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Ständeratswahl im BaselbietInäbnit wartet minutenlang, bis er Graf gratulieren darf

Wiedergewählte Ständerätin: Maya Graf.

Es ist 14.30 Uhr, als SVP-Landrat Peter Riebli die grüne Ständerätin Maya Graf zur Wiederwahl beglückwünschen möchte. «Darf ich?», fragt er schmunzelnd. Sie blockt ab: «Nein, nein. Dafür ist es noch zu früh.»

Na ja. Gänzlich trifft das natürlich nicht zu. Ein paar Augenblicke zuvor hat die Grüne ihren Vorsprung auf den bürgerlichen Herausforderer Sven Inäbnit (FDP) nämlich entscheidend ausgebaut. Als am frühen Sonntagnachmittag 69 von 86 Gemeinden ausgezählt sind, liegt Graf mit rund 7000 Stimmen vor dem Freisinnigen. Die Sache ist so gut wie entschieden.

Zwei Stunden später herrscht Gewissheit. Die Grünen verteidigen im bürgerlich dominierten Kanton Baselland ihren Ständeratssitz. Für die Partei, die massiv an Wählerstärke verloren hat, ist dieser Erfolg der einzige Lichtblick dieses Wahlsonntags.

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Und für die 61-jährige Maya Graf, die insgesamt 45’554 Stimmen macht, «eine schöne Bestätigung meiner Arbeit». Sie betont: «Ich bin enorm glücklich, vier weitere Jahre in Bundesbern politisieren zu dürfen.» Das absolute Mehr liegt bei 41’906 Stimmen. Die Wahlbeteiligung bei 44.7 Prozent.

Sven Inäbnit, der Underdog

Zufrieden ist jedoch auch Sven Inäbnit – der Binninger, der als Underdog, als krasser Aussenseiter auch, in diesen Zweikampf gestartet ist. Der 59-Jährige macht mit 35’976 Stimmen zwar ein deutlich schlechteres Resultat als die grüne Politikerin. Doch das Ergebnis darf als Achtungserfolg gedeutet werden. Der promovierte Apotheker aus Binningen sagt: «Klar, ich wäre gerne gewählt worden. Aber gegen eine Bisherige ist es immer sehr schwierig.» Sein Resultat sei «robust und solide» – «ich bin stolz darauf».

In der Tat. Inäbnit hält das Rennen an diesem Sonntag einigermassen spannend. In den vergangenen Wochen hat er auch an Boden gutgemacht, wie von mehreren lokalen Politkennern zu vernehmen ist. Während er zu Beginn des Wahlkampfs grosse Mühe zeigte, Graf allen voran emotional zu fordern, hat er es zuletzt häufiger geschafft, ihr inhaltlich Paroli zu bieten.

So sagt Ferdinand Pulver, Baselbieter FDP-Präsident: «Das Resultat von Sven ist völlig in Ordnung. Darüber hinaus hat er in den vergangenen Wochen an Profil gewonnen, was mich sehr freut. Diese Kandidatur ist für ihn als Person und auch für seine weitere politische Karriere von grossem Wert.»

Eigentlich hätte der Freisinnige rein rechnerisch ja Anrecht auf einen Ständeratssitz, obwohl seine Partei ebenfalls deutlich an Wählerstärke verliert. Im Landkanton haben die Bürgerlichen aber noch immer die Oberhand. Doch die Geschichte zeigt – und das bestätigt dieser Sonntag –, dass die Baselbieter Stimmbevölkerung bei Personenwahlen wenig parteipolitische Treue zeigt.

Geduldig wartet Sven Inäbnit, bis Maya Graf das Interview beendet hat, um ihr dann zu ihrem Sieg zu gratulieren.

Und bei Ständeratswahlen, also Majorzwahlen, geht es in erster Linie um die Person – deshalb jubelt am Schluss Graf. Genau wie 2019, als sie nach viereinhalb Legislaturen im Nationalrat als erste Frau der Kantonsgeschichte ins Stöckli einzieht und somit die erste grüne Ständerätin der Deutschschweiz wird. Damals lässt sie FDP-Konkurrentin Daniela Schneeberger um gut 2000 Stimmen hinter sich.

Nun sind es sogar rund 10’000 Stimmen. Maya Graf siegt in den Bezirken Arlesheim, Liestal und Sissach – wie vor vier Jahren. Hervorzuheben ist, dass sie Inäbnit in seiner Wohngemeinde, in Binningen, übertrumpft. Auch in anderen Gemeinden im unteren Baselbiet wie in Allschwil oder Muttenz performt die Sissacherin und macht mehr Stimmen als ihr Konkurrent.

«Das wurmt mich, natürlich», sagt Inäbnit. «Aber die Linken sind gerade im Leimental halt sehr stark.» Die FDP eigentlich aber auch. Wie auch immer. Der freisinnige Ständeratskandidat ist ein überaus fairer Verlierer – das stellt er eindrücklich unter Beweis.

Als er Maya Graf gratulieren will, kommen ihm mehrere Journalisten und Fotografen zuvor. Inäbnit muss warten. Und das tut er. Geduldig, so lange, bis die strahlende Gewinnerin das Interview beendet hat. Dann gibt es eine innige Umarmung.

Ist mit seinem Resultat zufrieden: Sven Inäbnit.

Ein Sinnbild eines Wahlkampfs, eines Duells, das nicht speziell grob gewesen ist. Für manche ging es wohl gar zu gemächlich hin und her. Kuschelwahlkampf? Eine Anekdote: Am Sonntagmorgen feuert Inäbnit Graf noch beim Baselbieter Team-Orientierungslauf an.

So hat die Wiedergewählte dann auch nur lobende Worte für ihren Widersacher. «Sven ist ein guter Mensch. Wir werden weiterhin viel miteinander zu tun haben, was mich sehr freut. Ich in Bern, er im Landrat.»

Inäbnits politische Karriere geht im Kantonsparlament weiter. Vorerst zumindest. Denn der Binninger darf durchaus gespannt in die Zukunft blicken. Es wird bereits über eine künftige Regierungskandidatur von ihm gemunkelt, nachdem Inäbnit im Februar bei den letzten Wahlen noch ausgebremst worden ist. Er meint dazu nur: «Dieses Resultat wird mir sicher nichts verbauen.»

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