm der Titel aberkannt, weil er „Zigeuner“ war. Johann Trollmann kam in das KZ Neuengamme und wurde dort 1943 ermordet. Sein Meistertitel wurde ihm posthum vor einigen Jahren wieder zuerkannt. Die Ausstellung „‚Typisch Zigeuner‘? – Mythos und Wirklichkeiten“ wurde unter anderem vom Geschäftsführer des Kulturhauses RomnoKher Daniel Strauß, dem Historiker Dr. Udo Eng- bring-Romang und weiteren Wissenschaftlern im Jahre 2009 konzipiert. Das Programm 10.3.– 23.3. „ Typisch Zigeuner‘? – Ausstellung vom 11. bis 24. März 2013 in Karlsruhe www.wochen-gegen-rassismus-karlsruhe.de 22 Ausstellung „Typisch Zigeuner“ Mi. 10. bis Mi. 23. März Ziel war es, die Kluft zwischen Wissenschaften und den Angehörigen der Minderheit zu über- brücken. Es gelang dadurch, die Selbstsicht und Selbstbeschreibung der empfundenen Lebens- wirklichkeiten zu untersuchen und zu interpre- tieren. Ort: Kulturzentrum Tollhaus, Alter Schlachthof 35, KA-Oststadt Dauer der Ausstellung: 10. – 23. März Besucherzeiten: Mo. – Fr. 10 – 18 Uhr und während der Veranstaltungen des Tollhauses, des Vortrags am 15. März (Siehe Seite 62) und beim Vielfaltfest am 20. März (Siehe Seite 108). Eintritt frei Veranstalter: Landesverband Deutscher Sinti und Roma Baden-Württemberg, Kultur- büro (Kulturamt der Stadt Karlsruhe), Kulturzentrum Tollhaus www.sinti-roma.com www.tollhaus.de www.karlsruhe.de/b1/kultur/ kulturfoerderung/kulturbuero Mythos und Wirklichkeiten“ 23 Ausstellung „Typisch Zigeuner“ Mi. 10. bis Mi. 23. März Auch in diesem Jahr beteiligen sich die Videokünstlerinnen Ana & Anda und Isis Chi Gam- batté wieder an den Karlsruher Wochen gegen Rassismus. Zu sehen sind ihre teils charmanten, teils zum Nachdenken anregenden Videos auf der Homepage der Karlsruher Wochen gegen Ras- sismus (www.wochen-gegen-rassismus-karlsruhe.de). Bei der Eröffnung der Karlsruher Wochen gegen Rassismus am 10. März und am 20. März 2016 im Rahmen des Vielfaltfestes werden die Videos öffentlich gezeigt. (Siehe Seite 34 und Seite 108) Video Nr. 16 Das Video: Ein Wartebereich im Winter. Zwei Fremde be- gegnen sich, dick vermummt gegen Wind und Wetter. Das gemeinsame Warten ist ihnen ganz offensichtlich unangenehm, misstrauisch beäu- gen sie sich. Kann daraus ein Miteinander, eine offene menschliche Begegnung werden? Das Video Nr. 16 des Karlsruher Künstle- rinnen-Paars Ana & Anda widmet sich ganz dem Motto der Internationalen Wochen ge- gen Rassismus 2016: „100% Menschenwür- de – Zusammen gegen Rassismus“. Symbolisch zeigen Ana & Anda, wie Angst und Abschot- tung zu einer ablehnenden Haltung gegenüber Fremdartigem führen. Was aber passiert, wenn die 100% blickdichte Schutzbrille, die 100% extra imprägnierten gefühlskalten Handschuhe oder die 100% mitläufertauglichen Schuhe ab- gelegt werden? Das Video Nr. 16 von Ana & Anda ist ein Plä- doyer für das offene Aufeinander-Zugehen und die Begegnung auf Augenhöhe. Auf unter- haltsame Weise zeigt das Video, dass wir nur durch das Ablegen von Vorurteilen fähig sind, uns gegenseitig in unserer individuellen Einzig- artigkeit zu akzeptieren. Über Ana & Anda: Fair produzierte Ökomode, Theater-AGs für benachteiligte Kinder, Konzerte gegen Gewalt, Video-Clips gegen Rassismus: Täglich setzen Ana & Anda sich als Künstlerinnen für Tole- ranz, Fairness, Frieden und die Menschenrechte ein. Ob im Netz oder auf der Bühne – immer engagieren sie sich für einen friedlichen Um- gang miteinander, für sachliche Diskussionen und eine differenzierte Sicht auf die komple- xen Probleme unserer Zeit. Überzeugt, dass nur Respekt und Toleranz das Fundament für eine friedliche und freie Gesellschaft sein können, rufen sie in ihren künstlerischen Werken immer wieder zu gegenseitiger Akzeptanz auf. Weitere Aufführung des Videos am 20.03. um 11 Uhr (nach dem 10 Uhr-Gottesdienst) in der Lukasgemeinde Karlsruhe (siehe Seite 107). Alle weiteren Aufführungstermine unter blog.anaundanda.de/pages/termine.html Das Video ist auch im Internet zu sehen unter www.youtube.com/ANAundANDA www.anaundanda.de 10.3.+ 20.3. 24 Video-Projekte „Fremd“ Ein Clip über das Fremde in uns und anderen Das Video Der Videoclip „Fremd“ setzt sich auf ironische, kritische und selbstkritische Weise mit dem Be- griff des „Fremden“ auseinander. Das Gegen- teil von fremd ist vertraut und wo genau die Grenze zwischen „fremd“ und „vertraut“ ver- läuft, wird von jedem von uns jeden Tag aufs Neue ausgehandelt. Der Clip fragt: Wer ist mir fremd? Die syrische Familie, die vor Krieg und Not zu uns nach Deutschland geflohen ist? Oder der deutsche Arzt, der sich trotz seines hippo- kratischen Eides weigert, Flüchtlinge zu behan- deln? Der Clip zeigt, wie dynamisch der Begriff des Fremden ist und wie nötig es ist, sich unter anderem zu fragen, in wieweit wir selbst uns vertraut oder fremd sind. Isis Chi Gambatté präsentiert auch für die Karlsruher Wochen gegen Rassismus 2016 wieder einen Clip, der nachdenklich stimmt und neue, überraschende Sichtweisen aufzeigt. Über Isis Chi Gambatté: Isis Chi Gambatté ist Komponistin, Videopro- duzentin, Regisseurin, Schauspielerin, Sänge- rin und Tänzerin. Neben Auftragsarbeiten für Theater und Film engagiert sie sich sozial in Theaterprojekten mit Menschen mit Migrations- biographie und produziert Videos und Musik gegen Rassismus und Verfolgung. www.gambatte.name www.youtube.com/isisgambatte 10.3.+ 20.3. Fo to : M ar tin G om m el 25 Video-Projekte Daneben hat auch das Filmboard Karlsruhe e.V. ein Video-Clip produziert über geflüchtete Menschen in Karlsruhe: „I am human: Hinter jedem Flüchtling steckt ein Mensch“ In Karlsruhe leben viele Menschen in Flücht- lingsunterkünften. Viele neue Flüchtlinge kom- men täglich hinzu. Die Bevölkerung weiß aber nahezu nichts über diese Menschen, die aus Kri- sengebieten geflohen sind und nun in Deutsch- land Schutz suchen. Stattdessen wird sie in den Medien tagtäglich mit einer Vielzahl an Schre- ckensmeldungen konfrontiert über Flüchtlinge und Asylbewerber, die deutsche Frauen belä- stigen und vergewaltigen, die Bürger besteh- len und den Deutschen die Arbeit wegnehmen. Pauschalurteile, Klischees und vorgefertigte Meinungen: das Bild, das wir von Flüchtlingen haben, ist diffus und unrealistisch. Die Angst vor dem beziehungsweise den Fremden trägt dazu bei, Vorurteile zu schüren und Menschen zu entzweien oder sogar zu Feinden zu ma- chen. Beginnen aber Menschen, sich direkt mit einem Thema oder einem Problem auseinander zu setzen, erhalten sie ein eigenes Bild und ei- nen direkten Zugang zu diesen Fremden und sie können lernen, dass diese gar nicht so anders sind als sie selbst. Der essayistische Dokumentarfilm „I am human: Hinter jedem Flüchtling steckt ein Mensch“ des Filmboard Karlsruhe e.V. erzählt die Geschich- te dieser Menschen, die Zuschauer erfahren in dem Kurzfilm, warum sich die Portraitierten auf diese gefährliche Reise in ein fremdes Land begeben haben, wie sie diese Reise erfahren haben und wie es sich in der Fremde, die auch ihre neue Heimat noch darstellt, anfühlt. Wel- che Sehnsüchte haben Sie? Wie gehen sie mit dieser neuen Kultur um? Welche Hoffnungen haben sie für die Zukunft? Aufführungen des Videos am 16.03. um 18.45 Uhr als Vorfilm von „Frau Roggenschaubs Reise“ im Filmtheater Schauburg (siehe Seite 70) und beim Vielfaltfest am 20.03. im Tollhaus (siehe Seite 108). www.filmboard-karlsruhe.de Fotos: Martin Gommel 16.3.+ 20.3. 26 Video-Projekte Bücher- und Medientisch der Stadtbibliothek Karlsruhe Let´s read! – Literatur selber lesen In einer Vielzahl von Romanen wird das The- ma Rassismus in erschütternden, aber auch fesselnden Handlungen erzählend dargestellt. Die Stadtbibliothek im Neuen Ständehaus prä- sentiert einen Medientisch im 1. Obergeschoss und gibt einen aktuellen Überblick über diese Literatur. Ort: Stadtbibliothek im Neuen Ständehaus, Ständehausstraße 2, KA-Innenstadt Öffnungszeiten: Di. bis Fr. 10 – 18.30 Uhr, Sa. 10 – 14 Uhr Eintritt frei Veranstalter: Stadtbibliothek (Kulturamt der Stadt Karlsruhe) www.stadtbibliothek-karlsruhe.de 10.3.– 23.3. 27 Bücher- und Medientisch Radiosendungen des Querfunk Auch 2016 begleitet der Querfunk die Karls- ruher Wochen gegen Rassismus wieder im Rah- men von sechs einstündigen Radiosendungen. Vorab gibt es eine „Vorschau“ auf ausgewählte Veranstaltungen zu hören. Der Fokus liegt wie in den Vorjahren auch auf der Dokumentation und Verbreitung einzelner Vorträge und Diskus- sionsrunden, welche mitgeschnitten und danach über das Radio ausgestrahlt werden. Abgerun- det wird das Programm in Form von antirassisti- schen Liedern in- und ausländischer Interpreten. Die Termine der Sendungen sind: Mittwoch, 9. März, 15 – 16 Uhr Samstag, 12. März, 13 – 14 Uhr Mittwoch, 16. März, 15 – 16 Uhr Freitag, 18. März, 16 – 17 Uhr Mittwoch, 23. März, 15 – 16 Uhr Donnerstag, 24. März, 12 – 13 Uhr Anbieter: Querfunk – Freies Radio Karlsruhe Frequenz 104,8 MHz www.querfunk.de Außerdem bietet der Querfunk beim Vielfalt- fest am 20. März eine Live-Aktion im Tollhaus an (siehe Seite 111). Eröffnung des Gartens der Religionen am 24. September 2015 28 Mediale Begleitaktionen ka-news: Online-Wochen gegen Rassismus Das Karlsruher Online-Medium ka-news begleitet die Karlsruher Wochen gegen Rassismus medial und veranstaltet dazu eigenständig „Online-Wochen gegen Rassismus“. Der Info-Text von ka-news zu deren „Online-Wochen gegen Rassismus“: Ja zum Meinungsaustausch, nein zu Rassismus! Bei ka-news wird Meinungsfreiheit groß ge- schrieben und kontroverse Debatten sind für uns ein Ausdruck lebendiger Meinungsvielfalt und ein wichtiger Bestandteil der Demokratie. Doch Meinungsfreiheit endet dort, wo die Menschen- würde missachtet wird. Fremdenfeindlichkeit hat bei uns keinen Platz! #gegenRassismus Als reichweitenstärkstes Nachrichtenportal für Karlsruhe und die Region wollen wir ein Zei- chen setzen: Im Rahmen der Karlsruher Wochen gegen Rassismus starten auf ka-news die On- line-Wochen gegen Rassismus. Unter www.ka-news.de/gegen-rassismus werden wir vom 10. bis 23. März ausführ- lich über das Thema berichten. Mit unserer Berichterstattung werden wir die Karlsruher Wochen gegen Rassismus begleiten. Darüber hinaus werden unsere Leser auf ka-news In- terviews und Hintergrundberichte rund um das Thema Rassismus finden. Unter dem Hashtag #gegenRassismus werden wir die Aktion in unseren sozialen Netzwerken auf Facebook und Twitter begleiten. www.ka-news.de/gegen-rassismus #gegenRassismus 29 Mediale Begleitaktionen Kamishibai-Theater „Die Anderen“ „Die sind blöd“, sagen die Hausschweine. „Be- stimmt sind die doof“, denken die Wildschwei- ne. Was passiert, wenn die Schweine aufeinan- dertreffen, könnt ihr heute hören und auf der Kamishibai-Bühne sehen. Beim japanischen Erzähltheater für Kinder wer- den zusammen mithilfe der Kamishibai-Bühne und Bildkarten Geschichten erzählt. Für Kinder ab 4 Jahren. Ort: Kinder- und Jugendbibliothek im Prinz- Max-Palais, Karlstraße 10, KA-Innen- stadt Beginn: 16 Uhr Teilnahme kostenlos Veranstalter: Stadtbibliothek (Kulturamt der Stadt Karlsruhe) www.stadtbibliothek-karlsruhe.de 9.3. 30 9. März Mittwoch „Silvester in Köln“ – Reaktionen und Gefühle Die christlich-islamische Gesellschaft lädt ein zum Gespräch und zu einem anschließenden gemeinsamen Friedensgebet Was am Kölner Hauptbahnhof (und auch an anderen Orten in der Bundes- republik) in der Silvesternacht geschah und erst nach und nach publik wurde, hat unser ganzes Land genauso wie jede und jeden Einzelne_n existenziell erschüttert. Der politische Wind hat sich gedreht, Geflüchtete wurden unter Generalverdacht gestellt, muslimische Gemeinden in Deutschland berichteten von einer Flut von Hassmails. Sind Jahre mühevoller Dialogarbeit in dieser ei- nen Nacht zunichte gemacht worden? Ist „Köln“ die Bankrotterklärung auch des interreligiösen Dialogs? Oder muss sich seine Tragfähigkeit gerade jetzt bewähren? Und wie geht es un- serem eigenen Sicherheitsempfinden? Über all das wollen wir miteinander ins Ge- spräch kommen. Sachkundige Menschen, die uns dabei begleiten, haben wir eingeladen. Wir schließen mit einem gemeinsamen Frie- densgebet. Über die Christlich-Islamische Gesellschaft Karlsruhe e.V.: Die Christlich-Islamische Gesellschaft Karls- ruhe bemüht sich seit 1995 um ein vertieftes Verständnis der Glaubensgrundlagen von Christ_innen und Muslim_innen in einem Klima der vertrauensvollen Begegnung. Die Christ- lich-Islamische Gesellschaft will die Begegnung zwischen Christen und Muslimen fördern. Das Verbindende soll entdeckt und gestärkt, das Unterscheidende so ins Gespräch eingebracht werden, dass es den Dialog nicht hindert. Wir wollen nicht übereinander, sondern miteinander reden. Durch unseren gemeinsamen Glauben an den Einen Gott sind wir ihm gegenüber und einander verpflichtet. Durch unsere gemein- same Wurzel in Abraham sind wir miteinander verbunden. Es geht der CIG weder darum zu missionieren noch die Religionen zu vermischen. Vielmehr soll das gemeinsame Gespräch Ver- stehen, Vertrauen und damit Frieden fördern. Die CIG ist Mitinitiatorin des Projekts „Ein Gar- ten der Religionen für Karlsruhe“ und des „Dia- logs der Religionen“. Die CIG Karlsruhe versteht sich als Ansprechpart- nerin und Anwältin für alle Fragen und Themen des christlich-islamischen Dialogs. Mit verschie- denen Aktionen tritt sie an die Öffentlichkeit: re- gelmäßige Friedensgebete, Infostand beim Fest der Völkerverständigung, christlich-muslimisches Fußballspiel, Einladung zum Fastenbrechen, Ein- ladung zur Adventsfeier sowie Vortrags- und Diskussionsveranstaltungen. Die Frauenkommission der CIGK hat ein eige- nes Programm. Zu allen unseren Veranstaltungen sind Sie herz- lich eingeladen! Ort: Gemeindesaal der Lutherkirche, Durlacher Allee 23, KA-Oststadt (Eingang über die Melanchthonstraße) Beginn: 19.30 Uhr Teilnahme kostenlos Veranstalter: Christlich-Islamische Gesellschaft Karlsruhe e.V. www.cig-karlsruhe.de 9.3. 31 9. März Mittwoch Vortrag und Diskussion: „Junge Muslime als Partner“ Ergebnisse einer Studie zur islamischen Jugendarbeit und Perspektiven für die Zukunft Von Juni 2012 bis Mai 2014 wurde an der Akademie der Diözese Rottenburg-Stuttgart das von der Robert-Bosch-Stiftung geförderte Forschungsprojekt „Gesellschaft gemeinsam gestalten – Junge Muslime als Partner“ durchge- führt. Dabei wurden Strukturen, Schwerpunkte und Ausrichtung der Jugendarbeit in einem breiten Spektrum islamischer Vereinigungen mit Fokus auf Baden-Württemberg untersucht. Ins- gesamt waren neun Gruppen Gegenstand der Untersuchung. Darüber hinaus wurden in ver- schiedenen Regionen Deutschlands modellhafte Projekte untersucht, an denen muslimische Ju- gendliche mit anderen Trägern beteiligt waren. Im Vortrag werden die Ergebnisse der Studie mit Fokus auf folgende Fragen vorgestellt: Was sind Schwerpunkte islamischer Jugendarbeit und wie sieht die Rolle der Jugendlichen selbst dabei aus? Welche Schwierigkeiten haben is- lamische Verbände und Gemeinden in ihrer Jugendarbeit? Wie können Projekte mit musli- mischen Jugendlichen gelingen? Die Studie „Junge Muslime als Partner“ findet deutschlandweit viel Beachtung. Unter ande- rem wurden die Ergebnisse im Arbeitsausschuss der Deutschen Islamkonferenz vorgestellt und diskutiert. Über Dr. Hussein Hamdan: Dr. Hussein Hamdan ist promovierter Islam- und Religionswissenschaftler sowie Projektleiter im Projekt „Muslime als Partner in Baden-Württ- emberg“ der Akademie der Diözese Rotten- burg-Stuttgart. Ort: Stephansaal, Ständehausstraße 4, KA-Innenstadt Beginn: 17.30 Uhr Teilnahme kostenlos Veranstalter: Konrad-Adenauer-Stiftung, Politisches Bildungsforum Baden- Württemberg www.kas.de/bw 10.3. 32 10. März Donnerstag Fotos von Martin Gommel vom Brandanschlag am 24. August 2015 auf eine Asylbewerberunter- kunft in Weissach im Tal (Rems-Murr-Kreis). Wir danken dem Karlsruher Fotografen Martin Gommel für die freundliche Zurverfügungsstellung seiner Fotos in diesem Programmheft und seine stetige Unterstützung der Karlsruher Wochen gegen Rassismus. 33 Fotos Martin Gommel Brandanschlag Die Eröffnungsveranstaltung findet am Donners- tag, den 10. März um 20 Uhr im Bürgersaal des Rathauses statt. Grußwort von Oberbürgermeister Dr. Frank Mentrup Ansprache von Jacques Delfeld, stellvertretender Vorsitzender des Zentralrats Deutscher Sinti und Roma „Antiziganismus“ wird heute als eine spezielle Form des Rassismus gegenüber Individuen und Gruppen verstanden, die als sogenannte „Zi- geuner“ identifiziert werden. Er ist eines der am weitesten verbreiteten und wirkungsmächtigsten Ressentiments unserer Zeit. Im Gegensatz zum „Antisemitismus“ ist der „Antiziganismus“ gesell- schaftlich noch immer nicht geächtet. Die men- schenunwürdige Lebenssituation vieler Roma in Europa ist Ausdruck und Ergebnis von Rassismus, und sie dient gleichzeitig immer wieder als Be- stätigung für alle rassistischen Klischees. Über Jacques Delfeld: Herr Delfeld ist stellvertretender Vorsitzender des Zentralrates Deutscher Sinti und Roma. Geboren 1951, in Luxemburg viersprachig auf- gewachsen, vertritt er seit 1988 als geschäfts- führender Vorsitzender des rheinland-pfälzi- schen Landesverbandes Deutscher Sinti und Roma die Interessen der Minderheit. Diverse Publikationen, Veröffentlichungen und Leitung von Arbeitsgruppen zu den Themen: Vorurteile in der Gesellschaft, Rassismus und Antiziga- nismus, Minderheitenschutz, diskriminierende Behördenpraxis, Diskriminierung in den Medi- en, Entschädigung, Jugendarbeit und kulturelle Identität der ethnischen Minderheit. Über den Zentralrat Deutscher Sinti und Roma: Der Zentralrat Deutscher Sinti und Roma wur- de 1982 gegründet und ist der politische Dachverband von 17 Mitgliedsvereinen, den Eröffnungsveranstaltung der Karlsruher Wochen gegen Rassismus „100% Menschenwürde – Zusammen gegen Rassismus“ 10.3. 34 10. März Donnerstag neun Landesverbänden und mehreren wei- teren Zusammenschlüssen. Vorsitzender ist Romani Rose. Ehrenvorsitzender war bis zu seinem Tod Franz Rosenbach. Der Zentralrat trägt das Dokumentations- und Kulturzentrum Deutscher Sinti und Roma in Heidelberg, ein bedeutendes Kulturzentrum und zugleich ein Archiv für den Holocaust an den deutschen Sinti und Roma. Der Zentralrat setzte grundle- gende Änderungen der Entschädigungspraxis für die noch lebenden KZ-Opfer der deut- schen Sinti und Roma durch. In 3.200 Einzelfäl- len wurden Neuentscheidungen der Entschädi- gungsbehörden durchgesetzt. Der Zentralrat machte zudem nach jahrelangen Auseinan- dersetzungen mit den Innenministern der Länder und dem Bundesinnenministerium die zum Teil aus der Zeit des Nationalsozialismus übernommenen Methoden der rassistischen Sondererfassung bei Justiz- und Polizeibehör- den bekannt und sorgte für die Beendigung dieser Praxis. 1995 setzte der Zentralrat die gesetzliche Anerkennung der deutschen Sinti und Roma als nationale Minderheit mit eigener Minderheitensprache, dem Romanes, gemäß dem „Rahmenschutzabkommen für nationale Minderheiten“ und der „Charta zum Schutz von Regional- und Minderheitensprachen“ des Europarats durch. Im künstlerischen Rahmenprogramm: Video von Ana & Anda: „Video Nr. 16“ (Siehe Seite 24) Video von Isis Chi Gambatté: „Fremd“ (Siehe Seite 25) Performance von Kindern der Hans-Thoma- Schule : „Wo ist Zuhause?“ Im Rahmen der Kinderliteraturtage 2016 und in Bezugnahme auf die Internationalen Wochen gegen Rassismus haben sich die Künstlerinnen Ana & Anda in diesem Projekt mit Kindern der Hans-Thoma-Grundschule dem Thema „Wo ist Zuhause?“ gewidmet. Was bedeutet eigentlich das Wort „Heimat“? Wo bin ich „Zuhause“? Kann ich mich als Aus- länderin einheimisch fühlen? Oder als Einheimi- sche fremd? Wer beschließt, welche Menschen zu einer Gruppe gehören und welche nicht? Kann ich selber etwas tun, um mich an einem bestimmten Ort zuhause zu fühlen? Warum ver- lassen Menschen ihre Heimat? Was bedeutet das für sie? Bei nur drei Treffen haben die Kinder dabei eine Performance erarbeitet, deren Inhalt sie selbst bestimmt haben und bei der Eröffnung der Internationalen Wochen gegen Rassismus in Karlsruhe vorführen. Die Kinder der 2. – 4. Klassen der Hans-Tho- ma-Schule kommen aus aller Welt und ken- nen das Thema „Wanderungen“ meist aus ganz persönlicher Erfahrung. Die meisten ha- ben einen Migrationshintergrund – und wer in Deutschland geboren ist, hat dafür Erfahrung im Umgang mit den vielen anderen kulturellen Hintergründen der Kinder an der Schule. Im Anschluss Stehempfang der Stadt Karlsruhe Eine Anmeldung ist erbeten! Per E-Mail an: Wochen-gegen-rassismus@kultur.karlsruhe.de oder per Telefon 0721 / 133-4046 Ort: Rathaus, Marktplatz, KA-Innenstadt, Bürgersaal Beginn: 20 Uhr Eintritt frei Veranstalter: Stadt Karlsruhe www.karlsruhe.de www.sintiundroma.de 35 10. März Donnerstag Muslimisches Freitagsgebet am KIT Auf Initiative des Interkulturellen Rats in Deutschland (Aktion „Muslime laden ein“) und in Kooperation mit dem Muslimischen Studenten- verein in Karlsruhe laden der Deutschsprachige Muslimkreis Karlsruhe e.V. und der Dachver- band islamischer Vereine in Karlsruhe e.V. die Karlsruher Bürger_innen zu einem öffentlichen Freitagsgebet ein. Die Freitagsansprache, die dort seit über einem Jahrzehnt wöchentlich auf Deutsch gehalten wird und an der hauptsäch- lich Studierende des KIT teilnehmen, findet in der Halle des AKK, dem alten Stadion der Uni- versität, statt. Sie haben so die Möglichkeit, ein Freitagsgebet von Karlsruher Muslimen direkt zu sehen und zu hören und im Anschluss daran mit Muslim_innen bei Kaffee und Kuchen ins Gespräch zu kommen. Anmeldung erwünscht per E-Mail an: info@dmk-karlsruhe.de Ort: AKK-Stadion, Gebäude 30.81, Paulcke- platz 1, KIT Campus Süd, KA-Innenstadt Beginn: 13.15 Uhr Eintritt frei Veranstalter: Deutschsprachiger Muslimkreis Karlsruhe e.V., Dachverband islamischer Vereine in Karlsruhe e.V. in Kooperation mit dem Muslimischen Studentenverein Karlsruhe e.V. www.dmk-karlsruhe.de www.karlsruher-muslime.de www.msv.kit.edu 11.3. Wir laden ein 36 11. März Freitag Coffee-Stop Der Coffee-Stop vor dem „Kirchenfenster“ lädt alle Menschen ein, die zu Kaffee und Schoko- lade nicht nein sagen können – aber „Nein“ sagen zu Rassismus und Ausbeutung. So freuen wir uns auf ein Gespräch, bei dem wir uns darüber austauschen, wie wir miteinan- der leben wollen und laden Sie herzlich ein zu einer Kostprobe von fair gehandeltem Kaffee und „guter“ Schokolade. Das „Kirchenfenster“ ist eine Einrichtung der katholischen Kirche Karlsruhe, die sich ökume- nisch versteht. Freude und Hoffnung, Trauer und Angst der Menschen unserer Stadt begegnen wir mit einem offenen Ohr, Wertschätzung, Impulsen aus dem Glauben und häufig auch einem weiterführenden Flyer. Ort: „Kirchenfenster“ gegenüber St. Stephan, Erbprinzenstr.14, KA-Innenstadt Zeit: 15 – 17 Uhr Teilnahme kostenlos Veranstalter: Citypastoral der Katholischen Kirche Karlsruhe www.citypastoral-ka.de 11.3.Wir laden ein Sie starrt mich an ... Ich bin sicher, sie hasst Muslime ... Sie starrt mich an ... Ich bin sicher, sie hasst Ungläubige ... 37 11. März Freitag Klischee, Rassismus oder „Schweigekartell“? Wie rassistisch sind unsere Medien? Wie wird über Migrant_innen und Flüchtlinge berichtet? Gibt es wirklich ein „Schweigekar- tell“ in Deutschland? Welche rassistischen Bilder und Klischees werden produziert? Was können kritische Mediennutzerinnen und -nutzer tun? Das Duisburger Institut für Sprach- und Sozial- forschung (DISS) beschäftigt sich seit nunmehr fast 30 Jahren mit der Analyse von Ausgren- zungsdiskursen, vor allem Rassismus und Sexis- mus. Iris Tonks, Mitarbeiterin des DISS, wird in ihrem Vortrag der Frage nachgehen, auf wel- che Weise in den Medien über Einwanderung berichtet wird und ob und wie rassistische Bil- der und Klischees von Zugewanderten produ- ziert werden. Dabei spielen Kollektivsymbole eine wichtige Rolle. Ihr Wirken und ihre Effekte sollen an exemplarischen Beispielen herausge- arbeitet werden. Nach dem Vortrag gibt es die Möglichkeit zur Diskussion. Über Iris Tonks: Die Referentin Iris Tonks (M.A.) ist seit 1995 freiberufliche Mitarbeiterin des Duisburger In- stituts für Sprach- und Sozialforschung. Arbeits- schwerpunkte sind u. a. Diskursanalysen zum Thema „Migration“ sowie die Evaluation von Projekten zu den Themen „Fremdenfeindlichkeit und Rassismus“. Ort: Geschäftsstelle der AWO Karlsruhe, Rahel-Straus-Straße 2, KA-Südstadt-Ost Beginn: 19 Uhr Teilnahme kostenlos Veranstalter: AWO Kreisverband Karlsruhe- Stadt e.V., AWO Karlsruhe gemein- nützige GmbH, AG Flüchtlingshilfe Karls- ruhe, Menschenrechtszentrum Karlsruhe e.V. www.awo-karlsruhe.de www.fluechtlingshilfe-karlsruhe.de www.menschenrechtszentrum.de 11.3. 38 11. März Freitag „Erkenne: Der Andere bist du!“ Yoga gegen Rassismus Yoga und Rassismus – gibt es da einen Bezug? Durchaus. Ein fundamentaler Nährboden für Furcht oder gar Feindschaft gegenüber dem Fremden kann in Selbstunsicherheit liegen. Das Andersartige wird als Infragestellung des ei- genen Selbstverständnisses empfunden und in einem polarisierenden Weltbild gedeutet, das in seiner dualistischen Struktur eine Kluft schafft zwischen „Uns“ und „Denen da“. Yoga ist eine Möglichkeit, sich mit einem tieferen Selbst zu verbinden und einer Ganzheits-Erfah- rung näher zu kommen, welche bestehenden Unterschieden ihre Bedrohlichkeit nimmt und der polarisierenden Projektion die psychische Energie entzieht. „Yoga“ kommt aus dem Sans- krit und bedeutet „Verbindung“. Durch Körper-, Atem- und Konzentrations-Übungen sowie Me- ditation wird das psychophysische In-der-Welt- Sein so beeinflusst, dass der Praktizierende sich ganz, heil und mit der Umwelt verbunden fühlen kann. Tiefere Selbst- und Ganzheitserfahrung kann eine Gelassenheit erzeugen, die wenig Raum lässt für das Bedürfnis, sich der eigenen Identität vornehmlich auf dem Weg der Ab- grenzung zu vergewissern. Einer der zentralen Leitsätze im Kundalini Yoga lautet: „Erkenne: Der Andere bist du!“ Das ist eine Aufforderung und ein Versprechen für den Übungsweg - und zugleich das Thema, zu dem Sohan Kaur Klinis einen Vortrag halten wird. Anschließend wird Pavel Khlopovskiy eine Yogastunde mit einem entsprechenden thematischen Bezug anleiten. Vorkenntnisse sind nicht erforderlich, Anfänger_innen sind herzlich eingeladen. Ort: Sangat – Raum für Yoga und Klang e.V., Gartenstraße 72, KA-Südweststadt Beginn: 19 Uhr Teilnahme kostenlos Veranstalter: Sangat – Raum für Yoga und Klang e.V. www.yogasangat.de Wir laden ein 11.3. 39 11. März Freitag „Festival gegen Rassismus“ Vier Bands aus Karlsruhe und der Region rocken das Substage gegen Vorurteile und Diskriminierung Heute Abend werden 4 Bands im SUBSTAGE klarmachen, dass bei ihnen Rassismus keine Chance hat. Bei all den gegenwärtigen Pro- blemen bekennen sie sich zum friedlichen und respektvollen Miteinander und gegen Rassismus und Vorurteile. Das ist auch unsere Einstellung. Vielen Dank für die vielen Bewerbungen von Bands und Solokünstlern, von denen an diesem Abend leider nur vier spielen können. MESS UP YOUR DNA sind drei Jungs, die unter ganz gewöhnlichen Umständen, in einer ganz normalen Stadt, mit ganz normalen Menschen aufgewachsen sind. Was sie verbindet? Musik! Man sieht es ihnen vielleicht nicht an, doch auf der Bühne wird schnell klar: Sie lieben es laut, rhythmisch, bouncig und anspruchsvoll. Um mit dem gewöhnlichen Alltagstrott klar zu kommen, hauen sie uns mit ihrem Mix aus Crossover und Funk Metal gerne mal die Trommelfelle aus den Ohren. Ihre Texte haben etwas zu sagen, ihr Stil bringt uns zum Schwitzen und die Instrumente müssen ordentlich einstecken! Die Luft ist schwanger. Ein rhythmischer Slap- bass der Erzeuger, getrieben vom Backbeat der Drums. Dein Leben im 4/4 Takt. Ausnah- mezustand. Abgehen. Abdrehen. Fühlt sich wie nackt auf Einhörnern gen Süden reiten an, nur anders – irgendwie nasser, schweißgebadet im Spirit des Funk. Könntest du Regenbögen kot- zen, wäre genau jetzt der perfekte Zeitpunkt dafür. Ein kühles Bier tut’s aber auch. This is the time of your Life, nur nicht ganz so Disco, aber mit Sicherheit laut, sehr laut – denn du bist JOEY VOODOO. Du bist der letzte Held der Stadt. JOEY VOODOO ist eine Alterna- tive-Funkrock Band. JOEY VOODOOSUFFERS 11.3. 40 11. März Freitag Das frischeste und feinste Musikgemüse vom Karlsruher Markt – Die LEUCHTSTOFFMÖHRE! Mit einem bunten Gemisch aus Neon-Ska, Crossover-Funk und Rüben-Rock bedienen die Möhrchen viele verschiedene Geschmäcker. Mit zwei Saxophonen, Bass, Gitarre und Schlag- zeug wird hier gekocht, gewürzt mit den en- gagierten bis witzigen Texten der Sängerin. In Karlsruhe sind die Möhrchen schon seit län- gerem mit ihrer Musik-Küche unterwegs – unter anderem zuletzt auf dem Vor-Fest. Vier Jungs aus Karlsbad bei Karlsruhe gründe- ten 2012 eine deutschsprachige Punkrock-Band namens SUFFERS. Die Rede ist von Christian Schwan (Gesang, Gitarre), Marius Masino (Gitarre, Gesang) und Marius Becker (Schlag- zeug). Die 20 Jahre alten Nachwuchstalente kennen sich aus ihrer Schulzeit und musizieren alle leidenschaftlich gerne. Beherrschte zu- nächst der Punk-Rock den musikalischen Weg, so widmet man sich heute eher der etwas „wei- cheren Version“ des „Deutsch-Pop-Punk“. Die stadiontauglichen sowie philosophischen oder auch herzzerreißenden Texte und Melodien kommen bei ihren Fans gut an. Ort: Substage Karlsruhe, Alter Schlachthof 19, KA-Oststadt Beginn: 19 Uhr Einlass, 20 Uhr Beginn Eintritt: 5 € (AK) Veranstalter: Substage Karlsruhe, PopNetz Karlsruhe www.substage.de www.popnetz-karlsruhe.de MESS UP YOUR DNA 41 11. März Freitag Führung durch das „Dokumentations- und Kulturzentrum Deutscher Sinti und Roma“ in der Heidelberger Altstadt mit Romani Rose Das 1997 in der Heidelberger Altstadt er- öffnete Dokumentations- und Kulturzentrum Deutscher Sinti und Roma informiert über die 600-jährige Geschichte dieser Minderheit in Deutschland. Zentralen Stellenwert nimmt in der Ausstellung die Verfolgung und Ermordung durch die Nationalsozialisten ein. Das Heidelberger Dokumentationszentrum ist die wichtigste deut- sche Gedenkstätte für das NS-Völkermordver- brechen an den Sinti und Roma. Bewusst stellt die Ausstellung den menschenverachtenden Täter- dokumenten die privaten Zeugnisse der Opfer gegenüber: historische Privat- und Familienfotos, die Einblicke in die Lebenswirklichkeit der Men- schen geben. Antiziganismus wie der Antisemi- tismus wiesen von Anfang an religiöse Aspekte auf, indem man „Zigeuner“ als Heiden oder gar als Verbündete des Teufels stigmatisierte. Wie die Juden wurden auch Sinti und Roma in der Folge immer wieder zu Sündenböcken für alle möglichen Missstände gemacht. Es finden sich grundlegende Parallelen zwischen der Shoa und dem Völkermord an den Sinti und Roma im nati- onalsozialistisch besetzten Europa. Ein nationales Denkmal für die ermordeten Sinti und Roma gibt es seit 2012 in Berlin, es befindet sich in direkter Nachbarschaft zum Reichstagsgebäude. Heute leben in Deutschland 70.000 Sinti und Roma. Sie sind eine nationale Minderheit und Bürgerinnen und Bürger dieses Staates. Romani Rose, Vorsitzender des Dokumentati- onszentrums sowie Vorsitzender des Zentralra- tes Deutscher Sinti und Roma, führt durch das Zentrum und wird sich auch Zeit für Fragen und Diskussion nehmen. Anmeldung unter info.snb.gegen-vergessen@web.de Ort: Dokumentations- und Kulturzentrum Deut- scher Sinti und Roma, Bremeneckgasse 2, Heidelberg-Altstadt Treffpunkt: 9.10 Uhr im HBf Karlsruhe vor dem DB-Reisezentrum (dort werden bei Interesse Fahrgemeinschaften mit dem Baden-Württemberg-Ticket gebildet) Zeit im Dokumentationszentrum: 11 – 12.30 Uhr Teilnahme kostenlos (bei eigener Anreise) Veranstalter: Gegen Vergessen – Für Demokratie e.V., Sektion Nordbaden www.gegen-vergessen.de www.sintiundroma.de 12.3. 42 12. März Samstag Wir laden einZelt der Gemeinschaft Ein „Zelt der Gemeinschaft“ auf dem Friedrichs- platz lädt alle Menschen verschiedener Religionen und Nationalitäten ein. Die Fachgruppen der DITIB Landesreligionsgemeinschaft Baden, der Ju- gend-, Frauen- und Elternverband laden Sie bei einem Glas türkischem Schwarztee zum Spiel und Quiz ein. Zudem werden die heiligen Bücher der verschiedenen Religionen ausgestellt und es wird einen Ort für das eigene Gebet geben. Über die DITIB Landesreligionsgemeinschaft Baden e.V.: Wir sind eine islamische Religionsgemeinschaft in Baden-Württemberg und bieten religiöse, soziale, kulturelle Dienste sowie Bildungsange- bote an. Mit über 65 Gemeinden sind wir der größte Vertreter der Muslime in Baden. Ort: Friedrichsplatz, KA-Innenstadt Zeit: 13 – 17 Uhr Teilnahme kostenlos Veranstalter: DITIB Landesreligionsgemein- schaft Baden e.V. www.ditib-baden.de 12.3. www.proasyl.de Rassismus fügt Ihnen und den Menschen in Ihrer Umgebung erheblichen Schaden zu. WH_Aufkl-QR_7,4x10,5.indd 3 19.03.14 17:28 43 12. März Samstag Film: „Intolerance“ Stummfilm von 1916 mit musikalischer Begleitung; Regie: David W. Griffith Dem Untertitel zufolge beschreibt der Film den jahrtausendealten Kampf der Liebe gegen Hass und Intoleranz. Vier voneinander unabhängige, jedoch ineinander verwobene Episoden schil- dern diesen Kampf: 1) In Babylon, ca. 500 Jahre vor unserer Zeit- rechnung: König Belshazar hat mit seiner geliebten Prinzessin eine neue Gottheit ein- geführt: Ishtar, die Gottheit der Liebe. Die Priester der Stadt Babylon fürchten um den Verlust ihres Einflusses und wollen die Ab- lösung der alten Gottheit rückgängig ma- chen. Sie schmieden einen verhängnisvollen Plan, um Babylon und Belshazar an seine Feinde, die Perser, zu verraten. 2) Die Geschichte um Jesus Christus und seinen Tod. 3) Die Bartholomäusnacht 1572 in Frankreich. Nur vordergründig ein Kampf der Religi- onen Katholizismus gegen Protestantismus, tatsächlich jedoch ein Machtkampf zwi- schen Königshaus, Kirche und Adligen. Die Königinmutter, die aus Italien stammende Katharina de Medici, sucht und findet Ver- bündete, um die Hugenotten auszuschalten. Sie schmiedet ein verhängnisvolles Kom- plott, der schwächliche König gibt ihr nach; fast alle Hugenotten der Stadt Paris und des ganzen Landes fallen im Laufe einer Nacht einem schrecklichen Massaker zum Opfer. 4) Die zeitgenössische Episode beruht auf einer wahren Begebenheit, und zwar der blutigen Niederschlagung eines Streiks in den USA. Im Stil eines Romans von Charles Dickens wird eine sehr handlungs- reiche Geschichte erzählt. Auf der obe- ren gesellschaftlichen Ebene finden sich die unverheiratete Schwester eines rei- chen Fabrikbesitzers und die sogenannten „Weltverbesserer“ – im amerikanischen Original „Uplifters“ genannt. Auf der un- teren Ebene finden sich „das liebe Mäd- chen“ und „der Junge“, die sich ineinander verlieben werden; dann eine junge Frau, die keine Freunde hat, und zur Prostitu- ierten wird, sowie ein junger skrupelloser Mann, der der Anführer einer Bande von Kriminellen wird. Die Schicksale dieser Per- sonen sind ineinander verwoben, und es wird eine dramatische Geschichte erzählt, die wie so oft bei Dickens und eben auch bei Griffith in einer „Rettung in letzter Se- kunde“ gipfelt. Damit ist die zeitgenössische Episode die ein- zige, die ein Happy End hat. Nichts anderes als die Hoffnung des Regisseurs auf einen Sieg der Liebe über Intoleranz und Hass kommen so zum Ausdruck. Im Jahr 1916, kurz vor dem Eintritt der Vereinigten Staaten in den Ersten Weltkrieg, wollte das Publikum von solchen idealistischen Vorstellungen nichts wissen. Der Film wurde ein kommerzieller Misserfolg, die Produktionsgesellschaft machte Pleite. 12.3. 44 12. März Samstag Wir zeigen eine kolorierte 16mm-Kopie aus der Andreas-Benz-Collection, Neckarsulm. Musikalische Begleitung: Andreas Benz (Klavier). Die Veranstaltung findet im Rahmen des Stummfilm-Festivals Karlsruhe statt. Ort: ZKM-Medientheater, Lorenzstraße19, KA-Südweststadt Beginn: 15 Uhr Eintritt: Abendkasse: 10 € / ermäßigt 6 €; VVK 8 € / ermäßigt 5 € Vorverkauf nur bei Musikhaus Schlaile ab ca. 14 Tage vor Beginn des Stumm- film-Festivals. Veranstalter: Déjà Vu-Film e.V. www.stummfilmfestival-karlsruhe.de Foto: Martin Gommel 45 12. März Samstag Das Studierendenwerk Karlsruhe veranstaltet gemeinsam mit Tutoren für ausländische Stu- dierende ein Running Dinner in unseren Wohn- heimen. Die Tutoren werden gemeinsam mit ausländischen Studierenden, Wohnheimbewoh- ner_innen, Bürger_innen der Stadt und anderen Interessenten einige Spezialitäten aus verschie- denen Kulturen kochen. Die Idee: Am Abend des Running Dinners steht ein 2-Gänge-Me- nü (Hauptspeisen und Nachspeisen) auf dem Programm. Die Teilnehmer_innen teilen sich in jeweils zwei große Gruppen auf zwei unter- schiedliche Wohnheimküchen auf. Eine Gruppe kocht die Hauptspeisen und die andere Grup- pe die Nachspeisen. Jede Gruppe spielt so einmal den Gastgeber und einmal den Gast. Welcher Gang von welcher Gruppe zubereitet wird, wird im Vorfeld in der Gruppe entschie- den und vom Studierendenwerk koordiniert. Im Anschluss an die Nachspeise wird gemeinsam über die Eindrücke des „Internationalen Ko- chens gegen Rassismus“ diskutiert. Über das International Student Center: Das International Student Center (ISC) des Stu- dierendenwerks Karlsruhe ist zuständig für die Studierenden der Hochschulen in Karlsruhe und Pforzheim. Unsere Hauptaufgabe ist die Bera- tung und Betreuung rund ums Studieren (Woh- nungssuche, Jobsuche, Sozialberatung, Studie- ren mit Kind usw.), Integration internationaler Studierender und Pflege der internationalen Netzwerke. Mit unserem Programm (Exkursi- onen, kulturelle Veranstaltungen, internationa- le Abende, Sprachtandems, Partnerschaften, studentische Austauschprogramme) wollen wir die Studierenden einladen, Gemeinschaft zu erleben, auch multikulturelle Gemeinschaft in kleinen Gruppen. Unser engagiertes und multikulturelles Team bereitet jedes Semester ein vielseitiges Veranstaltungsprogramm vor und lädt alle Studierenden ein, am kulturellen Austausch teilzunehmen. Unser Programm be- inhaltet auch den Austausch mit nationalen und internationalen Institutionen, woraus lang- fristige und erfolgreiche Projekte entstanden sind (Chinesische Ess-Kultur-Tage, Japantage, Deutsch-Französisch-Polnischer Austausch usw.). Anmeldung bis 07.03.2016 erforderlich per E-Mail: isc@sw-ka.de Ort: Wohnheime des Studierendenwerks, Adenauerring 7, KA-Innenstadt (genaue Adresse wird nach Anmeldung bekannt- gegeben) Beginn: 16 Uhr Teilnahme kostenlos Veranstalter: Studierendenwerk Karlsruhe www.sw-ka.de/de/internationales Internationales Kochen gegen Rassismus Running Dinner mit Studierenden 12.3. Wir laden ein 46 12. März Samstag „Trialog – Dialog“ Die nächste muslimische Generation Kein Kind auf dieser Welt wird mit radikalen Gedanken geboren. Es sind vor allem sozio-kul- turelle Faktoren wie soziale Ungerechtigkeit, die eine große Rolle spielen. Der Wunsch junger Muslime nach Anerkennung in Verbindung mit Diskriminierungserfahrungen stellt dabei eine der Herausforderungen dar. Die Kehrseite ist das Leiden junger Rechtsextremer, die sich als Opfer der Politik und der Migration sehen. Denn jeder extreme Gedanke entsteht aus sozialen Ungleichgewichten sowie Unzufriedenheit mit sich selbst und mit der Gesellschaft. Wir möchten gemeinsam darüber diskutieren, inwieweit man mithilfe von Bildung und Kultur Jugendliche vor radikalen Manipulatoren, Hasspredigern und religiösem Extremismus schützen kann. Mit Lamya Kaddor, Ali Shirazi und der Migra- tionsbeirätin Jutta Gemeinhardt laden wir Sie sehr herzlich zu einem spannenden Abend ein. Bei einem kleinen Büffet mit Getränken können wir uns im Anschluss an die Podiumsdiskussion gerne weiter unterhalten. Einführung: Lilia Jeridi (Vorsitzende Förderver- ein Fest der Völkerverständigung e.V. und Migrationsbeirätin der Stadt Karlsruhe) Grußwort: Michael Zeh (Stadtrat und Mitglied des Migrationsbeirates der Stadt Karlsruhe) Auf dem Podium diskutieren: Lamya Kaddor (Islamwissenschaftlerin) Jutta Gemeinhardt (Pädagogin, Mitglied des Migrationsbeirates Karlsruhe) Ali Schirazi (Schriftsteller) Über Lamya Kaddor: Lamya Kaddor (1978 im westfälischen Ahlen als Tochter syrischer Einwanderer geboren) schloss 2003 ihr Magisterstudium der Arabistik und Islamwissenschaft, Erziehungswissenschaft und Komparatistik an der Universität Münster ab. Im Moment beschäftigt sie sich wissenschaftlich mit dem Leben muslimischer Schüler in Deutschland. Sie hat regelmäßig Lehraufträge inne, ist zudem als Autorin und Publizistin tätig und berät die Politik in Fragen der Integration und des Islams. Über Ali Schirazi: Ali Schirazi (geb. 1940 in Teheran/Iran) war als Pädagoge in den 60er bis 80er Jahren in Iran politisch aktiv und musste deshalb 1987 mit seiner Frau und seinen Kindern fliehen. Ali Schirasi ist seither als freier Schriftsteller in Deutschland tätig und tritt mit zahlreichen Le- sungen, Vorträgen und Veranstaltungen an die Öffentlichkeit. Seine Bücher erscheinen auf Deutsch und Persisch. Zusammen mit seiner Frau Solali Schirasi hat er 2004 das Buch „Weder Kopftuch noch Handgranate“ verfasst. Über Jutta Gemeinhardt: Jutta Gemeinhardt, gebürtige Karlsruherin und Wahlbelgierin, arbeitet als Pädagogin an Uni, Schule und Kindergarten. Seit 2009 ist sie Mit- glied des Karlsruher Migrationsbeirates. Ort: Badisches Landesmuseum, Schlossbezirk 10, KA-Innenstadt, Gartensaal Beginn: 19 Uhr Teilnahme kostenlos Veranstalter: Förderverein Fest der Völker- verständigung e.V., AK Migrationsbeirat Karlsruhe www.karlsruhe.de/b3/soziales/einrichtungen/ bfi/migrationsbeirat.de Lamy Kaddor. Foto: Andre Zelck 12.3. 47 12. März Samstag Wir laden einFührung durch die Synagoge Die jüdische Religion war durch den Holocaust in Deutschland nahezu verschwunden. Doch nach dem Krieg kehrten jüdische Familien zu- rück und es zogen vor allem in den vergange- nen 25 Jahren viele jüdische Emigranten aus den ehemaligen GUS-Ländern nach Deutsch- land. So wuchsen die Gemeinden, einige ent- standen wieder neu. Seit vielen Jahren gibt es regelmäßige Tage der offenen Tür der Karlsruher Synagoge, die stets auf großes Interesse stoßen und der Ge- meinde ein Anliegen sind: Sie sieht Wissen über andere Religionen und Kulturen als essentiell an, um andere Kulturen als Bereicherung anzu- sehen und nicht als Bedrohung. David Seldner, der Vorsitzende der Jüdischen Kultusgemeinde Karlsruhe, stellt Ihnen die Ge- schichte der jüdischen Gemeinde und die Aufga- ben der jüdischen Gemeinde vor und beantwor- tet Fragen zur jüdischen Religion und zum Ritus. Herren werden gebeten, eine Kopfbedeckung zu tragen. Aus Sicherheitsgründen ist leider das Mitführen eines Personalausweises erforderlich. Veranstaltung im Rahmen der Woche der Brüderlichkeit Ort: Jüdische Kultusgemeinde Karlsruhe, Knielinger Allee 11, KA-Nordstadt Beginn: 11 Uhr Teilnahme kostenlos Veranstalter: Jüdische Kultusgemeinde Karlsruhe www.jg-karlsruhe.de 13.3. 48 13. März Sonntag Workshop Stereotypen – Vorurteile – Diskriminierung Stereotypen, Vorurteile und Diskriminierung kommen überall vor und sind nur schwer aus der Welt zu schaffen. Am Ende des Workshops haben Sie eine Vor- stellung davon, wie Stereotypen und Vorurteile entstehen und sich auswirken. Wir lernen eine Methode kennen, wie man Vorurteile und Ste- reotypendenken vermindern kann. Zudem wer- den wir weitere Lösungsansätze zum Thema Diskriminierung diskutieren. Über AFS Interkulturelle Begegnungen e.V.: AFS Interkulturelle Begegnungen e.V. ist ein ge- meinnützig organisierter Verein zur Förderung der Völkerverständigung. Mit Austauschpro- grammen für Schüler und junge Erwachsene bie- tet AFS Interkulturelle Begegnungen e.V. Mög- lichkeiten zur interkulturellen Lernerfahrung. Ort: Karlshochschule, Karlstraße 36 – 38, KA-Innenstadt Beginn: 14 Uhr Teilnahme kostenlos Veranstalter: AFS Interkulturelle Begegnungen e.V. www.afs.de 13.3. 49 13. März Sonntag Interreligiöse Führung durch den Garten der Religionen Herzliche Einladung zu einem besonderen Spaziergang Im September 2015 ist im Rahmen des Stadtju- biläums der Garten der Religionen in Karlsruhe eröffnet worden. Als Ort der Begegnung und des Friedens für alle zeigt er seine Aktualität inmit- ten unserer von Vielfalt geprägten Lebenswirk- lichkeit. Denn diese ist leider mit Fremdenangst, Abgrenzung, Verständnisproblemen und daraus resultierender Unwissenheit, Unfreundlichkeit und Grausamkeit belastet. Gerade deshalb soll der Garten den Dialog über die Religionen för- dern und freundliche und unvoreingenommene Begegnungen zwischen Menschen ermöglichen. Gegenseitiges Interesse und Verständnis sollen wachsen und das Gespräch und die Kenntnis voneinander sollen gedeihen – und zwar unab- hängig davon, ob man einer Religionsgemein- schaft angehört oder überhaupt gläubig ist. Vertreterinnen und Vertreter der AG Garten der Religionen für Karlsruhe e.V. aus verschie- denen Religionen und Kulturen, die den Garten über viele Jahre geplant und gestaltet haben, führen Sie humorvoll, einprägsam und kurzweilig durch den Garten und erläutern die inhaltlichen Schwerpunkte. Dies sind sowohl Texte und Sym- bole aus verschiedenen Religionen als auch phi- losophische Texte und Auszüge aus den Grund- und Menschenrechten. So stehen die Inhalte und die Gestalter des Gartens, die sich über diese gemeinsame Arbeit kennen und schätzen gelernt haben, exemplarisch für die bunte Vielfalt der in Karlsruhe lebenden Menschen unterschiedlicher Herkunft, Kulturen und Lebenshintergründe. Die Verschiedenartigkeit als Gestaltungsmerk- mal des Gartens und auch als Realität unseres Lebens erscheint so als etwas Bereicherndes, während das trotz aller Verschiedenheit über- wiegende Gemeinsame aller Menschen sich in der aus einem Guss gestalteten Harmonie der Gartenanlage spiegelt. Wir freuen uns auf Ihr Interesse an einer Füh- rung durch den Garten der Religionen und einem anschließenden Austausch. Ort: Garten der Religionen Karlsruhe im Citypark der Südstadt-Ost (Stuttgarter Straße Ecke Marie-Juchacz-Straße – Straßenbahnlinie 6; Haltestelle Wolfarts- weierer Straße) Beginn: 14.30 Uhr Teilnahme kostenlos Veranstalter: AG Garten der Religionen für Karlsruhe e.V. www.gartenderreligionen-karlsruhe.de 13.3. Wir laden ein 50 13. März Sonntag „Auf den zweiten Blick“ Filmvorführung mit Diskussion zum Thema Rassismus und Empowerment „Auf den zweiten Blick“ ist ein Film über drei sehbehinderte Paare im Großstadtmoloch Berlin, die sich begegnen, entdecken und zu- einander hingezogen fühlen. Das Debut der Regisseurin Sheri Hagen ist ein wundervolles Plädoyer dafür, genau hinzuschauen. Hagen konzentriert sich auf die kleinen Geschichten, die soviel erzählen können, wenn man sie be- achten würde. Ein stiller Film über Menschen, die mit dem Herzen sehen. Der Film wird mit Audiodeskription vorgeführt. Über die Organisatoren: Empowerment!KA ist eine Interessengemein- schaft ehrenamtlich engagierter Karlsruher Bürgerinnen und Bürger. Empowerment!KA bie- tet einen Anlaufpunkt für Schwarze Menschen und PoCs* aus Karlsruhe und Umgebung, die ihre Selbststärkung gegen Rassismus fördern möchten. Wir bringen uns in die rassismuskri- tische Öffentlichkeitsarbeit der Stadt Karlsruhe ein und arbeiten mit und für Bildungseinrich- tungen (Kitas, Schulen und Hochschulen). *Person oder People of Color – Politische Selbstbezeichnung für Menschen, die als nicht-weiß angesehen werden. Reservierungen sind unter www.kurbel-karlsruhe.de oder telefonisch (Telefon: 0721 / 83 18 53 00) möglich. Ort: Die Kurbel, Kaiserpassage 6, KA-Innen- stadt Beginn: 17 Uhr Eintritt: 8,50 € / ermäßigt 6,50 € Veranstalter: Empowerment!KA, Die Kurbel www.kurbel-karlsruhe.de www.empowerment-ka.de www.aufdenzweitenblick.de 13.3. Empowerment! KA 51 13. März Sonntag „Südafrika: Zukunft bauen“ Abendgottesdienst in der Kleinen Kirche mit Gospels des Lesedi-Quartetts und Fotos aus dem Alltag in Südafrika Das Massaker von Sharpeville am 21. März 1960 (siehe Seite 11) im Apartheid-Südafrika ist der Ursprung der Internationalen Wochen gegen Rassismus. Daher tut es jeder Veran- staltungsreihe gut, sich auf dieses Ereignis zu beziehen und nachzufragen, wie das heutige Südafrika mit Fragen des Rassismus, der Un- gleichheit und der Armut umgeht und wie die Antworten der einfachen Menschen aussehen, an denen international heute kaum noch je- mand interessiert zu sein scheint. Mit Bildern und Geschichten aus der Ausstellung „So le- ben wir – Alltag in KwaZulu-Natal“ und dem Projekt Bokamoso ART Centre („Die Zukunft liegt in unserer Hand“) erhalten die Menschen Südafrikas, die ständig zwischen Aufbruchstim- mung und schierem Überlebenskampf pendeln, eine Plattform und zeigen, dass der Weg in die Zukunft nur über Solidarität, Teilen und ein friedliches Miteinander möglich ist. Die Ge- schichten werden umrahmt von Liedern aus dem Widerstand und Gospels des Lesedi-Quartetts aus Südafrika. Diese kraftvolle Musik verbindet nicht nur, sie schafft Empathie und lässt erspü- ren, wie positive Energie wirken und übersprin- gen kann. Ort: Kleine Kirche, Kaiserstraße 131, KA-In- nenstadt Beginn: 19 Uhr Teilnahme kostenlos, Spenden erbeten Veranstalter: Evangelische Citykirchen- arbeit an der Stadtkirche Karlsruhe und Kirchliche Arbeitsstelle Südliches Afrika, Heidelberg www.stadtkirche-karlsruhe.de www.kasa.woek.de 13.3. 52 13. März Sonntag Workshop für Frauen: „Stricken und Häkeln verbindet“ Gemeinsam mit Flüchtlingsfrauen wollen wir häkeln, stricken, uns gegenseitig kennenlernen, austauschen, uns vernetzen und kreative so- wie künstlerische Verbindungen entfalten. Im Workshop sollen verschiedene Kunstarten des Strickens und Häkelns gezeigt werden und mit dieser Handarbeit Symbole gegen Rassismus angefertigt werden. Das Wichtigste dabei ist jedoch die Begegnung von einheimischen Frauen und Flüchtlingsfrauen, die durch diese kreative Beschäftigung Grenzen überwinden. Anmeldung erwünscht unter iifgka@web.de oder telefonisch unter 0176/66 06 75 37 (Najoua Benzarti) Veranstaltung nur für Frauen! Die Islamische Internationale Frauengemein- schaft Karlsruhe und Umgebung e.V. (IIFG) ist dem Motto „Muslimische Frauen helfen Frauen“ verpflichtet. Die IIFG ist ein Zusammenschluss muslimischer Frauen internationaler Herkunft, die Frauen bei Problemen und Fragen beraten sowie ganz individuelle praktische Hilfe leisten. Durch die Gründung des Vereins im Jahre 2002 wurde nicht nur ein Netzwerk geschaffen, das islamischen Frauen einen Erfahrungsaustausch und eine Anlaufstelle bietet. Vielmehr hat sich der Verein das Ziel gesteckt, bestehende Vor- urteile und Missverständnisse abzubauen und sich für soziopolitische und kulturelle Emanzi- pation der Karlsruher Frauen einzusetzen. Wir fördern den interkulturellen und interreligiösen Dialog und bringen uns aktiv in die Entwicklung verschiedener Stadtteile ein. Die IIFG ist Grün- dungsmitglied der Dachverbands muslimischer Vereine in Karlsruhe, des Interreligiösen Frau- ennetzes Baden sowie der AG Garten der Re- ligionen für Karlsruhe e.V. Ort: Stadtteilbüro Oststadt, Gottesauer Stra- ße 3, KA-Oststadt Zeit: 10 – 14 Uhr Teilnahme kostenlos Veranstalter: Islamische Internationale Frauen- gemeinschaft Karlsruhe und Umgebung e.V. Facebook: Islamische Internationale Frauengemeinschaft e.V. 14.3. Wir laden ein 53 14. März Montag Frauenausflug zum Garten der Religionen Einheimische Frauen besuchen gemeinsam mit Flüchtlingsfrauen den Garten der Religionen Die Frauen der Frauenkommission der Christ- lich-Islamischen Gesellschaft Karlsruhe e.V. la- den zusammen mit den Frauen der Islamischen Internationalen Frauengemeinschaft Karlsruhe e.V. und der AG Garten der Religionen für Karlsruhe e.V. zu einem gemeinsamen Ausflug mit geflüchteten Frauen ein. Der Frauenausflug dient dazu, die Begegnung und das Kennenlernen zwischen Einheimischen und geflüchteten Frauen zu fördern. Sie werden dabei über das Projekt „Garten der Religionen“ informiert – zugleich erfahren sie, wie der inter- religiöse Dialog in Karlsruhe funktioniert. In einer lockeren Atmosphäre können sie sich gegenseitig austauschen, mehr übereinander erfahren, von- einander lernen und das Miteinander praktizie- ren. Die Teilnehmerinnen treffen sich im Stadtteil- büro Oststadt und brechen gemeinsam zu Fuß zum nahegelegenen Garten der Religionen auf. Veranstaltung nur für Frauen! Wir würden uns freuen, wenn mehrsprachige Frauen sowie Dolmetscherinnen am Ausflug teilnehmen würden und sich Frauen zur Abho- lung der Flüchtlingsfrauen in den Heimen bereit erklären. Dazu bitte vorherige Absprache mit Najoua Benzarti (0176/66 06 75 37). Teilnehmerinnen können Gebäck o. ä. mitbringen. Treffpunkt: Stadtteilbüro Oststadt, Gottesauer Straße 3, KA-Oststadt Beginn: 15 Uhr Teilnahme kostenlos Veranstalter: Frauenkommission der Christ- lich-Islamischen Gesellschaft Karlsruhe e.V., Islamische Internationale Frauenge- meinschaft Karlsruhe und Umgebung e.V., AG Garten der Religionen für Karlsruhe e.V. Facebook: Islamische Internationale Frauenge- meinschaft e.V. www.cig-karlsruhe.de/frauenkommission www.gartenderreligionen-karlsruhe.de Wir laden ein 14.3. 54 14. März Montag „Präriewolf, Zitronenhai, Paradiesvogel? Mit interkultureller Kompetenz gegen Rassismus!“ Ein interkulturelles Simulationsspiel für Jugendliche ab 16 Jahren „Alle Menschen sind Ausländer – fast überall“, sagt ein Sprichwort. Wie fühlt es sich aber an, fremd in einem Land oder einer Kultur zu sein? Wie ist es umgekehrt, wenn in meine Heimat Fremde kommen? Wie kann Zusammenleben funktionieren, wenn un- terschiedliche Welten aufeinandertreffen? In diese Fragestellungen tauchen wir ein in einem interkulturellen Simulationsspiel. Referent_innen: Sascha Nowara, M.A., und Claudia Rauch, Pfarrerin; Referenten für ge- sellschaftspolitische Jugendbildung Anmeldung unter: claudia.rauch@ekiba.de Ort: Jubez, Kronenplatz 1, KA-Innenstadt, Studio Zeit: 17 – ca. 20 Uhr Teilnahme kostenlos Veranstalter: Evangelische Akademie Baden, Evangelisches Kinder- und Jugendwerk Baden, Jubez www.ev-akademie-baden.de www.jubez.de 14.3. 55 14. März Montag „… und dann trieben sie meine Esther ins Gas“ Vortrag von Horst Selbiger über seine Familiengeschichte und sein Leben Ein Bericht über das Leben in Nazi-Deutschland bis 1945. Dabei beschreibt Horst Selbiger als Zeitzeuge verschiedene Geschehnisse wie z. B. die Reichspogromnacht 1938, die sog. Fabrikaktion 1943 oder den berühmten Auf- stand in der Rosenstraße, bei dem hunderte „arische“ Ehefrauen gegen die Verhaftung ih- rer jüdischen Männer protestierten. Über Horst Selbiger: Horst Selbiger stammt aus einer sehr großen, weit verzweigten jüdischen Familie, die schon zu Beginn des 18. Jahrhunderts von Westpreußen nach Berlin übergesiedelt war. Sein Vater war Zahnarzt. Als Kind wurde Horst Selbiger jüdisch erzogen, obwohl seine Mutter nicht jüdisch war. Mit der Einschulung 1934 verschärften sich für den damals 6-Jährigen die Erfahrungen mit ei- ner antisemitisch geprägten Umwelt. Ab 1938 besuchte er bis zu deren Schließung die jüdische Schule. Horst Selbiger musste den „Judenstern“ tragen, den Zwangsnamen „Israel“ annehmen und ab 1942 Zwangsarbeit verrichten. Im Februar 1943 kam es zur später so genann- ten Fabrikaktion: Gestapo und SS riegelten in einer Großrazzia ca. 100 Berliner Betriebe ab und transportierten die dort beschäftigten Zwangsarbeiter auf offenen Lastkraftwagen zu vorbereiteten Sammelstellen. Unter den Ver- hafteten war auch Horst Selbiger. Er wurde in die Synagoge Levetzowstraße gebracht, wo er die Nummer für den Transport nach Auschwitz erhielt und die Vermögenserklärung ausfüllen musste, die den NS-Behörden die „Verwertung“ des Eigentums der Deportierten erleichtern sollte. Nach dem berühmten Aufstand in der Rosenstraße, bei dem Hunderte „arische“ Ehe- frauen gegen die Verhaftung ihrer jüdischen Männer protestiert hatten, wurde er dorthin weiter transportiert und traf seinen ebenfalls verhafteten Vater wieder. Beide blieben ca. 14 Tage in Haft, dann wurden sie zur Zwangs- arbeit bei der Trümmerbeseitigung eingesetzt. Trotz „Mischehe“ sind Vater und Sohn der De- portation nur knapp entgangen. Wie viele Verfolgte ging Horst Selbiger nach Kriegsende in die DDR in der Hoffnung, beim Aufbau eines antifaschistischen deutschen Staates mitarbeiten zu können. Er wurde Mit- glied der SED, besuchte die Arbeiter-und-Bau- ern-Fakultät, wo er das Abitur ablegte und wurde Journalist. 1964 wurde er im Auftrag des „Neuen Deutschland“ zum Auschwitzpro- zess nach Frankfurt delegiert: Er sollte eine Reportage schreiben, wie die Frankfurter über den Prozess denken. Diese Gelegenheit nutzte er, um sich abzusetzen: Horst Selbiger kehrte nicht in die DDR zurück, nachdem bereits zwei Parteiverfahren hinter ihm lagen und ihm das dritte bevor stand. Er ging ins damalige Westberlin, wo auch seine Eltern lebten. Sein Neuanfang dort stand unter dem Zeichen des Kalten Krieges: Die Anerkennung als rassisch und politisch Verfolgter musste er in jahrelan- gen Prozessen erstreiten, weil die zuständigen 14.3. 56 14. März Montag Behörden seine journalistischen Arbeiten in der DDR als gegen die freiheitlich-demokratische Ordnung gerichtet ansahen. Sein Antrag auf Entschädigung wurde trotz erheblicher verfol- gungsbedingter Gesundheitsschäden abge- lehnt. Horst Selbiger, Ehrenvorsitzender des Vereins „Child Survivors Deutschland – Überlebende Kinder der Shoah“, erzählt aus seiner Familien- geschichte und seinem Leben. Aus Sicherheitsgründen ist leider das Mitführen eines Personalausweises erforderlich. Ort: Jüdische Kultusgemeinde Karlsruhe, Knie- linger Allee 11, KA-Nordstadt Beginn: 19 Uhr Teilnahme kostenlos Veranstalter: Jüdische Gemeinde Karlsruhe mit Unterstützung der Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit Karlsruhe e.V. www.jg-karlsruhe.de www.christlich-juedische-gesellschaft-karlsruhe.de www.child-survivors-deutschland.de www.proasyl.de Rassismus verursacht tödliche Verhaltensweisen. WH_Aufkl-QR_7,4x10,5.indd 1 19.03.14 17:28 57 14. März Montag Geschichten vom Fliehen und Ankommen Theateraufführung „welcome to europe“ Ein Theaterabend mit Cosima Greeven und Natasa Rikanovic „Wehe dem Fliehenden, Welt hinaus zie- henden, Fremde durchmessenden, Heimat verlas- senden…“ … leise und poetisch beginnt der Theaterabend mit dem Lied Franz Schuberts. Als es 1828 ent- stand, blickten in Europa viele Menschen auf drei Jahrzehnte verheerender Kriege, Hun- gersnöte und Umstürze zurück. Millionen waren auf der Flucht. Nicht einmal 70 Jahre ist es her, dass Krieg und Vertreibung Millionen in Euro- pa zu Flüchtlingen gemacht haben. Und heute? Die vielen Krisenherde der Welt haben milli- onenfache Vertreibung zur Folge. Bewegende Geschichten vom Fliehen und Ankommen er- zählen die Schauspielerinnen und ihre Figuren in diesem Theaterstück, von Wanderungen in diesem und vergangenen Jahrhunderten und aus vielen Gegenden der Erde. In poetischen Bildern, Liedern, bitterbös-satirischen Dialogen und Figurentheater setzt sich die Inszenierung mit vielschichtigen Fragen auseinander: Wie ist es, aus einer hoffnungslosen Lebenssituation aufbrechen zu müssen? Auf der Flucht zu sein? Im Unbekannten anzukommen? Ein Theaterabend über Ängste, Widerstän- de, Mitgefühl, Menschenrechte, Engagement, Ablehnung und eine der großen Herausfor- derungen unserer Zeit. Mit Musik. Einem Ge- spräch. Und einem Blog. Ort: Studentisches Kulturzentrum (KIT), Adenauerring 7, KA-Innenstadt, Festsaal Beginn: 19.30 Uhr Teilnahme kostenlos Veranstalter: AK Migrationsbeirat der Stadt Karlsruhe, Studierendenwerk Karlsruhe www.projektflucht.de www.karlsruhe.de/b3/soziales/einrichtungen/ bfi/migrationsbeirat.de www.studentenwerk-karlsruhe.de 14.3. 58 14. März Montag Zwischen Rassismus und Willkommenskultur Was die Ereignisse in Köln für Flüchtlinge und Zivilgesellschaft bedeuten Vortrag von Stephan Hebel, Publizist und Redakteur mit anschließender Diskussion Die Ereignisse an Silvester in Köln und anders- wo haben viele verstört und neben den be- rechtigten Sorgen auch rassistischen Theorien und überwunden geglaubten Parolen Auftrieb gegeben. Auch die offizielle Politik trägt teils durch hektische Reaktionen, teils durch Pau- schalurteile, teils durch reine Symbolpolitik wei- ter zur Verwirrung bei. Doch woran sollen sich die tausenden bürgerschaftlich für Flüchtlinge Engagierten orientieren? Wie kann Integration in Karlsruhe geleistet werden, wenn gleichzeitig die Rahmenbedingungen eher zu Desintegrati- on führen? Was können wirksame Maßnahmen gegen den sich ausbreitenden Rassismus sein? Wohin entwickelt sich die deutsche und europä- ische Gesellschaft in Zeiten wachsender Flücht- lingszahlen und ungelöster Fluchtursachen? Der bekannte Publizist, Buchautor und poli- tische Redakteur Stephan Hebel geht diesen Fragen in seinem Vortrag nach. Der Autor, der regelmäßig im Presseclub der ARD diskutiert und ständiges Mitglied in der Jury für das Un- wort des Jahres ist, besitzt einen ausgeprägten analytischen Blick, langjährige Erfahrung als politischer Beobachter und Kommentator und ein feines Gespür für die Fallstricke und Ab- gründe in der bundesdeutschen Debatte. Ort: Jubez, Kronenplatz 1, KA-Innenstadt, Café Beginn: 19.30 Uhr Teilnahme kostenlos Veranstalter: Menschenrechtszentrum Karlsru- he e.V., AG Flüchtlingshilfe Karlsruhe, Mir Mohammedi Stiftung – die Menschen- rechtsstiftung www.menschenrechtszentrum.de www.fluechtlingshilfe-karlsruhe.de www.mirmohammedi-stiftung.de 14.3. 59 14. März Montag Workshop „Präriewolf, Zitronenhai, Paradiesvogel? Mit interkultureller Kompetenz gegen Rassismus!“ Beschreibung siehe Seite 55. Ort: Bismarck-Gymnasium, Bismarckstraße 8, KA-Innenstadt Beginn: 17 Uhr Teilnahme kostenlos Veranstalter: Evangelische Akademie Baden, Evangelisches Kinder- und Jugendwerk Baden www.ev-akademie-baden.de 15.3. Zugang zu (Aus)Bildung für junge Geflüchtete Karlsruhe steht vor der Herausforderung der Integration einer großen Zahl von Asylsuchen- den. Die meisten Geflüchteten sind zwischen 18 und 34 Jahre alt und kommen damit grund- sätzlich für eine Ausbildung oder ein Studium in Frage. Der beruflichen Ausbildung kommt für die Integration junger Geflüchteter in die Ge- sellschaft eine Schlüsselstellung zu. Allerdings wird es erheblicher Anstrengungen bedürfen, die Kompetenzen der Geflüchteten so weiter zu entwickeln, dass sie den Anforderungen einer Berufsausbildung entsprechen können. Wir diskutieren zentrale Fragen mit Vertre- ter_innen der Bildungsgewerkschaft GEW, der Dienstleistungsgewerkschaft ver.di, der Indus- trie- und Handelskammer Karlsruhe, der Ar- beitsagentur sowie dem Freundeskreis Asyl e.V. Ort: DGB-Haus, Ettlinger Straße 3a, KA-Süd- stadt, Saal Beginn: 18.30 Uhr Teilnahme kostenlos Veranstalter: Deutscher Gewerkschaftsbund, Kreisverband Karlsruhe www.nordbaden.dgb.de 15.3. „Integration in Ausbildung“ 60 15. März Dienstag Ein Filmabend mit Diskussion über den NSU und das Versagen des Staates Spätestens seit dem Gerichtsverfahren gegen Beate Zschäpe und die mutmaßlichen Unter- stützer des Nationalsozialistischen Untergrunds (NSU) beschäftigt sich ganz Deutschland mit den rassistisch motivierten Morden an Migranten. Für die Angehörigen der getöteten neun Migranten und der Polizistin Michèle Kiesewetter markierte der Prozessbeginn eine neue Chance auf Auf- klärung. Denn die zentrale Frage, warum aus- gerechnet ihre Väter, Söhne und Brüder zum Ziel des tödlichen Rassismus der Neonazis wurden, ist für sie noch immer nicht beantwortet. In dem Film „Der Kuaför aus der Keupstraße“ wird einer der Anschläge thematisiert und die Frage aufgeworfen, warum die Polizei so lange die möglichen Täter im Migrantenmilieu suchte. Im Anschluss an die Vorführung besteht die Ge- legenheit zum Gespräch mit Alexander Salo- mon, Landtagsabgeordneter von Bündnis 90/ Die Grünen und Mitglied des NSU-Untersu- chungsausschusses. „Der Kuaför aus der Keupstraße“ Deutschland 2015, Regie: Andreas Maus. Sprachen: deutsch, türkisch mit türkischen und deutschen Untertiteln. Im Mittelpunkt des Films stehen die Opfer des Nagelbombenanschlags in der Kölner Keupstraße. Am Nachmittag des 9. Juni 2004 explodierte die Bombe vor dem Geschäft des Frisörs Özcan Yildirim. In den Augen der ermit- telnden Behörden wird er schnell zum potenti- ellen Täter mit Verbindungen zur Schutzgeld- oder Drogenmafia. Er wird kriminalisiert und mit ihm eine ganze Straße, eine Gemeinschaft mit Migrationshintergrund. Erst sieben Jahre später werden die Rechtsterroristen des Nationalso- zialistischen Untergrunds (NSU) als die wahren Täter enttarnt. Der Film rekonstruiert die Ermitt- lungen der Polizei anhand der Verhörprotokolle. Weitere Aufführung (ohne Nachgespräch) am 19.03. um 19 Uhr. Ort: Kinemathek Karlsruhe, Kaiserpassage 6, KA-Innenstadt, Studio 3 Beginn: 19 Uhr Eintritt: 7 € / 5 € (ermäßigt für Mitglieder der Kinemathek) Veranstalter: Kinemathek Karlsruhe e.V., Amnesty International – Bezirk Karlsruhe www.kinemathek-karlsruhe.de www.amnesty-karlsruhe.de 15.3. „Der Kuaför aus der Keupstraße“ 61 15. März Dienstag Vortrag von Jovica Arvanitelli mit anschließendem Gespräch von und mit Expert_innen: „Die Lebenswirklichkeit von Sinti und Roma in den sogenannten sicheren Herkunftsländern“ Sinti und Roma – wer sind sie und was wissen wir über sie? Warum gibt es so viele Ressentiments und Vor- urteile ihnen gegenüber? Antiziganismus bezeichnet eine Haltung in un- serer Gesellschaft, die Menschen als „Zigeuner“ stigmatisiert, geprägt von Vorurteilen und Ste- reotypen, und hat zur Folge, dass sich Betrof- fene schikaniert und ausgeschlossen fühlen. Doch seit mehr als 600 Jahren sind Sinti und Roma in Deutschland beheimatet und leben zwischen Ro- mantisierung und Rassismus. Bis heute leben auch in anderen Ländern Europas Sinti und Roma, die in den meisten Fällen aufgrund ihrer Herkunft diskriminiert und häufig kriminalisiert und ver- folgt werden, ja sogar von gewalttätigen Über- griffen bedroht sind. Sie zählen zur größten na- tionalen Minderheit Europas. Durch Aufklärung kann verstärkt gegen Vorurteile und Diskriminie- rung vorgegangen werden. Über Jovica Arvanitelli Jovica Arvanitelli wurde 1980 in Gnjilane im Kosovo geboren. 1991 kam er als Flüchtling mit seiner Familie in die Bundesrepublik Deutsch- land. Nach seinem Hauptschulabschluss schloss er eine Ausbildung zum Schneider ab. Zunächst war er für unterschiedliche Unternehmen als Modeberater tätig. Von 2006 bis 2015 war er Vorstandsmitglied beim Landesverband Deut- scher Sinti und Roma in Mannheim. Seit 2014 leitet er die Beratungsstelle für nicht-deutsche Roma in Mannheim. Zusätzlich vertieft er seine langjährige Erfahrung und sein Engagement für die Interessen der Minderheiten der Roma in ei- ner Weiterbildung an der Pädagogischen Hoch- schule Heidelberg. Dem Vortrag von Jovica Arvanitelli schließen sich ergänzende Berichte von Vertreterinnen und Vertretern zweier Initiativen aus unserer Region an, die sich für die Sitution von Roma in den Staaten des ehemaligen Jugoslawiens en- gagieren. Im Anschluss daran ist Gelegenheit für Fragen und Diskussion. Udo Dreutler vom Verein „Freunde für Frem- de e.V.“ Karlsruhe spricht darüber, welche Auswirkungen die Bestimmung von Albanien, Bosnien und Herzegowina, des Kosovo, der ehemaligen jugoslawischen Republik Maze- donien, Montenegro und Serbien als „Sichere Herkunftsländer“ durch den Gesetzgeber auf die Roma aus dem Westbalkan hatten und haben. Sein Resultat: „Betroffen von der Aus- grenzungspolitik sind Sinti und Roma“. Seit 1993 beschäftigt sich Udo Dreutler mit dem Asylrecht und dokumentiert die Schicksale von Geflüchteten. Der heutige Schwerpunkt seines Engagements liegt auf der Verfahrensbera- tung von Asylbewerber_innen in Karlsruhe und Ettlingen. Jovica Arvanitelli 15.3. 62 15. März Dienstag Georg Strohbücker und Silke Ade (Vorstands- vorsitzende des Vereins futuRoma e.V.) berich- ten über ihre ganz persönlichen Erfahrungen in Mazedonien: Sie schildern und zeigen mit Bil- dern, wie sie die Lebenssituation der Roma-Kin- der dort in vielen Jahren kennengelernt haben, wie sich Diskriminierung und mangelnder Zu- gang zum Bildungssystem auf Dauer auswirkt, welche Sorgen und Nöte die Familien im Alltag plagen. Dazu wird exemplarisch die Geschich- te einiger Kinder erzählt. Der Verein futuRoma e.V. setzt sich seit 10 Jahren für die Verbesserung der Lebensbe- dingungen der Roma-Kinder in Kriva Palanka, einer Kleinstadt in Mazedonien, ein. Die Roma in Mazedonien, wie fast überall auf der Welt, werden oft noch als „Menschen einer nied- rigeren Klasse“ angesehen und müssen mit Ausgrenzung und Missachtung fertig werden. Ein Problem, das auch den Kindern die Lust auf Kindergarten oder Schule oft verleidet. Hinzu kommen sprachliche Probleme, da die mei- sten Kinder zu Hause Romanes sprechen, für die Schule jedoch mazedonisch beherrschen müssen. Im Mittelpunkt der Vereinsarbeit steht deshalb der integrative Kindergarten, in dem außerhalb von Überlebenskämpfen und in wertschätzender Atmosphäre die Chancen der Kinder auf Integration in eine moderne Gesell- schaft verbessert werden. Hier wird nicht nur spielend die Sprache gelernt, sondern auch ein faires Miteinander und eine Überwindung von Vorurteilen gelehrt. In Kriva Palanka engagiert sich auch die Karls- ruher Initiative AmaroKher, die in einer Veran- staltung am 7. Juni 2016 (siehe Seite 148) ihr Projekt vorstellt. Ort: Kulturzentrum Tollhaus, Alter Schlachthof 35, KA-Oststadt Beginn: 19.30 Uhr Teilnahme kostenlos Veranstalter: Landesverband Deutscher Sinti und Roma Baden-Württemberg, Kultur- büro (Kulturamt der Stadt Karlsruhe), Freunde für Fremde e.V. Karlsruhe, futuRoma e.V., Kulturzentrum Tollhaus www.sinti-roma.com www.tollhaus.de www.karlsruhe.de/b1/kultur/ kulturfoerderung/kulturbuero www.freunde-fuer-fremde.de www.futuroma.de Die Ausstellung „Typisch Zigeuner“ (siehe Sei- te 22) ist vom 10. bis 23. März im Tollhaus zu sehen. Fotos von futuRoma e.V. über deren Arbeit in Kriva Palanka 63 15. März Dienstag „Das Reich der Liebe hat keine Religion“ Theaterstück über Glauben und Vernunft in der iranischen Philosophie Drei Theaterstücke werden aufgeführt. Diese sind von den Werken des persischen Dichters und Philosophen Molana Jalaledin Balkhi, im Westen bekannt als Rumi, inspiriert und be- inhalten seine Lieder. Die Stücke „Furcht des Jesus”, „Moses und der Hirte” sowie „Anahita: die Gottheit des Wassers” wurden von Hoopad Rostami, einem Studenten des KIT, geschrieben und inszeniert. Sie zeigen, wie Molana vor ungefähr 800 Jah- ren die Werte wie Toleranz und Vernunft in Religion und Glauben in Form von Geschichten über große Persönlichkeiten wie Jesus Christus den Menschen gelehrt hat. Die Theatergruppe „Sepas“ von der Iranian Student Association Karlsruhe am KIT (ISAK) präsentiert Ihnen drei Theaterstücke aus der iranischen Philosophie. Die Originalsprache ist Persisch mit synchronen deutschen Übertiteln. Ort: Studentisches Kulturzentrum (KIT), Adenauerring 7, KA-Innenstadt, Festsaal Beginn: 20 Uhr Teilnahme kostenlos Veranstalter: Sepas-Theatergruppe bei ISAK, Studierendenwerk Karlsruhe www.isak.hsg.kit.edu www.studentenwerk-karlsruhe.de 15.3. Wir laden ein 64 15. März Dienstag Menschen in Karlsruhe. Fotos: Martin Gommel 65 Fotos Martin Gommel Menschen in Karlsruhe Workshop „Bewusst Weißsein“ Weißsein ist eine unmarkierte Position, von der aus andere beschrieben, markiert und bewer- tet werden. Es ist auch ein Bündel von Privile- gien, die meistens nicht als solche wahrgenom- men oder empfunden werden. Überall da, wo weiße Menschen und PoC (People of Colour; Nicht-Weiße) zusammenkommen oder zusam- men handeln, stellen sich u. a. die Fragen: - Kommt man hier auf Augenhöhe zusammen? - Nutzen weiße Menschen ihre vorgegebenen Privilegien für einen gleichberechtigten Aus- tausch? - Oder nutzen sie die Macht, welche die Pri- vilegien ermöglicht und stützt, um diese zu erhalten und zu festigen? - Verstehen sich weiße Menschen nicht oft als Repräsentant_innen der anderen, ohne de- ren Beteiligung zu sichern? Der Workshop richtet sich an Mitarbeiter_innen von Verwaltungen und Behörden, die in ihrem täglichen Umgang ein bewussteres Zusam- menwirken von Menschen mit unterschiedlichen kulturellen Wurzeln und Prägungen fördern möchten. Er richtet sich aber auch an alle Men- schen, die mit PoC zu tun haben, in der Arbeit, im ehrenamtlichen Engagement oder einfach im Kreis der Bekannten und Freunde. An Men- schen, die Interesse und Freude daran haben, ihr Wissen über sich selbst und andere zu er- weitern. Auch PoC sind zur Teilnahme eingela- den. Die Teilnehmenden entdecken im Verlauf des Workshop ihre „blinden Flecken“ im Um- gang mit Kolleg_innen, Kund_innen, Freund_in- nen und Bekannten of Colour und setzen sich damit auseinander. Der erste Tag: Es geht darum, ein verändertes Bewusstsein für Weißsein und dessen Bedeutung zu gewinnen, sich vor allem der damit verbun- denen Privilegien und ihrer verborgenen Macht bewusst zu werden und das gewohnheitsmä- ßige Bemühen um ihre Sicherung zu erkennen. Der zweite Tag: Es wird vertiefend über die- se Einsichten gesprochen, noch kaum themati- sierte Selbstverständlichkeiten im Umgang mit PoC kommen in den Blick. Die Teilnehmenden erwerben oder stärken Bereitschaft und Fä- higkeiten, bewusstgemachte Privilegien zu relativieren, abzugeben und sich von privi- legienbedingten Verweichlichungen und Be- quemlichkeiten (PbV) zu lösen. So können die Bedingungen gezeigt werden, unter denen menschliche und kulturelle Vielfalt in Teams und in das tägliche Miteinander erfolgreich inte- griert wird. Die Teilnehmenden erwartet ein sehr in- teraktives, kurzweiliges, provokantes und forderndes Training. Folgende Methoden un- terstützen den Lernprozess: Spiegelungen, Posi- tionierungen, Einzelarbeit, Kleingruppenarbeit, Bilderarbeit, Metaübungen und psychodyna- mische Übungen. Der Trainer: Lawrence Oduro-Sarpong, gebo- ren und aufgewachsen in Ghana, lebt seit 1992 in Berlin, wo er Deutsch als Fremdsprache stu- dierte. Anschließend absolvierte er u.a. berufs- begleitende Weiterbildungen zu Mediation, „Managing Diversity“, Change Management & Anti-Bias Leadership (nicht diskriminierendes Lawrence Oduro-Sarpong 16.3.+ 17.3. 66 16. und 17. März Mittwoch und Donnerstag Führen) sowie Prozessmoderation nach Arnold Mindell. Seit Jahren arbeitet er als Experte zur interkulturellen und Diversity-Kompetenz, zu Konfliktmanagement und zur Reflexion von Weißsein. Die Termine und Veranstaltungsorte: Der „Freundeskreis Asyl Karlsruhe e.V.“ (FKA) veranstaltet den Workshop in den Karlsruher Wochen gegen Rassismus an zwei Terminen und an zwei Orten: 1. am 16. und 17. März 2016 im Internatio- nalen Begegnungszentrum (ibz) 2. am 19. und 20. März 2016 in FKA-Räumen im Menschenrechtszentrum Karlsruhe, Alter Schlachthof 59 (früher: Durlacher Allee 66) Teilnehmerzahl: min. 10, max. 16 Kosten: 60 € / ermäßigt 40 € Anmeldung: Freundeskreis Asyl e.V., Alter Schlachthof 59, 76131 Karlsruhe, Jörg Rupp, info@freundeskreis-asyl.de Der Workshop findet am 16. und 17. März statt und kann nur an beiden Tagen besucht werden! Ort: ibz, Kaiserallee 12 d, KA-Weststadt Zeit: jeweils 9 – 16 Uhr Veranstalter: Freundeskreis Asyl e.V. www.freundeskreis-asyl.de www.ibz-karlsruhe.de Niemand wird als Rassist geboren. 67 16. und 17. März Mittwoch und Donnerstag „Hass, Hass, Hass – Wie man mit #HateSpeech im Internet umgeht“ Ein Workshop für alle, die privat oder als Pädagoginnen und Pädagogen in sozialen Netzwerken aktiv sind. Noch nie war so viel Hass, Hetze und Mobbing im Netz wie in den vergangenen Monaten. Je- denfalls ist dies das Gefühl vieler Nutzer_in- nen, insbesondere von sozialen Netzwerken wie Facebook, Twitter, YouTube und Instagram. Der Hass kommt unvermittelt und betrifft Ge- flüchtete und für Geflüchtete Engagierte, Blog- ger_innen, Politiker_innen, Journalist_innen, PEGIDA-Gegner_innen oder einfach Anders- denkende. Er kann jeden treffen. Wie geht man mit dem rassistischen Hass um? Was tut man, wenn man Hasspostings von Freunden in seinem Newsfeed sieht? Oder bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen im Um- feld von Schule oder Jugendarbeit? Oder in den Kommentarspalten lokaler Medien? Wann und wie melde ich, diskutiere ich, zeige ich an? Welche weiteren Gegenstrategien gibt es? Der Workshop soll diese Fragen beantworten und einen Überblick über Instrumente, Taktiken und erfolgreiche Erfahrungen geben, um die Teilnehmerinnen und Teilnehmer sicherer im Um- gang mit Hass zu machen. Über Simone Rafael: Simone Rafael, Journalistin, ist seit 2009 Chef- redakteurin von „Netz-gegen-Nazis.de“ der Amadeu Antonio Stiftung in Kooperation mit der ZEIT. Daneben entwickelt sie Ideen gegen Rechtsextremismus im Internet, etwa das Argu- mentationstraining „Generation 50+ aktiv im Netz gegen Nazis“ oder das Projekt „no-na- zi.net – Für soziale Netzwerke ohne Nazis“, das mit Meinungsbildenden, Pädagog_innen, Unternehmen, Initiativen, Medien und Jugend- lichen für mehr Demokratie in den Sozialen Netzwerken arbeitet. Begrenzte Teilnehmerzahl. Anmeldung bis zum 11.3.2016 unter j.hopfengaertner@stja.de oder 0721/133-5646 Ort: Jubez, Kronenplatz 1, KA-Innenstadt Zeit: 14 – 18 Uhr Teilnahmegebühr: 15 € Veranstalter: Fachstelle gegen rechts im Stadtjugendausschuss e.V., Jubez www.jubez.de www.stja.de www.ka-gegen-rechts.de www.amadeu-antonio-stiftung.de www.Netz-gegen-Nazis.de 16.3. Simone Rafael 68 16. März Mittwoch Kinderbuch „Bunt, gleich und anders… wie Du und ich“ Autorenlesung mit dem Ehepaar Diaab Alles ist bunt, gleich und doch anders. Jeder Mensch ist besonders und einzigartig und doch haben wir alle auch etwas gemeinsam. Dieses Buch öffnet den Blick für die Vielfalt in unserer Welt. Nach dem Vorlesen basteln wir ein kleines An- denken für Zuhause. Über Temu und Elisabeth Diaab: Temu und Elisabeth Diaab wurden durch die Liebe zu ihrem Sohn inspiriert, Kinderbücher zu schreiben. Nun wollen sie ihre Geschichten mit allen Kindern teilen. Für Kinder von 3 - 6 Jahren. Anmeldung ab dem 9. März in der Stadtteil- bibliothek Mühlburg oder telefonisch unter 0721/133 - 4270 Ort: Stadtteilbibliothek Mühlburg, Rheinstraße 95, KA-Mühlburg Beginn: 15 Uhr Teilnahme kostenlos Veranstalter: Stadtbibliothek (Kulturamt der Stadt Karlsruhe) www.stadtbibliothek-karlsruhe.de www.diaab.de 16.3. Temu und Elisabeth Diaab „Bilderbuchrunde“ Anlässlich der Karlsruher Wochen gegen Ras- sismus werden heute Bilderbücher zum Thema Toleranz, Anderssein und Zusammenleben vor- gelesen. www.stadtbibliothek-karlsruhe.de Ort: Stadtteilbibliothek Neureut, Rubensstraße 21, KA-Neureut Beginn: 16 Uhr Teilnahme kostenlos Veranstalter: Stadtbibliothek (Kulturamt der Stadt Karlsruhe) 16.3. 69 16. März Mittwoch Film „Frau Roggenschaubs Reise“ Regie: Kai Wessel Länge 90 min. Gesellschaftskomödie, Deutschland, 2015 Mit: Hannelore Hoger (Rose Roggenschaub), Christian Redl (Klaus Roggenschaub), Michaela May (Carola), Rahul Chakraborty (Sasha Man- del), Rigoletta „Loli“ Weiß (Marinela Mandel), Gerhard „Heini“ Weiss (Pepe Mandel), Naomi Wiegand (Orlanda Mandel) und anderen. Rosemarie Roggenschaub, genannt Rose, ver- liert nicht nur ihren Job, sondern auch ihren Noch-Ehemann Klaus. Der will endgültig seine Sachen bei ihr abholen, um mit seiner Freun- din zusammenzuziehen. Rose trägt es schein- bar mit Fassung, doch hinter ihrem Lächeln reift schon ein Plan. Kurzerhand verkauft sie Klaus‘ Habseligkeiten für einen Appel und ein Ei dem Sinto-Gärtner Sasha Mandel. Ihre offizielle Version lautet: Einbruch. Klaus ist verzweifelt. Teil der Beute ist seine ver- meintlich wertvolle Fender-E-Gitarre, mit der er die neue Wohnung finanzieren wollte. Als er einen Detektiv engagieren will, kommt ihm Rose zuvor und macht sich selbst auf die Su- che nach dem teuren Stück. Entschlossen nistet sie sich bei der Großfamilie Mandel ein, die seit der Sturmflut 1962 in einem Hamburger Vorort wohnt. Sie lernt die Werte der Familie kennen, in der die Älteren höchsten Respekt genießen, Kinder das größte Glück bedeuten und Schulbildung nicht der einzige Schlüssel zum Erfolg ist. Nur langsam bröckeln Roses Vorurteile, während die Jagd nach der Gi- tarre weitergeht. „Das Entscheidende an diesem Film ist, dass es hier gelungen ist, eine Selbstverständlichkeit im Umgang zwischen Minderheit und Mehrheit herzustellen und so eine Normalität entsteht, ohne dass die Geschichte von Sinti und Roma in Deutschland vergessen wird. Allen Beteiligten, der Drehbuchautorin, dem Regisseur, den Pro- duzenten und vor allen Dingen den Schauspie- lerinnen und Schauspielern meinen großen 16.3. 70 16. März Mittwoch Dank“, so Romani Rose, der Vorsitzende des Zentralrats Deutscher Sinti und Roma. Das Filmboard Karlsruhe e.V. zeigt diesen „ZDF-Fernsehfilm der Woche“ nun im Rahmen der Karlsruher Wochen gegen Rassismus auf der Kinoleinwand in der „Schauburg“. Im Anschluss an den Film findet ein Filmgespräch mit Mitgliedern des Filmteams statt. Als Vorfilm läuft der Filmboard Karlsruhe-Kurz- film „I am human: Hinter jedem Flüchtling steckt ein Mensch“ (siehe Seite 26). Ort: Kino Schauburg, Marienstraße 16, KA-Südstadt Beginn: 18.45 Uhr Eintritt frei – die kostenfreien Tickets werden am Veranstaltungstag an der Schau- burg-Kasse ausgegeben. Veranstalter: Filmboard Karlsruhe e.V. in Ko- operation mit der Schauburg, UFA Fiction und dem ZDF www.filmboard-karlsruhe.de www.schauburg.de 71 16. März Mittwoch „Vater unser – oder vom Leben und Leiden des Karlsruher Geigenbauers Hermann Weiß“ (1925 – 2010) Anita Awosusi liest aus der von ihr verfassten Biographie Das Buch zeichnet den Lebensweg des Gei- genbauers Hermann Weiß nach, der in Karls- ruhe aufgewachsen ist und gibt ein Zeugnis der leidvollen Geschichte der Karlsruher Sinti im Nationalsozialismus. Über Anita Awosusi: Anita Awosusi ist seit 30 Jahren als Bürger- rechtlerin aktiv. Über 20 Jahre arbeitete sie im Dokumentations- und Kulturzentrum Deutscher Sinti und Roma und war ab 1996 als Leiterin des Referats Dialog tätig. Sie ist Herausgebe- rin verschiedener Publikationen, arbeitete an Hörfunksendungen, Filmen und Ausstellungen mit. In ihrem Buch erzählt sie auch ihre eige- ne Geschichte als Nachgeborene einer Familie von Überlebenden der Verfolgung und von Ho- locaustopfern. Ort: ibz, Kaiserallee 12 d, KA-Weststadt Beginn: 19.30 Uhr Teilnahme kostenlos Veranstalter: Gesellschaft für bedrohte Völker e.V. Regionalgruppe Karlsruhe, Internatio- nales Begegnungszentrum Karlsruhe e.V. www.gfbv.de www.ibz-karlsruhe.de 16.3. Anita Awosusi Foto: Martin Gommel 72 16. März Mittwoch „Sona wirkt die ganze Zeit ruhig und entspannt, bis ich eine für mich naheliegende Frage stelle: „Ist der Vater auch hier?“ Sofort verändert sich ihre fröhliche Miene. Ich wünsche mir fast ich hätte nie gefragt. „Nein“, antwortet sie leise, während sie auf das kleine Kind in ihren Armen schaut.“ Seit über einem Jahr treffen sich Studierende des Karlsruher Instituts für Technologie mit Ge- flüchteten. Konfrontiert mit vielen Einzelschick- salen entstand der Drang, diese Geschichten aufzuschreiben. Daraus ist das Buch „Fluchtweg 25“, stellvertretend für 25 Geschichten, ent- standen. Ziele des Vereins Flüchtlingszeit sind der Abbau von Berührungsängsten, der Austausch zwischen Geflüchteten und Mitbürger_innen für eine bessere Integration. Hierfür wurden bereits Sprachkurse eingerichtet. Mit den Bucherlösen werden weitere Flüchtlingsprojekte gefördert. Im Dezember 2015 ist das Buch im Borbyer Werkstatt Verlag erschienen. Das Projekt ent- stammt der Hochschulgruppe Enactus, die sozi- ale Projekte aufbaut. „Ich bin froh, dass es solch hervorragende und kreative Initiativen von Studierenden gibt, die sich für einen bewussten und sensiblen Umgang mit Schutzsuchenden in unserer Gesellschaft einsetzen“, lobt Aydan Özuguz, Beauftragte der Bundesregierung für Migration, Flüchtlinge und Integration. Über die Veranstalter: 20 Studierende am Karlsruher Institut für Tech- nologie, größtenteils Wirtschaftsingenieure, arbeiten zusammen mit dem Projekt Menschen- geschichten ehrenamtlich an einem Bildband. Gestaltet wurde das Buch von zwei Studenten der Hochschule für Gestaltung (HfG) Karlsruhe. Ort: Reisebuchladen Karlsruhe, Herrenstraße 33, KA-Innenstadt Beginn: 19.30 Uhr Teilnahme kostenlos Veranstalter: Flüchtlingszeit e.V., Reisebuchladen Karlsruhe www.fluechtlingszeit.de www.reisebuchladen-karlsruhe.de/ veranstaltungen Flüchtlingszeit Buch- und Projektvorstellung 16.3. Foto: Markus Breig 73 16. März Mittwoch „Aus dem Wörterbuch des kleinen Rassisten“ Eine Soiree mit Musik und Texten aus alter und neuer Zeit zum Thema Rassismus und Fremdenfeindlichkeit Derzeit feiern längst überholt geglaubte Welt- sichten, Falschmeldungen und Unwörter fröh- liche Urständ. Schnell werden da aus Schlag- worten Schlagstöcke. Fast möchte man meinen, Deutschland bewege sich am Rande eines ima- ginären Abgrunds und die Politik schaue ver- dutzt dabei zu. Dabei sind weder Flüchtlinge noch die Angst vor ihnen neu – und leider ist es auch der Rassismus nicht. In einer heiter-ernsten Soiree wird darum das „Wörterbuch des kleinen Rassisten“ aufgeblät- tert und die erschreckende Aktualität längst vergessener Texte deutlich. Ort: Haus der Reformation (Gemeindehaus) der Evangelische Kirche Neureut-Kirch- feld, Kiefernweg 22, Karlsruhe Beginn: 19.30 Uhr Teilnahme kostenlos Veranstalter: Evangelische Kirchengemeinde Neureut-Kirchfeld 16.3. Petra Dirscherl, pixelio 74 16. März Mittwoch „Komm Zigan – bleib weg Zigan“ Renate Schweizer und Gäste veranschaulichen während dieser Veranstaltung, wie Solidarität entsteht, wie Vorurteile sich auflösen können, ob es gute oder schlechte Geflüchtete gibt und wie sich Menschen kennenlernen. Ein eigens dafür produzierter Film wird Hauptbestandteil der Veranstaltung sein. Im Mittelpunkt steht dabei Hilde Becker, die „Sintis, Roma und Zigeuner eigentlich überhaupt nicht mochte“ und sie am Ende durch die Be- gegnung mit ihnen zu lieben gelernt hat. Seit eineinhalb Jahren setzt sie sich mit drei weite- ren Damen namens Marija, Ingrid und Renate für Geflüchtete vom Balkan ein, die in der LEA-Außenstelle in der Memelerstraße in Karls- ruhe untergebracht sind. Dort engagierte sie sich bei Handtuch- und Schuhsammelaktionen sowie einem privaten Hoffest im Sommer. Außerdem nahm die Gruppe mit vier Kindern und ihren Müttern im Sommer 2015 beim Karlsruher Stadtgeburtstag an einer Musikthe- ater-Aufführung von Renate Schweizer im Pa- villon teil. Bei den Akteuren handelt es sich um Menschen im besten Alter, die im Projekt die Erfahrung machen konnten, wie durch reflek- tiertes Handeln positive Erfahrungen gemacht werden können. All dies wird im Film dargestellt und in Hilde Beckers Worten klargemacht: „Sowas geht nur gemeinsam, mit Unterstützung.“ Ort: AWO-Begegnungsstätte Irma Zöller, Klauprechtstraße 30, KA-Südweststadt Beginn: 15 Uhr Teilnahme kostenlos Veranstalter: AWO-Stadtbezirk Südwest-Weststadt www.kunstwohlfahrt.eu www.art-and-soul.de 17.3. 75 17. März Donnerstag „Irgendwie Anders“ Vorlesen und Basteln So sehr er sich auch bemühte, wie die anderen zu sein, Irgendwie Anders war irgendwie an- ders. Deswegen lebte er auch ganz allein auf einem hohen Berg und hatte keinen einzigen Freund. Bis eines Tages ein seltsames Etwas vor seiner Tür stand. Das sah ganz anders aus als Irgendwie Anders, aber es behauptete, genau wie er zu sein. Für Kinder zwischen 4 und 6 Jahren. Ort: Stadtteilbibliothek Waldstadt, Neisser Straße 12, KA-Waldstadt Beginn: 15 Uhr Teilnahme kostenlos Veranstalter: Stadtbibliothek (Kulturamt der Stadt Karlsruhe) www.stadtbibliothek-karlsruhe.de 17.3. Fo to : M ar tin G om m el 76 17. März Donnerstag „Der triebhafte Orientale“ – aktuelle Projektion eines historischen Feindbildes oder Sichtbarwerden einer realen Gefahr? Der von seinen Trieben gesteuerte, frauenver- achtende muslimische Mann: Hat Deutschland ein neues Feindbild oder ist ein altes Feind- bild aufgrund aktueller Bezüge neu aufgelegt worden? Oder verkennen sogenannte Gutmen- schen mit ihrer Haltung der falschen Toleranz, ihrer Blauäugigkeit und ihrer Multi-Kulti-Ro- mantik diese die deutsche Gesellschaft bedro- hende reale Gefahr? Bauen mögliche Projek- tionen auf rassistischen Mustern auf oder sind die Ängste besorgter Bürger berechtigt? Diesen Fragen will sich der Vortrag von Ozan Keskinkilic widmen und Sie an diesem Abend zu Diskussionen mit Karlsruher Musliminnen und Muslimen anregen. Über Ozan Keskinkilic: Der Referent ist Projektmitarbeiter am For- schungsprojekt „Erinnerungsorte – Vergessene und verwobene Geschichten“ unter der Leitung von Prof. Dr. Iman Attia an der Alice Salomon Hochschule Berlin. Ort: Räumlichkeiten des Deutschsprachigen Muslimkreises Karlsruhe e.V., Kaiserallee 111a (Hintergebäude, 2. OG), KA-West- stadt Beginn: 19 Uhr Teilnahme kostenlos Veranstalter: Deutschsprachiger Muslimkreis Karlsruhe e.V. www.dmk-karlsruhe.de www.ash-berlin.eu/hsl/ forschung.phtml?id=762 17.3. Bart GläuBiG anschlaG. rassismus fänGt im Kopf an! Internationale Wochen gegen Rassismus. www.interkultureller-rat.de Schleier verhüllt gewalt. raSSiSmuS fängt im Kopf an! Internationale Wochen gegen Rassismus. www.interkultureller-rat.de 77 17. März Donnerstag Das Recht, anders zu sein Informationsabend von Queeramnesty gegen Homophobie In Deutschland streiten wir über die Öffnung der Ehe für gleichgeschlechtliche Paare, in manch anderen Ländern der Welt riskieren Menschen ihr Leben – allein deshalb, weil sie schwul, lesbisch oder transgender sind. Queer- amnesty Deutschland engagiert sich für ihre Rechte und den Schutz vor Menschenrechtsver- letzungen aufgrund sexueller Orientierung. In Karlsruhe gibt es seit Kurzem eine Queeram- nesty-Gruppe. Jeder und jede ist willkommen mitzuarbeiten und sich einzubringen. Der Infor- mationsabend gibt Interessent_innen die Mög- lichkeit, die Arbeit von Queeramnesty und die Karlsruher Gruppe kennenzulernen. Kontakt: Amnesty International Karlsruhe Email: queer@amnesty-karlsruhe.de Ort: Menschenrechtszentrum, Alter Schlacht- hof 59, KA-Oststadt, Mir-Mohammedi- Raum im 1. OG Beginn: 19 Uhr Teilnahme kostenlos Veranstalter: Amnesty International – Bezirk Karlsruhe www.amnesty-karlsruhe.de 17.3. www.antidiskriminierungsstelle.de 78 17. März Donnerstag „Kino ohne Grenzen“ zeigt „Gucha“ „Gucha“ (88 min, Serbien 2006) Der junge Romeo ist ein begnadeter Trompe- tenspieler, der in seinem traditionsbewussten Orchester durch seine freien Improvisationen aneckt. Er ist unsterblich in Juliana, die Toch- ter eines berühmten Trompetenspielers verliebt. Doch dieser lehnt die Liebe seiner Tochter zu einem Roma ab und verbietet den beiden, sich zu sehen. Nur wenn Romeo ihn beim anstehen- den Trompetenwettbewerb in Gucha besiegt, darf er um Julianas Hand anhalten. „Gucha“ erzählt actionreich und mit mitreißender Brass-Musik von Romeos und Julianas steinigem Weg ins Glück. Die serbische Liebeskomödie wird in Originalsprache mit deutschen Unter- titeln gezeigt. Über „Kino ohne Grenzen“: Mit der monatlich stattfindenden Filmreihe „Kino ohne Grenzen“ wollen das Kino „Die Kur- bel“, der Caritasverband und das Diakonische Werk gemeinsam einen Treffpunkt schaffen, wo persönliche Begegnungen zwischen Ge- flüchteten und Karlsruher Bürger_innen über das Medium Film möglich werden und zum in- terkulturellen Austausch anregen. Bürger_innen und Geflüchtete gehen hier zusammen ins Kino und sehen Filme, die vorwiegend aus den Her- kunftsländern derjenigen stammen, die derzeit in Karlsruhe eine Zuflucht gefunden haben. Ein zum Film passendes Rahmenprogramm lädt zum gegenseitigen Kennenlernen ein. weitere Termine von Kino ohne Grenzen: 14. April / 12. Mai / 16. Juni jeweils 18.30 Uhr Ort: Die Kurbel, Kaiserpassage 6, KA-Innenstadt Beginn: 19 Uhr, Einlass: 18.30 Uhr Eintritt: Geflüchtete zahlen einen symbo- lischen Beitrag von 50 Cents, alle anderen können zwischen dem regulären Eintritts- preis (8,50 € / 6,50 € ermäßigt) und einem Soli-Preis (11 € / 9 € ermäßigt), der den Fortbestand der Reihe sichern soll, wählen. Veranstalter: Die Kurbel www.kino-ohne-grenzen.de www.kurbel-karlsruhe.de 17.3. 79 17. März Donnerstag Tanz und Politik – Tanz unterm Hakenkreuz Film und Gespräch von und mit Annette von Wangenheim Als am 30. Januar 1933 die Nationalsozialisten an die Macht kamen, hatte dies auch für die Tanzkunst verheerende Folgen. Der Film „Tanz unterm Hakenkreuz“ von Annette von Wangen- heim stellt Tänzerschicksale und die Tanzästhe- tik der NS-Zeit im historisch-politischen Kontext dar. Drei Zeitzeuginnen geben mit ihren Erinne- rungen Einblick in den politischen und den tän- zerischen Alltag: Julia Marcus, Lilian Karina und Gyp Schlicht. Sie regen dazu an, über die unterschiedlichsten Verbindungen von Tanz und Politik auch heute nachzudenken. Ort: Kinemathek Karlsruhe, Kaiserpassage 6, KA-Innenstadt, Studio 3 Beginn: 19 Uhr Eintritt: 6 € Veranstalter: Volkshochschule Karlsruhe e.V. (VHS), Kinemathek Karlsruhe e.V. www.vhs-karlsruhe.de www.kinemathek-karlsruhe.de 17.3. 80 17. März Donnerstag Wer kennt das nicht? Man ahnt nichts Böses, verlässt die eigenen vier Wände und schon geht es los: Diskussionen über den sogenannten Alltagsrassismus und Begriffe, die auf einmal politisch inkorrekt sind, springen jedem von uns – gewollt oder ungewollt, aktiv oder passiv – vor die Füße. Manche weichen aus, andere treten darauf und waghalsige Krieger_innen heben auf, was vor ihnen liegt und beteiligen sich an den hitzigen Wortgefechten. Wieso so viel diskutieren? Warum sind die so empfindlich? Während man sich solche Fragen stellt, merkt man, dass sie einen viel mehr be- schäftigen als man es sich eingestehen möchte und dass das, was einen stört oder vielleicht auch schon langweilt, weniger das Thema als vielmehr die Diskussionsart ist. Bist Du auch so jemand? Dann ist die neu entste- hende Lesebühne machtWorte genau das Rich- tige für Dich! Auf poetisch-literarische Weise stellen eingeladene Menschen ihre Perspektiven auf Diskriminierungen und Ausgrenzungen vor. Live-Musik und anschließender gemeinsamer Austausch dürfen hier natürlich nicht fehlen. Das Gespräch findet mit Beteiligung von Prof. Dr. Heidi Rösch (Professorin für Literaturwis- senschaft und -didaktik) und Prof. Dr. Thomas Geier (Professor für Interkulturelle Pädagogik und lebenslange Bildung) von der Pädago- gischen Hochschule Karlsruhe statt. machtWorte möchte zwischen Poesie und Wissenschaft neue Perspektiven eröffnen. Die Veranstaltung wird getragen und organi- siert von Studierenden des Masterstudiums Interkulturelle Bildung, Migration und Mehr- sprachigkeit der PH Karlsruhe. Wir würden uns freuen, auch zukünftig gemeinsame Lese- bühnenabende zu veranstalten. machtWorte mit uns gemeinsam und kommt! Ort: mapa Café, Gartenstraße 56b, KA-Südweststadt Beginn: 19 Uhr Teilnahme kostenlos Veranstalter: Studierende des Masterstudien- gangs Interkulturelle Bildung, Migration und Mehrsprachigkeit der PH Karlsruhe Jahrgang 2015/16; mapa Café www.mapa-cafe.de www.ph-karlsruhe.de/studium-lehre/ studienangebot/masterstudiengaenge/ ma-imm/ 17.3. „machtWorte“ Warum sie so empfindlich sind. 81 17. März Donnerstag Sind unsere Werte in Gefahr? Was können die Religionen beitragen zur Bewahrung unserer freiheitlich-demokratischen Grundordnung? Im Rahmen des „Dialogs der Religionen“ Der Zuzug von Geflüchteten dient rechtsextre- men Gruppen und Parteien als Nährboden zur Verbreitung ihrer menschenverachtenden und ausgrenzenden Ideologien. Neue Phobien, Feind- bilder und entsprechende Aggressionen dringen in die Mitte der Bevölkerung ein. Aber auch un- ter den Geflüchteten finden sich Menschen, die sich auf Grund ihrer anderen Herkunftskultur oder Sozialisation in einem bestimmten Umfeld nur schwer auf unsere demokratischen Grund- werte einlassen können. Wie bewahren wir diese Grundwerte und Errungenschaften, wenn durch Flucht verschiedene Menschen und Kulturen auf- einander treffen? Wie vermitteln wir sie, wie ge- ben wir sie weiter? Was für einen Beitrag können religiöse Menschen dafür leisten? Über diese Fragestellungen tauschen sich Ver- treterinnen und Vertreter von Judentum, Bud- dhismus, Christentum, Islam und Bahá`í-Religion aus und wollen mit Ihnen in diesem „Dialog der Religionen“ im Rahmen der Karlsruher Wochen gegen Rassismus ins Gespräch kommen. Ort: ibz, Kaiserallee 12d, KA-Weststadt, Großer Saal Beginn: 19.30 Uhr Teilnahme kostenlos Veranstalter: AG Garten der Religionen Karlsruhe e.V. und Internationales Be- gegnungszentrum Karlsruhe e.V. www.gartenderreligionen-karlsruhe.de www.ibz-karlsruhe.de 17.3. 82 17. März Donnerstag Roma – früher vergast, heute abgeschoben In ihrem Vortrag nimmt die Menschenrechtlerin Liane Holl uns unter anderem in einen histo- rischen Exkurs mit. Kaum eine Bevölkerungs- gruppe wird mit so vielen Stereotypen bedacht wie die der Sinti und Roma (als „Zigeuner“). Gerade die Ambivalenz in deren Darstellung – Romantisierung und Kriminalisierung – bietet ausreichend Grundlage, in eine sachliche Ge- genwartsdiskussion einzutreten. Lange Zeit wa- ren Sinti und Roma durch ihre Spezifizierung als kriminelle Bevölkerungsgruppe („Rasse“) Opfer der rassistischen Vernichtungspolitik und aus der Gesellschaft ausgeschlossen. Heute wird diese europäische Bevölkerungsgruppe als eine – die (deutsche) Gesellschaft bedrohende – Gruppe von „Wirtschaftsflüchtlingen“ darge- stellt, die ihr „Schicksal“ selbst verursacht hätte. Liane Holl ist es – als Menschenrechtlerin und Expertin zu Themen um den Holocaust – wich- tig aufzuklären und sich diesem Thema politisch anzunehmen. Der Vortrag wird von Marianne Hangstoerfer (Chansonsängerin und Musikerin) musikalisch untermalt. Anschließend findet eine Diskussion mit den Be- suchern der Veranstaltung statt. Ort: Karlsruher Club 50 Plus e.V., AWO-Be- gegnungsstätte Gretl Vogt, Adlerstraße 33, KA-Innenstadt Beginn: 19.30 Uhr Teilnahme kostenlos Veranstalter: Karlsruher Club 50 Plus e.V., KunstWohlfahrt der AWO www.kaplus50.de www.kunstwohlfahrt.eu 17.3. 83 17. März Donnerstag „Pegida und die Radikalisierung von rechts. Beobachtungen einer menschenfeindlichen Bewegung“ Vortrag und Diskussion mit Olaf Sundermeyer und dem Netzwerk Karlsruhe gegen rechts Seitdem Ende 2014 die Pegida-Bewegung angetreten ist, um als „besorgte Bürger“ ge- gen eine von ihnen befürchtete Islamisierung des Abendlandes zu protestieren, haben sich in ganz Deutschland rechte und rechtspo- pulistische Bewegungen nach dem Dresdner Vorbild gebildet. Olaf Sundermeyer, Publizist und Mitautor des von der Friedrich-Ebert-Stif- tung herausgegebenen Sammelbands „Wut, Verachtung, Abwertung. Rechtspopulismus in Deutschland“, gibt einen Überblick über die Entwicklungen dieser Bewegungen, die sich in den vergangenen Monaten zwar zahlenmäßig zurück entwickelt, aber vielerorts auch inhalt- lich radikalisiert haben. Diese Entwicklung war auch in Karlsruhe zu beobachten, wo seit Fe- bruar 2015 diverse Gruppierungen zunächst unter dem Pegida-Label KARGIDA und später unter der Bezeichnung „Widerstand Karlsruhe“ in zweiwöchentlichem Rhythmus demonstrieren. Gemeinsam mit Mitgliedern des Netzwerks Karlsruhe gegen rechts, die die lokalen Entwick- lungen seit Monaten beobachten, soll über die Situation in Karlsruhe informiert werden und die- se in einem größeren Kontext diskutiert werden. Im Rahmen der Veranstaltung wird der Ende 2015 herausgegebene Sammelband „Wut, Verachtung, Abwertung. Rechtspopulismus in Deutschland“ vorgestellt. Über Olaf Sundermeyer: Olaf Sundermeyer (geb. 1973) ist Journalist und Publizist, der seit vielen Jahren in rechtsextremen Milieus recherchiert. Zu seinen Publikationen ge- hören u. a. das 2009 mit Christoph Ruf verfasste Buch „In der NPD“ sowie zahlreiche Artikel zur Hooliganszene. 2012 erschien das Buch „Rech- ter Terror in Deutschland. Eine Geschichte der Gewalt.“ Er lebt und arbeitet in Berlin. 17.3. 84 17. März Donnerstag Foto: Martin Gommel Ort: Jubez, Kronenplatz 1, KA-Innenstadt, Großer Saal Beginn: 19.30 Uhr, Einlass: 19 Uhr Teilnahme kostenlos Veranstalter: Fritz-Erler-Forum, Landesbüro der Friedrich-Ebert-Stiftung in Koopera- tion mit dem Netzwerk Karlsruhe gegen rechts und dem Jubez www.olaf-sundermeyer.com www.stja.de www.jubez.de www.ka-gegen-rechts.de www.fritz-erler-forum.de Olaf Sundermeyer 85 17. März Donnerstag Pavel Fieber liest aus „Wolkenbruchs wunder- liche Reise in die Arme einer Schickse“ von Thomas Meyer Interreligiöse Vorurteile gibt es immer wieder. Der junge orthodoxe Jude Mordechai Wolken- bruch, kurz Motti, hat ein Problem: Die Frauen, die ihm seine Mutter als Heiratskandidatinnen vorsetzt, sind alle wie seine „Mame“ und haben auch deren ausladende Figur. Ganz im Ge- gensatz zu Laura, seiner hübschen Mitstudentin an der Züricher Universität, doch leider ist sie eine „Schickse“, eine Nichtjüdin. Trotzdem ver- liebt er sich in sie. Sein Gehorsam gegenüber der Mame und ihren merkwürdigen Methoden schwindet. Er zweifelt, ob der ihm vorgegebene Weg wirklich der einzig richtige ist. Die Dinge nehmen ihren Lauf. Und Motti muss schon bald feststellen: trotz eines wunderbaren „tuches“, einer aufreizenden „Rückfront“, haben auch Schicksen nicht alle Tassen im Schrank. Eine köstliche Geschichte mit umwerfendem Humor. Der Schauspieler, Regisseur und ehemalige Staatstheaterintendant Pavel Fieber liest aus Thomas Meyers Erfolgsroman, der demnächst verfilmt wird. Ort: Badisches Staatstheater, Baumeisterstraße 11, KA-Südstadt, Kleines Haus Beginn: 20 Uhr Eintritt: 10 € / ermäßigt 5 € Veranstalter: Badisches Staatstheater Karlsruhe www.staatstheater.karlsruhe.de 17.3. Pavel Fieber Thomas Meyer 86 17. März Donnerstag Muslimisches Freitagsgebet am KIT Beschreibung siehe Seite 36 Anmeldung erwünscht per E-Mail an: info@dmk-karlsruhe.de Ort: AKK-Stadion, Gebäude 30.81, Paulcke- platz 1, KIT Campus Süd, KA-Innenstadt Beginn: 13.15 Uhr Eintritt frei Veranstalter: Deutschsprachiger Muslimkreis Karlsruhe e.V., Dachverband islamischer Vereine in Karlsruhe e.V. in Kooperation mit dem Muslimischen Studentenverein Karlsruhe e.V. www.dmk-karlsruhe.de www.karlsruher-muslime.de www.msv.kit.edu 18.3. „Als die Raben noch bunt waren“ Kamishibai-Theater „Früher waren alle Raben kunterbunt – rosa mit violetten Schwanzfedern, gelb mit grünen Tup- fen, hellblau und orangerot gestreift. Jeder der kunterbunten Raben stritt darum, der Schöns- te zu sein. Bis eines Tages etwas Unerwartetes passierte…“ Beim japanischen Erzähltheater für Kinder wer- den zusammen mit Hilfe der Kamishibai-Bühne und Bildkarten Geschichten erzählt. Im Anschluss an die Erzählung können die Kin- der selbst ein Bild für das Kamishibai malen und die Geschichte weitererzählen. Anmeldung bis zum 11. März persönlich oder telefonisch unter 0721/133-4266. Die Teilnehmerzahl ist begrenzt. Für Kinder ab 5 Jahren. Ort: Stadtteilbibliothek Durlach, Pfinztalstraße 9 (Karlsburg), KA-Durlach Beginn: 16 Uhr Teilnahme kostenlos Veranstalter: Stadtbibliothek (Kulturamt der Stadt Karlsruhe) www.stadtbibliothek-karlsruhe.de 18.3. Wir laden ein 87 18. März Freitag „Rhythmen gegen Rassismus“ Auch in diesem Jahr wollen wir wieder durch vielfältige internationale Rhythmen und Ge- sang ein Zeichen gegen Rassismus setzten. Dazu sind Kinder und Erwachsene jeglicher Herkunft eingeladen. Die Sängerin Chiha begleitet die- sen Workshop. Über die Sängerin Chiha: In ihrer Jugend fiel Chihas Talent auf und sie erhielt ein Stipendium für das Gesangs-Studi- um an der Nubat-Universität Rashidia in Tunis. Während des Studiums entstand zuerst der Wunsch in ihr, unterschiedliche kulturelle Musik- traditionen zu verknüpfen. Später, als Bürgerin Europas, konnte Chiha diesen Wunsch realisieren und es entstand eine eigenwillige Mischung aus Arabisch-An- dalusischer Tradition und aktuellen Trends in der Europäischen Tanzmusik, eine Arabische Popmusik-Version mit Drum’n’Bass, Jazz und House-Elementen. Mit regelmäßigen Konzerten ist Chiha vor allem in Deutschland, Usbekistan, Frankreich, Japan, Lettland und Amerika be- kannt geworden. Alle Interessierte sind dazu eingeladen – Trommeln sollten, falls vorhanden, mitge- bracht werden! Anmeldung erforderlich per E-Mail: iifgka@web.de oder Tel: 0176/66 06 75 37 (Najoua Benzarti) Ort: ibz, Kaiserallee 12d, KA-Weststadt Zeit: 16.30 – 18.30 Uhr Veranstalter: Islamische Internationale Frau- engemeinschaft Karlsruhe und Umgebung e.V., Internationales Begegnungszentrum Karlsruhe e.V. Facebook: Islamische Internationale Frauenge- meinschaft e.V. www.chiha.de www.ibz-karlsruhe.de 18.3. Wir laden ein 88 18. März Freitag Fußball für mehr Toleranz und Respekt Interkulturelles Fußballturnier Das Fußballturnier soll Menschen aus verschie- denen kulturellen Einrichtungen und interkultu- rellen Vereinen zusammenbringen und so ein Zeichen für ein friedvolles Miteinander setzen. Verschiedene Akteure aus unterschiedlichen Kulturvereinen werden in gemischten Mann- schaften ein Indoor-Fußballturnier austragen. Im Anschluss werden die Teilnehmer zu einem gemeinsamen Dialogessen an die Johannes-Ke- pler-Schule eingeladen. Besonders angesprochen als Mitspieler sind Funktionäre und Mitglieder verschiedener Karlsruher Vereine. Das Turnier ist noch offen für interessierte Teil- nehmer. Diese können sich an folgenden Kontakt wenden: Dogan Keles, Tel. 0151/65 15 67 79. Ort: Europa Arena, Daimlerstraße 13, KA-Nordweststadt Beginn: 18 Uhr Teilnahme kostenlos Veranstalter: Deutsch-Türkischer Bildungskreis e.V. und Johannes Kepler Privatschulen www.dtb-karlsruhe.de www.kepler-privatschulen.de www.europaarena.com 18.3. Deutsch-Türkischer Bildungskreis e.V. Sitz Karlsruhe Bankverbindung Daimlerstr. 7 Amtsgericht Karlsruhe Sparkasse Karlsruhe 76185 Karlsruhe VR 2875 Konto-Nr.: 108064981 BLZ 660 501 01 18.3. „Komm Zigan – bleib weg Zigan“ Beschreibung siehe Seite 75 Ort: AWO-Begegnungsstätte Irma Zöller, Klauprechtstraße 30, KA-Südweststadt Beginn: 19.30 Uhr Teilnahme kostenlos Veranstalter: AWO-Stadtbezirk Süd- west-Weststadt www.kunstwohlfahrt.eu www.art-and-soul.de 89 18. März Freitag Lesung: „Schwarz – Weiß – kleinkariert“ Lesung, Diskussion und Fotoaktion zum Thema Rassismus und Empowerment Ist die scheinbar harmlose Frage „Woher kommst du eigentlich? Ich meine ursprünglich?“ wirklich nur Interesse oder doch schon rassistisch? Die TV-Journalistin Anne Chebu gibt in der Le- sung aus ihrem Buch „Anleitung zum Schwarz- sein“ Antworten auf diese und weitere Fragen, mit denen Schwarze Menschen in ihrem Alltag konfrontiert werden. Ergänzt wird die Lesung durch einen Austausch mit Vertreter_innen der Interessengemeinschaft Empowerment!KA, die die rassismuskritische Öf- fentlichkeitsarbeit der Stadt Karlsruhe unterstüt- zen, aber auch die Selbststärkung gegen Rassis- mus fördern möchte. Ort: ibz, Kaiserallee 12d, KA-Weststadt Beginn: 19.30 Uhr Teilnahme kostenlos Veranstalter: Empowerment!KA, Internationa- les Begegnungszentrum Karlsruhe e.V., Antidiskriminierungsstelle Karlsruhe des Menschenrechtszentrums Karlsruhe e.V. www.empowerment-ka.de www.ibz-karlsruhe.de www.menschenrechtszentrum.de 18.3. Anne-Chebu. Foto: Noel Richter Empowerment! KA 90 18. März Freitag Eine Stückentwicklung von Tugsal Mogul. Uraufführung / Koproduktion mit dem Theater Pforzheim Walter: Wo wurden Sie denn geboren? Fatima: In Marburg an der Lahn. Haben Sie die Versichertenkarte hier? Walter: Nein. Ich meine, wo kommen Ihre Eltern her? Fatima: Meine Mutter ist Deutsche und mein Va- ter ist Ägypter. Walter: Ha! Hab ich doch gewusst. Macht doch auch nichts. Ist doch nicht schlimm. Zwei Menschen, zwei Gespräche, die gleich- zeitig verlaufen: Die Begegnung zwischen einer Ärztin und ihrem Notfallpatienten. Und die Be- gegnung zwischen einem typischen Deutschen und einer noch nicht so typisch Deutschen, ein sogenannter „Herkunftsdialog“, der uns allen immer wieder unterläuft. Fremdraumpflege spielt in privaten Wohnzimmern. 15 Zuschauer sitzen gemütlich beieinander, ein Nachbar stößt dazu, und plötzlich entsteht eine interkulturelle Konfliktsituation, die den unterschwelligen Ras- sismus in unserem Alltag seziert. Entwickelt und inszeniert wurde die Koprodukti- on der Theater in Pforzheim und Karlsruhe von Tugsal Mogul, Arzt und diplomierter Schau- spieler, praktizierender Anästhesist, Autor und Regisseur. Publikumsgespräch im Anschluss Ort: Privatwohnung in Karlsruhe, die Adresse wird den Kartenkäufern vor der Vorstel- lung bekanntgegeben Beginn: 20 Uhr Eintritt: 14 € / ermäßigt 7,50 € Veranstalter: Badisches Staatstheater Karlsruhe www.staatstheater.karlsruhe.de 18.3.„Fremdraumpflege“ Foto: Felix Grünschloss 91 18. März Freitag „Das neue Stück 37 – rechtes denken“ Theaterstück von Konstantin Küspert Entstehen Gesellschaften weniger über Ge- meinsamkeiten, sondern vielmehr über den gemeinsamen Feind, den Anderen, von dem man sich abgrenzt? Entwickelt sich freundliche Konkurrenz durch die selben Mechanismen wie Völkermord? Am Mittagstisch der »Familie« wird Sohn Peter, ein wertehungriges Kind, mit seinen Fragen nach moralischer Orientierung abserviert. Zweifelhafte Antworten finden sich allzu schnell am rechten Rand. Vati will nicht bemerken, wie Peter immer weiter nach rechts abdriftet, während Mutti das vorgespielte Fa- milienidyll zusehends über hat. Um das fragile Staatswesen zu schützen, treten Bürger auf, die mit ihrem Leviathan diskutieren. Die Bürger geben sich besorgt, sind doch plötzlich lauter Fremde da. Wohin mit denen? Und wessen Wohl, wessen Schutz, wessen Würde gelten mehr? Konstantin Küspert sucht neue, tiefergehende Antworten auf die Dialektik der Aufklärung – auf die Fragen, warum Rassismus und rechtes Denken immer noch und immer wieder in un- serer Gesellschaft Platz gewinnen. Küspert hat als Dramaturg am Staatstheater Karlsruhe u. a. mit Jan-Christoph Gockel das NSU-Projekt „Rechtsmaterial“ sowie das NSA-Projekt „Ich bereue nichts“ über Edward Snowden erarbei- tet. Zur Zeit übersetzt er „Die Troerinnen“ des Euripides neu für die Inszenierung von Jan Phi- lipp Gloger, die im April bei den Europäischen Kulturtagen Premiere hat. Nach der szenischen Lesung stellt er sich den Fragen des Publikums. Einrichtung: Daniel Kozian Bühne & Kostüme: Studierende der Hochschule für Gestaltung Karlsruhe Dramaturgie: Michael Gmaj mit Schauspielern des Ensembles Ort: Badisches Staatstheater, Baumeisterstraße 11, KA-Südstadt, Studio Beginn: 20 Uhr Eintritt: 4 € Veranstalter: Badisches Staatstheater Karlsruhe www.staatstheater.karlsruhe.de 18.3. Konstantin Küspert © Reinhard Maximilian Werner 92 18. März Freitag Workshop „Bewusst Weißsein“ Beschreibung siehe Seite 66 Teilnehmerzahl: min. 10, max. 16 Kosten: 60 € / ermäßigt 40 € Anmeldung: Freundeskreis Asyl e.V., Alter Schlachthof 59, 76131 Karlsruhe Jörg Rupp, info@freundeskreis-asyl.de Der Workshop findet am 19. und 20. März statt und kann nur an beiden Tagen besucht werden! Ort: Räume des Freundeskreises Asyl im Menschenrechtszentrum Karlsruhe, Alter Schlachthof 59, KA-Oststadt Zeit: jeweils 9 – 16 Uhr Veranstalter: Freundeskreis Asyl e.V. www.freundeskreis-asyl.de 19.3.+ 20.3. UNITED for Intercultural Action, www.unitedagainstracism.org 93 19. und 20. März Samstag und Sonntag Besuch des Gartens der Religionen Gemeinsam mit ausländischen Studierenden über Religion und Weltanschauung diskutieren Das Studierendenwerk Karlsruhe veranstaltet gemeinsam mit ausländischen Studierenden einen Besuch des Gartens der Religionen. Das Ziel ist der Austausch und Diskussion zwischen den verschiedenen Kulturen, Religionen und Weltanschauungen anzuregen und zu fördern. Interessierte Studierende und Bürger_innen der Stadt können an der Veranstaltung teilnehmen. Anmeldung bis 14.03.2016 erforderlich per E-Mail an: isc@sw-ka.de Ort: Garten der Religionen Karlsru- he, Stuttgarter Straße / Ecke Ma- rie-Juchacz-Straße, Citypark der Südstadt-Ost Treffpunkt: Studierendenwerk Karlsruhe, KIT Campus Süd, Adenauerring 7, KA-Innen- stadt Beginn: 10 Uhr Teilnahme kostenlos Veranstalter: Studierendenwerk Karlsruhe in Kooperation mit der AG Garten der Religionen für Karlsruhe e.V. www.sw-ka.de/de/internationales www.gartenderreligionen-karlsruhe.de 19.3. 94 19. März Samstag Gemeinsames aktives Gedenken mit Putzaktionen in der Karlsruher Südstadt Eingelassen in öffentliche Gehsteige vor den letzten freiwillig gewählten Wohnquartieren erinnern auch in Karlsruhe quadratische Mes- singplatten des Künstlers Gunter Demnig an einstige Bewohner_innen: Diese Menschen wur- den Opfer politischer und rassistischer Verfol- gung unter der NS-Diktatur. Die „Stolpersteine“ lassen Vorübergehende über die Namen und Schicksale optisch „stolpern“, geben den Op- fern symbolisch ein Stück ihrer Identität zurück. Einstmals blitzende Stolpersteine haben Patina angesetzt und fügen sich nun fast unauffällig ins Grau der Pflastersteine. Um wieder mehr Aufmerksamkeit auf sie zu lenken, ist Erinne- rungsarbeit ganz praktischer Art gefragt – mit der Karlsruher Stolpersteine-Putzaktion unter dem Motto „Erinnerung aufpolieren!“. Ein um- sichtiges Team plant die Putzaktionen, stets in unterschiedlichen Stadtteilen. Nach Recher- chen werden die Routen auf Basis der ver- legten „Stolpersteine“ geplant. Solch aktive Erinnerungsarbeit lenkt den Blick auf eine leicht übersehene Seite der Stadt. Die Symbolik der würdigenden Gesten geht allen Beteiligten da- bei vor einem allumfassenden Abarbeiten der Gedenksteine. Über die Mitwirkenden: Es engagieren sich überwiegend Privatper- sonen sowie Aktive von Amnesty International Bezirk Karlsruhe, Deutschsprachiger Muslim- kreis Karlsruhe e.V., Gegen Vergessen – Für Demokratie e.V. Sektion Nordbaden, Men- schenrechtszentrum Karlsruhe e.V. und aus Ju- gendorganisationen politischer Parteien. Interessierte sind sehr willkommen, können ger- ne mitgebracht werden oder unterwegs dazu- stoßen. Putzutensilien werden gestellt. Ort: Start ist am Indianerbrunnen auf dem Werderplatz, KA-Südstadt Erinnerungssteine in der Karlsruher Südstadt werden auf kürzeren Fußwegen angesteuert. Beginn: 14 Uhr Teilnahme kostenlos Veranstalter: Initiative „Erinnerung aufpolie- ren – Stolpersteine putzen“ www.erinnerung-aufpolieren.de www.stolpersteine.eu Erinnerungen aufpolieren – Stolpersteine putzen! 19.3. 95 19. März Samstag Wir laden einSpielen verbindet Spielfest für Kinder von 6 - 12 Jahren Das Kinder- und Jugendhaus Durlach veran- staltet ein Spielfest auf dem Spielplatz neben der Weiherhofhalle. Unter dem Motto „Spielen verbindet“ laden wir alle Kinder des Stadtteils Durlach ein – insbesondere die Kinder, die in Außenstellen der Landeserstaufnahmestelle für Flüchtlinge untergebracht sind. Das Programm ist vielfältig: neben Fußball, Basketball, Tisch- tennis und Trampolin stehen gemeinsame Groß- gruppenspiele, ein Bewegungsparcours sowie kreative und zirkuspädagogische Angebote auf dem Programm. Ort: Kinder- und Jugendhaus Durlach, Weiherstraße 1, KA-Durlach, Spielplatz neben der Weiherhofhalle Zeit: 14 - 17 Uhr Teilnahme kostenlos Veranstalter: Stadtjugendausschuss e.V. Karls- ruhe, Kinder- und Jugendhaus Durlach 19.3. Fo to : M ar tin G om m el 19. März Samstag Über den Tellerrand kochen: Always cook on the bright side of life In Kooperation mit dem Berliner Verein „Über den Tellerrand kochen“ möchte die „Teller- rand-Community Karlsruhe“ durch aktive Be- gegnungsprozesse zwischen Geflüchteten und Beheimateten zu einer offenen und toleranten Gesellschaft beitragen. Die vergangenen Events zeigen, dass das ge- meinsame Kochen, Schlemmen und Erleben eine besondere Möglichkeit bietet, Sprachbarrieren zu überwinden und ein größeres Bewusstsein füreinander zu schaffen. Herzlich eingeladen sind alle, die gerne neue Rezepte und Köstlichkeiten erkunden und / oder eigene Kocherfahrungen weitergeben möchten. Weder perfekte Sprach- noch Koch- kenntnisse sind dafür erforderlich. Es soll je ein Lieblingsgericht von einer hier beheimateten und einer geflüchteten Person gemeinsam zubereitet werden. Das Teller- rand-Team stellt die benötigten Zutaten zur Verfügung und freut sich deshalb über Rezept- vorschläge. Über den eigenen Tellerrand hinaus probieren, voneinander lernen, miteinander genießen und freundschaftliche Netzwerke bilden – Für ein besseres Wir! Anmeldung und Rezeptvorschläge bis zum 5. März per Mail an: karlsruhe@ueberdentellerrand.org (Teilnehmerzahl: 20) Ort: VIKI, Viktoriastraße 12, KA-Südweststadt Beginn: 16 Uhr Teilnahme kostenlos, aber ein Solibeitrag ist willkommen Veranstalter: Über den Tellerrand Community Karlsruhe 19.3. Wir laden ein 97 19. März Samstag Meditation gegen Rassismus Audiovisuelle Meditation von Isis Chi Gambatté Die audiovisuelle Meditation bietet Zeit und Raum, um sich mit Achtsamkeit dem Thema zu nähern, dabei sowohl eigene Momente rassis- tischen Verhaltens im Alltag zu reflektieren als auch der Perspektive derjenigen, die von Ras- sismus im Alltag betroffen sind, nachzuspüren. Rassistische Denkmuster und Urteile gehören zum täglichen Leben, sowohl aktiv als auch passiv: Menschen mit einem anderen Hautton als dem eigenen werden bei Vorstellungstermi- nen benachteiligt, Menschen mit „ausländisch“ klingenden Namen werden zum Beispiel bei der Vergabe von Wohnungen oder Praktika benachteiligt und Menschen, die mit Akzent sprechen werden häufiger als „inkompetent“ bewertet – ungeachtet ihrer tatsächlichen Kom- petenzen. Alltagsrassismus ist ein Phänomen, dem wir alle ausgesetzt sind und über welches es wert ist zu meditieren, denn nur mit einem höheren Bewusstsein für die alltagsrassistischen Mechanismen können wir selbst weniger rassi- stisch sein und besser reagieren, wenn wir Ras- sismus begegnen. Lassen Sie sich zum Meditieren, Tanzen und Träumen verführen: Von und zu einer Welt friedlichen Miteinanders. Die musikalische Me- ditation der Komponistin Isis Chi Gambatté ver- eint Rhythmen, Klänge und Melodien aus unter- schiedlichen Kulturen. Lateinamerika, Europa, Asien, Afrika, Indien und viele andere Länder und Kulturen werden in Gambattés Musik zu einer harmonischen Me- lange vereint. Über Isis Chi Gambatte siehe Seite 25. Ort: ibz, Kaiserallee 12d, KA-Weststadt Beginn: 19 Uhr Teilnahme kostenlos Veranstalter: Isis Chi Gambatté (freischaffen- de Künstlerin), Internationales Begeg- nungszentrum Karlsruhe e.V. www.ibz-karlsruhe.de www.gambatte.name 19.3. „Der Kuaför aus der Keupstraße“: Ein Film über den NSU und das Versagen des Staates Beschreibung siehe Seite 61 Ohne Nachgespräch! www.kinemathek-karlsruhe.de www.amnesty-karlsruhe.de Ort: Kinemathek Karlsruhe, Kaiserpassage 6, KA-Innenstadt, Studio 3 Beginn: 19 Uhr Eintritt: 7 € / 5 € (ermäßigt für Mitglieder der Kinemathek) Veranstalter: Kinemathek Karlsruhe e.V., Amnesty International – Bezirk Karlsruhe 19.3. 98 19. März Samstag www.proasyl.de Rassismus gefährdet die geistige und emotionale Entwicklung Ihrer Kinder. WH_Aufkl-QR_7,4x10,5.indd 5 19.03.14 17:28 Die Wochen gegen Rassismus fördert sie. 99 „Zusammenhalten gegen Rassismus“ – Lichterlauf gegen Diskriminierung und gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit Der Deutschsprachige Muslimkreis Karlsruhe e.V. (DMK) lädt mit Unterstützung des Kultur- büros des Kulturamtes alle Karlsruher Vereine, Institutionen, Gruppen und alle Karlsruher Bür- gerinnen und Bürger zu einem “Lichterlauf ge- gen Rassismus und Diskriminierung“ im Rahmen der Wochen gegen Rassismus ein. Mit diesem Lichterlauf soll in erster Linie an die Opfer und Leidtragenden des Rassismus in unserem Land erinnert werden. Da die rassistischen Ressentiments besonders ge- gen Geflüchtete und Muslime leider wieder ei- nen neuen Hochpunkt erreicht haben, sollten sich viele gesellschaftliche Kräfte in Karlsruhe gegen diese Bewegung positionieren. Gemeinsam mit vielen teilnehmenden Einrichtungen und Vereinen können wir den diesjährigen Lichterlauf zu einem starken Signal gegen diese Tendenz machen, die Ressentiments und Vorurteile gegen Geflüchtete, Migrant_innen und Muslime bedient. Zudem kön- nen die Lichter dieser Aktion Ausdruck für die Hoffnung sein, dass sich jeden Tag mehr Men- schen gegen Rassismus und gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit einsetzen. Die Veranstalter laden deswegen Karlsruher Initiativen, Vereine, Institutionen, Behörden, Bür- gerinnen und Bürger zu dieser gemeinsamen symbolträchtigen Aktion im Rahmen der Wo- chen gegen Rassismus ein, um damit der Öf- fentlichkeit sichtbar zu machen, dass es keinen Platz für Rassismus und Diskriminierung in ihren Einrichtungen, in der Stadt Karlsruhe und bei ihren Bürger_innen gibt. Karlsruher Bewohner_innen und Gruppen, Insti- tutionen und Vereine können von unterschied- lichen Plätzen aus, an denen sie arbeiten oder leben bzw. von Orten, die für sie eine wichtige Bedeutung besitzen, mit Lichtern und Bannern gemeinsam loslaufen bzw. losfahren (wie z. B. vom Menschenrechtszentrum, von der LEA, vom Jubez, dem Rathaus, vom ibz, vom Büro für In- tegration, von den Fraktions- und Parteibüros, von der Synagoge, den Kirchen, den Moscheen, dem Bundesverfassungsgericht, der Bundes- staatsanwaltschaft usw.). Die Gruppen und Menschen treffen sich dann gegen 19 Uhr mit ihren Lichtern am Platz vor dem Ständehaus und versammeln sich dort. Die Lichter werden nach und nach auf dem Boden zu Schriftzügen abgestellt. Vor dem Stände- haus können die Gruppen auch gerne jeweils ein kurzes Statement abgeben. Bei entsprechenden Witterungsverhältnissen werden kostenlos warme Getränke angeboten. 19.3. 100 19. März Samstag Wie kann man mitwirken? Elektrische Lichterstäbe können beim Deutsch- sprachigen Muslimkreis Karlsruhe (mit voriger Anmeldung) oder beim Projektbüro der Karlsru- her Wochen gegen Rassismus (siehe Impressum – Seite 2 )während der Arbeitszeiten kostenlos ausgeliehen werden. Weiterhin können die Ver- anstalter bei Bedarf vorbereitete „Statements“ zur Verfügung stellen. Für die Bestellung der Lichterstäbe und evtl. Statements oder Fragen schreiben Sie per E-Mail an info@dmk-karlsruhe.de. Gemeinsames Ziel: Platz vor dem Stände- haus, Ständehausstraße / Ecke Ritterstra- ße, KA-Innenstadt Dort beginnt um 19.15 Uhr die gemeinsame Kundgebung Teilnahme kostenlos Veranstalter: Deutschsprachiger Muslimkreis Karlsruhe e.V. mit Unterstützung des Kul- turbüros (Kulturamt der Stadt Karlsruhe) www.dmk-karlsruhe.de www.karlsruhe.de/b1/kultur/ kulturfoerderung/kulturbuero Quelle: www.uni-bielefeld.de/ikg/projekte/GMF/WasIstGMF.html Was ist gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit? Gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit umfasst Stereoty- pe, Vorurteile und Diskriminierungen gegen Menschen auf- grund ihrer Zugehörigkeit zu bestimmten Gruppen in unserer Gesellschaft. Alle diese Abwertungen basieren auf einer Ideologie der Ungleichwertigkeit, also der Vorstellung, dass Angehörige dieser Gruppen wegen ihrer „Andersartigkeit“ weniger wert sind und weniger Respekt verdienen als Ange- hörige der Mehrheitsgesellschaft. Die einzelnen Ausprägungen der Gruppenbezogenen Men- schenfeindlichkeit sind (nach Wilhelm Heitmeyer): Rassismus, Fremdenfeindlichkeit, Antisemitismus, Etabliertenvorrechte (d.h., dass diejenigen, die zuerst da sind, mehr Rechte haben sollen als etwa Zugezogene), Sexismus und Heterophobie (d.h. Angst vor Menschen, die von der Mehrheitsgesellschaft als „anders“ definiert werden, z.B. Homosexuelle, Behinderte oder Obdachlose). 101 19. März Samstag Armut im Kosovo Fotovortrag von Martin Gommel Im Mai 2015 flog der Fotojournalist Martin Gommel von Basel nach Prishtina, um sich das Land und die Menschen anzusehen, deren Ge- flüchtete in Deutschland unter dem Titel der sogenannten Wirtschaftsflüchtlinge abwertend benannt werden. Dort traf er die Ärmsten der Armen – und wird bei den Wochen gegen Ras- sismus seine persönlichen Eindrücke des Landes in Bild und Text vorstellen. Über Martin Gommel: Martin Gommel ist freier Fotojournalist und arbeitet derzeit an einem Großprojekt über Geflüchtete in Europa. Seit Projektbeginn Ende 2014 besuchte er Geflüchtete auf Sizilien, Les- bos und am Berliner LaGeSo. Gommels Ziel ist es, Menschen auf der Flucht nicht in dra- matischen Szenarien, sondern auf Augenhöhe zu portraitieren. Neben den kontraststarken Schwarzweißaufnahmen gehören auch seine persönlichen Erzählungen und Texte zu seiner individuellen Erzählweise. Auch 2016 wird Martin Gommel unabhängig von Aufträgen großer Medienhäuser die Situa- tion Flüchtender dokumentieren. Wer ihn dabei unterstützen möchte, kann dies entweder über Paypal: paypal.me/martingommel oder mittels Überweisung tun: DE60 6605 0101 1020 2083 26, KARSDE66XXX 19.3. 102 19. März Samstag Ort: Ständehaussaal, Ständehausstraße 2, KA-Innenstadt Beginn: 20 Uhr Teilnahme kostenlos Veranstalter: Martin Gommel (freier Fotojour- nalist), Kulturbüro (Kulturamt der Stadt Karlsruhe) www.martingommel.de www.karlsruhe.de/b1/kultur/ kulturfoerderung/kulturbuero 103 19. März Samstag „Die Bremer Stadtmusikanten“ Theaterstück von Tiyatro Diyalog Karlsruhe e.V. „Etwas Besseres als den Tod findest du überall.“ Dieser Satz aus den „Bremer Stadtmusikanten“ ist aktueller denn je. Täglich begeben sich viele Menschen in der Hoffnung auf ein Leben in Frieden auf eine beschwerliche, lebensbedroh- liche Reise. Aus der aktuellen politischen und gesellschaftlichen Situation heraus widmet sich TDK mit der Inszenie- rung des Grimm- schen Märchens den Themen Flucht, Humanismus und Nächstenliebe. Das Regieteam wird unter an- derem aus drei Geflüchteten bestehen, die diese Erfahrungen in ihre künstlerische Arbeit einbringen. Im Schauspielteam sind professio- nelle Schauspieler_innen mit und ohne Migra- tionshintergrund und in verschiedenen Chören werden Menschen mit Fluchterfahrung und Migrationshintergrund eingebunden sein. So werden Erfahrungsräume geschaffen, in denen verschiedene kulturelle und künstlerische Ansät- ze gleichberechtigt nebeneinander stehen, sich ergänzen und miteinander interagieren. Hauptinszenierungselement ist das dem tradi- tionellen türkischen Volkstheater entnommene Orta Oyunu, das „Spiel der Mitte“. Das teilwei- se stilisierte Bühnengeschehen verläuft in Krei- sen und bietet so eine Vielzahl an Perspektiven. Auf Vorlage der Fluchtgeschichte von Esel, Hund, Katze, Hahn und ihrer Suche nach einer neu- en Heimat entsteht eine Collage, die die Nöte und Hoffnungen der Menschen aufgreift, die aus ihrer je individuell aussichtlosen Lage nach Deutschland kommen und die andererseits ver- schiedene Fluchtursachen, politische und wirt- schaftliche Hintergründe thematisiert sowie die aktuellen Berichterstattungen kritisch beleuchtet. Um der Vielschichtigkeit der Thematik gerecht zu werden und eine kritische Distanzierung zu ermöglichen, wird mit Mitteln des Epischen The- aters gearbeitet. Gleichzeitig wird ein nieder- schwelliger Zugang mit nicht sprachbasierten Mitteln wie Schattenspiel, Musik und Choreo- graphie unterschiedlicher Kulturen sowie multi- medialen Elementen geschaffen. Auch diese Inszenierung von TDK ist mobil kon- zipiert, um so möglichst weitreichend einen vielschichtigen, gesellschaftspolitischen Diskurs anzuregen. Kartenvorbestellung unter 0152/53 95 39 42 oder info@tiyatrodiyalog.de oder info@theaterdialog.de Ort: Studentisches Kulturzentrum (KIT), Adenauerring 7, KA-Innenstadt, Festsaal Beginn: 20 Uhr Eintritt: AK 14 €, ermäßigt. 10 € im VVK 12 €, ermäßigt 8 € Veranstalter: Tiyatro Diyalog, Studierenden- werk Karlsruhe www.tiyatrodiyalog.de www.theaterdialog.de www.studentisches-kulturzentrum-am-kit.de 19.3. 104 19. März Samstag Comedy: Berhane Berhane „Helden sind immer unterwegs!“ Berhane Berhane rockte zweimal die SAP Arena bei seinem Kurzauftritt als Gast von Bülent Ceylan. Bülent war begeistert: “Der Typ ist so geil!“ Jetzt geht Berhane Berhane mit seinem ersten Soloprogramm auf Tour. „Helden sind immer un- terwegs!“ klärt die großen Fragen unserer Zeit: “Wo kommen wir her?“, „Wo gehen wir hin?“ und „Kann ich da auch mit Kreditkarte zahlen?“ Als Berhane mit 6 Jahren nach Deutschland kam, hatte er praktisch nichts, nicht einmal einen Nachnamen. Den bekam er erst in Deutschland zusammen mit seinem Pass. Doch dann endete die Gastfreundschaft auch schon wieder und er musste in einer Stadt aufwachsen, die nur die ganz Harten überleben: Heidelberg. Aber seine Einbürgerung hat noch eine viel schrecklichere Nebenwirkung: seit er Deutscher ist, hat er Angst um „sein“ neues Volk. Und die Besuche in den deutschen Discos bestätigen ihn: ein Volk, das sich auf der Tanzfläche so dämlich anstellt, wird auf jeden Fall aussterben. Aber Berhane bringt die Bewegung und Er- leuchtung. Denn Berhane Berhane ist das neue Licht auf Deutschlands Comedybühnen. Klug, witzig und er kann auch noch verdammt gut tanzen. Ort: Jubez, Kronenplatz 1, KA-Innenstadt, Großer Saal Beginn: 20.30 Uhr, Einlass: 19.30 Uhr Eintritt: VVK 15,40 € / AK 18 € Veranstalter: Jubez www.berhane.de www.jubez.de 19.3. Foto: Ralph Larmann „Dance together goes Jubez Tanzbar“ Für Karlsruher “Aborigines”, “Neigschmeckde” und Refugees Freestyle music for freestyle people mit DJ Fa- ris und DJ Ralf. Von den Sixties bis zu den aktu- ellen Dancefloor-Perlen haben die beiden alles parat, was das Tänzerherz begehrt! Musikwünsche werden soweit möglich berück- sichtigt. Dieses Mal unter dem Zeichen „Refugees Welcome“! Ort: Jubez, Kronenplatz 1, KA-Innenstadt, Kleiner Saal / Café Beginn: 21.45 Uhr, Einlass: 21.30 Uhr Eintritt: AK 5 € / Refugees AK 2 €; Für Besucher der vorangegangenen Co- medy-Veranstaltung ist der Eintritt frei. Veranstalter: Jubez www.jubez.de 19.3. 105 19. März Samstag „Kick gegen Rassismus und Krieg“ Erhebe deine Stimme für ein friedliches Miteinander Seit Monaten werden Hass und menschenfeind- liche Hetze gegen Geflüchtete und Menschen mit Migrationshintergrund geschürt. Mit großer Sorge beobachten wir, wie Fremdenfeindlich- keit und Rassismus zunehmend in offener Ab- lehnung und Gewalt gegenüber Geflüchteten und Migrant_innen zu Tage tritt. Darum ist es heute wichtiger denn je, sich entschlossen gegen Rassismus und Kriege zu stellen. Wir dürfen es nicht zulassen, dass Menschen aufgrund ihrer Herkunft, Religion oder ethnischen Zugehörig- keit gespalten werden. Dem Sport und gerade dem Fußball kommt für die Verständigung zwischen den hier leben- den Menschen verschiedener Nationalitäten große Bedeutung zu. Mit unserem 4. Freund- schafts-Fußballturnier wollen wir zeigen, dass wir gemeinsam stark sind. Auch wenn wir unter- schiedlich sind, teilen wir hier ein gemeinsames Leben und dieses soll frei von Rassismus, Nati- onalismus und Spaltung sein! Lasst uns gemein- sam ein Zeichen der Brüderlichkeit setzen. Das Hallenfußballturnier unter dem Motto „Kick gegen Rassismus und Krieg“ soll dazu beitra- gen, unter den hier in Karlsruhe und naher Umgebung lebenden Menschen die Vorurteile jeglicher Art abzubauen sowie die Möglichkeit bieten, Freundschaften aufzubauen und sie zu stärken – für ein gemeinsames, gleichberech- tigtes und friedliches Zusammenleben. Das Turnier wird mit einem Spiel zwischen den Mitgliedern des Karlsruher Gemeinderates und einer Mannschaft von in Karlsruhe lebenden Geflüchteten eröffnet. Nähere Infos und Anmeldung bei Mecnun Ölmez, E-Mail: mecnun62@hotmail.de, Telefon: 0157/71418061 Ort: Sporthalle Südwest, Joachim-Kurzaj-Weg 4, KA-Grünwinkel Beginn: 11 Uhr Teilnahme kostenlos Veranstalter: Internationaler Jugend- und Kulturverein e.V. www.stja.de/jugendverbaende/ internationaler-jugend-und-kulturverein 20.3. 106 20. März Sonntag Lesematinee: „Worte für mehr Menschlichkeit!“ „Edel sei der Mensch, hülfreich und gut!“ Goethe Anlässlich der Karlsruher Wochen gegen Ras- sismus lesen Amnesty-Mitglieder und Gäste Texte zum Thema Menschenrechte und Mensch- lichkeit. Hören Sie zu – lesen Sie mit! Die Lesung findet als Lese-Frühstück-Matinee statt – um Reservierung (Tel: 0721/84 93 38 oder über die Homepage) wird gebeten. Ort: Kaffeehaus Schmidt, Kaiserallee 69, KA-Weststadt Zeit: 11 – 12.30 Uhr Teilnahme kostenlos Veranstalter: Amnesty International Bezirk Karlsruhe www.amnesty-karlsruhe.de www.kaffeehaus-schmidt.de 20.3. Ana & Anda-Video Nr. 16 Videovorführung in der Lukasgemeinde Karls- ruhe beim Kirchkaffee nach dem 10-Uhr-Got- tesdienst und anschließende Diskussion mit den Künstlerinnen (Siehe Seite 24) www.amaundanda.de www.lukasgemeinde-karlsruhe.de Ort: Lukasgemeinde Karlsruhe, Hagenstraße 7, KA-Weststadt Zeit: ca. 11 Uhr (nach dem 10-Uhr-Gottes- dienst) Teilnahme kostenlos Veranstalter: Ana & Anda (freischaffende Künstlerinnen), Lukasgemeinde Karlsruhe20.3 . 107 20. März Sonntag Vielfaltfest Auch bei den vierten Karlsruher Wochen ge- gen Rassismus möchten wir mit Ihnen gemeinsam ein buntes Fest mit Musik, Darbietungen, kuli- narischen Genüssen sowie vielen Informationen und Mitmach-Aktionen feiern. Dazu laden wir Sie und Ihre ganze Familie herzlich ein! Werden Sie Teil unserer bunten Vielfalt! Musik Die Kinder der Baglama-Gruppe Die Kinder der Baglama-Gruppe des Internati- onalen Jugend- und Kulturvereins e.V. Karlsruhe tragen einige Lieder vor. Die „Baglama“ ist ein Saiteninstrument, das in mehreren Ländern des Mittelmeerraumes beliebt ist und auch als „tür- kische Laute“ bezeichnet wird. Sie ist das am meisten gespielte traditionelle Begleitinstru- ment der türkischen Barden, die man in Ana- tolien und im Kaukasus Aşık („der Liebende“) nennt. Yakagnambé Wie letztes Jahr bietet der DAV (Deutsch-Afri- kanischer Verein) auch dieses Jahr bei der Eröff- nung des Vielfaltfestes der Karlsruher Wochen gegen Rassismus im Tollhaus eine musikalische Darbietung mit der Gruppe Yakagnambé an. Diese Gruppe ist eine Karlsruher Schülermusik- gruppe aus verschiedenen Schulen, die Trom- meln auf der Djembé mit Gesang verbindet. Beim Abschlussfest wollen sie afrikanische Per- cussion mit Gesang begleitet präsentieren und durch die afrikanischen Rhythmen das Publikum mitreißen. (Siehe Seite 137) Jamie Clarke Jamie Clarke, Gitarrist, Sänger und das Herz von „Jamie Clarke´s Perfect“ wurde 1964 in der englischen Provinz geboren. Kaum tro- cken hinter den Ohren, zog es ihn ins „wilde“ Camden, Londons Hotspot und das Zentrum der 80er Musikszene, wo er seine musikalische Karriere als Gitarrist der 80er Poplegende „Innocence Lost“ begann. Seine Karriere als reiner Gitarrist endete mit dem Split der Folk- punk-Heroen „The Pogues“ 1996, für die er in den 90ern zuerst auf der Bühne, dann auch im Studio in die Saiten griff. 1997 gründete er als Sänger, Songwriter und Gitarrist die Gruppe „Perfect“, mit der er seither in wechselnder Be- setzung spielt. Perfect, das sind im Moment neben Jamie Ma- xime am Schlagzeug, Yohan Gomar am fran- zösischen Bass und Pierre Lavendel, der mit einem zusätzlichen Banjo den unverwechsel- baren Sound der Band noch ein wenig mehr „rockabilly“ klingen lässt. Perfect spielen jährlich mehr als 100 Konzerte und sind unterwegs in ganz Europa und den USA. Ihre actionreiche Liveshow ist nicht nur in der Folkszene bekannt. Die Konzerte der Band begeistern mit einer perfekten Mixtur 20.3. Keith Hawkins, Foto: Marco SiekmannJamie Clarke Wir laden ein 108 20. März (Sonntag) Vielfaltfest modern und rockig interpretierter Pogues- und Folk-Klassiker und eigener Songs. Keith Hawkins ist ein Singer & Songwriter aus Roturua in Neu- seeland. Seit vielen Jahren tritt der Vollblut- musiker in Deutschland mit seinem Soloprojekt ‚Keith Hawkins’ oder auch als ‚Keith Hawkins Band’ auf. Stilistisch bewegt sich seine Musik zwischen Reggae, Rock und Soul, welches ihren teils gesellschaftskritischen, teils gefühlvollen Botschaften auf unvergleichliche Weise Aus- druck verleiht. Es finden sich aber auch viele Songs über die Liebe in Keith Hawkins Reper- toire, die er allerdings lieber „positive Songs“ nennt. Es ist ein musikalischer Aufruf an alle Menschen zu mehr Toleranz, Miteinander und Akzeptanz. Bestes Beispiel ist hierbei sein be- rühmtester Song „Unity“. Ohne festen Wohnsitz OFW, das steht für die Sehnsucht nach Freiheit, für Nächte unter freiem Himmel, für den Wunsch überall zu Hause zu sein. OFW, das steht aber auch für Rastlosigkeit, für die Schwierigkeit zur Ruhe zu kommen, für ein Leben ohne Luxus und Bequemlichkeit. Wer OFW ist, lässt sich nicht leicht an einen Ort binden. Das gilt auch mu- sikalisch. So reichen die musikalischen Einflüsse von OFW vom Balkan bis in den nahen Osten hinein. Gesungen und gerappt wird dabei stets auf Deutsch. Die Texte sind nachdenklich bis gesellschaftskritisch, kommen jedoch ohne einfache Lösungen und erhobenen Zeigefinger aus. Unterlegt wird das ganze mit tanzbaren Beats, insbesondere mit Reggae und Ska. Denn eins soll die Musik vor allem: sie soll Spaß ma- chen. Trotzdem oder gerade deshalb. LEØNLIGHT Leønlight ist alles, was Du brauchst. Groove, Melodien und Worte. Liebe, Wut und ein Rudel. Wir – also Du, unsere gemeinsamen Freunde und ich – wir sind das Rudel. Für eine Nacht oder den Rest unseres Lebens. Leønlight wurde 2015 als Rockduo gegrün- det. Nachdem ein erstes Demo im Juli aufge- nommen wurde, wuchsen die Songs rasch und mussten erwachsen werden, als Sebastian der Tourschlagzeuger von Jamie Clarke’s Perfect wurde. David Löwenherz und Adam Grabow- ski am Bass ließen aus groovenden Rocksongs groovende Popsongs werden und spielen seit Oktober 2015 Konzerte. Sea Time Sea Time ist eine fünfköpfige Band, deren Musik sich zwischen Folk, Blues und Southern Rock be- wegt. Dabei geht es sehr rhythmisch zu: Schlag- zeug und Bass grooven als Fundament, Gitarre und Klavier bringen den Blues – Mandoline, Lapsteel und Ukulele das gewisse Etwas. Was 2011 als Gitarrenduo begann, entwickelte sich schnell zu einer bunten Truppe, bestehend aus Till (Gesang, Gitarre, Klavier), Florian (Gesang, Gitarre, Lapsteel, Mandoline, Ukulele), Philipp (Gesang, Bass), Christoph (Schlagzeug, Percus- sion) und Anne (Gesang, Klavier). Seit Anfang 2013 ist die Band regelmäßig auf Karlsruhes Bühnen (u. a. Substage, Tollhaus, Jubez etc.) unterwegs. Zudem ist Sea Time monatlich „live & unplugged“ in Scruffy´s Irish Pub zu sehen. Sea Time, Foto: Marco Siekmann Yelitza Laya und Caramelo, Foto: Marco Siekmann 109 20. März (Sonntag) Vielfaltfest Auch überregional hat Sea Time bereits kleine- re Festivals, Clubs und Kneipen besucht. Durch einen Preis im Finale des „New Bands Festival“ 2013 und im Rahmen des Bandpushers (Initia- tive des „Popnetz Karlsruhe“) hat die Band die Möglichkeit ergriffen, ihre erste Studio-EP auf- zunehmen, die 2015 veröffentlicht wurde. Sängerin Yelitza Laya und ihre Band Caramelo Yelitza Laya aus Venezuela gründete 1996 in Karlsruhe zusammen mit einigen auch in Vene- zuela gebürtigen Musikern die Band Carame- lo. Dieses Mal tritt das Ensemble Caramelo mit einem Repertoire von Boleros und Baladas auf. Die Band hat im Laufe der Jahre einen unver- wechselbaren Stil entwickelt. Begleitet durch akustische Klänge verzaubert Yelitza mit ihrer unverkennbaren Stimme ihre Zuhörer. El`an Worldmusic Mit einem Mix aus traditionell-folkloristischen Liedern, afrikanischen Trommelrhythmen, ori- entalischen Gesängen und russischen Melo- dien lädt die Band El‘an aus Karlsruhe das Publikum zum Mitsingen, Tanzen und Chillen ein. Ihre Lieder sind selbst komponiert, ihre Texte sind fröhlich, melancholisch und poe- tisch. Weltmusik, die weltumspannender kaum sein könnte mit Musikern, die aus unterschied- lichen Kulturen kommen und sich gemeinsam aufmachen, musikalisch rund um den Globus zu ziehen, das ist die Band El‘an. Der Name hat in den Sprachen der Musiker unterschied- liche Bedeutungen, die alle prächtig zur Musik der Formation um Sängerin Nesrin Goldbeck und Liedermacher Dost Matur passen. Auf arabisch bedeutet El‘an „der Augenblick“, auf türkisch „jetzt, noch immer“ und auf deutsch „Schwung“. Daher ist es nicht verwunderlich, wenn El‘an auch sprachlich um den Globus zieht, denn sie singen auf türkisch, arabisch, deutsch, kurdisch, französisch, englisch und russisch. Mit ihrer Bühnenpräsenz und dem Talent, sich spontan auf das Publikum einzulassen, schaff- ten es die Musiker Nesrin Goldbeck (Gesang, Flöte), Dost Matur (Saz, Gesang), Vladimir Iva- nov (Akkordeon, Keyboard), Tom Boller (Gitar- re, Gesang, Mundharmonika) bisher, auf ver- schiedenen Events zu begeistern. Videos Ana & Anda (siehe Seite 24) Isis Chi Gambatté (siehe Seite 25) Filmboard Karlsruhe e.V. (siehe Seite 26) Darbietung Diogo Morinho de Oliveira Capoeira ist Teil der Afro-Brasilianischen Kultur und entstand im 19. Jahrhundert während der Sklaverei in den größeren Städten Brasiliens. Es wird mittlerweile in mehr als 160 Ländern praktiziert, als spielerische, kämpferische, rhythmische, kulturelle und sportliche Form für Kinder, Jugendliche, Erwachsene und Senioren. 2014 wurde Capoeira in die Liste der imma- teriellen Weltkulturgüter der UNESCO aufge- nommen. Capoeira zu praktizieren bedeutet, aktiv dem Multikulturalismus zu begegnen und unter- El´an Essensstand IJUKUV, Foto Marco Siekmann110 20. März (Sonntag) Vielfaltfest schiedliche Kulturen kennenzulernen. Neben dem Kontakt zur portugiesischen Sprache wird die Geschichte der Sklaverei in Brasilien auf- gearbeitet, soziale Unterschiede sind Thema. Capoeira wird als Medium einer Pädagogik gegen Rassismus und Vorurteile eingesetzt. Diogo Morinho de Oliveira ist seit Oktober 2014 als Capoeiralehrer in Karlsruher Schulen tätig. Er unterrichtet insbesondere Schüler zwi- schen 6 und 15 Jahre. Seit einigen Monaten hat er ein Projekt mit Jugendlichen, die geflüchtet sind, auf die Beine gestellt. Präsentation von Workshop- Ergebnissen Irmela Mensah-Schramm (siehe Seite 138) Live-Sendung des Freien Radios Querfunk Im Rahmen der Abschlussfeier der “Karlsruher Wochen gegen Rassismus” sendet Querfunk von 16 bis 19 Uhr live aus dem Tollhaus. Die Mu- sik dazu liefern Feiernde mit Migrationshinter- grund – und den haben wir ja bekanntlich fast alle. Ob Ihr aus Kenia oder aus Koblenz nach Karlsruhe gekommen seid, ob als Geflüchtete, ob auf der Suche nach Arbeit oder warum auch immer: Kramt in Euren Musiktruhen und bringt Lieder in der Sprache, im Dialekt oder in der Mundart Eures Herkunftsortes auf CD, Handy oder Stick mit. Und vor allem: Setzt Euch dann ans Mikro und erzählt den Leuten live im Ra- dio, warum Ihr die Lieder ausgewählt habt und was sie euch bedeuten. Dabei ist es egal, ob Ihr die Ansage auf Deutsch oder in einer an- deren Sprache macht. Auf diese Weise wird ein musikalisches und sprachliches Mosaik ohne Grenzen entstehen. Workshop für Kinder „Mein Haus wird dein Haus und dein Haus wird unser Haus und unser Haus wird euer Haus und euer Haus wird unser gemein- sames Zuhause. So soll es sein.“ Mit Renate Schweizer, interdisziplinäre Künst- lerin. Die elementare Sehnsucht nach Schutz, Ge- borgenheit und einem eigenen Zuhause lebt in jedem von uns, unabhängig von Religion, Nati- onalität und Kultur. Die Kinder malen ihre Vor- stellungen von einem Traumhaus auf Leinwand, bauen Wohlfühlhäuser aus Pappe, spielen, mu- sizieren und erzählen Geschichten, die sich mit der Sehnsucht nach einem Zuhause, aber auch mit Ängsten, Freundschaft und der Möglichkeit des Teilens beschäftigen. Kulinarische Beiträge DMK HAM Hallacas & Algo Mas Tunesischer Club Karthago e.V. Internationaler Jugend- und Kulturverein e.V. Karlsruhe IMM 2015/16 Moderation Rusen Kartaloglu Theaterpädagoge, Schauspieler und Regisseur. Gründer des inter- und transkulturellen Thea- ters Tiyatro Diyalog in Karlsruhe. Workshop für KinderQuerfunk Live Radio 111 20. März (Sonntag) Vielfaltfest Gedichtrezitationen Multireligiöses Friedens-Gebet AG Garten der Religionen für Karlsruhe e.V. (siehe Seite 50) Ausstellungen „Typisch Zigeuner“ (siehe Seite 22) „Schau hin in Karlsruhe“ (siehe Seite 149) Informationsstände Ort: Kulturzentrum Tollhaus, Alter Schlachthof 35, KA-Oststadt Zeit: 14 - 20.30 Uhr Eintritt frei Veranstalter: Kulturbüro (Kulturamt der Stadt Karlsruhe) und Kulturzentrum Tollhaus e.V. www.karlsruhe.de/b1/kultur/ kulturfoerderung/kulturbuero www.tollhaus.de Fotos: Privat, Marco Siekmann Yakagnambé 112 20. März (Sonntag) Vielfaltfest Gedenk-Radtour mit eigenem Rad zu Stolpersteinen Siehe Seite 95 Gedenkradtour mit eigenem Rad zu Stolper- steinen an Standorten in der Nordweststadt, Knielingen, Daxlanden und Beiertheim. Die Radtour mit Putzaktion findet nur bei trockenem Wetter statt. Bitte beachten Sie tagesaktuelle Hinweise auf der Homepage der Initiative! Ort: Start an der Straßenbahnhaltestelle Neureuter Straße der Linie 2 Rich- tung Knielingen (Siemensallee / Ecke Neureuter Straße) Beginn: 14 Uhr Teilnahme kostenlos Veranstalter: Initiative „Erinnerung aufpolieren – Stolpersteine putzen “ www.erinnerung-aufpolieren.de www.stolpersteine.eu 20.3. A us e in er K am pa gn e vo n PR O A SY L 114 20. März Sonntag Vielfalt und Freundlichkeit Ein Tanznachmittag mit israelischen Tänzen Seit Jahrzenten werden in Israel jedes Jahr eine Vielfalt an Tänzen nicht nur auf traditionelle Musik, sondern auch auf aktuelle „Hits“ oder auf Musik verschiedener Herkunft (jemenitsch, kurdisch, griechisch, …) choreographiert. Einige von diesen Tänzen sind sehr einfach und können leicht gelernt werden. Sie zeichnen sich aber durch eine große Vielfalt an Formen und Schrit- ten aus. Im Kreis, zu zweit oder „in Line“ werden Schritte unterschiedlicher Art verbunden. Diese Folklore ist nicht „traditionell“, sondern steht in ständiger Entwicklung. Die abwechslungsreiche rhythmische Musik erzeugt Freude nicht nur im Tanz, sondern auch im Leben. In diesem Workshop geht es hauptsächlich darum, sich zu treffen, um miteinander Spaß am Tanzen zu haben. Der Schwerpunkt wird nicht auf das Unterrichten von präzisen Tanz- schritten gelegt, sondern auf das Erleben der „Freundlichkeit im Kreis“. Inspiriert sind wir durch die in Israel äußerst populären Abend- veranstaltungen, die „Harkadas“, bei denen Personen aus allen Altersgruppen zum Tanzen zusammenkommen. Es geht darum, Zusammen- halt im Kreis zu finden und für ein paar Mo- mente die Schwierigkeiten des Lebens zu ver- gessen, indem man einfach miteinander tanzt und singt. Diese Veranstaltung wird in Kooperation mit dem Tanztheater Gabriela Lang organisiert. Gabriela Lang unterstützt Initiativen und Kon- zepte, die Tanz nicht nur auf die Bühne, sondern auch in die Gesellschaft tragen. Marie-Eve Reinert und Gabriela Lang blicken auf eine langjährige Tanzfreundschaft zurück und beide wollen mit diesem Israelischen Tanznachmittag auch im Rahmen der Wochen gegen Rassismus ein Zeichen für FREEDOM DANCERS setzen. Im Rahmen der Wochen gegen Rassismus will diese Veranstaltung eine festliche Gelegenheit bieten, das Zusammensein im Kreis zu erleben: Einander die Hände reichen und in Bewegung kommen. Tanzen ist die friedlichste Waffe der Welt und macht aus Fremden ganz leicht Freunde. Tanzen macht freundlich und gibt uns Halt. Im gemeinsamen Tanz erfahren wir unsere Grenzerweiterungen und lernen, dem Fremden und Neuen gegenüber offen zu sein und das Andere, Unbekannte als Chance zu sehen und nicht als Bedrohung. Über Marie-Eve Reinert und Julie Stoeckel: Die seit 20 Jahren begeisterten Tänzerinnen beherrschen verschiedenste Tanzstile. Beide Schwestern lieben es jedoch besonders, „isra- elisch“ zu tanzen! Sie haben überall in Europa und Israel mit unterschiedlichen israelischen Choreographen gearbeitet und dabei vor allem Freude am Tanzen erleben dürfen. Für sie bedeutet israelischer Tanz Freundschaft und En- ergie. Julie sorgt für eine äußerst dynamische Stimmung während des Workshops, die sie aus den in Israel oft erlebten Harkadas mit nach Karlsruhe bringt. Marie-Eve ist Improvisations- künstlerin und leitet den Kurs auf heitere und entspannte Art und Weise. Ort: Tanztheater Etage, Kaiserpassage 16, KA-Innenstadt Zeit: 14 – 18 Uhr Eintritt: 15 € / unter 26 Jahre 10 € Veranstalter: Marie-Eve Reinert und Julie Sto- eckel (freie Künstlerinnen) in Kooperation mit dem Tanztheater Karlsruhe Gabriela Lang www.gabriela-lang.de 20.3. 115 20. März Sonntag „Beginnt Rassismus im Herzen?“ Workshop des Menlha-Zentrums für Buddhismus mit Meditation Ein offenes, warmes Herz allen gegenüber zu haben ist der beste Schutz und die beste Waf- fe gegen Rassismus und Ausgrenzung. Ist dies wahr und ist dies machbar? Ist es erstrebens- wert in dieser Welt mit soviel Konflikten und Gewalt? Und wie können wir persönlich dieses offene, warme Herz entwickeln, vertiefen und bewahren? In diesem Workshop erklärt die buddhistische Nonne Gen Kelsang Gogden ur- alte Methoden aus der buddhistischen Überlie- ferung, um dies zu tun, gibt Impulse zum Nach- denken und Diskutieren und leitet Meditationen dazu an. Jede_r ist herzlich willkommen! Ort: Menlha-Zentrum für Buddhismus, Gar- tenstraße 1, KA-Südweststadt Zeit: 16 – 18 Uhr Teilnahme kostenlos Veranstalter: Menlha-Zentrum für Buddhismus e.V. www.meditation-karlsruhe.de 20.3. Wir laden ein 116 20. März Sonntag 20.3.„Ein Morgen vor Lampedusa“ – Szenische Lesung mit Musik und Diskussion Zur Arbeit mit und für Geflüchtete in unserer Stadt Wer die einzelnen Schicksale und persönlichen Beweggründe der Männer und Frauen, die aus ihrer Heimatregion geflüchtet sind, kennt, ist weniger anfällig für rassistisch gefärbte Vorur- teile gegenüber Flüchtlingen. Am 3. Oktober 2013 versank vor der italie- nischen Insel Lampedusa, die zwischen Sizilien und Afrika liegt, ein Boot mit 545 Flüchtlingen. 366 Menschen ertranken: Männer und Frauen sowie Kinder aus Eritrea, Somalia, Äthiopien und Syrien, die vor Krieg, Gewalt und Armut geflohen waren, in der Hoffnung auf ein bes- seres Leben in Europa. Was geschah an jenem Morgen? Was erlebten die Flüchtlinge? Wie reagierten die Einwohner, Touristen und Behör- den? Dieses Datum, der 3. Oktober 2013 gilt als Be- ginn der „Flüchtlingskrise“, mit der wir als Ge- sellschaft und als Bürgerinnen und Bürger die- ser Stadt umgehen müssen und auf die wir eine Antwort suchen, die Rassismus ausschließt und allen in dieser Stadt Lebenden ein friedliches Zusammenleben ermöglicht. Der Autor, Antonio Umberto Riccò aus Hanno- ver, hat aus Zeugenaussagen und dokumenta- rischem Material einen Text zusammengestellt, der unterschiedliche Perspektiven auf die Ka- tastrophe eröffnet und insbesondere die Ein- wohner_innen von Lampedusa zu Wort kom- men lässt. Der italienische Musiker Francesco Impastato hat eigens für dieses Projekt Musik komponiert. Die Lesung ist ein Projekt der Arbeitsgruppe „Unser Herz schlägt auf Lampedusa“, die sich kurz nach dem Ereignis in Hannover gründete: eine Gruppe italienischer und deutscher Bür- gerinnen und Bürger. Flavio Venturelli, ein Mit- glied dieser Gruppe, lebt inzwischen mit seiner Familie in Karlsruhe. „Ein Morgen vor Lampedusa“ wird von der Schauspielerin des Badischen Staatstheaters Veronika Bachfischer und von Sprecher_innen aus Karlsruhe vorgetragen werden – die Le- sung wird mit eindrucksvollen Bildern aus Lam- pedusa und Musik begleitet. Danach wird es ein Podiumsgespräch zu den aktuellen Entwicklungen in der Flüchtlingshilfe vor Ort geben. Ort: Christuskirche Karlsruhe am Mühlburger Tor, Kaiserallee 2, KA-Weststadt Beginn: 18 Uhr Eintritt frei – Spenden für die Flüchtlingshilfe in Karlsruhe werden erbeten. Veranstalter: Evangelische Christusgemeinde Karlsruhe, Deutsch-Italienische Gesell- schaft Karlsruhe, AG Flüchtlingshilfe Karlsruhe, Freunde für Fremde e.V. Karlsruhe, ACLI Karlsruhe www.christuskirche-karlsruhe.de www.dig-karlsruhe.de www.freunde-fuer-fremde.de www.fluechtlingshilfe-karlsruhe.de Foto: Martin Gommel 117 20. März Sonntag „Sklaverei in Mauretanien: Kinder und Frauen werden vererbt und verschenkt“ Vortrag von Abidine Merzough Offiziell hat Mauretanien die Sklaverei im Jahr 1980 abgeschafft und seit 2007 ist es sogar strafbar, Sklaven zu „halten“. Doch es gibt dort noch immer 500.000 von ihnen. Die maureta- nischen Behörden gehen nicht konsequent ge- gen die Sklaverei vor. Im Gegenteil: Wer die Anwendung des Anti-Sklaverei-Gesetzes ein- fordert, geht selbst ein Risiko ein. So wurden 13 Menschenrechtler in der ersten Augustwo- che 2011 verhaftet, weil sie sich für die Freilas- sung eines zehnjährigen Mädchens eingesetzt hatten. 90 % der Sklaven sind Frauen und Kinder. Sie leben in Leibeigenschaft, die sich meist auf ihre Abstammung aus einer Sklavenfamilie be- gründet, haben keine Rechte und werden oft menschenunwürdig behandelt. Der Bevölkerung gehören verschiedene Ethnien an, die unter- schiedliche Machtpositionen innerhalb der Ge- sellschaft innehaben, wobei einzelne Gruppen verstärkt unter Diskriminierung leiden. Viele Sklaven werden misshandelt und vergewaltigt und finden aufgrund dieser jahrelangen Er- niedrigung keinen Weg mehr in ein normales Leben. Menschenrechtsorganisationen wie die IRA- Mauretanien begleiten Sklaven auf dem Weg in die Freiheit: bei Behördengängen und even- tuellen Strafverfahren gegen ihre „Herren“. Sie organisieren auch Proteste und Streiks. Doch es kommt selten tatsächlich zu Prozessen und einer Bestrafung der Sklavenhalter. Mauretanische Journalisten und Menschenrechtler, die Skla- verei öffentlich anprangern, werden oft einge- schüchtert und bedroht – nicht nur von Sklaven- haltern, sondern auch von staatlichen Stellen. Zwei Menschenrechtler der IRA sind derzeit für zwei Jahre wegen angeblicher Gefährdung der Staatssicherheit in Haft. Über Abidine Merzough: Er ist Europa-Repräsentant der Menschen- rechtsorganisation IRA (Initiative zur Wieder- belebung der Bewegung für die Abschaffung der Sklaverei) sowie der Koordinator für Mau- retanien in der Gesellschaft für bedrohte Völ- ker in Göttingen. Ort: ibz, Kaiserallee 12d, KA-Weststadt Beginn: 19 Uhr Teilnahme kostenlos Veranstalter: Gesellschaft für bedrohte Völ- ker e.V. Regionalgruppe Karlsruhe, Inter- nationales Begegnungszentrum Karlsruhe e.V. www.gfbv.de www.ibz-karlsruhe.de 20.3. 118 20. März Sonntag „Die Banalität der Liebe“ Theaterstück von Savyon Liebrecht Die geheime Beziehung der Studentin Hannah Arendt zu ihrem Professor, dem Philosophen Martin Heidegger, 17 Jahre ohne Kontakt und dann ihre öffentliche Freundschaft über 25 Jahre ist politisches und persönliches Theater zugleich. Die Liebe zwischen zwei der wich- tigsten Denker des 20. Jahrhunderts, der Jüdin Arendt und Heidegger, zeitweiligem Mitglied der NSDAP, fesselt heute wieder, da dessen „Schwarze Hefte“ mit ihren rassistischen und antisemitischen Bemerkungen aus der Zeit von 1931 bis 1948 erstmals publiziert werden. Die israelische Autorin Savyon Liebrecht erfin- det für ihr raffiniertes Dialogstück die Figur des Rafael Mendelssohn, Kommilitone der jungen Hannah, als sie das Verhältnis mit ihrem Profes- sor beginnt. In der Rahmenhandlung, die 1975 kurz vor Arendts Tod in New York spielt, sucht ein junger Mann die berühmte Autorin auf, um ein Interview mit ihr zu führen. Seine Fragen machen bald deutlich, dass sein Anliegen kein wissenschaftliches, sondern ein persönliches ist... Savyon Liebrecht lebt in Tel Aviv und war in Is- rael zweimal Dramatikerin des Jahres. Publikumsgespräch zu Antisemitismus und Rassismus im Anschluss Regie: Frederik Tidén Bühnenbild & Kostüme: Claudia Irro Dramaturgie: Jens Peters mit Veronika Bachfischer, Annette Büschelberger, Johannes Schumacher, André Wagner Ort: Badisches Staatstheater, Baumeisterstraße 11, KA-Südstadt, Studio Beginn: 19 Uhr Eintritt: 14 € / ermäßigt 7,50 € Veranstalter: Badisches Staatstheater Karlsruhe www.staatstheater.karlsruhe.de 20.3. Foto: Felix Grünschloß 119 20. März Sonntag Workshop für Frauen: „Stricken und Häkeln verbindet“ Beschreibung siehe Seite 53 Anmeldung erwünscht unter iifgka@web.de oder telefonisch unter 0176/66 06 75 37 (Najoua Benzarti) Veranstaltung nur für Frauen! Ort: Stadtteilbüro Oststadt, Gottesauerstra- ße 3, KA-Oststadt Zeit: 10 – 14 Uhr Teilnahme kostenlos Veranstalter: Islamische Internationale Frau- engemeinschaft Karlsruhe und Umgebung e.V. Facebook: Islamische Internationale Frauenge- meinschaft e.V. 21.3. Fotos: Martin Gommel 120 21. März Montag Städtisches Verwaltungshandeln unter rassistischen Vorzeichen in der NS-Zeit Praktische Archiv(ein)führung mit anschließender Übung anhand von Originalakten Rassistische, insbesondere antisemitische und antiziganistische Ideologie und Politik ist un- trennbar mit dem Nationalsozialismus ver- bunden: Judenboykott, Verdrängung aus dem Berufsleben, Bekämpfung des „Landfahrerun- wesens“, Rassengesetze, Reichspogromnacht, „Sühneabgabe“, Stigmatisierung mit dem Stern oder den Buchstaben „J“ oder “Z“ an Kleidung und in Papieren, Deportationen bis hin zum Massenmord markieren die Umsetzung der NS-Ideologie. Organisiert auf der höheren Ebene in Partei und Staat, insbesondere im Polizeiwesen, waren aber auch die Kommunen als Bestandteil des NS-Systems involviert, die staatliche Politik im Verwaltungshandeln um- zusetzen. Einiges davon hat sich in der Akten- überlieferung der städtischen Verwaltung nie- dergeschlagen und ist auch für Karlsruhe zum (kleineren) Teil erhalten. Zwar sind die großen geschichtlichen Erkennt- nisse auf höheren Ebenen zu gewinnen. Höchst aufschlussreich und mit überraschenden Ein- sichten sind aber auch städtische Unterlagen. Sie zeigen auf der unteren öffentlichen Ebene, wie rassistisches Denken und Handeln, das nicht unbedingt erst 1933 begann, in der Stadtver- waltung organisatorisch umgesetzt wurde. Anmeldung bis zum 17. März unter archiv@kultur.karlsruhe.de oder 0721/133-4225. Begrenzte Teilnehmerzahl 12 Personen. Ort: Stadtarchiv Karlsruhe, Markgrafenstra- ße 29, KA-Innenstadt Zeit: 17 – 18.30 Uhr Teilnahme kostenlos Veranstalter: Stadtarchiv Karlsruhe (Kulturamt der Stadt Karlsruhe) www.karlsruhe.de/b1/stadtgeschichte/ stadtarchiv.de 21.3. 121 21. März Montag „Die Situation von Geflüchteten in Erstaufnahmeländern“ Vortrag und Diskussion Während Deutschland diskutiert, ob das Land die Aufnahme von einer Million Geflüchteter schafft, wird gerne vergessen, dass die eigent- liche Krise vor allem die vom Krieg betroffenen Länder und deren unmittelbare Nachbarstaaten betrifft. Die meisten Menschen flüchten nicht nach Europa, sondern bleiben in der Nähe ih- rer Heimat. So leben mehr als eine Million Ge- flüchtete im kleinen und sehr fragilen Libanon, Hunderttausende in Jordanien. Damit sind diese Staaten nicht allein: Mehr als einhunderttausend Menschen sind aus dem Südsudan nach Äthio- pien geflohen und in der Ukraine sind ebenfalls mehr als eine Million Menschen auf der Flucht. Die internationale Dimension lässt die Heraus- forderung an Deutschland wieder beherrschbar und eben machbar erscheinen. In all diesen Län- dern erfahren geflüchtete Menschen dabei Aus- grenzung und Rassismus. Welche Möglichkeiten gibt es, die Situation von Geflüchteten in ihren Ursprungsregionen zu verbessern? Der Abend soll auch dazu dienen, Verständnis dafür zu wecken, warum die Menschen aus den fragilen ersten Fluchtorten nach Europa weiter zu flüch- ten versuchen. Damit soll der um sich greifenden pauschalen Ablehnung und Anfeindung von Ge- flüchteten entgegengewirkt werden. Über Dustin Dehéz: Dustin Dehéz ist Mitglied im Arbeitskreis Junger Außenpolitiker der Konrad-Adenauer-Stiftung (KAS). Er ist außerdem Vorsitzender des hes- sischen Landesverbandes der Deutschen Ge- sellschaft für die Vereinten Nationen (DGVN). Ort: Ständehaussaal, Ständehausstraße 2, KA-Innenstadt Beginn: 19 Uhr Teilnahme kostenlos Veranstalter: Konrad-Adenauer-Stiftung, politisches Bildungsforum Baden- Württemberg www.kas.de/bw 21.3. Luftaufnahme vom syrischen Flüchtlingscamp Zaatari in Jordanien im Juli 2013 122 21. März Montag Was tun! Aber was? Die AG Flüchtlingshilfe zeigt Möglichkeiten, was Bürgerinnen und Bürger aktiv gegen Rassismus und Fremdenfeindlichkeit tun können. Spätestens seit letztem Jahr ist eine wahre Bür- gerbewegung in Karlsruhe entstanden: weit über 3.000 Bürgerinnen und Bürger engagieren sich in Karlsruhe ehrenamtlich für Flüchtlinge und leisten damit beste Antirassismus-Arbeit. Doch vielen Menschen ist unklar, an welchen Stellen sie mithelfen, wo sie anpacken können, welche ihrer vielen Fähigkeiten wirklich gebraucht wer- den. Die Arbeitsgemeinschaft Flüchtlingshilfe im Menschenrechtszentrum versucht an diesem Abend hierauf eine Antwort zu geben. In einem Kurzvortrag wird die aktuelle Situation analy- siert und dann an einzelnen Tischen, an denen sich die verschiedenen Projekte und Aktivitäten präsentieren, viel Raum für Nachfrage und Dis- kussion gegeben. Ort: Tollhaus Beginn: 19.30 Uhr Teilnahme kostenlos Veranstalter: AG Flüchtlingshilfe Karlsruhe www.fluechtlingshilfe-karlsruhe.de www.tollhaus.de 21.3. 123 21. März Montag Wir laden ein Eine Ausstellung der Pestalozzischule gegen Rassismus und Ausgrenzung Unsere Schule besteht aus Schülerinnen und Schülern verschiedenster Altersklassen und Herkunftsländern. Wir sind bunt und schätzen diese Vielfalt sehr, da sie uns mit offenen Au- gen und offenen Armen durch die Welt gehen lässt. In unserer Ausstellung erhalten die Besucher ei- nen Eindruck von dieser Vielfalt. Und es gibt einige Aktionen, die wir präsentieren können. So haben wir schon am Anfang dieses Schul- jahres für Vielfalt und Toleranz zusammen mit dem Stadtjugendausschuss gegen die Bewe- gung „Widerstand Karlsruhe“ demonstriert. Im Kurs „Verschieden glauben – zusammenge- hören“ wurde von Schülerinnen und Schülern der 7. und 8. Klasse ein Film gedreht, der sich mit den verschiedenen Religionen und deren Gemeinsamkeiten beschäftigt. Denn das ist un- ser Alltag. Es gibt vieles, was uns unterscheidet, aber auch sehr viel, was uns verbindet. So sind es Werte wie Hilfsbereitschaft, Streitschlich- tung oder ein respektvoller Umgang miteinan- der, die uns allen wichtig sind. Seit dem vergangenen Schuljahr gehören wir außerdem zum größten Schulnetzwerk Deutschlands „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“, dessen zugehörige Schulen sich verpflichten, aktiv Verantwortung für ein Zu- sammenleben ohne Diskriminierung und ohne jegliche Formen der Ungleichwertigkeit zu übernehmen. Die Titelverleihung haben wir zu- sammen mit unserem Paten Reinhold Yabo, dem ehemaligen KSC-Spieler, gefeiert. Wer jetzt neugierig ist und sich einen ge- naueren Einblick wünscht oder auch in den Ge- sprächsaustausch mit unseren Schülerinnen und Schülern gehen möchte, ist in unserer Ausstel- lung herzlich willkommen. Ort: Pestalozzischule Durlach, Christofstraße 23, KA-Durlach, Dachgeschoss Besucherzeit: 18 – 20 Uhr Eintritt frei Veranstalter: Schüler_innen der Pestalozzischule www.pestalozzischule-durlach.de 22.3. 124 Ausstellung Pestalozzischule 22. März (Dienstag) „(Post-)Koloniale Spuren in Karlsruhe“ Vortrag von Dr. Brigitte Übel Lange Zeit galt die deutsche Kolonialepoche von 1884 bis 1914 in der historischen Forschung als „Marginalität“, die weder in den Kolonien noch in Europa tiefer gehende Spuren hinterlassen hatte. Dies änderte sich erst ab den 1990er Jahren. Mit der Rezeption postkolonialer Ansät- ze, die die Bedeutung kolonialer Diskurse, aber auch die Wechselwirkung der kolonialen Bewe- gung in den Vordergrund rückten, wurde deut- lich, dass der Kolonialismus nicht nur in Übersee seine Spuren hinterlassen hatte. Kolonialismus als kollektive mentale Struktur reicht zudem weit über die Zeit der formalen Kolonisation hinaus. Parallel zum neuen wissenschaftlichen Diskurs entstanden an verschiedenen Orten Deutsch- lands in den vergangenen Jahren Initiativen, die aufzeigen, wie koloniales Denken und Handeln verbreitet war und inwieweit dieses heute noch nachwirkt. Auch in Karlsruhe finden sich Spuren dieser Vergangenheit. Der Vortrag möchte eine Einblick in den aktuellen Stand des postkolonialen Diskurses geben und an ausgewählten Beispielen (u.a. Völkerschauen, Kolonialwarenläden und Kolonialaustellungen) Spuren der kolonialen Vergangenheit in Karls- ruhe aufzeigen. Über Dr. Brigitte Übel: Die Referentin ist promovierte Historikerin und akademische Mitarbeiterin am Institut für Transdisziplinäre Sozialwissenschaft, Abt. Ge- schichte an der Pädagogischen Hochschule Karlsruhe. Ort: Pädagogische Hochschule, Moltkestr. 9, KA-Innenstadt, Gebäude 2 B, Raum 308 Beginn: 18 Uhr Teilnahme kostenlos Veranstalter: Dr. Brigitte Übel (PH Karlsruhe), Kulturbüro (Kulturamt der Stadt Karlsruhe) www.ph-karlsruhe.de/institute/ph/ institutfrsozialwissenschafte/geschichte www.karlsruhe.de/b1/kultur/ kulturfoerderung/kulturbuero 22.3. 125 22. März Dienstag Filmvorführung „Die Arier“ von Mo Asumang Auf einer persönlichen Reise versucht die Afro- deutsche Mo Asumang herauszufinden, was hin- ter der Idee vom „Herrenmenschen“ steckt. Sie begibt sich zu Pseudo-Ariern auf Nazidemos, reist zu den wahren Ariern in den Iran, trifft sich in den USA mit weltweit berüchtigten Rassisten und begegnet dem Ku Klux Klan. Über Mo Asumang: Mo Asumang, 1963 als Kind einer Deutschen und eines Ghanaers in Kassel geboren, wur- de 1996 Deutschlands erste afrodeutsche TV-Moderatorin („Liebe Sünde“). Seitdem arbeitet Asumang als Moderatorin, Filme- macherin („Roots Germania“ und „Die Arier“, beide Grimme-Preis-nominiert), Dozentin und Schauspielerin. Die Morddrohung einer Neo- nazi-Band veranlasste Asumang, sich »face to face« mit dem Thema Rassismus zu beschäf- tigen. Onlineanmeldung unter www.fes.de/lnk/moka Ort: Stadtmedienzentrum am Landesme- dienzentrum Baden-Württemberg, Moltkestraße 64, KA-Nordstadt, Film- saal (Eingang B) Beginn: 19 Uhr Teilnahme kostenlos Veranstalter: Fritz-Erler-Forum – Landesbüro der Friedrich-Ebert-Stiftung, Büro für Integration (Sozial- und Jugendbehörde der Stadt Karlsruhe), Stadtmedienzen- trum Karlsruhe am LMZ www.die-arier.com www.fes.de www.karlsruhe.de/b3/soziales/einrichtungen/ bfi.de www.lmz-bw.de/landesmedienzentrum/ medienzentren/stadtmedienzentrum- karlsruhe-am-lmz 22.3. 126 22. März Dienstag „Ali Jabor und sein märchenhafter Oud“ Oud-Konzert mit Lesung Mit „Der Klang von Gilgamesh“ begeister- te der begnadete irakische Oud-Spieler Ali Jabor im Rahmen der Wochen gegen Rassismus 2015 die Zuhörer im ibz. Nun präsentiert er sein neues Programm – darunter etliche Eigen- kompositionen. Der musikalische Genuss wird auch diesmal ergänzt durch eine irakische Er- zählung „Delila, die Gaunerin und ihre Toch- ter Seineb, die Spitzbübin“ (in der die beiden Frauen durch kreative Gaunereien Bagdad aufmischen), gelesen von Wini Uhrig. Eine Veranstaltung des ibz in Verbindung mit und zugunsten von „Freunde für Fremde e.V.“. Im Rahmen der Wochen gegen Rassismus wird dieses Konzert einen weiteren Beweis dafür erbringen, dass Zuwanderung aus einer „frem- den“ Kultur eine Bereicherung unseres Kulturle- bens mit sich bringt. Ort: ibz, Kaiserallee 12d, KA-Weststadt Beginn: 19.30 Uhr Teilnahme kostenlos , um Spenden wird gebe- ten Veranstalter: Internationales Begegnungszen- trum Karlsruhe e.V., Freunde für Fremde e.V. Karlsruhe www.ibz-karlsruhe.de www.freunde-fuer-fremde.de 22.3. Foto: Alexander Werner 127 22. März Dienstag Schreiben für die Freiheit Briefmarathon für politische Gefangene Gibt es eine Möglichkeit, Menschen zu unter- stützen, die wegen ihrer Meinung, ihrer Religion oder sexuellen Orientierung inhaftiert sind? Ja! Eine sehr effiziente Möglichkeit ist es, Ihnen di- rekt ins Gefängnis zu schreiben. Das kann sie sehr ermutigen. Und selbst wenn die Karten nicht ausgehändigt werden, machen sie den Unterdrückern deutlich, dass die Gewissens- gefangenen nicht vergessen sind und dass sich weltweit Menschen für sie einsetzen. Das wollen wir an diesem Abend tun – ge- meinsam, in einem stilvollen Café, in zwei „Schreib-Runden“, mit Musik von Ender & U.W.E., mit Snacks, Getränken und interessanten Begegnungen. Wir schreiben an Raif Badawi, Liu Xiaobo und einige andere. Postkarten, Um- schläge und Porto werden gestellt. Jeder kann sich über eine Spendenbox beteiligen. Ort: Café Palaver, Steinstraße 23 (im Gewer- behof), KA-Innenstadt Beginn: 20 Uhr Teilnahme kostenlos Veranstalter: Internationale Gesellschaft für Menschenrechte, Amnesty International Bezirk Karlsruhe, Gesellschaft für be- drohte Völker Regionalgruppe Karlsruhe www.amnesty-karlsruhe.de www.igfm.de www.gfbv.de 22.3. Fotos: Martin Gommel 128 22. März Dienstag act.now – Theater mit Courage Praktische Vorstellung des neuen Theaterprojektes im Jubez An diesem Nachmittag können alle interessier- ten Menschen von 15 bis 27 Jahren einen prak- tischen Einblick in die Arbeit des neuen Thea- terprojektes erhalten. Nach einem Input über den Themenkomplex Diskriminierung und Unge- rechtigkeiten sowie einigen theaterpraktischen Übungen werden in Kleingruppen Situationen zu diesen Themen besprochen und szenisch um- gesetzt. Wer danach Lust bekommen hat, regelmäßig dabei zu sein und seine Haltung im öffentlichen Raum mittels Straßentheater darzustellen, kann sich direkt vor Ort anmelden! Mehr zum Projekt unter: www.jubez.de/page/act-now-theater-mit- courage Leitung: Karin Hobinka (Theaterpädagogin), Stephan Fürstenberg (Anti-BIAS-Trainer) Kontakt/Anmeldung: Karin Hobinka, Tel: 0721/133-5640 oder per Mail: k.hobinka@stja.de Ort: Jubez, Kronenplatz 1, KA-Innenstadt, 1. OG Beginn: 17 - 19 Uhr Teilnahme kostenlos Veranstalter: Jubez www.jubez.de 23.3. 129 23. März Mittwoch „Winternähe“ Lesung mit Mirna Funk Lola ist Deutsche. Lola ist Jüdin. Vor allem ist sie verärgert, nicht selbst bestimmen zu können, wer sie ist. Sie wächst bei ihren jüdischen Groß- eltern auf, die den Holocaust überlebt haben und ihr raten, bei antisemitischen Sprüchen ru- hig zu bleiben. Ihre Arbeitskollegen beschmie- ren ein Foto von ihr mit einem Hitlerbärtchen und posten es im Netz. Moderner Antisemitismus, Nahost-Konflikt, Identitätsfindung – Mirna Funk packt mit ihrem Debüt „Winternähe“ brisante Themen an. Ernst, ironisch, lesenswert! Über Mirna Funk: Mirna Funk wurde 1981 in Berlin geboren und arbeitet als Autorin, Journalistin und Werbe- texterin. Für ihr Debüt „Winternähe“ gewann sie den Uwe-Johnson-Förderpreis 2015 für das beste deutschsprachige Debüt der vergange- nen zwei Jahre. Ort: Literaturmuseum, Prinz-Max-Palais, Karlstraße10, KA-Innenstadt Beginn: 19 Uhr Teilnahme kostenlos Veranstalter: Literarische Gesellschaft Karlsruhe e. V. in Kooperation mit der Stephanus-Buchhandlung Karlsruhe www.literaturmuseum.de www.mirnafunk.com www.stephanusbuch.de 23.3. © Bella Lieberberg 130 23. März Mittwoch Die Verfolgung der muslimischen Rohingya in Myanmar Vortrag von Uli Delius Sie werden als „bengalische Migranten“ aus dem Nachbarland Bangladesch betrachtet, ob- wohl sie kein Bengali sprechen: die 800.000 bis 1,3 Millionen muslimischen Rohingya. Mit dem Staatsbürgerschaftsgesetz von 1982 entzog die Militärjunta ihnen sämtliche bürgerlichen Rechte. Die Rohingya verloren ihre Staatsbür- gerschaft und wurden de facto zu Ausländern im eigenen Land, obwohl sie zum Teil seit dem achten Jahrhundert auf dem Territorium des heutigen Burma leben. Die Vereinten Nationen bezeichnen sie als am meisten bedrohte Min- derheit der Welt. Die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) hat vor einer zunehmenden religiösen Intole- ranz gegen Andersgläubige im überwiegend buddhistischen Burma (Myanmar) gewarnt und ein deutliches Bekenntnis der führenden Politi- ker des Landes zum multireligiösen Charakter des Staates gefordert. Heute sind es in Burma die Muslime, die ausgegrenzt und angefeindet werden. Uli Delius ist Asien-Referent der Gesellschaft für bedrohte Völker in Göttingen. Ort: ibz, Kaiserallee 12d, KA-Weststadt Beginn: 19.30 Uhr Teilnahme kostenlos Veranstalter: Gesellschaft für bedrohte Völ- ker e.V. Regionalgruppe Karlsruhe, Inter- nationales Begegnungszentrum Karlsruhe e.V. www.gfbv.de www.ibz-karlsruhe.de 23.3. Rassismus fängt im Kopf an! Internationale Wochen gegen Rassismus. www.interkultureller-rat.de 131 23. März Mittwoch Annette Treibel: Integration – ein Projekt für alle Vorstellung des Buches von Annette Treibel: „Integriert Euch! Plädoyer für ein selbstbewusstes Einwanderungsland“ und Diskussion. Das Buch der Soziologieprofessorin von der Pädagogischen Hochschule Karlsruhe analy- siert die Debatten um das Zusammenleben bis hin zur jüngsten Auseinandersetzung um Pegida. Annette Treibel sieht Integration als ein Projekt für alle an. Es betrifft die Längeransässigen, die sie Alte Deutsche nennt, die Einwanderer als Neue Deutsche bis hin zu den Flüchtlingen, von denen derzeit noch nicht klar ist, ob sie einmal zu Einwanderern werden. Die Autorin stellt ihr im September 2015 bei Campus erschienenes Buch vor und diskutiert mit den Zuhörern und Zuhörerinnen die gesell- schaftlichen Folgen von Migration und Integra- tion. Über Prof. Dr. Annette Treibel-Illian: Annette Treibel-Illian (als Autorin: Annette Trei- bel) ist Professorin für Soziologie am Institut für Transdisziplinäre Sozialwissenschaft an der Pä- dagogischen Hochschule Karlsruhe. Sie ist Mit- glied im Rat für Migration. Ort: Studentisches Kulturzentrum (KIT), Adenauerring 7, KA-Innenstadt, Festsaal Beginn: 19.30 Uhr Teilnahme kostenlos Veranstalter: Prof. Dr. Annette Treibel-Illian (PH Karlsruhe), Kulturbüro (Kulturamt der Stadt Karlsruhe), Studierendenwerk Karlsruhe www.ph-karlsruhe.de www.karlsruhe.de/b1/kultur/ kulturfoerderung/kulturbuero www.studentenwerk-karlsruhe.de www.campus.de/buecher-campus-verlag/ wissenschaft/soziologie/integriert_euch- 9983.html 23.3. 132 23. März Mittwoch „Mo und die Arier – Allein unter Rassisten und Neonazis“ Lesung und Begegnung mit der TV-Moderatorin Mo Asumang Die afrodeutsche TV-Moderatorin Mo Asumang wagt ein spektakuläres und einzigartiges jour- nalistisches Experiment. Mutig und entschlossen sucht sie die offene Konfrontation mit rechten Hasspredigern – bei Burschenschaften, unter 3.000 Neo-Nazis auf dem Alexanderplatz in Berlin, bei einem rechten Star-Anwalt, unter braunen Esoterikern, auf einer Neonazi-Da- ting-Plattform, ja sogar bei Anhängern des Ku-Klux-Klan. Sie begegnet Menschen, die sie hassen – und entlarvt sie dadurch. Über Mo Asumang: (siehe Seite 125) Ort: Stadtbibliothek im Neuen Ständehaus, Ständehausstraße 2, KA-Innenstadt Beginn: 20 Uhr Eintritt: 6 € / ermäßigt 4 € Veranstalter: Stadtbibliothek Karlsruhe (Kul- turamt der Stadt Karlsruhe) in Koope- ration mit der Buchhandlung Hoser und Mende www.stadtbibliothek-karlsruhe.de www.hoser-mende.de 23.3. Mo Asumang Schwarz arm diebStahl. raSSiSmuS fängt im Kopf an! Internationale Wochen gegen Rassismus. www.interkultureller-rat.de 133 23. März Mittwoch Vorstellung der Antidiskriminierungsstelle Karlsruhe Nachdem 2006 in Deutschland das „Allgemei- ne Gleichbehandlungsgesetz“ (AGG) in Kraft getreten ist, wurde die Antidiskriminierungsstel- le des Bundes (ADS) als Anlaufstelle für Men- schen eingerichtet, die Diskriminierung erfahren oder erfahren haben. Das AGG bietet rechtlichen Schutz für Personen, die aufgrund ihrer ethnischen Herkunft, ihres Geschlechts, ihrer Religion oder Weltanschau- ung, ihrer Behinderung, ihres Alters oder ihrer sexuellen Identität Benachteiligung erfahren. Neben der ADS des Bundes wurden in den letzten Jahren auch etliche Landes-Antidiskrimi- nierungsstellen und kommunale Antidiskriminie- rungsstellen geschaffen. Mit Unterstützung des Landes Baden-Württem- berg (Integrationsministerium) wurde nun auch in Karlsruhe die zweite Antidiskriminierungsstel- le in Nordbaden geschaffen. Diese ist nicht in der (Stadt-)Verwaltung angesiedelt, sondern wird in freier Trägerschaft beim Menschen- rechtszentrum Karlsruhe e.V. betrieben und ist momentan noch im Aufbau. Die Antidiskriminierungsstelle Karlsruhe möchte Betroffenen Hilfe und Beratung anbieten, über das AGG informieren und sie dazu ermutigen, ihre Rechte wahrzunehmen und ihnen auch hel- fen, diese einzufordern. Außerdem möchte die ADS KA die Menschen durch Aktivitäten und Aktionen in ihrem Empowerment stärken. In der Veranstaltung stellt die Leiterin der Anti- diskriminierungsstelle Karlsruhe Aliz Müller die Aufgaben, Strukturen und Ziele vor. Danach sind die Besucherinnen und Besucher eingeladen, sich im Format eines World-Ca- fés an verschiedenen Themen-Tischen mit Ak- teurinnen und Akteuren von Karlsruher Institu- tionen und Initiativen (sowohl Haupt- als auch Ehrenamtliche) über ihre Tätigkeit im Bereich der Antidiskriminierung und des Empowerments auszutauschen und ins Gespräch zu kommen. Über Aliz Müller: Die Soziologin Aliz Müller ist seit 2009 Mitglied des Migrationsbeirates der Stadt Karlsruhe, wo sie sich insbesondere aktiv gegen Rassismus und Diskriminierung einsetzt. Sie bietet rassismuskri- tische Workshops für Jugendliche und Erwach- sene an. Seit drei Jahren betreut sie die Aktion „Schau-hin-in Karlsruhe“ (siehe Seite 149). Freiberuflich ist sie seit Jahren für das Kultur- büro des Kulturamtes der Stadt Karlsruhe im Themenfeld Antirassismus tätig und war von An- fang an stark in die Karlsruher Wochen gegen Rassismus und das Engagement der Stadt in der Europäischen Städtekoalition gegen Rassismus eingebunden. Ort: ibz, Kaiserallee 12d, KA-Weststadt Zeit: 19.30 Uhr Teilnahme kostenlos Veranstalter: Antidiskriminierungsstelle Karlsruhe des Menschenrechtszentrums Karlsruhe e.V., Internationales Begeg- nungszentrum Karlsruhe e.V. www.menschenrechtszentrum.de www.ibz-karlsruhe.de 24.3. 134 24. März Donnerstag Schulveranstaltungen (Geschlossene Veranstaltungen!) „Wir lernen rassistisch zu sein, deshalb können wir lernen nicht rassistisch zu sein.“ Jane Elliot Jane Elliott (* 27. Mai 1933 in Riceville, Iowa) ist eine amerikanische Lehrerin, die als Antiras- sismus-Aktivistin bekannt ist. Sie entwickelte 1968 den bekannten „Blue Eyed Workshop“ und verfasste mehrere Drehbücher zu Dokumentarfilmen rund um die Themenbereiche Vorurteile und Rassismus. Sie ist mit Abwandlungen des Workshops auch heute noch auf Vortragsreisen in der ganzen Welt aktiv. Sie berichtet, dass die Ergebnisse sich über die vielen Jahre, in denen sie die Workshops gibt nicht verändert haben und dass es auch keine Unterschiede zwischen Teilnehmern aus verschiedenen Ländern gibt. de.wikipedia.org/wiki/Jane_Elliott 136 Schulaktionen in den Karlsruher Wochen gegen Rassismus (Geschlossene Veranstaltungen!) „Tage der Begegnung“ mit Gesang- & Musikworkshops und Podiums- diskussionen zum Thema „Flucht im Fokus – warum fliehen Menschen?“ Bei der 4. Karlsruher Wochen gegen Rassismus will der Deutsch-Afrikanische Verein (DAV) in Zusammenarbeit mit der Anne-Frank-Schule, dem Humboldt-Gymnasium und der Werner- von-Siemens-Schule das Thema „Toleranz und Solidarität in der Gesellschaft und Leben in Würde“ den Schülerinnen und Schülern nahe- bringen. Um das zu ermöglichen, organisiert der DAV in diesen Schulen zwischen dem 29. Februar und dem 23. März „Tage der Begegnung“ mit Gesangs- und Musikworkshops und Podiumsdis- kussionen zum Thema „Flucht im Fokus – warum fliehen Menschen?“ mit Experten, die sich mit dem Thema Asyl beschäftigen. Dabei geht es darum, sich über die Fluchtursachen und die globalen wirtschaftlichen und politischen Zu- sammenhänge zu informieren und auszutau- schen. Das Ergebnis des Gesangs- und Musikwork- shops während dieser Veranstaltungsreihe wird bei der Eröffnung des Vielfaltfestes am 20. März 2016 im Tollhaus (Siehe Seite 108) von der Gruppe Yakagnambé präsentiert. Yakagnambé ist aus Schülerinnen und Schülern von verschiedenen Karlsruher Schulen zusam- mengestellte Schülermusikgruppe, die Trom- meln auf der Djembé mit Gesang verbindet. Beteiligte Schulen: • Humboldt-Gymnasium, KA-Nordweststadt • Anne-Frank-Schule Karlsruhe, KA-Ober- reut • Werner-von-Siemens-Schule, KA-Nordwest- stadt Veranstalter: DAV – Deutsch-Afrikanischer Verein www.deutschafrikanischerverein.de Yakagnambé 137 Schulaktionen in den Karlsruher Wochen gegen Rassismus (Geschlossene Veranstaltungen!) „Mit bunten Farben gegen braune Parolen“ Workshops mit Irmela Mensah-Schramm Wer hat sie nicht schon gesehen, die Hass-Bot- schaften im öffentlichen Straßenbild? Sie sind zumeist gerichtet gegen Mitmenschen, die anders aussehen, anders leben und den- ken. Es sind Menschen, die geflohen sind vor Krieg, Repressionen und Armut in ihrer Heimat. Nicht immer sind sie willkommen und begeg- nen Anfeindungen und Ablehnungen. Diese sind fühlbar und öfters sogar sichtbar, auch als Hass-Graffitis vor unseren Augen. Dieses Workshop-Projekt regt die noch ganz jungen Menschen zum Nachdenken an, sie ent- wickeln dabei sogar ungewöhnlich schnell eine Kreativität und verwandeln die oft menschen- verachtenden Parolen auf Schwarzweiß-Vor- lagen mit bunten Farben in fröhliche und vor allem friedliche Antworten. Ein Workshop, der stets sehr eindrucksvolle Ergebnisse verzeichnet. Über Irmela Mensah-Schramm: Irmela Mensah-Schramm ist Politaktivistin und ehemalige Heilpädagogin. 1986 hat sie es sich zur Aufgabe gemacht, Hassbotschaften im öffentlichen Straßenraum zu dokumentieren und zu entfernen und kann somit dieses Jahr auf eine 30jährige Geschichte und Entwicklung ihrer Arbeit zurückblicken! Das alltägliche Mit- nehmen von Pinseln, Bürsten, Fotoapparat und Lösungsmitteln gehört für sie selbstverständlich dazu, um insbesondere rassistische, antisemi- tische und homophobe Aufkleber und Graffitis zu entfernen. Frau Mensah-Schramm möchte nicht wegschauen und damit die Hassparolen indirekt dulden, nach dem Motto: Wir sind für das verantwortlich, was wir widerspruchslos hinnehmen. Deshalb nimmt sie auch Beschimpfungen und Drohungen hin, die ihre Putzaktionen manches Mal begleiten. Ebenso erlebt sie aber auch immer wieder Dankbarkeit und Anerkennung von Mitmenschen, welche ihre Arbeit aktiv oder passiv unterstützen und gutheißen. In über 400 Ausstellungen hat Irmela Mensah-Schramm ihre Arbeit teils international dokumentiert und auf diesem Wege die Öffentlichkeit für das Thema sensibilisiert. Dazu gehören auch die unzähligen Workshops mit Schüler_innen, die sie seit 12 Jahren in 11 Bundesländern mit sehr eindrucks- vollen Ergebnissen durchführt und die einen festen Bestandteil ihres Schaffens ausmachen. 138 Schulaktionen in den Karlsruher Wochen gegen Rassismus (Geschlossene Veranstaltungen!) Auch bei den Karlsruher Wochen gegen Rassis- mus war sie von Anfang an mit ihren Schulwork- shops dabei, sowie durch ihre Ausstellung „Hass vernichtet“ 2013 im Foyer des Karlsruher Rat- hauses und die Mitwirkung am Film „alle anderen sind nicht gleich anders“ des Filmboard Karlsruhe e.V. 2014 in Karlsruhe vielfach präsent. Termine der Workshops in Karlsruher Schulen: • 15.3. Internationaler Bund – Jugendmi- grationsdienst, KA-Südstadt • 16.3. Markgrafen-Gymnasium, KA-Durlach • 17.3. Carlo-Schmid-Schule Karlsruhe, KA-Nordstadt • 18.3. Goethe-Gymnasium Karlsruhe, KA-Südweststadt Veranstalter: Irmela Mensah-Schramm in Kooperation mit den beteiligten Schulen und mit Unterstützung des Kulturbüros (Kulturamt Stadt Karlsruhe). www.hassvernichtet.de www.karlsruhe.de/b1/kultur/ kulturfoerderung/kulturbuero 139 Schulaktionen in den Karlsruher Wochen gegen Rassismus (Geschlossene Veranstaltungen!) „Maria“ oder „Vom Zigeunerkind, das kein Zigeunerkind sein sollte und andere Geschichten“ Ein interdisziplinäres Kunstprojekt für Kinder über das Bild von „Sinti und Roma“ im Märchen und Begegnung mit der Wirklichkeit. Wie und was sind eigentlich „Zigeunerkinder“? Wie sehen sie aus und warum ist es ein Schimpf- wort? Sind Sinti und Roma wirklich anders als Du und ich? Was wissen wir von ihnen und wa- rum eigentlich sollte ein „Zigeunerkind nicht blond“ (*) sein? Ein Kunst-Workshop mit Märchen, Puppen-Ge- schichten, Malen und Theaterspielen im Rah- men der KunstWerkstatt HautNah von Renate Schweizer in der Grundschule Beiertheim. * 2013 ging die Geschichte der „blonden Ma- ria“ durch sämtliche Medien: Die Geschichte beginnt Mitte Oktober in einer Roma-Siedlung im griechischen Farsala.) Bei einer Hausdurch- suchung entdecken Polizisten ein etwa fünf- jähriges Mädchen, das im Gegensatz zu den anderen Familienmitgliedern hellblondes Haar und grüne Augen hat. Die Polizisten nehmen das Mädchen mit. Die Begründung: Das Kind könne aufgrund seines Aussehens nicht zu den Eltern gehören. Es müsse durch Raub oder Ent- führung in die Familie gekommen sein. Eine an- dere Möglichkeit fällt den Beamten nicht ein. Sie übergeben das Kind, das Maria heißt, einer Athener Kinderhilfsorganisation. Über das Projekt Kunstwerkstatt HautNah: Das Projekt Kunstwerkstatt HautNah wurde 2002 von der Künstlerin Renate Schweizer in Karlsruhe ins Leben gerufen und wird durch Zuschüsse des Kulturamts, der Sozial- und Ju- gendbehörde, des staatlichen Schulamts und von Spenden zum Beispiel des Lions-Club Mitte finanziert. In den vergangenen Jahren wurde HautNah mehrmals von der Kulturstiftung der Länder „Kinder zum Olymp“ für „vorbildliche Kooperation zwischen Kultur und Schule“ aus- gezeichnet. Außerdem war die Kunstwerkstatt unter den besten Zukunftsprojekten der Aktion „Ideen, Initiative, Zukunft“ des dm-Markts und der UNESCO und zählte 2012 zu den preis- würdigen Projekten des Kulturpreises 2012 der TechnologieRegion Karlsruhe. Die Kunstwerkstatt ist mobil und kann von Schu- len, Institutionen, Betrieben und Senioren-Ein- richtungen tage- oder stundenweise angefragt werden – Kontakt: info@art-and-soul.de. 15. März (Mittwoch) Ort: Grundschule Beiertheim, KA-Beiertheim Zeit: 14 – 16.30 Uhr Veranstalter: Kunstwerkstatt HautNah in Koo- peration mit der Grundschule Beiertheim www.art-and-soul.de www.schule-beiertheim.de 140 Schulaktionen in den Karlsruher Wochen gegen Rassismus (Geschlossene Veranstaltungen!) Vortrag und Diskussion zum Thema „Menschenrechte“ mit Dr. David Schneider-Addae-Mensah Vortrag und anschließendes Gespräch zum Thema „Menschenrechte – aus dem Leben eines Menschenrechtsanwalts“ Über Dr. David Schneider-Addae-Mensah: Der in Karlsruhe lebende Anwalt für deutsches und französisches Recht sowie für Menschen- rechte, Dr. David Schneider-Addae-Mensah, wird Kursstufenschülern des Markgrafengym- nasiums aus seinem Arbeitsalltag als Anwalt für Menschenrechte vortragen und anschließend mit ihnen über Menschenrechte diskutieren. 16. März (Mittwoch) Ort: Markgrafen-Gymnasium, KA-Durlach Zeit: 11.30 Uhr Veranstalter: Markgrafen-Gymnasium, Fried- rich-Ebert-Stiftung – Fritz-Erler-Forum www.fritz-erler-forum.de www.mgg.karlsruhe.de Filmvorführung „Die Arier“ von und mit Mo Asumang Beschreibug siehe Seite 126. Schulvorführungen des Films und Gespräch mit Mo Asumang. • 22.3. Markgrafen-Gymnasium, KA-Durlach • 23.3. Goethe-Gymnasium, KA-Südwest- stadt Veranstalter: Fritz-Erler-Forum – Landesbüro der Friedrich-Ebert-Stiftung in Koopera- tion mit den beiden Gymnasien 141 Schulaktionen in den Karlsruher Wochen gegen Rassismus (Geschlossene Veranstaltungen!) Projekttage, Workshops und Schulvorträge an der Carlo-Schmid-Schule „Vielfalt schätzen – Fremdheit überwinden“ ist ein Leitgedanke des pädagogischen Konzepts der Carlo-Schmid-Schule. Deshalb setzen wir uns in jedem Schuljahr mit unterschiedlichen Projekten und Veranstaltungen für die För- derung der Buntheit unserer Gesellschaft ein und treten rassistischen Tendenzen entschieden entgegen. Dieses Jahr haben wir unterschied- liche Workshops zur Sensibilisierung unserer Schüler_innen zusammengestellt. Die politische Weltlage erfordert ein neues Bewusstsein für Unterschiedlichkeit und Vielfalt. Wir nehmen unseren Bildungs- und Erziehungsauftrag zu diesen Themen sehr ernst und freuen uns auf die neuen Impulse der eingeladenen Veranstal- ter für unsere Schülerinnen und Schüler. Alles nur Bilder im Kopf? Ein Projekttag zu Diskriminierung, von Rassismus betroffenen Menschen und couragiertem Handeln. Ziele: Die Schüler_innen kennen menschenver- achtende Einstellungen und erkennen, dass diese überall in der Gesellschaft verbreitet sind. Sie sind sensibilisiert für die Folgen von menschen- verachtenden Einstellungen und von Diskriminie- rung für Betroffene. Sie kennen Möglichkeiten couragierten Handelns gegen menschenveracht- ende Einstellungen, Diskriminierung und Neo- nazis und sind motiviert diese umzusetzen. Die Teilnehmenden erkennen Neonazis und die Be- drohung, die von ihnen für Einzelne und für die Gesellschaft ausgeht. Sie kennen den Zusam- menhang zwischen Neonazismus und menschen- verachtenden Einstellungen in der Gesellschaft. 10.03.2016 (Donnerstag) von 8.15 – 13.15 Uhr Alles nur Bilder im Kopf? Ein Projekttag zu Diskriminierung, von Rassismus betroffenen Menschen und couragiertem Handeln. Ziele: Die Schüler_innen wissen, dass Menschen aufgrund von unterstellten Merkmalen zu Grup- pen zusammengefasst werden. Sie sind für die verschiedenen Lebensrealitäten der von Rassis- mus betroffenen Menschen sensibilisiert und ken- nen die Begriffe Migration, Flucht und Asyl. Die Schüler_innen sind für die Auswirkungen (rassis- tischer) Diskriminierung innerhalb ihres Alltags sensibilisiert. Sie wissen um die verschiedenen Möglichkeiten von couragiertem Handeln. 11.03.2016 (Freitag) von 8.15 – 13.15 Uhr Theaterworkshop zum Thema Flucht und Asyl Der Theaterworkshop bietet Raum, sich durch Rollenspiel und Improvisationen mit dem Thema Flucht und Asyl auseinanderzusetzen. Gear- beitet wird mit den Erlebnissen und Beobach- tungen der Teilnehmer_innen. Susanne Henneberger ist Schauspielerin. Seit 2011 führt sie zahlreiche theaterpädago- gische Projekte bei Werkraum Karlsruhe durch und ist seit 2014 fest angestellte Mitarbeiterin im Bereich Kultur- und Projektmanagement. 15.03.2016 (Dienstag) von 10 – 13.15 Uhr Foto-Vortrag von Martin Gommel: Flucht mit dem Schlauchboot Ende November 2015 fuhr Martin Gommel von Karlsruhe über Budapest auf die griechische In- sel Lesbos. Dort kam er mit den von der Türkei übersetzenden Geflüchteten und zahlreichen Helfer_innen in Berührung, die jeden Tag un- ermüdlich Hilfeleistung erbringen. In seinem Foto-Vortrag berichtet Gommel mithilfe seiner Aufnahmen über die intensiven Begegnungen. 16.03.2016 (Mittwoch) von 10 – 11.30 Uhr Ort: Carlo-Schmid-Schule Karlsruhe, Ohi- ostraße 5, Karlsruhe-Nordstadt Veranstalter: Carlo-Schmid-Schule mit Unter- stützung des AK Migrationsbeirats und des Büros für Integration www.carlo-schmid-schule.de 142 Schulaktionen in den Karlsruher Wochen gegen Rassismus (Geschlossene Veranstaltungen!) „Weiße Fahnen im Wind “ Ein interkulturelles Projekt mit Schulen aus Karlsruhe Die Fahne ist als Zeichen Symbolträger von vor- wiegend nationaler Zugehörigkeit. Die weiße Fahne hingegen wird allgemein als Friedenszeichen verstanden. Eine Gesellschaft, die sich aktiv gegen Rassis- mus und für ein friedliches und offenes Mitei- nander einsetzt, muss diesen Wert in der Bil- dung von Kindern und Jugendlichen vermitteln. Einen solchen Auftrag kann gerade die Kunst mit Ihren Möglichkeiten über Form zum Inhalt zu gelangen, erfüllen. Schüler_innen aus unterschiedlichen Schu- len gestalten zusammen mit der Karlsruher Künstlerinnen-Gemeinschaft KunstUnternehmen, Fahnen, die eine Gesellschaft des friedlichen Miteinanders zum Thema hat. Diese Fahnen sind in den Karlsruher Wochen gegen Rassismus an markanten Stellen im öffentlichen Raum in Karlsruhe zu sehen. Diese Aktion der Gestal- tung zum Thema „Fremd Sein“ oder „Anders Sein“ wirkt nach Innen. Anschließend werden die Fahnen im öffentlichen Raum hängen und nach Außen wirken. Bisher gab es folgende Aktionen: • 2014 wurden 5 Fahnen von Schüler_innen des Lessing-Gymnasiums gestaltet. • 2015 wurden 3 große Fahnen von Schü- ler_innen und Flüchtlingen gemeinsam für die Anne-Frank-Schule gestaltet. Bei den Karls- ruher Wochen gegen Rassismus hingen sie an der Fassade der Schule. Die Fahnen vom Lessing-Gymnasium wurden dort ebenfalls wieder aufgehängt. • 2015 bei der Generalkonferenz der Euro- päischen Städtekoalition wurden die drei Fahnen aus der Anne-Frank-Schule im Gar- tensaal gezeigt. • Zu den Karlsruher Wochen gegen Ras- sismus 2016 werden die vorhandenen Fahnen wieder an den Schulfassaden der Anne-Frank-Schule und des Lessing-Gym- nasiums aufgehängt werden. Bei den kommenden Wochen gegen Rassismus sollen an weiteren Schulen Fahnen entstehen. So wird regelmäßig an diesem gut sichtbaren Symbol einer demokratischen Aktion für ein Miteinander gearbeitet. Karlsruhe setzt so ein Zeichen des Zusammenhaltes in den Stadtraum und die Bevölkerung trägt diese Botschaft ebenso in die Ferne. Initiiert wurde die Idee von KunstUnternehmen, den Künstlerinnen Bernadette Hörder und Ul- rike Israel, einer Ateliergemeinschaft in Karls- ruhe. Die Arbeit in den Schulen findet in Kooperati- on mit dem Deutsch-Afrikanischen Verein e.V. Karlsruhe statt (siehe Seite 137). 143 Schulaktionen in den Karlsruher Wochen gegen Rassismus Südafrika – Apartheid war gestern? 14. März (Montag) und 15. März (Dienstag) Kinder unter dem Regenbogen Der Vormittag im Eine Welt Theater fördert die Auseinandersetzung mit dem Thema „anders aussehen“ und „Diskriminierung“. Eingeführt in die Thematik wird durch einen Vortrag von Ruth Rahäuser zur Geschichte Südafrikas und der Bedeutung Nelson Mandelas. Anschließend wird das Figurentheaterstück „Thandisi in Süd- afrika“ aufgeführt und über den Schülerauf- stand in Soweto 1976 sowie über Entwick- lungen Südafrikas informiert. Im Rahmen der Kunstaktion „Wer bin ich?“ geht es um die zufällige Biographie eines Jugend- lichen in Südafrika. Durch das Malen eines Portraits und des Lebensraums sowie einer differenzierten Ausarbeitung der Biographie werden die Teilnehmer des Workshops dazu befähigt, diese später mit Bildern im Plenum vorzustellen. Das Hineinversetzen in die Biogra- phie, ergänzt durch selbst erdachte Aspekte, ermöglicht und fördert die Fähigkeit zu Em- pathie und die Entwicklung von Toleranz. Dies gilt sowohl für die vortragenden Jugendlichen als auch für die aktiv zuhörenden und nachfra- genden Gruppenmitglieder. Über Ruth Rahäuser: Die Theaterpädagogin Ruth Rahäuser und das Eine Welt Theater am Alten Schlachthof in Karlsruhe informieren seit 15 Jahren über die Bedeutung der Kinderrechte. Figurentheater- stücke aus eigener Werkstatt, Kreativaktionen und Diskussionen für KiTa, Schule und Familien sensibilisieren für die Lebenswelten von Kindern und Jugendlichen weltweit. Angebot an weiterführende Schulen, Sekundar- stufe I / Klasse 5 – 7 Infos und Anmeldung unter: ruth.rahaeuser@gmx.de, Telefon: 0163/3807300 Ort: Eine Welt Theater, Alter Schlacht- hof 23 F, KA-Oststadt Zeit: 9.30 – 13 Uhr Eintritt: 2 € je Schüler / maximal 25 Schüler Veranstalter: Eine Welt Theater / Ruth Rahäu- ser, Theaterpädagogin www.eine-welt-theater.de 14.3.+ 15.3. Angebote für Schulen 144 Angebote für Schulen act.now. – Theater mit Courage Ein Workshop für eine Schulklasse ab Stufe 9 am 18. März (Freitag) Anmeldung bis zum 10.3. möglich Der englische Begriff »act« bedeutet sowohl handeln als auch Theater spielen. Um beides geht es im Workshop »act.now.«. Wir wollen uns mit Mut, Respekt und Verantwortung im Klassenzimmer und auf dem Schulhof beschäf- tigen und überlegen, was das mit uns und un- serem Handeln zu tun hat. Die Ergebnisse wer- den in kleinen Theaterszenen festgehalten. Pädagogisches Ziel dieses Workshops ist es, eine Sensibilisierung für Ungerechtigkeit und Diskriminierung zu schaffen. Die Schüler_in- nen lernen, die eigene Handlungsmacht sowie Möglichkeiten couragierten Eingreifens spiele- risch zu reflektieren. Zum Einsatz kommen dabei körper- und erfahrungsorientierte Übungen aus der Theaterpädagogik und Menschenrechtsbil- dung, für welche lediglich gute Kenntnisse der deutschen Sprache notwendig sind. Referent_innen: Karin Hobinka (Theaterpädagogin), Stephan Fürstenberg (Anti-BIAS-Trainer) Anmeldung: Karin Hobinka, Tel: 0721/133-5640 oder Mail: k.hobinka@stja.de Ort: Jubez, Kronenplatz 1, KA-Innenstadt, 1. OG Zeit: 9.30 - 12.30 Uhr Kosten: 100 € Veranstalter: Jubez www.jubez.de 18.3. 145 Angebote für Schulen 27. März (Sonntag) „Toros Canavari“ Theaterstück von Aziz Nesin in türkischer Sprache Ein Theaterstück vom großen Satiriker Aziz Nesin zu seinem 100. Geburtstag. Das „An- kara Tiyatro Fabrikasi“ würdigt ihn mit seinem Stück „Toros Canavari – das Monster von Tau- rus“. Der Schriftsteller und Satiriker Aziz Nesin (1916-1995) war der populärste Autor der Türkei des 20. Jahrhunderts, Inhaber verschie- dener internationaler Preise; seine Werke (137 Bücher) sind zum Teil in mehr als 40 Sprachen übersetzt. Auf Deutsch sind zwanzig Bücher von ihm erschienen. Neben der literarischen Arbeit ist Aziz Nesin durch seine entschiedene Einwir- kung auf die kultur- und sozialpolitische Land- schaft der gegenwärtigen Türkei bekannt. Ro- mane, Dramen, Lyrik, Reisebeschreibungen und vor allem Kurzgeschichten gehören zu seinem Werk. Aziz Nesin war kompromisslos in seinem Kampf für die Gerechtigkeit, kompromisslos im Kampf mit den Mächtigen. Zu keiner Zeit ist er zurückgeschreckt, seine Meinung zu äu- ßern – auch nicht in den besonders schweren Jahren nach dem Militärputsch von 1980. Sein Geheimnis liegt in seiner Furchtlosigkeit. Die Le- ser_innen verehren ihn, er ist ihnen ein Vorbild. Vor allem in den letzten Jahrzehnten seines Le- bens wurde Aziz Nesin so viel gelesen, dass er mit seinem Einkommen nicht nur sich und seine Familie ernähren, sondern auch das Heim für Kinder und Jugendliche, die Nesin-Stiftung, ins Leben rufen konnte. Mit ungewöhnlicher Willensstärke hat sich Aziz Nesin zu seinen Lebzeiten dafür eingesetzt, ent- gegen allen Vorschriften an einem unbekannten und unerkennbaren Ort auf dem Stiftungsge- lände begraben zu werden. Er hat sich durch- gesetzt, auch nach seinem Tode. Die staatlichen Behörden haben nachgegeben. Aziz Nesin liegt auf dem Gelände der Stiftung an einem Ort, den nur seine Kinder kennen, begraben. Ort: Studentisches Kulturzentrum (KIT), Adenauerring 7, KA-Innenstadt, Festsaal Beginn: 16 Uhr Teilnahme kostenlos Veranstalter: Internationaler Jugend- und Kulturverein e.V. www.stja.de/jugendverbaende/ internationaler-jugend-und-kulturverein Spätere Veranstaltungen 27.3. 146 Hinweise auf später stattfindende, thematisch sehr gut passende Veranstaltungen 21. April (Donnerstag) „Hören Sie Ihre Schubladen schon quietschen?“ Informationen, Übungen und Diskussion zum Thema Vorurteilsbewusste Pädagogik Stelle ich den Schülerinnen und Schülern am ersten Schultag die scheinbar harmlose Fra- ge „Woher kommst Du? Ich meine ursprüng- lich?“ Wie wäre es mit einem interkulturellen Frühstück oder einem Indianerprojekt für die Projektwoche? Wo, wann und warum gehen im Schulalltag immer wieder unsere Vorurteils- schubladen auf? Was können wir tun, damit wir sie quietschen hören und möglicherweise etwas anderes sagen oder anders handeln? Mit Hilfe von Übungen, Rollenspiel und Diskus- sion möchten wir gemeinsam mit den Studie- renden die Hintergründe und Möglichkeiten einer Vorurteilsbewussten Pädagogik in ersten Schritten erforschen. Über die Referentinnen: Dr. Kidist Hailu ist Trainerin und Dozentin für Interkulturelle Kommunikation unter anderem am KIT. Lavinia Sichert ist langjährige Aktivistin bei der Initiative Schwarzer Menschen in Deutsch- land (ISD). Maria Jaqueline Dias dos Santos ist Master- studentin im Bereich Interkulturelle Bildung, Mi- gration und Mehrsprachigkeit an der PH Karls- ruhe. Katarina Behret ist Realschullehrerin. Alle Referentinnen haben sich beruflich und privat langjährig in den Themen Rassismus, Diskriminierung, Empowerment und Pädagogik weitergebildet und damit auseinandergesetzt. Die Organisatoren: Empowerment!KA ist eine Interessengemein- schaft privat engagierter Karlsruher Bürge- rinnen und Bürger. Empowerment!KA bietet ei- nen Anlaufpunkt für Schwarze Menschen und PoCs* aus Karlsruhe und Umgebung, die ihre Selbststärkung gegen Rassismus fördern möch- ten. Sie bringt sich in die rassismuskritische Öffentlichkeitsarbeit der Stadt Karlsruhe ein und arbeitet mit und für Bildungseinrichtungen (Kitas, Schulen und Hochschulen). *Person oder People of Color – Politische Selbstbezeichnung für Menschen, die als nicht-weiß angesehen werden. Ort: Pädagogische Hochschule, Gebäude 3, Moltkestraße 9, KA-Innenstadt Beginn: 8.15 Uhr Teilnahme kostenlos Veranstalter: Empowerment!KA, Pädago- gische Hochschule Karlsruhe www.empowerment-ka.de 21.4. Empowerment! KA Kein Mensch passt in eine Schublade! Werden Sie aufgrund Ihrer ethnischen Herkunft diskriminiert? Lassen Sie sich beraten unter: beratung@ads.bund.de / 03018 555-1865 www.antidiskriminierungsstelle.de www.facebook.com/antidiskriminierungsstelle Idee & Konzept gesponsert von: Lighthouse & Ashley www.lighthouse.com.mt 147 Hinweise auf später stattfindende, thematisch sehr gut passende Veranstaltungen 7. Juni (Dienstag) AMARO KHER in Kriva Palanka, Mazedonien Dem Antiziganismus VOR ORT eine Perspektive entgegen setzen und mit den Roma gemeinsam eine Perspektive zum würdigen Leben entwickeln. Wir wollen einen ausführlichen Bericht über das Projekt AMARO KHER geben, mit Filmausschnit- ten und Berichten von Beteiligten. Amaro Kher gibt es jetzt seit fast 3 Jahren. Nachdem nun große Teile des Roma-Gemein- schaftshauses fertig gestellt werden konnten, laufen im Haus selbst Projekte mit Kindern, Frauen und Männern, die den Menschen helfen sollen, ihre Situation zu verändern, die von Ar- mut und Ausgrenzung gekennzeichnet ist. Der AMARO KHER-Förderverein – ein Zusam- menschluss junger und älterer Freiwilliger – arbeitet hier in Karlsruhe daran, eine Öffent- lichkeit herzustellen für die Lage der Roma in Mazedonien und bemüht sich darum, Gelder zu sammeln, damit das Gemeinschaftshaus in Kriva Palanka gebaut und belebt werden kann. Ort: ibz, Kaiserallee 12d, KA-Weststadt Beginn: 19 Uhr Teilnahme kostenlos Veranstalter: AMARO KHER e.V., Internationa- les Begegnungszentrum Karlsruhe e.V. www.amarokher.org www.ibz-karlsruhe.de 7.6. 148 Hinweise auf später stattfindende, thematisch sehr gut passende Veranstaltungen
https://www.karlsruhe.de/b1/kultur/interkultur/gegenrassismus/archiv/HF_sections/content/ZZmVrcWXr1A9Xv/kwgr_programmheft_2016_doppelseiten_opt_n.pdf
Blick in die Geschichte 1998-2003 )g e w , e ~ ~ t e ~ K n ä b e I,t(n tft e' f ~€ hl Jj le " ln d h u re ze n tr u m s K ar ls ru h e in d er S y b el sl ra ß c O cr f cs la k l zu r E in w ei hu ng d es W ai se n h au - se s fa n d i n d e m i m z w e it e n S to ck w e rk g el e g e - n en A rb ei ts sa a l d es G cb ö u d es s ta ll . H ie r h at · le n di e K in d e r kü nf ti g d ie i n P ar ag ra f 5 d er .I -ra us - u n d 'T ag es o rd n u n g " lo rm u llc rt e n • s on st ig e n B es 'c h ä fH g u n g e n " .z u ve rr ic h te n . D ie · .s o ns fi g en B es ch ii ft ig un g en " b es ta n d en n e b e n F e ld · u n d G a rt e n a rb e it i n v e rs ch ie d e - n e n H .m d h rb _c it c n . r. ü r d ie K n a b e n h e d e .u le !c d !" "" S tr u rn p fs tr lc k c n . K o rb ll e c h to n u n d S tr o h - rI .... c h l . ... n . to r d lh N 't \d e h < :> n M b n f- o d e r F lI .c h !o - . p ln n .. n . S lr i" e k .. .. u n d N l\ h " n N n c h p .. r " ( I ~ .. 1 ::> 0 .. .. ,~ ~ ~ ~.: ~ : : ! ! . ~ : : ~ ~ : .. ~ :. :: .! ~~ '! ~ ~ A d ri an B in (1 83 0 - 19 02 ) 22 J a h re l e it e te e r a u f d e r vo m L a n d B a d e n zu b es et ze nd en S te ll e al s S en at sp rä si d en t d en 11 . Z Iv ils e n a t im R e ic h s g e ri c h t L e ip z ig u n d n a h m e n ts ch e id e n d e n A n te il a n d e r A u s le g u n g u n d F o rt en tw iC k lu n g d e s R h ei n is ch -F ra n z öS i- s c h e m R e c h ts . d o s I n 7 .l rk a 1 /6 d e s d a m < tU g c n e;; I:i '.! ~H~ ~!~ ~!! ' ~ ~!! ~'I r:~ ~:: ~\ :j ~~ :; ' : ~~ !f .~ ~P I~ ~ ... ... ... .. _ ... ... .... ... ... .. ... ~ .. .. ... ... .. 1 ... ... , . .. '1 '" ,.7 ... _ .. _ ... ... ... .. _ .. - .. ... -. .. - .... .. _ --_ ... ,. -.. ,,, .. , ,._ .. - .- ~ ~ == I ~ ~ ~ ~ ~ == .. -1Il .. ;. ~ .. 1Il @II!. l ~ ... ~ = .. ... 1Il ~ I:' ~ == ~ ... @II!. .. ==: !R. ~ = - f ptreg . 'ltPIlPS'~ '!P U! 'P!lg . ll',JOA 0lU! Blick in die Geschichte KARLSRUHER STADTHISTORISCHE BEITRÄGE Band 3 1998-2003 Stadt Karlsruhe Forum für Stadtgeschichte und Kultur Karlsruhe 2004 Info Verlag Im Inhaltsverzeichnis sind Nummer und Datum des .,Blick in der Geschichte" angeben, in dem der Beitrag erstmals veröfftlicht wurde H~rausg~b!r Stadt Karlsruhe Forum für Sradrgeschichte und Kultur R~dnktion Dr. Lconhard Müller (veranewordich) Or. Manfred Koch Tncurfimung Kat ja Schmalholz Digita'~ Bi/dbtarbtitung Uta Bolch Umsc"lagg~staltung Dietmar Kup Vrrlag Info Verlag GmbH Käppeiestraße 10·0-76131 Karlsruhe Telefon 0721/617888· Fax 072 1/62 1238 www.infoverlag.de Satz Oiana Sayegh (l nfo Verlag) Bibliografische Information Der Deutschen Bibliothek Die Deutsche Bibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über hnp:/Idnb.ddb.de abrufbar. © 2004 . Stadt Karlsruhe Alle Rechte vorbehalten. Nachdruck. auch auszugsweise. ohne Genehmigung des Verlags nicht gestattet. Kommissionsverlag: Info Verlag GmbH ISB N 3-88190-353-4 Inhalt Geleitwort .................................................................................................................................. 17 Einleitung .......... .......................................................................................................... ...... ....... . 18 Aufsätze 41 18. Dezember 1998 Vor 80 Jahren - November 1918 ............................ ........ ........ .. ...... .. ............... 20 Zur Abdankung des lerzten badischen Großherzogs Lronhard Mülltr 41 18. Dezember 1998 Siedlungen der 60er Jahre in Karlsrnbe (Teil J) ...... ........................................ 23 Harald Ringkr 42 19. März 1999 Siedlungen der 60te Jahre in Karlsruhe (Teil 11) ............................................ 28 Harald Ringltr 42 19. März 1999 Die Städtische Galerie Karlsruhe .............................................. ..... ... .............. 32 Neuer Ort, neue Möglichkeiten Erika R;idigrr-Diru! 42 19. März 1999 Einblicke in die Karlsruher Baugeschichte ....... .............................................. 34 Ergebnisse der bauhiscocischen Analyse des .,Seilerhäuschens" Holga Rtimtrs 43 18. Juni 1999 Politische Polizei in Karlsruhe zwischen Demokratie und Diktatur ............. 38 Michatl Sto//t 43 18. Juni 1999 "Die Versammlung verlief entsprechend den stürmischen Zeitverhältnissen" ...................... ............... .......... .. ...................... 41 Angtlika Sautr 43 18. Juni 1999 Ein Blick in das verborgene Herz der Stadt ..... : .............................................. 44 Htinz Schmitt 44 17. September 1999 Jahrtausendwende und die Tücken des Kalenders .............. ........................... 47 Htinz Kunlt 44 17. September 1999 Zur Geschichte der Jahrhundenwenden ... ........... ... ...... .......... .. ...................... 50 Ausblick auf die Landesausstellung im Karlsruher Schloss Jutta Drtsch 44 17. September 1999 10 Jahre .,Arbeitsstelle Bertold Brecht" in Karlsruhe ..................................... 53 fan Knopf 45 17. Dezember 1999 Zahlenwende! Zeitenwende? ............................................... ........ .. , ....... ... ...... . 57 Ltonhard Mü//t r 5 45 17. Dezember 1999 Karlsruhe um 1900 - die kaisenrc:uc: Residenz .............................................. 57 P~ur Prttsch 45 17. Dezember 1999 Aufbrüche. Niederlagen und Erfolge .................... ....... ....... .... .... ..................... 62 Die Frauenbewegung in Karlsruhe Susanm Aseht 45 17. De-tember 1999 Häuser der Stadtgeschichte 1900-2000 ..... ....... " ..... ............ ... ..... .................. 65 Ernst Dtto Bräuncht 45 17. De-tember 1999 Landwirtschaft in und um Karlsruhe ................ " ........ ..... ...................... . " ..... , 70 ArnulfBug 45 17. Dezember 1999 Vom Sport an der Fridericiana ...... . _ .......... ... ......... .. ...................... .. " ........ .... . ,.73 Oliver Pottiez / Ltonhard Mü/kr 45 17. Dezember 1999 KarJsrube - Residenz des Rechts (Teil J) ...... ..... ...... ........ .............................. 77 Rrinu Hathling von Lanunauer 46 17. März 2000 KarJsrube - Residenz des Rechts (TeilII) ....................................................... 81 &ina Haehling von Lanunautr 46 17. März 2000 Von den schwierigen Anfangen der Schülermirverantwortung in Karlsruhe ...... ..................... .. .. .. ............... .. ...... .. 86 Das Beispiel Humboldtschule RaineT Gutjahr 47 16. Juni2000 Polytuhnicum. uchniJche Hochschuk. Universität IVzrlsrulu 175 Jahu Dw-Iach als Universitätsstadt .... ..... ........ ... ............................. ..... ..................... 90 Aufstiegspläne eines wirtschaftlich darniederliegenden Landstädtchens SwamI( Asche 47 16. Juni 2000 GeschichtsWissenschaft an einer Technischen Hochschule .......... ... ... ...... ..... . 93 KlnUJ-Peur Hotplu 47 16. Juni 2000 Geschichte des Instituts für Literaturwissenschaft an der Universität Karlsruhe ............ ...... ..................... 97 UWt Japp, Claudia Stoc!tingrr 47 16. Juni 2000 "Geschichtliches Wissen und ästhetische Bildung" ................ .. ............. ....... 100 Das Fach Kunstgeschichte an der Universität Karlsruhe Anntmarit Jatggi 47 16. Juni 2000 Studienkolleg der Universität Karlsruhe ... ....................... ...... ..................... .. 104 Zentrum der Vorbereitung junger Ausländer auf ihr Smdium Klaus Ditttr Justtn 47 16. Juni 2000 Karlsruher Straßenbahn - Bindeglied zwischen Stadt und Region .... ....... .......... ... ............ .......... ........... 106 Die Universität und die Entwicklung des Karlsruher Nahverkehrs Manfrtd Koch 6 48 15. September 2000 48 15. September 2000 49 15. Dezember 2000 49 15. Dezember 2000 50 16. März 2001 50 16. März 2001 50 16. März 2001 50 16. März 2001 51 15. Juni 2001 51 15. Juni 2001 52 21. September 200 I 52 21. September 2001 53 14. Dezember 2001 53 14. Dezember 2001 175 Jahrt Polyuchnikum - Ttchnhcht Hochschuü - Univtrsität Karlsruht Gymnasien und Hochschulen in Baden und anderswo .............. .. ............... 110 Zwischen Vorbehalten und Zusammenarbeit Ltonhard Müllu .. Nous sommes les beaux enfants de Camp de Gun ... " ....................... .. ..... 116 Angdika Saua KarlsruhtT Partnastiidtr Krasnodar - Geschenk einer Zarin ........... ..... ..... ..... .... .... ... ........................... 119 Frithjof Kmrl 100 Jahre Christuskirche Karlsruhe ................................. .... .... .... ...... ........... 125 Richard Koh/mann Die Universitätsbibliothek Karlsruhe ............................................................ 128 Ein wichtiger Knoten im dcmschen Bibliotheksnen Christoph-Hubrrt Schüttt 100 Jahre Stadtverwaltung im Wandel Rückblick auf das 20. Jahrhundert ....................................................... ..... ..... 134 Ermt Otto Bräunch~ Rappenwört - ein Projekt der Karlsruher Planungs- und Baupolitik der 1920er Jahre ................................................. 139 Harald Ringkr Landesbildstelle Baden ... .... ......... ................................ ................................... 146 Neues Gebäude - neue Aufgaben Günur Sugmaiu Entnazifizierung in Karlsruhe 1946 bis 1951 .... ........................................... 149 Angria Borpudt "Mit dem Gesicht nach Deutschland" ......................................... ................. 154 Das Schicksal der Karlsruher Familie Marum im Exil Manfr,d Koch Am Oberrhein: Alltag, Handwerk und Handel 1350-1525 .............. ......... 157 Brigittr Habach-Schmidt Die Karlsruher Majolika-Manufaktur .............................. ... ..... ... ...... ... ....... .. 162 Ein Rückblick auf die lenten 25 Jahre des IOD-jährigen Unternehmens Prur Schmitt Aw der Schankammer der Badischen Landesbibliothek ............... .. ............ 166 u" Obhol Auch die Vaterlandsliebe geht durch den Magen! ................ .... ...... .... ...... .... 170 Versorgung im Krieg: Fleisch, Milch, Eier und Butter für Baden und seine Residenz 1915-1918 Viktoria Adam, Svmia Diifrnbachrr, fan Ernnnann. Simina G~rman, Sabinr Groh, Hanna Kaisrr, David Kuhs, Asysa Schw~hn 7 54 15. März 2002 54 15. März 2002 54 15. März 2002 54 15. März 2002 55 21.Juni2002 55 21.Juni2002 56 20. September 2002 56 20. September 2002 57 13. Dezember2002 57 13. Dezember 2002 58 21. März2003 58 21. März 2003 58 21. März 2003 Wirtschaftliche Betätigung der Stadt Karlsruhe - ein Rückblick ................ 176 Gtrhard S(iler Lesegesellschaften in Karlsruhe 1784-1850 ................................................. 181 Der Beginn bürgerlicher Selbstorganisation Tonten Litugang Der Landeswohlfahrtsverband Baden ........................................................... 187 Hans-Otto Walttr Morin EUstätter (1827-1905) ....................................................... ....... ........ 191 Finanzminister im Großhenogtum Baden uonhard Mü/ur Spitzel am Oberrhein ..... ........ .... ....... ..... ........................................ .... _ .......... 196 Vom Denunziationswesen in Baden im 18. Jahrhundert Lronhard Müller Karlsruhe und Carl Benz ...................... ... ........... ..... ............... ................ ....... 200 Ermt Dtto Briiuncht Der Botanische Garten in Karlsruhe ..... ... ............................................. .... .... 204 Man/ud K/inkott Ein Historiker in der Landespolitik der Nachkriegszeit ............................... 208 Pranz Schnabel als Leiter der Kultus· und Unterrichtsabteilung Nordbadens Angt/a Borgsttdt Schule und NS-Diktatur ................................................................................ 212 Das Beispiel der Karlsruher Humboldt·Schule Sandra Jung und Manutl Witttk " ... damit unnätigen Sorgen und Mißerfolgen vorgebeugt werden kann im Interesse der Stadt und der menschlichen Gesellschaft ... " ......................................................... 217 Zum 75-jährigen Bestehen der Psychologischen Beratungsstelle Karlsruhe für Eltern. Kinder und Jugendliche Angt/ika Satur Stadtplanung in Karlsruhe im 19. Jahrhundert: Der Bauplan von 1857 ................................. ..... .......... ........... ........................ 222 Harald Ringur Eberhard Gothein 1853-1923 ...................................................................... 228 Ltonhard Mii/ur Der Schlacht· und Viehhof an der Durlacher Allee ...................................... 232 DirkSttgm 8 58 21. März 2003 59 20. juni 2003 59 20. juni 2003 60 19. September 2003 60 19. September 2003 47 16. juni 2000 50 16. März 2001 55 21.juni2002 58 21. März 2003 41 18. Dezember 1998 42 19. März 1999 43 18. juni 1999 44 17. Seprember 1999 Eisbärenhaltung im Karlsruher Zoo zwischen Tradition und Faszination .............................................................................. 236 Giula von H~gtl Das allmähliche Verschwinden eines "Dinosauriers" ................................... 239 Aus der kurzen Geschichte des Karlsruher Panoramas am alten Hauptbahnhof Konrad Dusu/ 10 Jahre Stadtbibliothek im Neuen Ständehaus ........................................... 244 Von Menschen und Medien Andrta Kri~g "Oberle ist ein aufgeweckter Knabe und war fleißig in der Schule" .......... ............................................................. 248 Zum 90·jährigen Bestehen des Kinder- und Jugendhilfezentrums Karlsruhe in der Sybelsrraße Angdika Saua 100 Jahre St.-Bernhardus-IGrche am Durlacher Tor .................................... 252 Htinrich Alois Schillingtr Zeitzeugen berichten Professor Dr. ing. Dr. h. c. Heinz Draheim ... : ............................................. . 258 Ltonhard Müller Hans Joachim Hoffner, Deutsch-amerikanischer Verbindungsoffizier 1953-1990 ....... ... ................ 261 Ltonhard Müller JosefWerner, Journalist und Publizist ........................................................... 263 Ltonhard Mülltr Kurt Gauly, Erster Bürgermeister a. D .......................................................... 266 Ltonhard Mülltr Biographien Fridolin Heurich 1878-1960 ............... .. ....... .... ......... ........ .. ...... .. ........ ... ....... 270 ManfrdKoch Heinrich WenIar 1868-1943 ................................................. ...... .. ......... ...... 271 Rtintr Hathling !Ion Lanunaua Luitgard Himmelheber 1874-1959 .............................................................. 273 Barbara Guttmann Gustav Trunk 1871-1936 ..... ......... ... ........ ... ....... .. ........................... ............. 274 Frank Rabtrg 9 45 17. Dezember 1999 Rahel Strau, 1880-1963 .. ......... .. .................................................................. 275 Barbara Guttmann 46 17. März 2000 Franz von Roggenbach 1825-1907 ............................................................... 277 L~onhard Müller 47 16. Juni 2000 Wilhe1m Ei,enlohr 1799-1872 ..................................................................... 278 L~onhard Müller 48 15. September 2000 Margarethe Hormuth-Kallmorgen 1857-1916 ............ ..... ........ ... ....... ......... 280 Brigitte Baumstark 49 15. Dezember 2000 Melirra Schöpf 1901-1989 ........ .... ....... ... .......... ...... .......... ..... .. ..................... 281 Barbara Guttmann 50 16. März 200 I Gustav Zimmermann 1888-1949 ........................ ................ ..... ................... 283 Frankllobtrg 51 15. Juni 2001 Johann Georg Schlosser 1739-1799 .................................... ......... .. ..... ......... 284 Ltonhard Müller 52 21. September 2001 Rahel Varnhagen 1771-1833 ........................................................................ 286 Susanne Asehr 53 14. Dezember 2001 Hilda von Baden 1864-1952 .. ...... ... ....... ... .......... ...... ............. ....... .. ............. 287 Ltonhard Müller 54 15. März 2002 Richard Horter 1868-1942 ........................................................................... 289 ManJred Koch 55 21. Juni 2002 CI ... Faisst 1872-1948 ................................................................................. 290 Martina Rtbmann 56 20. September 2002 A1oi, Kimmelmann 1886-1946 ...... .... ...... .... .......... .................. ... ..... ............ 291 }ürgm Spangu 57 13. Dezember 2002 Eduard Devrient 1801-1877 ................................... ................... ..... ........ ...... 293 Ltonhard Mülkr 58 21. März 2003 Ernst Fuch, 1859-1929 ......... ........................................................................ 294 DdUV Fischtr 59 20. Juni 2003 Joseph Melling 1724-1796 ...... .. ...... ..... ........ ... ........... .. ................................ 296 AlmutMaaß 60 19. September 2003 Adrian Bingner 1830-1902 ...... ... ...... ... ......... ..... .......... .... ............................. 297 Dttkv FiJcht r 10 41 18. Dezember 1998 42 19. März 1999 43 18. juni 1999 44 17. Seprember 1999 45 17. Dezember 1999 46 17. März 2000 47 16. juni 2000 48 15. Seprember 2000 49 15. Dezember 2000 50 16. März 2001 51 15. juni 2001 52 21. September 200 I 53 14. Dezember 2001 54 15. März 2002 55 21 . juni2002 Carlsmher Blickpunkte Rätsel um eine Figur im Durlacher Schlossgarten ....................................... 300 Gahard Kabiask~ Der Mensch im Rhythmus der Natur .. ... ...... .. .............................................. 301 Andr~aJ Gab~fmann Badespaß im Glaspalast ................................................................................. 303 U/rike Pla,. Bürgerliche Ganenkultur in Durlach ............................................................ 305 Der barocke Pavillon vor dem Basler Tor Gtrhard Kabiask( "Dem neuen Jahrhundert zum Gruß" ....................................... ... ..... ... ...... .. 307 Manfred Koch Funktionale Ästhetik am Rhein ......... ................ ................... ....... .................. 308 U/rik~ Plau Tor zum Campus: das Hauptgebäude der Universität ................................. 310 Gahard Kabi(r;k~ Pyramide oder Reiterstandbild? ....................... ," ........................................... . 312 lutta Dr(sch Südstern - Lebendige Geschichte zwischen Sturmlampe und Kastenschloss ..................................................................... 314 U/rieh Schmid(r Die Karlsruher Uhrmacherfamilie Schmidt-Staub ....................................... 316 Zur Eröffnung einer neuen Abteilung im Badischen Landesmuseum KriJtian~ Burckhardt Die Statuen von Erwin von Steinbach und Johannes Kepler ....................... 318 Ursula Mak(/ Wasser für die Residenz ................................................................................. 320 Friedrich Wein brenners Brunnenhaus in Durlach G~rhard Kabiask( Das Karlsruher Gefangnis .............................................................................. 321 Ein Neueenaissancebau von Josef Duem R~imr Ha~hling von Lanunaua Die Künscleräfen der Majolika Manufaktur Karlsruhe ... ....... ... ....... .... ........ 323 Eva Spind"r "Terra et mundus" von Hans Kindermann ................................................... 325 Ursula M(rkd 11 56 20. September 2002 57 13. Dezember 2002 58 21. Mäu 2003 59 20. Juni 2003 60 19. September 2003 41 18. Dezember 1998 41 18. Dezember 1998 41 18. Dezember 1998 41 18. Daember 1998 42 19. März 1999 43 18. Juni 1999 43 18.Juni 1999 43 18. Juni 1999 Das Durlachcr .. Markgrafendenkmal" ......... ............................. ............. ....... 327 Susamu Asche Kunst oder Schrott? ................... ........ .... ..................... ........ ........ .............. ...... 328 Das Hirschtor im Karlsruher Schlossgarten Gerhard Knbierske Der "Märchenwald" von HAP Grieshabec ................................ .... _ .............. 330 Brigitte Baumstark Sphinx ante portas ........... ........ .. ..................................................................... 332 Monika Bachmayer Neue Adresse der Denkmalpflege in Nordbaden .... ... ... ............. ................... 334 Die Grenadierkaserne in Karlsruhe Clemms Küs~r Bücher-Blick Barbar. Guttmann: Hopfen & Malz ...................................... ... ................... 338 Die Geschichte des Brauwesens in Karlsruhe Michaa Stolle Ernst Otto Bräunebe (Hrsg.): Mühlburg ............................................. ......... 339 StreifZüge durch die Ortsgeschichte Mathias Tröndle Dieter Vestner: Badische Revolution vor 150 Jahren ................................... 339 Geschehnisse in Baden und Durlach 1848/49 Manjhd Koch Dieter Vestner: Die Karlsburg und der Fürstenhof 'Zu Durlach ................... 339 Manfred Koch Susanne Asche / Ernst OttO Bräunche / Manfred Koch / Hein'Z Schmitt / Christina Wagner: Karlsruhe. Die Stadtgesebiebte .... ....... ...... .......................... ............... ............ 340 HamFmsk~ Klaus Bindewald: Die Albtalbahn. Geschichte mit Zukunft ........... ....... ..... 342 Von der Schmalspurbahn 'Zur modernen Stadtbahn Manfrcd Koch Auf den Spuren der antiken Welt, eine Reise durch die AntikensammJung des Badischen Landesmuseums .... .......... ........................ 343 H~lmut Grimm Ute Grau I Ulrike PI.te: 1898-1998. Vom Versicherungspalast 'Zum Rathaus West .. ....... ............ ........ ........... ........ 344 Thomas Mryrr 12 44 17. September 1999 44 17. September 1999 45 17. Dezember 1999 45 17. Dezember 1999 46 17. Mätz 2000 46 17. März 2000 46 17. März 2000 47 16. Juni 2000 48 15. September 2000 48 15. September 2000 49 15. Dezembet 2000 49 15. Dezember 2000 Elisabeth Spitzbart: Karl Joseph Berckmüller 1800-1879 ............ ............. 345 Architekt und Zeichner Manfrrd Koch Eduard Koelle: Drei Tage der Karlsruher Bürgerwehr 1849 ...................... 346 Leonhard Mül/a Elga Roellecke: Vereine und Vereinigungen. Gasthäuser .............................. 346 Chronik Wolfartsweier Peter Prttsch Manfred Koeb - Jürgen Morlock (Hrsg.): Von Graspisten zum Baden~A.irport, Luftfahrt in Mitte1haden ................... 347 Leonhard Mü//a Wolfgang H. Collum: Hugenotten in Baden-Durlach .. ............................... 348 Die französischen Protestanten in der Markgrafenstadt Baden-DurIach, insbesondere in Friedrichstal und Welschneureur Ernst Dtto Brdunch( Horst Schlesiger, JosefWerner: Die 70er Jahre ........ .... .... ....................... ..... 349 Ein Karlsruher Jahrzehnt in Bildern L(onhard Mül/a Birgit Bublies-Godau (Hrsg.): Henriette Obermüller-Venedey, Tagebücher und Lebenserinnerungen 1817-1871 ................................... ... 350 L(onhard Mül/a Harm-Hinrich Brandt: Deutsche Geschichte 1850-1860, Entscheidung über die Nation .. ..................................................................... 350 L(onhard Mül/(r Manfred Koch (Hrsg.): Unter Strom - Geschichte des öffentlichen Nahverkehrs in Karlsruhe ............ .. ..... ............. 352 Mnthias Trönd/( Jürgen Schuhladen-Krämer: Akkreditiert in Paris, Wien, Berlin, Darmstadt ........................ .... .... ............ 354 Badische Gesandte zwischen 1771 und 1945 L(onhard Mül/a Heinz Kunle, Stefan Fuchs (Hrsg.): Die Technische Universität an der Schwelle zum 21. Jahrhundert, ... .. ............................ ...... 354 Festschrift zum 175-jährigen Jubiläum der Universität Karlsruhe (TH) L(onhnrd Mü/la Barbara Guttmann: Den weiblichen Einfluss geltend machen Karlsruher Frauen in der Nachkriegszeit 1945-1955 ................................ 355 Christina Klausmann 13 50 16. März 2001 50 16. März 2001 51 15. Juni 200 I 51 15. Juni 2001 52 21. Seprember 2001 52 21. September 2001 53 14. Dezember 2001 54 15. März 2002 54 15. März 2002 54 15. März 2002 54 15. März 2002 54 15. März 2002 Horst Fischer: Landwirtschaft und Viehzucht in früherer und heutiger Zeit ........................ ..... ............. ... ... ....................... 356 Chronik Wolfartsweiec ArnulfBug Bernhard Wien: Politische Feste und Feiern in Baden 1815-1850, ........... 357 Tradition und Transformation: Interdependenzen liberaler und revolutionärer Festkultur L~onhard Mü/fa Ernst Dtto Bräunehe (Hrsg.): Rheinhafen Karlsruhe 1901-2001 .............. 358 Doroth~a Schmitt-Holfsttin Ute GraulBarbara Guttmann: Gegen Feuer und Flamme ........................... 359 Das Löschwesen in Karlsruhe und die Berufsfeuerwehr And,(o Aftmburg Michael Ruhland: Schulhausbauten im Großherzogtum Baden 1806-1918 .............................................................. 360 }ürgm Spanga Annette Borchacdt·Wenzd: Frauen am badischen Hof, Gefahrtinnen der Großherzöge zwischen Liebe, Pflicht und Intrige .......... 361 Lronhard Mülkr Ute Grau: Schloss Augustenburg Holger Reimers, Gerhard Kabierske, Georg Manka: Ein Karlsruher Modellhaus von 1723. Das Seilerhäuschen ......................... 362 U/rikr Pfau Sergej G. Fedorov: Wilhe1m von Traitteur .................................................... 364 Ein badischer Baumeister als Neuerer in der russischen Architektur 1814-1831 Jürgm Krügrr Hansmactin Schwarzmaier: Das Dorf in der Geschichte von Land und Landschaft . ........... .................... 365 Von den Anfangen bis zum Jahr 1800. Chronik Wolfahrtsweier Lronhard Müllrr Karl Zahn: Gräber, Grüfte, Trauerstätten .......................... ........ ................... 365 Der Karlsruher Hauptfriedhof Yps KfUluba Manfred KDch (Hrsg.): Im Mittelpunkt der Menseh. Parlamentsreden Karlsruher SPD-Abgeordneter ....................................... ... 367 CkmmsRrhm Michael Stolle: Die Geheime Staatspolizei in Baden .................. ...... ...... .... 368 Personal, Organisation. Wirkung und Nachwirken einer regionalen Verfolgungsbehörde im Dritten Reich Ernst Otto Bräunehr 14 55 21. Juni 2002 55 21. Juni 2002 56 20. Sep«mber 2002 56 20. Sep«mber 2002 57 13. Dezember 2002 57 13. Dezember 2002 58 21. März 2003 58 21. März 2003 59 20. Juni 2003 59 20. Juni 2003 60 19. September 2003 60 19. Sep«mber 2003 Angela Borgstedt: Entnazifizierung in Karlsruhe 1946 bis 1951. ..... .......... 369 Polirische Säuberungen im Spannungsfeld von Besarzungspolitik und lokalpolirischem Neuanfang Manfrtd Koth Alfred Hanser 1858- 1901. Ein badischer ArchiICkt ... ..... ............ ................ 370 Manfrtd Koch Paul Ludwig Weihnacht (Hrsg.): Die badischen Regionen am Rhein ........ 371 Ltonhard Mülür Gudeun Kling: Frauen im öffentlichen Dienst des Großherrogtums Baden. Von den Anfangen bis zum Ersten Weltkrieg ..... " ...................... ...... 372 5usanm kehr Keestin Luner: Der Badische Frauenverein 1859-1918. Rotes Kreuz, Fürsorge und Frauenfrage ........ ................. ............... ................ 373 SUJannt Asehr Jürgen Spanger: Aus der Schulstube ins Leben. Die K.rlsruher Volksschulen 1716-1952 ......... .. ..... .... ................................. 374 L~onhard Müller Die Orgelstadt Karlsruhe innerhalb der Orgellandschaft am Oberrhein . ....... .... .... ... .... ......... .. ...... .. ..... .... ............ 375 MaffhiaJ Mil/~r Manfred Koch (Hesg.): Stadtplätze in Karlsruhc .................................. ..... .. 376 joufWtrnt r Gottfried Leiber: Friedrich Weinbrenners städtebauliches Schaffen für KarIsruhe ............... .. 378 Teil II: Der Stadtausbau und die Stadterweirerungsplanungen 1801-1826 Manfrtd Koch 900 Jahre Rüppucr. Geschichte eines Stadtteils .. ........ .... ................... ......... .. 379 Ltonhard Mülltr Elga RoeUecke: Bildung auf dem Land, Lehren und Lernen in deI" Volksschule ............................................... ........ ... 379 Ltonhard Mülkr Monika Bachmayer - Roben Dreilduft: Jugendstil in Karlsrube. Formen - Vielfalt - Fantasien ...... ........................ . 380 Ltonhard Mülur 15 Geleitwort ~ r ein Auto sicher führen will, sollte öfters in den Rückspiegel blicken. Diese Feststellung gilt auch für die Entwicklung einer Stadt. Und so knüpfe ich gerne an die Tradition meines Amtsvorgängers an, stadtgeschichdiche Darstellungen mit ei- nem lebendigen Forum zu unterstützen. Der dritte Band "Blick in die Geschichte" gleicht in seiner Struktur vorangegangenen Ausgaben, erweitert aber das Themenfeld, zeigt neue Facetten dieser lebendigen Kom- munität und lädt ein zum Nachdenken über das Gestern und Heute. Die reiche Kultur- 17 pflege in Karlsruhe würde eine Dimension verlieren, wenn dem Erinnern kein Platz ein- geräumt wird. Ich begrüße die nun vorliegende Zusam- menfassung der letzten fünf Jahrgänge des "Blick in die Geschichte", der stadthistori- schen Beilage unserer "StadtZeitung" . Möge sie auch künftig interessierte Leser finden. Heinz Fenrich Oberbürgermeister Einleitung S eit 15 Jahren erscheinen die Karlsruher stadthistorischen Beiträge in der "Stadt- Zeitung" unter dem Titel "Blick in die Geschichte". So ist mittlerweile eine Tradition entstanden, und die Redaktion dankt der Stadtverwaltung, dass nun ein dritter Band fur die Ausgaben 1998 bis 2003 erscheinen kann. Damit werden wiederum die Aufsätze, Biographien, Interviews mit Zeitzeugen, Hin- weise auf spezifische "Blickpunkte" in der Stadtlandschaft sowie Buchbesprechungen zur stadrhistorischen Literatur in einem Buch zusammengefasst und damit bibliographisch erfass bar. Sie bieten sich also als Nachschla- gewerk an und dienen damit auch der For- schung, sieht man doch Beiträge aus dem "Blick" in manchen wissenschaftlichen Arbei- ten zitiert. Allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern sei Dank gezollt, die gegen einen geringen Spesenausgleich sich mit Beiträgen beteiligt und mit gediegenem Fachwissen dem "Blick" ein spezifisches Profil gegeben haben: wissen- schaftliche solide, aber nicht nur Fachleuten zugänglich. Hier werden Originalquellen ver- öffentlicht, Zeitgenossen sprechen über bisher nicht fIXierte Vorgänge, Behördenleiter berich- ten über ihre Institutionen, Fakten, die man sonst nicht kennenlernen würde. So ist in die- sen letzten 15 Jahren ein Netz von ca. 140 Spe- zialisten entstanden, die allgemeinverständlich über ihr Fachgebiet informieren. Besonders das Interesse einer breiten Leser- schaft soU gewonnen werden, in der Zahl nicht genau messbar. weil die "StadtZeitung" mit dem Anzeigenblatt "Kurier" kostenlos an die Haushalte verteilt wird. Aber Rückmeldungen und auch die Bereitschaft zur Mitarbeit zei- gen, dass diese Beilage zum Amtsblatt bekannt ist, von vielen regelmäßig gelesen wird. Die He- rausgabe dieses Buches und das weitere viertel- jährliche Erscheinen des "Blick" mögen als Zeichen gelten, dass die Stadtverwaltung die Vermittlung lokal- und regionalgeschicht- licher Einblicke als einen wichtigen Teil im kulturellen Mosaik unserer Gemeinde be- trachtet. Auch für diesen dritten Band hat Kat ja Schmalholz die Druckvorlage und das Regis- ter erstelIr. Ihr Geschick und ihr großer Ein- satz ermöglichten es, bei der Nutzung det EDV-Einrichtungen des Stadtarchivs die Kos- ten dieser Produktion niedrig zu halten. Ohne sie wäre dieses Buch nicht entstanden. Dank gebührt schließlich Rita Dahm für die gewis- senhafte Korrektur der Texte, Uta Bolch für die digitale Aufbereitung der Bildet, Ultike Deistung für Bildrecherchen und dem Team des Info Verlags fur die bewährt gute Koope- ration. Redaktion "Blick in die Geschichte" Dr. Leonhard MillIer (verantwortlich), Forum for Stadt geschichte und Kultur, Dr. Manfred Koch, ,tellv. Leiter Institut for Stadtgeschichte 18 Aufsätze .·· · 19 Vor 80 Jahren - November 1918 Zur Abdankung des letzten badischen Großherzogs Luisc:': Y. Baden und das Großherzogspaar währc= nd des Ersren Weltkriegs. Anton Geiß, sozialdemokratischer Vorsitzender der vorläufigen Regierung, berichtete von sei- nem Besuch am 13. November 1918 in Schloss Zwingenberg, den er zusammen mit dem bis- herigen Staatsminister Frhe. v. Bodman unter- nommen hatte, um den dorthin geflüchteten Großherwg Friedrich Il. zu einer Regierungs- verzichtserklärung zu bewegen: "Der Groß- herzog sagte: 1\1so adjeu, Herr Geiß, ich wün- sche Ihnen zu Ihrem Unternehmen und Ihrem 20 neuen Amt recht viel Glück im Interesse un- seres schönen Badener Landes'. Er hat mir nochmals die Hand gereicht und geschüttelt, war aber so ergriffen, dass er sich nicht mehr halten konnte. Er hat sich umgewendet und ging. Dann kam die Großherzogin Hilda auf mich zu, reichte mir die Hand und sprach mir gleichfalls ihre Glückwünsche aus, dass es ge- lingen möge, unsere Verhandlungen zum Ziele zu führen. Die Frau hat jämmerlich geweint. Sie war ganz aufgelöst. Sie hat vorher kein Wort gesprochen. stand nur daneben mit Tränen in den Augen. Sonst war niemand da als Exzel- lenz Bodman, der ebenfalls tief ergriffen war. Auch mich hat es erfasst. Ich habe den Ein- druck gehabt, wie wenn plötzlich ein großes Unglück in einer Familie eintritt, ohne jede Vorbereitung, ein Todesfall oder dergleichen. Ich ging fort. Im Hof musste ich warten bis Exzellenz Bodman kam. Nach 15 bis 20 Mi- nuten fuhren wir weg. Als wir beieinander im Wagen saßen, sagte ich zu Exzellenz: 'Das sind schwere Stunden, nicht wahr? ' Darauf sagte er: 'Herr Geiß, das war eine dreistündige Hin- richtung, anders kann ich es nicht nennen. Es war etwas Furchtbares, was ich ausgestanden habe, bis ich den Großherzog zu dem gebracht habe, was ich schriftlich in der Tasche habe". Friedrich konnte es nicht fassen, hatte er doch ein von seinem Volk geachtetes Leben geführt. Friedrich als Erb- und Großherzog 1857 als Sohn der preußischen Königstochter Luise geboren, absolvierte er nach einer eigens für Prinzen und ausgewählte Bürgersöhne ge- schaffenen gymnasialen "Friedrichschule" ein dreijähriges Studium Generale in Heidelberg, Bonn, Leipzig und Freiburg. In seiner militä- rischen Karriere stieg er als Thronfolger rasch auf. wobei er sich bei Stationierungen in Pots- dam deutlich vom nassforschen Gardeoffi- zierston fernhielt, den sein Vetter Wilhe1m, der spätere Kaiser, so tremich artikulierte. Neben solcher Skepsis stand Kritik an mancher Entwicklung, so z. B. am zunehmen- den Antisemitismus, den er für "ein bedau- ernswertes Resultat der Verherzung" hielt. Als der Posten des Kommandierenden Generals 1901 in Karlsruhe frei wurde und der bald 80- jährige Friedrich r. seinen Sohn in der Nähe wissen wollte, lehnte Wilhe1m II. die Ernen- nung ab, weil man nicht nur bei einem kriegs- bedingten Einfall der Franzosen in Baden von einem Thronfolger schwer zu vereinbarende Maßnahmen erwarten musste, sondern weil man in Berlin die süddeutschen Fürstenhöfe separatistischer Neigungen verdächtigte. Diese Haltung führte für einige Zeit zu einer deur- lichen Verstimmung des Großherzogs gegen- über dem kaiserlichen Neffen. Als Friedrich Ir. 1907 fünfzigjährig die Nachfolge antrat, führte er die Politik seines Vater in einem Staat fort, der sich nun vom Agrar- zu einem dynamischen Industrieland wandelte. Obwohl die Nationalliberalen ihre Vorherrschaft in der Ir. Kammer verloren hat- ten, stand die Politik unter liberalem Vorzei- chen. Während des Ersten Weltkriegs konnte der seit seiner Jugend durch Gelenkrheumatis- mus gezeichnete Fürst einen militärischen Auftrag nicht wahrnehmen und lediglich mit Besuchen bei badischen Truppen die Stim- mung seiner Landeskinder verbessern helfen. Nach der Begeisterung am Anfang über die ersten Siege verbreitete sich bald Resignation angesichts der hohen Verluste. Auch in der Heimat begann durch die Erstarrung der Fronten und die Verknappung vieler Materi- alien die Siegesgewissheit zu schwinden. 21 Revolution in Baden 1917 und anfangs 1918 begannen erste Streiks in Mannheim. Die Erhebung kam aber erst durch die Matrosen-Empörung im Norden. In Baden war man bemüht, einen möglichst reibungslosen Übergang zu finden. Staatsrni- nistet von Bodman meinte, es genüge die Be- kanntgabe eines neuen Regierungsprogramms, und der Großherzog berief am gleichen 9. No- vember, als sein Vetter, Reichskanzler Prinz von Baden, den Thronverzicht Wilhe1ms Ir. bekanntgab, den badischen Landtag auf den 15. November ein, um auf die politische Aus- nahmesituarion einzuwirken. Aber die Ereignisse überstürzten sich. In Karls- ruhe wollte man eine "Revolution von oben" versuchen, Stadt- und Landtagsabgeordnete sowie Gewerkschaftsfunkrionäre schlossen sich zusammen, um die Staatsaufgaben als Wohl- fahrtsausschuss zu übernehmen. Daneben bil- dete sich ein Soldatemac. Ohne Zustimmung des Großherzogs wurde eiligst eine Regierung gebildet, die allein schon durch diesen Vor- gang nicht der gültigen Verfassung entsprach. Mit der Unterstützung bürgerlicher Parteien und von Teilen der Sozialdemokraten gelang es von Bodman, Friedrich Ir. zu überzeugen, gegen die "durch die Zeitumstände geschaffe- ne Lage einen Widerspruch" nicht zu erheben und "Kenntnis von der Errichtung einer provi- sorischen Volksregierung" zu nehmen. Gleich- zeitig wurden die bisherigen Minister "in Gna- den« aus ihren Ämtern entlassen. Am 11. November führte von Bodman den neuen Innenminister Or. Haas im bishe- rigen Stil ein und informierte ihn über einen vorbereiteten Putsch gegen den Großherzog, der gebeten wurde, sich mit seiner Familie ins Schloss zurückzuziehen. Mit Mühe gelang es, 87 Soldaten zusammenzubringen, um die am Abend tagenden Ausschüsse im Rathaus und im Innenministerium zu schützen. Als man nach 22 Uhr Schüsse aus der Richtung des Schlosses hörte, fürchteten einige eine Gegen- revolution. Sirenen heulten und Flugabwehr- geschütze gaben Schüsse ab, bis man die wah- ren Vorgänge erkannt hatte. Es handelte sich um einen Putschversuch des Obermatrosen Klumpp, der im Zivilleben berufliche Schwierigkeiten hatte und sich nun zum Politiker berufen fühlte. Mit einem Trupp zog er zum Schloss und forderte den Oberhof- meister von Göler auf, der Großherzog solle herunterkommen. Das Personal war völlig verwirrt und hörte Rufe wie "Raus mit dem größten Lump in Baden, raus mit der Alten, der Luise." Eine Vielzahl von Schüssen schlu- gen in das Schloss ein, und Göler bedrängte nun Friedrich, seine Muner Luise, seine Gat- tin und seine zu Besuch weilende Schwester Viccoria, Königin von Schweden, das Schloss zu verlassen. "Sie machten sich reisefertig, gingen ei- lends durch die rückwärtigen Gemächer nach dem östlichen Flügel ... stiegen hier durch ein Fenster in den Fasanengarten, wo in einiger Entfernung die Kraftwagen' bereitstanden. Als sie Platz nahmen, tönte das erste Heulen der Sirenen durch die Nacht und füllte sie mit der Ungewissheit neuen Schreckens. Mit welchen Empfindungen die Herrschaften davonfuh- ren, mag jeder ermessen. Vor allem war es für die greise Großherzogin Luise, die des Reiches Aufgang und Hetrlichkeit und nun seinen jä- hen Zusammenbruch erlebt hatte, unendlich bitter, bei Nacht und Nebel aus der Residenz flüchten zu müssen '\ so ein Zeitzeuge. Die fürstliche Familie suchte zunächst im Schloss Zwingen berg bei Eberbach Zuflucht, wo sich die eingangs beschriebene Szene zwi- schen Geiß und von Bodman abspielte. Tags darauf erklärte die Volks regierung, dass Baden eine "freie Volksrepublik" sei. Friedrich fürch- tete, der bisherige Zufluchtsort liege zu nahe bei Mannheim mit seiner radikalen Arbeiter- 22 schaft und zog nach Schloss Langenstein im Hegau, Besitz des Verwandten Graf Douglas. Im Sonderzug begleiteten ihn vier der neuen Minister. Im Kreis der Volksregierung hielt man mittlerweile Friedrichs Regierungsverzichts- erklärung für nicht mehr ausreichend, da die Soldatenräte nur dann eine Unterstützung der Reichsregierung Ebert - Scheidemann leisten würden, wenn eine endgültige Einführung der Republik in Baden erfolgte. So wandte man sich wiederum an von Bodman, dessen Missi- on Friedrich als "neue Zumutung" anfangs tief bewegte und die er entrüstet zurückwies, hoff- te er doch, dass die künftige Landesversamm- lung sich letztlich für ihn entscheiden würde. Schließlich musste er dem Drängen nachge- ben. um Schlimmeres zu verhüten. Am 22. November, drei Monate nachdem Friedrich am 22. August noch eine Feier zum hundertjährigen Gedenken an die badische Verfassung von 1818 veranstaltet hane, verlas von Bodrnan vor der Regierung das Schreiben, in dem es heißt: "Nachdem mir nun bekannr geworden ist, dass viele Badener sich durch den Treueid, den sie als Beamte, Soldaten oder Staatsbürger geleistet haben, in ihrem Gewis- sen gehemmt fühlen, bei der Vorbereitung der Wahlen zur verfassungsgebenden Versamm- lung sich so zu betätigen. wie sie es nach den tatsächlichen Verhältnissen und insbesondere nach der Lage im Reich für geboten erachten, entbinde ich die Beamten, Soldaten und Staats- bürger ihres Treueids und verzichte auf den Thron. Mein und meiner Vorfahren Leitstern wat die Wohlfahrt des badischen Landes. Sie ist es auch bei diesem meinem letzten schwe- ren Schritt. Mein und der Meinigen Liebe zu meinem Volke höret nimmer auf! Gott schüt- ze mein liebes Badner Land!" Verschiedene Minister dankten dem Groß- herzog, dass durch seinen Schritt die Wahl für die Nationalversammlung nun erleichtert wur- de, weil es nicht mehr um das Pro und Conrra einer Monarchie ginge. In der Kundmachung der Volks regierung vom 22. November hieß es: "Das badische Volk anerkennt die Liebe zur badischen Heimat, die der Großherzog auch wieder in den Entschlüssen der letzten Tage bestätigt hat." "Nichts sei gegen die Person des Großherzogs gesagt", hatte es schon zuvor in der sozialdemokratischen "Mannheimer Volks- stimme" vom 15. November geheißen. "Er tat nichts, was ihn hätte verhaßt machen können; wo das politische Leben strömte, da strömte es an ihm vorbei; er war nie Mittelpunkt, nie auch war er der Träger der Geschichte: nicht im Bö- sen - das fällt zu seinen Gunsten; nicht im Gu- ten - das fällt zu Lasten der Institution ... Und darum fällt mit dem Monarchen kein Amt, sondern eine Würde; keine Leistung, sondern bloß eine Repräsentation; kein befruchtendes Leben, sondern nur ein Schatten, der herein- ragte aus den Zeiten ältester Vergangenheit; ein Fremdes in unsern Tagen, ein kaum mehr Verstehbares. " LEONHARD MüLLER Siedlungen der 60er Jahre in Karlsruhe (Teil I) Trotz über 27.500 neu errichteter Wohnungen in den 50er Jahren suchten 1960 immer noch 12.000 Familien eine geeignete Unterkunft. So blieb die Förderung des Wohnungsbaues auch im folgenden Jahrzehnt eine vordringli- che Aufgabe der Kommunalpolitik. Der vor- läufige Flächennutzungsplan von 1961 ent- hielt Darstellungen zahlreicher neuer Wohn- bauflächen. Flächen in städtischem Eigentum gewannen, unabhängig von den natürlichen Gegebenheiten, große Bedeutung. In den 50er Jahren begonnene Wohnquartiere in der heu- tigen Nordweststadt, in Rintheim und in der Waldstadt wuchsen weiter, neue Quartiere entstanden. Neben den hier ausgewählten fünf Siedlungen sind dabei zu nennen: die weitere Bebauung des nördlichen Seldeneck'schen Feldes und des Beiertheimer Feldes, Heiden- stücker-Nord, die Europa-Schule-Siedlung, das nördliche Knielingen (Sudetenstraße) und die Fortsetzung der Durlacher Hangbebau- ung. Erwähnenswert ist noch die "Richt- Wohnanlage" nördlich des Durlacher Güter- bahnhofs mit 400 Wohnungen, vorwiegend in vier Hochhäusern. Ein zweiter Bauabschnitt 23 mit Terrassenhäusern folgte 1968. Die Rhein- stadt als Wohnstandort in der Burgau blieb auf dem Reißbrett. Zwischen 1960 und 1969 wurden in Karlsruhe um die 25.400 Wohnun- gen gebaut, 3.400 Unterkünfte gingen durch Abbruchrnaßnahmen und Umnutzungen ver- loren. Für Ende 1969 weist die Statistik für die Gesamtstadt einen Bestand von ca. 95.700 Wohnungen auf; die Zahl der Einwohner nahm in dieser Zeit von ca. 239.000 auf ca. 258.000 zu. In den 50er Jahren schien dutch den Sied- lungsbau mit seinen oft fünfgeschossigen pa- rallelen Zeilen und den weiten dazwischen lie- genden Freiflächen die ,,Auflösung" der tradi- tionellen Stadt ang,sagt. Das folgende Zitat aus dem "Karlsruher Wirtschaftspiegel 1961" verdeutlicht die damaligen Ziele: "In den neu- en Wohngebieten wurden so die modernen Städtebauforderungen, wie Trennung von Fuß- und Fahrverkehr, Verkehrssicherheit, Einpla- nung von Grün- und Erholungsräumen mög- lichst in Verbindung zu stadrnahen Wald- und Erholungsflächen, richtige Einplanung von Kinderspielplätzen, Kindergärten und Schu- Siedlun gen und Wohnprojekre in den 60er Jahren . len mit der Anordnung gefahrloser und kurzer Fußwege. zweckmäßige ~ordnung kleinerer und größerer Einkaufszentren und stark auf- gelockerte Bauweise um Licht. Lufi: und Son- ne in die Wohnungen und dazwischen liegen- de Grünflächen hereinzulassen. in weitgehen- dem Maße verwirklicht." Im Laufe der 60er Jahre wurden in neuen Baugebieten ofi: unter- schiedliche Gebäudeformen wie Hochhaus. Scheibe und Reihenhaus kombiniert. Der Städtebau vieler Siedlungen der damaligen Zeit lässt uns aber heute deutliche Ordnungs- muster. Kompaktheit und Raumbildung ver- missen. Zwei der später beschriebenen Bauge- biete. die Baumgarten-Siedlung in Rüppurr und das Wohnquartier im Eichbäumle in der Waldstadt. erhalten auch heute noch die über- regionale Aufmerksamkeit als Muster für qua- litätvollen und flächensparenden Siedlungs- bau in der Stadt. 24 Bergwald-Siedlung Bereits 1954 sprach der damalige Oberbürger- meister Klotz mit Landrat Groß über eine Be- bauung des gesamten Hanggebietes oberhalb der Bundesstraße 3 von Durlach bis nach Ett- lingen. Das Gelände sollte für Einzelhäuser in Flachbauweise erschlossen werden. ohne aber Waldflächen in Anspruch zu nehmen. 1957 sprach sich der Stadtplanungsausschuss für eine Bebauung des Hanggebietes auf Karlsru- her Gemarkung aus. Später folgten auch die dafür notwendigen planungsrechtlichen Rege- lungen. Die Bebauung von Hängen ist aus landschaftsplanerischen und klimatischen Er- wägungen immer problematisch und verlangt deshalb anspruchsvolle Planungsarbeit. Die damaligen Planer und Politiker waren noch nicht sensibilisiert für diese Anforderungen. Die Abwägung beschränkte sich lediglich auf die Frage, ob Waldverlust vermeidbar sei. Der freien Landschaft mit Wiesen, Gehölz und Streuobstlagen schien man noch keinen Wert beigemessen zu haben. Ende 1959 gelangte erstmals der Bergwald in das Visier der städtischen Planer. Das Nicht- berücksichtigen des Gebietes in der 1960 er- stellten Landschaftsschutzkarte und die Aus- weisung im vorläufigen Flächennutzungsplan 1961 galt als kommunalpolitische Zustim- mung. 1962 konnte die Öffentlichkeit im Rahmen der Ausstellung "Karlsruhe plant und baut für seine Bürger" bereits zwei Bebauungs- varianten für das 29 ha große, sich im städti- schen Eigentum befindliche Hanggebiet be- sichtigen, eine für 1.500 Einwohner, die ande- re für 2.500. Die Stadtverwaltung holte ein Gutachten beim Lehrstuhlinhaber für Städte- bau an der Universität Karlsruhe, Professor Bayer, ein, um in der .kommunalpolitischen Auseinandersetzung eine Entscheidungshilfe zu erhalten. Denn es ging um die Frage "Hoch- häuser auf dem Bergwald?" . Insbesondere die "mittelbadischen Waldfreunde" und deren Vorsitzender Dr. Otto Figlestahler lehnten die Modellfow der ersten Planung für die Bcrgwald-Sicdlung. 25 Bebauungsvariante mit Flach- und Mittel- hochbau und drei 10-geschossigen Hochhäu- sern auf der Bergkuppe gegenüber der Varian- te mit ausschließlich Flachbau ab. Der Eingriff in den Wald schien keine besondere Rolle mehr zu spielen. Die eingeholte Expertise enthielt das Votum für die Hochbebauung, auch unter dem Gesichtspunkt der Infrastrukturkosten. Selbst die Siedlungsgröße von 2.500 Einwoh- nern liegt jedoch weit unter dem Orientie- rungswert einer Mantelbevölkerung für eine tragfähige Ausstattung mit öffentlichen und privaten Versorgungseinrichtungen. So begann 1963 die Erschließung, der Bau der ersten Häuser begann 1965, der Bebauungsplan mit seinen umfangreichen Bauvorschriften folgre 1966. Mit der baukünstlerischen Oberleitung wurden die Architekten Möckel und Schmidt beauftragt. Ein Vergleich mit der Hangbebau- ung der späteren Jahre oberhalb der Bundes- straße 3 - ein Beispiel für Behäbigkeit und "Neureichtum" - zeigt gestalterische Konse- quenz, die eine "Basisqualität" erreicht. Die Bebauung gliedert sich in die erwähnte Kup- penbebauung mit drei 10-geschossigen Schei- ben. in die Zone mit Mittelhochbau und Ver- sorgungseinrichtungen und in Bereiche mit Reihen- und Einzelhäusern. Ein Grünstreifen mit Treppenanlagen bildet die Siedlungsmitte. Die Verkehrs erschließung erfolgt über eine Ringstraße mit zwei Verbindungsspangen. Heute leben nur noch an die 1.300 Men- schen in der Siedlung. über die bereits 1973 in der Presse kritisch bilanziert wurde: Isolation. schlechte Versorgung. nicht gelungene Einbin- dung des oberen Teils der Siedlung in die Landschaft. Baumgarten-Siedlung Gemeinsamkeiten und dennoch große Unrer- schiede bestehen zwischen der Bergwald-Sied- lung und dem sich nun zu widmenden Bauge- biet. Gemeinsam ist ihnen der Baubeginn Mitte der 60er Jahre. der 10- und 4-geschos- sige Wohnungsbau. Reihenhäuser. Einzel- und Doppelhäuser. die Siedlungsgröße um 28 ha und die angestrebte Einwohnerzahl von 2.500. Wohnfolgeeinrichtungen. Ringerschlie- ßung. Als Unterschiede si~d zu nennen: das im Süden Rüppurrs situierte Areal ist keine ,.Insel" in der Hanglandschaft. sondern er- gänzt einen Stadtteil; er liegt im nahen Ein- zugsbereich der Stadtbahn und verfügt in sei- nem Kernbereich. der eigentlichen Baumgar- tensiedlung - auch "neue Gagfah" genannt- über ein Beispiel hochwertigen Siedlungsbau- es. Die "alte Gagfah". ab 1956 erbaut. liegt westlich der Herrenalber Straße. Das Mitglied der "Werkgemeinschaft freier Architekten Karlsruhe". Paul Schütz. enrwarf diese Anlage für die GAGFAH (Gemeinnürzi- ge Aktien-Gesellschaft für Angestellten-Heim- stätten). die 327 Eigentumswohnungen und 218 ein- und zweigeschossige Eigenheime bis 1971 errichtete. Das 1918 von der Vorgänge- rin der Bundesversicherungsanstalt für Ange- stellte. gegründete Unternehmen betrieb schon 26 in der Weimarer Republik innovative Wohn- bauprojekte mit Architekten wie Walter Gro- pius und Johannes GÖderitz. Später erfolgte eine Ergänzung auf Flächen. die nicht mehr für öffentliche Einrichtungen benötigt worden sind. Der Siedlungs teil mit dem verdichteten Flachbau zieht seit langem die Aufmerksam- keit der Fachwelt auf sich. So wurde die Ver- leihung des Hugo-Häring-Preises von 1970 wie folgt begründet: "Die Wohnsiedlung .. . zeigt eine starke Verdichtung. bei welcher neben städtebaulichen Vorzügen ein Maximum an privater Wohnatmosphäre erzielt wird. lo- benswert ist die werkgerechte Durchbildung aller Einzelheiten." 1976 folgte die Auszeich- nung mit der "Weinbrenner-Plakette" der Stadt Karlsruhe und 1980 die Prämierung beim Landeswettbewerb "Wohnen am Stadtrand". Der größte Teil der Flachbebauung steht in- zwischen unter Denkmalschurz. Nach den eigenen Aussagen von Paul Schütz. dem veranrwortlichen Architekten und späteren. leider schon 1985 verstorbenen Architekturlehrer an der Universität Karlsru- he. entstand das Konzept aus der Auseinander- setzung mit den damals herrschenden Bedin- gungen wie Wunsch nach Einfamilienhaus. Eigentum. Bevölkerungswachstum und der damit verbundenen "Landzerstörung". So bil- ModdlfolO dc=r ersten Planung für die Baumgartcn-Sicdl ung. Teil der Bebauung Mim Eichbäumle" vom zentralen Platz aus gesehen. den die Zeilen mit in der Regel 12 schmalen oder sechs breiteren Reihenhäusern Gruppen. die durch ein vetästeltes. mit kleinen Plätzen unterbrochenes Wegenetz erschlossen sind. Ein Spaziergang auf diesen Fußwegen vermit- telt dem Besucher die hohe Qualität des Wohn- quartiers. Die gärtnerischen Anlagen entwar- fen Hans Luz und Wolfgang Miller. Acht ver- schiedene Haustypen auf 150 bis 250 qm gro- ßen Grundstücken lassen eine Uniformität trotz des einheitlich weiß getünchten Mauer- werks vermeiden. Sichtgeschützte private Gar- tenhöfe erweitern die Wohnungen nach Sü- den ins Freie und bereichern mit ihrer Vegeta- tion das Erscheinungsbild. Die Parkierung erfolgt in sieben Garagenhöfen. die an den Heinrich-Heine-Ring und an einen daran angeschlossenen Bügel. die Reinhold-Schnei- der-Straße. angebunden sind. Der größte Teil der Gesarntanlage einschließlich des Laden- zenuurns. Kindergartens und der großen Spiel- platzanlage kann ohne Überquerung einer Suaße zu Fuß erschlossen werden. Der Süden Karlsruhes birgt mit der Baum- garten-Siedlung neben dem Dammerstock und der Gartenstadt ein drittes Ziel für die an der Wohnkultur und Siedlungsgeschichte In- teressierten. 27 Im Eichbäumle In der Waldstadt-Feldlage ist ein Ergebnis mit ähnlicher Zielsetzung wie die Baumgarten- Siedlung zu besichtigen. Eine Fläche von ca. 8.000 qm südlich des Otto-Hahn-Gymnasi- ums bietet Platz für 19 Einfamilienhäuser auf Grundstücksflächen zwischen 245 und 386 qm. Trotz der vier Haustypen. ein- oder zwei- geschossig. mit Wohnflächen zwischen 96 und 135 qm. bleibt die gestalterische Einheitlich- keit gewahrt. Die Grundlage dafür bilden die gleiche Formensprache durch die kubischen Elemente. die differenziert gestaffelten Bau- körper und gleiche Materialien wie Kalksand- stein-Sichtmauerwerk, Rahmen aus dunklem Holz und Mauerabdeckungen aus Sichtbeton. Dieser bemerkenswerte Mosaikstein im Siedlungsgefüge der Waldstadt war als Sonder- schau "H aus und Garten U im Rahmen der Bundesgartenschau 1967 der Öffentlichkeit vorgestellt worden. Die Planung lag in den Händen von Dorothea Haupt. Petet Haupt. Ernst Jung und Wolfgang Siegmann (Gartenge- staltung) . Die Architekten suchten im Auftrag der Hausbau Wüstenrot GmbH als Bauherrin neue Möglichkeiten des verdichteten Flach- baues. die auf kleinen Grundstücken Wohn- qualitäten des freistehenden Einfamilienhauses aufWeisen. Intensiv nutzbare Wohngärten ohne die Einsehbarkeit durch die Nachbarn und Passanten sind dazu ein Beitrag. Die Dichte der Bebauung und Ausnutzung der Grundstü- cke ist aber geringer als im Flachbauquartier der Baumgarten-Siedlung. Ähnlich wie dort bleiben die Autos in Garagenhöfen an der Straße. Wohnwege führen auf einen kleinen Platz als Mitte der Bebauung. Da es sich bei diesem kleinen Wohnquartier um einen bei- spielhaften Beitrag zur Architektur der 60er Jahre handelt. steht es als Kulturdenkmal un- ter Schutz. HARALD RI NGLER Siedlungen der 6Üer Jahre in Karlsruhe (Teil II) Die folgenden Beispiele für den Wohnungs- bau der 60er Jahre sind sehr unterschiedlicher Natur. Die Anfänge der Rheinstrandsiedlung Daxlanden liegen in den 30er Jahren. Ende der 50er Jahre setzte sich die Bebauung fort. Baurnaßnahmen in der Kriegs- und Nach- kriegszeit unterbrachen diese bis zum Ende der 50er Jahre. Mit Oberreut, ebenfalls im Karlsruher Südwesten, war der Bau einer "Tra- bantenstadt" beabsichtigt. Ende der 60er Jahre entstand an der Kaiserallee Wohnungsbau auf einer ehemaligen Industriefläche. Damit serzte sich der innerstädtische Wohnungsbau in Form von Großwohnanlagen wieder fort, wie er vor dem Zweiten Weltkrieg häufig zu fin- den war (Gottesauer Block, Rüppurrer-/Stutt- garter Straße, Alkerblock in der Ebertstraße, Hermann-Billing-Straße, Meidinger Block in der Kriegsstraße). Mitte der 50er Jahre ent- standen an der Karlstraße das Wohnhochhaus Schmiederplarz und die vorgelagerte Ladenzo- ne mit dem Ringcafe. Wohnungsnot und stei- gendes Bevölkerungswachstum verlangten aber weitere Siedlungen. Rheinstrandsiedlung Der Mieter- und Bauverein, eine 1897 ge- gründete Karlsruher Genossenschaft mit heute über 6.500 Wohnungen, ist der Bauträger die- ser im Südwesten der Stadt liegenden Sied- lung. 1935 kaufte der Verein 24,7 ha Gelände und erhielt von der Stadt eine ehemalige Müll- grube geschenkt. Damit war die Auflage ver- bunden, dort eine Grünanlage anzulegen. Beabsichtigt war der Bau einer "Gemein- schaftssiedlung" der Reichsregierung für 500 Einfamilien- und Reihenhäuser mit dem Na- men ,.Adolf-Hitler-Siedlung". Da keine Ei- 28 genheime errichtet wurden, gab es keine Un- terstützung des Reiches und keine Genehmi- gung für die Namensgebung. Es war das erste Siedlungsprojekt des Vereins, der sich bisher nur im Geschosswohnungsbau engagiert hat- te. 1937 zogen die ersten Mieter ein, nachdem 1936 ein Wettbewerb zur Erlangung eines Siedlungs planes durchgeführt worden war. Die Siedlung sollte "im gesamten Aufbau ein richtungsgebendes Vorbild nationalsozialisti- schen Gedankengutes sein", damit auch ein der Dammerstock-Siedlung der "Systemzeit" ideologisch entgegengesetztes Beispiel. Der zweite Preisträger Prof. Heinrich Mertens aus Aachen wurde mit der weiteren Bearbeitung beauftragt, da er im Gegensatz zum strengen, an Dammersrock erinnernden Entwurf der ersten Preisträger Prof: Karl Wach und Hein- rich Roßkotten aus Düsseldorf durch ge- schwungene Straßen, Dorfplatzidylle (,.Am Anger") und Häuser mit steilem Satteldach dörfliche Atmosphäre suggerieren wollte. Großstadtfeindlichkeit und Verhertlichung der bäuerlichen Lebensweise waren die leitli- nien für den Wohnungs- und Siedlungsbau. Nachdem 288 Wohnungen erstellt worden waren, erzwang det Bausroffmangel 1940 die Einstellung der Bautätigkeit. Nach der Beendigung des Wiederaufbaues der teilweise zerstörten Siedlung im Jahre 1957 lebten dort über 1.200 Menschen. Ein Jahr später folgte der Weiterbau durch den Mieter- und Bauverein nach einem neuen Be- bauungsplan, der die Grundlage für einen Endausbau für 8.000 Einwohner auf einer ge- samten Siedlungsfläche von inzwischen 56 ha bildete. 1971 wohnten über 5.000 Einwohner in 1.250 Wohnungen. Reihenhäuser, Mittel- hochbau und achtgeschossige Punkthäuser Rhc= inst r:mdsic=dlung: Ladc=nzemrum . prägen diesen Stadtbereich mit seiner 60-jäh- rigen "historischen Mitte'\ die heute unter Denkmalschutz steht. Ladengeschäfte, eine Apotheke und ein Cafe sicherten damals die Versorgung mit Gütern und Dienstleistungen für den täglichen Bedarf. Ein evangelisches Gemeindezentrum mit Kindergarten, ein Ju- gendzentrum und die teilausgebaure Adam- Remmele-Schule ergänzen die Infrastruktur. Bis 1990 hatte der Miter- und Bauverein über 1.750 Wohnungen erstellt. Nördlich davon war bis dahin auch das Baugebiet "Daxlanden- Ost" entstanden. Oberreut-Waldlage Die Erweiterung der Stadt nach Süden war schon im Entwurf des Generalbebauungspla- nes 1926 angedacht. Die Planer sahen aber die Gleise der Pfalzbahn als Hindernis, auf deren Beseitigung die gesamte Plankonzeption be- ruhte. Ab 1959 verstärkte sich die Suche in- nerhalb der Stadtverwaltung nach möglichen Bauflächen. Erste Gedanken über eine weitere Waldstadt in Blankenloch regten sich in Karls- ruhe - so hatte doch schon die Inanspruch- nahme der staatlichen Waldflächen für die Waldsradt verhältnismäßig wenig Schwierig- keiten bereitet. Das Umland sah die drohende Eingemeindungsgefahr, was die Überlegung . im Sand verlaufen ließ. Waldflächen in städti- schem Eigentum waren aber noch interessan- ter für den Siedlungsbau. Der Wegfall einer komplizierten Bodenordnung und die fehlen- de Abhängigkeit vom Bauwillen privater Ei- gentümer ermöglichte eine schnelle Realisie- rung. So trieb die Stadtverwaltung die Planun- gen für den Bergwald und Oberreut, wo die- se Gegebenheiten vorlagen, voran. Die Bauar- beiten für Oberreut begannen 1963. 29 Luftfoto (1969) von Nordosten aus aufObcrrcm-Fcldlagc. Ende der 50er Jahre begann in der Bundes- republik Deutschland an den Rändern von Großstädten der Bau von Großsiedlungen. die oft als .. Satellitenstädte" oder .. Trabantenstäd- te" bezeichnet wurden. Köln-Chorweiler. Mün- chen-Fürstenried und Saarbrücken-Eschberg sind Beispiele dafür. Die Karlsruher Waldstadt zählt noch zum Städtebau der Phase zuvor. Oberreut war als Satellitenstadt. auf Karlsru- her Größenverhältnisse ausgerichtet. gedacht. . Auf einer ca. 100 ha großen Fläche zwi- schen Bulach und der Heidenstückersiedlung sollte nach ersten Vorstellungen eine Wohn- siedlung für 12.000 Menschen enrstehen. La- denzentren. Schulen. ein Kino und ein Hotel sah man als Infrastruktur vor. Ein wichtiges Ziel lag dem ersten Gesamtenrwurf von 1962 zu Grunde. nämlich preiswerte Wohnungen vor allem für kinderreiche Familien. Die kli- matisch günstige Lage im Südwesten der Stadt wurde als besonderer Vorteil betont. Städti- 30 sches Eigentum war nur als Waldfläche vor- handen. was den ersten Bauabschnitt als .. Ob- erreut-Waldlage" auf25 ha Fläche bestimmte. Meist Nord-Süd gerichtete Blöcke mit vier und acht Geschossen prägen die Bebauungs- struktur. Neben Reihenhäusern bringen drei winkelförmige Wohnzeilen erwas Abwechs- lung in den Städtebau. Der resdiche Waldbe- stand konnte zum Teil in die Gestaltung ein- bewgen werden. Gebaut wurde ohne Bebau- ungsplan. der erst 1967 Rechtskraft erlangte . Bis 1970. dem Jahr der Vollendung dieser Etappe. wuchs die Einwohnerzahl auf über 5.700 der Bestand an Wohnungen auf 1.160. Ober 600 Wohnungen davon realisierte die städtische "Volkswohnung" . Die weitläufige Meinung. die wegen der Altstadtsanierung um- gesetzten Menschen hätten in Oberreut eine neue Bleibe gefunden. stimmt nur teilweise. In dem 1961 festgelegten Ersatzwohnungspro- gramm. in den nächsten 1 0 Jahren eintausend Sozialwohnungen zu schaffen, waren auch an- dere Stadtteile einbezogen. Heute leben in der Waldlage etwa 3.500 Menschen. Es folgte Ende der 60er Jahre der Bauab- schnitt "Mittelreut", dessen Planung in den Händen von Erich Schelling lag. Gegenüber der Waldlage erhöhte sich die Bebauungsdich- te durch höhere Gebäude. Seit 1971 arbeitete das Stadtplanungsamt an einer neuen Planung für die Feldlage, ebenfalls mit dem Ziel einer höheren Verdichtung. Weitere Überarbeitun- gen folgten, deren Ergebnisse heute besichtigt werden können. Nach über 35 Jahren seit dem ersten Spatenstich geht Oberreut nun auf die bauliche Vollendung zu. Eigentumswohnungscenter Kaiserallee Neben dem Siedlungsbau auf der "grünen Wiese" trägt der innerstädtische Wohnungs- bau auf vormals gewerblich genutzten Flächen ebenfalls zur Deckung der Wohnungsnachfra- ge bei. Die Umnutzung von Gewerbebrachen wird heute als ein wichtiger Beitrag zur Res- sourcenschonung propagiert. Derartige "Kon- versionen" gibt es in Karlsruhe schon länger. Der 1968 begonnene Bau von über 500 Woh- nungen und Geschäften an der Kaiserallee, auf einer Fläche von 20.000 qm, ist nach der 1964 Eigemumswohnungsccßtcr Kaiserallee mit dem ehemaligen Promenadenhaus im Vordergrund. 31 begonnenen Richt-Wohnanlage mit 400 Woh- nungen ein weiteres Beispiel dafür. Ein ca. 3,6 ha großes Areal zwischen dem damaligen Gaswerkgelände und der Scheffel- straße war ab 1865 von der Brauerei Printz genutzt worden. Nach dem Bau von Eis- und Lagerkellern der in der Innenstadt gelegenen Brauerei vollzog sich ab 1875 die gesamte Bierproduktion auf diesem Standort. Durch die Fusion mit der Brauerei Schrempp ver- blieb in den 1920er Jahren nur noch die Mäl- zerei an der Kaiserallee. Die übrigen Gebäude wurden dann von anderen Firmen genutzt. Ende der 1960er Jahre ging mit den Abbruch- arbeiten diese Phase der Industrialisierung in der Weststadt dem Ende zu. Die Umnutzung des benachbarten Stadtwerke-Geländes folgte ungefähr ein Jahrzehnt später. Das von Architekt Gerhard Pfisterer be- treute Großprojekt wurde über Befreiungen von der damaligen . städtischen Bauordnung, d. h. ohne Bebauungsplan als planungsrecht- liche Grundlage realisiert, eine heute rechtlich und kommunalpolitisch nicht mehr mögliche Vorgehensweise. Die Wohnanlage besteht aus zwei 18-geschossigen langgestreckren Hoch- häusern, einem siebengeschossigen Büroge- bäude mit anschließendem fünfgeschossigen Laubenganghaus mit den der Kaiserallee abge- wandten Wohnungen. An der Nordwestecke des Geländes erinnern heute noch zwei Bau- ten an das ausgehende 19. Jahrhundert, das für die Witwe Printz 1893 errichtete Wohn- haus und das anschließende Eckgebäude Kai- serallee/Scheffelstraße von 1884. Die Scheffel- straße wird von einem Mittelhochbau mit ei- ner Ladenzone im Erdgeschoss begrenzt. Eine Kuriosität stellt das ehemalige 1814/ 15 errichtete Promenadenhaus von Friedrich Weinbrenner neben den über 150 Jahre später errichteteten Hochbauten dar. HARALD RINGLER Die Städtische Galerie Karlsruhe Neuer Ort, neue Möglichkeiten Im Mai 1997 bezog die Städtische Galetie ihr neues Domizil im Lichthof 10 des Hallenbaus A, und im Oktober des Jahres fand die glanz- volle Eröffnung des Hauses mit Zehntausen- den- von Besuchern und einem erheblichen Medienspektakel statt. Deurschlandweit WUt- de dieses Ereignis in Radio und Fernsehen aus- gestrahlt und auch die Städtische Galerie als bedeutender Nachbar des ZKM gefeiert. Vier Jahre der Vorarbeit - der ständige Dialog mit dem Team des Architekten, dem ZKM, det Kommunalbau GmbH sowie Fachberatern hinsichtlich Technik, Equipment etc. sowie intensive Überlegungen vor allem zur Konzep- tion der ständigen Schausammlung - diese konnte seit Ende det 80et Jahre im Prinz-Max- Palais aus Platzgtünden nicht mehr gezeigt werden - waren dem vor~ngegangen. Heute, knapp anderthalb Jahre nach dieser denkwür- digen Eröffnung, ist es an der Zeit, eine vor- läufige Bilanz zu ziehen. Dies umso mehr, als die Städtische Galerie im September 1998 mit der Präsentation ihrer ersten Sonderausstel- lung "Deutsche Künstlerkolonien 1890-1910" im neuen Hause an ihr Ausstellungsprogramm wieder anknüpfte, und das mit großem Erfolg. Mit der Verlegung det Städtischen Galerie aus dem Prinz-Max-Palais in den Hallenbau hatte sich ein Programmwechsel sowohl in der Geschichte der Galerie als auch in der Kultur- politik der Stadt vollzogen. Als direkter Nach- bar und unter einem Dach mit dem ZKM und dessen zwei Museen, sowie der Hoch- schule für Gestaltung und künftig auch dem Sammlermuseum ist die neue Städtische Ga- lerie im Hallenbau nunmehr Teil eines En- sembles von Institutionen geworden, die den 32 Bürgern und Bürgerinnen ein ungewöhnlich breites wie faszinierendes Spektrum an Kunst, Kultur und Medien bieten. Diese facettenrei- che Bündelung von hochkarätiger Kunst und Medien an einem Ort ist europaweit einmalig! So ist die neue Städtische Galerie nicht mehr das solitäre "Juwel im Herzen der Stadt", son- dern eine gewichtige Stimme im Chor der In- stitutionen im Hallenbau A, wobei sie mit ihren Sammlungen von badischer Kunst seit 1850, deutscher Kunst nach 1945 und der hochrangigen, im internationalen Leihverkehr äußerst begehrten Sammlung Garnatz den mehr traditionell orientierten Grundakkord bildet. Das eigene Profil der Städtischen Gale- rie wird umso deutlicher, je mehr in den be- nachbarten Lichthöfen des ZKM vorwiegend Medienkunst geboten wird. Insgesamt geht es darum, ein möglichst pluralistisches wie span- nungsreiches Angebot zu machen, sodass die Besucher, von Lichthof zu Lichthof wech- selnd, in die unterschiedlichsten Erfahrungs- welten moderner Ästhetik eintauchen können. Neues Umfeld Dieses fruchtbare Nebeneinander der Kunst- und Kultureinrichtungen im Hallenbau A mit seinen unterschiedlichen inhaltlichen Schwer- punkten nimmt der Besucher wahr, wobei für ihn die verschiedenen Trägerschaften irrele- vant sind. Mit dem Begriff ZKM ist zumeist der Hallenbau A als ganzer gemeint und nicht speziell das Zentrum für Kunst und Medien- technologie, das sich mit seinen Museen und Forschungs-Eintichtungen in den Lichthöfen 6 bis 9 zwischen Städtischer Galerie (Lichthof 10) und Hochschule für Gestaltung (Lichthö- fe 3 bis 5) befindet. Eine durchgängige Erleb- nisachse durch die Lichthöfe im I. OG wird künftig die Einheit noch unterstreichen. Die unmittelbare Nachbarschaft von Städ- tischer Galerie und ZKM-Museen hat sich bisher als außerordentlich positiv erwiesen. Auch nach dem naturgemäßen Abflauen der Besucherströme nach der Eröffnung 1997 wurden im Jahr 1998 rund 20.000 Eintritts- karten verkauft, die sowohl den Besuch der ZKM-Museen als auch den der Städtischen Galerie umfassten. In dieser Zahl sind jene 17.000 Besucher nicht enthalten, die bis zum Jahresende 1998 speziell wegen der Son- derausstellung "Deutsche Künstlerkolonien 1890 -1910" gekommen waren und sich bei dieser Gelegenheit oft auch die Schausamm- lung in den oberen Geschossen ansahen. Auf- grund des Ansturms im Januar 1999 konnten für diese Sonderausstellung schließlich über 25.000 Besucher verzeichnet werden. Mit dem restlosen Ausverkauf des Katalogs zur Ausstellung "Deutsche Künstlerkolonien" bei einer Auflage von 4.000 Exemplaren brach die Städtische Galerie sämtliche diesbezügliche Rekorde ihrer Geschichte. Insgesamt hat sich die Situation der Städ- tischen Galerie im Hallenbau A, Lichthof 10 grundlegend verbessert. So hat sich die Aus- steUungsfläche etwa verdreifacht, ist die Schau- sammlung dauerhaft präsent, sind auch Tech- nik-, Verwaltungs- und Depotbereiche groß- zügig bemessen und ausgestattet, steht eine eigene Fläche für Sonderausstellungen zur Verfügung. Als sinnvoll und äußerst nützlich erweist sich der Vorrragsraum (das so genannte Forum) im Erdgeschoss. In dem etwa 200 qm großen Raum können - wie schon des öfteren erfolgreich erprobt - Sonderveranstaltungen unterschiedlichster Art dutchgeführt werden. So fanden hier parallel und in Ergänzung zur Ausstellung "Deutsche Künstlerkolonien" 33 Vorträge, ein Literatur- und Konzertabend sowie ein abschließendes Symposion statt. Darüber hinaus diente er als angemessener Rahmen für außergewöhnliche Ereignisse wie die Übergabe des "Hanna-Nagel-Preises", der von den fünf Karlsruher Präsidentinnen gestif- tet wurde, oder die Feier aus Anlass des ersten Spatenstichs der Landeszentralbank Baden- Württemberg, deren Neubau in direkter Nach- barschaft zur Städtischen Galerie entsteht. Der sehr vielseitig zu nutzende Raum wird künftig auch Dritten auf Mietbasis mit Dienstleis- tungsangebot zur Verfügung gestellt werden können. Neue Planungen Um das Haus lebendig und arrraktiv zu hal- ten, sind erfahrungsgemäß immer wieder zu- sätzliche interessante Angebote und Ereignisse notwendig. Hierzu bietet die besondere Struk- tur der Lichrhof-I O-Architektur ausgezeichne- te Möglichkeiten, wobei die ausstellungsspezi- fische Gestaltung der offenen Fläche bei jeder neucn Präsentation eine immer wieder neu zu lösende Aufgabe darstellt. Für die kommen- den Jahre hat die Städtische Galerie ein spek- treneeiches Sonderausstellungsprogramm avi- siert, das von monographischen Präsentationen wie die Retrospektive zu Willi Müller-Huf- schmid über internationale zeitgenössische Kunst zum Thema "Herausforderung Tier - von Beuys bis Kabakov" (aus Anlass der Euro- päischen Kulturtage 2000) bis hin zu "Ernil Nolde" reicht. Darüber hinaus werden die zusätzlichen Kulturangebote, die bereits im Prinz-Max-Palais eine programmatische Rolle spielten, wie Konzerte, literarische Lesungen, Vorträge sowie Performances fortgesetzt und erweitert und neue, gut angenommene Aus- stellungs- bzw. Veranstaltungsreihen wie der "Bildwechsel" oder "Kunst - gesehen von Künstlern" weitergeführt. Dem Aufbau einer museumspädagogischen Abteilung gilt die verstärkte Aufmerksamkeit. Bei all diesen Pro- jekten kommt der bereits vielfach erprobten Kooperation immer wieder zentrale Bedeu- tung zu, so mit Museen in- und außerhalb Karlsruhes, der Musikhochschule, dem Badi- schen Konservatorium, der Universität, der Kunstakademie, der Jugendkunstschule, den Schulen, dem Badenwerk und nicht zuletzt natürlich auch mit dem ZKM. Mit letzterem ist geplant, mittels gemeinsamer Ausstellun- gen spezifische Themen in den unterschiedli- ehen Medien zu reflektieren. Als klein, aber erlesen und fein hat sich der vom Förderkreis der Städtischen Galerie eingerichtete Muse- umsshop erwiesen. Nach anderthalb Jahren Städtische Galerie im Lichthof 10 lässt sich bi- lanzieren, dass der neue Standort im Hallen- bau A mit seinen Möglichkeiten und Synergi- en ein Chancen potential beinhaltet, das es nach dem vielversprechenden Anfang weiter auszubauen gilt. ERIKA RODlGER· DlRUF Einblicke in die Karlsruher Baugeschichte Ergebnisse der bauhistorischen Analyse des "Seilerhäuschens " Im vergangenen Herbst konnte im Rahmen des Aufbaustudiengangs Altbauinstandsetzung an der Universität Karlsruhe mit der Untersu- chung des Seilerhäuschens in der Kaiserstraße 47 ein besonderer Einblick in die Karlsruher Stadtgeschichte gewonnen werden. Die Ana- lyse der Bausubstanz und ihrer geschichtlichen Entwicklung war außerordentlich aufschluss- reich, besonders zur bautechnischen Realisie- rung der Modellhausgrundrisse in der Grün- dungszeit der Stadt, aber auch zu den Ent- wicklungsstufen, die ein Handwerkerhaus im Laufe von 276 Jahren durchgemacht hat. Eine Bestimmung des Fälldatums der in dem Haus verwendeten Holzbalken (dendrochronologi- sehe Datierung) ermöglichte schon vor eini- gen Jahren die Festlegung der Bauzeit auf das Jahr 1723. Die stärksten Eingriffe in die his- torische Bausubstanz haben erst Mitte der 1990er Jahre stattgefunden, so dass jetzt einer- seits größere Teile der Ausstattungs- und Nut- zungsspuren der jüngeren Epochen zerstört sind, andererseits aber auch die (weitgehend 34 erhaltene) ursprüngliche Bausubstanz "wie ein offenes Buch" daliegt. Die Volkswohnung, die das Baudenkmal durch Kauf vor dem Ab- bruch rettete, ermöglichte den Studentinnen und Studenten mit der Erforschung eines der Häuser aus der Gründungszeit Karlsruhes eine besondere Erfahrung. Von den für die Erhaltung notwendigen Voruntersuchungen sind die ersten Schritte getan. Es gibt ein formgetreues Aufrnaß, das das Architekturbüro Crowell & Crowell aus Karlsruhe 1994/1995 angefertigt hat, und ei- ne Altersbestimmung des Bauholzes. Es gibt eine Schadenskartierung von 1996, bei der das Holzgerüst mit dem Bohrwiderstandsmessver- fahren vom Büro Rinn & Fischer aus Heidel- berg untersucht wurde. Von der Volkswoh- nung wurde in den ersten Monaten nach der Erwerbung das Bauaufrnaß der Flügelbauten erstellt und eine umfassende Fotodokumenta- tion mit dem notwendigen Orientierungs- system angefertigt. Darüber hinaus wurden gründliche Vorüberlegungen für die Einpas- sung einer denkmalverträglichen Nutzung im Sinne einer Fortschreibung der Geschichte des Baudenkmals entwickelt, deren Ansatz und Zielrichtung befürwortet werden können. Spuren lesen Ziel der Untersuchung der Bausubstanz war, durch das Spurenlesen vor Ort die Bauent- wicklung nachzuvollziehen. In Baualtersplä- nen wurde jedes Bauteil in der Folge seines Einbaus farbig gekennzeichnet. Durch die Auswertung stadthistorischer Literatur und alter Akten, Pläne und Ansichten wurde die Bedeutung des Objekts und sein Bezug zur Stadtentwicklung ermittelt und dargestellt. Die Funktionen der Räume in verschiedenen Nutzungsphasen anhand der sichtbaren Spu- ren wurden dargestellt, Konstruktion, Bauma- terial und Bautechnik beschrieben und den einzelnen Bauphasen zugeordnet. Anhand der Spuren wurde die Grundrissentwicklung, die Raumstruktur im Wandel der Zeit dargestellt. Auch die Beschreibung des Erhaltungszustan- des unter historischem Gesichtspunkt ist eine wichtige Voraussetzung für ein Instandset- zungskonzept. Beispielhaft wurde eine Erfas- sung der wichtigen historischen Fenster in Form eines "Fensterbuchs" erarbeitet. Bemer- kenswert war dabei die Anzahl verschiedener Fensterkonstruktionen, die im Laufe der Zei- ten bei diesem Gebäude immer dort eingebaut wurden, wo ein ganzer Bautei! auszutauschen oder wo ein Fenster schadhaft war. Neben ein- zelnen Fenstern aus dem 18. Jahrhundert, möglicherweise aus der Bauzeit von 1723, aber auch aus der zweiten Phase von 1750-1770, aus der Zeit um 1790 und einer ganzen Reihe von Fenstern, die auf grund ihrer Konstrukti- on arn ehesten auf um 1810-1820 datiert wer- den müssen, lassen ebenso wie die jüngeren Fenster und die Reparaturen an den histori- schen Fensteranlagen eine .Karlsruher Hand- 35 werksgeschichte des Fensterbaus" an einem Bauwerk nachvollziehbar werden. Zur Ban- und Umbaugeschichte Nach der Errichtung im Jahre 1723 gab es erst 1880 größere Veränderungen auf dem Grund- stück, die beim Ursprungsbau aber mit gerin- gen Eingriffen realisiert wurden. Bis heute ist dieser Ende des 19. Jahrhunderts geschaffene Zustand im Wesentlichen prägend geblieben. Die wichtigsten Stufen der Baugeschichte des Hauses sollen jetzt an Hand der vorhandenen Bausubstanz kurz dargestellt werden: Ein Bürgerhaus von 1723 Den schon vor einigen Jahren durchgeführten dendrochronologischen Untersuchungen des Bauholzes zufolge wurden die Stämme im Winter 1722 geschlagen, das Gebäude folglich im Sommer 1723 errichtet. Die wenigen im Sommer 1723 gefällten Hölzer stellen eine Ergänzung während des Bauprozesses dar. Das Bürgerhaus wurde eingeschossig mit einem Mansarddach errichtet, so dass das Oberge- schoss gegenüber dem Erdgeschoss nur unwe- sentlich eingeschränkte Räume bot. Die Nut- zungsspuren lassen eindeutig zwischen ver- schiedenen Raumgruppen unterscheiden. Ne- ben den Erschließungsbereichen und den Feu- erstellen, die gleichzeitig als Küche und Heiz- stelle für die Hinterladeröfen auf der Rückseite der Herdwände dienten, gibt es die geheizten Wohntäume (Stuben) und die ungeheizten Räume (Kammern), die generell eher als Schlaf- oder Lagerräume dienten. Die Fachwerkwände und das Dachwerk wurden aus Nadelholz gezimmert, die Ausfa- chungen mit einem Flechtwerk aus Staken und Ruten verschlossen und mit einem gro- ben Stroh·Lehrn-Gemisch ausgefüllt. Die De- cken erhielten eine Füllung aus Wellern, die in Stube im Obergeschoss mit Fachwerk und Lchmausfachun- gen von 1723. Vor der sch rägen Wa nd des ursprünglichen Mansarddaches wurde nach der neuen Bauvorschrift von 1752 eine Fachwerkwand auf dem unteren Riegel der äbe- ren Konstruktion aufgesetzt (Aufnahme November 1998). eine mittig eingeschlagene Nut eingeschoben wurden, nachdem sie mit Stroh und Lehm umwickelt worden waren. Nach dem Aus- trocknen des Lehms, wohl erst im Frühjahr 1724, wurden die Gefache bündig mit einem feinen Kalkputz überzogen, wobei in diesem Arbeitsgang auch die Schwundrisse zwischen Holz und Lehm ausgefüllt wurden. Fenster und Türen waren als Teil der hölzernen Aus- stattung schon im ersten Arbeitsgang eingebaut worden, was unter anderm daran zu beobachten ist, dass hinter den (bis auf wenige Ausnahmen jüngst verlo- renen) Türrahmungen keine Kalkspuren zu 36 beobachten sind. Nach dem Verputzen der Ausfachungen wurden die Wände flächig mir Kalkfarbe überstrichen, so dass einheitliche Flächen entstanden. Eine nene Fassade nach 1752 Die auffalligste Umgestaltung ist die Anpas- sung der ehemals eingeschossigen Fassade im Sinne der Bauvorschrift von 1752, nach der Bürgerhäuser zweigeschossig zu errichten sei- en. Bis erwa 1770 wurden auch Anpassungen älterer Fassaden an die neuen Modellvorschrif- ten bezuschusst, so dass der Zeitraum für diese Modernisierung mir 1752-1770 gut um- schrieben ist. Bautechnisch wurde die Maßnahme hier - wie auch bei WaIdstraße 5 - mit geringem AufWand realisiert: Statt der vier Gauben in der unteren. steileren Dach- fläche des Mansarddaches wurde auf der Brüs- tungshöhe der Fenster ein durchgehendes senk- rechtes Fachwerk aufgesetzt. Die Fenster konn- ten bleiben, die Gefache dazwischen wurden mit Flechrwerk und Lehm verschlossen. Neuausstattung in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts Die große Stube im Ergeschoss wurde voll- ständig neu ausgestattet. Sie erhielt einen or- namentierten Fußboden aus Eichenrahmen und Nadelholzfelderungen, eine umlaufende hohe Fußleiste mit einer erhabenen Haupt- fläche und einer profilierten oberen Abschluss- leiste, neue Füllungstüren mit profilierten Bekleidungen. Die bis dahin lediglich überstri- chenen Fachwerkwände wurden über Rohr- gewebe mit Kalkputz überputzt, die Decke wurde von einem profilierten Stuckgesims ge- rahmt. Fast unverändert ist dieser Raum bis heute erhalten. Nur als die Küche um 1880 verlegt wurde. versetzte man die Tür an die Stelle der alten OfensteIle. Veränderungen um 1880 Statt des in einem Bauantrag von 1880 vorge- sehenen dreigeschossigen Anbaus im Hof wurde ein zweigeschossiger errichtet. Im Hin- blick auf die Schiefstellung des Vorderhauses ist die Beobachtung besonders bemerkens- wen, dass die Serzung des Hauptgebäudes zu diesem Zeitpunkt offenbar schon abgeschlos- sen war: der Flügel von 1880 nimmt in der Konstruktion auf die Serzung des Vorderhau- ses von 1723 Bezug, der Zwickel zwischen Haupchaus und Flügel zeigt bis heute die glei- chen Backsteine und den gleichen Mönel wie die übtigen Wände des Flügelbaus. Im Vorder- haus wurde ein Laden mit einem großen Schaufenster eingebaut, die Küche in den al- ten Flur verlegt, die Treppe aus diesem Flur nach außen in den Hof umgesetzt, so dass man jerzt das Obergeschoss unabhängig vom Erdgeschoss benutzen konnte. Das Fenster von erwa 1800, das an der Stelle des Schau- fensters gesessen hatte, wurde nicht fongewor- fen, sondern in einem Anbau an den Flügel- bau wieder eingebaut. Hier konnten die Stu- denten das gut erhaltene Fenster in seinen Maßen und Proponionen mit den anderen Fenstern der Straßenfassade vergleichen. Durch die Bauanträge belegt ist für diesen Zeitraum auch die Errichtung der Seilerei in der südöstlichen Hofecke. Reste dieses bis in die 90er Jahre dieses Jahrhunderts weitgehend mit ursprünglicher Ausstattung erhaltenen Gebäudes wurden bei einer Neuverzimme- rung um 1995 wiederverwendet. Ein Dokument der Stadtgeschichte Für die Stadtgeschichte Karlsruhes stellt das Seilerhäuschen in der Kaiserstraße 47 ein ein- zigartiges Zeugnis der Bau- und Lebensfor- men der ersten Bürgergeneration dar. An der Einfahrtsstraße von Durlach zum Durlacher 37 Tor gelegen, kam dieser Häuserzeile eine gro- ße Bedeutung zu, wenn man Gästen des Herr- schaftshauses oder neuen Siedlern das Wach- sen der 1715 gegründeten Stadt anschaulich machen wollte. Neben dem unschätzbaren Wert als Originalquelle, die den Grundriss, die Nurzung, die Bautechnik und die Ausstattung aus der Gründungszeit der Stadt dokumen- tien und überliefen, stellt die Folge der Um- und Anbauten gleichermaßen eine Baubiogra- phie eines Handwerkerhauses über fast 300 Jahre dar. Der Chana von Venedig von 1964 folgend gehören auch die aus der Wandlung der Nurzung erwachsenen baulichen Eingrif- fe im Laufe der vergangenen Jahrhunderte zu den schü[zenswerten Geschichrsspuren. Die Feststellung, dass das Haus 47 in der Kaiserstraße ein einziganiges Dokument der Bau- und Lebensweisen der Bürger der Stadt zur Zeit der Gründung Karlsruhes darstellt, bedeutet darüberhi.naus selbsrverständlich nicht, dass es keine Anpassungen an moderne Bedürfnisse geben dürfte, sondern formulien vielmehr den Anspruch, dass das hochkaräti- ge Bauwerk entsprechend hochkarätig zu be- handeln sei. Sowohl was die Intensität der Voruntersuchungen angeht, als auch was die behutsame und respekrvolle Art aller Repara- turen, als auch die Qualität der Einfügung neuer Bauteile betrifft, hat die Volkswohnung mit ihren ersten Schritten gezeigt, dass sie bei der Instandserzung und Modernisierung höchs- te Ansprüche verfolgt. HOLGER REIMERS Politische Polizei in Karlsruhe zwischen Demokratie und Diktatur Wie die NS-Herrschaft in Baden begann? Am Tag, nachdem Roben Wagner von Reichs- innenminister Wilhelm Frick zum Reichs- kommissar ernannt und nach Baden entsandt worden war, belagerten SA- und SS-Einheiten in machtvoller Demonstration das Karlsruher Innenministerium am Schlossplatz. Annä- hernd 3.000 Männer waren zusammengezo- gen worden. Man schrieb den 9. März 1933: Die "Machtergreifung" in der Provinz war in vollem Gange. Neue "Führer", neue Aufgaben Da der Polizei im nationalsozialistischen Staat eine besondere Bedeutung zukommen sollte, wurden führende Positionen innerhalb der Polizei schon bald neu besetzt. Karl Pflaumer wurde in einer Art Sonderstellung als Perso- nalreferent der gesamten badischen Polizei vo- rangestellt. Gau SA-Führer Hanns Ludin wur- de zum kommissarischen Polizeipräsidenten Karlsruhes ernannt und löste dami t den bishe- rigen Amtsinhaber Paul Haußer ab. An die Stelle der Majors der Ordnungspolizei Erich Blankenhorn trat der Wagnerhörige Major Franz Vaterrodt, der seine Untergebenen wis- sen ließ, dass nur noch diejenigen einen Platz in der Polizei finden könnten, "die gewillt sind, am Wiederaufbau unseres Vaterlandes freudig mitzuarbeiten. " Ferner sollten der staatlichen Polizeiverwaltung SA- oder SS- Führer als Verbindungsleute zugeteilt werden, um gemeinsam mit der neu geschaffenen "Hilfspolizei" dafür zu sorgen, dass die NS- Herrschaft über kurz oder lang konsolidiert werden konnte. Und was geschah mit der Po- litischen Polizei? 38 Bislang wurde ihrem Schicksal zwischen März und Oktober 1933 nur wenig Aufmerk- samkeit zuteil. Das nimmt Wunder. War es doch gerade die Politische Polizei, die per Dienstbefehl in professioneller Opposition zur NS-Bewegung stehen musste. Als Staatsschutz- organ war sie einst eingesetzt worden, um die junge Republik gegen links- und rechtsextre- me Feinde zu verteidigen. Bis März 1933 hat- ten die Beamten des Karlsruher Landespolizei- amts, in das die Politische Polizei als Abteilung "N" integriert war, den Auftrag, die NS-Bewe- gung zu überwachen. Und nun? Nun harrten sie der Dinge, die da kom- men sollten. Am 9. März 1933 versammelte man sich in den Büroräumen der Karlsruher Dienststelle im Gebäude des Polizeipräsidiums am Marktplatz. Nur zwei Beamte waren nicht anwesend. Der offizielle Behördenleiter und Karlsruher Polizeipräsident Pau! Haußer war, wie erwähnt, nicht mehr im Amt; ein Kollege hatte sich krank gemeldet. Hermann Ramspe- ger, Abteilungsleiter des Erkennungsdienstes und zur Kooperation mit den neuen Macht- habern bereit, hielt als kommissarischer Be- hördenchef den Kontakt nach draußen. Eine von Reichskommissar Wagner instruierte De- legation war währenddessen auf dem Weg, um bei der Politischen Polizei nach dem "Rech- ten" zu sehen. Karl Sauer, langjähriges Partei- mitglied und ausgewiesener Nazispitzel, wur- de beauftragt, gemeinsam mit einem SA-Kol- legen dafür zu sorgen, dass keine Aktenstücke oder Karteimaterial vernichtet oder entfernt wurden. Er erinnerte sich später: "Bei unserem Eintreffen [ .. . ] versicherten die Beamten, die alle in einem Zimmer zusammen waren, daß keinerlei Akten vernichtet worden sind und daß auch keinerlei Absicht bestehe bzw. kei- nerlei Befehle vorliegen, Akten zu entfernen. Die Schränke wurden verschlossen und die Beamten aufgefordert, nach wie vor ihren Dienst weiter zu versehen. [ ... ] Diese Nacht verbrachte ich gemeinsam mit [einem SA- Kollegen] und zwei Beamten der Politischen Polizei, die sich ablösten, in den Büroräumen der Abt[eilungl N. Zu diesem Zwecke hatten wir vom Ministerium Pistolen erhalten," Nachdem die Politische Polizei in KarlStu- he auf solche ehet unspektakuläre Art über- nommen war, begann in den darauf folgenden Wochen eine Hetze gegen alle ehemals repub- likfreundlichen Beamten, so jedenfalls wollten es die Zeitgenossen erlebt haben. Die Natio- nalsozialisten drohten damit, ein umfängliches Personalrevirement in die Wege zu leiten. In den NS-Organen wie dem "Führer" wurden die "polemische Agitation" forciert und "Ein- schüchterungskampagnen" gezielt lanciert. Zieht man die in dieset Hinsicht allerdings unvollständigen Badischen Beamtenkalender vor und nach 1933 zum Vergleich heran, so fallt auf, dass nach der "Machtergreifung" eine wesentlich veränderte Namensliste für das Karlsruher Landespolizeiamt ausgewiesen wird. Wurde das Personal der Politischen Po- lizei Karlsruhes also tatsächlich in großem Stil ausgetauscht? Stimmt es, dass "nur drei Beam- te des mittleren Dienstes [ ... ] ihre Tätigkeit nach 1933 fortSetzen" konnten? Alte Stamm-Mannschaft Unter Berücksichtigung von Personalakten der einstigen Mitarbeiter det Politischen Poli- zei (und späteren Angehörigen der Gestapo) ergibt sich indessen ein etwas anderes Bild. Demnach hat die Mehrheit der Politischen Polizeibeamten Badens die nationalsozialisti- sche "Machtergreifung" und die ihr folgende, vermeintliche "Säuberung" in dienstlicher 39 Hinsicht nahezu unbeschadet überstanden. In Karlsruhe wurde kein einziger Mitarbeiter dauerhaft aus seinem Beschäftigungsverhältnis entlassen. Die meisten Beamten blieben an ihren Schreibtischen und wurden mit Grün- dung der badischen Geheimen Staatspolizei im Oktober 1933 in die vordergründig nur umbenannte Behörde übernommen. Die aus- schnitthaften Auflistungen der Badischen Be- amtenkalender suggerieren einen Bruch in der personellen Besetzung der Karlsruher Behör- de, den es in diesem Ausmaß gar nicht gege- ben hat. In der Karlstuher Zentrale der Politischen Polizei arbeiteten während der Weimarer Re- publik zehn Beamte: neben dem Leiter und dessen Stellvertreter noch zwei Verwalrungsbe- amte, ein Stenograph sowie fünf Ermittlungs- beamte, wovon wahrscheinlich zwei votnehm- lieh mit abwehrpolizeilichen Aufgaben betraut waren. Von diesen zehn Beamten wurde im Laufe des Jahres 1933 nur ein einziger versetzt, und zwar der Leiter August Schneider, dem bereits am 9. März verkündet wurde, dass er fortan von seinem Dienst suspendiert sei. Mochten die anderen das Schicksal ihres Chefs als bedrohliches Exempel empfinden oder von der Legitimität der "nationalen Erhe- bung" sogar überzeugt sein: Zwischen notge- drungenem Mitmachen und begeistertem Einschwenken wird man die Motive jener Beamten suchen müssen, die auch unter dem Nationalsozialismus zur treuen Dienstleistung bereit waren. Die alte Politische Polizei bildete den Per- sonalstamm der späteren Gestapo. Auf ihre Kenntnisse wollte man nicht verzichten. Ge- rade bei der Verfolgung der Kommunisten und Sozialisten, die unmittelbar nach der "Machtergreifung" begann, nahmen ihre be- tufserfahrene Beamten deshalb wichtige Posi- tionen ein. Nicht nur der Karlsruher Jacob Münch konnte auf eine mehrjährige Erfah- rung bei der Überwachung linksextremer Par- teien während der Weimarer Republik zurück- blicken. Der 1877 im rheinpfälzischen A1trip geborene Beamte gehörte seit Gründung dem Badischen Landespolizeiamt an und galt als einer der bewährtesten Mitarbeiter. Nach 1933 wurde ihm die Leitung der Abteilung "Poli- tische Überwachung" übertragen. ein Amt. das er mit reichlich Zynismus und Brutalität zu führen verstand. Auch sein Kollege Hein- rich Hörner. seit September 1919 bei der ba- dischen Fahndungspolizei. prahlte später mit seinen Vorkenntnissen und behauptete. der .. wichtigste Mann" der Karlsruher Gestapo zu sein. An die Seite von Münch. Hörner und den anderen altbewährten Beamten wurden aller- dings weitere Kräfte gestellt. so dass von Be- ginn an kein Zweifel an den Absichten der Na- rionalsozialisten aufkommen konnte. Für exe- kutive Aufgaben setzte man nun die vornehm- lich aus SA- und SS-Männem rekrutierte HilfS- polizei ein. die in Kooperation mit kriminal- oder ordnungspolizeilichen Kräften zwischen März und September 1933 tätig wurde. Ins- besondere die Hilfspolizei antizipierte dabei mit ihren brutalen Verfolgungsmethoden die Praxis der späteren Gestapo. umso mehr. als etliche Hilfspolizisten. wie zum Beispiel der spätere Mörder an Ludwig Marum. Karl Sau- er. später selbst in die Gestapo aufgenommen werden sollten. Der Keller des Polizeipräsidi- ums am Marktplatz diente 1933. nur drei Stockwerke unter der alten Politischen Polizei. als Folterkammer der Hilfspolizisten. Auf dem Weg zur Gestapo Unterdessen war die regionale NS-Führung. allen voran Reichskommissar Robert Wagner. darum bemüht. die badische Polizei neu zu ordnen. Auf der Grundlage der alten institu- tionellen Voraussetzungen sollte eine Polizei 40 geschaffen werden. die aus der bisherigen Ver- antwortung gegenüber staatlichen und staats- anwaltschaftlichen Institutionen herauszulö- sen war. Mit der Ausarbeitung der entspre- chenden Konzepte. die zum Teil kontrovers zwischen Innen- und Justizministerium debat- tiert wurden. beauftragte man einen ausgewie- senen Fachmann: August Schneider. Nach sei- ner. wie sich jetzt herausstellte. vorübergehen- den Dienstsuspendierung war man auf den Sachverstand des ehemaligen Leiters der Poli- tischen Polizei angewiesen. Seine frühere Be- tätigung spielte offenbar keine Rolle mehr. im Gegenteil. Schneider wurde gerade .. auf grund [sleiner mehrjährigen Beschäftigung mit kri- minalpolizeilichen Angelegenheiten" für die- se Aufgabe auserwählt. Das von Schneider am Ende erarbeitete Gesetz über die Landeskrimi- nalpolizei ( .. Landeskriminalpolizeigesetz") sah in seiner Zusatzverordnung auch die Schaf- fung des Geheimen Staatspolizeiamts vor. Damit schließt sich der Kreis: Aus der Po- litischen Polizei der Demokratie war die Ge- heime Staatspolizei der NS-Diktatur gewor- den. Die insgesamt große personelle wie insti- tutionelle Kontinuität innerhalb der Politi- schen Polizei erleichterte den Übergang. Bei der gesetzlichen Neugliederung der fortan Geheime Staatspolizei genannten Behörde konnte man auf die bestehenden institutionel- len Strukturen des Landespolizeiamts und das Fachwissen des einstigen Leiters der Politi- schen Polizei zurückgreifen. Und bei der Rek- rutierung des Gestapopersonals sollten die alten diensterfahrenen Beamten den ersten Grundstock bilden. MICHAEL STOLLE "Die Versammlung verlief entsprechend den stürmischen Zeitverhältnissen" Ein bisher unbekanntes Kapitel Karlsruher Stadtgeschichte wurde im Sommer 1998 durch eine Schenkung von Frau Ursula Büch- ner aus Karlsruhe an die Stadt aufgeschlagen. Es geht hierbei um den Bürgerstammtisch "Zeppelingemeinde", von dem das Stadtarchiv und das Stadtmuseum im Prinz-Max-Palais nun Gegenständliches und schriftliche Unter- lagen erhielten. Beide Bereiche ergänzen ein- ander und geben einen anschaulichen Ein- blick in die internen Angelegenheiten und eine Vorstellung von den Zusammenkünften dieses Stammtischs, der in den zwanziger und dreißiger Jahren in der traditionsreichen Gast- stätte "Graf Zeppelin" tagte. Nahezu jeden Monat wurde hier eine "Bürgerversammlung" der Zeppelin gemeinde abgehalten, über deren Verlauf die handschriftlich gefuhrten Berich- te und Protokolle vom Dezember 1923 bis August 1936 Aufschluss geben. Ganz sicher kam bei diesen Versammlungen die unter ei- nem 20 cm hohen Baldachin hängende Ttsch- glocke zum Einsatz, die über eine Metallkette, befestigt an einer schlüsselförmigen Halte- rung, betätigt wurde. So möglicherweise bei der Sitzung am 31. Mai 1924, deren Verlauf laut Protokoll "ganz den stürmischen Zeirver- hältnissen" entsprach. Ein Blick in die "Badi- sche Presse" gibt Aufschluss über die damali- gen stürmischen Zeirverhältnisse. Nach den Reichstagswahlen vom 4. Mai 1924, die in Karlsruhe das Zentrum gewonnen hatte und aus denen die KPD und Nationalsozialisten gestärkt hervorgegangen waren, fanden in Ber- lin die Verhandlungen über die Regietungsbil- dung statt. Im Saarland verschärfte sich zu- nehmend die Wirtschaftskrise, und schwere Kämpfe waren nach Einschätzung der "Badi- 41 sehen Presse" unabänderlich. In Karlsruhe fand derweil eine Proresrversammlung der hie- sigen Beamrenschafr gegen die neuen Besol- dungspläne der badischen Regierung statt. Die Bürgerversammlung vom April 1924 war laut Protokoll "angeregt" verlaufen und von Bürgermeister Ludwig Klipfel zu vorge- rückter Stunde mit der Bitte beendet worden, sich künftig möglichst kurz zu fassen, damit auch für den gemütlichen Teil des Abends Zeit verbleibe. Der gemütliche Teil der Sitzung vom 29. März 1924 hatte fur 'die anwesenden Bürger eine überraschung gebracht, denn die Zeppelin-Wirtin Frau Lorenz hatte mit einem Nachtessen aufgewartet, für das ihr im Proto- koll nochmals ausdrücklich gedankt wurde. Bürgermeister und Gemeinderat, Bürger- versammlung, Gemeinderechner und Ge- meindediener - der Bürgerstammtisch "Zep- pelingemeinde" war gemeindemäßig organi- siert und verwaltet, und der Bürgermeister besaß eine Amtskette. Viele Jahre war der schon erwähnte Ludwig Klipfel, Blechner- " L~'r' und Installateurmeister aus der Körnetstraße 12. Bürgermeister der "Zeppelingemeinde". Sein Name mit Berufsangabe. Adresse und Te- lefonnummer bildet eines der Emailschilder. die auf dem sechseckigen Aschenbecher der "Zeppe!ingemeinde" angebracht sind. Auch der Mineralwasserfabrikant Anton Hanauer 42 aus der Goethestraße 26. der Damen- und Herrenfriseur Alex Frank aus der Sofienstraße 154. Kunst- und Bauschlosser Matthäus Teu- fe! aus der Goethestraße 17. Schreiner und Glasermeister Heinrich Engel aus der Yorck- straße 17 und Metzger Leopold Frank aus der Hirschstraße nahmen eine besondere Stellung in der "Zeppelingemeinde" ein. Ihre Namen. ebenfalls mit Beruf, Adresse und Telefonnum- mer. bilden die restlichen Emailtäfelchen des Aschenbechers. dessen Haltegriff ein Zeppe- lin-Luftschiff darstellt. Weltzien-. Yorck-. Sofien- und Körnerstra- ße. Gutenberg-. Goethe-. Draissttaße und Kaiserallee lauten die in der Weststadt gelege- nen Wohnadressen der Stammtischmitglieder. Zwei Personen wohnten in Mühlburg. in der Bach- bzw. Brahmsstraße und zwei Personen kamen aus der Südstadt. Dies geht aus dem Mitgliederverzeichnis der "Zeppelingemein- de" aus dem Jahr 1929 hervor. Es gibt außer- dem Aufschluss über die Altersstruktur der Stammtischmitglieder. Das Gros der damals 37 Mitglieder zählenden Gemeinde war 48 bis 58 Jahre alt. Jüngster war der 31-jährige Metz- germeister Leopold Frank. ältestes Mitglied war 1929 der 75-jährige Schreinermeister Gustav Maurer aus der Körnerstraße. Und was befand sich im "Geheimarchiv" der Zeppelingemeinde? Dies wird wohl ge- heim bleiben. Sichtbar ist auf jeden Fall das 80 cm hohe. 50 cm breite und 24 cm tiefe ab- schließbare Holzschränkchen mit zwei Innen- fächern. in dem das "Geheimarchiv" unterge- bracht war. Welche Funktion hatte das schwe- re. 10 cm hohe Holzkästchen mit Intarsien. eingelassener Vertiefung und dazugehörendem holzgriffartigem Verschluss? War es ein Brief- beschwerer oder eine Schnupftabakdose? Dass der Stammtisch schon vor dem Ers- ten Weltkrieg bestanden hat. geht aus der Sammlung von Feldpostkarten aus den Jahren 1914 bis 1918 hervor. die ebenfalls erhalten geblieben ist. Die Postkarten sind an den "Stammtisch zum Grafen Zeppelin" Ecke Yorck- und Sofienstraße adressiert und an die "liebe Gemeinde". die "werten Freunde" oder sogar an den "verehrlichen Stammtisch" ge- richtet. Auch in späteren Zeiren hielten die Gemeindemitglieder bei Abwesenheit den Kontakt zum Stammtisch aufrechr. Postkarten aus dem Urlaub. aus einer Kur oder von einem Familienausflug belegen dies. Die Adresse ist unverändert geblieben. die Postkarten sind nun aber häufig an die "lieben Bürger" gerich- tet und die Schreiber grüßen oftmals mit "Euer Bürger". Am 4. August 1937 sandte der damalige "Bürgermeister" August Fromm. aus "der schönsten Stadt Deutschlands" eine Post- karte vom Opernhaus in Dresden an die Zep- pelingemeinde. Er hatte seinen Besuch in Dres- den offensichtlich mit der Teilnahme am 12. deutschen Sängerbundesfest verbunden. Be- reits am 31. Juli 1937 hatte Bürgermeister Fromm vom Sängerbundesfest eine Postkarte von der Dominsel in Breslau an die ..lieben Bürger" gerichtet. Ratschreiber Stanislaus Heck entschuldigte sich sogar auf seiner Urlaubskar- te aus Rangendingen in Hohenzollern vom 25. August 1933. dass er wegen Urlaubsvorbe- reitungen das letze Versammlungsprotokoll nicht fertigstelIen konnte und "Bürger" Mayer wünschte den "lieben Mitbürgern" am 28. Mai 1937. wohl aus der Kur in Bad Dürkheim. eine "einträgliche" Sitzung zum 29. des Monats. Was hat es mit der "Einträglichkeit" der Treffen auf sich? Sie beruht darauf. dass bei den Bürgerversammlungen eine Verlosung vorgenommen wurde, zu der die Teilnehmen- den reihum etwas stifteten. Bei der Sitzung vom April 1936 waren sechs Flaschen Weiß- wein - drei davon vom damaligen Bürger- meister -. eine Flasche Rotwein. ein Paket Kaffee. ein Kuchen und eine Hartwurst ge- stiftet worden. und die Verlosung hatte 26 Reichsmark eingebracht. Sicher wurden aus 43 den Einnahmen der Verlosung die jährlich im Frühjahr stattfindenden Ausflüge der Stamm- tischgesellschaft mitfinanziert. Der Gemein- deausflug vom 24. Mai 1924 war ins Rench- tal unternommen worden und laut Protokoll "wirklich gelungen". "Die Beteiligung am Ausflug läßt deurlich erkennen. daß die Bür- ger treu zu ihrer Gemeinde halten und so soll es sein und dauernd bleiben". lautet das Fazit des Protokollanten und er fasst die Erlebnisse des Tages noch in einem Vierzeiler zusammen: "Einm Ausflug. der sehr wohl gelungen. bei dem marschiert wird. getanzt und gesungm. wo gut gegessm wird und auch noch geweint. den bringt nur in Stand die Zeppelingemeind': Nicht immer ging es freundschaftlich zu bei der Zeppelingemeinde. Bei Rückständig- keit der Monatsbeiträge erfolgte • .Ausschluß nach bewährtem Muster nach Paragraph 10". wie ihn Malermeister Theodor Uehlin aus der Brahmsstraße 1 gemäß seinem Schreiben vom 19. März 1933 an den eingangs erwähnten Kunst- und Bauschlosser Matthäus Teufel er- fahren hat. Da mit zunehmendem Alter das Interesse für Zwangszusammenkünfte mehr und mehr verloren gehe. sehe er dem Aus- schluss aus der Gemeinde mit Gelassenheit entgegen. schreibt Uehlin. Ganz leicht ist ihm der Abschied von der Stammtischgesellschaft wohl nicht gefallen. denn er bringt die Hoff- nung zum Ausdruck. dass ihm nach dem Aus- schluß aus der Gemeinde immer noch die Möglichkeit geboten sei. einmal einen schö- nen Ausflug mitzumachen. Der Wunsch des oben zitierten Protokol- lanten, dass es immer so bleiben möge wie beim Gemeindeausflug im Mai 1924. ist nicht in Erfüllung gegangen. Mit Bürgermeister August Fromms Postkarte vom August 1937 aus Dresden endet die Überlieferung der Stammtischgesellschaft "Zeppelingemeinde". ANGELIKA SAUER Ein Blick in das verborgene Herz der Stadt Viele Karlsruher und Besucher der Stadt sehen täglich die Pyramide auf dem Marktplatz. Sie stehen vor dem Grabmal des Stadtgründers. des Markgrafen Karl Wilhe1m von Baden- DurIach. das als Wahrzeichen Karlsruhes gilt. Als Karl Wilhe1m 1738 verstorben war. wurde er in einem einfachen Hoh'.,arg in einer Gruft unter der Konkordienkirche. der ersten luthe- rischen Stadtkirehe. beigesetzt. Die Kirche wurde im Zuge der Stadterweiterung und der Neugestaltung des Marktplatzes durch Fried- rich Wein brenner im Jahre 1808 abgebrochen. Die Totenruhe des verblichenen Markgrafen wurde aber dadurch nicht gestört. weil man die Gruft ungeöffnet ließ und über ihr eine hölzerne Pyramide als Notdach errichtete. Da man lange unentschlossen war, was man an dieser Stelle. nunmehr mitten auf dem wesent- lich vergrößerten Marktplatz. anfangen sollte. wurde die Holzpyramide 1818 noch einmal erneuert. Erst sieben Jahre später kam man zu der jetzt noch vorhandenen Lösung. Wein- brenner hatte Pläne für das Grabmal gezeich- net. die nach der Vorstellung des seinerzeit regierenden Großherzogs Ludwig. die Pyrami- denform in Stein umsetzen sollten. Dies war durchaus im Sinne Weinbrenners. der "diese Pyramide als eine der Vergänglichkeit am mehrsten entgegenstrebende Form« ansah. Die im Generallandesarchiv erhaltene Plan- zeichnung Weinbrenners vom 21. Februar 1825 zeigt die vertraute Ansicht und den Grundriss der Pyramide auf dem Marktplatz. Die Schnittzeichnung durch das Bauwerk lässt erkennen. dass die Seitenwände der Pyramide unter der Oberfläche weiter verlaufen und eine komplette Form bilden sollten. Drei un- terschiedlich große Kammern gliederten das Innere. Die oberste. kleine in der Spitze des 44 Bauwerkes dient der Lüftung und zeigt auf jeder Seite eine kreuzförmige Öffnung. Die mittlere. größte gewölbte Kammer ist durch einen Einstieg auf der Nordseite zugänglich. der durch eine bronzene Schrifttafel verschlos- sen ist. Einige Stufen führen in den Raum hi- nah, in dessen Mine, fast wie ein Altar, ein Sockel steht. auf dem eine geschwungen um- randete Marmorplatte liegt. Sie zeigt in sehr schöner Ausführung den Plan der Stadt. wie sie bis dahin gewachsen war. Der untere Raum. die Grablege des Mark- grafen. sollte nach Weinbrenner ein dem Mit- telraum entsprechendes Gewölbe sein. nur mit etwas geringerer Höhe. Dorthin sollte es kei- nen Zugang geben. Dass der Planung Wein- brenners nicht in allen Stücken gefolgt wurde. zeigte sich erst jetzt. Im Zusammenhang mit der Neugestaltung der ständigen Ausstellung des Stadtmuseums im Prinz-Max-Palais sollte ein Modell der Py- ramide hergestellt werden. das auch Einblick in das Innere des Bauwerkes gewähren sollte. Der Modellbauer und Stadtrat Heinz Vogel. dem bereits eine ganze Reihe historischer Mo- delle in den städtischen Museen zu verdanken sind. hatte diese Aufgabe übernommen. Aller- dings hegte er immer Zweifel daran. dass die Zeichnung Weinbrenners mit der Wirklich- keit übereinstimmte und wollte sich gerne an Ort und Stelle kundig machen. Der stille Traum vieler Kar/sruher. einmal in das Innere der Pyramide sehen zu können. war aber nicht so leicht zu erfüllen. Niemand hatte einen Schlüssel. Das markgräfliehe Haus sollte auch einverstanden sein. obwohl die Pyramide im Eigentum der Stadt steht. Am späten Abend des 17. September 1998. am Tag vor der Eröffnung des neuge- staltctcn Stadtmuseums, war es dann mir Hilfe von Oberbür- germeister Gerhard Seiler doch so weit. Außer ihm sollten nur Prinz Bernhard von Baden, Heinz Vogel und ich in die Py- ramide einsteigen. Hinzu kam noch der bereits gewählte neue Oberbürgermeister Heinz Fen- rich. Aber ohne die handwerk- lich tätigen Helfer wäre das na- türlich nicht gegangen. So war eine Schlosserfirma nötig und eine Firma, die ihre Erfahrun- gen in der Kontrolle unterirdi- scher Leitungen und ihr ent- Muschdkalkplatte aus der Pyramide mir Srad tplan 1825. sprechendes Gerät einsetzen konnte. Leute vom städtischen Hochbauamt mussten das Ganze koordinieren. Zwei Fotografen der Landesbildstelle waren gleichfalls hinzugebe- ten worden. Infolgedessen herrschte in dieser Nacht doch einiger Betrieb auf dem Markt- plarz, obwohl man jegliche Publizität vermie- den hatte. Allerdings war die Umgebung der Pyramide so geschickt abgeschirmt, dass Pas- santen nicht erkennen konnten, was dorr vor- ging. Im Inneren waren Arbeiter mit einer Kern- bohrung beschäftigt, die zum nicht zugängli- chen Gruftraum geführt wurde. Durch sie sollte Aufschluss über das Aussehen des unters- ten Raumes gewonnen werden. Etwa drei Stunden dauerte die Bohrung durch das rund 90 cm dicke Stein paket. Wie oft die Pyramide seit ihrer Erbauung geöffnet und betreten worden war, lässt sich nicht feststellen. 1889 war das wohl der Fall. Nach der Jahrhundertwende soll noch einmal ein Besuch des Großherzogs stattgefunden haben. Dem Hörensagen nach hätte auch Oberbürgermeister Günther Klorz einmal die Pyramide besucht. Seitdem waren also min- destens drei Jahrzehnte vergangen. 45 Als Prinz Bernhard eingetroffen war, stie- gen wir /Unf ,.Auserwählten" in die Pyramide ein. Dem Stadtgründer Karl Wilhe1m widme- ten wir zunächst ein stilles Gedenken, denn schließlich hatten wir.ja seine Grabstätte betre- rcn. Daraufhin sahen wir uns um. Eine Karlsruher Legende konnte nicht be- stätigt werden. Der angeblich von dem Hofrat Jakob Friedrich Hemberger 1889 in der Pyra- mide vergessene Schirm war nicht da. Im obe- ren Raum lag ein Tennisball, und in einer der Luftöffnungen steckte ein Besenstiel. Beides war durch eben diese Öffnungen hereinge- kommen. Der Raum, in dem wir uns befanden, ent- spricht in etwa der Weinbrennersehen Plan- zeichnung. Das gilt auch /Ur den darüberlie- genden Luftraum, der durch eine Öffnung einzusehen war. Es wurde fotografiert. Heinz Vogel nahm Messungen vor. Die Innenräume sind teils aus Bruchstein, reils aus Backstein gemauert und verpurzt. Nur ist der Verputz an vielen Stellen abgefal- len. Die Muschelkalkplatte mit dem schön ge- arbeiteten Stadtplan lag lose auf dem Sockel. Sie wies einen glatten Bruch auf, der sie ohne Verlust in zwei ungleiche Stücke teilte. Die Pyram iden besuch durch OberbürgermeiS[er Prof. Dr. G. Seiler, Bürgermeister H. Fenrich, Pr~nz Bernhard v. Baden , Dr. H. Sch min (Amtsleiter SAS) am 17. Dezember 1998. Einfärbung einzelner Stadtteile, die deren Ent- stehungszeit verdeutlichen sollte, war fast ganz verloren gegangen. Die Platte wurde vorsich- tig herausgenommen, um nach einer fach- männischen Restaurierung wieder an ihren Ort verbracht zu werden. Das Stadtmuseum soll eine Replik erhalten. Als zweifellos interessantester, weil noch nie geöffneter Teil der Pyramide erschien die Gruft des Markgrafen. Diese konnte nach Vollendung der Bohrung mittels einer hinab- gelassenen Videokamera erkundet werden. Die Erkundung ergab folgendes: Die Gruft stellt ein aus Bruchstein gemauertes Tonnen- gewölbe von schätzungsweise drei Metern Scheitelhöhe dar, das mit Ausnahme der West- seite grob verputzt ist. Das Gewölbe ist nicht in Nord-Süd-Richtung angelegt, wie es Wein- 46 brenners Zeichnung immer harre vermuten lassen, sondern in Ost-West-Richtung. Außer- dem ist das Gewölbe, ebenfalls entgegen bis- heriger Annahmen relativ schmal, so dass auf beiden Seiten des Sarges nur noch erwa 20 bis 30 cm Platz bleiben. Die wesdiche Stirnwand der Gruft ist sehr grob gemauert. Im mitderen Teil der Wand wurde allem Anschein nach ein Loch nach dem Einbringen des Sarges von außen verschlossen. Es ist eindeutig zu erkennen, dass die Gruft unter der ehemaligen Konkordienkirche beim Bau der Pyramide unverändert gelassen wur- de. Von Weinbrenners Planung wurden nur die oberirdisch sichtbaren Teile ausgeführt. Der Sarg des Stadtgründers ist sehr ein- fach, fast kistenartig. Gegen die Enden läuft er leicht konisch zu. Das dunkle Holz ist mit zwei, den Rändern parallel laufenden MetalI- bändern beschlagen. Grundwasser scheint nie eingedrungen zu sein, was wohl den guten Er- haltungszustand erklärt. Der Sargdeckel ist an einem Ende eingebrochen. Die Ursache dafür, ein heruntergefallener Stein brocken, könnte sich auch erst bei der Bohrung gelöst haben. Dadurch wurde der Sargdeckel etwas verscho- ben. Immerhin ist so ein, wenn auch sehr be- grenzter, Einblick in das Innere des Sarges möglich geworden. Außer einigen Knochen wurde guterhaltenes Brokatgewebe sichtbar. Die bei der Öffnung der Pyramide gewon- nenen Erkenntnisse ließ Heinz Vogel in das nunmehr veränderte Modell im Stadtmuseum einfließen. Ganz sicher lassen sich durch die genauere Auswertung des Videofilmes noch weitere interessante FescsteI!ungen machen. Der nächrliche Besuch der Pyramide er- schien den Beteiligten schon ein wenig aben- teuerlich. In gewissem Sinne war er einmalig, denn er erlaubte zum ersten Mal seit ihrer Er- bauung einen Einblick in die Gtabkammer des Gründers der Stadt Karlsruhe, des Matk- grafen Karl Wilhe1m von Baden-Durlach. HEINZ SCHMITT Jahrtausendwende und die Tücken des Kalenders DdS "Mannhdmer journal" (2.1.1900) machte sich iib" Wilh,lm 11. IlIStig, der durch- gesetzt hatu, dass das ntu' jahrhundert am 1.1.1900 stattzujinden habe. Die Karlsruher Pmst fand sanji", Töne, obwohl man auch hier for 1901 votieru. Der "Badische Btobachter" (30.12.1899) klärt( jedmfalls auf, ddSs Papst Leo XIII. das jahr 1900 deshalb zum Heiligen jahr "kläru, weil es das End, des 19. jahrhun- derts, nicht den Anfang des 20. jahrhunderts be- dtute. Also sollu man "nicht mehr von der jahr- hundtrtwendt reden, sondtrn nur von einer amtlich ang,ordneten jahrhundertfoier. " In den Ftuilletom gab es zahlreich, komplizieret Erläu- tmmgen, WdS ts mit dem Kalmderwtchsel auf sich habe. DdS Folgende jiir 2000 ist sicher kla- rer und einlmchtender. Leonhard Müller Wann beginnt das 3. Jahrtausend? Diese Frage wird zur Zeit häufig gestellt und manch- 47 mal richtig, on auch falsch beantwortet. Sie ist aber eindeutig zu beantworten: Unser Kalen- der, der auf dem Julianischen und Gregoriani- schen Kalender beruht, geht von einem be- stimmten Zeitpunkt für die Geburt Christi aus und zählt dann die Jahre "nach Christi Geburt", beginnend mit dem Jahr I n. Chr. Ein Jahr Null gab es also nicht. Somit endet das erste Jahr am 31. Dezember des Jahres I n. Chr. und entsprechend das 10. Jahr (also das I. Jahrzehnt) am 31.12.10 n. Chr., das 100. Jahr (das I. Jahrhundert) am 31.12.100 n. Chr., das 1000. Jahr (das I. Jahrtausend) am 31.12.1000 n. Chr., das 2000 Jahr (das 2. Jahrtausend) am 31.12. 2000 n. Chr. Das 3. Jahrtausend beginnt also korrekt am I. Janu- ar 2001. Dass trotzdem alle Welt die bevorstehende Jahrtausendwende zu Silvester 1999 erwartet und feiert, liegt wohl an der alles überstrahlen- den Faszination der .,2" vorne in der neuen Jahreszahl und sei niemandem verwehrt. Kein Anlass also zu Streit und Rechthaberei oder gar zu "Tätlichkeiten", wie sie das "Mannheimer Journal" schon vor 1 00 Jahren befürchtete! Aber vielleicht doch ein Anlass für einen nach- denklichen Blick auf allerlei Interessantes und Merkwürdiges, was unser gar nicht so einfa- cher und selbstverständlicher Kalender bei genauerem Hinsehen bietet. Dafür nur zwei Beispiele: Kalendervariationen Die Jahreszahl 2000 und damit die vielzitier- te Jahrtausendwende ist keineswegs ein natur- gegebenes, absolut gesetztes Datum, sondern hängt natürlich an unserer christlichen Kalen- derrechnung. Würde heute noch nach einem früheren, aus den alten Kulturkreisen stam- menden Kalender gerechnet, so fiele in unser Jahr 2000 der Beginn des Jahres 5761 nach dem jüdischen Kalender, 2752 nach dem a1t- römischen Kalender, 1421 nach dem moham- medanischen Kalender. Das liegt natürlich an den unterschiedli- chen Anfängen der jeweiligen Jahreszählung: jüdisch nach der Erschaffung der Welt (376 1 v. Chr.), a1trömisch nach Gründung der Stadt Rom (753 v. Chr.), mohammedanisch nach der Hedschra (Flucht Mohammeds 622 n. Chr.). Übrigens hätte auch nach unserem christ- lichen Kalender das kommende Jahr nicht die Nummer 2000, wenn sich der römische Abt und Kalendermacher Dionysius Exiguus (um 500) bei der Datierung von Christi Geburt nicht geirrt hätte. Man weiß heute zuverlässig aus historischen und astronomischen Quellen, dass dieses Datum mehrere Jahre früher anzu- setzen ist und - nach dem Wiener Astrono- men Ferrari d'Occhieppo - sehr wahrschein- lich in das Jahr 7 v. Chr. fallt. Hier noch eine andere simpel klingende Frage: Waren die lerzten Jahrtausende gleich 48 lang? Die Antwort: Nein! Das erste vorchrist- liche und das erste nachchrisdiche Jahrtausend hatten zwar jeweils 365.250 Tage, unser 2. J tsd. n. Chr. hat aber 13 Tage weniger, und die folgenden Jahrtausende werden abwechselnd 365.242 bzw. 365.243 Tage haben. Der Grund dafür ist in der Gregorianischen Kalen- derreform von 1582 zu suchen, die 10 Tage gestrichen und die Schaltregel geändert hat. Um solche und andere Fragen zu beant- worten, müssten wir uns eingehender mit der Kalenderrechnung beschäftigen. Wir wollen aber noch einen kurzen Blick auf den Juliani- schen und Gregorianischen Kalender und auf die grundlegenden Zeiteinheiten des Kalen- ders - Tag, Woche, Monat und Jahr - werfen. Zeiteinheiten des christlichen Kalenders Die "Ur-Einheit" ist der Tag, gemessen etwa von Mittag bis Mittag und bestimmt durch die Rotation der Erde um ihre Achse. Weil aber die Tageslänge übers Jahr um ± 15 Minu- ten schwankt, muss ein rechnerischer Mittel- wert, der "mittlere Sonnentag", benutzt wer- den. Auch ist inzwischen die Sekunde nicht mehr als der 86.400. Teil eines Tages, sondern genauer als nAtom-Sekunde "durch eine be- stimmte Anzahl von Caesium-Licht-Schwin- gungen festgelegt. Die W0ch, kam schon früh im Altertum aus dem Vorderen Orient zu uns; sie lehnt sich zwar in etwa an die Dauer eines Mondviertels an, behält aber unabhängig vom Monats- und Jahresverlauf ihren 7-Tage- Rhythmus bei. Der Monat war ursprünglich vom Mond- umlauf um die Erde in 29,5 Tagen abgeleitet. 12 Monate mit abwechselnd 29 und 30 Tagen ergaben dann das Mondjahr mit 354 Tagen, wie es sich am konsequentesten im moham- medanischen Kalender findet. Es hat allerdings den Nachteil, dass es jährlich um 11 Tage vom Sonnenlauf abweicht, so dass Neujahr und Monate alle 33 Jahre rückwärts durch die von der Sonne bestimmten Jahreszeiten wandern. Das Sonnenjahr, gemessen zwischen zwei Frühlingsanfangen, entspricht dem Erdumlauf um die Sonne und hat 365,2422 Tage. Eine gute Näherung sind also 365 \4 Tage, die schon den alten Ägyptern bekannt war und die sie auf 3 Normaljahre zu 365 Tagen und ein Schaltjahr zu 366 Tagen verteilten. Damit sind wir beim eigentlichen Kalenderproblem, nämlich der Entscheidung zwischen Mond- jahr, Sonnenjahr oder einer Kombination bei- der (Lunisolarjahr). Die alten Kulturen haben dafür ihre eigenen Entscheidungen getroffen. Der Julianische Kalender Im Julianischen Kalender regiert das Sonnen- jahr. Julius Caesar hat ihn im Jahr 46 v. Chr. eingeführt, als er vom Ägypten-Feldzug zu- rückkehrte und einen unbeschreiblichen Wirr- warr des altrömischen Kalenders vorfand. Sei- ne Reform bestand aus drei Schritten: • Es wurde das Sonnenjahr mit drei Normal- jahren und einem Schaltjahr eingeführt. • Um die entstandene Abweichung von 90 Tagen (!) vom Sonnenjahr zu beseitigen, er- hielt das laufende Jahr 46 drei zusätzliche Monate, insg. 15 Monate und 445 Tage. • Den 12 Monaten wurden, wie noch heute, 31, 30, 28 bzw. 29 Tage zugewiesen. Der Jahresbeginn wurde auf den l. Januar ge- legt. Ein großer Wurf! Der Julianische Ka- lender bestimmt im Grunde bis jetzt unse- ren Kalender • bis auf eine Ausnahme: Das Julianische Jahr war um 365,25 - 365,2422 = 0,0078 Tage = 11 Minuten zu lang. Diese geringe jähr- liche Differenz machte sich zwar erst im späten Mittelalter störend bemerkbar, dann aber immerhin mit rd. 10 überzähligen Ta- gen, so dass eine Korrektur nötig wurde. 49 Die Gregorianische Kalenderrefonn Die Reform von 1582 durch Papst Gregor XIII., an deren Vorarbeiten auch deutscheAs- tronomen maßgeblich beteiligt waren, besei- tigte die aufgetretenen Unstimmigkeiten: • Die 10 überzähligen Tage wurden gestri- chen; auf den 4. Oktober folgte unmittel- bar der 15. Oktober 1582. • Durch eine verbesserte Schaltregel wurde das Julianische Jahr im Durchschnitt ver- kürzt: Die Jahrhundert jahre sollten nur noch Schaltjahre sein, wenn sie durch 400 teilbar sind - eine sehr genaue Regelung, bei der erst nach 3.333 Jahren wieder ein überzähliger Tag auftritt! Der neue Kalender wurde rasch von den katholischen Ländern in Europa, auch von den katholischen Reichsständen in Deutsch- land eingeführt. Da Papst Gregor es leider ver- säumt hatte, die Reform verständlich zu ma- chen, kam es in den protestantischen Ländern zu Widerständen, in Deutschland gar zu offe- nem Streit und einem Nebeneinander des al- ten und des neuen Kalenders. Letzterer setzte sich erst um 1700 allgemein durch. 1752 folg- ten England und Schweden, 1918 Russland, 1923 Griechenland und 1949 schließlich auch China. Heute ist unser Kalender global ein- heitlich in Gebrauch: etwas anderes wäre in unserer ständig kleiner werdenden Welt auch nicht mehr vorstellbar. HEINZ KUNLE Zur Geschichte der Jahrhundertwenden Ausblick auf die Landesausstellung im Karlsruher Schloss Wenn in wenigen Wochen die Jahrhundert- wende, die gleichzeitig eine Jahrtausendwen- de ist, stattfindet, wird dies als globaler "Mega- Event" gefeiert werden, der nur durch den von einigen prophezeiten weltweiten Zusammen- bruch der Computersysteme gefährdet ist. Die Jahrtausendwende wird global gefeiert, ob- wohl der Wechsel zum Jahr 2000 nur nach der christlichen Zeitrechnung stattfindet. Weil aber die christlich geprägten westlichen Staa- ten Politik, Wirtschaft und Kultur der ganzen Welt dominieren, überlagert ihre Zeitrech- nung die anderen Kalender. Das "Wendebewusstsein" Die anstehende Jahrtausendwende ist der Hö- hepunkt einer Entwicklung, in der die Men- schen nur allmählich Kenntnis von diesen "runden Daten" erhalten haben. Die mittelal- terliche Gesellschaft zählte die Jahre nach den Regierungszeiten des Landesherrn oder des Papstes. Nur in den Klöstern gab es das Be- wusstsein für die Jahreszählung "nach Christi Geburt". Trotz des allgegenwärtigen Bewusst- seins vom bald bevorstehenden Jüngsten Ge- richtscheint 'deshalb der in der biblischen Apokalypse nach einem " 1 OOO-jährigen christ- lichen Reich" prophezeite Weltuntergang nur von wenigen Zeitgenossen konkret mit dem Jahr 1000 in Verbindung gebracht worden zu sein. Es ist ein Mythos des 19. Jahrhunderts, dass die auf das Jahr 1000 projizierte Welt- untergangsangst ein Massenphänomen gewe- sen set. Als Papst Bonifaz VIII. das Jahr 1300 zum Heiligen Jahr erklärte, in dem Rompilger den 50 großen Ablass ihrer Sündenstrafen erlangen konnten, gab er erstmals einer Jahrhundert- wende Bedeutung. Er bestimmte, dass ein sol- ches Jubeljahr alle hundert Jahre stattfinden sollte. Damit definierte die Kirche das Jahr- hundert als eine besondere Zeitspanne. Da man jedoch bereits 1350 wieder als Heiliges Jahr ausrief und dieses bald sogar im 25-jähri- gen Rhythmus stattfand, entwickelte sich die Jahrhundertwende nicht zu einem besonderen kirchlichen Datum. Die Pilgerströme der Ju- beljahre waren viel zu ertragreich für die Kas- sen Roms, als dass man sie nur alle hundert Jahre hätte begrüßen wollen. 1500 waren es noch immer nur wenige Intellektuelle, die sich der Jahrhundertwende bewusst waren. Zu ih- nen gehörten der Humanist Kontad Celtis und der Maler Albrecht Dürer. Doch im 16. Jahrhundert wurde schließlich der entschei- dende Schritt zur Bewusstwerdung der Jahr- hundertwende vollzogen: Zwischen 1559 und 1574 erschienen die "Magdeburger Zentu- rien" J eine protestantische Kirchengeschichte, die die Zeit seit Christi Geburt thematisierte und dabei erstmals die "Hundertschaft" der Jahre .als Ordnungsprinzip der Geschichts- schreibung einführte. Nun war das Jahrhun- dert und damit auch die Jahrhundertwende definiert. Die folgende Jahrhundertwende 1600 war ganz vom Glaubensstreit zwischen Katho- liken und Protestanten geprägt. Die Beach- tung der Jahrhundertwende entlud sich des- halb in polemischen Predigten protestanti- scher Geistlicher gegen die durch protestan- tische Länder ziehenden Katholiken, die im Heiligen Jahr 1600 des Ablasses wegen nach Rom pilgerten. .. Karlsruhc: in der Zukunft 2000" mit Bahnhof am Lautc:rbc:rg, Autorc:nnbahn und BalJonverkc:hr Karisruhc:~Nc:w York. Die Wende um 1700 1700 gab es dann erste wirkliche Würdigun- gen und auch Feierlichkeiten zur Jahrhundert- wende. In zahlreichen Ländern wurden zu die- sem Anlass Gedenkmedaillen geprägt. Die protestantischen Länder schlossen sich 1700 dem bereits 1582 eingeführten Gregoriani- schen Kalender an. Das vergangene Jahrhundert wurde nun erstmals rückblickend betrachtet. Für die Wende vom 17. zum 18. Jahrhundert lässt sich der Streit um den richtigen Termin der Jahrhundertwende dokumentieren, ein Beleg, dass die Jahrhundertwende jetzt von größeren Kreisen beachtet wurde. Die Argumente gli- chen schon damals weitgehend denjenigen, die auch jetzt im Hinblick auf das Jahr 2000 diskutiert werden. Als mathematisch korrekt galt, dass das Jahrhundert erst mit dem Über- gang zum Jahr 01 wendet. Doch hatre der 51 Wechsel von drei Ziffern in der Jahreszählung von 1699 auf 1700 schon in jenen Tagen eine so große emotionale Bedeutung, dass viele die Jahrhundertwende auf 1700 datierten. Die Wende zum 19. Jahrhundert wurde allerdings in den meisten Ländern, auch in Baden, auf das Jahr 1801 festgelegt. Die Aufklärung entwickelte eine ausge- prägte Sehnsucht nach einer friedvollen Welt und auch politische Perspektiven zu ihrer Gestaltung. Dazu gehörten: republikanische Verfassung, freier Föderalismus der Staaten u. a. Zeitlich parallel dazu versuchte das revo- lutionäre Frankreich jedoch, seine politischen Ideen auf dem europäischen Kontinent durch- zusetzen, was seit 1792 zu den beiden Koali- tionskriegen führte . Doch exakt zur Jahrhun- dertwende zeichnete sich Frieden ab, weshalb vielfach die Verbindung zwischen Jahrhun- dertwende und Friedenshoffnung formuliert wurde. Kaclsruhe um 1800 Die "Kar/sruher Zeitung" berichtete in ihrer Ausgabe vom 2. Januar 1801 auf der Titelseite von der Unterzeichnung des Waffenstillstands- abkommens zwischen dem siegreichen Frank- reich und Österreich, das dann am 9. Februar 1801 zum Frieden von Luneville führte. Die Zeitung zog das Fazit: "Dieses ist das wohl beste Geschenk, welches wir unseren geehrtes- ten Lesern am Anfang dieses neuen Jahrhun- derts geben können." Aus Anlass des Friedens von Luneville kon- zipierte der Karlsruher Mechanikus Friedrich Drechsler eine "Ballonerie", die er nach eigenen Angaben in Straßburg und Nancy veranstalte- te. Als England und Frankreich am 1.10.1801 Präliminarien unterzeichneten und damit der Weg frei war für den Kongress von Amiens, der am 27. März 1802 zu einem weiteren Frie- densschluss führte, wollte Drechsler die "Bal- lonerie" in Karlsruhe wiederholen. Noch im Oktober 1801 annoncierte er deshalb in der "Karlsruher Zeitung", dass er einen ca. 6 Me- ter hohen Heißlufi:ballon über dem Karlsruher Schloss steigen lassen wolle. Am Ballon sollten zwei Transparente befestigt sein, eine Allegorie des Friedens und "Deutschlands Genius mit der Harfe". Das Ptojekt musste jedoch vorfi- nanziert werden, weshalb Drechsler einen mehrfarbigen Kupferstich drucken ließ, auf dem das Karlsruher Schloss samt der "Ballone- rie" abgebildet ist. Die Bildunterschrifi: drückt in deutscher und in französischer Sprache noch einmal die Friedenshoffnung der Zeit um 1800 aus. Sie lauret: ,,Abbildung des von dem Me- chanicus Drechsler auf dem Schloss Platz zu Carlsruhe in die Hoehe gelassenen Denkmals des uns den Frieden bringenden Neunzehenten Seculi." Der Absatz der Kupferstiche scheint jedoch nicht ausreichend gewesen zu sein - womöglich deshalb, weil Drechsler nachgesagt wude, die "Ballonerien" in Straßburg und 52 Nancy wären misslungen. Jedenfalls ist von der Realisierung des Spektakels in Karlsruhe nichts überliefert. Der Termin für den Beginn des 20. Jahr- hunderts wurde in Deutschland an oberster Stelle festgelegt, nämlich von Kaiser Wilhe1m 11., höchstpersönlich. Am 4.12.1899 fragte Reichskanzler Hohenlohe-Schillingfürst mir einem Telegramm beim Kaiser an, wann der Beginn des neuen Jahrhunderts zu feiern sei. Eine Entscheidung war dringend erforderlich, denn der Termin musste noch mit den deut- schen Ländern koordiniert werden. Die Ant- wort, die der Kaiser unter das Telegramm schrieb, enthielt einen Schreibfehler, der zeigt, wie schwer dem Monarchen die neue Jahres- zahl von der Hand ging. Er schrieb: ,,Am I. Januar 1899. Wi[lhelm)". Fin de siecle oder Modeme um 19001 In Baden reagierte man unterschiedlich auf diese Anweisung. Der "Badische Beobachter" fürchtete den Spott der Franzosen über die deutsche Kaisertreue. Der "Volksfreund" ver- trat die Linie des Kaisers, zumal der frühe Ter- min der Jahrhundertwende dem Volksgeist entspräche. Offizielle Feierlichkeiten scheint es in Ba- den nicht gegeben zu haben. Wie die Groß- herzogliche Familie Silvester und den Neu- jahtstag verbrachte, ist in der Karlsruher Stadt- chronik für das Jahr 1900 ausführlich geschil- dert. Die Jahrhundertwende wird am Ende des Berichts nur beiläufig erwähnt. An der Jahrhundertwende 1900 kontras- tierten unterschiedlichste Stile, Stimmungen und Zukunfi:svorstellungen: Fin de siecle und Decadence gegen Jugendstil und Moderne. Das Elend des Proletariats in den großstädti- schen Hinterhofbauten war ebenso Realität wie die Vorstellungen von unbegrenztem tech- nischem Fortschritt, den Elektrizität, Automo- bil und Luftschifffahrt symbolisierten. Auch die politischen Vorstellungen divergierten ex- trem: Nationalismus und Weltmachtgedanke standen Sozialismus, Friedensbewegung und Frauenemanzipation gegenüber. Der Phantasie, wie die Zukunft aussehen könnte, war um 1900 keine Grenze gesetzt. Hier kam vor allem der Glaube an die umfas- senden Möglichkeiten der Technik zum Tra- gen und führte zu den kühnsten Vorstellun- gen. Für Karlsruhe wurde - wie auch für meh- rere andere Städte - eine Verkehrsutopie auf einer Postkarte dargestellt, die vor 1904 ent- stand. Unter dem Motto "Karlsruhe in der Zukunft" wurden über einer Ansicht des Marktplatzes mit Hilfe einer Photocollage künftige Verkehrsmittel dargestellt. Übei den Dächern erscheinen die Luftschiffe - eine Gondelbahn führt nach München, eine Bal- lonlinie verbindet die badische Residenz mit New York. Die Vorstellungen auf der Straße waren konkreter. Der dargestellte Autounfall, bei dem ein Fußgänger zu Schaden kommt, war um 1900 schon sehr realistisch, denn die schnellsten Automobile erreichten bereits über 100 km/ho Auch die dargestellte Straßenbahn wurde kurz nach der Jahrhundertwende Rea- lität. Die erste Linie in Karlsruhe verkehrte um 1910. "Rückkehr in die Zukunft" heißt darum zu Recht im Untertitel die kommende Landes- ausstellung "Jahrhunderrwenden 1000-2000", die im Karlsruher Schloss vom 11. Dezember 1999 bis 5. Mai 2000 stattfindet. JUTTA DRESCH 10 Jahre ,,Arbeitsstelle Bertolt Brecht" in Karlsruhe Die ,,Arbeitsstelle Bertolt Brecht" (ABB) wur- de im Februar 1989 eingerichtet und im Juni 1989 in Anwesenheit von Rektor und Kanzler der Universität Karlsruhe, Prof. Dr. Heinz Kunle und Dr. Gerhard Selmayr, des Kultur- referenten der Stadt Karlsruhe, Dr. Michael Heck, des Leiters des Suhrkamp Verlags, Dr. Siegfried Unseld, sowie Vertretern des Aufbau- Verlags, Berlin und Weimar, des Metzler Ver- lags, Stuttgart, und der Medien eröffnet. In die- sem Rahmen fand ein Festkolloquium statt, auf dem die Mitherausgeber der neuen Brecht- Ausgabe Prof. Dr. Werner Mittenzwei und Dr. h. C. Werner Hecht Vorträge zu Brechts Werk hielten und anschließend eine Podiumsdiskus- sion der Herausgeber stattfand. 53 Vor der "Wende" Die ABB hat sich bis 1998 vor allem der Edi- tion der Großen kommentierten Berliner und Frankfurter Ausgabe der Werke Brechts (GBA) in dreißig Bänden gewidmet und war an ihr mit der Erarbeitung von acht Bänden (fünf Bände Gedichte, drei Bände Prosa) maßgeb- lich beteiligt. Die Ausgabe wurde 1998 abge- schlossen und liegt - außer dem Registerband, der noch im Druck ist - in 33 Teilbänden mit über 20.000 Seiten vor. Die Ausgabe, die 1985 erstmals der Öf- fentlichkeit vorgestellt wurde, begann als ein Pilot-Projekt deutsch-deutscher Zusammenar- beit. Der Suhrkamp Verlag, Frankfurt a. M., der die Rechte am Werk Brechts besitzt, und der Aufbau-Verlag, Berlin und Weimar hatten beschlossen, eine textidentische Ausgabe der Werke Brechts gemeinsam zu veranstalten und dazu ein paritätisch besetztes Herausgebergre- mium zu berufen: Dr. Werner Hecht (Berlin) und Prof. Werner Mittenzwei (Berlin) aus der DDR sowie Prof. Dr. Klaus-Detlef Müller (Tübingen) und mich aus der Bundesrepublik. Diese Zusammenarbeit, die für das deutsch- deutsche Kulturabkommen (1986 eine we- sentliche und initiierende Rolle gespielt hat, wurde von den Medien in der Bundesrepublik und im Ausland als "Sensation" (FAZ) und als "Jahrhundertabkommen" (NZZ) sowie als "Editorische Wiedervereinigung eines unge- teilten Klassikers" (Bücherpick. Schweiz) be- wertet. In der DDR galt die Ausgabe als Prestige- Projekt, das von allen zuständigen staatlichen Institutionen - bis hin zum Ministerrat der DDR - unterstützt sowie mit großen finanzi- ellen Investitionen und durch die Abordnung von zahlreichen Mirarbeitern gefördert wurde. " ... es kommt wahrlich einer Sensation gleich, verdient Bewunderung und Respekt. Man übertreibt gewiss nicht, wenn man dieses Un- ternehmen das spektakulärste auf dem Feld der verlegerischen Zusammenarbeit zwischen bei den deutschen Staaten nennt", schrieb z. B. Franz Josef Görtz in der Frankfimer Allgemei- ne Zeitung am 18.9.1985. Da das Bertolt- Brecht-Archiv (BBA) in O stberlin angesiedelt war (jetzt Berlin Mitte), mussten mei~e Mit- arbeiterinnen/Mitarbeiter und ich - um jeden Text an den Orginalen zu überprüfen - uns häufig wochenlang in Berlin aufhalten. Für diese Aufenthalte erhielten wir eine Art Diplo- matenstatus, der es uns ermöglichte, zu DDR- Zeiten in ostberliner Hotels zu übernachten, so dass wir nicht täglich die Grenze wechseln mussten und in der Nähe unseres Arbeitsplat- zes waren. Für unsere Arbeiten erhielten wir 54 alle mögliche petsonelle und sonstige Unter- stützung (z. B. durften wir - was sonst in der DDR ausgeschlossen war - alle Dokumente des BBA, die wit benötigten, kopieren und nach Karlsruhe mitnehmen). Arbeitsfeld Karlsruhe Die Arbeit in Karlsruhe begann 1985 zunächst in den beschränkten und beengten Räumlich- keiten des Instituts für Literaturwissenschaft. Die Stadt Karlsruhe und ihr Kulturreferat ha- ben dann in einer großzügigen Hilfsaktion dafür gesorgt, dass das Arbeitsteam in Sachen Brecht über geeignete Arbeitsräume verfügen konnte. Für dreieinhalb Jahre bezog die ABB die neu hergerichteten, freundlichen Räume in der Kapellenstraße 22. Die Badische Beamtenbank Karlsruhe sorgte, auf Vermittlung des Rektors der Uni- versität, durch ihren Vorsitzenden, Prof. Dr. Egon Kremer, mit einer großzügig bemesse- nen Spende für die Neueinrichtung der Räu- me sowie für eine neue Computerausrüstung. die es ermöglichte, die in Karlsruhe entstehen- den Bände der neuen Ausgabe satzfertig einzu- richten sowie die umfangreichen Registerar- beiten zu erledigen. Die Universität Karlsruhe, die sich ihrer geisteswissenschaftlichen Fächer schon immer mit besonderer Verantwortung angenommen hat, finanzierte die laufenden Betriebskosten der ABB und stellte die Mittel für die wissen- schaftlichen Hilfskräfte bereit; eine halbe Stel- le für eine Hilfskraft mit Examen wurde von der DFG finanziert. Die BNN bezeichneten in ihrem Bericht zur Eröffnung der ABB die- ses "bislang einmalige Zusammenwirken von der Stadt, Universität und Wirtschaft" als "Karlsruher Musterbeispiel". Die Eröffnung der ABB fand ein breites überregionales Echo. Inzwischen residiert die ABB in der Kro- nenstraße 30 in zwei großen Räumen, da die Wohnung in der Kapellenstraße wegen Fehl- belegung geräumt werden musste. Die Uni- versität Karlsrube trägt nun alle Kosten. Für die Zeit vom 1.I .1994 bis zum 30.6.1997 haben das Land Baden-Württem- berg und die Universität der ABB zwei BAT- lIa-Stellen für wissenschaftliche Mitarbeiter- innen und Mitarbeiter zugewiesen, die von Bri- gitte Bergheim M. A. und Michael Duchardt M. A. wahrgenommen wurden. Um die ABB zu erhalten, haben wir uns bereits während der Abschlussarbeiten an der Brecht-Ausgabe um ein Folgeprojekt bemüht. Nachdem die DFG ein multimediales Pro- jekt zum Dreigroschenstoff, das mit dem ZKM realisiert werden sollte, abgelehnt hatte, haben wir die Fritz Thyssen Stiftung in Köln gewonnen, die "Neukonzeption und Neube- arbeitung des Brecht-Handbuchs" zu finanzie- ren. Dieses Handbuch, das sich am neuen Goethe-Handbuch beim Verlag]. B. Metzler orientiert, wird wie dieses vier Bände mit jeweils 600 Seiten umfassen und von mir he- rausgegeben. Als wissenschaftlicher Beirat wir- ken 16 Wissenschaftler aus den USA, aus Ir- land und aus Deutschland mit. Die Redakti- on übernimmt Brigitte Bergheim, die bewähr- te Mitarbeiterin der ABB. Das Unternehmen wurde begonnen mit einer Aurorenkonferenz in Katlsrube, die vom 14.-16. Mai 1999 statt- fand . Wenn dieses Projekt erfolgreich abge- schlossen wird, hat Brecht nach und neben Goethe den Status des zweiten großen deut- schen Autors inne. Arbeitsmittel und Ergebnisse Die ABB verfügt über eine private Spezial bi- bliothek zu Brecht, die ca. 1.200 Bände um- fasst. Darunter befinden sich die bisherigen Ausgaben Gesammelter Werke Brechts, einige, z. T. wertvolle Erstausgaben, die wesentliche Sekundärliteratur zu Brecht sowie viele Nach- 55 • ... 4 •• I,,,,,. oe ", "" . ..... . , .... ... "" • • "" .•• ~ • • U ft ... . ... • ,_. ~ • • • , .... 0"-" .. ... tot. 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Das weitaus meiste Ma- terial stammt aus dem Bertolt-Brecht-Archiv (BBA) in Berlin: Kopien der Textüberlieferun- gen (zum internen Gebrauch), die der ABB als Dauerleihgaben zur Verfügung gestellt worden sind. Hinzu kommen die Erstdrucke, meist in Kopien, die aus aller Welt zusammengesam- melt wurden, Zeitdokumente aus der ganzen Weltgeschichte, die für den Kommentar (Ent- stehungsgeschichte) notwendig waren, Quel- len und Vorlagen, die die bei Brecht verarbei- tete Weltliteratur betreffen, vom alten China und von der klassischen Antike über SheIley, Shakespeare bis zu Sindair oder Mao Tse-tung oder Johannes R. Becher, die ebenfalls für die Kommenrierung benötigt wurden. Diese Dokumenten-Sammlung zu Brechts Werk, die um weiteres Material aus Berlin zur Biographie, zu den Schriften sowie zu den diversen Journalen, die Brecht geführt hat, erweitert ist, beruht auf dem neuesten For- schungsstand und ist - sowohl, was ihren Um- fang angeht, als auch hinsichtlich ihrer Voll- ständigkeit - einzigartig. Erstellt wurden die Bände der Großen Aus- gabe - was heute nichts Besonderes mehr ist, 1985, aber, als wir mit der Arbeit begannen, Pilot-Funktion hatte - ausschließlich per Computer, das heißt, dass nicht nicht nur die Kommenrare, jeweils ca. 150-200 Seiten ei- nes Bandes, sondern auch die Texte Brechts geschrieben und für den Sarz eingerichtet wur- den. Das hatte den Vorteil, dass keine fremde Hand mehr in die Texte eingreifen konnre und folglich auch keine späteren Satzkorrekturen mehr anfielen: Die in der ABB geschriebenen und korrigierten Dateien stellten so bereits die letzte Stufe zum endgültigen Satz dar. Ein weiterer Vorteil ist, dass diese Texterfas- sung für die in Karlsruhe bearbeiteten Brecht- sehen Werke die Grundlage bilden kann für eine Auswertung bzw. Analyse der betreffen- den Texte durch modernste Datenverarbei- tungssysteme. So werden die fünf Karlsruher Lyrik-Bände zur Zeit an der Brighan Young University, Provo, Utah/USA, für eine Chro- nologie der Gedichte Brechts ausgewertet. Weiterhin wurden in einer gesonderten Datenbank alle "äußeren" Daten für jedes Gedicht einzeln abgespeichert: Textüberliefe- rungen, Erstdrucke, Drucknachweise in den bisherigen Ausgaben, Alternativtitel u. a.: ca. 4.600 Datensätze. Eine solche Datenbank wurde auch für die Prosa erstellt und umfasst 2.600 Datensätze. Sieht man von der notwendigen Einarbei- tungszeit ab, hat die Karlsruher ABB mit ihren 56 acht Bänden der Großen kommenrierten Ber- liner und Frankfurter Ausgabe durchschnitt- lich anderthalb Jahre pro Band Arbeitszeit benötigt. Dabei ist zu bedenken, dass der Karlsruher Herausgeber bis Ende 1992 mit nur zwei halben wissenschaftlichen und einer studentischen HilfskraftsteIle auskommen musste. Die Kommentare allein. die enger gedruckt sind und zwischen 150 und 200 Sei- ten umfassen, entsprechen je einer Buchpubli- kation. Da zudem die vier Herausgeber der Ausgabe für alle 33 verantwortlich zeichneten, mussten sie über schriftliche Gurachten und Herausgeberkonferenzen, die abwechselnd in Frankfurt und Berlin stattfanden, zu jedem Band einzeln Stellung beziehen, die Konzep- tion und den Inhalt verantworten sowie den jeweiligen Bearbeitern und Bearbeiterinnen beratend zur Seite stehen. Schließlich fielen noch umfangreichere Arbeiten für den Registerband an, der im Herbst 1999 erscheinen wird. Internationale Verbindungen Die ABB ist inzwischen international bekannt und wird von vielen Gästen aus den USA, China, Japan, Korea, Indien u. a. aufgesucht und auch, z. T. über längere Zeit, als Arbeits- stätte genutzt. Ich erhielt u. a. Einladungen nach Korea, China, Chile, Japan, in die Ukrai- ne, nach Italien, Griechenland und Däne- mark. Besonders eng sind die Beziehungen zur Brecht-Gesellschaft in Korea. Mit dieser Ge- sellschaft zusammen sind bereits mehrere Buch-Publikationen realisiert worden. Drei Symposien, von denen ich zwei geleitet habe, fanden zwischen 1991 und 1998 in Seou! statt. Überdies gibt es einen Partnerschaftsvertrag zwischen der Chosun University in Kwang-ju und der ABB. JAN KN O PF Zahlenwende! Zeitenwende? Unser Verstand sagt uns, dass 2001 das neue Jahrtausend anbrechen wird. Unsere Gefühle werden aber von der Magie der Zahl 2000 ge- bannt. Wir brauchen solche Einschnitte, auch in unserem privaten Leben, um bilanzieren zu können. Mit einem hegelianischen Fortschritts- optimismus tun wir uns heute trotz des Wohl- standes schwerer als viele Karlsruher vor 100 Jahren, da man das neue Maschinenzeitalter feierte. Computer und Internet werden zur Zeit die Prognosen für kommende Jahtzehn- te füllen, immer etwas unscharf, wie der Blick in die Zukunft es nun einmal bedingt. Aber ein Blick in die Geschichte der letzten 100 Jahre gewährt genauereAuskünfte. In die- ser Ausgabe dominiert der Blick zurück ohne Zorn. Über das Grausige, Menschenverach- tende in der ersten Jahrhunderthälfte haben wir schon vieles berichtet und werden es weiterhin tun, denn solche Erinnerungen können viel- leicht auch Grundlage für eine Zeitenwende sein und unsere Haltung bestärken: so nie wieder! Doch es gab auch anderes, und positi- ve Entwicklungen sollten wir darüber nicht vetgessen. Nicht zuletzt wird das Universitäts- jubiläum im kommenden Jahr eine weitere Brücke über die Epochen schlagen, wohl nicht im Zorn gebaut. LEONHARD MÜLLER Karlsruhe um 1900 - die kaisertreue Residenz An einen Jahrhundertwechsel werden immer viele Erwartungen und zugleich Ängste wie Hoffnungen geknüpft. Wie sah die Stim- mungslage in der Karlsruher Bevölkerung dazu hundert Jahre früher aus? Damals gab es zwar noch keine Meinungsumfragen, doch lassen einige Berichte von Zeitgenossen darauf schließen. Monarchismus "In treuer Gesinnung, in liebevoller herzlicher Verehrung blickt der Karlsruher zu dem ehr- würdigen Großherzog Friedrich, zu der edlen Großherzogin Luise empor .... Mit der innigs- ten Anhänglichkeit an die badische Heimat ver- bindet der Karlsruher die wärmste Hingebung 57 an das große deursche Vaterland", schreibt Stadthistoriker Friedrich von Weech 1904 und führt diese Charakterisierung noch zu einem Höhepunkt: ,,In nationaler Gesinnung wissen sich alle Einwohner dieser Stadt einig, mögen sie auch sonst durch Verschiedenheit der poli- tischen und kirchlichen Anschauungen und Grundsätze getrennt sein. Sie stehen fest und treu allzeit zu Kaiser und Reich". Der Boom an Paraden, Festumzügen und Denkmalserrichtungen zu Ehren der Reprä- sentanten der Monarchie in dieser Zeit, scheint diese Worte zu belegen. Dass sich die unterschiedlichen Gesellschaftsschichten in der Verehrung des Kaisers wohl einig waren, wird an folgendem Beispiel deutlich. 1893 besuchte Kaiser Wilhelm 11. Karlsruhe. Um Srandbild der Clio im Sradrmuseum. ihn würdig zu empfangen, nahmen zahlreiche Vereine der großherzoglichen Residenz sowie die Schülerinnen und Schüler der in Karlsruhe vertretenen Bildungseimichrungen vom Bahn- hof bis zum Schloss Aufstellung. Ein damals im Druck herausgegebener Stellplan infor- miert uns nicht nur darüber, wo die einzelnen Vereine und Schulen Spalier zu stehen hatten, sondern gibt Aufschluss über die gesellschaft- liche Zusammensetzung der Jubelparade. So finden wir hier neben den vorwiegend aus bür- gerlichen Honoratioren bestehenden Gesang- vereinen auch Vertreter der Arbeitervereine, neben Krieger- und Militärvereinen, Schützen 58 und Turner, den Ruderclub neben dem Rad- fahrerbund und dem Athletenclub, höhere Töchter neben Gymnasiasten, Studenten neben Volksschülern usw. Sicher waren nicht alle der damals schon fast 200 in Karlsruhe vorhandenen Vereine vertreten, doch zumin- dest ein großer Querschnitt. Dass sogar eigentlich konträr laufende po- litische Überzeugungen in einfachen Kreisen durchaus mit dem Patriotismus für Kaiser und Reich einhergehen konnten, erfahren wir aus dem Bericht des evangelischen Arbeitervereins über die bescheidenen Wohnverhältnisse sol- cher Familien: "Der Wert des Mobiliars, wel- ches ein Arbeiter sein eigen nennt, schwankt zwischen 500 und 800 Mark. Vorhänge an den Fenstern und kleine Teppiche auf den Fußböden oder Decken auf den TIschen sind die Regel. Vielfach werden Blumen gepflegt, auch Vogelzucht betrieben. An Bildern sieht man die bekannten Öldruckbilder, irgendeine Landschaft darstelle~d. Außerdem findet man gewöhnlich das Bild des Mannes aus seiner Soldatenzeit, daneben oft Lassalle oder Marx, aber auch der erste deutsche Kaiser .... " Erinnerung an 1870/71 Gerne erinnerte man sich an die "heroischen Zeiten" des siegreichen Krieges gegen Frank- reich 1870/71. So war am Festplatz ein zelt- artiger Rundbau errichtet worden, das so- genanme Panoramagebäude, in dem Rundbil- der von damals namhaften Historienmalern gezeigt wurden, die zumeist Gefechte des deutsch-französischen Krieges, aber auch an- dere Schlachten darstellten. Der Eintritt in dieses Szenario kostete 50 Pfg., "für Militär und Kinder die Hälfte". Als nach der Jahrhun- dertwende mehrere Kinos in Karlsruhe eröff- net wurden, konnte diese Einrichtung dem Konkurrenzdruck des neuen Mediums aller- dings nicht lange standhalten. Natürlich war der allgemein verbreitete Patriotismus von der Obrigkeit gewollt und wurde nach Kräften unterstützt. So wurde z. B. die Errichtung des gewaltigen Kaiser-Wilhelm- Denkmals am Mühlburger Tor zur Gänze aus der Stadtkasse finanziert. 200 000 Mark waren hierfür von den Stadtverordneten bewilligt worden. Der vom Großherzog favorisierte Entwurf eines Reiterstandbildes von Bildhauer Adolf Heer wurde daraufhin in Bronze ausge- führt und das Denkmal am 18. Oktober 1897, dem Jahrestag der Völkerschlacht bei Leipzig, eingeweiht. Oberbürgermeister Schnetzler hielt eine überschwengliche Rede auf die Ruhmes- taren Wilhelms 1., der nun "immerdar auf eine patriotische Bürgerschaft herniederschauen " könne, die bereit sei, lImit Gut und Blut für die Erhaltung des Vaterlandes einzustehen, das ihr der große Kaiser geschaffen hat". Der Ein- weihungsfeierlichkeit wohnten neben den Ver- tretern des Militärs, den Mitgliedern der groß- herzoglichen Familie und mehreren deutschen Fürsten auch wieder fast alle Vereine und Schulen bei. Die ikonographischen Details des Denkmals sind von Manfred Großkinsky und Meinhold Lutz ausführlich gewürdigt worden. Interessant ist in diesem Zusammenhang, dass Lutz meint, Kaiser Wilhe1m sei nicht nur als siegreicher Feldherr und Reichseiniger darge- stellt, sondern der Typus des Reiterstandbildes gehe auf 1849 zurück, als der damalige Prinz von Preußen an der Spitze einer Armee in die badische Residenz einritt, um die Revolution niederzuschlagen. Insofern war die Idee von 1998, zum 150-jährigenJubiläum der Revolu- tion in Baden das Denkmal mit fiktiven To- tenschädeln der hingerichteten oder ums Le- ben gekommenen Demokraten zu garnieren, gar nicht einmal so abwegig. Zur Zeit der Ein- weihung des Denkmals, dachte man aber nicht mehr an dieses Kapitel der badischen Geschichte. Dazu boten die damals am Fuße des Sockels angebrachten Allegorien auch kei- 59 nen Anlass. Dem Kaiser voran schritt Viktoria, die Göttin des Sieges, mit einem LorbeetzWeig in der Hand, hinter ihm saß Klio, die Muse der Geschichtsschreibung, die die Namen der Hauptstädte der eroberten "Reichslande El- sass-Lothringen" Straßburg und Metz in ihr Geschichtsbuch notierte. Die Wappen der ehemals französischen Territorien hatte Klio ebenfalls für sich vereinnahmt. Die Allegorien wurden im Zweiten Weltkrieg zusammen mit den seitlich des Sockels angebrachten Bronzen eines schwerthaltenden Löwen und eines badi- schen Greifen für Rüstungszwecke einge- schmolzen. Lediglich die beiden Seitenreliefs, die die Kaiserproklamation in Versailles und den Einmarsch badischer Truppen darstellen, sind heute noch am Sockel vorhanden. Ein Abguss des noch in Privatbesitz befindlichen Gipsmodells der Klio kann aber im Stadt- museum im Prinz-Max-Palais besichtigt wer- den. Dort befinden sich im Übrigen noch ande- re Exponate, die zur Darstellung des hier be- handelten Themas herangezogen werden kön- nen, etwa die Fahne des Karlsruher Militärver- eins, der wohl kutz nach den Kriegsereignissen von 1870/71 gegründet worden ist. In ihm hatten sich zumeist ehemalige Soldaten zu- sammengeschlossen, die am deutsch-französi- schen Krieg teilgenommen hatten und nun zu geeigneten Anlässen mit Festveranstaltungen und Paraden an glorreiche Zeiten erinnern wollten. So nahm der Militärverein 1877 auch an den Einweihungsfeierlichkeiten des von der Stadt Karlsruhe ebenfalls finanzierten Krieger- denkmals auf dem Alten Friedhof teil, mit dem der gefallenen deutschen Soldaten des 70/71er Krieges gedacht werden sollte. In der Folge sollten noch zahlreiche Kriegerdenkmä- ler an anderen Stellen im Stadtgebiet für badi- sche Truppenteile oder für die gefallenen Ein- wohner in den Stadtteilen errichtet werden, etwa 1887 in Mühlbutg ebenfalls unter Betei- ligung des dortigen Militärvereins. Sie sollten die Erinnerung an den siegreichen Feldzug und den "Kampf um Deutschlands Einheit" in der Bevölkerung stets wach halten. So steht auch das 1904 vor der damaligen Festhalle errichtete Bismarckdenkmal in dieser Traditi- on. das den "eisernen Kanzler" als Reichsgrün- der darstellt. der nach der Kaiserproklamation in Versailles bereits die Landkarte mit den neuen Grenzen des Deutschen Reiches in der Hand hält. Auch hier schmückte den Sockel ein geflügelter Genius mit den Palmen des Sieges. der 1940 der Metallspende zum Opfer fiel. nach dem Krieg versetzte man das Denk- mal an seine heutige Stelle vor das Bismarck- Gymnasium, so dass seine ehemals monumen- tale Wirkung völlig verloren ging. "Kolonialismus" In der Kaiserzeit konnte jedoch auch auf ei- nem anderen Feld der Reichspolitik der Patri- otismus angeheizt werden. nämlich mit der Erwerbung der deutschen Kolonien in Afrika. im Pazifik und in Asien. ·So feierte der Redak- teur der in Karlsruhe erscheinenden Badischen Landeszeitung am Vorabend des Jahres 1900 die inzwischen seiner Meinung nach eingetre- tene Großmachtstellung des Deutschen Rei- ches: .. Deutschland will nun nicht länger im Lande der Träume verweilen. da die Welt ge- teilt wird. Wir mUSSten unser Sinnen und Trachten auf die nationale Gestalrung be- schränken und uns das Weltbürgertum abge- wöhnen. aber nachdem wir durch die Kraft unseres Volkes und die Staatskunst Bismarcks den nationalen Boden gewonnen haben. führt uns der Kreislauf der Dinge wieder zu einer internationalen Betrachtung zurück. ... Nur im höchsten Wetteifer der Nationen. die ihre Besonderheit aufrecht erhalren wollen. wird der Menschheit höchstes Gut errungen. Wenn vor hundert Jahren der Rhein Deutschlands 60 Grenze. nicht Deutschlands Strom geworden war. wenn vor 50 Jahren die bescheidenen Anfänge deutscher Flotte von dem Engländer mit der Behandlung der Seeräuberschiffe be- droht wurden und schließlich unter den Ham- mer kamen. so dürfen doch heute auch die enthusiastischsten Anhänger der Flottenver- stärkung und Weltmachtpolitik Deutschlands sich ungeahnten Fortschritts erfreuen. da die Ausbeute der Handelsflotte die Eifersucht des reichsten Volkes wachruft und die deutsche Flagge über Kamerun und Samoa. den Karo- linen und Kiautschou weht." Noch deutlicher formulieren diese Ziele die goldenen "Kaiser- worte" Wilhe1ms 11.. die in das seit der Jahr- hunderrwende in mehreren Auflagen erschie- nene .. Badische Realienbuch " Eingang gefun- den haben. das füt den Unterricht natürlich auch an Karlsruher Schulen bestimmt war: .. Das mächtige deutsche Heer gewährt einen Rückhalt dem Frieden Europas. Weithin zieht unsere Sprache ihre Kreise auch über die Mee- re. weithin geht der Fluss unserer Wissenschafi und Forschung. Und das ist das Weltreich. das der germanische Geist anstrebt .... Wenn das deutsche Volk in sich gefestet und Gott ver- trauend in die Welt hinaustritt. dann wird es auch fähig sein. die großen Kulturaufgaben zu lösen. die ihm die Vorsehung in der Welt be- stimmt hat, nach innen geschlossen, nach außen entschlossen ... " Dass diese Propaganda zu Überheblichkeit und Selbstüberschätzung führen würde. Fak- toren. die beim Kriegsausbruch 1914 durch- aus eine Rolle gespielt haben. war den Zeitge- nossen sicherlich noch nicht bewusst. Auf der anderen Seite wurde mit geeigneten Maßnah- men das Heimatgefühl gestärkt. um den inne- ren Zusammenhalt der Bevölkerung zu för- dern. Dazu zählten die Heimat- und Trachten- feste. die in Karlsruhe gleich mehrfach vor- zugsweise zu Jubiläen der großherzoglichen Familie veranstaltet wurden. Trachten aller Art "Die Trachtenpflege der monarchistischen Epoche hatte ihre wichtigste Motivation aus der Verehrung für das Fürstenhaus bezogen", stellt Heinz Schmitt in seiner Untersuchung über "Die Volkstracht in Baden" fest. Die in dieser Hinsicht beeindruckendste Veranstal- tung fand bereits 1881 zur Silberhochzeit des Großherzogspaars und der Vermählung der badischen Prinzessin Viktoria mit dem Kron- prinzen Oskar Gustav Adolf von Schweden und Norwegen statt. Ein riesiger Festzug war zusammengestellt worden, der aus "Schülern sämtlicher Karlsruher Schulen", Vertretern der Gemeindebehörden, Staatsbeamten, dem Mi- litärverein, der Freiwilligen Feuerwehr, den Schützengesellschaften, Gesang- und Turnver- einen, dem Ruderklub u. a. bestand. Jede Ab- teilung führte eine Reitertruppe und eine Musikkapelle an. Höhepunkt des Fesrzugs war aber der Auftritt der Landestrachten, die sich aus ganz Baden eingefunden hatten. So wurde die Stadtbevölkerung mit der ländlichen Kultur vertraut gemacht. Diesem Trachtenauftritt folgten noch weitere, so erwa 1896 ein Umzug zum siebzigsten Geburtstag des Großherzogs. Die Förderung der Heimat- kultur führte dazu, dass man alsbald auch in Karlsruher Vereinen Trachten- und Bauernfes- te feierte, indem sich die Mitglieder dement- sprechend kostümierten. So organisierte bei- spielsweise der Gesangverein Liederkranz im Jahre 1900 ein "internationales Trachtenfest". 61 Der Verein bildender Künstler sollte seit 1901 seine sich in den folgenden Jahren öfter wie- derholende "Bauernkerwe" an Fasrnacht fei- ern. Wie sich noch am Vorabend des Ersten Weltkriegs Heimarverbundenheit und Welt- machtstreben zu einem eigentümlichen Patri- otismus verbinden konnten, dafür sei ein letz- tes Karlsruher Beispiel angefuhrt. Am 16. Februar 1914 veranstaltete die Frauenorrsgruppe Karlsruhe des Vereins für das Deutschtum im Ausland in den Räumen des Museumsgebäudes "auf der Plantage Ba- denia in Kamerun" einen "Deutschen Abend". Umrahmt vom "Marsch der Schutztruppen- kapelle "und vom Sklaventanz, der "von Frau Allegri in liebenswürdiger Weise einstudiert" worden war, begrüßte der Plantagenbesitzer und seine Gattin die als Afrikareisende kostü- mierten Gäste. Neben dem von Frau Mutter vorgeführten "Tanz einer Negersklavin "wur- de u. a. von Mitgliedern des Hoftheaters das Schäferspiel "Der Kuss" zur Auffuhrung ge- bracht, der Pfadfinderbund fur junge Mädchen veranstaltete einen "Flaggenreigen". Auch die Kostümierung von Gästen in "deutschen Trachten" war den Organisatorinnen will- kommen, die damit offensichtlich den Zielen des Vereins für das Deutschtum im Ausland Rechnung tragen wollten. Nur wenige Jahre später waren die Weltmachtträume zunächst einmal ausgeträumt und auch "die gute alte Zeit" endgültig vorbei. PETER PRETSCH Aufbrüche, Niederlagen und Erfolge Die Frauenbewegung in Karlsruhe Der 1. Januar des Jahres 1900 fiel auf einen Montag. Durch einen Beschluss des Bundes- rates galt dieser Tag als Beginn eines neuen Jahrhunderts. Ganz der Symbolik eines solchen Momentes entsprechend trat an diesem Tag das Bürgerliche Gesetzbuch (BGB) in Kraft. Damit erhielt das deutsche Kaiserreich 29 Jah- re nach seiner Gründung ein reichseinheidi- ches Privatrecht. das seit 1809 geltende Badi- sche Landrecht verlor damit seine Gültigkeit. Bücgerliches Gesetzbucb 1900 Die Rückblicke auf das 19. Jahrhundert. wel- che in den Karlsruher Zeitungen am 30. oder 31. Dezember erschienen. klangen fast durch- weg hoffnungsfroh. Stolz blickte man auf das Erreichte zurück und nannte das verflossene Jahrhundert eines des wirtschaftlichen und sozialen FortschrittS. Das BGB. das schon 1896 beschlossen worden war. sollte das kom- mende Jahrhundert auch in diesem Sinne ein- läuten. Für die Frauen konnte das nur Anlass sein. sorgenvoll in die Zukunft zu blicken. denn dieses BGB war für die Frauenbewegung der damaligen Zeit eine Niederlage. Das nun geltende Ehe- und Familienrecht sprach der unverheirateten Frau ab 25 Jahren zwar die volle Rechtsfähigkeit zu. schrieb aber die Un- mündigkeit der Ehefrau. ihre rechtliche Unter- ordnung unter ihren Ehemann. fest. Nun wur- de endgültig deutlich. was es bedeutete. kein Wahlrecht zu haben und bei Gesetzgebungs- prozessen ausgeschlossen zu sein. Wie überall im Kaiserreich taten sich nun auch in Karlsru- he gebi ldete Frauen des Bürgertums zusam- men. um 1903 eine unentgeltliche Rechts- 62 auskunftsstelle für Frauen und Mädchen zu gründen. 1908 hatte die Karlsruher Einrich- tung 73 weibliche und 7 männliche Mitglie- der. Die Vorsitzende war Marie Rebmann. die Ehefrau des Oberschulrates und Vorsitzenden det Karlsruher Nationalliberalen Edmund Reb- mann. Die Karlsruher Rechtsauskunftsstelle kam in der Lindenschule. einer Mädchen- schule in der Kriegsstraße 44. unter. Sprech- stunde war jeden Dienstagabend von 19.00 bis 20.30 Uhr. Hier wurden Frauen über Ehe- verträge. Mündigkeits- und Vormundschafts- angelegenheiten sowie Fragen des Arbeits- rechts beraten. um nicht ganz ungeschützt der neuen Lage ausgesetzt zu sein. Kleidung, Sport, Frauenbildung Solche Eintichtungen entstanden überall in Deutschland. sie entwickelten sich zu Zentren der so genannten radikalen Frauenbewegung. welche die volle politische und gesellschaftli- che Gleichberechtigung forderte. Die Karlsru- herinnen arbeiteten eng mit dem schon seit 1897 bestehenden Verein Frauenbildung-Frau- enstudium und später mit dem 1906 gegrün- deten Verein für Frauenstimmrecht zusam- men. Gemeinsam organisierte man Vortrags- zyklen. An solchen Abenden gab es nach den Redebeiträgen häufig auch Vorführungen tur- nerischer Übungen und neuer Kleidermodel- le. Das diente nicht dem Amüsement. sondern war Ausdruck eines neuen Gesundheitsbe- wusstseins sowie des Bemühens, die Frauen aus dem gesundheitsschädlichen Korsett zu befreien und an das Turnen zur Muskelstär- kung zu gewöhnen. Dieses Anliegen fand in Emmy Schoch 1912. Karlsruhe auch von ärztlicher Seite Unterstüt- zung. 1901 war auf Betreiben des Frauenarz- tes Hermann Paull in Karlsruhe der Verein zur Verbesserung der Frauenkleidung gegründet worden. Man trat ein für eine neue, gesünde- te Form, Hir das so genannte Reformkleid, das u. a. im Modeatelier von Emmy Schoch ent- worfen und gefertigt wurde. Diese Kleider waren erst in zweiter Linie Ausdruck eines besonderen Modebewusstseins, vor allem soll- ten Frauen dadurch eine körperliche Bewe- gungsfreiheit erreichen. Nach dem Ersten Weltkrieg befreiten sich die Frauen endgültig von der einschnürenden Kleidung; unbequeme, die Bewegungsfreiheit einschränkende Kleidungsstücke wurden seit- dem zunehmend nur noch zu einem Problem des jeweils persönlichen Geschmacks. Die Teilnahme der Frauen am sportlichen Leben ist seit langem eine Selbstverständlich- keit. Schon 1927 lief die Karlsruherin Lina Betschauer bei den deutschen Meisterschaften in Breslau den Weltrekord über 800 m, im gleichen Jahr fand in Berlin das 1. Internatio- nale Frauensportfest auf deutschem Boden 63 statt. Auch die politischen Ziele der Radika- len, die zu Beginn des Jahrhunderts formuliert und, in weiren Teilen von den Sozialdemo- krarinnen ebenfalls verfolgt wurden, sind in- zwischen erreicht, obwohl es bis 1977 dauern sollte, bis im BGB die Gleichberechtigung der Ehefrau festgeschrieben wurde. Auf anderen Gebieten konnten die Frauen früher Erfolge verzeichnen. So wurde ihnen ab 1900 in Baden das Immatrikulationsrecht für Universitäten zugestanden, reichsweit erst ab 1908. Auf die Einhaltung von Arbeitsschutz- bestimmungen für Frauen und auf eine Ver- besserung der Arbeitsbedingungen der Arbei- terinnen achtete seit 1900 eine Fabrikinspek- torin. 1902 übernahm mit Marie Baum eine Frau das Amt, die noch in die Schweiz nach Zürich hatte gehen müssen, um studieren zu können. Stimmrecht fiir Frauen Seit 1910 waren die badischen Kommunen gesetzlich verpflichtet, Frauen in bestimmte Gemeinderatsausschüsse mit Stimmrecht auf- zunehmen. Die Karlsruher Stadtverwaltung begann schon in den 1870er Jahren mit Ver- treterinnen des Frauenvereins im Bereich der Armenpflege zusammenzuarbeiten. Das waren erste Schritte zur politischen Gleichberechti- gung, die allerdings erst nach der November- revolution 1918 erreicht wurde. Noch im Sommer 1918 hatte sich in der Zweiten Kam- mer des Karlsruher Ständehauses keine Mehr- heit für das Frauenwahlrecht gefunden. Dass dies reichsweit wenige Monate später durchge- setzt wurde, war vor allem ein Verdienst der SPD, die als einzige Partei vor dem Ersten Weltkrieg die politische Gleichberechtigung der Frauen in ihr Programm aufgenommen hatte. Am 5. Januar 1919 durften Frauen erstmals in Baden an die Wahlurnen treten, um die badische Nationalversammlung zu Um 1900 wurde das Radfahren zum Ausdruck der Bewegungsfreiheit. Hier ein Karlsruher Radfahrvercin mir Radfahrerinnen um 1900. wählen. Zwei Karlsruherinnen - Clara Siebert und Kunigunde Fischer - zogen in die badi- sche Nationalversammlung im Karlsruher Ständehaus. Beide waren schon lange vor dem Ersten Weltkrieg in der Frauenbewegung ak- tiv. Fischer bei den Sozialdemokratinnen. Sie- bert im katholischen Frauenbund. Clara Sie- bert wurde gegen Ende der Weimarer Repub- lik für kurze Zeit Reichstagsabgeordnete. Ku- nigunde Fischer war auch unter den ersten drei Karlsruher Stadträtinnen. Diese Entwick- lung wurde 1933 von den Nationalsozialisten abrupt beendet. Der Neubeginn auf der poli- tischen Bühne nach 1945 gestaltete sich auch in Karlsruhe schwierig und ist in der Publika- tion des Karlsruher Stadtarchivs. "Karlsruher Frauen 1715-1945" sehr genau nachzulesen. 64 Heute. im Jahre 1999 sind unter den 48 Ge- meinderäten 17 Frauen. Neue Wege seit 1949 Eines jedoch zeigte das 20. Jahrhundert mit seinen Einbrüchen 1933 bis 1945 sehr deut- lich: Es bedurfte einer rechtlichen Festschrei- bung der vollen Gleichberechtigung der Frau- en. um sie auch auf Dauer zu gewährleisten. Das wurde 1949 mit dem Art. 3 Abs. 2 des Grundgesetzes erreicht. Dass dies auch umge- setzt wurde, ist nicht zuletzt ein Verdienst des Bundesverfassungsgerichts. das seit 1951 in Karlsruhe residiert und seit einigen Jahren mit seiner Präsidentin Jutta Limbach eine Frau an der Spitze hat. Erst der Art. 3 Abs. 2 des Grundgesetzes ließ es zu. das BGB von 1900 so umzuschrei- ben. dass den Frauen die vollen Menschen- rechte auch in der Ehe zugestanden wurden. Dass sich die Politik veranlasst sah. die Gesetze dem Grundgesetzauftrag anzupassen, ist ganz wesentlich ein Erfolg der so genannten Zwei- ten Frauenbewegung. die seit den 1970er Jah- ren Themen wie das der Gewalt gegen Frauen aufgriff. die zur Jahrhundertwende noch eher als privat galten. Auch in Karlsruhe gibt es seit 1982 ein Frauenhaus. das vom Verein zum Schutz misshandelter Frauen und deren Kin- der getragen wird. Einer ähnlichen Aufgabe nimmt sich in Karlsruhe das Frauen- und Kin- derschutzhaus Sc. Antonius an. dessen Ge- schiehte 1908 zunächst als Zufluchtsheim für gefallene Mädchen. die damals gesellschaftlich geächtet waren. begann. Das alles sind nur einige Aspekte des langen Weges der Frauen in die zumindest gesetzliche Gleichberechtigung. dessen Ende am 1. Januar 1900 nicht abzuse- hen war. SUSANNE ASCHE Häuser der Stadtgeschichte 1900 - 2000 Als vor 100 Jahren in den Karlsruher Tageszei- tungen darüber debattiert wurde, ob nun am 1. Januar 1900 das neue Jahrhundert beginne oder erst ein Jahr später. gab es in Karlsruhe seit 15 Jahren ein Stadtarchiv. das diese Zei- tungen archivierte und sie bis heute der stadt- geschichtlieh interessierten Öffentlichkeit - inzwischen allerdings über Mikrofilm - zur Verfügung stellt. Das Stadtarchiv hatte seit seiner Gründung im Jahr 1885 eine positive n; -~: Im ehemal igen Wasserwerksgebäude, Ganenstraße 53 , war das Sradrarchiv von 18 96 bis 1923 untergebracht. 65 Entwicklung hinter sich. Am 10. Juli 1885 war das Orcsstatut über die Verwaltung des Städtischen Archivs erlassen und die Bildung einer sieben köpfigen Archivkommission be- schlossen worden. Ausgangspunkt dieser Gründung war die Erkenntnis, dass viele an- dere badische Städte .. Geschichtsschreiber ge- funden haben und die größeren und älteren unter ihnen wohlgeordnere Archive besitzen", Karlsruhe jedoch sich .. bis jetzt weder des ei- nen noch des anderen rühmen" könne, wie es im Orcsstatut heißt. Diese Gründung eines eigenen Stadtarchivs entsprach durchaus dem zeitgenössischen Selbstverständnis des Bürger- tums. das sich auch in seinem Städtebau durch den Historismus eine Geschichte zu geben trachtete. Die noch junge Geschichtswissen- schaft harre auch die Städte erreicht. Erstes eigenes Haus Seit Ende des Jahres 1896 verfügte das Stadt- arehiv. das bis dahin im Rathaus sehr beengt untergebracht war. sogar in dem ehemaligen für Archivzwecke umgebauten Wasserwerkge- bäude in der Ganenstraße über ein eigenes Archivgebäude, in dem es auch Räumlichkei- ten für kleine Ausstellungen gab. Don hatte das Stadtarchiv vom 21. November 1898 bis zum 23. Juli 1899 eine Ausstellung gezeigt, die man nicht so ohne weiteres in der nationalli- beral geprägten badischen Haupt- und Resi- denzstadt erwattet hätte. Obwohl die Natio- nalliberale Pattei in der Presse und auch im badischen Landtag im Ständehaus heftig ge- gen das Gedenken an die fünfzig Jahre ZUVOt gescheitene Revolution von 1848/49 agitier- te, präsemiene das Stadtarchiv Karlsruhe eine Ausstellung mit Bildern, Flugblättern, Akten- stücken und anderen Gedenkgegenständen aus den Revolutionsjahren 1848 und 1849. Erstaunlicherweise gab es darüber weder stadt- imern noch in der Presse eine Auseinanderset- zung. Es war also offensichtlich selbstverständ- lich, dass das Stadtarchiv eine solche Ausstel- lung aus seinen Beständen zeigte. Die Ausstel- lung wurde während 69 Öffnungstagen von 820 Personen besucht. Rechnet man diese Zahl auf die heutige Einwohnerschalt hoch, so wären dies rund 2.500 Besucher. Angesichts der nicht gerade zemralen Lage des Archivs, der sehr eingeschränkten Öffnungszeiten von zehn Wochenstunden und der geringen Wer- bemöglichkeiten war dies eine durchaus pas- sable Resonanz. Der "Badische Landesbote" hatte diese Ausstellung in einer Notiz ange- kündigt und hervotgehoben, dass viele von mehreren hundert "Ponräts, Schlachtenbil- dern, Plänen, Karikaturen, Flugblättern" und zwar gerade, die wertvollsten "ursprünglich in Privatbesitz waten und erst in den letzten Jah- ren durch die Liberalität der Eigemhümer in den Besitz der städtischen Sammlungen ge- kommen sind, wodurch sie erst der Allge- meinheit zugänglich gemacht und in vielen Fällen sicherlich auch vor dem gewissen Un- tergang bewahn geblieben sind." Der Journa- list nenm damit die auch heute noch in vollem 66 Umfang gültigen Argumente für eine Abliefe- rung historischer Unterlagen an öffentliche Archive. Die don verwahnen Archivalien sind allgemein zugänglich und werden dauernd und sicher aufbewahn. Wären nicht im Zwei- ten Weltkrieg etliche Verluste zu beklagen ge- wesen, so würde dies auch für zwei besonders interessante Stücke, zutreffen, die heute als verloren gelten müssen: zwei preußische Ka- nonenkugeln aus dem Jahr 1849. Eine dieser preußischen Kanonenkugeln hatte das Archiv im Jahr 1891 von dem Priva- tier Spitzmüller erhalten. "Auf der Kugel selber befindet sich von der Hand des Schenkgebers auf einem Zettel folgende Notiz: Diese Kugel ist am 25.6.1849 von Preußischer Artillerie vom Alleehaus, Durlacher Allee, nach Karlsru- he geschossen, beschädigte links Pappelbäu- me, bekam Richtung nach rechts durch[s] Durlachenhor, prallte an dem 4. Pfeiler des Zeughausgebäudes ab und rollte in langsamer Bewegung der Dragonerkaserne zu, und [ich] nahm sie in laufender Bewegung in Empfang. Spitzmüller 25.17.1849 Zeughaus-Rüstmeis- ter." Beide Kugeln befinden sich heute nicht mehr in städtischem Besitz, ohne dass über deren Verbleib Genaueres ermittelt werden könnte. Es bleibt nur die Vermutung, dass sie im Zuge der Auslagerung der stadtgeschicht- lichen Sammlungen nach Rastatt verloren ge- gangen sind, als auch etliche andere Objekte und Archivalien abhanden kamen. "Stadtgeschichte" um 1900 Dafür, dass die Stadtgeschichte um die Jahr- hundertwende Konjunktur hatte und nicht nur über Ausstellungen präsentiert wurde, spricht auch, dass zu dieser Zeit die dreibändi- ge Karlsruher Stadtgeschichte von Friedrich von Weech erschien und im Jahr 1900 der 16. Jahresband der Chronik der Haupt- und Re- sidenzstadt Karlsruhe vorlag. &ir 1924 residiert das Pfinz.gaumu~um in der Karlsburg. In der Begründung des Ortstatuts von 1885 war bereits angekündigt worden, dass man we- gen der Herausgabe einer neuen Gesamtstadt- geschichte "mit einer Persönlichkeit, von der eine gediegene Arbeit erwartet werden muß, bereits Vereinbarung getroffen" hatte. Man war sich auch sicher, dass die Publikation, die in mehreren Teilen veröffentlicht werden sollte, auf eine positive Resonanz stoßen werde, denn: "Das Interesse, welches einzelne von hiesigen Zeitungen und auch vom Adresskalender ver- öffentlichte Mittheilungen aus der Vergangen- heit Karlsruhes erweckt haben, berechtigt zur Hoffuung, dass auch eine zusammenhängende Geschichte der Stadt günstig aufgenommen wer- den wird." Der Direkror des badischen Gene- rallandesarchivs Friedrich von Weech erfüllte die in ihn gesetzten Erwartungen: Das Werk, das von 1895 bis 1904 in drei Bänden erschien, war "gediegen" und stieß auf das erhoffte Interesse. Stadtmuseum - Pfinzgaumuseum Zu dieser Zeit waren die "Stadtgeschichtlichen Sammlungen", die nach der Gründung des Stadtarchivs zunächst unter der Rubrik "Ge- denkgegenstände" geführt wurden, eine eige- 67 ne Abteilung des Stadtarchivs. Im Archivgebäude wurde 1911 auch das so genannte Bilder- zimmer eingerichtet, ein be~ scheidener erster Anfang einer stadtgeschichtlichen Daueraus- stellung. Die Verbindung von Stadtarchiv und Stadtgeschicht- lichen Sammlungen - heute das Stadtmuseum - hat in Karlsru- he also eine mehr als einhun- dertjährige Tradition . 1938 kam das von Friedrich Eberle gegründete pfinzgaumuseum mit der Eingemeindung von Durlach hinzu, das 1924 nach einer längeren Vorbereitungszeit im Prinzes- sinnenbau der Karlsburg eröffnet worden war. Die Bestände des Stadtarchivs und der Stadt- geschichtlichen Sammlungen beschränkten sich in erster Linie auf das Sammlungsgut, vor allem auf die umfangreichen Plan- und Bilder- bestände. Die stadtgeschichtlich bedeutsamen Unterlagen aus der Stadtverwaltung wie Ak- ten, Amtsbücher und Urkunden kamen erst später nach und nach ins Archiv und wurden lange Zeit eher stiefmütterlich behandelt. Archiv als gesetzlicher Auftrag Dies hat sich inzwischen grundlegend geän- dert. Generell ist die Arbeit der öffentlichen Archive inzwischen als gesetzlicher Auftrag in den Landesarchivgesetzen vorgeschrieben und geregelt. Die als Satzung erlassene Archivord- nung der Stadr Karlsruhe verankert das Stadt- archiv darüber hinaus als die für die stadtge- schichtliche Arbeit zuständige Dienststelle. Außerdem regelt sie die Benutzung des Ar- chivs durch die Offentlichkeit. Über eine Dienstanweisung sind alle städtischen Dienst- stellen angewiesen, die nicht mehr benötigten Unterlagen dem Archiv zur Archivierung anzu- Seit 1990 ist die ehemalige Pfandleihe, Markgrafenstraße 29, das Domizil des Stadtarchivs. bieten. Diese gesetzlichen Rahmenbedingun- gen sichern die Arbeit des Archivs natürlich in einem weit höheren Maße als dies vor 100 Jah- ren das "Ortsstatut über die Verwaltung des Städtischen Archivs" allein konnte. Dennoch ist die Stellung eines Archivs immer auch von der Qualität der angebotenen Dienstleistun- gen für Verwaltung und Öffentlichkeit abhän- gig. Der heute erreichte Stand kurz vor der Jahrtausendwende ist eine gute Ausgangsbasis dafür, dass die Stadtgeschichte auch im neuen Jahrtausend weiterhin ihren Stellenwert behält. Stadtarchiv in der Pfandleihe Das Stadtarchiv verfügt über ein nach moder- nen Erkenntnissen umgebautes Gebäude, die ehemalige städtische Pfandleihe in der Mark- grafenstraße. Hier wird seit 1990 die Stadtge- schichte gesichert, erforscht und die Ergebnis- 68 se der Forschungsarbeit auf vielfalrige Weise vermittelt. Die inzwischen auf fast vier Regal- kilometer angewachsenen Bestände des Stadt- archivs umfassen nun auch schwerpunktmä- ßig das Schriftgut der Stadtverwaltung, das über ausführliche Findmittel zugänglich ist und im modernen Lesesaal des Stadtarchivs eingesehen werden kann. Beratung und Infor- mationsservice gehören zum selbstverständli- chen und vielgenutzten Angebot für stadtin- terne und externe Nutzer und Nutzerinnen. Den Wandel der archivischen Tätigkeit doku- mentieren auch moderne Hilfsmittel, an die vor 100 Jahren noch keiner dachte. Teilklima- tisierte Magazine mit Fahrregalanlagen, Ko- piergerät, Mikrofilmlesegerät und vor allem die pes erleichtern die Arbeit im Archiv. Dabei steht diese Technisierung der Archivar- beit erst am Beginn, da künftig in weit höhe- rem Maße als bisher maschinenlesbare Daten mit allen damit verbundenen Problemen der dauerhaften Archivierung von den Ämtern an das Archiv geliefert werden. Neben den nach wie vor vorhandenen Problemen bei der Kon- servierung und Restaurierung gefährdeter Ar- chivalien wird dies die Herausforderung der nächsten Jahre sein, der sich das Stadtarchiv wie alle anderen Archive stellen muss. Neue Medien So wie Archive mit neuen Medien bei der Übernahme der in den Verwaltungen produ- zierten Informationsträger konfrontiert wer- den und die anstehenden neuen Aufgaben bewältigen müssen, so müssen sie sich auch mit neuen Medien bei der Vermittlung von Stadtgeschichte befassen. Internet und Multi- media sind hier nur zwei Stichworte. Eine Multimediaanwendung hat das Stadtarchiv Karlsruhe bereits vor sechs Jahren in der "Er- innerungsstätte Ständehaus "erarbeitet, mit der die Geschichte des badischen Landtages Das Scadrmuseum öffnet im Sommer auch den Balkon des Prinz-Max-Palais. präsentiert wird. Im Internet ist das Stadtar- chiv derzeit mit Informationen über seine Dienstleistungen und Veröffentlichungen ver- treten. Angebote dieser Art, die zudem die gezielte Präsentation vor Archivalien und die Einbindung der Bestandsübersicht des Stadt- arehivs umfassen sollen, werden auch künftig gefragt sein und werden deshalb zu einem fes- ten Aufgabenfeld. Diese Stichworte stehen dafür, dass sich die stadtgeschichtliche Arbeit des Stadtarchivs insgesamt gewandelt hat und auch in weit höherem Maße als 100 Jahre zuvor fester Bestandteil des kulturellen Ange- bots ist, wie zahlreiche Ausstellungen, Publika- tionen, Vorträge und Führungen belegen. Neue "Stadtgeschichte" öffentlicht. Die Zahl der Publikationen in den beiden Reihen des Stadtarchivs "Veröffentli- chungen des KarIsruher Stadtarchivs" und "Forschungen und Quellen zur Stadtgeschich- te" ist inzwischen auf über 25 gewachsen. Selbstverständlich wurden auch Themen auf- gegriffen, über die sich Friedrich von Weech vor 100 Jahren möglicherweise gewundert hätte, die heute auf Grund anderer, moderner Fragestellungen an die Geschichte aber zum festen Repertoire stadtgeschichtlicher For- schung gehören. Damals hätte man wohl kaum ein Buch über die Industriearchitektur in KarIsruhe oder über die Fastnacht geschrie- ben oder herausgegeben. Auch die Geschich- te der Frauen hätte möglicherweise bei der damaligen ausschließlich männlichen Histori- kerzunft einige Verwunderung erregt, obwohl es bereits im 19. Jahrhundert erste Ansätze einer Frauengeschichtsschreibung gab. Viele dieser Buchprojekte waren mit Ausstellungen des Stadtmuseums im Prinz-Max-Palais ver- bunden. Seit dem 1. Dezember 1998 ist die vor 100 Jahren bestehende enge organisatori- sche Verbindung zwischen Stadtarchiv und den 'historischen Museen wieder hergestellt. Stadtarchiv - Pfinzgaumuseum - Stadtmuse- um nehmen den Aufgabenbereich Stadtge- schichte gemeinsam wahr, das Stadtarchiv seit 1990 in der Markgrafenstraße, das Pfinzgau- museum in der KarIsburg in DurIach mit ei- ner 1994 neu konzipierten ständigen Ausstel- lung über die Geschichte DurIachs und das Stadtmuseum seit 1981 im Prinz-Max-Palais in der KarIstraße 10, mit der 1998 auf einer stark vergrößerten Ausstellungsfläche präsen- tierten Dauerausstellung "Eine Vision und ihre Geschichte. In allen drei Häusern wird weiterhin die historische Überlieferung ge- sichert und die Geschichte der Stadt KarIsru- he und ihrer Stadtteile vermittelt und präsen- 1998 hat das Stadtarchiv eine moderne, knapp tiert. 800 Seiten starke, Gesamtstadtgeschichte ver- ERNST QTTQ BRÄUNCH E 69 Landwirtschaft in und um Karlsruhe Mit Generaldekret erklärte Markgraf Karl Friedrich von Baden-Durlach 1783 die Bau- ern für leibesfrei. Bis zur endgülrigen Ablö- sung der Abgaben, die aus der Leibeigenschaft resulrierten, dauerte es jedoch: 1820 der so ge- nannten Herrenfrohn, 1833 der Zehnte, nach 1848 die letzten grundherrlichen Rechte. Die Weichen für die Entwicklung eines bodenver- bundenen und leistungsfähigen Bauerntums waren gestellt. Nur die Rahmenbedingungen in Baden und gleichermaßen im Karlsruher Raum waren denkbar ungünstig. Der bäuerliche Bildungs.tand Rund 70% der Bevölkerung gingen um 1850 einer landwirtschaftlichen Tätigkeit nach. Der Bildungsstand war jedoch höchst unbefriedi- gend. Nur langsam wurden die Lehren der sich entwickelnden Agrikultur umgesetzt (u. a. Albrecht Thaer 1752-1828, Humustheorie, Fruchtwechsel statt 3-Felderwirtschaft; Justus von Liebig, Theorie der Mineraldüngung) . Der gemeine Landwirt, der Bauer, blieb seiner altväterlichen Tradition verhaftet. Die schlech- te Versorgung der Bevölkerung mit Grund- nahrungsmitteln gipfelte in Missernten und in Hungersnöten um 181611817und 1846/1847 (Kraut- und Knollenseuche, sog. Kartoffel- seuche). Die Errichtung einer landwirtschaftlichen Gartenbauschule mit Angliederung einer pri- vaten landwirtschaftlichen Winterschule durch Freiherrn August von Babo brachte 1851 den entscheidenden Schritt zur besseren Berufs- ausbildung des Bauern im Karlsruher Raum. Die Schule wurde inmitten eines landwirt- schaftlichen Areals an der Rüppurrer Straße, etwa auf dem Gelände des früheren Arbeits- 70 amtes, erstellt. Am gleichen Ort wurden so- dann 1860 eine Obstbauschule und 1864 die großherzogliehe Winterschule eingerichtet. Wegen Flächenkonkurrenz zur Stadt wurde die Schule 1893/1894 auf den Augustenberg verlegt. Das Musrergur, den heurigen Obst- bau-, Lehr- und Versuchs betrieb, hatte unter- dessen der badische Staat erworben. Durch die Verbindung von Theorie und Praxis wirkte der Augustenberg außerordentlich positiv auf die Weiterentwicklung der Landwirtschaft im ge- samten nordbadischen Raum. Ab Mitre des 19. Jahrhunderts besserte sich die wirtschaft- liche Lage und damit auch die Versorgung der Bevölkerung mit Nahrungsmitteln. Gerade im Karlsruher Raum brachte die aufstrebende Industrie Kaufkraft, Nachfrage und damit Absatz der durch neue Erkenntnisse produ- zierten größeren Mengen. Landschaftliche Gegebenheiten Die natürlichen Verhältnisse bieten dem land- wirt nicht nur gute Voraussetzungen, z. B. die nur kleinen Inseln der Dorfmarkungen der heutigen Bergdörfer (Waldhufen), die sump- figen, teilweise moorigen Gebiete des ehema- ligen Kinzig-Murgbettes entlang des Gebirgs- randes. Hier konnte erst nach großzügigen Entwässerungsprojekten, z. B. dem Malseher Landgraben, der pfinz-Saalbachkorrektion - Zeitgeist der 50er Jahre - eine geordnete land- wirtschaft betrieben werden. Die kargen Sand- böden auf der Hardr, z. B. in Rheinstetten, Neureut, Eggenstein, Leopoldshafen oder die vor der Rheinkorrektur durch Hochwasser srark gefährdere Rheinniederung, bilden eben- falls keine günstigen Voraussetzungen. Erst in jüngster Zeit wurden die uralten Formen der Almende, d. h. des Gemeinschafrslandes abge- löst, die das Risiko z. B. von Überschwem- mungen auf viele Schultern verteilen sollte. Die fruchtbaren Lössflächen etwa nördlich der Linie Langensteinbach-EttIingen im Kraich- gaugebiet seien andererseits ebenso wenig ver- kannt wie die hervorragenden, klimatischen Verhältnisse, die den Anbau einer Vielzahl von Acker- und Sonderkulturen zulassen. Zu Recht spricht man vom Obst- und Gemüsegarten Baden oder vom Frischgemüseanbaugebiet Durlach-Aue für Karlsruhe. K1einstbesitz und K1einstbetriebe Baden ist das Land des Kleinstbesitzes und der Zwerg- und Parzellenwirrschaften. Für den Raum Karlsruhe trifft dies, mit Ausnahme weniger Gutshöfe, ausgeprägt zu. Zersplitter- ter Besitz war über Jahrhunderte hinweg eine große Bürde für die Produktion. Ursache ist die Realteilung: Der landwirtschaftliche Besitz wurde über Generationen hinweg in der Erb- folge aufgeteilt, die Grundstücke wurden klei- ner und kleiner, die Flurstruktur unübersicht- lich, die Bewirtschaftung äußerst erschwert: 10 ar Durchschnittsgröße der Parzellen, in Neureut auf der Niederterrasse z. B. weniger als 8 ar als typisch lange .Handtücher". Dung. Saatgut und Ernte mussten getragen werden, sofern Wege oder Überfahrtsrechte nicht vor- handen. Wenige Feldbereinigungen im letzten Jahrhundert schafften vereinzelt Abhilfe. Nicht nur Felder, auch die Hofreiten wur- den geteilt. Die Lebens- und Arbeitsbedingun- gen in den nGemeinschaftshöfen .waren z. T. katastrophal: mehrere Ställe, Stroh und Heu an verschiedenen Plätzen, mit dem Wagen kaum Wende möglichkeiten, oftmals Srock- werkseigentum wie bei einer modernen Eigen- tumswohnung, die Dungstätte an der Straße. Mehr als 80 % der Betriebe bewirtschafte- ten weniger als 2 ha Fläche. Eine Untersu- 71 chung von 1904 ergibt, dass in 17 Landge- meinden bei Karlsruhe die durchschnittliche Betriebsgröße 67 ar beträgt. Zwischen 1882 und 1907 hat sich die Zahl der landwirtschaft- lichen Klein- und K1einstbetriebe bis 1 ha in Baden sogar um 30.000 erhöht. Ursache war das Wachstum der Kommunen, deren Flä- chenbedarf und der zunehmende Nebener- werb der Landwirte als Industriearbeiter. Die Nebenerwerbslandwirtschaft hatte Blütezeit: Die Männer gingen in die Industrie oder ver- richteten Lohnarbeiten wie z. B. Transporte. Frauen, Kinder und Alte bewirtschafteten mü- hevoll den Landbesitz, um den kargen Lohn aufzustocken. Die Kleinstbetriebe dominier- ten auch noch 1950 im alten Stadt- und land- kreis Karlsruhe: In rund 10.000 Betrieben mit Milchviehhaltung werden 15.000 Kühe ver- sorgt, d. h., im Durchschnitt 1,5 Milchkühe je Betrieb. 16.400 Schweinehalter hielten zur gleichen Zeit im Durchschnitt gar nur 1.43 Tiere. Landwirtschaftliche Produktion zur Selbstversorgung! Dieses Arbeiterbauerntum gab aber der Sozialstruktur ein stabiles Funda- ment, der weitgestreute Grundbesitz befindet sich ganz überwiegend in Bauernhand. Deshalb sind in unserem Raum auch nur wenige Hofgüter vorhanden, z. B. Hohenwet- tersbach, das 1706 auf der Markung des da- mals nicht mehr lebensfähigen Dorfes ent- stand. Ebenfalls im 18. Jahrhundert wurden der Batzenhof und der Lamprechtshof auf Ödgelände gegründet. Werabronn zwischen Durlach und Weingarten war eine alte Müh- le und Kurpfälzer Grenzstation. Der Thomas- hof ist aus einer privaten Rodung hervorge- gangen, Hofgut Scheibenhardt ist eine Klos- tergründung. Der Ritrnerthof. Stutensee und Maxau sind fürstliche Gründungen. Das Stadtgut Durlach im Bogen der Umgehungs- straße BIO entstand erst 1917 mit der Maßga- be, während des Krieges Milch für Kinder zu produzieren. Nachkriegszeit: Wandel der Betriebsstruktur Der Wandel der Betriebssrruktur nahm im Raum Karlsruhe eine nicht vorstellbare Ent- wicklung, einmalig im Deutschland der Nach- kriegszeit. Von den 1950 im alten Stadt- und Landkreis vorhandenen rd. 15.000 Betrieben über 0,5 ha existieren heute kaum noch 5 %. In der Stadt Karlsruhe mit seinen Ortsteilen ging diese Zahl von ca. 2.700 auf erwa 130 zurück. Dafür steigt die bewirtschaftete Fläche je Betrieb enorm; die Konkurrenz um das immer knapper werdende Land im Verdich- tungsraum Karlsruhe ist erheblich, der Bedarf der Stadt nach wie vor groß. In den engen, verbauten Hofreiten war der Betrieb einer modernen Landwirtschaft mit Großtierhal- tung praktisch unmöglich. Die Aussiedlung zahlreicher Betriebe, also die Verlegung der Wohn- und Wirtschaftsgebäude in die Flur, war deshalb ein öffentliches Anliegen. Für Be- triebsleiter mit Mut und unternehmerischer Leistung bedeutete dies meist die einzige Chance, den Beruf als Landwirt oder Gärtner weiterzuführen. Allein 45 Betriebe beschritten diesen Weg seit 1952 auf Karlsruher Gemar- kung. Sie stellen heute den Kern der Bewirt- schafter dar. Durch die Aussiedlungstätigkeit profitier- ten auch die engen Ortslagen: landwirtschaft- licher Verkehr wurde in die Flur verlegt, Emis- sionen vermieden, und für den Gemeinbedarf konnte Platz geschaffen werden. Aber auch manche Aussiedlung blieb von dem wirt- schaftlichen Zwang, aufhören zu müssen, nicht verschont. In der Kernstadt und in je- dem zweiten Ortsteil sind heute keine haupt- beruflichen Landwirte mehr tätig. ' Nur wenige Betriebe halten noch Milch- vieh, in vielen Ortsteilen und Landgemeinden ist die Milchkuh nicht mehr vorhanden; ähn- lich war die Enrwicklung bei Schweinen und 72 Hühnern. Anders die Pferdehaltung: Hier wurde der Bestand der Nachkriegszeit - das Pferd war vor allem Arbeitstier - nach einem Tiefstand in den 60er Jahren wieder erreicht. Heute dient der Reitsport zur Freizeitgestal- tung! Mit dem Strukturwandel ging eine nie er- wartete Leistungssteigerung auf der Fläche und bei den Nutztieren einher. Gab eine Milchkuh um 1840 gerade 1.000 I Milch, um 1940 2.500 I, so liegt der Leistungsdurch- schnitt in guten Ställen heute bei 7.000 bis 8.000 I Milch je Milchkuh. Die Getreideerträ- ge lagen Mitte des letzten Jahrhunderts um 7 bis \0 dzlha, das 2- bis 3-fache der Aussaat. Um 1950 wurden 28 dz, heute rd. 70 dz, mit Spitzenwerten über 100 dz geerntet, und der biologischftechnische Fortschritt geht weiter. Ursache für den gewaltigen Strukturwan- del nach 1950 war vor allem die Preiskosten- situation und die gleichzeitige Chance, Ar- beitsplätze außerhalb der Landwirtschaft zu erhalten. Die K1einststruktur als Folge der Realteilung gab der Enrwicklung darüber hi- naus Vorschub. Nach recht guten Preisen in der Mangelwirtschaft der Nachkriegszeit kam es immer mehr zum Überangebot landwirt- schaftlicher Produkte. Die Marktordnungen der EU garantierten 1958 bis 1990 wohl Festpreise, aber zu nied- rig, um mit kleinen Einheiten existieren zu können. Mit der Reform der Agrarpolitik um 1990 wurden die Preise heruntergefahren, der Betrieb erhält zwar Ausgleichsleistungen, das Gesamteinkommen bleibt jedoch niedrig. Der Verbraucher hat dagegen von den niedrigen landwirtschaftlichen Erzeugerpreisen in ho- hem Maße profitiert. Ein Ei kostet heute z. B. gerade so viel wie 1950, der Anteil der land- wirtschaft an einem Brötchen beträgt 2 bis 3 Pfennige. Ausblick Auch in unserem Raum wird sich der Srrukturwandel fort- setzen. Viele Betriebe haben keinen Hofnachfolger. die wirt- schaftliche Situation ist oft kri- tisch. die hohe Arbeitsbelastung bei einem Zuerwerb außerhalb der Landwirtschaft ist sozial kaum noch haltbar. Auch die viel gepriesene Direkrvermark- tung - Einkauf auf dem Bau- ernhof - bietet nur wenigen Betrieben eine Chance. Dem Verbraucher sei freilich emp- fohlen . kontrolliert erzeugte Panellierung der Flur als Folge der Reaheilung. Lebensmittel ftisch vom Bauernhof zu kaufen. Die Betriebe werden in der Fläche weiter wachsen und/oder den Gemüse- und Sonder- kulturanbau ausbauen. Die Tierhaltung geht weiter zurück. Das ausgeprägte Bewusstsein unserer Landwirte, umweltgerecht zu produ- zieren. wird dabei von der Bevölkerung zuneh- mend erkannt. Vor allem an der Erhaltung un- serer schönen Landschaft mit dem Wechsel zwischen Flur und Wald. der Vielfalt der Ackerkulturen und den prägenden Wiesen- landschaften bei einem hohen Freizeit und Er- holungswert. wird unsere Landwirtschaft wei- terhin maßgeblich beteiligt sein. ARNULF BEEG Vom Sport an der Fridericiana ,,2000 feiert die Fridericiana - so seit 1902 benannt- ihr 1 75-jähriges Bestehen. 1825 als Polytechnikum gegründet. wurde sie 1885 zur Technischen Hochschule erweitert. 1967 zur Universität deklariert. Naturwissenschaft und Technik standen von jeher im Mittelpunkt ihrer Entwicklung. In den folgenden Ausga- ben des "Blick in die Geschichte" sollen aber auch andere Fächer beleuchtet werden. nicht zuletzt der Sport. dem hier die Zusammenfas- sung einer aufschlussreichen Examensarbeit gewidmet ist." 73 "Für jeden Leiter eines großen industriel- len Unternehmens sind bei einem Manne er- höhte Garantien für weitgehende und beson- ders geartete Verwendbarkeit gegeben. Da ein solcher Mann. der neben dem Nachweis guter wissenschaftlicher und technischer Kenntnisse auch körperliche Frische und Gewandtheit aufweist, gelernt hat, seinen Körper sachge- mäß gesund zu erhalten. wird er nicht so leicht wie ein anderer unter der Last großer Anforde- rungen zusammenbrechen; er wird z. B. auch in Großbetrieben unvorhergesehenen Ereig- nissen gegenüber (Naturereignisse. Unfälle. Streiks usw.) leichter und besser seinen Mann stellen als die fleißige Nur-Arbeitsbiene und der unbeholfene Bücherwurm." Mit etwas an- deren Worten und unter Einbeziehung von Frauen könnte heute auch ein Trainee-Ausbil- der so formulieren. was der ehemalige Rektor Dr. Wilhelm Paulcke 1930 im Hochschulfüh- rer der TH Karlsruhe schrieb. Der Sport und die Sportwissenschaft an der Fridericiana muss- ten aber einen langen Weg zurücklegen. bis sie im heutigen Institut ihren Platz gefunden ha- ben. Die Anfänge Vor 1914 überließen es die Hochschulleitun- gen den Studenten. wie sie Sport treiben soll- ten. Immerhin veranstaltete man schon 1906 an der Universität Leipzig ein "deutsch-akade- mischesTurn- und Rasensportfest". Der 1911 gegründete • .Akademische Bund für Leibesü- bungen" sollte sich für den Bau von Übungs- stätten an deutschen Hochschulen einsetzen. Nach 1918 erhielt diese Entwicklung neue Impulse. denn neben die hygienische Zielset- zung trat eine nationale Komponente. Die körperliche Erziehung sollte eine Ersatzfunk- tion für die nach dem verlorenen Weltkrieg verbotene allgemeine Wehrpflicht überneh- men. Beim Ersten und Zweiten Studententag 1919/20 wurde die Einführung von pflichtge- mäßen Leibesübungen für alle Studenten be- schlossen. was freilich auf Widerstand stieß. An der TH Karlsruhe bestand schon 1890 ein T urnplarz im Fasanengarren, und das zustän- dige Ministerium erklärte sich 1900 einver- standen, .. dass der Turnunrerricht wie bisher so auch künftig .. . honorarfrei erteilt wird." 1913 wurde Professor Paulcke. einem Pionier des Skilaufs. erlaubt. an den "akademischen Ausschüssen für Leibesübungen" in Leipzig teilzunehmen. Seit 1919 Rektor. serzte er sich 74 intensiv für drei geplante Sportplätze und die Anstellung zweier Sportlehrer für einen regel- mäßigen Sportbetrieb ein. Die Ägide Twele Als Sportlehrer war ab 1921 August Twele tä- tig. geboren 1896. einer der ersten Absolven- ten der 1920 gegründeten Deutschen Hoch- schule für Leibesübungen in Berlin. mit dem Rektor Paulcke einen tatkräftigen Initiator fand. Wenn auch ein pflichtgemäßer Sport für alle Studenten nicht durchführbar war. ver- suchte man doch insofern einen moralischen Druck auszuüben. als man 1922 einen Erlass des Kultusministeriums erreichte, wonach in jedes Zeugnis ein Eintrag über Beteiligung oder Nichtbeteiligung an den Leibesübungen erfolgen müsse. Dieses "Karlsruher Modell" galt damals für viele Hochschulen als beispiel- haft. . Paulcke konnte bei der Finanznot am An- fang der Weimarer Republik erst 1927 ein Hochschulstadion realisieren nicht zuletzt mit Jubiläumsspenden zum hundertjährigen Be- stehen der TH 1925. Obwohl am Stadion noch vieles fehlte. wurde jetzt ein großes Leichtathletik-Sportfest samt Tennisturnier organisiert. 1930 wurden die baulichen Maß- nahmen. vor allem das freitragende Tribünen- dach. fertiggestellt. In diesen Jahren arbeitete Twele mit Unterstützung seines Rektors an der Errichtung eines "Instituts für Leibesübun- gen" (lfL). das schließlich im Mai 1931 eröff- net wurde und zu dessen Direktor man ihn ernannte. Während das IfL fachlich dem "Deutschen Akademischen Ausschuss für lei- besübungen" zugeordnet war, unterstand es dienstlich dem Rektor. Im Hochschulführer 1930/31 schrieb Twele über die Anlagen: "Den Kern bildet der Kampfplatz in den Aus- maßen von 100 x 65 m. umgeben von der 400 m langen und 7.50 m breiten Laufbahn. Der umgebende Wall bietet 8.000 Zuschauern Sichtmöglichkeiten ... Der Hauptbau im Sü- den (80 x 13 m) enthält eine Turn- und Gym- nastikhalle, Umkleideräume, Duschen und Plansch bad, Massage- und Boxraum, ferner Räume für die Verwaltung und die ärztliche Untersuchung. Dieser Bau ist gleichzeitig aus- gerüstet mit einer Zuschauertribüne mit 1.200 Sitzplätzen, überdeckt von einem 12m weit freitragenden stürzlosen Dach." Die NS-Zeit Nach der nationalsozialistischen Machtergrei- fung 1933 übernahmen die SA-Hochschul- ämter alle sportlichen Funktionen, wobei an vielen Hochschulen die reine wehrsportliehe Ausbildung dominierte. Nicht so in Karlsru- he, wo 1934 dem Institut seine urspüngliche Aufgabe wieder zurückgegeben wurde. Den- noch war die Einflußnahme des NS-Regimes erheblich, vor allem wurde das Stadiongelän- de für politische Großveranstaltungen genurzt. Ein riesiger Thingplarz war, vom Hochschul- stadion ausgehend, geplant, "der sich nach Norden öffnete, um in die gewaltige sich aus- dehnende Aufmarschbahn einbezogen zu wer- den", ein Unternehmen, das erfreulicherweise nicht zustande kam. Dazu erinnerte sich Au- gustTwele später: im Frühjahr 1935 habe ihm der badische Gauleiter Wagner eröffnet, dass das Institutsgelände vorläufig für den Bau ei- nes Zeltes mit 60.000 Sitzplätzen beschlag- nahmt sei. Hitler würde in Karlsruhe sprechen und ein anderes geeignetes Gebäude sei nicht vorhanden. Jeder Protest war selbstverständ- lich sinnlos. " ... Hitler saß also in meinem Arbeitszimmer und im Lorbeer geschmückten Schreibtischsessel. Ich hatte es abgelehnt, mich in eine SA- oder SS-Uniform stecken zu lassen und blieb in meinem Trainingsanzug als der mir gemäßen Uniform. Aber ich hatte Gele- genheit, dem "Führer" klarzumachen, dass die Gebäude schnellstens wieder für ihre eigentli- che Funktion hergerichtet werden müssen, da sofort die Vorbereitungsarbeiten für die Olym- pischen Spiele in Berlin in Trainingskursen aller Art beginnen müssen, für deren Durch- führung Karlsruhe bestimmt sei. Hitler rea- gierte auf das Zauberwort "Olympiade 1936", so dass bis 1937 das Stadion mit Großveran- staltungen verschont blieb und die Ausbildung als eine der wenigen Hochschulen den sportli- chen Schwerpunkt bis 1942 bewahren konnte. Neubeginn nach dem Kriegsende Bei Kriegsende war die Hochschule in vielen . Teilen ein Trümmerhaufen. Erst 1947 wurden die sportlichen Anlagen wieder genutzt, und 1948 übernahm der ehemalige Direktor Twele wieder die Leitung des Instituts, nachdem ihm bescheinigt worden war, "dass er ein entschie- dener Gegner des Wehrsportunterrichts" ge- wesen sei. Ab 1949 konnten Sportlehrer für Gymnasien ausgebildet werden, und der ame- rikanischen Besatzung wurde die Benutzung des Hochschulstadions unter der Versicherung abgerungen, dass Sportanlagen bei den Kaser- nen neu errichtet würden, ein Prozess, der sich bis 1953 hinzog. Nach Beseitigung der letzten Kriegsschä- den und Errichtung neuer Hallen erhöhte sich die Beteiligung der Studierenden an den Lei- besübungen sprunghaft. 1957/58 nahmen ca. 1.000 Studenten an Wettkämpfen teil, ein Erfolg für Twele, der 1962 nach 40-jähriger Tätigkeit vom neuen Institutsdirektor Dr. Bayer abgelöst wurde. Bayers Tätigkeit war zunächst durch ein fast fünfzehnjähriges Ringen um neue geeig- nete Sportanlagen gekennzeichnet. So erfreu- lich die Errichtung der Chemie-Türme für die Universität war, so forderte dies jedoch eine drastische Einschränkung für den Sport. Die alte Turnhalle im Tribünengebäude entsprach 75 Protc:stturncn dc:r Karlsruhc:r Sportstudentc:n am 11. Dc:zember 1971 in Srungarr. nicht mehr den Anforderungen. Schwimmen musste im Tulla-Bad stattfinden. die Sportge- räte litten unter unsachgemäßer Lagerung. die Bibliothek hatte keinen Leseraum. der Semi- narraum war ungeeignet. Rektor Rumpf dräng- te immer wieder das - finanziell - zögerliche Kultusministerium zum Handeln, zumal die Zahl der Sportstudierenden um 300 % gestie- gen und eine wissenschaftliche Forschung kaum möglich war. In einem Schreiben Juli 1968 hieß es: "Vier Jahre vor den Olympi- schen Spielen 1972 in München sieht sich das Instirut für Leibesübungen der Universität Karlsruhe einer Siruation gegenüber. die. be- dingt durch die völlige Zersplitterung der Sporteinrichtungen und Gebäude. einem funktionsgerechten Betrieb des Instituts ... auf die Dauer unmöglich macht. Eine so präkäre Situation ... kann für eine gewisse Übergangs- zeit ertragen und verkraftet werden. Auflänge- re Sicht gesehen. insbesondere im Hinblick 76 auf die in den letzten Semestern sprunghaft angestiegene Zahl der Sportstudenten und Stu- dentinnen ist dieser Zustand untragbar." 1971 demonstrierte die Studentenschaft in Karlsru- he und in Stuttgart. doch ohne beim Ministe- rium und Landtag eine Resonanz zu finden. Der Durchbruch erfolgte erst 1975 mit dem Richtfest eines neuen Instituts. das 1977 fertig sein sollte. Der Umzug aus dem denk- malgeschützten alten Tribünenbau. der erst in den 90er Jahren renoviert wurde, war nun möglich. Der neue Institutsleiter. Professor Dr. Kenntner, konnte allein schon auf eine Schwimmhalle hinweisen mit einem 12.5 x 25 m Becken. einem hydraulisch verstellbaren Hubboden. einer elektronischen Zeitnahme- vorrichtung für jede Bahn sowie zweier Sprung- bretter. Durch zwei Beobachtungsfenster un- ter der Wasserlinie können zu Lehr- und For- schungszwecken Video aufnahmen gemacht werden. Das Institut rur Sport und Sportwissenschaft Seit 1974 in die Fakultät für Geistes- und Sozialwissenschaften aufgenommen, erfolgte 1975 die Umbenennung des IfL zum "Institut für Sport und Sportwissenschaft (lfSS)" das sich in die Sparten Hochschulsport, lehramts- ausbildung und Forschung gliedert. Mit der wachsenden Studentenzahl wuchs auch die Zahl der Teilnehmer am wöchentlichen Hoch- schulsport. In den 60er Jahren waren es noch ca. 2.000, jetzt 4.000 in ca. 40 Sportarten. Neben zahlreichen Erfolgen in Wettkämpfen wird auch der gesundheitsfördernde Aspekt unter dem Motto "Impulse bewegt studieren" gewichtet. Die Zahl der Studierenden rur das Lehramt an Gymnasien stieg in den letzten 50 Jahren von 7 auf 327 an, wozu auch noch die Magisterabschlüsse mit Sport und zwei Ne- benfächern zu zählen sind. Forschungsprojek- te am IfSS können sich u. a. auf diese Gebiete beziehen: Konstitutionstypologie (z. B. Talent- suche), Sportbiologie (z. B. Wachstumsproble- me beim Menschen, physische Leistungsfähig- keit Jugendlicher unter bestimmten Trainings- bedingungen), Sportökologie (z. B. Sport und Umwelt), Sportpsychologie und -pädagogik (z. B. Entwicklung eines psychologischen Trai- ningsprogramms im Spitzensport), Sport und Gesundheit (z. B. Schwerpunkte: Rückenpro- bleme, Herz- und Kreislaufprävention, Sport für ältere Menschen) sowie Sporrsoziologie (z. B. Sport in der Dritten Welt). Mit einem der Forschungsschwerpunkte der Professoren Dr. Bös und Dr. Steiner zur betrieblichen Ge- sundheitsfärderung, vom ergonomischen Ar- beitsplatz bis zu Bewegungsaufgaben, wird deutlich, welche praxisbezogene Wissenschaft heute in diesem Institut an Bedeutung gewinnt. OLIVER POTTLEZ I LEONHARD MÜLLER Karlsruhe - Residenz des Rechts (Teil I) "Den respektablen Beinamen empfing unsere Stadt erst nach dem Kriege, als zum Ausgleich für Zentralitätsverlust neue Bundesgerichte ihren Sitz nahmen. Heute aber darf man, auf die Residenz des Rechts blickend, die gesam- te hier wirkende Justiz ins Auge fassen mit al- len Gerichten, mit Bundes- und Staatsanwalt- schaft, mit den Notariaten, die Rechtsanwäl- te als Organ der Rechtspflege einbeziehend. Ein umfassendes Bild dieser Justizzweige kann aus Raumgründen nicht gezeichnet werden, statt dessen werden die ansässigen höchsten Gerichte des Bundes und des Landes vorge- stellt. " 77 Das Oberlandesgericht 1803-1871 Recht sprachen in der Markgrafschaft Baden noch zu Ende des 18. Jahrhunderts die Be- zirksämter und Oberämter. Über ihnen stand das Hofgericht, angelehnt an den Hofrat als den verlängerten Arm des Landesherrn. In bestimmten Fällen war es möglich, obendrein das Reichskammergericht in Wetzlar anzuru- fen. Zu Anfang des 19. Jahrhunderrs vergrö- ßerte sich Baden um beträchtliche Gebietstei- le, der Markgraf stieg zum Kurfürsten auf. Alsbald erließ er, um einheitliche Strukturen zu schaffen, dreizehn Organisationsedikte. Das 1. Edikt vom 4. Februar 1803 betraf die Justiz, es ordnete die Einrichtung eines Ober- hofgerichts an. In erster Instanz entschieden fortan die Bezirksämter - ab 1857 aus diesen ausgegliederte unabhängige Amtsgerichte -, in zweiter Instanz die drei, später vier Hofgerich- te. An deren Stelle traten ab 1862 funf Kreis- und Hofgerichte sowie sechs einfache Kreisge- richte. Und in letzter Instanz urteilte das Ob- erhofgericht, Vorläufet des späteren Oberlan- desgerichts. Eine Anrufung des Reichskam- mergerichts war von nun an als Folge des Reichsdeputationshauptschlusses weggefallen, das Appellationsprivileg stand jetzt allein dem Landesfürsten zu. Besetzt war das badische Obergericht mit Oberhofrichtern, Kanzler und Vizekanzler sowie fünf Räten; ihre Zahl wurde später auf zehn erhöht. Erster Oberhof- richter war Felix Rüdt von Collenberg, sein Nachfolger wurde Carl Drais von Sauerbronn, der Vater des berühmten Erfinders des Lauf- rads. Der Dienstsitz des Oberhofgerichts be- fand sich bis 1810 im Bruchsaler Schloss, so- dann bis 1879 in einem Teil des Schlosses von Mannheim. Man kann sich heute kaum vorstellen, mit welch bunt gewürfelten Rechtsquellen die Richter jener Zeit sich auseinandersetzen mussten: Da galten die Landrechte Baden- Badens von 1588 und Durlachs von 1654, da galt in neu hinzugekommenen Landesteilen kurpfälzisches, österreichisches, Solmser, speyerisches und württembergisches Recht, in einzelnen Städten und Herrschaften waren Statuten und Partikularrechte maßgeblich. Die dringend erforderliche Vereinheitlichung des Zivilrechts brachte die Einführung des Code Napoleon, der mit "hierländischer Lan- desart und Sitte" entsprechenden Zusätzen ab 1. Januar 1810 im Großherzogturn als badi- sches Landrecht in Kraft gesetzt wurde. Das Oberhofgericht hat in jahrzehntelanger Recht- sprechung das rezipierte französische Recht 78 fortgebildet. Der Code civil wirkte in Baden als volkstümliche Rechtsordnung bis zum Inkrafttreten des Bürgerlichen Gesetzbuches am 1. Januar 1900. Auf dem Strafrechtssektor war die Rechtssituation ebenfalls unübersicht- lich. Man urteilte in den beiden vereinigten Markgrafschaften noch nach der Peinlichen Halsgerichtsordnung Karls V. von 1532, aller- dings in Verbindung mit den jeweils geltenden Malefiz- und Landesordnungen. In den später hinzugekommenen Gebieten Badens wurden teilweise andere Polizei- oder Stadtordnungen "über Frevel und Bußen" zu Grunde gelegt, bis 1845 ein selbstständiges Strafgesetzbuch füt das Großherzogturn erlassen und 1851 wirksam wurde, das späterhin durch das Reichsstrafgesetzbuch von 1871 abgelöstwor- den ist. 1871-1933 Die Reichsgründung hatte eine einheitliche Gerichtsverfassung im Gefolge. Im Badischen trat im Jahre 1879 an die Stelle des Oberhof- gerichts ein Oberlandesgericht, zu dessen Be- zirk die Landgerichte Freiburg, Karlsruhe, Konstanz, Mannheim, Mosbach, Offenburg und Waldshut, ab 1899 zusätzlich Heidelberg, sowie 57 Amtsgerichte zählten. Aus justizgeo- graphischen Erwägungen hatte man als Sitz des neuen Obergerichts die zentral gelegene Landeshauptstadt gewählt. Die räumliche Unterbringung erfolgte im Justizgebäude in der Linkenheimer Straße 7 gemeinsam mit Land- und Amtsgericht. Dieser Bau war von 1874-78 nach Plänen des Oberbaurats Hein- rich Leonhard unrer Verwendung, von Ele- menten des Neorenaissancesrils fertiggestellt worden. Organisatorisch entstanden am Ober- landesgericht zwei Zivilsenate' und ein Strafse- nat, denen jeweils fünf Richter anzugehören hatten. Besetzt wurde das Gericht mit einem Präsidenten. zwei Senarspräsidenren und 18 Oberlandesgericht um 1900. Räten. Diese Richter rekrutierten sich mit ei- ner Ausnahme aus dem Oberhofgericht und aus verschiedenen Kreisgerichten. Am 1. Ok- tober 1879, Tag der feierlichen Eröffnung, übersandte der Karlsruher Stadtrat eine freu- dig gestimmte Adresse und begrüßte, " ... dass dieses Ereignis die weittragendste und glück- lichste Bedeutung für die Entwicklung unse- rer Stadt in sich schließt, insofern dieselbe nunmehr zu dem Mittelpunkte auch der Rechtsprechung des Landes geworden ist." Ein eigenes Gerichtsgebäude, errichtet nach Entwürfen des Oberbaudirektors JosefDurm, konnten die Richter im Jahre 1902 in der Hoffstraße 10 beziehen. In der Weimarer Zeit hat sich die Recht- sprechung auf dem Kriminalitätssektor den aufkommenden sozialen 5rraftheorien und dem mehr und mehr in die Praxis umgesetzten Resozialisierungsgedanken nicht verschlossen. 79 Die Zivilrechtsprechung jener Epoche trug li- berale Züge. Indessen war es nach Inflation und Weltwirtschaftkrise gegen Ende der zwan- ziger Jahre zu einer sprunghaften Zunahme des Geschäftsanfalls gekommen. Die bean- tragee Vermehrung der inzwischen 20 Richter- stellen wurde wegen der ungünstigen Haus- haltslage abgelehnt. Die Folge war eine verzö- gerliehe Erledigung namentlich von Zivil ver- fahren, was wiederum Protestaktionen der An- wälte auslöste. Überschattet wurde all dies bald durch die Machtergreifung des NS-Re- glmes. Schon im März 1933 begannen diskrimi- nierende Maßnahmen mit dem Ziel der Ent- fernung jüdischer Richter aus ihren Ämtern. Vier Richter des Oberlandesgerichts wutden vorläufig beurlaubt, drei von ihnen während der folgenden Monate in den Ruhestand ver- serzt oder entlassen. Das Prinzip richterlicher Unabhängigkeit war damit abgeschafft. Zeit- gleich begann eine massive Einflussnahme der Parteizentrale auf die Rechtsprechung. Sie reichte von Weisungen an die Richter bis zur Vereitelung von Vollstreckungsmaßnahmen gegen Günstlinge der NS-Partei, in Strafver- fahren bis hin zu willkürlicher "Schutzhaft" seitens der Gestapo und der Verschleppung Freigesprochener oder Strafentlassener in die Konzentrationslager. Von 1933 bis 1937 war das Oberlandesgericht Karlsruhe auch erscins- tanzliches Gericht für Hoch- und Landesver- ratsachen. Die gesamte Epoche ist sorgfältig und ausführlich dokumentiert in einer 1997 erschienenen Schrift von Chrisrof Schiller: "Das Oberlandesgericht Karlsruhe im Dritten Reich". Zu erwähnen bleibt, dass mit der so genannten " Verreichlichung" der Justiz im Jahre 1935 die Justizverwaltungsgeschäfte teils auf die Verwaltungsabteilung des Oberlandes- gerichtspräsidenten - sie befand sich in der Herrenstraße 1 - und teils auf die Dienststel- le des Generalstaatsanwalts übertragen worden waren. Angesichts der fortdauernden Luftan- griffe auf die Stadt und der herantückenden Kampfhandlungen im Elsass wurde das Ge- richt mitsamt einem Teil seiner Akten und seines Inventars im Dezember 1944 per Eisen- bahntransport nach Sinsheim verlegt, wo man im Amtsgerichtsgebäude ein Unterkommen fand. Im April 1945 wurde Sinsheim von alli- ierten Truppen besetzt, das Zwischenspiel war zu Ende. 1945 bis heute Mit dem Kriegsende war es zu einem Still- stand der Rechtspflege gekommen. Als im Laufe des Hetbstes 1945 die einzelnen Gerich- te wieder eröffnet wurden, hatte sich die Ge- bietsstruktur verändert: Der südliche Teil Ba- dens unterstand nunmehr der französischen Besatzungsverwaltung. 80 Diese bewirkte einen getrennten Aufbau der Justiz in ihrer Zone. Als Folge wurde in Freiburg ein eigenes Oberlandesgericht errich- tet, das zuständig war für die Landgerichts- bezirke Freiburg, Konstanz, Offenburg und Waldshuc sowie für den Baden-Badener Be- reich, der dann 1950 ein eigenes Landgericht erhielt. Nordbaden gehörte zur amerikani- schen Besatzungszone, wo bald das Land Wümemberg-Baden entstand. Im Zuge dieser Entwicklung wurde das bisherige Karlsruher Oberlandesgericht lediglich Nebensitz des Oberlandesgerichts in Stuttgart. Nach Bildung des Landes Baden-Württemberg hat man im Jahre 1953 das Oberlandesgericht Freiburg aufgelöst, Karlsruhe erneut zum selbstständi- gen Oberlandesgericht erhoben und die frühe- ren Bezirksgrenzen wieder hergestellt. In der Folgezeit ist es wegen der wirtschaft- lichen und demographischen Evolution auch beim Oberlandesgericht in Kaclsruhe zu einer starken Zunahme der Verfahren gekommen. Zeitgleich haben verfassungsrechtliche Postu- late, technischer Fortschritt und gesellschaftli- che Veränderungen eine ständige Weiterbil- dung der Rechtsprechung bewirkt. Diese Ent- wicklung wird sichtbar in der zunehmenden Spezialisierung der Spruchkörper. Heute ent- scheiden drei Strafsenate in allen anfallenden Strafverfahren, ein Teil der 13 Zivilsenate in Karlsruhe ist für Spezialgebiete wie Farnilien- , Kartell- oder Landwirtschaftssachen zustän- dig, daneben gibt es besondere Senate für Bau- land- oder Steuerberatersachen, ferner das (Rhein-)Schifffahrtsobergericht. Sieben der Spruchkörper für Zivilsachen sind als Außen- senate in Freiburg ansässig, ihnen sind Verfah- ren aus den südbadischen Gerichtsbezirken zugewiesen. Insgesamt sind am Oberlandesge- richt unter Einbeziehung der Freibucger Sena- te 88 Richtet - davon acht teilzeitbeschäftigt - und 120 weitere Mitarbeiter - davon 45 teil- zeitbeschäftigt - tätig (Stand 31.12.1998). Mn Silberstein Seit 1803 bis heute standen dem Gericht (ohne OLG Freiburg) insgesamt 25 Präsiden- ten vor. Eine herausragende Gestalt der Nach- kriegszeit war Dr. Max Silberstein. Er kam aus einer Kaufmannsfamilie in Mannheim; don war er am 3. März 1897 geboren worden. Nach dem Zweiten Staatsexamen trat er 1922 in den badischen Justizdienst. Im Jahre 1927 wurde er zum Staatsanwalt, anschließend zum Landgerichtsrat in Offenburg und danach in Mannheim ernannt. Nach der NS-Machter- greifung sah Dr. Silberstein sich wegen seiner jüdischen Abstammung zwangsweise in den Ruhestand versetzt. Er musste sich als Vermö- gensverwalter durchschlagen. späterhin wurde er ins Konzentrationslager Buchenwald ver- schleppt. Im Jahre 1939 vermochte er nach Frankreich auszuwandern. Während des Zwei- ten Weltkrieges in Nizza von der Gestapo ver- hafret. gelang ihm die Flucht. Nach Kriegsen- de zurückgekehrt. wurde er Präsident des Landgerichts Mannheim. von 1955-63 am- tierte er als Oberlandesgerichtspräsident in Karlsruhe. Er war eine eindrucksvolle Persön- lichkeit. von hoher Geistesbildung und über- ragendem Rechtswissen, wegen seiner ver- ständnisvollen. aufgeschlossenen Wesensart von allen geschätzt und geachtet. Am 4. Sep- tember 1966 ist Dr. Silberstein in seiner Hei- matstadt Mannheim verstorben. REI NER HAEHLING VO N LANZENAUER Karlsruhe - Residenz des Rechts (Teil II) Der Bundesgerichtshof Schon bald nach Ende des Zweiten Weltkrie- ges suchte die ehemalige Landeshauptstadt den erlittenen Zenrralirärsverlusr auszuglei- chen. Bei Gründung der Bundesrepublik be- warb sie sich daher als Sitz für Eintichtungen des Bundes. namentlich eines Gerichtshofes. Das soeben beschlossene Grundgesetz harre nämlich in Art. 95 Abs. 1 unter anderem be- stimmt. dass für das Gebiet der ordentlichen Gerichtsbarkeit ein Bundesgerichtshof als oberstes Gericht zu errichten sei. Ein Dutzend Bewerber für den Dienstort harre sich einge- funden, aus ihrem Kreise favorisierte Bundes- kanzler Adenauer die Stadt Köln. Doch der Bundestagsausschuss für Rechtswesen und Verfassungsfragen entschied nach längeren Auseinandersetzungen zugunsren von Karlsru- 81 he. wo man das ehemalige Erbgroßherzogliehe Palais in der Herrenstraße als Dienstgebäude angeboten. zugleich Wohnungen für Richter und Justizbedienstete zugesagt harre. Am 8. Oktober 1950 fand die feierliche Eröffnung des Bundesgerichtshofs starr. Hier forderte Bundespräsident Theodor Heuß die Befreiung des Rechtsdenkens von propagandistischer Überspitztheit und politischer Machtzweck- mäßigkeit. BundesjustizministerThomas Deh- ler begrüßte in seiner Ansprache die Wahl des Standorts Karlsruhe. denn dadurch werde das Gefühl der inneren Verbundenheit zwischen dem Süden und dem Bund gestärkt. Historisch betrachtet steht der Bundesge- richrshofin der Nachfolge des 1495 gegründe- ten. zuletzt in Wetzlar wirkenden Reichskam- mergerichts. des 1869 in Leipzig errichteten Bundesoberhandelsgerichts - ab 1871 Reichs- oberhandelsgericht - und des 1879 eröffneten Reichsgerichts in Leipzig. Hauptaufgabe des Reichsgerichts war die Entscheidung über Revisionen in Zivil- und Strafsachen. später wurden der Staatsgerichtshof und das Reichs- arbeitsgericht eingegliedert. Die Rechtspre- chung des Reichsgerichts erlangte in Wissen- schaft und Praxis internationales Ansehen. bis nach 1933 parteiliche Ideologie eine Anzahl von Urteilen bestimmte. Der Bundesgerichtshof ist heute im we- sentlichen das oberste Instanzgericht in Zivil- und Strafsachen. ferner befindet er in einer Reihe von Beschwerdefällen. Sinn der Revisi- on ist in erster Linie die rechtliche, nicht auch die tatsächliche Überprüfung des konkreten Falles. weshalb in der Regel keine Beweise zu erheben sind. In der Nachkriegszeit gewann die Wahrung der Rechtseinheit angesichts der Zerteilung in Besatzungszonen steigende Be- deutung und mit der Wiedervereinigung ist sie erneut zur juristischen Herausforderung geworden. Schließlich obliegt dem Revisions- gericht wegen des steten Wandels der Lebens- verhältnisse eine begleitende Fortbildung des Rechts. Von all dem zeugt die amtliche Samm- lung der Entscheidungen des Bundesgerichts- hofs. die inzwischen für Zivilsachen auf 140 und für Strafsachen auf 44 Bände angewach- sen ist. Die Aufgaben der Rechtsprechung erfüllen im wesentlichen zwölf Zivilsenate mit jeweils zugeteilten Sachgebieren. weiterhin fünf Straf- senate und acht Senate. die spezialisiert sind auf Anwaltssachen. Patentanwaltssachen. No- tarsachen. Kartellsachen. Landwirtschaftssa- chen. Steuerberater- und Steuerbevollmäch- tigtensachen. Wirtschaftsprüfersachen und Dienstgericht des Bundes. Alle Senate sind grundsätzlich mit fünf Richtern besetzt. teilweise wirken in den Spezialsenaten ehren- amtliche Richter mit. Der 5. Strafsenat hat seit Juli 1997 seinen Sitz in Leipzig. Sollten ver- 82 schiedene Senate in einer Rechtsfrage einmal unterschiedliche Meinungen vertreten. dann entscheidet ein Großer Senat für Zivilsachen oder ein Großer Senat für Strafsachen. bei Kompetenz übergreifenden Streitfragen treten die Vereinigten Großen Senate zusammen. Am Bundesgerichtshof arbeiten gegenwär- tig 123 Richterinnen und Richter. insgesamt sind dort etwa 450 Bedienstete tätig. Die Bun- desrichter werden von einem Richterwahlaus- schuss. dem die Justizminister der Länder so- wie 16 weitere vom Bundestag zu wählende Mitglieder angehören. gewählt und berufen. sodann vom Bundespräsidenten ernannt. Ge- wählt werden können Deutsche. die 35 Jahre alt sind und die Befähigung zum Richteramt besitzen. Die anfallenden staatsanwaltschaft- lichen Angelegenheiten nimmt die Bundesan- waltschaft wahr. die kürzlich in der Brauer- straße ein modernes Dienstgebäude beziehen konnte. Sie führt auch das Bundeszentralregis- ter. das seinen Sitz fortan in Bonn hat. In Zi- vilsachen können vor dem Bundesgerichtshof nur eigens zugelassene Rechtsanwälte auftreten. Dr. Herm:mn Weinkauf. erster Präsident des ßGH (1950-1960). Das vorläufige Planungskonzcpl f'lir den BGH 1975. RechlS olxn das ehern . Großherzogliehe Palais. Auf dem bisherigen RoI-Kreuz-Gdände rcchls unlen an der Herrensnaßc das "Haus auf Sidzen" für den f't,in fgeschossigen Richler-Bau. links unlen der Bau flir die Bundesanwalrschafl. geplanl vom Karlsruher Archileklen Erich SchelJing. Einblick in die laufende Geschäftsbelas- tung mägen die im Jahre 1998 eingegangenen Revisionen geben: In Zivilsachen wurde dieses Rechtsmittel in 4.255 Fällen eingelegt, im Ver- laufe der letzten 20 Jahre hat sich somit diese Fallzahl mehr als verdoppelt. In Strafsachen wurde 3.443 Mal Revision eingelegt, die Zahl der Neueingänge hat sich mithin auf hohem Niveau stabilisiert. Eine Vielzahl von durch Beschlüsse oder auf andere Art erledigten Ver- fahren kommt hinzu. Die zukünftige Tätigkeit des Gerichts wird in immer stärkerem Maße geprägt sein von der geplanten Angleichung der europäischen Rechtssysteme. Damit wer- den nämlich neuartige Interpretarions- und Abgrenzungsprobleme auf die Senate zukom- men. Etschwerend wirkt sich aus, dass der 83 Bundesgerichtshof als letzte Instanz über die Auslegung von Gemeinschaftsrecht nicht selbst entscheiden darf. sondern die Rechtsfrage dem Gerichtshof der Europäischen Gemeinschaft in Luxemburg zur Entscheidung vorzulegen hat. Ein Beispiel, wie der europäische Eini- gungsprozess auch die Justiz erfasst. Erster Prä- sident des neu gegründeten Gerichtshofs war damals Hermann Weinkauff. Im Jahre 1894 in Trippstadt in der Pfalz geboren, besuchte er in Speyer das Gymnasium, srudierte sodann in München, Heidelberg, Würzburg und Paris. Nach den beiden juristischen Staatsexamen war er im bayerischen Jusrizdienst als Staatsan- walt und Richter tätig. Über das Justizminis- terium in München kam er 1926 zur Reichs- anwaltschaft, 1937 wurde er zum Reichsge- richtsrat ernannt. Der NS-Partei hat er nicht angehört. Nach Kriegsende wurde er zum Landgerichtspräsidenten in Bamberg. 1949 dort zum Oberlandesgerichtspräsidenten er- nannt. Im Oktober 1950 berief ihn Bundespräsi- dent Heuß auf die Karlsruher Chefs teile. Hier hat er nicht nur organisatorische Aufbauleis- tungen erbracht. sondern gleichermaßen in Wort und Schrift für allgemein verständliches Recht und Sicherung der richterlichen Unab- hängigkeit geworben. Im Jahre 1960 trat Weinkauff in den Ruhestand. 1981 ist er in Heidelberg verstorben. Das Bundesverfassungsgericht Die Errichtung des Bundesverfassungsgerichts war bereits im Grundgesetz festgelegt. die Ein- zelheiten sind erst im Jahre 1951 gesetzlich geregelt worden. Nach kurzem Wettstreit zwi- schen Berlin und Karlsruhe wurde die ehema- lige badische Landeshauptstadt zum Sitz be- stimmt. Für diese Wahl hatte sich namentlich Bundesjustizminister Dehler stark gemacht. Hierbei bedachte man. dass schon zu Zeiten der Weimarer Republik der damalige Staats- gerichtshof sich an demselben Orte wie das Reichsgericht befunden hatte. nämlich in leip- zig. Für die Wahl Karlsruhes war weiter aus- schlaggebend. dass ein Teil der Richter zu- gleich an anderen obersten Bundesgerichten. mithin auch am Bundesgerichtshof, amtieren würde. Ursprünglich ging man auch davon aus. dass die Verfassungsrichter auf die bereits vorhandene Bibliothek des Bundesgerichtsho- fes zurückgreifen könnten. Feierlich eröffnet wurde das Bundesverfassungsgericht am 28. September 1951 im Karlsruher Schauspielhaus. Hier erklärte Bundeskanzler Dr. Adenauer. nunmehr habe der organische Aufbau des deutschen Staatswesens seinen Abschluss er- reicht. Die Tätigkeit des neuen Gerichts be- 84 Nach Abriss des alten Staatstheaters Gespräch des ersten Präsidenten des BVG. Or. Müller, mit dem in Karlsruhe geborenen Architekten Prof. Baumgancn, Bcrlin. gann im Prinz-Max-Palais in der Karlstraße 10. Im Jahre 1969 k~nnten die zu eng gewor- denen Räumlichkeiten aufgegeben und ein moderner Neubau bezogen werden. der an Stelle des ehemaligen Staatstheaters auf dem Schlossplatz errichtet worden war. Laut Grundgesetz stellt das Bundesverfas- sungsgericht einen allen übrigen Verfassungs- organen gegenüber selbstständigen und un- abhängigen Gerichtshof dar. es ist zugleich oberstes Verfassungsorgan. Demnach ist es keinem Ministerium zugeordnet. sondern be- sitzt Selbstverwaltung. auch in haushaltsrecht- licher Hinsicht. Die gerichtlichen Aufgaben sind in § 13 des Gesetzes über das Bundesver- fassungsgericht katalogmäßig aufgezählt. We- sentlich gehören dazu die Kontrolle. ob die er- lassenen Gesetze mit dem Grundgesetz verein- bar sind. auch ob eine Regel des Völkerrechts Bestandteil von Bundesrecht ist. Zuständig- keit besteht namentlich für die Überprüfung. ob Gerichte und Behörden bei ihren Entschei- dungen das Grundgesetz beachten. für die Entscheidung von Verfassungssrreitigkeiten zwischen staatlichen Organen, für die Wahl- prüfung bei Bundestagswahlen, für die erwa- ige Verwirkung von Grundrechten, für das Parteiverbot sowie für verfassungsrechtliche Anklagen gegen den Bundespräsidenten oder gegen Richter. Inhaltlich spannt sich der Bo- gen vom ersten Urteil, das die Gültigkeit der Wahl zum Südweststaat überprüfte, bis hin zum Urteil vom November 1999 über die Re- gelung des Finanzausgleichs zwischen den Bun- desländern. Eine Sonderstellung nimmt die Verfassungsbeschwerde ein. Jedermann kann sich nämlich an das Gericht wenden mit der Behauptung, in seinen Grundrechten oder bestimmten grundrechtsähnlichen Rechten verletzt worden zu sein. Der Rechtsbehelf hat große praktische Bedeutung erlangt, zugleich zu beträchtlicher Belastung des Gerichts ge- führt. Seit 1993 stieg die Zahl der Verfassungs- beschwerden auf ungefähr 5.000 jährlich, über deren Annahme besondere Kammern befin- den, die aus drei Richtern bestehen. Mag nur ein geringer Teil dieser Verfahren für den Be- schwerdeführer erfolgreich verlaufen, so kön- Das Modell für den Neubau des Bundesverfassungsgerichts. 85 nen sie gleichwohl zu grundlegenden Ent- scheidungen führen wie erwa das Apotheken- urteil von 1958, das Beschränkungen der Nie- derlassungsfreiheit allgemein für nichtig er- klärte. Die nahezu allumfassende Letztent- scheidungskompetenz des Verfassungsgerichts, die weit in den politischen Raum hinein reicht, bleibt nicht vor gelegentlicher Kritik verschont. Zwei Spruchkörper sprechen Recht. Jedem det Senate gehören seit 1963 je acht Richter an. Die beiden Senate entscheiden eigenstän- dig. Lediglich in Fällen, wo ein Senat in einer Verfassungsfrage von der Entscheidung des anderen Senats abweichen will, muss sich das aus heiden Senaten bestehende Plenum verei- nigen und gemeinsam urteilen. Dies war seit Bestehen des Gericht erst zweimal der Fall. Alle Richterinnen und Richter werden ge- wählt, und zwar hälftig durch einen Wahlaus- schuss des Bundestages und hälftig durch den Bundesrat. Voraussetzung ist Erreichung des 40. Lebensjahres und Befähigung zum Rich- teramt. Drei der Mitglieder eines jeden Senats müssen zugleich einem der fünf obersten Ge- tichtshöfe des Bundes angehören, um entspre- chende richterliche Erfahrung einbringen zu können. Die Richteramtszeit beträgt zwölf Jahre, währt längstens bis zur Altersgrenze von 68 Lebensjahren, eine Wiederwahl ist ausge- schlossen. Aus Bundes- oder Landesdienst können wissenschaftliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter abgeordnet werden, die bei der Vorbereitung von Entscheidungen mithel- fen sollen. REINER HAEHLING VON LANZENAUER Von den schwierigen Anfängen der Schülermitverantwortung in Karlsruhe Das Beispiel Humboldtschule Die Wochen und Monate nach dem Sturz der Monarchie im November 1918 wasen gekenn- zeichnet durch eine breite Diskussion über die Ausdehnung demokratischer Mitbestimmungs- rechte und -formen auf Gesellschaft und Wirt- schaft. Nicht alles, was hier an Vorstellungen geäußert wurde, konnte schließlich verwirk- licht werden. Anderes setzte sich durch und wurde nach einer Unterbrechung während der NS-Diktatur beim Neuaufbau nach 1945 wie- der aufgegriffen. Hierzu gehört auch die Schü- lermitverwaltung oder -mitverantwortung. Neugestaltung des Jugendlebens Die Schule als Teil der gesellschaftlichen Wirk- lichkeit, war selbstverständlich Gegenstand der Diskussion, die von Lehrern wie Schülern in der gegebenen Situation geführt wurde. So veröffentlichte der sozialdemokratische Karls- ruhee "Volksfeeund" vom 29. November 1918 "Die Forderungen der Lehrerschaft an den neuen Volksstaat". Die mit "R ... c" unter- zeichneten "Forderungen" verlangten, dass "der Gedanke der Selbstverwaltung in weitest- gehender Weise" verwirklicht werden müsse und daher der Schulverwalrung "beratende und beschließende Körperschaften" zur Seite zu stellen seien. Davon könnten alle "Maß- nahmen auf dem Gebiete des Schulwesens" in einem höheren Grad profitieren, "als dies je unter dem bürokratischen Absolutismus des Obrigkeitsstaates möglich gewesen wäre". Wenige Tage zuvor, am 23. November, hatte bereits Dr. Knud Ahlborn, Mitglied des 86 Karlsruher Volksrates, im Auftrag des "Rates geistiger Arbeiter" im Karlsruher Rathaussaal über die Gründung von Schulgemeinden an den Schulen referiert. Der Mediziner, der vor dem Ersten Welrkrieg zu den Führungsfiguren der deutschen Jugendbewegung gezählt hatte, entwickelte gemäß einem Bericht im "Volks- freund" vom 16. Dezember 1918 in seinem Vortrag den "Plan einer Neugestaltung des Jugendlebens an den höheren Schulen" und gab dabei "der Schülerschaft die Anregung, mit enrsprechenden Wünschen an das Unter- richtsministerium und die Leitung der Schu- len heranzutteten". Resolution der Humboldrschule Ahlborns Aufforderung blieb nicht ohne Wir- kung. Dies geht aus den Ausführungen hervor, die der damalige Direktor der Karlsruher Humboldtschule - Realgymnasium - Dr. Kasl Ott am 15. Januar 1919 vor seinem Kollegium machte. Seinen Worten zufolge war die Karls- ruher Schülerschaft im November 1918 durch einen von auswärts gekommenen Dr. Knud Ahlborn veranlasst worden, beim Ministetium Forderungen betr. Schülerselbstverwaltung einzureichen, und zwar in "drei, unter dem Einfluss Ahlborns immer schärfer werdenden Fassungen". Die Oberstufenschüler der Hum- boldtschule freilich hatten sich in dieser Situ- ation eher distanziert gezeigt. Sie vetfassten eine "Resolution", die ihrem Direktor Dr. Ott am 3. Dezember 1918 vorlag. Sie sei hier wie- dergegeben: .Resolution der Humboldtschule anläss- Iich der Gründung einer sog. 'Schülervereini- gung·. Die Flut neudeutscher Freiheitsbestre- bungen ist auch an der Humboldtschule nicht wirkungslos vorbeigegangen. Ein ganz dem neuen Zeitgeist entsprechender Wunsch nach freier. von vernünftigen Grundsätzen geleite- ter Ausgestaltung des Schülerlebens in körper- licher u. geistiger Hinsicht drängt zur Auswir- kung. Dieses an sich sehr natürliche u. begreif- liche Verlangen hat an anderen Karlsruher Lehranstalten zur Bildung einer sog. 'Schüler- vereinigung' oder .Schulgemeinde' geführt. Die Humboldtschule betont nichtsdesto- weniger. einer derartigen Einrichtung fremd gegenüber zu stehen. Wir wollen uns nicht zu lächerlichen Nachäffern eines Arbeiter- und Soldatenrats erniedrigen! Wir wollen auch nicht. wie es das Bestreben der Schülergemein- de zu sein scheint, mit mehr oder weniger Ge- walt die Durchsetzung unserer Wünsche er- zwingen. geschweige denn. durch die dumm- freche Anmaßung. bei einer erwaigen Neuge- staltung des Lehrplans mitzureden. unsere ei- Dr. Kar! On (1873-1952), Direktor dc=r Humboldtschule 19 12- 19 19, Direktor der Goetneschule 19 19- 1933 . leiter dc=s Pädagogisch!':n Seminars Karlsruhe 1928- 1933. Honorarprofessor an der TH Karlsruhe. 1947 Ministcrial- ::I ircktor im Unterrichuminisrerium des Landes Baden. 87 gene Unreife bekunden. Die Humboldtschu- le kann nicht scharf genug die Grenze ziehen. die sie von allen derartigen Bestrebungen trennt. Vielmehr sind wir fest entschlossen, unsere inneren Angelegenheiten selbst zu re- geln und dem neuen Geist Rechnung zu tra- gen auf dem Wege offener. vernünftiger Bera- tung mit unserer Lehrerschaft. der wir in allem unser vollstes Vertrauen entgegenbringen. Nur aus einem engen Zusammenschluss und ge- genseitigem Wohlwollen. nicht aus Unfrieden und Entfremdung kann für unsere Sache Nützliches ersprießen. Zu näheren Angaben erklären wir uns gerne bereit. Die 0 1 und U 1 der Humboldtschule." Sozialstruktur der Schüler Ein Blick in die Schülerlisten der Humboldt- schule mag helfen. die in der Resolution zuta- getretende Zurückhaltung gegenüber der revo- lutionären Umgesraltung Deutschlands samt ihrem Charakteristikum. den Arbeiter- und Soldatenräten. zu verstehen. Abgesehen erwa von einem Abkömmling der Karlsruher Fabri- kantendynastie Wolff - . Wolff & Sohn" -. stammten die Schüler der Unter- und Ober- prima des Schuljahres 1918/19 in ihrer über- wiegenden Mehrheit aus eher kleinbürger- lichen Verhälrnissen. sie waren Söhne von Handwerkern. Kaufleuten und Beamten wie Post- oder Eisenbahnsekretären. einige kamen aus Volksschullehrerfamilien. Akademische Be- rufe waren äußerst gering vertreten; so kom~ men unter den Vätern nur je ein Arzt. Apothe- ker und Diplom-Ingenieur vor. Zu den akade- misch gebildeten Vätern gehörten ferner ein Architekt der badischen Staatsbahn sowie der Physiker Otto Lehmann. Professor an der Tech- nischen Hochschule. schließlich der Rechts- anwalt und Zentrumspolitiker GustavTrunk. der in der seit dem 10. Oktober 1918 amtie- renden . Vorläufigen Volksregierung" das zeit- bedingt schwierige und undankbare Amt eines Ernährungsministers bekleidete und vom April 1919-29 als badischer Justizminister amtierte. Einige der Oberprimaner waren zum Schul- unterricht beurlaubte oder entlassene Kriegs- teilnehmer. Unter ihnen befand sich beispiels- weise auch ein Leutnant der Reserve, der nach einer schweren Verwundung an die Schule zurückgekehrt war, im Dezember 1918 ein vorgezogenes Abitur ablegte und mit dem Berufsziel "Offizier" von der Schule abging! Auch die von den anderen Abiturienten ge- nannten Berufs- und Studienwünsche zeigen das Bestreben, sich in die bestehende bürger- liche Ordnung einzufügen. Allzu viel Revolu- tion konnte da nur hinderlich sein. Stellungnahme der Lehrer Hatten die Primaner mit ihrer "Resolution" bereits ein Meinungsbild geliefert, so standen die Lehrer ihrer Schule im Januar 1919 vor der Notwendigkeit, sich ebenfalls zu äußern. In der oben erwähnten KOQferenz vom 15. Janu- ar stand ein Entwurf des Ministeriums unter dem Titel "Grundzüge eines Programms für Schülerselbsrverwaltung" zur Diskussion. Die dabei protokollierten Äußerungen lassen deut- liche Differenzen innerhalb des Kollegiums erkennen. Die Extreme werden einerseics mar- kiert durch die Aufforderung "die Frage der Schülerselbsrverwaltung im ganzen abzuleh- nen als dem Geist der Revolution entspre- chend und die Autorität des Lehrers untergra- bend", auch beruhe die Schule "auf dem Prin- zip der Arbeit und des Gehorsams". Die Schü- ler dürften schließlich "nicht zu Richtern über das Werk der Schule gesetzt werden". Einer der Diskuranten verwarf die Bestre- bungen zur Einführung der Schülerselbsrver- waltung als zur "Politik gehörend"; die Politik aber sei von der Schule fernzuhalten . An Argu- menten fur die Schülerselbsrverwaltung wur- 88 de angefuhrt, dass man "neuzeitlichen Verhält- nissen entsprechend" den Schülern ein "gewis- ses Mitbestimmungsrecht in den Schulverhält- nissen" nicht vorenthalten könne. Knud Ahl- born habe "die Karlsruher Schuljugend nur angespornt, das als Forderung auszusprechen, was schon längst in ihnen (!) vorhanden gewe- sen sei". Entschiedener noch klang ein weite- rer Diskussionsbeitrag: die Bewegung sei im Zusammenhang mit der Revolution entstan- den, "die überall den Geist der Autorität, der Unterordnung" beseitigt habe. Die Schule sei nicht mehr bestimmt durch die ,,Autorität des Beamten im Lehrer" - verankert in der Auto- rität der Obrigkeit -, sondern durch die ,,Au- torität der breiten Schichten des Volkes, des Parlaments". Eine völlige Parlamentarisierung der Schule sei freilich nicht erstrebenswert; die Einfuhrung der so genannten Schulgemeinde, eine periodisch tagende Schülerversammlung der oberen Klassen, entspreche nicht den deutschen Verhältnissen. Nur den gereifteren Schülern, den Prima- nern, seien einige Rechte der Selbsrverwaltung einzuräumen. Dr. Ott fasste die Diskussion dahin gehend zusammen, dass wohl überall ein neuer Geist wehe, der durch die Revoluti- on zur Äußerung gekommen sei, die Revolu- tion selbst stelle lediglich den Abschluss "einer schon lange vorher wirkenden historischen Entwicklung" dar. Deshalb könne man a11 das annehmen, was historisch und organisch ins Schulleben hineinwachse. Abzulehnen sei da- gegen alles, was von außen in die Schule hin- eingetragen werde, was z. B. den englischen Verhältnissen entlehnt sei oder "von der Poli- tik" stamme. Alle organisatorischen Änderun- gen fielen allein in die Zuständigkeit des leh- rerkollegiums oder der Stadtgemeinde. Die Schüler könnten innerhalb der Schule zur Organisation verschiedener Veranstaltungen herangezogen werden, wie etwa zu Turnspie- len, Festen und dergleichen. Klassen" galten. Der Beschluss sei an den anderen Schulen be- reits umgesetzt, weshalb er vor- schlage, auch an der Hum- boldtschule je zwei Vertreter der zwei oder drei oberen Klas- sen zu bestellen. Die:: "Bollt':nz.eitung" von 1913 zeigt karikierend das Verhältnis vom Schült':r zu seinen uhrern, das in dc=r Weimarer Republik andere Akzente erhalten 5011lc. Ein Teil des Kollegiums ver- suchte, auch diesen bescheide- nen Fortschritt mit dem forma- len Argument zu verhindern, dass eine Behandlung der An- gelegenheit auf der Tagesord- nung nicht vorgesehen gewesen sei. Überdies liege der Beschluss Die erste Schülervertretung Die Abstimmung brachte folgende Ergebnis- se: einstimmig abgelehnt wurde die Einfüh- rung der so genannten Schulgemeinde als Ein- richtung, "die bezweckt, das äußere und inne- re Schulleben unter die Kontrolle einer perio- disch tagenden Schülerversammlung der 'obe- ren Klassen zu bringen". Ebenso einstimmig der Ablehnung verfiel eine ständige, von den Oberklassen zu wählende Schülervertretung, die unter dem Vorsitz eines von den Schülern gewählten Lehrers "den Verkehr zwischen Schülern und Lehrern" vermitteln sollte. Mit einer Stimme Mehrheit abgelehnt wurde eine dritte Variante, die eine Schülervertretung "ohne den gewählten Lehrer" vorsah. In ihrem ablehnenden Verhalten wurde die Lehrerschaft der Humboldtschule freilich bald von der Entwicklung überholt. Am 13. März 1919 eröffnete Direktor Dr. Ott seinem Kol- legium anlässlich einer Lehrerkonferenz einen Beschluss der Direktorenkonferenz, der vor- sah, dass in den drei oberen Klassen je zwei Vertreter zu wählen seien, die als "Sprecher der 89 vom 15. Januar vor, der die Einführung einer Schülerver- tretung an der Humboldtschule abgelehnt habe. Nach einer Diskussion, in der betont wurde, dass durch die Haltung der anderen Schulen eine neue Lage entstanden sei, fiel schließlich der Beschluss, dass in Obersekun- da [Klasse 11], Unter- und Oberprima [Klas- sen 12 und 13] je zwei Klassensprecher zu wählen seien. Damit wurde auch an der Humboldtschu- le dem Prinzip Schülerselbstverwaltung we- nigstens ein schmaler Pfad eröffnet. Im No- vember 1919 wurde der Pfad ein klein wenig verbreitert. Unter der Leitung des neuen Di- rektors Robert Burger beschloss die Lehrer- konferenz, dass künftig bereits ab Untertertia [Klasse 8] Klassensprecher zu wählen seien, während in den Klassenstufen darunter, die Sprecher vom Klassenlehrer zu ernennen wa- ren. "Die Befugnisse der Gewählten" sollten "nach einiger Zeit der Erfahrung streng um- grenzt werden." Anzumerken bliebe, dass die- ser Konferenzbeschluss lediglich einer entspre- chenden Verordnung des Kultusministeriums vorauseilte. RAINER GUTJAHR Polytechnicum, Technische Hochschule, Universität Karlsruhe 175 Jahre Durlach als Universitätsstadt Aufitiegspläne eines wirtschaftlich darniederliegenden Landstädtchens "Hat jemals eine Stadt über die Unbeständig- keit des wandelbaren Glücks seufzen müssen, liegen Exempel vor Augen, dass Inwohner, vormals glückliche lnwohner ihrem völligen Ruin entgegen andere Städte aber theils entste- hen rheils immer mehr beglücket und in blü- hendem Flor sehen müssen, hat aber auch jemals eine Stadt ein widriges Schicksal gegen ihr Verschulden betroffen, so ist es leyder! Die hiesige Stadt." Mit dieser Klage begannen der Durlacher Bürgermeister und die Herren von Gericht und Rat am 30. April 1779 eine Bittschrift an den "durchlauchtigsten Markgrafen", die we- nige Tage später mit einem befürwortenden Begleitschreiben des Durlacher Oberamtes und Spezialats an den Kirchenrat als die zu- ständige Regierungsbehörde weitergeleitet wurde. Zwei Mal hatte die Stadt in den zu- rückliegenden 90 Jahren unter der Unbestän- digkeit des Glücks seufzen müssen: Im August 1689 brannten die Truppen des französischen Königs Ludwig XIV. die damalige Residenz- stadt Durlach bis auf die Grundmauern nie- der. Knapp 30 Jahre später verlegte Markgraf Karl Wilhelm seine Residenz von Durlach in die neu gegründete Stadt Karlsruhe. Ihm folg- ten alle Hofbediensteten und fast alle Beamte. Die Bevölkerungszahl sank zunächst von knapp 3.300 auf rund 2.800 Menschen, um erst in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts lang- sa~ wieder zu steigen. Auch das 1586 eröffnete Gymnasium illus- trc, das zeitweise fast Universitätsniveau er- reicht hatte, wurde 1724 in die neue Stadt 90 verlegt. Mit der Schule verließen Schüler und Professoren die ehemalige Residenz. In Dur- lach blieb nur ein eher bescheidenes Pädago- glUm. Der wirtschaftliche Niedergang Die Durlacher erlebten einen wirtschaftlichen Niedergang, den sie in ihrer Bittschrift aus- führlich schilderten. Geschickt verwiesen sie auf die Folgen der Gründung Karlsruhes für ihre eigene wirtschaftliche und soziale Lage: "Der Hauptgrund dieses nicht genug zu be- schreibenden Zerfalls ruht also in dem nicht zu schätzenden und vielleicht ewig nimmer er- setzt werdenden Verlust der fürstlichen Resi- denz." Es folgen Beschreibungen des niederlie- genden Gewerbes, das durch die Konkurrenz der Karlsruher und auch Pforzheimer Han- delsleute leide, so dass die Durlacher gezwun- gen seien, vom Ertrag ihrer Äcker oder Gärten zu leben und auf die Weinlese zu hoffen. Dabei hatten nicht wenige nur "etliche Vier- tel Ackerland und einen Weinberg". Allein die große Allmende verhindere, dass viele an den Bettelstab gerieten. Zahlreiche Grundstücke in der Stadt waren unbebaut, übetall fanden sich noch Ruinen oder Ruinenreste von dem großen Btand von 1689 und einem Stadt- brand im Jahr 1743. Im Schlossbereich wur- den die Mauerreste erst in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts abgetragen. Der Magis- trat schrieb im April 1779 von "schlechten Lotterfallen" und Baulücken, "welche bisher traurige Zeugen der Unvermögenheit der In- wohner sind." Das wiederaufgebaute Durlach nach Verlegung der Residenz. Universitäts pläne Doch sollte es bei den allgemeinen Klagen nicht bleiben. Die Durlacher hatten eine Idee, wie ihrem darniederliegenden Wirtschafts- leben wieder aufgeholfen werden könnte. "Es möchte Ew. Durchlaucht gnädigst gefällig sein, in unserer Stadt eine Universität zu etablieren. « Der Zeitpunkt für eine solche Bitte schien günstig. Die nächstgelegene protestantische Universität lag in Tübingen, nachdem Straß- burg 1681 von den katholischen Franzosen übernommen worden war. Dass in der badi- schen Markgrafschaft ein Bedarf an einer evangelischen Landesuniversität bestand, zeig- te sich auch daran, dass gerade das Karlsruher Gymnasium so ausgebaut werden sollte, dass Theologiesrudenten dort fertig ausgebildet werden konnten. Zudem regierte mit Mark- 91 grafKarl Friedrich ein Vertreter des aufgeklär- ten Absolutismus das Land, der den allgemei- nen Wohlstand auch durch eine Verbesserung der Bildung heben wollte. Die Durlacher hatten zudem für eine Uni- versität einiges zu bieten. So wiesen sie auf die seit dem Tod von Markgräfin Magdalena Wil- helmina 1743 leerstehende Karlsburg hin, die sich als Universitätsgebäude gut eigne. Zudem könne der markgräfliehe Bauhofgarten in ei- nen medizinisch-botanischen Garten umge- wandelt werden. Vor allem aber war die Stadt bereit, sich mit 15.000 Gulden an den Kosten zu beteiligen. Hinzukommen sollten Beiträge von einzelnen Durlacher Bürgern und aus den umliegenden Oberamtsortschaften, so dass insgesamt ein Betrag von 25.000 Gulden zur Verfugung stünde. Auch wollte sich die Stadt an der Bezahlung der Lehrkräfte durch die Beisteuerung von Holz und die Überlassung von Wiesen-, Acker- und Gartenland beteili- gen. Die Vorteile für die Stadt und damit auch für das ganze Land sah man darin, dass aus den umliegenden Ländern Studenten und Lehrkräfte kämen. Da in Tübingen die einzi- ge protestantische Universität der weiteren Umgebung war, rechnete man mit jungen Männern aus den evangelischen Ländern dies- und jenseits des Rheins, aus Speyer, Worms und Frankfurt. Auch die evangelischen Elsäs- ser, Sttaßburget und Pfälzer sowie die Bewoh- ner der evangelischen Reichsstädte in Schwa- ben würden kommen, zumal ihnen in Dur- lach Klima, Speisen und Getränke vertraut seien. Vor allem versprach man sich von der Ansiedlung einer Universität ein Wiederaufle- ben der Bautätigkeit in der Stadt. Ablehnung trotz Bürger.penden Die Werbetätigkeit füt den Plan wutde bald begonnen, schnell hatten 52 Bürger und Be- amte beträchtliche Summen gezeichnet. Einen großen Bettag übernahm mit 300 Gulden Hofrat und Oberamtmann Posselt. Auf seine Initiative ging das Durlacher Votgehen wahr- scheinlich zurück. Natürlich zeichneten die Ratsherren und der Bürgermeister Waag. Auch auffallend viele Gastwirte spendeten jeweils 100 bis 150 Gulden. Sie versprachen sich von Studenten und Professoren natürlich große Gewinne. Das erhofften sicherlich auch die bei den Spender Buchbinder Korn und Apo- theker Bleidorn. Die Fayence-Fabrik, zu die- sem Zeitpunkt die bedeutendste Manufaktur in dem kleinen Landstädtchen, beteiligte sich ebenfalls. Monatelang mussten die Durlacher war- ten, bis der endgültige Ablehnungsbescheid kam "mit dem Bemerken, dass man ungeach- tet des wohlgemeinten Anerbietens der Stadt Durlach zu einem Beitrag dennoch dahier kei- 92 ne Mittel zu einem hinlänglichen Fond ausfin- dig machen könne, diesem nach die Sache ruhen lassen müsse." Im 19. Jahrhundert musste Durlach dann beobachten, wie sich aus dem 1825 in Karls- ruhe gegründeten Polytechnikum eine welt- weit hochangesehene Technische Hochschule entwickelte. Inzwischen hatte aber auch in dem kleinen Landstädtchen im Schatten der Residenz neu- er Wohlstand Einzug gehalten. Mit der indus- triellen Produktion vor allem der Firmen Se- bold und Gritzner entwickelte sich Durlach zu einem Industriesrandort. Die Bevölkerungszahl wuchs auf 14.000 kurz vor dem Ersten Weltkrieg. 1878 wurde das Pädagogium samt höheter Bürgerschule zu einem Pro- und Realgymnasium erhoben. Mit dem Umzug in den prächtigen Neubau 1907 wurde die Schule endlich wieder zu einem Vollgymnasium. Die als Universitätsgebäude vorgeschlage- ne Karlsburg erlebte gleichzeitig einen sozialen Abstieg, bis sie in den 1980er Jahren als Kul- turzenttum füt Museum, Bibliothek und Ver- eins leben wieder zu neuem Leben erweckt wurde. SUSANNE ASCHE Geschichtswissenschaft an einer Technischen Hochschule Wer vermutet schon das Fach Geschichte unter den vielen ingenieur- und naturwissenschaftli- chen Disziplinen? So unglaublich es klingt - als die Urform unserer Universität, als die Poly- technische Schule 1825 gegründet wurde, stand das Fach bereits im Lehrprogramm. Und es erschien nahezu ununterbrochen bis heute in allen Vorlesungsverzeichnissen. Warum Geschichtsunterricht? Es hatte einen schlichten Grund, dem Poly- technikum das Fach gleichsam in die Wiege zu legen: Zu den Bestandteilen, aus denen die Anstalt zusammengefügt,wurde, gehörten die beiden Oberklassen der Karlsruher Realschule. Neben der polytechnischen Fachausbildung musste folglich noch normaler Schulunter- richt fortgeführt werden. Mindestens die jün- geren unter den polytechnischen Eleven ka- men nicht darum herum, sich mit Deutsch, Geographie, Religion, mit Zoologie, einer modernen Fremdsprache und eben mit Ge- schichte plagen zu müssen. Offenbar erwies sich darüber hinaus auch das Schulwissen äl- terer Polytechniker als verbesserungsbedürftig. In solchen Fällen riet man dringend zur Teil- nahme an solcherart Fundamentalunterricht. Auf diesem Wege wuchsen die Fächer (deut- sche) Literatur und Geschichte langsam in den Rang von allgemeinbildenden "Ergänzungs- fächern" , deren Belegung man jedem Studen- ten nahelegte. Leider fehlt uns die Kenntnis, wovon die Geschichtsstunden im einzelnen handelten. Fest steht allein, dass der Unterricht nichts Geringeres als die ,,Allgemeine Weltgeschichte" zum Gegenstand hatte. Einsetzend im klas- 93 sischen Altertum und in der Gegenwart en- dend, besaß das einen Zeitumfang von gut 2.500 Jahren. Zwar sollte der Geschichtskurs über zwei Studienjahre gehen und vier Wo- chenstunden ausfüllen. Doch selbst wenn wir uns den Stoff vorwiegend auf die politische Geschichte Europas begrenzt denken, sind Zweifel am Nutzeffekt des Unternehmens an- gebracht. Es wurden seinerzeit denn auch Ein- wände gegen ein so hochgestecktes Vorhaben laut. Dem ersten Geschichtslehrer des Poly- technikums, Realschuldirektor Professor Küh- lenrhal, war unwohl zumute. Allerdings miss- fiel ihm nicht etwa der breite Zeitrahmen; ihm bereitete vielmehr die zu geringe Stundenzahl Sorgen. Neubewertung des Fachs An dem Konzept hielt man gleichwohl bis in die 1870er Jahre fest. Inzwischen hatte jedoch eine Neubewertung des Fachs eingesetzt. Es lös- te sich im Zeichen vielfältiger Verwissenschaft- lichungvon seiner bisherigen Funktion, Schul- wissen zu vermitteln oder zu erweitern und rückte auf zum gtundlegenden Element jegli- cher akademischer Bildung. Von den Universi- täten ausgehend, überschnitt sich die Neube- wertung mi t ähnlichen Veränderungen, die das Wesen und das Selbstverständnis der Polytech- nischen Schulen erfuhren: Solide Geschichts- kenntnis sollte unabdingbares Statusmerkmal des Technikers und Ingenieurs werden. Allein, die Errichtung und Besetzung eines Geschichtslehrstuhls erfolgte in Karlsruhe auf bemerkenswerte Art. Antreibend ins Spiel kam nämlich die badische hohe Politik, kam die maßgebende Einwirkung Großherzog Hermann Baumgam:n 1825- 1893 Im Herzogtum Braunschweig geboren. vmiene er nach dem Studium der Geschichte als Journalist entschieden für ein von Preußen g~ruhrtes liberales Kleindeutschland. Der Heiddberger Hismfiker G. G. Gefvinus. dem er als Assis- tent dieme, empfahl ihn , der weder promoviert noch habi- lidert war, fur die KariSfuher Professur. Mit seinem Aufsatz "Der Liberalismus - eine Sdbstl:'ritik" lenkte der politische Historiker 1866 auf Bismarcks Realpolitik ein und wurde zu einem wichtigen Weichensteller für die sich neu formie- renden Nationalliberalen, die für die folgenden Jahrzehnte mei nungsbildend sein soll ten. Dem Ruf an die Universität Straßburg folgte er gern, da er sich fragte: n Was hilft mir ein volles Auditorium, in dem nicht ein ei nziger Mensch sint, der mir fo lgr." Friedrichs Jc Nicht nur, weil er sich während seines Studiums insbesondere der Geschichts- disziplin gewidmet hatte, nicht bloß, weil er seither engste Beziehungen zu herausragenden deutschen Historikern pflegte. Friedrich legte Wert darauf, dass an den drei Landeshoch- schulen Historiker lehrten, die seine eigenen politischen Leitlinien mindestens nicht stör- ten: Den liberal sowie den kleindeutsch und propreußisch ausgerichteten Kurs. 1860 wur- de nun die Aufwertung des Geschichtsunter- 94 FranzSchnabelI 887- 1966 In Mannheim geboren, studierte er Geschichte in Heidel- berg. wo er sich als Schüler von Hermann Oncken verstand und bald als Gymnasiallehrer sehr erfolgreich wirkte, bis er mit 34 Jahren Ordinarius an der TH Karlsruhe wurde, 1945- 1947 war er als Leiter der Abteilung Kultus und Unterricht in der Landesbezi rksdirektion Karlsruhe maß· geblich Olm Wi~deraufbau des Bildungswesens beteiligt. richts am Polytechnikum spruchreif. Zur sel- ben Zeit erreichte die Frage der nationalen Einigung Deutschlands ein Stadium, das in absehbarer Nähe eine Lösung verhieß. Politische Akzente Vor diesem Hintergrund erhielt die Auswahl des Karlsruher Historikers ihre außergewöhn- liche Note. Der berufene Hermann Baumgar- ten, ein studierter Historiker, hatte sich als li- beraler Publizist einen Namen gemacht. Seine politischen Ansichten und Erwartungen dürf- ten denen Friedrichs mindestens geähnelt ha- ben. Persönliche Verbindungen zum liberalen Hoflager kamen empfehlend hinzu. Im Herbst 1861 trat Baumgarten die Karlsruher Profes- sur an. Hier entstand sein umfängliches Werk zur jüngsten Geschichte Spaniens. Vor allem aber bewährte er sich als akademischer Lehrer. Und er gewann den Eindruck, als hätten sei- ne dem exakte Messbaren zugewandten. zahl- reichen Hörer bei ihm gelernt. die unwägba- ren "Moralischen Mächte" wahrzunehmen, die am Gang der Weltgeschichte mitwirkten. 1872 verließ Baumgarten die Anstalt und ging an die Universität Straßburg. Erwähnens- wertes ist erst wieder für Adam Pfaff überlie- fert. der hier von 1878 bis 1885 lehrte. Er straffte den Lehrstoff in zweierlei Hinsicht. Seine Überblicke setzten erst im Mittelalter ein. und er konzentrierte sie auf deutsche Ge- schichte. pfaffs zahlreiche Veröffentlichungen erlauben allerdings anzunehmen. dass er spie- lend fähig gewesen wäre. ein ungleich breiter gefächertes Spektrum vorzustellen. Interesse verdient das politische Motiv. das bei Pfaffs Berufung abermals zu Tage tritt. Nach der 1848er Revolution war der Hesse in die Schweiz geflüchtet. wo er die besondere Wertschätzung der Liberalen gewann. Mitt- lerweile zog es ihn nach Deutschland zurück. Zu den positiven Seiten. die die Berufungs- kommission an Pfaff rühmte. gehörte auch. dass er .. auf politischem und religiösem Gebie- te einer durchaus freien Richrung huldigt". Seine Berufung belegt. dass die politische Grundierung einer Geschichtsprofessur für den Großherzog. unabhängig von der Reichs- gründung, immer noch gewichtig war. Weniger deutlich drückte dieser Zug sich auch gegenüber dem Pfaff-Nachfolger Arthur Boehdingk aus. Doch zunächst noch dies: Bis- her hatten die Geschichtsprofessoren zumeist 95 auch das Literaturfach inne. Da die Germanis- tik ebenfalls zu einer anspruchsvollen Wissen- schaft gereift war. wurde die Fächerverbin- dung von Geschichte und Literatur je länger desto mehr problematisch. Unter den Kandi- daten. die zur Wahl standen. gab es nurmehr einen. dem man die sachkundige Behandlung beider Gebiete zutraute - den Jenenser Extra- ordinarius Boehdingk. Trotz mancher Vorbe- halte. die der eine oder andere Gutachter ansonsten äußerte. gab ihm die Berufungs- kommission den 1. Listenplatz - aus Rücksicht auf die leidige Fächerkombination. Innerhalb der Historikerzunft brachte Bo- ehdingk es nie zu Ansehen; seine Beliebtheit bei den Studenten soll groß gewesen sein. Stär- ker als die Wissenschaft scheint ihm das Poli- tisieren gelegen zu haben - sei es. dass er dank seiner rhetorischen Begabung oft die patrioti- schen Feiern von Hochschule und Stadt zier- te. sei es dass er Badens Nationalliberale auf den Kriegspfad gegen Katholiken und Sozial- demokraten mitzureißen trachtete. Der Kon- trast zwischen seiner agitatorischen und seiner wissenschaftlichen Hingabe verstimmten den Großherzog. Seinem langwährenden Wunsch. Boehdingk durch einen würdigeren Fachver- treter ersetzt zu sehen, stand indes das Beam- tenrecht entgegen. Im Sommer 1914 klagte dann das Kultus- ministerium über verschiedene Mängel an Boehtlingks Darbietungen. Namentlich ver- misste es das Bemühen. den Srudierenden .. die notwendige Verbindung der Technik mit der Gesamtkultur unserer Zeit zu vermitteln". Der akademische Senat solle daher überlegen. ob nicht eine jüngere. anregendere Parallel- kraft gewonnen werden könne. Gern ging der Senat darauf ein. aber auf grund der eingetre- tenen Kriegsumstände kamen nur kurzlebige Historiker-Zwischenspiele zustande. Die Hoch- schule musste mit Boehtlingk bis zu dessen Emeritierung im Frühjahr 1919 auskommen. Die Ära Franz Schnabel Nun gelang es endlich, die überlebte Fächer- verbindung zu trennen, und auf das erste reine Geschichtsordinariat gelangte der Hei- delberger Extraordinarius Herrmann Wätjen. Er entnahm seine Vorlesungsthemen Gebie- ten, die angesichts der deutschen Kriegsnie- derlage eines hohen Interesses sicher sein mochten. Allemal dürfte dies für die Vorle- sung "Deutschlands Außenpolitik in den letz- ten Vorkriegsjahren und während des Welt- krieges" zutreffen. - Da Wätjens kurze Ver- weildauer absehbar war, hatte die Hochschu- le vorsorglich den Gymnasiallehrer Dr. Franz Schnabel habilitiert. Det ttat 1922 denn auch die unmittelbare Nachfolge an. Sein Vorle- sungsprogramm bewegte sich kaum einmal hinter das 19. Jahrhundert zurück. Dafür ten- dierte es in die 1914 angemahnte zeitgemäße Richtung: Schnabel kündigte erstmals auch sozial- und wirrschaftsgeschichtliche Themen an. Ob und in welchem Umfang Technikge- schichtliches einfloss, ist unbekannt. In Schnabel erkennen wir den Vertreter einer Forschungsrichtung, die den Haupt- und Staatsakrionen der Großen Politik weni- ger aufgeschlossen begegnete, als es in der aka- demischen Zunft üblich war. Das mochte wiederum einiges mit Schnabels politischem Standort zu tun haben: Der gebürtige Mann- heimer verhehlte nicht seine Loyalität gegen- über der Weimarer Verfassung und rechnete sich dem "liberalen" linken Flügel des politi- schen Katholizismus zu. In dieser geistigen Umgebung gehörten kritische Auseinanderset- zungen mit der Wirrschafts- und Sozialord- nung seit langem zu den auffälligsten Diskus- sionsstoffen. Dieselbe Problematik bewegte nachhaltig auch die Studentenjahrgänge im Weimarer Deutschland. Ihren Niederschlag fanden Schnabels poli- tische Maßstäbe nicht zum wenigsten in dem 96 großen Werk, das er in Angriff nahm - in der auf mehrere Bände angelegten "Deutschen Geschichte im 19. Jahrhundert". Eines seiner Anliegen war es, endlich den rühmlichen An- teil zu beleuchten, den der Liberalismus neben dem vielbeschworenen Bismarckschen an der Reichseinigung hatte. Ferner legte er gewis- sermaßen die erste Schneise, auf der die Ge- schichtsmächtigkeit der technischen Entwick- lung sichtbar wurde. Von der nationalsozialistischen Machtü- bernahme hatten Leute in seiner Stellung und von seinem geistig-politischen Zuschnitt kaum Gutes zu gewärtigen. Schnabel lavierte, ent- ging der "Säuberungs"-Welle, die 1933/34 über die Hochschulen hinwegtobte, lavierte weiterhin. Bald bereute es die Führung, dass Gelehrte seines Schlages fürs erste ihrem Zu- griff entkommen waren. 1935 verschaffte sie sich die gesetzliche Handhabe, um missliebige personelle Altbestände los zu werden. Zu dieser Gruppe zählte an d~r Karlsruher Hochschule u. a. auch Schnabel. Ihn zu entfernen, mach- ten sich Rektor und Prorektor dem Ministeri- um auf unwürdige Art dienstbar, und Schna- bel wurde zum September 1936 zwangsweise emeritiert. In Karlsruhe war es ein offenes Ge- heimnis, dass er nicht einer angeblich erforder- lichen Fächerverlagerung, sondern einer politi- schen Flurbereinigung zum Opfer gef.illen war. Die Hochschulführung merkre schon bald, dass ohne entsprechende Geschichtsunterwei- sung die "weltanschauliche Festigung" der Studentenschaft schwerlich zu erzielen war. Trotz eifrigen Bemühens um eine nationalso- zialistisch bewährte Lehrkraft kamen nur ein paar flüchtige Aushilfen zustande. Das Fach hatte selbst dem Buchstaben nach im Grunde aufgehört zu existieren. Nach dem Zusammenbruch des "Dritten Reichs" kehrte Schabel sogleich zu seiner Lehr- tätigkeit zurück. Im SS 1946 las er einstündig über "Ursachen und Folgen des Jahres 1933". Der Hochschule stand er allerdings nur einge- schränkt zur Verfügung, weil ihn die US-Mi- litärregierung als quasi "Kultusminisrcr" für Nordbaden eingesetzt hatte. 1947 gar nahm er einen Ruf an die Münchner Universität an. Erneut riss eine Lücke auf, und erst 1951 er- hielt die Hochschule wenigstens ein Extraor- dinariat bewilligt, in das der Heidelberger Ex- traordinarius Walther Peter Fuchs einrückte. Seine Betriebsamkeit verhalf dem Fach zu ansehnlicher Statur. Am augenfalligsten wur- de sein Wirken im Aufbau des Studium gene- rale. Seine Lehrveranstaltungen - Vorlesun- gen, Seminare und Kolloquien - umspannten einen weiten Zeitraum der politischen und der Geistesgeschichte. Schwerpunkte bildeten die Geschichte des Zweiten Weltkriegs, des "Drit- ten Reichs" und der Weimarer Republik, also Abschnitte, für die sich ein unabweisbarer In- formationsbedarf der studentischen Nach- kriegsjahrgänge aufgestaut hatte. Darüber hi- naus wirkte der aktuelle Ost-West-Konflikt auf die Veranstaltungen ein: Einerseits, indem Fuchs Seminare über Marx, Lenin oder den Marxismus sowie über das Berlin-Pro.blem abhielt, anderseits durch Vorlesungen des Ori- entalisten Klingmüller (über das arabische Szenarium) oder des deutsch-amerikanischen Historikers Felix Hirsch über die Abfolge der amerikanisch-sowjetischen Beziehungen. Die zeitgeschichrlich-weltpolitischen Grat- wanderungen, die Fuchs aufgenommen hatte, setzte Thomas Nipperdey seit 1962 in gewis- sem Umfange fort. Fruchtbare Ansätze erga- ben sich sodann aus Seminaren, die er gemein- sam mit dem Kunsthistoriker Lankheit und dem Soziologen Linde bestritt. Mit Nipperdey endet die Reihe der Histo- riker, die an der alten Technischen Hochschule lehrten. 1967, als die Hochschule zur "Univer- sität Karlsruhe (TH)" wurde, nahm dieser vielversprechende junge Wissenschaftlicher ei- nen Ruf an das angesehene Historische Semi- nar der Freien Universität Berlin an. Unter sei- nen Nachfolgern Walter Bußmann und Ru- dolfLill gedieh der betagte Lehrstuhl zu einem Institut, das neben der Lehre auch der For- schung breiteren Raum verschaffte. KLAUS·PETER HOEPKE Geschichte des Instituts für Literaturwissenschaft an der Universität Karlsruhe Das heutige Institut für Literaturwissenschaft geht auf die Errichtung eines LehrstuhIs für Geschichte und Literatur im Jahr 1861 zu- rück, der eine - dem humanistischen Bil- dungsbegriff des 19. Jahrhunderts verpflichte- te - ergänzende geisteswissenschaftliche Aus- bildung für die Studierenden der technischen und mathematisch-naturwissenschaftlichen Fächer gewährleisten sollte. Charakteristisch für diese frühe Form der Literaturwissenschaft 97 an der Fridericiana war eine enge fachwissen- schaftliehe, didaktische und personale Ver- flechtung von Hochschule und oberen Gym- nasialklassen. In seiner weiteren Entwicklung emanzipiert sich das Institut für Literaturwis- senschaft von dieser rein supplementären Funktion, indem es - analog zur Geschichte des Fachs im 19. Jahrhundert insgesamt- eine eigenständige Disziplin allererst ausbildet, die- se institutionell etabliert und entsprechend der zunehmenden Komplexität des Gegenstands ausdifferenziert. Freilich geschieht auch dies in Karlsruhe nicht ohne Rücksicht auf den spe- zifischen Kontext, den Standort an einer Tech- nischen Hochschule. Vor der Installierung des genannten Lehr- stuhls im Jahr 1861 existierten die Fächer Ge- schichte und Literatur als reine Unterrichtsfä- cher, die jeweils beide Disziplinen berücksich- tigten. Zu erwähnen ist hier die Folge ein- schlägiger Professuren, beginnend mit Karl Christoph KühlenthaI, 1825-1854, der zu- dem Französisch, JosefBeck, 1850-1852, der zudem Philosophie, Wilhe1m Gersmer, 1852- 1858, der ebenfalls noch Französisch, und Theodor Löhlein, 1859-1865, der neben Deutsch und Literatur auch Geographie un- terrichtete. Den dann so genannten "Lehr- stuhl für Geschichte und Literatur" hatten die Professoren Hermann Baumgarten von 1861- 1872, David Müller von 1872-1877 und Adam Pfaff von 1878-1885 inne. Die allge- mein auf gymnasiale Abschlussklassen und ein zwar fachfremdes, aber iJ!.teressiertes akademi- sches Publikum bezogene Ausrichtung in For- Franz-Sch nabel-Haus. 98 schung und Lehre lässt sich an den Publikati- onsschwerpunkten dieser Jahre ablesen, für die Theodor Löhleins gemeinsam mit Karl Hol- dermann verfasstes Lehrbuch der allgemeinen Weltgeschichte, mit besonderer Berücksichti- gung der Kunst- und Kulturgeschichte für die Oberklassen höherer Lehranstalten von 1887 ein repräsentatives Beispiel darstellt oder Da- vid Müllers Geschichte des deutschen Volkes, eine, wie es im Untertitel heißt, "kurzgefaßte übersichtliche Darstellung zum Gebrauch an höheren Unterrichtsanstalten und zur Selbst- belehrung" , die 1872 bereits in der vierten (verbesserten und bis 1871 vervollständigten) Auflage erschienen war. Von 1886 bis 1919 lehrte Prof. Dr. phi!. Arthur Boehtlingk am Institut für Geschichte und Literatur, das sein Augenmerk in dieser Zeit auch auf regionalge- schichtliche Themen von lokalpolitischer Re- levanz richtete - hier ist z. B. die 'kulturhisto- rische Studie' zu Carl Friedrich Nebenius. Der deutsche Zollverein, das Karlsruher Polytech- nikum und die erste Staatsbahn in Deutsch- land von 1899 zu erwähnen; einer breiteren fachwissenschaftlieh orientierten Öffentlich- keit ist Boehtlingk u. a. mit seinen Shakespe- are-Studien bekannt geworden. Im Jahr 1919 beginnt die neuere Geschich- te der Literaturwissenschaft an der Fridericia- na: Mit der Einrichtung eines Extraordinariats für Literaturwissenschaft kam es erstmals zu einer Trennung der Fächer 'Literatur und 'Geschichte'; 1922 folgte das Ordinariat für Geschichte. 1924 das Ordinariat für Literatur- wissenschaft. Diese neuere Geschichte ist zu- nächst mit dem Namen Karl Holls verbunden. Karl Holliehne das Fach Deutsche Literatur- geschichte insgesamt von 1917 bis 1936 an der Universität Karlsruhe; zunächst von 1917 bis 1919 als Lehrbeauftragter. dann 1919/20 als Privatdozent von 1920 bis 1924 als außer- ordentlicher Professor. von 1924 bis 1936 schließlich als ordentlicher Professor. Sein Hauptwerk ist die auch heute noch einschlä- gige Geschichte des deutschen Lustspiels. die 1923 erstmals erschienen ist und 1964 noch einmal (und zwar als Nachdruck) aufgelegt wurde. Andere Arbeiten beziehen sich aufLes- sing, Goeme. Schiller. Tolsroi und Hauptmann. 1936 wurde Holl-wie auch der Ordinarius für Geschichte. Franz Schnabel - zwangsemeri- tiert. Der Lehrstuhl für Literaturwissenschaft wurde aufgelöst und erst 1957 wieder einge- richtet. In der Zwischenzeit blieb die Litera- turwissenschaft in Karlsruhe damit ein Desi- derat. Erster Lehrstuhlinhaber wurde 1958 Prof. Dr. Rudolf Fahrner. der 1925 mit einer Arbeit über Hölderlins Begegnung mit Goe- me und Schiller in Marburg promoviert wor- den war und sich 1929 dort auch habilitiert hatte (Thema: Wortsinn und Wortschöpfung bei Meister Eckehart); Beiträge zur Romantik. zu Moritz. Hofmannsthal und Goeme folgren; darüber hinaus hat sich Fahrner mit Überset- zungen aus dem (A1t-)Griechischen und Mit- telhochdeutschen hervorgetan. Nach seiner Emeritierung im Jahr 1970 wurde Prof. Dr. Ja- cob Steincr. Spezialist u. a. für Hofmannsmal 99 und Rilke sowie (zusammen mit Wolfdietrich Rasch) Herausgeber der Münstersehen Beiträ- ge zur deutschen Literaturwissenschaft. auf den Lehrstuhl für Literaturwissenschaft beru- fen (1972). Er lehrte bis 1992. Seit 1993 lei- tet Prof. Dr. Uwe Japp das Institut für Litera- turwissenschaft an der Universität Karlsruhe. Uwe Japp hat u. a. Bücher zur Hermeneutik. zur Literaturgeschichtsschreibung. zur Theo- rie der Ironie und zur Modernitätsforschung veröffentlicht. Erweiterung durch Mediävistik Die zunehmende Spezialisierung des Faches Germanistik und die Erfordernisse einer adä- quaten und umfassenden Gymnasiallehreraus- bildung machte 1969 die Einrichtung eines Lehrstuhis für Deutsche Literatur des Mittelal- ters notwendig. den Prof. Dr. Peter Wapnew- ski von 1969-1979 inne hatte. Forschungs- und Lehrschwerpunkte Peter Wapnewskis sind der Minnesang. u. a. perspektiviert auf die Fra- ge der Mittelalter-Rezeption. der Parzival Wolf- rams von Eschenbach und Hartmann von Aue. Beachtung finden auch seine die Grenzen der Fachwissenschaft zur Musikkritik hin über- schreitenden Studien zu Richard Wagoer. Heu- te wird die Mediävistik von Prof. Dr. Bernd Thum und Hochschuldozent Dr. Burkhardt Krause vertreten. Heutiges Lehrangebot Derzeit umfasst das Lehrangebot des Instituts die Neuere deutsche Literaturwissenschaft (mit Linguistik. Geschichte und Theorie der Medien). einschließlich der Studienkompo- nenre Mediävistik (mit historischer Sprachwis- senschaft. Interkultureller Germanistik und Deutsch als Fremdsprache). Die Studiengän- ge gliedern sich in die B.A-. M.A.-Studien- gänge Germanistik und den Lehramtsstudien- gang Deutsch (Gymnasium). an die sich Pro- motionsstudiengänge in Germanistik und Mediävistik anschließen. Im Rahmen der seit WS 1999/2000 eingerichteten B.A-. M.A.- Studiengänge im Haupt- und Nebenfach kön- nen zudem die dem Institut in sowohl perso- naler als auch fachlicher Kooperation verbun- denen Nebenfächer Multimedia und Journa- lismus studiert werden. Das Institut für lite- raturwissenschaft unterhält mehrere internati- onale Partnerschaften und Austauschabkom- men. so mit den Universitäten Bergamo (Ita- lien). Kingston (Kanada) oder mit der Mo- nash University (Australien). Zur Zeit studie- ren am Institut für Literaturwissenschaft insgesamt 780 Studierende in den jeweiligen Studiengängen (Stand WS 1999/2000). Das Institut verfügt über eine Präsenzbibliothek mit derzeit 35.000 Bänden in den Schwer- punkten ältere und neuere deutsche Literatur und Literaturwissenschaft. allgemeine Litera- turwissenschaft und Literaturtheorie. Am In- stitut für Literaturwissenschaft wird die Ge- schichte der deutschen Literatur in ihrer gan- zen Breite gelehrt. das heißt vom frühen Mit- telalter bis zur Gegenwart. Weitere Schwer- punkte sind die Theorie der Literatur und der Literaturwissenschaft. die Geschichte der Ger- manistik. die Theorie und Geschichte des Dramas u. a. Eine spezielle und über die Gren- zen Karlsruhes bekannte Forschungseinrich- tung ist die Arbeitsstelle Bertolt Brecht. Das Institut für Literaturwissenschaft ist im Franz-Schnabel-Haus untergebracht. ei- nem 1850 als Fasanenmeisterhaus der groß- herzoglichen Domäne Staatliche Forsten er- richteten Gebäude. das die Universität 1920 erhielt. Nach einem 1925 erfolgten Umbau wurde sein Untergeschoss für die Bibliothek des Sportinstituts eingerichtet; im Oberge- schoss befand sich ein Fechtraum. 1934 wur- de das Haus zu einem Schulungsheim der NS- Studentenschaft umfunktioniert und diente- nach dem Wiederaufbau 1949 - von 1951 bis 1990 dem Engler-Bunte-Institut. Abteilung Petrochemie. Seit 1990 behetbergt es das Ins- titut für Geschichte (Untergeschoss) und das Institut für Literaturwissenschaft (Oberge- schoss). 1991 wurde. das Gebäude nach Franz Schnabel (1887-1966) benannt. der von 1919 bis zu seiner Vertreibung durch die National- sozialisten im Jahr 1937 an der Universität Karlsruhe Geschichte lehrte. UWE JAPI'. CLAUDIA STOCKINGER "Geschichtliches Wissen und ästhetische Bildung" Das Fach Kunstgeschichte an der Universität Karlsruhe Bereits 1967 stellte Reinhard Rürup fest: "Die Geschichte der Karlsruher Kunstgeschichte ist bisher nicht geschrieben worden." Daran hat sich bis heute nichts geändert. Die folgenden Ausführungen stellen einen ersten Versuch dazu dar, indem sie sich auf das wenige, zum Thema vorliegende gedruckte Material stüt- zen. Ergänzend ist eine Sammlung von Ab- schriften aus den reichhaltigen Akten des Lehrstuhls für Kunstgeschichte (Badisches Generallandesarchiv) hinzugezogen worden. die Joachim Hotz 1965 zusammenstellte (Bi- bliothek des Instituts für Kunstgeschichte). Diese Dokumente verdeutlichen. dass die Kunstgeschichte an der Universität Karlsruhe - weit über die lokale Bedeutung hinaus - eine 100 tragende Rolle bei der Etablierung des Fachs an den deutschen Hochschulen spielte. Ihre Geschichte einer intensiven Erforschung zu umerziehen, stellt in der Tat ein Desiderat dar. Kunstgeschichte am Polytechnikum Auch wenn die Kunstgeschichte noch nicht als eigenständiges Fach existierte, so war sie doch von Anfang an fester Bestandteil der Architek- tenausbildung am 1825 gegründeten Karlsru- her Polytechnikum. Denn zur umfassenden Bildung eines Architekten gehörte nicht nur die Kenntnis der alten, insbesondere der anti- ken Baukunst, sondern auch die Geschichte der Bildenden Künste. Ihre Aneignung erfolg- te überwiegend durch zeichnerische Erfassung nach Vorlagenwerken oder Gipsabgüssen. Als allgemein bildendes Fach dienten einige Vor- lesungen auch den Eleven der angegliederten Realschule, darüber hinaus standen sie den angehenden Ingenieuren zur persönlichen Weiterbildung offen. Die Kunstgeschichte hatte also von Anfang an eine doppelte Aufga- be zu erfüllen. Etablierung an der Hochschule Mit der Erhebung des Karlsruher Polyrechni- kums in den Rang einer Hochschule im Jahr 1865 präzisierten die Statuten das Aufgaben- feld der Anstalt als "die wissenschaftliche Aus- bildung für diejenigen technischen Berufsfä- cher, welche Mathematik, die Naturwissen- schaft und die zeichnenden Künste zur Grund- lage haben". Aber auch die Fächer der aus der Realschule hervorgegangenen Allgemeinen Abteilung erfuhren im Zuge der Reorganisati- on eine beträchtliche Aufwertung: So erhielt 1860 bereits die Geschichte, 1863 die Natio- nalökonomie und 1868 die der Architektur zugeordnete Kunstgeschichte ein eigenes Or- dinariat. Hierbei handelte es sich übrigens um eine der ersten ordentlichen Professuren in Kunstgeschichte an einer deutschen techni- schen Hochschule und sie ging außerdem zeit- lich der Etablierung des Fachs an den badi- schen und württembergischen Universitäten Heidelberg (1894/96), Tübingen (1895) oder Freiburg (1909/10) weit voraus; nur in StUtt- gart (1865) war man in der Einrichtung eines Lehrstuhis für Kunstgeschichte erwas schneller. Ihrer Pionierrolle bewusst legte die Karls- . ruher Hochschule größten Wert auf die Beset- zung der Stelle mit einer maßgeblichen Per- sönlichkeit. Bereits 1865 knüpfte man Kon- takt mit dem in Basel Geschichte lehrenden Jacob Burckhardt sowie dem Göttinger Ordi- narius für klassische Archäologie Ernst Curtius und dem in Zürich als Professor für Ästhetik und Literaturgeschichte tätigen Friedrich Theo- dor Vischer. Als diese hoch angesehenen Her- ren absagten, änderte die Findungskommis- sion ihr Vorgehen und berief den erst 30 Jah- re alten Alfred Woltmann aus Berlin. Seine Karlsruher Erfolge in Lehre und Forschung sprachen sich in Fachkreisen schnell herum, sodass die ungleich besser ausgestattete Uni- versität Prag ihn schon 1873 mit einem verlo- ckenden Angebot abzuwerben vermochte. Auch Woltmanns Nachfolge gestaltete sich schwierig, da - wie er selbst in einem Gutach- ten zur Situation formulierte - "die Zahl tüch- tiger Kräfte im Fache der Kunstgeschichte nicht groß ist, weil viele Befähigte durch Man- gel einer Vertretung dieser Wissenschaft an den Universitäten an der consequenten wis- senschaftlichen Ausbildung gehindert, andere durch die unsicheren Aussichten für die Zu- kunft abgehalten worden sind, der streng wis- senschaftlichen Beschäftigung treu zu blei- ben." Auf Anraten Woltmanns entschied man sich für den 33-jährigen Bruno Meyer aus Berlin, auf dessen Wirken ein beträchtlicher Ausbau der Sammlung und die Einführung eines Bildprojektionsapparates (Skioptikon) 101 im Unterricht zurück gehen. Auf das eigen- händige Zeichnen an der Tafel oder die im Hörsaal nur bedingt zweckdienliche Vorlage von Reproduktionsgraphik konnte fortan ver- zichtet werden. Bis heute bildet das Glasbild (Diapositiv) das maßgebliche Arbeitsmittel im Unterricht. Auf Meyer folgte 1884 mit Wil- helm Lübke der erste große Kunsthistoriker auf das Karlsruher Ordinariat. Zürich und Stuttgart stellten die vorangegangenen Statio- nen seiner überaus fruchtbaren Tätigkeit als Professor der Kunstgeschichte dar, in denen er eine bemerkenswerte Anzahl handbuchartiger Überblickswerke verfasste. Einige seiner Bü- cher erschienen in hohen, nach seinem Tod 1893 mehrfach aktualisierten Auflagen bis weit in das 20. Jahrhundert hinein. Hierzu zählt auch die gänzlich mit Holzschnitten il- lustrierte "Geschichte der Architektur von den ältesten Zeiten bis auf die Gegenwart" von 1855, die unlängst als Reprint wieder aufge- legt wurde. Heute erinnert an der Ostseite des Archi tekturgebäudes ein 1894 durch den Bild- hauer Heinrich Weltring geschaffenes Denk- mal an Wilhelm Lübke. Ursprünglich füt sein Grab auf dem Karlsruher Hauptfriedhof be- stimmt, fand es 1895 in der Hoffstraße Auf- stellung und gelangte schließlich 1965 auf den Campus. Kunstgeschichte und Baugeschichte Nicht nur Lübke, sondern auch seine Karlsru- her Kollegen, die weit über die Landesgrenzen hinaus bekannten Architekten Josef Durm und Carl Schäfer, traten als Verfasser maßgeb- licher Bücher zur Geschichte der Architektur hervor. Während Durm auch als Architekt sich der Antike und der Renaissance verschrieb, widmete sich Schäfer dagegen bevorzugt dem Mittelalter. Als historistische BaukünstIer bil- dete die Baugeschichte das Fundament ihres Selbsrverständnisses und sie war selbsrver- stäncllich integrativer Bestandteil ihres Unter- richts. Hier manifestiert sich noch zwischen Kunstgeschichte und Architekrur eine gemein- same, von einem positivistischen Geschichts- bild getragene Basis, die in der Abfolge und der Darstellung von Stilen und Epochen zwar Grundlegendes erarbeitete, sich darin aber auch erschöpfte. Um die Jahrhundertwende gehen in der Kunstgeschichte dann von den Universitäten neue Impulse aus, die zu einer Methodenbil- dung modernen Zuschnitts führen und auch die langsam vom Hiswcismus sich abwenden- den Architekten der Avantgarde in der Theo- riebildung beeinflussen werden. An den tech- nischen Hochschulen setzt sich dagegen die von Architekten getragene Baugeschichte als eine von Konstruktion, Material und techni- schen Bedingungen ausgehende Wissenschaft durch, die von der Archäologie über die Haus- forschung und die Denkmalpflege ein eigenes Profil ausbildet. Diese Divergenz manifestiert sich im Übergang von Lübke, dem vorerst letzten Kunsthistoriker auf dem Lehrstuhl, zum ausgebildeten Architekten Adolf Oechel- häuser, der das Ordinariat bis 1919 bekleide- te. Das Bestreben der Kommission lag darin, eine Persönlichkeit zu finden, die noch beide Richtungen vertrat, was sich ab der Weimarer Republik dann auch in der Bezeichnung )n- stitut für Kunst- und Baugeschichte" manifes- tierte. Zugunsten von Integration und Konti- nuität blieben die in den eingeholten Gutach- ten positiv bewerteten jungen Talente, wie z. B. Henry Thode oder Heinrich Wölffiin, daher unberücksichtigt. Nach 1945 Wie weit die Polarisierung zwischen Kunst- und Baugeschichte vorangeschritten war, be- legen die Vorgänge um die Nachfolge von Oe- chelhäuser. Auf den ersten Platz der Beru- 102 fungsliste setzte man den Architekten Karl Wulzinger. der dann auch den Lehrstuhl von 1921 bis 1949 bekleiden sollte. und vollzog damit die Wende. Auf Platz zwei stand Wil- helm Worringer, ein Kunsrhistoriker, der vor allem durch seine Promotionsschrift ,,Abstrak- tion und Einfühlung" über die Kunstgeschich- te hinaus die Architekten der Vorkriegs-Avant- garde, wie z. B. Peter Behrens, nachhaltig be- einflusste. Bereits im Vorfeld der Berufung stellte die Architektur-Abteilung 1919 fest, dass "der Nachweis kunstgeschichtlicher Kennt- nisse auf das wirklich notwendige Maß be- schränkt und dem Fach zugleich innerhalb des ganzen Unterrichtsplanes der ihm gebührende Platz zugewiesen" werden solle. Das Fach Kunstgeschichte wurde nun stellvertretend flir Denkmal für Wilhcl m Lübkc, originale Aufsfellung in der HoIYSlfaße. den Eklektizismus der historistischen Archi- tektur verantwortlich gemacht, da es durch Gelehrte und nicht durch bautechnisch ausge- bildete Fachleute unterrichtet werde. Obwohl die Architektur-Abteilung mit Wulzinger die von ihr gewünschte Orientierung zur Bauge- schichte hin bestimmte, trat sie zugleich den Lehrstuhl an die Allgemeine Abteilung ab - eine widersprüchliche Entscheidung, die nach 1945 revidiert werden sollte. In der Nachkriegszeit erfolgte nicht nur die Rückführung des Instituts für Kunst- und Baugeschichte an die Fakultät für Architektur, sondern auch die Trennung der beiden ganz eigenständige Merhoden und Ziele verfolgen- den Fächer in separate Institute. Aus der zuerst noch der Fakultät flir Naturwissenschaften zu- geordneten Allgemeinen Abteilung entwickel- te sich die Fakultät für Geistes- und Sozialwis- senschaften, der die Kunstgeschichte in der Form einer Zweitmitgliedschaft angehört. Nun eräffnete sich an der Universität Karlsruhe - erstmals seit dem mehr als hundertjährigen Bestehen des Lehrstuhls flir Kunstgeschichte - die dritte und ureigenste Aufgabe, nämlich Schüler des eigenen Faches auszubilden. Mit Klaus Lankheit, der dem Institut bis 1983 vorstehen sollte, fand man für Karlsruhe den sicher bedeutendsten Vertreter der Disziplin nach Lübke. Situation heute Unter den Bedingungen der modernen Mas- senuniversität einerseits und einem durch die Postmoderne ausgelösten starken Interesse an der Geschichte und Theorie der Architektur andererseits vollbringt das personell chronisch unterbesetzte Institut für Kunstgeschichte heute einen "Spagat": es unterrichtet sowohl die jährlich zwischen 180 und 200 zugelasse- nen Studenten der Architektur als auch die rund 250 Studierenden der Kunstgeschichte 103 im Haupt- und Nebenfach. Hinzu kommt das traditionsgemäß lebhafte Interesse der interes- sierten Öffentlichkeit. das sich in den Gasrhö- rerzahlen ausdrückt. Mit der Einführung des Bachelor-Studien- gangs ab Winrersemester 2000/2001 wird die Kunstgeschichte im Rahmen fächerübergrei- fender Module (MOD) ihre Lehrveranstal- tungen außerdem Studierenden anderer Fach- richruogen öffnen und damit einen zusätzli- chen Beitrag - sozusagen die vierte Aufgabe innerhalb der Universität - leisten. Von der ursprünglichen Mission eines Nebenfachs. das am Polytechnikum "geschichtliches Wissen und äs thetische Bildung" vermitteln sollte. zu einem zuerst tragenden, dann zunehmend ver- nachlässigten Bestandteil der Architektenaus- bildung hat sich das Karlsruher Institut heute zu einem eigenständigen, aber dennoch inte- gralen Fach zweier Fakultäten entwickelr. ANNEMARIE JAEGGI Studienkolleg der Universität Karlsruhe Zentrum der Vorbereitungjunger Amländer auf ihr Studium Die Universität Karlsruhe blickt auf eine lan- ge Tradition im Ausländerstudium zurück. Zur Zeit studieren an ihr 2.312 Ausländer. das sind 17.69 % aller Studierenden. Sie kom- men heute aus allen Teilen der Welt. besonders aus China. Afrika. aus den arabischen Län- dern. allen voran Marokko. und aus Osteuro- pa. Es waren schon bis zu 65 Nationen. da- runter sogar eine Studierende von den Oster- inseln. Studierende aus Nepal und Madagas- kar. vertreten. Auf die oft gestellte Frage. wa- rum sie ausgerechnet unsere Universität wähl- teo, verwiesen einige auf ihren guten Ruf, andere nannten Familienmitglieder als Absol- venten der Universität. Letztlich wollen alle gezielt in unserem Land studieren, in dem sie auf Grund seines hohen technischen Stan- darts eine gute und moderne Ausbildung er- wanen. Die jungen Menschen. vor allem aus den ferneren Ländern. treffen bei uns auf völlig an- dere und zum Teil gegensätzliche Lebensge- wohnheiten und sind hier ohne die gewohnte familiäre Sicherheit in einer fremden Welt auf sich selbst gestellt. Die deutsche Sprache ist für sie, zumindest am Anfang, eine zusätzliche Hürde. Durch die Einrichtung von Studienkollegs an Hochschulen ist es möglich. ausländischen Studierenden den schwierigen Übergang in das deutsche Universitäts-. aber auch Alltags- leben zu erleichtern. Das Studienkolleg ist eine zentrale Eintich- tung der Universität Karlsruhe. An ihm lernen oder verbessern die jungen Ausländer die deutsche Sprache. wobei ein Ziel die Wissen- schaftssprache ist. die ihnen das Studium er- leichtert. Besondere Schwerpunkte bilden zu- nächst landeskundliche Themen. die eine mög- lichst schnelle Eingliederung in unseren Alltag ermöglichen sollen. Aber auch Mathematik. Physik. Informatik und Chemie stehen für einen Teil von ihnen auf dem Stundenplan; Schwerpunkte dieser Fächer sind vor allem die Fachsprache und studienbezogene Lern- und Arbeitstechniken. die ihnen. geprägt durch ein 104 I ---/ ~ - -1--- Sprachlabor im Studienkolleg. G völlig anderes Schulsystem, sehr ofr fremd sind. In der Regel haben alle eine Hochschul- zugangsberechtigung, vergleichbar mit dem deutschen Abitur in ihrer Heimat erworben. Aber so unterschiedlich die Bildungssysteme sind, so verschieden sind die schulischen Vor- kenntnisse. Um den jungen Ausländern einen erfolgreichen Einstieg in das Studium zu er- möglichen, orientiert sich die StoffWahl in den genannten Sachfächern an den Erfordernissen eines ingenieurwissenschafdichen Grundstu- diums. Das Studienkolleg wurde 1963 eingerich- tet. 40 Studierende, überwiegend aus Iran, ei- nige aus verschiedenen arabischen Ländern und zwei Brasilianer. begannen in zwei Kursen ihr zweisemestriges Propädeutikum. Heute sind es über 300, die sich hier auf ihr Studium vorbereiten oder studien begleitend ihre Sprach- kenntnisse veniefen woHen. Ende der achtziger Jahre stieg die Studie- rendenzahl sprunghaft an. Zuerst studierten sehr viele junge Griechen am Studienkolleg, dann folgten nach Öffnung des "Reiches der Mitte" die Chinesen, nach der politischen Wende auch Studierende aus Osteuropa und den Ländern der ehemaligen Sowjetunion und inzwischen viele aus Marokko und Zentralaf- rika. Hieraus ist aber auf keine stetige Entwick- lung der Studierendenzahl nach oben zu schließen. Politische Entwicklungen und Kri- sen auf unserer Welt wirken sich immer wie- der auf die Zahl unserer Studierenden und die Zusammensetzung der Nationalitäten aus. So ist das Studienkolleg heute mehr denn je ein Zentrum, an dem sich Studierende aus aller Welt begegnen und sich auf ihr Fachstu- dium vorbereiten. KLAUS DIETER JUSTEN 105 Karlsruher Straßenbahn - Bindeglied zwischen Stadt und Region Die Universität und die Entwicklung des Karlsrtther Nahverkehrs Neben der Universität feiert dieses Jahr auch die Karlsruher »Elektrische" ein rundes Jubilä- um. Auch wenn es eher wenig bekannt ist, so hat doch dieTH/Uni für die Karlsruher Stra- ßenbahn und die Entwicklung des erfolgrei- chen Karlsruher ÖPNV eine nicht geringe Bedeutung. Wenn im Juli fast zeitgleich die Publikationen zu den Jubiläen erscheinen. werden die Verbindungen zwischen beiden Institutionen deutlicher hervortreten. Auf sie sei hier im Vorgriff in aller Kürze verwiesen. Einspruch und Zuspruch von der Hochschule Das Polytechnikum hatte schon seit 1877 di- rekten Anschluss an den öffentlichen Nahver- kehr. da die Pferdebahn unmittelbar vor ihrem H auptgebäude verkehrte. Man darf davon ausgehen. dass die kurz vor der Jahrhundert- wende etwa 1.100 Studenten diese und die Dampfbahn (seit 1881) ab dem nahen Durla- eher Tor nach Durlach sowohl zu ihrer Frei- zeitgestalcung nutzten, als auch um zu ihrem Studienplatz zu kommen. Beim Schritt des Nahverkehrsunternehmens in die Moderne. bei der Elektrifizierung im Jahre 1900. erga- ben sich jedoch aus der bisher problemlosen Nachbarschaft Konflikte. Neben ästhetischen Einwänden der Bürger und des großherzogli- chen Hauses gegen die Oberleitungen in der Stadt verhinderte die Furcht von Vertretern der Institute für Physik und Elektrotechnik vor Stärungen ihrer Versuchsanordnungen' durch die Stromstärke der Oberleitungen de- ren Bau. Aus diesem Grund musste die »Elek- trisehe" bis 1905 in der Kaiserstraße ohne Oberleitung mit zusätzlichen Akkumulatoren betrieben werden. Dies war zwar eine Form, aber nicht gerade eine fortschrittliche und ökonomische der Zweisystemtechnik. Sie hat- te denn auch nach fünf Jahren ausgedient. Aus einer anderen Disziplin der Hochschule erfuhr die Karlsruher Straßenbahn dagegen Unterstützung. Reinhard Baumeister. Profes- sor fur Wasser- und Straßenbau. plädierte 1898 in einem Gutachten für die Verlegung des Karlsruher Hauptbahnhofs von der Kriegs- straße nach Süden. Dieser verhindere mit sei- nen Gleisanlagen und den langen Schließun- gen der Bahnschranken die für ei ne zeitgemä- ße Stadtentwicklung notwendige Straßen- bahnverbindung der Südstadt mit der Stadt- mitte. Baumeister war kein geringerer als der Begründer der modernen Stadtplanung. der im ersten Lehrbuch der neuen Disziplin 1876 geschrieben hatte: »Zwei Aufgaben liegen bei einer Stadterweiterung vor: Neue Wohnungen zu schaffen und den Verkehr zu erleichtern." Städtische Nahverkehrspolitik bis 1914 Die Stadtverwaltung. der Baumeister über vie- le Jahre als Stadtverordneter mit seiner Fach- kompetenz diente. hatte die No twendigkeit der Mobilität für alle früh erkannt und den Ausbau der Landeshaupts tadt zum Eisenbahn- knoten energisch gefördert. indem sie zwei Strecken - die Maxaubahn zum Rhein und die Kraichgaubahn - selbst erbaute und dem Land zum Betrieb überließ. Damit waren Vorausset- zungen für den Industrialisierungs- und Urba- 106 Kaiserstraße Ecke Herrensrraße vor 1905 mit Akkumulatorenwagen. nisierungsprozess wie für Zentralitätsgewinne geschaffen. die seit der Reichsgründung bis 1901 die Bevölkerung der Stadt von 36.000 auf 100.000 ansteigen ließ. Die Oberbürger- meister förderten zudem den Bau von Vorort- bahnen durch private Unternehmer. so die Pferde- und Dampfstraßenbahn. die Durlach im Osten und Mühlburg im Westen mitten durch die Stadt miteinander verband. Sie trug seitdem zur Entwicklung der Kaiserstraße als Geschäftszentrum für Stadt und Region bei. Weitere von der Stadt geförderte Bahnen wa- ren die Lokalbahn. die seit 1890/91 zwischen Spöck im Norden und Durmersheim im Sü- den durch die Stadt verkehrte. und die Albtal- bahn. die seit 1897 ab dem Festplatz über Rüppurr und Etdingen in das Albtal fuhr. Zur Begründung dieser Nahverkehrspolitik führte Oberbürgermeister Karl SehnetzIer 1896 aus. sie ermögliche den in der Stadt beschäftigten Arbeitern einen gesünderen Weg zum Arbeits- platz und zugleich das preiswertere Leben auf dem Land. wahrend in der Stadt dadurch die Steigerungen der Bauland- und Mietpreise gering blieben. Außerdem kämen so landwirt- schaftliche Erzeugnisse leichter in die Stadt und die Städter am Wochenende leichter in die Naherholungsgebiete. 1903 übernahm die Stadt die Straßenbahn in eigene Regie und setzte sie nun im Sinne Baumeisters verstärkt als Mittel der Stadtent- wicklung ein. Das Netz wurde ausgebaut, mit der Verlegung des Hauptbahnhofs 1913 fielen zahlreiche Behinderungen durch die früheren Kreuzungen der Straßen- mit den Eisenbahn- gleisen. die sich wie ein Ring von der Kriegs- 107 straße über die Beienheimer Allee, Mathy-, Hans-Sachs-, Riefstahl- und heutige Erzber- gerstraße um die Stadt gelegt hatten. Die Dif- ferenzierung der Stadt in Vienel unterschied- licher sozialer Prägung sowie in Industriege- biete wie in gemischte Gewerbe- und Wohn- gebiete schritt dank der Vernetzung durch die Straßenbahn voran. Eine aus heutiger Sicht er- staunlich realistische Vision der nahverkehrs- politischen Entwicklung in die Region trug 1912/13 Oberbürgermeister Karl Siegrist vor. Er wollte die Straßen-, Lokal- und Albtalbahn in einer von der Stadt dominierten Gesellschaft vereinen und zugleich das Nahverkehrsnetz in die Region - in das Pfinztal, in die Pfalz, nach Rußheim - durch neue Strecken erweitern. Trotz des Scheiterns dieser Vision an der Mehr- heit der Stadtverordneten behielt auch in der Nachkriegszeit die Straßenbahn ihre Bedeu- tung als beherrschendes Massenverkehrsmit- tel, das 1929 durch den Ausbau der Strecken nach Daxlanden, Rappenwört und Knielin- gen seine bis dahin größte Ausdehnung erfuhr. TH I Uni-Professoren a1. Nahverkehr.planer Die Pläne Siegrists lebten fort in den noch weitergehenden Überlegungen (Vorortbahnen bis Bruchsal, Rastatt und Waghäusel) des Gene- ralbebauungsplans von 1926, der als Ziel des Ausbaus des Ortsstraßenbahnnetzes die Ver- bindung der Vororte mit dem Stadtinnern auf möglichst kurzem Wege formulierte. Neu an den Plan überlegungen ist die Prognose, dass der Straßenraum künftig für Straßenbahn und Auto nicht ausreichen werde. U-Bahnen, wie sie in den Metropolen bereits entstanden seien, kämen für Karlsruhe allerdings nicht in Frage. Damit war ein Thema angeschnitten, das die Stadt- und Nahverkehrsplanung bis heute in unterschiedlicher Intensität beschäftigt. Dabei korrunt nun auch die Hochschule, bzw. deren Vertreter einschlägiger Fächer wieder ins Blickfeld der Karlsruher Nahverkehrsentwick- lung. Unter den Beratern und Gutachtern der Stadtverwaltung in Verkehrsfragen sind min- destens drei Professoren der Hochschule zu nennen. Friedrich Raab, Wilhelm Leutzbach und Rolf Funck. Raab schlug in den frühen 1940er Jahren im Zusammenhang mit einer Neustrukturierung des Eisenbahnnetzes eine Erweiterung des Straßenbahnnerzes samt einer besseren Abstimmung beider Verkehrsträger im Regionalverkehr vor. Leutzbach gutachtete zur Frage der Wirtschaftlichkeit des Baus einer Nordbahn im Jahr 1970, wobei er eine abge- speckte Version ohne den östlichen Ast nach Friedrichstal empfahl und auch den Weiterbau ab Leopoldshafen von einer entsprechenden Bevölkerungsentwicklung in Linkenheim- Hochstetten abhängig machte. Rolf Funck, wie Baumeister zugleich langjähriges Gemein- deratsmitglied, war 1976 und 1980 an der Ausarbeitung zweier Gutachten beteiligt, die mittelfristig für den Ausbau des ebenerdigen Straßenbahn-I Bus-Systems plädierten, das in die Region auszuweiten sei. Langfristig sollte an den Bau unterirdischer Kompaktbahnen gedacht werden. Aufgrund eines ablehnenden Bürgerentscheids 1996 fährt die Straßenbahn immer noch überirdisch durch die Kaiserstra- ße, deren starke Belastung ein noch zu lösen- des Problem der Kommunalpolitik bleibt. Entscheidung rur die Straßenbahn in den 1950er Jahren Diese Gutachten stehen vor dem Hintergrund einer grundsätzlichen Entscheidung der Stadt Karlsruhe für die Straßenbahn. Als in anderen Städten nach jahtzehntelang ausgebliebenen Investitionen die heruntergewirrschafteten Be- triebe ganz oder große Streckenteile stilIgelegt wurden, verhielt sich die Stadt Karlsruhe an- tizyklisch und verfügte 1980 als eine von vier 108 deutschen Großstädten über ein längeres Streckennetz als 1929. In den 1950er Jahren traf sie' grundlegende Entscheidungen dafür: Die Albtalbahn wurde erworben, umgespurt und mit dem Straßenbahn netz verknüpft. 1%0 erhielt die im Hardtwald neu angelegte Waldstadt Stra- ßenbahnanschluss. In beiden Fällen fiel die Entscheidung be- wusst gegen den Einsatz von Bussen zur Bewältigung des Nahverkehrs. Dies hatte seinen Grund auch darin, dass die Zweisysu~m-Stadtbahnwagen auf der Kraichgaubahn kurz nach seiner Fahrt durch den BauerbacherTunnel im Juli 1997. Karlsruher Innenstadt mit der Hauptverkehrsader Kaiserstraße nicht für den autogerechten Ausbau geeignet war. Auch die Beschaffung neuer, moderner Großraumwa- gen seit 1954 belegt die Entscheidung für die Zukunft der Straßenbahn. Uni-Absolvent als VBK-Chef Die künftige Bedeutung der Straßenbahn er- schien seit den 1970er Jahren in neuem Licht. Die wachsende Zahl der Kfr und damit auch der Berufs- und Ausbildungspendler, die nun mit dem Auto in die Stadt kamen, führte immer häufiger zum Verkehrsinfarkt und zu erhöhten Umweltbelastungen. Um den Trend der sinkenden Fahrgastzahlen umzukehren, starteten die Verkehrsbetriebe eine langfristig angelegte und - wie die Fakten heute beweisen - äußerst erfolgreiche Offensive zur Attrakti- vitätssteigerung des ÖPNV. Das Streckennetz wurde weiter ausgebaur u. a.: Nordweststadt (1975), Neureut (1979), Oberreur (1986), in den Wagenpark investiert, ein Beschleuni- gungsprogramm durch Vorfahrtsberechtigung an den Ampeln seit 1987 realisiert und attrak- tive Tarifangebote, darunter auch eine "Studi- Karte", mit Erfolg entwickelt. Seit 1977 zeich- net dafür Dieter Ludwig verantwortlich. Wie eine ganze Reihe von Studenten der Friderici- ana hat er sich als Aushilfsschaffner und Fah- rer bei der Straßenbahn sein Bauingenieur- Studium mitfinanziert. Er initiierte auch die wegweisende Entwicklung der Zweisystem- technik, die in Zusammenarbeit mit der Uni- versität zwischen 1983 und 1989 entstand. Seine Fakultät verlieh ihm dafür 1998 ihren ersten Ehrendoktortitel. Ausgangspunkt der Überlegungen Ludwigs war die Erkenntnis, dass die auf das Auro umgestiegenen Pendler nur zurückzugewinnen seien, wenn sie aus der Region ohne umzusteigen direkt in die City gelangen könnten. Dazu mussten die Bundes- bahngleise für die Stadtbahn mitbenutzbar sein, was Fahrzeuge erforderte, die unterschiedliche Betriebsspannungen "verarbeiten" konnten. Erst damit war es möglich, in den 1990er Jah- ren äußerst rasch das Nahverkehrsnetz zu rea- lisieren, das Stadt- und Verkehrsplaner seit Jahrzehnten entworfen haben. Weit in das Um- land mit einer Streckenlänge von etwa 400 km ausgreifend, verbindet die Stadtbahn - zum Vorteil beider - Karlsruhe mit der Region. MANFRED KOCH 109 175 Jahre Polytechnikum - Technische Hochschule - Universität Karlsruhe Gymnasien und Hochschulen in Baden und anderswo Zwischen Vorbehalten und Zusammenarbeit 1862 beauftragte Großherzog Friedrich I. den Historiker an der Universität Heidelberg Ge- org Gottfried Gervinus, ein Gutachten für "die Neugestaltung des Gesamtunterrichtswe- sens im Großherzogtum Baden" zu erstellen. Unter anderem findet man dort die Klage, dass unter den Erstsemestern viele den Anfor- derungen der Hochschulen nicht genügen. Der Übergang von Gymnasien zur Universität sei in Deutschland "durchgehend ein ganz un- vermittelter; man geht von der Hauszucht zur Ungebundenheit, von der allgemein mensch- lichen Ausbildung zum besonderen Fachstudi- um in plötzlichen Sprüngen über, zur Wahl des Berufs meist durch zufällige Einflüsse ge- trieben, am wenigsten durch eigene Einsich- ten in die verschiedenen Berufs- und Wissens- zweige orientiert'f, wobei dem Gutachter Ger- vinus angelsächsische Strukturen in vielem vorbildlich erschienen. Darüber hinaus gäbe es Spannungen zwi- schen dem bürgerlichen Bildungsideal des Humanismus und den "Utilitaristen", die "dem technischen Fortschritt und finanziellen Gewinn anhingen". Darum müsse man mit einer realistischen Abteilung an Gymnasien "dem staunenswerten Aufschwung der Na- turwissenschaften" Rechnung tragen. Diese Denkschrift, fur Friedrichs Cabinetts-Chef ein "wahrer Hochgenuss", berührte demnach Pro- bleme, die über Jahrzehnte hinweg bis heute aktuell sind: mangelnde wissenschaftliche Vorbereitung der Abiturienten und unzurei- chender Umfang der Naturwissenschaften im Lehrplan. "Das ganze Land war schulkrank" Bei der badischen Schulreform der 60er Jahre im 19. Jahrhundert, für die man Pädagogen aus Preußen geworben hane, z. B. Gusrav Wendt als Schulleiter fur Karlsruhe, zog man gegen den "Philologismus" zu Felde, wie er vor allem an der Universität Heidelberg zelebriert wurde: für wissenschaftliche Forschung zwar nützlich, für das Klassenzimmer lähmend. "Pedantismus und Drängen nach prunkhaf- tem Vielwissen" (Gervinus) sei die Folge, und Wendt forderte als Mitglied des Oberschulrats "eine geistige Durchdringung" der Lektüre, eine "Einführung in das Geistesleben", wir würden sagen: fächerübergreifendes Verständ- nis fur Zusammenhänge. Und so wurden Stun- dentafeln und Lehrpläne entsprechend geän- dert. Vorher und nachher wurde das Schulwesen aber von den Klagen der Eltern begleitet, denn man überfordere die badischen Kinder, die "so viel lernen sollten, wie die preußischen Jun- gen", ja Mediziner lieferten schon früh Gut- achten zur Überforderung der Gymnasiasten, und die "Schulkrankheit" war Thema des ba- dischen Landtags. Wende um 1900 Noch hatte das humanistische Gymnasium das Monopol für den Hochschulzugang für staatstragende Berufe wie Verwaltung, Justiz, Bildungswesen. Aber Wirtschaft, Industrie, Handel fragten auch in Baden ungestümer nach einer dem Zeitgeist aufgeschlossenen 110 Bildung. Zusammen mit Professoren des Po- lytechnikums sah man diese in der Realschu- le, die, zur Oberrealschule mit Oberstufe auf- gestockt, die Naturwissenschaften neben mo- dernen Fremdsprachen besonders betonten. Da zollte freilich nicht jeder Beifall, z. B. Pro- fessor earl Engler, der das Latein bei seinen Studenten in Karlsruhe nicht missen wollte, wohl um gegenüber den alteingesessenen Uni- versitäten Heidelberg und Freiburg den Rang des Polytechnikums nicht gemindert zu sehen. So diente diesem Ziel das Reformrealgymna- sium mit Latein, z. B. die Karlsruher Goethe- Schule, und bereicherte den wachsenden Vari- antenreichtum der höheren Schulen. Den allgemeinen Zugang zur Hochschule dieser verschiedenen Bildungswege schuf die Reichsschulkonferenz 1900, auf der in ge- wohnt zackiger Manier Wilhe1m Ir. dröhnre, er wolle nicht junge Griechen und Römer er- zogen wissen, sondern junge Deutsche. Das Monopol des humanistischen Gym- nasiums war endgültig gebrochen. Wenn man Protokolle dieser Konferenz liest, in denen viele Universitätsprofessoren leidenschaftlich klagten, dass nicht nur der "aufbrechende Ma- terialismus" das humanistische Menschenbild verstümmeln werde, sondern auch die geisti- ge Zucht, den logischen Sinn, die Erkenntnis- bereitschaft und somit die formale Bildung künftiger Studenten zerbreche, findet man einen weiteren Beleg für die harsche Kritik der Universitäten an den höheren Schulen, in Baden wie anderswo. Der bedeutende Philolo- ge Ulrich von Wilamowitz-Moellendorff for- mulierte: "Die Antike als Einheit und Ideal ist dahin, die Wissenschaft selbst hat diesen Glau- ben zerstört." Nun darf man daran erinnern: der Auf- bruch in Naturwissenschaft und Technik, die Glanzpunkte neuer wissenschaftlicher Er- kenntnisse in der Medizin im Deutschland des 19. Jahrhunderts - er wurde weitgehend von Forschern mit humanistischem Bildungsgang bei sparsamster Bestückung der nichtsprachli- chen Fächer im Lehrplan getragen. Aber der Zug der Zeit fuhr in eine neue Richtung. Während neun Gymnasial-Schul- jahre bis zum Abitur auch in der Weimarer Zeit unabdingbar erschienen - damals schon länger als im Ausland -, kürzte Hitler die "Oberschulen" um ein Jahr, um Platz für den Wehrdienst zu schaffen. Dem durfte nicht widersprochen werden, auch nicht von den Hochschulen, die Abiturienten mit ideologie- gesättigtem Lehrstoff aufzunehmen hatten, und sie "dem deutschen Geist" zuführen soll- ten, wie die Inschrift an der Neuen Universi- tät Heidelberg umfunktioniert wurde. Wenn je eine Studenrcngeneration von den Universitäten freudig begrüßt, ja später ideali- siert wurde, so war es die Kriegsgeneration nach 1945. Mit Abiturvermerk, langem Wehrdienst und Gefangenschaft, mit großen Bildungslü- cken und Unsicherheiten, aber mit außer- ordentlichem Wissensdurst und Ernst begeg- neten ihnen die z. T. frisch entnazifizierten Professoren, die sich nicht an Rechtschreibung und Zeichensetzung in Seminararbeiten stör- ten, sondern glücklich waren, nicht nur wie- der lehren zu dürfen, sondern gerade auf eine so aufgeschlossene Studentenschaft zu stoßen. Die immerwährende "Bildungskatastrophe" Doch in den 50er Jahren begann schon die erneute Kritik am Gymnasium, und in Baden- Württemberg wurde der Begriff "Bildungska- tastrophe" kreiert, der offenbar seitdem in der öffentlichen Diskussion zur allgemeinen Mün- ze wurde. So galt die Unzufriedenheit am bis- herigen Abitur des "multum non multi', des Vielerlei statt des Wesentlichen. Von immer mehr immer weniger wissen, bis man von al- lem nichts weiß. so ironisierte man die breiten 111 Stundentafeln. in die in der Tat. nicht zuletzt auf Drängen der Öffentlichkeit. immer neue Stoffe aufgenommen wurden. Ob Wirtschaft. Recht. Staat. ob Umwelt. Gesundheit. Sexua- lität und anders mehr. die Forderungen zielten auf neue Fächer. und in der ,,-kunden-Inflati- on" nimmt es nicht wunder. dass der Verband der Möbelindustrie eine "Wohnraumkunde" forderte. damit die Jugend in der Schule ler- nen solle, wie man sich später einzurichten habe. Mancher Einfall konnre abgewehrt oder in der Erlassflut versteckt werden. wie z. B. die Beachtung und Bewahrung von Ameisenhau- fen bei Schulausflügen. so auf Antrag aus dem Landtag. Das war das eine. der Geist durchgreifen- der Reformen das andere. die Auflehnung ge- gen den "Muff unter den Talaren". die Wahl von allem und jedem als Kriterium demokra- tischen Selbstverständnisses. So fragte man stringenr. wieso ein 18-jähriger Primaner als Soldat unrer Umständen sein Leben opfern dürfe. zwar den Bundestag. Landtag und Ge- meinderat wählen könne. ihm aber die Wahl zwischen Musik und Bildender Kunst im Stundenplan versagt bleibe. Die Oberstufenreform 1972 Die Oberstufenreform. die weitgehend Fä- cherwahlen ermöglichte. wurde nicht zuletzt auf Drängen der Universitäten ins Rollen ge- bracht. um den künftigen Studierenden an Wenigem das Grundsätzliche von Methodik. die "wissenschaftspropädeutische Kompetenz". so hieß die gängige Formel. zu vermitteln. Und da drang auch Ideologie durch. Im pro- fessoralen Schulausschuss der Westdeutschen Rektorenkonferenz. den gab es damals. erwog man sogar den Vetzicht auf eine zweite Fremd- sprache. um die "postfaschistiode Elitensttuk- tur des traditionellen Gymnasiums gegenüber Edukanden mit restringiertem Spracheode aus unterprivilegierten Sozialschichten nicht per- petuieren zu lassen". wie man so volksnah for- mulierte. Und die Gleichwertigkeit aller Fä- cher harre für die Schule genauso zu gelten wie an der Universität. Und "demokratisch" war auch. Mathematik in der 13. Jahrgangsstufe abwählen zu lassen. um die Zahl der Abituri- enrinnen zu steigern als Prinzip der Frauene- manzipation. Wer als Vertreter für Baden- Württemberg damals im Bildungsrat mit be- stimmten Hochschulvertretern zu diskutieren hatte. weiß ein Lied davon zu singen. Kaum war die Oberstufenreform realisiert. 1978 in unserem Land verspätet und mit strengen Auflagen versehen. erfolgte erneute Kritik. obwohl hier z. B. kein Baukastensys- tem wie in Norddeutschland bei Naturwissen- schaften eingerichtet wurde - ein "Semester" Physik. eines in Chemie. von jedem erwas und nichts Konsequentes. Die Fächerwahl war ein- geschränkt. so dass schon andere zu Beginn im Landtag und in der Presse an der südwestdeur- sehen Realisierung aufgrund unzureichender Fächerwahl heftige Kritik übten. Vor allem sollte auch das schriftliche Zentralabitur erhal- ten bleiben. keine einfache Sache. z. B. Musik und Bildende Kunst "abituriabel" zu machen. Neue Ziele Mit der neuen Oberstufenreform ab 2004 soll der Pflichtbereich verstärkr. die Wahlmöglich- keit eingeschränkt werden. Dies wird u. a. in vierstündigen Fächern Deutsch. Mathematik und Fremdsprache neben eingeschränkter Profilkurswahl geschehen. wobei auch die Na- turwissenschaften stärker als bisher berück- sichtigt werden, eine Reform. von den einen im Landtag als Gymnasium des 21. Jahrhun- derts gelobt. von anderen als "Rückschritt und Flickschusterei" gescholten. Wie werden sich die Hochschulen dazu verhalten? Wird man dem ehemaligen stärker spezialisierten Leis- 112 Der Präsident des Oberschulamts Karlsruhe Or. Hirsch und der Rektor der Fachhochschule Professor Fischer stellen im Frühjahr 2000 mit Mitarbeitern das gemeinsame Projekt ,,Anwcndungsorientiene Mathematik~ vor, mit dem in Schule und Hochschule komplexe Vorgänge anschaulich dargestellt werden können. tungskursschüler nachtrauern, ode.r wird man die breitere Allgemeinbildung schätzen? Eini- ge gymnasiale Fachverbände, gedeckt von den zuständigen Hochschulfakultäten, stimmen jetzt schon Jeremiaden an, wenn ihr Fach nicht mehr schriftlich abituriabel wäre, weil die Kernfachhierarchien wieder hergestellt sind und z. B. - bis aufwenige Gymnasien mit Musikzügen - der Schulmusiker sein Prestige allein als Schulabschlussmusikant festigen kann. Die Oberstufe 1972 hatte ja auch die Lehrersoziologie tangiert mit dem Grundsatz: alle Fächer haben gleichen Notenwert. Nun sind ca. 30 Jahre für die bisherige Oberstufenreform eine lange Zeit gewesen. Viele tüchtige Schülerinnen und Schüler haben auch hier ordentliche Leistungen erbracht und haben ein erfolgreiches Studium abgeschlossen. In weiteren 30 Jahren steht sicher die nächste Reform zur Diskussion, und die Hochschulen werden auch dann sicher neue Forderungen stellen. Der Wandel ist das Konstante. Soweit die Diskussion auf Spitzenebenen und im medialen Bereich. Im Einzelfall funk- tioniert die Zusammenarbeit von Hochschu- le und Gymnasium viel konstruktiver, als dies in dem üblichen Bildungskatastrophengerede spürbar ist. So sind sich die meisten Hoch- schullehrer bewusst, dass sie für Berufe und nicht nur für Habilitationen ausbilden. Au- ßerdem erkennen viele, dass eine stetig wach- sende Zahl einerseits von Abiturienten, an- dererseits von Diplominhabern seit den 60er Jahren unumkehrbar ist. Zwar will man im Gymnasium wie vorgesehen mit einem fächer- übergreifenden Lehrplan den Sinn für Zusam- menhänge über einzelnes Faktenwissen stärker fördern, die Technik des wissenschaftlichen Arbeitens in Seminarkursen besser einüben, wie einst in den Leistungskursen geplant, um einen neuen Brückenschlag zu erkunden; ge- rade im Seminarkurs sollen komplexe Themen- steIlungen selbstständiges Arbeiten samt schrift- . licher und mündlicher Präsentation praktiziert 113 werden, im Schula11tag nicht immer einfach zu vetwirklichen. Auch müsste Durchhaltevermö- gen, Kreativität, Memodenkompetenz, Aus- drucksvermögen und manche andere Studien- bedingung bei gleichzeitiger Anerkennung be- sonderer Lernleistungen neue Akzente erhal- ten. Doch es bleibt eben abzuwarten, auf wel- ches Echo nun diese Bemühungen bei den Hochschulen stoßen werden. Lehrerfortbildung - ein Dialog Es gibt aber noch andere Konstanten, auf die man bauen kann, und das ist die Lehrerfort- bildung, schon seit Gervinus' und Wendts Zeiten gefordert und damals partiell prakti- ziert. Lehrerfortbildung ist mehr als nur eine Einbahnstraße mit der Weitergabe von neues- tern Faktenwissen; sie ist ein Dialog zwischen Schule und Hochschule, bei dem auch letzte- re Empfangende sein kann. Zudem hat uni- versitäre Fortbildung der Lehrerschaft auch eine mentale Funktion. Man tritt z. B. lehre- rinnen und Lehrern der Mathematik und Na- turwissenschaften nicht zu nahe, wenn "das Gros seine fachliche Entwicklung nach Ab- schluss des Studiums beendet hat und selbst besonders Qualifizierte die Fachentwicklung eher unter didaktischen denn unter fachin- haltlichen Aspekten sehen", so sei einer ihrer Vertreter in leitender Position zitiert. Und man kann hinzufügen: Kein Wunder. wenn die Schule heute mehr denn je zur Reparatur- anstalt der Gesellschaft verurteilt wird. "Die Folge scheint mir", weiter im Zitat, "eine Er- starrung im Unterricht zu sein. Im Vorder- gtund steht das formale Lernen, das zum Ziel hat, Inhalte abzuarbeiten. Nicht im Vorder- grund steht dagegen ein lebendiges Lernen, das zum Ziel hat zu fragen, wozu eine Fach- methode eingeführt wird, Überblicke über Fachmemoden zu schaffen mit dem Ziel, die Fähigkeit bei Schülern zu entwickeln, für ein- zelne Problemstellungen geeignete Fachme- thoden zur Problemlösung auszuwählen, den Schüler zu veranlassen, über eine Fragestellung unterrichtsunabhängig nachzudenken und seine Fähigkeiten an den Problemen seiner Welt zu erproben, letztlich: eigenverantwort- lich weiterzudenken." Wer als Schulvetwaltungsbeamter mit sol- chen Forderungen werbend in lehrerkollegi- en spricht, stößt oft auf Skepsis, weil da "von oben" wieder einmal eine aparte bildungspo- litische Selbstverständlichkeit verbreitet wird. Anders bei einer Fortbildungsveranstal- tung, bei der z. B. der Dekan der Fakultät für Physik mit den Worten einleitet: "Wir möch- ten Ihnen, Ihren Schülerinnen und Schülern die Freude und Faszination vermitteln. die die Karlsruher Physiker an ihrem Fachgebiet ha- ben." Wissenschaft als Faszinosum, das schafft Gehör. Freilich sollte dies beiderseits gesche- hen. Denn wer als Kommissar in vielen Staars- examina tätig war und ist, muss fragen, ob das auch für Hochschullehrer immer gilt, nicht nur abprüfbares Wissen, formales Lernen, Pri- orität von hochspezialisierten Einzelaspekten in Prüfungen zu werten. Es sollte auch Pro- blembewusstsein und Kritikfähigkeit, Fähig- keit zum Überblick, auch fächerübergreifend, Mut zur Auseinandersetzung mit Kernfragen und anderes mehr erwartet werden, dass bei dem zunehmendem Tempo des Veraltens von Faktenwissen vor allem die intellektuelle Per- sönlichkeitsstruktur auf der Universität ge- prägt werden sollte und das spätere Alumni mit Dankbarkeit erfüllen kann. Derzeitige Diskussionen innerhalb der Hochschulen zei- gen, dass man hier wie im Schulwesen solche Fragen zu stellen vermag. Fortbildung in der Region Erörterungen allein helfen nicht weiter; wich- tig sind Aktionen, wie sie z. B. in der Region 114 des Oberschulamts Karlsruhe vollzogen wer- den, weil sie manche falsche Vorstellungen vom "computerscheuen fünfi.igjährigen Päd- agogengreis" korrigieren können. So finden seit fünf Jahren Forumsgespräche "Informa- tik" der Universität Karlsruhe mit Fachleitern und -beratern, Beamten der Schulverwaltung einschließlich des Kultusministeriums statt. Zu einer Vortragsreihe ,,Aktuelle Themen der Informatik für Informatiklehrer" wird zwei- mal im Jahr eingeladen, neben den didakti- schen Kolloquien, auf denen Professoren aus ganz Deutschland sprechen. Für 15 Lehrer wurde ein viersemesrriges Informatikstudium eingerichtet, um eine Ergänzungsprüfung ab- legen zu können. Zum "Pilotprojekt mobiles Klassenzimmer" konnte das Oberschulamt Lehrkräfte aus ganz Baden-Württemberg in die Universität Karlsruhe einladen, dem ca. 300 Teilnehmer folgten. Und auch an den Uni- versitäten Mannheim und Heidelberg finden entsprechende mamematische Kolloquien starr. Erfolgreich war der ArbeitSkreis ,,Anwen- dungsorientierte Mathematik - Simulation dynamischer Vorgänge", beginnend 1993. Mit der Publikation "Mathematische Begriffe visu- alisiert" nebst einer CD-Rom werden 39 Unter- richts- und Vorlesungsmemen dargestellt. Die elektronischen ArbeitSblätter liefern ein Medi- um, mit dessen Hilfe sowohl durch Schaubilder und dreidimensionale Darstellungen als auch durch Animationen in Form von kleinen Fil- men abstrakte mamematische Begriffe greifba- rer und damit begreifbarer gemacht werden, für Schule wie für Hochschule gleich geeignet. Unmittelbar an die Schülerschaft hat sich die Universität Karlstuhe in Wochenend- und Ferienkursen gewandt und ihnen 1998/99 er- möglicht, an den ersten beiden Semestern des Studiums "Praktische Informatik" teilzuneh- men, einschließlich eines später verwertbaren Scheins, falls die hierfür benötigten Klausuren mit Erfolg abgelegt werden. Ähnliche Aktivitäten finden auch in Mann- heim und Heidelberg statt, und eindrucksvoll ist die Zeitschrift "Future", die vom Ober- schulamt und der Universität Mannheim seit dem Frühjahr 2000 herausgegeben wird, z. Zt. von der Universität finanziert, bald wohl von Sponsoren gestützt und vielleicht von der Uni- versität Karlsruhe mitgetragen. Die ca. 5.000 Exemplare werden zu je 40 an die allgemein, und berufsbildenden Gymnasien, an motivier- te Mitglieder des Lehrerkollegiums und der Schülerschaft verteilt. "Wir wollen", so Kanz- ler Oe. Dieter Erdmann im Vorwort, "Ihnen die Faszination der Wissenschaft unmittelbar nahe bringen und Ihnen Ergebnisse direkt aus der Werkstatt präsentieren". Regierungsschul- direktor Wolfgang Buhmann fahrt fott: "Schrei- ben Sie uns ganz einfach: erste Kontakte zur Uni und den Autoren sind sehr erwünscht." Von dieser Form einer fruchtbaren Zusam- menarbeit liest und hört man in Berichten über Schule und Hochschule wenig, weil Missstände leichter zu kolportieren sind. Frei- lich darf man sich auch keine Illusionen ma- chen. Man wünschte sich, die Zahl der Träger und Teilnehmer der Veranstaltungen könnte größer und die Beteiligung engagierter sein. Dennoch verselbständigen sich schon jene Kontakrveranstaltungen, werden für viele zur regelmäßigen Fortbildungseinrichtung, ver- bessern zudem auch die Kontakte zwischen den Teilnehmern. Als hervorstechend kann der hohe Anteil von Empfehlungen für neue Lehrpläne und der Ansporn für die Fach- und Schulbuchliteratur gelten. Gleichzeitig wächst bei Universitätsdozenten das Interesse an di- daktischen Problemen und die Auseinander- setzung mit gymnasialen Lehrplänen. ,,Auch in den Wissenschaften kann man eigentlich nichts wissen, es will immer getan sein." Recht hat Goerne in seinen "Maximen". LEONHARD MÜLLER 115 "Nous sommes les beaux enfants de Camp de Gurs " Aus dem Nachlass der Landesforsorgerin beim Evangelischen Oberkirchenrat, Gertrud Ham- mann, im Stttdtarchiv Kttrlsruhe. "Wir haben ein wenig Französisch gelernt. Jetzt pass' einmal auf, was wir können: nous sommes les beaux enfants de Camp de Gurs. Wir können auch das Lied: En passant par la Lorraine ... In unserer Baracke haben wir kleine Fens- ter bekommen. Alle Tanten haben blaue Blu- sen bekommen. Hoffentlich bist Du noch ge- sund. Schreibe uns bald wieder. Viele, viele Grüße von allen aus der Baracke Sonnen- schein." "Liebes Fräulein Hammann! Viele, viele Grüße auch von mir. Wie Sie sehen, bin ich noch hier. Die Arbeit macht mir wohl Freude, aber es ist auch sehr viel Schweres dabei. Die IGnder denken und sprechen oft und viel von Ihnen - sie werden Sie sicherlich nicht verges- sen. Sonst ist hier alles beim Alten. In der IGn- derbaracke haben wir kleine Fenster bekom- men, so dass es nicht gar zu finster mehr ist. Leben Sie nun wohl-liebes Fräulein Ham- männchen und alles, alles Gute, Ihre Rita Chantoff." Konzentrationslager Gurs Dies sind Auszüge aus Briefen jüdischer IGn- der und ihrer Betreuerin vom 31. Januar 1941 im Deportationslager Gurs an Gertrud Ham- mann, die von Mai bis Dezember 1940 selbst in Gurs interniert gewesen war und deren Nachlass seit 1998 im Stadtarchiv Karlsruhe archiviert ist. In einem Gespräch mit IGrchenrat Hans Maaß und dem Autor Jörg Thierfelder erzähl- te Gertrud Hammann Ende der 80er Jahre von ihren Erlebnissen im Konzentrationslager Gurs. Mit Bewunderung sprach sie von den jüdischen Frauen, die in dem wenigen Ge- päck, das sie bei ihrer Deportation hatten mitnehmen dürfen, eine Sabbatkerze mit sich fuhrten, um auch in Gurs den Sabbat feiern zu können. Freitag abends empfand Gertrud Hammann als Christin jüdischer Herkunft unter den anderen Frauen riefe Einsamkeit. "Damals waren wir noch weit davon entfernt, gemeinsam Psalmen in deutscher Sprache zu beten. So war ich auch hier als evangelischer Christ nicht auf- und angenommen." Bedrängnisse einer Halbjüdin Gertrud Hammann wurde am 28. Februar 1910 als Tochter ei~er evangelischen Christin und eines aus streng orthodoxer Familie stam- menden Juden geboren. Die Bedrängnis ihres Vaters Hugo Friedmann durch die National- sozialisten kommt in dessen Briefen an seine Tochter deutlich zum Ausdruck. "Ich habe nach wie vor die größten Sorgen und weiß nicht, was die Zukunft für mich ist. Mein Geschäft ist erledigt", schreibt der Inha- ber einer Heizungs- und Installationsfirma in Mannheim am 19. März 1937 an seine Toch- ter. "Mein Geschäft weiter zu betreiben wird mir zur Unmöglichkeit gemacht und ich beab- sichtige entweder zu verkaufen oder auszu- wandern" , berichtet Hugo Friedmann in ei- nem Brief vom 26. Januar 1938 über seine be- rufliche Situation. Auch Gertrud Hammann war in dieser Zeit als Halbjüdin in großer Bedrängnis, und sie befasste sich ebenfalls mit Auswanderungs- plänen. Seit 1932 war die gelernte IGndergärt- nerin als Leiterin des Evangelischen IGnder- 116 gartens in Neumühl bei Kehl tätig. Von ,,5 Jahren ungetrübter Gemeindearbeit" spricht Gertrud Hammann in einem handschriftli- chen Bericht über ihre Entlassung aus dem Dienst der Gemeinde Neumühl, einer damit einhergehenden Vorladung bei der Gestapo und einem Hetzartikel der Zeitung "Stürmer", der gegen sie und die zu ihr haltenden Frauen des Neumühler Frauenvereins gerichtet war. "Ein sonderbarer Frauenverein" ist der in Form eines Leserbriefes verfasste Artikel des "Stürmer" aus dem Jahr 1937 überschrieben. In vetächtlichem Tonfall wird darin die Treue der Neumühler Frauen zu GerttUd Hammann angeprangert. Die Vereinsfrauen, meist Mütter von Gertrud Hammanns Kin- dergartenkindern, hatten GerttUd Hammann sechs Wochen nach ihrer Entlassung in Mann- heim besucht und zur Erinnerung ein Grup- penfoto aufgenommen. Mit der Untetschtift "Artvergessene deutsche Weiber besuchen eine Jüdin und lassen sich von ihr photographie- ren" ist dieses Foto im "Stürmer" abgebildet. Gertrud Hammann schreibt hierzu in ihrem handschriftlichen Bericht: "Ein gemeinsames Bild auf dem Heidelberger Schloss geknipst ... karn in die Hände - durch wen weiss ich nicht - in die Redaktion des 'Stürmer' u. wurde mit einem Text versehen veröffentlicht". Die gro- ße Beliebtheit Gertrud Hammanns in der Ge- meinde Neumühl kommt auch im Brief des Neumühler Bürgermeistets Jakob Gilg vom 7. Juli 1937 an Gertrud Hammann zum Aus- druck. "Die gesammte Einwohnerschaft be- dauert Ihren Wegzug recht schmerzlich. Ich möchte Ihnen nochmals vielen Dank sagen für das viele Gute u. die reiche Arbeit, die Sie zum Wohle unserer Gemeinde, und haupt- sächlich zur Erziehung unserer kleinen Jugend getan haben." Bald nach ihrer Entlassung aus Neumühl erfuht Gertrud Hammann erneut die mit dem nationalsozialistischen Menschenbild einher- Brief jüdischer Kinder aus dem Dcponationslager Gurs an G ertrud Hammanu. gehende Diskriminierung. In einem ärztlichen Gutachten des Staatlichen Gesundheitsamts Mannheim "zur evtl. Aufnahme in den Hessi- schen Diakonieverein e.V" Darmsradr" wird die Frage, ob die Untersuchte gesundheitlich zum Beruf der Schwester oder Fürsorgerin ge- eignet sei, so beantwortet: "gesundheitlich ja. doch sieht sie sehr jüdisch aus". Exil in Südfrankreich GerttUd Hammanns Jahre im Exil in Süd- frankreich sind in Briefen dokumentiert, die sie an ihre Pflegefamilie in Heidelberg ge- schrieben hat, in ihrem Schriftverkehr mit französischen Behörden und in Zeugnissen der Universität Monrpellier, wo sie neben ih- 117 Gertrud Hammann an ihrem Schreibtisch arbeitend. rerTätigkeit als Haushaltshilfe in einer franzö- sischen Familie Gesang, Literatur und Pädago- gik studierte. Eine Aufenthaltsgenehmigung für Frankreich hatte Gertrud Hammann nur durch den Nachweis erhalten, keiner bezahl- ten Arbeit, sondern Studien nachzugehen. An- lässlich des am 10. Mai 1940 beginnenden deutschen Frankreichfeldzuges wurden seitens der französischen Behörden die in Frankreich lebenden Deutschen, darunter viele emigrierte Juden, interniert. Gertrud Hammann kam zunächst in das Lager Lodeve und wurde von hier aus nach einigen Wochen in das Lager Gurs verlegt. Diese Epoche in Gertrud Ham- manns Leben ist in den eingangs zitierten Briefen jüdischer Kinder und ihrer Betreuerin Rita Chantoff an die ehemalige Mitgefangene dokumentiert. Im badischen Kirchendienst Im Jahre 1947 kehrte Gertrud Hammann nach Deutschland zurück. Vom 1. Mai 1948 bis zu ihrer Pensionierung am 30. September 1971 arbeitete sie im Dienst der Evangelischen Kirche Badens. Aus der frühesten Zeit dieser Berufsjahre ist ihr Ausweis erhalten, der sie als Flüchtlingsfürsorgerin des Hilfswerks der Evangelischen Kirche in Offenburg auszeich- net. Im Kirchenbezirk Lahr organisierte Ger- trud Hammann in dieser Funktion die Flücht- lingsfürsorge von Grund auf, erfasste und be- treute die eingewiesenen Flüchtlinge und leis- tere beim Empfang und der Weiterleitung der Heimatvertriebenen im Hauptdurchgangsla- ger in Offenburg wertvolle Dienste, wie in ihrem Zeugnis bestätigt wird. Im März 1949 wurde Gertrud H ammann Landesfürsorgerin beim Evangelischen Oberkirchenrat in der Blumenstraße 1 in Karlsruhe und war in die- ser Funktion beim Aufbau und in der Leitung der kirchlichen Sozialarbeit in den ländlichen Kirchenbezirken tätig. In Doris Eck's Nachruf "Was war das Besondere an Gertrud Ham- mann" wird berichtet, dass Gertrud Ha- mmann sich in dieser Zeit außerdem der Ju- gendarbeit an der Lutherkirche annahm. In diesem Zusammenhang organisierte und leite- te sie Sommer- und ·Winterfreizeiten für Kin- der und Jugendliche auf der Aschenhütte. Von 1955 bis 1971 war Gertrud H am- mann Geschäftsführerin des Frauenwerks der Evangelischen Kirche Badens. Aus dem Re- chenschaftsbericht ,,40 Jahre evangelische Frauenarbeit in Baden 1916-1956 "und aus Doris Eck's Erinnerungen werden ihre Leis- tungen in dieser Funktion deutlich. Unter ih- rer Leitung wurden das Müttergenesungsheim in Baden-Baden, das Marie-von-Marschall- Haus in Hinterzarten und das Müttergene- sungsheim "Haus Belchenblick" errichtet. Sie initiierte staatsbürgerliche Tagungen mit Für- sorgerinnen und Tagungen für weibliche Kir- chenälteste und führte Freizeiten für Berufstä- tige mit dem Schwerpunkt kunstgeschichtli- cher Freizeiten in Frankreich durch. Nach Doris Eck's Beschreibung prägte und gestaltete Gertrud Hammann in der Frauenar- beit vor allem die sozialen und gesellschaftsori- entierten Arbeitszweige. 118 Eine sehr persönliche Seite Gertrud Ham- manns kommt in der Trauerrede für sie von Oberkirchenrat Baschang zum Ausdruck: dass Gertrud Hammann groß und klein mit "Her- zele" anreden konnte, was ihr dann im Evan- gelischen Oberkirchenrat die Anrede "Tanre Herzele" eingebracht habe. Gertrud Ham- mann starb am 12. Juni 1990 in Karlsruhe. Sie wurde am 15. Juni 1990 auf dem Hauptfried- hof beigesetzt. Ihr Nachlass im Stadtarchiv Karlsruhe dokumentiert aus mehreren Blick- winkeln die Karlsruher Stadtgeschichte: das Schicksal der jüdischen Bevölkerung im Nati- onalsozialismus, Frauenerwerbstätigkeit und die Frauenarbeit der Evangelischen landeskir- che Badens. ANGELIKA SAUER Karlsruher Partnerstädte Krasnodar - Geschenk einer Zarin Gründung und Entwicklung Die Übereignung von Land zur Anlage von Befestigungen an besonders streitbare Fürsten, die Markgrafen, ist uns seit König Heinrich I. (919-936) im Osten Deutschlands überlie- fert. Auch die russische Zarin Jekaterina be- diente sich dieses Mittels zur Erweirerung und Sicherung ihres Machtbereichs. Diese aus dem deutschen Fürstenhaus Anhalt-Zerbst stam- mende, 1745 mit Zar Peter 111. vermählte Fürstin ist besser bekannt unter dem Namen Katharina die Große. Sie ließ 1762 ihren Mann, den Zaren, stürzen und ermorden und sich zur Kaiserin ausrufen. Wenige Jahre vor ihrem Tod 1796 schenkre sie im Herbst 1793 den Saporosher Kosaken am rechten Ufer des Kuban-Flusses unweit der Ausläufer des Kau- kasus zur Gründung eines Militärlagers bewal- detes Land. Zudem warb sie deutsche Bauern zur Besiedelung und Urbarmachung des lan- des an. Die Kosaken-Hetmane dankten ihrer Zarin, indem sie den neuen Ort "Jekateri- nodar", zu deutsch "Geschenk Katharinas" nannten. Dank der Tüchtigkeit der Schwarzrneerko- saken und der deutschen Bauern blühte der Ort bald auf und wurde zur "Perle Rußlands", wie es der russische Dichter Michail Lermon- tow ausdrückte. Was immer dies bedeutet ha- ben mag, die Wertschätzung der Stadt blieb bis heute erhalten. Ab 1860 galt die zur Stadt ausgebaute Festung als Verwaltungszentrum der Kosakenregion "Kuban" und erhielt 1867 den Status einer "zivilen Stadt". Nach dem Sieg der "Roten Armee" in der Oktoberrevo- lution erhielt sie 1920 den Namen "Krasno- dar", was "Rotes Geschenk" bedeutet. Bestre- bungen nach dem Ende des Sowjetsystems, der Stadt den alten Namen wiederzugeben, wurden am 24. November 1992 in einer Volksabstimmung abgelehnt. Im Zweiten Weltkrieg Trotz der engen Verbindungen Badens mit dem russischen Zarenreich, die durch die Ver- mählung der badischen Prinzessin Elisabeth mit dem Zaren Alexander I. seit 1793 bestand, dürfte der Name Krasnodar den Karlsruhern 119 Neubaukomplex an der .. ul iza krasnaya", in dem das Haus des Buches untergebrach t ist. Blick auf das R. .. thaus mit dem Vorplatz. Die .. uHu krasnaya" verl ~i u ft von links unten nach rechts oben. 120 wohl erstmals im Sommer 1942 begegnet sein, als die 17. Armee auf dem Vorstoß zu den kau- kasischen Ölfeldern am 8. August die Stadt besetzte. Auf ihrem Rückzug im darauffolgen- den Winter musste die 101. Jägerdivision mit ihren Karlsruher Soldaten ab dem 15. Januar 1943 die Kubanbrücke bei Krasnodar vertei- digen, bis diese am 11. Februar gesprengt wur- de. Den Rückzug der 101. Jägerdivision vom Kaukasus in den Kubanbrückenkopfhat einer der Teilnehmer, der zeitweise in Karlsruhe le- bende Autor Willi Heintich, in seinem Ro- man "Das geduldige Fleisch" in dichterischer Freiheit nachgezeichnet. Anfange der Beziehungen Es waren junge Karlsruher um Jan-Dirk Rausch, die den Weg zur Völkerverständigung bereiteten und die zugleich den Grundstein unserer Beziehungen zu Krasnodar legten. Der Stadtjugendausschuss Karlsruhe hatte sich für 1979 mit Erfolg für ein ,,14-Städte-Pro- gramm" beworben, das von der Bundesregie- rung für den deutsch-sowjetischen Jugendaus- tausch initiiert und gefördert wurde. So ver- brachten 30 junge Erwachsene aus der UdSSR im Februar 1979 zehn Tage in Karlsruhe. Sie kamen aus Krasnodar, was ein reiner Zufall war. Im September 1980 reiste dann im Zuge eines vom Stadtjugendausschuss entwickelten Bildungs- und Begegnungsprogramms eine Delegation von 30 Karlsruher Jugendgrup- penleitern zum Gegenbesuch nach Krasnodar. Es war nicht einfach, damals das Programm im so genannten "valutafreien Austausch" auf- recht zu erhalten, denn das bedeutete, dass die jeweils reisende Gruppe ihre Flugkosten und die Aufenthaltskosten ihrer Freunde beim Ge- genbesuch zu tragen hatte. Die Kürzung der öffentlichen Zuschüsse 1982 erschwerte die Kontakte. Zusätzliche organisatorische Proble- me bereiteten die Kommunikationsmöglich- 121 keiten ohne Faxgeräte und mit stundenlangem Warten auf telefonische Verbindungen. Den Karlsruhern, die nach Krasnodar im- mer über Moskau reisen mussten, fiel schnell der immense Unterschied zwischen den bei- den Städten auf. Während in Moskau kaum Plätze in Restaurants zu finden waren, ver- strömten die Eisdielen, die Cafes und Bars und die Parks in der Kubanmetropole südlän- disches Flair. Die Nähe zum Schwarzen Meer ließ alle Vorurteile, in Rußland sei es immer kalt und grau, schnell vergessen. In Karlsruhe versuchte man den jungen russischen Gästen im Gegenzug die badische Lebensart nahe zu bringen. Dazu lud man sie, wie es auch in Krasnodar geschehen war, für die Dauer des Aufenthalts in die eigene Familie ein. Dies war die Grundlage lang anhaltender Freundschaf- ten, in russisch "Druschba", und vielleicht das wichtigste Element des Austausches. Auf die- se Weise konnte auch. die anfängliche Scheu der Gäste vor dem Fremdartigen, dem sie zumeist ohne besondere Sprachkenntnisse be- gegneten, rasch überwunden werden. Entge- gen den anfänglichen Befürchtungen waren die Gäste aus Krasnodar keine "linientreuen Funktionäre", sondern zumeist unpolitische Menschen, mit großem Interesse an deutscher Kultur, Lebensweise und Architektur. Für manche war die Reise in den Westen auch Belohnung für gute Arbeit im Betrieb, im Ju- gendverband oder in der Gewerkschaft. Der Gedanke einer Städtepartnerschaft mit Krasnodar wurde erstmals öffentlich 1981 in den "Badischen Neuesten Nachrichten" er- örtert, worauf die Stadrverwaltung zunächst noch zurückhaltend reagierte. Mit der sich nach Westen öffnenden Politik Michail Gor- batschows gab es neue Möglichkeiten der Be- gegnung: Die badische Sport jugend organi- sierte ein Austauschprogramm, und zu Gast- spielen reisten das Sinfonieorchester an der Universität, das Kabarett "Herr Bär" und das Amateurtheater "Die Spur" nach Krasnodar. Dieser Ausdehnung der Aktivitäten folgte 1989 die Gründung des "deutsch-sowjeti- schen Freundeskreises", eines lockeren Zusam- menschlusses junger Leure, der den Gedanken der Städtepartnerschaft weiterverfolgte und den Gemeinderat zu interessieren versuchte. Für den Austausch ergab sich eine charakteris- tische Änderung durch den Zusammenbruch des Sowjetimperiums. Mussten bis dahin die Sowjetbürger bangen, ob sie eine Ausreisege- nehmigung erhalten würden, um "raus" zu kommen, so kontrolliert heute die Bundesrepu- blik, ob die eingeladenen Gäste "rein" dürfen. Unterzeichnung des Freundschaftsvertrages Die staatlichen Veränderungen ermöglichten es zu Beginn der 90er Jahre auch, dringend benötigte Hilfe aus Karlsruhe für Krasnodar zu organisieren. Im Februar 1991 machten sich sieben junge Karlsruher auf den 3.240 km langen Landweg, um Medikamente, medizini- sche Geräte, Kleidung und Lebensmittel nach Krasnodar zu bringen. Im Gepäck hatten sie auch ein Schreiben verschiedener Mitglieder des Gemeinderats, das sie im Rathaus in Kras- nodar überreichten. Oberbürgermeister Valerij Samojlenko reagierte mit einer Einladung ei- ner Delegation des Karlsruher Gemeinderats für den Herbst 1991 nach Krasnodar. Dieser Einladung folgten im Oktober unter Leitung des SPD-Fraktionsvorsitzenden Heintich Maul sechs Gemeinderatsmitglieder, ein Ver- treter des Hauptamtes der Stadt und ein Dol- metscher. In einem ausführlichen Gespräch mit OB Samojlenko wurden die Ziele des Be- suches erörtert. Es sollten Grundlagen für Be- ziehungen auf breiter Ebene geschaffen wer- den, vor allem sollten die Bürger und der Be- reich aller Bildungsinstitutionen und die Ver- eine einbezogen werden. Dieser Besuch be- wirkte auch im Karlsruher Rathaus eine Ände- rung der bisherigen Zurückhaltung gegenüber einer Städtefreundschaft. Im Dezember dank- te OB Gerhard Seiler seinem Kollegen Samo- jIenko für die gastfreundliche Aufnahme der Karlsruher Delegation und lud eine Delega- tion aus Krasnodar zum Gegenbesuch ein. Nach einigen Unstimmigkeiten wegen der Vi- saerteilung konnte die Delegation aus Krasno- dar im April 1992 Karlsruhe besuchen. Dabei stellte OB SamojIenko seine Stadt vor. Da- nach leben in Krasnodar auf einer Fläche von 840 Quadratkilometern erwa 780.000 Men- schen. Die Stadt ist umgeben von gtoßen landwirtschaftlichen Flächen, auf denen u. a. auch Reis und Tee angebaut werden, und sie beherbergt viele Versuchs- und Forschungsein- richtungen. Krasnodar ist in fünf Verwal- tungsbezirke eingeteilt und die "Duma" hat 200 Abgeordnete. Die Stadtverwaltung be- schäftigt einschließlich der Lehrer und Ärzte 20.000 Mitarbeiter. Samojlenko erinnerte auch an den Zweiten Weltkrieg, die Besetzung und teilweise Zerstörung der Stadt durch deutsche Truppen. Er führte weiter aus, dass durch den Zerfall der Sowjetunion viele wirtschaftliche Beziehungen abgebrochen und einst gesunde Betriebe zahlungsunfähig geworden seien. Deswegen erhoffe er sich von der Städte- freundschaft neben dem Informationsaus- tausch vor allem erfolgreiche wirtschaftliche Beziehungen. Es gelte nun, die von jungen Menschen beider Städte geschaffene Grund- lage für eine Städtefreundschaft zu nutzen. Mit dem Besuch paraphierten die Stadtober- häupter eine gemeinsame Erklärung zur Be- gründung der Städtefreundschaft. Aus den leidvollen Erfahrungen zweier Weltkriege und ihrer Folgen sowie in dem Streben nach dau- erhaftem Frieden in Europa wollten beide Städte den Erfahrungsaustausch und die kom- munale Zusammenarbeit besonders auf den Gebieten von Kunst und Wissenschaft, der 122 Die "ulim krasnaya" wird am Wochenende durch Sperrung für den Kfz-Verkehr zur Fußgängerzone. Stadtplanung, der Wirtschaft und Bildung sowie der Gesundheit und des Sports pflegen. Vor allem aber sollten ohne bürokratische Hemmnisse die Begegnungen von Bürgern und Bürgerinnen beider Städte insbesondere der Jugend gefördert werden. Nach einer Wirtschafts-Delegation im Mai besuchte Anfang August 1992 eine 3D-köpfi- ge städtische Delegation unter Leitung von OB Seiler die Stadt am Kuban und wurde mit überwältigender Gastfreundschaft aufgenom- men. Im Gedenken an den 8. August 1942 an dem die deutsche Wehrmacht gegen Krasno- dar vorrückte, bedauerte der Karlsruher Ober- bürgermeister, dass vor allem die Zivilbevölke- rung "als Ergebnis einer menschenverachten- den Ideologie hart getroffen wurde." Dabei ge- dachte er auch der vielen tausend deutschen Soldaten, die in Gefangenenlagern in und um Krasnodar gestorben waren. Die mit der Freundschaft und Partnerschaft zu Krasnodar angebahnten Beziehungen ermöglichten es den Veteranen des "Traditionsverbands Sozia- les Hilfswerk 1 0 1. Jägerdivision e. v. " im Som- mer 2000 im ehemaligen Kampfgebiet ein Mahnmal zur Erinnerung an diese schwere Zeit zu erstellen und ihrer 700 Toten zu ge- denken, die auf dem Friedhof der Stadt Cha- dyshensk beerdigt sind. Im Perwomaijskij- Park pflanzten die beiden Oberbürgermeister einen Freundschaftsbaum. Die .. Freundschaftsgesellschaft Karlsruhe-Krasnodar" Die Städtepartnerschafts-Iniriative Karlsruhe wurde zu dieser Zeit umgegründet in "Freund- schaftsgesellschafr Karlsruhe-Krasnodar e. v.". Sie ist bis heute die treibende und verbinden- de Kraft der zahlreichen Begegnungen zwi- 123 sehen Bürgern und Organisationen unserer beiden Städte. Dies ist auch dokumentiert in der 1997 erschienenen deutsch/russischen Pub- likation von Jan-Dirk Rausch und Swetlana Nikiforowa: ,,3.240 Kilometer sind keine Ent- fernung", im Buchhandel erhältlich. Die Ver- mittlung von Ferien- oder Praktikumsplätzen, von Folkloreauftritten, Ausstellungen, Schul- partnerschaften, die Durchführung von Bür- gerreisen oder die Organisation von Hilfs- transporten, nichts ist den Mitarbeitern der Freundschaftsgesellschaft fremd. Im Januar 1993 wirkte sie sogar mit bei der Organisati- on eines Fluges von 42 Tonnen HiIfsgütern nach Krasnodar mit einer .,Antonov" der rus- sischen Luftwaffe. Impressionen aus Krasnodar Als Dank der Stadt Krasnodar wurden einige Mitwirkende an dieser Aktion zur 200-Jahr- Feier der Stadt im Oktober 1993 eingeladen, um die Stadt noch besser kennen zu lernen. Krasnodar liegt wie Venedig auf dem 45. Brei- tengrad und ist eine auffallend grüne Stadt mit vielen Parks und Bäumen entlang der großen Straßen. Die Hauptstraße ist die "uliza krasna- ya", die "Rote Srraße'\ wobei "krasnyj" auch .. schön" bedeuret. Sie beginnt am Platz der Arbeit mit dem monumentalen Gebäude des ehemaligen Bezirkskomitees der KPdSU und ' endet nach etwa 2,5 km beim Hotel Intourist am Platz der Oktoberrevolution gegenüber dem Rathaus. Auf halber Strecke findet man das "Haus des Buchs", die Puschkin-Biblio- mek, das aufFallige Operettenmeater, die Phil- harmonie und das originelle Puppentheater sowie das Bezirksmuseum und einige Galeri- en. Abwechslung bieten auch die bunten Aus- lagen der Geschäfte und Kioske sowie der ,.Arbat" , der Kunsrmarkt, wo am Wochenen- de Gemälde und Kunstgegenstände unter frei- em Himmel angeboten werden. Zahlreiche Clubs, Cafes, Kinos und Parks sowie verschie- dene Sporthallen und eine Pferderennbahn vervollständigen das vielseitige Freizeitangebot der südlichsten Metropole Rußlands. An der .. uliza Starropolskaja" zieht das Gebäude der Kuban-Universirät mit seiner Hauptfassade aus Marmor und Mosaikbildern die Blicke an. Bei einem Spaziergang durch den Park auf der Kuban-Insellädt das Restautant .. Kuren" mit Motiven aus dem Alltagsleben der Kosaken zum Verweilen ein. Moderne Architektur mit zehnstöckigen Wohnblocks findet man an den Stadträndern, vor allem im jüngsten Stadtteil .. Jubilejnyi", aber auch im Wohngebiet .. Kom- somolsky", wo auf 240 ha etwa 70.000 Men- schen leben. Die Umgebung Krasnodars bie- tet mit den Vorbergen des Kaukasus, der Nähe zum Schwarzen und zum Asowschen Meer oder Ausflugsfahrten auf dem Kuban gute Naherholungsmöglichkeiten. Vom Freundschafts: zum Partnerschaftsvertrag Die Kontakte zwischen Krasnodar und Karls- ruhe gewannen zunehmend an Intensität und Qualität. Dabei sind die zahlreichen Transpor- te mit humanitären Gütern hervorzuheben und der große Einsatz beider Freundeskreise anzuerkennen. Diese Beurteilung führte nach einer fünfjährigen Beobachtungsphase dazu, dass OB Seiler dem Gemeinderat 1997 vor- schlug, den Freundschafts- in einen Partner- schaftsvertrag umzuwandeln. Dieser Anre- gung folgten die Gremien beider Städte. Ver- gessen war die Zeit des Zögerns. Unerwartet viele Austausche und Besuche von Schülern, Studenten, Lehrern, Dozenten, Vereinen und Bürgern hatten die anfänglichen Bedenken der Verwaltung zerstreut und die Städtepart- nerschaft "von unten" mit Leben erfüllt. FRITHJOF KESSEL 124 100 Jahre Christuskirche Karlsruhe In hervorragender städtebaulicher Situation am Mühlburger Tor in Karlsruhe erhebt sich seit genau einem Jahrhundert der eindrucks- volle Bau der evangelischen Christuskirche. Mit einem festlichen Gottesdienst, dem durch die Uraufführung des "Christushym- nus" von Oskar Gottlieb Blarr besonderer Glanz zuteil wurde, mit einem Festakt im Al- bert-Schweitzer Saal und einem abendlichen Bachkonzert gedachten die beiden Christusge- meinden am 15. Oktober 2000 des Tages der feierlichen Einweihung ihres Gotteshauses, die in Anwesenheit des Großherzogs am 14. Ok- tober 1900 stattfand. Der damalige Pfarrer der seinerzeit noch ungeteilten IIWestsradtgemeinde", Franz Rho- de - der "rote Rohde", wie er wegen seiner li- beralen Haltung und seines sozialen Engage- ments von vielen genannt wurde - hatte seine Festpredigt unter das Leitwort "Jesus Christus gestern und heute und derselbe auch in Ewig- keit" (Hebräer 13,8) gestellt, und dieses Wort ist nun auch vom Landesbischof Dr. Ulrich Fischer zum Thema seiner Predigt im Jubilä- umsgottesdienst gewählt worden. Die Anfänge Die Geschichte der Gemeinde, die 1900 die Einweihung ihrer neuen Kirche feierte, be- gann jedoch nicht mit jenem Jahr. Ihre Ur- sprünge gehen vielmehr bis auf das Jahr 1857 zurück, als die evangelische Kirchengemeinde Karlsruhe in mehrere "Untergemeinden" auf- geteilt wurde, die sich allmählich verse!bsrstän- digten. Eine dieser Untergemeinden umfasste die Innenstadt westlich der WaIdstraße und nannte sich zunächst "Neustadtgemeinde" . Sie wurde zur Keimzelle der heutigen Christus ge- mein den. Ihr erster Gemeindepfarrer war der Literat und spätere Oberhofprediger Kaiser Wilhe1ms 1., Emil Fromme!. Schon vor der Jahrhundertwende war die heurige Reinhold-Frank-Straße hinaus ge- wachsen und schloss nun die Neubauviertel im Westen und Südwesten der Stadt mit ein. Bislang hatten die Gottesdienste der Gemein- de, die sich nun "Weststadrgemeinde" nannte, in den Kirchen der Innenstadt oder in Behelfs- räumen, wie z. B. im Saal des Pfründnerhauses am Mühlburger Tor, stattgefunden, aber nun war der Bau eines eigenen Gotteshauses un- umgänglich geworden. Erste Planungen für einen Neubau gab es bereirs im Jahre 1888. Die Frage eines geeigne- ten Grundstücks wurde durch eine großherzi- ge Spende des Großherzogs glücklich gelöst: Er stellte den Bauplacz aus seinem Domänen- besitz kostenlos zur Verfügung. Die Lage des Grundstücks war fast ideal zu nennen, nach- dem nun das Mühlburger Tor quasi ins Zen- trum des Gemeindegebiets gerückt war. Aller- dings wurde der Baugrund im Westen von der damaligen Bahnlinie nach Mannheim be- grenzt, die im Zuge der heutigen Riefstahlstra- ße verlief, so dass in den Anfangsjahren die Gottesdienste bisweilen durch das Rattern und Pfeifen der Züge gestört wurden. Neuer Plan - neuer Baustil Zur Gewinnung eines geeigneten Bauplans für das neue Gotteshaus wurde eigens ein Archi- tekten-Wettbewerb durchgeführt, und nach einer Überarbeitung wurde schließlich der Entwurf des damals sehr renommierten Büros 125 ChrislUskirche vor 1913. Links Riefsrahlstraßt mit Eisenbahnlinie nach Mannheim, im Hintergrund das Oberlandesgericht, rechts Westendmaße. heute Reinhold- Frank-Straße, im Vordergrund die: Kaiserallee. der Architekten Curjel und Moser. von denen pikanterweise der eine Jude und der andere Katholik war. zur Ausführung bestimmt. Der Bau wurde innerhalb von vier Jahren hochgezogen. Er entsprach in seiner Grund- idee dem so genannten "Wiesbadener Pro- gramm" für den evangelischen Kirchenbau. das danach strebte. dem "allgemeinen Priester- tum aller Gläubigen" zu dienen. Man wollte die Trennung in Hauptschiff. Seitenschiffe und Chor vermeiden und nicht nur den Altar. sondern auch die Kanzel als Ort der Predigt. die im Mittelpunkt des Gottesdienstes steht. auch räumlich in eine zentrale Position brin- gen. Die Sitzreihen und Emporen wurden nach Art eines antiken Theaters auf Altar und Kanzel hin ausgerichtet. und folgerichtig wur- de auch die Orgel auf die Empore hinter dem Altar gestellt. so dass sich auch die Kirchen- musik im Angesicht der Gemeinde abspielen konnte. Der Grundriss des Baus ist der Form eines griechischen Kreuzes nachempfunden. der Hauptturm sitzt auf der zentralen Vierung. Es ist von vier Ecktürmen, die den vier Evangelisp ten zugeordnet sind. umgeben. Im Aufriss ist die Kirche. die in rotem Bundsandstein errich- tet wurde. neugotisch gestaltet. Allerdings macht sich der künstlerische Zeitgeist in vielen prachtvollen Jugenstil-Schmuckelementen in Stein. Holz und Schmiedeeisen bemerkbar. die sich harmonisch in das Gesamtbild einfü- gen und die Kirche zu einer architektonischen Besonderheit werde~ lassen. Auch die großen farbigen Fenster. die in gotischem Maßwerk Motive aus dem Alten und dem Neuen Testament darstellen. waren vom Jugendstil geprägt. Einige von ihnen wurden im Zweiten Weltkrieg zerstört. sie wurden teils restauriert. teils durch neue Ent- würfe einfühlsam ersetzt. Besonders ein- drucksvoll ist die große Rosette über dem Haupteingang. die Christus gewidmet ist. Auch sie musste nach dem Krieg neu erstellt werden. Kriegschäden Damit ist schon angedeutet. dass die Kirche die Zeitläufe nicht unbeschadet überstanden hat. Während sie im Ersten Weltkrieg nur ihre Glocken verlor. die sie für Kanonen hingeben musste. wurde sie im Zweiten Weltkrieg durch zwei Luftangriffe schwer in Mitleidenschaft gezogen. 126 Im September 1942 vernichtete ein durch Brandbomben verursachtes Feuer die Dächer und alle Turmhelme. Die Trümmer durchbra- chen die Gewölbe, so dass auch das Innere schwer geschädigt wurde. Der große Kron- leuchter zerschellte am Boden, und die Orgel war durch Ruß und Löschwasser unbespielbar geworden. Im Inneren, einigermaßen wieder hergestellt und mit Notdächern versehen, er- litt die Kirche im Dezember 1944 bei einem weiteren Großangriff auf Karlsruhe noch einmal erhebliche Schäden, diesmal durch Sprengbomben. Die Gewölbe rissen erneut, und die Fenster der Ost- und Südseite zerbars- ten im Druck der Luftminen. Wiederaufbau Nach dem Ende des Krieges machten sich die beiden Gemeinden - 1932 war die.Weststadt- gemeinde in die zwei heutigen Christus-Ge- meinden aufgeteilt worden - mit bewunde- rungswürdiger Tatkraft an den Wiederaufbau ihres Gotteshauses. Bereits 1948 konnte es feierlich wieder eröffnet werden. Dies machte es möglich, der ebenfalls "ausgebombten" ka- tholischen St. Stephanus-Pfarrei zeirweilig Gastrecht zu gewähren. Zum 50-jährigen Jubiläum der Christus- kirche war die Rosette in alter Farbenpracht wieder entstanden, 1953 konnten zum dtitten Mal neue Glocken geweiht werden, und 1966 war auch eine neue Orgel aus dem Hause Klais spielbereit. Mit der Installation eines neuen großen Kronleuchters im Jahre 1981 war der Innenausbau endlich wieder vollendet. Die Wiederherstellung des Äußeren nahm naturgemäß längere Zeit in Anspruch. Fast vierzig Jahre nach Kriegsende waren die Turm- stümpfe der Kirche immer noch durch Notdä- cher abgedeckt, und Verwitterungsschäden gaben immer mehr Anlass zu großer Sorge. Es musste bald erwas geschehen. Nun gab es aber Stimmen, die die Wieder- hetstellung der Tütme ablehnten und den der- zeitigen Zustand als "Mahnmal gegen den Krieg" erhalten wissen wollten. Die Ältesten- kreise der Christusgemeinden teilten in ihrer Mehrheit diese Meinung jedoch nicht. Es wutde sogar eigens ein "Turmbauvetein" ge- gründet, det sich den Wiederaufbau zum Ziel setzte und Gelder dafur sammelte. Mittel die- ses Vereins, der Kirchenbehörden und des Denkmalamtes trugen endlich dazu bei, die Finanzierung sicher zu stellen und den Wie- deraufbau in Gang zu setzen. Im September 1985 wurde in einer spektakulären Aktion untet großer Anteilnahme der Bevölkerung der am Boden zusammengesetzte Helm des Hauptturmes aufgesetzt, und dtei Jahte spätet wurden auch die Spitzen der vier Ecktürme wieder errichtet. Zum Erntedankfest 1988 konnten die bei- den Chrisrusgemeinden die Wiederherstel- lung auch des äußeren Bildes ihrer Kirche mit großer Dankbarkeit feiern. Seitdem erstrahlt die Christuskirche wieder im alten Glanz von 1900, zur Freude ihter Gläubigen und zur Zierde der ganzen Stadt. RICHARD KOHLMANN 127 Die Universitätsbibliothek Karlsruhe Ein wichtiger Knoten im deutschen Bibliotheksnetz Gegründet wurde die Universitätsbibliothek Karlsruhe im Jahre 1840 durch einen Erlass des Badischen Ministeriwns des Innem, in dem an- geordnet wurde: "alle der Anstalt gehörenden Bücher und Karten zu sammeln und einen Ka- talog dasüber zu fertigen, sowie dafür zu sorgen, dass Bücher künftighin nur gegen Empfangs- bescheinigung ausgeliehen werden, dass über- haupt die Bibliothek in Ordnung verbleibe". Was waren die Hintergründe für diese Anordnung und warum erst 15 Jahre nach Er- richtung des Polytechnikums? Der Universitätsarchivar Dr. Klaus-Peter Höpke ging 1990 in seinem Fesevorcrag zum ISO-jährigen Bestehen der Universitätsbiblio- thek "Streiflichter aus der Geschichte der Uni- versitätsbibliothek" dieser Frage nach. In den ersten 15 Jahren des Polytechnikums gab es durchaus einen "Bücherfundus", der jährlich erweitert wurde. Der "Bibliothekseut" erlaub- te jedoch keine großen Sprünge. Überwiegend floss er in die Abonnements von Zeitschriften und Forcsetzungswerken, was auch vernünftig war - nur kam die Beschaffung nicht minder wichtiger Monografien notgedrungen zu kurz. Geldmangel begleitete ja sowieso den Alltag des Polytechnikums, und ob die Professoren- schaft gerade in dem mageren Bücherfonds eine folgenschwere Unterlassung sah, ist frag- lich. Zwar setzten sogar geringfügige Anschaf- fungswünsche ein schwerfälliges, mehrscufiges Genehmigungsverfahren in Bewegung, was einige Professoren nicht hinderte, auf eigene Faust Bücher anzuschaffen. War das ordnungs- gemäß Bestellte dann geliefert, verschwand es häufig in der Verborgenheit irgendwelcher Professoren- und Schulzimmer. Diesem Miss- stand trat als erster Professor Philipp Stiefel 1840 entgegen. Unter Umgehung des Dienst- wegs schrieb er dem Innenministerium: Wohl besitze die Anstalt eigene Bücher, "aber keine der Benutzung ofTenstehende Bibliothek". Der Schuldirekcor war peinlich überrascht, als ihn das Ministerium unversehens um eine Stellungnahme ersuchte. Nach zweiwöchiger Bedenkzeit berichtete er, dass "nun aber das Bibliothekszimmer, welches bisher als Karzer gedient hacce, eingerichtet" sei. Mit Eile, schon zwei Wochen später, verfügte das Ministerium den oben zitierten Erlass, der als die "Geburts- urkunde" der Universitätsbibliothek gilt. Neben dem schwierigen Aufbau einer Bi- bliothek enthielt der Wissenschaftsbecrieb noch ein weiteres Manko: Den Schülern wa- ren die Bibliotheksbestände nur ausnahms- weise, d. h. aufgrund einer Genehmigung ih- rer Lehrer zugänglich. Dieser Missstand zähl- te bereits zu den Beschwerden, derentwegen während der 1848er Revolution 197 Poly- techniker die badische 11. Kammer angerufen hatten. Bis 1867 änderte sich jedoch kaum etw'as. Es kam sogar das Entstehen von "Spezial- bibliotheken der einzelnen Fachschulen" dazu, wodurch eine zentrale Handhabung des Bibli- othekswesens unterlaufen wurde. Erst Profes- sor Wilhelm Schell organisieree 1868 die Bi- bliothek neu und führte eine Bibliotheksord- nung ein. Diese Anfange einer Bibliothek sind nicht unrypisch. Wer das Universitätsleben kennt, weiß, dass es Parallelen und Auswir- kungen bis in die heurige Zeit gibt. Deshalb auch in diesem Rahmen die etwas ausführliche Darstellung der Anfange. In der Folgezeit nahm die Bibliothek eine den Zeidäufen angemessene, teilweise aber 128 auch stürmische Entwicklung. Als Wilhelm Schell 1901 sein Amt abgab. zählte der Be- stand schätzungsweise 60.000 Bände. Nach der Leitung durch einige Ordinarien. über- nahm im Jahre 1906 Karl Grothmann. Bibli- othekar der Königlichen Bibliothek Berlin. der nachmaligen Preußischen Staatsbiblio- thek. die Leitung der Bibliothek. Bis 1915 verdoppelte er den Bestand. den sein Nachfol- ger Karl-Theodor Schmidt bis zum Kriegsen- de 1918 auf200.000 Bände steigern konnte. Zwischenzeitlich waren wegen der Weltwirt- schaftskrise zahlreiche Zeitschriftenabonne- ments gekündigt worden. von 1.000 Abonne- ments waren Ende 1932 nur noch 336 übrig geblieben. Der Preismechanismus tat ein Üb- riges: Die wissenschaftlichen Verlage reagier- ten auf den Absatzrückgang mit Preissteige- rungen. die Schmidt als "rücksichtslos" quali- fizierte. Ein Vorgang. der uns auch im Jahr 2001 nicht fremd ist. Schwere Verluste erlitt die Bibliothek bei dem Bombenangriff im September 1944: Der für Lehre und For- schung unerlässliche wichtigste Teil der Bibli- othek. der nicht ausgelagert war. ging fast voll- ständig in Rauch auf. Die bescheidenen Res- te der Bibliothek wurden ausgelagert in die Westhochschule. Die wichtigste Aufgabe des neuen Direktors der Bibliothek Ruthard Oeh- me bestand darin. der Bibliothek ein neu es Domizil zu verschaffen. Es dauerte aber noch 20 Jahre. bis im Mai 1965 die Pforten des Bi- bliotheksturms. der noch heute die Bibliothek beherbergt. sich öffneten. Seit 1966 bemühte sich Dietrich Poggendorf und ab 1988 der Verfasser als sein Nachfolger. die räumlichen Verhältnisse der stark angewachsenen Hoch- schule anzupassen. Nach Einführung der automatisierten Aus- leihverbuchung im Jahre 1984 werden seit 1994 auch die wesentlichen Literaturbestände der Universitätsbibliothek nur noch über On- line Kataloge angeboten. Über 900.000 Bän- de wissenschaftlicher Literatur umfassen die Bestände der Universitätsbibliothek. vor allem aus den technisch-naturwissenschaftlichen Fachgebieten: Mathematik. Informatik. Na- turwissenschaften. Ingenieurwissenschaften und Architektur sowie Wirtschaftswissen- schaften. Auf den anderen Gebieten findet man Literatur zur ersten Information und Nachschlagewerke aus allen Wissenschaftsge- bieten. Die Universitätsbibliothek hält etwa 3.000 Abonnements wissenschaftlicher Zeit- schriften. Hervorzuheben ist die vollständige Sammlung der gültigen DIN-Normen und anderer technischer Vorschriften im Lesesaal der Universitätsbibliothek. Knapp 20 % der Bestände der Universitätsbibliothek sind frei- hand aufgestellt. so dass der Nutzer direkt zu- greifen kann. Über 80 % stehen im geschlos- senen Magazin. Aufgaben Die Hauptaufgabe der Universitätsbibliothek ist die Literatur- und Informationsversorgung der Universität. Sie ist daher eine wissenschaft- liche Universalbibliothek mit Schwerpunkten in den an der Universität gelehrten Fachgebie- ten sowie Ausleihbibliothek für 16.000 Stu- denten. Außerdem ist sie die Zentralbiblio- thek des Bibliothekssystems der Universität und deren Archivbibliothek. Sie steht als öf- fentlich zugängliche wissenschaftliche Ausleih- bibliothek nicht nur Universitätsangehörigen. sondern allen Bewohnern der Bundesrepublik Deutschland zur Verfügung. Für die Entlei- hung und die Nutzung von Internet-Arbeits- plätzen ist eine Anmeldung erforderlich. Die Benutzung der Literatur durch Ausleihe und in den Lesesälen ist kostenlos. Nur für Mah- nungen und Sonderleistungen werden Gebüh- ren erhoben (Fernleihe im deutschen und in- ternationalen Leihverkehr, OnlineLitcraturre- cherchen und Datenbanken). 129 Das Bibliothekssystem der Universität Das Bibliothekssystern der Universität Karls- ruhe besteht aus der zentralen Universitätsbi- bliothek mir Lehrbuchsammlung, Monogra- phien- und Zeitschriftenlesesaal sowie mit ih- ren beiden Fachlesesälen für Chemie im Insti- tutsgebäude Anorganische Chemie und für Physik im Physik-Flachbau. Ebenso gehören zu dem Bibliothekssystem die mehr oder we- niger großen oder kleinen 150 Fakultäts-, In- stituts- und Lehrstuhlbibliotheken. 109 dieser Bibliotheken haben weniger als 5.000 Bände, 19 5.000 bis 10.000 Bände, 18 10.000 bis 30.000 Bände und die vier Fakultätsbibliothe- ken zwischen 10.000 und 60.000 Bände. Der Literaturbestand umfasst ca. 1,7 Mio. Bände und ca. 7.000 laufend gehaltene Zeitschriften- titel. Etwa die Hälfte dieses Bestandes und der Zeitschriftenabonnements befinden sich im Bereich der Universitätsbibliothek mit ihren Fachlesesälen, die knappe andere Hälfte ist dezentral auf die weiteren Bibliotheken ver- teilt. Für die Fakultäten Architektur, Informa- tik, Mathematik und Wirtschaftswissenschaf- ten gibt es Fakultätsbibliotheken. In den übri- gen 6 Fakultäten wird bisher mangels zentra- ler Bibliotheken die Literatur von Instituts- bzw. Lehrstuhlbibliotheken erworben und dort aufgestellt. Die Institute dieser Fakultäten sind meist über den ganzen Universitätscam- pus verteilt oder befinden sich außerhalb auf dem Gelände des Forschungszenrrums Karls- ruhe in Leopoldshafen oder in der 7 km ent- fernten Westhochschule. EDV und Dnline-Katalog Auf der Grundlage einer engeren Kooperation mit der Fakultät für Informatik mit mehreren Firmen, sowie zahlreicher Projekte, die von der Deutschen Forschungsgemeinschaft, dem Land Baden-Wümemberg und der Universi- tät Karlsruhe gefördert wurden, hat die Uni- versitätsbibliothek ein umfangreiches Angebot an lokalen, nationalen und internationalen EDV-Inrernetdienstleistungen aufgebaut (http://www.ubka.uni-karlsruhe.de). Im Online-Katalog sind die Bücher und Zeitschriften der lerzten 40 Jahre recherchier- bar. Die Universitätsbibliothek führt aber auch den Online-Institutskatalog, der die in den übrigen Universitätseinrichmngen vorhande- nen Bücher und Zeitschriften nachweist. Karlsruher Gesamtkatalog Im Karlsruher Gesamtkatalog können mit ei- ner Such anfrage mehrere oder alle Bibliothe- ken der Region Karlsruhe durchsucht werden. Dazu gehören die Universitätsbibliothek, der Institutskatalog der Universität Karlsruhe, das Volltextarchiv der Universität Karlsruhe, die Badische Landesbibliothek, die Hochschulbi- bliothek (FH/PH), die Stadtbibliothek, das Forschungszenrrum Karlsruhe, der Bundesge- richtshof, die Landesbildstelle Baden, das Bundesverfassungsgericht und das Zentrum für Kunst- und Medientechnologie. Der erste Virtuelle Katalog, den die Universitätsbiblio- thek in Betrieb nahm, ist allerdings der KVK. Karlsruher VirtueUe Katalog (KVK). Mit dem Karlsruher Virtuellen Katalog nahm die Universitätsbibliothek Karlsruhe 1996 den weltweit ersten Virtuellen Katalog in Betrieb. Der KVK basiert darauf, dass er selbst keine Daten vorhält, sondern andere Datenbanken wie folgt nutzt: Die im KVK-Suchformular eingegebene Such anfrage wird über mehrere Zielkataloge formuliert, die Anfrage wird parallel an alle ausgewählten Kataloge geschickt, die einzel- nen Trefferlisten werden gesammelt und ana- lysiert. Zuletzt wird eine Gesamrrrefferliste in 130 einem einheitlichen Format erstellt. Der Be- nutzer des KVK hat den Vorteil, sich nicht mehr um die Technik der einzelnen Zielkata- loge kümmern zu müssen. Der Karlsruher Virtuelle Katalog enthält alle wichtigen deutschen Bibliothekskataloge und stellt somit einen virtuellen deutschen Gesamtkatalog dar. Darüber hinaus sind auch die wichtigsten Bibliotheken im deutschspra- chigen Ausland und die welrweit größten Bi- bliotheken British Library und Library of Congress enthalten sowie mehrere Buchhan- delsverzeichnisse. So weist der Karlsruher Vir- tuelle Katalog über 60 Mio. Bücher und Zeit- schriften titel nach. Der KVK ist ein kostenlo- ser Dienst der Universitätsbibliothek Karlsru- he für die wissenschaftliche Gemeinschaft und kann über das Internet von jedermann abgeru- fen werden. Die Nutzung ist sehr hoch, jähr- lich werden über 10 Mio. Anfragen im In- und Ausland vom KVK bearbeitet. Die KVK-Technik stellt eine ideale Mög- lichkeit dar, räumlich verteilte Bibliotheksbe- stände den Bibliotheksbenutzern in virtuellen Katalogen zu vereinigen. Die Universitätsbib- liothek hat bereits mehrere solcher Projekte im Auftrag realisiert: Der Online-Katalog der Konföderation der Oberrhein-Universitäten umfasst die Ka- taloge der Bibliotheken in Basel, Freiburg, Karlsruhe, Mulhouse und Straßburg. Im Vir- tuellen Katalog Rheinland-Pfalz sind mehr als 4 Mio. Bände aus rheinland-pfhlzischen Bibli- otheken nachgewiesen. Der Karlsruher Virtu- elle Volltextkatalog (KVVK) enthält den Nachweis von elektronischen Volltcxten ba- den-württembergischer und weiterer Univer- sitäten. Zu den fachlich orientierten Virtuel- len Katalogen gehört der Bereich "Vorderer Orient/Nordafrika" aus der Universitätsbibli- othek Tübingen sowie aus Halle/Merseburg und der Virtuelle Katalog "Kunstgeschichte", der die Bestände der am System der überregi- onalen Literarurversorgung teilnehmenden Kunstbibliotheken in Rom, Florenz und Köln enthält und von der Deutschen Forschungsge- meinschaft gefördert wird. Zeitschrifteninhaltsdient (ZIO) Der Zeitschrifteninhaltsdienst ZID ist eine Datenbank mit den kompletten Inhaltsanga- ben von ca. 14.000 wissenschaftlichen Zeit- schriften seit 1994 und aus lizenzrechtlichen Gründen nur innerhalb der Universität Karls- ruhe zugänglich. Inhalt der Datenbank ist multidisziplinär, d. h. man findet neben Na- turwissenschaft und Technik auch Zeitschrif- ten aus der Medizin, den Geistes- und Sozial- wissenschaften. Ober ZID kann man Stich- worte aus Artikeln zu einem bestimmten The- ma, einen Auror oder Zeitschrifrenartikel re- cherchieren und Inhalte der neuen Hefte an- schauen. Zu jeder Zeitschrift werden die Standorte der Universität Karlsruhe ausgege- ben. Zusätzlich können sich Benutzer persön- liche Listen der für sie relevanten Zeitschriften anlegen. Lokales, elektronisches Anfsatzliefersystem Mit dem Lokalen Elektronischen Aufsamief- ersystem (LEA) können Wissenschaftler der Universität Karlsruhe Artikel aus dem gesam- ten Zeitschriftenbestand der Universitätsbib- liothek bestellen. Die Lieferung ist kostenlos und erfolgt über Internet oder per Fax an den Arbeitsplatz. Mittels LEA erhält jeder der 2.000 Mitarbeiter der Universität von seinem Schreibtisch aus Zugriff auf die gesamten Zeit- schriftenbestände der Universitätsbibliothek. Die Bestellung und die Lieferung geschieht voll elektronisch, die bestellten AufSätze wer- den in der Universitätsbibliothek eingescannt und innerhalb maximal 72 Stunden ausgelie- 131 fert. Damit hat jeder Wissenschaftler von sei- nem pe aus Zugriff auf alle in der Universi- tätsbibliothek vorhandenen 3.000 Zeitschrif- ten. Grundlage für die Bestellung in LEA sind die bibliografischen Daten aus ZID und On- line-Katalog der UB. LEA liefert elektronische Dokumente als TIFF- und als GIF-Dateien. Die GIF-Dateien sind in Bildschirmauflösung und mit Hilfe des WWW-Browsers am Bild- schirm zu sehen. Wenn die Dokumente auf dem FTP-Server liegen, werden die Benutzer per E-Mail informiert. Nach einer Woche werden die Dateien gelöscht. Pro Tag werden 100 bis 150 LEA-Aufcräge erledigt. VoUtextarchiv und Subito Das Volltextarchiv {EVA} ist der elektronische Speicher von Publikationen aus der Universi- tät Karlsruhe. Hierzu zählen Dissertationen, Diplomarbeiten, Aufsätze und Forschungsbe- richte. Die Dokumente werden einheiclich und einfach präsentiert, die Inhalte sind um- fassend recherchierbar und werden langfristig archiviert. Der Zugriff auf die Dokumente erfolgt entweder vom Katalog aus, mit Recher- chemöglichkeiten nach Autor, Titelstichwor- ten usw. oder über den Volltextindex aller Dokumente. Neben der Suche im Katalog ist eine Recherche im Volltexe einzelner Doku- mente oder der Zugriff über einen hierarchi- schen Dateibau möglich. Das Volltextarchiv enthält über 1.000 Dokumente, darunter zahlreiche Dissertationen. Der Dienst SUBI- TO ist ein Dokumenclieferdienst von leis- tungsHihigen Bibliotheken in Deutschland. Die Universitätsbibliothek Karlsruhe liefere als eine von bisher ca. 20 SUBITO-Lieferbiblio- theken gegen Entgelt Zeitschrirrenaufsätze an registrierte Benutzer. Die interne Bestellver- waltung und die Dokumentbearbeitung er- folgen aus Wirtschafclichkeitsgründen über LEA. Automatisierte Fernleihe Über ein WWW-Formular können Benutzer Fernleihen aufgeben, dabei besteht die Mög- lichkeit, die bibliografischen Angaben aus ZID und KVK zu übernehmen. Die Fernleih- verwaltung ermöglicht die integrierte Bearbei- tung von Fernleihbestellungen und ersetzt die Bearbeitung des Leihscheins des Deutschen Leihverkehrs {als roter Fernleihschein be- kannt} sowohl für den Benutzer als auch in der Bibliothek. Sämdiche Funktionen des Ausleihsystems der Universitätsbibliothek Karlsruhe sind über WWWzugänglich, z.B.: Kontoauszug, eigene Vormerkungen, offene Bestellungen, Gesamt- überblick über das eigene Ausleihkonto, Pau- schalverlängerungen, Passwortändern, Post- wegändern {z. B. als E-Mail}. Der Bibliotheks- benutzer kann also viele Verwaltungsvorgänge im Ausleihsystem von seinem häuslichen pe aus erledigen, ohne dass er selbst in die Bibli- othek kommen muss. Sonstige Dienstleistungen Die Universitätsbibliothek unterhält zudem eine Informations- und Vermitdungsstelle für Online-Lirerarurrecherchen in in- und auslän- dischen Datenbanken. Sie stellt Internet-PCs und freizugängliche pes mit Möglichkeiten derTexeverarbeitung und auch Ausdruckmög- lichkeiten im Lesesaal zur Verfügung, ebenso Lese- und Rückvergrößerungsgeräte für Mik- roformen. Für Hilfe bei der Literatursuche und Literatucbeschaffung steht das Personal der Bibliothek von 9.00 Uhr bis 19.00 Uhr zur Verfügung. Regelmäßige Einführungen in die Benutzung der Universitätsbibliothek wer- den zu Semesterbeginn, sowie am ersten Diens- tag im Monat um 17.00 Uhr angeboten. Son- derführungen für Gruppen sind jederzeit nach Vereinbarung möglich. Einführung in die In- 132 ternetdienste der Universitätsbibliothek wer- den jeden ersten Montag im Monat um 16.00 Uhr bei vorheriger Anmeldung angeboten. Einführungskurse in die Online-Literarurre- cherche und weitere Veranstaltungen werden regelmäßig bekannt gegeben. Ausblick Die Universität Karlsruhe verbindet als eine der führenden technischen Universitäten in der Bundesrepublik Deutschland mathema- tisch-theoretische Grundlagen mit praktischen Anwendungen. Dabei werden Forschung und Lehre zunehmend internationaler und weltof- fener. Die Universitätsbibliothek wird als zen- trale Serviceeinrichtung der Universität die- sem Anspruch gerecht und unterstützt diese Entwicklung auch mit ihrem Erweiterungs- bau. der in den nächsten Jahren entstehen wird. Mit einer 24-Stunden-Bibliothek ver- folgt die Universitätsbibliothek ein neues Nut- zungskonzept als Folge einer konsequenten Weiterentwicklung ihrer bereits in vielen Punkten verwirklichten virtuellen Internetbi- bliothek. Die Dienstleistungen werden dann auch vor Ort rund um die Uhr zur Verfügung stehen. In den geräumigen Lesesälen wird die gesamte neuere Literatur der einzelnen Fach- gebiete frei zugänglich aufgestellt sein. Studie- rende und Forscher können ohne hinderliche Beschränkungen von Öffnungszeiten jederzeit Der geplante Erwcitcrungsbau. auf die von ihnen gewünschte Literatur zu- greifen. Die neuen elektronischen Medien werden die herkömmlichen Printmedien nicht voll- ständig ersetzen. vielmehr werden die Aufga- ben der Bibliotheken weiter wachsen. weil sie den Anforderungen vieler Medientypen ge- recht werden müssen. Auch das E-Book wird das gedruckte Buch mittelfristig nicht erset- zen. Die Universitätsbibliothek hat mit ihrem sich permanent erweiternden elektronischen Dienstleistungsangebot und ihren neuen Nut- zungsmöglichkeiten vor Ort die richtigen Grundsteine für ihre Zukunft im Informati- onszeitalter gelegt. CHRISTOPH-HUBERT SCHÜTTE 133 100 Jahre Stadtverwaltung im Wandel Rückblick auf das 20. Jahrhundert "Hochgeehrtester Herr Oberbürgermeister! Am heutigen Tage sind 25 Jahre verflossen. seit Sie die segensreiche Arbeit im Dienste der Stadtverwaltung der Haupt- und Residenz- stadt Karlsruhe begonnen haben. Die städti- schen Beamten gestarren sich, an diesem Eh- rentage die aufrichtigsten Glückwünsche dar- zubringen und für das dauernde Wohlwollen hetzlieh und ehrerbietig zu danken ... " Diese Urkunde überreichte Stadtbaurat Friedrich Reichard. der Direktor der Gas- und Wasserwerke und dienstältester städtischer Beamter. seinem obersten Chef, Oberbürger- meister Karl Schnetzier. am 1. Juni 1900. Unterschrieben war sie von 262 Beamten. Die Stadt. die damals auf die 100.000-Einwohner- marke und damit auf den Großstadtstatus zu- strebte. beschäftigte natürlich nicht nur diese 262 Personen. sondern darüber hinaus noch knapp 700 Arbeiter. Neue Ämter - wachsende Verwaltung Wer nun aber angesichts der heutigen Be- schäftigtenzahl von knapp 6.000 im Kärnme- reibereich darin eine überproportionale Zu- nahme sieht. wird durch einen Blick in das • .Adreßbuch für die Haupt- und Residenzstadt Karlsruhe" des Jahres 1900 aufgeklärt. dass es zur Jahrhundertwende natürlich wesentlich weniger Ämter und damit auch weniger Dienstleistungen für die Karlsruher und Karls- ruherinnen gab. Im Rathaus selbst waren ne- ben dem Bürgermeisteramt das Friedhofbu- reau. das Gewerbegericht. das Grundbuch- amt. das Hochbauamt. die ambulatorische Klinik. die Pfandleihkasse. die Sparkasse. das Standesamt und das liefbauamt ansässig. Die Schlacht- und Viehhofdirektion hatte ihren Sitz in der Durlacher Allee. die Gas- und Was- serwerke in der KaiseralJee 11. Es war also eine nicht eben beeindruckende Zahl von Ämtern. Der damalige Oberbürgermeister Karl Schnetzler wurde von den Bürgermeistern Jo- hann Krämer und Karl Siegrist unterstützt. Wenige Jahre später. am 6. Mätz 1909. bean- tragte der Stadtrat eine weitere Bürgermeister- steIle. Zur Begründung dieser Stellenvermeh- rung führte man die enorme Belastung des Oberbürgermeisters und der zwei Bürgermeis- ter an. Die Zahl der Beamten habe sich in- zwischen auf ca. 760 erhöht. die der Arbeiter auf 1.100. Wie in anderen deutschen Großstädten hatte in Karlsruhe der Urbanisierungsprozeß in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts verstärkt eingesetzt. Die wachsende Bevölke- rung führte zu einer deutlichen Zunahme der Verwaltungstätigkeiten. die im Ehrenamt nicht mehr zu bewältigen waren. Es bildete sich die so genannte Leistungsverwaltung heraus. die als Daseinsvorsorge in Bereichen wie der Wasserversorgung. der Bereitstellung von Energie. dem Verkehr oder der Entsor- gung tätig war. Mit dem Übergang zur Leis- tungsverwaltung einher ging eine Professiona- lisierung der Beamten und Bürgermeister. Auch in Karlsruhe dominierten bei der Beset- zung der Beamten- und Bürgermeisterstellen die Juristen. Im ersten Jahrzehnt des 20. Jahrhunderts entstanden mit der Verbesserung der städti- schen Infrastruktur einige neue Ämter wie das Maschinenbauamt. das Straßenbahnamt. die 134 Blick in ein Dienstzimm('r d('s Hochbauamrs um 1925. Gartendirektion. die Baukonrrolle. das Hafen- amt. die Badverwaltung und die Kranken- hausverwaltung. 1901 war der städtische Rheinhafen in Betrieb gegangen. 1903 hatte die Stadt die Straßenbahn gekauft. die seit 1900 als "Elektrische" fuhr. von 1903 bis 1907 wurde das Städtische Krankenhaus an der Moltkestraße gebaut. Erster Weltkrieg Einen Einschnitt in die Entwicklung der Stadt und damit auch der Stadtverwaltung brachte der Erste Weltkrieg. Fast die Hälfte der Beam- ten und über ein Drittel der städtischen Arbei- ter wurden zum Kriegsdienst eingezogen und mussten zunehmend durch weibliche Arbeits- kräfte ersetzt werden. Die Stadt beschäftigte Frauen zunächst außer mit Gartenarbeiten nur im Schreibdienst. Im Jahr 1915 stellte aber auch das Tiefbauamt bei der Straßenun- terhaltung 40 und bei der Straßenreinigung 20 Frauen ein. In den Straßenbahnen über- nahmen sei t Mai 1915 in verstärktem Umfang Frauen den Schaffnerdienst. Seit Ende 1915 durften sie auch als Wagenfuhrerinnen einge- serzt werden. bei allerdings niedrigerer Entloh- nung als ihre Kollegen. Außerdem kamen neue kriegsbedingte Aufgaben vor allem im Bereich der Lebensmit- telversorgung hinzu. Zu Beginn des Jahres 1915. als die großen Versorgungsengpässe bereits nicht mehr zu übersehen waren. be- schloss man den Beginn der Zwangswirtschaft im Deutschen Reich. deren Umsetzung die so genannten Kommunalverbände übernahmen. In Karlsruhe wurden die ersten Lebensmittel- marken für Brot und Mehl am 15. März 1915 135 ausgegeben. Ende des Jabres 1916 entstanden ein Nahrungsmittelamt und ein Milchamt. das die ausreichende Versorgung mit Milch organisieren sollte. Unmittelbar nach Kriegs- ende wurde am 11. November 1918 auch ein städtisches Wohnungsamt eingerichtet. Damit trug man der extremen Wohnungsnot Rech- nung, die u. a. durch die fasr völlige Einsrel- lung aller Wohnungsbauprojekte während des Krieges verursacht war. Die Versorgung mit ausreichendem Wohntaum blieb auch in der Weimarer Republik lange ein Problem. Erst im Jahr 1929 konnte das städtische Woh- nungsamt aufgelöst und nur noch als ein mit einem Beamten besetztes und der Stadtkanz- lei untergeordnetes "Wohnungsbüro" weiter- geführt werden. Herrschaft der NSDAP Zu diesem Zeitpunkt begann auch in Karlsru- he der Aufstieg der Nationalsozialisten. der zur so genannten Machtergreifung im Jabr 1933 führte. Die Gleichschaltung der Kommunen in den Wochen nach der letzten nur noch mit Einschränkungen demokratischen Reichstags- wabl am 5. März führte zu einem kompletten Wechsel in der Rathausspitze. Die demokra- tisch gewählten Bürgermeister und der Ober- bürgermeister ersetzten die neuen Machthaber durch Nationalsozialisten. Am 18. Mai wurden der neue Oberbürger- meister Jäger und Bürgermeister Hermann Fribolin - beide Nationalsozialisten - gewählt. Um Sparsamkeit zu demonstrieren, waren zu- nächst zwei BürgermeistersteIlen gestrichen worden. später kam allerdings wieder ein hauptamtlicher Stadtrat hinzu. Aus den bis- lang vier Hauptabteilungen und einer Neben- abteilung wurden zwei Hauptabteilungen mit 7 Nebenabteilungen der Verwaltung. Schon im ersten Jabr ihrer Herrschaft ent- ließen die Nationalsozialisten aufgrund des "Gesetzes zur Wiederherstellung des Berufsbe- amtenturns" insgesamt 23 Beamte. - zwölf Angestellte und 88 Arbeiter aus dem städti- schen Dienst - in der Regel wegen ihrer Zuge- hörigkeit zur SPD. aber auch zur KPD oder einer anderen linksgerichteten Organisation. Einen "nichtarischen" Beannen versetzte man in den Ruhesrand. Außerdem entzog man zwei Ruhestandsbeamten wegen "nationaler Unzu- verlässigkeit" und der ehemaligen Verwaltung- sassistentin Else Salomon wegen "nichtarischer Abstammung" das Ruhegehalt. Else Salarnon wurde 1940 nach Gurs deportiert. wo sich ihre Spur verliert. Drei Ärzte im Städtischen Krankenhaus. die jüdischer Abstammung wa- ren. beurlaubte man sofort und kündigte ih- nen zum nächstmöglichen Termin. Von den bis zum Oktober 1935 statt des- sen eingestellten 493 Personen gehörten rund 91 % der NSDAP oder einer ihrer Gliederun- gen an. Rigoros wurden schon 1933 "zur Frei- machung von Arbeitsplätzen für jüngere männliche Arbeitskräfte" 15 weibliche und 16 männliche Beamte in den Vorruhestand ge- schickt. Davon war auch Elisabeth Groß- wendt. Mitglied der linksliberalen Deutschen Demokratischen Partei. betroffen. die bis da- hin einzige. seit 1920 für das Jugendamt zu- ständige. Karlsruher Amtsleiterin. Ansonsten blieben die Führungspositionen in der Verwal- tung unterhalb der Bürgermeisterebene weit- gehend unangetasret. Noch im Jabre 1933 traten fast 200 städti- sche Mitarbeiter in die NSDAP ein. Von den leitenden Beamten entzogen sich nur wenige wie Stadtbaudirekror Friedrich Beichel dem Druck und blieben der Partei fern. Insgesamt funktionierte die Stadtverwaltung im "Dritten Reich". die im letzten Vorkriegsjahr 1938 knapp 3.900 Personen beschäftigte. davon 1.949 Beamte und Angestellte. im Sinne der nationalsozialistischen Machthaber reibungs- los. 136 Nach dem Zweiten Weltkrieg Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs nahm die Stadtverwaltung rasch wieder ihre Tätig- keit auf und wurde so zu einem wesentlichen Faktor bei der Bewältigung der drängenden Alltagsprobleme in der stark zerstörten Stadt. Ein Teil der aktiven Nationalsozialisten wurde gleich entlassen. Da man den Zusammen- bruch der deutschen Verwaltungen erwartete, ließen die Franzosen, die die Stadt zunächst besetzt hatten, aber etliche Fachleute trotz Mitgliedschaft in der NSDAP im Amt. Die Stadtverwaltung beschäftigte im April 1945 4.362 Mitarbeiter, davon mussten bis zum April 1946 1.390 (31,8%) entlassen werden. An der Spitze stand zunächst der noch von dem NS-Oberbürgermeister Hüssy vor seiner Flucht zum Nachfolger bestimmte JosefHein- rich. Nur wenige der führenden Verwaltungs- beamten der unmittelbaren Nachkriegszeit waren Regimegegner und somit »unbelastet", zu ihnen gehörten die späteren Oberbürger- meister Ftiedrich Töpper (SPD) und Bürger- meister Fridolin Heurich (CDU). Bereits am 9. April war eine neue, an die alte angelehnte, Organisationstruktur erarbei- tet worden, mit der 28 Ämter und Abteilun- gen auf das vorhandene Führungspersonal verteilt wurden. Als wesentliche Neuerung war die Stadt in 16 Bezitke mit jeweils einem Be- zirksverwaltungsamt eingeteilt. Das Petsonal dieser dezentralen Verwaltungseinheiten rek- rutierte sich im wesentlichen aus ehemaligen Hitlergegnern. Pro Bezirk gab es zunächst bis zu sechs, später bis zu zwanzig Mitarbeiter, aber nur wenige Mitarbeiterinnen. Zu den Aufgaben gehörten die von den Besatzungsmächten angeordneten Beschlag- nahrnungen von Wohnungen, Hausrat und Bekleidung. Im eigentlichen Verwaltungsbe- teich übernahmen die Bezirksverwaltungsäm- ter, die bis 1948 bestanden, die Ausgabe von Lebensmittelkarten und Bezugsscheinen, die Führung einer Bevölkerungsstatistik, die Be- treuung der Evakuierten, Kriegsheimkehrer und Flüchtlinge sowie der KZ-Opfer, die Er- fassung ehemaliger Nazis und die Mitwirkung bei der Entnazifizierung. Organisatorisch ge- hörten die Bezirksverwaltungsämter zur Allge- meinen Verwaltung neben der weitere acht Referate bestanden, die Wirtschafts- und Ver- sorgungsverwaltung, die Arbeits- und Sozial- verwaltung, die Finanzverwaltung, das Hoch- bauamt, das Tiefbauamt, die Städtischen Be- triebe, die Städtischen Rheinhäfen und die Polizei. Der kommissarische Bürgermeister war für die Gesamtleitung und die Dienstaufsicht so- wie den Verkehr mit den Besarzungsbehörden zuständig. Diese Organisation blieb nicht ohne Widerspruch, so intervenierte der für die Stadtplanung zuständige Oberbaurat Pfläste- rer, dass "eine der unentbehrlichsten Abteilun- gen der Stadtverwaltungen 'Die Stadtplanung' nicht einmal angedeutet, viel weniger ihrer Bedeutung gemäß genannt wird." Diesem Einwand wurde insofern Rech- nung getragen, als die neue Organisations- struktur vom August 1945, die neben dem von der amerikanischen Besarzungsmacht ein- gesetzten Oberbürgermeister Hermann Veit zwei Bürgermeister, Fridolin Heurich und Berthold Riedinger, vorsah, die Stadtplanung als ein dem Ersten Bürgermeister Heurich nachgeordnetes Amt aufführte. Nach der ers- ten Stadtratswahl am 26. Mai 1946 ergänzte ab Oktober Dr. Hermann Ball von der DVP die Bürgermeisterbank, da nach einer Eini- gung zwischen allen Fraktionen jede der Par- teien einen Bürgermeister stellen sollte. Neue Profile in fiinf] ahrzehnten Eine Änderung trat 1951 ein, als Oberbürger- meister Friedrich Töpper "einen bereits beste- 137 henden Zustand organisatorisch und auch nach außen hin dadurch" regelte. dass "die Ar- beitsgebiete meines persönlichen Referenten, Herrn Oberrechrsrats Dr. Keidel. zusammen- gefasst und als Abteilung Ic - Schul- und Kul- turpflege. Arbeitsrecht - in den Geschäftsver- teilungsplan der Stadtverwaltung eingebaut wird." Dies war die Geburrsstunde des Kultur- referats. das zunächst noch als Abteilung Ic innerhalb der dem Oberbürgermeister unter- stehenden Hauptabteilung geführt wurde. Mit der Neubesetzung zweier Bürgermeis- terstellen Ende 1952 nach der Wahl des neu- en Oberbürgermeisters Günther Klotz. wurde dann die in den Grundzügen bis heute gülti- ge Organisationsstruktur geschaffen. Dem Dezernat I ordnete man drei Referate nach. außer dem Schul- und Kulturreferat. das Fi- nanz- und das Rechtsreferat. Die anderen drei Dezernate wurden von einem Bürgermeister und zwei Beigeordneten geleitet. Wer heute im Wegweiser durch Karlsruhe. der Beilage zum Adressbuch der Stadt. blät- tert. wird unter dem Stichwort Stadtverwal- rung neben dem aus sechs Dezernaten und drei Stabsstellen bestehenden Bürgermeister- amt 66 weitere Dienststellen finden. die für die Bürgerinnen und Bürger der Stadt Dienst- leistungen erbringen. Der eingangs erwähnte Oberbürgermeister Schnetzler wäre von dieser rein zahlenmäßigen Entwicklung vielleicht gar nicht einmal so überrascht. da viele der Aufga- ben einer modernen als Dienstleistungsbetrieb organisierten Stadtverwaltung. wenn auch in geringerem Umfang. bereits um die Jahrhun- dertwende vorhanden waren. Überrascht könnte er darüber sein. dass etliche der in seiner Amtszeit vorhandenen bzw. gegründeten städtischen Unternehmen als GmbH geführt werden. Schwierigkeiten dürften er und die damals bei der Stadt Be- schäftigten aber sicher mit den technischen Neuerungen haben, die inzwischen in der Stadtverwaltung vorhanden sind. Zu seiner Zeit hatte z. B. die Schreibmaschine gerade erst ihren Triumphzug in die Stadtverwaltung begonnen. heute gehören Computer. E-Mail oder Internet fast zur Standardausstattung. Auch in den technischen Ämtern gibt es nun eine Vielzahl von Hilfsmitteln und Ar- beitsgeräten. an die vor 100 Jahren noch kei- ner dachte. Konzentrierte sich damals die Ver- waltung räumlich auf das Rathaus. gibt es heu- te neben dem Technischen Rathaus und der Rathauserweiterung an der Lammstraße viele weitere. auf die Stadt verteilte Dienststellen. darunter die sechs Orrsverwaltungen der in den 70er Jahren eingemeindeten heutigen Stadtteile. Natürlich haben sich auch Zahl. Ausbildung und Struktur der Beschäftigten geändert. Eine von allen Beamten und Beamtinnen der Stadt unterschriebene Gratulationsurkun- de ist ebenso schwierig wie ein gegen Null ten- dierender Frauenanteil unter den Beschäftig- ten undenkbar ist. Dass man darüber hinaus heute "im Kopf des Kunden denkt". über Bu- chungskreise einer neu einzuführenden Soft- ware diskutiert oder von der Stadt angebotene Ptodukte definiert und diese mit Kennzahlen versieht. hätte Schnetzler und seine Mitarbei- ter möglicherweise zunächst einmal bedenk- lich den Kopf wiegen lassen. Wenn man ihn dann aber über den Sinn dieser Aktionen aufgeklärt hätte. dann würde ihm vielleicht eingeleuchtet haben. dass es sich um einen Modernisierungsschub handelt. dem die Verwaltung auch vor 100 Jahren und im 20. Jahrhundert immer wieder einmal un- terworfen war. ERNST OTTO ßRÄUNCHE 138 Rappenwört - ein Projekt der Karlsruher Planungs- und Baupolitik der 1 920er Jahre Am 20. Juli 1929 fand die Eröffnung des Rheinstrandbades Rappenwört statt. Die Wür- digung dieser Einrichtung allein wäre unzurei- chend, denn sie ist nur ein Teil eines beach- tenswerten Gesamtprojektes. Bevor die Pla- nungs- und Baugeschichte näher erläutert wird, soll ein Blick auf die Stadtgeschichte im Eröff- nungsjahr die kommunalpolitischen Rahmen- bedingungen deutlich machen. Die Einwohnerzahl Karlsruhes lag 1929 bei ca. 152.000, die Fläche der Gemarkung betrug zum Jahresbeginn 4.532 ha; am 1. April kamen durch die Eingemeindung Bu- lachs 530 ha dazu; heute beträgt die Gesamt- fläche über 17.000 ha. Nach der Kommunal- wahl 1926 kamen die 84 Stadtverordneten aus folgenden politischen Lagern: KPD: 6, SPD: 24, Zentrum: 19, DDP (die Linksliberalen): 5,DVP (die Rechtsliberalen): 12, DNVP (ein Sammelbecken rechts der DVP): 9, Wirt- schaftliche Bürgervereinigung: 3, Reichspartei für Volksrecht und AufWertung: 5 und Unpo- litische Wirtschaftsgruppe: ein. Die von den Wählern direkt gewählten Stadtverordneten bildeten mit dem Stadtrat den Bürgeraus- schuss. Der Stadtrat, von den Stadtverordne- ten gewählt, bestand aus 24 Stadträten und vier Bürgermeistern. Das Quellenstudium ver- mittelt den Eindruck grundsätzlicher Einig- keit bei der Planungs- und Baupolitik zwi- schen OB Dr. Julius Finrer, Baubürgermeister Hermann Schneider und Stadtparlament. Ein solcher Konsens zwischen diesen Akteuren der Kommune ist eine Voraussetzung für eine er- folgreiche städtebauliche Entwicklung, die auch noch späteren Generationen zu Gute kommt. Vorarbeiten rur Rappenwört Bereits 1924 hatte Hermann Schneider dem TIefbauamt den Auftrag erteilt, einen Entwurf für ein Strandbad auf dem Rappenwört zu erstellen. Das Tiefbauamt war damals neben dem Straßen- und Kanalwesen auch für die Stadtplanung zuständig. Ab 1926 stand die- sem Amt Emil Bronner vor, ein der Stadtpla- nung kundiger Mann, unrer dessen Leitung der Entwurf des Generalbebauungsplans 1926 entstand. Stadtplanungsaufgaben wutden vom Stadterweiterungsbüro unrer Karl Pflästerer- er war dem Amtsleiter direkt unrerstellt, wahr- genommen, so auch die Planung für den ge- samten Rappenwört. Ende Januar 1925 lag die Grundkonzeption bereits vor, die wie folgt kommenriert wurde: ,,Anlage eines Strandba- des mit Erholungspark auf dem Rappenwört- Das Bedürfnis der Bevölkerung nach Badege- legenheit in freier Natur nimmt ständig zu, vor allem geht der Wunsch dahin, in unmittel- barer Nähe des Rheins eine großzügige Bade- anlage zu schaffen, die die Möglichkeit, im Wasser des Rheinstroms sich zu tummeln und zu schwimmen, mit Sonnen- und Luftbädern vereinigt. Diese Entwicklung der Anschauun- gen und Neigungen hat das so genannte 'wil- de Baden' im freien Rhein und in dem Alt- rhein außerordentlich begünstigt und dabei Mißstände hervorgerufen, deren Beseitigung aus den verschiedensten Gründen mit allen Mitteln angestrebt werden muß. Die Stadt be- absichtigt deshalb, an der Rheinseite der vom Altrhein umflossenen Insel Rappenwärt, die zu zwei Drittel ihr Eigentum ist, ein Strand- 139 bad zu errichten und die anschließenden Waldanlagen zu einem Erholungspark im gro- ßen Stile auszubauen. Der Hauptbestandteil der Anlage bildet ein 400 m langes, 98 m bzw. 120 m breites und in der Mitte 6,5 m tiefes Becken, das in das Gelände eingeschnitten und durch Rheinwasser gespeist wird." WIldes Baden arn Rhein Alle Begründungen /Ur das neue Freibad sind Hinweisen auf die Probleme des "wilden Ba- dens" zu entnehmen. Es gab zwar damals am Rhein und an der Alb bereits einige Freibäder wie zum Beispiel das 1915 errichtete Rheinha- fenbad, die Badeanstalt im Rhein bei Maxau, das Sonnen-, Luft- und Schwimmbad des Naturheilvereins am Dammersrock an der Alb und die ehemalige Militärschwimmschule beim "Kühlen Krug". 1928 war aber der Bade- betrieb am Rhein anscheinend so stark wie nie zuvor gewesen, dass für die letzte politische Entscheidung der Weg /Ur ein neues Bad geeb- net war. "Für Bilder jedenfalls, wie sie bisher beim wilden Baden am Rhein und an der Alb an der Tagesordnung sind, ist auf dem Rap- penwört kein Platz. Hier sollen Eltern ihre he- ranwachsenden Söhne und Töchter ruhigen Herzens hinführen dürfen, anstatt ihnen das Baden im Freien zu verbieten und doch be- fürchten zu müssen, dass heimlich erst recht geschieht, was durch das Verbot verhütet wer- den soll .. .. Ordnung an die Stelle von Unord- nung zu setzen, gegen das Unvollkommene das Vollkommene einzutauschen, das ist das große Ziel von Rappenwört," ein Zitat aus der städtischen Broschüre von 1927. Der erste Schritt zu einem Landschaftspark Der Enrwurf des Generalbebauungsplanes 1926 enthält die Konzeption für den gesam- ten Rappenwört, aber ornamental überzeich- net. Die von DaxIanden zu bauende Erschlie- ßungsstraße mit Straßenbahn wird in einem Rondell aufgefangen und in zwei Richtungs- fahrbahnen geteilt durch eine langgestreckte rechteckige Grünfläche. Dem Rondell gegen- über, im Westen liegen die Hochbauten für das Freibad. Die strenge Symmetrie des zen- tralen Baukörpers mit weiteren Flügelbauren- eine konsequente Einordnung in die ebenfalls symmetrisch ausgerichtete Gesamtanlage - ist eine formale Übertragung des Prinzips absolu- tistischer Stadtplanung und des damaligen Schloss baues französischer Herkunft. Dazu gehören vorgelagerte und rückwärtige, wiede- rum symmetrisch angelegte Parklandschaften. Hier ist es die so genannte "Eiswiese", gedacht als Eislauffiäche im Winter. Im Herbst 1927 veröffentlichte die Stadt- verwaltung die Broschüre "Die Grünpolitik im Karlsruher Generalbebauungsplan: Der Rheinpark Rappenwört", aus der das folgende Zitat stammt: "Die Rheininsel Rappenwört, im Westen vom Rhein, im Süden, Osten und Norden in Hufeisenform vom Altrhein be- spült, hat bei einem Flächenausmaß von rund 130 ha eine größte Ausdehnung von 1,6 km in der Osrwestrichtung und von Nord nach Süd eine solche von 1,0 km. Sie liegt mit ihrem Mittelpunkt rund 2 km südlich vom Rheinha- fen-Stichkanal und ebenso weit westlich von Daxlanden inmitten der herrlichsten Natur des Rheinwaldes, die Schönheiten der Rhein- landschaft in sich selbst aufs höchste steigernd '" alle nur denkbare Vorzüge einer schönen Natur finden sich hier zu einer seltenen Gele- genheit vereinigt, eine Volkserholungsstärre größten Ausmaßes und stärkster Wirkung zu schaffen, wie sie rhein auf, rheinab schöner und besser kaum mehr erdacht werden kön- " neo. Bürgermeister Hermann Schneider wollte den bis dahin teilweise unzugänglichen Teil 140 Rappcnwört im Entwurf des Generalbebauungsplanes 1926. der Rheinaue zum Zwecke der Erholung der Karlsruher erschließen ... Der Rappenwört soll nicht nur den vielen Tausenden, die heute an schönen Sommertagen von Neuburgweier bis Maxau das Rheinufer bevölkern, eine passen- dere und bessere Gelegenheit bieten, im flie- ßenden Rheinwasser zu baden und in frischer, sonniger Luft sich zu bewegen, ... ganz sicher ebenso viele werden überhaupt erst durch den Rappenwört sich in die Möglichkeiten versetzt sehen, die Wohltat eines nervenstärkenden Rhein-Bades in Verbindung mit heiterem Spiel auf grünem Rasen in froher Geselligkeit und unter der Wirkung der herrlichsten, von reinster Luft und Sonne durchtränkten land- schaft sich und ihren Kindern zukommen zu lassen. Tausende von Familien des verarmten Mittelstandes, der Arbeiter und kleinen Beam- ten, die das Geld zu einer noch so bescheide- nen Sommererholung in einem auswärtigen Kurort nicht aufzubringen vermögen, werden 141 auf dem Rappenwört ohne besondere Kosten alles haben, was von einer Gelegenheit zur Erfrischung der Gesundheit billigerweise er- wartet werden kann." Das Verlangen nach Luft und Sonne ist hier das wichtige Thema, wie es auch im Siedlungsbau durch die Umset- zung der Ziele,einer guten Belüftung und Be- lichtung im Nord-Süd ausgerichteten Zeilen- bau zum Ausdruck kam. Am 13.9.1927 bewilligte der Stadtrat das Projekt .. Rheinstrandbad", dessen Kosten mit 1 ,08 Mio Mark angegeben wurden, den Bau der Verlängerung der 1928 fertiggestellten Straßenbahnstrecke nach Daxlanden (Kosten von 293.000 M) und die Errichtung einer Vo- gelwarte in Höhe von 90.000 M. Am 28.9. debattierten die Mitglieder des Bürgeraus- schusses insbesondere das Strandbadprojekt. Die Fraktion der Kommunisten hatte die Ab- setzung des Tagesordnungspunktes und die Beauftragung des Stadtrates für die Erarbei- tung eines Projektes "Sanierung der Altstadt" beantragt. Die für das Gesamtprojekt Rappen- wört erforderlichen 1,5 Mio M sollten dafür eingesctzc werden. Zwei weitere Gruppen lehnten den Bau des Bades ebenfalls ab, da andere Projekte wie das fünfte Hafenbecken oder das Ettlinger Tor wichtiger seien; auch wurde da die Höhe der erwarteten Einnahmen bezweifelt. Die Mehrheit des Bürgerausschus- ses stimmte aber für Rappenwört. In der sel- ben Sitzung ging es noch um die Verlängerung der Straßenbahn nach Rappenwört und den Bau der Vogelwarte. Für den früher propagierten "Naturschutz- park" gab es keine eigene Vorlage. Ein Teil des finanziellen Aufwandes steuerte die Reichsre- gierung als Mittel der "wenschöpfenden Ar- beitslosenfürsorge", eine Form eines Arbeits- beschaffungsprogramms, bei. Dieser gesamte Entscheidungsvorgang mutet eigenartig an, wenn man bedenkt, dass die Vorarbeiten für das Projekt schon einige Zeit im Gange war. Ab Ende 1925 baute die Stadt mit Unterstüt- zung des Programmes für "Notstandsarbeiten " einen Fahrweg von Daiclanden bis Rappen- wört einschließlich der Brücke über den A1t- rhein. Diese wurde Anfang Februar 1927 dem Verkehr übergeben. Im November 1926 be- gannen die Arbeiten für den Aushub des künf- tigen Badebeckens. Ende März 1927 war die Hälfte der 27.000 cbm Erdrnassen ausgeho- ben. Alle diese Vorbereitungsarbeiten waren im Sinne der "Bekämpfung der Erwerbslosig- keit" von Stadtrat und Bürgerausschuss 1926 beschlossen worden. Wie wir wissen, gelang bis 1929 alles, wie von der Stadtverwaltung beabsichtigt: die Eröffnung des Rheinstrand- bades am 20.7 .• die in der örtlichen Presse gro- ße Aufmerksamkeit fand. der Straßenbahnver- bindung - es war wie heute die Linie 2 - und die Eröffnung der Vogelwarte am 12.10. Das ca. 16 ha große Badegelände sollte Platz für 15.000 Besuchern bieten. Die Kapa- zirär der so genannten ,,Auskleideräume" be- trug im Eröffnungsjahr bis 5.300 und wurde später erhöht. Schwimmen war im großen si· chelförmigen Becken wie auch im Rbein durch die Anlage von vier Schwimmstegen möglich. Die Ostseite des über 450 m langen Beckens gestaltete sich als flacher. über 500 m langer Badestrand (Böschungswinkel 1 : 18). die dem Rhein nähere Westseite bot Stufenreihen. auch als Zuschauertribüne für Wettkämpfe. Das Freigelände bot von Anfang an vielfältige Möglichkeiten für die Besucher: eine große Anzahl von Ringtennisplätzen - Schneider hatte diese Sportart nach einer Amerika-Reise in Karlsruhe eingeführt -. Turngeräte in den Turnhöfen. den Innenhöfen der Garderoben- bauten. einen Leichtathletik- und Rasenspiel- platz und eine Schießhalle. Einkaufsmöglich- keiten für Sportartikel, Fotoartikel. Wäsche- verleih. Herren- und Damenfriseur und das Strandrestaurant mit Tanzdiele boten den Be- suchern eine für die damalige Zeit geradezu luxuriöse Versorgung. Das Angebot von Trink- kuren. Diätfrühstück und vielfaltigen Milch- produkten weist auf die beabsichtigte Gesund- heitsförderung hin. Neben dem Mittelbau sollten Gymnastikhallen stehen, auf welche wahrscheinlich aus Geldmangel verzichtet worden ist. Als Erinnerung an die frühere Nutzung des Geländes als Dampfziegelei blieb ein Ziegelei- Brennofen mit dem 22 m hohen Kamin ste- hen. Der Kamin bot Fledermäusen eine Heim- stänc, die Spitze zierte ein StorchennesL Die Dampfziegelei war bereits 1917 stillgelegt und das Anwesen Anfang der 20er Jahre von der Stadt gekauft worden. Bei der Erwähnung die- ser Vorgeschichte muss auch an die 1915 be- schlossenen Absichten der Stadt erinnert wer- den, auf mehr als der Hälfte der Fläche des Rappenwört Kies zu gewinnen . Dabei wären jährlich 1.5 ha Wald abgeholzt worden. Diese Absichten sind wahrscheinlich wegen der ge- 142 Strandbad Rappenwärt 1929. ringen Bautätigkeit während des Ersten Welt- kriegs buchstäblich im Sand verlaufen. Noch heute fasziniert die Freiraumgestal- tung durch ihre Einfachheit, strenge Symme- trie, die aber nicht konstruiert wirkt. Die Pap- pelreihen umfassen das eigentliche Badegelän- de mit dem großen Becken wie schützende Arme. Zugleich öffnet sich der Freiraum zum Rhein hin. Im Gegensatz zu den sonstigen Freibadeanlagen bietet Rappenwört außerhalb der Freibadesaison einen wunderbar gestalteten I.andschafuteil innerhalb der Rheinaue. Eigent- lich ist es ohne Badebetrieb dort am schönsten. Das Restaurantgebäude Eine besondere Aufmerksamkeit verdient das Baderestaurant. Wer heute auf das etwas trau- rig wirkende Gebäude vom Parkplatz oder der Endstation der Straßenbahn zugeht, ahnt viel- leicht doch, dass hier ein besonderes Haus auf einem bewusst ausgewählten Standort steht und nach Erneuerung, besser gesagt nach Wie- derherstellung des ursprünglichen Zustandes ruft. Es ist ein zwiespältiges Produkt der Ar- chitektur, das sowohl die damalige Bautraditi- on als auch das "neue Bauen" am Ende der 30er Jahre widerspiegelt. Die symmetrische Ausrichtung der Baukörper steht noch für das ,,Alte", auch für Karlsruhes Rationalität in der Grundrissgestaltung in der Fortführung im 19. Jahrhundert. Das "Neue" wird durch die Ausformung des Gebäudes in der Sprache des "neuen Bauens" erzeugt: kubische Baureile- hier wie eine kleinere auf eine größere Schach- tel gesetzt -, Flachdach, horizontale Fenster- bänder, Auflösung der nach Westen orientier- ten Saalwände in Glas, weißer Anstrich auf Putz. Die Verzierungen an den Fenstern sind wiederum "Reste" der Tradition. Der Rohbau ist in Backsteinmauerwerk und Stahlbeton ausgeführt. Architekt war der städtische Ober- 143 baurat im Hochbauamt, Robert Amann. Es ist zu hoffen, dass bald die "Modernisierung" dieses Architekturdenkmals im Sinne des ur- sprünglichen Zustandes in Angriff genommen wird. Die ehemalige Vogelwarte Nicht weit von hier steht ein Gebäude, das in seiner architektonischen Gestaltung wesent- lich radikaler ist als die Hochbauten im Frei- bad. Die Vogelwarte ist ein Werk des Stadt- baurats im Hochbauamt Walter Merz. Er hat- te die Aufgabe, "Räume zur Unterbringung und Beobachtung von Vögeln wie auch zu Unterrichts- und Versuchzwecken zu schaffen und daneben für den Leiter der Warte und einen Gehilfen Wohnungen zu bauen." Ende 1925 gab es in der Stadtverwaltung Reaktio- nen auf einen am 10.9. im "Tagblatt" erschie- nenen Artikel zur Schnakenplage. Dabei rück- te der Schutz der Singvögel auf Rappenwört als natürliche Feinde der Stechmücken in den Blickpunkt. Die Bekämpfung der Schnaken auf Rappenwört war nicht unumstritten, wie die Meinung des damaligen Leiters der Lan- desnaturschurzstelle Prof. Auerbach zeigt. Er hatte sich dieses Gebiet als Naturschutzpark gedacht, "zu dessen besten Schutz gerade die Schnaken dienen sollten." Zu der damals bereits diskurierten Ausweisung eines Land- schaftsschutzgebietes kam es erst 1962. 1927 konkretisierte sich ein von Prof. Feh- ringer, dem Verantwortlichen für die "Staat- lich empfohlene VogelschurzsteIle für Baden" in Heidelberg, die Idee einer staatlichen Vogel- schurzsteIle in Karlsruhe-Rappenwört. Der Standort wurde wegen des Vogelschutzes und der Schnaken plage auf der Altrhein-Insel als sehr günstig angesehen. Eigentlich war es eine staatliche Aufgabe. Da die Angelegenheit zu versanden drohte, übernahm die Stadt Karls- ruhe die Realisierung. Der Auftrag sah den Vogelschutz, die Bekämpfung der Schnaken- plage auf biologischer Grundlage und die Er- gänzung des naturkundlichen Unterrichts vor. Leider war der Eintichtung kein Glück be- schieden. Das Verhältnis zwischen dem Leiter Prof. Fehringer und der Stadtverwaltung ent- wickelte sich spannungsreich. Anlässe wie die Anbringung von Blumenkästen, Erstattung von Auslagen, Klagen über Nachlässigkeiten usw. führten schließlich zur Niederlegung der Leitung Anfang 1931. Bereits anlässlieh dieses Vorfalles zeigte sich, dass die Vogelwarte im Bewusstsein der Karlsruher nicht verankert war. So ist einem Presseorgan am 19.2.1931 folgendes zu entnehmen: "Man hätte ruhig die Vogelwarte gleich aufheben können. In Karls- ruhe hätte ihr kein Mensch eine Träne nachge- weint und die Stadt könnte viel Geld sparen." Ein Kommentar, der auch heute noch traurig stimmt, denn damit wurde eine Besonderheit in dieser Stadt als Belastung und nicht als Be- reicherung gesehen.·Am 31.3.1934 endete die Existenz der Vogelschutzwarte durch deren Aufhebung aus finanziellen Erwägungen. 1996 erlebte dieses Haus eine verdiente Re- naissance als Narurschutzzentruffi. Der anfangs vorgesehene Standort lag näher zum Altrhein. Er rückte dann in die Hauptach- se des Strandbades, was durch die vorgesehene geradlinige Wegeverbindung zu einer guten Einbindung der Vogelwarte in das Planungs- konzept wegen der landschaftsplanerischen Qualität und der besseren Auffindbarkeit ge- führt hätte. Aber der junge Architekt Merz setzte sich anscheinend gegen den traditions- bewussten Stadtplaner Pflästerer durch. Sym- metrie, axial aufgebaute Strukturen in der Stadtlandschaft, Repräsentation und Blickbe- ziehungen waren nicht mehr gefragt und wur- den von der damaligen Avantgarde der Archi- rektur abgelehnt. So ist heute die gedachte Beziehung zum Freibad nicht mehr nachvoll- ziehbar, und wenn, nur mehr mit dem Lineal 144 auf dem Plan. Der Vergleich der Architektur des Baderestaurants mit der der Vogelwarte zeigt die unterschiedliche Auffassung der bei- den Architekten deutlich. Merz übernimmr konsequent die Formensprache, wie sie von der Kunstbewegung "De Stijl" in den Nieder- landen und von Walter Gropius in seinen Dessauer Bauten für das Bauhaus vorgegeben war: Asymmetrie bei der Anordnung der ku- bischen Baukörper und im Fassadenaufbau, Flachdach, in die Außenhülle eingeschnirtene Fenster unterschiedlicher Formate, weißer Anstrich, kein Fassadenschmuck. Die vier Funktionseinheiten der Einrichtung, nämlich die Wohnung des Leiters, die Unterrichts- und Versuchsräurne, das Vogelhaus und die Gehil- fenwohnung, sind in ihren Formen vonein- ander unterschieden. Die Geschossigkeit ist nach diesen Funktionsteilen unterschiedlich: eingeschossig die Gehilfenwohnung und der Vogeltrakt als Verbindung zum Haupthaus mit dem wiederum eingeschossigen Unter- richtstrakt und dem zweigeschossigen Wohnt- eil, der von einem Turm mit drittem Geschoss und Beobachtungsplartform gekrönt ist. Da- mit wird auch der gemeinsame Eingang mar- kiert. Die Gesamtanlage ist streng Ost-West orientiert, was bei einer axialen Beziehung zum Strandbad nicht möglich gewesen wäre. Merz erklärte das vorhin angesprochene Ab- weichen vom übergeordneten Konzept selbst: "Die Vereinigung zu einem einzigen symmet- rischen Baukörper, der etwa mit dem Strand- bad zusammen in eine Achsenbeziehung hät- te gebracht werden können, konnte nicht in Frage kommen: denn die Wahrheit als letztes Ziel alles Gestaltens läßt es nicht zu, daß ein differenzierter Organismus durch eine äußere Form verkleidet wird. die seinem inneren We- sen nicht entspricht." Dieser Bau zeigt zeitgleich mit dem Dammerstock den in Karlsruhe etwas verspä- tet aufgetretenen Bruch mit der Städtebau- und Architekturtradition. Ganz deutlich wird dies bei der Betrachtung der ersten Entwürfe des Hochbauamtes aus dem Jahre 1927, die nicht von Merz stammen. Nicht realisiert wurde übrigens eine von Anfang an konzipier- te Wasserfläche vor dem Anwesen. Die Veröffentlichung über Rappenwört, insbesondere über die Hochbauten in der "Bauzeitung" in Form zweier aufeinander fol- genden Sonderbeilagen mit der Überschrift "Das neue Karlsruhe", zeigt das damalige über- regionale Interesse. Die wöchentlich erschei- nende Fachzeitschrift stellt Ende der 30er Jah- re in unregelmäßiger Folge große Projekte des "Neuen Bauens" in Form von Sonderbeilagen für einzelne Städte. Mirte 1928 fand in Karls- ruhe eine Hinwendung zum so genannten "Neuen Bauen" statt, freilich nur für kurze Zeit und in Gang gesetzt von der Stadrverwaltung, besser gesagt von Bürgermeister Schneider. Die Akteure des Projektes Das "Unternehmen Rappenwört" wurde von Personen der Stadrverwaltung geprägt. Leider hat die Literatur diese Phase det Karlsruher Kommunalpolitik bisher unzureichend wahr- genommen. Bislang wurden nur Namen wie Ernst May, Stadtbaurat in Frankfurt/M., Gus- tav Oelsner, Bausenator in Altona, Frirz Schu- machet, Oberbaudirekror in Hamburg, und Martin Wagner, Stadtbaurat in Berlin, gewür- digt. Sie standen für einen neuen Typ von lei- tenden Kommunalbeamten. Fachliche Kom- petenz und die Suche nach neuen Wegen in der Verwaltung kennzeichneten diese Persön- lichkeiten. Hermann Schneider, der Karlsru- her Baubürgermeister, kann ohne Einschrän- kungen in die Reihe dieser Personen eingeord- net werden. Ein Grund für die nur regionale Bekanntheit von Schneider und für die unge- nügende Rezeption seiner Person und Tätig- keit kann seine berufliche Herkunft gewesen 145 sein: er war kein Architekt, sondern Bauinge- nieur und war mehr Initiator und Umsetzer als Planer. Auch seine politische Herkunft als Konservativer - er war Mitglied der Zen- trumspartei - und fehlende ptogrammatisch ausgerichtete Publikationen haben vielleicht dazu beigetragen. Karl Pflästerer, Urheber des Gesamtkon- zeptes für Rappenwört, ist ein Beispiel der Kontinuität in der Karlsruher Stadtplanung von der Zeit der Weimarer Republik, über die des Dritten Reiches bis hin zu den Anfängen der Bundesrepublik. Seine Persönlichkeit be- stimmte seit Mitte der 30er Jahre bis nach dem Zweiten Weltkrieg die fachliche Arbeit, beginnend von den gestalterischen Beiträgen im Enrwurf zum Generalbebauungsplan 1926, über die unzähligen Baufluchtenpläne, Enrwürfe zum Ausbau der Stadt Karlsruhe bis zur Wiederaufbau planung Ende der 50er Jahre. Mit dem 1919 erfolgten Eineritt in das städtische Hochbauamt beginnt seine bis 1954 dauernde Berufslaufbahn bei der Stadt- verwalrung Karlsruhe . . Ab 1924 nahm das Tiefbauamt seine Dienste für die Erarbeitung des Generalbebauungsplans in Anspruch, was dort zum systematischen Aufbau des "Stadter- weiterungsbüros" unter seiner Leitung führte. 1947 wurde ihm die Leitung des Stadtpla- nungsamtes übertragen. Walter Merz, Architekt der Vogelwarte, wurde Anfang 1928 beim städtischen Hoch- bauarnt in Karlsruhe eingestellt, um am Dam- merstock-Projekt mitzuarbeiten. Nach dem Zweiten Weltkrieg leitete er das Hochbauamt und von 1955 an bis zu seinem Ruhestand 1961 hatte er die neugeschaffene Position ei- nes dem Oberbürgermeister zugeordneten Referenten inne. Dabei unterstand ihm das Stadtplanungsamt, das Hochbauamt und das Bauordnungsamt. Über Robert Amann, den Architekten für die Hochbauten im Rheinstrandbad, ist wenig bekannt. Er trat 1911 ins städtische Hochbau- amt ein, wurde 1913 Stellvertreter des Amts- leiters Beichel, nach dessen Pensionierung 1938 er die Amtsleitung bis 1948 übernahm. Rappenwört wird in den nächsten Jahr- zehnten wahrscheinlich wieder in den Mittel- punkt der Planungspolitik der Stadt Karlsruhe rücken. Sollte wieder einmal eine Bundesgar- tenschau stattfinden, so kann der "Rheinpark Rappenwört" ein reizvoller, weiter entwickel- ter Bestandteil dieser Unternehmung werden. HARALD RI NGLER Landesbildstelle Baden Neues Gebäude - neue Aufgaben Die im Januar 2001 in ein Gebäude des ehe- maligen Grenadierkasernenblocks umgezoge- ne Landesbildstelle Baden gehört zu den ältes- ten Einrichtungen ihrer Art in Deutschland. Schon 1918 waren Freiburg, Karlsruhe und Mannheim Mitglieder des in Stettin lokalisier- ten Bilderbühnenbundes. Das vorwiegend privatrechtlich organisierte Bildstellenwesen bekam 1934 im Zuge der Vereinheitlichung und Zentralisierung des Schulwesens unter dem Nationalsozialismus eine völlig neue und für das Deutsche Reich flächendeckend orga- 146 nisiene Struktur von Landesbildstellen und Stadt- bzw. Kreisbildstellen. Dieses Verbund- system prägt heute noch das Bildstellenwesen. Im Unterschied zu den anderen Bundes- ländern, die ihre Landesbildstellen in nachge- ordnete Ämter überfühnen, blieben in Baden und Württemberg die Rechtsformen der selbstständigen Körperschaft erhalten. Beide Landesbildstellen, die badische und die wün- tembergische, blieben auch nach der Grün- dung Baden-Württembergs jeweils für ihre angestammten Landesteile zuständig. 1957 erlässt der Landtag das "Gesetz über die Versorgung der Schulen mit Filmen, Licht- bildern und Tonträgern". Dieses Gesetz, sei- nem Inhalt entsprechend das erste Bildstellen- gesetz, weist den beiden Landesbildstellen Ver- sorgungsfunktionen zu. Erst die Gesetzesno- vellierung von 1991 berücksichtigt in ihrem Aufgabenkatalog pädagogische Dienstleistun- gen wie Fon- und Weiterbildung von Pädago- gen und außerschulischen Bildungsmultipli- katoren im Medienbereich, Aufgaben der Me- dienbegutachtung in Zusammenarbeit mit dem Ministerium für Kultus, Jugend und Sport und - was für die damalige Zeit weit vo- rausschauend war - Aufgaben der Erprobung und Innovation neuer Informations- und Kom- munikationstechnologien sowie deren Trans- fer an Schulen und Bildungseinrichtungen. Des weiteren wurden auch traditionelle Aufga- ben des Verleihs, der technischen Beratung von Schulen und Bildungseinrichtungen, Ko- pierdienste von schulrelevanten Fernseh- und Rundfunksendungen und schließlich fotogra- fische Dienste zur Führung von landeskund- lichen Bildarchiven wahrgenommen. Von 1934 bis 1974,40 Jahre lang, war die Landesbildstelle Baden in Karlsruhe im ehe- maligen Prinzessin-Wilhelm-Stift in der So- phienstraße 39/41 untergebracht, wo sie auch die Fliegerangriffe heil überstanden hat. Für den Verlust des Verwaltungsarchivs und des Landesbildslellc: Baden, Sophienslraße 39/4 1, 1955 Dienstgebäude der Landesbildstelle Baden. Rastatter Straße 25. 1978 Altbestands des Bildarchivs gibt es die Vermu- tung, dass diese Teile während des Krieges nach Straßburg gekommen seien, wo maß, wie die dortigen Aktennachrichten belegen, eine oberrheinische Landesbildstelle aufbauen wollte. Der Umzug 1974 nach Rüppurr in die Rastatter Straße 25, in die ehemalige Hem- den fabrik Stecher, wurde notwendig, weil die Aufgaben der Landesbildstelle kontinuierlich 147 Neues Gebäude der Landcsbildstelle Baden, Molrkcmaße 64 , März 2001 wuchsen und somit der Raumbedarf. Der Me- dienbestand vergrößerte sich und mit ihm der Zulauf von Benutzern. Vor allem die pädago- gischen Aufgaben, wie sie 1991 ins Gesetz auf- genommen wurden, entwickelten sich mit der Medien- und Kommunikationstechnik. Das war das Aufkommen der Ton- und Videokas- setten - später auch der Disketten und CD's. Seit 1991 wird zunehmend die Zulassung von außerschulischen Benutzern diskutiert. Heute ist die Landesbildstelle Baden längst eine öffentliche Einrichtung, die jedem offen steht, der einen gültigen Personalausweis von Baden-Württemberg vorweisen kann. Medien waren lange Zeit mehr oder weni- ger die Stiefkinder der Schulpädagogik. Dies änderte sich bei der Diskussion über die Ge- walt in Medien, die zum öffentlichen Thema wurde. Erstmals bekam die Arbeit der Bildstel- len eine politische Dimension. In diesem The- menfeld wurde die heute noch bestehende Kinder- und Jugendvideothek eingerichtet. Dieses Angebot mit pädagogisch ausgewählten Medien wurde bundesweit zum Modell. Mehr als 5.000 eingeschriebene Kinder und Jugend- liche benutzen die Videothek, die in Koopera- tion mit der Karlsruher Jugendbibliothek ge- führt wird. Damit zählt sie zu den größten in Deutschland. Der zweite Anstoß für die Fortentwicklung des Bildstellenwesens kam durch die neuen interaktiven Medien. Die digitale Revolution wurde zur Herausforderung für das gesamte Schulwesen. Mit Medienoffensiven der lan- desregierung soll Anschluss an die sich atem- beraubend entwickelnde Informations- und Kommunikationstechnologie gefunden wer- den. Die Landesbildstelle Baden hat schon seit 1996 sich dieser Entwicklung geöffnet und die Parrnerschaft mit dem Universitätsrechenzen- trum erreiche. Seitdem gehört die Karlsruher Medienanstalt zu den führenden in Deutsch- land. Ohne die traditionellen Aufgaben zu vernachlässigen, konnte in der Landesbildstel- le Baden ein "Bildungsdienst" aufgebaut wer- den, der Lehrer, Schüler und bildungsinteres- sierte Bürger in die Informationsflut des Inter- nets lehrplankonform und bildungsrelevanc einführe. Die Ausleihe und Distribution von Medi- en wird mehr und mehr zur Moderation von Information aus dem Internet. Diese Entwick- lung wird sich noch weiter verstärken. Die technischen Möglichkeiten der Infor- mationsbeschaffung sowie deren Strukturie- rung sind nur in Kooperation mit bildungs- verwandten Einrichtungen zu nutzen. Die ins Netz gestellten Bildungsinhalte sind letztlich enrscheidend - nicht allein die Technik. Koo- perarionsparrner sind Universitäten, Hoch- schulen, Bibliotheken, Museen und Theater. Bei dieser Entwicklung wurde auch das Haus in Rüppurr zu klein. Mit dem Umbau der Grenadierkaserne, Moltkestraße 64, wurde der bisherige Nutz- raum von 2.000 m' mehr als verdoppele. In fünf vernetzten Übungs räumen können dort Lehrerinnen und Lehrer mit neuester Kom- munikations- und Informationstechnik ver- traut gemacht werden. Weitere Übungsräume 148 und ein Internet-Raum, den jedermann be- nutzen kann, stehen neben den traditionellen Einrichtungen, wie Ausleihe und Medienma- gazine, Bildarchiv und Schulfunktechnik der Nutzung offen. Die Ausleihe wird durch ein elektronisch gesichertes Freihandmagazin er- leichtert. MiTtelpunkt des Hauses ist ein gro- ßer Veranstaltungssaal: ein Raum der Begeg- nung mit dem medialen Kulturwirken wie Musik, Malerei, Theater und Literatur. Auf der großen Bühne steht auch ein Konzertflü- gel. Seit Dezember 2000 ist die Landesbild- stelle Zentrum und Archiv der Jugend- und Schulkunst. Dort sollen künstlerische Produk- te aus dem Kunstunterricht und auch aus den außerschulischen Kunstschulen archiviert und für Ausstellungen bereitgehalten werden. Die neue Landesbildstelle versteht sich als ein Haus der Begegnung im Bildungs- und Kunstbereich im weiten Sinne. Durch den Anschluss im World-Wide-Web ist die Lan- desbildstelle ein Haus ohne Grenzen. GÜNTER STEGMAlER Entnazifizierung in Karlsruhe 1946 bis 1951 Ein Aktivist vor der Spruchkammer Am 19. Januar 1948 verhandelte die Karlsru- her Spruchkammer VI unter Vorsitz von Wirt- schaftsprüfer Heinrich Weill gegen einen 1903 geborenen arbeitslosen Hilfsarbeiter, NSDAP- Mitglied seit 1925 und 1934 Träger der "Blut- fahne" beim Nürnberger Parteitag. Der Be- troffene, so die Bezeichnung für all jene, die sich nach dem Gesetz zur Befreiung von Na- tionalsozialismus und Militarismus einem Spruchkammerverfahren stellen mussten, war also ein "alter Kämpfer". Sein Vorstrafenregis- ter, dazu etliche teils illustrierte Zeitungsbe- richte, schließlich die Zeugenaussagen seiner politischen Gegner wiesen ihn zudem als be- rüchtigten Schläger aus, der keinen Propagan- damarsch und kaum eine Saalschlacht ausließ. Dass er hierbei auch Prügel bezog, zeigte ein dem badischen NS-Organ "Der Führer" ent- nommenes Foto. Der Aktivist war hier mit Bandagen um Kopf und Arm sowie Blessuren im Gesicht zu sehen. 1933 hau e Gauleiter Robert Wagner den bislang beschäftigungslo- sen Schläger zum Hilfspolizisten ernannt. Von nun an war er an Verhaftungen jener beteiligt, mit denen er sich bisher Saalschlachten gelie- fert hatte, begleitete gar Visiten Wagners ins nahe Konzentrationslager Kislau. Nicht nur den politisch Verfolgten, sondern auch seinem privaten Umfeld gegenüber benahm sich der Betroffene fortan wie ein "kleiner Führer", terrorisierte die Nachbarschaft und machte hierbei selbst vor Parteigenossen nicht Halt. Damit wurde er selbst seinen Fördern in der Parteileitung untragbar. 1937 schloss ihn Wagner auf massive Intervention des Stadtrats Peter Riedner wegen schädigenden Verhaltens aus Partei und SA aus. Diesen Hinauswurf stellte der Betroffene nun im Spruchkammer- verfahren als Resultat seines Widerstands ge- gen die Parteihierarchie dar, eine Strategie, die beim Kammervorsitzenden Weill um so weni- ger verfing, als es dem öffentlichen Kläger ge- lungen war, immerhin zwölf Belastungszeugen aufZubieten. Enrsprechend eindeutig gesraltete 149 sich die Beweislage. Und so konnten Heintich Weill und seine vier Beisitzer den frühen NS- Aktivisten in die Gruppe 11 der Belasteten einstufen und eine fünfjährige Lagerhaftsrra- fe, den Einzug von 80 Prozent des Vermögens sowie ein Betätigungsverbor für die nächsten acht Jahre verhängen. Das mit Hilfe eines An- walts angestrengte Revisionsverfahren bestä- tigte diese Entscheidung, doch erreichte der Betroffene im Dezember 1949 seine Entlas- sung aus dem Ludwigsburger Lager auf dem Gnadenweg. Entnazifizierungspläne der Alliierten Der geschilderte Fall war in mehrfacher Hin- sicht ein Ausnahmefall. Weit seltener als 1946 konnte in der Spätphase der Entnazifizierung 1948 eine Einstufung als Belasteter oder gar H auptschuldiger durchgesetzt werden, die noch dazu nicht nur auf den ohnehin im Mel- debogen eingeräumten Belastungsmomenten beruhte. Dazu war dieses mündlich verhandel- te eines von insgesamt 263 Verfahren gegen Haup"äter, während di~ Masse der insgesamt über 54.000 Karlsruher Entnazifizierungspro- zesse schriftlich entschieden wurden. Doch was genau bedeutete Entnazifizierung? Welche "Nazis" galt es zu ent-nazi-fizieren und, dies die erste Konsequenz, aus ihren Ämtern zu entfernen? Wer entnazifizierte? Und wie voll- zog sich diese politische Säuberung im Span- nungsfeld von amerikaniseher Direktive, öf- fentlicher Meinung und lokalpolitischem Neubeginn? Schließlich: wie ist die Entnazifi- zierung rückblickend zu beurteilen - als mög- lichst schnell zu vergessender Fehlschlag oder doch wenigstens als Teilerfolg? Die Entnazifizierung, englisch denazifica- tion, war eines jener alliierten Kriegsziele, die sich neben Demilitarisierung, Dekartellisie- rung und Demokratisierung hinter der be- kannten Formel der ,,4 0" verbargen. A1ler- dings war dieser Minimalkonsens der Konfe- renz von Jalta (Februar 1945) wenig mehr als eine Absichtserklärung, denn eine konkrere, gar einheitliche Planung der Umsetzung soll- te daraus nicht entstehen. Entsprechend ent- nazifizierte vom Frühjahr 1945 jede Besat- zungsmacht nach ihren eigenen Interessen und Vorgaben: rigide und mit einem gewissen missionarischen Eifer die Amerikaner; bis zur Anpassung an deren Sysrem 1947 eher prag- matisch Franzosen und Briten, die angesichts der prekären Situation im eigenen Land auch andere Prioritäten setzten; schließlich im Sin- ne der politischen Umgestaltung ihrer Zone die sowjetische Besatzungsmacht. Sollte hier unter dem Deckmantel der Entnazifizierung ein Austausch der politischen wie der Funkri- onseliten vollzogen werden, so beabsichtigten die westlichen Alliierten die Ausschaltung füh- render Nationalsozialisten, hingegen die Wie- dereingliederung der weniger kompromittier- ten Mitläuferin die entstehende demokrati- sche Gesellschaft. Erste Säuberungen in Karlsruhe Karlsruhe wie insgesamt das nördliche Baden war vom 4. April bis 7. Juli 1945 Teil der fran- zösischen Besatzungszone und erlebte zunächst wenig systematische Entlassungen. Dies sollte sich mit dem Einzug der Amerika- ner grundlegend ändern. Ihre Position unter- strich die neue Besatzungsmacht mit einem allgemeinen Fraternisierungsverbot und einer weit konsequenteren Säuberungspolitik. Die- ser Kurs musste sogar noch verschärft werden, als die bisherige Praxis in der US-Presse in die Kritik geriet. Die in Reaktion auf diese Vor- würfe am 26. September 1945 beschlossene Direktive N r. 8 war dann jedoch zugleich der Wendepunkt in der amerikanischen Säube- rungspolitik. Ende November 1945 entschloss man sich, die erwachsene Bevölkerung insge- 150 Gautag der NSDAP in Karlsruhe 1937. Parade vor dem Stellvertreter des Führers, Rudolf Heß, in der Kaiserstraßc am Marktplatz. samt einem gesetzlich geregelten Verfahren zu unterwerfen, um sodann all jene gleich oder nach Ablauf einer Bewährungsfrist in ihre Ämter und Positionen zurückkehren zu lassen, die nicht gänzlich kompromittiert schienen. Politisch unbelastete Deutsche sollten an der Entnazifizierung mitwirken, zudem Anfang 1946 an der Formulierung eines eigenen Säu- berungsgesetzes. Badischer Vertreter in diesem Gremium des Länderrats war der von Landes- bezirkspräsident Heintich Köhler entsandte frühere Mannheimer Rechtsanwalt August Neuburger, der mit seinem Vorschlag der Ein- fuhrung einer Kategorie V ("Vom Gesetz nicht betroffen") wesentlich zur Verfahrensvereinfa- chung beitrug. Am 5. März 1946 unterzeich- neten die Ministerpräsidenten der Länder Bayern, Württemberg-Baden und Hessen so- 151 wie der amerikanische stellvertretende Militär- gouverneur Lucius D. Clay in München das in zähem Ringen erarbeitete Gesetz zur Befrei- ung von Nationalsozialismus und Militaris- mus. Der Aufbau der Spruchkammern War damit eine innerzonal einheitliche Rege- lung getroffen, so standen die Regierungen der Länder nun vor der Aufgabe, neben dem da- zugehörenden Apparat jene Laiengremien ein- zurichten. denen die Entnazifizierung nun oblag: die Spruchkammern. Von Mitte März an bereiste der genannte August Neuburger auf der Suche nach Personal, Räumlichkeiten und Büroausstattung jene insgesamr 16 Städ- te Nordbadens, in denen solche Kammern eingerichtet werden sollten. Die feierliche Ver- eidigung der künftigen Kammervorsitzenden. öffentlichen Kläger und Beisitzer konnte be- reits am 18. April im Karlsruher Konzerrhaus stattfinden. und dies obwohl die Anforderun- gen hinsichtlich der politischen Vergangenheit dieses Personals die Suche kaum leicht ge- macht hatten. Vorzugsweise sollten NS-Opfer und Angehörige des politischen Widerstands geworben werden. Tatsächlich leitete in Karls- ruhe ein 1933 nach Frankreich emigrierter und als Sozialdemokrat und Spanien kämpfer 1940 bis 1945 in Gurs und schließlich im KZ Dachau inhaftierter Anwalt die Lagerspruch- kammer. vier seiner Vorsitzendenkollegen so- wie ein öffentlicher Kläger galten der NS-Ras- sedoktrin nach als Juden. In der Praxis wurden jedoch in erster Linie die sehr viel zahlreiche- ren Personen verpflichtet. die als Nichtpartei- genossen für unbelastet galten. Die Kammer- votsitzenden und Kläger waren faktisch laien- richter oder -staatsanwälte. die jedoch über keine juristische Vorbildung verfügen muss- ten. August Neuburger war es allerdings ge- lungen. nahezu alle nordbadischen Kammern mit Juristen zu besetzen j wie dies laut Gesetz vom 5. März lediglich für die Berufungsin- stanz votgeschrieben war. Er fand diese unbe- lasteten Juristen im Kreise seiner einstigen Anwaltskollegen. der ihm bekannten Richter und Staatsanwälte. die sich aber nicht in je- dem Fall freiwillig verpflichten ließen. Im- merhin mussten sie ihre Anwaltskanzlei ver- nachlässigen oder die Doppelbelastung einer gleichzeitigen Tätigkeit im Justizdienst auf sich nehmen. Der Spruch der Kammer lautet ... Wie vollzog sich nun die Entnazifizierung in einer Stadt wie Karlsruhe? In der Osterwoche 1946 hatten zunächst sämtliche Erwachsenen einen 14 Fragepunkte umfassenden Meldebo- gen auszufüllen und in doppelter Fertigung bei Polizei oder Bürgermeisteramt abzugeben. Da künftig nur Lebensmittelkarten erhielt. wem die Einreichung des Meldebogens quit. tien worden war, konnte ein hoher Grad an Mitwirkung. nicht zwingend jedoch an Ehr- lichkeit vorausgesetzt werden. Immerhin wurden in der Folgezeit mehr als 3.000 Karlsruher wegen Meldebogenfäl- schung angezeigt. weil sie entweder unvoll- ständige oder unzutreffende Angaben gemacht hatten. Mitunter entging jedoch auch man- cher - selbst plumpe - Fälscher der Aufmerk- samkeit der Auswerter. Jeder eingereichte Mel- debogen. nicht zu verwechseln mit dem seit Ernst von Salomons gleichnamigen Roman weit bekannteren Fragebogen, wurde eigens gesichtet und überprüft. Die anfänglich nur vier Auswerter der Karlsruher Spruchkammer harten binnen weniger Monate immerhin fast 200.000 Formulare zu bearbeiten. Nach Abschluss der Prüfung erhielten knapp 'A. insgesamt 142.000 Personen einen Postkartenbescheid mit dem Vermerk: "Vom Gesetz nicht betroffen". der für sie die Entna- zifizierung beendete. Die übrigen gut 54.000 wurden. je nach formaler Belastung. in eine der folgenden Kategorien eingereiht: Haupt- schuldige (I). Belastete (11). Minderbelastete (111). Mitläufer (IV) und. dies allerdings erst nach Abschluss eines Verfahrens. Entlastete (V). Die in Gruppe I-III sortierten Betroffe- nen. Parteimitglieder lange vor dem 30. Januar 1933. Funktionsträger. Nutznießer. erst recht Verbrecher gegen die Menschlichkeit. wurden im mündlichen Verfahren verhandelt. die üb- rigen. per schriftlichem Sühnebescheid erle- digt. In Karlsruhe erhielten gut 30.000 eine entsprechende Mitteilung. faktisch eine Ver- fahrenseinstellung gegen eine zumeist geringe Geldbuße. die einem Wiedergutmachungs- fonds zufließen sollte. 24.000. etwa ein Ach- tel aller Meldepflichtigen und zu weit über 80 152 Die Vereidigung der nord badischen Spruchkammern "".pradll du LaDdMprllldnkD 0.. 11. Köhler _ MI.a!.k'lal •• l Nel,lbw!ler Ohn dia Du.chlQhl'Vll\l du DeDlIlllzlen.nlll.c..ulz« Was erwartet die Welt? V". ku,.~", hefnde" ,ich V.rtte ... .01" ;a' .... ".ti .... l... C ..... k ..... floba .. d.. In! .i... 1 .. , •• - .... i .. " ... i •• in De .. tu:bland. 0 .. !'ilbtu 01., 0 •• hul ..... du " ..... iI, ..... H 1I '" ...... ukUn. 1,,1 di • ..,,,, AII.ba. •• In .. oll. n.inl ...... D ... udolond. ....... i .... Io .. I.I;ul ...... Ei"a. ..... iI Cel" .. Im. ... I!. ' i.di ..... ch.criib" " I,. •• i d.. Je ';'.0; oie. Allll e ,.o ••• , •• Oe .. ,,«d •• ,j .. ldllllI Eil"" 01.101 .. , "'"' oIi. 'I'.h u .. ..... • rwl •• U ud "0.1'''111. D. I in cl •• -:1"" ;(011 B.iln. D ... u .. 1& ..... ,,'" eiu" . .. Fr •• ",., ,"" • •• ,wi .. I~ '" .n .. md ..... F,ied • • cl •• W.h. Di. W.1I ...... , • • d .... B.w~" .... Il ....... 101 .In S",,, fir Cu . ... li.k.i ...... in ~ ... I"..,ODd "I.f., • nt •• H" 101, •• ud .... olm \" oie. A~.r-.ik",,,1t cl .. C ... . e. u .... lrltl. Wi. ",ä.uu ~i. u.,u D.~"c:h . I .. d ,,:l .. I1' .... d~"." 8.,"'0.,Io"t ... ",lI •• hi«", C •• I ..... 'O .. r die W.h nUn u.d uu" ki" ..... . d •• na ... Volk mit dem N' •• i •• ~ ... Im" ..... a~ In hl. Nil •• i .. 8 •. lr.un".1o <I •• tiliu. 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Schließlich forderte die amerikani- sche Militärbehörde einen allwöchentlichen Erfolgsbericht, und der musste vor allem ein hohes Quantum erledigter Fälle aufWeisen. Die eigentlichen "Führer der Provinz": Kreis- leiter Willi Worch, Ministerpräsident Walter Köhler, Innenminister Kar! Pflaumer, post- hum sogar Gauleiter Robert Wagner, dazu hohe Beamte der badischen Ministerialbüro- kratie und der Justiz, sie alle blieben erst einmal aufgespart, um dann 1948 in einer vom beginnenden Kalten Krieg geprägten Schlussstrichstimmung von Verfahrensverein- fachungen zu profitieren. Zwar suchte man- cher Kammervorsitzende dieser Ungleichbe- handlung gegenzusteuern; auch quittierten nicht wenige Beisitzer aus Protest ihren Dienst. Eine Verwässerung der einst strengen Praxis konnten sie indes kaum verhindern. Nicht zuletzt aus diesem Grund war der ein- gangs geschilderte Fall eine bemerkenswerte Ausnahme. ANGELA BORGSTEDT 153 "Mit dem Gesicht nach Deutschland" Das Schicksal der Karlsruher Familie Marum im Exil Geboren 1914, 1928 Mitglied der SPD, 1932 Jurastudium, 1933 nach Frankreich emigriert, 1939 KPD-Mitglied, seit Kriegsausbruch u. a. in den Lagern Le Vernet und Les Milles inter- niert, 1942 Auswanderung nach Mexiko, 1947 Rückkehr nach Deutschland in die sowjetisch besetzte Zone, Arbeit als Journalist und Abtei- lungsleiter im DDR-Außenministerium. Sta- tionen einer Biographie, wie sie die Gewalt- herrschaft der Nazis in Deutschland vielfach zur Folge hatte. Nachlesen kann man sie im Biographischen Handbuch der deutschspra- chigen Emigration nach 1933, wo Tausende zerstörter Lebensplanungen und Zukunfts- hoffnungen versammelt sind. Die genannten Daten markieren das Leben eines in Karlsru- he geborenen Mannes: Hans Marum, ältester Sohnes von Ludwig Marum. Sie sagen aber wenig über das Leid aus,_ das ihm und der gan- zen Familie dieses von den Nazis 1934 in Kis- lau ermordeten vormaligen badischen Sozial- demokraten, Landtagsabgeordneten, Landes- ministers, Staatsrats und Mitglieds des Reichs- rags zugefügt wurde. Noch während der Haft- zeit Marums wurde der Familie durch unge- rechtfertigte Steuernachforderungen die Fort- führung ihres bürgerlichen Lebens unmöglich gemacht, es musste eine deudich kleinere Woh- nung bewgen und zahlreicher Hausrat verstei- gert werden. Die Suche nach einer neuen Un- terkunft erschwerte die Weigerung vieler Woh- nungseigentümer. an Juden zu vermieten. Nach der Ermordung Marums erhielt die Ehe- frau vom Staat eine Rechnung für Schutzhaft- kosten. Da sie sich weigerte zu bezahlen, ließ der Karlsruher Gestapochef die Auszahlung einer Lebensvetsicherung blockieren, so dass sie nachgeben musste. Da sich so für die Fami- lie die Sicherheit des täglichen Lebens auflös- te, blieb der Ehefrau Marums und ihren drei Kindern zur Bewahrung ihrer Selbstachtung vor weiteren Demütigungen durch das NS- System und als Juden zur Rettung ihres Le- bens nur der Weg aus Deutschland in ein un- gewisses Schicksal im Exil. Emigration mit dem Gesicht nach Deutschland Flucht und Vertreibung gehören unabdingbar zu den Begleiterscheinungen diktatorischer Regime und gewaltsamer Konfliktausrragung, so auch zum Nationalsozialismus. Annähernd eine halbe Million Menschen emigrierten aus Deutschland während des Dritten Reiches, darunter etwa 280.000 Juden. Alle antisemiti- schen Maßnahmen der Nazis zielten letztlich auf die Vertreibung der Juden. Aber der anti- jüdische Feldzug, der Kampf gegen den Kul- turbolschewismus, gegen "Pazifismus" und "Internationalismus" meinte zugleich alle Er- scheinungen der künstlerischen Avantgarde und der linken politischen Kultur. Da aber unter den Intellektuellen und Künstlern die Juden zahlreich vertreten waren, fielen bei ei- nem kleineren Teil der Emigranten rassische und politische Motive für die erzwungene Flucht aus der Heimat zusammen. Die Mit- glieder der Familie Ludwig Marums zählen gewiss ebenso zu den Emigranten aus rassi- schen wie zu den etwa 30.000 Emigranten aus politischen Gründen. Vor allem die politi- schen Emigranten lebten "Mit dem Gesicht nach Deutschland". So hat es Otto Wels aus- gedrückt, der Fraktionsvorsitzende der SPD, der 1933 im Reichstag in einer mutigen Rede 154 für die SPD als einziger Partei das Ermächri- gungsgesetz Hiclers abgelehnt hatte. Die Hoff- nung, wieder nach Deutschland zurückkehren zu können. erlosch zuletzt, auch wenn etwa Thomas Mann schon 1938 erkennen musste, "dass die Deutschen sich mit Hitler und Hit- ler sich mit Deutschland identifiziert hatten". Zahlreiche, vor allem politische Emigranten sahen sich denn auch nicht als Ausgestoßene und passive Opfer des NS-Regimes, sondern als aktive deutsche Hitlergegner, für die das Exil nicht nur ein persönliches Schicksal, son- dern auch eine polirische Aufgabe bedeutete. Den nach 1945 zurückgekehrten Emigranten vorzuwerfen. sie seien "vaterlandslose Gesellen", war daher ungerechtfertigt. Der genaue Blick auf Einzelschicksale und sinnlose menschliche Tragödien wie sie die Familienmitglieder Ma- rum trafen, erweisen den Vorwurf als scham- lose Verunglimpfung des politischen Gegners in der deutschen Nachkriegsgesellschaft. Exil der Marums in Paris Nach dem Mord an Ludwig Marum fanden sich bis 1936 die Familienmitglieder in Paris ein, damals ein wichtiges Zentrum der poli- tisch-intellektuellen Emigration aus Deutsch- land. Hans war schon im April 1933 über Straßburg dorthin gegangen. Seine Mutter folgte ihm im April 1934 mit der noch nicht funf2ehnjährigen Schwester Brigitte, seine äl- tere Schwester Elisabeth kam nach Abschluss einer Ausbildung als Krankengymnastin in Berlin, wo sie im März 1933 noch ihr erstes juris tisches Staatsexamen abgelegt hatte, 1936 in die Stadt. Sie traf dort ihren Freund den Juristen Heinz Lunau wieder, den sie im Juli 1937 heiratete. H ans hatte kurz zuvor Sophie Gradenwitz, die Tochter eines Rabbiners und studierte Germanistin geheiratet, die Ende des Jahres einen Sohn zur Welt brachte. Brigitte hatte mit Peter Hollaender, ebenfalls ein Emi- grant aus Deutschland 1938 einen Freund ge- funden. Das weitere Umfeld der Verwandten umfasste insgesamt erwa 50 Personen: Juden und Nicht juden, Sozialisten, Kommunisten und Parteilose. Wenn man so will, ein Mikro- kosmos der deutschen Emigration in Frank- reich. . Die Situation der "Kernfamilie" Marum in Paris steUte sich vor Kriegsbeginn in wenigen Worten etwa so dar: Johanna lebte bescheiden von den Erträgen der ausbezahlten Lebensver- sicherung ihres Mannes mit ihrer Tochter Bri- gitte. Diese hatte Gelegenheitsarbeit als Sekre- tärin, ihr Freund Peter Hollaender arbeitete in einer Buchhandlung. Elisabeth verdiente den Lebensunterhalt durch Schwarzarbeit als Krankengymnastin - den Emigtanten war das Arbeiten offiziell nicht erlaubt. Heinz setzte seine schriftstellerische Tätigkeit fort - 1936 war in Brüssel ein Buch über die Zerstörung der Rechtsstaatlichkeit durch die Nazis und 1939 eines über die Politik des Völkerbundes erschienen. Sophie arbeitete schwarz als H aus- angestellte, H ans hatte eine Anstellung beim Büro des Jüdischen Weltkongresses, der haupt- sächlich jüdische Flüchtlinge unterstützte. Beide beteiligten sich an den Aktivitäten der Exil-KPD. Internierungen im Zweiten Weltkrieg Der Kriegsausbruch am I. Seprember 1939 brachte für die Familien einschneidende Ver- änderungen. Es folgre zunächst die monate- lange Trennung der Ehepartner durch die in- ternierung der Männer in weit entfernten Or- ten. Hans blieb bis zu seiner Auswanderung 1942 in verschiedenen Lagern u. a. in Le Ver- net. Heinz und Peter erhielten Anfang 1940 den Status eines Prestatär, d. h. sie wurden in eine militärische Hilfstruppe eingereiht. So- phie zog Ende Dezember 1939 als Leiterin eines Schullandheims der Quäker nach Char- 155 Inhaftierte im Internierungslager Le Vernet 1940/41, mes-sur-Rhöne/Ardeche, wohin ihr ihre Mut- ter mit ihrem Sohn folgten. Elisabeth, die mit Heinz vom Kriegsausbruch in Saint-Tropez überrascht wurde, wo sie zum Urlaub bei Ver- wandten eingeladen waren, saß dort wegen des Reiseverbots für Ausländer fest. Als Heinz im März 1940 erstmals seit Oktober seine Frau wieder sehen konnte, telegraphiert er: .. Kom- me heute, Sonntag, auf Urlaub. Glückseligkeit. Marum". Mit dem AngriffHitlers auf Frankreich am 10. Mai 1940 und dessen Niederwerfung in sechs Wochen verschlechterte sich die Situation der Flüchtlinge weiter. Ab dem 12. Mai wur- den nun neben den Männern auch alle deut- schen Frauen interniert. Brigitte, Johanna und Elisabeth trafen sich im Juni in dem Lager Gurs am Fuß der Pyrenäen, das sie bereits im Juli wieder verlasssen konnten. Sophie blieb von der ,Internierung verschont, da sie ein Kleinkind zu versorgen hatte. Allerdings ver- lor sie nun ihre Stellung und musste ihren Sohn in ein Heim in Limoges geben. Elisabeth kehrte nach Saint-Tropez zurück, Brigitte ging nach Toulouse, wo Peter und Sophie in einem alten Pferdestall hausten. Heinz Lunau erleb- te eine turbulente Zeit und eine erneute lange Trennung von Elisabeth. Er kam im Mai/Juni als Prestatär in Le Mans zum Einsatz und musste über Bordeaux mit einem Schiff nach Casablanca fliehen. Dort wurde er wieder in- terniert und fand nach der Ausmusterung im Oktober Arbeit auf einem Bauernhof. Auswanderung nach Übersee und Tod im KZ Nach der Freilassung der Marum-Frauen aus Gurs richteten sich nun alle Bemühungen neben der alltäglichen Sorge um den lebens- unterhalt, um ein Dach über dem Kopf und um warme Kleidung für den Winter, darauf, die für die Flucht vor den Nazis nötigen Papie- re für die Ausreise zu bekommen. Auswande- rungsvorbereitungen, Schiffspassagen und rlie Angst, nicht mehr aus Europa wegzukommen, bestimmten nun den Lebensrhythmus. Um die Vorbereitungen zu beschleunigen, übersie- delten Johanna, Sophie und Brigitte im März 1941 nach Marseille, wohin Elisabeth ihnen folgte. Heinz betrieb seine Auswanderung von Casablanca aus, während Hans in das Lager Les Milles verlegr wurde. Einer Auswanderung standen aber hohe bürokratische Hürden entgegen. Man benötigte eine bezahlte SchifTs- passage, deren Erhalt an ein Einreisevisum für ein Aufnahmeland gebunden war. Dessen Dauer war begrenzt - für die USA vier Mona- te - wie auch das erforderliche französische Ausreisevisuffi. Benötigt wurden ferner: ärzt- liches Attest, Ausfuhrerlaubnis für das Reise- geld, bei Internierten zusätzlich Führungs- zeugnis und Entlassungsschein. Für all das musste man Dokumente besorgen, abschrei- ben und beglaubigen lassen. Das kostete Zeit und Geld und man benötigte Reisegenehmi- gungen. Ohne finanzielle und andere Unter- stützung von Hilfsorganisationen und Freun- den oder Verwandten in den Aufnahmelän- dern war das nicht zu schaffen. Für die Ma- rums waren von besonderer Hilfsbereitschaft Elisabeths Jugendfreunde aus Karlsruhe, Paul und Susie Schrag, die 1937 nach New York 156 ausgewandert waren. Elisabeth und ihre Mut- ter erreichten nach etwa einem Jahr Bangen im September 1941 auf der "Navemar" New York, Heinz ging nach teils zermürbendem Warten im Dezember 1941 dort an Land. So- phie und Hans waren erst im April 1942 mit Sohn und der wenige Monate vor der Abreise geborenen Tochter in Mexiko am Ziel. Im Gegensatz zu diesem bei allem Unglück guten Ende nahm die Geschichte für Brigitte und Peter ein tragisches Ende. Brigitte, die 1941 hochschwanger in Marseille zurückbleiben musste, gebar Ende Juli ihren Sohn Pierre. 1942 musste sie ihn, da sie keine Arbeit und kein Geld mehr hatte, in das Heim in Limoges geben. Versuche, in die Schweiz zu flüchten, misslangen. Im Januar 1943 wurde sie bei ei- ner Razzia in Marseille verhaftet und im März von Drancy bei Paris in das KZ Sobibor trans- portiert, wo sie unmittelbar nach der Ankunft vergast wurde. Ihr Freund Peter, der Vater des Kindes, von dem sie sich getrennt hatte, kehr- te Ende März 1941 wahrscheinlich auf Drän- gen der KPD nach Deutschland zurück, um im Untergrund tätig zu werden. Die Gestapo fasste ihn aber schon nach zehn Tagen. Er kam im April 1942 im KZ Sachsenhausen um. Das Baby der beiden überlebte glücklichetweise mit den Kindern von Limoges, die in die Schweiz gebracht werden konnten. Nach Kriegsende gelangte Pierre mit einem Kindertransport nach Palästina, wo ihn eine Familie adoptierte. Emigration als Teil des "anderen Deutschland" Das Beispiel der Familie Marum mag stellver- tretend den Selbstbehauptungswillen des "an- deren Deutschland" gegenüber dem Ungeist der Vernichrung belegen. Das Wissen um die Rückwanderung nach 1945 und deren Bedeu- tung für den Aufbau eines demokratischen Staates in Deutschland kann und sollte allerdings weder bei den Betroffenen noch bei den Nachgeborenen die vielen persönlichen Opfer und Tragödien der Emigration überla- gern. Denn die Vertreibung ganzer Volksgrup- pen aus ihrer angestammten Heimat, mit der Umschreibung "ethnische Säuberung" auf eine ebenso glatte wie menschenverachtende Formel gebracht, ist bis in unsere Tage vielfach geübte Praxis zur Konsolidierung der Macht innerhalb von Diktaruren oder bei der Okku- pation fremden Territoriums. MANFRED KOCH Am Oberrhein: Alltag, Handwerk und Handel 1350-1525 Vor etwas mehr als 30 Jahren fand im Schloss in Karlsruhe eine sehr erfolgreiche Ausstellung statt, an die sich viele Karlsruher heute noch gern erinnern. Sie hieß "Spätgotik am Ober- rhein" und breitete a11 die Schätze an kirchli- chem Silber, an Graphik, Bildhauerei, Glas- malerei und Textilien aus, die im nHerbst des Mittelalters" eine wohlhabend gewordene Be- völkerung zu Gottes und zur eigenen Ehre hat herstellen lassen. Inzwischen hat sich das Interesse der For- schung und der Museumsbesucher auch ande- ren Dingen zugewandt: Wie haben die Men- schen damals gelebt? Wie war ihr Alltag? Da- 157 neben ziehen Mittelalterfeste - von denen manche wenig mit der Realität des Lebens im Mittelalter zu tun haben - Tausende von Zu- schauern in ihren Bann. Fremd und vertraut, fern und anziehend zugleich ist vieles in der mittelalterlichen Stadt. Das beginnt mit einem ganz grundle- genden Aspekt des Zusammenlebens in einer mittelalterlichen Stadt: die Bürger verwalten ihre Stadt selbst. Sicher, nicht jeder Einwohner der Stadt ist Bürger, und das Gleichgewicht zwischen Patriziern und Bürgern ist überall erwas anders austariert. Aber die Bürger sind in Zünften organisiert und auf diese Weise bestimmend für oder doch aktiv eingebunden in das politische Geschehen. Wehrhafte Städte Politik: das kann ein Vertrag mit einer anderen Stadt über gegenseitige Zollerleichterungen bedeuten oder den Kampf um den Erhalt der Reichsunmittelbarkeit, d. h. der unmittelbaren Unterstellung unter den' Kaiser. Das kann der Beitritt zu einem Münzbund sein, der durch die Festsetzung eines bestimmten Silbergehalts und eines bestimmten Gewichts die jeweiligen Münzen vergleichbar macht und damit den Handel erleichtert; oder auch der Entschluss, einen Adligen anzugreifen, der die Stadt durch Überfälle auf die eigenen Kaufleute mit Gei- selnahme und Lösegelderpressung schädigte. Welche Bedeutung solche Auseinanderset- zungen für einzelne Städte hatten, lässt sich erwa am Beispiel der Stadt Hagenau ablesen, die von 1359 bis 1473 sechzehn länger dau- ernde Konflikte auszutragen hatte, meist mit Adligen, aber auch mit der Stadt und dem Bischof von Straßburg. 1m Einzelfall dauetten sie über 20 Jahre. In allen diesen Fällen und natürlich auch bei größeren Auseinandersetzungen, in die Städte am Oberrhein hineingezogen wurden, bedeutete das ganz persönlichen Einsatz und ganz persönliche Gefahr: die eigenen Bürger bildeten das Militär der Städte. In Straßburg ist der Aufbau dieser Organisation gut überlie- fert. Am Ende des 14. Jahrhunderts verfügte die Stadt über eine Truppe von erwa 1800 Mann, die im Bedarfsfall durch bezahlte Sol- daten aufgestockt werden konnte. Die Orga- nisation lief über die Zünfte und die ConstD- feln, in denen die patrizischen Bürger zusam- mengefasst waren. Diese bildeten die beritte- nen Verbände, während die Zunfthandwerker die Fußtruppe stellten. Für ihre Ausrüstung mussten sie alle selbst sorgen. Für einen Fuß- soldaten bedeutete das die Anschaffung eines Kopfschutzes (Beckenhaube oder Eisenhut), eines Kettenhemdes mit Manschettenkragen und einem Unterleibschutz aus Kettenge- flecht, dazu kamen Brustblech und Armschie- nen, Handschuhe und ein Beingewand. An Waffen hatte er entweder einen Spieß oder eine Mordaxt bereitzustellen, dazu ein Schwert. Musterung und allgemeine Überprüfung der Ausrüstung fanden mindestens jährlich statt. Aus Steuergeldern erwarb und verwahrten die Städte daneben weitere Waffenvorräte in Zeughäusern: ein Verzeichnis aus Basel von 14151istet unter anderem 250 Plattenharni- sche, 164 Panzerhemden, 324 Armbrüste mit über 6.000 Bolzen, dazu Schilde, Spieße und Feuerwaffen auf. Der regelmäßige Wachdienst auf der Mau- er, organisiert über die Zünfte, gehörte ebenso zu den Pflichten der durch ihren Eid (Bürger- eid) gebundenen Bürger wie die Mithilfe im Brandfall. Auch hier wurden die Aufgaben nach Zünften verteilt, die Zimmerleute z. B. mussten ihre Beile und Äxte zur Brandbe- kämpfung mitbringen. Und wehe, einer hätte die Rettung seines eigenen Hab und Gut für wichtiger angesehen! Empfindliche Strafen waren für solche Fälle vorgesehen. 158 Das bedeutendste Frachtschiff auf dem Rhein war der so genannte Oberländer. Er hatte keine Segel : am Mast wurden die Treidellcinen befestigt. Regulierung des städtischen Lebens In welchem Maß der Rat der Stadt jeweils das Leben innerhalb der Mauern organisierte und regulierte, lässt sich den städtischen Ordnun- gen enmehmen, die aus vielen Städten des spä- ten Mittelalters überliefert sind, so auch aus Srraßburg. Dort werden in der Zunft- und Po- lizeiordnung der Friedensbruch zwischen Bür- gern und Fremden oder auch zwischen zwei Bürgern geregelt, die Organisation des Spitals und des Leprosenhauses ("Gudeutehaus), Gewerbeordnungen der Bäcker, Metzger, Fi- seber u. a., das Betderwesen, Torhut und Müns- terwacht, Markt- und Mühlenordnungen und vieles andere mehr. Kein Wunder, dass es eine zunehmende Zahl von Ämtern in den Städten gibt: in Ba- sel wissen wir von der Kanzlei mit dem Stadt- schreiber, von dem Wachtmeister und dem Torhüter, vom Kaufhausschreiber für die städ- tische Güterverwaltung, dem Werkmeister für den städtischen Bauhof und dem Büchsen- meister für das Bauwesen. Andere städtische Ämter waren z. B. das des Waagmeisters, des Kornmessers, des Brotschauers. Manche klei- neren Aufgaben erlaubten auch Handwerkern, deren Einkommen nicht ausreichte, ein Zu- brot: Schneider und Pförmer, Seiler und Bote, Glöckner und Leinenweber sind Beispiele, die sich in Heidelberg nachweisen lassen. Bauen in der Stadt Mit den städtischen Ämtern entstehen auch städtische Bauten. Ob Rathaus mit Kanzlei 159 (Basel). ob Kaufhaus (Colmar) oder Zeughaus (SchIertstadt) oder Kornhaus (Thann). sie ver- treten im Grunde alle einen Bautypus. In der Regel war im Erdgeschoss eine große Halle. Das Obergeschoss wurde als Versammlungs- raum genutzt (z. B. auch als Tanzhaus) und hatte oft eine Stube abgeteilt für Sitzungen im kleineren Kreis. oder es diente als Lagerfläche ebenso wie das mehrstöckig unterteilte Dach; Ladeluken und Seilwinden ermöglichten den Waren transport. Dass in den engbebauten Städten des Mit- telalters überhaupt Platz für solche Gebäude gefunden wurde. "verdankte" man wohl der Pest. Als 1347-1351 der "Schwarze Tod". die erste große Pestwelle im Mittelalter durch Europa zog. starb etwa ein Drittel der Bevöl- kerung. Damit verödeten Grundstücke. gan- ze Stadtviertel fielen wüst. Dazu karnen als po- tentielle Bauplätze jüdische Synagogen. Nach der Vertreibung der Judengemeinden. nach- dem es in der Pestzeit zu schrecklichen Pogro- men gekommen war. bauten Freiburg (1424) und Speyer (1534) an diesen Stellen jeweils ihren Werkhof mit Z~ughaus. Schlenstadt nütze das Areal als Bauplatz fur ein Kaufhaus. Was fur die Großbauten gilt. trifft auch fur die Privathäuser zu: Sie konnten fur die unter- schiedlichsten Gewerbe genutzt werden. von Kaufleuten. Geistlichen. Handwerkern oder auch Gastwirten. In allen Häusern diente das Erdgeschoss dem Gewerbe des Bewohners. als Werksra[[J als Kontor, zur Repräsentation. Die beheizbare. holzgetäfelte Stube. die Kammer und - bei reichen Familien - der Saal lagen im Obergeschoss. ebenso die Küche. Bei dreige- schossigen Häusern war oft das zweite Ober- geschoss nicht mehr vollständig zum Wohnen ausgebaut. sondern diente partiell als Lagerflä- che. ebenso wie Keller und Dach. Nur in Aus- nahmefällen lassen Quellen erkennen. ob ein Anwesen von einer Familie bewohnt. oder teil- weise vermietet war, was wohl häufig vorkam. Die kleineren Handwerker oder gar Tagelöh- ner konnten sich kein eigenes Haus leisten. Die Anlage von Kellern hängt stark vom Un- tergrund ab. Bei nassem Boden. wie in Basel. gab es gar keinen Keller. in Freiburg wurde er - zum Teil zweistöckig - nachträglich abgetieft. Der Wandel in der Ausstattung ist schwe- rer zu fassen. als der ästhetisch-modisch be- dingte Wandel vom "Oberdeutschen" zum "Fränkischen" Fachwerk. Sicher ist. dass höl- zerne Wandverkleidungen. abgehängte Boh- lendecken sowie rauchfrei vom Gang aus be- heizte Kachelöfen in der Stube früh zum Stan- dard gehörten. Die gereihten Fensteröffnun- gen sind innen in einer breiten Fensteröffnung zusammengefasst. Hier macht sich nun der technische Fortschritt deutlich bemerkbar: die billigere Produktion von Fensterglas. beson- ders von runden, leicht zu transportierenden "Butzenscheiben" ermöglichte es. zunehmend mehr Fenster zu verglasen. die zuvor nur mit Leinwand oder Holzläden verschlossen waren. Im ländlichen Bereich muss man noch sehr viel länger mit so einfachen Fensterverschluss- Lösungen rechnen. z. B. auch bei der Stube ei- nes Weinbauernhauses aus Auggen bei Neuen- burg. die 1556/60 erbaut wurde und noch ganz mittelalterlichen Traditionen folgt. Sie wurde - da fur den Abriss bestimmt - in das Badische Landesmuseum überführt. Ernährung Weinbau war eine sehr wichtige Einkommens- quelle am Oberrhein. zu beiden Seiten des Flusses, wenn auch der elsässische Wein im- mer als der bessere galt. Den konnten sich aber die wenigsten leisten - dafur wurde er bis nach England und in den östlichen Hanseraum ex- portiert. Der Alltagswein hatte wohl wenig mie dem Getränk zu tun, das wir unter diesem Namen kennen. Und das Essen? An erster Stelle stand da der Brei. nicht umsonst enäh- 160 Das älteste erhaltene Kanenspiel aus der Zeit um 1430 stammt vom Oberrhein. Bald soll ten die gedruckten Kar- tenspiele ihren Siegeszug antreten. len die Märchen vom Hirsebrei. Getreidebrei braucht sehr viel weniger Enetgie zur Herstel- lung als Brot, war also billiger. Aber auch Mus (davon das Wort Ge-Müse) aus Linsen, Erb- sen oder Bohnen war ein wichtiger Nahrungs- bestandteil. Die Nonnen des Klosters Günters- tal zum Beispiel aßen abwechselnd grünes und gtaues Erbsenmus und einmal in der Woche Gerstenbrei. Brot und Wasser wurde immer- hin den Stadtarmen gereicht (Spitalordnung von Konstanz). Man muss sich Roggenbrot darunter vorstellen, das - doch den Zusam- menhang kannte man nicht - immer wieder durch Mutterkorn verunreinigt war und so Ergotismus verursachre. (Die damals ,,Antoni- 161 usfeuer" genannte Krankheit ließ die Glied- maßen bei lebendigem Leib abfaulen). Nur an besonderen Tagen oder bei entsprechendem Einkommen gab es helles Dinkelbrot. Weizen war selbst am Oberrhein noch sehr selten, da er viel anfälliger ist als andere Getreidesorten. Mit einem geschätzten Ertrag von 5 : 1 lag üb- rigens die Getreideernte am Oberrhein leicht über dem mitteleuropäischen Durchschnitt. Dennoch blieben auch hier Hungerjahre auf Grund von Missernten nicht aus. Eier gab es häufig, die wurden auch dem Gesinde vorgesetzt, Fleisch nur außerhalb der Fastenzeiten, dann aber nach Vermögen - und da waren die Unterschiede beträchtlich. Ein großer Teil der Bevölkerung lebte an oder sogar unter der Armutsgrenze. Auch darum waren die Zünfte fur die Handwerker so wich- tig: sie versuchten die Arbeit gleichmäßig zu verteilen, sie unterstützten in Not geratene Mitglieder bzw. deren Witwen und Waisen. Zugleich aber waren sie Qualitätsgaranten für die Arbeit ihrer Mitglieder. Nicht nur bei Goldschmieden, wo wir das heute noch ken- nen, auch bei anderen Schmieden, bei Webern und Färbern, kurz überall überprüften Ge- schworene des Handwerks die Einhaltung der vereinbarten Normen. Die Bußen waren sehr hoch, wenn etwas fehlerhaft war. Stoffe etwa, die nicht die vor- geschriebene Webdichte hatten, wurden zer- schnitten. Damit waren Material und Arbeits- zeit verloren, eventuell drohte eine zusätzliche Geldstrafe und als letzter Schritt bei schweren und wiederholten Verstößen der Ausschluss aus der Zunft. BRIGITTE HERRBACH-SCHMIDT Die Karlsruher Majolika-Manufaktur Ein Rückblick auf die letzten 25 Jahre des 100-jährigen Unternehmern Ein Staatsuntemehmen im Niedergang Die Absicht, ihren Geburtstag 1976 mit einer Ausstellung im Badischen Landesmuseum groß zu begehen, konnte nicht darüber hinwegtäu- schen, dass die Karlsruher Majolika-Manufak- tur, die in diesem Jahr ihr 75-jähriges Bestehen feiern sollte, nicht zu den Lieblingskindern des Finanzministers gehörte. Die Ertragslage des Unternehmens, das zuerst der Großherzogli- chen Zivilliste unterstanden hatte, dann dem Land Baden gehörte und schließlich seit der Gründung des Südweststaats 1952 im Besitz des Landes Baden-Württemberg war, bot ihm zu Srolz und Freude auch wenig Anlass. Was die Badischen Neuesten Nachrichten über das Geschäftsjahr 1973/74 berichtet hatten. bei dem ein Umsatz von über 3 Millionen DM erzielt worden war, galt im Prinzip auch noch zwei Jahre später: "Die Erlöse, die das Land Baden-Württemberg jährlich kassiert, sind nicht überwältigend. Es gab auch Defizite bei der Jahresbilanz, und einmal wurde ein Ge- winn von sage und schreibe 69 Pfennig regis- triert." Der anschließende Hinweis, dass "die finanzielle Seite, so wichtig sie sein mag, [ ... 1 nicht die alleinige Rolle" spiele, war letztlich nicht sehr trostreich. Denn auch auf künstlerischem Gebiet bot die Majolika-Manufaktur ein zwar vertrautes, aber nicht eben große Erwartungen wecken- des Bild. Ihre Produktion wurde von Kerami- kern und Keramikmalern bestimmt, die wie Karl Heinz Feisst, Dietmar Liedke, Fridegart Glatzle und KarlTIll schon lange, teilweise seit Jahrzehnten in ihren Diensten standen. Sie lie- ferten nach wie vor solide Arbeit und waren so wichtige Stützen des Unternehmens, warteten aber nicht gerade mit zukunftsweisenden Ideen auf und wurden wohl auch von der Un- ternehmensleitung kaum künstlerisch heraus- gefordert. Was die Karlsruher Majolika in die- sen Jahren an Neuheiten produzierte, waren in erster Linie Fliesen und Wandteller mit Blu- men und Landschaftsmotiven, die dem Ge- schmack eines breiten Publikums entgegen- kamen, künstlerisch aber nicht überzeugen konnten. Dass die Manufakmr immer noch ein in technischer Hinsicht leistungsfahiges Unter- nehmen war, belegen die zahlreichen Fremd- aufträge, die von Editionen für Buchgemein- schaften über Spezialkollektionen bis zu Jubi- läumsgeschenken und Werbeartikeln aller Art reichten und schließlich etwa 35 Prozent der Produktion ausmachten. Interessante Ergeb- nisse brachte zum Beispiel die Tätigkeit für die Büchergilde Gutenberg, die nicht nur Teller nach historischen Vorbildern bestellte, sondern auch mit Künstlern wie Franz Dewald zusam- menarbeitete, deren Plastiken und Wandteller den Mitgliedern exklusiv angeboten wurden. Der wichtigste Kunde war seit Ende der 60er Jahre die Karlsruher Firma Rettmer & Luy, die eine umfangreiche Kollektion dekorativer Lampen und Wohnaccessoires fertigen ließ. Außer unter dem Markennamen "lma-Leuch- ten" angebotene Tischlampen, Hängelampen und Wandappliken gehörten dazu Vasen, Schalen und Dosen verschiedener Größe. Dafür wurden in der Manufaktur spezielle Glasuren mit metallischem Glanz oder mar- morartiger Wirkung entwickelt. Die Kollekti- on bewies. dass unter Ausnützung der techni- schen Möglichkeiten der Majolika zeitgemäße Produktlinien zu verwirklichen waren. Auf das 162 eigene Programm der Manufaktur blieben solche Anregungen aber ohne Auswirkung. Partner gesucht - und gefunden Gegenüber der Blütezeit des "Wirtschaftswun- ders" hatte sich die Belegschaft des Unterneh- mens seit den späten 60er Jahren um die Hälf- te auf etwa hundert Mitarbeiter reduziert. Trotzdem verschlangen die Löhne den größ- ten Teil der Einnahmen. Die geringe Produk- tivität, die Ursache für das steigende Defizit war, machte Ende der 70er Jahre eine Moder- nisierung des Betriebs unabweisbar. Eine durchgreifende Sanierung hätte jedoch be- ttächtliche Investitionen erfordert, für die das Land Baden-Württemberg die Mittel nicht bereitstellte. "Um das Unternehmen zu erhal- ten und die ArbeitSplätze zu sichern" - so das Finanzministerium im Oktober 1977 - "habe sich das Land entschlossen, das Stammkapital in Höhe von 500.000 Mark an einen 'poten- ten Interessenten' zu übertragen." Diesen glaubte man in Prinzessin Theresa zu Fürsten- berg gefunden zu haben. Als die Verkaufsplä- ne bekannt wurden, formierte sich in der Karlsruher Öffentlichkeit Widerstand mit dem Hinweis, dass die Majolika-Manufaktur nicht nur ein Wirrschaftshetrieb, sondern eine mit der Stadt fest verbundene kulturelle Ein- richtung sei, die öffentliche Förderung bean- spruchen könne. Nachdem die SPD eine Pri- vatisierung rundweg abgelehnt hatte, wurde am 16. November 1977 mit den Stimmen von CDU und FDP im Gemeinderat eine Ent- schließung verabschiedet, die forderte: "Das ArbeitSplarzangebot der Manufaktur muss dauerhaft gesichert bleiben, die Zusammenar- beit der Manufaktur mit freien Künstlern muss gefördert werden. Landesregierung und Landtag müssen die vorgenannten Ziele mit einer nach Aktienrecht erforderlichen Beteili- gungshöhe sichern." Dieser Linie folgte auch der Landtag, der in seiner Sitzung vom 26. Januar 1978 den bereitS ausgehandelten Ver- kauf ablehnte. In der Gernsbacher Katz-Werke AG wurde im Lauf des Jahres 1978 schließlich ein Partner gefunden, der bereit war, 74,8 Pro- zent der Aktien zu erwerben, während das Land Baden-Württemberg eine Sperrminori- tät von 25,2 Prozent behielt. Die Vereinba- rung mit den neuen Haupteigentümern, die Investitionen in Millionenhöhe zugesagt hat- ten, sah vor, eine langfristige wirtschaftliche Sicherung des Betriebes unter Berücksichti- gung seiner künstlerischen Tradition zu ge- währleisten. Auf diese Tradition verwies mit Nachdruck die große Jubiläumsausstellung, die wegen der schwierigen Forschungslage erst mit einiger Verspätung 1979 im Badischen Landesmuse- um gezeigt werden konnte. Die Verschiebung kam in der neuen Situation durchaus gelegen, rückte die Manufaktur durch die historische Leistungsschau im Schloss doch verstärkt ins Blickfeld der Öffentlichkeit. Der neue Vorstand ging auch zügig daran, das Unternehmen aus der Talsohle zu führen. Das Kapital wurde auf eine Million DM er- höht, vor allem aber bemühte man sich, zusätz- lich zu den bewährten Kräften, neue Künstler für das Unternehmen zu gewinnen. Dazu war vorgesehen, neben sieben 5rammateliers zwei Gastateliers einzurichten und Kontakte zur Kunstakademie zu knüpfen. Im Bereich der Serienproduktion setzte man zum einen auf anspruchsvolle, künstle- risch gestaltete Keramik, zum andern auf Ge- brauchs gerät in einem zeitgemäßen Design. Die erste Position wurde seit 1979 von Flori- an Merz vertreten, der mit einzelnen bemalten Vasen und Tellern der Manufaktur einen Weg wies, ihrem überkommenen Anspruch als kunstkeramische Werkstätte unter veränderten Bedingungen gerecht zu werden. Mit Hans Theo Baumann konnte einer der angesehens- 163 ten deutschen Designer für die Karlsruher Majolika gewonnen werden. Zwischen 1979 und 1981 schuf er eine rund hundert Model- le umfassende Kollektion von Schalen, Tellern, Vasen, Dosen und Leuchtern in klaren, wei- chen Formen, die durch das Farbenspiel ein- ander überlagernder Glasuren ihren besonde- ren Reiz erhielten . Enttäuschte Hoffnungen und ein bescheidener Neuanfang Obwohl mit der Verpflichtung von Metz und Baumann ein künstlerischer Neuanfang ver- sucht wurde und auch auf dem Gebiet der Baukeramik Verbindungen zu Bildhauern wie Jürgen Goertz und Mathias Ohndorf zustan- de gekommen waren, musste die Majolika Ende 1981 eingestehen, dass sie kein gutes Jahr hinter sich hatte. Einbrüche gab es ange- sichts starker Konkurrenz nicht nur bei den Ofenkacheln, deren noch wenig ausgereifte Produktion von der Geschäftsleitung forciert worden war, sondern auch bei den Geschenk- artikeln. Für Januar 1982 musste daher für etwa die Hälfte der rund hundert Beschäftig- ten Kurzarbeit beantragt werden, und im Frühjahr wurde der Personalstand auf80 Mit- arbeiter verkleinert. Um die Schwierigkeiten zu überwinden und in Erwartung einer weite- ren Kapitalzufuhr durch die Katz-Werke und das Land Baden-Württemberg, gewährte die Stadt Karlsruhe dem "künstlerisch bedeuten- den Betrieb, der für das Image unserer Stadt sehr wichtig ist", wie Oberbürgermeister Dul- lenkopf unterstrich, einen verlorenen Zu- schuss in Höhe von 300.000 DM. Angesichts der ungünstigen Konjunkturlage brachten die eingeleiteten Sanierungsmaßnahmen jedoch nicht den erwarteten Erfolg. Die Katz-Werke AG geriet durch die Verluste der Majolika- Manufaktur 1982 selbst in Schwierigkeiten und beschloss daher, mit Ablauf des Geschäfu- jahres 1982/83 aus dem ,,Abenteuer Majolika" auszusteigen. Mit Wirkung vom I.Juni 1983 wurde das Land Baden-Württemberg wieder alleiniger Besitzer der Staatlichen Majolika- Manufaktur Karlsruhe, entschloss sich jedoch, den Betrieb nur noch "als kleine, aber hoch- qualifizierte Kunsrwerkstätce "mit etwa 25 Mitarbeitern weiterzuführen. Diese Schrump- fung rettete die Manufaktur - zumindest vor- läufig - vor dem endgültigen Ruin, bedeutete aber den bis dahin schwersten Einschnitt in ihrer Geschichte. Zum Alleinvorstand wurde Helga Wit- kowski bestellt, die schon seit 1955 im Bereich Baukerarnik der Manufaktur tätig gewesen war. Ihr gelang es, das Unternehmen mit durch- schnittlich etwa 30 Mitarbeitern allmählich zu konsolidieren und die Erträge zu verbessern, wobei sie auf das bewährte Sortiment setzte und die Neuansätze der vergangenen Jahre nicht weiter verfolgte. Ein wichtiges Standbein blieb die BaukeramIk, auch gelang es immer wieder. Künstler von auswärts zu gewinnen, ihre Arbei ten mi t der Maj olika-Man ufaktur zu realisieren. Als Helga Witkowski Ende 1994 altershalber ausschied, war der Umsatz nach anfänglicher Besserung zwar wieder auf2 Mil- lionen DM zurückgegangen, durch weiteren Personalabbau und höhere Produktivität der verbliebenen 19 Mitarbeiter konnte trotzdem ein befriedigendes Ergebnis vorgelegt werden. Im Januar 1995 wurde Gernot Wallner, Baudirektor am Staatlichen Hochbauamt Frei- burg, zum Vorstand der Karlsruher Majolika- Manufaktur berufen. Zu seinen vordringlichs- ten Aufgaben zählte die seit Jahren ansrehende Sanierung des Fertigungsbaus, für die das Land, 5,7 Millionen DM bereitstellte. Diese Maßnahme war im Mai 1996 abgeschlossen. Neben einer Verbesserung der Produktionsab- läufe ermöglichte der Umbau die Einrichtung einer Reihe von Ateliers, die an interessierte Künstler vermietet wurden. Eine Verpflich- 164 tung zur Zusammenarbeit mit der Manufak- tur war mit der Vermietung nicht verbunden. Mit der "Cantina Majolika" zog auch ein gas- tronomischer Betrieb in das Gebäude ein. Sollte auf diese Weise das Majolika-Gelän- de zu einem für Besucher attraktiven Ort ge- macht werden, so bemühte sich WaHner gleichzeitig, durch die Zusammenarbeit mit Künstlern auch im Produktions programm neue Akzente zu setzen. Mit dieser Absicht rief er die "MajolikaAktionen" ins Leben, Editio- nen in limitierter Auflage, die zwischen 1995 und 1999 mit jährlich wechselnden Gruppie- rungen von Malern und Bildhauern durch ge- fuhrt wurden. Sie sollten der Manufaktur neue Aufgaben und einen neuen Markt erschließen, auf dem freilich nur langfristig Erfolge zu er- warten waren. Die Renovierungs- und Umbaumaßnah- men im Fertigungsbau führten zu Einschrän- kungen der Produktion, so dass in den Ge- schäftsjahren 1994/95 und 1995/96 ein Um- satzrückgang auf I ,8 Millionen bzw. 1,5 Milli- onen DM hingenommen werden musste. Von den Einnahmen entfielen durchschnitrlich rund 45 Prozent auf die "Kleinkunst", I 0 Pro- zent auf Gartenkerarnik, 25 Prozent auf Bau- keramik und 20 Prozent auf Fremdaufträge. Unter den Fittichen der Landesbank Während in Karlsruhe neben der Sanierung des Manufakturgebäudes eine allmähliche Neuorientierung des Sortiments angegangen wurde, entschloss sich die Landesregierung in Stuttgart zu einer Neuordnung des Landesver- mögens, von der auch die Staatliche Majolika- Manufaktur betroffen war. Im Zuge verschie- dener Transaktionen und Fusionen, aus denen am Ende die neue Landesbank Baden-Würt- temberg hervorging, wurde auch die Majolika- Manufaktur privatisiert und zunächst in das Eigentum der Landeskreditbank, dann der neu- Florian Merz, Schale mit Frauenkopf, Staadiche Majolika-Manufaktur Karlsruhe, 1980. en Landesbank Baden-Württemberg (LBBW) überführt. Das traditionsreiche Unternehmen wurde von einer Aktiengesellschaft in eine GmbH umgewandelt, deren Geschäftsführer der bisherige Alleinvorstand Gernot Wallner wurde. Seit Ende 1999 führt das Unterneh- men neben seinem offiziellen Namen Staatli- che Majolika-Manufaktur Karlsruhe GmbH die Bezeichnung "Majolika Karlsruhe Kera- mik Manufaktur". Als Gernot Wallner zum Jahresende 1999 aus dem Amt schied, stellte die neue Eigentü- merin zum I. Januar 2000 mit Anton Goll ei- nen Betriebswirt und ausgewiesenen Marke- tingfachmann als Geschäftsführer ein. Seine vordringliche Aufgabe bestand zunächst darin, die Karlsruher Majolika in der Öffentlichkeit wieder stärker ins Gespräch zu bringen. Einen spektakulären Schritt in dieser Richtung stellte der noch mit seinem Vorgänger gemeinsam vorbereitete "blaue Strahl" dar. Als begehbare Linie aus 1.645 blau glasierten Platten führt er, einem der ursprünglich strahlenförmig vom Mittelpunkt der barocken Stadtanlage ausge- henden Wege folgend, seit dem Stadtgeburts- tag am 17. Juni 2000 vom Turm des Karlsru- her Schlosses direkt zur Majolika-Manufaktur 165 Frid~gart GI :HZI~ . Ooppclf1i~s~, S[aadich~ Majolika-Manufaktur Karlsruhe. 1976. im Hardrwald. Dem Ziel, das Unternehmen wieder stärker an die Stadt und ihre Bewohner heranzuführen, dient auch die Neugestaltung des Betriebsareals mit einer vielseitig nutzba- ren Hofanlage und großzügigen Schau- und Verkaufsräumen, in denen sich die Manufak- tur mit ihrer rraditionellen Produktion, vor allem aber mit ihren Neuerungen wirkungs- voll präsentieren kann. Diese verdanken sich vor allem der Zusam- menarbeit mit einer Reihe freier Künstlerin- nen, deren Schöpfungen bei einem breiteren Kreis Kunstinteressierter Akzeptanz finden. Ähnliches gilt für die Gartenkeramik, für die sich neue Gestaltungsmöglichkeiten jenseits der traditionellen Gartenfiguren abzeichnen. Auch auf dem Gebiet der Baukeramik konn- te die Manufaktur in den letzten Jahren ihre führende Stellung behaupten, bei der Denk- malpflege könnten neue Aufgaben auf sie zu- kommen. Insgesamt gesehen, kann die Manu- faktur daher mit gewissem Optimismus ihren 100. Geburtstag begehen - jedenfalls solange die LBBW ihr ein schützendes Dach bietet. PETER SCHMITT Di~str Bdtrag bmiut auf ~in~m /iing~rm Aufiatz in: M Bachmay~rlP. Schmitt. Kttrlsruhtr Majolika 1901- 2001, 100 Jahu Kunstk~ramik du 20. JahrJJtlnd~rtJ. G. Braun Buchvulog. Karlsrulu 2001, 240 S~itm mit 400 Farbbildrrn. Aus der Schatzkammer der Badischen Landesbibliothek Auf Grund ihrer bedeutenden Handschriften- sammlung gehört die Badische Landesbiblio- thek in Karlsruhe zu den europäischen Spit- zenbibliotheken, die zu Recht mit Stolz auf ihre Altbestände blicken dürfen. Deutlich vor Augen geführt wurde das der Karlsruher Be- völkerung im Juni 2001, als bekannt wurde, dass die älteste Handschrift des Nibelungenlie- des, die insbesondere mit Mitteln der Landes- bank Baden-Wümemberg erworben wurde, 166 in Zukunft in der Badischen Landesbibliothek beheimatet sein wird. Es handelt sich bei die- sem Kodex um den bedeutendsren Einzelzu- gang seit der Säkularisation von 1803. Voraus- gegangen waren die Ankäufe werrvoller Be- stände aus der Fürstlich Fürstenbergischen Bib- liothek durch das Land Baden-Württemberg, nämlich Handschriften (1993), Inkunabeln (1994), Musikalien (1999) und schließlich wei- terer Druckwerke Donaueschinger Provenienz (1999-2001), vornehmlich aus der Bibliothek des frühen Germanisten Joseph von Laßberg. So fügt sich Laßbergs berühmtestes Sammler- stück, der Nibelungenlied-Kodex, ausgezeich- net ein in den bestehenden Sammlungszusam- menhang der Badischen Landesbibliothek. Zur badischen Bibliotheksgeschichte Die Büchersammlung der badischen Markgra- fen dürfte wenigstens auf die zweite Hälfte des 15. Jahrhunderts zurückgehen. Sicher hat das markgräfliehe Haus Bücher besessen, die seit der Erfindung Gutenbergs mit beweglichen Lettern gedruckt wurden. Das älteste bekann- te Zeugnis markgräflichen Buchbesitzes ist jedoch eine Handschrift, das so genannte Stundenbuch des Markgrafen Christoph I. von Baden (1453-1527). Wie für die Biblio- thek sind für das Stundenbuch keine exakten Entstehungsdaten überliefert. Auf Grund ko- dikologischer, paläographischer und kunsthis- torischer Kriterien geht man davon aus, dass die Handschrift in lateinischer Sprache mit einer abschließenden Reihe französischer Ge- bete im ausgehenden 15. Jahrhunderr in ei- nem Pariser Atelier für Christoph von Baden hergestellt wurde. Einen bedeutenden Hinweis auf die mark- gräfliche Bibliothek gibt im Jahre 1528 eine Dankadresse des Basler Reformators Johannes Öcolampadius an den Markgrafen Philipp I. (1479-1533). Der Theologe dankt für die Ausleihe einer Handschrift aus der Stifts- und Schloss kirche St. Michael in Pforzheim Zut Herausgabe seiner Cyrill-Ausgabe, die bei dem Basler Drucker Andreas Cratander erschien. Die Handschrift stammte ursprünglich aus der Bibliothek des Humanisten Johannes Reuch- lin. Reuchlins Vermächtnis zierte seit 1523 die markgräfliehe Büchersammlung in Pforzheim. 1535 wurde die Markgrafschaft zwischen den Brüdern Philipps 1., Ernst (1482-1553) und Bernhard (1474-1536), geteilt. In der Folge widerfuhren den Büchersammlungen der bei den Linien verschiedene Schicksale, bis sie 1771 wieder in der Karlsruher Hofbibli- othek vereinigt wurden. Markgraf Karl 11. (1529 -1577) verlegte im Jahre 1565 seine Re- sidenz von Pforzheim nach Durlach, seine Bi- Codex Donaueschingcn 63: N ibelungenlied, 13. Jahrhun- dert, aus der Bibliothek Joscphs von Laßberg (1770- 1855) 167 Codex Durlach I: Ältesres Zeugnis markgräflieh bad ischen Buchbesines, Stundenbuch Christophs L, um 1500, Verkündigung an Mafia bliomek fand dort in der Karlsburg ihre neue Bleibe. Die erneute Verlegung der Residenz und damit des Bücherstandortes ins Karlsru- her Schloss geschah im 18. Jahrhundert. Lange bevor Säkularisation und Mediati- sierung reiche Güter zu Beginn des 19. Jahr- hunderts in die Karlsruher Bibliothek brach- ten, befand sich ein verschwenderisch ausge- stattetes deutsches Gebetbuch des 16. Jahr- hunderts im frühen wertvollen Bestand der Hofbibliomek. Diese Handschrift darf dem Leser ein Beispiel für die Kostbarkeiten sein, für die die Badische Landesbibliomek auch in Zukunft Sorge zu tragen hat. Das Original wird anlässlieh seiner Faksimilierung im kom- menden Jahr im Rahmen einer Ausstellung der Öffentlichkeit präsentiert werden. Das "Gebetbuch der Markgräfin von Brandenburg" Das im Jahre 1520 entstandene Werk des noch jungen Augsburger Malers Narziss Ren- ner ist sicher bereits im Jahrhundert seiner Entstehung in badischen Besitz gelangt. Das Gebetbuch wurde für Markgraf Kasimir von Brandenburg-Ansbach-Kulmbach (1481- 1527) und insbesondere dessen jungvermählte Gattin Susanna 1520 hergestellt. Die glänzen- de Hochzeit Kasimirs mit Susanna von Bayern (1502-1543) war ein gesellschaftliches Ereig- nis ersten Ranges. Sie fand statt zur Zeit des Reichstages in Augsburg im Jahre 1518 und damit in Anwesenheit Kaiser Maximilians 1., dem Onkel der Braut. Die dritte Tochter des Paares, Kunigunde, heiratete am 10.3.1551 den badischen Markgrafen Karl II. Ober Ku- nigunde (1523 -15 58) ist das kostbare Stück in das badische Erbgut gelangt. Das Jahr 1520 brachte für Kunigundes Mutter Susanna aufreibende Zeiten. Zu Jah- resbeginn stellte die Markgräfin ihre erneute Schwangerschaft fest. Sicher wird sich das Paar nach der Geburt der Tochter Maria im Herbst zuvor einen Thronfolger gewünscht haben. Für die noch dreiköpfige Familie wurde nach Auskunft der Handschrift selbst im März 1520 die Herstellung des Gebetbuches in Angriff genommen. Laut dem Zeugnis der Familieneinträge in der Handschrift wurde fünf Monate später jedoch die zweite Tochter Kamarina am 30.8.1520 geboren. Der heiß ersehnte Sohn, Albrecht, kam erst im Jahre 1522 zur Welt. Von den Zeitgenossen wurde er wegen seiner Charaktereigenschaften früh nach dem Griechen Alkibiades benannt, den auch sein Lehrer Sokrates nicht zu zügeln vermochte. MarkgrafAibrecht Alkibiades von Brandenburg-Kulmbach hat als "fürstlicher Mordbrenner" ein besonders negatives Bild seiner Persönlichkeit in der Geschichte hinrer- 168 lassen. Er fand in seinen letzten Tagen als po- litisch völlig Gescheiterter eine Zufluchtsstätte bei seinem badischen Schwager Karl und sei- ner Schwester Kunigunde, wo er 1557 in Pforzheim verstarb. Der letzte familiengeschichrliche Eintrag im Karlsruher Gebetbuch hält den Tod des knapp 35-jährigen fest, der in der Pforzheimer Stifts- und Schlosskirche St. Michael begraben wurde. Die badische Verwandtschaft Albrechts muss sich noch bemüht haben, aus dem "Sau- lus" einen "Paulus" zu machen. So gilt er in Quellen des 18. Jahrhunderts sogar als Autor eines geistlichen Liedes "Was mein Gott will, das gescheh allzeit", welches er in seinen letz- ten Lebenstagen im Badischen verfasst haben soll. Das Gebetbuch Susannas von Branden- burg ist ein besonders intimes Dokument der markgräflichen Familie. Die Wünsche des jungen Paares, Susannas Hoffnungen und Ängste als Schwangere und junge Mutter, werden in Miniaturen und Texten greifbar. So enthält die Handschrift, wohl auf besonderen Wunsch Susannas hin, ein Gebet um Beistand für Schwangerschaft und Entbindung und um ein gesundes, wohlgestaltetes Kind. Stellvertretend wird Margaretha angerufen, die Patronin der Schwangeren. Dem Betrach- ter des Kodex begegnet auf vielen Pergament- blättern Kinderspiel, und zwar in Gestalt der sich auf den Randleisten tummelnden Putten. Sie tanzen beim Flötenspiel. streiten sich um ihren Brei, reiten auf dem Steckenpferd und ahmen in vielfältiger anderer Weise die Er- wachsenenwelr nach. Codex Durlach 2: "Gebetbuch der Markgräfin von Brandenburg". 1520. Jesus und die zu Boden gestürzten Soldaten. UTE OB HOF Codex Durlach 2: Punen löffeln Brei. 169 Auch die Vaterlandsliebe geht durch den Magen! Versorgung im Krieg: Fleisch, Milch, Eier und Butter fiir Baden und seine Residenz 1915-1918 Fleisch vom Rind nnd Schwein: tigung der wirtschaftlichen Verhältnisse und Stets teurer - doch die Ration bleibt klein der Bedürfnisse der Verbraucher verändert wurden. Kein Fleisch ohne Futter - nach diesem Motto war man während des Ersten Weltkrieges in Baden darauf bedacht, einerseits so viel Futter- mittel wie möglich zu sparen, indem man zum Beispiel die Weiden möglichst lang nutzte, andererseits alles mögliche, wie zum Beispiel Küchenabfälle, ja sogar Tierkadaver zur Ver- fürrerung zu nutzen - das war die Geburts- stunde des Tiermehls, das vor kurzer Zeir zur BSE-Krise führte. Dabei war zu berücksichti- gen, dass keine der ohnehin knappen Nah- rungsmirrel für Menschen an die Tiere verfüt- (ert wurden. Nach Kriegsbeginn kam es zu vielen SchIaehrungen, da das Heer versorgt werden musste. Außerdem hatten die Bauern weder genügend Futter noch ausreichend Arbeits- kräfte; deshalb gingen viele ihrer Tiere zum Schlachthof. So entstand 1914 ein Überange- bot an Schlachcvieh. Um die Viehbestände jedoch längerfristig zu sichern, wurden zahl- reiche Schlachcverordnungen erlassen. Trotz- dem ließ es sich nicht vermeiden, dass der Vieh bestand wegen des großen Mangels an Furrermitteln gegen Kriegsende immer mehr zurückging. Tierseuchen, die ebenfalls den Bestand bedrohten, konnten allerdings wirk- sam bekämpft werden. Beim Viehverkauf galten grundsätzlich Marktpreise, die sich aus Angebot und Nach- frage ergaben. Um zu vermeiden, dass Vieh- preise durch künstliche Verknappung in die Höhe getrieben wurden, setzte man Höchst- preise an, die immer wieder unter Berücksich- Von Anfang an gab es eine Konkurrenz zwischen Heer und Zivilbevölkerung um das Schlachcvieh. Deshalb wurde der Badische Viehhandelsverband ins Leben gerufen, der Ankauf, Absatz und Versand von Vieh, Kauf- preise und Aufschläge regelte. Die Badische Fleischversorgungsstelle, die zeitgleich einge- richtet wurde, hatte die Aufgabe, Bedarf und Export von Vieh zu regeln und genügend Vieh für Heer und Bevölkerung zu beschaffen. Ab 1916 übernahmen die Kommunalverbände letztere Aufgabe. Im Laufe des Krieges versuchte man, den Fleischkonsum der Bevölkerung in Restau- rants einzuschränken. Es gab auch generell fleischlose Tage und später wurden sogar fleischlose Wochen verordnet. Am 1. Mai 1916 wurde eine Fleischkarte eingeführt, die allein ein Anrecht auf eine genau festgesetzte Menge Fleisch sicherte, welche man natürlich selbst bezahlen musste; bis Kriegsende wurde diese Menge bis auf 200 Gramm pro Person und Woche gekürzt. Die Verkürzung der Schonzeiten und Er- höhung der Abschusszahlen sollte das Angebot an Wlid, bessere Fangmethoden auf dem Rhein das Angebot an Fisch erhöhen. Es blieben Tropfen auf den heißen Stein, zumal der Tro- ckenfisch den Karlsruhern nicht besonders mundete. Um speziell die Armen zu unterstützen, wurden vor allem vom Badischen Frauenver- ein Kriegsküchen eingerichtet. Hielt sich auch die Begeisterung der Bevölkerung wegen der 170 oft beklagten mangelnden Qualität des Essens in Grenzen, so wurde diese Wohlfahrtseinrich- tung doch immer mehr von den Bedürftigen in Anspruch genommen. Die Stadt Karlsruhe besaß einen eigenen Gutshof und versuchte durch einen Schweine- zucht- und Mastbetrieb in Rüppurr und am Schlachthof die Not der Menschen zu lindern. Der städtische Gutsbetrieb wurde immer wei- ter ausgebaut. Die Pachrverträge von Ackerflä- chen wurden gekündigt und selbst bewirt- schaftet, weiteres Vieh zur Zucht, Mast und Arbeit angeschafft. Ende 1917 bestellte die Stadt mit 141 Beschäftigten und allerlei Vieh 150 Grundstücke mit einer Gesamtfläche von 243 Hektar. Milch, Butter, Fett - dem Mangel den Krieg erklären Fast zeitgleich mit dem Kriegsausbruch im Juli des Jahres 1914 serzte eine den Krieg überdau- ernde Lebensmittelteuerung ein. Gerade unter der immensen Milchverteuerung hatte das Volk besonders zu leiden, denn konnre man auch ohne "Luxusgüter" wie Fleisch oder Fisch zurecht kommen, eine unzureichende Versor- gung mit Milchfetten bedeutete besondets füt Kinder, Alte und Kranke oft einen besonders bitteren Verzicht. Auch Baden blieb von Milchverteuerun- gen nicht verschont - doch gelang es den ba- dischen Bauern über 1915 hinweg die Verteu- erung im Rahmen des Erträglichen zu halten. Der Grund dafür war, dass man in Baden pro Kuh durchschnittlich 500 Liter über dem jährlichen Landesdurchschnitt lag -, so gab es also anfangs noch eine kleine Milchreserve. Die Bauern versuchten zudem die Preise durch Tierzukäufe zu drücken, allerdings mussten sie die so entstandenen Mehrkosten auf den Milchpreis umlegen: Die Rechnung ging nicht auf und der Krieg tat ein Übriges. 171 '. iJleifdJuetfofguug. . . ~, I. :me 5\opfm,nge an 31,qc~ unbllllurit beträgt lfir bie fommen'Oe Wnebe 200 Qr unbjtDQt ISQ gr jJleifef) unb 50 gr Wurft, lfir 5\inber j,,,,eils bie \jä1.!1e. . 2. mlarfen Tinb 'abaugeben: '\ 3fir 40 gr 3tll(~",urlt ein. 31'ilc~mar!, 3nr40 gr 6c~la<f)tDie~fI'ilc~ mit ,inB,,,,ac~l,n," .slnocl)en alPti (jleifcl)marfen . ~ 3U, 16 B' 6c~lac~tDie~fI<ilc~ D~n, 5\no(~,n, -.Gcl;linfen, :l)auermurft, 3ungc. unb .6pecf eine 3Ieil(~ma,!,: . 3m übrigen gelten bie !BeJtimmungen unieret ·~e . f~nntItlQcl)~ng oom>27.~prif 1911. 5\od.ru~"b,n24.'llugult 1917 !Jlo~t.ng.mttt.IQmt ber Stobt 5\Qrl.ru~ •• Bekanntmachung zur Fleisch versorgung aus dem • Volksfreund • vom 25. August 1 9 17 Bekanntmachung zur Fleischversorgung aus dem "Volksfreund" vom 25. August 1917. Die Regierung sah sich zum Handeln gezwun- gen: Höchstpreise mussten her. Um den Miss- ständen bei der Milchversorgung abzuhelfen, wurden auch im Jahte 1916 weitere Maßnah- men ergriffen. Ab der Mitte des Jahres konnte man an den Verkaufsstellen Milch nur noch gegen das Vorweisen eines "Milchheftes" erlangen, auf dessen Deckblatt angegeben war, wie viel Li- ter Milch der Inhaber zu beanspruchen hatte. Immer wieder mussten die Höchstpteise für Milch, Butter und andere Fette neu festgesetzt werden. Beim städtischen Nahrungsmittelamt Karlsruhe wurde zur Regelung der Butterver- sorgung eine "Butterverteilungsstelle" einge- richtet. Auch im Jahre 1917 mussten die täg- lichen Milchportionen pro Kopf immer weiter rationiert wetden und so kam es, dass ab der Mitte dieses Jahres ein gesunder Erwachsener keinen Anspruch mehr auf Vollmilch hatte. Die strikten Maßnahmen verschlechterten die Stimmung in der Bevölkerung. Deshalb mahn- te die SPD im "Volksfreund" die Regierung, alles zu tun, was die Situation der Menschen verbessere. Denn: ,,Auch die Vaterlandsliebe geht durch den Magen." Nachdem man sich mit den geringeren Fleischportionen inzwi- schen abgefunden hatte, empfand man den Mangel an Fett als äußerst ärgerlich. Man ver- suchte deshalb die Not zu erklären und hielt Ausschau nach Schuldigen. Dabei wurden nicht selten Gerüchte in die Welt gesetzt über Schlendrian und Misswirtschaft. Trotz aller Bemühungen, sah die Situation für die Bevöl- kerung im letzten Kriegsjahr 1918 hoffnungs- los aus. Lieferungen kamen nur noch spora- disch zustande. Es war fast unmöglich gewor- den, den Überblick über die Verteilung zu behalten . Die Stimmung in der Bevölkerung war daher überaus schlecht, was durch die schon absehbare Niederlage im Krieg nur ver- stärkt wurde. Es sollte selbst nach Kriegsende noch Monate dauern, bis die Versorgung wieder einigermaßen hergestellt war. Bis dahin musste die badische Bevölkerung weiter aus- harren - aber das war sie ja schon gewohnt. Kleinvieh macht auch' Mist Im Laufe des Krieges wuchs mit den Problemen bei der Versorgung mit Rind- und Schwei- nefleisch die Bedeutung des "Kleinviehs", also von Kaninchen, Schafen, Ziegen und Geflügel - abgesehen von den Hühnern, die als Eier- lieferanten schon immer eine MonopolsteI- lung hatten. Doch trotz seiner wichtigen Stel- lung wurde am Geflügel bald gespart. Eine strenge Ausführung des Prinzips: "zuerst die Menschen" führte dazu, dass den Geflügelhal- tern kaum noch Getreide als Futtermittel zur Verfügung stand, da man fast alles für die menschliche Ernährung beschlagnahmte. So war eine Reduzierung der Geflügelbestände unumgänglich. Da kaum noch Körnerfütterung zur Verfü- gung gestellt werden konnte, versuchten die ~lt Si< cilItn ~trfudj mit Dr. Jnarti's €i·Spar= Cablttt~ll: 5<1ja.~ftr I1IÜ 6 !!cbltften 15 'Pf9· 'iJn~rrtr ;1 in !amtr,~mQlen. j~~~ Anzeige aus dem .. Volksrreund". Behörden bald, eine körnerlose Fütterung als ebenso effektiv darzustellen, was bei den Züch- tern Empörung und Sorge hervorrief. Den- noch blieb schließlich keine andere Wahl, als immer mehr zu Ersatzfuttermitteln überzuge- hen. Um diese Entwicklung zu fordern, brach- ten die höheren Stellen Broschüren über die sinnvolle Zusammensetzung des Ersatzfutters heraus, gespickt mit wissenschaftlichen Bele- gen, dass Hühner sehr wohl auch körnerlos am Leben und sogar leisrungsfähig erhalten werden könnten . Von Klee über Küchenabfäl- le bis hin zu Stroh und Schilf schien nach sol- chen Broschüren fast alles eine gute Grundlage für die Fütterung zu bieten, wenn man es nur fein genug mahle. Doch abgesehen davon, dass der erfahrene Züchter nach wie vor nicht glaubte, seine Zucht ohne Körnerfutter erfolgreich betreiben 172 zu können. fehlte diesem Ersatzfutter unbe- dingt noch ein eiweißreiches Beifutter. das je- doch nur in Form von Tiermehl und Kno- chenleimfutter vorhanden war. Doch nur in Maßen. so dass sich hier sogleich wieder das Problem der gerechten Verteilung einstellte. Die Futterknappheit war also kaum in den Griff zu bekommen. Am meisten machte den Geflügelhaltern das Problem der Nachzucht zu schaffen. Denn die Küken waren mit dem für die Alttiere verwendeten Ersatzfutter kaum groß zu ziehen und gesund zu erhalten. Hilfe vom Staat kam in erster Linie in Form von Brurmaschinen. doch die ausgebrüteten Tiere mussten ja fressen. Gegen ihren Hunger hal- fen auch die von der Landwirtschaftskammer ausgesetzten Prämien (15 Reichsmark für 50 selbsterbrütete Küken) nichts. Im Zuge all dessen wurde auch die Versorgung mit Eiern immer schlechter. denn die Bestände nahmen ja ab und die Hühner waren weniger legekräf- tig. Die Hühnerhalter konnten die geforderte Menge oft nicht abliefern. so dass es zu großen Versorgungsengpässen kam. So war bereits 1916 das Färben von Eiern zu Ostern verbo- ten. zeirweise fiel auf drei Personen gerade einmal ein Ei in der Woche ab. Ein Problem war die Nichteinhaltung der Eierablieferungspflicht. Die vorgeschriebene Menge an Eiern wurde von den Überschuss- verbänden nur unzureichend an die Bedarfs- verbände abgeliefert. (Ende 1917. Anfang 1918 gerademall 0 % der Pflichrmenge) Um dieses Problem zu bewältigen. versuchten es die Behörden mit Zuckerbrot und Peitsche. Bei Nicht-Erfüllung der Pflicht drohten safti- ge Sanktionen. bei guter oder übermäßiger Er- füllung winkten materielle oder finanzielle Blick in die Kriegsküche des Badischen Fraucnvercins in der Feschallc Karlsruhc. 173 Im Kleinen Saal der Festhalle befand sich eine der Ausgabesrcllen fUf Lcbensmirrdkanen. Prämien. Der Schwarzmarkt boomte trotz- dem. Kein Wunder: es ließen sich hier doppelt so hohe Preise erzielen. Doch auch Städte. die die Eier vom Nest weg beschlagnahmten. konnten kaum genügend Eier aufbringen. Zu groß war die Futtermittelknappheit. Der Not- stand ist aber auch auf den Mangel an Koope- ration und Kommunikation zurückzuführen. In ländlichen Gebieten konnten teilweise sogar Überschüsse produziert werden. die in den schlechter versorgten Städten aber nur selten ankamen. Der Versuch der Selbsthilfe führte unter anderem dazu, dass in guten Eierzeiten Eier eingefroren oder per Post und Bahn verschickt wurden. So erhielt schließlich die "Eiersen- dung" eine eigene Verordnung. Der größer wetdende Mangel brachte auch immer mehr Ei-Ersatzmittel auf den Markt: Teilweise eine echte Alternative, teilweise auch reine Geld- mache mit der Not der Menschen. Andere "Lieferanten" für Frischeier waren Gänse und Enten. Allerdings blieben sie nur von geringerer Bedeutung. da die Legeleistung der Hühner wesendich größer ist. Der Handel mit lebenden Gänsen und Gänsefleisch war dagegen populärer und rückte gegen Ende des Krieges besonders ins Rampenlicht. weil oft- mals erheblicher Wucher betrieben wurde und Züchter gegen Futtervorschriften verstießen. Die Kaninchenzucht gewann besonders an Bedeutung. Die enorme Anspruchslosigkeit der Tiere prädestinierte sie für die private Haltung. Der Karlsruher Kaninchenzüchter- verein warb für die Zucht und gab hilfreiche Tipps in Zeitungsartikeln. Auch die Stadt 174 unterstützte die Eigeninitiative bei der Fleisch- versorgung, indem sie Häsinnen zur Verstär- kung der Zucht ausgab oder städtische Wiesen zur Grasnutzung anbot. Durch die Haltung von Ziegen und Scha- fen konnten Privatleute ebenfalls Initiativen ergreifen. was die Stadt durch Beschaffung von Futtermitteln honorierte. Außerdem wurden Maßnahmen zur Winterlammung bei Ziegen getroffen. um dadurch die Milchversorgung auch im Wintet zu sichern. Harnsterei und Tauschhandel Wer Geld hatte. konnte sich fast alles leisten. Wohlhabende legten sich durch Hamsterkäufe einen ausreichenden Vorrat an Nahrungsmit- tel an. Sie zahlten I Mark für ein Ei. 3 Mark für ein Pfund Butter und in einem Fall 1.000 Mark für drei Schinken. Ein solches Verhalten trieb die Preise in die Höhe. So gab es über die Kurgäste und "Rei- sende" heftige Beschwerden aus der Bevölke- rung. die die Presse aufgriff: "Sie sind eine Landplage." Kurgäste. die "hamsterten". wur- den ausgewiesen; den Fremdenverkehr schränk- te man aus wirtschaftlichen Gründen jedoch nicht ein. Er war zu wichtig für die zahlreichen Gaststätten und Hotels. Dass man den gewerbsmäßigen "Schleich- handel" bekämpfen musste. darüber war man sich in Baden einig. Schwieriger war die Frage. wie man mit den "Hamsterfahrten" der klei- nen Leute aus den Städten umgehen sollte. die in sonntäglichen Fahrten auf das Land Nah- rungsmittel im Tausch gegen Konsumartikel erstanden. wie z. B. Seife gegen Schinken oder Schuhe gegen Butter. Auch umgekehrt bezahl- ten viele Bauern in der Stadt mit Lebensmit- teln anstatt mit Geld. Der Tauschhandel flo- rierte. Man beschloss diesbezüglich. die "Hams- terfahrten " der armen Bevölkerung nicht zu behindern. da sie für die Versorgung der Städ- ter lebensnotwendig waren. Pläne der Regie- rung. die privaten Verbindungskanäle zwi- schen Stadt und Land zu verstopfen. wurde von einem Großteil der Bevölkerung abge- lehnt. Auch der KarIsruher Bürgermeister sprach sich dagegen aus. ebenso wie ein Pfar- rer. der gegenüber dem Generalkommando die "Hamsterfahrten " mit der Not der Men- schen verteidigte: "Wer keine anderen Quellen hat als die amtliche Versorgung mit Nahrungs- mitteln. lebt an der alleräußersten Grenze der Lebensmöglichkeit. " Der Mangel an Nahrungsmitteln wird von den Verfassern des ;.Badischen Kochbüchleins" als Chance gesehen. sich auf eine viel gesünde- re Ernährung umzustellen, da "der übermäßi- ge Fleischkonsum. die Reichlichkeit und Häu- figkeit der Mahlzeiten über das hinausgingen. was der Mensch braucht. um kräftig und ge- sund zu bleiben." Denjenigen. die Fleisch im- mer seltener und in immer geringerer Menge im Topfe hatten. mag es zynisch vorgekom- men sein, wenn man ihre Not zur Tugend er- klärte. Die Not zermürbte die Bevölkerung und machte sie kriegsmüde. Die Sehnsucht nach Frieden und dem Ende der Entbehrun- gen trieb sie aber dennoch nicht auf die Barri- kaden. VIKTORIA ADAM, SVENIA DIEFENBACHER, JAN ERNEMANN, SIMINA GERMAN , SABINE GROH, HANNA KAISER, DAVID KUHS , ASYSA SCHWEHN Da lJorJtrhmdr Britrag ist dir ZusammmfoJSlmg (ina 695titm umfassmdm Untasuchung von acht Schü/ainnm und Schülan drs Bismarckgymnasiums. Damit gtwann dir Projrktgruppt im Jahr 2001 b~im Schülaw~ttb~wab G~schichu um dm Prt is dts Bundts- prdsidmtm tinm mit 1.000 Euro dotiatm dritun Prtis. Dit komplttu Studit kann im Stadtarchiv ting~sthtn wtrdm. 175 Wirtschaftliche Betätigung der Stadt Karlsruhe - ein Rückblick Mutige Stadtväter als erfolgreiche Unternehmer Wolfgang Leiser, geborener Karlsruher und bekannter Rechtshistoriker, bezeichnete die Gemeinden des 19. Jahrhunderts als primär private Veranstaltungen, und zwar die Landge- meinden als Markungsgenossenschaften und die Stadtgemeinden als Gewerbsgenossen- schaften. Auch im Großherzogturn Baden stand das privat-wirtschaftliche Element deut- lich vor, später neben dem politisch-bürgerli- chen Element, bis das staatliche Element im 20. Jahrhundert die Oberhand gewann. In § 3 des badischen Gemeindegesetzes 1831 wurde das Selbstverwaltungsrecht der Gemeinden garantiert, das auch und gerade die wirtschaft- lichen Aktivitäten umfasste. Sobald die Finanzen'es nach den schweren Kriegsjahren zuließen, nahm die Haupt- und Residenzstadt des neugeschaffenen Großher- zogturns Baden die Entwicklung urbaner Strukturen in die eigene Hand, anfangs zöger- lich, dann immer selbstbewusster. Bereirs 1812 gründete sie zunächst aus fürsorgerischen, spä- ter auch aus ökonomischen Gründen eine Leibhaus- und Ersparnißkasse, die heutige SparktZSse Kflrlsmhe, die Teil der Stadtverwal- tung bis 1893 bzw. 1925 bzw. 1932 blieb. Später gründete und beuieb die Stadt 1871 - 1896 sogar eine Hypothekenbank für die nach- rangige Finanzierung, um angesichts des ex- plosiven Bevölkerungswachstums den Bau von Wohnungen zu beschleunigen, Neue Schlacht- hatlStr wurden 1819 und 1887 gebaut sowie 1824 eine Wasserleitung von Durlach zur Ver- sorgung der 74 Trinkbrunnen im Stadt- und Hofgebiet, die wegen einer erheblichen Über- schreitung der Kosten verärgerte. Die Pflaste- rung von Straßen erfolgte auf Kosten der Bür- ger. Im Jahr 1874 legte die Stadt einen neuen Friedhof an und baute eine Kaserne, um den lIUnannehmlichkeiren und Collisionen" von Einquartierungen zu entgehen. Für alle diese Bereiche wurden eigenständige Kassen ange- legt, also die Amortisationskasse, die Leih- haus- und Ersparnißkasse, die Pflasterkasse, die Gruftenkasse, die Einquartierungskasse oder die Wasserleitungs- und die Wasserlei- tungsamortisationskasse, denen weitere Kas- sen folgten, bis zu 28 an der Zahl. Diese stan- den untereinander und mit der Stadtkasse in "Conto-Current" und gewährten sich wech- selseitig Kredite. Einen Gesamtüberblick gab es nicht, bis die staatliche Rechnungsabhör im Jahr 1858 daraufhinwies, dass die zuvor hoch verschuldete Stadt nach außen hin überhaupt keine Schulden mehr hatte. Dann aber gab es für die Stadtväter keine Bedenken mehr, neue "Unternehmen" in Angriff zu nehmen. Den Grundstein der Stadtwerke legte das WtZSserwerk im Durlacher Wald 1871, das heu- te noch in Betrieb ist, sowie der Ausbau der WtZSserleitungen in die Häuser: die Frauen mussten nicht mehr das Wasser an den Brun- nen holen. Manche Aufgaben erfüllte man kommunal, manche privatisierte man. Als der Gestank bei der Abortgrubenentleerung in den Häusern mittels Eimern unerträglich wurde, übertrug man 1866 diese Aufgabe der Düngerabfilhrgesellschaft mit ihrer Dampf- pumpe, bis zum Anschluss der Schwemmka- nalisation 1915 an das Klärwerk. Sie besorgte einige Jahre auch die Abfuhr des Kehrrichts 176 und der Haushaltsabfälle. bis die Stadt 1889 die Haushaltsabfuhr in die eigenen Hände nahm. Die Gasproduktion fur die Beleuchtung begann 1845 durch die Firma Marlow & Man- by. dann durch andere Firmen. bis schließlich die Stadt dieses Gaswerk 1869 übernahm und 1886 ein neues Gaswerk im Osten baute. das erst beim Bezug von Erdgas 1972 aufgegeben wurde. Auch beim Schienenverkehr ergriffen Priva- te die Initiative, ermuntert und begleitet von der Stadt. Diese Infrastruktureinrichtung wur- de immer wichtiger, weil die Arbeiter in die Fabriken kommen mussten und Karlsruhe eine kräftige Industriestadt zu werden begann. Eine private Pferde- und Dampfsrraßenbahn fuhr von 1877-1900 vornehmlich auf der Strecke Durlach bis Mühlburg. 1900 begann die Elektrifizierung durch die AEG. aber es klappte nicht so. wie die Stadt es wollte. die dann den Betrieb 1903 übernahm und moder- nisierte. weil- so die Begründung von Ober- bürgermeister SchnetzIer - eine öffentliche Straßenbahn "dem Gemeinwohl verpflichtet sein sollte"; den Vorbetreibern wurde nämlich unterstellt, sie hätten zu Lasten von Verbesse- rungen zuviel aus dem Betrieb entnommen. Aber der Versuch. alle Schienenverkehre zu- sammenzuführen. gelang damals noch nicht. Das "Lobberle" von Durmersheim nach Spöck und die Albtalbahn vom Ettlinger Tor bis nach Etrlingen wollte der Bürgerausschuss trotz der wohlbegründeten Vorlage von Oberbürger- meister Karl Siegrist im Jahre 1913 nicht über- nehmen; sie blieben zunächst privat. Auch die Turmbergbahn DlIrlach wurde 1888 von einer privaten Aktiengesellschaft erbaut. sie fiel mit der Eingemeindung Durlachs 1937 an die Stadt und wurde dann in die Verkehrsbetrie- be Karlsruhe integriert. Einen ähnlichen Weg ging später das "Schlossgartenbähnle" von der privaten Gründung bis zur Eingliederung in die VBK. In der Entwicklung des Schienen- verkehrs gibt es im 20. Jahrhundert beachtens- werte Fortsetzungen. Ab dem Jahr 1870 wurden die Stadtväter sehr mutig. Sie bauten den Stadt garten und den anfänglich privaten Zoo zu einer großen, aber noch getrennten Anlage. sie bauten 1890 eine Radfohrbahn um den See neben dem Laurcrberg und sie errichteten eine Festhalfe, die bis zu ihrer Kriegszerstörung an der Stelle der heutigen Schwarzwaldhalle stand; ferner eine Ausstellungshalle (Stadthalle) sowie das Konzerthaus. die allerdings erst 1915 fertig ge- stellt werden konnten. Diese Gebäude legten den Grundstein fur ein Kongresszentrum am Festplarz. Ein neues Krankenhaus wurde 1907 an der Moltkestraße erbaur. und die Stadt un- terhielt zwei Krankenversicherungen. die 1893 in die neue Sozialversicherung integriert wur- den. Am Rande sei erwähnt. dass auch die Schulen Gebühren erhoben und "Miete" zah- len mussten. Die Stadtväter waren tatkräftige Unterneh- mer vor allem in einem Bereich, den man in Karlsruhe heute noch umfassend Stadtwerke nennt; gemeint sind neben Straßenbahn. Gas und Wasser auch die Stromerzeugllng und die Rheinhäftn. Beide wurden etwa zur gleicher Zeit 1901 und nahe beieinander erbaut. Sie sind heute noch Stürzen der städtischen Infra- struktur. Zum ersten Rheinhafen in Maxau (das noch nicht zu Karlsruhe gehörte) baute die Stadt die Rheinbahn. die später an den Staat verkauft wurde. Der Vollständigkeit hal- ber sei angemerkt. dass die Stadt in dieser Zeit auch die Kraichtalbahn nach Eppingen voran- trieb und für die Badische Staats eisenbahn vorfinanzierte. Bei allen diesen städtischen Aktivitäten wurde streng aufWirrschafrlichkeit geachtet. denn mit den knappen Steuermitteln konnte man solche Werke nicht subventionieren. Die Stadt verschuldete sich nicht zuletzt wegen ihrer Unternehmen sehr hoch. nämlich mit 52 177 Mio. Goldmark im Jahre 1913. Das Gesamt- budget betrug mit 25 Mio. nur knapp die Hälfte; dagegen beträgt die heutige Gesamt- verschuldung mit ca. 1.5 Mrd. DM weniger als die Hälfte der gesamtstädtischen Ausgaben in Höhe von weit über 3 Mrd. DM; auch nach Einwohnerzahl und Währungsrelation war die Verschuldung seinerzeit vergleichbar höher. Aber diese Verschuldung drückte nicht! Denn allein die Stadtwerke bedienten die Hälfte dieser Schulden mit Zins und TIlgung und konnten dazu noch einen Überschuss in etwa gleicher Höhe zur Finanzierung des all- gemeinen Etats beisteuern (je etwa 1.5 Mio. Goldmark). Strom. Gas und Wasser. aber auch die Straßenbahn erwirtschaftete Gewinne. und selbst das städtische Krankenhaus arbei- tete noch anfangs des letzten Jahrhunderts kostendeckend (notabene heute nach einer langen Durststrecke auch wieder). VergeseUschaftung und Privatisierung - .. Flucht aus dem Budget" Im 20. Jahrhundert w~rden die Gemeinden zunehmend Teil des Staates. Der Sozialstaats- gedanke ergriff auch die wirtschaftlichen Un- ternehmen. Ihr Wirken wurde als Teil der Da- seinsvorsorge angesehen, die am besren und sogar am günstigsten von der Stadt erfüllt werden sollte; der .. Municipalsozialismus" soll- te verhindern. dass Private die Bürger ausbeu- ten. Erst etwa ab den 1980er Jahren zeigte sich eine starke Tendenz. wirtschaftliche Aktivitä- ten aus dem Stadtverband herauszulösen und die Vorteile privaten Wirtschaftens zu nutzen. Aber geradlinig lief dieser Prozess nicht: ha- bent sua fata - auch die Unternehmen der Stadt haben ihre eigenen Schicksale. Die Stadtwerke als wichtigstes Beispiel waren Regiebetriebe. d. h. ihre Aktivitäten wa- ren im städtischen Haushalt veranschlagt. der Gemeinderat bestimmte bis ins Einzelne. Im Jahre 1935 wurde die Rechtsform des Eigenbe- triebs eröffnet und ständig weiterentwickelt. Die Stadtwerke blieben nur noch netto. d.h. mit ihrem wirtschaftlichen Ergebnis im Haus- halt. die Werkleitung erledigte die laufenden Geschäfte und der Werkausschuss des Ge- meinderats hatte übergeordnete Leitungsfunk- tionen. Die Festsetzung der Tarife oblag dem Gemeinderat. Mit der Fernwärmeversorgllng eröffneten die Stadtwerke 1961 einen neuen Betriebszweig. Aber es gab auch gegensätzliche Tendenzen: ein großer Ölhafen wurde 1963 in Betrieb genommen. und 1967 hat man den hafeneigenen Umschlagsbetrieb wegen hoher Verluste vollständig an die Privatwirtschaft (KALAG) abgegeben. Erst in den neunziger Jahren folgte die Stadt Karlsruhe dem allgemeinen Trend. die Werke in rechtlich selbständige Unternehmen auszugliedern. Das Kapital blieb zu 100 % bei der Stadt (Eigengesellschaft). mit Ausnahme der Versorgungsbetriebe. an denen sich das Baden- werk und die Ruhrgas mit zusammen 30 % des Kapitals bereiligten (Beteiligung). In einer Holding werden seit 1997 alle Zweige zusam- mengefasst. Die einzelnen Unternehmen ha- ben Tarifhoheit. Der Anlass für die allgemeine Ausgrün- dungsweIle war vor allem der bevorstehende Wettbewerbsdruck. der nach der wirtschaftli- chen Leitidee der Europäischen Union bald alle Zweige erfass t haben wird. neben der En- ergie auch den Verkehr und das Wasser. Privat- wirtSchaftIich geführte Unternehmen könnten sich rascher an die Marktlage anpassen und technische Verbesserungen schneller umset- zen. Die Städte müssen MonopolsteIlungen aufgeben. z. B. durch die Öffnung ihrer eige- nen oder durch die Duldung fremder Leitun- gen im städtischen Straßenraum. Die güns- tigste Versorgung der Einwohner soll durch ei- nen Wettbewerbsrahmen sichergestellt wer- den; z. B. im öffentlichen Nahverkehr durch 178 D~r Sf3dt. Rh~inhar~n (0.) und d~r Betriebshof d~r St3dt. V~rk~hrsb~tri~bc an d~r Tulla-Sualk vor d~m Erst~n W~hkrieg (u.). Vorgabe der Linienführung, des Zeittal<rs oder der Wagen ausstattung. Auch ökologische Rah- menbedingungen können vorgegeben und die Sorge wegen der Sozialisierung der Verluste soll durch den Wettbewerb vermindert wer- den. Das Unternehmen, das alle Forderungen erfüllt, soll bzw. muss den Zuschlag erhalten im Zweifel sogar vor den eigenen Betrieben (!), wenn es mit einem geringeren Zuschuss aus- kommt. Aber nicht nur die Stadtwerke haben sich von der Stadt entfernt. Auch das Klinikum wurde über einen Eigenbetrieb besonderer Art bereits im Jahre 1994 in eine gemeinnützige GmbH umgewandelt. Die Begründung war ähnlich wie bei den Stadtwerken, und dazu befürchtete man unübersehbare Probleme aus der Entwicklung und der Finanzierung des Gesundheitssektors. Das erfordere, so die Be- gründung, eine hohe Beweglichkeit nach allen Seiten. Das Kongress- und Messewesen ging zu- nächst mit, dann neben der Stadt aber eigene Wege. Im Vorfeld der Bundesgartenschau 1967 wurde die Kongress- und Ausstellungs- geseIlschaft KKA GmbH (heute KMK) gegrün- det, für die die Ausstellungshallen am Festplatz erneuert und erweitert wurden. Den Ge- schäfuzweigAusstellungen will man zukünftig durch das Gemeinschaftsunternehmen Nette Messe zusammen mit der Region vor den To- ren der Stadt erheblich ausweiten. Die inter- 179 kommunale Zusammenarbeit ist allgemein ein starkes Motive für Ausgliederungen. Hinter den offen vorgetragenen Begrün- dungen für Ausgliederungen wird auch eine Kritik an den politischen Rahmenbedingun- gen kommunalen Handelns erkennbar. Die politischen Kräfte in den Rathäusern sind be- strebt, das kommunale Geschehen vor Ort auf dem Hintergrund ihrer eigenen Vorstellungen zu beeinflussen, eine verständliche und in ei- ner pluralistischen Gesellschaft auch legitime Verhaltensweise. Das aber erzeugt bisweilen irrational anmutende Prozesse. Andererseits gibt es einen Druck der Öffentlichkeit, die Vorteile rationalen und zugleich dezentralen Handelns zu nutzen. Das technokratische Ele- ment in der Verwaltung soll gestärkt werden, aber zugleich möchten Gemeinderat und Bür- germeisteramt Gestaltungsrechte behalten. Die neuen Steuenmgsmodelle (NSM) sind ein solcher Versuch, der noch nicht abgeschlossen ist, aber schon befriedigende Ergebnisse zei- tigt, z.B. bei der Enrwässerung, der Feuerwehr oder der Bäderverwaltung. Doch immer wieder entsteht die Tendenz zur Flucht aus dem Haushalt; so sollen z. B. die städtischen Bäder demnächst rechtlich selbständig und den Stadrwerken angeschlos- sen werden. Auch bei anderen sozialen oder technischen Einrichtungen gibt es Tendenzen zur Verselbständigung. Beispielsweise wurden 1995 die Altersheime in eine rechtlich selb- ständige kommunale Stiftung, die Heimstif tung, umgewandelt, mit gewissen kommuna- len Einflussmöglichkeiten. Vorbild war eine erfolgreiche ehemals private Pfründnerstiftung unter der Verwaltung der Stadt, die Karl-, Friedrich-, Leopold- und Sophienstiftung (KFLS) . Weitere Formen des kommunalen Handelns, vom Rathaus abgerückt, gibt es in der Form von Zweckverbänden, dem Zusam- menschluss von Gemeinden zu gemeinsamen Aufgabenlösung, z. B. im Bereich des Abwas- sers oder der Konversion des Flughafons Söllin- gro, der den ehemaligen Fluglandep/arz Forch- heim ablöst. Ein solcher Weg war auch für die Abfallentsorgung der Region denkbar. Im Er- gebnis kam aber eine eindeutige Privatisiert/ng der Abfollbeseitigung durch das Badenwerk (EnBW) zustande, die diese Verpflichtung durch eine technisch völlig neuartige Thermo- selectanlage erfüllen will . Die Tendenz zur Bewältigung von Auf- gaben im kommunalen Bereich durch privat- wirtschaftliche Lösungen in verschiedenen Abstufungen ist deutlich. Es hat den An- schein, als enrwickle sich Karlsruhe wie auch andere urbane Zentren von der Leistungs- zur Steuemngsstadt (van Laatz). Wie weit dieser Prozess schon vorangeschritten ist. zeigt die Zahl der Beteiligungen. Wenn man den Betei- ligungsbericht der Stadt Karlsruhe 2000 etwas modifiziert, dann ist die Stadt an 32 bedmtm- den rechtlich selbständigen Unternehmen, Stif- tungen und Zweckverbänden unmittelbar oder über ihre Unternehmen mittelbar beteiligt. Davon standen vor 30 Jahren bei den Beteili- gungen nut die Volkswohnung GmbH und die Albtalverkehrsgesellschaji, die aus privaten An- fängen hervorgingen, sowie die KKA und die Flughafengesellschaft KFG. Dieser Trend wird durch die Zahl der "ausgelagerten" Mitarbei- ter unterstrichen, die in diesen Rechtsformen tätig sind, nämlich über 10.000 Ende des Jah- res 2000, während in der Kernverwaltung heute "nur" noch knapp 5.000 Mitarbeiter- innen und Mitarbeiter geführt werden. Ob die Entwicklung so weitergeht oder ob das Pendel wieder einmal in die andere Rich- tung ausschlägt, nämlich von der "Flucht aus dem Budget" zur "Flucht ins Budget", das ist die Sphäre der politischen Zukunftsvision. Sie hat nichts mehr zu tun mit einem Rückblick, der sich so wohltuend auf Tatsachen stützen kann. GERHARD SEILER 180 Lesegesellschaften in Karlsruhe 1784 - 1850 Der Beginn bürgerlicher Selbstorganisation Im Zuge der Entwicklung der bürgerlichen Gesellschaft entstanden am Ende des 18. Jahr- hunderts mit dem Vereinswesen die ersten Formen bürgerlicher Selbstorganisation. Lese- gesellschaften kam dabei eine Vorläuferfunk- tion zu. Einer der wichtigsten Impulse für de- ren Gründung im 18. Jahrhundert war ein ra- sches Anwachsen des Lesepublikums bei er- höhter Zeitungs- und Bücherproduktion. Das gestiegene Interesse an Information hatte ei- nen funktionalen Zweck: Bildung war ein Schlüsselfaktor im gesellschaftlichen AufWärts- streben des Bürgertums, und damit im bürger- lichen Selbstbewusstsein gegenüber dem vor- herrschenden Adel. Lesegesellschaften boten außerdem einen gesellschaftlichen Rahmen für gesellige Unterhaltung und kulturelle Ver- anstaltungen. Bedenkt man den historischen Kontext, gab es gleichzeitig auch ein staatliches Interesse an vermehrter Informarionsverbreitung. Die ehemals kleine Markgrafschaft Baden konnte im Zuge der politischen Neuordnung Mitte- leuropas bis 1806 das Staatsgebiet verfünffa- chen. Die Bevölkerungszahl stieg innerhalb der ersten Jahrhunderthälfte von 250.000 im Jahr 1802 auf 1,35 Millionen im Jahr 1846. Das neue Staatengebilde blieb besonders expo- niert gegenüber den politischen Impulsen aus den Nachbarstaaten Frankreich und der Schweiz. Die sozioökonomischen und politi- schen Bedingungen erforderten eine zentralis- tische und effektive Verwaltung zum Zwecke einer administrativen Integration der hinzuge- wonnenen Gebiete sowie der Schaffung eines neuen Staats bewusstseins. Der Wunsch nach einer Stärkung der staatlichen Handlungs- rnacht und einer Einbindung des Bürgertums 181 in die Regierungspolitik mag die staatliche Pro- tektion der ersten Lesegesellschaften erklären. Das "Museum" Die Vereinsgründung der ersten Lesegesell- schaft in Karlsruhe soll auf die Initiative des Hof- und Stadtvikars Christoph Friedrich Rinck zurückgegangen sein. Rinck wurde vom Markgraf 1783 auf eine Studienreise durch andere deutsche Staaten und die Schweiz ge- schickt, wo er in größeren Städten in lesege- sellschaften eingeführt wurde. Dies wurde Anlass für den Plan, eine solche auch in seiner Heimatstadt zu gründen. In der Residenzstadt Karlsruhe war dafür durchaus Bedarf Schließ- lich harten die Vergrößerung der Markgraf- schaft, der Ausbau der Verwaltung und die auswärtigen Delegationen eine stetige Zunah- me des gesellschaftlichen Verkehrs gerade der oberen Schichten mit sich gebracht. Im Dezember 1784 fand die Gründungs- versammlung der "Lesegesellschaft Karlsruhe" statt, ab 1808 "Museum" genannt. Der Mark- grafKarl Friedrich übernahm die Schirmherr- schaft, das "Protektorat" der Gesellschaft, was auf den staatstreuen Charakter der Museums- gesellschaft deutet. Im Obergeschoss der noch heute existierenden Wirtschaft "Pfannenstiel" in der Brunnenstraße mietete die Lesegesell- schalt zwei Zimmer, ein Unterhaltungs- und Lesezimmer, in dem die Präsenzbibliothek untergebracht war. Zweimal wöchentlich traf sich ein literarischer Zirkel, gelegentlich wur- den Vorträge zu wissenschaftlichen Themen gehalten. Innerhalb von fünfJahren wuchs die Zahl der Mitglieder auffast 200, das jährliche Bud- get der Gesellschafr war auf 2.000 Gulden angewachsen, von dem ein Viertel für den Aufbau der Bibliothek verwendet wurde. Die Gründung des Großherzogrums wirkte sich auch auf die Lesegesellschaft aus: durch die Zentralisierung der Verwaltung und den Aus- bau des Staatsapparates wuchs die Zahl der Beamten, Geistlichen und Offiziere in der Stadt und damit das Publikum des Vereins, so dass zweimal ein Umzug in größere Vereins- häuser erforderlich war. 1813 wurde nach den Entwürfen von Friedrich Weinbrenner das repräsentative Museumsgehäude errichtet, mit einem großen Ballsaal, mehreren Konversati- ons- und Spielzimmern sowie einer geräumi- gen Bibliothek - in der heutigen Kaiserstraßel Ecke Ritterstraße nunmehr das Haus der Deutschen Bank. In der Festrede anlässlich der Grundstein- legung führte der damalige Direktor Freiherr von Fahnenberg aus: "In allen Lagen der Zeit und Umstände den Glauben an die Unver- gänglichkeit des Weisen und Edeln und Schö- nen fest halten, um diese ersten und ewigen Interessen der Menschheit sich enge zusam- menschließen, und mit vereinten Kräften dem Geiste seine Rechte, dem Gemüthe seine gött- liche Natur, dem Leben seine schönsten Reize für die Gegenwart bewahren, auf die Zukunfr sichern ist hoher Sinn und edles Geschäft; er- hält die Menschheit bei ihrem innern Stille- ben. wenn es von Außen um sie drängt und wittert, und rcnct sie in bessere Zeiten wieder glücklich hinüber. Es ist ein hoher Gesichts- punkt, in welchem diese vom Staat geschätz- ten und beschützten Verbindungen, in ihrem stillen stetigen Kampfe mit dem unreinen Zeitgeiste oder dem mächtigen Zeitlaufe be- griffen, uns hier erscheinen." Diese Worte bedürfen einer Übersetzung: In der Sphäre des Museums, an der die Mit- glieder als Privatleute teilnehmen, sind die ver- schiedenen (politischen, ökonomischen, stan- des- und bildungsgebundenen) gesellschaft- lichen Widersprüche aufgehoben. Die Sphäre des Ästhetischen, der Kunst, Literatur und Musik und des öffentlichen Räsonnements bietet einen gesellschaftlichen Ruhepol ange- sichts der wechselhaften Zeitumstände. Die proklamierte Eintracht wurde mit- unter nachhaltig gestört: Der Polizeidirektor von Hainau, selber Mitglied des Museums, soll in mindestes zwei Fällen die Loyalität des Museums in Zweifel gezogen haben. In einem von Großherzogin Stephanie gebilligten Rund- schreiben der Museums-Kommission wurde die Einführung einer Nationaltracht für die im Museum verkehrenden Frauen vorgeschla- gen; allein schon die Verwendung des Wortes "national" soll für von Hainau Anlass gewesen sein, das Museum "einer gegen den Staat ge- richteten Tendenz" zu verdächtigen. Der zwei- te Anlass bildete eine vom Museum erworbe- ne Schrift "Die Centralverwaltung der Ver- bündeten unter Freiherrn vom Stein", die, nachdem ein Mitglied darin Angriffe gegen die badische Regierung entdeckt hatte, in den Giftschrank des Museums verbannt wurde. Als ein weiteres Mitglied ohne Wissen der bereits erfolgten vereinsinrernen Zensur die Anschaffung des Buches im so genannten "Wunschbuch" ersuchte, soll dieser Eintrag ein weiterer Anlass für die Klage staatsfeindli- cher Gesinnung durch den Polizeidirekror gewesen sein. Offensichtlich mit Erfolg ver- suchte die Museums-Kommission in einem ausführlichen Schreiben an den Großherzog, die erhobenen Vorwürf~ aus dem Weg zu räu- men und ihre Loyalität zu versichern. In den frühesten überlieferten Statuten des Museums heißt es: ,,§ 1. Der Zweck der Ver- bindung ist: schöne Bildung des Geistes und Geschmacks, auch den guten Ton geselliger Freude zu befördern, und beydes im Kreise solcher Gebildeten zu gemessen. § 2. Nur auf diesen Zweck, nicht auf Geburt, Stand und 182 Gemälde vo n Adolf Schrocdter: Mitglieder der Karlsruher Lesege5ellschaft; an der Wand ein Portrait des Großherzogs. Rang. nimmt die Gesellschaft bey der Wahl ihrer Mitglieder den nächsten Bedacht. Jede selbstständige Person. ohne Unterschied des Geschlechts. welche Bildung mit sich bringt und nach ihren übrigen Verhältnissen aufnah- mefähig ist. kann Mitglied der Gesellschaft werden." Die Vereinsstrukturen sind somit ge- prägt von dem Leitbild eines allgemeinen Ge- sellschaftsvertrages und der Souveränität des Gesamrwillens. Dessen Instanz ist die Mitglie- derversammlung. ordentliche Mitglieder ha- ben bei Wahlen die gleichen Rechte. Das Literaturangebot enthält laut Satzung .. politische und gelehrte Zeitungen mit den dazu erforderlichen Hilfsmitteln. als landkar- ten. Wörter- und H andbücher für Sprachen. für Länder- und Völkerkunde. Statistik. u.s.w.; sodann periodische Schriften aller Art. Reise- beschreibungen. Geschichte. und überhaupt alles. was ohne spezielle Rücksicht auf beson- dere Berufsfacher allgemein interessiert und für den Einzelnen zu kostspielig. oder vorü- bergehend ist. " Tatsächlich lässt die Auswer- tung des frühesten noch vorhandenen Biblio- meksverzeichnisses ein dezidiertes Interesse an deutscher Literatur der jüngsten Zeit erken- nen. wobei größere Aufmerksamkeit aber der Sachliteratur geschenkt wurde. Eine erste Mitgliederliste ist aus dem Jahr 1815 überliefert: Die Mehrzahl der Mitglie- der. neben dem Großherzog und drei weiteren Grafen. rekrutiert sich aus Offiziers- und hö- heren Beamtenkreisen. während Lehrer. Pfar- rer, Ärzte, Rechtsanwälte und Künstler in weit 183 geringerem Maße vertreten sind. Von 428 Mitgliedern sind ingesamt sieben Frauen, da- von 6 Witwen. Die soziale Herkunft der Mit- glieder hatte sich 1845 nicht wesentlich geän- dert: Überraschend ist nun der hohe Anteil weiblicher Mitglieder: 78 Frauen von insge- samt 744 Mitgliedern, also mehr als 10 Pro- zent, davon der überwiegende Teil Witwen. Das Karlsruher Museum war einer der weni- gen Vereine, die eine solche reguläre Mitglied- schaft gestatteten. Ansonsten waren Frauen von der literarischen und politischen Informa- tion und den Tätigkeiten der Vereine fast durchgehend ausgeschlossen. Die Lese-Gesellschaft Eine weitere Lese-Gesellschaft wurde 1815 gegründet. Das Publikum, zu dem auch der Oberbürgermeister Dollmetsch gehörte, der das Amt des Saal-Aufsehers verrichtete, ent- stammte vornehmlich dem Bürgertum. Folgt man einem anonymen Korrespondenzbericht aus dem Jahr 1818, so ist die Ursache für die Vereinsgründung im Koiltext der Befreiungs- kriege zu sehen, denn "der Menschen-Freund freuet sich nach den Stürmen des fürchterli- chen Kriegs einer wieder sanft anziehenden Verbindung", an der "Mitbürger, ohne Unter- schied des Standes und der Religion" teilneh- men können "zu welchem Tugend und Recht- schaffenheit allen den Weg bahnen können". 1818 hatte die Gesellschaft 117 Mitglieder. Von Interesse ist die Schilderung der Vereins- gründung: aus einem abendlichen Treffen von Bürgern und Beamten entwickelte sich eine . feste Abendgesellschaft, die gemeinschaftlich zuerst Zeitungen, dann auch Bücher anzu- schaffen begann. Die Zunahme von kulturel- len Veranstaltungen und weitere Eintritte machten eine Vereinsgründung erforderlich. Ein Umzug in ein größeres, täglich geöffnetes Vereinslokal wurde bald nötig. Schließlich wurde den Mitgliedern die Mitnahme von Büchetn und Zeitungen nach Hause gestattet, um auch Frauen und Kindern einen Zugang zur Bildung zu ermöglichen. Schon 1818 ver- fügte die Gesellschaft über eine Bibliothek mit knapp 400 Bänden "worunter die Schriften: Schiller, Göthe, Wieland, Lafontaine, Schel- ling, de la Motte Fouque, Schreiber etc. Le- bens- und Reise-Beschreibungen, und 16 theils bildende politische Zeitschriften sich vorfin- den." "Uebrigens ist die Gesellschaft, wie sich leicht denken läßt, sehr gemischt. Doch ist die Mischung nicht von der Art, daß man sagen könnte, sie ist allzu gemischt, hat allzu ver- schiedene Bedürfnisse und es finde eine allzu grosse Entfernung der Stände unter den Mit- gliedern statt. Treffen am Abend vielerley Per- sonen zusammen, so entfernt sie weder Stand noch Rang, da sie sich weder als untergeord- net, noch von einander abhängend in ihren Berufs-Geschaffen begegnen." Hier wird deut- lich, wie eng der Raum des sozialen Austau- sches auch in bürgerlichen Kreisen weiterhin bleibt. Trotz der Betonung auf eine prinzipielle Offenheit und Aufhebung von Standesunter- schieden wird die Eingrenzung auf bestimm- te Schichten explizit unterstrichen. Dass die Lesegesellschaft sich keinesfalls der radikalen Opposition verpflichtet, davon zeugt eine Bekanntgabe der Kündigung des Abonnements der radikal-demokratischen Konstanzer Zeitung "Seeblätter", die "als un- würdig, in einer anständigen, ehrenhaften und gesetzliebenden Gesellschaft aufzuliegen", be- zeichnet werden. Verstanden wird dies im Sin- ne einer vom aufgeklärten Publikum betrie- benen Kontrolle der politischen Diskussion; schließlich sei "es zu erwarten, daß die Blätter vom See durch derartige Maßregeln bald ihr Lebensende erreicht haben werden. Das Volk wird künftig die Presse überwachen und die Preßfreiheit wahren!" 1843 hat die Lese-Ge- 184 Mitglieder der Karlsruher Muscumsgesdlschafc 1848 . sellschah . nicht mehr viele Mitglieder, meis- tens aus dem wohlhabenderen Mittelstande." Der Stadtchronist lobt zudem die Verdienste um die gesellige Unterhaltung des Vereins, "da man hier nicht die Steifheit findet, wie im Museum." In den vierziger Jahren residierte die Lese-Gesellschaft im ehemaligen Palais des Markgrafen Friedrich am Rondellplatz und damit in unmittelbarer Nähe des H auses des Bürgervereins Eintracht, der 1835 gegründet wurde. Der Biligerverein Eintracht Ein Komitee gab die Gründung dieses Vereins bekannt, der "nur Gutes und Nützliches für die Stadt und ihre Bewohner, besonders in gewerblicher, wissenschaftlicher und über- haupt bildender Beziehung" im Sinne habe. Zum Zeitpunkt der Gründung im Juli 1835 traten 155 Mitglieder bei, vorwiegend Kauf- leute, Beamte, Lehrer, selbstständige Hand- werker, darunter eine Lehrerin. Trotz anfang- lieher Widerstände wurde der Verein Eintracht in vier Abteilungen geordnet: eine für geselli- ge Unterhaltung, Lektüre und Tanzveranstal- rungen, die zweite rur Musikveransralrungen, drittens ein Diskussionsforum für technische und industrielle Fragen und schließlich vier- tens eine Abteilung für wissenschaftliche Wei- terbildung. 1839 hatte die Eintracht insgesamt 800 Mitglieder. Im Mittelpunkt des Interesses, folgt man den Mitgliederzahlen der einzelnen Sektionen, lagen dabei Unterhaltung und Lek- rüre sowie die industriell-technische Weiterbil- dung. Die Eintracht beschreibt sieh als "ein Ver- ein gebildeter Männer, der es sich nicht nur zur Aufgabe macht, durch den Genuß geselli- ger Freuden seine Mitglieder zu erheitern, son- dern der auch dahin strebt, Wissenschaften, Künste und Gewerbe zu fördern, gemeinnüt- 185 zige Unternehmungen wirksam unterstützen zu helfen. und zur Stiftung von Sammlungen Gelegenheit zu geben. die den Künstler und Freund der Wissenschaft anziehen und beleh- ren. Sie ist ein freier Verein. in welchem kei- nem Mitglied als solchem ein Vorzug vor dem andern zukomme." Lesegesellschaften und die Revolution 1848/49 In den vierziger Jahren des 19. Jahrhunderts hatten die Lesegesellschaften in Karlsruhe ihre Blütezeit. Sie waren Ausdruck der gesellschaft- lichen Mobilisierung des Bürgertums in der Zeit des Vormärz. in denen eine direkte poli- tische Betätigung noch weitgehend unmöglich war. Über eine unmittelbare Beteiligung der Vereine an den Revolutionsereignissen 1848/ 49 liegen keine Zeugnisse vor. was auf die Ei- genschaften Karlsruhes als Residenzstadt zu- rückzuführen ist. Durch die Anbindung an den Hof war das politische Klima der Stadt deutlich konservativer als in anderen Städten Badens. Die Wahl zur zweiten Kammer 1819. die Liberalisierung der Presse im so genannten .. Pressefrühling" 1830-1832. die Politisierung det Literatur in den Jahren nach 1830 sowie die Nationalbewegungen in anderen europäi- schen Staaten hatten dort die Diskussionen innerhalb der Lesegesellschaften zu einer offe- nen Politisierung geführt. 1849 markiert eine Zäsur in der Geschich- te der Lesegesellschaften. denn auch sie fielen dem allgemeinen vorübergehenden Vereins- verbot zum Opfer. In den Jahren danach sind kaum Neugründungen zu verzeichnen. und die Restaurationzeit des Nachmärz mit dem Klima staatlicher Repression und Zensur be- einflusste die Entwicklung der Lesegesell- schaftsbewegung insgesamt. auch der Vereine. die nach 1848/49 nicht verboten wurden. Obwohl aufgrund der politischen Orientie- rung der Eintracht eine Nähe zu den revoluti- onären Ereignissen nicht vermutet werden kann. wirken sich auch hier die folgenden Jah- re der Restauration aus, wie bereits der Ver- einschronist Schwarz über die Eintracht no- tiert: .. In den Zeiten der Reaktion. die auf die politischen Ereignisse Ende der 1840er Jahre folgten. trat im Vereinsleben übethaupr eine gewisse Stagnation ein; wir finden aus den 1850er und 1860er Jahren keine Nachrichten von Veranstaltungen grösserer Art." Dasselbe gilt auch für das Karlsruher Museum. Dass 1850 der Bürgerverein Eintracht und die Le- segesellschaft sich vereinigten. deutet darauf hin. dass die Mitgliederzahlen der beiden Ver- eine gesunken waren. Die Verbotswelle nach 1849 war Ausdruck einer staatlichen Unfahigkeit. gegenüber der Vereinsbewegung und der bürgerlichen Öf- fentlichkeit anders als mit repressiven Mitteln zu reagieren. Ändern sollte sich dies erst im späten 19. Jahrhundert. als. bezogen aufLite- ratur und Journalistik. Kulturpolitik als Medi- um staatlicher Intervention entdeckt wurde: 1870 wurde die erste öffentliche Bibliothek in Mannheim gegründet. die. wie auch in ande- ren Städten. die Bestände der örtlichen Lese- gesellschaft später übernehmen sollte. Damit traten staatliche öffentliche Kulturinstitutio- nen das Erbe von Organisationen der bürger- lichen Öffentlichkeit an. Ausdruck einer zu- nehmenden Verschmelzung von Staat und bürgerlicher Gesellschaft. TORSTEN LIESEGANG 186 Der Landeswohlfahrtsverband Baden In unserem differenzierten Sozialstaat erfüllt der Landeswohlfahrtsverband Baden wichtige Auf- gaben im Bereich der Hilfen zur Eingliederung und Rehabilitation behinderter Menschen, der Jugendhilfe und der Kriegsopferfürsorge. Zur Geschichte Am 1.1.1964 wurde der LandeswohlfahrtsVer- band Baden für die Regierungsbezirke Karls- ruhe und Freiburg und der Landeswohlfahrrs- verband Württemberg-Hohenzollern für die Regierungsbezirke Stuttgart und Tübingen geschaffen. Die Neuregelung der Trägerschaft der örtlichen und überörtlichen Sozialhilfe war eine Folge des am 1.6.1962 in Kraft getre- tenen Bundessozialhilfegesetzes (BSHG). Die- ses Gesetz, das nicht nur die Hilfe zum Le- bensunterhalt neu ordnete und die frühere "Fürsorge" durch "Sozialhilfe" ersetzte, erwei- terte den Kreis der Anspruchberechtigten um geistig und seelisch wesentlich behinderte Menschen mit Rechtsansprüchen auf Einglie- derungshilfe. Die Durchführung der Hilfen wurde örtlichen und überörtlichen Trägern übertragen, die durch Ausführungsgesetze der Bundesländer zu bestimmen waren. Der Landesgesetzgeber in Baden-Würt- temberg stand dabei vor der Frage, ob der überörtliche Träger der Sozialhilfe staatlich oder kommunal organisiert werden sollte. Nach- dem in Bayern, Hessen und Nordrhein-West- falen die überördiche Sozialhilfe bei kom- munalen Trägern angesiedelt war und es mit dem Landesfürsorgeverband Wümemberg auch in Baden-Wümemberg seit 1924 einen kommunalen Träger gab, entschied das Land Baden-Wümemberg sich dafür, die überört- liche Sozialhilfe zwei höheren Kommunalver- bänden, den Landeswohlfahrrsverbänden Ba- den und Württemberg-Hohenzollern zuzu- ordnen. Zuvor waren die Aufgaben des überördi- ehen Wohlfahrtswesens im badischen Lan- desteil bei den Regierungspräsidien Nordba- den und Südbaden als Landesfürsorgeverband angesiedelt. Ebenso die Landesjugendämter. Der neu gebildete Landeswohlfahrtsver- band Baden konstituierte sich in der 1. Sitzung seiner Verbandsversammlung am 23.10.1963 im Rathaus in Karlsruhe. In dieser Sitzung gab der damalige Vertreter der Stadt Karlsruhe, der spätere Oberbürgermeister Otto Dullenkopf, dem neuen Verband folgende Worte mit auf den Weg: "So wollen wir - nicht aufdrängend aber anbietend - etwas von der inneren Tem- peratur von Karlsruhe als Einstand mit auf den Weg geben, es ist das Bemühen, das Sach- liche mit dem Menschlichen zu verbinden, in diesem Falle zum Wohle unseres hilfesuchen- den Nachbarn, aber auch zum Wohle des Lan- deswohlfahrtsverbandes Baden, dem jüngsten Kind in dieser Stadt, zwar in Stuttgart gezeugt, aber in Karlsruhe geboren, und da es in Karls- ruhe aufwachsen wird, wird es ein badisches Kind werden, da es aber ein wohlerzogenes Kind sein wird. wird es seine Eltern ehren." Die Verbandsversarnmiung Mitglieder der Verbandsversammlung, dem obersten Organ, sind Vertreter der Verbands- mitglieder der Land- und Stadtkreise im badi- schen Landestei!. Nach jeder Kommunalwahl wählen die Kreistage bzw. Gemeinderäte pro 100.000 Einwohner einen Vertreter in die Verbandsversammlung. Die derzeitige hat 62 Mitglieder. Sie ist für grundsätzliche Entschei- 187 dungen zuständig, insbesondere für die Über- nahme neuer Aufgaben, die Wahl der leitenden Beamten und rur die Verabschiedung des Haus- halts mit der Festlegung des Hebesatzes rur die Landeswohlfahrtsumlage. Die Verbandsver- sammlung wählt aus ihrer Mitte einen Vorsit- zenden sowie 11 Mitglieder des Verbandsaus- schusses. Zum Vorsitzenden wurde in der er- wähnten konstituierenden Sitzung der damali- ge Karlsruher Landrat Josef Groß gewählt, dem die Landräte Dr. Burkard, Rastatt, Dr. Ger- hard Gamber, Offenburg folgten. Seit 1996 ist der Waldshuter Landrat Dr. Bernhard Wütz Vorsitzender. Leiter der Verwaltung ist der jeweils auf 8 Jahre gewählte Verbandsdirekror. Er ist obers- ter Dienstherr der rd. 600 Bediensteten des Verbandes und führt die Beschlüsse der Ver- bandsgremien durch. Erster Verbandsdirekror von 1964-1976 war Hans Schwörer. Ihm folgte der Verfasser von 1976-2001. Seit 2001 wird der Verband von Dr. Gerhard Vigener geleitet. Die alten und neuen Aufgaben Die verbands politisch bedeurendste Aufgabe ist die Eingliederungshilfe für geistig-, seelisch sowie mehrfachbehinderte Menschen, die der Verband als überörtlicher Träger der Sozialhilfe organisiert und finanziert (Landessozialamt). Seit der Gründung des Verbandes hat die Zahl der behinderten Menschen, die Anspruch auf Eingliederungshilfe haben, permanent zu- genommen. Von etwa 4.000 im Jahr 1964 auf rd. 14.000 im Jahr 2001. 8.700 behinderte Menschen erhalten vollstationäre Eingliede- rungshilfe in einer Anstalt, einer Heimsonder- schule oder einem Wohnheim, weitere rd. 5.300 altenteilstationäre Hilfen, insbesondere in Werkstätten rur Behinderte. Für diese Hilfen, die überwiegend in Form von Pflegesätzen an die Eintichtungen ge- währt werden, sind im Verbandshaushalt des Jahres 2002 347 Mio. Euro. Das sind 70 % der gesamten Verbandsausgaben! Bei Gründung des Verbandes - wurden lediglich 20 Mio. DM für diese Hilfen ausgegeben. D. h. der Aufwand stieg in 37 Jahren um rd. 3.400%! 1964 war in den Regierungsbezirken Nordbaden und Südbaden gerade der organi- sierte Wiederaulbau der früheren Heil- und Pflegeanstalten auf der Grundlage von Vor- kriegskonzeprionen abgeschlossen. In den über- regionalen Einrichtungen standen insgesamt etwa 1.500 Heimplätze zur Verfügung. Die behinderten Menschen lebten dort in Statio- nen, in denen Schlafsäle mit 10-12 Personen keine Seltenheit waren. Daneben gab es die Kreispflegeanstalten, in die geistige oder kör- perliche Gebrechliche aufgenommen wurden. Die meisten Behinderten lebten allerdings in ihren Familien, und es bestand - aus der Er- fahrung des "Dritten Reiches" heraus - eine große Scheu, sie in die Obhut einer Anstalt zu geben. Geistig Behinderte galten als bildungs- unfähig und besuchten keine Schule. Es gab kaum Behindertenwerkstätten noch Frühbe- ratungen. Das BSHG machte die Eingliederung von behinderten Menschen in die Gesellschaft zu einer öffentlichen Aufgabe. Seitdem ist ein Ilä- chendeckendes Netz von Werkstätten und Wohnheimen für Behinderte errichtet wor- den. Dank der besseren Versorgung und des medizinischen Fortschritts steigt das Durch- schnittsalter der behinderten Menschen stän- dig an und gleicht dem Nichtbehinderter. 2001 wurden die Träger der Sozial- und Ju- gendhilfe in den Kreis der Rehabilitationsträ- ger einbezogen. Dabei wurde die Bedürftig- keitsprüfung, ein Grundsatz der Sozialhilfe, in mehreren Bereichen eingeschränkt. So kann insbesondere auf Unterhaltsverpflichtete nur noch im Rahmen eines einheitlich festgelegten Pauschbetrages zurückgegriffen werden. 188 , ~;~r Bürogebäude des Badischen Landeswohlfahrrsverbandes an der GÜnlher-K1orz.-Anlage. Die Behindertenhilfe hat in der Geschichte des Verbandes eine Entwicklung genommen, die zu Beginn auch nicht annäherungsweise absehbar war. Die Rechtsansprüche und hohe Standards in der Behindertenhilfe dürfen allerdings nicht dazu führen, die Integration behinderter Menschen in Beruf und Gesell- schaft zu vernachlässigen. Der Landeswohl- fahrtsverband Baden hat auf die starke Zunah- me der Behinderten mit einer Reihe eigener konzeptioneller Vorstellungen reagiert. Er wird diese Bemühungen in den nächsten Jahren mit Innovationen verstärkt fortsetzen, um den großen finanziellen Herausforderungen erfolg- reich zu begegnen. Eine Hauptfürsorgestelle gibt es seit 1919. Sie ist 1964 in den neu gegründeten Verband integriert worden. Schwerpunkt der Arbeit der Hauprfürsorgestelle war die Betreuung der vom Krieg besonders betroffenen Menschen, ins- besondere derjenigen, die der besonderen 50n- derfürsorge bedurften. 55 Jahre nach Kriegs- ende ist die Zahl der 50nderfürsorgeberechtig- ten stark zurückgegangen. In den Mittelpunkt der Tätigkeit der Hauptfürsorgestelle ist nun der Personenkreis der schwerbehinderten Ar- beirnehmer gerückt, die Anspruch auf beglei- tende Hilfe im Arbeits- und Berufsleben sowie auf besonderen Kündigungsschutz haben. An finanziellen Leistungen für Arbeitgeber und schwerbehinderte Arbeitnehmer werden aufgrund von rd. 1.500 Neuanrrägen pro Jahr etwa 25 Mio. DM bewilligt. Im Jahr 1999 wurden 1.500 Kündigungsschutzverfahren durchgeführt. Der Landeswohlfahrrsverband gewährt al- lein für etwa 5.200 Blinde Leistungen nach dem Gesetz über die Landesblindenhilfe. Die ohne Einkommens- und Vermögensprüfung bezahlten pauschalierten Beträge (mo na dich 189 409,03 Euro) dienen dem Ausgleich blind- heitsbedingter MehraufWendungen und Be- nachteiligungen. Die Fallzahlen im Verbands- gebiet sind seit Jahren annähernd unverändert. Der jährliche Zuschussbedarf beträgt rd. 20 Mio. Euro. Eine wesentliche Veränderung der Aufga- benschwerpunkte hat auch beim Landesju- gendamt stattgefunden. Bei Gründung des Verbandes war das Landesjugendamt insbe- sondere für die Gewährung der teueren statio- nären Jugendhilfemaßnahmen zuständig. Ge- setzliche Änderungen haben nicht nur die Formen stationärer Jugendhilfe verändert, sondern den gesamten Bereich dem örtlichen Träger der Jugendhilfe zugeordnet. Schwer- punkt der Tätigkeit des Landesjugendamtes ist heure neben der Aufsicht über Kindertages- stätten und Jugendheime die Entwicklung neuer Formen der Jugendhilfe. Fortbildung und Jugendpflege Ein umfangreiches Fortbildungsprogramm des Landeswohlfahrtsverbandes richtet sich in erster Linie· an Kindergärtnerinnen, Erzieher in Erziehungsheimen, Sozialarbeiter und Sozi- alpädagogen bei den Stadt- und Landkreisen, Verwaltungsfachkräfte in den Sozial- und Ju- gendämtern sowie Angehörige der verschiede- nen Beratungsstellen. Die Veranstaltungen werden schwerpunktmäßig im Bildungszen- trum des Landeswohlfahrtsverbandes Schloss Flehingen angeboten, denn mit der Gründung wurden dem Verband die bis dahin in der Trä- gerschaft des Landes stehenden Jugendheime Schloss Flehingen, Schloss Stutensee und Stift Sunnisheim übertragen. Schloss Flehingen, früher einmal die größ- te badische Fürsorgeerziehungsanstalt, wurde vom Landeswohlfahrtsverband von 1964- 1982 baulich saniert. Im Bildungszentrum, das hier 1984 seinen Beuieb aufnahm, befin- den sich u. a. eine Fachschule für Sozialpäda- gogik- FachrichtungJugend- und Heimerzie- hung - eine Fachschule für Heilpädagogik und eine Fachschule für Heilerziehungshilfe. In den Fachschulen werden Fachkräfte berufs- begleitend aus- und fortgebildet. Darüber hi- naus ist das Bildungszentrum mit den Aus- und Fortbildungsveranstaltungen des Landes- wohlfahrtsverbandes sehr gut ausgelastet. Auch das Landesjugendheim Schloss Stu- tensee wurde baulich saniert. Das Heim be- treut im Augenblick ca. 150 Kinder und J u- gendliehe, davon 34 in vollstationären Wohn- gruppen innerhalb und außerhalb des Heim- geländes und 106 Kinder und Jugendliche in Tagesgruppen im Heimgelände sowie in Karlsruhe, Bruchsal, Friedrichstal und Leo- poldshafen. 1983 wurde in Zusammenarbeit mit dem Justizministerium Baden-Württemberg das Heinrich-Werzlar-Haus errichtet, ein Angebot an der Nahtstelle zwischen Jugendhilfe und Justiz zur Vermeidung von Untersuchungs- haft. Das Heinrich-Wetzlar-Haus wird zu 90 % von der Justiz in Baden-Württemberg in Anspruch genommen. Zur Zeit leben hier 10 Jugendliche. Das Landesjugendheim Stift Sunnisheim war und ist eine Einrichtung der Jugendhilfe mit dem Schwerpunkt handwerklicher BerufS- ausbildung. Die Palette der angebotenen Be- rufe reicht vom Bäcker und Konditor über Schlosser und Schreiner bis zum Maler und Lackierer. Finanzierung Die Aufgaben des Verbandes werden zu fast drei Viertel (73,5 %) über die von den Ver- bandsmitgliedern aufzubringenden Landes- wohlfahrtsumlage finanziert. Nur 18 % der Einnahmen erhält der Verband als Finanzzu- weisungen vom Land. Das Volumen des Ver- 190 bandshaushalts beträgt 582 Mio. Euro (1.138 Mio. DM) im Jahr 2002. Der erste H aushalts- plan 1964 hatte noch ein Volumen von 64 Mio. DM. Die wachsende Zahl der jährlich neu in die Kostenträgerschaft des Landeswohl- fahrtsverbandes aufZunehmenden Behinder- ten und die damit verbundenen Kosten stellen an den Finanzbedarf des Landeswohlfahrtsver- bandes und seine Mitglieder dann besonders hohe Anforderungen. wenn das Wachstum der Steuerkraft hinter dem Ausgabenanstieg zurückbleibt. Immer. wenn diese Schere aus- einandergeht. gerät der Verband in eine Zer- reißprobe. die bisher jedoch immer durch das Engagement und das Verständnis der Ver- bandsmitglieder für die Situation der Behin- derten überwunden werden konnte. Bei der Eingliederungshilfe für behinderte Menschen ist daher ein enger Kontakt zwi- schen den Verantwortlichen des Landeswohl- fahrtsverbandes. seinen Mitgliedern und den Eintichtungen. die die Hilfe durchführen. unerlässlich . Solidarität mit Behinderten muss vor dem Hintergrund einer mehr und mehr betriebswirtschaftlieh denkenden Gesellschaft praktiziert werden und dies nicht in Aufsätzen. Erlassen. Reden und Verfügungen. sondern durch Gespräche mit den Veranrwortlichen in den Heimen und Werkstätten vor Ort. Dabei ist gerade das ehrenamtliche Engagement der Mitglieder der Verbandsgremien in der Behin- dertenarbeit besonders wichtig, garantiert es doch das Verständnis für die Aufgaben des Landeswohlfahrtsverbandes und seine Ver- wurzelung in der Bevölkerung. Ein einziger Landeswohlfahrtsverband für ganz Baden- Württemberg. der von Zeit zu Zeit immer wieder in die politische Diskussion gebracht wird. kann wegen seiner Größe gerade diese spezielle Funktion nicht effektiv wahrnehmen. Die Erfahrungen des Landeswohlfuhrtsver- bandes Baden seit 1964 zeigen dagegen. dass den Land- und Stadtkreisen im badischen Landesteil eine kommunale Institution zur Verfügung steht. die soziale Aufgaben in ei- nem überschaubaren Bereich mit sozialem En- gagement und finanziellem Veranrwortungs- bewusstsein bürger nah wahrzunehmen. HANS·OTTO WALTER Moritz Ellstätter (1827-1905) Finanzminister im Großherzogtttm Baden Die Markgrafschaft Baden trat in das 19. Jahr- hundert ohne Schulden ein. Aber schon mit dem Erwerb neuer Territorien 1803 und 1806 mussten finanzielle Verpflichtungen von 10 Millionen Gulden (fl) übernommen werden. die nach der Teilnahme an den Napoleoni- schen Kriegen schließlich auf 27.5 Millionen wuchsen. Nach intensiver Sparpolitik waren es 1838 nur noch 14.5 Mio fl. 191 Doch die Revolution 1848/49 riss wieder ein großes Finanzloch auf. das 1849 mit 39 Mio berechnet wurde. Bis 1865 schaffte man einen Stand von 26.5 Mio; aber dann kam der Deutsche Krieg mit den allgemeinen Kriegs- kosten und 6 Mio fl Kriegsentschädigung an Preußen. so dass der Schuldenberg nun 36 Mio betrug und wiederum Anleihen aufge- nommen werden mussten wie 1850. Die wirtschaftliche Entwicklung verlief unterschiedlich: einerseits brachten Missern- ten den Bauern Hunger und Not und riefen nicht zuletzt Auswanderungswellen hervor, andererseits hatte die industrielle Entwicklung in Baden früh Fuß gefasst. Allein die Rheinre- gulierung ermöglichte bald einen Dampf- schifffahrtsverkehr, und das Eisenbahnnetz wuchs rasch um die Nord-Süd-Achse, so dass Industriewerke an vielen Orten entstanden. Dennoch war die Lage Badens nach dem ver- lorenen Krieg 1866 misslich, als Großherzog Friedrich l. einen "Kleindeutschen", Karl Mathy, der lange Jahre für die Einigung Deutschlands unrer preußischer Führung ge- kämpfr hatte, zum Staatsminister und zugleich zum Präsidenten des Finanzministeriums er- nannte. Mathy stellte zum I. August Moritz Ellstätter als Rechtsreferent ein, der zunächst in Berlin wegen der Staatsanleihen verhandeln sollte. EHsrätters Werdegang Ellstätter, am 11. März 1827 als Sohn eines Möbelhändlers israelitischen Glaubens in Karlsruhe geboren, hatte nach Lyceumsbesuch Jura studiert und den Rechtsanwaltsberuf er- strebt, in dem Juden seit 1838 hinlänglichen Zugang fanden. Mehrfache Anttäge auf Zulas- sung waren aber dennoch geschei tert. Zunächst im Finanzministerium angestellt, wandte er sich 1856 der Wirtschaft zu, und aufEmpfeh- lung bei dem bedeutenden Kaufmann und Politiker David Hansemann in Berlin wurde er schließlich Syndikus bei der Direktion der 1851 gegründeten Diskontogesellschaft. "Die- se Wandlung meines Lebenslaufes", heißt es in seinen biographischen Notizen, "war für mich nach allen Richtungen entscheidend. Nicht nur, dass mir meine neue Berufstätigkeit wert- volle Einblicke in die große Verkehrsbewe- gung gestattete, dass der Aufenthalt in Berlin dem Süddeutschen neue Gesichtspunkte er- öffnete, Vorurteile zerstreute, und ihm Macht und Bedeutung des preußischen Staates vor Augen treten ließ." In dieser Gesellschaft lern- te er auch Karl Mathy kennen, der ihm Kon- takte zu profilierten Persönlichkeiten vermit- telte. Auch wenn die Berliner Atmosphäre Ell- stätter zusagte, in der er sich später als Kunst- freund und Theaterliebhaber so wohl fühlen sollte, strebte er 1859 nach Durlach, wo er endlich eine Niederlassung als Rechtsanwalt genehmigt bekam, später dann in Karlsruhe, wobei dort seine kleine Praxis freilich nicht weiter wuchs. Drum nahm er die Chance wahr, in den Staatsdienst aufgenommen zu werden. erst als Assessor, 1864 als Kreisgerichtsrat in Mann- heim. Zwei Jahre später begann mit dem Sprung in Mathys Finanzministerium eine Karriere, die für einen Badener israelitischer Religion ungewöhnlich war. Seine und Ma- thys Kontakte zur Diskontogesellschaft er- leichterten alsbald den Anleiheabschluss mit norddeutschen Geldgebern. Neue Finanznöte Diese Darlehen von 5 Mio fl reichten jedoch nicht, da zudem die Einverleibung der badi- schen Armee in das preußische Heer als Ein- trittsvorbereitung in den Norddeutschen Bund den Staatshaushalt aufs neue belastete. Alle indirekten und direkten Abgaben mussten deshalb erhöht werden. Mitten in dieser Bewältigung großer Pro- bleme starb 1868 Karl Mathy. Der Großher- zog betraute den bisherigen Leiter des Innen- ministeriums Julius Jolly, ein kleindeutscher Liberaler wie Mathy, mit dem Staatsministeri- um. Zum Präsidenten des FinanzministeriuffiS ernannte er auf Wunsch Jollys, wohl auch des verstorbenen Mathy, den 41-jährigen Moritz EIlsrätter. "Diese Ernennung", schrieb dessen 192 Sohn Otto Ellstätter ... versetzte die gesamte Beamtenwelt in das größte Erstaunen. ja man kann sagen, in eine gewisse Bestürzung. teil- weise Entrüstung. Schon die Berufung eines Juristen zum Leiter des Finanzwesens wurde von der kameralistischen Beamtenschaft als schwere Kränkung empfunden. zumal der Be- rufene erst so kurz (1 \h Jahre) dem Finanzmi- nisrerium angehörte, also kaum in der Lage sein konnte, sich dabei besondere Kenntnisse im Finanzwesen zu erwerben. Er war der jüngste aller Ministerialräte. dazu Jude! ... Die Hofchargen standen Kopf. die älteren Minis- terialräte und Direktoren desgleichen.« So war Elstätters neue Aufgabe einer mehrfachen Be- lastung ausgesetzt. die er dann aber in 26 Jah- ren bewältigte. Erste Anfänge Zunächst versuchte er das mühselige Werk der Neueinschätzung von Grundstücken. Wal- dungen und Gebäuden im Land. seit 1858 gesetzlich vorgeschrieben. zu Ende zu führen. um eine entsprechende Grundsteuer zu ge- währleisten. aber auch um Gerechtigkeit bei der Veranlagung zu erreichen. Neue Lasten beim Kriegsausbruch 1870 erzwangen neue Kredite von 14 Mio fl. Der Anteil Badens an den französischen 5 Milliarden Kriegsentschä- digung 1871 konnten freilich bis 1873 die Staatsschulden auf 29 Mio senken. nun in Mark gerechnet (1 fl= 1.71 Mark). Unter die- se Schulden fielen auch die Darlehen für den Eisenbahnbau. der eine wichtige Komponente der Industrialisierung blieb. Eine eigene Eisen- bahnschuldentilgungskasse war schon 1842 eingerichtet worden. Bei intensiver Konzentration der Behör- denorganisation konnte zugleich eine Verbes- serung der Beamten- und Angestelltengehälter durchgeführt werden. Wenn auch der warme Geldregen von 1871 nach dem Sieg über Frankreich dem badischen Staarshaushalr half. so waren nun Matrikularbeiträge fällig. Darun- ter verstand man den bundesstaatlichen Fi- nanzausgleich der Gliedstaaten zum Zentral- staat. Das neue Deursche Reich verfügte ja nur über Verbrauchssteuern und Zölle. brauchte also zur Ausgabendeckung zusärzliche Leis- tungen der Bundesstaaten. die jährlich nach der Bevölkerungszahl umgelegt wurden. Neue Steuerreformen Ellstätter sah seine wichtigste Aufgabe in einer Verbesserung des bisherigen badischen Steuer- systems. das bei den direkten Steuern gerech- ter aber auch erträglicher werden sollte. In ei- ner Reformkommission mit Finanzfachleuten beriet er verschiedene Möglichkeiten. 1874 wurde das Gesetz der Kapitalrentensteuer er- lassen. was wir heute Quellensteuer auf Zins- erwerb nennen. Der erste Entwurf für eine Einkommensteuer scheiterte. da deren Gegner 193 in vielen Fällen eine mehrfache Steuerbelas- tung fürchteten. ElIstätter erreichte dagegen 1876 ein Erwerbsteuergesetz, wobei anstelle der bisherigen Gewerbesteuer das Betriebska- pital sowie der voraussichtliche mirtlere Jahres- errrag nicht nur geschätzt, sondern durch eige- ne Steuererklärungen der Unternehmer dekla- riere werden musste. Das wurde von diesen nur unter lauten Protesten durchgeführt, zu- mal Schuldzinsen nicht abgesetzt werden durf- ten. Das Gesetz bereitete den Boden für einen neuen Anlauf zur allgemeinen Einkommen- steuer, nun nicht mehr als Zusatz-, sondern als Ausgleichssteuer. Bei der Erwerbsteuer sollte in Zukunft das Einkommen aus dem Arbeits- verdienst in der Berufstätigkeit freibleiben. Dieses Einkommensteuergesetz vom 1.1.1886, das in Zukunft die Hauptsteuereinnahme dar- stellte, war ein bedeutsamer Forrschritt. Bei steuerfreiem Existenzminimum von 500, spä- ter 900 Mark pro Jahr wurde nun jedes Ein- kommen erfasst, bei mäßiger Belastung der kleineren und mitderen und einer Progression der höheren Einkommen. Mit beträchtlichen Mitteln hatte man Be- amte als Steuerkommissäre ausgebildet, die bei der Bevölkerung die Überzeugung verbreite- ten, dass bei der Steuerveranlagung geset- zestreu, ohne Willkür oder Begünstigung ver- fahren werde. Steuerfrei waren nur die Zivillis- te des Großherzogs und die Apanagen, also die Einkünfte der Mitglieder des Fürstenhauses, vom Parlament jeweils bewilligt. Die Steuer- pflichtigen zahlten bei einem Jahreseinkom- men von 900 M 0,61 %, bei 3.000 M 2 % bei 25.000 M 4 %. Die Progression endete bei 100.000 M mit 5 %, insgesamt also eine mä- ßige Besteuerung. Auch die Verbrauchssteuer enrwickelte Ell- stätter weiter. 1882 wurden z. B. die zahlreichen Verordnungsvorschrifren in einem Weinsreu- ergesetz zusammengefasst, wobei der "Haus- trunk" unter bestimmten Voraussetzungen steuerfrei blieb. Die Branntweinsteuer war im badischen Winzerland von geringerer Bedeu- tung. Doch seit 1875 versprach sich Ellstätter, gleichzeitig Bundesratsbevollmächtigter in Berlin, von der nord- und mitteldeutschen Branntweinsteuer, die ins Reich übernommen worden war, eine Erhöhung der Staarseinnah- men. Da die Südstaaten die Besteuerung von Brannrwein und Bier landes gesetzlich regel- ten, mussten sie höhere Matrikularbeiträge zahlen. In zwei Unterredungen mit Bismarck rang Ellstätter um einen Kompromiss, der frei- lich am preußischen Finanzminister Camp- hausen scheiterte, mit dem Bismarck keinen Streit anzetteln wollte. 1887 traten die süd- deutschen Staaten schließlich ohne Konzessi- onen der Reichsbranntweinsteuergemein- schaft bei . Ellstätters Initiativen zeigten aber an diesem Beispiel und auch bei anderen Maßnahmen, wie zukunftsträchtig seine fi- nanzpolitischen Perspektiven waren: stärkere Verteilung der Steuerlasten auf die wachsende städtische Wirtschaft und einkommenstärke- re Personen zugunsten des Mittelstandes und der Minderbemittelten. Eine Vermögenssteuer konnte erst sein Nachfolger Adolf Buchberg- er 1895 einführen. "Zwischen Anpassung und Selbstpreisgabe" Bis 1893 diente Ellstätter seinem Altersgenos- sen Friedrich I. Als 1876 Jolly zurücktrat und Ludwig Turban als Staarsminister dessen Amt übernahm, behielt Ellstätter seinen Wirkungs- bereich. 1881 wurde die Zahl der badischen Ministerien von fünf auf drei zurückgeführt, wobei nun dem Finanzministerium das Eisen p bahnwesen zugewiesen wurde, dem sich Ell- stätter mit großen Eifer, aber auch mit Spar- samkeit annahm. An die Spitze dieser Abtei- lung berief er hochqualifizierte Beamte wie Wilhe1m EisenIohr, für die Hochbauverwal- 194 tung den Architekten Josef Durm. Mit der Er- richtung einer Oberrechnungskammer 1876 wurde eine sachgemäße Kontrolle über die Verwaltung des Staatsvermögens gesichert. Vor allem im Bundesrat wie bei den Kon- ferenzen der Finanzminister wusste EIIstätter Badens Interessen zu vertreten, war doch mit der Reichsgründung eine große Zahl neuer Gesetze verbunden. 1888 zeichnere der Groß- herzog den bisherigen Präsidenren ob seiner Verdienste mit dem Titel "Finanzministcr" aus; erst 1908 wurden die Ressortleiter so- gleich zu Ministern ernannt. Zeitgenössische Biographen Friedrichs l. betonten, dass unter ihm Ellstätter "als der erste Israelit in so hoher Sraatsstellung" wirkte, trotz der Widerstände bei seiner Einsetzung in bei den Kammern, der einzige in den Bundesstaaten bis 1918. Anti- semitismus lag Friedrich l. fern, sowohl aus humanitären wie aus politischen Gründen, war doch der Prozess der rechtlichen Gleich- stellung der Juden durch ein Gesetz 1862 ab- geschlossen worden. Wenn er auch zu Ellstät- ter keine persönlichen Beziehungen pflegte, rühmte er bei jeder Gelegenheit dessen über- ragende Fähigkeiten. Ellstätter selbst sorgte dafür, "dass seine jüdische Konfession den Zeitgenossen nicht zum Problem werden konnte". Er galt als Fachmann, der sich als Politiker nicht enga- gierte, wie wohl nationalliberal gesonnen und wirtschaftlich dem Manchesterliberalismus, also der freien Marktwirtschaft zugehörig, ein Patriot und Monarchist, Bismarck-Verehrer und doch auch sein Kritiker. Wie weit er sich dem dominierenden Gesellschaftsstil, beson- ders im wilhelminischen Berlin anpasste, bleibt offen. Klar ist seine Ablehnung des "Ostjudentums", und den grassiereriden Ju- denhass interpretierte er als Folge jüdischen Fehlverhaltens. Wenngleich er am Leben der jüdischen Gemeinde nicht direkt teilgenom- men hat, hielt er jedoch Kontakt zu zahlrei- ehen jüdischen Politikern und Kaufleuten, sein Freundeskreis war weitgehend jüdisch, er war mit einer Jüdin verheiratet. 1893 ging er 76-jährig mit hohen Aus- zeichnungen versehen in den Ruhestand. Ab- gesehen von der Eisenbahnschuld hinterließ er einen ausgeglichenen Staatshaushalt, ja mit einem finanziellen Polster für Notzeiten verse- hen. Der ambitionierte Kunstfreund, voll ins deutsche Kulturleben integriert, zog sich ins Private seiner intakten Familie zurück. Erst anlässlieh seines Todes im Juni 1905 las man wieder von ihm in den Nachrufen. so in der quasi offiziösen "Karlsruher Zeitung", wo es hieß, er habe nie aufgehört, "sich als Jude zu fühlen und sein Interesse für seine leidenden Glaubensbrüder an den Tag zu legen. Und wenn auch die Interessen seiner Glaubensge- meinschaft durch seinen Einfluß in hoher amtlicher Stellung niemals eine unmittelbare Förderung erfahren haben, so war doch schon der Umstand, dass ein Jude, der nie aufgehört hatte, ein Jude zu sein, von unserem Landes- fürsten mit einem der höchsten Staatsämter betraut wurde, für uns von erhebender Wir- kung". LEON HARD MÜLLER 195 Spitzel am Oberrhein Vom Demmziationswesen in Baden im 18. Jahrhundert Denunziation - wer denkt da nicht an totali- täre Staaten, an die Sowjetunion, das national- sozialistische Deutschland, die DDR und an- dere Regime, wo sogar Ehepartner einander und Kinder ihre Eltern anzeigten, ideologisch besessen, der Herrschaft verfallen. Doch De- nunziation ist nichts Neues. Schon das Wort, abgeleitet vom Lateinischen "denuntiare" = "ankündigen, anzeigen" weist auf den Ur- sprung in der Antike hin. Im Sizilien des Stau- ferkönigs Friedrich 11. oder in der "Repub- lique Venedig" konnte man Zettel "in gewis- se marmorne Lächer u werfen, und in Verona waren die Anzeigenkästen in die Mauern der Renaissance-Rathäuser eingebaut. Anzeigen, Rügen, diese deutschen Begriffe klingen schon anders, spiegeln etwas von Bür- gerbeteiligung am Gemeinwesen wider, und so muss man auch das . Spirzelwesen in der Markgrafschaft Baden im 18. Jahrhundert be- urteilen. Historiker haben sich in jüngster Zeit damit intensiv beschäftigt. 1995 förderte die Volks- wagenstifrung ein erstes Forschungsprojekt 115pirzelwesen und Denunziacionspraxis am Oberrhein. Eine Analyse von Machttechniken innerhalb des Entwicklungsprozesses moder- ner Staatlichkeiten an der Wende vom 18. zum 19. Jahrhundert", deren sehr verdienst- volle Ergebnisse sowie Beiträge zu einer ent- sprechenden Tagung von Michaela Hohkamp und Claudia Ulbrich unter dem Titel "Der Staatsbürger als Spitzel" 2001 veröffentlicht wurden. Vagantenwesen Doch zur Erinnerung: Die öffentliche Sicher- heit war am Oberrhein schon im 16. Jahrhun- dert stark zurückgegangen. Zu vagierenden Bettlern, Gauklern, wandernden Handwerks- burschen, entlaufenen Klosterleuten und manch anderen, die keinen geregelten Lebens- unterhalt fanden, gesellten sich nach dem drei- ßigjährigen Krieg die Heimatentwurzelten und entlassenen Soldaten. Die einzelnen Lan- desfürsren versuchten mit verschiedenen Mit- teln, dem Vagantenturn zu wehren. In der Markgrafschaft Baden-Baden wurde 1763 ein besonderes Husarenkorps aufgestellt. In Ba- den-Durlach entschloss man sich neben dem lang verzögerten, "Mandat der Errichtung ei- ner Policeydeputation in der Residenz Karls- ruhe betreffend" (1787) zum Ausbau des Bür- gerdienstes. Diesen Aspekten gilt in der obigen Aufsatzsammlung der anregende Beitrag von Andre H ohnstein "Normen und andere Prak- tiken der Anzeige in der Markgrafschaft Ba- den-Durlach in der zweiten H älfte des 18. Jahrhunderts". Da es auf dem Lande kaum professionelle Polizei kräfte gab, war in den Dörfern die Anzeige von Rechtsverletzungen und Gesetzesübertretungen für eine Strafver- folgung unabdingbar, ja für jeden Amtsträger wurde eine "Rügepflicht" festgeschrieben. Aber auch die Untertanen hatten im Zeitalter des Absolutismus "alle und jede ruegbare Sachen/ es seyen Gotteslästerungen / Verachtung oder Versaumung Göttlichen Worts und deß Got- tesdienstes / Friedbruch / Todschlag/ Zauberey und Hurerey/Ehebruch / Diebstahl! übermäs- siges Zutrinken und Spiehlen / und ins gemein alle andere verbottene Laster und Mißhand- 196 lungen" sowie anderes mehr anzuzeigen, so in der Vogt- und Rügegerichtsordnung, die von 1665 bis 1767 galt. GeseUschaftliche Ordnung 1767 redigiert, galt nun der "Rügezettel" nicht mehr allein der StrafVerfolgung, sondern er be- zog sich auch auf die wirtSchaftliche und sozi- ale Entwicklung der Dörfer. Die Funktionsträ- ger (Hatschiere, Husaren, Zollbereiter, Feld- stützler, Kirchenrüger) wurden in der dörf- lichen Gemeinschaft offen mit Anzeigenaufga- ben betraut und lebten dementsprechend zu- weilen im Zwiespalt zwischen Solidarität zu den Mitbürgern und der Strafandrohung mehrjäh- riger Zuchthausstrafen, wenn sie Übertretun- gen verschwiegen. So konnte z. B. ein "Kir- chenrüger", der "selten oder wohl im ganzen Jahr gar nichts [seinem Pfarrer] hinterbringt" und sich so "fremder Sünden theilhali:ig" macht, bei "mehrjähriger fortgesetzter Schläfrigkeit" zumindest seine Funktion verlieren, denn man muss wissen: In der Verwaltungshierarchie stand über den Orrsvorgeserzten, Amt, Ober- amt die Zentralbehörde der markgräflichen Verwaltung, und hier entschied neben Hofrat und Hofgericht auch der Kirchenrat, so dass die Pfarrer der protestantischen Kirche in den Verwaltungsaufbau einbezogen waren. Die niedere Gerichtsbarkeit, badische Vogr- und Rügegerichte oder Frevelgerichte, wusste freilich bei Straf- und Zivilklagen zu unter- scheiden, ja auch falsche Anzeigen aus Neid oder Habsucht wurden bestraft. Und oft war man großzügig! So beschwerte sich 1754 Pfar- rer Posselt über das Teninger Frevelgericht, dass dies Dorf "fast keine Schande mehr und größtenteils für eine lächerliche Bosheit" hiel- te, wenn "ledige Männer nachts zu den Mäg- den und ledigen Frauen einstiegen", so dass es das Oberamt ersuchte, mit der Androhung har- ter Strafen der Gemeinde Maßstäbe zu serzen. Mehrfach gerieten die Pfarrer in Rollen- konflikte, wenn sie einerseits als ,,Aufseher in Policeysachen", andererseits als Seelsorger am- ten sollten, weilllRügungen öfters einen wid- rigen Einfluß auf das Zutrauen macht, wel- ches die Zuhörer zu ihrem Seelsorger haben soUten." So war genau vorgeschrieben, wie vie- le Gäste bei Hochzeiten und "Tauf essen" ein- geladen werden konnten, um Luxus zu ver- meiden, der den Veranstalter zum finanziellen Ruin führen könnte. Da "denunciret" 1757 der Pfarrer von Friedrichstal (Oberamt Karls- ruhe) den Richter Isaac Calmez wegen Über- zahl von Gästen bei der Hochzeit seiner Toch- ter, und 1759 geschah gleiches beim Durla- cher Obermüller Rhott. Der Territorialstaat im ancien regime wur- de von strikten Ordungsvorstellungen be- stimmt, die die Bevölkerung - noch - bejah- te. Die Rügepflicht verhinderte das Ausweiten eines heimlichen Spitzel wesens, denn in der Praxis unterschied man genau so wie heute zwischen einer notwendigen Anzeige und ei- ner negativen "Denunziation". Je differenzier- ter eine Dorfgemeinschaft wurde und je öfter damit Konflikte auftraten, um so mehr wurde gerügt, wobei sich der Rügende nicht, wie spä- ter, wegen möglicher politischer Motive zu rechtfertigen hatte, denn in der Markgraf- schaft Baden wie anderswo kannte man einen fundamentalen Systemwechsel noch nicht. Jahrhundertwende Das trat erst Jahrzehnte später ein. Diedind Hüchtker berichtet in ihrem Forschungsbe- richt über "Das Räubergesindel und die Unru- hen in der Zeit der Französischen Revolution. Die Bedeutung von Anzeigen, Gerüchten und regelmäßigen Berichten für die Kommunika- tionspraxis der badischen Verwaltung am Ende des 18. JahrhundertS". 197 Ocr Roman von Goedles Schwager Christian Vulpi us über den Räuberhauptmann Rinaldini wurde ab 1779 ein Publ iku mserfolg. Am Oberrhein mehrten sich um diese Zeit Berichte über Räuberbanden, die wohl auf- grund von Hungerkrisen und Revolutions- kriegen entstanden waren. Die wachsende Pu- blizistik einer französischen Brigantenliteratur oder deutscher Räuberromantik sorgte für den Bekanntheitsgrad, und nicht zuletzt spielt Friedrich Schillers Jugendwerk in diesem Mi- lieu. Es waren z. T. kleine, kurzlebige Banden, die Überfälle auf Landstraßen unternahmen, aber auch größere wie die des bekannten Schinderhannes in den Rheinlanden, der schließlich 1803 hingerichtet wurde. Der Markgrafkonnte über dieses Banden- wesen nicht anders als über Anzeigen infor- miert werden, wobei das Gerücht eine große Rolle spielte, denn deren Allgemeinheit schütz- re einzelne Informanten vor Rachedrohungen der Räuber. Die Gerüchte wurden von den Ämtern noriert und weitergeleitet, damit man mit diesen Berichten seine Pflichterfüllung dokumentieren konnte, aber unbeachtet gelas- sen, wenn nichts Spekrakuläres auftrar. "Knapp und formal" wurden selbsr die vierteljährli- chen Berichre über die Bettelbekämpfung ge- halren. Auch hier musste sich 1769 ein Pfarrer beklagen, wie lax das Oberamt sich dabei ver- halte. Emigranten Unruhen ganz anderer Art zeichneten sich mit der Französischen Revolution ab, so "Missver- gnügungen" über Abgaberegelungen, Unzu- friedenheit über die Stationierung französi- scher konterrevolutionärer Truppen und das Wirken deutscher Jakobiner. Die badische Regierung reagierte verhalten, denn Markgraf Kar! Friedrich befürwortete als besorgrer Nachbar Frankreichs weder die Revolution noch schloss er sich Gegnern wie Preußen und Österreich an. Jedenfalls wurden in den Ober- ämtern einzelne Truppenteile stationiert, um Unruhen rasch erliegen zu lassen. Mit dem rapiden Einströmen der Emigranten schwol- len auch die Anzeigen an. Im Unterschied zu den Gerüchten über Räuberbanden waren diese Informationen präziser, und man be- kannte sich namentlich in Anzeigen über mögliche "Spione". Dabei zeigte sich in dieser "Sattelzeit" der Periode der "Umbrüche" Mehrfaches: zum einen die Abneigung gegen- über dem "fremden liederlichen Gesindel", ob Ausländer oder deutsche Vaganten, und man qualifizierte sich als "rechtschaffener Bürger" bei erhöhter Gefahrenwahrnehmung, nicht zuletzt in Sorge um das Eigentum. Zum ande- ren betonte der Anzeiger sein Vertrauen zur 198 Obrigkeit, die seine Denunziationen von der Verwaltungshierarchie auch entsprechend auf- nahm. um ihrerseits patriachalisches Vertrau- ensverhältnis zu betonen. Freilich gab es in der badischen Beamtenschaft nicht nur Revoluti- onsgegner, sondern auch Sympathisanten, die Revolutionäre nicht als "Gesindel" einstuften, andererseits gegen umherziehende Soldaten, vor allem Deserteure der französischen Revolutionsarmee, vorgehen mussten, die sich von Räuberbanden wenig unterschieden. Zuweilen nahmen Büger auf- grund von Anzeigen eine "Generalstreife" selbst in die Hand, um eine Gegend sicherer zu machen. So berichtete der Oberamtsmann Posselt von Pforzheim1793 dem Markgrafen: "Wir bemerken dahiebei, dass von der hiesi- gen Bürgerschaft, welche sich doch sonst nicht gerne zu dergleichen Streifen brauchen lassen, zu Bezeugung ihres guten Willens bei dieser Gelegenheit ein Drittel mehr als durch den Stadthauptmann aufgeboten worden, solche freiwillig mitgemacht." Die Zeiten waren un- ruhiger geworden. Viele trauten den Kontroll- instanzen nicht mehr den nötigen Eingriff zu, weil Rebellion und Vagantenturn sich zu ver- schmelzen schienen. Auf der Ebene des Adels zeigte sich der Karlsruher Hof sehr offen ge- genüber den emigrierten französischen 5tan- desgenossen. In den "Betrachtungen eines Ob- erbeamten am Rhein über französische Emig- ranten" von 1798 wurden aber "Fremde aus irgendeinem revolutionären Lande" mit Vaga- bunden gleichgestellt, weil sie die soziale Ord- nung störten. Ergebnisse Insgesamt blieben die Verwalrungssrrukturen der Markgrafschaft Baden ungebrochen. Die Berichre der Oberämter spiegeln ein klares Verhältnis der Kommunikationsformen zwi- schen Untertanen und Behörde. Gerade die anonymen Berichte ermöglichten oft ausge- dehnte Kontrollen kleinerer Gebiete, wo es Not tat. Die Anzeigen der berichrspflichtigen Funktionsträger wurden freilich nicht mehr als eine besondere Kooperation gewertet, weil sie alltäglich geworden waren und auch nicht immer beachtenswert. Man konnte sicher sein, dass die Bevölkerung "unabhängig da- von, ob und wann sie kooperierte, in die ob- rigkeitlichen Instanzen selbstverständlich ein- gebunden war." Spitzel, Denunzianten und Anzeiger sorgten aber dafür, dass entsprechen- de Berichte der einflussreichen Oberamtmän- ner erstellt werden konnten, aufgrund deren Ordnung geschaffen wurde und das Handeln der Verwaltung vor allem gesetzmäßig er- schien. Der Konflikt zwischen der Bürgerpflicht des Anzeigens und der Bürgertugend des Nichtanzeigens erhielt erst im 19. Jahrhundert neue politische Dimensionen. LEONHARD MÜLLER 199 Karlsruhe und earl Benz Kar! Friedrich Michael Vaillant - so der Ein- trag im Kirchenbuch - wurde am 25. Novem- ber 1844 als Sohn der Johanna Vaillant aus Landstuhl in Mühlburg geboren. In einem Ehevertrag vom 31. Oktober 1845. erkannte der in Pfaffenrodt geborene Lokomotivführer Johann Georg Benz ihn knapp ein Jahr später als seinen Sohn an. Da Carl Benz seinen Vor- namen später selbst mit "C" schrieb, hat sich diese Schreibweise heute weitgehend durchge- setzt. Ausbildung in KarIsruhe Bald zog die Familie Benz in die benachbarte Residenzstadt Carlsruhe, zunächst in die Stra- ße "vor dem RüppurrerTor", dann in die Kro- nenstraße. Nach dem Willen seiner Mutter, die nach dem frühen Tod des Vaters im Jahr 1846 als Folge einer Berufserktankung den Le- bensunterhalt der Famiiie verdienen musste, sollte Carl Benz Beamter werden und besuchte deshalb das Karlsruher Gymnasium. Dort wa- ren Physik und Chemie seine Lieblingsfächer. Darübet hinaus bewies er handwerkliches Ge- schick, fotografierte und eignete sich mecha- nische Kenntnisse an. Mit 17 Jahren besuch- te er das Polytechnikum mit dem Berufsziel Ingenieur. Über die wissenschaftliche Arbeit hinaus ließ er eine große Neigung zur prakti- schen Atbeit erkennen, die ihn oft an die Werkbank führte. Bei der traditionsreichen Maschinenbauge- sellschaft Karlsruhe in der Südweststadt fand er nach dem Studium die erste Anstellung. Die 1836 von Emil Keßler und Theodor Mar- tiensen gegründete Firma hatte im Januar 1843 die erste badische Lokomotive, die "Ba- denia" ausgeliefert. Als Carl Benz am 1. Au- gust 1864 seine Tätigkeit in der größten KarIs- ruher Fabrik begann, hieß diese seit 1852 schon Maschinenbaugesellschaft Karlsruhe. Nur ein Landeskredit hatte die in Konkurs gegangene Maschinenfabrik Keßler und Mar- tiensen gerettet, die als Aktiengesellschaft mit neuem Namen weitergefährt wurde. Hiet stand Benz von 1864 bis 1867 "als Arbeiter an Schraubstock und Drehbank" um noch ein- mal "ganz unten bei den Grundlagen anzufan- gen. (I Später erinnerte er sich: .. Der Dienst war hart, Sommer wie Winter von morgens 6 bis abends 7 Uhr, nur mit einer Stunde Mittags- pause. Hier lernte ich, wenn ich zwölf Stunden lang im Halbdunkel der damals noch mangel- haft beleuchteten Fabtiktäume gebohrt und ge- feilt hatte, dass Wort 'Lehrjahre sind keine Her- renjahre' von seiner strengsten Seite kennen." Mit dem Ende seiner Tätigkeit bei der Ma- schinenbaugesellschaft verließ Benz die Stadt. Werkstatt in Mannheim 1871 gründete er mit dem Mechaniker August Ritter die erste eigene mechanische Werkstätte "Karl Benz und August Ritter" in Mannheim, die er im folgenden Jahr allein übernahm. Die darauffolgenden Jahre schwerer wirtschaftli- cher Krisen, die als "Große Depression" in die Geschichte eingingen, brachten ihn an den Rand des Ruins. 1878 begann er mit der Ar- beit an einem Zweitakt-Gasmotor, der für den Konstrukteur der Beginn der industriellen Tä- tigkeit war, wenngleich er die 1882 mit Part- nern gegründete "Gasmotorenfabrik in Mann- heim" schon nach wenigen Monaten wieder verließ. 1883 gründete er, wiederum mit Part- nern, die offene Handelsgesellschaft "Benz und Cie., Rheinische Gasmotorenfabrik" . Mit 200 dem Benz-Patentwagen von 1886, einem Dreiradwagen, gelang ihm die Konstruktion, die ihn zu den bahnbrechenden Erfindern der Automobilrechnik gehören lässt. Ab 1893 rückte die Firma Benz an die Spirze der inter- nationalen Automobilindusrrie. 1899 waren insgesamt 2.000 Fahrzeuge ausgeliefert, da- runter mit Sicherheit auch schon nach Karls- ruhe. Wann das erste Benz-Automobil nach Karlsruhe geliefert worden ist, kann man mit Sicherheit aber nicht sagen. Es ist aber sehr wahrscheinlich, dass es ein am 17. Oktober 1895 ausgeliefertes "Velo" war. Im Daimler- Chrysler-Archiv in Sturrgart sind die ersten Seiten des Buches, in dem die ausgelieferten Benz·Automobile verzeichnet sind, nicht er- halten, so dass man nicht weiß, ob der dort unter der Nummer 245 aufgeführte Velo tat- sächlich auch der ersre nach Karlsruhe geliefer- te Benz ist. Die ersten "Velos" Als das "Velo" 1894 das erste Mal gebaut wur- de, war es der erste Kleinwagen der Welt, von dem man mehr als 1.200 Einheiten verkaufte. Dieses erste Serienautomobil der Welt wog 280 kg, hatte 1,5 PS bei einem Hubraum von 1045 ccm. Mit dem Erfolg des Mercedes- Modells der Firma Daimler in den Autoren- nen von Nizza im Frühjahr 1901 erlebte die Firma Benz, wie die gesamte Automobilindus- trie, einen schweren Einbruch. Dies und seine Abneigung gegen den allgemeinen Trend zur Geschwindigkeit führten 1903 zum Ausschei- den des Konstrukteurs aus seiner Firma, deren Aufsichtsrat er jedoch ab 1904 wieder ange- hörte. Er verlegte seinen Wohnsitz nach La- denburg am Neckar, wo er bald darauf wie- derum eine kleine Fabrik zur Herstellung von Kraftwagen und Motoren ins Leben rief. Eines der wichtigsten Ereignisse im Leben des Carl Benz war wohl die Fusion der Pionierfirmen earl Bcnz in jungen Jahren, vermutlich /loch in seiner Karlsruher Zeit. Daimler und Benz im Jahre 1926 zur Daim- ler-Benz AG. Durch den Zusammenschluss der Stammfirmen und ihrer zahlreichen Wer- ke und Verkaufsorganisationen gelang es, auch die folgenden schweren Wirtschaftskrisen zu überstehen. Am 4. April 1929 starb Carl Benz in Ladenburg. Carl Benz gelangen seine Erfin- dungen zwar nicht in Mühlburg oder Karlsru- he. Sein Name blieb und bleibt aber mir der Stadt verbunden, in der er geboren wurde. Anerkennung und Ehrungen Bis 1924, als er 80 Jahre alt wurde, gab es kei- ne nachweislichen offiziellen Kontakte der Stadt Karlsruhe zu Carl Benz. Am 27. Novem- 201 Eines der ersten, wenn nicht das erste nach Karlsruhe gelieferte ßenz-Auwmobil war ein solches "Velo". earl Benz und Familie im Fabrikhof der Firma Benz & Cie in Mannheim, 1894. Von links nach rechts Sohn Richard. die Töcluer Thilde und Ellen, Ca rl Benz, Toch[cr Clara, Sohn Eugen. ber gratulierte Oberbürgermeister Julius Fin- ter dem seit 1914 mit der Ehrendoktorwürde der Technischen Universität Karlsruhe geehr- ten Automobilpionier nachträglich zum 80. Geburtstag. "Ihre Vaterstadt freut sich mit Ih- nen, dass es Ihnen vergönnt war, das Werk Ihres Erfindergeistes zu so gewaltiger Größe und Bedeutung ausgereift zu sehen .... Die ba- dische Landeshauptstadt nennt sie mit Stolz Ihren Sohn". Damit war der Kontakt hergestellt, es folg- ten weitere jährliche Geburtstagsglückwün- sche. earl Benz bedankte sich am 4. Dezem- ber 1926 für die Glückwünsche der Stadt zu seinem 83. Geburtstag. "Wie sehr ich zeit- lebens mit allen Herzensfasern an jener Stadt hing, in der ich Kindheit und Jugend verleb- te, wo ich die Volksschule und das Gymnasi- um besuchte und in vierjahrigem Studium auf der Technischen Hochschule mir das Rüstzeug für mein späteres Schaffen holte - das alles habe ich in meinem Buche 'Lebensfahtt eines deutschen Erfinders' niedergelegt." Kurz dar- auf erhielt das Stadtarchiv ein Exemplar dieser Lebenserinnerungen. Den Vorschlag von Elisabem Trippmacher aus Ladenburg. earl Benz die Ehrenbürger- würde zu verleihen. griff die Stadt allerdings nichr auf. Sie benannte aber 1928 eine Straße nach ihm und veranlasste den mit der Ausma- 202 lung des Bürgersaals im Rathaus beauftragten Hans AdolfBühler, das Bildnis von Carl Benz dort zu integrieren. Nach dem Tod von Carl Benz erschienen in den Karlsruher Zeitungen zahlreiche Todes- anzeigen und Nachrufe, die alle betonten, dass mit ihm ein Sohn der Stadt gestorben sei. Die Stadt beschloss, eine Gedenktafel an dessen Geburtshaus anbringen zu lassen. Die nach dem Standort befragte Elisabeth Trippmacher teilte am 28. April 1929 aber mit, dass das Geburtshaus "nicht mehr zu ermitteln ist, da die Mutter des großen Mannes wiederholt nach dem Tode ihres Mannes umgezogen u. so erfuhr Dr. C. Benz nie, in welchem Hause sich seine Geburt vollzogen. Er äußerte mir gegen- über vor Jahren einmal scherzend, dass dieses Haus, in dem er geboren, wohl längst durch ein neues ersetzt worden sei - verbaut". Am 17. April 1933 ließ der Bürgerverein Mühl- burg eine Gedenktafel deshalb am alten Mühl- burger Rathaus anbringen. Heute vermutet man in Mühlburg, dass sich das Haus in der Marktstraße befunden haben könnte. Der Bericht des Karlsruher Tagblatts vom 18. April 1933 über die Anbringung der Tafel hob hervor, dass Mühlburg "die Geburtsstät- te eines Mannes" sei, "dessen Erfindung dem gesamten Verkehrswesen der Welt sein[enl Stempel aufdrückte und in völlig neue Bahnen brachte." Ende 1933 griff der Karlsruher Stadtrat auch den Vorschlag auf, ein Benz-Denkmal zu errichten. Es soll re aber in Verbindung mit einer für 1935 geplanten Autosternfahrt des Deutschen Automobilclubs (DDAC) und des Narionalsozialistischen Kraftfahrerkorps (NSKK) nach Karlsruhe im Jahr 1935 einge- weiht werden. Das von ürrmar Schrott-Vorse (Büste) und dem städtischen Hochbauamt (Sockel) gestaltete Denkmal wurde schließlich auch wie geplant am 23. Juni 1935 in Anwe- senheit von Bertha Benz eingeweiht. Im Zwei- ten Weltkrieg fiel die Bronzebüste den Metall- beschaffungsmaßnahmen zum Opfer und wurde eingeschmolzen. Nach Kriegsende dau- erte es noch bis 1956, dass das Benz-Denkmal wieder einen Kopfbekam. Der Bildhauer Carl Egler hatte den Auftrag bekommen, wobei er sich in einigen formalen Details der Physiog- nomie an das Original hielt. Das um 100 Merer nach Osten vor die neue Wirtschafts- oberschule am Ettlinger Tor versetzte Denk- mal wurde am 26. April 1958 offiziell von Oberbürgermeister Günther Klotz in Anwe- senheit zahlreicher Prominenz enthüllt. Im März 1963 entschied man, dass das Denkmal wegen der Bauarbeiten an der Kriegs- straße einen neuen Standort erhalten müsse und verlegte es an die Beiertheimer Allee, wo es bis heute steht. Zudem erinnern die 1971 in Mühlburg eingeweihte Carl-Benz-Halle und die 1973 ge- baute Carl-Benz-Schule in Wettersbach an den großen Automobilpionier. Am 6. Juni 1999 fand erstmals ein Autokorso "Tribut an Carl Benz" statt. Im Juni 2002 steht Carl Benz erneut im Mittelpunkt eines solchen Autokor- sos, sein Leben und Werk werden anlässlich des Karlsruher Stadtgeburtstages in einer Aus- stellung des Carl-Benz-Museums in Laden- burg, der Universität und des Stadtarchivs im Rathaus gezeigt. ERNST OTTO BRÄUNCHE 203 Der Botanische Garten in Karlsruhe Karlsruhe isr in der glücklichen Lage, im Zen- trum der Stadt ein Kleinod ganz besonderer Art zu besitzen. Das ist der Botanische Garten, ein von Gebäuden umgebener Freiraum, der mit seinen Gewächsen, Rasenflächen und Wasserbecken ein beliebter Aufenthaltsort für die Bürger geworden ist. Nicht immer ist man sich aber bewusst, dass diese Anlage mit seiner architektonischen Fassung als Kunstwerk von hohem europäischem Rang gesehen werden muss. Sie ist also nicht nur aus lokalpatrio- tischet'Wertschätzung ein wichtiger und erhal- tenswerter Stadtraum. Wir haben es hier mit einem fast intakten Ensemble der Spätroman- tik zu tun, in mehreren Plansrufen entworfen von dem badischen Architekten Heinrich Hübsch (1795-1863) und begonnen im Jahre 1837 mit dem Bau der Kunsthalle. Die Geschichte des Gartens Die Geschichte des Botanischen Gartens reicht zeitlich weiter zurück. Er entstand unter Mark- graf Karl Friedrich, als 1754 der Schlossvor- platz als Blumengarten aufgelöst und zum Empfangshof der Residenz umgestaltet wer- den sollte. Damit wandelte sich dieser zentrale Stadtraum zu einer Repräsentationsbühne des badischen Staates, auf der Ostseite gefasst von den Marstallgebäuden, im Westen durch drei Orangerien, hinter denen sich ein Küchengar- ten und der Holzplatz befanden. Dorthin ver- lagerte man nun die Blumenpracht, und da auch seltene Gewächse vor dem Winter ge- schütZ[ werden mussten, entstanden weitere Bauten, die aber insgesamt noch keinen Rah- men für den Freiraum ergaben. Großartige Entwürfe in spätbarocker Form sind uns von Jeremias Müller überliefert. Friedrich Wein- brenner schuf nach 1806 eine heute nicht mehr erhaltene Orangerie, einige Treibhäuser und vor allem ein Hoftheater, das sich an Stel- le des heutigen Bundesverfassungsgerichts be- fand. Dieser Bau, unscheinbar im Äußeren, doch wegen seiner Schönheit und vornehmen Farbigkeit im Inneren gerühmt, brannte leider 1847 bis auf die Grundmauern aus. Es war eine der größten Theaterkatastrophen des 19. Jahrhunderts bei der 62 Menschen den Tod fanden, da man durch nachträgliche Um- und Anbauten die Fluchtwege verstellt hatte. Vier Jahre später erhielt Heinrich Hübsch den Auftrag, an der gleichen Stelle ein größeres Theater zu errichten, so dass mit seiner Kunst- halle zunächst arn Rand des Botanischen Gar- tens ein Kulturforum entstand. Der Neubau wurde etwas aus der Flucht zurückgesetzt. So erhielt er seinen eigenen Vorhof, und zu bei- den Seiten standen immer noch die barocken Orangeriegebäude, von denen nur das mittlere durch die Brandkatas trophe zu Grunde gegan- gen war. Noch aber fehlte die architektonische Fassung des Botanischen Gartens. Sie entstand in den nachfolgenden Jahren zwischen 1853 und 1857. Als Kette unterschiedlich gestalte- ter Bauten hatte Heinrich Hübsch eine neue Orangerie, die .,warmen Häuser", den Torbo- gen und die große Exedra des "italienischen Gartens" eneworfen. Wie ein breit auseinan- dergezogener Bühnenprospekt sollten die Ge- bäude sich entfalten, jedes mit seiner eigenen Form und in spannungsvollem Kontrast ne- beneinandergesetzt durch ihre gestreckten oder höher aufragenden Konturen, mit mehr ge- schlossenen oder rransparenrcn Fassaden. So entstand in Zusammenarbeit mit der Hofgärtnerei ein Ensemble von ganz besonde- rem Reiz. Es ist eine Schöpfung der späten 204 Bmanischer Garten im zweiten Drittel des 19. Jahrhunderts. deutschen Romantik, von der wir die schöns- ten, aber zumeist unausgeführte Entwürfe ken- nen. Dazu gehört zum Beispiel das Schlosspro- jekt von Karl Friedrich Schinkel für die Akro- polis zu Athen, auch der Zaren palast Orianda oder die "Fürstenresidenz" als Musterbeispiel für sein Lehrbuch. Man könnte in diesem Zusammenhang noch die Museumsinsel von Berlin erwähnen. Die Schinkelschüler Fried- rich August Stiller und Heinrich Strack hatten dort ein Zentrum für Kunst und Wissenschaft geplant, durchsetzt mit Gartenanlagen und umflossen von der Spree. Aber auch davon wurde nur mit dem Neuen Museum und der Nationalgalerie ein Teil des Ganzen gebaut. Die Eisenbahn zerschnitt dann die Insel und fügte diesem spätromantischen Ensemble ei- nen schweren unreparablen Schaden zu. Der asymmetrische Charalkter Es blieb von diesen architektonischen Träu- men wenig erhalten. Wir können sie in den Plansammlungen bewundern und wissen, dass die politischen Ereignisse, die Revolution von 1848/49 die Menschen veränderte. Sie wur- den realistischer und waren nicht mehr bereit, in Architekturträume hohe Kosten zu investie- ren. Karlsruhe blieb eine Ausnahme und ist damit für die deutsche und europäischen Bau- geschichte eine überaus wertvolle Seltenheit. Hier wurde tatsächlich ein Ensemble in be- achtlicher Größe geschaffen, das Architektur und Gartenkunst miteinander vereint. Das Charakteristische an dieser spätromantischen Komposition ist die Asymmetrie. Sie ergab sich aus dem Prinzip, dass jeder Raum und jeder Baukörper nach seiner Funktion auch seine eigene unverwechselbare Gestalt erhalten müsse. Ein "Individualisieren" der einzelnen Gebäudeteile in einem größeren Komplex fin- den wir auch in den späten Entwürfen Schin- kels, wenn wir an die "Römischen Bäder" in Potsdam, seinen 5chlossenrwutf für Athen oder an die Fürstenresidenz denken. So sind in einem solchen Ensemble auch keine Haupt- 205 achsen vorhanden. Ganz unterschiedlich er- lebt man die Blickrichtungen und mit ihnen auch die Raumerlebnisse der Gärten. In Karlsruhe hatte Hübsch mit seiner Pla- nung zunächst eine sehr schwierige Situation zu bewältigen. Sie ergab sich aus dem Fächer- grundriss der Stadt. Das für den Botanischen Garten vorgesehene Gelände hatte die Form eines Dreiecks. dessen Spitze gegen den Schloss- turm als Mittelpunkt der Residenz gerichtet war. Dort verengte sich der Raum. so dass dem mit Architektur und Gartenkunst entgegenge- wirkt werden musste. Zunächst wollte man so weit wie möglich die Mauern der älteren Ge- wächshäuser verwenden. Dann aber zeigte es sich. dass durch den Theaterkomplex die ge- planten Neubauten zum Teil verschüttet wur- den . So entschloss man sich. die Bauflucht gegen Nordosten zu verschieben. wodurch nun aber die zum Schlossturm ziehende Allee als Fortsetzung der heutigen Bismarckstraße überbaut werden musste. Das aber genügte noch nicht. Hübsch bewältigte schließlich das Entwurfsproblem durch das ausschwingende Rund des "italienischen· Gartens". der gerade dort das Gelände erweitert. wo das Zusam- mendrängen der Begrenzungslinien kritisch wird. Die Dreieckspitze des Gartens ließ sich mit einem kleinen Wäldchen kaschieren. Es verschleiert damit den Schlossbau und öffnet sich zu den weiträumigen und lichten Rasen- flächen gegen Westen mit Blick aufTorbogen. Warmhaus und Orangerie. Reizvoll ist damit ein Kontras t ausgespielt. der den Garten. je nach welcher Richtung man ihn durchschreitet. in ganz unterschiedlichen Lichtstimmungen und Perspektiven erleben lässt. Der Kunstgriff besteht darin. dass durch das Wäldchen die Dreieckspitze gefüllt und die übrige Fläche als Trapez gesehen wird. Der italienkundige Hein- rich Hübsch wusste. wie die Barockarchitek- ren gerade diese Grundform zu nutzen ver- standen. So überträgt er den dort erkannten perspektivischen Kniff auf den Botanischen Garten. den man mit Blick zum Schloss länger und gestreckter. in umgekehrter Richtung aber breiter zu erfassen glaubt. Die Bepflanzung Wir wissen leider nicht. wer maßgeblich an der Bepflanzung beteiligt war. Aus den Akten ist zu entnehmen, dass Hübsch zunächst etwas andere Vorstellungen hatte als der Karlsruher Gartendirektor Held oder Hofgärtner Mayer. Der Schloss park war nach 1853 zum land- schaftsgarten umgestaltet worden. Die Barock- anlage mit Parterre- und Boskettzone hatte man beseitigt. damit auch die Regelmäßigkeit der Fächerachsen durch Busch- und Baum- gruppen kaschiert. um die Natur von den strengen Bindungen der Architektur zu befrei- en. Es ist damit eine Auflösung des "barocken Verbandes" erfolgt. die sich konsequent im Botanischen Garten fortsetzen sollte. Das be- deutete also gleichfalls für die Grünanlagen verschlungene Wege zu planen. malerisch ver- teilte Baumgruppen anzuordnen oder mar- kante Einzelgewächse in das Blickfeld der Ra- senflächen zu stellen. Durch Italien scheint sich aber Heinrich Hübsch an der manieristi- schen Gartenkunst begeistert zu haben. Dabei handelt es sich um mehr geordnete Anlagen. die von Mauern oder Bauten umgrenzt südli- che Pflanzen. zum Beispiel Orangen- und Zi- tronenbäume, Palmen oder seltene exotische Gewächse bergen. Durchdringt ein Besucher die architektonische Fassung. soll er den Be- reich wie ein kleines Wunderland erleben. das sich in seiner ganz besonderen. aber auch künstlichen Atmosphäre deutlich von der Umwelt unterscheidet. So ist nach seinen Vor- stellungen der Botanische Garten keine Fort- setzung von Schloss park oder Landschafts- park. Er hatte ein umschlossener Sonderbe- reich zu bleiben. der aber auch nicht allein der 206 botanische Sammelleidenschafr zu dienen hat- te. Es kam Hübsch hauptsächlich darauf an, dass "die vorzugsweise den Laien ansprechende Schönheit und Großartigkeit - also die mas- senhafte Anpflanzung des gleichmäßigen vor- herrschen" sollte. Schließlich kam es zu einem Kompromiss. Architekt und Hofgärrnerei müssen sich mit ihren unterschiedlichen Vor- stellungen geeinigt haben, so dass als Ergebnis der heutige Garten entstand. An seinen Ent- würfen sehen wir aber, dass Hübsch zumin- dest ein rundes Wasserbecken plante, das er dann auch durchserzen und ausführen konn- te. So kam es zu dem beliebten Karpfenteich, der in die Blickachse des Torbogens gestellt und gartenarchitekronisch ein Zentrum bil- den sollte, um die Anlage mit a11 ihren gewoll- ten Unregelmäßigkeiten dann doch zusam- menzuhalten. Die Fassung durch die Bauten aber ist al- lein das Werk von Heintich Hübsch. Er ent- warf sie in seinem geforderten Rundbogenstil. Mit seiner Schrift "in welchem Style sollen wir bauen", hatte schon 1828 der damals noch junge, unbekannte Feuerkopf schlagartig auf sich und seine Thesen aufmerksam gemacht, mit denen er sich von der klassizis tischen Ar- chirravarchitektur distanzierte und die An- wendung der Wölbtechnik verlangte. Es ist erstaunlich, wie sofort Karl Friedrich Schinkel in Berlin darauf reagierte. Bei seinem großen Packhofspeicher wandte er im darauffolgen- den Jahr konsequent den Rundbogen an, und als Hübsch 1829 das Karlsror schuf, entstand in der preußischen Residenz am Luisenplarz fast eine Kopie. Schinkel muss also mit großer Aufmetksamkeit das Baugeschehen in Karlsru- he beobachtet haben. Aber im umgekehrten Fall war es ebenso. Hübsch wurde auch durch Schinkel beein- flusst und übernahm von der Berliner Bauaka- demie den eleganten Segmentbogen für seine Trinkhalle in Baden-Baden und das Hofihea- ter in Karlsruhe. Es war ein Geben und Neh- men, ohne dass die Selbständigkeit einge- schränkt wurde. Durch seine Reisen hatte Hübsch sehr viel gesehen. Er kannte nicht nur Italien und Frankreich, sondern auch das da- mals schwer zu erreichende Griechenland und Konstantinopel mit seiner frühchristlich-by- zantinischen Baukunst. Er hatte sehr viel mehr gesehen und erlebt als Karl Friedrich Schinkel. Eine harmonische Einheit Doch verfolgten beide ähnliche Ziele, auch wenn Hübsch, durch seine Thesen festgelegt und deshalb konsequenter war. Der von ihm proklamierte Rundbogenstilließ sich durch- aus variieren, und allein der Botanische Gar- ten in Karlsruhe zeigt, welche Möglichkeiten er für die unterschiedliche Gestaltung der Ge- bäude bereithielt. Wie Schinkel oder Friedrich von Gärtner in München bemühte sich dabei auch Hübsch um eine polychrome Architek- tur. Aber die Farbigkeit der Fassaden sollte nicht durch einen Putzanstrich hergestellt werden. Es war das Ziel dieser spätromanti- schen Generation, das Baumarerial in seiner unterschiedlichen Tönung und Oberflächen- struktur zur Geltung zu bringen. Der Kunst- und Natursrein sollte sich in seiner besonderen Eigenheit zeigen. Um mehr Spielraum für die Fassadengestalrung zu gewinnen, versuchten Hübsch und Schinkel mit großem Engage- ment die Anwendung keramischer Bauelemen- te zu fördern. Terrakotten sollten den plas- tischen Schmuck ergeben und Formsteine die kosten- und zeitaufWendige Steinmetzarbeit erserzen. Ganz besonders faszinierte sie die Farbbeständigkeit der Backsteinarchitektur, die beide in Oberitalien kennengelernt hatten. Dabei ist interessant, wie Hübsch im Gegen- satz zu seinem Berliner Kollegen die äußere wetterabweisende Schicht auch als Verklei- dung darzustellen versucht, indem er sie wie 207 aufgespannte Teppichbahnen mit Borten de- koriert und runde Scheiben als Heftsymbole einfügt, die an der Orangeriefassade wie gro- ße Nagelköpfe wirken. Auch wechselt von Bau zu Bau die Wandstruktur. Am Torbogen ist die keramische Verkleidung durch eine Diagonal- schraffur wie ein Netz behandelt. Und in ab- gestimmten Farben sind die Kacheln oder Zie- gel mit Sandsteinelementen kombiniert. Sie ergeben zusammen die polychrome Fassung des Gartens, die ihn wie ein Juwel umschließt und seine südlich heitere und lebensfrohe At- mosphäre ganz entscheidend mitbestimmt. Architektur und Gartenkunst steigern sich ge- genseitig in ihrer Wirkung und sind im Ne- beneinander von Natur und Menschenwerk eine harmonische Einheit, die durch keinen Eingriff beschädigt werden darf. MANFRED KLiNKOIT Ein Historiker in der Landespolitik der Nachkriegszeit Franz Schnabel als Leiter der Kultus- und Unterrichtsabteilllng Nordbadens Als der 1936 von den Nationalsozialisten zwangspensionierte Geschichtsprofessor Franz Schnabel am 5. September 1945 die Leitung der Kultus- und Unterrichtsabteilung im Prä- sidium des Landesbezirks Baden übernahm, betrat er damit weitgehend berufliches Neu- land. Immerhin hatte Schnabel mit der Reor- ganisation der Volksschulen in der zunächst amerikanisch besetzten Pfalz im Mai und Juni schon erste Erfahrungen sammeln, letzdich aber kaum mehr als einen ersten Eindruck gewinnen können. Nun galt es nicht nur, das Elementar-, sondern das gesamte Schulwesen Nordbadens, dazu die Universität Heidelberg und die TH Karlsruhe wiederaufZubauen, und dies im Spannungsfeld der Besatzungspolitik einerseits, der Interessen von Eltern, Erziehern und der sich formierenden Landespolitik an- dererseits. Sein Werdegang Was bewog einen politisch unbelasteten Uni- versitätsprofessor wie Franz Schnabel, sich statt der Wiederaufnahme der Lehrtätigkeit dem NeuauEbau von Schule und Universität in einem von Enrnazifizierungs- und Umer- ziehungsvorgaben eng gesteckten Rahmen zu widmen? Warum nahm er eine solche glei- chermaßen schwierige wie unpopuläre Tätig- keit auf sich? Patriotische Gesinnung, Ver- pflichtung einem "nderetl, einem demokrati- schen Deutschland gegenüber führten im all- gemeinen jene an, die wie Schnabel nach Kriegsende für Aufgaben in der Zivilverwal- rung oder den Prüfungsausschüssen der Ent- nazifizierung rekrutiert wurden. Einen weite- ren Erklärungsansatz für sein eineinhalb Jah- re währendes Engagement in der Kultus- und Unterrichtsabteilung bieten seine Biografie wie der spezielle geschichtswissenschafdiche Ansatz Franz Schnabels. 1887 in Mannheim geboren, hatte er 1906 bis 1911 in Berlin und Heidelberg Geschichte und Philologie studiert, um später die Fächer Geschichte, Deutsch, Französisch und Latein zu unterrichten. Eine Probearbeit aus dem sich anschließenden Lehramtspraktikum "Inwieweit ist die Kultur- 208 geschichte im Geschichtsunterricht der Ober- klassen zu berücksichtigen?" ist im General- Iandesarchiv überliefere. übrigens jenem Ge- bäude in der Nördlichen Hildapromenade 2. in dem sich 1945 bis 1947 auch Schnabels Diensträume befanden. Gymnasialprofessor wurde er allerdings erst nach der Heimkehr aus dem Ersten Weltkrieg. zu nächst an der Karlsruher Lessing-. dann an der Goetheschu- le. 1920 erhielt er die ehrenvolle Aufforderung der Karlsruher Technischen Hochschule. sich zu habilitieren. zwei Jahre später ernannte ihn das Badische Kultus- und Unterrichtsministe- rium zum Professor für das Fach Geschichte. Schnabel war in zweierlei Hinsicht ein umypi- scher Vertreter seines Fachs: er lehrte an keiner Universität, sondern an einer Technischen Hochschule, und er vertrat einen von seinen Historikerkollegen sehr verschiedenen For- schungsansatz. Ungewöhnlich war also erstens sein Adressatenkreis: angehende Ingenieure und Techniker. dazu die interessierte Karlsru- her Öffentlichkeit. kaum jedoch der "klassi- sche" Geschichtsstudent. der eher in Heidel- berg studierte. Außergewöhnlich war aber auch sein methodischer Ansatz. der die Ge- schichte ganz allgemein als Kulturgeschichte fass te. statt sie auf die politische. die Geschich- te der Staaten und ihrer Beziehungen zu redu- zieren. Schnabels Geschichtsbild. Schnabels humanistische Ideale hatten unter den Natio- nalsozialisten keine Konjunktur. Sie nun wie- der auflängere Sicht zur Gtundlage von Unter- richt und Bildung machen zu können. mochte nun die Entscheidung des einstigen Gymnasi- allehrers für eine Mitwirkung am Wiederauf- bau von Schule und Bildungswesen entschei- dend beeinflusst haben. Entnazifizierung nach 1945 Als Landesdirektor für Kultus- und Umerricht hatte Franz Schnabel zunächst ei nmal die Franz Schnabel . 1887-1966. Wiederaufnahme des Elementarunterrichts in Nordbaden zu gewährleisten und zu diesem Zweck sowohl Räumlichkeiten. Mobiliar und Unterrichtsmaterialien als auch politisch un- belastetes Personal zur Verfügung zu stellen. "Wir haben [ ... ]". berichtete er in einem Vor- trag vor den nordbadischen Bürgermeistern. "den Grundsarz durchgeführt. dass kein Leh- rer. der jemals Parteimitglied gewesen ist. bei der Grundlegung der neuen Schule mitwirken kann. Mag sein Motiv. warum er beigetreten ist, gewesen sein, welches es wolle - mag er Gefallen gefunden haben an der Prahlerei und an der Plakatierung der Gewalt oder mag er nachgegeben haben aus Gedankenlosigkeit. aus Bequemlichkeit oder aus Streberei - das Vorbild. das er [ ... ] zu geben verpflichtet ist. 209 hat er gewiss nicht gegeben." Bereits im Mai und Juni 1945 hatte die damals noch franzö- sische Militärregierung sämtliche Lehrer sus- pendiert. die der NSDAP angehört oder an einer elsässischen Schule unterrichter hatten. Doch war angesichts des Ausmaßes der Amts- enthebungen eine Teilrevision dieser Entlas- sungen beschlossen worden. die zunächst auch von der nachfolgenden amerikanischen Mili- tärverwaltung getragen wurde. Mitte Oktober sah diese sich allerdings zu einer Verschärfung ihrer Entlassungspraxis veranlaßt. so dass etli- chen der seit dem 1. Oktober wiedereröffne- ten Volksschulen Nordbadens die erneute Schließung drohte. Allein im Landkreis Karls- ruhe waren 42 Lehrer von dieser Maßnahme betroffen. In kleinen Orten kam gar der Schul betrieb zum Erliegen. "Die angeordnete Entlassung". klagte Schnabel bei Landesbe- zirkspräsident Heinrich Köhler. "hat in den Kreisen der Betroffenen große Enttäuschung und Erbitterung hervorgerufen. Die Lehrkräf- te hatten nach ihrer Wiederzulassung zum Schuldienst neuen Lebensmut gefaßt und wußten sich und ihre Familien wieder in gesi- cherten Verhältnissen. Beglückt nahmen sie ihre Schularbeit auf. denn sie durften sich ja nun frei vom Druck der Nazigesetze und Nazi- aufsicht wieder als Lehrer in ihrer Erziehungs- arbeit so einsetzen, wie sie es aus der Zeit vor Hitler gewohnt waren." Problem der Hochschulen Nicht nur den Unterricht an Volksschulen. Februar 1946. Zeitweilig war nicht einmal der Standort Karlsruhe gesichert. und es sollte der vereinten Kräfte des Landesbezirkspräsidenten Köhler. des ersten Karlsruher Nachkriegsober- bürgermeisters Hermann Veir, sowie Franz Schnabels bedürfen. um eine Zusammenle- gung mit der TH Stuttgart oder der Universi- tät Heidelberg zu verhindern. Wie auch der Schul- mußte der Universi- tätsbetrieb mit einem durch Kriegsgefangen- schaft und Entnazifizierung dezimierten lehr- körper aufgenommen werden. Entlassen wa- ren etwa die Rektoren der NS-Zeit. Heinrich Wittmann und RudolfWeigel. entlassen wa- ren aber auch die "Dozentcnführer" der TH, der Physiker Alfons Bühl und der Direktor der chemisch-technischen Prüfungs- und Ver- suchsanstalt. Karl Theodor Nestle. der von der "Zwangsemeritierung" Schnabels profitiert hatte. Was für den Lehrerberuf galt. sollte auch auf Professoren zutreffen: Kein Parteimitglied. keiner. der in der "Zeit 1933 bis 1945 [ ... ] den deutschen Geist vor der ganzen Welt kompro- mittiert hat", sollte am Wiederaufbau der Universitäten mitwirken können. Kompro- mittiert waren Karlsruhe wie Heidelberg etwa durch solche Vertreter einer "deutschen" Phy- sik wie Alfons Bühl oder. prominenter. Philipp Lenard. doch fühlte sich die Rllperto Carola vor allem dadurch angegriffen. dass Franz Schnabel die Korruption des univetsitären Geistes an der Heidelberger Promotion des späteren Reichspropagandaministers Joseph Goebbels festmachte. den weiterführenden wie den Berufsschulen. Streit mit der Universität Heidelberg sondern auch den universitären Betrieb sollte und wollte Franz Schnabel wiederaufnehmen. Hatte die französische Militärverwaltung den Wiederbeginn der Lehrveranstaltungen bereits für den Oktober 1945 in Aussicht gestellt. so verzögerte sich der Anfang des Wintersemes- ters unter amerikanischer Ägide bis in den Walter Jellinek. der Heidelberger Nachkriegs- rektor. und der Philosoph Karl Jaspers warfen Schnabel in ihrer Entgegnung zumindest Ein- seitigkeit zugunsten der Karlsruher TH vor. Der Konflikt sollte eskalieren. als Schnabel 1947 den Rückzug aus der Landespolitik in 210 Das Gebäude des Generallandesarchivs, 1905 fertiggcstellt, um 1910. Im Zweiten Weltkrieg un'Lerstön, war im 4, Stock- bisher fur Dienstboten bestimmt - die Kultus- und Untcrrichtsabtdlung Nordbaden untergebracht. Forschung und Lehre betrieb. Einer Bewer- bung nach Heidelberg widersetzten sich nun die Philosophische Fakultät wie auch der Se- nat auf das heftigste. Die Heidelberger Profes- soren machten deutlich, dass ihnen der ge- schichtswissenschaftliche Ansatz Schnabels nicht passte, seine Methodik "unzeitgemäß" und sein Forschungsschwerpunkt von den "heute so entscheidend gewordenen Fragen der angelsächsischen Welt" zu weit entfernt sei. Schnabels Schüler mutmaßen zudem reli- giöse Vorbehalte gegenüber dem katholischen Historiker. Welcher der genannten Faktoren für das Votum der Fakultät nun ausschlagge- bend war, mag dahingestellt bleiben. Jedenfalls sah Schnabel nach den Querelen um seine 211 fehlgeschlagene Berufung keine Basis mehr für eine fruchtbare Zusammenarbeit mit der Hei- delberger Universität und legte die Leitung der Kultus- und Unterrichtsabteilung in der nord- badischen Landesbezirksverwaltung nieder, die er ohnehin länger geführt hatte ,,[ ... ] als gemeinhin solche politischen Ämter bei ein und derselben Person zu bleiben pflegen." Fortan woUce er sich ganz der wissenschaftli- chen Arbeit widmen. Nach München Zu jenem Zeitpunkt hatte Schnabel sich, be- ginnend mit einigen Gastvorlesungen und - vorträgen, längst einen neuen Wirkungskreis an der Universität München geschaffen. wo- hin er zum Wintersemester 1947/48 schließ- lich berufen wurde. "Ich habe nach langer Prü- fung aller Umstände mich entschlossen. nach München zu gehen". schrieb er Heinrich Köh- ler in seiner Bitte um Entlassung aus dem badi- schen Staatsdienst. "weil der Ruf dorthin schon seit zwei Jahren mehrfach und in besonders ehrenvoller Form sowohl durch die Fakultät wie durch alle drei Kultusminister. die bisher in Bayern amtiert haben [ ... ] an mich ergan- gen ist." Köhler bedauerte das Ausscheiden eines seiner engsten Mitarbeiter. der die Karls- ruher Studierenden wie die interessierte städ- tische Öffentlichkeit ein wenig mit seinem Weggang versöhnte. indem er zumindest im Wintersemester 1947/48 noch eine Gastvorle- sung zur "Europäischen Geschichte" hielt. Das Münchener Ordinariat sollte Schnabel bis 1962. vier Jahre vor seinem Tod 1966 innehaben. ANGELA BORGSTEDT Schule und NS-Diktatur Das Beispiel der Karlsrtther Humboldt-Schule Dem Thema "Schule und NS-Diktatur" wid- meten sich die Teilnehmer der Arbeitsgemein- schaft "Geschichte im Archiv" des Humboldt- Gymnasium Karlsruhe in den zurückliegenden drei Schuljahren. Der Gegenstand der Unter- suchung. die aufschlussreiche Einblicke und Entdeckungen gewährte. war die ehemalige Karlsruher Humboldt-Schule. Das General- landesarchiv. das Stadtarchiv Karlsruhe und das Archiv des Karlsruher Humboldt-Gymna- si ums lieferten mit ihren Beständen die Quel- lenbasis. Der Kontakt zu ehemaligen Schülern der Humboldt-Schule und weiteren Zeitzeugen brachte zusätzliche Erkenntnisse und gab Ant- worten auf Fragen. die sich aus dem Studium des Quellenmaterials ergaben. Zwei Schüler. Mitarbeiter der AG. stellen im Folgenden eine stark gekürzte Auswahl aus den insgesamt be- arbeiteten Themenkomplexen vor. RAI NER GUTJAHR Hitlerjugend (HJ) Als eines der zentralen Themen kristallisierte sich das Verhältnis zwischen HJ und Schule heraus. Bereits ab November 1933 lässt sich ein Lehrer als "Vertrauensmann" der HJ an der Humboldt-Schule nachweisen. Die Ver- trauensleute. so ein Rundschreiben des Minis- teriums des Kultus und Unterrichts vom 5. Mai 1934. sollten die Beziehungen zwischen Schule und Hitlerjugend pflegen und in allen Fragen eine Verständigung zwischen Schule und HJ garantieren. Die Schule selbst hatte keine "Befehlsgewalt" über die Schüler. die in der HJ Mitglieder waren. sie sollte vielmehr mit der HJ kooperieren um ein "gemeinsames Erziehungsziel" zu verwirklichen. Die HJ be- anspruchte beispielsweise zwar das Recht zu bestimmen. zu welchem Anlass ihre Mitglie- der in Uniform zu erscheinen hatten. jedoch sollte das Tragen einer Uniform an der Hum- boldt-Schule nur erlaubt sein. "wenn die Schulleitung dies wünsche". Neben dem Ver- trauensmann wirkten an der Humboldt-Schu- le auch noch je ein Lehrer als "Kolonialrefe- rent" der HJ und als Sportwart. Im Herbst 1935 verstärkte die HJ ihre Werbung an den Schulen und ließ im Zuge dieser Aktion Aufnahmeanträge an die Schü- 212 ler austeilen. Dieser Werbefeldzug erzielte gro- ße Erfolge in der Humboldt-Schule. Nach An- gaben der Schulleitung waren 97,4% der Schü- ler bis Schuljahresende 1935/36 einer Gliede- rung der NSDAP beigetreten. Die Hitlerjugend hatte auch einen nichr zu verachtenden Einfluss auf die Notengebung, wie das Beispiel eines Schülers zeigt. Ihm wur- de anstelle einer Fünf eine Vier in Englisch erteilt, "damit man ihm den Weg in die Prima nicht verbaue", wobei zur Rechtfertigung er- wähnt wurde, dass der aus Freiburg nach Karlsruhe wechselnde Schüler sich "auf einem sehr exponierten Posten seit Jahr und Tag für die HJ eingesetzt" habe. Ein weiteres Beispiel für die Einflussmöglichkeit der HJ liefert das Aufnahmegesuch eines auswärtigen 17-jähri- gen Schülers vom September 1938. Er hatte seine alte Schule wegen der Schwängerung seiner 15-jährigen Tanzstundenparrnerin ver- lassen müssen. Der Hinweis auf seine HJ-Kar- riere, er war Oberjungenschaftsführer, und das Engagement seiner Eltern in verschiedenen Gliederungen der NSDAP ermöglichten ihm die Aufnahme in die Humboldt-Schule. Die Mitglieder der HJ wurden durch zahl- reiche aullerschulische Veranstaltungen in An- spruch genommen, was zu erheblichen Schul- versäumnissen führte. Um die negativen Aus- wirkungen des HJ-Dienstes einigermaßen zu kompensieren, erließ der Reichs- und Preußi- sche Minister für Wissenschaft, Erziehung und Volksbildung bereits im Mai 1935 ein Dekret, welches die Oberprimaner vom Dienst in SA, SS, HJ oder JV freistellte. Verbindungen oder Vereine von Schülern, die mit der HJ in Konkurrenz standen, wur- den geächtet und schließlich ganz verboten. Dagegen gerichtete Verstöße konnten weitrei- chende Konsequenzen nach sich ziehen. 1937 wurde vor dem Karlsruher Jugendgericht der Fall eines Humboldt-Schülers verhandelt, dem in einer Anzeige durch den Bannführer des Professor Leopold Weil, Lehrer 3n der Humboldt-Schulc his Ende 1935; 1939 Emigration nach Palästina; 1952 in Karlsruhc verstorben. Hans Heim Läwcnthal . Schüler der Humboldt-Schule 1932- 1937; 1940 deportiert nach Gurs, vermutlich in Auschwitz ermorder. Karlsruher HJ-Bannes 109 vorgeworfen wur- de, an einer Veranstaltung der verbotenen Schülerverbindung "Primania" teilgenommen zu haben. Der Richter beliell es bei einer Ver- warnung des Schülers. Der Schulleiter der Humboldt-Schule nahm jedoch den Fall zum Anlass, das Ministerium des Kultus und Un- terrichts um eine grundsätzliche Stellungnah- me zur Thematik Schülerverbindungen, Aus- tritt bzw. Ausschluss aus der HJ zu bitten. In einem darauf folgenden Erlass des Ministeri- ums vom 26. Januar 1938 heißt es, "daß Schü- lerverbindungen neben der Staatsjugend keine 213 Daseinsberechtigung mehr" hätten. Wo Ver- bindungen noch bestünden, seien sie dadurch aufzulösen, "daß sämtlichen Schülern verbo- ten wird, in irgendeiner [ ... ) Form an einer solchen Verbindung teilzunehmen". Volksbund rur Deutschtum im Ausland (VOA) Der NS-Staat machte sich den VDA fur seine "völkische" Politik dienstbar. Auch an der Humboldt-Schule bestand eine VDA-Schul- gruppe, die sich in einer monatlichen "Volks- deutschen Stunde" mit dem ,,Auslands- deutschturn" und "volksdeutschen Fragen" oder auch mit dem Thema "Das Elsaß - Ein deutsches Land" befasste. An Vorbereitung und Durchfuhrung des vom VDA organisier- ten Karlsruher "Festes der deutschen Schule" im Oktober 1933 war die Humboldt-Schule aktiv beteiligt, was ihr einen ausdrücklichen Dank durch den VDA einbrachte. Von den weiteren Aktivitäten in Diensten des VDA seien erwähnt eine SamJ.1llung zugunsten der "deutschen Schulen im Ausland" sowie der Vertrieb eines "Sonderblaues" zur Unterstüt- zung eines Wahlkampfes im Memelland. Vereinnahmung zugunsten des NS-Staates Die der Schule im NS-Staat zugedachte Rolle lässt sich beispielhaft auch an den Themen zur Reifeprüfung 1940/41 ablesen. So war im Deutschaufsatz zu behandeln "Goetbes Faust als Spiegelbild des deutschen Wesens und Schicksals"; im Fach Erdkunde sollten die "wirtSchaftlichen und geopolitischen Möglich- keiten" untersucht wetden, die sich "aus den deutschen Siegen der Jahre 1939 und 1940" ergaben; die Chemie war vertreten mit dem Thema "Kohle, Kalk und Holz, die Waffen der Chemie im deutschen Entscheidungs- kampf'; in Mathematik lautete die Aufgabe: "Welche größte Höhe erreicht ein Geschoß, das mit einer Anfangsgeschwindigkeit von 650 ml sec. und einem Erhebungswinkel a = 12,5° abgefeuert wird? Welches ist das Maxi- mum der WurfWeite?" Diskriminierung jüdischer Schüler Die Diskriminierung der jüdischen Schüler begann schon kurz nach der Machtergreifung am 30. Januar 1933 mit Übergriffen durch nicht jüdische Mitschüler. Erstaunlicherweise wurde dieses Aufkeimen spontanen" Volks- zorns" zunächst offiziell verurteilt. Der Kul- tusminister qualifizierte am Tag vor dem Ju- denboykott am I. April 1933 in einem Rund- schreiben an alle "unterstellten Schulbehörden und Schulanstalten " diese ,,Angriffe auf wehr- lose Einzelne durch eine Überzahl" öffentlich als "feige". Dieses Verhalten sei wedet "christ- lich noch national". Er sprach sich damit nicht generell gegen eine Demütigung der Juden aus, schreibt er doch weiter, "die nationale Regierung" habe sich "die Bekämpfung des Judentums zur Aufgabe gemacht", doch dür- fe diese nur in "gutorganisierter und wohIdis- ziplinierter Weise" geschehen. Im "nationalen Aufbaukampf[sei) Disziplinhalten auch Pflicht eines jeden deutschen Jungen und jedes deut- schen Mädchens". Die staatlich organisierte Diskriminierung der jüdischen Schüler begann mit dem Gesetz gegen die Überfullung deutscher Schulen und Hochschulen vom 25. April 1933. Der Anteil jüdischer Schüler an einer Schule durfte den Gesamtanteil aller Juden an der Bevölkerung im Deutschen Reich von 1,5 % nicht über- steigen. Von da an mussten die Eltern, wenn sie ihre Kinder an den Schulen anmeldeten, einen Nachweis für ihre rein arische Abstammung bringen. Eine Aufnahme von nicht jüdischen Schülern, war nur dann möglich, wenn der 214 Vater einen Nachweis erbringen konnte, für das Deutsche Reich oder einen seiner Verbün- deten im Ersten Weltkrieg an der Front ge- kämpft zu haben. So legte zur Aufnahme sei- nes Sohnes Gerhard in die Humboldt-Schule der Kar/sruher Fabrikant Ernst Bernheimer einen Bericht über seinen militärischen Wer- degang, seine Kriegsteilnahme und seine Tap- ferkeitsauszeichnungen vor. Die jüdischen Kinder wurden jedoch nicht nur bei der Anmeldung benachteiligt, auch im Schulleben waren sie unterschiedlichen Dis- kriminierungsmaßnahmen ausgesetzt, wie sich dies auch für die Humboldt-Schule belegen lässt. Zahlreiche Veranstaltungen wie Theater- besuche, Faschingsumzüge etc. waten den Kin- dern der ,,Arier" vorbehalten. Die Maßnahmen führten zum gewünsch- ten Ergebnis. Während sich zu Beginn des NS-Regimes im Schuljahr 1932/33 noch 27 jüdische Schüler an der Humboldt-Schule be- fanden, waren es 1936/37 nur noch neun Schüler und 1938/39 galt die Schule als "ju- denfrei" , abgesehen von vier "Mischlingen ers- ten Grades". "Mischlingen" blieb nach bestan- denem Abitur unter Umständen der Zugang zum angestrebten Studium versagt. Als "wehr- unwürdig" mussten sie während des Krieges Zwangseinsätze bei der Organisation Todt ableisten, sofern sie nicht an einem als "kriegs- wichtig" eingestuften Arbeitsplatz eingesetzt waren. Der israelitische Religionsunterricht fiel ebenfalls den Gesetzen des NS-Regimes zum Opfer. 1936 wurde die jüdische Glaubenslehre auf grund der Nürnberger Rassegesetze und der "allgemeinen nationalsozialistischen Rechts- auslegung" an allen öffentlichen Schulen ver- boten. Die Lehrer verloren ihre Bezüge, Un- terrichtsräume wurden nicht mehr zur Verfü- gung gestellt, Religionsnoten durften nicht mehr in die Zeugnisse eingetragen werden. An der Humboldt-Schule wirkten zu diesem Zeit- punkt drei jüdische Religionslehrer: Oberkan- tor Simon Metzger, Siegfried Speyer und Her- bert Sax. Bei zweien ist das weitere Schicksal bekannt: Simon Metzger floh zusammen mit seiner Frau Marie am 8.9.1938 nach Luxem- burg, wo er eine neue Stelle als Kantor antrat. Es gelang den beiden, noch vor dem Ausbruch des Krieges, in die USA zu flüchten. Siegfried Speyer wurde in Auschwitz ermordet. Eine im Zug unserer Arbeit entstandene Liste der jüdischen Schüler der Humboldt- Schule wurde dem Stadtarchiv Kar/sruhe übergeben; sie dient dort als eine det Grund- lagen zu Erarbeitung des Gedenkbuches der im Dritten Reich ermordeten Karlsruher Juden. Die "Säuberung" der Schule von unerwünschten Lehrern Am 15. März 1933 wurde Direktot Rudolf Wilhe1m von seinem Posten als Direktor der Humboldt-Schule auf grund des Paragraphen 4 des Gesetzes zur Wiederherstellung des Be- rufsbeamtenturns suspendiert. Bereits die Be- rufung Wilhe1ms zum Direktor der Hum- boldt-Schule im Jahre 1932 war von einer Hetzkampagne im "Führer", dem Katlsruher NS-Organ, begleitet. Wilhelm war politisch aktiv in der SPD und im "Reichsbanner" und publizierte unter dem Pseudonym Ferdinand Madlinger im Katlsruher "Volksfreund" . Un- ter anderem erschien dort nach dem Umsturz von 1918 folgender Vierzeiler: Wir sind sie los, die stolzen Regimenter, Mir blinkt im Auge keine Wehmutszähre. Um ist die Zeit gefügig-stummer Heere, Hier wird der harte Friede Segensspender. "Der Führer" vom 19. März 1933 zitierte unter der Überschrift "Weitere Bonzenverhaf- tungen in Karlsruhe" diesen Vietzeiler und kommentierte wie folgt: "Diese niederträchti- ge Verhöhnung unseres Heeres, das mit bei- 215 spielloser Tapferkeit im Weltkrieg vier Jahre lang einer Welt von Feinden standhielt, war nach der Marxistischen Revolution im Karls- ruher 'Volksfreund' zu lesen. Der Verfasser ist der jetzt als Direktor der Humboldtschule in Karlsruhe beurlaubte sozialdemokratische Dissident RudolfWilhelm, der auch als The- aterkritiker des 'Volksfreund' jede Auffiihrung nationaler Bühnenwerke herunterriß. [ ... ] Daß ein derartiger Zeitgenosse als Jugend- erzieher und als Direktor einer höheren Lehr- anstalt schlechterdings unmöglich ist, bedarf wohl keines weiteren Beweises. Heute sind die traurigen Verse des beurlaubten Direktors Rudolf Wilhelm folgendermaßen umzuän- dern: Wir sind ihn los, der hat gesungen, der völlig bar der nationalen Ehre. Uns blinkt im Auge eine Freudenzähre. Gott schütz, vor solchen Lehrern unsere Jungen! [ ... ] Wir verlangen heute charaktervolle Direktoren [ ... ], die als deutschbewusste Män- ner mit gläubigem Optimismus der nationa- len Jugenderziehung die Wege weisen. Hierüber darf auch keine liebedienerische Konzilianz hinwegtäuschen, die doch nur pa- zifistische Pädagogik zur Waffe hat." Nach seiner Suspendierung gelang RudolfWilhelm zusammen mit seiner jüdischen Frau Thekla 1939 die Auswanderung nach Kolumbien, wo er 1970 in Bogota starb. Opfer des NS-Regimes wurde Alfred Kanzler, ebenfalls Lehrer an der Humboldt- Schule. Kanzler wurde im Juli 1944 zu siebenJah- ren Zuchthaus verurteilt. Schüler hatten seine regimekritischen Bemerkungen zum Anlass für eine Denunziation genommen. Er über- lebte seine Befreiung Anfang April 1945 durch amerikanische Soldaten nur um wenige Wo- chen. Alfred Kanzler starb 57-jährig am 24. Mai 1945 an den Folgen der Hafibedingungen. Schule und Wehrmacht Mit der Wiedereinführung der Wehrpflicht begann der Zugriff der Wehrmacht auf Lehrer und Schüler. So wurden einzelne Lehrkräfte der Humboldt-Schule wiederholt zu Wehrü- bungen eingezogen. Ab Kriegsbeginn wurden verschiedene Lehrer einberufen. In einem Fall bemühte sich der Minister für Kultus und Unterricht, einen zu einer Baukompanie ein- berufenen Lehramtsassessor wieder in den Schuldienst zurückzuholen. In seiner Begrün- dung gab das Ministerium an, der betreffende Lehrer sei bei einer freiwilligen Meldung zum Wehrdienst wegen Kurzsichtigkeit abgewiesen worden und somit "nicht neuzeitlich ausgebil- det". Im Übrigen sei die Erziehung der Jugend als "kriegswichtig" zu bezeichnen. Die Bitte hatte zur Folge, dass der Betreffende umge- hend vom Wehrdienst befreit wurde. Von Bedeutung für die Wehrmacht war vor allem auch der Zugriff auf die Schüler der Höheren Schulen, aus deren Reihen der Offi- ziersnachwuchs gewonnen wurde. Dieses Inte- resse schlug sich in zahlreichen Informations- veranstaltungen während der Unterrichtszeit nieder. Hinzu kamen weitere Werheveranstal- rungen des SD, der SS und der Sicherheitspo- lizei. Sie zeigten auch entsprechende Wirkun- gen: acht Schüler der Abschlussklasse bewar- ben sich z.B. im Juli 1940 bei der Luftwaffe als Offiziersanwärter. All dies hatte Auswirkungen auf die Qualität des Unterrichts, was auch durch eine Notiz von Direktor Hundt zur Reifeprüfung von Ostern 1941 bezeugt wird: "Die Prüfung war in mancher Hinsicht nicht befriedigend, da die Folgen der Unterrichts- einschränkungen, der Lehrerwechsel und die schon ganz auf den Eintritt in die Wehrmacht ausgerichreren Einstellung der Schüler deut- lich feststell bar war." Mit unserer Arbeit hofften wir zeigen zu können, wie die NS-Diktarur die Schule zu 216 einem Instrument ihrer Politik machte. In welchem Ausmaß Schüler wie Lehrer der Humboldt-Schule tatsächlich der NS-Ideolo- gie anhingen, ließ sich mit unseren Mitteln nur begrenzt ermitteln. Immerhin konnten die Opfer benannt werden, welche die NS- Diktatur unter Schülern und Lehrern der Humboldt-Schule forderte. An ihr Schicksal erinnert zu haben gibr unserer Arbeit, so hof- fen wir, ihren besonderen Sinn. SANDRA JUNG UND MANUEL WITTEK »'" damit unnötigen Sorgen und Mißerfolgen vorgebeugt werden kann im Interesse der Stadt und der menschlichen Gesellschaft ... " Zum 75-jährigen Bestehen der Psychologischen Beratungsstelle Karlsruhe fiir Eltern, Kinder undjugendliche Mit den eingangs zitierten richtungsweisen- den Worten appellierte die Erziehungsbera- tungsstelle des Stadt jugendamtes Karlsruhe in der Abendausgabe der "Badischen Presse" vom 11. Mai 1927 an "alle an der Erziehung unse- rer Jugendlichen interessierten Kreise, insbe- sondere Schule, Behörden und Wohlfahrtsver- bände, ... rechtzeitig die psychisch gefahrdeten Kinder der Beratungsstelle zuzuführen ... " Mit einem ausführlichen Zeitungsartikel stellt sich die Erziehungsberatungsstelle hier der Karlsru- her Bevölkerung vor. Öffentliche Hilfe in persönlichen Angele- genheiten in Anspruch zu nehmen, war auch in einem anderen Zusammenhang nicht ganz neu - war doch im April 1927 im Rathaus eine Eheschlichtungsstelle eingerichtet wor- den, die bereits im Herbst zunehmend aufge- sucht wurde. Die Gründung der Erziehungsberatungs- stelle Karlsruhe fügt sich in ein gesellschaftli- ches Klima ein, das für Themen der Psycholo- gie, Psychoanalyse und Pädagogik offen war. "Was ist Psychoanalyse?" "Zweiter Kongreß für Psychotherapie. Der gegenwärtige Stand der Psychoanalyse" .. "Moderne Kindererzie- hung. Die individual-psychologische Erzie- hungsmethode" . "Erziehung und Unterricht auf neuer Grundlage" oder "Gesunderhaltung der Kinderseele. Was der Nervenarzt sagt" : bei der Durchsicht der "Badischen Presse" des Jahres 1927 fallt eine dichte Berichterstattung zu Fragen der Psychologie, Psychoanalyse und Pädagogik auf. Zudem jährte sich 1927 der 100. Todestag des Pädagogen Heinrich Pesta- lozzi, der im Rahmen einer Reichserziehungs- woche des evangelischen Reichselternbundes auch in Karlsruhe mit Veranstaltungen der Lehrerbildungsanstalt und des evangelischen Kindergartenseminars gefeiert wurde. Im oben zitierten Zeitungsartikel vom 11. Mai 1927 informiert das Stadt jugendamt sei- ne Klientel umfassend und detailliert über die Leistungen der Erziehungsberatungsstelle: über ihre Unterbringung im Erdgeschoß des Rathauses, über ihre Öffnungszeiten und die unentgeltliche Beratung. Auf einer zweiten inhaltlichen Ebene informiert das Stadtju- 217 gendamt über die Arbeitsweise der Betatungs- stelle: zur Klärung der Sachlage wurden zu- nächst Vorerhebungen sowie psychologische Untersuchungen und Beobachtungen ange- stellt worauf die Beratung der Eltern erfolgte. Eingehende psychologische Untersuchungen mit anschließender ambulanter Beobachtung und Beschäfrigungsstunden mit heilpädagogi- scher Beratung und Aussprachen rundeten schließlich die Behandlung ab. "Bei aller Ver- feinerung der Methodik: seht viel hat sich bis heute nicht geändett, d. h. die drei Begtiffe Diagnostik, Beratung und Therapie bilden nach wie vor die drei Hauptsäulen der Erzie- hungsberatungsarbeit" urteilt der damalige Leiter Norbert Schmidt im Jahr 1985 in sei- nem "Geschichtlichen Rückblick über die Er- ziehungsberatungsstelle der Stadt Karlsruhe". Das Stadt jugendamt benennt zudem detail- liert die Kinder und Jugendlichen, für die es Beratung anbietet: psychisch auffällige, ent- wicklungsgehemmte und schwer erziehbare Kinder sowie in Entwicklungskrisen und Er- ziehungskonflikten stehende oder sittlich ge- fährdete Kinder und Jugendliche. Schließlich formuliert das Stadt jugendamt in seinem Zei- tungsartikel vom 11. Mai 1927 den Zweck der Erziehungsberatung: "durch rege Zusammen- arbeit und Verständigung mit den Schulbe- hörden, dem Schularzt, dem Arbeitsamt und den caritativen Organisationen soll zum Woh- le der Schutzbefohlenen gewirkt werden. Gleichzeitig sollen durch diese vorbeugende Fütsorge die Fälle drohender Verwahrlosung und notwendig wetdendet Fürsorgeerziehung möglichst eingeschränkt werden." Umsetzung des Jugendwohlfahrtsgesetzes Die Berarungstätigkeit des Stadt jugendamts in Erziehungsfragen begann bereits im Jahr 1922. Die Stadt Karlsruhe unternahm damit die ersten Schritte zur Umserzung des Jugend- wohlfahrtsgeserzes aus dem Jahr 1922, das am 1. April 1924 in Kraft trat. Mit der Einrich- tung einet Etziehungsberatungsstelle wird Paragraph 4 umgesetzt, der als eine Aufgabe des Jugendamts definiert: ,,Aufgabe des Ju- gendamts ist ferner, Einrichtungen und Veran- staltungen anzuregen, zu fördern und gege- benenfalls zu schaffen für 1. Beratung in An- gelegenheiten der Jugendlichen." Das Jugend- amt hatte für die Beratungstätigkeit in dem damaligen Direktor der Fürsorgeerziehungs- anstalt Flehingen, Professor Adalbert Gregor (1878-1971) eine renommierte Fachkraft ge- funden. In den "Badischen Anstaltsblättern" aus dem Jahr 1926 schildert Professor Gregor die Hintetgründe seiner Mitarbeit beim Stadt- jugendamt. "Die guten Erfahrungen, welche wir mit der im Frühjahr 1918 von mir und meiner Frau in Leipzig gegründeten Bera- tungsstelle gemacht haben, veranlaßten uns, dem Wunsche des Jugendamtes in Karlsruhe Folge zu leisten und auch hier seit 1922 heil- pädagogische Sprechstunden abzuhalten." Die heil pädagogischen Sprechstunden Pro- fessor Gregors fanden alle zwei bis drei Wo- chen in den Räumen der Stadtschularztstelle in der Kreuzstraße 15 starr, und in den kom- menden drei Jahren erwies es sich, dass die heilpädagogische Beratung zu erweitern und zu vertiefen war. Aus der Sprechstunde wird eine Behörde Am 17. Juli 1925 stellte der Beirat des Jugend- amts an Oberbürgermeister Julius Finter den Antrag, "die bisher betriebene Fürsorge für geis- tig zweifelhafte Kinder und Jugendliche aus- zubauen durch Einstellung einer auf dem Ge- biete der Heilpädagogik ausgebildeten Kraft". 218 Ihre Tätigkeit müßte nach Einschätzung des Beirats derart festgelegt werden ...... daß aber mindestens an 3 oder 4 Nachmittagen in der Woche in einem geeigneten Raum oder Gar- ten Spiel- und Beschäftigungs-Nachmittage für geistig anormale Kinder von ihr abgehalten und etwa notwendige Rücksprachen zwischen ihr. der Schule und den Eltern im Einverneh- men mit ihrer vorgesetzten Dienststelle vorge- nommen werden." Der Beirat hielt es außerdem für zweckmä- ßig. diese Kraft der StadtschularztsteIle anzu- gliedern, und ein Zusammenwirken mit Pro- fessor Gregor und dem Jugendamt sollte si- chergestellt sein. Die gewünschte Kraft wurde in der Fürsor- gerin beim Jugendamt. Frieda Ott (1887- 1972) gefunden. Die Sozialbeamtin und Wohl- fahrtspflegerin Ott war bereits am 1. August 1925 beim Städtischen Jugendamt eingestellt worden. Während eines fünf-monatigen Vo- lontariats beim Provinzialinstirut für Psycho- logie in Halle und einer dreimonatigen Assis- tentinnen-Tätigkeit am Psychologischen Ins- titut der Technischen Hochschule Stuttgart hatte sie sich .. psychotechnische Kenntnisse" angeeignet. wie aus ihrer im Stadtarchiv Karls- ruhe archivierten Personalakte hervorgeht. Zu- nehmend wurde Frieda Ott in der nun so be- zeichneten .. Beratungsstelle fur schwer erzieh- bare Kinder" eingesetzt und war im Juni 1927 schließlich vollbeschäftigt dort tätig. Aus den bisherigen Sprechstunden war eine städtische Behörde geworden. Bis 1945 wurde die Erzie- hungsberatungsstelle Karlsruhe von der Für- sorgerin Ott geleitet. Parallel zu seinen Tätig- keiten als Direktor der Fürsorgeanstalt Flehin- gen. als Medizinalreferent beim Justizministe- rium in Karlsruhe sowie als Gefängnisarzt in Karlsruhe und Bruchsal wirkte der Psychiater Professor Adalbert Gregor weiterhin als Mitar- beiter und Gutachter an der Karlsruher Erzie- hungsberatungssteIle mit. Neugründung nach dem Zweiten Weltkrieg .. Bei der gegenwärtigen Not der körperlich und geistig geschädigten Jugendlichen und in Anbetracht der Tatsache. daß viele Eltern hilf- los den Problemen der körperlichen und geis- tigen Schädigungen ihrer Kinder gegenüber- stehen. erscheint es angebracht. die heilpäda- gogisehen Beratungsstellen bei den Stadtju- gendämtern wieder einzurichten." Mit dieser Stellungnahme unternahm das landesjugend- amt Baden im Dezember 1946 die ersten Schritte zur Wiedererrichtung der heilpädago- gischen Beratungsstelle beim Stadt jugendamt Karlsruhe. Die Lektüre der Karlsruher Stadt- chronik vermittelt eine Vorstellung davon. welcher Not die Karlsruher Kinder und Ju- gendlichen in der Nachkriegszeit ausgesetzt Karlsruher Buben im Jugendhort. 219 waren. Überbelegte Wohnungen ohne indivi- duellen Rückzugsbereich, ein extrem harter Winter 1946/47 und drastischer Nahrungs- mangel kennzeichneten die ersten Nachkriegs- jahre. Den Wiederaufbau der Karlsruher Er- ziehungsberarungsstelle betrieb das Landes- jugendamt nun in zügigen Schritten. Nach Rücksprache mit der Karlsruher Ärztin und Psychotherapeutin Dr. Marie Sulzer, die bereit war, ab sofort die Leitung der Karlsruher heil- pädagogischen Beratungsstelle zu überneh- men, erging am 14. April 1947 die Aufforde- rung an das Stadt jugendamt, die Einrichtung der heilpädagogischen Beratungsstelle in Karls- ruhe nunmehr durchzuführen. Am 13. Juni 1947 war es dann so weit: die Städtische Wohl- fahrrsverwalrung gab im ,,Amtsblatt der Stadt Karlsruhe" die Wiedererrichrung der Erzie- hungsberarungsstelle im Städtischen Schü- lerhort Sofiensrraße 43 bekannt, wo künftig am 2. und 4. Mittwoch jeden Monats von 10- 12 Uhr Sprechstunden abgehalten wurden. Ein Zeitungsartikel der "Badischen Neues- ten Nachrichten" dokumentiert, daß die Er- ziehungsberatungsstelle Karlsruhe auch Ab- endveranstaltungen durchführte. Unter der Überschrift "Haben deutsche Eltern so wenig Interesse?" berichtet die "BNN" am 18. No- vember 1952 von einer gur besuchten Vor- trags- und Diskussionsveranstalrung im Ame- rikahaus, bei der die Heilpädagogin Christa Rauhur den von ihr geleiteten heilpädagogi- schen Spielkreis vorstellte und von ihren Er- fahrungen mit Spieltherapie in Amerika be- richtete. Ausbau und Aufbau Die Erziehungsberatungsstelle der Stadt Karls- ruhe wurde von 1947 bis 1968 von der Ärztin und Psychotherapeutin Dr. Marie Sulzer (1901-1995) geleitet. Auch die frühere Für- sorgeinspektorin Frieda 0" arbeitete bis 1952 an der Karlsruher Stelle wieder mit. Dr. Marie Sulzer führte anstelle der bisher praktizierten bewußtseinspsychologischen Methode die Be- ratungsarbeit auf tiefen psychologischer Grund- lage ein. Zudem baute sie die Karlsruher Bera- tungsstelle im Sinne der "Child Guidance Clinic" (Teamarbeit) aus. Zusätzlich zu ihrer Tätigkeit in Karlsruhe hielt sie an zwei Nach- mittagen pro Monat auch Berarungsstunden im Stadtamt Durlach. Die große Akzeptanz und Anerkennung für Marie Sulzer innerhalb der Fachwelt kommt durch ihre Wahl zur ers- ten Vorsitzenden der Landesarbeitsgemein- schaft Baden-Württemberg für Erziehungsbe- ratung im Jahr 1965 und zum Vorstandsmit- glied der Bundeskonferenz zum Ausdruck. Seit Einrichtung der ersten Psychologen- stelle im Jahr 1952, die mit dem Psychologen und späteren Leiter Dr. Ernst EU besetzt wur- de, hat sich die ErziehungsberatungssteUe so- wohl in ihren Aufgaben als auch personell und räumlich kontinuierlich erweitert. 1967 zog die Beratungsstelle vom Rathaus West in das Gebäude Werderstraße 63 um und erweirerte 1968 ihre Wirkungsmäglichkeiten mit der Einrichtung einer psychagogischen Abteilung im ehemaligen Schülerhort auf der Nordseite des Sybelheims. 1984 erfolgte ein ern eurer Umzug in den renovierten Südflügel des Städ- tischen Kinderheims in der Sybelsrraße 13. Im Jubiläumsjahr 2002 nimmt die "Psychologi- sche Beratungsstelle für Eltern, Kinder und Jugendliche", wie sie seit 1988 heißt, mit dem ehemaligen städtischen Wasserwerksgebäude Gartenstraße 53 sogar ein eigenes Gebäude in Besirz. Mit der Gründung des Psychosozialen Dienstes im Jahr 1974, der seither zur Psycho- logischen Beratungsstelle gehärt, dehnte sie ihr Diensdeistungsangebot auf Familien aus, die vom Städtischen Jugendamt und vom So- zialen Dienst betreut werden und die Erzie- hungsberatung bis dahin nicht in Anspruch 220 genommen hatten. Psychologische Stellung- nahmen bei der Planung von Heimunterbrin- gungen und die Prüfung von ambulanten Al- ternativen wurden zu einer weiteren Haupt- aufgabe des Psychosozialen Dienstes. Von 1973 bis 1990 bildete außerdem die städtische Jugend- und Drogenberatungsstelle eine Ab- teilung der Karlsruher Erziehungsberatungs- steIle. Heute ist der Psychologischen Bera- tungsstelle auch die 1990 gegründete Fachbe- ratungsstelle bei sexueller Gewalt an Kindern und Jugendlichen ,,AllerleiRauh" fachlich und organisatorisch angegliedert. In den letzten Jahren hat sich eine regelmä- ßige offene Sprechstunde in den Räumen der Beratungsstelle etabliert, aber auch Sprech- stunden in Schulen oder Kindergärten, Grup- penangebote und Gesprächskreise in den Stadtteilen sollen ratsuchenden Eltern und auch Kindern und Jugendlichen unkompli- zierte Zugangsstelle zur Psychologischen Bera- tungsstelle eröffnen und zur Kontaktaufnahme mit den Beratern und Beraterinnen ermutigen. Seit 1988 "Psychologische Beratungsstelle rur Eltern, Kinder und Jugendliche" Die 1988 erfolgte Umbenennung in "Psycho- logische Beratungsstelle für Eltern, Kinder und Jugendliche" ist der Erziehungsberatungs- stelle nicht leichtgefallen, wie sie in ihrem "Jahresbericht 1988" schreibt, denn " ... hat doch die Karlsruher Erziehungsberatungsstelle eine nunmehr 62-jährige Geschichte und ei- nen sehr guten Ruf in der Bevölkerung." Als letzte der badischen Erziehungsberatungsstel- len nahm Karlsruhe 1988 die Umbenennung vor. "Letztendlich konnten und wollten wir uns aber dem allgemeinen Trend nicht ver- schließen", begründet die Erziehungsbera- tungsstelle im Jahresbericht 1988 ihren Schritt, und in einem "BNN"-Artikel vom 5. Januar 1988 erläutert der damalige Leiter Oe. Norbert Schmidt einen weiteren Zusam- menhang: "der neue Name ... ist eigentlich nicht mehr als eine Anpassung an die Realität, denn es geht bei uns längst nicht mehr nur um Erziehung und Beratung, sondern verstärkt auch um Beziehungsprobleme.'.' Im Jubiläumsjahr 2002 arbeiten bei der Psychologischen Beratungsstelle für Eltern, Kinder und Jugendliche neben Verwaltungs- kräften 16 Psychologinnen und Psychologen, drei Sozialpädagoginnen und drei Heilpäda- goginnen auf 14,5 Planstellen. In jüngster Zeit ist auch ein dringendes Anliegen des früheren Amtsleiters und Psychologen Dr. Ernst Eil verwirklicht worden: die Dezentralisierung und Regionalisierung der Beratungsstelle. Be- reits 1971 hatte Dr. Eil als mittelfristige Auf- gabe der Erziehungsberatungsstelle formuliert: "in den nächsten Jahren sollten in den größten Stadtteilen Außenstellen der Erziehungsbera- tung eingerichtet werden. Unsere Arbeit soll- te mehr als bis jetzt dort geleistet werden, wo die Menschen wohnen". Im Jahr 1996 wurde mit der Bildung der drei Beratungsstellen Ost, Mitte und West, die analog den Bezirken des Sozialen Dienstes zuständig sind, die Psycho- logische Beratungsstelle dezentralisiert und regionalisiert. Diese Regionalisierung trägt da- zu bei, die Leistungen der Psychologischen Be- ratungsstelle besser auf die Erfordernisse vor Ort einstellen zu können und enger mit ande- ren Einrichtungen der Stadtteile zu koope- rieren. Sie versteht sich nicht nur als Einrich- tung, die notwendige Hilfe im Einzelfall leis- tet, sondern als eine soziale Dienstleistungs- einrichtung. Mit dem Bezug des Gebäudes Gartenstraße 53 im September 2002 findet eine räumliche Zentralisierung der drei Bera- tungsteams Ost, West und Mitte statt, die re- gionale Zuordnung zu den Karlsruher Stadt- teilen bleibt aber weiterhin bestehen. ANGELIKA SAUER 221 Stadtplanung in Karlsruhe im 19. Jahrhundert: Der Bauplan von 1857 Der "Bauplan der Haupt- und Residenzstadt Karlsruhe" von 1857 ist der erste behördlich genehmigte Stadterweiterungsplan von Karls- ruhe. Kurioserweise ist dieser keine grafische Darstellung. sondern ein schriftliches Doku- ment als Verordnungstext der Großherzogli- chen Regierung des Mirrelrheinkreises. Der Text enthält auch keinen Hinweis auf eine grafische Beilage. Auch führten die Recher- chen zu keinem Fund. obwohl nach EHREN- BERG ein Plan gezeichnet worden sein soll. Die Entstehung des Bauplanes gestaltete sich langwierig und mühevoll. Die "innere Erwei- terung" der Stadt östlich der heutigen Rein- hold-Frank-Straße war dabei unstrirrig. im Gegensatz zu der südlich der Kriegsstraße. Pläne und Bedenken Seit den zwanziger Jahren des 19. Jahrhun- derts. dem endgültigen Ausklingen der abso- lutistischen Stadtplanung. stellte sich für die Verantwortlichen in Karlsruhe die Frage einer Stadterweiterung über die Grenzen der Stadt des 18. Jahrhunderts. Der Schlossbezirk im Norden. die nördliche Bebauung der Stepha- nienstraße. der von Nord nach Süd verlaufen- de Abschnitt der Kriegsstraße (südlicher Teil der heutigen Reinhold-Frank-Straßel. die Kriegsstraße bis zum Rüppurrer Tor und der Landgraben bis zum Durlacher Tor bildeten die Grenzen der Stadt. An die 23.000 Einwoh- ner lebten in über 1.250 Häusern. Innerhalb dieser Fläche gab es noch zahlreiche unbebau- te beziehungsweise nicht erschlossene Grund- stücke. Ende der dreißiger Jahre zählte man 35 freie Baugrundstücke und 468 Häuser. die aufzustocken gewesen wären. Neben den großen Gartenanlagen der Markgräfin Amalie. des Markgrafen Ludwig. der Gräfin Hochberg und des Langenstein- sehen Gartens war im Südwesten noch eine große Fläche mit privaten Gärten. Dieses Are- al war in Plänen von Friedrich Weinbrenner bereits als Stadterweiterungsgebiet vorgesehen. Zwischen Karlsrraße. Kriegsstraße. Landgra- ben und heutiger Reinhold-Frank-Straße lag ein Flächenpotenzial von über zwölf Hektar. Die Bebauung reichte von der Amaiienstraße bis zur heutigen Sophienstraße und von Osten bis zur Hirschstraße. die bis zur Sophiensrraße bereits beidseitig bebaut war. An der Amalien- straße selbst waren die Häuserzeilen bis zum Mühlburger Tor annähernd geschlossen. Große Nach&age Die ausdrückliche Verhinderung einer großen Stadterweiterung - sie war südlich des Ettlin- ger Tores von Friedrich Wein brenner konzi- piert worden - beruhte unter anderem auf der Befürchtung der Regierung. dass das Bauge- schehen innerhalb der Stadt stagnieren könn- te. viele Baulücken weiterhin unbebaur blie- ben und die älteren niedrigen Gebäude in der damaligen Langen Straße (heurige Kaiserstra- ßel nicht aufgestockt beziehungsweise durch Modellhaustypen ersetzt würden. 1811 wurde deshalb eine Verordnung mit dem Inhalt erlassen. dass alle Hauptrepararu- ren in den alten Häusern verboten wurden. 1827 erfolgte die erneute Bekanntgabe. die noch 1843 Bestandteil der damals erlassenen Bauordnung wurde. Anfang 1816 lehnte der Großherzog Weinbrenners letzte Variante der "Vergrößerung der Stadt" ab. Weinbrenner 222 selbst genehmigte nur provisorisch beantragte Bauvorhaben südlich des Ettlinger Tores, um keine eventuellen Hindernisse gegenüber sei- nem Plan entstehen zu lassen. Die Nachfrage nach Bauerlaubnis außer- halb des eigentlichen Baubezirkes, der heutigen Innenstadt, muss stark gewesen sein, da das Po- lizeiarnt 1833 dazu eine Stellungnahme abgab und dabei die Festlegung der Baugrenzen für die Stadt verlangte. Für das Bauen von Wohn- häusern empfahl die Behörde enge Grenzen. Die 1835 erlassene Verordnung untersagte im Allgemeinen Gebäude außerhalb des Stadt- baubezirkes . ..Ausnahmsweise wird die Auffüh- rung von Gebäuden gestattet: a) zur Errichrung von Fabriken oder andern Gewerbsanlagen, wovon die einen oder die andern einen großen Raum erfordern; b) zum Behuf der Betreibung solcher Gewerbe, die, wenn sie innerhalb der Stadt errichtet würden, eine Unannehmlichkeit für das Publikum verursachen, oder für die Vorübergehenden oder Nachbarn gefährlich sein könnten, c) als Garten und Landhäuser ... " Im Bereich der heutigen Südstadt standen einzelne Gebäude wie das Landesgestüt, eine Bleichanstalt, die militärische Waschanstalr. 1840 gab es aber auch bereits eine Reihe von Wohnhäusern, die wahrscheinlich offiziell als "Landhäuser" galten. Neue Grenzen Die Erweiterung der Stadt nach Südwesten innerhalb der Kriegsscraße war bereits im ers- ten Stadterweiterungsplan von Friedrich Weinbrenner aus dem Jahre 1802 als eine selbstverständliche Ergänzung des Stadtgrund- risses zu sehen. Die Fesdegung der Akzisen- grenze endang der Kriegsstraße vom Karlstor bis zum Etdinger Tor war eine logische Fort- führung der bisherigen Stadtgrenze. Diese Zollgrenze war für die städtischen Finanzen von Bedeutung, da an den Stadtto- ren ab 1820 eine Verbrauchssteuer unter ande- rem auf Mehl, Wein, Holz und Immobilien er- hoben wurde. Ab 1837 rückte der "Mühlbur- ger-Tor-Stadtteil" wieder ins Blickfeld der Ver- anrwortlichen. Das Polizeiamt beantragte die Genehmigung der Bebauung für die freie Flä- che und die Herstellung der Aharnauer inner- halb von drei Jahren vom Etdinger Tor zum Mühlburger Tor. Von jetzt an begannen die kommunal politischen Querelen, die nachweis- lich zehn Jahre andauerten. Hatte das Polizei- arnt eine abschnittsweise Planung und Geneh- migung angeregt, so verlangten einige Ge- meinderatsmitglieder die Erstellung des Ge- sarntplanes für den Stadtteil vor der Genehmi- gung einzelner "Quadrate". Weinbrenners Pla- nUßrerlagen waren nicht aufgefunden worden, was das Polizeiarnt zweifeln ließ, ob überhaupt jemals eine Planung angefertigt worden war. Aus dem Gemeinderat kam dann der An- trag auf Aussetzung des Projektes, solange die Lage des Bahnhofs noch nicht entschieden sei. 1840 stellte ein Grundstückseigentümer an der Kriegsstraße ein Baugesuch, das wieder zu Aktivitäten führte. Unter anderem beschäftigt sich die Baukommission des Gemeinderates mit Fragen der Stadterweiterung: Ist eine Er- weiterung der Stadt notwendig? Wo kann und soll solche geschehen? Die erste Frage wurde bejaht, die zweite dahin gehend beanrwortet, dass innerhalb der Stadt Möglichkeiten bestünden wie die Be- bauung der neuen Zähringerstraße und des Langensteinsehen Gartens. Auch sollte der begonnene Stadtteil zwischen Mühlburger Tor und Ludwigstor, also nördlich der Stephanien- straße, wegen seiner "höchsten und gesündes- ten Lage" fertig gestellt werden. Die Vergröße- rung der Stadt südlich der heutigen Kriegsstra- ße sollte nicht weiterverfolgt werden, da der Bahnhof nahe an der alten Stadt liegen solle, größere Verbindungen daher fehlten. Auch betrügen die Kosten einige Hundertausend. 223 Plan Karlsruhes von 1817 mit der Stadrerweirerung westl ich der Karlstra~. Der bereits zitierte Ehrenberg widmete dem Thema in seiner Arbeit viel Aufinerksam- keie. Ihm lagen noch die Quellen in Form von Archivalien vor, was heute durch Verluste - spätestens während des Zweiten Weltkrieges- nicht mehr der Fall ist. Dadurch stützt sich die Schilderung zu einem großen Teil auf diese Sekundärquelle. So berichtet er auch von einem 1843 für die Regierung vetfassten Gutachten des Ober- baudirektors Hübsch, Residenzbaumeisters Schwarz und Stadtbaumeisters Küntzle "Über die definitive Begrenzung von Karlsruhe und die Art, wie die dermalen noch unbebauten Flächen innerhalb der Grenzen überbaut wer- den sollen". Die Stadtgrenze wurde dabei festgelegt mit der heutigen Moltkesrraße, Reinhold-Frank- Straße, Kriegsstraße und die östliche Mauer des alren Friedhofs an der heutigen Ostend- straße. Die Augärten sollten nur der Errich- tung von Landhäusern vorbehalten bleiben. Durch die Verbteiterung der vorhandenen Gar- tenwege in Ost-West-Richtung - jetzt Schüt- zen- und Luisenstraße -, die Anlage einer Al- lee hinter dem Bahnhof (Bahnhofstraße, heute Baumeisterstraße) und einer Nord-Süd-Straße in Fortsetzung der Gebäudeachse der Maschi- nen- und Wagenwerkstätten entstünden viet Areale. Det Planentwurf füt alle Stadtetweite- rungsgebiete von 1847 gibt diese Beschreibung wieder. Die halbkreisförmige Straßenerweite- 224 " , .. ·······1 ,. ... ,' •. , .. of • •• V ; ~ ... .... .A. ......... ~';r..- ....... -r".,- l..*.. ._ .. .... ~ .. .--. 1: _ . "--,. , ... -'-- .. _ .... .. _~.---.. _,..,. .... ...-.- ... -_ .. --. . :]1~::~~~. Plan Karlsruhes von 1847 mit den projektierrcil Stadterweiterungen nach Süden und Westen, rung in der projektierten Bahnhofstraße als Platz zu Beginn der Nord-Süd-Erschließung dürfte der wahrscheinlich letzte stadtbau- künstlerische Akzent in einer Planung für Karlsruhe in den nächsten Jahrzehnten bleiben. Politische Dispute 1846 erreichte die öffentliche Diskussion über die künftige Erweiterung Karlsruhes ihren Höhepunkt mit dem Bekannrwerden der Pla- nungsabsichten in Richtung Westen, also für den Mühlburger-Tor-Bezirk. Die damalige Presse, insbesondere der "Karlsruher Beobach- ter", ließ die unterschiedlichen Meinungen zu Wort kommen. Zwischen dem 2. April 1846 mit der Ankündigung über den Entwurf des neuen Stadtbauplans bis 30. Juli desselben Jahres sind in 14 Ausgaben des "Karlsruher Beobachters" Beiträge zur Stadterweiterung abgedruckt, Die Mehrzahl der Artikel und Zuschriften enthielten die Forderung, mit dem Ausbau eines Bahnhofsviertels zu beginnen, Als Begründungen wurden genannt die Norwendigkeit von Wohnungen für Arbeiter der Bahnhofswerkstätten und Fabriken und von Flächen für Gewerbe und Handel. Ge- genmeinungen hoben die Gefahren in einer Vorstadt wegen erhöhter Kriminalität und das Problem der Erhebung des Octrois, der Ver- brauchssteuer, hervor. Die Akteure "Grund- stückseigentümer" führten die Auseinander- 225 setzung über die Presse. Jede Gruppe vertrat ihre Interessen, je nach Lage des Eigentums. Diese Positionen entsprachen auch den unter- schiedlichen politischen Einstellungen. Die politischen Umwälzungen in dieser Zeit wirk- ten auch auf die kommunale Ebene. Tenden- zen des Liberalismus wurden erkennbar durch die Kräfteverschiebung im Stadtrat zu Guns- ten der "Männer des Fortschrittes". Bei der Wahl von 1846 erreichten die Vertreter des Handwerkerstandes mit 53 Prozent die Mehr- heit gegenüber den konservativen Kräften aus dem Kaufmanns- und Bankierstand. Weech spricht in seiner Stadtgeschichte 50 Jahre spä- ter von den "in den Anschauungen der alten Zeit lebenden Gemeindevertretern", denen wegen deren "ultrakonservativen Tendenzen" eine Stadterweiterung als unerhörtes und geradezu leichtfertiges Wagnis erschien. Das große öffentliche Interesse an der Stadtbaufra- ge lässt sich auch noch durch den inserierten Verkauf des Planentwurfs (Stand I. Januar 1847), verlegt von der Müllersehen Hofbuch- handlung, belegen. DerErtrag kam sozialen Einrichtungen zu Gute. Die Entscheidung im wichtigsten kommunalen Gremium. dem gro- ßen Bürgerausschuss, fiel am 5. Juli bezie- hungsweise 12. August 1847 zu Gunsten aller beantragter Distrikte, aber mit unterschiedli- chen Bebauungsmöglichkeiten. Die Bauer- laubnis für das Mühlburger-Tor-Areal erfolg- te mit der Bedingung, dass eine Stadteinfriedi- gung vorerst nicht erfolge oder von den Eigen- tümern zu finanzieren sei. Leopold- (früher Schlachthaus-) und Hirschstraße sollten dabei bis zur Kriegsstraße verlängert werden. Das zwischen der zu verlängernden Karlstraße und Ettlinger Tor, südlich der Kriegsstraße bis zur Keßlersehen Maschinenfabrik liegende Gelän- de (bis zur heutigen Hermann-Billing-Straße) solle als "Vorstadt" überbaut werden dürfen. Hier hatte der Vertreter der Fortschrittlichen und kurzzeitige Oberbürgermeister August Klose Grundstücke im Eigentum. "Vorstadt" bedeutete, wie im erst 1857 endgültig geneh- migten Stadtbauplan deutlich erkennbar ist, Bebauung mit Fabriken, gewerblichen Anla- gen, Gärrnereien und Landhäusern. Ebenso erlangte der erste Abschnitt der Augärten den Status einer Vorstadt. In Abwandlung des Plan entwurfs vom Januar 1847 sollten anstatt einer zwei von Norden nach Süden laufende Straßen der Erschließung dienen (heutige Wilhelm- und Marienstraße). Die Bauerlaub- nis in allen drei Distrikten war aber an Bedin- gungen geknüpft. An die Stadt konnten keine Ansprüche auf die Erschließung gerichtet wer- den. Die dafür notwendigen Flächen waren aber unentgeltlich an die Stadt abzutreten. Des Weiteren sollten alle Bauwilligen den Ansprüchen an die Stadt entsagen, was die öffentliche Erschließung betraf. Was ist Karlsruhes Profil? Der Inhalt und Verlauf der beiden Sitzungen des großen Bürgerausschusses sind durch die stenografischen Aufzeichnungen in der Zei- tung "Karlsruher Beobachter" wiedergegeben. Damit liegt hier ein Dokument vor, das aus mehreren Gründen für die Nachwelt von Be- deutung ist: I. die damals aktuellen Hauptfragen und unterschiedlichen Standpunkte in der Kom- munalpolitik liegen aurhentisch vor, was bei der ansonsten schlechten Verfügbarkeit von Primärquellen von Bedeutung ist; 2. die Redebeiträge verschiedener Aus- schussmitglieder zeigen deutlich die Verbin- dung der eigenen Sache mit der der künftigen Stadtentwicklung; 3. in der Stadterweiterungspolitik wurden entweder Gefahren für die Immobilien der be- stehenden Stadt oder mehr "Gerechtigkeit und Freiheit" durch das vermehrte Bodenan- gebot gesehen; 226 4. Fragen des Städtebaues beziehungsweise des Stadtbildes wurden in keiner Weise berührt: 5. die Behandlung dieses, insgesamt über drei Stunden dauernden Tagesordnungspunk- tes in diesen Sitzungen zeigt ein ungemein starkes Engagement an der damaligen Frage der Stadtplanung, wie es in einem kommuna- len EntScheidungsgremium in Karlsruhe wahr- scheinlich bislang einzigartig ist. Das Polizeiamt kritisierte diese Beschlüsse und verlangte eine Umarbeitung. Die zwei Jahrzehnte lang geführte Diskussion über die Notwendigkeit einer Stadterweiterung und die Hauptfunktion Karlsruhes als Stadt droht nochmals auszubrechen. "Der Bürgerausschuß folgt dem Prinzip, die Verhältnisse sich natür- lich entwickeln zu lassen und ferner der Idee, daß die industrielle Richtung nach der Eisen- bahn gehe. Was ist nun das vorherrschende Interesse von Karlsruhe? Karlsruhe ist kein Industrieort und wird es bei seiner ungünsti- gen Lage nie werden. Es ist entstanden durch die Idee eines Fürsten, hier seinen Hofbalt zu nehmen ... Karlsruhe ist sonach vorzugsweise eine Hofstadt ... Als Residenz muß Karlsruhe trachten, die vielen unansehnlichen Bauten im Stadtbezirk zu beseitigen und elegante Bauten in seinen Umgebungen zu erhalten. Statt der eleganten Bauten verlangen diese (die Be- schlüsse, Anm. d. Verf.) gewöhnliche Vorsräd- te, statt die Bauten außerhalb zu beschränken, lassen sie solche ungehindert zu und garantie- ren dadurch das fernere Bestehen der alten Baracken in der Stadt. Die Stadt wird zu aus- gedehnt, zu teuer und die Gebäude und Bau- plätze der Stadt verlieren offenbar an Wert." Ehrenberg berichtet, dass der Plan im Dezem- ber 1848 - die politischen Umwälzungen der Revolutionsjahre verlangsamten wahrschein- lich das Verwaltungshandeln - vom Ministe- rium genehmigt worden sei. Gewisse Zweifel sind hier angebracht, da erst acht Jahre später der Plan, mit Datum vom 13. März 1857 ver- sehen, arn 31. August des selben Jahres öffent- lich bekannt gemacht wurde. Neue Areale Das Mühlburger-Tor-Areal war als nahe lie- gende "innere Sradrcrweiterung" unsrrittig. Die Flächen südlich der Kriegssrraße bezie- hungsweise des Bahnhofes lagen nicht in dem nun exakt definierten Baubezirk, letztendlich der Stadt des frühen 19. Jahrhunderts. Es gal- ten hier die "Vorschriften für die Aufführun- gen von Gebäuden in der Umgebung der Stadt". Die darin als zulässig definierten Nur- zungen entSprechen praktisch denen des Erlas- ses von 1835: Fabriken, störende Gewerbean- lagen, Gärtnereien, Gartenhäuser, Landhäuser und Gebäude für eine größere Landwirtschaft. Hier zeigt sich keine veränderte Einstel- lung nach 20 Jahren, es blieb die Fiktion der geschlossenen Stadt. D ennoch lassen die Aus- führungen über die Erschließung - 60 und 40 Fuß (18 bzw. zwölf Meter) breite Straßenquer- schnitte für die West-Ost-Straßen in den Au- gärten - auf eine Vorbereitung für städtisches Bauen schließen. Auch die geplanten Fortfüh- rungen der Schlachrhaus- (heute: Leopoldstra- ße und Karlsrraße über die Kriegsstraße hinaus und die Fesclegung einer südlichen Parallel- straße zur Kriegsstraße sind als Indizien dafür zu werten. Das alles deutet auf einen Kompro- miss hin zwischen den Akteuren mit deren unterschiedlichen Interessen. Die Bestimmun- gen lassen auf Prioritäten für die Realisierung schließen: zuerst das südwestliche Areal inner- halb des Baubezirkes, dann die Flächen südlich der Kriegsstraße und letztendlich die Augär- ten, die heutige Südstadt. 1858 liegen schon die Baufluchtenpläne für alle drei Bezirke vor. Wie die Diskussionen über die neuen Bau- flächen gezeigt haben, erhielten spätestens ab diesem Zeitpunkt das Bodeneigentum und seine Verwertung, sowohl auf der öffentlichen 227 als auch auf privater Seite eine maßgebliche Bedeutung für die weitere Entwicklung der Stadt. Bis zu Beginn des 19. Jahrhunderts ver- suchte die Regierung durch den Verkauf staat- lichen Grundeigentums zu niedrigen Preisen und zeitweilige Korrekturen von zu hohen Schätzpreisen die Spekulation und Überteue- rung zu unterbinden. Ab 1825 fand der Staat selbst Gefallen am Grundstücksgeschäft, als die Preise für Flächen im Nordwesten nahezu verdoppelt wurden. Ein Jahr später wurden Grundstücke in der Zähringerstraße verstei- gert und der Zuschlag erst erteilt, als nach ei- ner zweiten Versteigerung ein erhöhter Preis erreicht werden konnte. Der Staat, im 18. Jahrhundert noch Lenker im Sinne der landes- fürstlichen Stadtplanung, gab diese Rolle lang- sam auf. Die Akteure auf der Gemeindeebene - Stadt- räte, Grundstückseigentümer, Wirtschaftstrei- bende - übernahmen die Geschicke der Stadt. Dabei wurde Karlsruhe immer weniger als geschlossenes bauliches Gebilde gesehen. Die Eisenbahn, die Vorbotin der Industrialisierung, fungierte als Auslöserin der ersten Stadterwei- terung Karlsruhes außerhalb der alten Grenzen. HARALD RINGLER Eberhard Gothein 1853 -1923 "Kümmern Sie sich nur gar nicht um die an- deren Herrn, lesen Sie, was ihnen gut scheint, aber fesseln Sie die jungen Leute, das ist alles, was wir wollen.'( So anMortctc der badische Kultusminister Nokk auf die Frage des neuen Professors an der Technischen Hochschule Karlsruhe 1885, ob er seinen Schwerpunkt mehr auf die Kulturgeschichte oder die Nati- onalökonomie legen sollte. Eberhard Gothein war froh, bei seinen ersten Lehrstuhl an der Technischen Hochschule Karlsruhe berufen worden zu sein, in die liberale Atmosphäre Badens, einem Land, dem er noch in vielfa- cher Weise dienen sollte. Auf dem Weg zum Kulturhistoriker Am 29. Oktober 1853 wurde Eberhard Go- thein als Sohn eines Arztes im schlesischen Neumarkt geboren. Früh verlor er seine Eltern und absolvierte bei einem Onkel in Breslau seine Gymnasialzeit. Mit dem Studium be- gann er an der dortigen Universität, die da- mals in hoher Blüte stand. 1874 wechselte er nach Heidelberg, wo er auf hervorragende Historiker und Nationalökonomen stieß. Pro- moviert hatte er 1877 mit der Arbeit "Der gemeine Pfennig auf dem Reichstag zu Worms". Der Weg zum Gelehrten ebnete sich rasch ein Jahr später mit einer Habilitationsar- beit über "Politische und religiöse Volksbewe- gung vor der Reformation". Jetzt begannen seine Wanderjahre, und mit einem preußi- schen Stipendium zog es ihn in den Süden Italiens, wo er Material zu seinem Buch über "Die Kulturentwicklung Süditaliens" sam- melte. Der künftige Kulturhistoriker sah in seiner Habilitationsschrift eine Ergänzung der Arbei- ten des Nestors Leopold Ranke, den er sehr verehrte. Dessen Schüler meinten hingegen, Kritik herauszuhören, und so trug dies dazu bei, ihm Rufe auf einen Lehrstuhl für Ge- schichte zu versagen. 228 "Wirtschaftsgeschichte des Schwarzwaldes" Er ließ sich 1883 an die Universität Straßburg umhabilitieren und nahm mit Baden Konrakr auf. Hier harre sich kürzlich die Badische His- torische Kommission gebildet, die Gothein 1883 mit einer Untersuchung der wirtschaft- lichen und sozialen Geschichte des Schwarz- waldes beauftragte. Das war ein Thema, das ihn ganz erfüllte, denn schon für seine Kultur- geschichte Süditaliens harre er Landschaft und Städte durchwandert auf der Suche nach loka- len Quellen. Er wurde bald ein Kenner des Schwarzwaldes wie keiner zuvor. Ursprünglich von der Kommission nur als Studie geplant, wuchs der erste Band zur Geschichte einer gesamtwirtschaftlichen Entwicklung dieser Region und der sie umgebenden Landschaf- ten. Mit dieser Städte- und Gewerbegeschich- te kommen für Gothein "die wichtigsten schwebenden Fragen zur Behandlung", und mit den Reichsstädten der Ortenau wollte er auch noch "die Wechselwirkung des städti- schen und bäuerlichen Lebens am genauesten erkennen lassen". Im Karlsruher Generallan- desarchiv harre er "ungeheure Stoffrnassen" zu bewältigen, dazu aber auch die Stadtarchive in Donaueschingen, Freiburg, Villingen und Kon- stanz besucht, nicht immer bei großer Bereit- schaft der Institutionsträger. Ziel war, sowohl die Entstehung der mittelalterlichen Stadt- und Zunftverfassung als auch die Entwicklung der kapitalistischen Wirtschaftsform zu verfol- gen. In den stattlichen Band von zirka 900 Sei- ten wurde mit einer Einleitung eingeführt, die mit 60 Seiten schon fast eine eigene Publika- tion darstellt. Mehrfach stützt er sich dabei auf Einzelarbeiten, aber auch auf eigene Aufsätze zu wirrschaftsgeschichdichen Themen, die als Vorbereitung für das große Werk dienren. Wie in Italien übte Gothein das aus, was wir heure als "oral history" bezeichnen. "Nach meinem alten Brauch rede ich viel mit Arbei- tern und Bauern, wandre ein Stück mit ihnen und lasse mir erzählen. Das ist auch ein Stück Arbeit und nicht die schlechteste." In Karlsru- he isst er in "einer Bierkneipe, um die Leute, die denen in meiner Arbeit enrsprechen, ken- nen zu lernen". Gothein verfügte nicht nur über eine flüs- sige Formulierungskunst, er war auch ein sehr kommunikativer Mensch und alles andere als ein Stubengelehrter. Erstaunlich, wie er, der sich "von Problem zu Problem jagen" ließ, Arbeiten zu verschiedenen Themen gleichzei- tig bewältigte. Der Verein für Reformationsge- schichte trug ihm nämlich die Bitte an, eine Schrift über Ignatius von Loyola und den Je- . suirenorclen zu verfassen, "da Sie einer der wenigen Historiker sind, die auch darzustellen wissen", so hieß es in der Anfrage. Es wurde ein Thema, das ihn in drei Versionen ein Le~ ben lang beschäftigte. Lehrstuhl in Karlsruhe Da er mit seiner Habilitationsschrift, "die un- ter dem Begreifen der Geschichte aus Wurzeln der sozialen, wirtschaftlichen und religiösen Kräfte" stand, einem später selbstverständli- chen Gesichtspunkt, sich die Aussicht auf eine Berufung in Preußen verschüttet hatte, war der Ruf 1885 an die Technische Hochschule Karlsruhe um so erlösender. Mitglieder der Zunft wie der ehemalige Karlsruher Historiker Hermann Baumgarten begrüßten es, dass er von der Historie "endlich" zur Nationalöko- nomie gewechselt habe, was Gothein für eine Zumutung hielt. All diese Umstände bewirk- ten, dass der "Schwarzwald" erst 1892 er- schien, als Gothein bereits einen Ruf nach Bonn erhalten harre. Die fünf Karlsruher Jahre waren für den nun jung Verheirateten eine glückliche Zeit. Man genoss das bedeutende Theater unter 229 Felix Mottl, verkehrte im illustren Kreis des Gymnasialdirektors Gustav Wendt, mit dessen Enkel Wilhe1m Furtwängler der ältere Sohn spielte, trafHeyse, Brahms und andere Künst- ler. Im Kontakt mit Naturwissenschaftlern und Ingenieuren entschloss sich Gothein zu der Schrift "Die Aufgaben der Kulturgeschich- te", der einzig polemischen. Er wendet sich hier gegen die These, dass nur das Verhältnis der Menschen zum Staat das "eigentliche Ar- beitsgebiet der Geschichte" sein könne. Bei aller Achtung vor der politischen Historie sei sie nur ein Teil der Kulturgeschichte. So ver- langte er von der "politischen Geschichte", "dass sie sich ihr unterordne, "denn die Entste- hung der Kulturgeschichte ist eine notwendi- ge Folge der Entwicklung des modernen Geis- tes". Ein temperamentvolles Thesenpapier mit jenen hohen Zielsetzungen, die später als Kul- tursoziologie einen Niederschlag fand. Damals kritisierte die Rankeschule - zuweilen nicht zu Unrecht -, dass die Detailarbeit bei den zur Polyhistorie gezwungenen Wissenschaftlern vernachlässigt werde, ja dass Diletrantismus am Werk sei und Spekulationen, gar einen Dogmatismus im Erfinden von Entwicklungs- gesetzen zeitige. Das traf bei ' Gothein alles nicht zu; jedenfalls hat die Wirksamkeit, der Ideenreichtum jener "Kulturhistoriker" von Schmoller bis Sombart, von Max Weber zu Huntington bis heute Diskussionen ausgelöst, auf die die sicher verdienstvolle antiquarische Geschichtsschreibung oft verzichten muss. Nationalökonom in Bonn 1890 erhielt Gornein einen Ruf an die Univer- sität Bonn, wo neben einem Lehrauftrag für Kulturgeschichte sein Hauptamt in der Nati- onalökonomie lag. Bald wandte er seine wiss- sensehaftlichen Arbeiten dem Rheinland zu, schloss Kontakte mit Industriellen, deren Fa- briken er mit seinen Studenten besuchte, war ein häufig gesuchter Redner, der in seiner "In- teressenmannigfaltigkeit" über ganz unter- schiedliche Themen vor großem Publikum zu sprechen wusste. frei vortragend. immer belas- tungsfähig, so dass die Kölner Karnevalisten reimten: "Tritt einmal Not ein/so holt man den Gothein". Hier entstand sein nächstes großes Werk "Die Wirtschafts- und Verfassungs geschichte der Stadt Köln im ersten Jahrhundert unter preußischer Herrschaft", von vielen Fachkol- legen als Muster einer Stadtgeschichte gelobt. Für Köln hat er sich darüber hinaus durch die Gründung einer Handelshochschule nach dem Beispiel der Pariser "EcoIe des Hautes Etudes Commerciales" verdient gemacht. Da- bei war nicht nur organisatorische Tatkraft, sondern auch diplomatisches Geschick in der von partei politischen Klüften gekennzeichne- ten Kommune gefordert und persönlicher Ein- satz verlangt, vor etwa 500 Kaufleuten mit Vorlesungen zusätzlich zum Hauptamt zu be- gInnen. Die Heidelberger Zeit 1904 folgte er einem Ruf nach Heidelberg. Zwar riss er sich schweren Herzens vom Rhein- land los, das er von seinen vielen Exkursionen wie kein Zweiter kannte, doch war er als De- kan mit seinem Widerstand gegen eine stärke- . re Bürokratisierung der Hochschulen beim preußischen Kultusministerium in Misskredit geraten. So lockte nun das liberale Baden, wo man ihn "als den besten Kenner des Landes" herzlich begrüßte - bei deutlich besserem Jah- resgehalt. Man schätzte auch sein Organisati- onstalent, und so wurde in enger Zusammen- arbeit mit der Stadt Mannheim die Grundla- ge für die 1907 eröffnete Handelshochschule nach Kölner Muster gelegt. Mit seiner natio- nalökonomisehen Lehr- und Forschertätigkeit von der Wirtschaftsgeschichte über ökonomi- 230 sehe Theorie bis zu handelspolitischen Ab- handlungen war diese Zeit der größten Breite seines Schaffens gewidmet. Und im Kontakt mit Max und Alfred Weber gewann für ihn die Soziologie zunehmend an Bedeutung. Zu seinem fünfZehnstündigen Arbeitstag gehörten die Aktivitäten für die durch ihn initiierte "Süddeutsche Gesellschaft für staats- wissenschaftliche Fortbildung". Von 1906 bis 1913 unternahm er mit jeweils 25 Beamten aus Baden, dann auch aus Württemberg, aus- führlich vorbereitete Exkursionen in deutsche Wirtschaftsgebiete, ja nach dem Krieg begann er schon 1920 wieder eine Exkursion, denn er hatte sich zum Ziel gesetzt: "Wenn doch wenigstens diese meine Schöpfung dauern würde, gute Früchte trüge und dadurch die unbedingt nötige Verbundenheit zwischen Universitätswissenschaft und Verwaltungspra- xis und beider mit dem realen Leben herge- stellt würde", ein Vorläufer unserer heutigen Führungsakademie Baden-Württemberg. Einstieg in die Politik . 1912 wurde er Vorsitzender der Badischen Historischen Kommission, 1913 Prorektor der Universität Heidelberg, unermütlich tätig, selbst als Lateinlehrer am Heidelberger Gym- nasium für den Ersatz zum Kriegsdienst einge- zogener Lehrer. Wilhe1m Il. hielt er für einen Bramarbas, aber ebenso warnte er vor staatsso- zialistischen Träumereien. Die Revolution 1918 traf ihn bis ins Herz. Bisher nationallibe- ral gesonnen, trat er nun in die Deutsche De- mokratische Partei ein, eine Schar hochgebil- deter Mitglieder wie Theodor Heuss, Gertrud Bäumer, Marie Baum und vieler Wissenschaft- ler, Diplomaten und Wirtschaftsführer, frei- lich "Führer ohne Soldaten". Gothein wurde als Abgeordneter in den Badischen Landtag gewählt, ja 1919 bot man ihm das badische Kultusministerium an, das er aus Alrersgrün- Eberhard GOI hein. ordentlicher Professor an der Tc:chnischcn Hochschule I(;arlsruhe 188; bis 1890. den ablehnte. Vielmehr konzentrierte er sich auf eine öffentliche Aktion, "den Zusammen- schluss von Württemberg, Baden und der Pfalz zu einem wirtschaftlich-politischem Gan- zen". Gornein war zwar Gegner des Separatis- mus, sah aber, dass durch das Reichssteuerge- setz des Finanzministers Erzberger die Länder in ihren vitalen Aufgaben lahm gelegt werden würden, daher die Notwendigkeit, größere Länder mit entsprechendem Gewicht zu bil- den. Zu den inneren Gründen für einen Zu- sammenschluss zählte er den "Volkszusam- menhang" , die Verkehrs- und Wirtschafts ge- meinschaft, vor allem die kulturellen Vorteile einer künftigen gemeinsamen Hochschulland- schaft. Als äußeren Grund sah er die durch die französische Besatzung gefährdete Rheinpfalz. In zahlreichen Zeitungsartikeln warb er für seine Idee, nahm an Ministerkonferenzen teil , fürchtete sich vor einer Zukunft "des kleinen 231 Baden, das überall in die Ecke gedrückt wird". Der Misserfolg von Gotheins Plänen wurzel- te in Bayern, wo man in der Aktion eine Un- freundlichkeit gegenüber einem Land sah, das auf keinen Fußbreit verzichten würde. Auch die Pfälzer selbst wehrten sich nun gegen einen Separatismus vom Reich und somit gegen die französische Gefährdung. So kam es, notiert seine Frau in ihren Erinnerungen. "dass die Gegner in beiden Ländern, deren es natürlich genug gab, so besonders der ganze Beamten- körper in Karlsruhe, der aus nahe liegenden Gründen für sein Fortbestehen besorgt war, die Oberhand behielten. Und so ... als der günstige Moment verpasst war, war man froh, alles beim Alten zu lassen und vor allem auch, Ba- den den Badenern' zu renen". 1921 kandidierte Gqthein nicht mehr für den Landtag. Bei seinen engen Kontakten zur Industrie war er nun als Vermittler in Streitfal- len gefragt, das Auswärtige Amt bat ihn, an der Reform der Diplomatenausbildung mitzu- wirken. Immer wieder auf Dienstreisen, die er, im Zug arbeitend, als "Vergnügungsreisen" de- klarierte, war er aber vor allem den Studenten zugewandt, mit denen er wie eh und je Wan- derungen unternahm, die große Zahl von Pro- motionen begleitete, sich um eine Seminarbi- bliothek kümmerte und dafür Sponsoren ge- wann. 1923 wurde er emeritiert, kurz darauf starb er, siebzigjährig. Sein Leben war nicht nur durch Höhepunkte gekennzeichnet. Er- sehnte Berufungen nach Leipzig und Mün- chen stellten sich nicht ein, in der Universität fühlte sich der Reformer oft vereinsamt, in der kurzen politischen Tätigkeit erreichte er nicht seine Ziele. Dennoch war dieser universale Gelehrte eines vergangenen Jahrhunderrs mit seiner stupenden Gelehrsamkeit, großer Aus- strahlung und ungeheuren Arbeitskraft, der mit leichter Feder auch für Laien schreiben konnte, der mit seiner Beredsamkeit ein Publi- kum mitriss, eine herausragende Gestalt, auch wenn er keine wissenschaftliche "Schule" grün- dete. Der deutsche Südwesten hat ihm arn Anfang des 20. Jahrhunderrs viel zu verdanken. LEONHARD MÜLLER Der Schlacht-und Viehhof an der Durlacher Allee Die Entwicklung des Schlachthofes Karlsruhe geht auf das Jahr 1726 zurück, in dem die in- zwischen auf 2.000 Einwohner angewachsene Bürgerschaft über den Standort des geplanten Rathauses mit Markt, Schlachthaus, Fleisch- und Brotbänken abstimmte. Als Standort wurde der Platz neben der Lutherischen Kir- che ausgewählt wegen der zentralen Lage und der günstigen Grundstückspreise. Außerdem "könnten hinter der Kanzlei keine Metzelbän- ke, viel weniger ein Schlachthaus, wegen dem Gestank und Geschmeiß gebaut werden, wenn anders nicht die Acta darunter Schaden leiden sollen". Verschiedene Schlachthäuser Im Jahre 1729 wurde das Rathaus mit den Fleischbänken und dem Schlachthaus fertig gestellt, einem Gebäude mit zwei Schlachträu- men und einer darüber gelegenen Wohnung für den Aufseher. Einer der Schlachträume 232 war für die Chrisren und einer für die Juden bestimmr. In den Jahren 1773 bis 1777 wur- den jedoch bereits einzelne Häuser auf der Südseite des Landgrabens erbaut, so dass das Schlachthaus bald innerhalb des Wohngebie- tes lag und seinen Nachbarn einen "hässlichen Anblick und zur Sommerzeit einen nachteili- gen Geruch" bor. Daher forderte die mark- gräfliche Rentkammer bereits 1787 einen Neu- bau, der aber erst 1794 am heutigen Ludwigs- platz erstellt wurde. Doch schon im Jahre 1809 folgte ein Erlass, der das Schlachthaus fur baufällig erklärte und einen Abriss notwen- dig machte. Trotzdem wurde aber erst im Jahre 1819 in der heutigen Leopoldstraße ein Neu- bau erstellt, der seine Aufgaben bis in die acht- ziger Jahre des vorletzten Jahrhunderts mehr recht als schlecht erfullte. Das weitere Wachs- tum der Stadt, städtehygienische Gründe und die Einfuhrung des Schlachthausbenutzungs- zwanges für alle Schlachttiere machten 1880 einen weiteren Schlachthausneubau an der Durlacher Allee erforderlich. Am 25. Juni 1883 beschloss der Bürgeraus- schuss dann den Neubau. Die Baupläne ent- warf Stadtbaumeister Wilhe1m Strieder, die im Flur des Veterinäramtes der Stadt Karlsruhe heute noch ausgehängt sind. Der vierte Schlachthof in der Stadtgeschichte wurde im März 1885 begonnen, im Dezember 1886 fand die erste Probeschlachtung statt und am 28. März 1887 wurde der für 874.000 Mark erbaute Schlacht- und Viehhof mit einem fest- lichen Umzug durch die Stadt in Betrieb ge- nommen. Der Grund für die Schlachthofneubauten in Deutschland gerade in dieser Epoche war durch die Erkenntnis begründet, dass auf Grund verschiedener Krankheiten, die damals schon bekannt waren, wie Finnen, Tuberkulo- se und Trichinose eine allgemeine Untersu- chung der Schlachttiere vor und nach dem Schlachten durch Tierärzte gefordert wurde. Entwurf des Stadtbaumeisters W. Snicder für dfc Schlachthausgasrstänc 1890. Eine ewige Baustelle Zu Beginn des 19. Jahrhunderts gab es in Ba- den und in anderen süddeutschen Ländern in den meisten Städten mit mehr als 20.000 Ein- wohnern von den Gemeinden erstellte und unterhaltene öffentliche Schlachthäuser. Nur in einzelnen Städten, zum Beispiel in Karlsru- he, durften in den öffentlichen Schlachthäu- sern auch Schweine geschlachtet werden. Die 1887 erbaute Anlage ist trotz des 1972 durch- gefuhrten Neubaus fast unverändert erhalten. Ein erster bedeutender Erweiterungsbau wur- de im Jahre 1927 durch den Bürgerausschuss beschlossen, in dessen Rahmen im Viehhof eine neue Schweinemarkthalle errichtet, das 233 Pförtnerhaus vergrößert, die Laderampen ver- längert und die ehemalige Lymphanstalt in ein Bürohaus für die Viehagenten umgebaut wur- de. Von diesen Erweiterungsbauren ist ledig- lich heure noch das Bürohaus für die Vieh- agenten erhalten, das aber in den neunziger Jahren einer anderen Nutzung zugeführt wur- de. Wegen der ständigen Betriebszunahme, aber auch zur Behebung der Kriegsschäden blieb der Schlacht- und Viehhofbis zum Jah- re 1964 eine ewige Baustelle. Neue Planungen Mehr und mehr machte sich nachteilig bemerk- bar, dass der Schlachthof weder in baulicher noch in technischer Hinsicht den modernen Anforderungen genügte und daher sehr kos- tenintensiv war. So wurde 1969 mit der Pla- nung eines Schlachrhofneubaus begonnen, der am 29. September 1975 abgeschlossen wurde. Diese mittlerweile fast 30 Jahte alte Anlage wird bis heure überwiegend für die Schlach- tung von Schweinen und Rindern genutzt. Wurde im 19. Jahrhundert der Bau von Schlachthöfen als notwendig erachtet, um die Bevölkerung mit hygienisch einwandfreiem Fleisch zu versorgen, das vor allem gesundheit- lich unbedenklich war, nahm die Bedeutung der kommunalen Schlachtbetriebe vor allen Dingen in den siebziger und achtziger Jahren vermehrt ab, was zu einer Schließung vieler Betriebe, vor allen Dingen in den neunziger Jahren, führte. Auf und ab beim Schlachtbetrieb Der europäische Binnenmarkt machte es möglich, die Fleischversorgung auch über grö- ßere Entfernungen sicherzustellen, was vor allen Dingen für produktionsschwache Gebie- te, zu denen auch Karlsruhe und das Umland zählt, von Bedeutung war. Diese Überlegun- gen und die zum Teil städtebaulich sehr un- günstige Lage der Schlachtbettiebe überwie- gend in den Ostteilen der Städte hat die Kom- munen dazu veranlasst, die Schlachthofsitua- tion neu zu überdenken. Auch in Karlsruhe werden seit 1990 Überlegungen angestellt, den Schlachtberrieb in der Durlacher Allee zu schließen, da auch die Schlachrzahlen bedingt durch das veränderte Verbraucherverhalten sehr deutlich zurückgingen. Insofern war die An- nahme der Stadrverwaltung, keinen Schlacht- hof vorrätig halten zu müssen, schlüssig. Dies änderte sich allerdings durch zahlteiche Skandale rund um das Urprodukt "Fleisch", die zu einer Änderung des Verbraucherverhal- tens führte. Plötzlich war die anonyme Ware in den Großmärkten nicht mehr angezeigt, sondern man bevorzugte wieder die heimische Schlachtung, und das Begehren, den Schlacht- hof zu erhalten, wurde aus Sicht der Bevölke- rung durchaus größer. Vor allem die begrün- dete AngSt vor der Rinderkrankheit BSE (Bo- vine Spongiforme Enzephalopathie) hat bei der Bevölkerung große Sorge ausgelöst. Dies führte dazu, dass die Selbsrvermarktung, vor allen Dingen von Schlachtvieh, auch in Karls- ruhe vermehrt zunahm. Das Schlachtgesche- hen, in den vergangenen Jahren durch Groß- schlächtereien beherrscht, wurde nun durch die Ptivatzufuhren aus Karlsruhe und dem Umland geprägt. Dies macht wegen der Dis- kussion um die Tiertransporte über längere Strecken durchaus auch einen Sinn, der von der Bevölkerung sehr positiv aufgenommen wurde. Qualitätssicherung war das Schlagwort der neunziger Jahre, die sich allerdings in der Pra- xis nur sehr langsam durchsetzte. Um hier eige- ne Erkenntnisse durchsetzen zu können, wur- de 1991 das Labor der Karlsruher Schlacht- hof-Betriebsgesellschafr mbH gegründet, das neben den bakteriologischen Fleischuntersu- chungen auch den Firmen bei der Installation 234 Ehemalige Schwei ncmark,halle .. heule ~To l lhaus" . von Qualitätssicherungssystemen half. Im Jah- re 2000 wurde das Labor um die Einheit für die Untersuchung auf BSE erweitert. Schließung des musealen Schlachttempels Dioxine in Futtermitteln, Antibiotika im Fleisch, Tierseuchen wie Maul- und Klauen- seuche und BSE haben dann Überlegungen zugelassen, zwar den Schlachthof in der Dur- lacher Allee zu schließen, aber den ortsansäs- sigen Firmen Möglichkeiten zu zeigen, an an- derer Stelle in einem "Ernährungszentrum " weiter zu arbeiten. Es bestehen derzeit Aktivi- täten, diese Pläne zu verwirklichen. Die Schließung des Schlachtbetriebes in der Durlacher Allee ist norwendig, da der si- cher schon als musealer Schlachttempel zu bezeichnende Schlachthof nicht mehr zeitge- mäß arbeiten kann, die Hygienevorgaben der EU nur noch sehr schwer zu erfüllen in der Lage ist und städtebauliche Gründe den Um- zug erforderlich machen. Die Nähe zum Schloss Gottesaue sowie die Planungen der Stadt Karlsruhe, einen Ostaue- park für die Bürger zu gestalten, bedeuten für den Schlachthof Karlsruhe, dass im Jahre 2007 der Schlachtbetrieb eingestellt wird. Da- mit verschwindet einer der ältesten Schlacht- betriebe aus Deutschland, was sicher wehmü- tige Gedanken zulässt. Es ist gelungen, nach Gründung der Karlsruher Schlachthof-Be- triebsgesellschaft mbH im Jahre 1976 den Be- trieb wirtschaftlich in ruhigem Fahrwasser zu führen und bis heute eine ausgeglichene Bilanz vorzulegen. 235 Abschied und Neuanfang Ein Blick von der SchlachthofVerwaltung über die alten Hallen, die heute schon zum Teil kul- turell genurzr werden, lassen Wehmut zu. Nur das Wissen um die Tatsache, dass die Gebäude- struktur erhalten bleibt, und dass Kunst und Kultur ein Weiterleben des Schlachthofes in den alten Hallen möglich machen, versöhnt. Die Umnurzung des Schlachtbetriebes in ein zukünftig überwiegend kulturelles Zentrum begann bereits mit der Umsiedlung des Thea- ters, das "Tollhaus" in die alte Schweinematkt- halle. Auch heute nurzen zahlreiche Musikka- pellen und Künstler bereits die alten Räume. Der Schlachthof an der Durlacher Allee ist ein Stück Stadtgeschichte. Diese wird auch festgehalten durch zwei Disserrationen über die Geschichte des Schlacht- und Viehhofes der Stadt Karlsruhe bis in das Jahr 1988. Die Dissertation von Frau Tierärztin Bieringer schließt, wie lange die Viehhof- und die Schlachthof GmbH der modernen Entwick- lung in der Vermarktung von Schlachtvieh noch trotzen kann. Diese Frage ist nun beant- wortet. DIRKSTEGEN Eisbärenhaltung im Karlsruher Zoo zwischen Tradition und Faszination Die Eisbärenhaltung hat in unserem nun fast 140 Jahre alten Zoo eine lange Tradition. Ver- einzelt findet man diese Tietaet schon in Tier- bestandslisten aus der ersten Hälfte des lerzten Jahrhunderts. Zuchterfolge bei in Zoos gehal- tenen Eisbären waren jedoch weltweit eine Rarität und für Tiergartenbiologen eine echte Herausforderung. So lag es nahe, dass im Zuge des Wiederaufbaus der im Zweiten Weltkrieg weitgehend zerstörten Zooanlagen die Präsen- tation dieser Tierart auf den Plan kam. Im Rahmen der Planungen für die Bundesgarten- schau 1967 entstand an der Nordseite des Lauterbergs eine nach damaligen Erkenntnis- sen großzügige Eisbärenanlage, die mit elf Jungbären als weltweit größte Eisbärenhaltung galt. Zu Beginn der siebziger Jahre stellte sich der ersehnte erste Nachwuchs ein, und die Karlsruher Zoo besucher gewöhnten sich mit Hilfe des Stammvaters "Willi", dem legendä- ren Eisbären aus dem Berliner Zoo, an den rc- gelmäßigen Nachwuchs. International erlang- te der Karlsruher Zoo durch diese über Jahr- zehnte andauernde erfolgreiche, aber immer noch seltene Zucht einen hervorragenden Ruf in der Eisbärenhaltung. Im Freiland leben Eis- bären während der Sommermonate in den arkrischen Küstenregionen und sind dabei überwiegend auf pflanzliche Nahrung ange- wiesen. Erst wenn Eis das Meer bedeckt, durchwandern sie auf der Suche nach Robben - ihren Hauptbeutetieren -, riesige Territorien, wobei sie hier einzeln oder als Kleinfamilie, bestehend aus Mutter mit Jungtieren, anzu- treffen sind. Besiedlung und Nutzung ihres Lehensraumes durch den Menschen einerseits, aber auch klimatisch bedingte Veränderungen, die mit der Schmelzung der Polkappen einher- gehen, haben zu einem dramatischen Rück- gang des weltweiten Bestandes geführt und Eisbären zu einer bedrohten Tieean werden lassen. 236 Die Entwicklung zoologischer Gärten von der Präsentation möglichst vieler exotischer Tierarten hin zu einem modernen Natur- schutzzentrum mit dem vorrangigen Ziel, dem Besucher Zusammenhänge zwischen Ökosystemen und Artenvielfalt zu vermitteln. führt zu einer neuen Tierpräsentation. die na- turnahe Gestaltung von Tiergehegen unver- ziehtbar macht. Bereits 1990 wurden erste Überlegungen angestellt. die alte Eisbärenan- lage in ein Gesamtprojekt Lebensraum Wasser zu integrieren. denn das reine Betongehege aus den sechziger Jahren enrsprach nicht mehr den zoologischen Anforderungen an eine tierge- rechte Haltung. Untersuchungen hatten erge- ben. dass Eisbären Areale mit natürlichem Karlsruhcr Eisbärenanlage. Boden und vielfältige Rückzugsbereiche benö- tigen. Für die Aufzucht und Entwicklung von Jungtieren sind Wasserbecken unterschiedli- cher Tiefenzonen erforderlich. die sowohl Schwimmen. Spielen als auch Tauchen ermög- lichen. Für die Präsentation des arttypischen Verhaltensspektrums dieser faszinierenden Großsäuger erwies sich das veraltete Eisbären- gehege. das lediglich den Blick von oben auf die Tiere in der Versenkung zuließ. für den Besucher als völlig ungeeignet. Erst der Ein- blick in die Unterwasserzone bietet dem Be- trachter Möglichkeiten. die Geschicklichkeit und Eleganz der an Land eher tapsig wirken- den Tiere zu erleben. Die Neugestalrung der Tiergehege am Fuße des nördlichen Lauterbergs zum "Le- bensraum Wasser" begann Anfang 1999 mit der Anlage für Eisbären. Für die Dauer der Bauzeit wurde die fünfköpfige Karlsruher Eis- bärengruppe im Tiergarten Nürnberg unterge- bracht. Für die Aufrechterhaltung des Zoobe- triebs in Verbindung mit der Groß baustelle mitten im Zoologischen Garten war hier be- sonderes Einfühlungsvermögen aller Projekt- beteiligten erforderlich und die reibungslose Abwicklung nur in enger Kooperation mit dem Städtischem Hochbauamt und dem Pla- nungsbüro • .Assem Architekten" einetseits so- wie dem Zoo als Fachberater und -planer andererseits zu gewährleisten. Beschreibung der Anlage Eisbären sind für die Jagd auf Ringel- und Bartrobben perfekt an den Lebensraum Was- ser angepasst. Somit zieht sich das Wasser als Kernelement durch die neue. insgesamt 1.800 Quadratmeter große Außenanlage. deren To- pografie gegenüber der ehemaligen Betontief- anlage völlig neu gestaltet wutde. Eine eis- schollenähnliche Stufenlandschaft. die an die Packeiszone erinnert, ist umgeben von Wasser- kaskaden und -becken mit unterschierllicher Tiefe. In diesem Areal bieten sich so den Tie- ren vielfältige Bewegungsmöglichkeiten. Etwa ein Drittel der Gesamtfläche nimmt die gegen 237 den Lauterberg auslaufende, fast ebene Tun- drafläche mit einem niedrigen Pflanzen be- wuchs, kleinen Felseninseln, Wurzelstöcken und Kiefernstämmen ein. Den Tieren stehen hier unterschiedliche Bodenmaterialien wie Geröll und Schotterwiese zur Verfügung, die zum Graben oder auch als individuelle Ruhe- plätze genutzt werden können. Einen beson- deren Reiz haben die großzügigen Sandareale für Jungtiere. Unterschiedliche Höhenregio- neo bieten den Bären einerseits Sichtschutz vor Artgenossen, andererseits aber auch durch ihre exponierte Lage am Hang einen guten Überblick über das umliegende Gelände. Bei Bedarf kann ein Teil der Außenanlage als ein voll funktionsfähiges Einzelgehege ab- getrennt werden und dient so beispielsweise zur vorübergehenden separaten Haltung von neu zugegangenen Tieren. An das Großgehe- ge anschließend und nur durch einen Lauf- gang verbunden, erstreckt sich das Mutter- und-Kind-Gehege, das - ausgestattet mit Flachwasserzonen - besonders für Eisbären- mütter mit Nachwuchs, geeignet ist und eine tiergerechte Haltung auch über einen längeren Zeitraum gewährleistet. Unter der Freilandzo- ne sind die großzügigen Innenboxen gelegen. Durch die isolierende Überdeckung mit Na- turboden bieten sie im Sommer kühle Rück- zugsbereiche können aber im Winter zu Ein- zeIgehegen, die den tragenden Weibchen als Wurfböhlen dienen, abgeschottet werden. Die neue Eisbärenanlage bietet nicht nur seinen Bewohnern verhaltensgerechte Lebens- bedingungen, sondern auch unseren Besu- chern besondere Attraktionen. Zwei große kreisrunde Unrerwasserfenster gestatten den Einblick ins Tauchbecken. Hier können Eisbä- ren beim Schwimmen beobachtet werden. Die ausgeklügelte umwelt- als auch tierfreundliche Wassertechnik sorgt für klare Sicht und eine gute Wasserqualirät. Die Wegeführung mit ihren ständig wechselnden Perspektiven und Einsichten macht die Betrachtung der Eisbä- ren - manchmal fast hautnah - durch fast funf Zentimeter dicke Glastrennwände zum Erleb- nis. Die Sitzarena mit tonnenschweren Srcio- quadern im oberen Besucherbereich lädt zum Verweilen und längerer Beobachtung der Tiere ein. Umgeben von der Tundralandschaft mit ihrer Pflanzenvielfalt aus den arktischen Regi- onen, gewinnt der Besucher angesichts des meterhohen im Sonnenlicht bläulich glänzen- den Eisbergs im Zentrum der Anlage und den von Eis und Schnee ausgewaschenen, zerklüf- teten Felsformationen einen realistischen Ein- druck eines typischen Eisbärenhabitats im ark- tischen Randbereich. 238 Zum Tierbestand Im März 2000 schien nach dem Tod der Karlsruher Eisbärenzuchrgruppe im Tiergar- ren Nürnberg alle Mühe umsonst gewesen zu sein. Unbekannte hatten dort das Gehege der Eisbären geöffnet. Alle Karlsruher TIere waren ins Zooareal entkommen und mussten, um Menschenleben nicht zu gefahrden, aus Si- cherheitsgründen getötet werden. Die welt- weite Suche nach Eisbären für einen Neube- ginn blieb zunächst erfolglos, da im Winter 1999 in der Zoowelt kaum Jungtiere nachge- rogen worden waren. Hilfe kam aus dem Rot- terdamer Zoo. Das Eisbärengehege dort war sehr klein und veraltet. Es lag daher nahe, die beiden alten Eisbärinnen "Mien" und "Katri- en" in das Karlsruher Gehege umzusiedeln. So konnte im Oktober 2000 zur Freude der Karlsruher die neue Anlage doch noch mit Eisbären eingeweiht werden. Zug um Zug er- oberten die bei den Eisbärenweibchen das für sie völlig neue Ambiente und fühlten sich sichtlich wohl. Ein Jahr später kamen aus den Zoologischen Gärten Moskau, Rostock und Wien die drei jungen Bären "Kap", "Virus" und "Nika" nach Karlsruhe. Seitdem kennt die Faszination unserer Besucher über die Aus- gelassenheit und Spielfreude der Halbstarken- bande fast keine Grenzen. Mit ihr beginnt die neue Eisbärengeneration. Eisbärenhaltung und Tierschutz Schon lange rekrutieren sich im Zoo gehalre- ne Tiere aus Nachzuchten der Zoogemein- schaft, so auch Eisbären. Trotz allem stellt sich die Frage, ob diese anspruchsvolle und intelli- gente Art unter Zoobedingungen tiergemäß gehalten werden kann. Beobachtungen bei unserer ehemaligen Zuchtgruppe zeigten bis ins hohe Alter verspielte und aktive Bären, die miteinander harmonienen. Auch wenn wir mit der neuen Anlage einen weiteren Schritt in der tiergerechten Eisbärenhaltung vorange- kommen sind, gilt es nun, durch vergleichen- de Studien in verschiedenen Eisbärenhaltun- gen Zoologischer Gärten dies wissenschaftlich abzusichern. Mit den vielen Spenden der Karlsruher Bevölkerung für unsere Eisbären werden diese Studien im Sinne des TIerschut- zes ermöglicht. GISELA VON HEGEL Das allmähliche Verschwinden eines "Dinosauriers" Aus der kurzen Geschichte des Karlsruher Panoramas am alten Hauptbahnhof Manchmal kann sich auch ein Kunsthistoriker wie ein Paläobiologe fühlen und nach Spuren einer riesenhaften, längst ausgestorbenen Spe- zies suchen. Wer weiß schon noch, dass es einstmals gewaltige, mehr als hundert Meter lange und über zehn Meter hohe Gemälde gab, die in speziell dafür konstruierten Bauten präsentiert wurden? Obwohl die Blüte dieser Kunstform kaum mehr als hundert Jahre zu- rückliegt, ist sie so gründlich in Vergessenheit geraten, dass es große Mühe macht, Näheres über ihre einzelnen Vertreter zu erfahren. Auch über das Karlsruher Beispiel ist nur noch weniges zu ermitteln. Informationen von bes- 239 ser dokumentierten Fällen müssen zu Rate gezogen werden, um zu einem halbwegs an- schaulichen Bild zu gelangen. Das frühe Kaiserreich als Blütezeit der deutschen Panorama-Malerei In der Kunstgeschichte ist es selten, dass ein Maler etwas erfindet - und sich dies patentie- ren lässt. Am 17. Juni 1787 gab es einen sol- chen Fall, als Robert Barker in London den Plan einer ersten vollständigen, auf Leinwand gemalten 360-Grad-Rundumsicht präsentier- te, die in einem eigens dafür konstruierten Gebäude gezeigt werden sollte. Die Experi- mentierphase war 1793 abgeschlossen, als Barker am Landoner Leicester Square eine große, doppelstöckige Rotunde erbauen ließ. Darin wurde zum einen eine Art Luftbild von London gezeigt und zum anderen eine An- sicht der russischen Kriegsflotte, die vor Spi- thead ankerte. Schnell bürgerte sich für Ge- mälde wie Gebäude das griechische Kunstwort "Panorama" ein. Barker war mit seiner Unternehmung öko- nomisch so erfolgreich, dass sich sein Modell bald auch auf dem Kontinent verbreitete. Jah- re- und jahrzehntelang wurden Panoramen vor allem von fremden Landschaften und Städten, zunehmend aber auch von verschie- denen Kriegen in allen möglichen Größen gemalt und bewundert. Trotzdem wäre Barkers Erfindung nach der Mitte des 19. Jahrhunderts wohl allmäh- lich in Vergessenheit geraten, wenn es nicht zu zwei entscheidenden Veränderungen gekom- men wäre. Zum einen entdeckte man die be- sondere Publikumswirksamkeit von heroi- schen Schlachten gemälden mit Themen der jüngsten Vergangenheit - der Deursch-Fran- zösische Krieg von 1870/71 lieferte da auf einmal Beispiele in Hülle und Fülle; und zum anderen zeigten sich die Einsparpotcnziale von genormten Bildformaten. Fortan wurden die Rotunden so gebaut, dass die Gemälde zwi- schen ihnen ausgetauscht werden konnten, wenn ihre Anziehungskraft auf die Besucher nachließ. Der Standardbau hatte danach einen Durchmesser von 40 Metern und war 15 Meter hoch. Den Startschuss für die zweite, die eigent- liche Blüte der Panoramamalerei in Deutsch- land bildete der große Erfolg des am 1. Sep- tember 1880 in Frankfurt am Main eröffneten Panoramas, für das Louis Braun eine Ansicht des damals am meisten gefeierten deutschen Sieges gemalt hatte - in der Schlacht bei Sedan am I. September 1870, wo unter anderem auch der französische Kaiser Napoleon IIl. in Gefangenschaft geraten war. Danach brach eine regelrechte "Panorama-Manie" aus, wie sich Anron von Werner gegen Ende seines Lebens erinnerte, der Vorzeigemaler des Kai- serreichs, der dann auch bald das Verzeigepa- norama für die Reichshauptstadt zu malen hatte - ebenfalls ein Sedan-Panorama, das 1883 in Anwesenheit des Kaisers, Bismarcks und anderer Prominenz eröffnet wurde. Wer- ner war generalstabs mäßig zu Werke gegan- gen, hatte mit zwei Kollegen die Landschaft vor Ort erkundet, hatte Zeugen befragt und die Geschehnisse minuti- ös rekonstruiert, um dann mit einem Team von 14 Mitarbeitern die Arbeit aufzunehmen. Eine Million Goldmark verschlang das Projekt alles in allem, Werner allein erhielt 100.000 Mark. Jede deutsche Großstadt wollte danach auch ihr Panorama besitzen, und die größten von ihnen natürlich mehrere: Hamburg und München besaßen zwei, Berlin am Ende sogar fünf. Das Panoramawesen erwies sich als ein boomender Wirtschaftszweig, dem zuneh- mend auch künstlerische Bedeutung zuge- schrieben wurde. In der von einem Großkriti- ker der damaligen Zeit herausgegebenen, weit 240 verbreiteten Zeitschrift "Die Kunst für Alle" war im Juni 1890 in einem Artikel über "die neueste Entwicklung der deutschen Panora- menmalerei U zu lesen, dass dem Panorama "noch eine große Zukunft beschieden sein werde". Vielleicht wurde dies auch in Karlsru- he gelesen. einer Stadt. die bis dahin noch über kein eigenes Panorama verfügte. Das Karlsruher Panorama und seine Gemälde Wer in Karlsruhe die Initiative ergriff, muss genauso unbeantwortet bleiben wie die Frage nach den Geldgebern für das Projekt. Wahr- scheinlich waren es wie in den meisten anderen Fällen auch belgisehe Finanziers. die sich zu großen, international operierenden Panorama· gesellschaften zusammengeschlossen hatten. Am 31. Oktober 1894 war es dann jeden- falls in Karlsruhe so weit. wurde die Stadt durch ein eigenes Panorama "ohne Zweifel um eine Sehenswürdigkeit bereichcrc'\ wie die "Karlsruher Zeitung" am nächsten Tag berich- tete. Und sie fuhr fort: .,Auf einem seiner Zeit von der Stadtgemeinde unentgeltl ich zur Ver- fügung gestellten Platze an der Ettlinger Stra- ße hat Herr Baumeister K. Augenstein den stattlichen Rundbau errichtet". in dem als Erstes eine speziell für Karlsruhe gemalte Dar- stellung des Gefechts bei Nuits am 18. De- zember 1870 präsentiert wurde. Prinz Wil- helm von Baden hatte damals eine badische Grenadierbrigade zum Sieg geführt. Als leitender Maler war der 1862 geborene Militärspezialist earl Becker gewonnen wor- den. Unterstützt wurde er von den beiden Landschaftsmalern Karl Kehr und Friedrich Kallmorgen. Wie in allen anderen Panoramen auch. waren in ihrem Werk das Streben nach überwältigender Illusion. glanzvoller Effekt und pädagogischer Anspruch - der "Hebung der vaterländischen Gesinnung". wie es der Panoramagebäud~ an der KJosesrraße. Rezensent der "Karlsruher Zeitung" formu- lierte, unauflöslich miteinander verwoben. Ei- ner Zeit. der noch nicht die Möglichkeiten von Film und Fernsehen zur Verfügung stan- den. wurde der "volle Überblick über das weite Gefechtsfeld und über den Stand des Kamp- fes" in kaum mehr zu überbietender Realistik geboten. Leider hat sich dazu auch nicht das geringste Anschauungsmaterial erhalten. Von Werners Sedan-Panorama gibt es wenigstens noch eine Foroserie. Zu sehen war Beckers Werk täglich "von Morgens 8 1/2 Uhr bis zu eintretender Dun- kelheit". wie den Anzeigen in der Tagespresse zu entnehmen ist. Leider fehlt ihnen die An- gabe über die Höhe des Eintrittspreises. Es ist allerdings anzunehmen. dass sie nicht weit von denen andernorts abwichen. In Frankfurt etwa kostete die normale Karte eine Mark. Soldaten und Kinder zahlten die Hälfte und an Sonn- und Feiertagen gab es noch einmal "halbe Preiseu. Die Eröffnung des Karlsruher Panoramas und sein erstes Rundgemälde waren nicht nur in der lokalen Presse, sondern auch in der weit verbreiteten Zeitschrift "Die Kunst für Alle" gewürdigt worden. So viel Publizität gab es danach nie mehr. Als 1897 im Rahmen der "Festlichkeiten zur Säkularfeier des Geburtsta- ges weiland Seiner Majestät Kaiser Wilhelms des Großen" am 21. März ein neues Schlach- 241 tenbild präsentiert wurde, war dies nur noch der lokalen "Karlsruher Zeitung" einen länge- ren Artikel wert. Es handelte sich ja auch um kein neues Werk, sondern um die Weiterver- wendung eines schon 1895 entstandenen und zuerst in München gezeigten Gemäldes. Mi- chael Zeno Diemer hatte es unter Mitwirkung von drei anderen Malern geschaffen und darin die Schlacht bei Orleans am 4. Dezember 1870 gestaltet. Als im Februar 1899 in Karlsruhe ein wei- teres neues Panorama ausgestellt wurde, fand dies selbst in der lokalen Presse kaum noch Niederschlag. Nur der Chronik der Haupt- und Residenzstadt Karlsruhe für das Jahr 1899 "ist überhaupt zu entnehmen, dass es damals zu einem Wechsel kam. Fast dreißig Jahre nach dem Deutsch-Französischen Krieg hatte man sich auch in Karlsruhe entschlossen, den The- menkreis behutsam zu erweitern: Wieder wur- de zwar ein Schlachten bild entrollt, diesmal aber war es einem weit zurückliegenden The- ma gewidmet, der Schlacht bei Lützen am 16. November 1632, bei welcher der Schweden- könig Gustav Adolf den Tod gefunden hatte. Der 1836 geborene Routinier Louis Braun hatte das Thema bereits 1883 zum ersten Mal gestaltet; 1893 schuf er eine Wiederholung, die zuerst in Nürnberg, dann in Frankfurt und schließlich in Karlsruhe gezeigt wurde. Das Publikumsinteresse an den Panorama- darsteIlungen scheint immer schneller erlahmt zu sein, die Präsentationszeiten wurden immer kürzer. Bereits Ende des Jahres 1900 musste mit einem neuen Rundbild aufgewartet wer- den. Und erstmals gab es keine Schlachtendar- steIlung: Der Marinemaler Hans Petersen, der über Louis Braun zur Panoramistenlaufbahn gefunden hatte. wartete mit einer Ansicht des Hamburger Hafens auf. Ob man der Zugkräf- tigkeit des Themas nicht ganz traute, muss offen bleiben; jedenfalls wurde im Panorama- gebäude auch gleich noch ein TIefseeaquarium aufgestellt. Der Erfolg scheint nicht allzu groß gewesen zu sein, denn schon ein J ahc später, 1901, wurde mit dem nächsten, dem fünften Riesenrundbild aufgewartet. 1885 hatte der Münchner Maler Bruno Piglhein sich an eine monumentale Kreuzigung Christi gewagt und hatte damit großes Aufsehen erregt. Die Nach- frage nach diesem Werk, das zu guter Letzt auch noch 1892 in Wien verbrannte, war so groß, dass sich Piglheins ursprüngliche Mitar- beiter Karl Hubert Frosch und Josef Krieger bald selbstständig machten und mehrere eige- ne Versionen des Themas schufen. Eine davon fand auch den Weg nach Karlsruhe. Mit einem knappen Hinweis auf diese Prä- sentation verschwindet das Karlsruher Panora- ma nicht nur aus der publizierten "Chronik'\ sondern aus der ganzen Geschichte der Stadt Karlsruhe. Auf einer Karteikarte des Stadtar- chivs findet sich nur noch der handschriftliche Vermerk, dass das Panoramagebäude 1906 abgerissen worden sei. Das Kino als neue Unterhaltungs-Alternative Schon zeitgenössisch war auf das zentrale Pro- blem der Panoramaform, dem "Gegensatz zwischen der weitestgehenden Naturnachah- mung auf der einen, der thatsächlichen Bewe- gungslosigkeit und Totenstille auf der andern Seite" hingewiesen worden. Seltsamerweise wurden die in den Vereinigten Staaten und auch in England so erfolgreichen Varianten der "Moving Panoramas", bei denen bis zu mehrere hundert Meter lange Leinwandbän- der am Publikum vorbeigezogen wurden, um so beispielsweise eine Mississippifahrt zu si- mulieren, in Deutschland kaum übernom- men. Auch das so genannte "Kaiserpanorarna" vermochte sich nicht so recht durchzusetzen. Keinesfalls mit einem gemalten Großpanora- ma zu verwechseln, ähnelte die 1880 erstmals 242 Schni tt durch ei n Panorama: A. Eingang und Kasse, B. Verdunkelrer Gang, C. Berrachterplanform, D. Sehwinkel des Be· trachten. E. Rundleinwand, F. Plastisch gestalteter Vordergrund. G. In trompe l'oeil gemalte Gegenstände auf der Leinwand. präsentierte Erfindung eher einer Art Diashow mit Landschafuaufnahmen. In Karlsruhe wur- de im November 1894 eine Serie über St. Pe- tersburg gezeigt. Der Eintrittspreis betrug 30 Pfennig pro Person, für Kinder 20 Pfennig. Einen durchschlagenden Erfolg erzielte dagegen eine ganz andere Alternative: die be- wegte Bilderfolge des Films. Für kurze Zeit überschnitten sich die Enrwicklungslinien. Wann die allerersten Filmbilder in Karlsruhe zu sehen waren, ist schwer zu sagen. Gerhard Bechtold behauptet in seiner Geschichte des Karlsruher Kinos, dass sie Anfang September 1900 als Höhepunkt eines neuen Varietepro- gramms über eine Leinwand im Varietemeater "Colosseum" in der Waldsttaße geflimmert wären. Auf dem Programm, wie es in der "Karlsruher Zeitung" veröffentlicht wurde, standen damals "Original aufnahmen der Pari- ser Weltausstellung, unsere Flotte etc. etc." und "Lokalaufnahmen von Karlsruhe: Markt- platz, Bahnhof'. Allerdings waren auch schon ein Jahr zuvor, am 12. September 1899 .. ,kine- mamographische Marine- und andere Bilder- des Herrn Meßter "vorgeführt worden. Auf jeden Fall handelte es sich in beiden Fällen um punktuelle Aufführungen, um Gastspiele reisender Unternehmen. Dies setzte sich fort bis 1907, als im Okrober "The Oce- anic Vio Company" mit Aufnahmen aus dem Leben überseeischer Völker auftrat und kurz darauf der "Weltkinematograph" mit "singen- den, sprechenden und musizierenden Phoro- graphien". Am 15. Dezember 1908 wurde dann das etste ortsfeste Kino in Karlsruhe eröff- net, das Residenztheater in der Waldsrraße 30. Das gemalte Panorama war damit Vergan- genheit. Der Panoramaleinwand aber sollte die Zukunft gehören. Vom einen führte - technisch betrachtet - kein Weg zum anderen. Und doch darf das Gemeinsame, das Zu- kunfrweisende nicht übersehen werden: das neue, der Realität verpflichtete und gleichzei- tig doch auch unterhaltungs betonte Sehen, das nicht mehr nur den einen oder anderen begeisterte, sondern immer breitere Massen beschäftigte. KONRAD DUSSEL 243 10 Jahre Stadtbibliothek im Neuen Ständehaus Hm Menschen und Medien Die Menschen Zunächst mal muss man es finden, um dann zu begreifen, was hier los ist. Unzählige Menschen, neben Radfahrern vor allem Autofahrer und Parkplatzsuchende aus Karlsruhe und Umgebung, sind im Laufe der zehn Jahre am Ständehaus vorbeigefah- ren, ohne es zu ahnen. Auch viele Passanten brauchten noch eine Orientierungshilfe, um das Gebäude erwas abseits der Kaiserstraße zu entdecken. Bis heute ist eine kurze Erklärung hilfreich: "Sie wissen doch, da ist der Karstadt, Halte- stelle Herrenstraße ... Sie müssen aber die Rit- terstraße rein gehen. Rechts liegt das Neue Ständehaus und darin ist die Stadtbibliothek ... Wenn man beim Vorbeilaufen durch die Schaufenster guckt, sieht man dort Leute sit- zen, Zeitung lesen ... Ach so, Sie kommen mit dem Auto. Ja, dann haben Sie das Gebäude si- cherlich schon gesehen. Nämlich immer dann, wenn Sie das Parkhaus von Karstadt benutzen wollen. Da kann es ja manchmal einen Stau geben. Wenn Sie die Häuserfront links von sich betrachen, dann fällt Ihnen ein Gebäude mit einem sehr markanten Rundbau an der Ecke auf. Diese runde Ecke heißt Rotunde ... ja, die Fenster erinnern an Bullaugen. Die Ro- tunde ist das Wahrzeichen des Ständehauses. Das erste Ständehaus besaß auch so eine Ro- tunde; die Erbauer erhielten dafür viel Aner- kennung. Karlsruhe war damals in jeder Hin- sicht stolz auf dieses architektonisch herausra- gende und politisch fortschrittliche Gebäude. Vom Friedrichsplatz aus kann man das beson- ders gur sehen ... da gibt es übrigens auch eine Tiefgarage. " Ob mit oder ohne Wegbeschreibung, Zehntausende haben inzwischen den Weg zum Neuen Ständehaus gefunden. Die meisten Besucher sind jedoch übet- rascht, wenn sie das erste Mal die Bibliothek betreten. Es ist nicht nur die Innenarchitektur des Hauses, wie erwa stellenweise die Glasbö- den, denen vorsichtige Besucher mit Misstrau- en begegnen, es sind die Menschen und die große Zahl an Medien, die viele überrascht. Fast 1.300 Personen besuchen täglich die Zen- trale der Stadtbibliothek, Tendenz steigend. Die Bibliothek zählt damit zwar nicht so vie- le Kunden wie das Kaufhaus nebenan, doch sie gehärt mit 330.000 Besuchern im Jahr (640.000 Besucher in den neun Häusern det Stadtbibliothek insgesamt) zu den meistbe- suchten Kultureinrichtungen in Karlsruhe. Bezogen auf das Alter ihrer Mitglieder und Gäste ist sie darüber hinaus ein relativ junger Treffpunkt auf Kulturebene, sind doch die Menschen, die hierherkommen, zu zwei Drit- teln unter 40 Jahre. Dies gilt auch für die an- deren Einrichtungen der Stadtbibliotlaek. Das Gesamtsystem Stadtbibliothek Karlsruhe be- steht nämlich aus der Zentrale im Ständehaus, der Jugendbibliothek im Prinz-Max-Palais, den Stadtteilbibliotheken in Neureut, Dur- lach, Mühlburg, Grätzingen und der Wald- stadt, sowie dem Medien-Bus und der Ameti- kanischen Bibliothek. Der BegriffStadtbibliothek wird üblicher- weise doppelt verwandt und meint enrweder das Gesamtsystem oder die Zentrale dieses Systems, nämlich die Stadtbibliothek im Neu- en Ständehaus. 244 Sladlbibliolhek im ehemaligen Sländeh3us. Die Medien -lesen, wissen, hören, sehen Die Interessen, die dem Bibliotheksbesuch zu Grunde liegen, sind vielfältig und häufig stark alltagsorientiert. Da sucht jemand einen Rat- geber für die Altersvorsorge, ein anderer Hilfe bei Legasthenie, ein Dritter will wissen, wie seine Träume zu deuten sind und ein weiterer will sich informieren, was er bei seiner Partner- suche erfolgreich anders machen muss. Die ge- samte Ratgeberliteratur zu den Themen Psy- chologie, Pädagogik, Gesundheit und Sport, Kochen, Gartengestaltung, PC-Hilfe usw. ver- zeichnet stets eine große Nachfrage. Alle Bü- cher zu den genannten Themen sind im ersten Obergeschoss der Stadtbibliothek zusammen- gestellt und dort zu finden. Hier befindet sich die gesamte Sachliteratur, die Wissen erwerb- bar macht und so zum persönlichen und be- ruflichen Weiterkommen verhilft. Für die Unterhaltung gehen die Besucher einen Stock höher in die zweite Etage, hier ist zum einen die obere Rotunde mit Videos und DVDs, zum andern der Bereich der Musik- CDs zu finden. Den größten Raum auf die- sem Stockwerk nehmen jedoch die Romane, Krimis und phantastischen Erzählungen ein, das heißt alle schöne Literatur von Bestsellern bis zu klassischen Werken. Da man einen im wahrsten Sinne des Wor- tes mitreißenden Roman gerne mit in Urlaub CompulerbibliOlhek in der Rotunde. 245 nimmt, passt es gut, dass sich neben dem Un- terhaltungsbereich die "Länderbrücke" befin- det, ein auf zwei Seiten verglaster Raum, der Reiseführer zu allen Ländern der Erde, Bild- bände, Wanderkarten, Stadtpläne - kurzum alles für Urlaub und zur Geographie enthält. Sinnvollerweise befindet sich die Interna- tionale Abteilung 'ebenfalls auf der zweiten Etage. Der Schwerpunkt liegt hier auf dem Er- lernen von Sprachen, wobei von Last-Minute- Sprachkursen bis zu mehrstufigen, differen- ziert aufgebauten Kursen viele Varianten des Spracherwerbs geboten werden. Die Lernin- halte stehen auf Kassette, CD oder CD-ROM zur Verfügung und beziehen sich auf 25 Spra- chen. Nicht minder wichtig ist die große Zahl an Deutschkursen für Ausländer, die hier ge- nauso zum Ausleihen bereitstehen und die von Studenten und Neubürgern aus der ganzen Welt lebhaft genutzt werden. Tradition und "Revolution" Gerade in diesen zehn Jahren seit dem Bezug des Neuen Ständehauses fanden auf dem In- formations- und Mediensektot gewaltige Ver- änderungen statt. Bei der Etöffnung im August 1993 hatte noch keinet der Festredner und -gäste die ge- ringste Ahnung davon, mir welch tasender Geschwindigkeit sich wenige Jahre später die "Neuen Medien", CD-ROM und vor allem Internet, im alltäglichen Gebrauch durchsetzen wütden. Damals wat man noch stolz, dass auf Grund eines Gemeinderatsbeschlusses erstmals Videos und Musik-CDs als sinnvolle Ergän- zung zu den gedruckten Medien in das Bibli- otheksangebot aufgenommen wurden. Die Nachfrage der Karlsruher Bürgerinnen und Bürger war entsprechend groß. Doch dies war erst der Anfang. Es vergingen keine drei Jahre, als auch in Karlsruhe gewissermaßen das Multimedia-Zeitalter anbrach; das Interesse an Lernsoftware und Lexika auf CD-ROM wur- de durch die Bibliotheksbesuchet immer deut- licher geäußert. Im Jahr 1997 kamen deswe- gen die ersten CD-ROMs als vielseitige Infor- mationsträger mit in die Bücherregale, ein Jahr später wurden zwei öffentliche Internetplätze für die Kunden des Ständehauses eingerichtet. Als schließlich die DVD mit ihrer hervorra- genden Bildqualität und mehreren Sprach- wahlmöglichkeiten auf den Markt kam, wur- den auch DVDs wegen enormer Kunden- nachfrage mit in die Regale gestellt. Doch nicht nur die Dinge, die neu auf den Markt kamen, erlebten einen ungeahnten Boom. Es war ein altbekanntes Medium, das in jüngster Zeit wiederentdeckt und zum absolu- ten Ausleihhit wurde: die bekannte, sehr tradi- tionsreiche Art der Literaturrezeption in Form des Hörspiels, das heute als Literaturkassette bzw. -CD erhältlich ist. Bei allet Diskussion um nachlassendes Leseinteresse muss festgehal- ten werden, dass die Lust an Sprache noch weit verbreitet bleibt. So zeigen die Bibliotheksbe- sucher nach wie vor ein starkes Interesse an schöner Literatur, doch etliche lassen sich ger- ne auch "vorlesen". Zum einen - und das war schon immer so - sind es ältere Menschen und Menschen mit eingeschränktem Sehvermö- gen, die sich damit gerne unterhalten lassen, es sind aber auch Autofahrer bei längeren Faht- ten, Leute, die neben einer eintönigen Arbeit zuhören, Menschen auf Reisen oder zu Hause. Das Interesse arn Hörbuch geht durch alle Al- tersstufen und Berufe und so ist es teils erfreu- lich, teils bedauerlich, dass viele Literatur-CDs kaum länger als eine Stunde im Regal liegen, da sie sofort von beglückten Bibliotheksmit- gliedern nach Hause entliehen werden. Eines blieb unverändert: das Buch war und ist das Leitmedium. Der Gesamtbestand der Stadtbibliothek beträgt 122.000 Medienein- heiten, davon sind immer noch mehr als 90 Prozent Bücher (Il1.500). 246 Die elektronische Vemetzung Die Kombination von traditionellen und zeit- gemäßen Informationsangeboten brachte es mit sich, dass die Bibliothek im vergangenen Jahr umgeräumt werden musste. Neue Medien und Internet waren im ursprünglichen Raum- konzept nicht vorgesehen, freie Flächen gab es nicht. Unter der Berücksichtigung der jetzt zu schaffenden internationalen Abteilung für Sprachen sowie eines Raumes, der sechs Inter- netplätze und zwei Textverarbeitungs-PCs ent- halten sollte, musste für die erst neun Jahre junge Regalaufstellung des Hauses eine neue Konzeption gefunden werden. Als Ergebnis entstanden die oben beschriebenen Buch- und Medienbereiche sowie die Computerbibliothek in der Rotunde im ersten Stock. Hier kommt die räumliche Wirkung der Rotunde beson- ders gut zur Geltung, denn - entsprechend sei- ner Grundfläche - wird der Raum dominiert von einem runden Tisch, der als Internet-Ar- beitsplatz genutzt wird. Wie alle Angebote der Stadtbibliothek stehen sie allen Besucherinnen und Besuchern zur Verfügung. Dass die EDV erst im Jahr 1995 Einzug hielt in die Stadtbibliothek, ist heute schon fast vergessen, denn so selbstverständlich ist der damit verbesserte Kundenservice geworden. Erst zu diesem Zeitpunkt konnten, nach einer langwierigen elektronischen Nacherfas- sung, alle noch vorhandenen Zettelkataloge durch online-Kataloge, die "OPACs", ersetzt werden. Im gleichen Zusammenhang wurde an der Ausleihtheke das manuelle Ticketver- fahren durch eine Bibliothekssofrware abge- löst, die es ermöglichte, alle Ausleihvorgänge über Computerterminals zügig zu steuern. Die Zahlen Mit den neuen Bibliotheksräumen karnen 1993 mehr Bürgerinnen und Bürger in die Bi- bliothek als in den Jahren davor. Entsprechend viele Medien wurden entliehen, sodass das Er- öffnungsjahr auch die höchsten Ausleihzahlen seit langer Zeit mit sich brachte. Der AufWärts- trend wurde zwar 1994 gebremst als Jahresge- bühren für die Entleihung, die bis dahin kos- tenlos war, bezahlt werden mussten, doch nach zwei Jahren der Zurückhaltung stieg die Auslei- he wieder kontinuierlich. Mit fast 600.000 Ausleihen im Ständehaus und 1,45 Millionen Medienausleihen insgesamt in allen neun Ein- richtungen der Stadtbibliothek wurde das Jahr 2002 zum absoluten Rekordjahr. Im Vergleich zu den Ergebnissen zehn Jahre davor brachte es eine Steigerung um 13 Prozent. Dass die Stadtbibliothek immer bekannter wurde, hängt auch mit dem neu konzipierten monatlichen Programm zusammen. Seit eini- gen Jahren wird das Literaturangebot ergänzt durch Veranstaltungen, in denen Autorinnen und Autoren ihre Bücher persönlich vorstel- len. Auch hier erwies sich wieder, dass gerade praxisnahe Sachthemen auf großes Besucher- interesse stießen. So zählten beispielsweise die Abende zum Thema Pilzkunde oder zu Erzie- hungsfragen zu den meistbesuchten. Daneben bietet die Bibliothek auch ein Forum für we- niger bekannte Belletristikautoren oder sie beteiligt sich überdies an gesamtstädtischen Kulturaktionen. Den größten Erfolg, im Rah- men der Europäischen Kulturtage 2002, ver- buchte hierbei die Modenschau, die, durch die Bibliothek führend, zum Publikumsmagneten wurde. Nicht zuletzt sind die regelmäßigen Aus- stellungen, die seit drei Jahren im Brücken- raum des ersten Obergeschosses stattfinden, für die Besucher ebenfalls sehr interessant. Hier stellen Künstler aus Karlsruhe und Um- gebung aus, wobei die Werke meist in Bezie- hung zu Buchkunst und Literatur stehen. ANDREA KRIEG 247 "Oberle ist ein aufgeweckter Knabe und war fleißig in der Schule" Zum 90jährigen Bestehen des Kinder- und Jugendhi/ftzentrums Karlsruhe in der Sybelstraße Mit der eingangs zitierten Eintragung im "Grundbuch des Waisenhauses zu Karlsruhe" kam der damalige Waisenhausverwalter der in Paragraph 31 der "Grundbestimmungen der Waisen-Anstalt zu Carlsruhe" formulierten Aufgabe nach, in den letzten Jahren des Auf- enthalts eines Zöglings gewissenhaft darauf zu achten, ob derselbe zu irgend einem Beruf eine besondere Neigung, Fähigkeit oder Geschick gezeigt habe, damit er bei seiner Entlassung aus der Anstalt in eine den Umständen ange- messene Lehre oder einen Dienst unterge- bracht werden könne. Über den damals elfjäh- rigen Wilhelm Oberle berichtet Waisenhaus- verwalter Friedrich Fischer in seiner Eintra- gung, vermutlich aus dem Jahr 1886, darüber hinaus, dass der Knabe wegen seiner Aufge- wecktheit und seines Fleißes die Aufmerksam- keit seines Lehrers auf sich gezogen habe. Die- ser habe ihm Lateinunterricht verschafft und fördere die Ausführung des Plans, ihn zum Studium der Theologie vorzubilden. In der Spalte "künftiger Beruf' skizzierte Friedrich Fischer die weitere Ausbildung des Jungen: "Tritt in die von Dekan Lender in Sasbach geleitete Anstalt für Knaben zur Vorbildung für das Studium der Theologie" . Das Waisenhaus in der Kriegsstraße Der aufgeweckte Knabe Wilhelm Oberle war Zögling des ersten Karlsruher Waisenhauses in der südlichen Kriegsstraße beim Karlstor, das am 29. August 1849 eingeweiht worden war. Die Geschichte des ersten Karlsruher Waisen- hauses beginnt im Jahr 1832. Im "Karlsruher Intelligenz- und Wochenblatt" und im 2. Band der Karlsruher Stadtgeschichte Friedrich von Weechs sind die ersten Schritte zur Grün- dung des Waisenhauses dokumentiert. Am 17. Juni 1832 gibt der Karlsruher Gemeinderat und Bürgerausschuss im "Karlsruher Intelli- genz- und Wochenblatt" die Gründung eines Fonds zur Etziehung armer Waisen bekannt und teilt mit, dass er "an dem denkwürdigen Feste am 23. April d.J." 1226 Florentiner- Gulden als erste Gabe für den Waisenfonds erhalten habe. Friedrich von Weech berichtet ausführlich über das Fest am Ostermontag, dem 23. April 1832. Es handelt sich hierbei um den "Wiederhervorgang" der Großherzo- gin Sophie nach der Geburt ihres fünften Kin- des am 9. März 1832, des Prinzen Karl von Baden, der mit einem Volksfest, verbunden mit einer Almosensammlung auf dem Markt- platz und einer Spende des Großherzogpaars an die Armenkommission, gefeiert wurde. Der Plan zum Bau eines Waisenhauses wird in Pa- ragraf 6 der 1836 erlassenen "Statuten für den neuen Waisenfonds in Karlsruhe" festgeschrie- ben: ,,Aus dem Grundstockvermögen soll, wenn dereinst die Mittel zureichen, eine be- sondere Erziehungs-Anstalt errichtet werden". Die Grundsteinlegung zum Bau des Waisen- hauses in der Kriegsstraße fand am 14. April 1848 statt, und an Großherzog Leopolds Ge- burtsrag, dem 29. August 1849, wurde das Waisenhaus von den Waiseneltern Schuma- eher und von zehn Knaben sowie sechs Mäd- chen bezogen. 248 Das Leben im Waisenhans Es waren dies die Geschwister Joseph, Marie und Magdalene Beyer (7, 10 und 12 Jahre), die Geschwister WilheImine, Karl und Augus- te Berblinger (8, II und 13 Jahre), der la-jäh- rige Christian Denny, die Brüder Julius und Franz Ihle (!2 und 13 Jahre), die Geschwister Ludwig, Karl und Luise Kiefer (9, 10 und 12 Jahre), der 12-jährige Karl Pfisterer, der 14- jährige Martin Räuber, die 13-jährige Magda- lene Spörling und der 13-jährige Franz Trönd- le. Alle Kinder hatten seit dem Tod ihres letz- ten noch lebenden Elternteils bei Pflegern ge- lebt. Der Festakt zur Einweihung des Waisen- hauses fand in dem im zweiten Stockwerk ge- legenen Arbeitssaal des Gebäudes statt. Hier hatten die Kinder künftig die in Paragraf 5 der "Haus- und Tagesordnung" formulierten "sonstigen Beschäftigungen" zu verrichten. Die "sonstigen Beschäftigungen" bestanden neben Feld- und Gartenarbeit in verschiede- nen Handarbeiten. Für die Knaben bedeu- tete dies Strumpfstricken, Korbflechten und Strohflechten, für die Mädchen Hanf- oder Flachsspinnen, Stricken und Nähen. Nach Paragraf 30 der "Haus- und Tagesordnung" kam der Erlös aus den Handarbeiten der Kin- der der Waisenhaus-Anstalt zu gute, die An- stalt selbst hatte den rohen Arbeitsstoff an- zuschaffen. Die Arbeit der Kinder wurde in den Sommermonaten in der Zeit zwischen dem nachmittags um 4 Uhr eingenommenen Abendbrot und dem um 7 Uhr gereichten Nachtessen geleistet, in den Wintermonaten arbeiteten die Kinder zwischen 4 Uhr und 6 Uhr. Eine Durchsicht des im Stadtarchiv Karlsruhe archivierten "Grundbuches des Waisenhauses zu Karlsruhe" ergibt, dass die meisten Kinder das Waisenhaus im Alter von 15 bis 17 Jahren verließen. In der Rubrik "künftiger Beruf' ist ihr weiterer Weg ange- deutet. Die meisten Mädchen wurden dem- nach Dienstbotin, die 17-jährige Bertha Sey- fried zog 1880 nach erfolgreichem Besuch der Frauenarbeitsschule des Badischen Frauenver- eins zu ihten bei den Schwestern nach Eng- land, die 15-jährige Maria Bischoff wanderte 1867 zu ihrer Mutter nach Amerika aus und die 17 -jährige Carolin Hauser trat 1880 nach erfolgreichem Besuch der Frauenarbeitsschu- le zur Ausbildung als Kinderlehrerin in die Kleinkinderschule ein. "Schreiner", "Schlos- ser", "Bäcker", "Kaufmann", "Lithograph" und "Zeichner in der hiesigen Werkzeugma- schinenfabrik" lauten einige der Eintragungen für die Knaben, die nach dem Verlassen des Waisenhauses eine Lehre begannen. Der 14- jährige Adolf Hertenstein kam 1861 zu Hof- maler und Photograph Ludwig Wagner in die Lehre. Von ihm ist vermerkt, dass er viel Talent besitze und das Lyceum bis zur Unterquarta besucht hatte. Der überwiegende Teil der Wai- senhauskinder besuchte die zweite evangeli- sche Stadtschule in der Spitalsrraße 26 bund die katholische Stadtschule in der Erbprinzen- straße 12 B. Der Besuch dieser Schulen war kostenlos. Auch der 16-jährige Carl Christian Hörnle hatte eine weiterführende Schule be- sucht. Über ihn ist im "Grundbuch des Wai- senhauses" dokumentiert: "War ein sehr fleißi- ger Schüler, weshalb er noch ein Jahr nach sei- ner Confirrnation die Schule besuchen durfte, um die 6te Klasse der Bürgerschule zurückzu- legen". Carl Christian Hörnle trat 1879 als Schreibgehilfe in die Kanzlei des Großherzog- lichen Amtsgerichts ein. Das Waisenhaus in der Stösserstraße "Das Bedürfnis eines Umbaus bzw. Neubaus des Waisenhauses ist nach gerade zur btennen- den Frage geworden". So lautet das Fazit in Tagesordnungspunkt 8 im Sitzungsprotokoll des Waisenhaus-Verwaltungsrats vom 10. Fe- 249 Gruppenbild 1880. bruar 1897. Der Bau eines neuen, den moder- nen hygienischen wie wirtschaftlichen Ein- richtungen entsprechenden Anstaltsgebäudes hatte im Januar des Jahres 1897 durch die Erkrankung von elf Jungen an Krätze neue Dringlichkeit bekommen. Noch im selben Jahr wurde für den Neubau des Waisenhauses ein Gelände in der Falterstraße (1899 umbe- nannt in Stösserstraße) im Stadtteil Mühlburg erworben, und am 3. Oktober 1899 bezogen 25 Knaben, 15 Mädchen und Waisen vater Theodor Gscheidtlen das nach Plänen des Ar- chitekten E. Schweickhardt errichtete Gebäu- de. Das Waisenhaus in der Stösserstraße 17 war bis zum Jahr 1934 in Betrieb. Danach wurde es von der Stadt Karlsruhe als Volks- schule genurzt und mit Ausbruch des Zweiten Weltkriegs für militärische Zwecke und als La- zarett in Anspruch genommen. Seit 1940 ist das ehemalige Waisenhaus in der Stösserstraße 17 im Besitz der Firma Kondimawerk Engel- hardt GmbH & Co.KG. Das Kinderheim in der Sybelstraße "Es ist deshalb die Errichtung eines besonde- ren Kinderasyls außerhalb der Stadt in Aus- sicht genommen" stellt der Armen- und Wai- senrat der Haupt- und Residenzstadt Karlsru- he am 4. April 1911 in einem Schreiben an Stadtrat Dr. Binz, den Vorstand des Verwal- tungsrats des Waisenhauses, in Aussicht. Die Notwendigkeit der Errichtung eines eigenen Kinderheims hing mit der Überbelegung der Kinderabteilung des städtischen Armenhauses in der Zähringerstraße 4 und den daraus resul- tierenden räumlichen und hygienischen Män- geln zusammen. In der Kinderabteilung des städtischen Armenhauses waren seit mehreren Jahren "unterstandslose" Kinder jeden Alters vorübergehend solange untergebracht worden, bis über ihre weitere Unterbringung bei den Eltern, Fürsorgern oder in einer Pflegefamilie auf dem Land entschieden war. Das neue städ- tische Kinderheim wurde im Südosten der 250 Stadt, Ecke Sybel- und Wiesenstraße (seit 1927 Stuttgarter Straße) erbaut und am 16. September 1913 mit Überführung der im städtischen Armenhaus untergebrachten Kin- der in Betrieb genommen. Der Erfahrungsbe- richt der ehemaligen Kinderheimbewohnerin Katharina Horras vermittelt eine Vorstellung vom Leben im Kinderheim. Die 1912 gebore- ne Katharina Horras wurde bei ihrem Eintritt in das Kinderheim im Jahr 1922 einer Mäd- chengruppe für schulpflichtige Mädchen zu- geteilt, die Mädchen teilten sich einen Schlaf- saal mit zirka 40 bis 45 Betten. Die großen Kinder halfen im Haus mit: für die Mädchen bedeutete dies Strümpfe zu waschen, Wäsche zu stopfen oder Schuhe zu putzen, sie betreu- ten außerdem die jüngeren Kinder und unter- stützten sie bei den Schulaufgaben. Die Buben hatten den Hof zu fegen, dem Hausmeister bei kleineren Arbeiten zu helfen und Kartoffeln zu schälen. Als 27-jährige erlebte Katharina Hor- ras, die seit 1931 im Büro des Kinderheims angestellt war, am 4. September 1939 die Eva- kuierung des Kinderheims in das Paulusheim nach Bruchsal und von dort nach Priem am Chiemsee mit. Nach der Evakuierung wurde das Kinderheim von der Narionalsozialisti- schen Volkswohlfahrt belegt. Bei dieser Gele- genheit kritisierte der zuständige Gauhaupt- stellenleiter in einem Schreiben vom 18. Sep- tember 1939 an Stadtrat Peter Riedner, dass fast alle Wohnräume des Personals ausschließ- lich konfessionellen Charakter trugen und das gesamte Heim überhaupt kaum von NS-Geist berührt zu sein schien. Weitere Evakuierungen fanden im September 1943 in das Bibelheim "Bethanien" nach Langensteinbach und An- fang 1944 nach Ettlingen in das St. Augusti- nusheim der Wohlfahrrsgesellschaft Gut Hell- berg statt. Beim Luftangriffvom 5. September 1944 wurde das Kinder- und Säuglingsheim so sehr beschädigt, dass es nicht mehr benutz- bar war. Der Wiederbezug in der Sybelstraße durch die nach Ettlingen und Langenstein- bach evakuierten Kinder erfolgte im Mai 1946. Das Kinder- und Jugenhilfezentrurn Das heutige Kindet- und Jugendhilfezentrum ist eine nach neuesten sozialpädagogischen und sozialtherapeutischen Kenntnissen ge- führte Einrichtung mit 60 Plätzen für Mäd- chen und Jungen zwischen 6 und 20 Jahten. Die Um benennung wurde 1995 vorgenom- men, als das Städtische Kinder- und Jugend- heim Teil der Heimstiftung Karlsruhe wurde, zu der außerdem das A1ten- und Pflegeheim im Klosterweg sowie das A1ten- und Pflege- heim "Parkschlößle" und die Wohnungslosen- hilfe gehören. Seit den späten sechziger Jahren hat sich das Kinder- und Jugendheim in seiner pädagogischen und baulichen Entwicklung permanent neuen heimpädagogischen Er- kenntnissen und Konzepten angepaßt. Die frühere überholte, eher autoritär-hierarchisch ausgerichtete Heimstruktur wurde durch ei- nen sozial-integrativen Fühtungsstil abgelöst, der die Kinder und Jugendlichen an der Pla- nung und Gestaltung des Heimgeschehens teilnehmen lässt. Die Einbeziehung der Her- kunftsfamilie in den Erziehungsprozeß ist ein wichtiges Element der reformierten Heimar- beit. "Das klassische Heim mit einer aus- schließlich vollstationären Eintichtung gehört der Vergangenheit an. Die neue Richtung zielt auf ein multifunktionales Angebot, auf ein Kinderhilfezentrum mit vielfältigen Dienst- leistungen." Mit diesen Sätzen charakterisiert der damalige Heimleiter Herbert Schmitt im 75. Jubiläumsjahr 1988 Funktion und Aufga- be des städtischen Kinder- und Jugendheims. Im Rahmen von breitgefächerten Hilfen zur Erziehung nach dem Kinder- und Jugendhil- fegesetz gliedert sich das Betreuungsangebot des Kinder- und Jugendhilfezentrums in al- ters- und geschlechtsgemischte Familiengrup- 251 pen mit umfassender Betreuung Tag und Nacht, in Jugend- und Verselbständigungs- gruppen sowie Betreutes Wohnen, in teilstati- onäre Tagesgruppen für 6 - 13-jährige Kinder, die um 17 Uhr in ihre Familien zurückkehren sowie in die Notaufnahme für Inobhutnahme in akuten Krisensituationen. Mit der VeIWirk- lichung dieser differenzierten Betreuungsmaß- nahmen hängt auch der grundlegende Umbau des städtischen Kinderheims in den Jahren 1971 bis 1981 zusammen. Aus den großen Tages- und Sammelschlafsälen mit Groß- waschräumen des Jahres 1913 wurden Grup- penwohnungen für jeweils maximal neun Kinder gebildet. Den Gruppenwohnungen wurden Bastelräume, Lernzimmer, Personal- zimmer und Therapieräume angegliedert und im Kellergeschoss ein Schwimmbad sowie ein Turn- und Gymnastikraum eingebaut. 1978 erhielt das Kinderheim ein Musikzimmer, und der Umbau des ehemaligen Speisesaals zu ei- nem neuen Festsaal wurde fertiggestellt. Seit 1973 unterstützt und begleitet der von der damaligen Stadträtin Margot Neef und ihrem Ehemann Gerhard Neef gegründete "Förder- kreis Städtisches Kinderheim" das Kinder- und Jugendhilfezentrum. Seit 1999 ist Doris Birgin Vorsitzende des Förderkreises. Treue Freunde sind auch die Marinesoldaten der Fregatte "Karlsruhe", die seit mehr als 30 Jah- ren die Patenschaft zum Kinder- und Jugend- hilfezentrum pflegen. ANGELIKA SAUER 100 Jahre St.-Bernhardus-Kirche am Durlacher Tor An einem bedeutsamen Punkt im Karlsruher Stadtgefüge steht am Durlacher Tor seir über einem Jahrhundert erhöht auf einem Plateau etwa 1,50 m über dem Straßenniveau, die ka- tholische St. Bernharduskirche. Die Kirche mit ihren kathedralenartigen Dimensionen, mit der kräftigen Einturmfassade steht genau in Blickachse der Kaiserstraße und markiert den Übergang der Kernstadt zur östlichen Vorstadt. Mit dem Pfarrfest am 23./24. Juni 2001 auf dem Kirchplatz und einem großen Banner am Kirchturm mit der Aufschrift" 100 Jahre St. Bernhard 1901-200112002" begann das Jubeljahr, fast auf den Tag genau 100 Jahre nach der feierlichen Schluss-Steinlegung auf der Spitze des Turms. Die Pfatrgemeinde ge- dachte des Baus der Kirche und der Gründung der Pfarrei mit der Herausgabe einer Fest- schrift und einer Gedenkmünze. Mit Vorträ- gen, Gedenkgottesdiensten, wechselnden Aus- stellungen zum Leben in St. Bernhard - früher und heure - wurde das Jubiläumsjahr abge- rundet. Die Höhepunkte waren ein Festakt und ein Fesrgottesdienst am 26./27. Oktober 2002, dem Tag der feierlichen Einweihung des Gotteshauses vor 100 Jahren. Der Einwei- hungsgottesdienst am 26.0ktober 1902 durch Erzbischof Thomas Nörber fand damals in Anwesenheit des Fürstenpaares Großherzog Friedrich und Großherzogin Luise statt, beim 100-jährigen Jubiläum war das Fürstenhaus Baden durch Markgraf Max und Markgräfin Valerie von Baden vertreten. 252 Die Anfänge Für nahezu 30.000 Katholiken gab es in der Residenzstadt Karlsruhe zunächst nur eine ka- tholische Kirche (St.Stephan) und eine katho- lische Pfarrei. Die Entwürfe für den Bau einer weiteren katholischen Kirche von Baudirektor Heinrich Hübsch im Jahr 1853 und von Bau- rat AdolfWeinbrenner 1885 an jerziger Stelle scheiterten aus finanziellen Gründen. 1888, mit 'Ende des KuIrurkampfes und mit Einführung des Orrskirchensteuergeset- zes, verbesserten sich die Rahmenbedingun- gen für Kirchenbauten in Karlsruhe. So enr- stand zunächst die Liebfrauenkirche im dama- ligen Bahnhofsviertel. Planung und Bau der Kirche Im Januar 1888 stimmte das Erzbischöfliche Ordinariat dem Bau einer dritten katholischen Kirche in der sich rasch vergrößernden Ost- stadt zu und beauftragte den Erzbischöflichen Baurat AdolfWillard mit der Planung. Im November 1888 schenkte Großherzog Friedrich I. der katholischen Gemeinde als Baugrund den ehemaligen Küchengarten vor dem Durlacher Tor unter der Bedingung, in- nerhalb von fünfJahren mit dem Bau der Kir- che zu beginnen. Der Plan von Willard sowie ein neuer Entwurf von Architekt Josef Schmitt missfielen der Großherzoglichen Baudirekti- on, da es diesen Entwürfen an Monumentali- tät und Kraft fehlte. Im November 1892 be- auftragte der Stiftungsrat den Architekten und erzbischöflichen Bauinspektor Max Meckel, ein ansehnliches und würdiges Gotteshaus im früh gotischem Stil mit 1000 Sitz- und 1200 Stehplärzen zu errichten. Dem Großherzog gefiel Meckels Entwurf. Er äußerte lediglich den Wunsch, auf den Ver- purz der Kirche zu verzichten und den Bau stcinsichtig mit Haustcinen auszuführen. Da die Zeit drängte, erfolgte am 15.Mai 1893 der erste Spatenstich. Mit den Bauarbei- ten wurde die Firma Werle & Hartmann aus Mannheim beauftragt. Im November 1895 suchte der Stiftungsrat um die Erlaubnis nach, dass die Kirche dem seligen Markgrafen Bernhard von Baden (1428-1458) geweiht werde, da dieser Patron des Landes und Angehöriger des herzoglichen Hauses sei. Karlsruhe sollte eine besondere Stätte der Verehrung des Seligen werden. Am 29. Juni 1896 nahm Weihbischof Dr. Friedrich Knecht in Anwesenheit des großher- zoglichen Paares, geladener Gäste und der Gemeinde, die Grundsteinlegung der Kirche vor. Am selben Tag erhielt Dekan Benz von Papst Leo XIII ein Telegramm, in welchem der Papst den apostolischen Segen und den Dank an die Königlichen Hoheiten übermittelte. Schwierigketen bei der Fundamentierung des Turmes sowie die anspruchsvolle Detailgestal- wng verursachten eine lange Bauzeir. die mehrfach Anlass zur Kritik gab. Schließlich konnte am 20.0ktbober 1901 mit der Bene- diktion durch Stadtdekan Anton Knörzer der erste Gottesdienst in der neuen Kirche gefei- ert werden. An der feierlichen Konsekration der Pfarr- kirche durch Erzbischof Dr. Nörber am 26.0ktober 1902 beteiligte sich der gesamte Klerus des Stadtdekanats. Am anschließenden Pontifikalamt nahmen das Fürstenpaar sowie die Spitzen der Zivil- und Militärbehörden teil. Am Abend fand zur weltlichen Feier ein Festbankett in der großen Festhalle statt. Max Meckel (1847-1910) war einer der bedeutensten und meist beschäftigten Archi- tekten des Historismus in Südwestdeutsch- land. Neben den architektonischen Plänen für die St.-Bernhardus-Kirche lieferte er auch die Entwürfe für das Inventar unter anderem Hochaltar, Kanzel, Taufstein und Glockenzier. Die ganze Bernharduskirche verdeutlicht den 253 St. -Bernhardus-Kirche etwa 1902. Im Vorgrund die Straßenbahn nach Durlach. Grundriss von Meckcll901 mit der Gewölbestrukrur. freien und kreativen Umgang des Baumeisters Meckel mit historischen und zeitgemäßen Vorbildern bei gleichzeitiger Originaltreue im Detail. Der Grundriss zeigt eine dreischiffige ge- wölbte Rundpfeilerbasilika mit Lang- und Querhaus, deren Apsis von einem abgetrennten Chorumgang umschlossen wird. Der Chorbau öffnet sich wiederum zu einer Art Kapelle, die als Sakristei dient. An das Mittelschiff schließt sich im Westen ein mächtiger Turm mit Vor- halle im Sockel geschoss an. Der gewaltige, reich gegliederte Turm mit 93 m Höhe und der malerisch gruppierte Querhaus-Chor-Komplex stellen die architek- tonisch aufwendigsten Teile dar. Die West- front der Turmfassade ist von einer hohen, kielbogenüberfangenen Portalnische mit rei- chen Dekor bestimmt. Unterhalb des Ziffer- blattes der Turmuhr steht unter einem Balda- chin die Statue des seligen Bernhard, Markgraf von Baden. Dieses von der Firma Huckschlag und Fritschli nach einem Modell vom Karls- ruher Bildhauer Fridolin Dietsehe in Kupfer getriebene Standbild ist ein Geschenk des Großherzogs Friedrich I. Die ursprünglich beidseitige Auffahrt und die breite Außentreppe auf der Turmseite sind durch geänderte Verkehrsführung am Durla- eher Tor nicht mehr vorhanden. Die gegenläu- fige Freitreppe und ein kanzelartiger Altan mit Maßwerkbrüstung im Osten, sind Reste der ursprünglichen Außenanlage. Beim Betreten der Kirche durch das Haupt- portal erlebt der Besucher eine abwechslungs- reiche Raumfolge. Auf die über 20 m hohe Turmvorhalle folgt unter der Orgelempore das sechsjochige Langhaus mit den schmalen Sei- tenschiffen, das durch Säulenarkaden abge- trennt ist. Das Langhaus mit der anschließen- den quadratischen Vierung, den polygonal ge- schlossenen Querhäusern und dem Hochchor formt ein durch Gewölbe und Wandstruktu- ren zusammengefasstes Raumgebilde. Der Reiz liegt in den fein ausgearbeiteten Steinmetzdetails, den aufsteigenden Rund- diensten mit den zierlichen Blattkranzkapitel- len, den Gewölben mit den gekehlten Rippen und den unterschiedlichen Schlusssteinen so- wie den jeweils verschiedenen Maßwerkfor- men der Fenster. Besonders bemerkenswert ist 254 die letrnerartige Orgelbühne mit den feinen Steinmetzarbeiten, die von außergewöhnlicher Schönheit und handwerklicher Qualität zeugen. Eine Besonderheit der Kirche sind die zwi- schen 1902 und 1936 entstandenen kunstvoll geschnitzten, mit Figuren, Reliefs sowie Tafel- bildern ausgestatteten Altäre: der Hochaltar, der Franziskus-, der Marien-, Herz-Jesu-, Bernhard- und Josefaltar. Ebenso beachtlich sind der Taufstein, die Kanzel und die Kreuz- wegsrationen. die in Steinmerzarbeiten von hoher Qualität gefertigt wurden. Kriegschäden und Wiederaufbau Das Abliefern der 1902 von B. Grüninger in Villingen gegossenen sieben Glocken konnte im Ersten Weltkrieg durch Einwände verhin- dert werden. Am 24.08.1942 jedoch läuteten die Glocken nach Beschlagnahme im Zweiten Weltkrieg zum Abschied. Sechs Glocken wur- den herabgelassen und abtransportiert. Die Aufschrift "St. Bernhard Karlsruhe - nicht verhütten" retteten diese jedoch vor dem Ein- schmelzen, und so konnten 1945 die Glocken wieder gefunden werden. Bei einem Grossangriff 1942 wurden zahl- reiche Fenster beschädigt und am 08.09.1944 brannte das Dach, durch Brand- und Phos- phorbomben getroffen, vollständig aus. Au- ßetdem verbrannte die 1908 von Firma Hein- rich Voigt & Söhne in Durlach gefertigte gro- ße Orgel und Teile des Gestühls. Des weiteren wu rden Teile des Gewölbes beschädigt, und alle Fenster, teilweise mit gestifteten Glasge- mälden, gingen verloren. Auch der Turm wur- de durch Artillerie-Beschuss beschädigt. Durch viele Bemühungen konnte am 09.02.1946 das Notdach unter großer Mithilfe der Gemeinde fertig gestellt und dadurch weitere Schäden vermieden werden. Erst 1947 kamen die Glocken aus dem Glockenlager in Hamburg wieder zurück. Zur Beseitigung eines Klangfehlers, der die Wir- kung der Gesamtdisposition beeinträchtigte, wutde die vierte Glocke umgegossen und ei- ne kleinere achte Glocke hinzugefügt. Am 24.12.1948 läuten zum erstenmal alle Glo- cken die Heilige Nacht ein. Als weitgehend unverfälschte Einheit der Jahrhundertwende erhalten, stellt das Geläute zusammen mit dem Glockenturm, dem Glo- ckenstuhl, den Glockenarmaturen und der Turmuhr (von 1902) ein Gesamtkunstwerk dar. Es zählt musikalisch zu den schönsten Ge- läuten der Jahrhundertwende in Süddeutsch- land. Bei den Instandsetzung der Kirche nach dem Zweiten Weltkrieg wurde die Ausmalung im Chor entfernt und einige Elemente der Innenausstattung dem nüchternen Stil der Nachkriegszeit angepasst. Erhalten blieb je- doch die komplette Altarausstattung. 1959 wurde die dritte Orgel, ein Gemeinschafrs- werk deutscher und französischer Firmen und Künstler, fertig gestellt. Bis Ende 1972 wurden umfangreiche Baumaßnahme im Innern, am Turm, am Glockenstuhl und am Kirchen- dach vorgenommen. Die Wiederherstellung der ursprünglichen Dachform und die Besei- tigung von Kriegsschäden sowie Witterungs- schäden am Sandstein standen dabei im Vor- dergrund. 1968 wurde ein Gedenkstein für Erzbi- schofEugen Seiterich (1903-1958), ein Sohn der Pfarrgemeinde St. Bernhard, im nördli- chen Querschiff eingelassen. Die Umgestaltung des Chores im Sinne des Zweiten Vatikanischen Konzils erfolgte 1975: Der Zelebrationsaltar wurde unter Ver- wendung von Teilen der neugotischen Kom- munionbank geschaffen. Zu gleicher Zeit ent- stand der in Bronze gegossene Ambo. Eine umfassende Innentenovierung der Kirche erfolgte 1991. Teilweise wurde den nach Raumfassung verlangenden Wand- und 255 Gewölbeflächen eine Bemalung in zeitgemä- ßen Formen zurückgegeben. Die Ausmalun- gen in den Blendfeldern der Langhaus-Ober- gadenfenster nehmen Bezug auf die "Zehn Gebote". Die St.-Bernhardus-Kirche gilt als bedeu- tendster neu gotischer Kirchenbau in Baden. Sie ist nicht nur kraftvolle Manifestation des wiedererstarkten Katholizismus in der protes- tantisch geprägten Residenz am Ende des 19. Jahrhunderts, sondern auch Ausdruck der auf Ausgleich zielenden Kirchenpolitik Großher- zog Friedrichs I. am Ende der KulturkampfZeit gegen die "Sozialistische Gefahr". Ausblick Fortschreitende Witterungseinflüsse auf den Sandstein fordern ihren Tribut. Im Frühjahr 2002 wurden Sofortmaßnahmen im Rahmen der Verkehrssicherheit notwendig, um locke- re und lose Steine zu entfernen. Dies war auch Anlass, die Vorplanung zur Instandsetzung der Außenhülle der Kirche zu beginnen. Mangels vorhandener Pläne muss zuerst eine Stereo- Photogrammetische Fassadenaufnahme er- stellt werden, um eine anschließende steinge- naue Auswertung und Darstellung der Gebäu- deansichten zu ermöglichen. Auf diesen Grundlagen erfolgt die Schadenanalyse, die Erarbeirung eines Sanierungskonzeptes, die Kostenberechnung und die Ausschreibung der Arbeiten. Die Ausführung wird je nach Finanzie- rungsmöglichkeiten in mehreren Bauabschnit- ten erfolgen müssen. Die jetzt schon kalkulier- ten Instandsetzungskosten wird die Katholi- sche Kirchengemeinde St. Bernhard nicht all- eine tragen können, sie wird auf Spenden an- . . geWIesen sem. HEINRICH ALOIS SCHILLINGER 256 Zei tzeugen berichten 257 Professor Dr. ing. Dr. h. c. Heinz Draheim Blick: Sie waren 1968 bis 1983 Rektor der Universität Karlsruhe. Unterschied sich Ihre Rektor-Wahl von früheren? Draheim: Bisher wanderte das Rektorat für ein, meistens zwei Semester von Fakultät zu Fakultät. 1968 wurde angesichts lebhafter Reformdiskussionen bewusst nach bestimm- ten Personen Ausschau gehalten. Als Dekan 1965/66 hatte ich mich schon engagiert für eine Zusammenarbeit mit studentischen Gre- mien eingesetzt. Das zählte für viele. Blick: Das Jahr 1968 forderte ja von deut- schen Universitäten besondere Aufgaben. War das für Sie ein besonderer Reiz? Draheim: Aber ja. Zu den üblichen Pflich- ten kam als Hauptaufgabe der Vorsitz in einer gewählten Grundordnungsversammlung, in der Vertreter aller Gruppen mitarbeiteten un- ter dem Motto: "Mitarbeit begründet Mitver- antwortung". Reizthema war die Mitwirkung von Studenten. Das Bundesverfassungsgericht wurde angerufen, und es ging vielfach turbu- lent zu. Wir nutzten voll die rechtlichen Mög- lichkeiten für eine echte Mitwirkung, und das wirkte sich auch auf das Diskussionsklima positiv aus, ebenso auf die Verabschiedung der Grundordnung, und das ohne Polizeischutz oder Tumulte. Allgemein sprach man vom "guten Geist von Karlsruhe". der unser Innen- leben bis heute prägt. Blick: Der Senat wurde demnach vom Ver- waltungsrat "entmachtet". Wie stellten sich die Professoren dazu? Draheim: Die Arbeit des Verwaltungsrats kann man nicht als Entmachtung des Senats bezeichnen; es ist vielmehr eine höchst zweck- mäßige Aufgabenteilung. Im alten Dekans- Senat kämpfte jeder natürlich für seine Fakul- tät, und dabei kommen die Aufgaben der Universität zu kurz. Ein von Fachegoismen freier Verwaltungsrat eignet sich besser für die Verteilung von Mitteln, Räumen und Stellen. Er kann sich aktuellen Bedürfnissen anpassen und in Forschung und Lehre gezielt handeln. So war es von besonderer Bedeutung, dass er die Berufungsvereinbarungen aushandelte, was vorher das Ministerium mit manchmal unver- ständlichen Ergebnissen vollzog. Die heutige Abschaffung des Verwaltungsrats ist also abso- lut unverständlich, und man fragt sich, was der Rechnungshof dazu sagt. Blick: Aber die Atmosphäre war doch um 1968 auch in Karlsruhe gespannt? Draheim: Natürlich gab es auch hier De- monstrationen. Die Demonstranten versam- melten sich im Ehrenhof, wobei ich sie er- mahnte, sich nicht bei der Bevölkerung unbe- liebt zu machen. Manchmal stand ich dabei 258 am Straßenrand. Es wurden auch Streiks in der Uni versucht, aber der Lehrkörper war in jedem Falle von mir zu Vorlesungen und Übungen verpflichtet worden. Zum Festakt im Jubiläumsjahr 1975 in der Stadthalle hat- ten wir große Demonstrationen von Sruden- ten anderer Hochschulen. Die eigenen Stu- denten distanzierten sich. Störee, die mir den Zugang zur Mensa verwehrten, ließ ich durch die Polizei entfernen. Bei uns gab es also Jah- resfeiern und auch Rektorenbälle ohne Stö- rungen, allerdings einige Male mit Drohungen. Blick: Eine schwedische Delegation sprach von einer "Pax Draheim"? Draheim: Vielleicht weil sich der Rektor und die Professoren damals zunehmend um vieles mehr kümmerten als früher. Die Stu- denten hatten in den Grundordnungsver- handlungen erfahren, dass ihre Mitwirkung willkommen sei und ernsrgenommen werde. Sie machten die Erfahrung, dass es wirkungs- voller ist, mit Professoren, Dekanen und dem stets sprechbereiren Rektor zu reden als zu demonstrieren oder Klamauk zu machen. Sie wussten, dass Missstände in Vorlesungen, bei Klausuren und Examina, die es natürlich immer wieder gibt, geprüft und nach Mög- lichkeit abgestellt werden. Und wichtig war auch, dass es nur bei den Studenten politische Listen für Wahlen gab, nicht beim Lehrkörper. Blick: Aber Widerspruch bei Studenten gab es auch hier? Draheim: Sicher, z. B. im ASTA. Als die verfasste Studentenschaft im Hochschulgesetz abgeschafft wurde, entstand ein Unabhängiger Studentenausschuss (USTA), der die im Ge- setz vorgeschriebene Vertretung ergänzte. Das ASTA-Vermögen (Busse, Druckerei u. a.) wur- de sachgemäß erhalten. Die Studenten behiel- ten auch ihre Räume, zu deren Schließung ich gedrängt wurde. Schließlich war doch nur der ASTA abgeschafft worden, was ein schwerer Fehler war und bleibt, nicht aber die Studen- ten. Meine Eigenmächtigkeiten wurden auch einmal gerügt, was ich als Auszeichnung an- sah. Für die Medien waren wir uninteressant, weil wir trotz Drittelparität in einem Gremi- um kein Chaos zu bieten hatten. Bildunlerschrifr der BNN vom 1.12.1976: Eine deudiche Aussage zu ihrer sozialen Lage und der SilUation an den Hochschulen sollte die Demonslr3lion der 1.200 SlUdemen, die gestern auf die Stra& gingen. der Bevölkerung bringen. Die Masse der Demonstramen stell· ten die Studierenden der Karlsruher und Pforzheimer Fach· hochschulen und der Pädagogischen Hochschule. die gegen 17 Uhr auf dem Europaplatz mit Studenten der Universität zu einer Abschlußkundgebung zusammentrafen. Wie don ist es auch im übrigen Verlauf der DemonSlruion nach Auss3gen der Polizei zu keinen Zwischenfallen gekommen, wenn man von der Behinderung des Berufsverkehrs in der Innenstadt rur etwa eine Stunde absieht. 259 Blick: Wie gestaltete sich der Kontakt zu Wirtschaft. und Industrie, der ja für eine tech- nische Hochschule besondere Bedeutung hat? Droheim: Ungebrochen, trotz einiger da- maligen Ideologiesprüche über die "Indoktri- nation des Spätkapitalismus" oder die Forde- rung, das Wort "Elite" durch "Experten" abzu- lösen und anderes. Bedeutende Vertreter der Industrie wurden Ehrensenatoren, Honorar- professoren und Lehrbeauftragte. Manche berichteten mir von Diskussionen, die sie ge- nossen. Drittmittel für die Forschung flossen weiter, und die Arbeitsbereitschaft der Studen- tenschaft ließ trotz Entwicklung zur Massen- universität nicht nach. Das Leistungsniveau war und blieb hoch, was damals wie heure anerkannt wird und viele ausländische Stu- denten anzieht. Dazu dienten auch Kontakte mit anderen Universitäten. Man darf heute nicht vergessen, was z. B. vor 30 Jahren ange- sichts des Eisernen Vorhangs eine Partner- schaft mit der Universität Budapest bedeutete. Wir haben so viele Kontakte zu Persönlich- keiten aus Industrie und Wirtschaft, die uns mir Rat und Tat zur Seite stehen, dass eine offizielle Vertrerung in einem Gremium der Universität, wie heute vorgesehen, nicht erfor- derlich ist. Ich habe dies in meiner Amtszeit erprobt. Das funktioniert nicht, denn kein Spitzenmanager kann an offiziellen Sitzungen regelmäßig teilnehmen. Blick: Welche Summe haben Sie nach 15 bewegten Rektor-Jahren gezogen? Draheim: Das lasse ich lieber den damali- gen Wissenschaftsminister Professor Engler beantworten. Bei der Rekroratsübergabe an Professor Kunle 1983 sprach er nicht nur von den Studentenunruhen, dem raschen Hoch- schulausbau trotz nachlassender Finanzkraft und der "fast geräusch- und reibungslos verab- schiedeten ersten Grundordnung" , sondern er wies auf den sichtbaren Fortschritt in vielen Bereichen hin, wobei nur das Rechenzentrum und die Bildung der Fakultät für Informatik genannt sei, die heutezu den führenden zählt. In summa: die Fridericiana ist gestärkt aus dieser problem befrachteten Zeit hervorgegan- gen. Wir haben die vielfach chaotischen Zu- stände als fruchtbare Unruhe genutzt. DIE FRAGEN STELLTE LEONHARD MÜLLER Bildunterschrift der BNN vom 12.6 .1975 Zu einem Handgemenge, zwischen Gästen der Universität, ihrem Rektor und den Studenten kam es, als der Eingang durch cine Gruppe auswärtiger (man vermutet aus Sruttgarr, Heidclberg und Man nheim) kommunistischer Studenten blockiert wurde. Auf unserem Bild sind u.a. Rektor Dra- heim und Alr-Landragspräsidem Oe. Gurk zu erkennen. 260 Hans Joachim Hoffner Deutsch-amerikanischer Verbindungsoffizier 1953 - I 990 Blick: Herr Hoffner. Sie sind als Oberst der Bundeswehr 1990 in Pension gegangen. Ihre Tätigkeit unterschied sich ja deutlich von mancher anderen Offizierskarriere? Hoffiur: 1945 bin ich als Leutnant nach dem Krieg wieder Zivilist geworden und wur- de nach Studien und Berufstätigkeit 1953 als deutscher Berater des amerikanischen Verbin- dungsoffiziers eingestellt. von der Bundeswehr als Hauptmann übernommen. Nach zahlrei- chen Wehrübungen wurde ich parallel zu mehreren Beförderungen durch die Amerika- ner auch in der Bundeswehr befördert. und zwar zuletzt als "Leiter der Verbindungsabtei- lung beim US-Distriktkommando Nord- und Südbaden und des Regierungsbezirks Neu- stadt-Pfalz" und Oberst der Bundeswehr. d. h. ich unterstand unmittelbar der Nato. die mich auch bezahlte. Blick: Das waren zunächst militärische Aufgaben? HoJfoer: Jedes Jahr fanden Manöver bis ca. insgesamt acht Wochen statt mit großen Vor- bereitungen. verschiedenen Lagern. umfang- reichen Flugplatzlandungen innerhalb des Big Lift. wo in kurzer Zeit voll einsatzfähige Trup- penteile aus den USA in Deutschland lande- ten. daher auch meine Verbindungen zu der Air Force. Mit einem kleinen Stab von ca. 25 Personen samt Pressestelle schufen wir nicht nur den erforderlichen Kontakt zur Öffent- lichkeit. sondern kümmerten uns nachher auch um die Manöverschäden. Blick: Was wäre im Ernstfall geschehen? HoJfoer: Der Rhein hätte auf jeden Fall als Auffanglinie gedient. Hier hatte übrigens die US Navy zwei Patrouillenboote und eine gro- ße Anzahl von Fähren für die Rhine River Patrol stationiert. Im Falle einer Besetzung der DDR wäre ich verantwortlich gewesen für den Beginn demokratischer Regierungsformen im Land Thüringen. Blick: Das war sicher damals streng geheim. HoJfoer: Ja. ich war Träger der höchsten Geheimhaltungsstufe. was den Umgang mit Karlsruher amerikanischen Kommandeuren. die nicht diesen Grad hatten. manchmal um- ständlich machte. um Maßnahmen zu erklären. Blick: .. Jack" Hoffner spricht akzentfreies Amerikaniseh? HoJfoer: Was manchmal dazu führte. dass die Amerikaner vergaßen. dass ich Deutscher bin. Doch dazu gehörte auch. die Mentalität 261 dieser Soldaten zu begreifen angesichts ihrer häufig wechselnden Einsatzorte. Blick: Sie stellten also innerhalb der 37 Jah- re eine Kontinuität dar? Hoffoer: Was sehr erwünscht war, auch bei den deutschen Dienststellen, wie zu den Land- räten, Bürgermeistern. Bei den Panzermär- schen, Biwaks mit ihren Straßenschäden wut- den ja erhebliche Entschädigungssummen ge- zahlt, zwei Drittel von der Army, ein Drittel von der Bundesrepublik. Blick: Konnten Sie bei den Übungen ein- zelner Truppenteile noch einen positiven Ak- zent setzen? Hoffoer: Besonders die Pioniere halfen bei der Anlage von Straßen, Sportplätzen, Kinder- gärten, Freizeitanlagen u a. Die Kirche am Feldberg hätte ohne den Einsatz der Amerika- ner nicht gebaut werden können. Blick: In Karlsruhe wurde der Flugplatz in der Nordstadt für die Army umgewidmet. Hoffoer: Und die Kasernenbauten, Schu- len, Kirchen erstellt. Ich war damals bei der Bauplanung beteiligt, wo mit deutschen Stel- len um jeden Baum gekämpft werden musste. Heute ist dies ein bevorzugtes Wohngebiet mit der sehr aktiven amerikanischen Bibliothek, einem Geschenk an Karlsruhe. Blick: Die Truppen und ihre Angehörigen lebten wohl stark abgeschirmt? Hoffoer: In der Versorgung waren sie völlig autark. Gerade bei ihren strikten Hygienevor- stellungen sorgten eigene Schlachter, Bäcker und andere Dienste für die Lebensmittel. Da aber 14.000 Familien in Wohnungen inner- halb der Stadt lebten, kam es zu vielen Kon- takten; besonders wenn die Kinder miteinan- der spielten, begann rasch ein Gespräch über dem Zaun, wobei man immer wieder über- rascht war, wie viele Deutsche Englisch spre- chen und manche Amerikaner kaum Gelegen- heit hatten, die mühsam erworbenen Deutsch- kenntnisse anzuwenden. Mit der Truppenre- duzierung bedauerten viele Vermieter den Rückzug der amerikanischen Familien. Blick: War für die Army eine Y.ersetzung nach Deutschland interessant? Hoffoer: Sicherlich. Jeder musste hier einen 30-stündigen Pflichtkurs absolvieren, in dem die Geschichte, der Standort, die Sitten und Gebräuche und etwas Basic German unter- richtet wurde. Besonders die Mroamerikaner haben sich hier wohl gefühlt. Für das Offi- zierskorps wurde ein Round table mit franzö- sischen, kanadischen und deutschen Offizie- ren eingerichtet. Man ging ins Theater, in Mu- seen, und viele zeigten einen großen Wissens- durst. Blick: Gab es auch Probleme? Hoffoer: Natürlich. Gerade bei Verkehrs- unfällen, Straftaten und anderen Konflikten. Für mich bedeutete es eine harte Aufgabe, deutsche Ehefrauen über den Tod ihres Man- nes in Vietnam zu informieren. Blick: Wenn Sie die Summe ziehen, was ist geblieben, was hat sich bis heute geändert? Hoffoer: Wer als amerikaniseher Soldat in Deutschland diente, konnte als Botschafter dieser Republik in den USA gelten. Hatten die GIs anfangs in den 50er Jahren noch auf die- ses Land herabgesehen, die die Deutschen 1945 nach der ersten französischen Besatzung 262 eher als Befreier betrachteten, so stellte sich bald ein freundschaftliches Verhältnis ein. Wir haben hier in unserem Distrikt auch Gruppen von Medizinern, Juristen, Pädagogen empfan- gen, die sich wohl vorbereitet im Gespräch mit deutschen Partnern zeigten. Zwar sind man- che Kontakte geblieben, Heidelberg ist noch immer Sitz des Hauptquartiers, aber viele Stränge sind verdünnt, und die heutige ame- rikanische Jugend, die nicht mehr die Erfah- rungen einer Wehrpflichtarmee in Europa gewinnen kann, spiegelt wohl ein anders Welt- bild. Die derzeitige Berufsarmee, die andere Strukturen aufweist, anderen Risiken ausge- setzt ist, schafft andere Verhältnisse. Unabhän- gig von der Tatsache, dass wir 1945 von der Nazi-Diktatur befreit wurden, konnte ich in diesen 37 Jahren beobachten, wie hier in Karlsruhe, aber auch in anderen Regionen, besonders die jüngeren Angehörigen zweier Staaten zusammenrückten, sich zu verstehen versuchten. Wenn ich auf meinen privaten Reisen in die USA immer wieder Amerikaner getroffen habe, die oft voll guter Erinnerungen von ihrer Zeit in Deutschland berichten, kann man darin trotz mancher Probleme im ganzen eine positive Bilanz dieses Abschnitts der Zeit- geschichte ziehen. DIE FRAGEN STELLTE LEONHARD MÜLLER JosefWerner Journalist und Publizist Blick: Sie wurden im Jahr 1950 mit 35 Jah- ren Chef des Lokalteils der Badischen Neues- ten Nachrichten (BNN) und später stellvertre- tender Chefredakteur. Hatten die BNN da- mals noch keine Monopolstellung? Wemer: Mitte des Jahres 1949 war in der amerikanischen Zone die Lizenzpflicht für Ta- geszeitungen aufgehoben und damit Gewerbe- freiheit auch für den Bereich der Presse ge- schaffen worden. Rasch wurde dann das Dur- lacher Tageblatt wiedergegründet, und in Karlsruhe wurden die CDU-nahe Badische Volkszeitung (BVZ) sowie die SPD-nahe All- gemeine Zeitung (AZ) aus der Taufe gehoben, die beiden Letzteren von uns Journalisten lie- bevoll-spöttisch "Schwarz Kattl" und "Rot Kattl" genannt. Dass diese Zeitungen nach einigen Jahren aus wirtschaftlichen Gründen eingingen, war ein Verlust an Meinungsfrei- heit, den ich immer sehr bedauert habe. Die Kollegen dieser Zeitungen kamen übrigens fast ausnahmslos bei den BNN unter. Blick: Welche Rolle spielt in Zeitungen wie den BNN der Lokalteil? 263 Werner: Eine sehr wesentliche, denn Leser von Regionalzeitungen wie den BNN wollen ja vor allem über das vielfaltige lokale und re- gionale Geschehen informiert werden. Eine umfassende und objektive Berichterstattung isr die vordringliche Aufgabe der Lokalredak- tion. Zur Erfüllung dieses Auftrags ist ihr in- nerhalb der Gesamtredaktion die größte Zahl an Redakteuren und Redakteurinnen zugeord- net. Zusätzlich verfügt die Lokalredaktion über eine beachtliche Zahl freier Mitarbeiter. Blick: Welchen Einfluss nimmt und hat die Lokalredaktion auf das lokale Geschehen? Werner: Der Leser erwartet von seiner Zei- tung, dass sie zu aktuellen Fragen Stellung nimmt. Gegebenenfalls kann sie dabei sogar eine Art Meinungsführerschaft übernehmen. Ob die Meinung der Zeitung auch Einfluss hat aufEnrscheidungen, etwa des Stadtparlamenrs, hängt zum einen von der Überzeugungskraft der vorgebrachten Argumente ab, zum ande- ren narürlich von der Bereitschaft der Damen und Herren Stadträte, den Standpunkt der Zeitung anzunehmen. Überschärzen sollte man den Einfluss der Zeitung allerdings nicht. Blick: Können Sie dennoch Fälle nennen, bei denen Ihre Zeitung die öffentliche Mei- nung maßgeblich beeinflusst hat? Wemer: Aus meiner Zeit ist mir lebhaft unser Widerstand gegen die Absicht des dama- ligen BVG-Präsidenten Gebhard Müller und des damaligen Ministerpräsidenten Kurt-Ge- arg Kiesinger in Erinnerung, das Bundesver- fassungsgericht im Schloss zu etablieren. Der Plan wurde aufgegeben, das Badische Landes- museum, das sich im Schloss gerade einzurich- ten begann, konnte im Schloss verbleiben. Einen heftigen öffenrlichen Kampf führten wir um den Wiederaufbau des Markgräflichen Palais' J Weinbrenners schönstem Bauwerk, dessen Ruine geschleift werden sollte. Ein vol- ler Erfolg war diesem Bemühen bedauerlicher- weise nicht beschieden. Aber immerhin wur- de der für die Gestalt des Rondellplatzes wich- tige Porrikus wiederaufgebaut. Auf der ganzen Linie durchgesetzt har sich meine Zeitung andererseits bei ihrem Kampf gegen den der Aachener-Münchener Versicherung zuliebe bereits beschlossenen Abbruch des anmutigen klassizistischen Weltzienhauses am Karlstor. Und dem Stadtgarren blieb dank BNN und der von ihr mobilisierren Öffentlichkeit bei der KLV-Erweiterung der - auch vom dama- ligen Gartenbaudirektor Roberr Mürb be- kämpfte - erdrückende so genannte "Dreifin- genurm U erspart. Massive Kritik äußerte die Zeitung schließlich an der vom Gemeinderat nahezu einstimmig erfolgten Entscheidung, den stadthistorischen vielsagenden, zugleich anmutigen Namen "Entenfang" in Mühlburg als Referenz für Besucher aus der Pfalz in "Pfälzer Platz" umzubenennen. Das Ergebnis: In der darauffolgenden Sitzung nahm der Gemeinderat seinen Beschluss zurück, der "Entenfang" war gerettet. Blick: Ist andererseits eine Lokalredakrion nicht doch dann und wann Einflussversuchen, beispielsweise von politischer Seite, ausgesetzt? Werner: Ein Journalist ist dann glaubhaft. wenn er sich seine Unabhängigkeit bewahrt. Um Behinderungen seiner journalistischen Freiheit zu entgehen, ist es ratsam, dass der Lokalredakteur sich nicht von Parreien oder einflußreichen gesellschafrlichen Gruppierun- gen als Mitglied anwerben lässt. Blick: Und wie steht es mit dem Anzeigen- teil? Gibt es nicht seitens der Inserenten Ein- flüsse, denen sich der Redakteur schwer ent- ziehen kann? 264 ~nltr: Es ist theoretisch denkbar, das dies versucht wird. Ich versichere Ihnen aber, dass ich nie auch nur den Versuch erlebt habe, die Redaktion zu einer unveranrwortbaren Gefäl- ligkeit zu veranlassen. Die Trennung vom re- daktionellen und Anzeigenteil ist konsequent und wird respektiert. Auch ein fester Abon- nentenstarnm garantiert die Wirtschaftlichkeit und damit die Unabhängigkeit einer Zeitung. Blick: Sehen Sie die Regional- und Lokal- zeitungen bedroht? ~nltr: Keineswegs. Bei aller Informati- onsflut durch Fernsehen, Rundfunk, auch überregionale Boulevardblätter, will man halt doch vor allem über das Geschehen auf der lokalen Basis informiert werden, möchte schwarz auf weiß in Ruhe lesen können, was auf kommunalpolitischem, kulturellen und sportlichen Gebiet geschieht. Ich bin sicher, dass gut gemachte Regionalblätter ihre Bedeu- tung nicht verlieren, auch nicht im Zeitalter des Internet. Blick: Die Karlsruher Journalisten gründe- ten schon im Jahr 1949 den Karlsruher Pres- seclub. Sie waren Mitbegründer und in den 60er Jahren dessen Vorsitzender. ~rner: In jenen Jahren ging der Presseclub auf zwei Ebenen in eine breitere Karlsruher Öffentlichkeit. Zum einen mit vielbesuchten Vortrags-Großveranstaltungen, beispielsweise mit Baron von Guttenberg und Sebastian Haffner. Wenn Klaus Mehnert kam, war selbst die Schwarzwaldhalle zum Brechen gefüllt. Die andere Schiene war gesellschaftlicher Art, waren die Presse- und die vom Presseclub in- itiierten legendären Bühnen- und Pressebälle, Gemeinschaftsveranstaltungen mit dem Badi- schen Staatstheater. Inzwischen konzentrieren sich die Aktivitäten des Presseclubs vor allem auf Begegnungen mit namhaften Personen des öffentlichen Lebens, erwa mit BVG-Präsiden- tin Jutta Limbaeh, mit den Landesbischöfen Klaus Engelhardt und Ulrich Fischer oder auch mit dem quirligen FC-Bayern-Manager Uli Hoeneß. Um den Clubmitgliedern sach- dienliche Informationen aus der Politik zu bieten, waren in den vergangenen Jahren Spit- zen politiker jeder Couleur zu Gast, Gerhard Schröder ebenso wie Wolfgang Schäuble, Klaus Kinkel oder Joschka Fischer, um nur diese zu nennen, aber auch mehrere Ministecp präsidenten und unlängst die Justizministerin Däubler-Gmelin. Blick: Der Ruhestand des "In Ettlingen geborenen Karlsruhers", wie Sie OB Gerhard Seiler nannte, hat Ihnen Freiraum für die Stadthistorie gegeben. ~rner: Zu dieser Arbeit kam ich dank des Angebots des damaligen Oberbürgermeisters Dullenkopf. Statt, wie von ihm erwartet, die seit 1923 liegengebliebene Stadtgeschichte fortzuschreiben, widmete ich mich dafür der Zeitgeschichte. So entstand das Buch ,,1945- Karlsruhe unter Hakenkreuz, Trikolore und Sternenbanner", ein Rückblick auf ein unver- gleichliches Jahr Karlsruher Geschichte. Spä- ter kamen, mit Fotos aus den umfangreichen Schlesiger- und Bauer-Beständen, Jahrzehnte- Publikationen hinzu, Spiegel der 40er, 50er, 60er und 70er Jahre in Wort und Bild. Mein herausragendes Engagement aber gehörte ei- ner Arbeit, die die wichtigste meines Berufsle- bens werden sollte. Durch die Recherchen für das Buch ,,1945" schemenhaft auf die Tragö- die des Karlsruher Judentums gestoßen, nahm ich mir, unterstützt von OB Seiler vor, das Schicksal der ehemaligen jüdischen Mitbürger zu erforschen und zu beschreiben. So ent- stand, rechtzeitig zum 50. Jahrestag der so genannten "Reichskristallnacht", das Buch 265 "Hakenkreuz und Judenstern - Das Schicksal der Karlsruher Juden im Dritten Reich". Die Arbeit an dieser Publikation war schwer, tief bewegend, aber auch ungemein befriedigend. Denn ich konnte mit diesem Buch dazu bei- tragen, den Nebelschleier aufzureißen, der über dem traurigsten Geschehen Karlsruher Geschichte lag. DIE FRAGEN STELLTE LEONHARD MüLLER Kurt Gauly Erster Bürgermeister a. D. Blick: Herr Gauly, Sie sind, 1926 geboren, in Worms aufgewachsen und mit 25 Jahren als Rechtspfleger im rheinland-pfälzischen Justiz- dienst vom neu gegründeten Bundesgerichts- hof für den Verwaltungsdienst ausgewählt worden. Was waren Ihre Tätigkeiten? Gauly: In den 27 Jahren beim BGH bin ich im Kassenwesen, bei Senatsgeschäftssrellen. der Pressestelle und als Sicherheitsbeauftragter eingesetzt worden, eine Funktion, die vor al- lem nach dem Attentat auf Generalbundesan- walt Buback wichtig wurde. Blick: Das waren die Zeiten, seit dem der BG H mit großen Schutzgittern umzäunt ist? Gauly: Ja, aber auch der Personenschutz der einzelnen Bundesrichter musste verstärkt werden, oft zu ihrem Leidwesen, weil es den Freiraum einengte. Es waren Jahre hoher An- spannungen. Blick: Wann begann Ihre politische Tätig- keit? Gauly: 1947 trat ich in die Christlich-De- mokratische Union ein. 10 Jahre später wurde ich in Karlsruhe Vorsitzender der Jungen Uni- on. Nachdem ich mit ihr in der Auseinander- setzung um die Bundestagskandidatur 1961 den Wechsel von Dr. Werber zu Dr. Güde durchgesetzt hatte, wurde ich im gleichen Jahr Vorsitzender der Karlsruher CDU. Es galt, die noch immer bestehenden Spannungen zwi- schen den ,,Altbadenern" und den "Südwest- staatlern " zu überwinden. 1962 wurde ich dann in den Gemeinderat gewählt. Blick: Welcher Bereiche haben Sie sich als Stadtrat besonders angenommen? Gauly: Auf Grund beruflicher Erfahrungen der Finanzen. Es war wirtschaftlich eine schwie- rige Zeit, als ich 1967 zum Fraktionsvorsitzen- den gewählt wurde. Die Parteien setzten un- 266 terschiedliche Akzente, und die CDU stimmte erstmals dem Haushaltsplan nicht zu. Die Bun- desgattenschau 1967 wat ein Publikumserfolg, verschlang aber viel Geld. Schon zwei Jahre später wollte Oberbürgermeister Klotz, mit dem ich im allgemeinen ein gutes Verhältnis pflegte - war er doch ein Mann, der nicht stän- dige Konfrontationen liebte und auch nicht viel von Ideologien hielt - für das Jahr 1975 eine zweite Bundesgattenschau beschließen lassen. Wegen der Vernachlässigung wichtige- rer Investitionen im Schul- und Krankenhaus- wesen versagte die Mehrheit des Gemeinderats unter meiner Worrführung die Zustimmung. Blick: 1978 wurden Sie Bürgermeister. Wo lagen Ihre Zuständigkeiten? Gauly: Einmal beim Schulwesen. Karlsru- he hat damals unter großen Anstrengungen besonders für die beruflichen Schulen moder- ne Bauten geschaffen, so das Technische Gym- nasium und weitere Schulbauten im Beiermei- mer Feld, die Heinrich-Hübsch-Schule am Mendelssohnplatz mit erheblichen Geburts- wehen, die Gewerbeschule in Durlach, dazu Sonderschulen und andere. Mit der Ernst- Reuter-Schule in der Waldstadt wurde die ers- te Ganztagesschule eingerichtet. Nicht weniger wichtig war mir, und das überrascht vielleicht, die Pflege unserer Fried- höfe. Der Hauptfriedhof wurde erweitert, die Friedhofskapelle neu gestaltet, neue Friedhö- fe in der Nordweststadt und in Wolfartsweier angelegt und anderes mehr. Gepflegte Fried- höfe sind Ausdruck intakter Lebens- und Stadtkultur. Eine große Unternehmung war die Neuge- staltung der Stadthalle, bis jetzt das einzige repräsentative Kongressgebäude. Schon darna- lige Überlegungen für eine Neue Messe außer- halb des Festplatzbereiches scheiterten an der Finanzlage. Schließlich noch mein größter Zuständigkeitsbereich, nämlich die Stadtwer- ke samt Verkehrsbetrieben und Rheinhäfen. Bei den letzteren wurde ein Containerum- schlagplatz neu geschaffen und durch das Hafensperrror der Hafen gegen Hochwasser geschützt. Bei den Versorgungs betrieben sind das große Wasserwerk Rheinwald in EIches- heim sowie eine Kesselanlage mit moderner Rauchgasreinigung festzuhalten; zuletzt noch die herausragende Modernisierung unserer Verkehrsbetriebe, die weltweit Beachtung ge- funden hat. Mit der Einführung der 2-Sys- tem-Fahrzeuge wurde Nahverkehrsgeschichte geschrieben, der Ausbau des Nahverkehrsnet- zes ist beispielhaft. Blick: 1986 wurden Sie Erster Bürgermeis- ter. Was für eine Funktion hat dieses Amt? Gauly: Der Erste Bürgermeister ist der arntliche Vertreter des Oberbürgermeisters. An seiner Stelle kann der Erste Bürgermeister die Stadt über alle Geschäftsbereiche hin rechtlich binden, was den übrigen Bürgermeistern nur für ihren eigenen Geschäftsbereich möglich ist. Natürlich wird der amtliche Vertreter ver- nünftigerweise nicht gegen die Intentionen des Oberbürgermeisters entscheiden. Im Üb- rigen stelle ich dankbar fest, dass mein Ver- hältnis zu meinen Oberbürgermeistern 0[[0 Dullenkopf und Professor Dr. Gerhard Seiler immer herzlich und ungetrübt war. Blick: Was für Pläne würden Sie sich als Karlsruher Kommunalpolitiker mit langjähri- ger Erfahrung für die Zukunft realisiert wün- schen? Gauly: Zunächst einmal eine Straßenbrü- cke über den Rhein. Zu meiner Zeit haben wir beim Neubau der Eisenbahnbrücke Stützpfei- ler und Widerlager für ein zweites Gleis vorge- sehen, das inzwischen nachgebaut worden ist. 267 Die Rheinbrücke muss ja in absehbarer Zeit saniert werden. und so ergibt sich die Not- wendigkeit eines zweiten Strom überganges, an dem allein die geplante. aber nicht be- schlossene Nordtangente angeknüpft werden müsste. Mit der Messe in Rheinsterten ist ein wich- tiger Schritt über die Stadtgrenze hinaus un- ternommen worden, genauso wie bei der Ver- kehrsplanung. Bei dieser befürchtete man zu- erst Wanderungen zu Ungunsten der Stadt- kommune. Heute si.eht man das unproblema- tischer. und Karlsruhe gewinnt deutlich im Prozess einer stärkeren Vernetzung der Region. Schließlich fühle ich mich als ehemaliger "Schulbürgermeister" auch der Entwicklung unseres Bildungswesens noch immer verbun- den. Nicht zuletzt nach den Weichenstellun- gen vergangener Jahre fährt da der Zug auf richtigem Gleis. DIE FRAGEN STELLTE LEONHARD MÜLLER 268 Biografien 269 Fridolin Heurich 1878-1960 Wenn in Karlsruhe von der Trümmerräumung nach 1945 die Rede ist, dann denken die we- nigsten Karlsruher an den verantwortlichen Baubürgermeister jener Tage. Fridolin Heu- rich war in dieser Funktion maßgeblich für die Stadt bei der Gründung der ,,Aufräumungs- Arbeitsgemeinschaft Karlsruhe" beteiligt und förderte deren Tätigkeit so entschieden, wie er die ersten Schritte des Wiederaufbaus von Wohngebäuden, öffentlichen Bauten und die Neugestaltung der Kaiserstraße vorantrieb. Heurich wurde am 14. September 1878 als eines von fünf Kindern eines Taglöhners in Magdlos, Kreis Fulda geboren. Zwischen der Maurerlehre, dem Aufstieg zum Polier 1904 und der Karriere als Politiker in der Weimarer Republik lag eine unermüdliche und erfolgrei- che Tätigkeit für die christlichen Gewerk- schaften. Er begann 1906 als Funktionär des Bauarbeiterverbandes in Krefeld und ging 1908 nach Freiburg als Bezirksleiter. Unter- brochen wurde seine Aufbauarbeit in Baden und im Elsaß durch die Einberufung zum Kriegsdienst bis April 1917. In der Zeit der Weimarer Republik stieg Heurich u. a. als Vorsitzender der christlichen Gewerkschaften zum herausragenden christli- chen Arbeiterführer in Baden auf, der 1922 seinen Wohnsitz nach Karlsruhe verlegte. Mit seiner gewerkschaftlichen Tätigkeit verband Heurich von Anfang an auch politische Aktivi- täten für die Zentrumspartei. Seit 1919 nahm er eine Führungsrolle als Vorstandsmitglied der Partei in Baden und im Reich und seit 1919 als Mitglied des Landtags und des Fraktions- vorstands ein. Ab 1927 gehörte er als Staatsrat ehrenamtlich der badischen Regierung an. Seine Mitwirkung am Abschluss des badischen Konkordats würdigte der Vatikan 1932 mit der Verleihung eines päpstlichen Ordens. Über den Politiker Heurich schrieb der "Badische Beobachter" 1931, seine Reden sei- en "wuchtig und überzeugend" und verrieten schöpferisches Talent. Er sei ein glänzender Versammlungsredner und ein Meister der Debatte, "der mit seinem Gegner schlagfertig, aber dennoch ritterlich abrechnet." Heurichs tolerante, den Ausgleich mit dem politischen Gegner suchende GrundeinsteIlung fand ihre Grenze im Umgang mit den Nazis. 1930 er- regte sein Ohrfeigenduell mit dem NS-Abge- ordneten Kraft in einer erregten Landtagssit- zung öffentliches Aufsehen. Die Gegnerschaft zum Nationalsozialis- mus kostete Heurich 1933 alle Ämter. Erst ab 1937 konnte er bei einer Bausparkasse wieder arbeiten. Nach dem missglückten Attentat vom Juli 1944 wurde Heurich, der unter stän- diger Beobachtung der Gestapo stand, meh- rere Tage inhaftiert. 270 Wie manch anderer Politiker der Weimarer Republik. die zu NS-Gegnern wurden. kehr- te auch Heurich im Rentenalter 1945 wieder in das politische Leben zurück. Die Amerika- ner ernannten ihn im August 1945 zum Ers- ten Bürgermeister der Stadt. Er zählte zu den Mitbegründern der überkonfessionellen CDU und einer einheitlichen Gewerkschaft in Karls- ruhe. Mit großer Oberzeugungskraft warb er für die Gemeinsamkeit aller demokratischen Kräfte und .. gegen gehässige Parteienkämpfe". Seine Partei wählte ihn 1946 bis 1951 zum Vorsitzenden in Nordbadenj er vertrat sie von 1946 bis 1952 im Parlament von Württem- berg-Baden. Heurich. der nie einen Zweifel daran aufkommen ließ. dass seine geistigen und politischen Wurzeln in der Arbeiterschaft gründeten. schied zu Beginn des Jahres 1953 vor Ablauf seiner Amtsperiode im Alter von fast 75 Jahren aus gesundheitlichen Gründen aus dem Dienst. Ausgezeichnet mit dem Gro- ßen Verdienstkreuz der Bundesrepublik starb der verdiente Landes- und Kommunalpoliti- ker in Karlsruhe am 12. Februar 1960. MANFRED KOCH Heinrich Wetzlar 1868 -1943 Der Karlsruher Jugendrichter Dr. Heinrich Wetzlar hatte im Laufe seiner Berufsarbeit die Notlage der gestrauchelten Jugendlichen er- kannt. Als Vorsitzender des Bezirksvereins für Jugendschutz und Gefangenenfürsorge in Karlsruhe hielt er daher Ausschau nach einem geeigneten Gebäude. wo straffällige junge Menschen vor Polizeigewahrsam. Untersu- chungshaft oder Strafvollzug im Gefängnis verschont bleiben konnten. zugleich soziale Eingliederung erfahren sollten. Im Sommer 1914 gelang es. in einem Wohnhaus in der Werderstraße ein Heim zu eröffnen. das straf- fällige männliche JugentHiche aufnahm. Wäh- rend der Kriegsjahre waren ständig zehn bis zwölf Jugendliche untergebracht. wurden be- treut und versorgt. Bei Kriegsende aber musste die Einrichtung wegen der Wohnraumbewirt- schaftung geschlossen werden. die Fortsetzung der erfolgreich angelaufenen Hilfstätigkeit schien in Frage gestellt. Doch Dr. Wetzlar gab nicht auf. Dank seiner umsichtigen Verhand- lungsführung konnte das ehemalige großher- wgliche Jagdschloß Stutensee durch den Be- zirksverein übernommen und ausgebaut wer~ 271 den. Bereits im Jahre 1919 gründete Dr. Wetz- lar hier ein Erziehungsheim. Bald standen 36 Heimplätze zur Verfügung. die Insassen konn- ten in der Gärtnerei. in der Landwirtschaft. in der Korbflechterei und in der Schuhmacher- werkstatt angelernt und beschäftigt werden. Ein Fortbildungsschullehrer wirkte als Heim- leiter. fünf Aufsichtsbeamte standen ihm bei der Betreuungsarbeit zur Seite. Da herrschte kein Anstaltsklima, sondern man war bestrebt, die Heimbewohner nach neuen jugendpäda- gogischen Erkenntnissen auf das künftige Le- ben draußen vorzubereiten. An vielen Wo- chenenden fuhr oder wanderte der J ugend- richter. oft begleitet von seiner mithelfenden Ehefrau, hinaus nach Stutensee, um sich sei- ner Schützlinge anzunehmen. Ihm gebührt das Verdienst. im Raum Karlsruhe ein bei- spielhaftes Modell moderner Jugendhilfe ge- schaffen zu haben. Heinrich Wetzlar stammte aus einer jüdi- schen Kaufmannsfamilie. am 30. Mai 1868 war er in Mannheim geboren worden. Nach Studium der Rechtswissensehaften absolvier- te er seine Militärdienstzeit. 1894 in den badi- schen Justizdienst übernommen, war er bei verschiedenen Gerichten tätig. über mehrere Jahrzehnte in Karlsruhe. ab 1929 als Landge- richtspräsident in Mannheim. Unermüdlich engagierte sich der Richter in der Stralfalligen- hilfe. Neben seiner Funktion im KarIsruher Bezirksverein hat er 1920 das Amt des stell- vertretenden Vorsitzenden der Zentralleitung aller badischen Bezirksvereine übernommen (heute Badischer Landesverband für soziale Rechtspflege). An zahlreichen Tagungen der Gefangenenfürsorge nahm er teil, um seine erzieherischen Erfahrungen und seine rechts- politischen Forderungen an die Öffentlichkeit zu tragen. Unter dem Druck randalierender SA wurde er als Präsident des Landgerichts Mannheim zum I. August 1933 pensioniett. Kein Wort der Anerkennung und des Ab- schieds haben die amtlichen Stellen für den angesehenen Richter gefunden. Den beschä- menden Pogromen der so genannten Reichs- kristallnacht entging die Familie. sie war recht- zeitig gewarnt worden. Nun entschloss man sich zu rascher Auswanderung in die Nieder- lande. Nachdem dort deutsche Truppen einge- fallen waren. wurden Dr. Wetzlar und seine Frau im März 1943 in das Konzentrationsla- ger Theresienstadt verschleppt. Es lässt sich nur erahnen. welch unsägliche Leiden und Entbehrungen die 74 und 75 Jahre alten Men- schen bis zu ihrem Tode erdulden mussten. Heute erinnert an der Vorderfront des Schlos- ses Stutensee eine Gedenktafel an die Ermor- deten. Und ganz in der Nähe erhebt sich seit dem Jahre 1984 das Heinrich-Wetzlar-Haus. bestimmt zur Unterbringung jugendlicher Beschuldigter, die ansonsten in Untersu- chungshaft einsitzen müssten. Hier lebt das Werk des selbstlosen Helfers fort. REINER HAEHLI NG VON LAN ZENAUER 272 Luitgard Himmelheber 1874-1959 Der Name Himmelheber steht in der Karlsru- her Stadtgeschichte zum einen für die 1768 gegründete, renommieree Möbelfabrik der Gebrüder Himmelheber, zum anderen aber auch für eine Reihe von Frauen, die die übli- chen Pfade weiblichen Verhaltens ihrer Zeit verließen und sich politisch engagiereen. Luitgard Himmelheber war eine der ersten Frauen im Karlsruher Stadtparlament. Sie wur- de im Mai 1919 Stadrverordnete der "Deut- schen Demokratischen Partei" (DDP). Damit hatte sie für eine Frau ihrer Herkunft außerge- wöhnliche Wege beschritten. Am 27. April 1874 wurde sie als Tochter des Max Honsell (1843-1910) und dessen Ehefrau SophieAmalie Prestinari (1845-1929) geboren. Ihr Vater hatte als Ingenieur die von Tulla begonnene Rheinregulierung vollendet und wurde dann badischer Finanzminiscer. Luitgard genoss die für eine Tochter der Ober- schicht herkömmliche Bildung. Von 1880 bis 1890 besuchte sie eine führende Einrichtung für die Erziehung höherer Töchter, die im Besitz der Großherzogin Luise befindliche Vikcoriaschule. 1894 heiratete sie Gustav Himmelheber (1863-1937) , der zusammen mit seinem Bruder Karl die Möbelfabrik "Ge- brüder Himmelheber" führte. Vielleicht lag es daran, dass sie in einem geistig aufgeschlossenen Elternhaus aufge- wachsen war, vielleicht hatte sie ihre eigene Ausbildung als ungenügend empfunden; Lu- itgard Himmelheber befasste sich jedenfalls bald mit den Problemen einer höheren Bil- dung für Mädchen. Die Institute für höhere Töchter wollten Mädchen auf ihre Rolle als bürgerliche Gattin vorbereiten. In erster Linie sollten Repräsentationsfähigkeit, Geschick- lichkeit und ästhetisches Empfinden durch das Erlernen der französischen Sprache, von Hand- arbeiten und durch Zeichenunterricht erwor- ben werden. Eine weiterführende Bildung, die zur Ausübung eines qualifiziereen Berufs oder gar zum Studium befahigt hätte, gab es zu je- ner Zeit für Mädchen in Deutschland nicht. Luitgard Himmelheber setzte sich für die Gründung des 1893 in Karlsruhe eröffneten ersten deutschen Mädchengymnasiums ein und focht mit Entschiedenheit für dessen Forebestehen, als dies 1897 zweicweilig gefähr- det war. Ein besonderes Anliegen war ihr die Einrichtung eines Internats für die auswärti- gen Gymnasiastinnen. Sie kümmeree sich um die Verwaltung des Pensionats und sorgte auch für die Freizeitgestaltung der Mädchen an Sonntagen und in kürzeren Ferien. Der all- jährliche Tagesausflug der Internatsschüler- innen führee in das Landhaus des Ehepaars Himmelheber in Bernbach. 273 Neben diesem praktischen Wirken enga- gierte sich die Fabrikantengattin und Mutter von sieben Kindern auch politisch für eine bes- sere Ausbildung von Mädchen. Sie trat dem Ver- ein "Ftauenbildung- Frauenstudium" bei, des- sen Karlsruher Gruppe sie von 1902 bis 1919 leitete. Während des Ersten Weltkriegs bildete dieser Verein gemeinsam mit anderen Frauen- organisationen den "Nationalen Frauendienst". Luitgard Himmelheber sah hier ihre Aufgabe im sozialen Bereich und widmete sich ins- besondere der Betreuung von Kriegerwitwen. Das Kriegserlebnis veranlasste sie, sich par- teipolitisch zu betätigen. Sie wurde Mitgrün- derin der Karlsruher Demokratischen Partei und nutzte 1919 nach Einführung des Frau- enwahlrechts ihre neugewonnenen demokra- tischen Rechte, um Politik selbst mitzugestal- ten. Bis 1924 saß sie im Karlsruher Bürgeraus- schuss. In ihrem fünfzigsten Lebensjahr zog sie sich aus dem politischen Leben zurück. Der Zweite Weltkrieg veranlasste schließlich ihre Schwiegertochter Kathinka Himmelheber, sich nach 1945 in der überparteilichen Karls- ruher Frauengruppe zu engagieren. Luitgard Himmelheber verstarb am 1. März 1959. BARBARA GUTTMANN GustavTrunk 1871-1936 "Trunk hat gezögert, er besprach sich zunächst mit Chefredakteur Meyer vom 'Badischen Be- obachter' und mir, dann nahm auch er an, 'in Gottes Namen', wie er ausrIef. Trunk war. wie sich herausstellte, ein absoluter Fehlgriff, un- fähig zu selbstständigem Handeln." Mit diesen herben Worten kommentierte sein Parteifreund Heinrich Köhler den Beginn der politischen Laufbahn Gustav Trunks auf Landesebene. Am 10. November 1918 wurde in Karlsruhe im Zuge der Revolution die vor- läufige Volksregierung unrer dem Sozialdemo- kraten Anton Geiß gebildet. Trunk - unsicher, unvorbereitet und misstrauisch - übernahm darin das Amt des Ernährungsministers, das die Verwaltung des Mangels bedeutete und dessen Übernahme ein hohes Maß an Pflicht- bewusstsein und Selbsrverleugnung erforder- te. Er baute das neue Ministerium auf, war aber nicht erfolgreich im Kampf gegen Schwarz- markt, Versorgungsnot, Hunger und die Un- zufriedenheit großer Teile der Bevölkerung. Zugute hielt er sich, die Eisenbahnfahrt der großherzoglichen Familie ins "Exil" nach Schloß Langenstein (17./18. November 1918) mitorganisiert zu haben. JosefLudwig GustavTrunk, der Sohn eines Hauptlehrers, geboren am 24. Juli 1871 in Waldprechtsweier, erhielt in Sasbachwalden, in der von dem Priester und führenden Zen- trumspolitiker Franz X. Lender gegründeten Schule eine stark katholisch-religiös geprägte Erziehung. Gewiss hatte diese Anteil daran, dass der betonr patriotische Mann sich später nicht den Nationalliberalen, sondern dem Zentrum anschloss. Nach dem Abitur am Gymnasium in Rastatt 1893 studierte Trunk bis 1897 Jura in Heidelberg und Berlin und schloss sich der farben tragenden Verbindung Arminia im CV an. Der wegen starker Kurz- sichtigkeit vom Militärdienst befreite Jurist war nur kurze Zeit Amtsrichter in Wolfach und ließ sich 1900 als Anwalt in Karlsruhe nieder. Damals war er schon Mitglied der 274 Zentrumspartei, für die er von 1911-1919 im Stadtrat von Karlsruhe saß. Bereits Minister, kandidierte Trunk im Ja- nuar 1919 erfolgreich für ein Mandat in der Badischen Nationalversammlung. Von 1921 bis 1930 gehörte er dem Landtag an, zuletzt als 2. Fraktionsvorsitzender des Zentrums. Nach dem Wechsel im April 1919 vom Ernäh- rungs- in das Justizministerium (1919-1929) erwarb Trunk sich ohne Zweifel rasch große Verdienste. Es war daher nur eine Frage der Zeit, bis Trunk auch höchste Würden erlang- te. 1920121, 1925/26 und 1927 (als Nachfol- ger des zum Reichsminister ernannten Hein- rich Köhler) war Trunk Badischer Staatspräsi- dent. Der Tod seiner Frau und parteiinterne Streitigkeiten - vor allem der persönliche Kon- flikt mit Köhler, der großen Einfluss in der Landtagsfraktion besaß und im Gegensatz zu Trunk die Politik von Reichskanzler Brüning nicht unterstützte - führten zu seinem Rück- tritt als Minister (November 1929) und zur Niederlegung des Landtagsmandats Quni 1930). Danach war er wieder als Anwalt in Karls- ruhe tätig und heiratete noch einmal. Die Machtübernahme der Nationalsozialisten ver- dunkelte Trunks Lebensabend. Schon Ende März 1933 wurde ihm das Ruhegehalt aber- kannt, wogegen er. sich, seit 1935 schwer er- krankt, gerichtlich wehrte. Im März 1936 be- kam er auf Intervention des Reichsjustizminis- ters ein Übergangsgeld bewilligt. Wenige Wochen später, am 23. April 1936, ist der Trä- ger der Jubiläumsmedaille der TH Karlsruhe und Ehrendoktor der Universität Freiburg in Karlsruhe gestorben. FRANK RABERG Rahel Straus 1880 -1963 Das zwanzigsre Jahrhundert eröffnete Frauen neue Bildungs- und Berufsmöglichkeiten. Kurz vor der Jahrhundertwende legten in Karlsruhe die ersten vier Frauen in Deutsch- land ihr Abitur ab. Eine von ihnen war Rahe! Straus geb. Gotein. Nach dem frühen Tod ih- res Vaters, des Rabbiners der orthodoxen Aus- trittsgemeinde Dr. Gabor Gotein, lag die Er- ziehung der 1880 geborenen Rahel und ihrer Geschwister in den Händen der Mutter Ida Gotein geb. Löwenfe!d. Für die damalige Zeit durchaus nicht selbstverständlich, ermöglichte diese nicht nur den Söhnen, sondern auch den Töchtern eine Ausbildung. Raheiließ sie das 275 1893 in Karlsruhe gegründete erste deutsche Mädchengymnasium besuchen. Das neue Jahr- hundert brachte für Frauen in Baden auch die Zulassung zum Studium. und Rahel Gotein nahm in Heidelberg als erste Frau an einer deutschen Hochschule das Medizinsrudium auf. Wie ungewöhnlich das war. mag die Reak- tion ihres Freundes Elis Straus verdeutlichen. der rundheraus erklärte: "Eine Ärztin kann man nicht heiraten. " Er tat es doch. und das Paar übersiedelte 1905 nach München. Hier eröffnete Rahel Straus 1908 als dritte Ärztin in München und als erste. die an einer deutschen Universität studiert hatee, eine eigene Praxis. Das. wofür die Frauenbewegung im 19. Jahr- hundert gekämpft hatte. wurde für die junge Frau zu Beginn des 20. Jahrhunderts nun Re- alität. 1918 erlangten Frauen auch die politi- sche Gleichberechtigung. Rahel Straus über- nahm in der Münchener Räterepublik die Ver- tretung im Frauenrat und im Geistigen Rar. Die Situation zu Beginn des 20. Jahrhun- derrs stellte sich für Frauen. zumindest der bürgerlichen Schichten. in vieler Hinsicht als Aufbruch dar. Dennoch konnte Rahel Straus nicht das Gefühl Friedrich Schillers ein Jahr- hundert zuvor teilen: "Wie schön. 0 Mensch. mit Deinem Palmenzweige. Stehst Du an des Jahrhunderrs Neige. Wir spürten zu sehr das Gärende. das kommen wollte und das unter der Decke schwelte.". erinnerte sie sich später. Die alte Weltordnung war brüchig gewor- den. Dies bot nicht nur Chancen für positive Entwicklungen. z. B. hinsichtlich der Frauen- emanzipation, sondern setzte durchaus auch negative Kräfte frei. Die Hoffnung auf eine friedliche Entwicklung des national erstarkten Deutschland wurde durch den Ersten Welt- krieg zunichte gemacht. und die Enttäu- schung über den ausbleibenden Blitzsieg führ- te zu einer Verschärfung des Antisemitismus. Als Rahel Straus 1917 vor dem Kreis ehemali- ger H eidelberger Mitstudentinnen über Zwei- fel am Krieg und die Überbetonung männli- cher Werte in Kriegszeiten sprach. sah sie sich auch hier mit dem Misstrauen gegenüber der patriotischen Loayalität der Juden konfron- tiert. Die ehemaligen Weggenossinnen waren der Meinung. dass sie als Jüdin anders zum Vaterland stünde als die anderen. Als der Krieg vorbei war. engagierte sich Rahel Straus in der neu gegründeten "Womens International Zionist Organisation" (WIZO) und im Jüdischen Frauenbund. Die Verbin- dungen zu nicht jüdischen Frauenorganisatio- nen wurden mit dem Anwachsen der völki- schen Bewegung jedoch zunehmend belastet. "Wir hatten große Sehnsucht nach Ruhe. Frie- de und Ordnung.". erklärte Rahel Straus spä- ter die Tatsache. dass sie das Anwachsen des Antisemitismus zwar wahrnahmen, jedoch darüber hinweg zu gehen suchten. Nach der nat ionalsozialistischen Machtergreifung im Januar 1933 und dem wenige Monate darauf 276 folgenden Tod ihres Ehemanns fasste sie schließlich den Entschluss, das Land zu verlas- sen. Mit Unterstützung ihrer ältesten Tochter Isa und deren Ehemann gelangten Rahe! Straus und die jüngeren Kinder nach Palästina. Eine Pionierin der Frauenbildung und -berufstätig- keir ging Deurschland verloren, doch ihr Le- ben war gerettet. Rahel Straus, deren Haupt- augenmerk auch in Palästina der Situation von Frauen galt, starb 1963 im Alter von 83 Jahren. BARBARA GUTTMANN Franz von Roggenbach 1825 -1907 War er eine Alternative zu Bismarck? Und wäre - so heutige Historiker - unter seiner Kanzlerschaft ein anderer Weg beschritten worden als jener, der die erste Hälfte des 20. Jahrhunderts für uns so verhängnisvoll werden ließ? Vor 175 Jahren am 25. März 1825 als Sohn des Regimentskommandeurs in Mann- heim geboren, studierte er Jura in Heidelberg, wo die Historiker Gervinus und Schlosser sein politisches Interesse weckten. Nach Ausbil- dungsabschluss 1848 wurde er "durch den wunderlichsten Zufall" im Außenministerium der damaligen Reichsregierung angestellt, und so erlebte er auch das Paulskirchenparlament aus nächster Nähe. Seitdem begleiteten ihn Zweifel "angesichts einer nie ruhenden Dem- agogie" und der "Unfähigkeit großer Ver- sammlungen" . Nach Übertritt in den badischen diploma- tischen Dienst 1849 begann er in Berlin erste Kontakte zu knüpfen, die er auf Bildungsrei- sen vertiefte. Für die liberalen Fürstenhäuser wie Nassau, Oldenburg, Weimar, Coburg u. a. wurde er ein engagierter Berater, weil für ihn der Weg zum nationalen Staat nur über diesen liberalen Konstitutionalismus fuhren konnte. Kleindeutsch gesinnt, erhoffre er sich von der Neuen Ära 1858 in Preußen einen mutigen Schritt für ein Fürstenbündnis. Auch in Baden waren seit 1856 Liberale in die Regierung be- rufen worden. Mit dem ihm freundschaftlich verbundenen Großherzog Friedrich I. entwarf Roggenbach einen Reformplan für die "Verei- nigten Staaten von Deutschland" unter Aus- gliederung Österreichs, dessen Besitzstand garantiert werden sollte. Die gemeinsamen Beratungen mit Friedrichs Schwiegervater Wilhe1m I. durchkreuzte aber Bismarck, den angesichts des Verfassungskonflikts Wilhe1m 1862 zum preußischen Ministerpräsidenten ernannte. 277 Roggenbach, seit 1861 badischer Außen- minister - auf ein Gehalt verzichtete er - for- derte, dass das Bismarcksche System "scho- nungslos angegriffen" werden müsse, und der Hass gegen den "gewissenlosen Menschen" und "grundsatzlosen Junker" begleitete sein politisches Wirken. Aber schon 1865 sah er sich als Vertreter eines Mittelstaates eingeengt, und Friedrich musste auf seinen Antrag seinen "Herzensminister" entlassen. Den Krieg gegen Frankreich 1870 bejahte er freilich wie den Deutschen Krieg 1866 und er "zitterte nur vor Pfuscharbeit". Im Hauptquartier des preußi- schen Kronprinzen entwarf er radikale Annek- tionspläne zur Auflösung Frankreichs in föde- rative Provinzen und eine vorgeschobene Grenze von Belgien bis zur Schweiz. Die Posi- tion eines Statthalters für Elsaß-Lothringen schlug er unter einem Kanzler Bismarck aus. Dafür reorganisierte er als Kurator 1871/72 die Universität Straßburg und war Mitglied des Reichstags. Die Schärfe des Kulturkarnp- fes - wie in Baden - missfiel dem liberalen Ka- tholiken, und er sparte sich "für bessere Zeiten auf'. Diese erhoffte er sich im Kontaktkreis mit Kronprinz Friedrich als künftigem Kaiser, wobei er vor allem eine intensive politische Korrespondenz mit Augusta, Gattin Wllhelms 1., führte, die Roggenbachs Gedanken immer wieder. teils wörtlich übernommen, vortrug. Als 1888 Friedrich III. starb, waren Rog- genbachs Pläne zerbrochen, denn Wilhe1m Il. brauchte ihn nicht. Dessen Regime galt bald seine Kritik im Briefverkehr mit Entschei- dungsträgern, die für ihn mehr bedeuteten als der Parlamentarismus, den er gerade in seiner englischen Form ablehnte. 1907 starb der "Staatsmann ohne Staat", wohl zwiespältig und die Realitäten der Macht oft verkennend, aber ohne persönliches Machtstreben und vol- ler Ahnungen, wohin Deutschland im 20. Jahrhundert treiben würde. LEONHARD MüLLER Wilhelm Eiseniohr 1799 -1872 In der Geschichte det Physik hat der Professor am Karlstuhet Polytechnikum einen Namen, denn die von ihm 1854 als ultraviolettes Licht bezeichneten kurzweiligen Strahlen mit ihrer Fähigkeit, Fluoreszenz zu erregen, konnte er etstmalig anhand eines von ihm erfundenen Verfahrens in ihrer Wellenlänge messen, und dies fand bei den Physikern besondere Auf- merksamkeit. Eine gleiche Beachtung gilt hier dem leh- rer. 1799 in Pforzheim geboren, wuchs der Sohn eines Obervogts in Durlach auf. Die frü- he Halbwaise wollte nach Lateinschulbesuch Schreiber werden, um die alleinerziehende Mutter zu unterstützen. Autodidaktisch er- warb er den Hochschulzugang und studierte 1817 Kameralwissenschaften und Mathema- tik in Heidelberg. Dem brillanten Zwanzig- jährigen wurde bereits 1819 eine Stelle für Mathematik und Physik am Mannheimet Lyceum angeboten, die er mit Erfolg 21 Jah- re wahrnahm. Berichtet wird, dass der begeis- terte Lehrer auf einem Ausflug seinen Schü- lern in einem Gasthaus mit seiner Stentor- stimme den pythagoreischen Lehrsatz anhand eines Stückes Käse erläuterte. Ein unbekann- ter, zuhörender Gast erwirkte später die Erhö- hung der Besoldung des Professors um 200 Gulden. Es war der Innenminister. EisenIohr war mittlerweile auch Gewerbeleh- 278 rer geworden. Er erwarb sich hohe Verdienste um den Aufbau der neuen Schulart. wo er. wie damals üblich. abends und Sonntagfrüh Un- terricht hielt und als Beirat bei der Aufsichts- behörde für Gewerbeschulsachen diente. 1840 wurde er an das Karlsruher Lyceum berufen und im Nebenarnt zu Vorlesungen am Polytechnikum verpflichtet. Seine Hauptsor- ge war die Einrichtung eines physikalischen Kabinetts. Dass er diese anfangs aus eigenen Mitteln bestritt. forderte das Ministerium heraus, einen ansehnlichen Staatszuschuss zu zahlen. Auch seine Vorlesungen. seit 1855 ganz dem Polytechnikum zugeordnet. dehnte er freiwillig bis zu 12 Stunden aus und schuf mit seinem Laboratorium erstmals Übungs- plätze für seine Physikstudenten. "Seine Be- geisterung" so eine Biographie. "entzündete den göttlichen Funken in der Brust der Jüng- linge." 1836 verfasste er das erste Physiklehr- buch. das nicht auf französischen Vorbildern fußte. 1876 in 11. Auflage erschienen. Neben dem industriellen Nutzen der Physik. so heißt es im Vorwort, wirkt sie "aber ebenso wohltä- tig auf unser religiöses und moralisches Ge- fühl. Durch sie lernen wir überall die Weisheit und Größe des Schöpfers bewundern." Verdienstvoll für das Polytechnikum war nicht nur seine enge Zusammenarbeit mit Di- rektor Ferdinand Redtenbacher. sondern auch der Kontakt zum Großherzog Friedrich 1.. der mit Ehefrau Luise sein physikalisches Kabinett besuchte. 1858 fand in Karlsruhe die 34. Ver- sammlung der deutschen Naturforscher und Ärzte statt. zu deren Vorsitzendem Eiseniohr gewählt wurde. ein Kulminationspunkt in sei- nem Leben. Im Nachhall gründete er 1859 auf Wunsch seines Fürsten den "Verein für wissen- schaftliche Belehrung". dem er zehn Jahre vorstand. Den regelmäßigen Vorträgen. für die er bedeutende Köpfe der Wissenschaft gewin- nen konnte. wohnte der Großherzog fast re- gelmäßig bei. Mit seinen populärwissenschaft- lichen Schriften konnte EisenIohr neben sei- ner großen Redekunst zunehmend nicht nur viele Studenten. sondern auch weite Kreise der Bevölketung für den Erlebnisbereich "Physik" gewinnen . Der Dank blieb nicht aus. Mit hohen Orden und dem Titel Geh. Rat II. Klasse geehrt. mit den Ehrendoktorhüten der Universitäten Freiburg und Basel ausgezeich- net. gehörte er zu den eindrucksvollen Köpfen des Polytechnikums. Neben seiner Neigung zu Kunst und Literatur - Dante und Shakespea- fe las er in der Ursprache - interessiene er sich auch politisch. Im Ruhestand seit 1865 war er nicht min- der rührig. bis er 1872 an einem Herzleiden starb. Der Band. in welchem er Shakespeares dramatische Dichtungen zu lesen pflegte. ist ihm auf seinen wiederholten Wunsch in den Sarg gelegt worden. LEONHARD MüLLER 279 Margarethe Hormuth-Kallmorgen 1857-1916 Margarethe Hormuth war Mitglied der Gröt- zinger Malerkolonie. Sie wurde 1857 in Hei- delberg geboren. Aus einer bürgerlichen Fami- lie stammend, erhielt sie die Ausbildung einer höheren Tochter im Mädchenpensionat. Auf Grund ihrer gesellschaftlichen Stellung hatte sie die Chance, eine Berufsausbildung zu ma- chen, doch durch ihre Geschlechtszugehörig- keit waren dem Grenzen gesetzt. Sie wollte Malerin werden, aber an der Akademie, dem klassischen Ausbildungsort der bildenden Künstler, waren Frauen damals nicht zugelas- sen und so musste sie Privatunterricht neh- men. 1878 wurde Margarethe Privatschülerin des Porträt- und Historienmalers Ferdinand Keller. Während man an den Akademien die Fächer Historien-, Porrrät-, Genre- und Land- schaftsmalerei lehrte, wurden die Frauen allein in Blumenmalerei unterrichtet. Obwohl sich Margarethe, den Gepflogenheiten der Zeit entsprechend, auf Blumenmalerei spezialisier- te, ist das Vorbild des Lehrers deutlich in ihren Arbeiten spürbar. Die Staffagen seiner großen historischen Szenen. wie ein roter Samtvor- hang, eine kupferne Vase und die üppigen Blüten der Pfingstrosen werden bei ihr zum alleinigen Bildinhalt, wobei sie die Stofflich- keit der Gegenstände hervorragend in Malerei umsetzte. Gestalterisch blieb sie immer der Kunst der Gründerzeit verhaftet. Bereits im ersten Jahr ihrer Malerinnenaus- bildung lernte sie den Kunststudenten Fried- rich Kallmorgen kennen. Bald wurde sie zur wichtigsten Ratgeberin für den jungen Maler: "Ich will keine Frau sein, die mit ein bissehen süßem Geschwätz den Mann unterhält, ihm ein kostbares Spielzeug isr - oh nein - ich als Frau von einem Künstler will vollen Anteil an seinen Werken haben, ich will die anregende, fördernde Kraft sein. Mit mir, durch mich." Erst nachdem gesichert war, dass Friedrich Kallmorgen mit dem Verkauf seiner Gemälde eine Familie ernähren konnte, erlaubte sein Vater die Hochzeit, die am 10. September 1882 stattfand. Doch weder die Heirat noch die Geburt der beiden Kinder hinderten Margarethe am Malen. Nachdem im Sommer 1883 der Sohn Walther zur Welt gekommen war, zog Marga- rethes Schwester Anna zu der jungen Familie. Sie kümmerte sich um den Haushalt und die Familie. Bis zur Geburt der Tochter Helene war Margarethe Schülerin von Ferdinand Kel- ler. Sie erhielt Aufträge für Gemälde, sie be- schickte regelmäßig Ausstellungen, wo ihre Arbeiten meist auch verkauft wurden, und seit 280 1884 unterrichtete sie immer wieder Privat- schülerinnen. Margarethe war nach Kräften bemüht, mit ihrem Verdienst das Haushalts- geld aufzubessern. Dabei teilte sie ihre Zeit ge- wissenhaft ein: ,,Abends strickend, morgens malend, nachmittags Frau für alles'" wie sie 1885 ihre Situation beschrieb. Die künstleri- schen Erfolge Friedrich Kallmorgens ermög- lichten es dem Paar, 1889 in Grötzingen das "Haus Hohengrund" als Wohnsitz für den Sommer zu bauen. Margarethe entwickelte, wegen der langen Abwesenheit ihres Gatten, der als Landschaftsmaler zahlreiche Reisen un- ternahm, große Selbständigkeit. Unterstützt von ihrer Schwester Anna hatte sie bereits 1889 das Richtfest des Hauses ohne ihren Mann bestreiten müssen. Darüber hinaus ar- beitete sie beständig an ihren eigenen Werken - in einem Nordzimmer. das ihr als Atelier diente, und gelegentlich auch im Garten. Wie ihr Ehemann hielt auch Margarethe den Kon- takt zu den Kollegen und Kolleginnen in Karlsruhe. 1898 wurde sie in den Vorstand des Karlsruher Malerinnen-Vereins berufen. Von 1900 bis1902lehrte sie Blumen- und Stillle- benmalerei an der Malerinnenschule in Karls- ruhe. Mit der Berufung ihres Mannes zum Professor an die Berliner Akademie und dem Umzug in die Reichshauptstadt erlahmte die künstlerische Schaffenskraft der 46-jährigen. BRIGITTE BAUMSTARK Melitta Schäpf 1901-1989 Am 27. Januar 2001 jährt sich der Geburtstag einer außergewöhnlichen Karlsruherin zum hundertsten Male. Melitta Schöpf wurde 1956 als erste FDP-Frau in den Karlsruher Stadtrat gewählt. Im selben Jahr kandidierte sie für ihre Partei auch zu den Landtagswah- len. Für eine Frau in den 50er Jahren schlug sie damit ungewöhnliche Wege ein. In ganz Baden-Württemberg befanden sich unter ins- gesamt 350 Erstkandidaten nur elf Frauen, in Karlsruhe war sie die einzige Kandidatin. Me- litta Schöpfs gesellschaftspolitisches Enga- gement hatte Familientradition. 1901 in Mos- bach geboren, wuchs sie in der Karlsruher Weststadt auf und besuchte das Lessinggym- nasium am Gutenbergplatz. Im Elternhaus wurden, besonders von mütterlicher Seite her, demokratische Traditionen lebendig erhalten und weitergegeben. Urgroßvater und Urgroß- onkel hatten sich an den revolutionären Auf- ständen 1848/49 in Baden beteiligt und wa- ren nach deren Niederschlagung in den Kasse- matten von Rastatt inhaftiert. Melitta Schöpf entschloss sich, nach Beendigung von Natio- nalsozialismus und Zweitem Weltkrieg in die FDP zu gehen, weil sie dort Ideale wie Indivi- dualismus und Freiheit des Denkens groß ge- schrieben sah. Den Anstoß, politisch aktiv zu werden, gab für sie jedoch die Frage der Gleich- berechtigung der Frau. Es war schließlich die Freundschaft mit Dr. Marie Elisabeth Lüders, die bereits in Kaiserreich und Weimarer Repu- blik in der Frauenbewegung führend gewesen war und nun für die FDP im Bundestag saß, die Melitta Schöpf 1953 in die liberale Partei führte. 1955 übernahm sie den Vorsitz der Karlsruher FDP-Frauengruppe, und auch im Landesfrauenausschuss der Partei war sie ver- treten. Dies alles war für die Gattin des Inha- bers eines bekannten Karlsruher Modege- schäfts durchaus ungewöhnlich. Seit 1931 war sie mit dem Kaufmann Karl Schöpf verheira- 281 tet. Ihrer Tochter wurde sie in ihrem vielfaIti- gen politischen und sozialen Engagement so- wie ihrem Einsatz für die Gleichberechtigung der Frau zum Vorbild. Melitta Schöpfs politische Arbeit be- schränkte sich keineswegs auf Frauenfragen. Sie wurde bald als stellvertretende Vorsitzende in den Vorstand der Karlsruher FDP gewählt und in den Ausschuss für Gewerbepolitik der Bundespartei entsandt. Auch in ihter Tätigkeit als Stadträtin deckte sie ein breites Spektrum an Themen ab. Ob es nun um die Beleuch- tung des Marktplatzes, die geplante Auflösung der gynäkologischen Abteilung im städtischen Krankenhaus, die Überbelastung der Polizei oder Sicherheit im Straßenverkehr ging, Me- litta Schöpf vertrat stets engagiert ihre Über- zeugung. Ende der 60er Jahre setzte sie sich vehement gegen den vollständigen Abbruch des im Krieg beschädigten Ständehauses ein. Dies war ihr nicht alleine ein baugeschichtli- ches und ästhetisches Anliegen, vielmehr woll- te sie das alte Ständehaus als bedeutendes Zeugnis der liberalenVerfassungsgeschichte Badens erhalten sehen. Die Frau, der die Überlieferung demokratischer Traditionen ein wichtiges Anliegen war, war gleichzeitig mit ihren Ideen oft ihrer Zeit voraus. Manches, wofür sie sich einsetzte, hat bis heute nichts an Aktualität eingebüßt. Bereits 1968 sah sie in der Ganztagsschule die Schule der Zukunft und schlug vor, Schulhausneubauren im Hin- blick darauf zu planen. Neben der Arbeit in Partei und Stadtrat fand Melitta Schöpf noch Zeit und Kraft, sich vielfältig gesellschaftlich und sozial zu engagieren. All ihre Aktivitäten und Funktionen im Einzelnen zu benennen, würde an dieser Stelle den Rahmen sprengen. Erwähnt sei, dass sie u. a. stellvertretende Vor- sitzende des Deutsch-Evangelischen Frauen- bunds war. Kirchenälteste sowie stellvertreten- de Vorsitzende des Kreisvereins Karlsruhe des Roten Kreuzes. 1967 wurde Melitta Schöpf für ihre Verdienste im Bereich der Kommunal- politik, der Frauenarbeit und des Sozialwesens das Bundesverdienstkreuz 1. Klasse verliehen. 1975 ehrte die FDP sie mit der Thomas-Deh- ler-Medaille. Die engagierte Politikerin ver- starb am 26. Februar 1989. BARBARA GUTTMANN 282 Gustav Zimmermann 1888-1949 "Dieser Tod ist wahrlich eine bittere Überra- schung für uns alle" schrieb Landtagspräsident Wilhe1m Keil dem hessischen Ministerpräsi- denten Christian Stock am 13. August 1949. "Wir haben einen guten Kameraden und ich persönlich einen rreuen Freund verloren". Der plötzliche Hetztod des SPD-Politikers Gustav Zimmermann erschütterte damals zahlreiche Weggefährten, zumal der Verstorbene eine Aura der Vitalität hatte, die Gedanken an Krankheit und Tod gar nicht aufkommen ließ. Gustav Zimmermann wurde am 2.12.1888 in Liedolsheim bei Karlsruhe geboren. Er war Mechaniker und Seemann, bevor er um 1910 zum Journalismus kam. Nach dem Ersten Weltkrieg, in dem er schwer verwundet wur- de, war Zimmermann Redakteur sowie Ver- lagsdirektor und stand als stellvertretender Landesvorsitzender mit an der Spitze der badi- schen SPD. Von 1920 bis 1933 Stadtrat und SPD-Fraktionsvorsitzender in Mannheim, er- lebte Zimmermann 1933 die Entlassung aus allen Ämtern durch die Nationalsozialisten. Als führender badischer Sozialdemokrat be- fand er sich 1933 auch in "Schutzhaft" im KZ Kislau. Nach der Entlassung ernährte Zimmer- mann seine Familie als Geschäftsführer einer Papierwarenfabrik und als Handelsvertreter. Wegen Verbreitung eines verbotenen Presseor- gans saß er später erneut für drei Monate im Gefängnis. Nach dem Untergang des "Dritten Reiches" wurde der politisch Unbelastete im Spätfrühjahr 1945 von der US-Militärregie- rung in Mannheim zum Ersten Bürgermeister ernannt. Doch höhere Aufgaben warteten auf ihn: Im September 1945 berief ihn der Präsident des Landesbezirkes Baden im neugegründeten Land Württemberg-Baden Heinrich Köhler, zum Landesdirektor des Inneren und zu sei- nem Stellvertreter. Damit fand Zimmermann einen neuen Lebensschwerpunkt in Karlsruhe, wo die den Landesministerien in Stuttgart beigeordneten Landesdirektionen angesiedelt waren. Er war gewissermaßen für Nordbaden Stellvertreter des Innenministcrs von Würt- temberg-Baden. Als einer der Mitarbeiter am demokratischen Neubeginn im deutschen Süd- westen schrieb er sich in die Nachkriegsge- schichte ein. Schon im Januar 1946 wurde er Mitglied der Vorläufigen Volksvertretung in Stuttgart. Im Sommer des gleichen Jahres erfolgte seine Wahl in die Verfassungsgebende Landesver- sammlung von Württemberg-Baden und zum Erstem Vizepräsidenten. Bei der Erarbeitung 283 der Verfassung des Landes Württemberg-Ba- den leistete Zimmermann im Verfassungsaus- schuss Grundlegendes. Auch im Landtag von Württemberg-Baden. dem er für den Wahl- kreis Mannheim angehörte. nahm Zimmer- mann die Aufgabe des Ersten Vizepräsidenten wahr. Sein parteiübergreifendes Ansehen. sei- ne Konzilanz und sein großer Sachverstand führten im Sommer 1948 zur Wahl in den Parlamentarischen Rat. Er war Mitglied des Hauptausschusses und zählte neben dem mit ihm eng befreundeten Carlo Schmid zu den Sozialdemokraten. die entschieden für Kom- promisse mit den Konservativen, vor allem mit der CDU /CSU. eintraten und damit das Grundgesetz überhaupt erst ermöglichten. Während sich Zimmermann in Karlsruhe. Stuttgart und Bonn engagierte und die Arbei- ten am Grundgesetz in eine Krise gerieten, starb Heintich Köhler. der Präsident des Lan- desbezirks Baden. Als Stellvertreter war Zim- mermann der gegebene Nachfolger. Der 60- jährige fragte sich. ob er auch diese Last noch würde schultern können. Aber er verschloss sich den lauten Rufen nicht und trat das Prä- sidentenamt an. Zunehmend machten sich Folgen der Ent- behrung und der psychischen Belastung aus der Zeit vor 1945 bemerkbar. Zimmermann litt unter einer schweren Herz- und Bronchi- enerkrankung, die er nicht auskurieren konn- te. Im Sommer 1949 bekam er eine Lungen- entzündung, von der er sich zu erholen schien. Eine plörzlich auftretende Embolie führte am I. August 1949 im Neuen Vinzentius-Kran- kenhaus in Karlsruhe seinen Tod herbei. FRANK RABERG Johann Georg Schlosser 1739 -1799 Als einer der "merkwürdigsten" badischen Be- amten wird er in einer Würdigung charakteri- siert. Vielleicht weil er. geboren 1739 in eine Familie der Oberschicht zu Frankfurt. sich immer als "Republikaner" einer freien Reichs- stadt empfand. dem Adel gleichwertig wie sein Schwager Goethe. Nach Rechtsstudium. kurze Zeit Geheim- sekretär. später als Advokat in Frankfurt. trat der Sprachkundige als Übersetzer und Verfas- ser philosophischer Beiträge literarisch hervor. Als er 1773 Goerhes Schwester Cornelia hei- raten wollte, verlangte deren Vater, dass er eine gefestigte Position samt Titel vorweisen solle. Schlossers Interesse galt der badischen Verwal- tung. die ihm als vorbildlich und Markgraf Friedrich als "einer der hervorragendsten Ver- 284 treter des aufgeklärten Absolutismus" erschien. Jener kannte Schlossers "Katechismus der Sit- tenlehre für das Landvolk" und stellte ihn als Hof- und Regierungsrat in das Hofratskollegi- um ein, das Regierungsfunktionen wahrnahm. Nach kurzer Zeit in Kar!sruhe, "schroffe Redlichkeit" machte ihn hier unbequem, zog er mit seiner Frau Cornelia nach Emmendin- gen als hochbezahlter Oberamtsverweser der Herrschaft Hochberg, eine der sücllichen badi- schen Exklaven neben Rötteln und Badenwei- ler. Während die an Frankfurter Geselligkeit gewöhnte Cornelia sich in diesem Ackerbau- städtchen, fern von ihrem geliebten Bruder, sehr unglücklich fühlte, fand Schlosser als oberster Beamter das richtige Betätigungsfeld. Die Verweser verkehrten direkt mit dem Hof- kollegium, waren sie doch für die Polizeige- walt, die Schul- und Kirchen- und Finanzsa- chen, die untere Gerichtsbarkeit und die Ge- werbeaufsicht zuständig. Wenn der Hofrat unter dem "unverbesserlichen Besserwisser" auch litt, denn der Fürst gewährte ihm stetig seine Gunst, so entwickelte sich unter der flei- ßigen, akuraten Verwaltung Schlossers diese Zwergresidenz auf allen Gebieten ganz vorzüg- lich. Seine schriftstellerischen Produktionen ruhten nicht, und Freundschaften mit Litera- ten in der Schweiz, im Elsass und anderswo pflegte er durch reichen Briefwechsel. Der ra- sche Tod der 27 -jährigen Cornelia 1777 nach einer zweiten Geburt und depressivem Dasein war ein harter Schicksalsschlag. Nach 13 Jah- ren in Emmendingen bat er 1787 um eine Stelle "an der er nicht reden dürfte bis man ihn fragt". Kar! Friedrich berief ihn als Geh. Hof- rat nach Karlsruhe, und die Reaktion Schlos- sers war: "Ich lebe so frei wie in Frankfurt. Mein ganzer Zwang besteht darin, dass ich alle Tage einen Haarbeutel und Schuhe und Strümpfe trage." In seinem Wirken ging er, der die "Politik" des Aristoteles als erster ins Deut- sche übersetzt hatte, von einer Gewaltenteilung aus. In vielem der Tradition zwar verbunden, so für die Erhalrung der Ständegesellschaft und der Zünfte, war er schon 1783 vom Kaiser Joseph II in eine Kommission zur Verbesse- rung des österreichischen Rechts berufen wor- den. Jetzt forderte er entschieden die Unab- hängigkeit des Hofgerichrs vom Hofrat, quasi der Exekutive, und dem Fürsten, quasi der Le- gislative. 1790 wurde das eigene Hofgericht ge- schaffen und Schlosser zum Direktor bestellt, obgleich der Markgraf letztlich sters den Adel bevorzugte, aber auf einen solchen "Gelehrten und Mann von Genie" nicht verzichten wollte. 1794 wollte Schlosser aus dem badischen Staatsdienst ausscheiden. Er nahm Anstoß am Eingriff des Markgrafen in die Justiz in Sachen eines hochverschuldeten französischen Asylan- ten, für die das Herz des Fürsten in der Revo- lutionszeit schlug. Hier sah er einen groben Verstoß gegen den von ihm immer wieder ver- tretenen Gerechtigkeitssinn. "Mein Herr ist der liebste Mann, den ich kenne, aber er ist unthätig", und damit meinte er: vom Hofstaat absorbiert, der nur den "Hofblick" kannte. Als unabhängiger Geist, seit 1798 Syndikus im Frankfurter Magistrat, 1799 gestorben, war er ein aufgeklärter Begleiter, ja Wegbereiter eines Monarchen an der Schwelle zum bald libera- len Baden des 19. Jahrhunderts. LEONHARD MÜLLER 285 Rahel Varnhagen 1771-1833 "Hier bin ich noch mit niemand, als wär's mei- nesgleichen", schrieb Rahel Varnhagen im De- zember 1816 an einen Freund, nachdem sie ein halbes Jahr als Ehefrau des preußischen Ge- sandten am badischen Hof, Karl August Varn- hagen, in Karlsruhe gelebt hatte. In die Litera- tur- und Geschichtswissenschaft ging Rahel Vamhagen ein als Betreiberin der wohl bedeu- tendsten Berliner Salons in den Jahrzehnten um 1800, in denen sich der gebildete Adel mit Vertretern des Bürgertums zu stände- und kon- fessionsübergreifendem Gedankenaustausch traf. Zudem hinterließ sie ein umfangreiches Briefwerk, sie korrespondierte im Laufe ihres Lebens mit rund 300 Menschen. Dennoch umgab sie immer eine Einsamkeit, die mit ih- rer Herkunft und ihrem Wesen zusammen- hing. Es stellt sich die Frage, mit wem Rahel hätte so sein können, als wär's ihresgleichen? Sie kam am 19. Mai 1771 als ältestes Kind des jüdischen Kaufmanns Markus Lewin und seiner Frau Chaie in Berlin zur Welt. 1790 begann sie in der Dachstube ihres Elternhau- ses ihren ersten Salon zu etablieren. 1806, als sich im napoleonisch besetzten Preußen der Nationalismus verbreitete, musste sie ihn schließen, denn nun traf man sich nicht mehr bei einer Jüdin. Der deutsche Nationalstolz zeichnete sich von Anfang an durch eine Ab- weisung der Juden aus. 1814 heirate re sie den 14 Jahre jüngeren Karl August Vamhagen, nachdem sie vorher zum christlichen Glauben übergetreten war. Mit ihm lebte sie ab 1816 in Karlsruhe, bis er 1819 von seinem Amt abberufen wurde. Das Ehepaar ging zurück nach Berlin, wo Rahel ihren zweiten Salon eröffnete. Sie starb 1833. In ihren Karlsruher Jahren vermisste sie vor allem die gelehrte Geselligkeit. Sie schrieb: "Karlsruhe ist ein schöner, unbequemer Ort. Die Unbequemlichkeit liegr in der Prätention eines großen, ohne dessen Ressourcen zum Nutzen und Vergnügen, und in der Be- schränktheit und dem Stagnierenden eines kleinen. ( ... ) Kurz, es fehlt den Personen, die sich sehen könnten, eine volle Stadt als Unter- lage und Grund ihrer Gesellschaften.« Auch stieß das Ehepaar aus Preußen wohl auf Vor- behalte seitens der Residenzstadtbewohner. Der Karlsruher Chronist Friedtich Weech stellte noch 1885 fest: "Doch fand der spezi- fisch norddeutsche Zuschnitt ( ... ) nicht gera- de vielen Anklang bei dem Karlsruher Adel . Mit den Beamten- und Bürgerkreisen hatte das geistreiche Gebahren ( ... ) so gut wie gar keine Berührung." Erschwerend kam füt Ra- hel hinzu, dass sie als geborene Jüdin bei Hofe nicht geladen wurde. 286 Hinzu kam die Erkennrnis. dass sie als Ehefrau in ihrer Bewegungsfreiheit stark ein- geschränkt war. Die Erfahrung. dass sie nur etwas galt in Bezug auf ihren Mann. war für sie neu und unangenehm. So schrieb sie 1819 an ihre Schwester: "Es ist Menschenunkunde. wenn sich die Leute einbilden, unser Geist sei anders und zu anderen Bedürfnissen konsti- wiert, und wir könnten zum Exempel ganz von des Mannes oder Sohnes Existenz mit- zehren." Dennoch zählten die Karlsruher Jahre zu den glücklichsten ihres Lebens. da sie erstmals - abgesehen von der Abweisung des Hofes - nicht mehr unter den Kränkungen ihrer frü- heren Jahre litr. Ihr war der gesellschaftliche Aufstieg von der an den Rand gedrängten J ü- din zur Gattin des preußischen Gesandten gelungen. Die Verkündung der badischen Ver- fassung 1818. an die sich die Hoffnung auf eine gesamtgesellschafdiche Emanzipation auch der jüdischen Minderheit knüpfen konnte. erlebte sie wie ihr Mann mit großer Freude. Die judenfeindlichen Hep-Hep-Stürme von 1819 erschreckten sie dann bis in den Her- zensgrund. Sie behielt nämlich trotz ihres ge- sellschaftlichen Aufstiegs und ihres Übertritts zum Christentum ein Gespür für das Inhuma- ne einer Gesellschaft. die bestimmte Gruppen ausschließt oder abwertet. So meinte sie am Ende ihres Lebens. dass sie ihre Herkunft um keinen Preis mehr missen wollte. SUSANNE ASCHE Hilda von Baden 1864-1952 - Am 3. Mai 1885 schrieb Erbgroßherzog Fried- rich an seinen Bruder Ludwig: "Ich kann Dir nur wünschen. dass Du auch einmal so glück- lich wirst. wie ich es bin. und eine solche Per- le findest, wie mir sie in meiner Hilda von Gott geschenkt worden isr." Eine Liebesheirat. doch politisch geplanr. Denn Großherzog Friedrich I. kümmerte sich nicht nur intensiv um die Schul- und Universitätsausbildung wie um die militärische Laufbahn des Thronfol- gers. sondern auch um die Wahl der Schwie- gertochter. bei der sich sogar die englische Königin Viktoria. beka nnt für den europäi- schen Heiratsmarkt. einmischte. Nach einigen Absagen nahm Friedrich I. vorsichtig Verbin- dungen mit Herzog Adolf v. Nassau auf. der im Krieg 1866 von den Preußen aus seinem Land verjagt worden war. Eine Verbindung von dessen Tochter Hilda mit dem Enkel Wil- helms I. hätte also eine positive Entwicklung geschaffen. Vorsichtig sollte der Erbprinz sei- ne politischen Standpunkte beim ersten Be- such darlegen. Aber das war nicht nötig. "denn der Mensch denkt und Gott lenkt" notierte Adolf v. Nassau. seit 1890 Großher- zog v. Luxemburg. und bald begannen "unbe- schreiblich glückliche Tage". als am 26. Sep- tember 1885 das junge Paar in Karlsruhe ein- zog. Die Ehe blieb leider kinderlos. "ein schmerzliches Entbehren". Hilda betreute auf- opferungsvoll den seit seiner Jugend an Ge- lenkrheumatismus leidenden Gatten. der in seiner Offizierslaufbahn öfter aussetzen muss- te. Sie begleitete ihn an verschiedene Standor- tc, vor allem nach Berlin mit Kontakten zum HofWilhe1ms 11.. dessen schnoddrigen Gar- deleumantsjargon Friedrich bei seinem Vetter gar nicht schätzte. 1902 schied er aus dem 287 Dienst, da Wilhelms Militärkabinett seine Ernennung zum Kommandierenden General in Baden ablehnte. weil man u. a. "den jungen süddeutschen Fürsten mit partikularistischem Untergrund" misstraute - so auch dem Würt- temberger und dem Bayer. In Karlsruhe bezo- gen Friedrich und Hilda das neuerbaute Palais, heute Sitz des Bundesgerichtshofs, in dem sie auch blieben, als der Vater 1907 starb und Mutter Luise, die Kaisertochter. im Schloss residierte. Hilda "nahm das in ihrem beschei- denen Sinn gerne hin, , .. anerkannte sie doch rückhaltlos die überragende Größe der bishe- rigen Landesmutter". Beim Badischen Frauen- verein, der unter Luise eine bedeutende Leis- tungskraft gewonnen hatte, musste Hilda im "liebevollen Wetteifer" mit der repräsentati- onsgewohnten Schwiegermutter eine "ausge- prägte Selbstbeherrschung" zeigen. Im I. Weltkrieg gewann Hilda durch Laza- rerrbesllche. Sorge um Verwundetentranspor- te, Ausbildung von Krankenschwestern und anderes weitere Anerkennung der Bevölke- rung. In den sieben Friedenjahren hatte seit 1907 Friedtich 11. , der nicht die Strahlkrafr seines Vaters besaß, dessen Regierungsprinzi- pieo nur weiterführen können. Das neue Großherzogspaar, das sehr zurückhaltend war, galt manchem als arrogant. Wenn dies auch nicht zutrifft , so machte man sich doch poli- tische Illusionen bis zum Kriegsende. Am 11. November 1918 meinte das Paar nach einem Intermezzo einer kleinen Soldateska fliehen zu müssen. Durch ein Fenster musste man stei- gen samt Murter Luise und Schwester Vikto- ria, Königin v. Schweden, um das im Fasanen- garten wartende Auto zu erreichen, den Kof- fer mit Kronjuwelen vetgessend, den anderntags ein Hofbeamter unterm Busch entdeckte. Erst im Schloss Langenstein, fern vom "roten Mannheim ", fand man eine Blei- be, wo man nach Thronverzicht, anders als andere Fürsten, sich großzügig in den Ab- standsleistungen zeigte. Bei der zunehmenden Erkrankung des Großherzogs, der erblindete, sah Hilda in dessen Pflege ihre ganze Aufgabe. Als ihr Gatte 1928 starb, beging man in Karls- ruhe über alle Parteiungen hinweg eine feier- liche Beerdigung. Hilda wohnte im Freiburger Palais, das 1944 zerbombt wurde. In Baden- weiler verlebte sie, die sich völlig abseits des NS-Regimes gehalten hatte, nun ihre letzten Jahre. Sie war wie ihr Gatte ein tiefreligiöser Mensch, der Vorbildliches leisten wollte, dem die Zeitläufte jedoch die Wirkungsfelder ein- schränkte, die Hilda mit Eifer zu bestellen ver- suchte. LEONHARD MÜLLER 288 Richard Horter 1868 -1942 Der Höhepunkt des politischen Lebens von Richard Horter lag zweifellos in der Revoluti- onszeit 1918/19. In dem am 11. November in Karlsruhe gebildeten Arbeiterrar wurde er Vor- sitzender, bewerkstelligte tags darauf die Kon- stituierung eines gemeinsamen Vorstandes des Arbeiter- und Soldateneates und sorgte mit für die Verbreiterung des Arbeiterrates durch die Aufnahme christlicher und liberaler Gewerk- schafter sowie von Vertretern anderer Bevölke- rungsgruppen. Daher nannte sich dieser seit Ende November Volksrar. Als Vorsitzender des Karlsruher Arbeiter- und Soldatenrates eröff- nete Horter dessen Vollversammlung mit den Worten: "Dank gebührt den Soldaten, welche durch ihr beherztes Auftreten die dem Volk auferlegten Fesseln sprengten. Jetzt gilt es, das Errungene festzuhalten .... Der Arbeiter- und Soldateneat steht mit ganzer Macht hinter der Volksregierung, um sie in ihrer Reformarbeit zu unterstützen." Horter stammte aus der Lausitz, wo er in Rothwasser am 10. April 1868 geboren wurde. Wie sein Vater erlernte er das Maurerhand- werk. Als 18-Jähriger kam er nach Mannheim, leistete 1889-1891 den Militärdienst und ging dann aufWanderschaft in die Schweiz, nach Österreich und Frankreich. Zurück in Mann- heim engagierte er sich bei der SPD und in der Gewerkschaft. Nach einer Ausbildung an der Berliner Parteischule wurde der Maurer 190 I Bezirksleiter des Bauarbeiterverbandes. Der Weg Horters in der Arbeiterbewegung gleicht dem vieler rhethorisch begabter und organisa- torisch befähigter Funktionäre, die ihren er- lernten Beruf aufgaben und sich in den Dienst der Partei oder Gewerkschaft stellten. Als Leiter des Bauarbeiterverbandes über- siedelte Horter 1912 nach Karlsruhe und setz- te hier seine parteipolitische Aktivität fort. Er trat bei I. Mai-Veranstalrungen als Redner auf und gelangte in den Vorstand des SPD-Orts- vereins. In der mehrheitlich reformistisch ori- entierten Karlsruher Organisation galt er als Sprecher der linken innerparteilichen Oppo- sition. Zeitgenossen bescheinigten dem Parrei- linken, der im Kriege nicht zur USPD wech- selte, eine nüchtern-ruhige Art und eine klare, fast leidenschaftslose Sprechweise. Er habe sich damit in Partei und Gewerkschaften eine brei- te Vertrauensbasis erworben. Dies galt wohl auch für seine rege Tätigkeit im Arbeiterrat, denn er wurde als badischer Delegierter in den Berliner Rätekongress entsandt. Ab Dezember 1918 war er Mitglied des Zentralrats der Deut- schen Sozialistischen Republik. Dieser fun- 289 gierte bis zum Zusammentritt der Deutschen Nationalversammlung im Februar 1919 als Ersatzparlament. Der Zentralrat wirkte bei den wichtigsten politischen Entscheidungen der Reichs- und der preußischen Regierung mit und besaß das Recht, Volksbeauftragte zu ernennen und abzuberufen. Seit 1919 gehör- te Horter zuerst der Badischen Nationalver- sammlung und dann dem Landtag bis 1925 an, wo er 1919-1921 dem Petitionsauschuss vorstand. Außerdem bestimmte ihn die SPD als Arbeitnehmervenreter des Handwerks von 1920-1933 zu einem ihrer Verrreter im Reichswirtschafrsrat. Dieser Rat blieb ein weit- gehend bedeutungsloses Gremium, das unter Beteiligung aller wirtschaftlichen Berufsgrup- pen grundlegende sozial- und wirrschaftspoli- tische Gesetzentwürfe begutachten sollte. Nach dem Ausscheiden aus dem Landtag übernahm Horrer die Bezirksleitung des Ver- bands sozialer Baubetriebe. Die Nazis setzten den 65-Jährigen und seine Familie nach 1933 zahlreichen Schikanen aus bis hin zur Verhän- gung zeitweiliger Schutzhaft, denen er sich durch eine Übersiedlung nach Legelshurst bei Kehl zu entziehen versuchte. Horter srarb dort am 13. Mai 1942, ohne dass seine Verdienste um die Arbeiterbewegung oder um die fried- liche Neuordnung des Sraarswesen 1918/19 gewürdigt wurden. MANFRED KOCH Clara Faisst 1872-1948 "Mit einem Flügel kann man ja nicht fliegen" - dieser Satz stammt nicht etwa von einem Vogelkundler, sondern von der Karlsruher Komponistin C. Faisst. Geboren ist sie in die- ser Stadt am 22. Juni 1872 - gerade vor 130 Jahren - und sie starb hier am 22. November 1948. Als Pianistin, Musiklehrerin und Kom- ponistin sowie als Dichterin wirkte sie in ihrer Heimat. Ihre musikalische Ausbildung erhielt sie zunächst am Großherzoglichen Konserva- torium in Karlsruhe, 1894 ging sie dann zum Studium nach Berlin an die Königliche Hoch- schule für Musik, wo Max Bruch einer ihrer Lehrer war. Seit 1901 ist sie als "Pianistin", später auch als "Tonkünstlerin" im Karlsruher Adressbuch verzeichnet. e. Faisst hat vorwiegend Lieder kompo- niert, u. a. auf Texte von E. Geibel, G. Haupt- mann, L. Uhland sowie auf eigene Gedichte. Viele der Lieder und der rund 10 Orgel- und K1avierwerke sind veröffentlicht. Die Künstle- rin pflegte viele Freundschaften, u. a. zu Hans Thoma, dem Direktor der Kunsthalle in Karls- ruhe, zum Dichter Hermann Hesse, sowie vor allem zu Musikern wie W. Furtwängler, J.Joa- chim und ihrem Lehrer M. Bruch. Eine bis zum Tod der Komponistin andau- ernde Freundschaft bestand mit dem Arzt, Theologen und Musiker Albert Schweitzer. Die Verbundenheit in musikalischen Fragen muss sehr groß gewesen sein. Faisst schrieb am 5. März 1939 an Schweitzer: "Ich vergesse die Stunden nie im Leben, als Sie einmal am späten Abend in mein Zimmer traten und ich Ihnen viele von meinen Liedern spielen u. singen durfte. [ ... ] Wie Sie mir damals zuhörren, u. beim Fortgehen um ein Heft der Lieder baten - das war eine solche Ermutigung und Ehre für mich, für die ich Ihnen immer dankbar bleibe. Das sind seltene Stunden im Leben des Künstlers [ ... ] Gestern las ich in einem Musik- kreis aus Ihrem Bachbuch vor. Ich spielte das 290 Iw. Concerr [von). S. Bach]. Das ist so befrei- end, so lebensstark, so klar, so beglückend froh. Glaubt man, daß dieses Werk vor 200 Jahren entstanden ist? Ach, was ist "Zeit" - rasch enteilend - solche Lebenswerke wie die unserer ganz großen Meister können nie ver- alten, denn sie sagen ja gerade jedem Zeitalter das, was es braucht! [ ... ] Wenn Sie jemals wieder einmal Abends, wie damals, in meinen Musikraum träten, dann würden Sie da zwei Flügel vorfinden, die mir Freunde schenkten. Mit einem Flügel kann man ja nicht fliegen, dazu braucht man schon zwei! Und da mir das Geld zum Reisen fehlr, ich meine zu solchen Reisen, nach denen ich mich sehne - so lasse ich mich von den Flügeln in "ferne Welten" tragen, wo alles groß, harmonisch, rein und erhaben ist. [ ... ] Meine Kunst hat hier eine feste kleine Zu- hörerschar, die ich alle 4 Wochen zur Musik in meine Wohnung lade. Ich pflege die Werke unsrer großen Meister und spiele viel Bach - neben den andern Großen. [ ... ]" Weitere erhaltene Briefe an Freunde zeigen ein eindrückliches Bild der schwierigen Le- bensumstände in Karlsruhe während und nach dem Zweiten Weltkrieg, die schlechte Er- nährungslage und die Probleme beim Behei- zen der Wohnungen in der zu einem Drittel sehr schwer zerstörten Stadt. In diesen Jahren verschlimmerre sich zudem der Gesundheits- zustand der Künstlerin. C. Faisst erlebte zwei Weltkriege. Diese Er- fahrungen und die damit verbundenen Verluste von Angehörigen sowie weitere Entbehrungen haben ihr Leben stark geprägt. Die Musikerin war schwierigen äußeren Umständen ausge- setzt und dennoch fand sie als Kampanistin und ausübende Künstlerin Anerkennung. Erhalten hat sich ihr handschriftlicher und gedruckter Notennachlass in der Badischen Landesbibliorhek. So kann ihr Werk heute wieder neu entdeckt werden. MARTINA REBMAN N Alois Kimmelmann 1886-1946 Im Sommer 1945 wurde AJois Kimmelmann unter Beteiligung der US-Militärregierung zum Wiederaufbau des Schulwesens in die neu konstituierte Unterrichtsverwalrung für Württemberg-Baden in Karlsruhe berufen. In der im selben Jahr veröffentlichten Schrift "Erziehung und Bildung in neuem Geiste" bot 291 der neu ernannte Ministerialrat rückblickend eine erste breitere Nachkriegsanalyse der Erzie- hungsideologie und Schulwirklichkeit der NS- Zeit und umriss sein pädagogisches Leitbild: "Der Geist der Humanität muss hineinstrah- len in die Schulen. Unter Abkehr von den ver- derblichen, verabscheuungswürdigen Irrlehren des Nationalsozialismus. unter Verurteilung der verbrecherischen Taten muß die Schule die Kinder wieder hinführen zur Ehrfurcht vor allem Hohen und Erhabenen, vor der Heilig- keit menschlichen Lebens, und sie bilden zu ( ... ) rechtschaffenen, vernünftigen, religiös- sittlichen Menschen und brauchbaren Glie- dern einer neuen Gemeinschaft." Vierzig Jahre davor hatte es den am 21. Juni 1886 im fränkischen Oberalbach gebore- nen Alois Kimmelmann als Junglehrer beruf- lich zum ersten Mal nach Karlsruhe verschla- gen. Zwischen 1905 und 1912 war er zu- nächst in der Südstadt (Uhland- und Neben- iusschule), anschließend in Mühlburg (Hardt- schule) als Unterlehrer tätig. Zuvor durchlief er die im Großherzogturn Baden seinerzeit übliche Ausbildung zum Volksschullehrer: Dem Volksschulabschluss (1900) in seinem Geburtsort folgten zwei Jahre Präparanden- schule (Tauberbischofsheim) und drei Jahre Lehrerseminar (Ettlingen). Die größte politische und pädagogische Bedeutung erlangte Kimmelmann während der Weimarer Republik. Mittlerweile Haupt- lehrer in Pforzheim, gründete der Reserveoffi- zier und Weltkriegsteilnehmer nach seinem Eintritt in die SPD (1919) einen Ortsverband der sozialdemokratischen Frontkämpferverei- nigung Reichsbanner (1925). Als führendes Mitglied im Badischen Lehrerverein (ab 1921) hatte er erheblichen Einfluss auf die bildungs- und berufspolitischen Konzepte des Verbandes und genoss darüber hinaus aufgrund seiner schulpolitischen, pädagogischen und didak- tisch-methodischen Publikationen hohes An- sehen. So wurde er 1926 als Dozent für Allge- meine Unterrichtslehre und Methodik an die neu organisierte Lehrerbildungsanstalt Karls- ruhe berufen. Im selben Jahr erschien seine über Lehrergenerationen hinweg populäre "Geschichte der Lehrerbewegung in Baden 1876-1926". Ab 1929 übernahm Kimmelmann als Stadtoberschulrat die Leitung des Karlsruher Volksschulwesens. Unter schwierigen wirt- schaftlichen und bildungspolitischen Rah- menbedingungen gingen von seiner Amtsfüh- rung reform pädagogische Ansärze und Impul- se für das Volksschulwesen aus. Im Frühjahr 1933 wurde der sozialdemokratische Leiter des Stadtschulamts von den Nationalsozialisten entlassen und zwangspensioniert. Die zwölf Jahre des NS-Regimes verbrachte er in seiner fränkischen Heimat. Dort beschäftigte er sich mit lokal- und regionalgeschichrlichen Studi- en, für die er Druckerlaubnis erhielt, da man sie für politisch unverfänglich erachtete. Als Mann der ersten Stunde nutzte Kim- melmann 1945/46 die Möglichkeiten seines neuen Amtes rasch und zielsicher zur Behe- bung der akuten Schulnot in Nordbaden: Er organisierte u. a. Schnellkurse für Volksschul- lehrer, veröffentlichte die "Badischen Schul- blätter" als Schullektüre-Sammlung und gab 292 als Mitarbeiter eine neue Kinderfibel heraus. Auch an der Reorganisation der Lehrerbewe- gung hatte Kimmelmann großen Anteil. Er beantragte noch bei der US-Militärregierung die Herausgabe der "Südwestdeutschen Schul- zeitung" als Organ des Badischen Lehrerver- eins (1950 in die GEW integriert). Am 13. April 1946 wurde Alois Kimmelmann mit 59 Jahren durch einen plötzlichen Tod mitten aus seiner Arbeit gerissen. J ÜRGEN SPANGER Eduard Devrient 1801-1877 Sänger, Schauspieler, Regisseur - es war ein Mann vom Fach, kein Höfling, den vor 150 Jahren Prinzregent Friedrich 1852 als Inten- dant für sein Karlsruher Hoftheater gewann. In Berlin wurde Devrient 1801 geboren, und schon mit 18 Jahren war er Mitglied des kö- nigl. Hoftheaters. Als Bariton gefiel er in Mozart-Opern seinem Publikum. Im produk- tiven geistigen Leben, in dessen Mittelpunkt vor allem einige jüdische Häuser standen, hier besonders das Mendelssohnsche, war er mit Felix Mendelssohn-Bartholdy befreundet und an der "Wiederentdeckung" von Bachs Matt- häus-Passion beteiligt, bei der er die Partie des Jesus sang. Die Pflege der Musik Mendels- sohns galt für ihn auch später in Karlsruhe als eines seiner Ziele. Berlin enttäuschte bald Devrient. "In der immer unumschränkteren Gefallsucht" er- kannte er "das Grundlaster der neuen Kunst- periode. " Mit der Hinwendung zur Sprech- bühne wechselte er 1844 als Schauspieler und Oberregisseur nach Dresden, wo er schnell das Publikum für seinen Stil gewann: zwar Pflege der großen Werke der Weltliteratur, aber nicht im deklamatorischen "Weimarer Stil", son- dern im realistischen Sprachduktus. Konflik- te gab es mit seinem jüngeren Bruder Emil, auch Schauspieler, der sich nicht an strenge künstlerische Prinzipien halten wollte. Das machte ihm bald den Abschied leicht, zumal mit dem Ruf nach Karlsruhe große Aufgaben waneten. Erst 1853 war der Wiederaufbau des Hof- theaters nach dem schrecklichen Brand von 1847 vollendet. Der Fundus musste völlig neu begründet werden, und Devrients Verhand- lungsgeschick war es zu verdanken, dass mit einer einmaligen Bereitstellung von 50.000 Gulden ein guter Start ermöglicht wurde. 293 Gleichzeitig erhielt er die volle Verantwortung fur den künsrlerischen Betrieb, und mit einer geschickten Personalpolitik konnte er das Ni- veau des Ensembles heben. Nach den revolu- tionären Verhältnissen 1848/49 war das The- ater fast zum Amüsierbetrieb herabgesunken. Man musste, trotz Widerstände, nicht nur das Personal, auch das Publikum für ein neues Angebot gewinnen. Hier kam Devrient die "unermüdiche Ausdauer seiner Natur" zu Hilfe, schrieb der Karlsruher Gymnasialdirek- tor Gustav Wendt über seinen Zeitgenossen. Devrienrs Auftreten "war nie ohne freundli- ches Wohlwollen", aber dem Personal zeigte er klar, wer hier der Intendant sei. "Geldstrafen, welche für einzelne Unregelmäßigkeiten ein- mal feststanden, wurden unnachsichrlich ein- gezogen, schwere sitrliche Ausschreitungen nicht geduldet." In verschiedenen Schriften hat er sich zur Schauspielkunst geäußert, und er strebte für die Schauspieler eine "geachtete Stellung in der Gesellschaft an", die auf Bil- dung und Disziplin beruhte. So verpflichtete er nicht nur die einzelnen, Künstler, sondern auch die Chöre zu Lese- und Szenenproben. Shakespeare, Moliere, Goethe, Schiller be- stimmten das Theaterprogramm. Dem klassi- schen Repertoire des Schauspiels entsprach das musikalische. Das gängige Virtuosenturn hielt Devrient dem Theater fern. Große Künstler sollten eine feste Bindung bekommen. So wurde mit dem Engagement von Hermann Levi ein Dirigent gewonnen, der Karlsruhes Musikleben bald national weit berühmt mach- te. Bekannt ist Devrients Einsatz fur das Werk Richard Wagners. "Tannhäuser" stand 42mal, "Lohengrin" 28mal, der "Holländer" 17mal auf dem Programm. Seit 1862 wurde auch im neuen Theaterge- bäude in Baden-Baden gespielt, wo Hector Berlioz als Gast die Eröffnung dirigierte. Beim 50-jährigen Bühnenjubiläum Devrients 1869 wurde er als Generaldirektor unmittelbarer Hofbeamter als erster bürgerlicher Intendant. Seit 1870 im Ruhestand, vollendete er 1874 mit dem 5. Band seine "Geschichte der Schau- spielkunst". 1877 starb er, für viele eine Le- gende, mit dessen überragendem künstlerischen und organisatorischen Profil seine Nachfolger sich auseinanderzuserzen harren. LEONHARD MÜLLER Ernst Fuchs 1859-1929 In ganz Deutschland wurde Ernst Fuchs, Rechtsanwalt in Karlsruhe, als juristischer Fachschrifrsteller, insbesondere als so genann- ter Freirechtler, bekannt. Als Sohn eines Vieh- händlers 1859 in Weingarten geboren, be- suchte der Hochbegabte das Karlsruher Gym- nasium, studierte Rechtswissenschaft 1876- 1880 in Heidelberg und Straßburg und erhielt nach dem Vorbereitungsdienst 1884 die Zu- lassung als Rechtsanwalt zunächst beim Land- gericht Karlsruhe. In dieser Zeit übernahm er auch mehrfach Verteidigungen von Sozialde- mokraten, die nach den Sozialistengesetzen verfolgt wurden. 1894 folgte sodann die Zu- lassung als Rechtsanwalt an das Oberlandesge- richt Karlsruhe, wo er überwiegend in Zivilsa- chen tätig war. Bereits in dieser Zeit verfasste Ernst Fuchs Beiträge für juristische Zeitschrif- ten. Erstmals Aufsehen erregt haben soll er Anfang der neunziger Jahre mit einem in einer Fachzeitschrift erschienen Aufsatz, indem er vorschlug, durch Geserz den jüdischen Sabbat 294 auf den Sonntag zu verlegen, Ausgangspunkt für seine Überlegung war der Umstand, dass bei Zustellungen, Lieferungen, Fristabläufen und Wechselprotestationen durch die damals praktizierte strenge Sabbatsruhe nicht uner- hebliche Schwierigkeiten für den Rechtsver- kehr bestanden. In erster Linie wollte Fuchs durch seinen ungewöhnlichen Vorschlag den Assimilationsvorgang beschleunigen, was da- mals von vielen Tausenden fortschrittlicher deutscher Juden geteilt wurde. Ernst Fuchs gehörte zu einer Juristengene- ration, die mitten in ihrem Berufsleben den grundlegenden Wechsel von einer zur anderen (Zivil-)Rechtsordnung durchmachen musste. Dem zur Jahrhundertwende sich vollziehen- den Übergang vom französischrechtlichen Ba- dischen Landrecht zum streng am Römischen Recht ausgerichteten Bürgerlichen Gesetz- buch, mit dem die reichsweite Rechtseinheit auch im materiellen Zivilrecht verwirklicht wurde, stand Fuchs als glühender Anhänger des Badischen Landrechts von Anfang an reser- viert gegenüber. In erster Linie lehnte er die damit verbundene Tendenz zu mehr formalbe- griffiichem Denken ab. Hinzu kam, dass mit der Einführung eines neuen Gesetzeswerkes regelmäßig die Gebundenheit der Rechtsspre- chung zunahm, was sich insbesondere in den Anfungsjahren der reichsgerichtlichen Judikatur zum BGB bestätigt hat. Hierin liegen die Wur- zeln des alsbald einsetzenden Engagements von Fuchs für die nicht nur in Deutschland in Entstehung begriffene Freirechtsbewegung. Fuchs' Grundpositionen beruhen auf der Erkenntnis der Lückenhaftigkeit der staatli- chen Rechtsordnung. Die norwendige Lü- ckenausfüllung könne weder durch Analogie oder Umkehrschluss, sondern nur im Rahmen einer "soziologischen Methode" erzielt wer- den, wobei der Richter insbesondere die jewei- lige Verkehrssitte seiner Entscheidung zu Grunde zu legen habe. Gebe es keine, so solle er entscheiden, wie. ein mit den jeweiligen Verhältnissen vertrauter "gerechter und ge- scheiter Mann" urteilen würde. Nach Fuchs hat sich die neue "Gerechtigkeitswissenschafr" als eine empirisch - durch Soziologie und Psy- chologie - fundierte theoretisch-praktische Einheit darzustellen, die insbesondere eine grundlegende Änderung der Juristenausbil- dung erfordere. 1929 erhielt er die Ehrendoktorwürde der Heidelberger Juristischen Fakultät: Fuchs habe die von ihm so genannte Pandektologie der Rechtsgelehrten bekämpft, sei dabei aber selbst - nach dem Vorbild der römischen Ju- risten - als Rechtsschöpfer aufgetreten, nicht aus dem Buchstaben der Gesetze, sondern aus ihrem Sinn und Zweck. 1929 starb Fuchs in Karlsruhe. Seine Kanzlei konnte sein Sohn weiterführen, musste aber 1939 nach Austra- lien emigrieren, seine Tochter wurde in Aus- chwitz ermordet. DETLEV FISCHER 295 Joseph Melling 1724 -1796 Als Hofmaler des Markgrafen Carl Friedrich von Baden-Durlach stellte Joseph Melling sein am französischen Rokoko und besonders an Fran~ois Boucher orientiertes künstlerisches Können vor allem in Karlsruhe eindrucksvoll zur Schau. Joseph Melling wurde 1724 im lothringischen St. Avold geboren. Er ent- stammte einer Handwerker- und Künstlerfa- milie, sein Vater Nicolas war Schreinermeister. sein Onkel Jean Bildhauer. Eine Ausbildung erhielt Joseph Melling zunächst als Latein- schüler in Saarlouis. Dann lernte er bei einem Pariser Kunstschreiner. Später besuchte er die renommierte Pariser ,,Academie royale d'ar- chitecture", an der er unter den berühmtesten Künstlern seiner Zeit, den Rokokomalern Carle van Loo und Fran,ois Boucher studier- te. Van Loo hatte als Hofmaler König Ludwigs XV. eine hervorgehobene Stellung. Fran,ois Boucher stieg unter dem besonderen Schutz von Madame Pompadour sogar zum "Premier peintre du Roi" auf. Später wurde er außer- dem Direktor der ,,Academie royale" womit er die höchsten Ämter im Bereich der Kunst in seiner Zeit innehatte. 26-jährig schloss Mel- ling 1750 seine Studien mit dem "Grand Prix" für Malerei ab. Dieser Preis war mit einer Stu- dienreise nach Rom dotiert. Markgraf eirl Friedrich von Baden-Dur- lach ließ das 1715 von seinem Großvater Karl Wilhelm gegründete, aber schon baufällige Karliruher Residenzschloss erneuern und mo- dernisieren. 1748 holte er Christoph Melling, Josephs Bruder, als Hofbildhauei nach Karls- ruhe. Christophs Initiative und auch 'dem Beistand Fran,ois Bouchers verdankte Joseph Melling seine Berufung in den Dienst des ba- dischen Markgrafen, 1758 kam er nach Karls- ruhe und wurde bereits 1759 zum badischen Hofmaler ernannt. Ebenfalls 1759 erhielt Melling den Auf- trag, das Residenzschloss malerisch auszu- schmücken. Bis 1760 entstand das große De- ckengemälde im Festsaal des Karlsruher Schlosses mit der mythologischen Darstellung der "Geburt der Venus". Dieses im Zweiten Weltkrieg zerstörte Gemälde gilt als Mellings Hauptwerk. Von besonderer künstlerischer Qualität ist sein Porträt der Markgräfin Caro- line Louise mit ihren beiden Söhnen im Badi- schen Landesmuseum Karlsruhe. Die Arbeiten an der malerischen Ausstat- tung des Karlsruher Schlosses dauerten bis 1775. Dann scheinen die Aufträge, die Mel- ling übertragenen wurden, nicht mehr ausge- reicht zu haben, um ihm seinen Lebensunter- halt zu sichern. Jedenfalls siedelte er 1774 nach Straßburg über. Er tat dies ohne mark- gräfliche Erlaubnis. In einem Brief an Caroli- ne Louise bat er um Verständnis für den Um- 296 zug und berichtet, dass er in Srraßburg eine Malschule, die ,.Acadernie de dessin d' apres natute", gegtündet habe. Diese Schule wurde vom Magistrat der Stadt unterstützt und war gut besucht. Allerdings wurde sie nach der Französischen Revolution zunächst in eine staatliche Institution umgewandelt und später bei det Einführung der staatlichen Zeichen- schulen abgeschafft. Melling starb 1796 in Srraßburg. Mit dem Weggang von Karlsruhe hatte er seinen künst- lerischen Zenit überschritten. Die Werke sei- ner Straßburger Zeit erreichten nicht mehr die gleiche malerische Qualität. Dessen ungeach- tet hinterließ er ein umfangreiches und künst- lerisch eindrucksvolles Gesamtwerk mit einem weiten malerischen Repertoire. ALMUT MAAß Adrian Bingner 1830 -1902 22 Jahre leitete er auf der vom Land Baden zu besetzenden Stelle als Senatspräsident den 11. Zivilsenat im Reichsgericht Leipzig und nahm entscheidenden Anteil an der Auslegung und Fortentwicklung des Rheinisch-Französischem Rechts, das in zirka 'k des damaligen Reichs- gebiets angewandt wurde, zum Beispiel im Badischen Landrecht. 1830 in Karlsruhe ge- boren, wurde er nach Rechtssrudium in Hei- delberg promoviert .. Seine umfassende juristi- sche Bildung beruhte aber nicht nur aufinlän- dischen Studien und der herkömmlichen ju- ristischen Ausbildung seiner Zeit. Ein Studi- enaufenthalt bei den Pariser Gerichten gab ihm die Gelegenheit, die französische Rechts- ordnung, die für das Land Baden von ent- scheidender Bedeutung war, unmittelbar aus eigener Anschauung näher kennen zu lernen. Nach diesem Studienaufenthalt in Paris war er 1861 als Amtsrichter in Heidelberg tä- tig, 1864 als Staatsanwalt am Karlsruher Kreis- und Hofgericht, dem heutigen Landgericht, ab 1865 bereits im Justizministerium als Mi- nisterialrat. In der Stephanienstraße 20 bewg er ein Haus. Zu Fuß ging man zum Vorderen Zirkel 19, zum Ministeriumgebäude mit dem Generallandesarchiv, dem Innen- und dem Justizministerium. Im Badischen Justizminis- terium konnte Bingner besonders nach der Reichsgründung 187 1 entscheidenden Ein- fluss auf die Gesetzgebung nehmen. Seine Aufgabe bestand bald in der Ausarbeitung ei- 297 nes badischen Einführungsgesetzes zum neu- en Reichsstrafgesetzbuch, ein erster Schritt zur deutschen Rechtseinheit, dem die Verfas- sungsgesetzgebung folgte. Schon 1864 hatte Baden einen neuzeitlichen dreistufigen Ge- richtsaufbau. 1877 konnte ein Entwurf »die Einführung der Reichsjustizgesetze über Ge- richtsverfassung, Civilprozeß, Konkurs und Strafprozeß im Großherwgtum Baden betref- fend »dem Landtag vorgelegt werden. Trotz erheblicher Widerstände setzte sich Bingner mit dem Vorschlag durch, nur ein Oberlandes- gericht mit Sitz in Karlsruhe zu errichten. Sei- ne Begründung, aus Zweckmäßigkeit 'sollten die Befugnisse der dritten Instanz nicht zer- splittert, sondern in einem Mittelpunkt verei- nigt werden, zeigt seinen bewundernswerten Weitblick. Erst 1952/53 wurden im Zuge des neuen Südweststaats zwei, heure sieben Zivil- senate in Freiburg als Außensenate des Haupt- hauses eingerichtet, die nun wieder nach Karlsruhe verlegt werden sollen. Im Reichsgericht war er seit 1879 zustän- dig für Revisionen und sonstige Rechtsmittel, und er verfasste unter anderem verschiedene Kommentare, zum Beispiel zum Badischen Landrecht, nachdem er bereits als 24-Jähriger beim Karlsruher Verlag C. F. Müller eine sys- tematische Übersicht über die staatsrechtliche Literatur im Großherwgrum Baden veröffent- licht hatte, ein wichtiges Nachschlagewerk für die badischen Verwaltungsbeamten. 1872 folg- te - auf der Grundlage seiner ministeriellen Erfahrungen - eine Kommentierung zu den badischen Einführungsbestimmungen zum neuen Reichsstrafgesetzbuch. Bingner war auch als Mitglied des Ständigen H aager Schiedsgerichtshof, als Beirat für die Großher- zogin Luise im Badischen Frauenverein, schließlich als Mitglied der Stadrverordneten- versammlung in Karlsruhe 1875 -1879 enga- giert und leistete über seine Ämter hinaus Vor- biltlliches für die rechtliche und gesellschaftli- che Entwicklung. Da es damals noch keine feste Pensionsgrenzen gab, starb er im Dienst für Baden und das Kaiserreich als 72-Jähriger. DETLEV FISCHER 298 Carlsruher Blickpunkte 299 Rätsel um eine Figur im Durlacher Schlossgarten Nur die wenigsten Karlsruher sind schon einmal im Durlacher Schloßgarten gewesen. und in der kalten Jahreszeir. wenn die Bäume kahl. die Springbrunnen abgesrellt und die beiden Kinderspielplärze verwaist sind. durch- queren nur hier und da eilige Passanten den Park. Und auch sie - so scheint es - haben jene Figut noch nie bewusst wahrgenommen. die nahe beim Eingang Ecke Marstall- und Bade- ner Straße zu sehen ist. Etwas unglücklich in den Schatten einer verholzten Eibengruppe gerückt. steht dort auf einem einfachen Sockel die knapp lebens- große Statue einer jungen Frau, eine damen- hafte Etscheinung. eingehüllt in ein faltenrei- ches Gewand. Über eine modische Pelzrnütze hat sie einen mantelartigen Umhang geschla- gen. die Arme hält sie schützend vor den Oberkörper - besonders warm ist ihr anschei- nend nicht. Entdeckt man dann an den zier- lichen Füßen. die unter dem Gewand hervor- schauen. die Kufenschuhe und betrachtet im Profil den weit nach hinten wehenden Falten- schlag der Robe. so wird einem klar. was ge- meint ist: Wir sehen vor uns eine vornehme Schlittschuhläuferin. die auf einer imaginären Eisfläche schicklich. aber doch vorwärtssrre- bend ihte Runden dreht. Darüber hinaus will die Plastik offensichtlich auch ganz allgemein als Sinnbild /Ur den Winter verstanden werden. Bildthema und Stil verweisen auf eine Ent- stehung in der zweiten Hälfte des 19. Jahthun- derts. vor allem auf die so genannten Gründer- jahre nach 1871. als "moderne Allegorien" wie diese - anknüpfend an antike oder barocke Traditionen, aber in einem zeitnahen Natura- lismus auch neue Wege beschreitend - in Mo- de waren. Für diese Entstehungszeit spricht ein weiteres Indiz, das Material. aus der die Figur besteht. Sie ist nämlich keineswegs. wie man erwarten möchte, aus Stein gemeißelt. sondern in Zement gefotmt - ein Verfahren. das in den 1870er Jahren auch unter Künst- lern als innovativ und keineswegs minderwer- tig galt. Gerade in Karlsruhe war diese Technik in aller Munde. nachdem sich die 1865 in der Residenzstadt gegründete Firma Dyckerhoff & Widmann vor allem mit der Entwicklung der Zementausformung für Kunstwerke und Bauornamente einen Namen gemacht hatte. Der Galathea-Brunnen von Hermann Moest. 1872 im Stadtgarten eingeweiht und heute leider für die Öffentlichkeit unzugänglich vor dem Bundesgerichtshof aufgestellt. ist hierfür das anspruchsvollste Beispiel. Auch die Schlittschuhläuferin wird mit großer Wahr- scheinlichkeit von Dyckerhoff & Widmann hergestellt worden sein; noch offen bleibt. wer der Bildhauer war. der das Gussmodell her- stellte. Eine Signatur ist nicht zu erkennen. und Unterlagen über die Produktion der Fir- ma in diesen Jahren lassen sich leider nirgend- wo auffinden. Wie kam die Plastik an ihren heutigen Standort? Alle Nachforschungen in älterer Li- teratur und in Akten blieben zunächst ohne Ergebnis. Erst ein Zufallsfund im Stadtarchiv führte weiter. Auf einem Foto. das bald nach 1871 aufgenommen sein muss und den Tier- gartensee im Karlsruher Stadtgarten zeigt. ist deurlich unsere Schlittschuhläuferin zu erken- nen. aufgestellt an einer kleinen Uferterrasse. neben ihr eine weitere weibliche Figur. wahr- scheinlich als Pendant die Allegorie des Som- mers. Seide Statuen, so ist einem alten Führer zu entnehmen. waren wie viele später entstan- dene Kunstwerke des Stadtgartens von Bür- gern gestiftet worden. ohne dass in diesem Fall 300 der Name des Spenders überliefert worden wäre. Spätestens in den 20er Jahren mussten die Figuren dem Ausbau des Zoos weichen. Altmodisch geworden, verschwanden sie wohl zunächst in einem Bauhof. Angesichts des in Karlsruhe wenig zimperlichen Umgangs mit Kunstwerken im öffentlichen Raum grenzt es fast an ein Wunder, dass zumindest die Dar- stellung des Winters überlebte und schließlich eine neue Heimat im Durlacher Schloßgarten bekam. Und nicht nur die Schlirrschuhläufe- rin fand hier eine Zuflucht: Ein Engel, ver- mutlich von einem Grabmal des alten Fried- hofS beim Basler Tor, die Statue der einst gefei- erten "Schönen Nubierin" sowie der beliebte Rosengartenbrunnen, beide ebenfalls "Vertrie- bene" aus dem Karlsruher Stadtgarten, tragen heute zum individuellen Charme des Durla- eher Schloßgartens bei. Die Tage unserer Schlittschuhläuferin scheinen indes gezählt, wenn nicht bald etwas geschieht. Fast 125 Jah- re lang hat die Figur der Witterung getrotzt. In letzter Zeit zeigen sich vermehrt Risse im Ze- ment, die in Verbindung mit Feuchtigkeit und Frost die Standsicherheit zunehmend in Frage stellen. Wird es für . dieses nicht alltägliche Kunstwerk noch eine Zukunft geben? GERHARD KABIERSKE Der Mensch im Rhythmus der Natur Ein Großteil der Karlsruher Studenten hat es täglich vor Augen, doch die wenigsten neh- men das späte Hauptwerk des in Vergessenheit geratenen badischen Malers August Babberger (1885-1936) bewusst wahr: seine Monumen- talkomposition "Tag und Nacht" beherrscht seit den frühen 60er Jahren die Stirnwand der alten Mensa. Ausgeführt 1932/33 als fünfteiliges Fresko auf transportablen Putzplatten fand es freilich zu Lebzeiten des Künstlers keinen adäquaten Wirkungsorr und blieb daher bis zu seinem 301 frühen Tod im Karlsruher Atelier verborgen. Von dort konnte es 1937 mit dem übrigen Nachlass in die Schweiz transferiert und so vor dem drohenden Zugriff dernationalsozialisten bewahrt werden. Im Zuge der 1956 im Badischen Kunstver- ein gezeigten ersten Gedächtnisausstellung ge- langte das Kolossalwerk schließlich als Schen- kung an die Karlsruher Universität. Sollte es hier zunächst im Architekturgebäude seinen Platz finden, so wurde es beim Neubau der Mensa 1962 in die weite Klinkerwand des großen Hauptsaales eingelassen, wo es bis heu- te als einziger Raumschmuck für dekorative Akzente in der ansonsten nüchternen Innen- architektur sorgt. 1885 im südbadischen Hausen im Wiesen- tal geboren, lässt sich August Babberger nach künstlerisch-handwerklichen Lehr- und Stu- dienjahren in Basel, Karlsruhe und Florenz 1912 in Frankfurt nieder. Erste Aufträge für sakrale Glasmalereien und Bühnenbilder zu expressionistischen Dramen begründen zu- sammen mit Wandbehängen schon bald sei- nen Ruf als vielseitiger Monumenralkünstler. Im Mittelpunkt des Werkes steht fortan neben der reinen Landschaftsmalerei das figürliche Wandbild, in welchem der Einklang von Mensch und Naturgeschehen symbolwirksam zur Darstellung gelangt. Als Professor für De- korative Malerei und Wandmalerei wird Bab- berger 1920 an die neugegründete Karlsruher Akademie berufen, die er in der Zeit von 1923 bis 1929 als Direktor leitet. Die in den 20er und frühen 30er Jahren geschaffenen Wand- bilder und Glasfenster fur Sakral- und Profan- bauten in Deutschland und der Schweiz sor- gen für überregionale Bekannrheit. Die Nazi- Herrschaft setzt der künstlerischen Laufbahn ein abruptes Ende. 1933 wird Babberger als "entarteter" Künstler seines Lehramtes entho- ben und hält sich in der Folgezeit überwiegend in der Schweiz auf. Der frühe Tod ereilt den Maler. 1936 inmitten seines Schaffens im ur- nerischen Altdorf. Geleitet von der Vorstellung, dass das Da- sein des Menschen untrennbar mit natur- rhythmischen Vorgängen verbunden ist, ver- sinnbildlicht Babberger im Karlsruher Wand- bild den Ablauf der Tages- und Jahreszeiten durch stilisierte Figuren vor einer flächenab- strakten Landschaftskulisse und entwirft da- mit ein gültiges Programm bild seines Schaffens. "Mich interessiert als Maler der Mensch, die Landschaft und die Mitte/' diese in Wandmale- rei in eine Dreieinigkeit zu bringen ': definiert er 1921 seine Position und zielt darin zugleich auf eine Abkehr vom traditionellen Staffeleibild. Dem Betrachter begegnet eine friesartig konzipierte und collagehafr aufgebaute, imagi- näre Bildwelt, welche in allegorischer Form die geistige und körperliche Einheit von Mensch, Natur und Kosmos als ideale Lebenswirklich- keit beschwört. Das pathetisch inszenierte Ge- schehen vollzieht sich als mehrfacher Wechsel von Tag und Nacht in rhythmischer Staffelung und dynamischer Reihung auf einer gewalti- gen Bildfläche von drei Metern Höhe und acht Metern Breite. Dem zeitzyklischen Pro- zess antwortet der klare Bildaufbau mit einer alternierenden Abfolge breiter und schmaler Abschnitte. Das Verhalten der Figuren ver- weist auf den Zustand der Natur. Die ins All- gemeingültige und Mystisch-Religiöseüber- 302 höhte Bilderzählung entwickelt sich in Lese- richtung: Kraftvoller Aufbruch und dramati- sche Bewegung, ehrfurchtsvolle Anbetung und gemäßigtes Schreiten sowie andächtiges Verharren und statische Ruhe prägen die drei Hauptbereiche. Sie stehen stellvertretend für Tagesbeginn (Frühling), Mittag (Sommer) und Abend (Herbst). Zwischen die großen Hauptteile schaltet der Maler nach eigenen Worten "die lu ren Nächte mit Morgen- und Abendgrauen, um ruhige Flächen lind Abstände zu haben ". In diesen Zonen lenken ansteigen- de Wellen bewegungen des Nachthimmels das Auge jeweils zur folgenden Szene. Radikale Vereinfachung der Form und Übersteigerung der Farbe bestimmen die Bild- gestaltung. Mensch und Natur, Figur und Umgebung, Muster und Grund, Dekor und Ornament verdichten sich zu einem streng geordneten, bildteppichartigen Flächengefuge. In seinem Putzbild vereinigt Babberger Ein- flüsse aus Symbolismus, Jugendstil, Kubismus und Expressionismus zu einem eigenständigen Monumentalstil, worin er sich gleichzeitig als Grenzgänger zwischen Figur und Abstraktion präsentiert. Mit dem bislang wenig beachteten Fresko "Tag und Nacht", in welchem ein neues, von jeglicher Alltagsrealität abgelöstes Menschen- bild entworfen und zu gesteigertem Ausdruck geführt wird, behauptet August Babberger eine Sonderstellung im Karlsruher Kunstge- schehen seiner Zeit. Als einzigartiges Zeugnis moderner badischer Wandmalerei markiert das Werk zugleich einen Höhepunkt südwest- licher Monumentalkunst zwischen den Krie- gen. Innerhalb der badischen, Kunstgeschichte des 20. Jahrhunderts zählt der Maler damit zu den wichtigsten Vertretern der klassischen Moderne. ANDREAS GABELMANN Badespaß im Glaspalast Der Karlsruher beliebtestes Spiel: die Stand- ortfrage. Ob ZKM, ob OPD, sie werden des Spieles nicht müde. Das neueste Spielzeug birgt Wasserfreuden: Spaßbad oder Badespaß. Doch geht es diesmal nur am Rande um die Frage, ob Rodelhügel oder Weinbrennerplatz. In Wirklichkeit steht das Tullabad auf dem Spiel. Das Tullabad ist ein Kulturdenkmal von besonderer Bedeutung, das seit 1990 in das Denkmalbuch des Landes Baden-Württem- berg eingetragen ist. Ocr interessierte Bürger wird sich hier wohl zwei Fragen stellen: ers- tens, warum diese Bccon-Glas-Kiste mit Ka- cheldekor ein Denkmal sein soll, noch dazu ein besonders wertvolles, und zweitens, wie denn die Zukunft dieses Schmuckstücks aussehen soll, wenn ein neues Bad an anderer Stelle ent- steht. Wer kann sich heute noch vorstellen, was in Karlsruhe los war, als 1955 die Pforren des T ullabads öffneten? Seit der Zerstörung des Friedrichsbades 1944 gab es in Karlsruhe nur noch das Vierordtbad. Nach dem Krieg stieg die Zahl der Badegäste stetig an, 1954 zählte man über 380.000 Besucher. Ein neues Bad war dringend notwendig, der Ort schnell ge- funden. Für den Standort sprachen die zentra- le Lage und die Nähe zum Festplatz, dem neu- 303 en Mittelpunkt sportlicher und kultureller Veranstaltungen, sowie die wundervolle Lage am Rande des Sallenwäldchens und des Stadt- gartens. Welch ein Erlebnis muss es gewesen sein, aus der anheimelnden, aber dämmrigen und vor allem völlig überfüllten Schwimmhalle des Vierordtbades in den neuen Glaspalast zu tre- ten, einzutreten in die helle Eingangshalle mit der sich frei emporwindenden Treppe, dem f..rbigen Wandbild und einem kleinen Winter- garten. Geschickt war die Wegefuhrung durch die Umkleiden - geschossweise für Männer und Frauen getrennt - und durch die für Erwach- sene und Jugendliche geteilten Duschräume. Und dann: die Schwimmhalle! Was für ein Anblick! Lichtdurchflutet dank der großen Glaswände, die umgebende Natur unmittel- bar gegenwärtig. Der Eindruck spielerischer Leichtigkeit mit der geschwungenen Hallend- ecke und den schlanken Betonstützen - alles so weit entfernt von der Monumentalarchitek- tur des "Dritten Reiches". Sensationell auch die Technik: Das Sport- becken mit einer Wassertiefe von mindestens Das Tullabad 1956. 2,10 m steht bis heute in seiner ganzen Größe für Wassersport zur Verfügung. Der wie eine Freiplastik in der Halle stehende Zehnmeter- Sprungturm mit den drei tieferen Plattformen war damals in der Bundesrepublik der einzige seiner Art in einem Hallenbad, ebenso wie der hydraulisch verstellbare Sprungturm. Zwei Unterwasserfenster ermöglichten den Trainern die Kontrolle der Schwimmer. Es findet sich eine Tribüne für 550 Zuschauer, Kabinen für Presse und Funk, sogar an Fernsehübertragun- gen war bereits gedacht. Angenehm auch die Atmosphäre: Durch das separierte Nichtschwimmerbecken blieb der Lärm spielender Kinder der großen Halle fern. Hier konnte man, aufWärmebänken ru- hend, gemütlich dem lebendigen Treiben fol- gen, oder man genoss ein Sonnenbad im Frei- en. Abends verzauberten 18 Unterwasserstrah- ler und das Lichtband der Hallendecke den Raum. Das Tullabad ist der erste Hallenbadneu- bau der Bundesrepublik, und es war damals revolutionär. Es markiert den Beginn einer 304 neuen Phase in der Geschichte der Hallenbad- architektur und war Vorbild und Maßstab für zahlreiche andere Bäder in Deutschland. Das Tullabad besitzt einen der qualitätvollsten öffentlichen Innenräume der 50er Jahre in Karlsruhe. Soweit zur Bedeutung der Beton-Glas-Kis- te mit Kacheldekor. Ob das Tullabad in die- sem Spiel verlieren wird, oder ob es als Zeit- zeugnis und als Erinnerung an die damalige Aufbruchstimmung in eine neue Zeit rnit all seinen bis heute gültigen Qualitäten erhalten bleibt, ob es weiterhin seinem eigentlichen Zweck, dem Wassersport, dienen wird, das enrscheiden die Bürger, für die es einst gebaur wurde. ULRIKE PLATE Bürgerliche Gartenkultur in Durlach Der barocke Pavillon vor dem Basler Tor Verriegelte Läden, abblätternde Farbe und ein völlig verwilderter Garten - kein Zweifel, das kleine, an ein Schlösschen erinnernde Gebäu- de an der Weiherstraße unweit des Basler To- res in Durlach hat schon bessere Tage gesehen und seine Zukunft scheint gegenwärtig alles andere als gesichert. Selbst in seinem heutigen verwahrlosten Zustand zeugt es aber von einer besonderen Facette der lokalen Kultur- und Architekturgeschichte, die es zu entdecken gilt, nicht zuletzt vor dem Hintergrund der Ausweisung der Altstadt Durlach als denkmal- pflegerische Gesamtanlage, die beim diesjäh- rigen "Tag des Offenen Denkmals" auf großes öffentliches Interesse stieß. Die Anfänge des Baues reichen zurück in die erste Hälfte des 18. Jahrhunderts. Damals kam es bei vermögenden Durlachern in Mode, sich vor der Stadt Gärten anlegen zu lassen, die nicht mehr nur zum reinen Gemüse- und Obstanbau bestimmt waren, sondern vor al- lem Zierfunktion hatten. Die grandiosen ba- rocken Parkanlagen der Fürsten vor Augen, wollte der Bürger, der es sich leisten konnte, mit seinem Garten nun auch repräsentieren. Zwischen geometrischen Beeten, geschnitte- nen Buchsbaumhecken, Blumenbosketten und Rankgerüsten hielt man sich im Sommer ger- ne auf und empfing Gäste. Gerade in Durlach scheint bürgerliche Gartenkultur lange vor der Goethezeit zur Blüte gekommen zu sein, reih- ten sich doch in Nachbarschaft zum Schloss- garten am Hang oberhalb der Badener Straße gleich eine ganze Reihe von geplanten Idyllen, deren Aussehen sogar in einem Kupferstich festgehalten wurde. Aber auch in den Weiher- gärten vor dem Basler Tor dokumentierte sich der neu entstehende Garrenkulr in mehreren anspruchsvollen Privatanlagen, die teilweise über ein eigenes festes Gartenhaus verfügten, von denen unser Gebäude, direkt außerhalb von Stadtmauer und Stadtgraben gelegen, ein letztes erhaltenes Beispiel ist. Es hatte ursprünglich mehr den Charakter eines Pavillons, da die seitlichen Flügel erst später angebaur wurden. Eine Freitreppe führt hinauf auf die hohe, von einer Balustrade flan- kierte Terrasse vor der zur Sonne nach Süden orientierten Hauptfassade. Ein breiter Giebel mit einem Ochsenaugenfenster. das von Zier- voluten gerahmt wird, sowie ein steiles Zelt- dach sorgen für einen repräsentativen Zug. 305 Durch eine Tür mit dem für die Durlacher Architektur der ersten Hälfte des 18. Jahrhun- dens typischen Ohren gewände und einem ovalen Oberlicht gelangt man zwischen zwei barocken Fenstern von der Terrasse ins Inne- re. Hier empfängt einem ein großer Raum, der vielfältig genutzt werden konnte: als Obdach bei Regen, als Ruheraum bei Hitze oder als Speisesaal beim Empfa~g von Gästen. Ein heizbarer offener Kamin ermöglichte den Auf- enthalt selbst in der Übergangszeit, vor allem aber konnte der PaviIlon damit auch wie eine Orangerie als Winterquartier für wertvolle südländische Kübelpflanzen genutzt werden. Über den Architekten und das genaue Baudatum lässt sich bislang nichts in Erfah- rung bringen. Als Bauherren dürfen wir die Familie Lamprecht vermuren, denen das Gar- tenanwesen Mitte des 18. Jahrhunderts gehör- te, wie der Durlach-Experte Dr. Peter Güß nachweisen konnte. Über drei Generationen gehörten die Lamprechts als Eigentümer des Gasthauses Krone und als Stadtpolitiker zu den gesellschaftlich einflussreichsten Familien der Stadt, deren kultureller Anspruch sich auch in Stuckausstattung und Fassadenbemalung des Hauses am Marktplatz demonstrierte. Durch die im 19. Jahrhundert geschickt angefügten Seitenflügel zum Wohnhaus um- gebaut, gehörte das Anwesen bis in unser Jahr- hundert zum Besitz der Brauerei Eglau. Der schleichende Niedergang setzte erst in den 1950er Jahren ein mit dem wenig einfühlsa- men Anbau auf der Rückseite und der Planie- rung eines Großteils des Gartens, der 1963 einem öden, aber finanziell lukrativen Gara- genhof weichen musste. 1975 versuchte die Ausstellung "Die stiIle Zerstörung" auf das Schicksal des Baues aufmerksam zu machen - mit wenig Erfolg, wie sich heute nach 25 Jah- ren zeigt. Da die öffentliche Hand trotz des in den 80er Jahren erklärten Sanierungsziels, die Gartenanlage wieder herzustellen, keine Not- wendigkeit sieht, sich selbst zu engagieren, steht die definitive Überbauung des Gartens mit Reihenhäusern unmittelbar bevor. Das räumlich bedrängte Gartenhaus selbst, durch unangemessene Umbauten immer weiter ent- wertet und nun auf dem Immobilienmarkt feilgeboten, sieht einem ungewissen Schicksal entgegen. GERHARD KABIERSKE 306 "Dem neuen Jahrhundert zum Gruß" So steht es von kaum jemandem noch regist- riert über dem Eingang des H auses Waldstr. 6. Der Hofconditor Hermann Hildenbrand als Bauherr und der Architekt Theodor Traut- mann, die diese Inschrift vor nunmehr fast genau 100 Jahren an dem Neubau anbringen ließen, sahen offensichtlich voller Zuversicht in das neue Jahrhundert. Schließlich waren sie beide äußerst erfolgreiche Unternehmer. Hil- denbrand konnte zum Jahrhundertbeginn auf seinen beiden Anwesen Waldstr. 6 und 8 zwei neue Gebäude errichten lassen und hatte dafür einen der damals meistbeschäftigten Architek- ten Karlsruhes beauftragt. Über beide Männer ist nur wenig bekannt. Hermann Hildenbrand übernahm 1885 von Theodor Compter dessen 1859 gegründetes und kurz darauf zur Hofconditorei ernanntes Unternehmen in der Waldstr. 8. Fünfund- zwanzig Jahre später zog er sich aus dem Ge- schäft zurück, das bis 1956 an gleicher Stelle als Konditorei Hornung weiter bestand. Über Trautmann ist lediglich wenigen Fachleuten bekannt, dass er seit Beginn der 1890er Jahre bis 1913/14 sehr viele Häuser in der Oststadt, an der Kriegss traße und rund um den Guten- bergplarz geplant und somit durchaus stadt- bildprägende Bedeutung erlangt hat. Laut Karlsruher Adressbuch kam er 1892 mit sei- nem 1885 gegründeten Bauunternehmen nach Karlsruhe. Er bezeichnete sich als Architekt, war aber laut Adressbuch Maurermeister mit der Befugnis, planerische Aufgaben zu über- nehmen. Ohne stilbildend zu wirken, nahm er die jeweils aktuellen Architekturvorstellungen auf und gestaltete für seine Bauherren durchaus individuelle Fassaden. Trautmann starb am Ende des Zweiten Weltkrieges, sein Bauunter- nehmen existiert bis heute in Karlsruhe. Das Vorderhaus der Waldstr. 6 maß 12,5 m Frontlänge, dahinter erstreckte sich bis zum Ende des etwa 50 m tiefen Grundstücks ein 7 m breites Hinterhaus. Im Erdgeschoss lagen zwei Läden, darüber drei Vollgeschosse und ein Dachgeschoss. Die Fassade war dem da- mals vom Büro Curjel & Moser gepflegten Ju- gendstil nachempfunden. Bereits im Oktober 1900 nach Fertigstellung des Rohbaus annon- cierte Hildenbrand für den April 1901 in der Zeitung: " ... schöne Wohnungen mit großen Zimmern nebst reichlichem Zugehör, AufZug, Bad, Waschküche, Trockenspeicher etc., 5-9 Zimmer, zusammen oder getrennt zu vermiet- hen." Der heute wieder aktuelle Gruß am Haus Waldstr. 6 an das kommende Jahrhundert gibt . v 307 Anlass, einen Blick auf die Geschichte des Hauses zu werfen, in der sich ein Stück weit auch die Geschicke der Stadt widerspiegeln. Gebaut wurde es in einer Boomphase der Stadtenrwicklung, als die Zuwächse der Ein- wohnerzahlen einen Höhepunkt erreichten, und der Bau eines Mietshauses eine gute Geld- anlage war. Im Zweiten Weltkrieg fiel es teil- weise dem schwersten Brandbombenangriff auf die Stadt vom 27. September 1944 zum Opfer. Der Dachstuhl war ausgebrannt und zwei darunter liegende Geschosse in Mitlei- denschaft gezogen. Nach 1945 sollte es auf Empfehlung der Aufräumungs-Arbeitsgemein- schaft Karlsruhe im Zuge der Trümmerräu- mung abgerissen werden. Dem Besitzer gelang es jedoch, den Erhalt durchzusetzen und das Baumaterial für eine Instandsetzung zugeteilt zu bekommen. Ein Notdach schützte bis 1955 die benutzbaren Stockwerke. 1955 erfolgte dann durch einen neuen Eigentümer der Wie- deraufbau, wobei das Haus allerdings um ein Geschoss gekürzt werden musste. Die Bewohner des Vorderhauses, darunter auch der Besitzer, gehörten bis in den Zweiten Weltkrieg sicher zur Oberschicht bzw. zum gurverdienenden Mittelstand der städtischen Gesellschaft, auch wenn der im Haus lebende Besitzer mit dem Ende der Monarchie 1918 auf seinen Titel als Hoflieferant verzichten musste. Ein Ausdruck der Wohnungsnot der Nachkriegszeit war 1922 die Umwandlung der Einzelzimmer im Dachgeschoss in eine Dreizimmerwohnung, auf die das städtische Wohnungsamt gedrängt hatte. Die Ladenlo- kale waren an oft wechselnde Mieter vergeben. So wurden hier bis zum Zweiten Weltkrieg u. a. Werkzeuge, Büroartikel und Herrenwäsche verkauft, ein Büro der Elektrizitätsgesellschaft unterhalten, sowie eine Leihbibliothek betrie- ben, es waren ein Rabattsparverein. eine Tuch- groß- sowie eine Möbelhandlung angesiedelt. Mit der sinkenden Wohnqualität in der Innenstadt im Zeichen der zunehmenden Motorisierung änderte sich seit den 1970er Jahren allmählich auch die Zusammensetzung der Bewohner des Hauses. Das Erdgeschoss beherbergte lange eine Kunsthandlung, da- nach wurde sein Erscheinungsbild kommerzi- ellen Interessen angepasst. MANFRED KOCH Funktionale Ästhetik am Rhein ,,Am nordwestlichen Rand des Stadtgebietes, weit außerhalb des unmittelbaren Blickfeldes der Karlsruher Stadtbewohner, hinter riesigen Raffinerietanks und zahlreichen Schornstei- nen verborgen, direkt am landschaftlich reiz- vollen Rheindamm, dort steht ein Kleinod der Architekturgeschichte, das Verwaltungsgebäu- de der ehemaligen DEA-Scholven-AG." Es ist das Werk eines der berühmtesten Architekten unseres Landes, Professor Egon Eiermann (1904-1970). Bekannt ist er heu- te vor allem für seine nach dem Zweiten Welt- krieg errichteten Bauten. Vor Augen hat jeder den Neubau der Kaiser-Wilhelm-Gedächtnis- kirche in Berlin, unter Fachleuten verbinden sich mit dem Namen jedoch eher Industrie- bauten wie die Taschentuchweberei in Blum- berg (Schwarzwald) von 1951, der Deutsche Pavillon auf der Weltausstellung in Brüssel (1957-58) und Verwaltungsgebäude wie das 308 Bonner Abgeordneten-Hochhaus (1965-69) oder die Olivetti-Türme in Frankfurt/Main (1968-72). Eiermann gilt als einer der Haupt- vertreter der so genannten zweiten Generation der modernen Architektur. Die Taschentuch- weberei wirkte 1951 auf junge Architekten in Deutschland wie das Fanal einer neuen, kom- menden Baukunst, modellhaft und zukuntts- weisend. Sie zeigte Maß und Ordnung, über- schaubare Gliederung, präzis gestaltete Details und verwendete wie selbsrverständlich die Stahlkonstruktion als Mittel der Architektur. 1947 erhielt Eiermann einen Lehrstuhl fur Architektur an der Technischen Hochschule Karlsruhe. Die Bezeichnung "Eiermann-Schü- ler" galt jahrzehntelang für viele Architekten als Referenz. Nach dem Abklingen der "Post- moderne" als Stil der 80er-Jahre ist das Werk Egon Eiermanns gegenwärtig wieder Vorbild einer weiteren Generation von Architekten geworden, die sich, postuliert als "Zweite Moderne", ein zweites Mal den Bauten des großen Architekturlehrers zuwendet. Obwohl Eiermann über zwanzig Jahre lang sein Büro in Karlsruhe hatte, sind von ihm im Stadtgebiet nur zwei seiner Projekte verwirk- licht worden. Da ist zunächst das Versuchs- ktaftwerk auf dem Gelände der Universität Karlsruhe von 1951-55 zu nennen. Es gilt als einer der qualitärvollsten und fortschrittlichs- ten Bauten der Wiederaufbauzeit in Karlsruhe und wurde 1995 als Kulturdenkmal von be- sonderer Bedeutung ins Denkrnalbuch des Landes Baden-Württemberg eingetragen. Das zweite Projekt ist eben das Verwal- tungsgebäude der ehemaligen DEA-Scholven- AG, später OMW. heute mit der benachbar- ten Esso zusammen zur MIRO fusionierten größten Raffinerie Deutschlands. Es steht hier stellvertretend für eine ganze Gruppe von Funktionsbauten wie das Pförtnerhaus mit Fahrradabstellplatz, die Kantine, Magazin und Werkstatt, Feuerwehrhaus bis hin zu Messwar- ten. Die Planung unterlag mehreren äußeren Zwängen, zum einen die Vielzahl der Bauten bei gleichzeitiger Verschiedenheit und ge- 309 wünschter Variabilität innerhalb der Häuser, das alles unter großem Termindruck (es stan- den nur 7 bzw. 18 Monate für Planung und Bauausführung zur Verfügung) und selbstver- ständlich unter Beachtung ökonomischer Vor- gaben. Eiermann löste die schwierige Aufgabe durch den Enrwurf eines einheitlichen kon- struktiven Rasters für alle Bauren. Typisierte Baureile waren in der Anfertigung preiswerter und ermöglichten das parallele Arbeiten im Büro und auf der Baustelle. Aus den vorgege- benen Norwendigkeiten heraus fand Eier- mann eine formal hochqualitätvolle Lösung. Alle außenliegenden Stahlelernente blieben frei sichtbar, die vorgefertigten hölzernen Fas- sadenelemente ethielten eine einheitliche Grö- ße und unterschieden sich nur in der Auftei- lung. Teilweise waren die Gebäude klimati- siert, wobei die Lüftungsmaschinen in den Dachaufbauten untergebracht wurden. Bis ins Detail hinein feilte Eiermann an der techni- sehen und gestalterischen Vervollkommnung. Nichts an den Bauten ist zufällig, bis in das fein abgestimmte Farbkonzept hinein ist es ein Kunsrwerk von funktionaler Ästhetik. Ober die Qualität dieser Gebäude bestand auch bei den Bauherren kein Zweifel. Als am 14. Juni 1963 der Vorsitzende des Konsortial- ausschusses der DEA-Scholven-GmbH, Herr Dr. Staiger, die offizielle Einweihungsrede hielt, lobte er das Werk Eiermanns mit folgen- den Worten: "Das Werk, das Sie vor sich se- hen, ist eine nüchterne Industrieanlage. Den- noch haben wir über den Ansprüchen der Technik den Respekt vor den Gesetzen der Ästhetik nicht vernachlässigt und für die Bau- lichkeiten dieser Raffinerie in Herrn Professor Eiermann einen Architekten von internationa- lem Ruf gewonnen. Für seine Schöpfungen danken wir ihm auch an dieser Stelle." ULR1KE PLATE Tor zum Campus: das Hauptgebäude der Universität Auf einer Fläche von 56 Hektar erstreckt sich das Gelände der Universität wie ein eigener Stadtteil in unmittelbarer Nachbarschaft zur geschäftigen City. Dennoch dürften sich nur die wenigsten Karlsruher in diesem weitläufi- gen Areal mit seinen fast 150 Gebäuden aus- kennen. Sieht man von den über 20.000 Stu- dierenden, Lehrenden und Angestellten ab, die hier arbeiten, so nehmen die meisten Bür- ger den Campus allenfalls im Vorüberfahren wahr. Trotz stadtbild prägender Hochhäuser, die in den sechziger Jahren beim Durlacher Tor oder sogar in Schlossnähe entstanden, wird auch heure noch das hisrorische Haupt- gebäude in der östlichen Kaiserstraße mit sei- ner markanten Fassade aus rotem Sandstein am ehesten mit der Universität identifiziert. Die Geschichte dieses Baues geht zurück bis in die Frühzeit der ältesten Technischen Hochschule in Deutschland. Bei Gründung des Polytechnikums 1825 musste sich die neu- artige Eintichtung zunächst die Räume mit dem Karlsruher Lyceum neben der Stadtkir- ehe am Marktplatz teilen. Nach 1830 konnte an einen eigenen Neubau gedacht werden, für den man einen repräsentativen Bauplatz an der Langen Straße fand, der der rasch wach- senden Bedeutung der Schule entsprach. Ar- chitekt war Heinrich Hübsch, seit 1827 Nach- folger Friedrich Wein brenners als Leiter der 310 badischen Bauverwaltung und ab 1832 auch Vorstand der Architekturschule des Polytech- nikums. Wie innovativ das Gebäude bei seiner Voll- endung 1836 wirkte, ist heute nur bei Kennt- nis der damals aktuellen Architekturszene möglich, und die hatte der junge Hübsch mit seiner 1828 erschienenen programmatischen Schrift "In welchem Stile sollen wir bauen?" nachhaltig beeinflusst. Die darin theoretisch formulierte Abrechnung mit dem Klassizis- mus, die Abkehr von der Orientierung der Baukunst an der Antike, setzte Hübsch beim Neubau des Polytechnikums in die Praxis um. Formal hat das Äußere nichts mehr gemein mit Weinbrenners Stil. An die Stelle antikisie- render Tektonik und Formensprache trat eine sehr individuelle Rezeption italienischer Palaz- zofassaden des Mittelalters und der Frühre- naissance, die vor allem in einer geschlossen- blockhaften Frontbildung von ernster Monu- mentalität zum Ausdruck kommt. 311 Auch durch den roten Haustein als Fassa- denmaterial fiel der Bau im Karlsruhe der 1830er Jahre, das zuvor eine Stadt mit Purz- bauten gewesen war, aus dem Rahmen, Glie- derungen wurden nur sehr spärlich und meist flächig eingesetzt. Verzierungen sind in die abwechselnd roten und gelben Bogenquader spröde, wie Laubsägearbeiten eingeschnitten. Um so mehr traten die auf Konsolen zwischen die Bogenöffnungen des Eingangs gestellten Standfiguren ins Auge, ausgeführt von A10ys Raufer, Erwin von Steinbach und Johannes Kepler darstellend. Selbst die Wahl gerade die- ser Personifikationen flir Architektur und Na- turwissenschaft war neuartiges Programm: Wären im Klassizismus allenfalls antike Vor- bilder denkbar gewesen, sind es jetzt histori- sche "vaterländische" Personen des Mittelalters und der Neuzeit, geboren im badischen Stein- bach bzw. im württembergischen Weil der Stadt. Hübschs Schul palazzo, flir 300 Schüler berechnet, genügte schon bald nicht mehr den rasch wachsenden Studentenzahlen. Seit den 1850er Jahren wurden nördlich davon in den Fasanengarten hinein erste Ergänzungsbauten errichtet - der Beginn der Campusbebauung. 1859-64 schließlich erhielt das Hauptgebäude sein heutiges Aussehen. Einfuhlsam erweiter- te Friedrich Theodor Fischer das Werk seines Amtsvorgängets. Er verdoppelte den bestehen- den Bau in Richtung Dur!acher Tor und fug- te zwischen die beiden Trakte in anpassenden Formen einen höheren Mittelrisalit ein, der im Erdgeschoss einen neuen Haupteingang mit offener Halle erhielt, durch die auch das nörd- lich sich entwickelnde Hochschulgelände von der Kaiserstraße aus erschlossen werden konn- te. Erwin von Steinbach und Kepler wurden an das neue POrtal versetzt. Entstanden war die nach dem Schloss längste Gebäudefront in der Residenz, die es in Ausdehnung und monu- mentalem Anspruch auch mit anderen damals entstehenden Neubauten fur polytechnische Schulen im deutschsprachigen Raum aufneh- men konnte. 1944 ausgebrannt, wurde der Bau in der Nachkriegszeit im Äußeren in sei- nen ursprünglichen Formen wieder aufgebaut. Das mit Ausnahme der Treppenhäuser verän- derte Innere beherbergt heute Rektorat und Verwaltung der Universität. GERHARD KABIERSKE Pyramide oder Reiterstandbild? Als "Via Triumphalis" bilden die Denkmäler der Markgrafen und Großherzöge von Baden die herausragende Blicbchse im Zentrum der Stadt Kar!sruhe. Das 1844 vollendete Stand- bild des Markgrafen Kar! Friedrich auf dem Schlossplatz ist das nördlichste dieser Denk- malsreihe. Es folgen auf dem Marktplatz die Pyramide fur den Stadtgründer Kar! Wilhe1m und das 1833 fertiggestellte Brunnendenkmal für Großherzog Ludwig. Am Rondellplatz schließt sich der 1832 vollendete Obelisk fur Großherzog Kar! an, der als "Verfassungssäu- le" auch an die erste badische Verfassung von 1818 erinnert. Den südlichen Abschluss der "Via Triumphalis" bildete das bis 1805 im Stil einer antiken Tempelfront errichtete Stadttor, das Ettlinger-Tor-Denkmal, das jedoch 1872 abgerissen wurde. Der 1738 verstorbene Gründer der Stadt Kar!sruhe, Markgraf Kar! Wilhe1m von Ba- den-Durlach, wurde in der Gruft der Konkor- dienkirche beigesetzt. Die von Friedrich Wein- brenner von 1791 an projektierte Neugestal- tung des Marktplatzes im klassizistischen Stil führte zum Abriss der Konkordienkirche. So wurde der weitläufige Platz geschaffen, an dem sich Stadtkirche und Rathaus gegenüber stehen. Die Gruft blieb jedoch unangetastet. Schon Weinbrenner sah vor, über ihr ein Denkmal für den Stadtgründer zu schaffen. Er selbst schuf drei Entwürfe für ein solches Monu- ment, zunächst in Form eines Sarkophags, dann mit kolossalen Figuren eines Genius des Todes und einer trauernden Stadtgöttin. Die Kosten fur das Denkmal erwiesen sich freilich als zu hoch, so dass die Gruft nach dem Ab- bruch der Kirche im Jahr 1807 mit einer höl- zernen Pyramide nur provisorisch abgedeckt wurde. Durch die Rezeption der An tike und die Ideen der französischen Revolutionsarchitek- tur wurde die stereometrische Pyramide um 312 1800 in das Gestaltungsrepertoire der Archi- tekten und Bildhauer aufgenommen. Sie fand vorwiegend für Grabmäler Verwendung. Die Abdeckung der KarIsruher Grufr mit einer Pyramide entsprach also dem zeitgenössischen Stilempfinden. Zwischen 1823 und 1825 wurde das mittlerweile beschädigte Provisori- um durch eine Ausführung in rotem Sand- stein ersetzt. Die Pyramide erhielt damit einen dauerhaften Charakter. Nach dem Tod Kaiser Wilhelms l. im Jahr 1888 brach in Deutschland eine Denkmalseu- phorie aus, die sich vor allem an den Monu- menren für den Kaiser festmachte, jedoch auch anderen feudalen und bürgerlichen Per- sonen öffentliche Ehrung zukommen ließ. Das Reiterstandbild wurde als die repräsenra- tivste Denkmalsform angesehen und blieb den bedeutenden Monarchen vorbehalten. Für das in Karlsruhe ab 1890 geplante Kaiser-Wil- helm-Denkmal kam deshalb nur ein Reiter- standbild in Frage, das dann bis 1897 am Kai- serplatz realisiert wurde. Es spricht für die Wertschätzung des Markgrafen Karl Wilhelm, dass man während der Planungen für das Karlsruher Kaiser-Wilhelm-Denkmal auch dem Stadtgründer ein Reiterstandbild errich- ten wollte. Großherzog Friedrich l. äußerte bereits 1890 die Absicht, "anstelle der jetzigen Pyramide ein würdiges Denkmal setzen zu las- sen". Die Ausführung gewann 1902 Konru- ren. Denn mit der Errichtung des neuen Karl- Wilhelm-Denkmals wollte sich der Großher- zog für die Feiern bedanken, die zu seinem 50- jährigen Regierungsjubiläum veranstaltet wur- den. Am 29. April 1902 ließ Friedrich l. den Stadtrat wissen, er gedenke, "dem Gründer der Residenzstadt ( ... ) auf dem hiesigen Markt- platze an der Stelle der ( ... ) als Provisorium erstellten Pyramide ein Reiterdenkmal zu er- richten". Die mittlerweile als Wahrzeichen der Stadt geltende Pyramide sollte an anderer Stel- le wieder aufgebaut werden. Mit dem Entwurf des Denkmals beauf- tragte der Großherzog den Professor an der Karlsruher Kunstgewerbeschule Fridolin Diet- sehe. Der Leiter des Hofbauamtes, der Archi- tekt Friedrich Ratze!' entwarf den Sockel. In der Folgezeit scheute man es jedoch, die Pyra- mide vom Marktplatz zu entfernen. Das Rei- tersrandbild sollte nun in engem Zusammen- hang mit der Pyramide errichtet werden. Des- halb sah ein überarbeiteter Entwurf ein nach Norden ausgerichtetes Denkmal vor, dessen Sockel die Pyramide weit überragte. Doch konnre sich der Großherzog aus ästhetischen Gründen nicht dazu enrschließen, das Denk- mal ausführen zu lassen. Weitere Überlegun- gen gingen dahin, das Monumenr an Stelle des Ludwig-Brunnens zu errichren und diesen auf den Ludwigsplatz zu verlegen. 1907 und 1908 starben Friedrich l. sowie die Künstler Diet- 313 sehe und RalZel. Ihr Tod machte die Realisie- rung dieses Denkmalentwurfs unmöglich. Der neue Großherzog Friedrich 11. griff den Plan eines Karl-Wilhelms-Reiterdenkmals bald wieder auf. Der Marktplatz sollte jedoch unangetastet bleiben und kam als Standort nicht mehr in Frage. Den Auftrag für einen neuen Entwurf erhielt 1909 der Frankfurter Bildhauer FrilZ Boehle. Der sich an den alt- deutschen Kunsttraditionen orientierende und vom Galeriedirektor Hans Thoma sehr ge- schätzte Bildhauer sollte mit diesem Auftrag als Professor für die Karlsruher Kunstakade- mie gewonnen werden. Die Einweihung des Denkmals sollte 1915 zum 200-jährigen Stadt- jubiläum stattfinden. Als Standort wurde die Mittelpromenade der Hans-Thoma-Straße bei der WaIdstraße bestimmt, doch 1916 galt die Standortfrage als wieder offen. Der Erste Welt- krieg und der Tod Boehles im Jahr 1916 besie- gelten das Scheitern dieses Denkmalprojektes. Die Pyramide auf dem MarktplalZ aber war endgültig zum Monument des Stadtgründers Kar! Wilhe1m geworden. J UTT A D RESCH Südstern - Lebendige Geschichte zwischen Sturmlampe und Kastenschloss Der Südstern in der Marienstraße 32 ist zu- mindest Cineasten, die nach dem Besuch der Schauburg eine der vielen Kneipen der Süd- stadt besuchen, hinlänglich bekannt. Magisch ziehen dessen Schaufenster mit ihren Auslagen aus längst vergangenen Tagen den Passanten an, und kaum einer bleibt nicht wehmütig für eine Weile davor stehen. Doch nur wer den Südstern betritt, sich auf die Einrichtung und Auslagen einlässt, wird bemerken, dass dieser Raum, der das ge- samte Erdgeschoss einnimmt, die Geschichte des Hauses, seiner Bewohner und des Ge- schäfts zu erzählen weiß. Das dreigeschossige, durch schlichte Fens- tergewände und einfache Gesimse aus gelbem Sandstein architektonisch gegliederte Eckge- bäude, in dem sich der Laden befindet, wur- de 1872/73 in den Gründungstagen der Süd- stadt errichtet. Ein Schneider und ein Schuh- macher teilten sich das Erdgeschoss, was sich bis heute an den Ladentüren in der Marien- straße nachvollziehen lässt. In den ursprüng- lich drei begehbaren Schaufenstern, die nur diffuses, gebrochen weiches Licht in den In- nenraum dringen lassen, bot der Schneider seine Waren feil. Zwei dieser tiefen, durch Sprossenfensrer zum Innenraum offenen Vit- rinen sind heute neben den Türen leme Zeug- nisse aus der Entstehungszeit des Ladens. In nur wenigen Jahren wechselte das Haus dreimal seinen Besitzer, bis es 1899 schließlich von Adolf Rosenberger erworben wurde. Der mit Lederwaren handelnde jüdische Kauf- mann lebte damals bereits zehn Jahre in der Fächerstadr. Seine Frau Sophie betrieb in der Schützenstraße 52 einen Eisenwarenhandel. Rosenberger übernahm 1893 deren Geschäft und eröffnete es noch vor der Jahrhundert- wende im Erdgeschoss des neu erworbenen Hauses. Rötlich-braun gestrichene offene Re- gale und einfache mit sparsamem Dekor ge- 314 schmückte Theken sowie em Sortimenr- schrank mit hunderten kleiner, nummerierter Holzkästchen für Schrauben und Scharniere, Messer, Beschläge und Werkzeuge zeugen von der reichhaltigen Waren palette, die hier ange- boten wurde und das Fundament des wirt- schaftlichen Erfolgs legte. Rosenberger ließ gegen Ende der zwanziger Jahre seinen Laden vergrößern. Die Hofeinfahrt von der Schüt- zenstraße wurde bis zum Bodenniveau des Ladengeschäfts aufgefüllt und durch ein stäh- lernes Schaufenster, mit zurückgesetzter Ein- gangstür geschlossen. Ein winziger, nur wenige Quadratmeter großer Innenhof wurde über- dacht, wodurch ein dunkles Warenlager ent- stand. Diese Erweiterung brachte seinem Be- sitzer kein Glück. Adolf Rosenberger starb 1926, und seine Frau musste die Geschäfte wieder allein übernehmen. Sie konnte den Betrieb jedoch nur kurze Zeit leiten. 1936 stellten die Nationalsozialisten Haus und Ei- senwarengeschäft unter "arische Zwangsver- waltung", im Oktober 1940 wurde Frau Ro- senberger nach Gurs deportiert, wo sie am 12. Februar 1943 verstarb. Das Eisenwarengeschäft Rosenberger wur- de am 1. Juni 1936 durch den Kaufmann und Hilfspolizisten Otto App unter eigenem Na- men als "rein arisches Unternehmen" eröffnet, wie ein erhaltenes Flugblatt dokumentiert. In seinem Mietvertrag wird penibel festgehalten, dass die Einrichtung zwar verändert und um- geräumt werden dürfe, soweit dies der Ge- schäftsbetrieb erforderlich mache, doch sah App hierzu offensichtlich keine Veranlassung. Er führte das Geschäft bis weit in die Nach- kriegszeit ohne tiefgreifende Veränderungen an Einrichtung und Sortiment fort. Es muss heute als ein außerordentlicher Glücksfall an- gesehen werden, dass nach Apps Tod 1984 der Laden zunächst in einen Dornröschenschlaf verfiel. Als am 16. Oktober 1992 Peter F. Koch die Pforten der Eisenwarenhandlung wieder öff- nete, um die vorhandenen Warenbestände zu verkaufen, die eine knapp einhundert jährige Geschichte industrieller Eisenwarenprodukti- on dokumentierten, konnte niemand wissen, dass neben Nägeln und Schrauben, Sensen- wetzsteinen und emaillierten Reklamerafeln auch zahllose Dokumente erhalten blieben, die den schicksalhaften Weg des Geschäfts nachvollziehbar machen. Es ist das Verdienst Kochs, dass er den Mut aufbrachte, diesen Laden nicht zu modernisieren, sondern in den gegebenen Umständen dessen Geschichte fort- zuschreiben und darüber hinaus die histori- schen Dokumente zu bewahren. Doch dieses Kapitel wird mit dem 23. Dezember 2000 beendet werden. Dann schließt das ehemalige Eisenwarengeschäft in der Marienstraße end- gültig seine Pforten. ULRICH SCHNEIDER 315 Die Karlsruher Uhrmacherfamilie Schmidt-Staub Zur Eröffnung einer netten Abteilung im Badischen Landesmuseum Die Regierungszeit des Markgrafen Kar! Fried- rich bildet den Hintergrund für den Aufbau des Schmidc'schen Uhren geschäfts. Nach an- fänglich schweren Jahren konnte sich Johann Jacob Schmidt schließlich eine solide Existenz als Uhrmacher aufbauen. Seine Söhne, Enkel und Urenkel, Jacob, earl und Gustav führten die Uhrmachertradition des Familienunter- nehmens weiter: Taschen- und Turmuhren, Präzisions regulatoren oder Standuhren aus feinem Holz, Bronze oder Marmor wurden allseits geschätzt. Unter den Käufern waren auch berühmte Persönlichkeiten wie der Dich- ter Johann Peter Hebel. Für seine ausgezeichne- te Arbeit wurde Schmidt zum Hofuhrmacher ernannt. Seitdem war das Schicksal der Fami- lie eng mit dem badischen Hof verbunden. Dies gilt besonders für Georg Schmidt, den zweiten Sohn Johann Jakobs. Er wurde Beamter im Dienste des Großherzogs. Seine Hingebung an das öffendiche Wohl konnte er 1847 beim großen Theaterbrand unter Beweis stellen. Er war die ganze Zeit über bei den Löscharbeiten im Einsatz und musste miterle- ben, wie 63 Theaterbesucher einen qualvollen Tod fanden. Für seinen Einsatz wurde er we- nig später belohnt. Als durch ein Feuer seine eigene Wohnung verwüstet. wurde, erschien der Großherzog Leopold höchstpersönlich, um sich der Sache anzunehmen. Bis zur Behe- bung des Schadens konnte das Ehepaar Schmidt Logis im Schloss nehmen - Seite an Seite mit dem Landesherrn. Zwei Jahre später war es an Gustav, dem Großherzog zu helfen. Ihm oblag die Aufgabe, das Schloss vor der Plünderung revolutionärer Truppen zu schützen, nachdem Leopold vor Smnuhr den AufStändischen geflohen war. Geldbestän- de und Dokumente brachte Schmidt in Sicher- heit. Nicht verhindern konnte er allerdings, dass die Aufständischen einige Pferde aus dem Marstall entführeen und sich an den Beständen der Waffenkammer vergingen. Nur durch die dosieree Herausgabe der wertvollen großher- zoglichen Weinvorräte konnte Georg die Un- ruhestifcer besänftigen und so das Schlimms- te verhindern. Auch anderswo waren die Mitglieder der Familie Schmidt miceen im Geschehen der Zeit. 1844 durfte der lO-jährige Gustav eine 316 Probefahrt der neu erbauten Eisenbahn mit- machen. Mag das noch ein Vergnügen gewe- sen sein , so lässt sich das für seine Reise von Karlsruhe nach Brüssel im Jahr 1858 wohl kaum sagen. Das Unternehmen dauerte gan- ze drei Tage und zwei Nächte. Sein Weg führte ihn mit der Eisenbahn nach Mainz. Weiter ging es mit der Postkutsche nach Koblenz, von wo ein Dampfschiff nach Köln fuhr. Von dort schließlich brachte ihn der Zug endlich nach Brüssel. Ein Trost für die Beschwernisse des Reisens wurde ihm allerdings einige Zeit spä- ter gewährt: 1862 lernte er in einem Eisen- bahnabteil Luise Staub kennen, deren Vatet den ersten Frisiersalon der Stadt betrieb. Nur wenig später sollte sie seine Frau werden. Von der Hochzeit, wie von vielen anderen Familiengeschichten, berichten uns die Fami- lienpapiere - Tagebüchet, Briefe und Poesieal- ben. Sie lassen unter anderem die Zeit des Bie- dermeier lebendig werden und besehteiben typisch biedermeierliche Rituale wie das fami- liäre Beisammensein bei Kaffee und Kuchen. So geschah es auch bei der Vetmählung von Gustav und Luise 1862. Dem Anlass entspre- chend war die Torte von einem Amor mit Pfeil und Bogen gekrönt. Als Gustav diesen beim Anschneiden vorsichtig herunterheben wollte, fiel er in sein Weinglas. Unter großem Geläch- ter deuteten einige Gäste dies als böses Omen, doch zeigte die Zukunft, dass der Sturz des Liebesgottes den Neuvermählten kein größe- res Unglück bringen sollte. 1870/71, während des Krieges mit Frank- reich, verband sich das Familienschicksal er- neut mit der großen Politik. Dank der Kriegs- ereignisse gingen die Geschäfte sehr gut. Offi- ziere kauften Felduhren, die später - mit Split- tern und Kriegsschäden - zu begehrten Kauf- objekten wutden. Für "das Bestreben, in kunstgewerblicher Hinsicht die Uhrgehäuse sowohl stilgerecht als auch in sorgfältiger und liebevoller Ausführung" hergestellt zu haben, erhielt Gustav Schmidt einige Jahre später die Silberne Medaille der Gewerbeausstellung. Von den fünf Enkeln aus der Ehe Gustavs Schmidts mit Luise Staub erlernte der Älteste, Rudolf Schmidt-Staub, das Uhrenhandwerk, während der Zweitgeborene, Hermann, Gold- schmied wurde. Erst 1965 wurde das Uhren- fachgeschäft aufgegeben und teilte damit das Schicksal vieler Familienunternehmungen. Am 27. April 2001 wird im Badischen Landesmuseum die Ausstellung zur badischen Landes- und Kulturgeschichte in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts eröffnet. Mit die- ser Neueinrichtung unter dem Titel "Baden zwischen den Revolutionen 1789-1848" wer- den die Anfänge des Großherzogturns an his- torischem Ort, dem Karlsruher Schloss, leben- dig. Die Ausstellung führt den Besucher dutch die badische Geschichte in der Zeit Napoleons und des Biedermeier, dokumentiert die Um- gestaltung der Stadt durch Friedrich Wein- brenner und den vorindustriellen Aufbruch und leitet über die Erhebungen von 1848 in die zweite Hälfte des Jahrhunderts. All das haben die verschiedenen Generationen der Karlsruher Familie Schmidt bzw. Schmidt- Staub miterlebt. KRlSTIANE BURCKHARDT 317 Die Statuen von Erwin von Steinbach und Johannes Kepler Wer mit offenen Augen über den Karlsruher UniCampus flaniert. bemerkt schnell. dass hier nicht nur Institutsgebäude und laborhal- len zu finden. sondern auch zahlreiche Kunst- werke zu entdecken sind. Der Ort von For- schung und Lehre ist zugleich eine Art Musen- tempel- und das bereits von Beginn an. Vor- gestellt werden nachfolgend die ersten. aus der Gründungszeit des ehemaligen Polytechni- kums stammenden Kunstwerke: die bei den Statuen Etwin von Steinbachs und Johannes Keplers am Portal des Hauptgebäudes. Als Großherzog Ludwig von Baden 1825 die Polytechnische Schule in Karlsruhe grün- dete. fand in den ersten Jahren ihres Bestehens das neugegründete Institut eine provisorische Unterkunft im Lyceum am Marktplatz. 1832 erfolgte eine Reorganisation. bei der man mehrere bereits bestehende Lehranstalten wie die angesehene Bauschule Friedrich Wein- brenners. die Ingenieurschule Johann Gott- fried Tullas. die Forstschule und zwei weitere private Fachschulen im Polytechnikum zusam- menfasste, so dass nun ein Neubau dringend erforderlich wurde. Die Planung des ers- ten Hochschulgebäudes lag in den Händen des herausragenden Archi- tekten Heinrich Hübsch. der seit 1832 auch die Bauschule des Polytech- nikums leitete. Im Jah- re 1833 erfolgte die Grundsteinlegung. drei Jahre später konnte der Lehrbetrieb im eigenen Domizil an der östli- chen Langen Straße. der heutigen Kaiserstra- ße. aufgenommen werden. Hübsch. der mit seinem schulebildenden "Rundbogenstil" in Anlehnung an die italienische Frührenaissance den in Karlsruhe bislang vorherrschenden Klassizismus Weinbrenners ablöste. entwarf ein breites. dreigeschossiges Gebäude mit zen- tral gelegenem Treppenhaus. An der Vordersei- te bildete der Eingangsbereich mit seinen drei Rundbogenöffnungen den Hauptakzent. zu- sätzlich betont durch zwei Portalstatuen. die Hübsch als vermittelnde Elemente zwischen Außen- und Innentaum an dieser Stelle plan- te. Dabei dachte man wohl von Anfang an nicht an Figuren der Antike als Vorbilder eines humanistischen Bildungsideals. sondern an bekannte Persönlichkeiten der nationalen Geschichte. die programmatisch auf Funktion und Ausbildungsschwerpunkte der Polytech- nischen Schule verweisen sollten. Die Wahl fiel auf Erwin von Steinbach (um 1244- 1318). den Baumeister des Straßburger Mün- sters. und auf den Astro- nomen Johannes Kepler (1571- 1630): Der eine als »Repräsentant der Technik und Kunst". der andere als "Reprä- sentant der mathemati- schen Wissenschaften«. wie Hübsch ausführte. Beide waren weithin be- rühmte Vertreter ihrer Fachgebiete. die Weg- weisendes geleistet hat- ten und überdies eng 318 mit der südwestdeurschen Region verbunden waren. Der Auftrag für Entwurf und Ausfüh- rung der zwei Portalfiguren wurde an A10ys Raufer vergeben. Raufer, der seit 1830 als Leh- rer für Modellieren an der Polytechnischen Schule unterrichtete. gehörte im ersten Drir· tel des 19. Jahrhunderts zu den führenden Bildhauern in Baden. Seine Werke sind auch heute noch an prominenten Stellen im Stadt- bild von K:arlsruhe zu finden - erwähnt sei als Beispiel das 1833 auf dem Marktplatz errich- tete Denkmal für Großhetzog Ludwig. Raufers um 1839 vollendete Portalstatuen aus gelbgrünlichem Schilfsandstein sind keine Idealbildnisse, sondern porträthafte Figuren. Sie lassen die Intention des Bildhauers, die in- dividuelle äußere Erscheinung der histori- schen Personen möglichst wirklichkeitsgetreu wiedetzugeben, deutlich erkennen. Beim Bild- nis von Johannes Kepler konnte sich Raufer an den überlieferten Porträtgemälden des Gelehr- ten aus dem 17. Jahrhundert orientieren. Für die Gestalt Erwin von Steinbachs, der seit Goethes Aufsatz "Von deurscher Baukunst" (1772) zu den populärsten Künstlerpersön- lichkeiten des Mittelalters zählte, nahm er sich offensichtlich zwei im Straßburger Münster aufgestellte Figuren aus dem späten 15. Jahr- hundert zum Vorbild, die damals - und wie sich später zeigte irrtümlicherweise - als au- thentische Bildnisse des Erwin von Steinbach galten. Überlebensgtoß und vollplastisch aus- geführt, sind beide Statuen durch Attribure gekennzeichnet: Erwin von Steinbach hält ein Modell des Straßburger Münsters in der einen und ein Winkelmaß in der anderen Hand, während Johannes Kepler durch Weltkugel und Fernrohr charakterisiert ist. Dieses erste eigene Gebäude der Polytech- nischen Schule bot Platz für insgesamt erwa 300 Schüler. Doch die rasch steigende Zahl an Studenten machte schon bald eine Erweite- rung der Räumlichkeiten notwendig. Bis 1864 war die Vergrößerung des Hauptbaus - heute Sitz von Rektor, Senat und Verwaltung - nach den Plänen von Friedrich Theodor Fischer ab- geschlossen. Hübschs Nachfolger in der Bau- direktion löste die Aufgabe, indem er das schon vorhandene Gebäude als Flügelbau ver- wendete und in östlicher Richtung noch ein- mal errichten ließ. Der ursprüngliche Zugang wurde geschlossen, die beiden Skulpturen von Raufer an das neue Portal versetzt und nun auf Wandpfeilern stehend wieder aufgestellt. Aus konservatorischen Gründen wurden die durch Luftverschmutzung gefahrdeten Fi- guren 1976 gegen Kopien aus Epoxydharz ausgetauscht, die Originale befinden sich seit- her im Foyer des Universitätsbauamts. URSULA MERKEL 319 Wasser für die Residenz Friedrich Weinbrenners Brunnenhalls in Dllrlach Seit dem Mittelalter nutzten die Durlacher mehrere natürliche Quellen, die am Fuß des Geigersbergs unmittelbar an der Landstraße nach Ettlingen entspringen, zur Versorgung der Stadt mit fließendem Wasser. Nachweis- lich seit 1468 war eine Quelle baulich gefasst, das Wasser lief über hölzerne Deichelrohre zu einem Brunnenrurm beim Blumentor, um von hier einige öffentliche Brunnen innerhalb der Stadtmauern zu speisen. Später mehrfach verbessert und erneuert, erfüllte diese Leitung bis ins 19. Jahrhundert ihren Dienst. In der 1715 neu gegründeten Residenz Karlsruhe stand es mit der Wasserversorgung im 18. Jahrhundert hingegen nicht zum bes- ten. Man konnte zwar das lebensnotwendige Nass wegen des hohen Grundwasserstands relativ leicht gewinnen, sodass nahezu jedes Haus einen eigenen Zieh- oder Pumpbrunnen besaß; die Wasserqualität ließ jedoch sehr zu wünschen übrig, nicht zuletzt wegen der vie- len Sickergruben, durch die das Abwasser ins Grundwasser gelangte. Wer es sich als Karlsru- her leisten konnte, ließ deshalb Trinkwasser in Fässern aus Durlach und Umgebung heran- fahren. Der alte Karlsruher Wunsch nach reinem Wasser führte nach langen Überlegungen erSt nach 1819 zu konkreten Planungen. Der Bür- germeister von Durlach wies damals auf die noch ungenutzte Quelle zwischen dem alten Durlacher Brunnenhaus und der Bäderbrünn- le Quelle hin, deren Wasser bislang in der sumpfigen Niederung der Weihergärten versi- ckerte. 1821 wurde eine Kommission einge- setzt, die die Möglichkeit der Fassung der Quelle und ihrer Leitung nach Karlsruhe un- tersuchte. Ihr gehörten u. a. der wegen seiner Rheinkorrektion berühmt gewordene Ingeni- eur Johann Gottfried Tulla, Baudirektor Fried- rieh Weinbrenner sowie der "Mechanik- und Mühlen-Baukunst-Practicus" Joseph Haber- 320 stroh aus Ettlingen an. Ihr Projekt wurde 1822 von Großherzog Ludwig genehmigt und bis 1824 realisiert. Über der neu gefassten Quelle an der heu- tigen Ecke von Badener und Marstallstraße wurde ein weiteres Brunnenhaus errichtet, das Wasser zum alten Turm Ecke Pfinztal- und Ba- dener Straße geleitet und dort eine neue Me- chanik eingebaut. Diese erzeugte, angetrieben von beständig im Kreis gefuhrten Pferden, den nötigen Druck, das Wasser durch zwei gussei- serne Rohre entlang der Durlacher Allee bis nach Karlsruhe zu pumpen, wo eine Reihe von laufenden Brunnen vor allem auf städti- schen Plätzen, etwa dem Markt-, dem Ron- dell-, dem Lidell- und dem Ludwigsplatz, ge- speist wurden. Friedrich Wein brenner war als Leiter des öffentlichen Bauwesens für die Gestaltung der Karlsruher Brunnen, aber auch für die Errich- tung des Durlacher Brunnenhauses verant- wortlich. Er löste die ungewöhnliche Bauauf- gabe - wie wir noch heute sehen können - auf anspruchsvolle Weise. Über die reine Funkti- onserfüllung hinaus und völlig anders als die benachbarten älteren, heute verschwundenen Quellhäuser, die schlichte Zweckbauten wa- ren, erhielt der massive Bau eine äusserst re- präsentative, gedrungen-monumentale Form in der für Weinbrenner charakteristischen For- mensprache des Klassizismus. Das mit mäch- tigen Sandsteinplatten gedeckte Satteldach, die wie im Boden versunkenen Pilaster der Wandgliederung oder die archaische Bogenni- sche der Giebelseite mit dem Portal sind stilis- tisch deutlich von der französischen Revoluti- onsarchitektur beeinflusst. Nicht weniger ein- drucksvoll zeigt sich das Innere des Gebäudes. Eine schwere Tonne überwölbt das rechtecki- ge Quellbecken, in dem sich das aus der Erde aufsteigende Wasser sammelt. Ein Umgang ermöglicht es dem Besucher, entlang der Au- ßenwände das Becken zu umschreiten. Noch heute erfüllt das Gebäude seine Auf- gabe der Quellfassung, wenngleich das Wasser nicht mehr der Versorgung der Bevölkerung dient und ungenutzt über einen Graben der Weihergärten in die Kanalisation abfließt. Bis zur Erbauung des Wasserwerks im Oberwald 1871 versorgte es ganz Karlsruhe, später speis- te die Quelle nach dem Neubau des Durlacher Wasserwerks Ecke Pfinztal- und Badener Stra- ße von den 1890er bis in die I%Oer Jahre noch die Haushalte in Durlach. GERHARD KABIERSKE Das Karlsruher Gefängnis Ein Nmrenaissancebau von fase[ Durm Gefangene hatte man früher im Rathausturm oder in dem schmalen Zellenbau, der ehemals im Hofe des Landgerichts stand, eingesperrt. Doch mit der wachsenden Einwohnerschaft Karlsruhes stiegen die Gefangenenzahlen an, unerträglich wurde die drangvolle Enge in den Zellen, der Plarz reichte nicht mehr aus. Man 321 plante daher ein neues Gebäude auf einem Grundstück zwischen heutiger Stabel- und Riefstahlstraße. Ein landläufiger Gefangnisbau hätte dort neben den Kirchen, öffentlichen Bauten und Villen das städtebauliche Gesamt- bild gestört. Prof. Eugen von Jagemann (1849- 1926), der aus dem badischen Justizdienst kam und mit StrafvoUzugsfragen vertraut war. schlug daher vor. nach dem Vorbild des Sankt- Petersburger Untersuchungsgefängnisses einen aufgegliederten Bau zu errichten. dessen Au- ßenfassade an ein Museum erinnert. Der mit dem Entwurf befasste Oberbaudirektor Josef Durm (1837-1919) griff die Idee auf und schuf in den Jahren von 1894 bis 1897 einen rechteckigen Baukärper mit abgerundeten Kanten und einer unauffällig wirkenden Neo- renaissance-Fassade. Der Sockel und die Fen- sterumfassungen des dreistöckigen Bauwerks sind in Sandstein. die übrigen Außenflächen in rötlich-gelben Backsteinen ausgeführt. Der Dachstuhl musste nach Bombenschäden neu errichtet und mit Schiefer eingedeckt werden. Die Außenmaße des Baus betragen 77 x 47 m. Seine Flügel umschließen einen geräumigen. etwa 60 m langen und 30 m breiten Innenhof. auf den sämtliche Zellen ausgerichtet sind. Dank dieser Bauweise verlaufen im Inneren alle Flure an der zur Straßenseite gehenden Wand. so dass nach außen hin keine vergitter- ten Zellenluken. sondern frei gestaltete größe- re Bogenfenster angebracht werden konnten. In den Ostflügel des Gevierts ist ein herausra- gender. erhöhter Mittelbau eingelassen. in dem die Verwaltungsräume mit Krankenre- vier. Arztzimmer. Bibliothek und Anstaltska- pelle sowie im Untergeschoss die Küche unter- gebracht sind. In den Untergeschossen der Sei- tenflügel befinden sich die Werkstätten. der Zentralheizungskeller und das Waschhaus. Al- te Baugrundrisse lassen erkennen, dass in einer Hofecke ein längst verschwundenes Schafott- fundament angelegt war. Bis etwa Mitte der dreißiger Jahre sollen dort zu Todesstrafe Ver- urteilte hingerichtet worden sein. Bei der Erbauung verfügte das Amtsge- fängnis über 124 Einzelzellen. zehn Kranken- zellen und vier Arbeitszellen. Als normale Gesamtbelegung war früher eine Zahl von 162 Gefangenen vorgesehen. heute geht man nach Veränderung einzelner Zellen von 111 Haft- plätzen aus. In den ersten Nachkriegsjahren waren allerdings bis zu 400 Personen hinter den Mauern verwahrt. Auch gegenwärtig be- steht eine gewisse Oberbelegung. Zut Zeit sind 151 erwachsene Männer inhaftiert (Stand 1.1.2001). Während man in dem Hause frü- her auch zeitliche Freiheitsstrafen vollstreckte. wird heutzutage nur Untersuchungshaft für Beschuldigte aus dem gesamten Landgerichts- bezirk Karlsruhe vollzogen. Daneben sitzen auch so genannte Trennungsgefangene aus an- deren Bezirken ein. die mit bestimmten Tatge- nossen keinerlei Konrakt halten dürfen. Bis nach Ende des Zweiten Weltkrieges befand sich im Hause zugleich eine abgesonderte Frauenabteilung. seit längerem aber sind weib- .\ bll. I. O .. tfrolit . 322 liehe Gefangene in speziellen auswärtigen Anstalten untergebracht. In der Verwaltung der Justizvollzugsanstalt - so heißt die Einrichtung nunmehr - sind ge- genwärtig zwölf Mitarbeiter, im Vollzugs- dienst 61 Bedienstete beschäftigt, ebenso ist ein Psychologe tätig. Eine Ärztin und zwei Anstaltsseelsorger betreuen die Insassen an einzelnen Tagen. Drei Sozialarbeiter nehmen sich der Sorgen und Nöte der Gefangenen während der Haft an, zudem können sie den Übergang in die Freiheit, nötigenfalls die Wiedereingliederung, vorbereiten und beglei- ten. Ehrenamtlich unterstützt und gefördert wird diese Tätigkeit von dem Bezirksverein für soziale Rechtspflege (früher: Gefangenenfür- sorge und Bewährungshilfe), der seit dem Jah- re 1832 in Karlsruhe seine Hilfen anbietet. REINER HAEHLlNG VON LANZENAUER Die Künstleröfen der Majolika-Manufaktur Karlsruhe Die Baukeramik gehörte von Anfang an zu den angestrebten Betätigungsfeldern der 1901 gegründeten Karlsruher Majolika-Manufak- tur. Ihr Mitbegründer H ans Thoma hatte dabei sowohl die äußere Gestaltung eines Bau- es als auch die Ausstattung von Innenräumen im Sinn. Getreu dem Anliegen der Manufaktur, Künstler und Architekten zur Mitarbeit zu ge- winnen, schufen auch außenstehende Entwer- fer wie beispielsweise der Architekt Hermann Billing Kachelöfen für die Manufaktur. Auch Abteilungsleiter Hans Grossmann selbst fertig- te Entwürfe. Von Grossmann und Billing stammen die Öfen für die Innenaussrattung des Karlsruher Künstlerhauses, dessen innerer Umbau durch das Architekturbüro Gross- manns erfolgte. Diesen Entwürfen ist im Gan- zen ein historisierender Zug eigen, so im Fal- le der beiden Öfen für das Künstlerhaus mit Rücksicht auf die Architektur in Formen des Empire. Durch den Ersten Weltkrieg wurde die positive Entwicklung der Baukeramik unter- brochen. Anfang der zwanziger Jahre erfolgte jedoch ein erneuter Aufschwung. Es gelang der Manufaktur, bedeutende Künstler zur Mitarbeit zu gewinnen. Im Bereich der Ka- chelöfen führte dies zu einer Kollektion von Künstletöfen, zu der so namhafte Entwerfer wie Fritz August Breuhaus, Emil Fahrenkamp, Josef Hillerbrand u. a. beitrugen. Außerdem erhielt die Manufaktur zahlreiche Aufträge für einzelne Öfen, aber auch ganze Ofenanlagen, von privater und öffentlicher Seite. Auffallend bei diesen Auftragsarbeiten ist, dass sie sich im Gegensatz zu den modernden Künstleröfen sehr an traditionellen Vorbildern orientieren und stark historisierende Züge aufweisen. Der Kachelofen erfreute sich auch in den zwanziger Jahren noch großer Beliebtheit, ob- wohl zunehmend modernere Formen des H ei- zens Verbreitung fanden. Mochte man auch der Zentralheizung heiztechnische Vorzüge zugestehen, so war doch in Bezug auf Behag- lichkeit und Repräsentation eindeutig dem Kachelofen der Vorzug zu geben. Auch was die künstlerische Gestaltung betraf, beschäftigte 323 Kachelof(:n, F. A. Br(:uhaus, 1920. man sich weit intensiver, mit dem Entwerfen von Öfen als etwa der künstlerischen Gestal- tung von Heizkörperverkleidungen. Die Besonderheit der Karlsruher Künstler- öfen besteht darin. dass sie sich zwar im Rah- men des traditionellen Ofen typs bewegen. innerhalb dessen aber. wie ihnen die zeitgenös- sische Kritik bescheinigt. zu "modernem Stil- empfinden" gelangen. Entsprechend dem her- kömmlichen Ofenaufbau bestehen sie aus ei- nem Unterbau. der entweder auf einem Sockel oder auf Füßen steht und in dem das Heizma- terial verbrannt wird. Darüber erhebt sich der Oberofen. der zylinder-. kegel- oder kastenför- mig angelegt sein kann. Er hat die Aufgabe. die Strahlungsfläche des Ofens zu vergrößern. Meistens ist er daher recht hoch. aber im Durchmesser kleiner als der Unterofen. Den oberen Abschluss bildet die Bekrönung. häufig der am aufWendigsten durchgestaltete Teil des Ofens. Während die Entwerfer der Künstleröfen diesen durch Tra- dition und Technik gebildeten Aufbau aufgrif- fen. folgten sie in ihrer künstlerischen Gestal- rung jedoch weder volkstümlichen noch histo- risierenden Vorbildern. So setzte auch Fritz August Breuhaus in seinem hier abgebildeten Ofen den herkömm- lichen Typus in die sachliche Formensprache der zwanziger Jahre um. Die Formen sind ganz auf schlichte Quader reduziert. Die Oberfläche des Unterbaus. der auf einem Mes- singrahmen mit vier Füßen steht. trägt als ein- zigen Schmuck die durch unterschiedliche Farbgebung hervorgehobenen Rippen. Es wer- den nur wenige. große Kacheln verwendet. so dass der einheitliche Charakter des Unterbaus noch verstärkt wird. Um diesen nicht zu stö- ren. ist auch die Befeuerungstür seitlich ange- bracht. Die Schlichtheit des vom Umfang her et- was kleineren Oberofens wird noch dadurch betont. dass pro Seite nur eine einzige glatte Kachel in einen etwas vorspringenden Rah- men eingesetzt ist. Die Bekrönung ist ebenso zurückhaltend und besteht aus einem geraden. sich etwas nach außen neigenden Gesims. Al- les Schmückende konzentriert sich hier auf die Bemalung. die auf dem Oberbau angebracht ist. Während die Seitenteile mit pflanzlichen Motiven bemalt sind. trägt die große Vorder- seite eine mythologisch an murende Szene zweier miteinander kämpfender Reiter. Die Suche nach neuen Formen bei den Karlsruher Künstleröfen wurde von zeitgenös- sischen Kritikern der Gewerbeschau in Mün- chen 1922 lobend festgestellt. Dort waren mehrere der Künsrleröfen. darunter auch der hier gezeigte Ofen von Breuhaus. zu sehen. Trotz des "modernen Stilempfindens" wurde positiv bewertet. dass die Öfen keinem neuen Stil um der Neuheit willen folgen und damit zur Modeerscheinung werden. sondern be- 324 wusst auf alten Formen und Techniken etwas Neues aufzubauen suchen. Die Künstleröfen fielen umso mehr auf, als die Beispiele anderer Hersteller überwiegend "in der bodenständi- gen Geschmacksrichtung altdeutscher Hafuer- kunst" gehalten waren. Wurde den Künstleröfen 1922 auch be- scheinigt, sich keiner Modeströmung zu un- terwerfen, so sieht man ihnen aus heutiger Sicht doch deutlich ihre Entstehungszeit an. Die Modernität und künstlerische Leistung lässt sich jedoch nicht zuletzt im Vergleich zu den Öfen ablesen, die in den dreißiger Jahren von der Manufaktur angeboten wurden und die in ihrer Formensprache wieder ganz auf traditionelle und volkstümliche Vorbilder zu- rückgriffen. Der abgebildete Ofen von Fritz August Breuhaus ist Bestandteil der ständigen Ausstel- lung des Museums in der Majolika-Manufak- tur. Die Ausstellung gibt einen überblick über die Geschichte der Manufaktur und ist täglich außer Montag von 10-13 Uhr und 14-17 Uhr geöffnet. EVA SPINDLER "Terra et mundus" von Hans Kindermann Auf ihrem weitläufigen Areal beherbergt die Universität Karlsruhe nicht nur Institute und Laborhallen, sondern auch eine Vielzahl an Kunstwerken und Technikobjekten. Über die Jahrzehnte hinweg entstand an der Stätte des Forschens und Lehrens sowohl innerhalb wie außerhalb der Gebäude eine Art Museum, das ein bemerkenswertes Spektrum herausragen- der Beispiele der bildenden Kunst und der Technikgeschichte umfasst. Während der ers- ten 130 Jahre nach Gründung der Polytechni- schen Schule (1825) wurden Kunstwerke vor- wiegend als bauplastischer Schmuck, als Denkmalssetzungen oder zur Innenraumge- staltungen ausgewählt. Der weitaus größte Teil datiert jedoch aus neuerer Zeit und konnte zumeist mit Hilfe des "Kunst am Bau"-Pro- gramms seit Ende der 1950er Jahre erworben werden. Den Hintergrund hierfür bildete ein Beschluss des Bundestages von 1950, der 1955 von der Landesregierung Baden-Württemberg festgeschrieben wurde. Er besagt, dass "zur Förderung der bildenden Kunst und des Kunsthandwerks ( ... ) bei allen staatlichen Bau- aufträgen ( ... ) im Regelfall 1 bis 2 % der Bau- auftragssumme" für ·künstlerische Arbeiten vorgesehen werden soll. Mit diesen Mitteln wurde auch die Bronzeplastik "Terra et mun- dus" ("Erde und Weltall") von Hans Kinder- mann realisiert. Das Kunstwerk befindet sich seit 1969 auf der westlichen Grünfläche des Physikgebäu- des, in unmittelbarer Nachbarschaft zum Ins- titut für Nachrichtentechnik. Eine Vielzahl amorph geformter und ineinander greifender Einzelteile mit schrundig zerklüfteter Oberflä- che fügen sich zu einer durchlässigen Kugel zusammen. Wie in einer unaufhörlichen. wir· belnden Bewegung scheint das in seiner Mit- te offene Gebilde schwerelos im Raum zu schweben. Das lebhafte Spiel von Licht und Schatten, das sich auf den Wölbungen, Graten und Vertiefungen der Bronze entfaltet, unter- streicht den transitorischen Charakter des Bildwerks: Innen und Außen, Materie und Raum sind keine unvereinbaren Gegensätze, sondern einander bedingende und ergänzende Elemente. 325 Anders als die ebenfalls zum Kunstbesitz der Universität gehörenden Plastiken von Ari- stide Maillo!, Bernhard Heiliger oder Karl- Heinz Krause, die unabhängig von ihrem künftigen Standort geschaffen wurden, ent- stand "Terra et mundus" als Auftragsarbeit für die Neubauten der Institure für Nachrichten- technik und Physik. Die Geschichte dieses Bildwerks lässt sich bis z~m Jahr 1959 zurück- verfolgen. Zum damaligen Zeitpunkt dachte man zunächst ausschließlich an eine Bildhau- erarbeit für das neue, zwischen 1959 und 1964 errichtete Gebäude. Der mit der Pla- nung des Neubaus beauftragte Architekt Wolf- gang Hirsch von der "Werkgemeinschaft Karlsruhe" beabsichtigte, den Eingangshof des Instituts mit einer Brunnenanlage und einer freistehenden Skulptur zu schmücken. Als für diese Aufgabe geeigneten Künstler schlug Hirsch den an der Karlsruher Kunsta- kademie lehrenden Bildhauer Hans Kinder- mann (1911-1997) vor. Dabei verwies der Architekt ausdrücklich auf Varianten, die Kin- dermann neben seinem realisierten Brunnen- entwurf für den deutschen Pavillon auf der Weltausstellung 1958 in Brüssel vorgelegt hat- te und die nicht zur Ausführung bestimmt worden waren. Diese Varianten dienten als Ausgangspunkt für die künftigen Planungen. Anfang der sechziger Jahre entwickelte Hans Kindermann schrittweise eine modifi- zierte künstlerische Konzeption, die als zei- chenhafte, abstrakt-plastische Chiffre symbo- lisch auf die moderne Nachrichtentechnik und damit auf die Nutzung des Gebäudes ver- weisen sollte. Obwohl die Arbeit am Modell wenig später abgeschlossen war und die Um- setzung in Kürze hätte erfolgen können, erga- ben sich nun langwierige Verzögerungen, in deren Folge nicht nur der Entwurf noch wei- terentwickelt und umgestaltet, sondern auch der ursprünglich geplante Standort verändert wurde. Nicht zuletzt stellten die zu erwarten- den hohen Gusskosten der Großplastik ein Problem dar. Nach längeren Diskussionen wurde jedoch eine für alle Beteiligten akzeptable Lösung gefunden: Man einigte sich darauf, das Bild- werk wenige Meter vom zunächst vorgesehe- nen Standort entfernt auf dem Gelände der benachbarten, gerade im Bau befindlichen Physikalischen Institute aufzustellen und die für künstlerische Gestaltungen zur Verfügung stehenden Haushaltsmittel beider Institutio- nen zusammenzufassen. Die Ausführung der Plastik übernahm ab 1966 die Karlsruher Firma Metz und Bachert. Stück für Stück wurden die insgesamt 124 Bronzeteile im Wachsausschmelzverfahren gegossen und anschließend im Atelier des Künstlers überarbeitet. Einige der Teilformen waren 1966 in Essen und 1967 in Karlsruhe auf den Jahresausstellungen des Deutschen Künstlerbundes zu sehen. 1968 konnten die Bauarbeiten am Neubaukomplex der Physika- lischen Institute im Wesentlichen abgeschlos- sen werden, einige Monate später folgte die Aufstellung der mehr als fünf Tonnen schwe- ren Plastik. URSULA MERKEL 326 Das Durlacher "Markgrafendenkmal" Wer auf dem Durlacher Marktplatz den Blick schweifen lässt. entdeckt auf dem Balkon des Rathauses eine steinerne Ritterfigur. Geht man dann in das Pfinzgaumuseum in der Karlsburg. stäßt man erneut auf diese Ritter- gestalt mit einer Fahne aus Eisenblech und einem Schild mit dem badischen Wappen. Im Museum steht das Original. auf dem Rathaus- altan eine Kopie. Welche Geschichte verbirgt sich hinter dieser doppelten Ritterfigur? Im Jahr 1567 ließ die gerade zur Residenz erhobene Stadt Durlaeh einen großen steiner- nen Brunnen errichten und darauf eine steiner- ne Statue setzen. Einer jahrhundertealten Über- lieferung folgend gilt diese als eine Darstellung des Markgrafen Karl Ir .• der 1565 seine Resi- denz von Pforzheim nach Durlach verlegen ließ. Angeblich aus Dankbarkeit ge lach die Ritterfigur anfertigen. die als Markgrafensta- tue in die Geschichtsschreibung einging. Der Durlacher Marktplatzbrunnen von 1567 wurde 1862 abgerissen. Man ersetzte ihn durch einen gusseisernen achteckigen Brun- nen mit einem ebenfalls gusseisernen Aufsatz. zu dem die jahrhundertealte Ritterstatue nicht passte. Zunächst plante die Stadt. die Standfigur auf den vor dem Schloss gelegenen Fischbrun- nen zu setzen. Dagegen erhoben allerdings der großherzogliehe Archivrat Bader und der Konservator Hofmaler von Bayer Protest. denn schließlich handele es sich um die Dar- stellung eines ehemaligen Landesherren. Da- raufhin wurde die Statue auf dem Rathausbal- kon untergebracht. Das stieß aber auf die Ablehnung des Großherzogs. der die steinerne Darstellung seines Vorfahren nicht so unwür- dig untergebracht sehen wollte. Nun schalte- ten sich Kreisregierung und Obetamt ein. bis der Bürgerausschuss eine Summe von 1.000 Gulden für die Restaurierung der Sandsteinfi- gur beschloss. Die nun von einer Brunnenfi- gur zum Denkmal gewordene Statue samt Baluster wurde 1865 nach Entwürfen August von Bayers um einen mit vier gusseisernen he- raldischen Löwen verzierten Sockel unterbau erweitert, mit einem Zaun umgeben und auf der Grundfläche des 1829 begonnenen. aber nicht ausgeführten Karl-Friedrich-Denkmals auf dem Schlossplatz an der Ecke Pfinztalstra- ße/Karlsburgstraße errichtet. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts war die Figur so stark verwittert. dass der großherzog- liehe Konservator Ernst Wagner 1902 vor- schlug, sie zu restaurieren und in einen ge- 327 schlossenen Raum zu stellen. Er meldete zu- dem Zweifel an, dass es sich um eine Darstel- lung des Markgrafen Karl 11. handele. In einer damaligen Durlacher Volksweise, die Wagner zitierte, meinte er einen Hinweis zu entde- cken, dass auch die Durlacher sich nicht sicher waren, ob es sich tatsächlich um die Statue Karls II. handele: "Zu Durlach auf dem Brun- ne, Da steht ein Mann mit Spieß; Er sagt, er kann nicht kumme, Er hätt so krumme Füß." Dennoch wurde die Ritterfigur nun als Zeichen der Durlacher Geschichte entdeckt. In Durlach wuchs, wie auch in anderen Städ- ten, ein ortsgebunden-historisches bürgerli- ches Selbstverständnis. Ebenfalls 1902 er- schien im Durlacher Wochenblatt ein Aufruf, eine Altertümersammlung anzulegen - das war der Beginn der Sammlungen des heurigen Pfinzgaumuseums. Im gleichen Jahr begann auch die Diskussion über eine mögliche Wie- derherstellung des alten Marktplatzbrunnens mit der Ritterstatue, in die auch der Maler Karl Weysser einbezogen wurde, der ein heu- te im Pfinzgaumuseum zu sehendes Ölgemäl- de des Marktplatzbrunnens von 1567 gemalt hatte. Kurz vor dem Ersten Weltkrieg be- schloss der Durlacher Gemeinderat tatsächlich die Rekonstruktion des alten Brunnens und rief eine Kommission mit Fachleuten ins Le- ben. Der gerade zum Konservator ernannte Friedrich Eberle veröffentlichte einen Spen- denaufruf für dieses Projekt, das nach Ende des Krieges in den 20er Jahren weiter verfolgt wurde. Doch der Marktplatzbrunnen blieb unverändert. Aber schon 1911 hatte Heinrich Bauser den Auftrag erhalten, die Ritterfigur zu restaurieren, die nun im Erdgeschoss des Rat- hauses aufgestellt werden sollte, und eine Ko- pie anzufertigen. Ein Jahr später wurde die Statue abgebaut, 1915 der Sockel abgetragen und der mit heraldischen Löwen geschmück- te Unterbau auf den Bauhof gebracht. Die Ritterstatue wurde 1929 schließlich dem 1924 eröffneten pfinzgaumuseum über- geben, die Kopie schmückt seitdem den Rat- hausbalkon. Auch wenn es sich nicht um eine Darstellung des Markgrafen Karl II. handelt, sind Original und Kopie heute fest im Durla- eher Bewusstsein verankerte Symbole der eige- nen jahrhundertealten Geschichte. SUSANNE ASCHE Kunst oder Schrott? Das Hirschtor im Karlsruher Schloss garten Es steht in Sichtverbindung mit dem Schloss- turm und schließt den Schlossgarten gegen den Fasanengarten ab, die bei den Parkteile dabei trennend und doch optisch miteinander ver- bindend. Gemeint ist das prächtige schmiede- eiserne Gittertür, das wegen seiner repräsenta- tiven Erscheinung und seiner handwerklichen Perfektion ein beliebtes Fotomotiv abgibt. Zwischen den von Schmuckvasen gekrön- ten Steinpfeilern sind drei Eisengitter wie Spit- zenwerk eingespannt: Schmale, jeweils mit dem badischen Wappen geschmückte Fuß- gängerpforten flankieren das breite Haupttor der Durchfahrt, das korbbogenförmig über- höht ist und in einer Wappenkartusche mit den Initialen MarkgrafKarl Friedrichs gipfelt. 328 Skiue des Tores z.um Vorhor des Schlosses. Der spröde Werkstoff Eisen wird im phanta- sievoll-plastischen Schmuckwerk. das wurzel- • ranken- oder blattartig aus den Vertikalsrre- ben herauszuwachsen scheint, in seiner Mate- rialeigenschaft geradezu negiert. Zweifellos handelt es sich um ein Meister- werk der Rokoko-Schmiedekunst aus der Mitte des 18. Jahrhunderts. das in eine Reihe zu steI- len ist mit berühmten zeitgenössischen Beis- pielen anderer Barockschlösser. etwa in Würz- burg oder Schwetzingen. Als Zeichner des Entwurfs ist der damals noch junge. seit 1752 am Karlsruher Hof tätige Baumeister Wilhe1m Jeremias Müller überliefert. die Ausführung besorgte der talentierte Hofschmied Melchior Hugenest. der auch die Fenster-. Balkon- und Treppengitter des Schlossneubaus fertigte. Das Tor wurde nicht immer so geschätzt wie heute. Schon unmittelbar nach seiner Fer- tigstellung im Jahr 1759 untersagte Karl Fried- rich die Aufstellung am vorgesehenen Ort. dem Hauptzugang des Schlosses zwischen den gerade fertig gestellten Wachhäuschen. Wie sehr es dort in spätbarockem Sinn das Ge- samtbild des Ehrenhofs bereichert hätte. macht eine Skizze deutlich. die sich im Nach- lass des Bauhistorikers Arnold Tschira im Süd- westdeutschen Archiv für Architektut und in- genieurbau an der Universität Kadsruhe fand . Der Markgraf. durch seine Gemahlin Karoline Luise gut über die aktuellen französischen Modesträmungen informiert, hatte erkannt, dass das Tor nicht mehr dem neuestcn Pariser Geschmack entsprach. der sich immer stärker an der Antike orientierte. Für Jahrzehnte ver- schwanden die reich geschmückten Gitterflü- gel im Bauhof. erst 1806 fand das Tor an ab- gelegener Stelle beim Neuen Zirkel eine unter- geordnete Verwendung. obwohl ein Gutach- ten Friedrich Weinbrenners damals sogar schon fast sein Ende bedeutet hätte. Der be- rühmte Architekt - Vertreter eines schlichten Klassizismus - fand. dass das Werk seines Vor- gängers Müller mit seinen Schnörkeln ganz und gar abzulehnen sei. da "man über dassel- be gleich einer Leiter leicht einsteigen und sich im vorbeigehen durch die hervorragenden. langen und spitzigen Verzierungen beschädi- gen kann". Glücklicherweise erfolglos forderte er den Verkauf als altes Eisen. aus dessen Erlös ein modernes Tor finanziert werden könne. Erst 1864. als - bezeichnenderweise wieder von Paris ausgehend - das Rokoko neu ent- deckt wurde. erkannte man am Karlsruher 329 Hof die Qualität des inzwischen über hundert Jahre alten Tores und verschaffte ihm seine heutige Stelle. Zwei ruhende Hirsche. Kopien nach Christian Daniel Rauch. wurden damals zu beiden Seiten als zusätzlicher Schmuck auf- gestellt. Sie verschwanden leider nach dem Zweiten Weltkrieg. nur der Name "Hirschror" erinnert heute noch an sie. GERHARD KABIERSKE Der "Männerwald" von HAP Grieshaber Obwohl es keine städtische Galerie. das heißt keine Ausstellungsräume rur eine permanente Präsentation der Kunstwerke gab. kaufte die Stadt Karlsruhe seit dem späten 19. Jahrhun- dert immer wieder Gemälde. Zeichnungen. Druckgrafiken und Plastiken vorwiegend hie- siger Künstler an. 1971 erwarb die Stadt Dru- cke der 8-teiligen Holzschnittserie "Männer- wald" von HAP Grieshaber anlässlich einer Werkausstellung des Künstlers im Badischen Kunstverein. Der Künstler war zu dieser Zeit in Karlsruhe sehr bekannt. 1955 wurde er als Nachfolger Erich Heckels an die hiesige Kunstakademie berufen. Grieshaber prakti- zierte in Karlsruhe eine neue Form des Unter- richts. Er selbst war wichtiger Anreger und Gesprächspartner. der mit seinen Studenten aktuelle Ausstellungen besuchte oder ihnen moderne amerikanische Literatur vermittelte. Als zwei Lehramtskandidatinnen durch die Prüfung fielen. weil die Prüfungsordnung - in den 1930er Jahren unter den Nationalsozialis- ten erlassen - forderte. dass das dargestellte Motiv erkennbar sein müsse. legte Grieshaber 1960 seine Professur nieder und verließ Karls- ruhe. Wenige Jahre später schuf er den "Män- nerwald" für die Weltausstellung 1967 in Montreal. 1972 fügte er das Relief der Justitia hinzu. und gab der Arbeit den Gesamttitel "Areopag". So erweitert gelangten die Druck- stöcke an ihren endgültigen Platz im Gerichts- hof der Europäischen Gemeinschaft in Lu- 330 xemburg. Jedes der großformatigen Blätter mit den Maßen 220 x 122 cm zeigt eine Figur, die wie ein überdimensionales schwarzes Zeichen auf dem weißen Papier steht. Die acht leicht überlebensgroßen Gestalten sind fries artig angeordnet und beziehen sich jeweils paarar- tig aufeinander. Jede nimmt die ihr zur Verfü- gung stehende Fläche völlig ein und wendet sich weitgehend dem Betrachter zu. Die Figu- ren erscheinen flächig. Der Künstler setzt Li- nien ein, die zum Teil die Figuren präziser for- mulieren oder die Binnenflächen strukturie- ren. Die Abfolge der Figuren weist formal und inhaltlich eine Zäsur auf mit der, von links ge- sehen, vierten Figur, dem Flötenspieler. Nach rechts schließen vier Akte an, die Pflanzen wie Attribute oder als Kopfputz tragen. Fast könn- te man meinen, die Figuren gingen, vergleich- bar der Sage von Daphne, in Bäume über. Inhaltlich lässt die Folge viel Fragen offen: Warum gab ihr Grieshaber den poetischen Titel "Männerwald" , wenn doch zwei der Fi- guren eindeutig weiblich sind? HAP Grieshaber vor den Druckstöcken des "Männerwaldes". Der Künstler selbst bezeichnete sie als "Ce- res" und "Gäa", zwei antike Göttinnen. Auch die Übrigen sind namentlich benannt. Es han- delt sich um die antiken Gestalten (v. I. n. r.): Peleus, Polias, Öneus, Linus und Nisus. Ihre Biografien bergen tragische Züge, wie zum Beispiel Öneus, dessen Nachlässigkeit dazu führte, dass seine Gemahlin den gemeinsamen Sohn tötet. Oder wie Peleus, auf dessen Hoch- zeit mit det Nereide Thetis Eris, die Göttin det Zwietracht, den Apfel mit der Aufschrift "Der Schönsten" in die Runde warf und damit letztlich den Trojanischen Krieg hervorrief. Die Bedeurung des Titels "Männerwald" sowie des gesamten Zyklus lässt sich nicht rasch erschließen und bedarf eingehender Re- cherchen. In der Ausstellung zu HAP Griesha- ber ab 6. September 2003 in der Städtischen Galerie wird der Zyklus zu sehen sein. Dann werden auch Anrworten auf die Fragen gege- ben, die dieses Kunstwerk stellt. BRIGITTE BAUMSTARK 331 Sphinx ante portas Begeistert schrieb 1905 der renommierte Kunstkritiker Karl Widmer über die neue künstlerische Bewegung der Jahre um 1900, den Jugendstil, der auch in Karlsruhe eine Fülle faszinierender Zeugnisse hinterlassen hat. "Die letzten fünf, sechs Jahre haben eine Reihe architektonischer Schöpfungen hervor- gebracht, die in ihrer sprudelnden Fülle von persönlichem Gehalt und phantasievoller For- menfreude die äußere Physiognomie der Stadt völlig umgestaltet und einen ungewohnt ori- ginellen und künstlerisch interessanten Zug hineingebracht haben.« Allen Kriegszerstörun- gen zum Trotz haben sich zahlreiche Bauwer- ke aus dieser Zeit erhalten - und vieles ist den- noch heure so gut wie unbekannt. Geht man durch die Straßen der Stadt und macht sich die Mühe, den Blick nach oben zu richten, lässt sich Erstaunliches entdecken. Wer zum Beispiel kennt die beiden Sphingen hoch oben am Haus Nummer 136 in der 50- phienstraße? Errichtet wurde das Gebäude im Jahr 1904 von Christian Rothfuß junior, der Maurermeister, Zimmermann und Unterneh- mer in einem war. Von welchem Bildhauer die beiden Skulpturen rechts und links des Bal- kons stammen, ist dagegen bisher unbekannt. Weshalb aber ägyptische Sphingen an einem badischen Wohnhaus? Die Welt der Verände- rungen und der fließenden Grenzen, der Zwit- terwesen und des beflügelnden Rausches, das Reich dunkler Dämonen und lauernder Be- gierden, waren dem Mensch des Fin de Siede, dessen Gedanken und Gefühle bis in das neue Jahrhundert hineinreichten, ständiger, wenn oft auch trügerischer Lebenshintergrund. Symbolischen Ausdruck fand dieses Lebensge- fühl häufig auch im Schmuck von Hausfassa- den. Bei den Ägyptern mit männlich glatter, breiter Brust, bei den Griechen der Antike vollbusig als weiblich dargestellt, wurde die Sphinx im 19. Jahrhundert in Kunst und Li- teratur zum Inbegriff des rätselhaften Weibes schlechthin. Niemand anderes als Heinrich Heine war es, der in seinem Gedicht von der Sphinx diese als die Verkörperung von Liebe und Liebesschmerz versteht. Die Gestaltung der Sphingen in der So- phienstraße zeigt die widersprüchliche und komplexe Natur des mythischen Wesens. Von 332 vorne betrachtet ist das mythische Wesen ein schönes Mädchen mit stolzen Brüsten und langen Lockenwellen. dessen seltsam leerer. auf sich selbst bezogener Blick Rätsel aufgibt. Die Krallen sind verborgen. der Eindruck ist von kühler Unnahbarkeit. Ganz anders dage- gen die Skulptur im Profil: Da ist ein Raubtier auf dem Sprung. die Augen aufmerksam auf das hilflose. gebannte Opfer gerichtet. die Schultermuskeln angespannt. die Krallen der mäch tigen Tatzen ausgefahren. der Schwanz peitscht kraftvoll die Flanken. Das Figuren- paar ist identisch gestaltet und flankiert einen kleinen Balkon. dessen geschwungenes Gitter die gleichen qualitätvollen Jugendstilmerkma- le zeigt wie die beiden Skulpturen. Während die Sphingen den Abschluss der Fassade bilden und die Dekoration des sehens- werten Hauses. eines der bedeutendsten erhal- tenen Karlsruher Jugendstilhäuser. von unten nach oben immer reicher und vielfältiger wird. gibt es über dem Eingang zur Begrüßung lediglich einen Kopf. dessen Züge sich in line- ar-dekorativ wucherndes Pflanzenwerk aufzu- lösen scheinen. Unzweifelhaft ist bei aller all- mählichen Verwandlung. dass es sich um ein zeitlos-gelassenes. ursprünglich männliches Gesicht handelt - den Blick nach innen ge- richtet. Wird also im Gesamrzusammenhang der Fassade der Triumph des »Ewigweibli- chen" über die gebannte und verwandelte Männlichkeit gezeigt? Den Zeitgenossen sind solche Vorstellungen und Überlegungen nicht fremd gewesen. Das von Robert Dreikluft fotografierte und im G. Braun Verlag erschienene Buch .,Jugendstil in Karlsruhe. Formen. Vielfalt. Fantasien" kann als ein Ariadnefaden der be- sonderen Art durch die Straßen Karlsruhes hin zu dem ganzen Reichtum der Karlsruher Ju- gendstilarchitektur dienen. Tiefsinniges und Trauriges. Skurriles und Lustiges. Mystisches und Historisches lassen sich auf den verschie- denen Streifzügen entdecken. Anmutige Mäd- chen und phantastische Fabelwesen. eine Fau- na, die vom Frosch bis zum Rhinozeros reicht, und eine Flora. die manche Fassade in einen steinernen Garten schier zu überwuchern scheint. Wohlklang der Linien und Schönheit der Ornamente kommen hinzu. Eine eigene Welt. für die das Haus in der Sophienstraße als ein besonders gelungenes Beispiel gelten kann. MONlKA BACHMAYER 333 Neue Adresse der Denkmalpflege in Nordbaden Die Grenadierkaserne in Karlsrtlhe Nach dem 1991 erfolgten Abzug der franzö- sischen Armee aus der Grenadierkaserne im Karlsruher Westen nutzt das Land Baden- Württemberg die Möglichkeit, hier mietfrei Behörden untetzubringen. Die Außenstelle des Landesdenkmalamtes in Karlsruhe bezog nun in der Moltkestraße 74 ihr neues Domizil. Die Karlsruher Grenadierkaserne wurde in den Jah- ren 1893 bis 1897 nach Plänen des Garnisons- baubeamten Jannasch errichtet. Sie war der Sitz des 1. Badischen Leibgrenadier-Regiments. In den Ersten Weltkrieg war das Regiment mit 3.000 Soldaten nach Frankreich ausgezogen. Von den insgesamt 25.000 Männern des im- mer wieder verstärkten Regiments, das in den mörderischen Grabenkämpfen um Verdun kämpfte, kehrten 3.500 nicht mehr zurück. Kurz nach seiner Rückkehr wurde das Re- giment 1919 aufgelöst. Nach Besetzung der entmilitarisierten Zone durch die Reichswehr quartierte sich 1936 wieder das Infanterieregi- ment 109 in der Kaserne ein, nun unter natio- nalsozialistischem Oberkommando. Seit 1945 wurden die Militärgebäude für einige Jahre zur provisorischen Unterkunft für Heimatvertrie- bene. Erst 1952, nach Aufhebung der starren Militärzonenaufteilung, bezog die französische Armee die Grenadierkaserne und nannte sie "Quartier General Pagezy", die bei Karlsru- hern noch heute als "Franzosenkaserne" be- kannt ist. Mit dem Ende des Kalten Krieges ging das Kasernengelände 1990 schließlich in die Verwaltung des Bundesvermögensamtes über, das dann für den Verkauf an das Land Baden-Württemberg und die Stadt Karlsruhe sorgte. Immer wieder hoben Betrachter den "preu- ßischen Gesamteindruck" der Kasernenanlage hervor. An die 1892 eröffnete und unmittel- bar benachbarte Kadettenanstalt schloss der im folgenden Jahr begonnene Neubau der Leibgrenadierkaserne zeitlich und räumlich fast unmittelbar an. Das Grundstück der Ka- serne ist erwa fünf Hektar groß, und die Ge- bäude gruppieren sich um einen großen zen- tralen Exerzierplatz. Die schweren Gebäude sind in rotem Sandstein gemauert und waren ursprünglich mit Schieferplatten und Holzze- ment eingedeckt. Auf drei Seiten stehen sechs große Mannschaftsgebäude, die jeweils zwei Kompanien aufnehmen konnten. Zwischen den Mannschaftshäusern wurden drei kleine- re Wirtschaftsgebäude mit Wasch- und Speise- funktion eingestellt. Stärker umgebau·t wurde das große Exer- ziergebäude am Ostrand des Platzes; es fun- giert seit 1932 als Autohalle. An der Nordost- ecke des Grundstücks befand sich ein großes Kammergebäude. Wohnhäuser für verheirate- te Unteroffiziere und die Offiziersmesse neben dem Wachgebäude an der Toreinfahrt schlos- sen das Areal gegen Osten ab. Am westlichen Rand des großen Exerzierfeldes stand unweit des Gebäudes des Landesdenkmalamtes 1913 die eingeschossige Waffenmeisterwerkstatt und Beschlagschmiede. Besonders stolz waren die Erbauer der Mannschaftsschlafsäle auf die Fenster, deren Oberlichter leicht zu öffnen waren und somit eine gute Belüftung garan- tierten. Auch in den Türen waren bewegliche Lüftungsklappen angebracht. Die meisten der auf Hygiene zielenden Eigenschaften des Ge- bäudes finden sich bereits in der 1889 heraus- gegebenen preußischen Garnisons-Gebäude- ordnung zusammengefasst. Die Norm billig- te jedem Soldaten eine Fläche von 4,5 Qua- 334 ! 11011 Z\!nl 1 ~'" j iihr, J ubilÄum ~,ß",lif,nr,1'1 6 r(1l"~{t~··R"ts: . N,"" ~C9 . Pos[karte eines Grenad iers 1903. dratmeter Fläche zu, wie auch einen Luftraum von 15-16 Kubikmeter. Dies führte zu durch- schnittlichen Raumhähen von 3,5 Metern. In der Bauvorschrift von 1889 finden sich nur vage ästhetische Vorgaben zur architektoni- schen Formgebung. Sie dekretierte lediglich, den Bauten "im Aeußeren einen einfachen und ernsten Charakter zu geben". Die militä- rische Funktion sei "durch einfache aber sorg- fältig erprobte architektonische Formen" zu signalisieren. In der Kaiserzeit konnten Kaser- nenbauten in Baden deshalb individuelle Erscheinungs- bilder enrwickeln, die nicht einer Form, son- dern einer Baunorm verpflichtet waren. Eine wichtige Eigenschafi: von Kasernenanlagen des späten 19. Jahrhunderts ist eine strenge räum- liche Trennung der einzelnen Funktionen. So waren Unterkünfte und Latrinen streng von- einander getrennt, auch Wasch-, Speise- und Küchenräume befanden sich in einem separa- ten Gebäude. Dies verringerte die Gefahr von Epidemien sehr deutlich. Die Offiziere der Grenadierkaserne besaßen ein eigenes Kasino, sie hatten jedoch keine Wohnpflicht auf dem Kasernengelände und wohnten großteils in Privatunterkünften. Aber ein Offizier musste je Kompanie in der Kaserne leben. Durch die Anlage des großen Exerzierplatzes konnten militärische Übungen nun auch innerhalb der Kaserne durchgeführt werden; zudem grenzte unmittelbar im Nordwesten ein mehrere Hek- tar großes, heute bebautes Übungsfeld an. In den vorspringenden Flügelbauten der Kompaniegebäude befanden sich Wohnungen für ledige Offiziere und Unteroffiziere, Ärzte und die Revierkrankenstuben. Verheiratete Unteroffiziere wohnten mit ihren Familien in den drei Familienhäusern der Kaserne, die auch von der Straße aus zugänglich waren und 335 den Komfort von internen Latrinen und Was- seranschlüssen boten. Die Mannschaftsräume wurden mit eisernen Kanonenöfen beheizt, in den übrigen Zimmern standen Kachelöfen. Bei Dunkelheit wurden die Mannschaftsge- bäude mit Petroleumlampen erhellt. In den Kompanie- und Wirtschaftsgebäuden gab es damals noch keine Aborte. Vier eingeschossige Latrinengebäude befanden sich, jeweils etwa 10 Meter von den Mannschaftsgebäuden ent- fernt, bei den Eckpunkten des Exerzierplatzes. Die drei kleineren Wirtschaftsgebäude - sie liegen zwischen den größeren Kompaniehäu- sem - beherbergten im Untergeschoss jeweils Mannschafts- und Unteroffiziersküchen mit Kantinen, sowie das Brausebad für die gemei- nen Soldaten. Nur die dreistöckigen Wohn- häuser für Soldatenfamilien verfügten schon damals über Klosett und Wasseranschluss im Hause. Zusätzlich konnte sich jedes Wirt- schaftsgebäude, das Wachhaus, das Kammer- gebäude und die Wohnhäuser über jeweils 15 Meter tiefe Röhrenbrunnen mit Wasser ver- sorgen. CLEMENS KIESER 336 · Bücher-Blick 337 Barbara Guttmann: Hopfen & Malz. Die Geschichte des Brauwesens in Karlsruhe Mit Beiträgen von Thomas Meyer und Erik Neumann, Karlsruhe; Badenia 1998 (Veröffentlichungen des Karlsruher Stadt- archivs, Bd. 19), DM 39,80 Das Karlsruher Stadtarchiv hat eIn "neues Faß" aufgemacht: Im mittlerweile 19. Band der Reihe "Veröffentlichungen des Stadtar- chivs" wird die Geschichte des Brauwesens in Karlsruhe in einem zusammenfassenden Über- blick erstmals erschlossen. Unter Berücksich- tigung unterschiedlicher Quellenüberlieferun- gen, die aus Archiven, Zeitungen, zeitgenössi- schen Beobachrungen und Firmenfestschrif- ren "mosaikartig" zusammengetragen werden mussten, ist es gelungen, ein übersichdiches Bild über die Geschichte des städtischen Bier- brauens von der Gründung der Residenzstadt im Jahr 1715 bis in die Gegenwart zu entwer- fen. Gleichzeitig zur Ausstellung "Hopfen & Malz" im Prinz-Max-Palais erfährt damit jener Teil der Karlsruher Wirtschafts- und Unter- nehmensgeschichte, der ·rund um den allseits beliebten Gerstensaft angesiedelt ist, eine um- fassende Würdigung. Die Historikerin Barbara Gurrmann hat die Hauptarbeit an dem reich bebilderten Band übernommen und die Entwicklungsge- schichte des Brauwesens in Karlsruhe beschrie- ben. Struktur- und wirtschaftshistorische Per- spektiven wollte sie dabei in den Vordergrund rücken, aber auch alltags- und sozialgeschicht- liche Aspekte "schlaglichtartig" beleuchten. Dieses Vorhaben, das bei zahlreichen stadrhis- torisehen Abhandlungen bereits erfolgreich angewendet worden ist, kann sie handwerklich solide umsetzen. Da Karlsruhe nun einmal keine Insel ist, beschreibt sie stets allgemeine, über die Fächerstadt hinausreichende histori- sche Entwicklungsprozesse und kombiniert ihre Ausführungen dann mit der Geschichte des Brauwesens. Kommt diese Darstellung mit- unter auch nicht über die Feststellung schieter . Parallelität hinaus, gelingt Guttmann doch an manchem Beispiel eine tiefgreifende Vernet- zung von Ereignissen und Personen, so etwa bei dem Karlsruher NS-Kreisleiter Worch, der seinen Beruf zuvor als Bierbrauer ausgeübt har. Im Vordergrund des Buches steht indes die Fachgeschichte des städtischen Brauwesens mit besonderem Schwerpunkt auf der Darstel- lung des 19. Jahrhunderts. In dieser Zeit det zunehmenden Industrialisierung mündeten quantitative und qualitative Ausdifferenzie- rungen in eine Blütezeit des Bietbrauens. Wäh- tend der Hochkonjunktutphase besaß die Fä- cherstadt annähernd 30 Brauereien. Die Be- schreibung der jeweiligen Firmengeschichte bringt die zum Teil vergessenen Unternehmen wieder in Erinnerung. Bauhistorische Betrach- tungen zu den Brauereigebäuden, die das Stadtbild mitunter bis heute prägen, runden das Bild ab. Ergänzend hierzu beleuchtet Thomas Me- yer in einet kurzen Abhandlung den Einfluss der Karlsruher Btauereien auf die Stadtent- wicklung; Erik Neumann, vom Stadtmuseum der Partnerstadt Halle, macht erhellende Be- merkungen zur Sonderausstellung im Prinz- Max-Palais. Der sorgfältig zusammengestellte Anhang erlaubt es darüber hinaus, das infor- mative Buch auch als Nachschlagewerk zum Thema zu benutzen. M ICHAEL STOLLE 338 Mühlburg: StreifZüge durch die Ortsgeschichte Hrsg. vom Stadtarchiv Karlsruhe durch Ernst Otto Bräunche in Verbindung mit dem Bürgerverein Mühlburg; Karlsruhe 1998; 32,- DM Zu den Feiern der 750-jährigen urkundlichen Ersterwähnung Mühlburgs und "runden Ge- burtstagen" von gleich vier Vereinen oder Or- ganisationen des Stadtteils hat das Stadtarchiv publizistisches Neuland betreten. Gleich mehr- fach: Zum einen haben die Stadthistoriker den bisherigen Weg der mit professioneller Feder aus einem Guss verfassten Geschichtsschrei- bung verlassen und die Jubiläumsvereine mit eigenen Beiträgen in die Publikation einge- bunden. Und ebenfalls als Novum stellt der Mühlburg-Band nicht den Text, sondern das Bild in den Vordergrund. Historische Zeichnungen, Pläne, Fotogra- fien von Wilhe1m Kratt oder aus dem Schlesi- ger-Archiv: Gut 150 Abbildungen spiegeln das Aussehen Mühlburgs, seiner Gebäude, Stra- ßen und Plätze in den unterschiedlichen Epo- chen wider, geben vor allem aber Einblick in den früheren Alltag, zeigen Mühlburger bei der Arbeit in der Eisengießerei Seneca, bei Festen oder im Dress der einst so erfolgreichen Fußballer. Und zum Bildteil trugen die Be- wohner des Stadtteils ebenfalls ein gewaltiges Scherflein bei. Nach Aufrufen in StadtZeitung und Tagespresse stellten zahlreiche Privatper- sonen Schnappschüsse aus ihren Archiven für die Veröffentlichung zur Verfügung. Obwohl die eindrucksvollen Aufnahmen in schwarz- weiß die 300 Seiten dominieren, ist das Werk kein Bildband im herkömmlichen Sinn. Die von Profis und Amateuren geschosse- nen Fotos sind vielmehr eingebettet in Texte, die ebenfalls Fachleute, aber auch Mitglieder der Feuerwehr, des Bürgervereins oder Rad- sportler fertigten. Wenn überhaupt, liegt hier auch die einzige kleine Schwäche des Bandes. Gegenüber dem historischen StreifZug, den Stadtarchiv-Chef Ernst Otto Bräunehe mit den Lesern vom "Mulenberc" des Jahres 1248 bis zum zerbombten Stadtteil im Zweiten Weltkrieg unternimmt oder dem Beitrag von Stadtplaner Harald Ringler über die Neuord- nung in den 50er Jahren fallen die Kapitel der anderen Autoren sprachlich manchmal ein wenig ab und kommen bisweilen holprig oder gestelzt daher. Doch Unebenheiten wie "in großer Anzahl stattgefundene Feste" machen den Band auf der anderen Seire sympathisch. Der Leser spürt: Der Mühlburg-Rückblick wurde keineswegs routinemäßig abgespult, es "menschelt" zwischen den Zeilen. Der Stadt- teil stellt sich selbst in Wort und Bild dar. Stadtgeschichte soll bekanntlich Identität stif- ten: Mit dem Pilotprojekt haben Archiv und Vereine dazu einen wichtigen Beitrag geleistet. MATHIAS TRONDlE Dieter Vestner: Badische Revolution vor 150 Jahren. Geschehnisse in Baden und Durlach 1848/49 Hrsg. von der Bürgergemeinschaft Durlach und Aue 1892 e.v., Durlach 1998, 62 Seiten, 15,- DM Dieter Vestner: Die Karlsburg und der Fürstenhof zu Durlach Durlach 1998,72 Seiten, 22,80 DM Stadtgeschichtsschreibung lebt in ihren vielen Facetten auch von der intimen, oft durch jah- relanges Quellenstudium erworbenen Detail- kenntnis nichtprofessioneller Historiker. Die- ter Vesmer beschä.&igt sich in seinen in den ver- gangenen zehn Jahren publizierten Büchern mit der Geschichte Durlachs und Badens. Er stützt sich dabei auf vorliegende Veröffentli- 339 chungen und verzichtet, soweit dies erkennbar ist, völlig auf eigene Archivsrudien. Daher kann er keine neuen Erkenntnisse mitteilen. Auch in den beiden neuen Bändchen macht sich der Autor zum Multiplikator der Forschungen anderer, was durchaus berechtigt sein kann, wenn damit zusätzlich Leser ange· sprochen werden. Dabei unterlaufen Vesener jedoch Fehler, die die Mühen seiner Arbeit in Frage seelIen. In der chronologisch erzählten Revolurionsgeschichte spricht er z.B. vom Zehnt und der Leibeigenschaft, als ob diese nicht längse aufgehoben worden wären. In Offenburg forderte man 1847 nicht die kon- stitutionelle Monarchie, sondern die Repub- lik, und der Bürgerverein von 1847 kann mit seinen politischen Intentionen nicht als Vor· läufer der heutigen Bürgergemeinschaft inter- pretiert werden. Warum man für diese trotz der lieferbaren Geschichte der Revolution in Durlach von A. Mohr eine gekürzte Nacher- zählung für nötig hielt, ise unverständlich. Die zweite Broschüre berichtet enclang des Wech- sels der Markgrafen und ihrer Aktivitäten die Geschichte des Fürsrenhofes in Durlach. Entgegen der mit dem TItel geweckten Erwar- tung kommt die Baugeschichte der Karlsburg dabei zu kurz. Auch hier unterlaufen Vesmer Schnirzer wie z. B. die Fesrstellung, die Mark- grafen härren früher auf dem Turmberg resi- diert. Wer sich über die Geschichte Durlachs informieren will, sollte lieber zur 1996 erschie- nen Geschichte Durlachs greifen. MANFRED KOCH Susanne Asche I Ernst Ouo Bräunehe I Manfred Koch I Heinz Schmitt I Christina Wagner: Karlsruhe. Die Stadtgeschichte. Badenia Verlag, Karlsruhe 1998, 792 S., zahlreiche Abb., 49,-DM Stadtgeschichte hat in Deurschland seit gerau- mer Zeit eine gure Konjunktur. In den zu- rückliegenden beiden Jahrzehnten haben zahl- reiche Kommunen ihre Enrwicklung von den Anfängen bis heute in umfassenden Werken vor Augen geführt, verwiesen sei aus dem süd- wesedeurschen Raum nur aufSpeyer, Freiburg und, für das 18. bis 20. Jahrhundert, aufTri- er. Auch in Karlsruhe beschäftigte sich eine rege Forschung mit vielen Aspekten des städ- tischen Lebens seit 1715, aber es blieb doch schmerzlich spürbar, dass eine Gesamtdarstel- lung der Stadtgeschichte nicht greifbar war - die lerzte Publikation dieser Art erschien 1915. Die Lücke wurde durch das Gemeinschafts- werk von fünf Historikern, von denen vier im Stadtarehiv tätig sind, auf eindrucksvolle Wei- se geschlossen. Einleitend behandelt Heinz Schmitt relativ knapp, aber sehr instruktiv den Raum Karlsruhe vor 1715 und das Umland der Stadt seither - mit Durlach und Mühl- burg existierten hiet zwei kleine Städte und eine Reihe von Dörfern, von denen Knielin- gen schon 776 erwähnt wurde. Christina Wagner erörtert die Enrwicklung Karlsruhes von 1715 bis zum Jahre 1806, also bis zur Annahme der Würde eines Großherzogs durch Karl Friedrich. Der umfangreichste Beitrag stammt von Susanne Asche und hat das 19. Jahrhundert zum Thema. Hier wird die Enrwicklung von der Residenzstadt mit knapp 9 000 Einwohnern (einschließlich des 1812 eingemeindeten 'Dörfles' Klein-Karlsru- hel bis zur schon kräftig industrialisierten Großstadt mit einer Bevölkerung von etwa 130 000 Menschen im Jahre 1914 nachge- zeichnet. Das Schicksal der Stadt und ihrer 340 Bewohner während des Ersten Weltkriegs, in der Weimarer Zeit und unter der nationalso- zialistischen Diktatur sowie im Zweiten Welt- krieg führt Ernst Orto Bräunehe vor Augen, nur der Widerstand wird von Manfred Koch behandelt. Koch ist auch der Autor des ab- schließenden Teils über Karlsruhe zwischen 1945 und 1997. Insgesamt ist etwas mehr als die Hälfte des Bandes dem 18. und 19. Jahr- hundert gewidmet, etwas weniger den letzten 85 Jahren. Der Leser findet alles, was eine sinnvoll konzipierte Stadtgeschichte bieten muss. Behandelt werden der Raum des Ge- schehens, die Entwicklung der Bevölkerung, das allmähliche territoriale Wachstum der Stadt - 1886 wurde, um nur einige Beispiele zu nennen, Mühlburg eingemeindet, 1935 Knielingen, 1938 das damals knapp 20.000 Einwohner zählende Durlach - , die Ausbil- dung der Infrastruktur, wichtige Bauren, die Erwerbs- und Lebensverhältnisse der Einwoh- ner, Gewerbe, Handel und Industrie, Verfas- sung und Verwaltung der Stadt, die Oberbür- germeister, die Einwirkungsmöglichkeiten der Bürger auf die kommunalpolitischen Ent- scheidungen, ihr Verhalten als Wähler, Partei- en und Vereine, die Presse und die öffentliche Meinung zu wichtigen Fragen, das Bildungs- wesen, das kulturelle Leben, die konfessionel- len Verhältnisse und die Religionsgesellschaf- ten. Selbstverständlich ist dabei nie nur Karls- ruhe das Thema. Alle Autoren beziehen die Region, die Geschichte Badens, dessen Haupt- stadt Karlsruhe ja 230 Jahre war, und die deut- sche Entwicklung stets in gebührendem Maße mit ein. Zu diesen allgemeinhistorischen Pas- sagen wären hier und da Anmerkungen zu machen. So ließ König Friedrich Wilhelm IY. am 18. März 1848 nicht einfach "in die Men- ge schießen", vielmehr ist bis heute unklar, wie es an jenem Tage in Berlin zum Kampf kam. Die von Preußen und der Provisorischen Zen- tralgewalt 1849 gegen die Pfalz und Baden 341 aufgebotenen Interventionstruppen beliefen sich auf nur 53.000 Mann. Der Krieg mit Frankreich wurde 1870 nicht von Bismarck "provoziert", er war, jedenfalls nach Bismarcks lebenslanger Überzeugung "uns aufgezwun- gen". Und von Widerstand ohne Volk kann man nicht sprechen: zwischen 600.000 und 1.000.000 Deutsche waren in den Jahren 1933 bis 1945 aus politischen Gründen für längere oder kürzere Zeit in Haft; in Karlsru- he betrug die Zahl mindestens 700. Alle fünf Beiträge sind sehr informativ und sehr leser- freundlich geschrieben. Die zahlreichen Abbil- dungen und Karten tun ein übriges, um fast 300 Jahre Karlsruher Stadtgeschichte anschau- lich vor Augen zu führen. Bei der Betrachtung einiger Karren dürfte mancher Leser freilich zur Lupe greifen, wenn er alles entziffern will, was da aufgedruckt ist. Aus der Fülle des von den Autoren Vorge- tragenen können nur. ganz wenige Momente erwähnt werden. Im 18. Jahrhundert war die Stadt in ganz ausgeprägtem Maße auf den Hof bezogen. Das änderte sich nach 1806 deutlich, weil Baden im Zuge der damaligen territoria- len Veränderungen vom Klein- zum Mittel- staat heranwuchs; der durlachsche Landesteil hatte zunächst weniger als 90.000 Einwohner, das junge Großherzogrum immerhin die zehnfache Zahl. So gewann die Verwaltung ganz beträchtlich an Gewicht, und 1819 ent- stand mit den Kammern ein zweites politi- sches Zentrum von schnell erheblicher Bedeu- tung. Trotz der im letzten Drittel des 19. Jahr- hunderts sich kräftig entfaltenden Industrie blieb die Stadt, da sie eben Verwalrungszen- trum und Sitz zahlreicher Bildungseinrichtun- gen war, stärker bürgerlich geprägt als Kom- munen vergleichbarer Größe ohne derlei Ein- richtungen. Politisch dominierte lange ein gemäßigter Liberalismus, und konservative Neigungen waren hier und übrigens auch im unmittelbaren Umfeld deutlicher ausgeprägt als im badischen Durchschnitt. Mit den sich wandelnden Konfessionsverhältnissen - 1840 waren drei Fünftel der Karlsruher evangelisch, ein Drittel katholisch, in der Weimarer Zeit waren die beiden großen Konfessionen fast gleich stark - und mit der Industrialisierung erlangten der politische Katholizismus und die Sozialdemokratie fortlaufend mehr Gewicht. Das politische Klima in der Stadt blieb dabei moderat, und die Revolution im Winter 1918/19 verlief gemäßigt, wie das auch schon 70 Jahre zuvor der Fall gewesen war. Der Zu- spruch, den die Nationalsozialisten in der Spät- zeit Weimars fanden, lag (mit 40,3 % der gül- tigen Stimmen bei der Reichstagswahl am 31. Juli 1932) etwas über dem deutschen Durch- schnirt. Auf den Verlust der Hauptstadtfunk- tion musste man sich schon nach dem deut- schen Sieg über Frankreich im Juni 1940 und der Schaffung des Parteigaus Baden-Elsaß ein- stellen; eine Kompensation der damit verbun- denen Schwächung schien nur dutch eine ver- stärkte Industrialisierung möglich. Als das Land Baden nach 1945 unterging, blieb Karls- ruhe freilich in beachtlichem Maße Verwal- tungszentrum. Mit der Ansiedlung des Bun- desgerichtshofs - gegen die starke Konkurrenz von Köln - und des Bundesverfassungsgerichts gewann die Stadt als 'Residenz des Rechts' allerdings eine neue zentrale Funktion, dies- mal für die gesamte Bundesrepublik. Auch die Industrialisierung machte Fortschritte. Dass der Wille der Badener bei der 1950/51 heftig umkämpften Frage der Wiederherstellung des Landes Baden "überspielt" wurde, räumte 1956 selbst das Bundesverfassungsgericht ein und übte damit implizit Kritik an seiner ersten ein- schlägigen Entscheidung von 1951. Die Karls- ruher waren zu fast sieben Zehnteln für das Land Baden und gegen den Südweststaat. Schon im Ersten Weltkrieg wutde die Stadt wiederholt das Ziel von Luftangriffen, zwi- schen 1939/45 kam es viel schlimmer: Jetzt wurden fast 80 % aller Wohnhäuser zerstört oder doch beschädigt. Die Beseitigung der 3 Mill. m3 Trümmer erfolgte bemerkenswert schnell. Dieser von der Stadt nachdrücklich geför- derten, vom Verlag liebevoll betreuten und rundum gelungenen Stadtgeschichte, wird es an Lesern nicht mangeln, daran ist nicht zu zweifeln. Vermutlich wird es nicht bis zur Dreihundert jahrfeier Karlsruhes im Juni 2015 dauern, bis eine zweite Auflage erscheint. HANS FENS KE Klaus Bindewald: Die Albtalbahn. Geschichte mit Zukunft. Von der Schmalspurbahn zur modernen Stadtbahn Hg. Albtal-Verkehrs-Gesellschafr mbH., Ubstadt-Weiher 1998, 144 Abb., 191 S., 29,80 DM. Der öffentliche Personenverkehr ist ein Stadt- phänomen. Ohne ein leistungsfähiges Nahver- kehrsnetz wären die modernen Großstädte nicht denkbar. Der Nahverkehr erschloss aber schon früh aus der Stadt heraus auch das Um- land. Bahnen, die Stadt und Region verbanden, gab es in Karlsruhe bereits vor der Jahrhun- dertwende: Die Lokalbahn Durmersheim- Spöck und die Albtalbahn. Ihre 1998 100-jäh- rige wechselvolle Geschichte vermittelt K. Bin- dewald in seiner Darstellung ebenso kenntnis- und faktenteich wie unterhaltsam. Zahlreiche historische und neuere Aufnahmen - nicht nur von Schienenfahrzeugen - tragen dazu bei. Der Autor wendet sich - obgleich Ingenieur - weniger an Spezialisten der Straßenbahn- technik, sondern an alle an der Geschichte von Stadt und Region interessierte Leser. Es wer- den immer auch die sehr spannenden politi- schen Entscheidungsprozesse, die wirtschaftli- 342 ehen Rahmenbedingungen des Betriebs - hier hätten gelegentliche Angaben von Beförde- rungszahlen nicht geschadet -, aber auch die wirtschaftliche Enrwicklung von Unterneh- men entlang der Strecke einbezogen. Dabei stützt sich der Autor auf intensives Quellen- studium, verzichtet jedoch zum Bedauern des Historikers auf Einzelnachweise. Eingangs berichtet Bindewald von der 25- jährigen Planungszeit einer Lokalbahn nach Herrenalb mit einer Verbindung nach Pforz- heim. Es folgt die Geschichte der schmalspuri- gen, schon kurz nach der Eröffnung 1898 teil- weise elektrifizierten Albtalbahn. Die Zusam- menhänge zwischen dem Neubau des Haupt- bahnhofs sowie die Finanznot der Betreiberge- sellschaft mit dem Besitzerwechsel in der Zwi- schenkriegszeit werden u. a. thematisiert. Mit dem Kauf der Bahn durch die Stadt ging 1957 ein lang gehegter Wunsch in Erfül- lung. Die Enrwicklung seitdem bildet den zweiten Teil der Darstellung. Umbau der Glei- se auf Normalspur, Verknüpfung mit dem Karlsruher Straßenbahnnetz, Modernisierung der Technik und der Fahrzeuge, Verkürzung und schließlich Erweiterung des Streckennet- zes sind Themen dieses Teils. Tabellen z. B. zu den Fahrzeugtypen sowie eine Chronik run- den den Band ab. Gelungen ist damit ein wichtiger Beitrag zur Geschichte des welrweit beachteten "Karlsruher Modells" des öffentli- chen Nahverkehrs. MANFRED KOCH Auf den Spuren der antiken Welt, eine Reise durch die Antikensammlung des Badischen Landesmuseums Hrsg. vom Badischen Landesmuseum Karlsruhe im G. Braun Buchverlag 1998; 56 Seiten, 20,- DM. Zu seiner neu gestalteten Antikensammlung hat das Landesmuseum "für Kinder und Ju- gendliche ab 11 Jahren" einen Führer, nein, einen Reisebegleiter veröffentlicht. Sieht es ein Museum als seinen Auftrag an, seine "Expona- te" nicht nur einem schon interessierten, meist informierten Besucher zu präsentieren, will es auch für den Nichtfachmann da sein und ihm seine Schätze zugänglich machen, so ist es fol- gerichtig, besonders die jungen Menschen anzusprechen. Jugendbücher, die vergangene Kulturen anschaulich darstellen, gibt es heute erfreulicherweise zahlreich. Mit den bunten Restruktionszeichnungen dort wird ein Be- gleiter durch ein Museum nicht konkurrieren wollen, er hat aber - richtig gemacht - eine besondere Chance. Beate Bollmann, die die Texte schrieb (mit Beratung durch Mitarbeiter des Museums), hat es richtig gemacht. Sie stellt den jungen Besucher nicht vor die Vitrine und belehrt sondern schickt ihn auf eine Entdeckungsrei- se. Zu einzelnen Ausstellungsstücken, die in dem Heft abgebildet und somit schnell zu fin- den sind, stellt sie graphisch deutlich hervor- gehobene Fragen. Die Richtigkeit der Anrwort und weitere Informationen kann man dem beschreibenden Text auf der gleichen Seite entnehmen. So wird mit 46 Fragen der junge (nur der junge?) Besucher hingeleitet in die Welt der alten Ägypter, Urartäer und Phönizi- er, blickt in die Welt der griechischen Götter und Helden, erkennt die Lebensfreude der Etrusker aus ihren Gräbern und schaut in das Leben von römischen Kaisern und Töpfern, 343 bis schließlich den alten Göttern das Kreuz der neuen Religion in die Stirn gemeißelt wurde. Wer bei diesem Gang auf den Spuren der antiken Welt dieses vermisste und jenes gerne näher ausgeführt hätte. könnte auch nur eine Auswahl bieten. Dieses Heft - an Jugendliche gerichtet - gibt jedenfalls auch dem Lehrer. der einen Besuch der Sammlung mit Schülern plant. wertvolle Antegungen. Viele Fragen sind beantwortet, mehr wer- den sich stellen. und so soll es sein. HELMUT GRIMM Ute Grau / Ulrike Plate: 1898 - 1998. Vom Versicherungspalast zum Rathaus West Festschrift. Hrsg.: Stadtarchiv Karlsruhe. Kirlsruhe 1998. 36 Abb .• 77 S. Das heutige Rathaus West an der nordwesdi- ehen Ecke des Mühlburger Tores gehört zu den eindrucksvollsten Beispielen für Reprä- sentationsbauten des späten 19. Jahrhunderts in Karlsruhe. Ursprünglich als Bürogebäude der Karlsruher Lebensversicherung konzipiert. dominiert der von Adolf Hanser geschaffene monumentale Sandsteinbau noch heute den Zugang zur Weststadt über die Kaiserallee. In der vorliegenden Festschrift stellt Ute Grau die wechselvolle Geschichte des ehema- ligen Versicherungsgebäudes und seiner Nutz- er dar, das zur Zeit seiner Erbauung als Se- henswürdigkeit der Stadt galt. Die 1835 ge- gründete Karlsruher Lebensversicherung er- richtete in den Jahren 1895-98 den Repräsen- tationsbau im Stil der Neo-Renaissance. um der kontinuierlich gewachsenen Bedeutung des Unternehmens städtebaulich wirksam Rech- nung zu tragen. In den folgenden Jahrzehnten war das Ge- bäude immer wieder teilweise gravierenden Ver- änderungen unterworfen, die einerseits den gewandelten Zeitgeschmack. andererseits das Schicksal der Stadt Karlsruhe widerspiegeln. Neben Erweiterungen in den Jahren 1912 und 1928/29. die sich der stilistischen Dominanz des Hauptgebäudes unterordneten. kam es im Zuge der Vorbereitungen zum IOD-jährigen Firmenjubiläum im Jahre 1935 zu einer opti- schen Überarbeitung. bei der große Teile des Bauschmucks des 19. Jahrhunderts weichen mussten. Mit dem Ende des Zweiten Welt- krieges endet die Nutzung durch die Versiche- rung. da das Gebäude zunächst von der fran- zösischen, später von der amerikanischen Be- satzungsmacht beschlagnahmt wurde. Wäh- rend die Versicherung Mitte der 50er Jahre einen Neubau bezog. übernahm die Stadt Karlsruhe das Gebäude am Mühlburger Tor. wo seitdem das Rathaus West mit seinen zahl- reichen Dienststellen untergebracht ist. In einem zweiten Abschnitt des Bandes beschreibt Ulrike Plate die Baugeschichte und den architektonischen Rang des Verwaltungs- komplexes. wobei auch auf die weitgehend unbekannte Person des früh verstorbenen Ar- chitekten Adolf Hanser eingegangen wird. Mit dem vorliegenden Buch gelingt den beiden Autorinnen auf anschauliche und in- formative Weise die Würdigung eines Gebäu- des. das bis heute als städtebaulicher Akzent das Stadtbild prägt. Zahlreiche Abbildungen ergänzen den Text. THOMAS MEYER 344 Elisabeth Spitzbart: Karl Joseph BerckrnülIer 1800-1879. Architekt und Zeichner. (Friedrich Weinbrenner und die Weinbrenner-Schule, Bd. III) Hrsg. Wulf Schirmer, Institut für Baugeschichte der Universität Karlsruhe, G. Braun, Karlsruhe 1999, 308 S., zahlreiche Abb., 118,- DM Das Sammlungsgebäude und die Gestaltung des Friedrichsplatzes erforderten die Verbin- dung von Architektur und Städtebau in einer Weise, wie sie seit Weinbrenner wohl keinem anderen Architekten in Karlsruhe als Chance geboten wurde. Der Architekt, dem dieses Glück widerfuhr, hatte einen ungewöhnlichen Lebenslauf, über den bisher außer knappen Nachrufen keine biographischen Arbeiten vorlagen. E. Spitzbart unterrichtet jetzt umfas- send über Karl Joseph Berckrnüllers Werk als Zeichner und Architekt in dem reich bebilder- ten neuen Band der überdurchschnittlich gut ausgestatteten Veröffentlichungen über Fried- tich Weinbrenner und seine Schüler. Wesent- liche Quellengrundlage der Arbeit bildet der künstlerische und architektonische Nachlass Berckrnüllers im Institut für Baugeschichte der Universität Karlsruhe. Dieser ist in dem 991 Nummern zählenden Katalogteil des Bandes erschlossen und erstmals vorgestellt. Das Leben Berckrnüllers, der einer seit drei Generationen in Karlsruhe tätigen Bauunter- nehmerfamilie entstammte, verlief nicht ge- radlinig. Zum Architekten ausgebildet (1817- 1829) wurde er nach der Hochzeit mit einer Unternehmersrochter 1829 zunächst Fabrik- direktor, um, als der Konkurs der Spinnerei in St. Blasien absehbar war, 1844 in Karlsruhe zunächst Bezirks- und Militär- und seit 1853 bis 1878 Holbaumeister zu werden. Diese bio- graphischen Daten geben die Hauptabschnitte der Darstellung vor. Dass dabei insgesamt die Person und die privaten Lebensumstände des Studenten und Bildungsreisenden, Eheman- nes und Witwers seit 1852 nur arn Rande zur Sprache kommen, ist offensichtlich der fehlen- den Überlieferung persönlicher schriftlicher Quellen geschuldet. Spitzbart arbeitet anhand der Skizzenbücher und Reisezeichnungen die Spannung heraus zwischen der durch den Klassizismus Wein- brenners geprägten Ausbildung und den durch die Reisen gewonnenen Eindrücken, die den Historismus als Möglichkeit eines neuen Bau- stils enthielten, wobei Berckrnüller eine Vorlie- be für die Renaissance zeigte. Die Autorin the- matisiert dabei auch den kulturgeschichtli- chen Rahmen der Bildungsreisen der Zeit und die unterschiedlichen Arbeitsweisen der wer- denden Architekten in Paris und in Rom. Obgleich Berckrnüller 34 Jahre als Archi- tekt tätig war, hat er nur relativ wenige Bauten selbst ausgeführt (u. a. die Kirche in Leo- poldshafen und das Pfarrhaus St. Stephan in Karlsruhe). Als Gründe dafür nennt Spitzbart die Befassung mit zahlreichen Verwaltungsauf- gaben und kleineren Um- sowie Anbauren. Weiter trugen dazu die knappen Finanzen in der Vor- und Nachrevolutionszeit 1848/49 und während der kriegerischen Auseinander- setzungen 1866 und 1870/71 bei. Dies führ- te auch zu sehr langen Planungs- und Bauzei- ten. Betroffen davon war auch das Karlsruher Sarnmlungsgebäude, das Berckrnüller nahezu ein Vierteljahrhundert beschäftigte. Ausführ- lich schildert die Aurorin das für die Lokalge- schichte interessante Kapitel der Friedrichs- platzbebauung vom ersten Architektenwettbe- werb in Karlsruhe über die Entwicklung der dann doch Berckrnüller übertragenen Planung und die Bauverzögerungen beim Sammlungs- gebäude durch die Koordinierung der unter- schiedlichen Interessen der späteren Nutzer des Hauses. In ihrer Gesarnteinschätzung sieht die Au- torin in Berckmüller einen Architekten, der, 345 eingebunden in das von Heinrich Hübsch ge- prägte zentralisierte badische Bauwesen, erst spät seinen eigenen architektonischen Vorstel- lungen Ausdruck geben konnte. Deutlich sichtbar am Sammlungsgebäude habe er "mit seiner klassischen und ruhigen .. . Grundhal- rung eine ganz persönliche Variante der Neu- renaissance ausgebildet .. . und so mit seiner Stilhaltung eine Brücke ... zwischen dem Klas- sizismus Wein brenners und dem späten 19. Jahrhundert" geschlagen. MANFRED KOCH Eduard Koelle: Drei Tage der Karlsruher Bürgerwehr 1849 Hrsg. von Rainer Gut jahr, (Forschungen und Quellen zur Stadtgeschichte, Schriftenteihe des Stadtarehivs Karlsruhe, Band 5); Karlsruhe 1999, 154 5., 35 Abb., 29,- DM. Der Autor, 1810 in Karlsruhe geboren, ein rechtschaffener Kaufmann, war 1848 in der Bürgerwehr bis zum Adjutanten des Oberbe- fehlshabers aufgestiegen. Der "konstitutionelle Konservative" will seine Darstellung über den 13./14. Mai, 6./7. und 24./25. Juni 1849 als Rechtfertigungsschrift verstanden wissen. Die freiwillige Bürgerbewaffnung sollte zunächst einen befürchteten Franwseneinfall abwehren, dann bald angesichts innerer Unruhen die öf- fentliche Ordnung sichern. Besonders bedeut- sam wurde dieser Auftrag in den Junitagen, als sich die Revolution dem Ende neigte. Wäh- rend die Bürgerwehr am 4.6. noch vor der provisorischen Regierung Brentano und Peter defilierte, sah man am 24.6. die Truppen die- ser Regierung als "geschlagenen Tross" vor den Preußen fliehen. "Diesen aufgelösten Horden, die damit begonnen hatten, kein Gesetz mehr zu kennen und nur ihren Lüsten zu folgen, war die gute Stadt Carlsruhe diese Nacht über- antwortet." Eine dramatische Schilderung, die Verständnis schaffen soll, warum die Bürger- wehr nach dem Einzug des Prinzen Wilhe1m in die Stadt von den Siegern geachtet wurde und ihre Waffen behalten durfte, da sie als Ordnungselement ein Chaos verhindert hatte. Koelle, vom zurückkehrenden Großherwg Leopold im August geehrt, wollte in seiner Beurteilung der Aufständischen diese aber nicht pauschal verurteilen, so sehr er auch deren Ziele verabscheute. In einer Fülle von wirtschaftlichen und politischen Aktivitäten stieg er nachher zu hohen Würden auf, wurde u. a. Mitbegründer der Badischen Bank, die Ende der 70er Jahre die Munitionsfabrik, die späteren IWK finanzierte. Handelsrichter, Präsident des badischen Handelstags, portu- giesischer Konsul, das waren nur einige seiner Würden. Die Herausgabe des eindrucksvollen Textes durch Rainer Gut jahr ist vorbildlich. Mit ei- ner ausführlichen Einleitung wird man in die Lage Karlsruhes in diesen Tagen 1849 einge- führt. Urheberschaft, innere und äußere Merkmale der Quelle und die Editionsprinzi- pien werden erörtert, schließlich neben reich- lichen Literaturangaben in 150 Kurzbiogra- phien die im Text erwähnten Personen aufge- listet. Die farbigen Abbildungen veranschau- lichen den besonderen Sektor der revolutionä- ren Situation, der eben nicht nur den Ruf nach Freiheit kannte, sondern auch manches Leid für Baden brachte. LEONHARD MüLLER Elga Roellecke: Vereine und Vereinigungen, Gasthäuser. Chronik Wolfartsweier Hrsg. vom Verein für die Geschichte von Wolfartsweier, Karlsruhe 1998, Heft 3, 197 S. Mit diesem "Hefr" legt Elga Roellecke nun den dritten Teil einer Ortschronik vor, die einmal sechzehn Kapitel umfassen soll (siehe 346 S. 196 im Anhang). Mit ihren Beiträgen zur Munitionsfabrik, dem so genannten Zünd- hürle, und zu "Wasser und Straßen, Quellen und Wegen" in Wolfartsweier, Publikationen, die ebenfalls schon hier besprochen worden sind, erreicht die geplante Chronik bereits 500 Seiten, ein Umstand, der einerseits für den fleiß der Autorin spricht und andererseits an- gesichts der noch ausstehenden Kapitel einen Umfang des Gesamtwerks von mindestens 2.000 Seiten erwarten lässt. Scheint es auch heute populär zu sein, mit dem "Gewicht" bestimmter Publikationen zu werben, die schon in Kilo aufgewogen wer- den, so wäre m. E. bei der Geschichte eines kleinen Ortes wie Wolfartsweicr etwas Mäßi- gung angebracht, handelt es sich ja nicht um die Geschichte einer Großstadt. Sicher werden sich aber viele Wolfartsweierer freuen, gerade in diesem Heft namentlich erwähnt zu wer- den, etwa der Schützenkönig von 1968 oder die Schriftführerin des Evangelischen Ge- meindevereins. Die Daten zu Geschichte und Aktivitäten der fast dreißig Vereine von Wol- fartsweier sind minutiös aufgelistet, so dass sich Vorstände und Mitglieder hier gut reprä- sentiert wiederfinden. Dies mag zum Wirge- fühl der Gemeinde und zur Identitätsfindung beitragen, für den Außenstehenden wirkt die Fülle der Detailinformationen manchmal et- was ermüdend. Er muss eifrig blättern, um an Informationen von allgemeinem Interesse zu kommen. Zu diesen zählt sicherlich die lesenswerte Einleitung zur Entwicklung des Vereinswesens seit der französischen Revolution 1789, die den historischen Kontext und die Bedingun- gen berücksichtigt, unter denen Vereine da- mals entstanden sind und die die Einwirkun- gen auf sie im Verlauf der Geschichte schil- dert. Interessant sind auch die den einzelnen Vereinschroniken vorangestellten Einführun- gen zur Geschichte jeder Vereinsart ganz allge- mem, so etwa zu den Militärvcreinen, die nach dem Deutsch-Französischen Krieg von 1870171 in fast jedem Dorf entstanden sind, oder zum Turnverein, wo auf die Bewegung unter Turnvater Jahn eingegangen wird. Al- lerdings tragen diese Einführungen auch wieder zum Anschwellen der Chro- nik bei, z. B. wird die Geschichte des Feuer- löschwesens seit 1689 dargestellt. Manches Interessante ist aber auch in den eigentlichen Vereinsgeschichten nachzulesen, etwa wenn beim Kleintierzuchtverein die Frage beantwor- tet wird, warum im Dritten Reich "Hühner und Kaninchen einen nationalsozialistischen Wert" hatten. Insgesamt erstaunt es den Leser, welche Masse und Vielfalt an Aktivitäten ein kleiner Ort wie Wolfartsweier in den letzten hundert bis hundertfünfZigjahren entwickeln konnte. Viel Lokalkolorit von Wolfartsweier ent- deckt der Leser dann . beim Schlusskapitel zu den Gasthäusern, stammt ja deren Bausub- stanz zum größten Teil noch aus dem 18. Jahr- hundert. Nicht nur hier regen Text und Abbil- dungen, die nur manchmal etwas klein gera- ten sind, zum Besuch dieses noch sehr dörflich wirkenden und in landschaftlich schöner Umgebung liegenden Stadtteils an. PETER PRETSCH Manfred Koch - Jürgen Morlock (Hrsg.): Von Graspisten zum Baden-Airport, Luftfahrt in Mittelbaden Herausgegeben im Auftrag der Baden-Airport AG in Verbindung mit dem Stadtarchiv Karls- ruhe 1999,306 S., 159 Abb., 29,80 DM Sicher ist dies auch eine Selbstdarstellung der Baden-AirparkAG, die mit ihrem Airport und dem dazu gehörenden Gewerbepark ein Ob- jekt begonnen hat, über dessen Zukunfts- 347 trächtigkeit Jürgen Morlock selbst referiert. Zur Entwicklung in den letzten Jahren berich- tet Walter Baumgärtner, dessen zweiter Beitrag über die Umwandlung der Air-Base Söllingen zum Baden-Airport spannend zu lesen ist, denn was in den fünfJahren nach seinem "Ta- gebuch einer Konversion" alles geschah, wel- che Widerstände zu überwinden waren, wie jeweils neue Mitstreiter und Politiker gewon- nen werden mussten, das schafft Respekt vor den Aktivisten, die im wahrsten Sinn des Wor- tes ein "Unternehmen" wagten, das für die wirtschaftliche Entwicklung Mittelbadens zu- nehmende Bedeutung gewinnen wird. Wer freilich zuvor Kurr Hochstuhls Auf- satz über "Düsenjäger am mittel badischen Himmel" und das Ausgelieferrsein der Bevöl- kerung gegenüber dem Lärm gelesen hat, ver- steht den anfänglichen Widerstand gegen ei- nen neuen Flugbetrieb. Als aber die Kanadier, die nicht nur zu den besonders freundlichen Besatzungstruppen gehörten und auch für 540 deutsche Zivil beschäftigten Arbeirsplatz boten, 1994 abzogen, gab es nicht nur tränen- reiche Abschiede; der Wegfall von "Klein-Ka- nada" bedeurere für die ganze Umgebung tie- fere Einschnitte. Die historischen Kapitel der Publikation sind nicht einfach Vorspann, sondern können verpflichten, dass Mittelbaden wie einst wie- der eine Rolle in der Luftfahrt spielen sollte. Reiner Haehling von Lanzenauer erinnert an den Flughafen Baden-Baden-Oos, wo in der Zeppelineuphorie 1910 der erste Luftschiff- Landeplatz entstand. Als intimer Kenner sei- ner Stadtgeschichte erzählt der Auror an Hand anschaulicher Quellen von den Erfolgen der ersten Passagierflüge. aber auch von den vielen Unfällen, ja Katastrophen. Wären damals nur "Bedenkenträger" am Werk gewesen, wäre der Luftverkehr von Anfang an abgestorben. Manfred Koch schildert Ähnliches über die Entwicklung der Flughäfen Karlsruhe und Forchheim. In der Residenz lebte eine Weile Carl Friedrich Meerwein, der 1784 in Em- mendingen erste Flugversuche unternahm. Gleichzeitig ergriff aber das "Ballonfieber" via Frankreich die Erfinder, und 1812 erlebte Karlsruhe die erste bemannte Ballonfahrt. Um die Jahrhundertwende begeisterte der Zeppe- lin die Karlsruher Bevölkerung. Anlässlich des Kaisermanövers 1909 wanderten nicht nur Tausende zum Exerzierplatz, auch "Fremden- ströme, die sich hierher wälzten" wollten die Landung eines Luftschiffs miterleben. Wie schnell der Bau von Luftschiffen und der sich rasch entwickelnden Flugzeuge zur tödlichen Waffe mutieren konnte, beweist der französi- sche Luftangriff am Fronleichnamstag 1916 aufKarlsruhe, der 120 Tote forderte. Die Ka- pitel stecken voller Informationen auch über die Bemühungen in der Weimarer Republik, "aus Karlsruhe in die Welt hinaus" zu dringen, vom Ringen um Flugplätze, über das NS-Flie- gerkorps in "brauner" Zeit bis zur Dominanz der Besatzungsmächte nach 1945. Über jede Seite müsste man berichten, zumal die zahlrei- chen Fotos die antegende Lektüre noch erhö- hen. Hier wird ein stadtgeschichrliches Kapi- tel aufgeschlagen, das innovative Gemeinderä- te, zuverlässig informiert. heute weircrschrei- ben können. Und das gilt nicht für jedes Buch. LEO N HARD MÜLLER Wolfgang H. Collum: Hugenotten in Baden- Durlach. Die französischen Protestanten in der Markgrafenstadt Baden-Durlach, insbe- sondere in Friedrichstal und Welschneureut verlag regionalkultur, Ubstadt-Weiher 1999, 112 S., 10 Abb., 26,- DM. Im letzten Jahr konnten die ehemaligen Huge- nottengemeinden Friedrichstal und Welsch- neureut ihr 300-jähriges Jubiläum feiern. Aus 348 diesem Anlass erschien ein bereits 1974 in der Badischen Heimat veröffentlichter Aufsatz von Wolf gang H. Collum in einer überarbei- teten und ergänzten Buchfassung. Der Autor verwendet für alle in Baden- Durlach aufgenommenen Glaubensflüchtlin- ge richtigerweise den Begriff Hugenotten. Diese waren im Spätjahr 1699 in die Mark- grafschaft nach der Aufhebung des Toleranz- ediktes von Nantes im Jahre 1685 zunächst in die Schweiz geflüchtet und erst dort aufWal- denser getroffen. Auf einen entsprechenden Aufruf König Wilhe1ms III. von England, die Flüchtlinge, aufzunehmen, hatte Markgraf Ftiedrich Magnus positiv reagiert und einer Anzahl gestattet, sich in seinem Lande nieder- zulassen, darunter die etwa 180 Hugenotten, die Welschneureut gründeten. Obwohl die Welschneureuter also keine Waldenser im enge- ren Sinne waren, fühlen sich deren Nachkom- men bis heute als solche. In der 1983 erschie- nenen Neureuter Ortsgeschichte von Hermann Ehmer und der im letzten Jahr veröffentlich- ten Festschrift ,,300 Jahre Welschneureut" ist Collums Forschungsergebnis von 1974 aber übernommen und damit auch alczeptiert. Der Autor, der einen familiengeschichtli- chen Ansatz verfolgt, geht zunächst auf die Vorgeschichte der Ansiedlungen ein, ehe er sich mit Friedrichstal, dann mit dem hier zu berücksichtigenden Welsch neu reut befasst. Namen und Herkunft der Neuankömmlinge interessieren ihn in erster Linie, einem be- schreibenden Text folgt eine fast achtseitige Namensliste. Verdienstvoll ist darüber hinaus, dass er anhand der Eintragungen im Welsch- neureuter Kirchenbuch die Menschen und ihre Schicksale vorstellt. In einem weiteren Kapitel werden die Stammeltern der heutigen Familien aufgeführt. Das durch ein Personen- und Familienre- gister erschlossene und mit 10 schwarz-weiß- Fotos, darunter einer Abbildung des erwähn- ten Briefs Wilhe1m 111., ausgestattete Buch lie- fert wertvolle Informationen zur Frühge- schichte Welschneureuts. Aus Karlsruher Sicht bleibt nur zu bedauern, dass der Verfasser - konsequenterweise - die bis zu Beginn des 19. Jahrhunderts württembergische Waldenser- gründung Palmbach, heute ebenfalls Karlsru- her Stadtteil, nicht berücksichtigt, so dass man im Jubiläumsjahr 2001 dort nicht auf seine Forschungen zurückgreifen kann. ERNST OTTO BRÄUNCHE Horst Schlesiger, JosefWerner: Die 70er Jahre. Ein Karlsruher Jahrzehnt in Bildern G. Braun Verlag, Karlsruhe 1999, 120 S., 90 Abb., 36,- DM Der Braun Verlag führt eine Reihe mit Auf- nahmen aus dem Nachlass des ehern. BNN- Fotografen Schlesiger und Texten seines ehern. Lokalchefs Werner fort. Dieser Band ist nicht weniger anschaulich als die vorangegangenen. Der Rückblick in die Zeiten vor 20,30 Jahren lässt erkennen, in welcher Weise das Stadtbild deutlich verändert wurde: Günther-K1otz- Anlage mit Europahalle, Stadthalle, Theater, Einschnitte wie die Südtangente, die nicht das Los der Nordtangentenplanung erlitt, die mit 32 zu 31 Stimmen im Gemeinderat abgelehnt wurde. Einschneidend auch die Sanierung des "Dörfles" mit dem damals größten internati- onalen Architektenwettbewerb. Während mit Ende der Ära K1orz, von Werner mit innerer Anteilnahme beschrieben, Otto Dullenkopf erst rigoros sparen musste, weil die "Lichter ausgegangen waren", konn- ten trotz Ölpreisschock und erster Wirt- schaftskrise deutliche Fortschritte gemacht werden. Die Fußgängerzone um die Kaiser- straße (schon 1971 plante man eine Unter- pflasterbahn) schuf ein neues Flair. Aber Ar- 349 beitslosigkeit, Streiks und Demonsttationswel- len, vor allem der RAF-Terror, brachte Karls- ruhe auch Negativ-Schlagzeilen. Das Wich- tigste der Ära Dullenkopf war wohl die Einge- meindung, z. T. unter schmerzhaften Reakti- onen, die Karlsruhe deutlich größer werden ließ und neue Entwicklungsschübe auslöste. Klug dosierte Texte und Bildunterschriften schließen nicht nur die ptägnanten Fotos auf, mehrere von künstlerischer Qualität, sondern vermitteln einen deutlichen Eindruck vom Lebensgefühl jener Jahre, die an Aufgeregthei- ten nicht arm war, in denen aber Karlsruhe endgültig aus der Nachkriegszeit herauswuchs. Neben der reichhaltigen Information stellt sich unter der damaligen Herrschaft der Ab- rissbirne und des auslaufenden Betonzeitalters auch Nachdenklichkeit ein, weil der Rück- blick in diesem wichtigen Buch die Gegenwart durchsichtiger werden lässt. LEON HARD MÜLLER Birgit Bublies-Godau (Hrsg.): Henriette Obermüller-Venedey, Tagebücher und Lebenserinnerungen 1817-1871 (Forschungen und Quellen zur Stadtgeschich- te Band 7, Schriftenreihe des Stadtarchivs Karlsruhe); Badenia Verlag, Karlsruhe 1999, 278 S., 21 Abb., 32,- DM. "Dass die Frauen bessere Democraten, gebore- ne Democraten seren ... '\ wie es zusätzlich im Titel heißt, ist jedenfalls bei dieser Karlsruhe- rin deutlich zu erkennen, hat sie doch wegen ihres Einsatzes 1848/49 für die demokratische Entwicklung allein monatelang im GeHingnis verbringen müssen und ist auch später einen teilweise schwierigen Lebensweg gegangen. Ihre Tagebücher, "Notizen unseres Erlebens", reichen vom Mai 1856 bis September 1870 und geben einen Teil der Atmosphäre im Großherzogturn Baden wieder, wie sie sie als Frauenrechtlerin, ehemalige Barrikadenkämp- ferin und Republikanerin sah. Auch die Le- benserinnerungen sind nicht nur fesselnd zu lesen; sie vermitteln einen farbigen Eindruck in familiäres, wirrschaftliches und auch politi- sches Alltagsleben im 19. Jahrhundert, wie man es nicht leicht vergleichbar findet. Darum ist nicht nur das Stadtarchiv zu loben, dass es diese Quellen der bisher wenig bekannten "Democratin" zugänglich gemacht hat, bereichert um 16 Seiten Abbildungen, sondern auch die Herausgeberin, die mit ko- lossaler Intensität in die Materie eingestiegen ist, nachdem sie über den Publizisten und Historiker Jakob Venedey (1805-1871), der zweite Ehemann von Henriette Obermüller (1817 -1893), ihre Dissertation geschrieben hatte und man sie dort schon die Papiere die- ser Familie auswerten ließ. Die Texte werden sehr ausführlich kommentiert, und die Präzi- sion der Autorin au~h in der Handschriftdeu- tung besticht. Zuweilen wird jedoch wohl des Guten zuviel getan. Bei 34 Seiten der Tagebü- cher zählt der Anmerkungsapparat 35 Seiten, und die Lebenserinnerungen werden mit 456 Anmerkungen begleitet. Zählt man zu den Anmerkungen noch die 21 Seiten Literatur- verzeichnis dazu, erhält man nebst dem Ein- druck der großen Belesenheit und des Fleißes der Herausgeberin freilich eine umfassende Bi- bliographie, die für den jungen Historiker sehr nützlich sein kann. LEONHARD MÜLLER Harm-Hinrich Brandt: Deutsche Geschichte 1850-1860, Entscheidung über die Nation Verlag W. Kohlhammer, Stuttgart, Berlin, Köln 1999, 273 Seiten, 48,90 DM Wer vor dem Hintergrund fulminanter Ge- samtdarstellungen zum 19. Jahrhundert aus 350 jüngerer Zeit wie denen von Thomas Nipper- dey oder Hans-Ulrich Wehler eine Epoche der deutschen Geschichte noch einmal beschrei- ben will, braucht schon Mut. Nun handelt es sich hier um ein Studienbuch, dessen Umfang der Verlag "mit freundlicher Beharrlichkeit" streng begrenzte. so dass nach einem kurzen einführenden Kapitel über den "ökonomi- schen Wandel im Zeichen der Industrialisie- tung" nur die politische Geschichte beschrie- ben wird, auch wenn in Unterkapiteln Kir- chen- und Bildungspolitik, Wirtschaft und Gesellschaft in der Reaktionszeit gestreift wer- den. Der Verfasser weist im Vorwort daraufhin, wie stark er den Text straffen musste. Wenn das ein "Studienbuch" für Studenten sein soll, ist es eine sraubtcocken konzentrierte Kost, die nicht gerade zum Geschichtsstudium einlädt. Selbst Handbuchbeiträge wie die von Hans Fenske zur baden-würtrembergischen Ge- schichte (1992) sind da farbiger geschrieben. Für Profis ist die Lektüre hingegen anre- gend, zumal hier die föderale Grundlage stär- ker gesichert ist und Baden und Württemberg neben anderen Ländern eigene Kapitel erhal- ten. Dazu findet man sonst in Gesamtdarstel- lungen ab 1849 nur wenige Formulierungen; in der Regel wird gleich die Brücke zur Neu- enÄra 1858 in Preußen geschlagen, das ohne- hin als Großmacht zu einseitig betont wird. Aber auch die Kapitel zum deutschen Süd- westen sind äußerst gestrafft. Was soll sich der Leser über die Reaktionszeit in Baden von der "Inszenierung politischer Prozesse (Prozess Ger- vinus)" vorstellen, wenn ihm nicht in einem Nebensatz erklärt wird, dass da ein Hisroriker des Hochverrats bezichtigt wurde, der die Entwicklung zur Demokratie voraussagte. Wer solche Verkürzungen kennt oder in Handbüchern nachschlägt, wird freilich diese Passagen mit Gewinn lesen. So ist z. B. die ba- dische liberale Parteiregierung 1858-66, die innenpolitisch so konfliktreich verlief, auf zwei Seiten höchst differenziert und sachgerecht dargestellt. Ähnliches gilt für den Wechselbe- zug von Innen- und Außenpolitik in Würt- temberg. Wie Baden ist ja kein anderer deutscher Einzelstaat so nachdrücklich von der Tendenz- wende einer Neuen Ära geprägt worden. Erst- mals wurden in Deutschland durch Entschluss des Regenten Vertreter einer Kammermehr- heit der Liberalen in eine Regierung berufen, eine erste parlamentarische, von der sich Friedrich l. "innenpolitische Impulse" ver- sprach, "eine nationalpolitische Signalwirkung erhoffte ... und andere Fürsten von der Frucht- barkeit des badischen Kooperationsmodells" zu überzeugen versuchte. Das große innere Reformwerk "erneuerte Badens nationalen Ruf als Reformstaat" , der bei "einer Verstaadichung der Schulorganisation und einer Säkularisati- on der Bildungsziele und Lehrpläne" zum er- sten langjährigen Kulturkampf mit den Kir- chen, besonders der katholischen, führte . Die Hinwendung von Baden und WÜrt- temberg zu Österreich bis zur Kriegspartner- schaft 1866, die antipreußische Stimmung und die Ablehnung Bismarcks quer durch die politischen Lager erhält in der Darstellung durch die Einbeziehung Österreichs tiefere Dimensionen. So ist eines der wichtigsten Ka- pitel die Beschreibung des Reformversuchs der Habsburger Monarchie 1862/63, die Verfas- sung des Deurschen Bundes als Staatenbund weiter zu entwickeln, um ihm "ein Element nationaler Integrität einzufügen". Bismarcks kleindeutsche Politik zielte aber auf eine Zer- störung des Deutschen Bundes und die preu- ßische Vormacht. Im Schlusskapitel weist Brandt daraufhin, dass bei einer Hypothese eines Bewahrens des Deutschen Bundes unter österreichischer Do- minanz zwar die bereits vorhandenen nationa- listischen Tendenzen nicht "so penetrant for- ciert" worden wären wie nach dem "sieges- 351 deutschen Anstrich" wilhelminischen Musters nach 1871. Die Bundesreformvorschläge hät- ten aber auch nicht zu einem echten Parla- mentarismus der Bundesangelegenheiten ge- führt und die obrigkeitsstaatliche Tradition wäre auch so prägend geblieben. Die Wiener Regierung hätte die deutsche Nationalbewe- gung für die Interessen des Vielvölkerstaats eingesetzt und wäre in der Balkanpolitik un- ausweichlich auf die russische Expansion ge- stoßen. Ein Konflikt hätte sich dann schon vor 1914 ergeben. Das sind interessante Extrapo- lationen, die in die Sonderwegdebatte ein- münden, d. h. auch ohne das Reich Bismarck- scher Prägung wäre ein österreichisch geleite- ter Bund in die innen- und außenpolitischen Konflikte hineingeraten, die das Ende des 19. Jahrhunderts bis 1914 begleiten. Der Verfasser bietet - studienbuchgemäß - ein ausführliches Verzeichnis der jüngsten li- teratur an. Und so basiert z. B. auch seine Dar- stellung der Gründe für den deutsch-französi- schen Krieg auf Forschungen Josef Beckers zum Problem der Bismarckschen aggressiven Politik in der spanischen Thronfrage. Bei der Annexionsfrage von Elsaß-Lothringen kenn- zeichnet er dagegen Bismarcks Zurückhal- tung, die er "nicht von sich aus losgetreten" hat. Denn wenn man die Pläne zur politischen Zerstückelung Frankreichs eines einflussrei- chen badischen Politikers wie Franz von Rog- genbach dem gegenüberstellt, erkennt man, dass unter Nationalliberalen noch viel härtere Friedensbestimmungen gefordert wurden, die die Demütigung des "Erbfeindes" noch ver- stärkt hätten. Weder eine liberale noch eine österreichi- sche Alternative zu Bismarcks Kleindeutsch- land hätte wohl eine andere Wendung ge- bracht, denn noch vor der Zerstörung des Deutschen Bundes zeigte auch die Habsburger Politik - so der Verfasser - sowohl im Krim- Krieg wie im Anspruch aufOberitalien 1859 "ausgesprochen frühimperialistische Züge ... , in manchem eine Vorwegnahme der Stim- mung von 1870". Offenbar war die Lawine der Imperialismen nicht aufZuhalten und ließ 1914 "in Europa die Lichter ausgehen". LEONHARD M ü LLER Unter Strom - Geschichte des öffentlichen Nahverkehrs in Karlsruhe (Veröffentlichungen des Karlsruher· Stadtar- chivs Band 20; hrsg. vom Stadtarchiv Karls- ruhe und den Verkehrsbetrieben Karlsruhe durch Manfred Koch); Badenia Verlag Karls- ruhe 2000; 336 Seiten, 39,80 DM Die Fächerstadt gilt als Mekka des ÖPNV. Mit der Eröffnung der Linie Bretten-Gölshau- sen zum Albtalbahnhof im September 1992 war erstmals die Trennung von Straßen- und Eisenbahn aufgehoben. Die weltweit beachte- te Pioniertat bestand im von den Verkehrsbe- trieben entwickelten Stadtbahnwagen, der auf beiden Gleisarten gleichermaßen verkehren konnte und so Bewohner der Region ohne Umsteigen in die Innenstadt brachte. Der im Jahr darauf gegründete KVV baute das Netz der Zweisystem-Stadtbahnwagen, die den öf- fentlichen Nahverkehr revolutionierten, zügig aus, schuf einen einheitlichen Tarifverbund und erweiterte seinen Service für die Fahrgäs- te. Heute bedient der KVV ein Gebiet mit einer Fläche von 3.158 Quadratkilometern, in dem etwa 1,2 Millionen Menschen leben. Das unter der Ägide von Dieter Ludwig entstande- ne Karlsruher Modell wurde zum Vorbild für zahlreiche Städte in In- und Ausland. Doch das erste Teilstück der Erfolgsspur legten bereits die Generationen zuvor. Über die Geschichte des öffentlichen Nah- verkehrs in der Fächerstadt und dessen we- sentliche Weichen stellungen berichtet jetzt 352 ausRihrlieh der Band 20 der Veröffentlichun- gen des Stadtarchivs, den Archiv und Ver- kehrsbetriebe unter dem Titel "Unter Strom" zum 100-jährigen Jubiläum der elektrischen Straßenbahn in Karlsruhe vorlegten. Das 336 Seiten starke Werk ist in vielerlei Hinsicht bemerkenswert. Zum einen ist es die erste Gesamtdarstellung der facettenteichen Ent- wicklung der Karlsruher Schiene in einem Guß von den Anfangen als Pferdebahn im Jahre 1877 und als Dampfbahn, die seit 1881 vom Durlacher Tor zum damaligen Durlacher Staatsbahn hof führte, bis zum Karlsruher Modell unserer Tage. Wesentliche Wegmarken wie die Elektrifizierung im Jahre 1900 oder der Weitblick in den 50er bis 70er Jahren, als Karlsruhe unter den Oberbürgermeistern Klotz und Dullenkopf ganz entgegen dem Trend in vielen anderen Städten weiter auf die Straßenbahn setzte, genießen in der von zahl- reichen, teilweise bisher unveröffentlichten Abbildungen wirksam unterstützten Retros- pektive besonderen Stellenwert. Weiter bringt die Publikation detaillierte Informationen über technische Neuerungen, Änderungen im Liniennetz, die Entwicklung von Albtal-, Turmbergbahn und Lokalbahnen und listet sämtliche bisherige Fahrzeuge der Karlsruher Straßenbahnbetriebe auf. Und "der Neuling" beleuchtet auch bislang weitgehend unbe- kannte Facetten der wechselvollen Bahnge- schichte. So hätte das Karlsruher Modell um ein Haar bereits acht Jahrzehnte zuvor einen Vorgänger gehabt. Im Jahre 1912 trat Ober- bürgermeister Karl Siegrist mit dem Plan an die Öffentlichkeit, die Straßenbahn, die ins Umland filhrende Lokalbahn und die Albtal- bahn miteinander zu verbinden und eine Karlsruher Eisenbahngesellschaft zu gründen. Die nahverkehrspolitische Vision scheiterte jedoch am Veto des Bürgerausschusses, der sich vor allem gegen die vorgeschlagene Form der Privatisierung in eine Aktiengesellschaft der gerade zehn Jahre zuvor kommunalisierten Straßenbahn wandte. Bemerkenswert ist bei "Unter Strom" aber auch die Herangehenswei- se an die Themen und die Verarbeitung der Fülle an Details. Unter Federfilhrung und Schlussredaktion von Stadthistoriker Dr. Manfted Koch liefer- te ein zwölfköpfiges Autorenteam, das sich zur überwältigenden Mehrheit nicht aus ausge- wiesenen Hiscorikern, sondern aus Straßen~ bahnexperten zusammensetzte, Einzelbeiträge zu den drei Schwerpunkten "Straßenbahnver- kehr in der Stadt 1877-1953", "Schienenver- kehr mit dem Stadtumland 1843-1957" und "ÖPNV in Stadt und Region 1954-2000". Koch selbst fügte die Arbeiten der Hobbyhis- toriker durch ein gleichermaßen themenorien- tiertes wie chronologisches Ordnungsschema nicht nur zu einem sinnvollen Ganzen, son~ dem gibt in einem eigenen Kapitel auch einen Überblick über den bislang weitgehend uner- forschten Zusammenhang von Nahverkehr und Stadtentwicklung. Insgesamt ist "Unter Strom" der Spagat, zum einen wissenschaftlich fundierte Erkennt- nisse zu liefern, aber auch eine möglichst brei- te Leserschaft anzusprechen, überzeugend ge- lungen. Vor allem da sich der Band nicht nur als Lesebuch eignet, in das sich der Interessier- te in Ruhe vertiefen kann, sondern durch sei- ne wohldutchdachte Unterteilung auch als profundes Nachschlagewerk, das vor allem in Manfred Kochs Überblick und der abschlie- ßenden Chronik in Kürze übet die wichtigs- ten Wegmarken det ÖPNV-Geschichte infor- miert. Nicht zu vergessen sind dabei die zahl- reichen eindrucksvollen Photographien aus den Anfängen der Bahn in der Fächerstadt, die Pferdebahn, Dampfbahn, wie die ersten "Elektrischen" vor dem Auge des Betrachters so richtig wieder auferstehen lassen. MATHIAS TRONDLE 353 Jürgen Schuhladen-Krämer: Akkreditiert in Paris, Wien, Berlin, Darmstadt. Badische Gesandte zwischen 1771 und 1945 Hrsg. vom Stadtarchiv Karlsruhe; Info Verlag Karlsruhe 2000, 80 Seiten, 14,80 DM Anlässlieh der Einrichtung einer neuen baden- württembergischen Landesvertretung in Ber- lin gibt das Stadtarchiv einen Überblick he- raus, wie er in dieser anschaulichen Form bis- her noch nicht vorlag. Viele dieser Diploma- ten im 18.119. Jahrhundert hatten bei geringer Amtstätigkeit nur Kontakte zu den Höfen zu pflegen und ausführlich darüber zu berichten. Doch in entscheidenden Momenten wie in den Jahren 1803 und 1806 war es ein Diplo- mat wie Reitzenstein, der mit großem Ge- schick mehr zum Entstehen des badischen Staates bewirkte als sein Fürst. Es war ein spar- sames Land, und die Klage der zu geringen Aufwandsentschädigung war bei allen Ge- sandten notorisch, die deshalb oft aus reichen Adelsgeschlechtern ausgewählt wurden, um einen Eigenanteil zu leisten. Ein besonderes Kapitel ist den Vertretern in Berlin gewidmet, wofür bei den Preußen anfangs besonders Offiziere geeignet erschie- nen. Bei den zivilen Nachfolgern mussten die Außenminister zuweilen darauf drängen, dass nicht eigene, sondern die Politik der Karlsru- her Regierung vertreten werde. 1871 hob Ba- den zunächst alle Gesandtschaften auf bis auf die Berliner, die das Land im Bundesrat zu vertreten hatte und so auch ein repräsentatives neues Gebäude bezog, denn die zunehmende Bedeutung der Wirtschaftsförderung verlangte vielerlei Kontakte. So blieb dieser Stützpunkt als Vertretung im Reichsrat 1919 erhalten, ja bis 1943, um sich auch bei dem Rüstungspro- gramm beteiligt zu sehen. Beim Verfasser als erfahrenem Landeshis- toriker kann man nichts anderes als solides Quellenstudium und einen allgemein zugäng- lichen Stil erwarten. Die Redaktion (E. O. Bräunehe) der zahlreichen Abbildungen, Ta- bellen, Register unter Mitwirkung von Kat ja Schmalholz zeigt, wie gewissenhaft sich das Stadtarchiv auch bei kleineren Gelegenheits- publikationen aus gegebenem Anlass kümmert. LEONHARD MüLLER Heinz Kunle, Stefan Fuchs (Hrsg.): Die Technische Universität an der Schwelle zum 21. Jahrhundert Festschrift zum 175-jährigen Jubiläum der Universität Karlsruhe (TH); Springer Verlag Berlin 2000, 477 S., 230 Abb., 69,- DM Gar manche Festschriften für Institutionen langweilen, weil man sich dort nur selbst fei- ern will. Ganz anders dieser Band, der, auch unabhängig vom Anlass, ein Tableau unserer Epoche zu entwerfen versteht: im Spannungs- feld von Tradition und Innovation zwar mit dem Schwergewicht auf die Brennpunkte technisch-naturwissenschaftlicher Forschung, aber gründend auf den gesellschaftlichen Strö- mungen. Natürlich sind manche der 17 Bei- träge über neue Erkenntnisfelder für Fachleute geschrieben. Aus Darstellungen über "Das neue Bild der Erde" oder "Neue Werkzeuge für die Medizin" kann aber auch der Laie Ge- winn ziehen, um nur zwei Beispiele zu nen- nen. Allein 13 Beiträge wenden sich den neu- en Formen der Lehre zu. Gängige Schlagwör- ter wie "Internationalität" oder "Interdiszipli- narität" werden hier mit Fakten gesättigt und überzeugen in ihrer Schlüssigkeit. Mit Berich- ten über ein Karlsruher Modell für die Ingeni- eurausbildung, postgraduale Studien, Studien- zentrum für Sehgeschädigte, lebenslanges Ler- nen und eine Teleuniversität beweisen, welche große Bedeutung die Lehre in dieser Hoch- schule einnimmt. 354 Die geistes-sozialwissenschaftlichen Pers- pektiven für Bildung und Ausbildung führen in das Feld der "offenen Universität" und ihre Rolle füt Politik, Wirtschaft und Gesellschafr. Hier wird angesichts jüngerer Kritik an den Universitäten ob ihrer Strukrur und der Ge- fährdung der Einheit von Forschung und Leh- re Stellung bezogen. Wie können Elemente der Leisrungskontrolle und des Wettbewerbs sinnvoll eingebracht werden, wie verändern öffentliche und private Mittel den Finanzrah- men, welchen Stellenwert soll die Grundla- genforschung gegenüber der angewandten, ökonomisch geforderten einnehmen? "Eines ist sicher: Die Hochschule muss mit einer be- wussten Öffnung hin zur Gesellschafr auf die- se Herausforderungen reagieren ... sei es als kompetente Beratungsinstanz für Politik, Me- dien und Bürger, sei es als mächtiger wirt- schaftlicher Faktor für ganze Volkswirrschaften oder ganz unminelbar für die eigene Region." Gerhard Seiler erwähnt für Stadt und Region die große Zahl von Unternehmern, aus der Universität kommend, die in der Technologie- region einen erfolgreichen Start fanden. Die Hochschule ist für ihn wie die Stadt von "ty- pisch badischem Understatement" geprägt, in einer "lauten Zeit" manchmal ein Nachteil, wo man Leistungen besser "verkaufen" müss- te. Die geschichtlichen Rückblicke erläutern, welche Impulse von Karlsruhe ausgingen, wie z. B. im Kampf um die Gleichberechtigung der technisch-naturwissenschaftlichen Bildung neben den traditionellen Universitäten mit dem TItel "Technische Hochschule" 1885 und das Promotionsrecht 1900 durch Grhzg. Fried- rich I. die "Fridericiana" bewusst herausgeho- ben wurde, die schon in der Kaiserzeit Weltruf gewann. Neben solchen Erfolgen werden auch Problemphasen in ausgewogener Sicht mehr- fach erÖrtere. So ist den Herausgebern gelun- gen, eine zwar varianrenreiche, aber doch ge- schlossene Publikation vorzulegen mit griffi- gen Zwischentexren zwischen den Sektionen bei vorzüglicher Präsentation durch Abbildun- gen. Die Universität kann auf eine solche Fest- schrift stolz sein. LEONHARD MÜLLER Barbara Guttmann: Den weiblichen Einfluss geltend machen ... KarIsruher Frauen in der Nachkriegszeit 1945 - 1955 (Veröffentlichungen des Karlsruher Stadt- arehivs Bd. 21); Badenia-Verlag, Karlsruhe 2000,248 S., 37,- DM Der TItel ist Programm. In Anlehnung an ein Zitat von Kathinka Himmelheber, Initiatorin und etste Vorsitzende der im Oktober 1946 gegründeten Karlsruher Frauengruppe formu- liert Barbara Gunmann das Ziel, den Beitrag von Karlsruherinnen zum politischen Wieder- aufbau eines demokratischen Gemeinwesens in der ersten Dekade nach dem Zweiten Welt- krieg zu dokumentieren und in allgemeine politische Zusammenhänge einzuordnen. Diese Untersuchung lässt sich als weiteres Ele- ment in das mosaikartige Bild weiblichen En- gagements in der öffentlichen Sphäre einfü- gen, um das sich Forscherinnen seit einigen Jahren bemühen. Nach wie vor dominiert in der allgemeinen Erinnerung das Bild der so genannten Trümmerfrau, die in mühseliger Arbeit die Ruinen des Weltkriegsdesasters bei- seite räumt, um Neuem Platz zu schaffen. Damit wird jedoch nur ein Bruchteil des Ein- satzes, der Verdienste und vor allem auch Hoffnungen auf Einfluss und demokratische Gestaltungsmöglichkeiten von Frauen erfasst. Die ganze Breite gesellschaftlichen Engage- ments in den Blick nehmend, zeichnet Gun- mann neben der Mitarbeit in Parteien, in Ge- werkschaften und in kommunalpolitischen Ins- titutionen, also in der Politik im engeren Sinn, auch die Arbeit in Frauenorganisationen auf. 355 Die Quellenlage freilich ist schwierig und erfordert eine penible Spurensuche über allge- mein Zugängliches, wie z. B. die zeitgenössi- sche Presse hinaus. In den Überlieferungen der Parteien oder Gewerkschaften wird selten ein Wort über die weiblichen Protagonisten verlo- ren, die Unterlagen der Frauenorganisationen mussten aus privater Hand zur Einsicht erbe- ten werden. Außerdem führte die Historikerin Interviews mit 20 Zeitzeuginnen durch. Alltagsbewältigung und Politik fielen auf kommunaler Ebene zusammen, wie Gutt- mann das überwiegend kommunalpolitische Engagement begründet. Einführend widmet sie sich der wirtschaftlichen, sozialen und rechtlichen Situation von Karlsruherinnen nach 1945, die die Rahmenbedingungen allen Engagements prägte und zugleich auch jene Alltagsprobleme schuf, an deren Lösung Frau- en mitarbeiten wollten. Die politischen Rah- menbedingungen wurden bis 1949 von der Besatzungspolitik gestaltet. Das kam der Gründung von Frauenorganisationen entge- gen, denn die amerikanische Militärregierung sah gerade in der weiblichen Bevölkerung das Potenzial ' für den Aufbau der Demokratie. Ohne Zögern wurde beipielsweise dem Antrag der Karlsruher Frauengruppe stattgegeben, ei- nen interkonfessionellen und überparteilichen Zusammenschluss zu begründen, der sich in der Tradition der Frauenbewegung vor 1933 sah. Ob und wie diese Erfahrung eine Rolle spielte, ist eine der Leitfragen. Die Verfasserin kommt zu dem Ergebnis, dass zu den Aktiven fast ausschließlich jene zählten, die auf organi- satorische und politische Erfahrungen vor 1933 zurückgreifen konnten, aber es gelang ihnen nicht, junge Frauen zu gewinnen. Für sie waren die alten Organisationsformen über- lebt, außerdem habe eine Abneigung gegen Politik unter jenen, Frauen wie Männern, ge- herrscht, deren Jugend durch den Nationalso- zialismus geprägt worden war. Und so seien die Älteren in vielen Organisationen unter sich geblieben. Barbara Guttmann zeigt an- schaulich und ohne aus heutiger Sicht ambiva- lente Aspekte zu verschweigen, dass das öffent- liche Handeln der "Frauen der ersten Stunde" zur demokratischen Tradition gehört - auch wenn es kein massenhafter Aufbruch war. CHRISTINA KLAVSMAN N Horst Fischer: Landwirtschaft und Viehzucht in früherer und heutiger Zeit. Heft 4 (Band 11, Kapitel 8) der Chronik Wolfarts- weier; hrsg. vom Verein für die Geschichte von Wolfartsweier, 153 S., 24,- DM Die ersten authentischen Hinweise zur Situa- tion der Landwirtschaft in Wolfartsweier fin- den sich in AufZeichnungen von 1404. Zahl- reiche weitere Urbare, Urkunden und Schrift- stücke dienen dem Autor als Grundlage. Vom frühen Mittelalter bis in das 14. Jh. werden allgemeine Quellen herangezogen, die sich auch aufWolfartsweier übertragen lassen. Das Ergebnis ist eine interessante Wiedergabe des Lebens in den vergangenen Jahrhunderten. Die Bauern waren wichtigster Wirtschaftsfak- tor der Volkswirtschaft, die Gesellschaft war bis in das 19. Jh. bäuerlich geprägt. Struktur und Entwicklung der landwirt- schaftlichen Betriebe zeichnen ebenso ein le- bendiges Bild wie die Veränderung der Erträ- ge und Preise bei landwirtschaftlichen Produk- ten. Anschaulich wird die Problematik der Realteilung mit ihren negativen Folgen für die Betriebs- und Flurstruktur im Laufe der Jahr- hunderte abgehandelt. Kleinstbäuerliche Ver- hälrnisse resultieren daraus und bleiben bis weit in das 20. Jahrhundert hinein bestehen. Die landwirtschaftlichen Betriebe boten ihren Eigentümern bei einer äußerst geringen Flä- chenausstattung oft nur ein karges Brot und 356 das bei der Last der hohen und vielfaltigen Abgaben und Frondienste. Dennoch: manch tüchtiger Landwirt mehrte seinen Besitz und etteichte sicher auch einen gewissen Wohl- stand. Bemerkenswert, dass über die Jahrhun- derte hinweg 20 bis 40 % der Fläche im Besitz von Auswärtigen lag (z. B. Auemer, Durlacher, Grötzinger). Berichtet wird von rund zwei Dutzend landwirtschaftlicher Betriebe Anfang des 15. Jh., die dann bis zum Ende des 18. Jh. auf über 80 ansteigen und erst im Zuge des Strukturwandels der Nachkriegszeit bis 1990 völlig aufgegeben werden. Ebenso anschaulich dargestellt wird die Nutzung der kleinen Wolfartsweierer Flur: Wie wichtig war das Gartengrundstück zur Selbstversorgung! Die Förderung der Land- wirtschaft durch die Markgrafen war bedeut- sam. Natürlich spielte die Abhängigkeit von der Obrigkeit eine große Rolle, die Gemar- kung gehörte rechrlich den Markgrafen. Manche Familie in Wolf.lttsweier wird sich vielleicht bei der Auflistung der Namen im Zusammenhang mit früherem Gebäude- und Grundbesitz wiederfinden. Die Verwendung und Erläuterung der alten Begriffe wie Hube, Hufen, Zelg usw. interessiert. Wie auch die Nennung zahlreicher Hub- und Flurnamen und das Auflisten der früheren Straßennamen. K1einstbetriebe in Wolfartsweier konnten natürlich nur sehr kleine Viehbestände halten. Ein bis zwei Milchkühe, zugleich als Arbeits- tiere eingesetzt, waren die Regel. Die Pferde- haltung und "von oben" verordnete Pferde- zucht diente mehr der Bereitstellung von Mi- litätpferden und für Fuhrzwecke im Lohn. Nicht unbedeutend war das Federvieh. Ein besonderes Kapitel ist der Entwicklung des Genossenschaftswesens in Wolfärrsweier ge- widmet. Selbsthilfeeinrichtungen, wobei vor al- lem die Warengenossenschaft während ihres 70- jährigen Bestehens ab 1990 viele Impulse für die Weiterentwicklung der Landwirtschaft gab. In den alten Quellen hat der Autor auch längst vergessene Namen und Tatbestände wieder ausgegraben. Die Geschichte der land- wirtschaft in Wolfartsweier spiegelt die allge- meinen Lebensumstände vergangener Jahr- hunderte wieder, und sie ist in sehr vielen Tei- len auf unseren Raum übertragbar. Das Heft ist ein Nachschlagewerk und Geschichtsbuch zugleich. Welch große Bedeutung hatte die heimische Landwirtschaft für die Gesellschaft über Jahrhunderte hinweg, wie untergeordnet ist ihr Stellenwert in heutiger Zeit! ARNULF BEEG Bernhard Wien: Politische Feste und Feiern in Baden 1815-1850, Tradition und Transformation: Interdependenzen liberaler und revolutionärer Festkultur Peter Lang Verlag, frankfurt 2001, 702 S., 185,- DM Seit dem Historikertag 1984 wurden "Feste und Feiern" zu einem Modethema, dem bereits viele Arbeiten gelten. Also auch noch ein Buch über Baden, fragt der Verfasser ein- gangs. Er bejaht dies mit 702 Seiten und 1955 Anmerkungen. Für weitere Dissertationen wie diese sollte das keine Richtschnur werden. Die überfülle der Details verhindert aber nicht eine facettenreiche Publikation, weil in ihrer Differenzierung pauschalierende Darstellun- gen über das so unterschiedlich strukturierte Großherzogturn Baden relativiert werden. Seit 1818/19 wurde die neue Verfassung gefeiert, die man allerdings trotzig von der Regierung respektiert wissen wollte, und Eltern wie leh- rer sollten den Kindern den Verfassungstext wie Bibelstellen einprägen. Da politische Ver- sammlungen verboten waren, entpuppten sich diese kryptopolirischen Feste - in gelöster At- mosphäre - und Feiern - gemessenen Charak- 357 ters mit Pathos in Rede und Musik - zur Schiene in die revolutionäre Phase ab 1847, zur Revolution 1849. In Württemberg von der Polizei verboten, stärkte in Baden die po- litische Festkultur die liberalen Abgeordneten, ein Vorgang, von anderen Staaten bewundert, doch angesichts schwacher liberaler Bewegun- gen nicht erfolgreich nachgeahmt. Denn Ba- den und die bayerische Pfalz waren wohl die "aufgeregtesten" Länder und aufgeschlossen fur die Dynamisierung der revolutionären Ent- wicklung durch das Ausland. Mannheim und Freiburg galten dabei als liberale Hochburgen; Karlsruhe, Sitz der Regierung, wurde als Ba- dens Mitte in Zweifel gezogen. Bedeutsam bei den Festivitäten waren die Teilnehmerkreise und Symbole, mal mit Be- amten und Offizieren, mal ohne, mal mit Gottesdiensten sakral überhöht, mal rein po- litisch. Das Zeremoniell spielte eine wachsen- de Rolle mit Abzeichen, Kokarden, Bändern, Binden, Schärpen oder Kleidungstücken wie große Hüte, rote Mützen, blaue Blusen. Der Heckermyrhos, charakterisiert durch Heckers Erscheinungsbild, wurde einerseits Vorbild fur Revolutionäre, andererseits so abschreckend wie die rote Fahne, die die Radikalen für das erst revolutionäre, dann kompromittierte Schwarz-Rot-Gold einsetzten. Vor diesem Rot aber schreckten Bürgermeister zurück, die rote Feuerspritzen verkauften; Apotheker wollten Fläschchen nicht mehr in rotes Papier einwi- ckeln, "ein Bankier schnitt einem herrlich prangenden Kaktus alle seine Blüten ab", so berichteten die Konstanzer "Seeblätter" , eine der 77 Zeirungen, die d. Verf. in stupendem Fleiß ausgewertet hat neben vielen bisher un- gedruckten Quellen aus Stadtarchiven. Allein 73 Seiten umfasst das Verzeichnis der Litera- tur, mit der er sich kritisch auseinandersetzt. In Zwischenergebnissen nach seinen Kapiteln wird der Weg deutlich, wie die traditionellen bürgerlichen Feste und Feiern transformiert werden zur Basis fur Massenwirksamkeit mit entsprechender Durchschlagskraft, ja sie die- nen als "Türöffner für das unterbürgerliche Versammlungswesen 1847-49". Damit wird ein Zugang zu einer neuen Öffentlichkeit ge- schildert, die seit dem 19. Jahrhundert bis in unsere Tage reicht. LEONHARD MÜLLER Rheinhafen Karlsruhe 1901-2001. Mit Beiträgen von E. O. Bräunehe, G. Hert- weck, R. Homberg, P. Pretsch, U. Schubart, J. Schubladen-Krämer, A. Schwarzer (Veröffentlichungen des Karlsruher Stadtarchivs, Band 22), Karlsruhe 2001, Info Verlag, 408 S., 45,- DM Heute fragen Firmen, die sich neu ansiedeln wollen, häufig zuerst: Wie weit ist es zum nächsten Flughafen? Vor hundert Jahren hat- te die Rheinschifffahrt eine ähnlich große Be- deutung. Die Inbetriebnahme des Karlsruher Rheinhafens 1901 stieß das Tor auf zur drin- gend notwendigen wirtschaftlichen Weiterent- wicklung der Stadt und ihres Umlandes. Nicht zuletzt durch den 1963 angelegten Ölhafen hat sich der Güterumschlag übetwiegend po- sitiv entwickelt. In den 1980er Jahren stand Karlsruhe nach Duisburg zeitweilig an der Spitze der deutschen Anlauforte für die Bin- nenschifffahrt. Höchste Zeit also, nach früheren kleineren Publikationen die Geschichte und Entwick- lung der Karlsruher Rheinhäfen in der Ge- samtschau darzustellen. Für den vorliegenden, auch durch seine reiche Bebilderung informa- tiven Band zeichnen mehrere Autoren verant- wortlich. Nach einer zusammenfussenden Ein- leitung durch E. O. Bräunehe, der eine kurze Chronik zur Rheinhafengeschichte beisteuer- te, teilen sich G. Hertweck, J. Schuhladen- Krämer sowie Rheinhafenchef A1exander 358 Schwarzer die Aufgabe, den Werdegang von der Entwicklung der Oberrheinschiflfahrt und frühen Hafenplänen bis zur heutigen Anlage und den an sie gerichteten Anforderungen nachzuverfolgen. Eine Darstellung der Hoch- bauten am Hafen als Beispiele der Industtiear- chitektut zwischen Historismus und Beginn der Moderne von U. Schubart, die reizvolle Prä- sentation der Rheinhäfen in der bildenden Kunst von P. Pretsch sowie die kurze Geschichte der IOO-jährigen Stromversorgung durch das städtische E-Werk am Rheinhafen von R. Homberg erweitern in willkommener Weise die Untersuchung der Hafenentwicklung. Die mit dem Verfahren, das Thema "Rheinhafen" aus unterschietllichem Blickwinkel zu betrachten- unvermeitllichen Wiederholungen nimmt man gerne in Kauf. werden sie doch ausgeglichen durch Informationen, wie sie vorher so und zu- dem so übersichtlich geordnet nicht zur Ver- fügung standen - ist ein Gewinn. Dass schon die Römer den Rhein als Trans- portweg nutzten, ist bekannt, dass die Rhein- schifffahrt danach zeitweise immer wieder zur Bedeutungslosigkeit verkam, schon weniger. Weder die Stromverhältnisse, noch die Schiffs- technik bremsten den Handel, sondern eine Art gewerblichen Raubrittertums, das die Schiffs- ladungen "hemmungslos" mit Zöllen und Abgaben belegte. Neben diesen Detailfragen vermitteln die historischen Kapitel vor allem gruntllich recherchiert und faktenreich die wirt- schaftliche Bedeutung des Hafens für die Stadt, ist das Auf und Ab seiner Umschlagszahlen und seiner Erweiterungspläne doch ein Gradmes- ser auch für die Stadtentwicklung. Nachvoll- ziehbar wird der Einfluss der beiden Weltkrie- ge, der umstrittenen Neckarkanalisierung und der Energieträger Kohle und Öl. ZU einem Buch über den Hafen gehören freilich auch Informationen über die Personen beförderung mit den Fahrgastschiffen "Friedrich Töpper" oder "Karlsruhe" und über Hochwasser, die viele Karlsruher noch in Erinnerung haben. Auch wenn die Fülle des Stoffs die Lektüre nicht immer leicht macht, so ist der Band den- noch nicht nur für Historiker, sondern für alle an der Geschichte ihres H afens interessierte Karlsruher und Karlsruherinnen eine unent- behrliche Fundgrube. DOROTHEA SCHMITT-HOLLSTEIN Ute Grau/Barbara Guttmann: Gegen Feuer und Flamme. Das Löschwesen in Karlsruhe und die Berufsfeuerwehr (Veröffentlichungen des Karlsruher Stadtarchivs, Band 23), Karlsruhe 2001, Info Verlag, 256 S., 39,80 DM Noch 1809 bestimmte die Feuerordnung: "Je- der erwachsene Einwohner hiesiger Stadt und Klein-Carlsruhes ist verbunden, an den Feuer- lösch-Anstalten Antheil zu nehmen." Bis zur heutigen, gut organisierten Feuerwehr "als Mädchen für alles" war es ein langer Weg. Die Autorinnen beschreiben die Entwicklung des Feuerlöschwesens als mühsame Wanderung zwischen organisatorischen Reformen und technischem Fortschritt. Anlässe zu Verbesse- rung waren oft Katastrophen mit vielen Toten. Zwar hatte schon Markgraf Karl Wilhelm erkannt, dass seine überwiegend aus Holz ge- baute Stadt eine Feuerordnung brauchte. Inves- tieren wollte er jedoch nichts und zwang die Bürger, selbst eine falubare Spritze und Leder- eimer anzuschaffen. Das funktionierte leitllich. Zur Gründung der Freiwilligen Feuerwehr führte schließlich der Theaterbrand von 1847. Die als demokratische Vereine entstandenen freiwilligen Wehren hatten es daher nach der Revolution 1848/49 erst einmal schwer. Ab 1860 gab es jedoch erstmals im Haushalt ei- nen eigenen Feuerwehretat. Militärisch organi- siert, erwarb sich die Truppe schnell einen gu- 359 ten Ruf. Während der Industrialisierung wirk- ten sich das Wachstum der Stadt und die tech- nischen Entwicklungen bei den Anforderungen und der Ausstattung der Feuerwehr aus. 1912 leitete unter anderem die "benzin-automobile Drehleiter" die Motorisierung ein. Erst 1926 leistete sich die Stadt eine Berufsfeuerwehr, die an der Ritterstraße eine moderne Hauptwache erhielt. Für die Lösung des schwelenden Kon- flikts, ob der Chef der Hauptamtlichen oder der Freiwilligen das Sagen haben sollte, brauchte es einen Denkzettel. Nach dem Brand des Warenhauses Knopf im Juli 1928 erhielt der Chef der Berufswehr das letzte Wort. Unter dem Nationalsozialismus erlebte die Feuerwehr in der Reichskristallnacht 1938, als sie Juden keine echte Hilfe leisten durfte, den Tiefpunkt ihrer Geschichte. Nach 1949 folg- te dem ,Anfang mit nichts" eine stete Auswei- tung der Aufgaben mit neuen Sicherheitskon- zepten, etwa im Strahlenschutz oder für den Ölhafen. 1960 kam mit der Dependance in Mühlburg endlich die seit langem geforderte Westwache. Die Anschaffung moderner Mul- tifunktionswagen entsprach den erweiterten Anforderungen. Heute ist die Karlsruher Be- rufsfeuerwehr ein moderner Dienstleistungs- betrieb mit 210 Männern. Im Stadtfeuerwehr- verband besteht eine vertrauensvolle Koopera- tion zwischen Berufsfeuerwehr und der Frei- willigen Wehr. Wer sich für den aktuellen Stand des Löschwesens interessiert, dem bietet das letzte Kapitel des Buches guten Einblick. Der ganze Band bettet die Historie der Wehren in das politische und wirtschaftliche Geschehen der Stadt ein. Die umfassende und detaillierte Darstellung wäre allerdings noch lesefreundlicher, wenn jedem Kapitel ein kur- zer Absatz voran ginge, der die spezifischen Er- eignisse in die großen Entwicklungslinien auch der Feuerwehrgeschichte einreihte. ANDREA ALTENBURG Michael Ruhland: Schulhausbauten im Großherzogrum Baden 1806-1918 Verlag Renate Miller-Gruber, Augsburg 1999, 504 S., 379 Abb., 79,- DM Die Dissertation von Michael Ruhland, die nunmehr in einer reich illustrierten Buchaus- gabe vorliegt. leistet nicht nur einen wichtigen Beitrag zu einer noch ausstehenden Architek- turgeschichte des Schulhausbaus in Deutsch- land, vielmehr dürfte diese Untersuchung ge- rade auch für den regional- und lokalge- schichtlich interessierten Leserkreis von beson- derem Interesse sein. Die Publikation besteht aus einem gut les- baren Darstellungsteil und einem umfangrei- chen Katalogteil. Im Mittelpunkt der Darstel- lung steht der Schulbau und Schulraum als soziale und pädagogische Umgebung im Spannungsfeld zwischen Funktion und Reprä- senration. Dabei bilden städtebauliche Aspek- te, die Entwicklung der Grundrissformen und Fassaden sowie die Frage nach der künstleri- schen Ausschmückung von Schulgebäuden in sich geschlossene Themenkomplexe der Un- tersuchung. Viele Beispiele in Text und Bild beziehen sich hierbei auf Karlsruher Schulbau- projekte von Friedrich Weinbrenner, Heinrich Hübsch, Heinrich Lang, Wilhe1m Strieder oder Friedrich Beichel. Der um die Jahrhun- dertwende einsetzende Einfluss der Kunster- ziehungsbewegung erreichte im Karlsruher Schulhausbau den Höhepunkt mit der 1905 in der Kapellenstraße fertiggestellten Schiller- schule von August Stürzenacker. Der Katalog stellt 98 Schulbauten vor, die im Großherzogturn Baden 1806-1918 ent- standen sind. Zu jedem Objekt gibt es eine Abbildung, eine Auflistung wichtiger Daten und Fakten sowie eine kurze Charakteristik des betreffenden Gebäudes. Daran schließt sich jeweils ein Abriss der Baugeschichte und eine Beschreibung der Ausstattung des Schul- 360 hauses an. Dabei ist mögliehst der Zustand zur Zeit der Eröffnung. zumindest aber das Aus- sehen vor 1918 zugrundegelegt. Aus Karlsruhe werden 17 Sehulhausbauten vorgestellt. Das ehemalige Lyceum in den Sei- tenflügeln der Stadtkirehe am Marktplatz und die ehemalige Höhere Töchterschule in der Kreuzstraße dienen heute anderen Zwecken. Dagegen wurden die Höhere Bürgerschule am Zirkel und das Lehretseminar in der Rüppur- rer Straße nach ihrer Zerstörung im Zweiten Weltkrieg nicht wieder aufgebaut. während vom Lehrerseminar in der Bismarckstraße wenigstens noch die Fassaden /Ur den Wieder- aufbau der heutigen PH verwendet werden konnten. Noch ganz oder tei lweise erhalten sind die Schulgebäude des Gymnasiums in der Bismarckstraße. der Höheren Bürgerschule und des Realgymnasiums in der Englerstraße. der Höheren Mädchenschule in der Sophien- straße. der Oberrealschule in der Kaiserallee. der Goemeschule in der Renkstraße und der Lessingschule in der Sophienstraße. Bezeich- nenderweise musste das Gebäude der Gewer- beschule am Lide11platz nach seiner Fertigstel- lung 1914 zunächst als Lazarett eröffnet wer- den. bevor es 1919 seiner eigentlichen Bestim- mung übergeben werden konnte. Der Stadtteil Durlach ist in Ruhlands Katalog mit drei noch heute bestehenden Schulhausbauten vertreten: Vereinigte Schulen in der Pfinztalstraße. Ge- werbeschule sowie Progymnasium und Real- progymnasium in der Gymnasiumstraße. Zu jedem Objekt sind auch die entspre- chenden Archivalien und die Literatur angege- ben. Zusätzlich erschließt ein Personen- und Gebäuderegister alle im Darstellungs- und Katalogteil erwähnten Sehulen und die betei- ligten Architekten und Künstler. Somit stellt die Publikation insgesamt auch ein wichtiges Handbuch und Nachschlagewerk dar. JÜRGEN SPANGER Annette Borchardt-Wenzel: Frauen am badischen Hof. Gefahrtinnen der Großher- zöge zwischen Liebe. Pflicht und Intrigen Casimir Katz Verlag. Gernsbach 2001. 388 S .• 25 Abb .• 49.- DM Der nFrauengeschichteCC ist seit längerem zu verdanken. dass die manchmal männlich- graue Geschichtsszene nicht nur eine neue Farbe erhält. sondern aueh neue Einsichten. So ist es verdienstvoll. die Lebensläufe von sie- ben Fürstinnen an badischen Höfen zu schil- dern. die nicht ohne Einfluss /Ur Badens Ent- wicklung waren: Karoline Luise. Amalie. Luise Karoline von Hochberg. Stephanie Beauhar- nais. Sophie. Luise v. Preußen und Hilda. Zwar gibt es über jede bereits Literatur. doch die Zusammenfassung dieser Lebensläufe ver- mittelt neben dem politischen einen breiten kulturhistorischen Zusammenhang. Wiewohl auf wissenschaftlichen Publikati- onen gründend. trotzdem manchmal an alte Voreingenommenheiten gebunden. will die Verfasserin in erster Linie unterhalten und wirft den deutsehen Historikern "aller größtes Misstrauen vor, wenn Geschichte zu 'Unter- haltung' herhalten soll". Nun könnte man im Gegenteil genug brillant gesehriebene Werke aufführen und auch darauf hinweisen. dass immerhin. die wissenschaftliche Literatur. auf die sich dieses Buch stützt. von diesen Histo- rikern aufgearbeitet wurde. Deren Stil ist freilich ein anderer. Hier dagegen benimmt sich ein russischer Großfürst "wie die Axt im Walde". Amalie "war ganz seharf', Kamarina die Große zu sehen, hielt dagegen Stephanie für "eine dumme Pute", während Napoleon "hämisch gegrinst" haben soll und so fort. Man weiß nicht, wo in den Quellen so etwas steht, denn das Original macht doch wohl erst "Spaß", wovon mehrere hier zitierte Quellen zeugen und nicht allein diese Diktion der Autorin. 361 Dass es zu Überschneidungen der einzel- nen Lebensbilder kommt. die einzeln gelesen werden können, Stört weniger, dagegen ein Faktum wie z. B. die Vorliebe Karl Friedrichs für "diese oder jene niedrige Weibsperson" so oft in Variationen, was man doch spätestens beim zweitenmal begriffen hat. Die Schicksale sind "durch ein Temperament" gesehen. und da kann man bei jeder Biographie streiten. Dass der letzte Großherzog Friedrich 11. aber ein "charakterschwacher" Mann gewesen sein soll. dem muss man auf Grund der Quellen deutlich widersprechen. Die zahlreichen Literaturangaben werden z. T. eigens kommentiert und eine Stammta- fel erleichtert die Übersicht. So werden Hilfen für weitere Orientierungen angeboten. Und manchen mögen die obigen Einwände weni- ger stören, wenn er sich bei dieser Portrair- sammlung unterhalten weiß. Sollte er dadurch mögliche Zugänge zur badischen Geschichte finden. wäre das erfreulich. . LEONHARD MÜLLER Ute Grau: Schloss Augustenburg (Häuser- und Baugeschichte. Schriftenteihe des Stadtarchivs Karlsruhe. Bd. 1). Info Verlag Karlsruhe 2000.16.80 DM/8.59 € Holger Reimers. Gerhard Kabierske. Georg Matzka: Ein Karlsruher Modellhaus von 1723. Das Seilerhäuschen (Häuser- und Baugeschichte. Schriftenreihe des Stadtarchivs Karlsruhe. Bd. 2). Info Verlag Karlsruhe 2001. 29.34 DMI15 € Mit dem Band über Schloss Augustenburg eröffnet das Sradtarchiv Karlsruhe eine neue Publikarionsreihe "Häuser- und Baugeschich- te" und ergänzt damit die beiden bestehenden Reihen "Veröffentlichungen des Karlsruher Stadtarchivs" und "Forschungen und Quellen zur Stadtgeschichte". Nun besteht eine Publi- kationsmöglichkeit für kleinere Arbeiten zu architektur- und baugeschichtlichen Themen. denen innerhalb der Gesamtstadtgeschichte eine wichtige Rolle zukommt. Dies ist umso erfreulicher. als es gerade in Karlsruhe lange am Bewusstsein für die eigene Architektur fehlte. Insbesondere die historischen Gebäude wurden - aufgrund des geringen Alters der Stadt - wenig geschätzt. Völlig zu Unrecht. denn. wie Oberbürgermeister Heinz Fenrich in seinem Geleitwort feststellt. verfügt Karls- ruhe über eine beachtliche historische Bausub- stanz. Diese sei nicht nur von architekturge- schichtlichem Interesse. sondern liefere darü- ber hinaus wertvolle Erkennrnisse z. B. zur Alltags-. Sozial- und Wirtschaftsgeschichte. Dass Häuser "vielerlei Geschichten erzäh- len" können. zeigt sich gleich im ersten Band über Schloss Augustenburg. Die Autorin Ute Grau. eine auf stadt- und landesgeschichtliehe Themen spezialisierte Historikerin. bettet ver- siert die wechselvolle Geschichte des Gebäudes in übergreifende Zusammenhänge ein. In flüs- sig zu lesender Weise entblättert sie das Schick- sal des Gebäudes vom staufischen Pfründner- haus über fürstliche Hofhaltung. die Nutzung als Krapphaus und als Knopffabrik. bis hin zur Herberge der Grötzinger Malerkolonie. Span- nend zu verfolgen ist auch der lange Kampf um den Erhalt des alten Gemäuers. Leider erst in den 70er Jahren des letzten Jahrhunderts konnte durch den Ausbau zum Altenheim wenigstens noch der Hauprflügel gerettet wer- den - der Rest der Anlage war wegen des fort- geschrittenen Verfalls nicht zu erhalten. Der Titel der neuen Reihe legt nahe. dass sich das Stadtarchiv in Zukunft mehr der Bau- geschichte widmen will. Wie schwer Histori- kern der Umgang mit dreidimensionalen Quel- len fällt. zeigt dieser erste Band. Die Bauge- schichte wird zwar genannt. doch fehlt es an 362 einer soliden Baubeschreibung, kein Plan hilft dem Leser, sich das Gebäude selbst zu erschlie- ßen. Selbst klassische historische Quellen wie die Inventarverzeichnisse der Markgräfin Ma- riaAugusta (1649-1728) werden nur in Hin- blick auf Besitztümer und Personalbestand ausgewertet. Die Information über 34 Zimmer und eine Kapelle im Hauptgebäude sowie eine Vielzahl an Nebengebäuden fehlt. Ein Blick ins Großinventar von 1938 (Kunstdenkmäler Badens) gibt hier auf wenigen Seiten eine Viel- zahl von bauhiscorischen Informationen, die in eine Monographie unbedingt hätten einflie- ßen müssen. Eine Ergänzung dieser über 70 Jahre alten Beschreibung anhand des heutigen Bestandes wäre darüber hinaus wünschens- wert gewesen. Auch fehlt ein Wort zu den prä- genden Baurnaßnahmen des 16. Jahrhunderts im Rahmen der heimatlichen Renaissancebau- kunst. Trotz dieser Kritik bleibt der hier vorge- stellte Band eine unterhaltsame und optisch ansprechende Lektüre, die mit leichter Hand viel über das Leben im Schloss Augustenburg erzählt. Völlig anders zeigt sich demgegenüber der zweite Band der Reihe. Er ist einem Gebäude gewidmet, das auf grund seiner spektakulären Rettungsgeschichte zu einer Karlsruher Be- rühmtheit wurde: dem Seilerhäuschen. Schon die Profession der Aucocen - zwei Bauhisroci- ker und ein Architekt - lässt die andere Ge- wichtung dieses Bandes ahnen. Und dann schlägt sie zu, die Baugeschichte. Zunächst führt Holger Reimers den Leser an das Gebäude heran und in es hinein. In allgemeinverstäncllicher Sprache erklärt er, wie viele Fragen der kenntnisreiche Forscher an ein unscheinbares Haus stellen kann, und wie vielfältig die Erkenntnisse sind, wenn er Zeit für die Suche nach Antworten hat. Das an- hand des Seilerhäuschens gewonnene Wissen erlaubte dem Autor, historische Fotografien anderer Modellhäuser neu auszuwerten. Die Erkenntnisse befruchteten sich gegenseitig und dem Leser steht nun nicht mehr die alte Hütte vor Augen, sondern - sehr anschaulich in den farbigen Rekonstruktionszeichnungen - ein reizvolles Barockhäuschen. Dieser Ex- kurs kommt einer Grundlagenforschung zur Stadtbaugeschichte gleich. Der Wert der bei- den letzten erhaltenen Dokumente - neben dem Seilerhäuschen nur noch das Haus Wald- straße 9 - wird um so deutlicher. Wie wenig selbstverständlich das Interesse an dieser Form von Geschichte ist, zeigt die von Gerhard Kabierske zusammengestellte Chronologie der Ereignisse seit 1962. Das Seilerhäuschen ist ein Paradebeispiel für den Wandel des öffentlichen Bewusstseins von fortschrittsgläubigem Erneuerungswillen der 1960er Jahre - als das unscheinbare Haus be- denkenlos einer Hochgarage weichen sollte - bis hin zur Eintragung des Gebäudes ins Denkmalbuch als Kulturdenkmal von beson- derer Bedeutung im Jahre 1999. Für den zukünftigen Besucher des Gebäu- des - und dank der geplanten Nutzung als Cafe und Galerie wird das Gebäude öffentlich zugänglich sein - wird ebenfalls von Interesse sein. wie denn nun mit den vielen Erkenntnis- sen umgegangen wurde. was warum und wie erhalten blieb oder erneuert wurde. Hierüber gibt der Beitrag des bauleitenden Architekten Georg Matzka Auskunft. Der Band ist mit zahlreichen informativen Abbildungen ausgestattet, die zum Nachlesen verleiten. Sie erleichtern es dem Leser, die an- spruchsvolle Lektüre zu bewältigen - der Lohn ist ein großer Erkenntnisgewinn: über cllie frü- he Stadtbaugeschichte, die Modellhäuser, über Handwerkstraditionen und nicht zuletzt auch über bauhistorische Methoden. ULRIKE PLATE 363 Sergej G. Fedorov: Wilhe1m von Traitteur. Ein badischer Baumeister als Neuerer in der russischen Architektur 1814-1831 Berlin 2000, 331 5.; 75,67 € Badens Architektur- und Ingenieurschule - Vorläuferin der heutigen Karlsruher Univer- sität - ist seit Weinbrenners Zeiten über die nationalen Grenzen hinaus bekannt. Nur we- nige wissen, dass bereits vor Weinbrenner ein badischer Baumeister im Ausland wirkte und maßgeblich am Aufbau einer modernen Ar- chitekturschule in St. Petersburg Anteil hatte. Die Rede ist von Wilhe1m von Traitteur (1788-1859), dessen Familie heute noch im Mannheimer Raum bekannt ist. In den Jah- ren, als gerade die Rheinbegradigung durchge- führt wurde, erwarb er das für solche Projek- te notwendige ingenieurtechnische Wissen zu- nächst autodidaktisch und dann an der europa- weit führenden »&ole des ponlS et chaussees" in Paris. In der Endphase der napoleonischen Kriege (1813-1816) weilte der russische Zar Alexander 1., verheiratet mit einer badischen Prinzessin, häufig in Bad~n. Hier lernte er den jungen Ingenieur kennen und engagierte ihn 1814 für Arbeiten in seiner Hauptstadt. St. Petersburg war seinerzeit wohl die größte Baustelle Europas. Zur Bewältigung der zahlrei- chen Aufgaben richtete der Zar Bauschulen und Behörden nach französischem Vorbild ein und berief ausländische Fachleute wie Augus- tin de Betancourt als Leiter und Wilhelm von Traitteur, der mit seinen französischen Erfah- rungen beste Voraussetzungen mitbrachte. In den kommenden 18 Jahren entfaltete Traitteur eine reiche Tätigkeit: Seine Entwürfe für Kasernen, staadiche Druckanstalten oder unüblichen Spannweiten. Brückenbauten stellten den innovativsten Teil des Oeuvres von Traitteur dar. Russland hatte einen enor- men Bedarf an neuen Verkehrswegen. Dabei waren Hunderte von Brücken über Bäche und Flüsse zu bauen, was nur durch weitgehende Rationalisierung und Standardisierung der Bauelemente zu lösen war. In St. Petersburg selbst mussten für den steigenden Verkehr ebenfalls neue Brücken über die Newa und ihre Seitenarme geschlagen werden. Traitteur passte den gerade in Amerika und England entwickelten Typus der Eisenkettenbrücke dem Nordrusslands an. Dabei entstanden ei- nige besonders schöne Brücken, wie die Pan- teleimonbrücke, die zum eleganten Erschei- nungsbild St. Petersburgs beitrugen. Einzelne von ihnen existieren heure noch. 1831 verließ Wilhelm von Traitteur plötz- lich den russischen Staatsdienst und kehrte nach Mannheim zurück. Aufgrund fehlender Quellen sind dafür eher politische als persön- liche Gründe zu vermuten. Das Wirken eines Ingenieurs in verschiede- nen Kulturen zu schildern, war nur einem Autor möglich, der diese auch selbst kennt. Es ist daher ein Glücksfall, dass der russische Bauhistoriker Sergej G. Fedorov aus St. Peters- burg seit edichen Jahren am Institut für Bau- geschichte der Universität Karlsruhe arbeitet. Er brachte die reichen Quellen insbesondere der St. Petersburger Archive zum Sprechen und entlockte auch badischen Archiven man- che Neuigkeiten. Das Buch, großzügig ausge- stattet und votzüglich bebildert, schildert ei- nen neuen Aspekt der badisch-russischen Be- ziehungen und macht mit einer wichtigen Facette der Geschichte des Brückenbaus be- Menagerien zeugten einerseits von der siche- kannt. ren Verwendung der klassizistischen Architek- turformen; andererseits offenbaren sie seine besondere Neigung zu Ingenieurbauten: viele Bauwerke besitzen Hallen mit riesigen, bisher JÜRGEN KRÜGER 364 Hansmartin Schwarzmaier: Das Dorf in der Geschichte von Land und Landschaft. Von den Anfangen bis zum Jahr 1800 Chronik Wolfahrtsweier Heft 5, Selbstverlag des Geschichtsvereins, 2001, 143 S., 12,- € Der Elan von Elga Roellecke, eine repräsenta- tive Chronik von Wolfahrtsweier herauszuge- ben, von der bereits vier Hefte erschienen sind, ist bemerkenswert. Wer in verschiedene landesgeschichtliche Arbeiten Einblick hat, z. B. bei der Jury für Preise zur Heimatfor- schung in Baden-Württemberg, bemerkt, wie besonders dieses Heft sich von einer einäugigen Blickrichtung auf das örtliche Detail abhebt, wie sie oft anzutreffen ist. Nun ist H . Schwarz- maier ein versierter Historiker, der für zahlrei- che Epochen eine Vielzahl von Veröffentli- chungen vorgelegt und besonders als Heraus- geber und Autor des "Handbuchs der Baden- Württembergischen Geschichte" große Ver- dienste erworben hat. So gelingt es ihm, wie der Titel verheißt, die Entwicklung eines Dor- fes wie Wolfahrrsweier in das große Tableau der Landesgeschichte einzufügen. Und das gerade für eine Zeit, für die der Ort nur weni- ge Quellen aufWeist, denn die Schriftzeugnisse strömen erst seit dem 18. Jahrhundert. Allein die sorgfaltige Ausstattung mit Kar- ten zeigt, wie eine Dorfgeschichte immer im Zusammenhang mit der Landschaft zu sehen ist. Dazu gehört nicht nur die Geographie, die Bevölkerungsstruktur. In dieser Landschaft der ehemaligen Römerstraßen, der Funde aus Kelten- und Alemannenzeit, der großen Be- deutung des Klosters Gottesau für die kirchli- che Betreuung findet man so viele Kompo- nenten, dass farbige Kapitel aus antiker und mittelalterlicher Geschichte aufgeschlagen werden können. Der Verfasser nimmt den Leser bei der Hand, um ihn in großer An- schaulichkeit zu Epochen hinzuführen, die diesen Ort in ein großes Geschehen einbetten. Die komplizierte Familiengeschichte der Zäh- ringer und ihre Glaubenswechsel in der Refor- mationszeir werden so aufbereitet, dass man neues Imeresse an badischer Geschichte ge- winnt. Die Zeit der französischen Einfälle im 17. Jahrhundert, die großes Elend am Ober- rhein hervorrief. macht deutlich, wie die dörf- liche Bevölkerung Opfer von Machtgier und Ideologie wurde. In einem sorgfältig ausge- wählten Anmerkungsapparat wird auf eine umfangreiche Literatur hingewiesen. In summa: ein Beispiel für Hobbyhistori- ker, wie Orrsgeschichte lebendig gemacht wer- den kann, wie man mit dem Schicksal eines Dorfes den großen Atem der Geschichte ein- Hingt, der jeden Leser faszinieren wird. LEONHARD MüLLER Karl Zahn: Gräber, Grüfte, Trauerstätten. Der Karlsruher Hauptftiedhof (Veröffentlichungen des Karlsruher Stadtarchivs, Band 24), Info Verlag Karlsruhe, 200 I , 26,- € "Denn alle Lust will Ewigkeit" - mit einem fotokünstlerischen Blick auf erorische Skulp- turen europäischer Friedhöfe öffnete die Foto- grafin Isolde Ohlbaum nicht nur den Blick auf eine ungewöhnliche Friedhofsperspektive, son- dern weckte bei einem breiten Publikum die Lust auf mehr über Friedhöfe. Lust auf Fried- hof? Die kulturelle Bedeutung des "öffentli- chen Bestattungsraumes", sie verdient weit mehr als spektakuläre Impressionen, sie for- dert vor allem eine feste Verankerung des The- mas "Friedhof" im Kontext stadthistorischer Untersuchungen. Friedhöfe als wichtiger Be- standteil von Stadtgeschichte sind ein facet- renreiches Kaleidoskop von Stadtentwicklung, kunsthistorischer Vielseitigkeir, Baugeschichte und vor allem soziokultureller Entwicklung. 365 Wie Friedhofsgeschichte als integraler. le- bendiger Bestandteil der Karlsruher Stadtge- schichte durchaus Lust auf mehr Friedhof ent- fachen kann. das verdeutlicht die von Karl Zahn über zwanzig Jahre hinweg sorgfältig recherchierte Entwicklung des Karlsruher Hauptfriedhofs und seiner Vorgeschichte. Dass das umfangreiche Manuskript der nach ihrem Verfasser im Karlsruher Stadtarchiv ge- führten "Zahn-Chronik" über den ältesten kommunalen Friedhof Deutschlands nun endlich als Buch den Weg in die Öffentlich- keit gefunden hat. ist ein publizistischer Glücksgriff. Weckt bereits der Haupttitel "Gräber. Grüfte. Trauerstätten" die Neugierde der stadthistorisch interessierten Leser. so hält der chronologisch gegliederte Inhalt neben seiner unglaublichen Informationsfülle so manches überraschende historische Detail bereit. Wer vermutet schon unter dem bauli- chen Karlsruher Prunkstück. dem Markplatz. den Ursprung des Karlsruher Bestattungswe- sens oder unter dem Verkehrsknotenpunkt Mendelssohnplatz den ersten. 1794 angeleg- ten Friedhof der jüdischen Mitbürger? "Streit um das Leichenhaus". "Drei-K1assen-Bestat- tungssystem", "das Karlsruher Sargmonopol" - wer Karl Zahn auf den Spuren durch die Karlsruher Friedhofgeschichte begleitet. wird vieles entdecken: Nachdenkliches. Erstaunli- ches und auch manches zum Schmunzeln. Für den Leser etwas irreführend mag der Untertitel der Publikation sein. Denn wenn auch ihr Kernstück dem Karlsruher Haupt- friedhof gewidmet ist. macht vor allem die umfassende Darstellung der Geschichte des Bestattungswesen in Karlsruhe - von der Stadtgründung bis heute - die Besonderheit dieses Werkes aus. Mit historischen Quellen. Plänen. Zeichnungen sowie reichhaltigem Fo- tomaterial abwechslungsreich gestaltet. entfal- tet sich ein spannungsreicher Bogen von den Gräbern beim Schloss Gottesaue. Trauersitten Das Theatcrhrand·Denkma! vor der Grufu=nhalle auf dem Allen Friedhof, mit dem den Opfern des Theaterhrandes 3m 28. Februn 1847 gedacht wird. und Begräbnisvorschriften. Friedhöfen der jü- dischen Gemeinde. über die architektonischen Höhepunkte. die Parkstruktur sowie besonde- re Grabmale des Hauptfriedhofes bis hin zu dem aktuellen Thema "Grabmalpatenschaften auf Karlsruher Friedhöfen". Mehr Lust auf Karlsruher Friedhofsge- schichte? Sicher! Was der langjährige stellver- tretende Leiter des Karlsruher Friedhofsamtes 366 Karl Zahn durch intensives Quellen- und Li- teraturstudium zusammengetragen hat, ist ein Werk von besonderer historischer Dichte, das in seiner Gründlichkeit der Karlsruher Stadt- geschichte eine neue vielseitige Perspektive er- öffnet. YPS KNAUBER Im Mittelpunkt der Mensch. Parlaments- reden Karlsruher SPD-Abgeordneter. Herausgegeben vom SPD-Kreisverband durch Manfred Koch, Info Verlag Karlsruhe 2001,15,- € Jubiläen zu begehen ist eine Kunst. Traditio- nen verleiten gerne zu ausschmückender Selbstdarstellung. Die eigene Geschichte dient dann nur noch als Instrument zur Selbsrwert- steigerung im Gegenwärtigen. Ganz anders ist die Karlsruher SPD mit dem bleibenden Werk zu ihrem 125-jährigenJubiläum umgegangen. Statt einer farbigen Hochglanzbroschüre liegt ein 232seitiges Buch mit wenigen schwarz- weiß Aufnahmen auf dem Tisch. Auf dem Umschlag nur Passfotos von Politikerinnen und Politikern, einer Berufsgruppe, die im öf- . fentlichen Ansehen der Bundesrepublik nicht gerade hoch gehandelt wird. Die positive Übertaschung erfolgt bei der Lektüre des Bandes: Statt in hehren Worten sich selbst zu feiern, wird anhand der geleiste- ten Arbeit Karlsruher Parlamentarier der Ein- satz für die Werte der Sozialdemoktatie darge- stellt. Der Kraft des Wortes vertrauend, wer- den gleichsam wie Zeitzeugen alle Karlsruher Abgeordnete und Oberbürgermeister - die Auswahl wird in einer Vorbemerkung erläutert - mit wichtigen Reden vorgestellt. Dabei wird jede Rede mit Bild und einer 1-2 seitigen in- formativen Kurzbiografie dem Leser nahege- bracht, bevor der Zusammenhang, in dem die Ansprache gehalten wurde, kurz skizziert wird. Unter dem mehrfach zutreffenden Leitmo- tiv "Im Mittelpunkt der Mensch" bieten die Texte ein beeindruckendes Kaleidoskop aus der deutschen Geschichte. Bei manchen The- men zeigt sich die Veränderung der Bundesre- publik überdeutlich, wenn z. B. Erwin Sack 1979 im Landtag eine Lanze für den Sozialen Wohnungsbau bricht, weil viele Familien kei- ne Wohnung zu einen verktaftbaren Mietpreis finden. Bei den Forderungen von Brigitte Wim- mer aus dem Jahr 1989 zur Schulpolitik drängt sich dagegen der Eindruck auf, dass viele der Sätze nach 13 Jahren angesichts der Ergebnisse der Pisa-Studie unverändert gültig sind: eine Klassenstärke von 25, fächerüber- greifender Unterricht und Projektorientierung - damals übrigens an den Kultusminister Mayer-Vorfelder gerichtet. "Im Mittelpunkt der Mensch" als Orien- tierungspunkt der politischen Sacharbeit aber auch als Individuum zeigt eindrücklich die Rede Ludwig Marums anlässlich der Ermor- dung von Walter Rathenau 1922. Klar be- nennt er die Geldgeber der national-völki- schen Hetze als Wegbereiter politischer Mor- de in der Weimarer Republik. Und hellsichtig geißelt er die Teilnahmslosigkeit der Masse: "Wenn es jetzt nach diesem Attentat auf Ra- thenau wieder so gehen sollte, dass die deut- sche Öffentlichkeit 14 Tage vielleicht wieder entrüstet ist und dann der Bürger in Deutsch- land wieder sein Zipfelmütze über die Ohren zieht und Angst vor dem Sozialismus be- kommt, [ ... 1 dann werden Sie die deutsche Republik nicht retten" (S. 80). Hellsichtig und tragisch zugleich, weil er letztlich die Ursachen seine eigenen Ermordung 1934 beschrieb. Diese kurzen Eindrücke mögen anregen, sich im "Who is who" der Karlsruher Sozialde- mokratie festzulesen, von Wilhe1m Kolb 1918 zur Friedenspolitik über Friedrich Töpper mit dem Etat 1949, Hermann Veit 1951 leiden- 367 schaft1ich zum Südweststaat in aufgepeitschter Atmosphäre, Günther Klotz 1964 zur Bun- desgartenschau und A1ex Möller 1970 zum Bundeshaushalt, um nur einige zu nennen. Die ganze Bedeutung entfaltet der Band, wenn man vorher die 40 Seiten zur Geschichte der Arbeiterbewegung und der SPD in Karls- ruhe liest. Informativ und kurzweilig: Ein SPD-Kreisverband in der badischen Landes- hauptstadt, in der die so genannte Weimarer Koalition (SPD, Zentrum, Liberale) bis 1933 stabile Verhältnisse und solide Politik ermög- lichte, eine Partei, die bis zum Ende der 60er Jahre auch die kommunale Politik entschei- dend mitprägte. Det Band, ein würdiges, blei- bendes Denkmal, zu dem man - passend zum Jubiläum - gratulieren kann. CLEMENS REHM Michael Stolle: Die Geheime Staats polizei in Baden. Petsonal, Organisation, Wirkung und Nachwirken einer regionalen Verfolgungsbehörde im Dritten Reich Konstanz 2001 (Karlsruher Beiträge zur Geschichte des Nationalsozialismus Bd. 6), UVK Verlagsgesellschaft mbH, 39,- € In fünf Kapiteln untersucht der Autor in sei- ner an der Universität Karlsruhe vorgelegten Dissertation Vorgeschichte, Organisation, Per- sonal, Verfolgungspraxis und Entnazifizierung einer Behörde, die als eine der tragenden Säu- len der nationalsozialistischen Diktatur gilt. In Baden ging die Gestapo aus dem Landes- polizeiamt hervor, in das die politische Polizei integriert war. Dieses "StaatsschulZorgan" hat- te in der Weimarer Republik die links- und rechrsextremen Parteien zu überwachen. Eine angesichts dieses Einsatzes für die Demokratie erstaunlich hohe Zahl von Beschäftigten (40 von 50) konnte nach der nationalsozialisti- schen Machtübetnahme für die badische Ge- stapo weiterarbeiten, die im Dri[[en Reich zeitweise 450 Beschäftigte (1938) ha[[e. Nur besonders exponierte Beamte wie der Karlsruher August Furrer, der wegen seines entschiedenen Auftretens gegen die National- sozialisten sofort nach der Reichstagswahl am 5. März 1933 verhaftet worden war, wurden entlassen. Furrer gehörte auch zu den Sozial- demokraten, die in der beschämenden Schau- fahrt durch Karlsruhe am 16. Mai 1933 in das KZ Kislau überführt wurden. Stolle, der immer auch den Blick auf die Entwicklung im Reich hat, arbeitet heraus, dass die badische Gestapo bis 1936 noch relativ ei- genständig war. Der unmittelbar dem badi- schen Gauleiter Robert Wagner unterstellte ers- te Gestapochef Karl Berckmüller geriet nach der "Verreichlichung" der Polizei 1936 zuneh- mend in Konfrontation zu Himmler und wur- de schließlich im März 1937 abgeschoben. Die Gestapo war trotz des starken perso- nellen Ausbaus immer auch auf willige Helfer angewiesen, auf andere Partei- und Staats- dienststeIlen, aber auch auf Denunzianten, die z. B. die Abhörung von Feindsendern melde- ten. Zuweilen wurden "V-Männer" in opposi- tionelle Gruppen eingeschleust. So fiel die Widersrandsgruppe um den Mannheimer KPD-Politiker Georg Lechleitner einem sol- chen V-Mann zum Opfer: Lechleitner wurde 1942 mit 19 Mitstreitern zum Tode verurteilt und hingerichtet. Zu diesem Zeitpunkt war seit Ende der 30er Jahre nach der weitgehenden Zerschla- gung der linken oppositionellen Gruppen die Verfolgung anderer Gegner in den Vorder- grund getreten. Die badische Gestapo glieder- te sich nahtlos ein in die Bekämpfung der au- ßerhalb der so genannten Volksgemeinschaft gestellten Gruppen wie etwa ,,Asoziale", "Be- rufs- und Gewohnheitsverbrecher", "Homo- sexuelle", "Zigeuner", "Bibelforscher" sowie "Juden". 368 Dabei nahm die Brutalität der Maßnah- men nach dem Beginn des Zweiten Weltkrie- ges noch einmal signifikant zu. In Ettlingen wurde z. B. das Gerichtsgefängnis seit 1941 für .. Vernehmungen" der Gestapoleitstelle Karls- ruhe genutzt, um dort ungestört zu foltern. Maßgeblich beteiligt waren Gestapoleute an den Exzessen der .. Reichskristallnacht" 1938 und der Deportation der badischen Juden im Oktober 1940 nach Gurs. Auch an den be- rüchtigten Einsatzgruppen im Elsaß hatte die Gestapo großen Anteil. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden sie- ben Angehörige der Gestapo von den Sieger- mächten hingerichtet. Nur 10% wurden in ihrem Entnazifizierungsverfahren als Haupt- schuldige eingestuft, 17 % waren .. Belastete". Diese recht bescheidene Bilanz wird auch dadurch nicht besser, dass die Betroffenen im Schnitt eine fast dreijährige Internierungshaft hinter sich hatten. Abgerundet wird dieser gründlich recher- chierte Band, der die Erforschung der NS- Diktatur in Baden, aber auch die der Gestapo allgemein ein gutes Stück weiterbringt, durch Kurzpotträts der badischen Gestapoleiter und eine Topographie der badischen Gestapo- dienststellen. ERN ST OTTO BRÄUNCHE Angela Borgstedt: Entnazifizierung in Karlsruhe 1946 bis 1951. Politische Säube- rungen im Spannungsfeld von Besatzungs- politik und lokalpolitischem Neuanfang (Karlsruher Beiträge zur Geschichte des Nationalsozialismus 5), UVK Verlagsgesell- schaft, Konstanz 2001,387 S., 34,- € Das Urteil über die Entnazifizierung durch die Zeitgenossen und die Wissenschaft ist einmü- tig: Ein Fehlschlag. In den letzten Jahren sind zahlreiche Regional- und Lokalstudien dazu erschienen. Ursache dafür ist das allgemeine Interesse an der Aufarbeitung diktatorischer Vergangenheit nach 1945 und 1989, das durch den Ablauf von Sperrfristen für die Quellen zudem befördert wird. Borgstedt fügt aber nicht einfach vorliegenden Regionalstu- dien für Bayern, oder (Süd-)Baden eine weite- re hinzu, sondern setzt einen bisher wenig beachteten Schwerpunkt, indem sie sich nicht auf die ,,Altlastenentsorgung" der politischen Vergangenheit beschränkt, sondern die Leis- tungen des Personals der Spruchkammern für Politik, Wirtschaft und für die Justiz der ent- stehenden Bundesrepublik analysiert. Auf der Basis sorgfältiger Auswertung des Quellenmaterials beschreibt die Autorin den Entnazifizierungsapparat in Nordbaden und Karlsruhe, der bei seiner Eintichtung im Früh- jahr 1946 über 350 Mirarbeiter umfasste. Die- ser personal- und kostenintensive Apparat ar- beitete trotz nachkriegsberlingter räumlicher, personeller und materieller Probleme zügiger als die Einrichtungen anderer Karnmerbezirke der US-Besatzungszone. Diesen Erfolg kann Borgstedt überzeugend auf die erfolgreiche Per- sonalpolitik zurückführen. Es war gelungen, trotz des begrenzten Kreises potenzieller Kandi- daten ein hohes Maß kompeteriter Juristen zu gewinnen, .. die den Prozess der Säuberung von den politischen in rechtliche Bahnen lenkten." Für die von den politischen Parteien gestellten Beisitzer wird das zeitgenössische Urteil wider- legt, wonach diese weitgehend unqualifiziert gewesen seien. Bestätigt wird dagegen rlie über- proportionale Aktivität von Sozialdemokraten und Liberalen als Beisitzer. Das juristische Per- sonal neigte dagegen mehr zur CDU. Bei der Analyse der ArbeitsWeise det Spruch- kammern wählt Borgstedt aus den ca. 54.000 vom Gesetz betroffenen Fällen (von ca. 200.000 Einwohnern Karlsruhes) rlie .. Haupt- schuldigen" (263 Personen, von denen 19 definitiv so eingestuft wurden) , Juristen (159 369 Fälle) und eine Stichprobe von 129 "norma- len" Entnazifizierungsfällen aus. Dabei irri- . tiert, dass im Anhang die aufgelisteten Entna- zifizierungsfälle anonymisiert, im Text aber in Übereinstimmung mit dem D atenschutzge- serz bei den einzeln behandelten Fällen nahezu alle Namen genannt werden. Das Ergebnis der Entnazifizierung ist auch für Karlsruhe ernüchternd. Wie überall mutier- ten die Spruchkammern mit fortschreitender Zeit zu "Mitläuferfabriken". Dennoch über- zeugt aufgrund der differenzierenden und de- taillierten Darstellung die Feststellung, dass mit Internierungshaft, mit Verlusten von Ver- mögen und Beamtenbezügen sowie durch vorübergehenden Beschäftigungseinschränkun- gen auch Erfolge in der Entnazifizierung zu sehen sind. Die Leistungen der Mitarbeiter sind daher nicht gering zu achten, zumal sie im Spannungsfeld von Besatzungspolitik, 10- kalpolitischem Neubeginn und öffentlicher Kritik zu erbringen waren. Die Autorin geht in ihrer gut lesbaren Ar- beit schließlich den Karrieren des Spruchkam- mer-Personals nach. Dass die verdienten Mit- arbeiter bei ihrer Rückkehr in meist juristische Berufe oder politische Funktionen des demo- kratischen Staares nicht selten auf entnazifi- zierte Kollegen und sogar Vorgesetzte trafen, war jedoch nicht eine Folge der wenig erfolg- reichen Entnazifizierung, sondern der Amnes- tierungen durch die Gesetzgebung der frühen Bundesrepublik. Für die an Karlsruher Lokalgeschichte in- teressierten Leser bietet das Buch eine Fülle biografischer Details und Einsichten in Vor- gänge des Dritten Reiches und der Nach- kriegszeit. MANFRED KOCH Alfred Hanser 1858-1901. Ein badischer Architekt. Katalog einer Sonderausstellung der Fachhochschule Karlsruhe - Hochschule für Technik. Karlsruhe 2001 , 123 S., 103 Abb., 14,- € Mit der von W. Förster konzipierten und durch eine biographische Skizze eingeleiteten Publikation würdigt die Fachhochschule an- lässlich des 100. Todestages das Werk eines ihrer Professoren, der bei seinem Tod mit 43 Jahren als einer der kommenden Baumeister des Landes galt. Der Blick auf das eher kleine Werk ist deshalb so interessant, weil es an der Schwelle des Wandels vom Stil der Renais- sance zu einem Formenvokabular mit neuro- manischen, neubarocken und Jugendstilmo- tiven stand. Hanser hatte seine Ausbildung ganz im Stil der Neurenaissance 1875-81 am Karlsruher Polytechnikum erhalten. Diese srilistische Prä- gung wurde durch erste praktische Tätigkeit bei der Mitwirkung an dem preisgekrönten Projekt des Berliner Reichstagsbaus durch Paul Wallot vertieft. Bereits nach sechs Jahren Tätigkeit als Architekt in Mannheim (sein dortiges Wirken schildert C. Präger) erhält er 1890 den Ruf als Professor an die Karlsruher Baugewerkeschule, an der er bis 1898 lehrte und seine Arbeit als Architekt fortführte. Zwei Beiträge befassen sich mit bis heute stadtbildprägenden Bauten Hansers in Karls- ruhe. In der 1895 fertiggestellten Rheinischen Kreditbank, heute Badische Beamtenbank, Ecke Waldstraße/Zirkel sieht R. Fath einen Bau mit "imperialer Geste", der städtebauliche Akzente serze. Dem 1896 fertiggestellten Bau der Karlsruher Lebensversicherung, heute Rathaus West am MühlburgerTor bescheinigt U. Plate "mit großem künstlerischem Können inszenierte repräsentative Architektur". Mit beiden Bauten führte Hanser, wie Rößling in 370 seinem Beitrag über dessen Rang als Architekt feststellt ... den preußisch-barocken Stil in Karlsruhe ein." Wie dieser Baustil in Kontrast geriet zu neueren architekturästhetischen Auffassungen. verdeutlicht die ausführliche Schilderung der Planungsgeschichte des Behördenkomplexes Rechnungshof / Verwaltungsgerichtshof / Generallandesarchiv an der Hildapromenade von K. Krimm. Hansers Pläne dazu stießen auf heftige Kritik von Josef Durm. der die klassischen Regeln der Herrschaftsarchitektur vernachlässigt sah. Die entsprechenden Doku- mente sind dem Beitrag beigefügt. Die Reali- sierung des Bauvorhabens bis 1905 (nach Hansers Tod) durch F. Ratzel verdeutlicht dann die Anpassung an die neue architektoni- sche Formensprache. Der Band wird abgerundet durch eine Schilderung von Karlsruher Architekturdomi- zilen (1. Brunner II~ Brunner) und einen fikti- ven Rundgang durch die Stadt in den 1890er Jahren (P. Prersch). MANFRED KOCH Pau! Ludwig Weihnacht (Hrsg.): Die badischen Regionen am Rhein Nomos Verlagsgesellschafr Baden-Baden. 2002. 554 Seiten. 34.- € Ein Resumee. keine Kampfschrift. Der Polito- loge Weihnacht. Professor in Würzburg. hat 51 Mitarbeiter gewonnen. um zum 50-jähri- gen Landesjubiläum eine Bilanz zu ziehen. Das heißt nicht. nur zu jubilieren. aber auch nicht nur zu jammern. denn Baden hat auch genügend Anteil an der positiven Entwicklung dieses Landes gehabt. Dabei wird auf 1945 bzw. 1952 zurückgegriffen. z. B. bei der Bil- dung der Regierungspräsidien und deren Wirksamkeit. Mittelbehörden. die man im- mer wieder abschaffen wollte. die sich aber als 371 Mittler und Initiatoren zwischen landesregie- rung und Bevölkerung bewährt haben. wie auch andere Sonderbehörden. Die Bilder von Mannheim. Heidelberg und Karlsruhe zeigen die eigene Handschrift dieser Städte. zumal man sich im Norden eher als Kurpfälzer denn als Badener versteht. Manfred Koch hat das Porträt Karlsruhes ausgewogen gezeichnet. Die Mängelliste aufgrund von Fusionen ist bekannt. Doch auch die Positiva werden ge- nannt: die Förderung der Hochschulen und Kulturstätten. die Leistungen für die industri- elle Entwicklung. der Handel. der Verkehr. Das Bild Mannheims weist größere Ausfalle auf, und der Schuldenstand pro Einwohner ist in Karlsruhe erträglicher. Fast alle Gebiete werden von Fachleuten komprimiert beschrieben: IHK. Universitäten. Kirchen. Genossenschaft. Sportbund. Schul- wesen. Archive. Bibliotheken. Rundfunk und manches mehr. Wo Konzentrationen sinnvoll waren, wird dies bestätigt, wo sie unsinnig wä- ren wie beim Landeswohlfahrtsverband Baden deutlich pointiert. weil eine solche Fusionitis das .. ehrenamtliche Element" einschränken würde und zur Verteuerung der ständig wach- senden Leistungen führte . Die Kritik am SWR und dem politischen Einfluss in den Räten kann nicht deutlicher betont werden. wenngleich die Zusammenarbeit der ehern. Rundfunkanstalten verbesserungswürdig war. Insgesamt stellen die Beiträge ein farbiges Bild einer fazettenreichen Landschaft dar. Man fragt zum Schluss nach der .. badi- schen Identität" - wohl keine politische mehr. aber eine emotionale. wenn auch nur 20% beim Freiburger SC das Badnerlied im Stadi- on singen. In Karlsruhe mehr? Wichtig ist freilich die GrenzÜberschreirung. nach der Schweiz. nach Frankreich. in vielen Kapiteln angeschnitten: Baden eingefügt in die europä- ische Metropolachse der .. blauen Banane" von Liverpool bis Florenz. So klingt das nützliche wie gut lesbare Sammelwerk positiv aus. Baden hat Zukunft- um die es sich freilich tummeln muss, soll sie positiv sein. LEONHARD MÜLLER Gudrun Kling: Frauen im öffentlichen Dienst des Großherzogtums Baden. Von den Anfängen bis zum Ersten Weltkrieg (Veröffentlichungen der Kommission für Ge- schichtliche Landeskunde in Baden-Württem- berg Reihe B Forschungen 142. Band). Kohlhammer, Stuttgart 2000, 250 5., 25,- € Lehrerinnen, Post- und Bahnangestellte, Ma- schinenschreiberinnen. aber auch Gefängnis- aufseherinnen und Haushältetinnen in öffent- lichen Einrichtungen - überall erobern sich im 19. Jahrhundert Frauen Arbeitsfelder im staat- lichen öffentlichen Dienst. Der Titel von Gudrun K1ings Buch könnte vermuren lassen, dass hier eine Erfolgsgeschichte des wachsen- den Arbeitsmarktes fürFrauen im 19. Jahr- hundert erzählt wird. Doch das täuscht. Kling legt mit dieser Dissertation die fundierte und umfassende Erarbeirung eines wichtigen Kapitels der Ge- schlechtergeschichte vor. Hier wird nicht nur aufgefuhrt, wann und wo Frauen im öffentli- chen Dienst auftauchen und damit eine For- schungslücke in der bisherigen Verwaltungsge- schichte Badens gefüllt. Es wird auch keine Erfolgsgeschichte der weiblichen Emanzipati- on erzählt in der Art, dass sich Frauen zuneh- mend den Arbeitsmarkt erobern. Vielmehr zeigt Gudrun Kling vor dem Hintergrund der allgemeinen Enrwicklung der badischen Lan- desverwalrung und mit vergleichendem Blick auf andere Bundesländer und andere europä- ische Staaten, wie sich die Integration weibli- cher Arbeitskräfte bei gleichzeitiger Herausbil- dung geschlechtsspezifisch typisierter Berufs- bilder vollzog. Auf breiter Quellenlage und über einen Zeitraum von über 100 Jahren zeichnet sie präzise die Strategien nach, die mit der Aufnahme von Frauen in dem bis dahin fast ausschließlich männlich besetzten Staats- wesen einhergingen, durch Regelungen und Gesetze sowie durch die Definition von Ein- stellungsvoraussetzungen und Arbeitsfeldern Hierarchien zwischen den Geschlechtern zu schaffen und festzuschreiben. Der von ihr gewählte Zeitraum von 1806 bis zum Ersten Weltkrieg, in dessen Mitte die Integration Badens in das sich bildende Deut- sche Reich und damit die teilweise Anglei- chung an preußische Verwalrungsstrukruren liegt, ermöglicht es, nachzuweisen, wie sich auf dem Weg von der Hoheits- zur Leistungs- verwaltung innerhalb des öffentlichen Diens- tes typisch weibliche Berufsbilder herausbilde- ten, die hierarchisch niedriger eingestuft wa- ren und weniger Einkommen und Prestige brachten. Dazu zählten z. B. die exklusiv weib- lichen Tätigkeitsfelder wie die im Telegrafen- , Telefon- und Schreibdienst, die von der Ver- beamtung ausgeschlossen wurden. Bei Ar- beitsfeldern wie der Lehrtätigkeit, in denen es Frauen gelang, die Verbeamtung zu erreichen, ist die - wie Kling es nennt - "Konstruktion des weiblichen Beamten" festzustellen. Der weibliche Beamte unterlag der Zölibatsklausel und hatte ab 1888 in Baden grundsätzlich nur 75 % des Einkommens der jeweiligen Gehalts- stufe. Die Trennung des Arbeitsfeldes in männli- che und weibliche Bereiche und die rechtlich festgelegte Diskriminierung der Beamtin wur- den ideologisch begründet mit häuslichen Verpflichtung der Frau und zementierten da- mit eine Arbeitsteilung der Geschlechter, die sich gegen Ende des 19. Jahrhunderts allgemein durchsetzte. Dem Staatsdienst als "Schnittstel- le zwischen Gesellschaft und staatlicher Herr- schaft, zwischen staatlichem und privatem 372 Arbeitsmarkt und zwischen gesellschaftlichen Ideologien, kulturellen Mentalitäten und de- ren gesetzlicher Umsetzung" kam bei der Durchsetzung dieses Modells des männlichen Familienernahrers eine Art Vorbildfunktion für den privaten Arbeitsmarkr zu. Dabei zeigt Kling, indem sie traditionelle Arbeitsfelder von Frauen im öffentlichen Dienst wie z. B. in den staatlichen Anstalten als Aufseherinnen mit neu entstehenden Ar- beitsbereichen wie dem Eisenbahn- und Post- wesen vergleicht, dass sich etwa ab 1860 eine Geschlechtstypisierung in der Verwaltung zeigte. Damit ist erneut erwiesen, dass erst in der Zeit der Industrialisierung geschlechtsspe- zifische Arbeitsmärkte gebildet werden. Da dies mit der gesetzlichen Festschreibung ge- schlechtsspezifischer Diskriminierungen ein- hergeht, kann die Eroberung des öffentlichen Dienstes durch Frauen nicht als ein langsam voranschreitender Prozess der Gleichstellung bewertet werden. Vielmehr trug die Positio- nierung der Frauen im öffentlichen Dienst wesentlich zu der Zuweisung von außerhäus- licher als männlicher und häuslicher als weib- licher Arbeit bei und damit zur Manifestie- rung eines frauendiskriminierenden Arbeits- marktes. SUSANNE ASCHE Kerstin Lutter: Der Badische Frauenverein 1859-1918. Rotes Kreuz, Fürsorge und Frauenfrage (Veröffentlichungen der Kommission für Ge- schichtliche Landeskunde in Baden Württem- berg Reihe B Forschungen 146. Band), Kohlhammer, Stuttgart 2002, 503 S. In Baden wurde 1859 ein Verein gegründet, der um die Jahrhundertwende reichsweit lo- bende Aufmerksamkeit fand und als vorbild- lich empfunden wurde - der Badische Frauen- verein. Unter dem tätigen Protektorat der Großherzogin Luise entwickelte dieser vater- ländische Verein, der auch ein Frauenverein vom Roten Kreuz war, neben der Unterstüt- zung der Sanitätsdienste im Kriegsfalle oder bei außerordentlichen Notfällen eine umfas- sende Tätigkeit im zivilen Fürsorge- und Ar- menwesen, in der Krankenpflege und bei der Schaffung von weiblichen Ausbildungsplät- zen- und Berufsfeldern. Dieser Verein, der 1908 über 75.000 Mitglieder hatte, wurde zu einem Stützpfeiler bei der Herausbildung moderner Sozialpolitik auf kommunaler Ebe- ne und eröffnete dabei seinen weiblichen Mit- gliedern den Weg in die außerfamiliale Öf- fentlichkeit. Lange Zeit waren die Bedeutung und die Leistungen dieses 1937 von den Na- tionalsozialisten aufgelösten Frauenverbandes in Vergessenheit geraten, erst in den letzten Jahren entstanden erste Forschungen über sein Wirken. Nun endlich liegt eine umfangreiche, detailgenaue und umfassende Darstellung von Entwicklung, Aufbau, Tätigkeit, Mitglieder- struktur und Tätigkeitsfelder des Badischen Frauenvereins bis zum Ende des ersten Welt- krieges vor. Kerscin Lutzer hat mit ihrer Dis- sertation eine schon lange zu spürende For- schungslücke geschlossen und ein Kapitel ba- discher Geschichte geschrieben, ohne das die badische Innenpolitik und Sozialpolitik nur unvollständig dargestellt ist. Sie zeichnet die Entwicklung der Organisation nach, beschreibt das zeitweise auch spannungsvolle Verhältnis zwischen der Karlsruher Zentrale und den zahlreichen Zweigvereinen, analysiert die Mit- gliederscruktur und die soziale Herkunft der Betreuten bzw. der Nutzerinnen der Vereins- institutionen. Lutzer stellt die einzelnen Ar- beitsgebiete dar, benennt die auch konfessio- nell begründeten inneren Konflikte, verdeut- licht die Rolle der Männer in der Organisati- on und erläutert die distanziert-freundliche Haltung dieser sehr staatsnahen Organisation 373 gegenüber der damaligen bürgerlichen Frau- enbewegung. Ein Unterkapitel ist dem Ersten Weltkrieg gewidmet, während dem der Badi- sche Frauenverein als Verein vom Roten Kreuz nach der langen Friedensphase wieder Lazaret- te unterhielt und die Fürsorgetätigkeit auf die Erfordernisse der Kriegswirtschaft einstellte. Ein ausführliches Registet ermöglicht es, den sehr umfangreichen Band auch als Nachschla- gewerk zu nutzen. Lutzer kann die Bedeutung des Vereins für den Wandel von der traditionellen Armenfür- sorge zur modernen kommunalen Daseinsvor- sorge sehr überzeugend nachzeichnen und lie- fert einen erneuten Nachweis dafür, dass sich die vielfältigen Strategien der Frauen und ih- rer Organisationen den eindeutigen Bewer- tungen wie konservativ oder fortschrittlich häufig entziehen. So argumentierte der Verein immer mit der Arbeitsteilung zwischen den Geschlechtern, die dem jeweiligen männli- chen und weiblichen Wesen entspreche. Doch mit dem Hinweis auf den pflegenden und behütenden weiblichen Charakter wurden den Frauen neue gesellschaftlich relevante Hand- lungsspielräume eröffnet. Kerstin Lutzer leistet einen wichtigen Bei- trag zur Frauen- und Geschlechtergeschichte und zum bürgerlichen Vereinswesen. Ebenso wie im Werk von Gudrun Kling ist dies bei der Kommission für geschichtliche Landes- kunde Baden-Württemberg in guten Händen, die damit erneut bewiesen hat, dass sie aktuelle Forschungstendenzen im Blick hat und damit die Landesgeschichtsschreibung als Beitrag zur allgemeinen Geschichte voranbringt. SUSANNE ASCHE J ürgen Spanger: Aus der Schulstube ins Leben. Die Karlsruher Volksschulen 1716 -1952 (Veröffentlichungen des Karlsruher Stadtarchivs Bd. 25), Info Verlag 2002, 304 S., 29,80 € Heimatgeschichte anschaulich zu präsentieren beweist erneut das Karlsruher Stadtarchiv mit dem Band 25 seiner Veröffentlichungen. J. Spanger hat sehr sorgfaltig das Quellenma- terial über die Entwicklung der Karlsruher Volkschulen zusammengetragen und mit zahl- reichen Abbildungen verdeutlicht. Die Disser- tation an der hiesigen Pädagogischen Hoch- schule ist für den Laien aufbereitet und den- noch mit zahlreichen Anmerkungen und Lite- raturangaben auch für den Fachmann weiter- führend. Spanger schließt mit der Gründung des Südweststaats, weil dann erst die bildungspo- litische Landeszentralität vorherrschte und die Aufgliederung in Grund- und Hauptschulen begann. Bis dahin hatten die Städte noch grö- ßeren Einfluß auf das Volksschulwesen, sieht man von der Zentralisierung des NS-Regimes ab. Doch der Schulhausbau ist bis heute eine Domäne der Kommunen. "Der Raum ist der dritte Pädagoge", zitiert Spanger, und das ent- sprechende Bemühen der Stadt auch in schwierigen Zeiten zeichnete Karlsruhe schon immer als Schulstadt aus. Dies freilich dem jeweilgen Zeitgeist entsprechend. Große Klas- sentäume für 40 bis 50 Schüler, die in Zwei- erbänken hintereinandergereiht für den Fron- talunterricht bereit waren, gab es freilich nicht nur im wilhelminischen Deutschland, son- dern um 1900 auch anderswo. Der kasernen- artige Eindruck der Gebäude erinnert, dass "Kaserne" damals nicht von vornherein nega- tiv besetzt war, und die Einrichtung von Duschbädern in den Schulen galt als Fort- schritt angesichts der damaligen Wohnverhält- 374 nisse. Vom Zeitgeist bestimmt war auch das Schulleben: Ordnungsformen. Schulfeste und -feiern. vom Regierungsjubiläum des Kaisers bis zur Flaggenhissung im "Dritten Reich". Bei Schulwanderungen und Landheimaufent- halten wird das Landschaftspezifische deut- lich. Nachdenkenswert ist das Kapitel der Er- innerungen ehemaliger Schülerinnen und Schüler an Karlsruher Volksschulen. Dabei reflektiert d. Verf. durchaus das Problema- tische einer oral hisrory. wo man die Rückbli- cke nicht immer als Tatsachenbeschreibung werten darf. wohl aber als "wirkungsvollen Prozess von Erinnerung. Verdrängung und nachträglicher Bewertung". der damit die Wirkungsgeschichte der Volksschule verdeut- lichen kann. Das Buch ist aus der Sicht der Volksschu- le geschrieben und damit durchaus stimmig. Schulhistorische Darstellungen anderer Insti- tutionen kommen zu anderen Ergebnissen. Alle helfen aber die Gegenwart zu verstehen und machen den Wechsel bezug von Zeitgeist und Schule deutlich. der auch für unsere Tage gilt, ein Phänomen, das mancher zeitgenössi- sche Kritiker nach der Pisa-Studie übersieht. wenn er den Idealtyp des Schulwesens einfor- dert. Spanger macht am Beispiel eines Schul- orts deutlich. wie viele Kräfte auf die Schul- wirklichkeit einwirken, und das ist ihm mit einer farbigen Darstellung und solider Recher- che gelungen. LEONHARD MÜLLER Die Orgelstadt Karlsruhe innerhalb der Orgellandschaft am Oberrhein Eine Ausstellung der Europäischen Orgel- akademie am Oberrhein Ettlingen in der Badischen Landesbibliorhek in Zusammen- arbeit mit der Vereinigung der Orgelsachver- ständigen Deutschlands (VOD). hrsg. von Michael Gerhard Kaufmann und Marrin Kares. Karlsruhe 2001. 100 Seiten. 9.50 € Orgelfärdervereine haben Konjunktut. Aller- orten kann man Patenschaften für Orgelpfei- fen übernehmen und es wird um finanzielle Mittel für neue Register geworben. Hat dem- nach auch der Orgelbau Konjunktur? Mit- nichten. in den Orgelstädten Karlsruhe und mehr noch in Durlach. wo einst zahlreiche Orgelbaufirmen mit klangvollen Namen an- sässig waren. ist heute kein Betrieb mehr aktiv. Auch von den früher vorhandenen histori- schen Orgeln unter anderem des Straßburgers Johann Andreas Silber mann in den beiden Hauptkirchen der Stadt ist auf Grund der tra- gischen Kriegsverluste keine einzige erhalten ge- blieben. Dennoch darf Karlsruhe auch heute noch als eine der großen Orgelstädte Deutsch- lands gelten. Diese "Orgelstadt Karlsruhe in- nerhalb der Orgellandschaft am Oberrhein " beleuchtet das Begleitbuch zu einer Ausstel- lung. die im Herbst 2001 in der Badischen Landesbibliorhek zu sehen war. Das hundert- seitige Buch wurde von Michael Gerhard Kaufmann und Martin Kares herausgegeben und ist - auch ohne die Ausstellung gesehen zu haben - ein Lesegenuss. beschreibt es doch in umfassender Weise ein kulturhistorisches Phänomen. das monographisch untersucht für kaum eine weitere Stadt Deutschlands vor- liegt. Die mehr als zweihundertjähtige Orgel- bautradirion Karlsruhes wird in Beiträgen von M. G. Kaufmann ("Orgelgeschichte in Karls- ruhe"). M. Kares G ("Karlsruhe - Schmelztie- gel deutscher Orgelbau-Technologie") und 375 Martin Kölle ("Die Orgelbauerfamilie Stein") gewürdigt. Das zum Teil schwierige Verhältnis der Menschen zum Kircheninstrument Orgel stellt Kaufmann in seinem Beitrag "Herausfor- derung ungeliebte Orgel" dar, und leitet damit zum Thema des Symposiums über, das sich mit diesem Phänomen auseinander setzte. Auch Kares weist auf die Problematik der Orgeln der fünfziger Jahre hin, deren große Exemplare sich alle in Kirchen an der Karlsru- her Tramlinie 1 befinden (Stadtkirche Dut- lach, Lutherkirche, Sr. Bernhard, Stadrkirche und Sr. Stephan, Christuskirche). Wie unter- schiedlich die Lösungsansätze für diese Zeug- nisse der Wirtschaftswunderzeit sein können, stellt er an den beiden Instrumenten der Stadt- kirehe und von Sr. Stephan dar. Beide Orgeln stammen aus den fünfziger Jahren, und wäh- rend in St. Stephan in jüngster Zeit über den Verkauf der alten Orgel Uohannes Klais, Bonn, 1959) und einen Neubau nachgedacht wurde - über den in der Durlacher Stadrkir- ehe bereits entschieden ist -, steht die Orgel der Stadtkirehe (Steinmeyer, Oettingen, 1958) heute unter Denkmalschutz. Ein "Karlsruher Orgelspiegel" , der in Form eines Inventars alle Orgeln der Stadt und der Stadtteile auflistet (erarbeitet von Andreas Schröder, Kaufmann und Kares), rundet die Beiträge des reich be- bilderten Buches ab, das über die Badische Landesbibliothek zu erwerben ist. MATTHIAS MILLER Stadtplätze in Karlsruhe. Hrsg. vom Stadtarchiv Karlsruhe durch Manfred Koch (Veröffentlichungen des Karlsruher Stadtarchivs, Band 26), Info Verlag Karlsruhe 2003, 424 Seiten, rund 400 Abbildungen, 36,- € (Mit Beiträgen von: S. Asche, E. O. Bräunehe, G. Everke, G. Kabierske, M. Koch, M. KühneI, Th. Meyer, A. Mührenberg, D. Neumeister, P. Pretsch, H . Ringler, W Rößling, K. Schmal- holz, R. ]. Schott, S. Stephan-Kabierske) Ein Buch über Karlsruher Stadtplätze? Haben unsere Stadtplaner, Stadthistoriker, Stadtarchi- vare und Kunstgeschichtler nichts Wichtigeres zu tun? Gemach - und ungeniert gleich zu Beginn gesagt: Den 15 Autoren der soeben erschienenen Publikation ist ein hervorragen- des Werk gelungen. Was immer man wissen will über das Zustandekommen, die Entwick- lung, Funktion oder Nichtfunktion Karlsru- her Stadtplätze: In den gründlichen, mit histo- rischen und aktuellen Bildern lebhaft unter- stützten Beiträgen ist es nachzulesen. Das Werk ist die folgerichtige, historisch- wissenschaftliche Untermauerung der von Oberbürgermeister Fenrich in Auftrag gege- benen Erarbeitung eines Gesamtkonzepts "Karlsruher Stadtplätze". Dessen ebenso einfa- ches wie ehrgeiziges Ziel ist, auf einen Begriff gebracht, die "Revitalisierung" der Stadtplät- ze zu Gunsten der Bevölkerung. Bei Licht be- sehen ist die Stadtplätze-Publikation ein auf- rüttelndes Plädoyer zur Wiederaufnahme des in den siebziger Jahren von Oberbürgermeis- ter Dullenkopf aufgelegten Programms einer "menschengerechten Stadt" mit der dank Egon Martin und Theo Schlüter erfolgreichen Neugestaltung von Räumen wie dem Markt-, dem Friedrichs-, Lidell- oder Ludwigsplatz, Fußgängerzonen inklusive. Mit dem Schloss- platz fing Karlsruhes Platzhistorie an, mit den als Nebenprodukt der Altstadtsanierung ge- 376 wonnenen Plätzen - Berliner-, Kronen- und Waldhornplatz - hört es vorerst auf. 34 Plät- ze im Stadtinnern, neun in Mühlburg und Durlach nahmen die Autoren in ihrem histo- rischen Herkommen, in ihrer raumbildenden Bebauung und ihrem Nutzen oder Schaden für die Bevölkerung unter die Lupe. ,,Außen vor" geblieben sind die 14 Plätze in den wei- teren zur Stadt gekommenen Gemeinden, ebenso die Plätze ohne Fassung wie der Mess- oder Engländerplatz. Unabhängig von dem Willen, Überzeugungsarbeit für eine Zurück- gewinnung oder Neugewinnung urbaner, also menschendienlicher Plätze zu leisten, besticht "Stadtplätze in Karlsruhe" durch spannende Schilderungen der jeweiligen Platzgeschichte. Ob Schlossplatz, der erste, größte, bedeu- tendste Platz in Karlsruhe, oder der kleine Dreiecks-Lidellplatz: Alle haben ihre eigene Historie, die zu lesen allein schon größtes Vergnügen bereitet. Fachkundig erläutert wird dabei das Zustandekommen der den Platz- raum säumenden gebauten Umgebung. In diesem Zusammenhang geradezu als ein Juwel unter den Karlsruher Plätzen erscheint der - inzwischen samt allen Gebäuden unter Denk- malschutz gestellte - Gutenbergplatz, das Herz der Weststadt. Jeder Karlsruher Stadtplatz hat narurge- mäß seine ganz individuelle Struktur. Der Bogen spannt sich vom gemütvollen Platz hin- ter der Kleinen Kirche bis zum Ludwigsplatz, dem vor allem unter jungen Menschen belieb- testen Treffpunkt, von dem gerade noch als Verkehrskreisel nützlichen Yorckplatz bis zum anmutigen Haydnplatz, von der Verkehrs- drehscheibe Karlstor bis zum Wohlgefühl ver- heißenden Friedrichsplatz. Das Durlacher Tor lädt in seiner heutigen Gestalt "kaum zum Verweilen" ein, und die Qualität des Etdinger- Tor-Platzes beschränkt sich nach Auffassung eines Nichtkarlsruher Spötters "lediglich auf die Flüssigkeit der Ampelschalrung". Die selbstgefällig noch immer "Via Trium- phalis" benannte Strecke und Platzfolge vom Schlossplatz über Markt- und Rondellplatz zum Ettlinger Tor - des unentschuldbaren Umgangs mit dem Markgräflichen Palais und anderer Bausünden wegen in der Presse schon vor Jahren "Via Miserabilis" benannt -, ist Ge- genstand besonders subtiler Untersuchungen. Die Herren Everke und Kabierske, stadtunab- hängig, wie sie sind, sparen in ihren Beiträgen nicht mit Kritik. Neben Mäkeleien wegen der Marktplatzgastronomie stellt sich für Everke "auf ewig die Frage", warum das Theater am Schlossplatz nicht wiederaufgebaut wurde, und Kabierske klagt in Erinnerung an das ab- gebrochene Hotel "Germania", einst ein Schmuckstück des Etdinger-Tor-Platzes: ,,Alte Bausubstanz, war sie noch so bedeutsam, hatte zwischen 1950 und 1970 keine Chance". Gnädige Zensuren erhält dagegen das neue Hotel, das dem Festplatz doch seine Unschuld nahm, und Everke preist das jetzige Bild des Bahnhofplatzes mit solchem Enthusiasmus, dass man Gefahr läuft, ihm Recht zu geben. Man sieht: "Stadtplätze in Karlsruhe" ist ein Werk, das über ein Riesenmaß an Infor- mationen hinaus Diskussionen geradezu pro- voziert. Angereichert mit Gtundsatzbeiträgen von Ringler und Schott, ist dies eine unge- wöhnlich interessante, als Grundlage jeder bürgerdienlichen Stadtplanung unverzichtbare Veröffendichung. Manfred Koch, Motivator, Organisator und Mitautor der vorzüglichen Arbeit, ist ein großer Wurf gelungen. JQSEF WERNER 377 Gottfried Leiber: Friedrich Weinbrenners städtebauliches Schaffen für Karlsruhe Teil II: Der Stadtausbau und die Stadter- weiterungsplanungen 1801-1826, Verlag Philipp von Zabern, Mainz 2002, 454 Seiten, 75,- € Mit diesem Band über Friedrich Weinbrenner als Stadtplaner und Baumeister des Klassizis- mus ist nun das grundlegende Werk zur Karls- ruher Sradtplanungs- und Baugeschichre von der Gründung 1715 bis 1826 abgeschlossen. Es basiert auf der akribischen Auswertung al- ler erreichbaren Quellen und bietet eine syste- matische und detaillierte Gesamtdarstellung der baulichen Stadtentwicklung vor den Ver- änderungen des Städtebaus seit der Indus- trialisierung. Gottfried Leiber ist damit ein Werk gelungen, das die ältere Weinbrenner- Forschung zu dessen Karlsruher Schaffen weit- gehend obsolet macht und für die stadtge- schichrIiche Arbeit unverzichtbar bleiben wird. Teil II besticht durch die gleiche editorische Qualität wie Teil I mit zahlreichen Abbildun- gen, einem Anhang mit 14 wichtigen Doku- menten sowie u. a. einem Orrs-, Personen- und Sachregister. Im vorliegenden Band behandelt Leiber Weinbrenners Wirken als Leiter der badischen Bauverwaltung, der mit den Stadterweiterun- gen betraut war, die sich aus dem Bedeutungs- und Bevölkerungszuwachs der Residenz des neu geschaffenen Großherzogrums ergaben. Der Ausbau der Stadt sollte 25.000 bis 30.000 Menschen Wohnraum bieten, 1801 waren es 8.700 und als Weinbrenner 1826 starb knapp 19.000. Leiber untersucht im ersten Viertel des Buches die Planungen zur Stadterweite- rung, die sich im Wesentlichen auf drei Quar- tiere im Anschluss an die bestehende Bebau- ung erstreckten. Im Westen waren die Bebau- ungsgrenzen die heurige ReinhoId-Frank-, Moltke- und Kriegsstraße. Das östliche Erwei- terungsquartier lag nördlich der Kaiserstraße im herrschaftlichen Fasanengarten und hatte daher keine Verwirklichungschance. Südlich davon verhinderte das "Dörfle" eine grundle- gende Neuplanung. Aber auch im Westen war Weinbrenner bei der stadtplanerischen Gestal- tung zu Kompromissen gezwungen durch Rücksichtnahmen auf Privatinteressen. Nach- vollziehbar wird das am heurigen Europaplatz. Wein brenners Sradrcrweirerungspläne von 1802 und 1809 erhielten auch keine Verbind- lichkeit, sondern nur den Status von Leitlini- en für das Bauen. Hauptstreitpunkt mit staat- lichen Behörden war der Konflikt zwischen Stadterweiterung und Stadtverschönerung durch Ausbau im bestehenden Sradtgebiet. Das gleiche Schicksal erfuhr auch Wein- brenners grandioser Stadterweiterungsplan von 1812/1818, mit dem er das Gebiet süd- lich der Kriegsstraße bis etwa zum heutigen Bahnhof halbkreisförmig überplante. Er sieht neue Stadttore und große Platzanlagen vor, die besrimmte Funktionen übernehmen sollten. Belegt wird vom Autor auch die Detailpla- nung, in der Häuser mit bis zu fünf Geschos- sen vorgesehen waren. Die Alb sollte durch diesen neuen Stadtteil geführt werden und vor dem Ettlinger Tor ein Hafenbecken bilden. Dieser Plan scheiterte vor allem an der nach- lassenden Bautätigkeit und an der Tatsache, dass das Gelände zum Großteil der Gemeinde Beiertheim gehörte. Mit seinen Plänen zur Stadterweiterung in der Tradition barocker Planung war Wein- brenner, das verdeutlicht Leiber anschaulich, nur bedingt erfolgreich. In den in drei Vierteln des Buches ausgebreireten Planungen für sie- ben Stadtbereiche kann aber das erfolgreiche Wirken Weinbrenners als Stadtbaumeister nachvollzogen werden. Wobei zum Beispiel auch erklärt wird, warum die Zähringersrraße nicht gradlinig zur Rittersrraße verläuft und dort endet, oder warum die Blumenstraße 378 nicht komplett parallel zur Erbprinzenstraße verläuft. In der Darstellung des mittleren Stadt- bereichs findet sich dann auch die Beschrei- bung des Marktplatzes, jenes großen stadt- räumlichen Erbes, das Weinbrenner hinterlas- sen hat. Dazu zitiert Leiber A. Tschira, der den Platz als "das schönste Beispiel eines klassizis- tischen Platzes in Deutschland und in seiner Geschlossenheit eine der größten Leistungen des europäischen Städtebaus" bezeichnete. Leiber würdigt Weinbrenner als den Stadt- planer, der "bewusst der Tradition folgend, die Karlsruher Stadtanlage im Sinne des barocken Städtebaus" fortführte, in seiner Architektur aber ein entschiedener Vertreter des modernen Klassizismus war. 900 Jahre Rüppurr. Geschichte eines Stadtteils MANFRED KOCH Hrsg. Bürgergemeinschaft Rüppurr, Info Verlag, Karlsruhe 2003, 400 Seiten, 27,- € Ortsgeschichten können unter einer überbür- denden Faktenfülle eine schwer genießbare Kost sein. Diese Chronik ist dagegen gut les- bar, weil sie, wie der Sprecher der "Geschichts- werkstatt Rüppurr", F. Kessel, betont, mit dem "Mut zur Lücke" verfasst wurde, intensiv bera- ten durch den Stadthistoriker M. Koch. Zu- dem hat der Herausgeber Mitarbeiter gefun- den, die fundierte Kapitel geschrieben haben. So sind zum Beispiel die Abschnitte von E. Schulz und G. Philipp mit sorgfaltiger Quellen- und Literaturkenntnis von den Anfangen 1103 bis zur Eingemeindung 1907 flüssig dargestellt worden. Aber auch die anderen Autoren zeigen Anschaulichkeit und Sachkunde. Die Wand- lung vom Bauerndorf zum Wohnort von In- dustriearbeitern und Handwerkern bis zur heu- tigen gesuchten Wohnsiedlung wird an vielen Beispielen und reich an Akzenten beschrieben. In der Einleitung wird betont, dass "die Auffassungen und Interpretationen zur Ge- schichte Rüppurrs und einzelnen Vorgängen und Phänomenen" unterschiedlich seien. In der Tat kann dies oft für den Leser zu einer "Verlebendigung des Sammelbandes" beitra- gen, und er fühlt sich zu einer eigenen Sicht aufgerufen. Dabei helfen die sorgfältig ausge- wählten Fakten, die überlegt gewählten Schwerpunkte, die vielen sinnvollen Abbil- dungen und manches mehr. Der überschauba- re Band soll durch eine "Schrifteneeihe zu Rüppurr" fortgesetzt werden. Hier könnte man noch weitere Zeitzeugen zu Wort kom- men lassen, die neben den schriftlichen Quel- len werrvolle Einblicke in die Geschichte die- ses Stadtteils eröffnen. In summa: eine gelun- gene Publikation, deren Lektüre besonders den Rüppurrern sehr angelegen sein sollte, denn sie kann "das Wohlgefühl steigern, in dem bevorzugten Karlsruher Vorort" zu leben. LEONHARD MÜLLER Elga Roellecke: Bildung auf dem Land, Lehren und Lernen in der Volksschule Chronik Wolfartsweier, Heft 6, hersg. vom Verein für Geschichte, Selbstverlag des Geschichtsvereins, 2003, 219 Seiten, 16,- € Bei der auf 16 Hefte angelegten Chronik, von denen neben anderem Elga Roellecke bisher fünf verfasst hat, ist dieser Beitrag - schon vom Thema her - besonders gelungen. Schul- geschichten, von Pädagogen geschrieben, merkt man oft an, so sorgfältig sie auch erar- beitet sein mägen, dass sie zuweilen von einem standespolitischen Gesichtskreis her konzi- piert wurden, den bestimmte Leser bejahen, andere aber anders betrachten. Darum ist es 379 wohltuend, mal keine Fachfrau am Werke zu sehen, die jedoch einen großen Bogen zu spannen weiß, dabei sich freilich sorgsam um die Quellen gekümmert hat. So stieß man auf "Befehlsbücher" der heutigen Grundschule Wolfartsweier, die es möglich machten, "die Entwicklung des Volksschulwesens auf dem Land im 19. und 20. Jahrhundert bis 1933 im Detail nachzuspüren". Doch auch für das "Dritte Reich" fanden sich drei Aktenbündel, und so war die Ausgangslage besser als in man- chen zerbombten Städten mit ihrem Quellen- rest. Die Verfasserin hat zudem Zeitzeugen befragt, Aussagen die farbig sind, aber auch zuweilen von der Erinnerung geschönt klin- gen wie bei aller oral history. Die Darstellung hat natürlich ihren Schwerpunkt in Wolfartsweier, greift aber immer wieder allgemeine Tendenzen auf, wirkt nicht eng, ja kleinkariert, wie dies in der Heimatforschung zuweilen anzutreffen ist. Der Atem der allgemeinen Geschichte weht durch die meisten Kapitel, und das macht die Schrift so lesenswert. Die Verfasserin schildert die Entwicklung problem bewusst, stellt die Fakten in den jeweiligen Zusammenhang und greift auch gelegentlich auf eigene Schulerfah- rungen zurück. Schon die Gliederung erleichtert die Lek- türe, zwar chronikalisch, aber nicht zersplit- tert, weil unter spezifischen Gesichtspunkten immer wieder neu beginnend Themen über Jahrzehnte zusammengefasst werden. Die Bildauswahl ist sinnvoll und ausreichend, und das muss auch so sein, wenn man sich auf219 Seiten beschränken will, damit diese Publika- tion zu einem Preis verkauft werden kann, der tragbar ist. Nur beim ersten Heft hat diese Chronik eine Anschubfinanzierung durch die Stadt Karlsruhe erfahren. Bis heute versteht es der Geschichtsverein, deren Vorsitzende Elga Roellecke ist, seine Veröffentlichungen selbst zu tragen. Das ist auch nicht verwunderlich, wenn Hefte wie das vorliegende angeboten werden, wo "viele Menschen die Geschichte ihrer Heimat besser verstehen und pflegen ler- nen." Doch auch der Fachmann dürfte gern zu dieser Schrift greifen, nützt ihm doch nicht nur ein Glossar bei diversen Fachbegriffen, sondern auch eine sorgfältige Bibliographie zur weiteren Vertiefung. So wartet man mit Interesse auf neue Hefte dieser Chronik, die am Ende ein respektables Werk für die erwei- terte Geschichte der Stadt Karlsruhe sein wird. Die Verfasserin erhält den 1I. Preis des Landes- wettbewerbs für Heimatforschung Baden- Württemberg 2003. LEONHARD MÜLLER Monika Bachmayer - Robert Dreikluft: Jugendstil in Karlsruhe. Formen - Vielfalt - Fantasien. G. Braun-Buchverlag Karlsruhe, 199 Abbildungen, 108 Seiten, 24,80 € Ein prachtvolles Buch! Allein das Durchblät- tern mit Blick auf die vielen Fotos ist ein Ver- gnügen. R. Dreikluft, der auch souveräner Gestalter dieses Bandes ist, hat fast ein Jahr- zehnt lang mit der Kamera das spezifische Material zusammengetragen. Schon das Auf- finden der Objekte war mühevoll. Aber das jeweilige Licht abzupassen, in engen Straßen die richtige Perspektive zu finden, beweist nicht nur die dokumentarische Sorgfalt, son- dern auch ästhetisches Feingefühl für Kunst- schätze, die vielen Karlsruhern und Besuchern bisher verborgen blieben. Der Text der versier- ten Kunsthistorikerin M. Bachmayer steht dem nicht nach. Der Abriss der "Stadt im Wandel" führt zur Leitzahl 1900 hin, ein Jahr, in dem in der Residenzstadt der Jugendstil 380 viele Gebäude zu prägen beginnt. Karlsruhe muss um diese Zeit angesichts deutlich stei- gender Einwohnerzahlen eine gewaltige Bau- stelle gewesen sein. In der bisher von einem barock-orientierten Grundriss geprägten Stadt waren neue Viertel in der Süd-, Südwest- und Nordweststadt entstanden. Die Verfasserin ordnet die Jugendstilelernente nach den "Ver- wandlungen von Naturformen ", nach Darstel- lungen von "Mädchen, Frauen und Medu- sen u, "Männern, Mythen, Masken", nach Tie- ren wie "Dämonen, Drachen, Fabelwesen CI in etwas modischen Überschriften, schließlich nach ornamentalen Abstraktionen. Das Kapi- tel über die "neue Kunst auf Straßen und Plät- 381 zen" rundet den Überblick zur Architektur und Formengestaltung des Jugendstils ab, kundig, aber ohne Fachjargon beschrieben, einfuhlsam, aber ohne verstiegene Interpreta- tionen. Im ausfuhrlichen Anhang sind die betref- fenden Häuser und Objekte nach Straßen geordnet, und in Kurzbiografien werden die Künstler vorgestellt. Gerade fur Laien stellt dieser Band eine gute Einführung in die Ar- chitekrurgeschichte Karlsruhes dar, birgt sie doch mehr Überraschungen, als man auf den ersten Blick glaubt. LEONHARD MÜLLER S. 20 S"dtAK 8/PBS 01 239 S. 24 Privat: Harald Ringler S. 25 Stadt Karlsruhe. $tadtplanungs- amt 1II 0633 S. 26 Stadt Karlsruhe. Stadt planungs- amt IIl 24 11 S. 27 Privat: Harald Ringler . S. 29 Bildstelle der Stadt Karlsruhe S. 30 Lufrfoto Brugger 1969/27996 S. 31 Privat: Harald Ringler S. 36 Privat: Holger Reimers S. 41 Stadtmuseum Karlsruhe S. 42 (0. und u.) Stadtmuseum Karlsruhc S. 4S Landesmedienuntrum Baden- Württcmbcrg, Karlsruhe S. 46 LandesmedienU'nlrum Baden- Württcmbcrg, Karlsruhe S. 51 S"dtAK 8/PBS oXlllc 4 I 7 S. 55Suhrkamp Verlag, brecht erben S, 58 $tadrrnuscum Karlsruhe S. 63 S"dtAK 8/PBS 0111 683 S. 64 SudtAK B/PBS IV 186 S. 65 S"dtAK 8/ PBS XIV, 3 S. 67 5tadtAK 8/PBS oXlVa 77 S, 68 StadtAK 8/Diaslg. XJVa 913 S. 69 Sradtrnuseum Karlsruhe, Foto: Fdix Groß S. 73 Regierungspräsidium Karlsruhe S. 76 Universität Karlsruhe, Instimt rUf Sport und Sportwissenschaft S, 79 StadrAK 8/PBS oXJVa 1582 S, 82 StadrAK 8/BA Schlesiger A3 951 5/IA S, 83 StadrAK 8/BA Sch lesiger A30 42/4/1 9 382 Bildnachweis S. 8-4 StadrAK 8/BA Schlesiger A 13a 26/3/9 S. 85 StadrAK 8/BA SchIcsiger Alla 26/3/5A S. 87 S"dtAK 8/0, F XIV 7.14 S. 17 S. 89 S"dtAK 8/PBS oXIVd 176 S. 91 StadrAK 8/PBS XlIIa 144 S. 94 (li.) Archiv der Universität Karlsruhe S. 94 (",.) S"dtAK 8/PBS 0111 674 S. 98 Privat S. 103 S"dtAK 8/PBS oXIVb 301 S. 105 Archiv der Universität Karlsruhe S. 107 Eidg. Archiv fUf Denkmalpflege Bern, Sammlung Wehrli S. 109 Privat: M. Fertig S. 113 FotO: lUZ.Zimmermann S. 117 StadrAK 7/N I Hammann 79 S. 118 StadrAK 7/NI Hammann 79 S. 120 (0. und u.) Priv.: FrithjofKesscl S. 123 Privat: FrithjofKessd S. 126 Gemcindearchiv Christuskirche S. 133 Universitätsbibliothek Karlsruhe S. 135 S"dtAK 8/PBS olV 175 S. 141 Aus: Ernst Schneider. General· bebauungsplan der landeshaupt- stadt Karlsruhe in Baden. Karlsruhe 1926. Anlage 4 S. 143 StadtAK 8/PBS oXJVa 2199 S. 147 (0. und u.) landcsmedienzen· trum Baden-Wümemberg. Karlsruhe S. 148 landesmed ienzemrum Baden· Wümemberg. Karlsruhe S. 151 StadrAK 8/Alben 5 Bd. I , S. 109/2 S. 153 BNN vom 18. April 1946 S. 156 Foto aus: Elisabeth Marum- Lunau: Auf der Flucht in Frank- reich. Der BriefWechsel einer deut· schen Familie im Exil 1939-42, Teen 2000. S. 159 Badisches landesmuscurn S. 161 Badisches landesmuscum S. 165 Staatl iche Majolika.Manufak. tur R 38894 S. 166 Staatliche Majolika-M.:mufaktur S. 167 Badische Landesbibliothek Karlsruhe S. 168 Badische landesbibliothek Kaclsruhe S. 169 (0. und u.) Badische Lmdes- bibliothek Karlsruhe S. 171 Der Volksfreund vom 25. August 1917 S. 172 Der Volksfreund vom 25. August 1917 S. 173 S .. dtAK 8/PBS oVI208 S. 174 S .. dtAK 8/PBS oVI 399, S. 179 (0.) Bildarchiv Rheinhäfen l lufbilddienSl S. 179 (u.) S"dtAK 8/PBS oXIVf 411 S. 183 StadtAK 8/PßS olV 3 11 S. 185 S"dtAK 8/PBS IV 164 S. 189 landcswohlfahnsverband Baden S. 193 S"dtAK 8/PBS 111 312 S. 198 Aus: e h. A. Vulpius: Rinaldo Rinaldini. der Räuber Hauptmann. Eine romantische Geschichte in 3 Teilen oder 9 Büchern. Lcpzig 1799-1801, Nachdruck Hildes- heim INew Yock, O lms, 1974 S. 20 1 S"dtAK 8/PBS 0111 45 S. 202 Daimler-Chrysler~Archiv, Stungan U 53459 s. 205 S"dtAK 8/PBS oXlV, 684 S. 209 StadtAK 8/PBS 0111 674 S. 211 StadtAK 8/Alben 329/2 S. 213 (0. und u.) StadtAK IIAEST 1237-1239 S. 219 StadtAK IISJB 102 S. 224 StadtAK 8/PBS XVI 132 S. 225 St:l.dtAK 8/PBS XVI 187 S. 231 Eberhard-Gothein-Schule, Mannheim S. 233 Karlsruher Schlachthof- Beniebsgcsellschaft mbH S. 235 Karlsruher Schlachthof- Bcniebsgcsellschaft mbH S, 237 Büro Asscm, Karlsruhe S. 238 Foto: A. Fabry, E([lingen . S. 24 1 StadtAK 8/PBS oXIVa 1592 S. 243 Aus: S. Oemrmann, Das Pa- norama, Frankfurt IM. 1980. S. 41 S. 245 (0. und u,) Sradtbibliothek Karlsruhe S. 250 S"dtAK 8/PBS IV 227 S. 254 (0. und u.) Pfarrarchiv SL Bernhardus-Kirche S. 258 Privat S. 259 St:l.dtAK 81BA Schicsiger A 32 1611113 S. 260 SradtAK 8/BA Schlesiger A 29 154/6/27 S. 261 Privat S. 263 Privat S. 266 Bildstelle der St:l.dt Karlsruhe. Foto: Fränkle S. 270 StadtAK 8/PBS 0111 296 S. 27 1 Foto: Reiner Haehling von unzenauer S. 273 S"dtAK 8/PBS 0111 1786 S. 275 S"dtAK 8/A1bcn 12 S. 48 S. 276 StadtAK 8/Diaslg, 111 105 5.277 StadtAK Foto CD 0742, Nr. 34 5.279 StadtAK 8/PBS 0111 1814 S. 280 Aus: Margarethe Hormuth- Ka1lmorgen. Lebensbild einer Blu- menmalerin. Karlsruhe 1994, S. 6 5, 282 Privat S. 283 BNN vom 2. August 1949 S. 284 S"d,AK 8/PBS 1111368 S, 286 Aus: Rahe! Varnhagen. Ein Frauenle~n in Briefen, Pmsdam 1925, S. 136 S. 288 SradtAK 8/PBS 01 167 S. 289 S"dtAK 8/Albcn 186 (Landtagsabgeordnete GLA 851) S. 291 Badische Llndesbibliothek Karlsruhe S. 292 Staatsarchiv Freiburg. W I8 1 S. 293 S"d,AK 8/PBS Jll 249 S. 295 Aus: Ernst Fuchs, Gerechrig- kcicswissenschaft. Ausgewähhe Schriftcn zur Freiheitslehre. Karlsruhe 1965 S. 296 Badisches Llndesmuseum Karlsruhe S. 297 Bibliothek des Bundes· gerichtshofes S. 301 Foto: Privat S, 302 Foto: Andreas G:l.belmann S. 304 LandcsdenkmalanH Karlsruhe 457/3 S. 306 Foto: Privat S. 307 Stadt Karlsruhe, Bauordnungsamt. Akte Waldm. 6 S. 309 Landesdenkmalamt Karlsruhe 46/4 S. 311 Südwesrdeursches Archiv für Architektur und Ingenieurbau S. 313 Badische Landesu:itung vom 20. Juni 1908 S. 315 Foto: Ulrich Schneider S. 316 Badisches Landesmuscum Karlsruhe Inv. Nt. 65/36 S. 3 18 (re. und Ii.) Fotos: Ralf Leder~ bogen. aus: R. Lederhogen/V. Mer- ke!: Kunstwerke und Tcchnikobjek- re der Universitär Karlsruhe 1825- 2090, Info Verlag Kar/sruhe 2001. S. 320 Privat S. 322 Privatarchiv Reiner Hachling von Lanzen:l.uer S. 324 Badisches Landesmuseum. Inv. Nr.: M6432 S. 326 Foto: Rolf Lcderbogen. aus: R. Lederbogen lU. Merkcl: Kunstwerkc und Tcchnikobjekte der Universität Karlsruhe 1825- 2000. Info Verlag Karlsruhe 200 I. S. 327 SradtAK 8/PBS oXIVa 1628 S. 329 Südwestdeutsches Archiv fur Architektur und Ingenieurbau S. 330 $tadtAK 8/PBS oXIVb 524 S. 331 Foto: Näher, Rcudingen (Staatliche Kunsth. lle Karlsruhe) S. 332 Foto: Roben Dn=ikluft S. 333 Foto: Robert Dn=iklufr S. 335 StadtAK 8/PBS oXIVa 2376 S. 366 Foto: Peter Wannet 383 Adcnaucr, Konrad 81.84 Adolf. Herzog von Nassau/Großher· zog v. Luxemburg 287 Ahlborn, Knud 86, 88 Alexander 1., Za r von Rußland 11 9, 364 Allegri 61 Amann, Robert 144. 146 App, OttO 315 ~e,Su~nne 340,376 Aue, Haremann von 99 Auerbach. Max 144 Augenstein, Karl 241 Augusta, deutsche Kaiserin 278 Babbcrger. AuguSt 301-303 Babo, Freiherr August von 70 Bach. Johann Sebastian 291.293 Bachmayer. Monika 166,380 Baden, von - Amalic, Markgräfin 222, 361 - Bernhard. Markgraf 253. 254 - Bcrnhard. Prinz von 45 - Christoph 1., Markgraf 167,168 - Eli~beth, Prinzessin 119 - Friedrich. Markgraf 284 - Friedrich 1., GroßheJ"ZOg 21, 45 , 57.61.94.110.192.194.195. 252-254.256.277.287.279.287. 293.313.351.355 - Friedrich 11., Großherzog 20-22, 196.287.288.314.362 - Hilda. GroßheJ"ZOgin 20,287.288. 361 - Kar!, Großherzog 312 - Kar!, Prinz 248 - Karl Friedrich. Markgraf/Großher. wg 70.91. 181.198.204.285. 296.312.316.328.329.340.362 - Leopold, Großherzog 248,316, 346 - Ludwig 287 - Ludwig, Markgraf 222 - Ludwig I. 44.312.318.319.321 384 Personenregister BEARBEITET VON KATJA SCHMALHOLZ - Luise. Großherzogin 22,57,61, 252.273.279.288.298.361.373 - Max, Markgraf 252 - Philipp 1. . Markgraf 167 - Sophie. GroßheJ"ZOgin (Prinz.essin von Schweden) 248.361 - Stephanie de Beauharnais, Großher- zogin 182.361 - Valerie. Markgräfin 252 - Viktoria, Prinzessin 61.288 - Wilhe1m, Prinz 241 Baden-Baden, von - Bernhard 111., Markgraf 167 Baden-Durlach, von - Ernst. Markgraf 167 - Friedrich Magnus. Markgraf 349 - Kar! Il .• Markgraf 167·169,327. 328 - Karl Wilhe1m. Markgraf 44.45, 47.90.296.312-314.359 Karoline Luise, Markgräfin 296, 329.361 Luise Karolinc, Freiin Geyee von Geyersberg/Reichsgräfin von Hoch- b<'g 222.361 Magd:!..!ena Wilhdmina. Markgräfin 91 - Maria Augusta. Markgräfin 363 Bader, Joscph 327 Ball. Hermann 137 Barker. Roben 240 Baum. Marie 63. 231 Baumann, Hans Theo 163,164 Baumeister. Reinhard 106-108 Bäumer, Gemud 231 Baumgarten. Paul 84 Baumgolften. Hermann 94,95,98, 229 Baumgärtner, Walter 348 Bauser, Heinrich 328 Bayer, Adolf 25,75 Bayer, August von 327 Becher, Johannc:s R. 56 Bechtold, Gerhard 243 Beck, Josef 98 Becker. Carl 241 Becker, Joscf 352 Behrens, Peter 103 Beichel, Friedrich 136, 146,360 Benz, Josef 253 Benz, Benha 203 Beßl., Carl 200-203 Bcnz, Clara 202 Benz. Ellen 202 Benz, Eugen 202 Benz, Johann Georg 200 Bcnz, Richard 202 Bcnz, Thilde 202 Bcrblinger, Auguste 249 Berblinger. Kar! 249 Berblinger. Wilhclmine 249 Bcrckmüller, Kar! 368 Berckm üller, Karl Jo.scph 345 Bergheim. Brigine 55 Berlioz. Hcetor 294 Bernheimer, Ernst 215 Bernheimer, Gerhard 215 Berschauer, Lina 63 Beyer, Joscph 249 Ikyer, Marie 249 Beyer, Magdalenc 249 Bieringer, Liane 236 Billing, Hetman n 323 Bindewald. Klaus 342.343 Bingner, Adrian 297. 298 Binz. Gustav 250 Birgin, Doris 252 Bischoff, Maria 249 Bismarck, Ouo von 60,94, 194. 195. 240.277.278.341 .352 Blankenhorn, Erich 38 Blart, Oskar Gottlieb 125 Bleidorn, Gustav AdolE 92 Bodman, Heinrich Freiherr von 20. 21.22 Bochle, Fritz 314 Boehdingk. Arthur 95. 98 , 99 Bollmann. Beate 343 Bonifaz VIII., Papst 50 Borchardt-Wcnzel, Anncne 361 Borgscedr, Angela 369 Bös, Klaus 77 Boucher, Frano;:ois 296 Brahms. Johannes 230 Brandenburg-Ansbach-Kulmbach von, - A1brccht. Markgraf 168 - Kasimir, Markgraf 168 Katharina 168 - Kunigunde 168, 169 - Maria 168 - Susanna, Markgräfin 168,169 Brandr. Harm-Hinrich 350 Braun, Louis 240, 242 Bräunche, Ernst Ona 339-341. 354, 358, 376 Brecht. Benhold 53-56. 100 Brentano. Lorenz 346 Breuhaus. Frin August 323. 325 Bronner. Emil 139 Bruch. Max 290 Brüning, Heinrich 275 Brunner, holde 371 Brunner, Paul 371 Buback, Sicgfried 266 Bublies-Godau, Birgit 350 Buchberger. Adolf 194 Büchner, Ursula 41 Bühl, A1fons 210 Bühler, Hans Adolf 203 Buhmann. Wolfgang 115 Burckhardt, Jacob 101 Burger, Roben 89 Burkard, Erwin 188 Bußmann, Walter 97 Caesar. Julius 49 Calmez, Isaac 197 Camphausen, Octa 194 Celtis, Konrad 50 Chamoff, Rita 116, 118 Clay, Lucius D. 151 Collum, Wolfgang H. 348, 349 Compter, Theodor 307 Cratander, Andreas 167 Curjel, Roben 126, 307 Curtius, Ernst 101 Dame Alighieri 279 Däubler-Gmelin, Herta 265 Dchler, Thomas 81, 84 Denny, Christian 249 Devrienr, Eduard 293. 294 Oevrient, Emil 293 Oewald. Franz 162 Diemer, Michael Zeno 242 Dietsche. Fridolin 254,313,314 Dionysius Exiguus 48 d'Occhieppo. Ferrari 48 Dollmätsch. Johann Gottlieb 184 Douglas. Christoph Graf 22 Draheim. Heinz 258-260 Drais von Sauerbronn, Carl Friedrich Freiherr 78 Drechsler, Friedrich 52 Dreikluft, Roben 333. 380 Duchardt, Michael 55 Dullenkopf.Ono 164.187.265. 267, 349, 353 Dürer, A1brechr 50 Durm,Josef 79, 102, 195,321,322. 371 Eberle. Friedrich 67,328 Eben, Friedrich 22 Eck, Doris 118 Egler. Carl 203 Ehmcr. Hermann 349 Ehrenberg 222, 224 Eiermann, Egon 308-310 EisenIohr, Wilhe1m 194. 278, 279 Eil. Ernsr 220.221 ElIsläner, Moritz 191 -195 Ellstäner. Ono 193 Engel, Heinrich 42 Engelhardt, Klaus 265 Engler, earl 111 Engler, Helmut 260 Erdmann. Dieter 115 Erzberger, Manhias 231 Eschenbach, Wolfram von 99 Everke, Gerhard 376. 377 Fahnenberg. Freiherr von 182 Fahrenkamp, Emil 323 Fahrner, Rudolf 99 Faisst, Clara 290, 291 Farh, Ralf 370 Fedorov, Sergcj G. 364 Fehringer, Prof. 144 Feim. Karl Heinz 162 Fenrich, Heinz 45,362.376 Fenske, Hans 351 Finrer,Julius 139. 202.218 Fischer. Friedrich 248 Fischer. Friedrich Theodor 312,319 Fischer. Horst 356 Fischer. Joschka 265 Fischer, Kunigunde 64 Fischer. Ulrich 125,265 Fischer. Werner 113 Förster, Wolfram 370 Frank, A1ex 42 Frank, Leopold 42 Fribolin. Hermann 136 Frick, Wilhe1m 38 Friedmann, Hugo 116 Friedrich Wilhdm IV., König von Preußen 341 Friedrich IU .• deutscher Kaiser 278 Fromm, August 43 Frommcl, Emil 125 Frosch. Kar! Huben 242 Fuchs.' Ernst 294. 295 Fuchs, Stefan 354 Fuchs, Wahher Peter 97 Funck. Rolf 108 Furrer. August 368 Furtwängler, Wilhclm 230, 290 Gamber. Gerhard 188 Gärtner, Friedrich von 207 Gauly. Kun 266. 267 Geibel, Emanuel 290 Geiß. Anton 20, 22, 274 Gersmer. Wilhdm 98 Gervinus. Georg Gonfried 94. 110. 114,277,35 1 Gilg. Jakob 117 Glatzlc. Fridegan 162.166 Göderin, Johannes 26 Goebbels, Joscph 210 Goenz. Jürgen 164 Goethe. Johann Wolfgang von 99. 184,284,294 Göler, Sigmund von 22 Goll. Anton 165 Gorbmchow. Michail 121 Görtz, Franz Josef 54 Gotein, Gabor 275 385 Gotein geb. Löwenfeld, Ida 275 Gotdn, Rahe!, s. Stroms Gothein , Eberhard 228-232 Gradenwitz, Sophic 155 Grau, Ute 344, 359. 362 Grcgor XlII. , PapSt 49 Grcgor, Adalbert 218,219 Gricshaber, HAP 330, 331 Gropius, Walter 26. 145 Groß, Josef 24, 188 Großkinsky. Manfred 59 Grossmann, Hans 323 Großwendt, EJisabcth 136 Grothmann. Karl 129 Grüningcr, B. 255 Gschcidtlcn, Theodor 250 GÜdc. Max 266 Gurk. Franz 260 Güß, Pcter 306 Gustav Adolf, Kronprinz/König von Schwcdcn 61, 242 Gutenbcrg. Johanncs 167 Gmjahr, Rainer 346 Guttenberg, Baron von 265 Gunmann, Barbara 338. 355, 356, 359 Haas. Ludwig 21 Habcrstroh. Joseph 320 HafTner. Sebastian 265 Hainau, von (Polizcidircktor) 182 Hammann , Gertrud 116-1 19 Hanauer, Anton 42 Hanscmann , David 192 Hanscr, Adolf 344 Hanscr, AJfred 370, 371 Haupt, Dorothca 27 Haupt, Pc[cr 27 Hauptmann , Gcrhard 99. 290 Hauser. Carolin 249 Haußer, Paul 38 Hcbel, Johann Perer 316 Hecht, Werncr 53, 54 Heck. Michael 53 Heck. Stanislaus 43 Hecke!, Erich 330 Hecker, Friedrich 358 Hccr, Adolf 59 Heiligcr, Bernhard 326 Heinrich 1.. König 119 Heinrich. Josef 137 386 Heinrich, Willi 121 Held, Fried rich 206 Hcmbcrger. Jakob Friedrich 45 Hertenstein, Adolf 249 Henweck, Georg 358 HeB, Rudolf 151 Hesse, Hermann 290 Heurich, Fridolin 137,270, 271 Heuss, Theodor 81, 84, 23 1 Heyse, Paul 230 Hildenbrand, Hermann 307 Hillerbr:and , Josef 323 Himmelhebcr, Gustav 273 Himmel hcbcr, Kar! 273 Himmelheber, Karhinka 274, 355 Himmelhebcr, luitgard 273, 274 Himmler, Heinrich 368 Hirsch, Felbt 97 Hirsch, Friedrich 113 Hirsch, Wolfgang 326 Hider, Adolf 75, 111, 155, 156, 210 Hochstuhl, Kun 348 Hoeneß. Vii 265 HofTner, Hans Joachim 26 1,262 HofmannsthaI, Hugo von 99 Hohen lohe-Schillingfürst. Chlodwig. Fürst zu 52 Hohkamp. Michaela 196 Hohnstein, Andre 196 Hölderlin, Friedrich 99 Holdcrman n, Karl 98 Holl. Kar! 99 Hollaender. Peter 1 55~ 1 57 Homberg, Rüdiger 358.359 Honsdl. Mn 273 Höpke. KJaus-Perer 128 Hormu th , Anna 280.28 1 Hormuth-Kallmorgen. Helene 280 Hormulh-Kallmorgen. Margarethe 280.281 Hormuth-Kallmorgen, Walrher 280 Hörner, Heinrich 40 H örnle. Carl Christian 249 Horras. Katharina 251 Horter, Richard 289.290 Hon. Joachim 100 Hübsch, Hei nrich 204, 206, 207. 224.253.310.311.318.319.346. 360 Hüchtkcr.Dicrlind 197 Hugencst, Melchior 329 Hundt, Hermann 216 H üssy,Oskar 137 Ihle, Julius und Franz 249 ]agemann, Eugen von 321 Jäger, AdolfFriedrich 136 Jann.sch, Georg 334 Japp, Uwe 99 Jaspers, Kar! 210 Jellinek, W.her 210 Joachim. Joscph 290 JoUy, Julius 192 Joseph H. , Kaiser 285 Jung, Ernst 27 K. bierske. Gerhard 362,363,376. 377 Kallmorgen, Friedrich 24 1, 280, 281 Kam.ler, Alfrcd 216 Kares. M.u in 375.376 Kalharina die Große 119.36 1 Kaufmann. Michael Gerh2fd 375. 376 Kehr, Kar! 24 1 Keidel , Eugen 138 Kei l. Wilhe1m 283 Keller. Ferdinand 280 Kenntner. Gcorg 76 Kepler, Johannes 311 ,312, 318,319 Kessel, Frilhjof 379 Keßler, Emil 200 Kiefer. Karl 249 Kiefer. Ludwig 249 Kiefer, Luise 249 Kiesinger, Kurr-G eorg 264 Kim mclmann, Alois 291- 293 Kindermann, Hans 325, 326 Kin keI, KJaus 265 KJais. Johannes 376 KJing, Gud run 372-374 Klingmüller 97 KJipfel, ludwig 41 Klose, August 226 Klon. GÜnlher 24,45, 138,203, 267.349.353. 368 KJumpp, Heinrich 22 Knecht, Friedrich 253 Knörzer, Anten 253 Koch, M.nfred 340.34 1,347,348. 352.353.367.371.376.377.379 Koch. Peter F. 31 5 Koelle. Eduard 346 Köhler. Heinrich 151, 153.2 12.274, 275,283,284 Köhler. Walter 153 Kolb. Wilhdm 367 Kölle. Manin 376 Korn 92 Kran, Wilhdm 339 Krause, Burkhardt 99 Krause. Karl-Heinz 326 Kremer. Egon 54 Krieger, Josef 242 Krimm. Konrad 371 Kühlenthai, Kar! Christoph 93,98 Kühncl, Miriam 376 Kunle, Heim .. 53. 260. 354 Künnle, Cul 224 La Fontaine. Jean de 184 Lamprccht, Familie 306 Lang, Heinrich 360 Lankheit, K1aus 97. 103 Lanunauer. Reiner Haehling von 348 Lassalle. Ferdinand 58 Laßberg, Joseph von 167 Lcchleirner. Georg 368 Lehmann, Ono 87 Leiber, Gonfried 378.379 Leiser, Wolfgang 176 Lcnard, Philipp 210 Lender. Franz X. 274 Lenin, Wladimir 97 Lw Xlii., P'p" 47, 253 Lconhard, Heinrich 78 Lermontow. Michail 11 9 Lessing, Gotthold Ephraim 99 Leunbach. Wilhdm 108 Levi. Hermann 294 Lewin, Chaie 286 Lewin, Markus 286 Liedke. Dietmar 162 lill, Rudolf 97 Limbach, Juna 64,265 Linde 97 Lählein, Theodor 98 Loo, Carle van 296 Lorenz 41 Löwemhal. Hans Hcinz 213 Lübke. Wilhclm 102, 103 Lüders. Marie EliS3.bcth 281 Ludin. Hanns 38 Ludwig XIV .. , König von Frankreich 90 Ludwig XV .. , König 296 Ludwig. Dierer 109.352 Lunau. Heinz 155,156 Lurz, Meinhold 59 luner. Kerstin 373, 374 Luz. Hans 27 Maaß, Hans 116 Maillol. Aristide 326 Mann, Thomas 155 Mao Tse-tung 55 Marriensen, Theodor 200 Manin, Egon 376 Marum. Brigine 155- 157 Marum. Elisabcth 155-157 Marum. H ans 154-157 Marum. Johanna 155. 156 Marum. Ludwig 40.154. 155,367 Marum. Pierre 157 Marum, Sophie, geb .. Gradenwin 155-1 57 Mau, Karl 58, 97 Mathy, Karl 108, 192 Manka, Georg 362,363 Maul, Heinrich 122 Maurer. Gustav 42 Maximilian 1.. Kaiser 168 May, Ernst 145 Mayer, Car! 206 Mayer-Vorfc1der, Gerhard 367 Meckd, Mn 253, 254 Mecrwein. Carl Friedrich 348 Mehnere, K1aus 265 Mdling, Chrisroph 296 Mdling. Jean 296 Mdling, Joseph 296, 297 Mdling. Nicolas 296 Mendc1ssohn-Bartholdy, Felix 293 Mertens, Heinrich 28 Merz. Florian 163-165 Merz, Waher 144- 146 Metzger. Marie 215 Metzger, Simon 215 Meyer. Bruno 101. 102 Meyer, Thomas 338, 376 Miller, Wolfgang 27 Mittenzwei, Wemer 53. 54 Möckd, Klaus 25 Moesr, Hermann 300 Mohr, Alcxande.r 340 Molihe 294 Möller, Alex 368 Morin. Karl Philipp 99 Morlock. Jürgen 347 Moser. Kar! 126, 307 Moue. Fouque, Friedrich de la 184 Monl, Fdix 230 Mühre.n~rg, Ankc= 376 Müller, David 98 Müller, Gc=bhard 84, 264 Müller, Jeremias 204 Müller, K1aus-Detlef 54 Müller, Wilhdm Jeremias 329 Müller·Hufschmid, Willi 33 Münch. Jaoob 39. 40 Mürb, Roben 264 Mutter 61 Napoleon Bonapartc= 361 Napoleon IlI .. , Kaiser von Frankreich 240 Ne~nius, Carl Friedrich 98 Neef, Gerhard 252 Neef, Margot 252 Nestle, Karl Theodor 210 Neuburger. August 151,152 Neumann, Erik 338 NeumeisIer, Dirk 376 Nikiforowa,Sweriana 124 Nippe.rdey, Thomas 97,350 Nokk, Franz Wilhdm 228 Nolde, Emil 33 Nörbcr, Thomas 252, 253 Oberle. Wilhdm 248 Obermüller.Vc=ncdey. He.nrieIle 350 Ooolampad ius. Johannes 167 Oechdhäuser. Adolf 102 Oehme, Ruthard 129 Oelsner, GUSIav 145 Ohlbaum, !solde 365 Ohndotf, Mathias 164 Oncken. Hermann 94 On. Frieda 219.220 On, Kar! 86-89 Paulcke, Wilhdm 74 PaulI, Hermann 63 Pestalozzi. Heinrich 217 387 Peter IIL. Zar 119 Pe:te:r. Jose:ph 346 Pe:te:rse:n. Hans 242 Pfarr, Adam 95.98 Pf'iste:re:r, Ge:rhard 31 Pfiste: re:r. Karl 249 Pfläste:re: r, Karl 137. 139 Pflaume: r. Kar! 38. 153 Philipp. Günthe:r 379 Piglhdn. Bruno 242 Plate:. Ulrike: 344. 370 Pogge:ndorf. Die: trich 129 Pompadour (Madame: de:) 296 Possdt. Gottfricd 197 Possdt. Ernst Ludwig 92. 199 Präge:r. Christmut 370 Pre:slinari. Sophie: Amalie: 273 Pre:tsch. Pe:le:r 358.359. 37 1. 376 Prinn 31 Raab, Frie:drich 108 Ramspc=ge:r. He:rmann 38 Ranke:. Lropold 228 Rasch, Wolfdiwich 99 Rathe:nau. Wahe:r 367 Rand. Frie:d rich 3 13. 3 14.371 Räube:r. Manin 249 Rauch, Christian Danid 330 Raufe:r. A10ys 3 11 . 319 Rauh ul. Christa 220 Rausch, Jan-Dirk 121, 124 Re:bmll.nn. Edmund 62 Re:bmll.nn. Marie: 62 Re:dt e:nbache:r, Ferdinll.nd 279 Rc=ichard. Frirorich 134 Rdme:rs. Holge:r 362.363 Re:nne:r, Narziss 168 Re:uchlin. Johanne:s 167 Rhott 197 Rie:dinge:r. Be:rthold 137 Rie:dne:r, Pe:t e:r 149.25 1 Rilke:. Raine:r Maria 99 Rinck. Christoph Frie:drich 181 Ringlu, Harald 339. 376 Ritte:r. August 200 Rodlc=cke:. Elga 346. 365. 379. 380 Roggenbach. Franz von 277.278. 352 Rosc=nbcrge:r, Adolf 3 14.3 15 Rose:nbcrge:r. Sophie: 3 14.3 15 Roßkonen, He:inrich 28 388 Rößling, Wilfrie:d 376 Rothfuß. Christi'lR 332 Rüdt von Colle:nbcrg. Fd ix 78 Ruhland, Michad 360 Rumpf. Hans 76 Rürup. Re: inhard 100 Sack. Erwin 367 Salomon. Else: 136 Sa!omon. Ernst 152 Samojknko. VlI.lcrij 122 Saue:r. K.u l 38. 40 Sax, He:rbe:n 2 15 Schäfe: r, ClI. r1 102 Schäuble:. Wolfgang 265 Sche:ide:mann, Philipp 22 Schdl, Wilhdm 128, 129 Schdling. Erich 3 1,83 Schd ling. Friedrich 184 Schilb, Christof 80 Schille:r. Fric=drich von 99. 184. 198. 276.294 Schinde:rhanne:s 198 Schinkd, Kar! Frie:drich 205, 207 Schirme:r. Wulf 345 Schlc=sige:r. Horst 349 Sch!osse: r. Corndia 284, 285 Schlosse:r, Frie:drich Christoph 277 Schlomr, Johann Ge:org 284, 285 Schlüte:r, The:o 376 Schmalho!z, Katj ll. 354, 376 Schmid. Carlo 284 Schmidt 25 - Car1 316 - Gc=org 3 16 - Gustav 3 16,317 - Jacob 316 - Johann Jacob 316 - Karl-Throdor 129 - Norbe:rt 221 Schmidt-Staub, He:rmann 317 Schmidt-Sraub. Rudolf 3 17 Schmitt. He:inz 61 .340 Schmitt, Jose:f 253 Schmiu , Pe: te: r 166 Schmoller. Gustav von 230 Schnabel. Franz 94,96,99. 100, 208- 212 Schndde:r, August 39.40 Schneider. Hermann 139, 140, 142, 145 Schne:tz.ler, Karl 59, 107. 134, 177 Schoch, Emmy 63 Schöpf, Karl 28 1 Schöpf, Mc:1irra 281, 282 Schon. Rudolf 376 Schrag, P:ml 156 Schrag, Susie 156 Schreibe:r 184 Schröde:r, Andreas 376 Schröde:r, Ge:rhard 265 Schr()(:dte: r, Adolf 183 Schroll-Vom.Onmar 203 Schubart. Ulrike 358.359 Schubladen-Kräme:r, Jürgen 354,358 Schulz. Ekke:hard 379 Schumache: r, Frirz 145 Schütz., Pau! 26 Schwarz 186, 224 Schwarur. Ale:xande:r 358 Schwarzmaier, Hansmartin 365 Schwdckhardr, Emi! 250 Schwdne:r, Albert 290 Schwörc=r, Hans 188 Sd ler. Ge:rhard 45, 122-124, 265, 267.355 Sdterich. Eugen 255 Sdmayr, Gerhard 53 Shakc=spcare: , William 55, 279, 294 Shd lq . Percy Bysshe 55 Sie:bw. Clara 64 Sie:gmann, Wolfgang 27 Sie:grist, Kar! 108. 134, 177.353 Silbermann, Johann Andrcas 375 Silbcrstdn, Max 81 Sinclair, Upton 55 Sombart, Nicolaus 230 Spanger, Jürge:n 374, 375 Spcye:r. Sie:gfri ed 215 Spin bll. rt , Elisabc(h 345 Spirzmülle:r 66 Spö rli ng, Magdale:ne: 249 Staige:r 3 10 Staub. Luise: 317 Stein . Frdherr von 182 Stcinbach, Erwin von 3 11 , 312. 318. 319 Steiner, Jacob 77. 99 Ste:phan-Kabierske:, Susanne 376 Stie:fcl, Philipp 128 Stock. Christian 283 Stolle, Michad 368 Strack. Heinrich 205 Straus, Elis 276 Straus, Isa 277 Straus geb. Gorein, Rahel 275-277 Strieder, Wil hclm 233, 360 Stüler, Friedrich August 205 Stürzenacker. August 360 Sulzer. Marie 220 Teufel, Manhäus 42, 43 Thierfclder, J örg 116 Thode, Henry 102 Thoma, Hans 290,3 14, 323 Thum, Bernd 99 1111, Karl 162 Tolsroi, Leo 99 Töpper, Friedrich 137,359.367 Traitteur, Wilhelm von 364 Trammann, Theodor 307 Trippmacher, Elisabeth 202, 203 Tröndle, Franz 249 Trunk, Josef Ludwig Gustav 87, 274, 275 Tschira, Arnold 329, 379 Tulla, Johann Gottfried 273, 318, 320 Turban , Ludwig 194 Twele, August 74 Uehlin , Theodor 43 Uhland, Ludwig 290 Ulbrich, Claudia 196 Unscld, Siegfried 53 Yaillant, Johanna 200 Yaillant, Kar! Friedrich Michael 200 Yarnhagen, Kar! August 286 Yarnhagen, Rahe! 286 Yarerrodt, Franz 38 Yeit, Hermann 137,210,367 Yenedey, Jakob 350 Vestner, Dieter 339, 340 Victoria, Königin von Schweden 22 Vigener, Gerhard 188 Viktoria, Königin von England 287 Vischer, Friedrich Theodor 101 Vogel, Heim 44,45.47 Vulpius, Christian 198 Waag, Maximilian 92 Wach . Kar! 28 Wagner, Christina 340 Wagner, Ernst 327,328 Wagner, Ludwig 249 Wagner, Manin 145 Wagner, Richard 99 . 294 Wagner, Roben 38,40,75, 149, 153, 368 Wallner, Gemot 164 Wallor, Paul 370 Wapllewski, Peter 99 Wätjen, Herrmann 96 Weber, Alfred 23 1 Weber, Max 230,231 Weech . Friedrich von 57,66,67,69. 226,248, 286 Wehler, Hans-Ulrich 350 Weigel , Rudolf 210 Weihnacht, Pau! Ludwig 371 Weil, Lcopold 213 WeiH. Heinrich 149, 150 Weinbrenner, Adolf 253 Wein brenner. Fried rich 31,44-46, 182,204,222,223,264,310-312, 317,318, 320,321,329,345,346, 360,364,378,379 Weinkauf, Hermann 82, 83 Wels,Orto 154 Wehring, Heinrich 102 Wendt, Gustav 110, 114,230,294 Werber, Friedrich 266 Wemer, Anton von 240, 24 1 Werner, Josef 263-265, 349 WenIar, Heinrich 27 1,272 Wcysscr, Kar! 328 Widmer, Kar! 332 Wieland, Chrisroph Manin 184 Wien, Bernhard 357 Wilamowirz-Moellendor/T, Ulrich von 111 Wil hclm 1., deutscher Kaiser 59, 125, 277,278,287,313,346 Wilhe1m 11., deutscher Kaiser 21,47, 52, 57, 60, 111, 231, 241 , 278, 287 Wilhe1m llJ., König von Eng!and 349 Wilhe1m, Rudolf 215,216 Wilhe1m, T hekla 216 Willard. Adolf 253 Wimmer. Brigirte 367 Witkowski, Hclga 164 Winmann, Heinrich 210 Wölffiin, Heinrich 102 Wohmann, Alfred 101 Worch, W illi 153,338 Worri nger, Wilhclm 103 Wulzinger, Kar! 103 Würz. Bcrnhard 188 Zahn , Kar! 365-367 Zimmermann, Guslav 283, 284 389 Verzeichnis der Autorinnen und Autoren Viktori:a Adam Schülerin, Bismarckgymnasium Karlsruhc: Andre:!. Ahcnburg Presse· und Informationsamt Stadt Karlsruhe Oe. Susanne Asche Instirut rUf Sudtgcschichte. $tadrarchiv Oe. Monika Bachmayer Kunsthislorikerin. Karlsruhe Oe. Brigittc Baumstark Städlische Galerie Karlsruhe ArnulfBttg LId. Reg. Landw. Dir., Rcgierungspräsidiuffi Karlsruhe Oe. Angc:la Borgslcdt Universität Karlsruhe Oe. Ernst Otto Bräunehe Leiter des Instituts fü r Stadtgeschichte. $tadtarchiv Oe. Kristiane Burckhardt Badisches Landesmuseum Karlsruhe Sven ia Diefenbachcr Schülerin. Bismarckgymnasium Karlsfuhe Oe. Juna Dresch Badisches Landesmuseum Karlsruhe Oe. Konrad Dussel Kunsthistoriker, Forst Jan Ernc:rn.ann Schüler. Bismarckgymnasium Karlsruhe Prof. Dr, Hans Fenskc Universität Freiburg Dr. Dellev Fischer Vorsincnder Richter am Landgerichl Karlsruhe Andreas Gabelmann M.A. Kunsthismriker, Karlseuhe Si mi na German Schülerin, Bismarckgymnasium Karlsruhe üstR Helmut G rimm Bismarckgymnasium Karlsruhe Sabine Groh Schülerin, Bismatckgymnasium Karlsruhc OstR Rainet Gut jahr Humboldtgymnasium Karlsruhe Oe. Barbara Gunmann Historikerin, Karlsruhc 390 Dr. Reiner Haehling von Lanzc:nauer Jurist und Historiker, Baden-Baden Dr. Gisela von Hc:gel Direktorin des Zoologischen Gartens Karlsruhe D r. Brigilte Herbach-Schmidt Oberkonservatorin, Badisches Landesmuseum Karlsruhe Priv. Doz. Dr. Klaus-Peter Hoepke Universi tät Karlsruhe Oe. Annemarie Jaeggi Universität Karlsruhe Prof. Dr. Uwe Japp Universität Karlsruhe Sandra Ju ng Schülerin, Humboldtgymnasium D irekto r Klaus Dietet Justen Studienkolleg der Universität Karlsruhe Dr. Gerhard Kabierske Südwesldeutschcs Archiv Hir Archileklur und Ingenieurbau, Universitäl Karlsruhe Hanna Kaiser Schülerin, Bismarckgymnasium Karlsruhe Frilhjof Kessel Alt-Stadrrat, Karlsruhe Dr. Clemens Kieser Landesdenkmalamt Baden-Württemberg Dr. Christina Klausmann Haus der Gcschichle Baden-Würnemberg, Stuttgarr Prof. Dr. Manfred Klinkon Universität Karlsruhe Yps Knauber Journalisti n, Karlsruhe Prof. Dr. Jan Knopf Universilät Karlsruhe Dr. Manfred Koch Inslitut fu r Stadlgeschichte, Stadl2Tchiv Richard Kohlmann Abt. Direktor a. 0., Karlsruhe Andrea Krieg Leiterin der Stadtbibliothek Karlsruhe Prof. Dr. Jürgen Krüger Universität Karlsruhe David Kuhs Schüler, Bismarckgymnas ium Karlsruhc Prof. Dr. h. c. Heinz Kunle Un iversität Karlsruhe Tomen Liesegang M.A. Literarische Gesel lschaft Karlsruhe Almur Maaß M.A. Badisches Landesmuseum Karlsruhe Dr. Ursula Merke! Sräddsche Galerie Karlsruhe Thomas Meyer Historiker, Karlsruhe Matthiu Miller M.A. Universitätsbibliothek Heidclberg Dr. uonhard Müller Forum fur Stadtgeschichte und Kultur Dr. Ute Obhof Leiterin der Handschriftenabtcilung, Badische Landesbibliothck Karlsruhc Dr. Ulrike [>1:1[e L:lRdesdenkmalamt Baden-W~memberg Olivcr Porticz STUdienreferendar, Scminar für Schul pädagogik Oe. Peter Pretsch InstiTUt fu r Stadtgeschichte, Stacltmuseu m Dr. Frank R.3berg Historiker; Kommission für geschichtl iche Landeskunde Baden-Württemberg Dr. Manina Rebmann uiterin der Musikalienabteilung, Badische Landesbibliothck Karlsruhe Oe. Clemens Rehm Badisches Generallandesarchiv Karlsruhe Dr. Hoiget Reimcrs Universität Karlsruhe Dr. Harald Ringler Stellven rctcnder uitcr des Stadrplanungsamrs Karlsruhe Prof. Dr. Erika Rödiger-Diruf Leiterin der Städtischcn Galerie Karlsruhe Angelika Sauer Sradtarchiv Karlsruhc Heinrich Alo is Sch illinger Architekt, Karlsruhe Dr. Heinz Sch mitt Leitender Bibliomcksdirekror a. D. Pctcr Schmilt M. A. Badisches Landesmuseum Karlsruhe Oe. Do rothca Schmin-Hollsrei n Journalistin, Karlsruhe Oe. Ulrich Schneider Südwestdeutschcs Archiv fu r Architektu r und Ingenieurbau, Universität Karls ruhe Dr. Christoph-Huben Schüne Ltd, BibI. Dir., Universität Ka rlsruhe Asysa Schwehn Schülerin, Bismaeckgymnasium Karlsruhe Prof. Dr. Gerhard Seiler Oberbürgermeister a. 0., Karlsruhe Dr. Jürgen Spanger Stellvertretender Leiter des Staatl ichen Scminars für schulprakrische Ausbildung, Mannhcim Eva Spindler M. A. Badisches Landesmuscum Karlsruhe Oe. Dirk Stegen Geschäftsfl1hrcr der Karlsruher Schlachthof- Iktriebsgescllschaft mbH Dr. Günter Stegmaier Landesbildstelle Baden. Karlsruhe Dr. Claudia SlOckingcr Universität Karlsruhe Dr. Michael Stolle M.A. Universität Karlsruhc Mathias Trä ndie Presse- und Informationsaffit Stad t Karlsruhe Hans-Ouo Wallet Direktor a. 0 .• Badischer LandeswohlF..thnsverband Josef Werner Journalist, Enlingen Manud Wittek Abiturien t, Humboldtgymnasium, Karlsruhc 391 www.infoverlag.de P-ESE-06L88-E NBSI
https://www.karlsruhe.de/b1/stadtgeschichte/literatur/stadtarchiv/HF_sections/content/ZZmmCkfzTfr4ZR/Blick%20in%20die%20Geschichte%201998-2003.pdf