Test
Die perfekte Crème-Schnitte

Die Cremeschnitte ist eine der beliebtesten Schweizer Patisserien. Die «Schweiz am Sonntag» weiss, welche am besten schmeckt

silvia schaub
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Das Testergebnis

Die Elegante
Edel und elegant sieht sie aus, die Cremeschnitte von der Confiserie Sprüngli mit dem zierlichen roten Strich auf der Glasur. Im Verhältnis zu den Konkurrenzprodukten ist sie eher schmal geschnitten und hoch. Der Teig ist sehr knusprig, die Creme eher fest und sehr gelb. Die schwarzen Pünktchen weisen auf Vanille hin. Und die ist in der Tat auch drin. Für manche fast etwas gar zu intensiv.

Platz 2

Confiserie Sprüngli, Hauptbahnhof, Zürich, Fr. 4.-

Die Süsse
Sie hat die Jury am meisten polarisiert. Optisch ist die Cremeschnitte von der Confiserie Himmel in Baden absolut perfekt. Sie sieht frisch und luftig aus und ist prall gefüllt mit Creme. Aber da war die Konfitüre: auf dem Boden eine Himbeerschicht und unter der Glasur eine Aprikosenschicht. Die einen waren hin und weg davon, die anderen fanden die süsse Zugabe ein absolutes No-go für eine Cremeschnitte.
Platz 6

Confiserie Himmel, Bahnhofplatz 9, Baden, Fr. 3.30

Die Perfekte
So stellt man sich die Bilderbuch-Cremeschnitte vor: hübsch gleichmässig, der Blätterteig nicht zu dick, die Creme sehr hell, die Glasur milchig im Anblick. Dann beim Hineinbeissen eine luftige, sämige Creme in der idealen Balance von Milde und Süsse, der Blätterteig im Geschmack dezent. Der einzige Makel: Der Blätterteig war nicht mehr richtig knusprig. Trotzdem konnte das Produkt vom St. Jakob Beck in Zürich die Jury am besten überzeugen.
Platz 1

St. Jakob Beck, Kanzleistr. 18, Zürich, Fr. 3.20

Die Trockene
Die Cremeschnitte von Migros sieht trocken und auch nicht mehr sehr frisch aus, obwohl sie am Morgen des Testtages gekauft wurde. Durch die absolut perfekte Form sieht sie zudem künstlich beziehungsweise maschinell aus. Die Blätterteigschicht bröselt beim Abschneiden, ist aber dann im Biss eher weich und gummig. Die Creme ist kein Highlight, einfacher Durchschnitt. Den Zuckerguss hingegen finden einige Jurymitglieder angenehm dezent und mundig.
Platz 4

Migros-Filialen, Fr. 1.10

Die Üppige
Die Blätterteigschichten bei der Coop-Creme-schnitte sind im Verhältnis zur Masse eindeutig zu dick. Auch die Glasur ist sehr dick aufgetragen. Trotzdem ist sie beim Genuss überraschend cremig und locker. Abgesehen vom Blätterteig, der ziemlich gummig schmeckt. Allerdings findet ein Jurymitglied: Oben hui, unten pfui. Mit Recht: Denn die unterste Schicht ist auffällig dunkel, sehr fest und riecht dazu auch noch ziemlich verbrannt.

Platz 3

Coop-Filialen, Fr. 1.30

Die Knusprige
Rein optisch hebt sich die Cremeschnitte der Confiserie Bachmann in Basel allein schon dadurch ab, dass die Glasur mit Schokolade verziert und die Creme intensiv gelb ist. Auch der Blätterteig zeigt sich bei diesem Produkt dunkler als üblich. Dafür aber ist er besonders luftig und im Biss eindeutig der knusprigste. Die Füllung sieht nicht nur mastig aus, sie ist es auch. Zu süss, findet die Jury. Und der Geschmack von Kirsch mag auch nicht zu überzeugen.
Platz 5

Confiserie Bachmann, Bahnhof Basel, Fr. 4.20

Das gilt heute noch als der Klassiker, wenn auch inzwischen so Auswüchse wie Kokos- oder Schokolade-Cremeschnitten angeboten werden. Die Patisserie spornt Konditoren auch immer wieder zu Höchstleistungen an. So wurde erst Ende letzten Jahres in Genf eine Rekord-Cremeschnitte von über 1,2 Kilometern hergestellt. Diese hat es sogar ins Guinness-Buch der Rekorde als längste Schnitte der Welt geschafft.

Wie muss die perfekte Schnitte aussehen? Der Teig sollte knusprig ausgebacken sein, die Creme luftig und nicht zu massig und der Zuckerguss nicht zu dick und zu hart. Trotz ihrer schönen Kompaktheit muss man sich der Cremeschnitte vorsichtig annähern. Wer hat sich nicht schon darüber geärgert, dass schon nach dem ersten Schneide-Versuch die Creme unkontrolliert auf alle Seiten hinausflutscht. Um die süsse Versuchung salonfähig zu essen, gibt es einen einfachen Trick – falls man nicht ohnehin den vom Aargauer Roland Kyburz entwickelten Cremeschnitten-Schneider zur Hand hat: Man kippt die Schnitte auf die Seite und sticht sie sorgfältig mit einer Gabel Stück für Stück ab.

So ist auch die Jury der «Schweiz am Sonntag» beim Cremeschnitten-Test vorgegangen. Als Juroren nahmen teil: Christian Berzins, Michael Heim, Anna Ospelt, Fabienne Riklin, Silvia Schaub und Benjamin Weinmann. Die Cremeschnitten wurden am Tag der Verkostung frisch gekauft und in einer Blinddegustation getestet. Dabei wurden die Kriterien Aussehen, Geschmack und Konsistenz bewertet.

Fazit: Obwohl der Patisserie-Klassiker nicht viel Spielraum zulässt, waren die Unterschiede schon optisch sehr gross. Die Confiserien konnten gegenüber den Grossverteilern besonders bei der Qualität des Blätterteigs punkten.