Pfronten: Julia Manhard beendet Karriere

12. Juni 2010 00:00 Uhr von Allgäuer Zeitung
veronika.krull@t-online.de (

Skicross - 22-jährige Olympiateilnehmerin will sich künftig voll aufs Studium konzentrieren

Skicrosserin Julia Manhard vom SC Pfronten beendet mit 22 Jahren ihre sportliche Karriere. Die Olympia-Teilnehmerin von Vancouver will sich künftig auf ihr Studium Studium der Biomedizin in Würzburg konzentrieren.

Schweren Herzens entschied sich die Allgäuerin zum Rücktritt. "Als Leistungssportlerin hat man den Anspruch, sich immer weiter zu verbessern, um noch erfolgreicher zu sein. Dafür sah ich aufgrund meines zeitintensiven Studiums und den Erfahrungen der letzten Jahre aber keine Möglichkeit", sagte die Junioren-Weltmeisterin von 2006. "Um international ganz vorne dabei sein zu können, hätte ich noch mehr Zeit in den Sport investieren müssen. Leider lässt sich das nicht mit dem Studium vereinbaren."

Vancouver als Höhepunkt

Manhard galt als aufstrebendes Talent in einer jungen Disziplin. Die Saison 2006/2007 beendete sie als Achte des Gesamt-Weltcups. Danach jedoch musste sie zwei Jahre pausieren wegen eines Kreuzbandrisses und einer Meniskusverletzung.

Im vergangenen Winter kämpfte sie sich wieder in die erweiterte Weltspitze zurück und qualifizierte sich für die Olympischen Spiele, bei denen sie im Achtelfinale ausschied. In der Gesamt-Weltcup war sie beste Deutsche auf Rang zehn. "Obwohl ich mir in Vancourver eine bessere Platzierung als Rang 25 ausgerechnet hatte, waren die Olympischen Spiele ein unglaublich beeindruckendes Erlebnis und sicher der Höhepunkt meiner Karriere", resümiert Julia Manhard. "Klar wäre ich gerne auch in Sotschi an den Start gegangen, aber mit der Belastung des Studiums ist eine professionelle Vorbereitung auf hohem Niveau leider nicht möglich."

Nach Martin Fiala (42) vom SC Obermaiselstein, der bereits unmittelbar nach den Olympischen Spielen seinen Rücktritt erklärt hatte, tritt mit Julia Manhard eine weitere erfolgreiche DSV-Ski-Crosserin von der internationalen Wettkampfbühne ab.

Mit drei Jahren erlernte Julia Manhard in ihrer Heimat Pfronten im Allgäu das Skifahren. Eltern und Trainer förderten ihr Talent im örtlichen Skiclub. Bereits im DSV-Schülercup überzeugte Julia mit sehr guten Leistungen und wurde in den Landeskader berufen. Sie bestritt in allen alpinen Disziplinen FIS-Rennen. Im Jahr 2004 startete sie erstmals bei einem Ski-Cross-Rennen, bei dem vier Fahrer gleichzeitig abwärts düsen. Die Begeisterung war so groß, dass Julia sofort die Disziplin wechselte. Die Erfolge stellten sich schnell ein. Umso mehr wird nun ihr Rücktritt bedauert.

"Wir respektieren die Entscheidung von Julia Manhard, bedauern diese aber sehr", sagt Heli Herdt, Sportlicher Leiter der deutschen Skicrosser. "Unserer Mannschaft verliert mit Julia nicht nur eine erfolgreiche Sportlerin, sondern auch eine starke Persönlichkeit, die mit Offenheit und Charme viele Menschen für unseren Sport begeistern konnte."

Ihren Abschied hatte Manhard Anfang der Woche im Gespräch mit unserer Zeitung angedeutet. Danach befragt, mit welchen Gefühlen sie die Fußball-Weltmeisterschaft verfolgt, antwortete sie vielsagend: "Bei aller Freude werde ich sicher auch ein wenig nachdenklich: Was wohl in meiner Sportart alles möglich wäre, wenn wir ähnlich viel Unterstützung wie die Fußballer hätten." (dpa, ts)