Erfolge, Strafen, Doping-Krach: Das ist unser neuer Sprint-Star

Knapp geschlagen! Phil Bauhaus (r.) wurde auf der 3. Etappe hauchdünn Zweiter hinter Jasper Philipsen (l.)

Knapp geschlagen! Phil Bauhaus (r.) wurde auf der 3. Etappe hauchdünn Zweiter hinter Jasper Philipsen (l.)

Foto: WITTERS
Von: SEBASTIAN KAYSER

Aufregende Tage für Phil Bauhaus (28)! Für den Radprofi aus Bocholt wohl die aufregendsten seiner Karriere.

Zum ersten Mal bei der Tour de France, sportlich stark, Ärger mit einem Doping-Experten und Strafen für einen starken Sprint! In den ersten fünf Tagen der Frankreich-Rundfahrt kam eine Menge zusammen.

Los ging's mit dem sensationellen 2. Platz am Montag auf der 3. Etappe von Amorebieta nach Bayonne hauchdünn hinter Top-Star Jasper Philipsen (25/Belgien). Danach verweigerte Bauhaus der ARD ein Interview.

Dieser Abschlag sitzt!Höschenblitzer macht das Netz verrückt

Quelle: Instagram: @_paige.renee

Grund: Ein Bericht von Doping-Experte Hajo Seppelt (60) zum Tour-Start. Es ging um Bauhaus’ Team Bahrain-Victorious. Die Anschuldigungen u.a.: „Viele Betreuer und Fahrer kommen aus Slowenien.“ Und da werden, das geben die Slowenen auch zu, keine einheimischen Profis getestet, sondern nur die Fahrer, die in keinem internationalen Test-Pool sind.

„Das Land, ein Freiraum für Betrüger?“, fragt Seppelt. „Das Team wird bei der Tour kritisch beäugt. Das Misstrauen ist allgegenwärtig.“ Tatsächlich ist aber mit Matej Mohoric (28) gerade mal ein Slowene im Team bei der Tour dabei.

Bauhaus sichtlich genervt in dem Beitrag: „Es kommt immer während der Tour de France. Das ist ein komischer Zufall. Ich habe in Sachen Doping hier nichts miterlebt. Ich vertraue dem Team zu 100 Prozent. Man hat bei den Razzien ja auch nichts feststellen können.“ In den vergangenen beiden Jahren wurden mehrfach Team-Hotels von Bahrain-Victorious bei der Tour de France durchsucht.

Bei Twitter legt Bauhaus nach der Ausstrahlung nach: „Ich finde den Bericht zum Zeitpunkt des Tour-Starts unglücklich. Als deutscher Radfahrer steht man 3 Wochen im Jahr im Fokus. Ich finde, dass schnell der Eindruck entstehen kann, dass alle bei Bahrain inkl. mir ja eh alle gedopt sind. Das finde ich schade.“

ARD-Doping-Experte Hajo Seppelt

ARD-Doping-Experte Hajo Seppelt

Foto: Bernd Weißbrod/dpa

Auch fühlt er sich zu Unrecht indirekt des Dopings beschuldigt: „Weil andere Sportler in der Vergangenheit ähnlich reagiert haben und es dann so zu deuten, dass ich aus Gründen von Doping genau so reagiere, finde ich auch nicht ok. Ich lege für niemanden die Hand ins Feuer, ich kann nur für mich persönlich sprechen.“

Großes Kino: Bauhaus bot Seppelt eine Gespräch über die Thematik an. Das fand dann am Dienstagabend statt. Seppelt twitterte: „Wir haben unsere jeweils unterschiedlichen Sichtweisen zur Berichterstattung dargelegt. Das Gespräch war dennoch sehr konstruktiv und von gegenseitigem Verständnis getragen. Es wurde deutlich, dass wir in vielen Punkten gar nicht so weit auseinanderliegen.“

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Bauhaus äußerte sich nicht mehr, retweetete aber Seppelts Eintrag und erklärte, wieder mit der ARD reden zu wollen.

Vor dem Gespräch wurde Bauhaus noch Dritter der 4. Etappe von Dax nach Nogaro. Wieder hinter Philipsen und Caleb Ewan (28/Australien). Aber der Weg zur zweiten Podiumsplatzierung in zwei Tagen brachte ihm Ärger ein.

Vom Weltverband UCI kassierte er 511 Euro Strafe, die Aberkennung von 50 Punkten für das Grüne Trikot sowie 30 Sekunden Zeitstrafe im Gesamtklassement. Grund: „Behinderung eines Fahrers, die geeignet ist, dessen Fahrt zu verzögern oder zu verhindern.“ Passiert 1800 Meter vor dem Ziel.

In Nogaro wurde Phil Bauhaus (r. h.) Dritter hinter Jasper Philipsen (l.) und Caleb Ewan (r.)

In Nogaro wurde Phil Bauhaus (r. h.) Dritter hinter Jasper Philipsen (l.) und Caleb Ewan (r.)

Foto: Jasper Jacobs/dpa

Sein Sportlicher Leiter Enrico Poitschke (53), der in Frankreich allerdings nicht dabei ist, zu BILD: „Die Anfahrt zum Ziel war sehr anspruchsvoll. Sich Durchzusetzen war extrem wichtig und die Sprinter kämpfen an der Grenze des Erlaubten, um in die perfekte Position zu kommen. Da muss man die Strafe akzeptieren.“

Dass ihm der 3. Platz nicht genommen wurde, sieht Poitschke positiv: „Das zeigt, er war nicht über der Grenze, sondern grenzwertig. Um Stürze zu vermeiden, ging es nicht anders. Bei der nächsten Sprint-Ankunft wird er nichts anders machen. Ist er zu vorsichtig, dann braucht er nicht sprinten.“ Poitschke war einst selbst Sprinter.

Dass Bauhaus noch den großen Wurf landen kann, traut er ihm zu. „Er ist in sehr guter Verfassung. Wir sind extrem optimistisch, dass er gewinnen kann.“ Dann vielleicht mit weniger Trubel.

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