Paris-Roubaix 2024: Mathieu van der Poel mit 60 Kilometer-Solo zum Sieg

07.04.2024

Mathieu van der Poel hat zum zweiten Mal nach 2023 die Königin der Klassiker gewonnen. Er siegte nach 259,7 Kilometer im Velodrome von Roubaix mit einem Vorsprung von 3:00 Minuten auf seinen Teamkollegen Jasper Philipsen. Übrigens derselbe Zieleinlauf wie vor einem Jahr. Dritter wurde Mads Pedersen (Lidl-Trek), dahinter direkt Nils Politt (UAE Team Emirates) aus Deutschland.

Der Straßen-Weltmeister aus dem Team Alpecin-Deceuninck legte den Grundstein für seinen Erfolg bei diesem wichtigsten Eintages-Rennen im Radsport mit einer Attacke knapp 60 Kilometer vor Ziel als er auf dem Kopfsteinpflasterabschnitt Orchies attackierte und schnell eine Lücke reißen konnte. In der Folge konnte er seinen Vorsprung in der Hölle des Nordens schnell ausbauen. Bis dahin kontrollierte seine Mannschaft Alpecin-Deceuninck das Rennen fast nach Belieben. Den Erfolg des Teams rundeten Jasper Philipsen als Zweiter sowie Gianni Vermeersch auf Rang sechs ab.

Mathieu van der Poel über seinen Sieg bei Paris-Roubaix 2024

„Es ist schwer zu glauben. Es war eine hervorragende Teamleistung. Noch stärker als im vergangenen Jahr“, sagte der alte und neue Roubaix-Sieger direkt nach seinem Sieg. Zu seiner siegbringenden Attacke rund 60 Kilometer vor Ziel sagte er: „Nein, die war nicht geplant. Ich wollte das Rennen nur von da an hart machen. Ich weiß, dass das meine Stärke ist und ich fühlte mich superstark heute. Als ich eine Lücke hatte und wusste ich auch dass es in großen Teilen mit Rückenwind in Richtung Ziel geht. IM Gegensatz zu vergangenen Sonntag als ich am Limit war, konnte ich den letzten Teil des Rennens auch richtig genießen.“

Für das belgische Team ist es der Erfolg beim dritten Monument in Folge nach den Siegen bei Mailand-Sanremo und der Flandern-Rundfahrt.

So verlief Paris-Roubaix 2024

150 Kilometer vor Ziel übernahm die belgische Equipe Alpecin-Deceuninck das Kommando im Hauptfeld und sorgte bereits bei den ersten Pflastersteinsektoren für eine Zäsur im Feld.

Das hatte zur Folge, dass das Peloton, sprich die erste Verfolgergruppe um van der Poel und den anderen Favoriten manchmal gerade noch zehn Mann groß war. Ganz vorne zu diesem Zeitpunkt noch neun Ausreißer, die früh im Rennen die Flucht nach vorne ergriffen hatten. Es waren Dusan Rajovic (Bahrain Victorious), Per Strand Hagenes (Visma | Lease a Bike ), Rasmus Tiller (Uno-X), Kasper Asgreen (Soudal Quick-Step), Marco Haller (BORA-hansgrohe), Liam Slock (Lotto Dstny), Dries De Bondt (Decathlon AG2R), Gleb Syritsa ( Astana  Qazaqstan) sowie Kamil Malecki (Q36.5 Pro Cycling Team).

Diese wurden aber die höllisch schnelle Nachführarbeit bereits vor dem Wald von Arenberg gestellt worden.

Apropos Wald von Arenberg beziehungsweise Trouée d’Arenberg, wie der mit fünf Sternen hockdekorierte und brutalste Kopfsteinpflasterabschnitt bei Paris Roubaix offiziell heißt. Durch die neue Schikane davor fuhren die Fahrer gesittet – rund 30 Mann waren vorne.

Auf dem Pflaster im Wald von Arenberg attackierte Mads Petersen von der Spitze und es bilden sich schon auch in dieser kleinen Gruppe erste Risse. 1000 Meter vor dem Ausgang des Sektors übernahm dann van der Poel und initiierte eine vierköpfige Spitzengruppe. Mit dabei Mads Pedersen, Mick van Dycke (Visma | Lease a Bike) und Jasper Philipsen.

Kurze Zeit später, konnten aber von hinten wieder einige Fahrer aufschließen, und das Geschehen beruhigte sich wieder etwas. Dann hatten hintereinander die Mit-Favoriten Jasper Philipsen und Mads Pedersen Reifenschaden, konnten aber im weiteren Verlauf auch wieder in die Gruppe um van der Poel zurückkommen.

In diesem Durcheinander attackierte van der Poels Teamkollege Gianni Vermeersch. Nur Nils Politt sowie Stefan Küng (Groupama-FDJ) gingen mit, während die Verfolgergruppe sich nach Defekten und Zusammenschlüssen erst neu sortieren musste.

Erst als Mads Petersen und seine Helfer wieder zu dieser Gruppe nach vorne stießen und die Nachführarbeit übernahmen, verringerte sich der Rückstand zunehmend zusehends und rund 70 Kilometer vor Ziel hieß es „gruppo compatto“. Attacken der Konkurrenz erstickte ein gut aufgelegter Gianni Vermeersch im Keim. Es schien nur noch eine Frage der Zeit zu sein, wann der Weltmeister attackieren würde. Es herrschte die Ruhe vor dem Sturm.

60-Kilometer-Solo von Mathieu van der Poel

Der kam dann aber gewaltig: mit einem fulminanten antritt auf dem Pave Orchies – rund 60 Kilometer vor Ziel. Schnell hatte er eine größere Lücke gerissen und konnte sich absetzen.   

Dahinter forcierte Mads Pedersen und es bildete sich eine Verfolgergruppe um den Dänen mit Jasper Philipsen, Nils Politt sowie Stefan Küng und Laurence Pithie (beide Groupama-FDJ).

Gut 30 Kilometer vor Ziel hatten sie knapp zwei Minuten Rückstand auf den Führenden. Pithie stürzte dann und Küng musste auf dem auf dem Carrefour de l’Arbre abreißen lassen.

Als dann klar war, dass der Sieg van der Poel nicht mehr zu nehmen war, „durfte“ sogar sein Teamkollege Jasper Philipen dahinter attackieren und versuchte mit seinem Antritt die erste Verfolgergruppe weiter zu verkleinern. Allerdings ohne Erfolg.

Während vorne van der Poel seinen Triumph genießen konnte, kam es zum Sprint der drei Verfolger um den zweiten Platz. Politt eröffnete früh, aber Philipsen konnte kontern und fuhr wie Pedersen noch an dem Kölner vorbei.

Fotos: Photonews.be