Kulinarisches
Biirebrote, Pfunggi und Suure Mocke

Besonders eigenständig ist die Solothurner Küche zwar nicht. Aber man wusste schon immer, das vielfältig auf den Tisch zu bringen, was Land und Boden hergab. Wie Pfunggi, Biirebrote oder Soledurner Gnusch.

Fränzi Rütti-Saner
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Genauso, wie der Kanton Solothurn ein Kanton der Regionen ist, dessen Dialekte regional von den angrenzenden Gebieten eingefärbt sind, so ist es auch die Solothurner Küche. Es gibt nur ganz wenige wirklich echt solothurnische Gerichte. Genau genommen sind es gar nur zwei: das Soledurner Wysüppli und das Pfunggi oder Funggi. Und natürlich der Solothurner Kuchen.

Alle anderen vermeintlich typischen Solothurner Gerichte finden sich auch in den angrenzenden Regionen. Volkskundlerin Elisabeth Pfluger erwähnt spontan noch Suure Mocke oder Schnitz und Drunger, doch diese Gerichte kennt man auch im Bernbiet und im Aargau bestens.

Kochen wie die Grande Nation

Betrachtet man aber die alten Rezepte genauer, so fällt auf, dass unsere solothurnischen Vorfahren sehr gerne Salziges oder Saures mit Süssem würzten. Sweet and Sour ist also mitnichten eine rein asiatische Erfindung. Diese Geschmackskombination kennt man auch in unseren Breitengraden auf dem Speiseplan. Am besten in diese Kategorie passt wohl das bereits erwähnte Schnitz und Drunger, je nach Region auch Biirebrote oder einfach nur Schnitz genannt. Aber auch dass man der Metzgete-Wurstmasse Rosinen beimengt und gerne dazu Apfelmus isst, kann diesem Bereich zugeschlagen werden. Und auch beim - wie erwähnt - typischen Pfunggi werden Salziges (Kartoffeln) und Süsses (Äpfel) vermengt. So bekommt diese Beilage ihre typische Geschmacksnote.

Einfluss auf die Solothurner Gerichte hat auch die Grande Nation. Wen wunderts, denkt man an den grossen Einfluss der französischen Ambassadoren in der Stadt. Das ist beispielsweise noch beim Kalbsragout nach Solothurner Art, für welches eine weisse Sauce gekocht wird, zu spüren. Es existiert beispielsweise auch ein Rezept für Soledurner Mischtchratzerli, dem mit einer raffinierten Füllung von Kalb- und Schweinegehacktem sowie Champignons und Silberzwiebeln ein französischer Touch verliehen wird.

Japonais und Buttercreme

Dann sind es aber auch die ganz einfachen, bäuerlichen Gerichte wie gefüllte Kabisblätter, Hackfleischwähe, Chüngelibrote mit Dörrfrüchten, das Soledurner Gnusch (verschiedene Fleischsorten in einem Gemüseeintopf) oder den mit Honig glacierten Speckbraten, die von alters her auf Solothurner Speiseplänen zu finden sind. «Man brachte eben auf den Tisch, was Land und Boden hergab, und verstand es, diese Zutaten immer neu zu variieren und dem Anlass entsprechend anzurichten», sagt Elisabeth Pfluger.

Bei den Süssspeisen ist es wie bereits erwähnt die Solothurner Torte, die heute über die kantonalen Grenzen hinaus bekannt ist. Diese Torte ist eine Erfindung des umtriebigen Confiseurs Albert Studer aus der Stadt Solothurn, der die Torte im Jahr 1915 kreierte. Die Torte aus Haselnussbiskuit, Japonais und Buttercreme hat mit der landläufig bäuerlichen Küche nicht viel gemeinsam. Auf dem Land wurden zum Dessert lieber geerntete Früchte wie Kirschen, Äpfel, Birnen oder Erd- und Himbeeren für Cremes und Kuchen verwendet. Mostcreme oder brönnti Creme sind ebenfalls bis heute sehr beliebt. Vor allem im Bucheggberg sind die Biiremüsli bekannt - getrocknete Birnen, mit einem Ausbackteig und mit Zimt und Zucker versehen. Dasselbe Verfahren hat auch Elisabeth Pfluger in ihrem leider vergriffenen Buch «Solothurner Liebesbriefe» mit kleinen Büscheln von Kirschen, mit getrockneten Zwetschgen oder auch mit Salbeiblättern beschrieben.