Es war eine Wette auf die Zukunft, die Walter Gisler zusammen mit seinem Sohn René 2005 abgeschlossen haben. Mit der Gründung von Immospecial wollten sie damals Käufer und Verkäufer von landwirtschaftlichen Immobilien zusammenbringen. Das Portal ist nach wie vor online und unterstützt die Vermittlung von Immobilien. Nur Gisler ist auf der Suche nach einem Nachfolger. Er möchte seinen Teil der Plattform verkaufen - ein schwieriges Unterfangen, wie so oft, wenn ein Unternehmen die Eigentümerschaft wechseln soll.

Mit Pioniergeist und Erfahrung

Angefangen hat alles 2005. Damals wurde deutlich, was das Internet alles ermöglicht und Gisler war einer der ersten, der das Potenzial erkannte. Es ist Freitagnachmittag, als Gisler in einem Bündel Papier einen Beitrag aus einer Beilage des Agrarmagazins «die grüne» rauszieht. Es ist ein zwei Seiten langer Beitrag, der unter dem Titel „Die Pioniere beim nächsten Schritt“ beschreibt, wie Walter und René Gisler den Handel mit Occasions-Maschinen mit „Agropool“ 1997 ins Internet gebracht haben. Nach dem Verkauf an die Schweizer Agrarmedien peilten Gislers den internationalen Agrarimmobilienmarkt an. Die Grundlage war und ist, wie bei vielen Internet-Geschäftsmodellen, der Plattformgedanke. Die Webseite www.immospecial.ch soll Käufer und Verkäufer von Agrarliegenschaften zusammenbringen.

Hof kaufen: mit Immospecial ist das einfacher

Wer einen Hof oder eine landwirtschaftliche Liegenschaft verkaufen möchte, kann ein Inserat auf Immospecial platzieren. Wer umgekehrt eine Liegenschaft sucht, kann auf derselben Seite fündig werden. Zwar hat sich die Plattform nicht ganz durchsetzen können, das Geschäft besteht bis heute. Wie Gisler sagt können im Schnitt zehn Betriebe pro Jahr vermittelt werden. Hauptmarkt ist Frankreich, seltener Osteuropa; der Schweizer Markt ist laut Gisler ausgetrocknet, in Kanada sind Landpreise und auch die Preise für Milchquoten stark angestiegen. Auch auf den afrikanischen Kontinent will er das Geschäft nicht unbedingt ausdehnen.

„Betriebsübergaben sind eine grössere Sache, da geht es um viel Geld“, sagt Gisler. Er musste feststellen, dass sein Geschäft besser läuft, wenn er den kaufwilligen Landwirten Beratung offeriert; das ist insbesondere dann hilfreich, wenn Bürokratie und Gepflogenheiten unbekannt und die möglichen Fehler gross sein können. Gisler macht nicht mehr alles selbst, er hat verschiedene Partnerschaften mit Unternehmen, die beratend zur Seite stehen können. Sie sollen den Interessenten helfen, mit den Unwägbarkeiten zurechtzukommen, die ein Erwerb von ausländischen Agrarimmobilien mit sich bringen kann.

Immospecial-Nachfolge gesucht

Nach einem Drittel-Jahrhundert in der Landmaschinenbranche und einem Vierteljahrhundert als Unternehmer ist für Gisler die Zeit gekommen, kürzer zu treten. „Ich suche eine Nachfolge“, sagt Gisler. Einfach ist das nicht, wie der mittlerweile 85-Jährige feststellen musste. Einerseits handelt es sich um ein eher kleines Unternehmen, das ein besseres Nebeneinkommen abwerfen dürfte. Andererseits darf ein potenzieller Nachfolger nicht zu jung sein „und er sollte etwas von der Landwirtschaft auf der Welt verstehen“, meint Gisler weiter. Gleichwohl ist Gisler nach wie vor von der Idee und vom Konzept überzeugt. Er möchte jenen 1000 Landwirten in der Schweiz eine Perspektive bieten, die jedes Jahr ihre Hoftüren zusperren und den Melkstuhl endgültig an den Nagel hängen. Gisler will nichts weniger, als auch ihnen eine neue Wette auf die Zukunft zu ermöglichen.