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Comité erlässt neuen CodexDie Basler Fasnacht soll politisch korrekt werden

Ein Indianer als Tambour-Major – ist das an der Fasnacht in Zukunft noch denkbar?

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George W. Bush mit zugeklebten Lippen auf der Laterne, nackte Brüste auf dem Kostüm oder Osama bin Laden als Larve: Die Aktiven der Basler Fasnacht sind für ihre unerschrockene Sujetwahl bekannt. Aber wo hört die Narrenfreiheit auf, und wo fängt Rassismus oder Sexismus an? Das Basler Fasnachtscomité versucht sich nun an einer ersten Grenzziehung. Auf der Website werden neuerdings Aktive und Passive aufgefordert, sich nicht rassistisch oder sexistisch zu verhalten. Das berichtet das Schweizer Fernsehen am Freitag.

«Rassismus, Ausländerfeindlichkeit, Sexismus, Beschimpfungen und Beleidigungen, Herabwürdigung Andersdenkender und Andersfühlender sowie alle anderen Formen von diskriminierendem Verhalten» entsprächen nicht dem Geist der Basler Fasnacht, heisst es auf der Website. Sich «anständig und gesetzeskonform zu verhalten» hingegen schon.

Der Zeitpunkt für die Ergänzung sei zufällig und hänge mit «technischen Fragen» zusammen, sagt Comité-Sprecher Daniel Hanimann auf Anfrage der BaZ. «Die aktuellen Entwicklungen in Israel oder Gaza waren kein Auslöser, die Verhaltensregeln haben wir im August verabschiedet», sagt er.

Man hatte laut Hanimann im Vorfeld Kontakt zu diversen Institutionen, die «geholfen haben, in dieser Thematik eine kongruente Position zu erarbeiten». Ein spezielles Problem mit Rassismus oder Antisemitismus habe die Basler Fasnacht nicht, sagt er weiter und betont: «Die Basler Fasnacht soll auch weiterhin aktuelle Themen thematisieren dürfen.»

Aufschrei unter Aktiven bleibt aus

Ein Aufschrei unter den Aktiven bleibt aus. «Wir empfinden das nicht als Bevormundung», sagt der Laternenmaler Daniel Burri. Dass man gewisse Grenzen nicht überschreitet, ist laut Burri «eine Frage des Anstands». Er habe bisher Glück mit seiner Kundschaft: «Sie wissen, dass gewisse Sachen einfach nicht lustig sind.»

Diskussionen innerhalb der Clique zu den Sujets gebe es immer wieder, sagt eine Fasnächtlerin. Und ein Trommler findet: Da werde bereits ziemlich viel reguliert. Mit einer solchen Reaktion dürfte Hanimann gerechnet haben: «Wir denken nicht, dass wir mit der publizierten Regel jemanden verunsichern, sondern vielmehr 99 Prozent der Fasnächtler abholen und bestärken in dem, was sie ohnehin schon tun.»

Pornografie beispielsweise sei an der Basler Fasnacht kaum je ein Thema gewesen, sagt Hanimann und erklärt: «Diese würde als herabwürdigend taxiert und ist somit implizit in den Verhaltensregeln enthalten.» Ein anderes Beispiel sei die Teilnahme von Pferden an der Fasnacht, sie waren «lange Teil der Fasnacht und sind heute ein Auslaufmodell».

In den Bewertungsvorgang, den das Comité jedes Jahr durchführt, würden diese Kriterien schon länger einfliessen, sagt Hanimann. Und: Halten sich Formationen nicht daran, gibt es schlechtere Noten. Das wiederum hat dann weniger Subventionen zur Folge. Das nahmen Formationen wie die Bebbi-Clique oder die «Alti Stainlemer» aber bereits bisher durchaus in Kauf.

Fasnachtscomité will keine Zensurbehörde sein

Die Praxis des Comités werde sich also nicht ändern, sagt Hanimann. Allerdings seien auch dessen Bewertungskriterien gesellschaftlichen Prozessen unterworfen. Soll heissen: Was vor 20 Jahren an der Fasnacht als inkorrekt oder rassistisch galt, dürfte heute anders ankommen. Und umgekehrt.

Konkrete Beispiele, was das Comité als grenzüberschreitend ansieht, will man nicht liefern. Es soll auch weiterhin keine eindeutigen Kriterien geben. Das Comité werde nicht in Eigeninitiative einen Wörterkatalog definieren», sagt Hanimann. «Wir wollen explizit keine Zensurbehörde sein.» Die Auseinandersetzung mit diesen Themen finde innerhalb der Cliquen statt, so Hanimann, der findet: «Dort ist die Auseinandersetzung mit diesen Themen auch am richtigen Ort.»

Der Provokationskurs der Fasnacht sorgt bei aller Traditionstreue auch unter Baslern bereits für Kritik. 2018 sorgte die Gugge «Negro-Rhygass» mit ihrem Formationsnamen für Aufregung. Auch Rechtsextreme hatten im gleichen Jahr den Cortège unterwandert – sie zeigten damals den Hitlergruss.

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