Zum 100. Geburtstag des größten Helden von Bern: Franz verneigt sich vor Fritz

„Kaiser“ trifft „Boss“! Die Weltmeister Franz Beckenbauer (l./Titel1974) und Fritz Walter (Titel 1954)

„Kaiser“ trifft „Boss“! Die Weltmeister Franz Beckenbauer (l./Titel1974) und Fritz Walter (Titel 1954)

Foto: Witters
Von: ALFRED DRAXLER

Heute wäre Fritz Walter († 2002), der größte Held beim „Wunder von Bern“, 100 Jahre alt geworden. In BILD erinnert sich Franz Beckenbauer (75) an den Kapitän der Weltmeister-Mannschaft von 1954.

BILD: Herr Beckenbauer, eine Biografie über Sie beginnt mit dem Kapitel „Heimkehr der Helden“. Da erzählt Ihre Mutter, dass sie mit ihren Söhnen Walter und Franz zu Fuß von München-Giesing in die Innenstadt gegangen ist, um beim Empfang der Weltmeister 1954 dabei zu sein. Es muss unvorstellbar gewesen sein, Hunderttausende waren auf den Straßen.

Beckenbauer: „Ja, das stimmt. Ich war acht Jahre alt und erinnere mich noch dunkel. Ich weiß aber nicht einmal mehr, ob ich Fritz Walter und die anderen leibhaftig gesehen habe in dem Gedränge. Aber es genügte ja schon, überhaupt in der Nähe zu sein. Der Fußball war damals ohnehin nicht allzu sichtbar. Das Endspiel hatte ich auch nicht vor dem Fernseher erlebt, sondern am Radio. Wie Millionen Deutsche auch.“

Fritz Walter zaubert 1957 mit der Hacke! Der Weltmeister lief von 1937 bis 1959 insgesamt 384-mal für seinen FCK auf, schoss 327 Tore

Fritz Walter zaubert 1957 mit der Hacke! Der Weltmeister lief von 1937 bis 1959 insgesamt 384-mal für seinen FCK auf, schoss 327 Tore

Foto: ullstein bild via Getty Images

BILD: Sie haben Fritz Walter immer als Ihr Vorbild bezeichnet.

Beckenbauer: „In unserer Straßenmannschaft hat sich jeder Junge den Namen eines großen Fußballers gegeben. Ich war wahrscheinlich der Beste, weil ich mir immer als Erster einen Namen aussuchen durfte. Ich war immer Fritz Walter.“

BILD: Wann haben Sie ihn persönlich kennengelernt?

Beckenbauer: „Das weiß ich noch wie heute. Das war 1965 beim WM-Qualifikationsspiel in Schweden. In unserer Gruppe ging es um alles oder nichts. Ich habe damals mein erstes Länderspiel überhaupt gemacht. Beim Abschlusstraining im Rosunda-Stadion war Fritz Walter dabei. Er hat mittrainiert und anschließend mit uns allen gesprochen.“

BILD: Wieso das?

Beckenbauer: „Ich nehme an als Motivation. Er war ja für uns alle das Idol schlechthin. Und es hat ja auch geklappt. Wir haben 2:1 gewonnen und sind zur WM nach England gefahren. Ohne Fritz hätte es also vielleicht kein Wembley-Tor gegeben...“

100. Geburtstag von Fritz WalterLetzter lebender 54-Weltmeister über die Legende

Quelle: BILD

BILD: Ist der Kontakt danach bestehen geblieben?

Beckenbauer: „Ja, über all die Jahre! Fritz ist für mich zum väterlichen Freund geworden, auch wenn wir uns nicht jede Woche gesehen haben. Er war immer gut gelaunt und für einen Scherz zu haben. Immer wieder hat er mich gefragt, was ich plane und ob es Probleme gibt. Dann hat er mir mit seiner riesigen Erfahrung viele gute Ratschläge gegeben. Und wir waren später gemeinsam Ehrenspielführer der Nationalmannschaft. Der Fritz, der Uwe und ich. Das ist für mich bis heute eine große Ehre. Fritz Walter gehört ohne Zweifel zu den Größten des deutschen Fußballs.“

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