Vorschau 9. Etappe Tour de France 2023

08.07.2023
Strecke der 9. Etappe der Tour de France 2023

9. Etappe | 9. Juli | Saint-Leonard-de-Noblat – Puy de Dôme | 182,4 km

Erstmals nach 35 Jahren führt eine Tour de France-Etappe wieder auf den Puy de Dome. Ein Vulkanberg im Zentralmassiv, an dessen Hängen über mehr als 35 Jahre lang – von 1952 bis 1988 – Tour-Geschichte geschrieben wurde. Vielleicht fällt an dem 13,3 Kilometer langen und durchschnittlich 7,7 Prozent steilen Finalanstieg auch 2023 eine Vorentscheidung im Gesamtklassement.  

Mythos Puy de Dôme – Tanz auf dem Vulkan-Berg

Diese Etappe erinnert an Frankreichs Radsportgeschichte und auch die Historie der Tour. 1952 stand der Puy de Dome erstmals auf der Streckenkarte einer Tour. Damals gewann dort Fausto Coppi. In Folge war er noch 13-mal Ziel der Frankreich-Rundfahrt. In Erinnerung geblieben ist er beispielsweise durch den Zweikampf Schulter an Schulter im Jahr 1964 zwischen Jacques Anquetil und Raymond Poulidor, dem Großvater von Mathieu van der Poel. Poulidor gewann damals die Etappe, Anquetil die Tour.

Der große Eddy Merckx wurde hier 1975 von einem Zuschauer geschlagen und um seine Siegchancen auf einen weiteren Toursieg beraubt. Und selbst im Duell zwischen Greg Lemond und Bernhard Hinault 1986 nimmt der Puy de Dome eine gewichtige Rolle ein.

Letztmalig war der Anstieg 1988 Teil der Tour. Damals gewann mit dem Dänen Jonny Weltz ein Ausreißer auf dem 1415 Meter hohen Berg. Van der Poels Vater fuhr damals übrigens auch die Tour und wurde bei der Etappe 94..

Der Grund, warum dieser Berg verschwand, ist mehr als verständlich. Denn es führt nur eine sehr schmale, für den Autoverkehr gesperrte Straße zum Gipfel – und der Puy de Dome ist Naturschutzgebiet. Logistisch war und ist es ein Kraftakt, hier eine Tour-Etappe zu veranstalten.

Merci Poupou! – Erinnerung an Raymond Poulidor

Doch zurück in die Neuzeit. Start der 9. Etappe ist in Saint-Leonard-de-Noblat. Der Wohnort von Raymond Poulidor, der 2019 verstarb. Von dort führt die Etappe in Richtung Osten.  Die Sprintwertung bei Lac de Vassivière, einem der größten Trinkwasserspeicher Frankreichs, führt auf eine Hochebene. In der Folge bewegen sich die Fahrer auf leicht welligem Terrain zumeist zwischen 700 und 800 Meter über Meereshöhe.

Vom unkategorisierten Col de la Nugère führt eine gut 10 Kilometer lange Abfahrt hinunter nach Clermont-Ferrand.  Kurz danach beginnt schon der 13,3 Kilometer lange Anstieg hoch zum Puy de Dome, dessen Auffahrt sich in drei Teile splittet.

Der Einstieg ist rund 5 Kilometer lang mit durchschnittlich mehr als 7 Prozent: Ideal, um mit einem Team bei hohem Tempo ein Ausscheidungsfahren zu veranstalten.  Dann folgen vier flachere, aber leicht ansteigende Kilometer, ehe der Tanz auf dem Vulkan beginnt: Die finalen 4,3 Kilometer sind im Durchschnitt knapp 12 Prozent steil.

Gerade die letzten Kilometer zum 1415 Meter hohen Vulkangipfel eignen sich für Attacken – und bieten auch so auch perfekte Möglichkeiten, den oder die Kontrahenten abzustellen.

Puy de Dôme – Schlussanstieg der 9. Etappe der Tour de France

Favoriten auf den Etappensieg

Kommen die Ausreißer durch – oder kommt der Sieger aus der Gruppe der Gesamtklassementfahrer? Ganz unterschiedliche Interessen und auch Variablen werden diese Fragen beantworten? Will Jumbo-Visma mit Jonas Vingegaard einen Etappensieg und Pogacar noch ein letztes Mal in der ersten Tour-Woche angreifen? Oder sieht Pogacar eine Schwäche bei Vingegaard und lässt seine Mannschaft das Rennen schwer machen und spekuliert auf Etappensieg plus Zeitgutschrift dafür?

Kampf um Gelb am Puy de Dome?

Wie lange dauert es bis die Gruppe des Tages steht? Je später sich diese bildet, desto weniger Strecke bleibt ihnen bis zum Fuß des Schlussanstiegs, um einen großen Vorsprung aufzubauen. Und was macht der Wind? Bei Gegenwind ist das für Ausreißer ein schier aussichtsloses Unterfangen.

Viele Teams werden Interesse am Etappensieg anmelden – denn ein Sieg auf dem Vulkanberg hat ähnlich großes Prestige wie ein Erfolg auf dem Mont Ventoux. Gerade auch für die französischen Fahrer wie Romain Bardet, David Gaudu oder auch Thibaut Pinot wäre ein Etappensieg an dieser Stelle ein, wenn nicht sogar das Highlight der Karriere.

Karte: 9. Etappe der Tour de France 2023

Strecke der 9. Etappe der Tour de France 2023

Highlights der Etappe

Etappenbeginn: 13:30
Etappenende: ab ca. 18:05

Start
Saint-Leonard-de-Noblat | km 0
Sprintwertung
Lac de Vassivière | km 152
Bergwertungen
Côte de Felletin – 4. Kategorie | km 74.8
2.1 km mit 5.2 %
Côte de Pontcharraud – 4. Kategorie | km 85.7
1.8 km mit 4.6 %
Côte de Pontaumur – 3. Kategorie | km 126.2
3 km mit 5.3 %
Puy de Dôme – Hors Kategorie | km 182.4
13.3 km mit 7.7 %
Ziel
Puy de Dôme | km 182,4

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Fernseh-Guide: Tour de France im Free-TV

Das Erste: 14:30 – 17:35
Eurosport: 12:15 – 17:30

Web-TV
Die Etappe in voller Länge lässt sich im Internet auf sportschau.de sowie daserste.de und im GCN Player (kostenpflichtig) verfolgen.

Grafik © A.S.O.
Karte: © GEOATLAS

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