Nach Horror-Sturz in Innsbruck: Mama und Papa geben Freitag jetzt Kraft

Von: Von KRISTINA ELLWANGER

Der bittere Sturz von Richard Freitag (26) beim dritten Springen der Vierschanzentournee in Innsbruck.

Zunächst sieht es nach dem nächsten Super-Sprung unseres Skisprung-Helden aus, er landet bei 130,0 Metern. Doch bei der Landung rutscht ihm der rechte Fuß nach außen, die Skier berühren sich – Freitag stürzt. Später kommt heraus: Freitag ist so schwer verletzt, dass er zum 2. Durchgang nicht mehr antreten kann.

Der Tournee-Gesamtsieg ist damit nicht mehr möglich!

Nach dem Sturz wurde Freitag zur Untersuchung ins Klinikum Innsbruck gebracht.

„Für die erste Diagnostik kann ich Entwarnung geben, aber wir müssen abwarten”, sagte der deutsche Teamarzt Mark Dorfmüller nach einer Untersuchung im Krankenhaus von Innsbruck.

Anschließend fuhr unser Springer zurück ins Teamhotel „Zum Gourmet“ in Seefeld. Dort befinden sich auch seine Eltern.

„Richard hat über Schmerzen in der linken Hüfte geklagt. Deswegen sind wir in die Unfallklinik gefahren und haben dort erst einmal ein Röntgenbild gemacht. Aktuell ist es okay. Er hat hat noch Schmerzen und kann noch nicht richtig belasten. Insofern müssen wir abwarten, wie es sich bis morgen entwickelt”, erklärte Dorfmüller weiter und fügte an: „Der Richie ist ein harter Kämpfer.”

Bundestrainer Werner Schuster machte vor allem die Jury für den Sturz von Freitag verantwortlich. „Die Art und Weise, wie der Wettkampf angepackt wurde, war nicht richtig und das ist schade für die Tournee“, kritisierte der Coach. „Bei diesen Bedingungen darf man nie und nimmer so weit springen lassen.“

Freitag am Boden. Der Tourneesieg ist für ihn nach dem Sturz nicht mehr möglich

Freitag am Boden. Der Tourneesieg ist für ihn nach dem Sturz nicht mehr möglich

Foto: NIESNER/EPA-EFE/REX/Shutterstock

„Das Wichtigste ist, dass er keine ernsthafteren Schäden hat. Es ist unglaublich bitter für uns alle, aber in erster Linie für den Ritschi selbst“, stellte der Sportliche Leiter Horst Hüttel beim ORF fest.

Nach dem Sturz von Freitag waren die DSV-Verantwortlichen angefressen. „Dieser Norweger ist bekannt für offensive Wettkampfführung. Er hat einfach eine andere Auffassung von Skispringen“, schimpfte Schuster über Geir Steinar Loeng, der in Innsbruck als Technischer Delegierter für den Ablauf des Wettkampfes zuständig war.

Kritik gab es auch vom ehemaligen Weltklasse-Skispringer Martin Schmitt. Der sagte: „Da spielt man mit der Gesundheit der Athleten. Ich fordere mit Nachdruck, dass man die Präparation bei einem Tournee-Springen besser hinbekommt und dass man auch für eine bessere Sicht bei der Landung sorgt.“

Vater Holger Freitag sprach wenige Minuten nach dem Sturz-Drama mit BILD, sagte: „Hauptsache, er ist gesund geblieben. Das ist jetzt das Wichtigste.“

Nach der Untersuchung durch Team-Arzt Mark Dorfmüller wurde entschieden: Der zweite Durchgang findet ohne Freitag statt,

Auffallend: Freitag stürzte fast genau an der Stelle, an der auch Severin Freund vor zwei Jahren im Probedurchgang (bei 129 Metern) zu Fall gekommen war. Bundestrainer Werner Schuster wiederholte seine Kritik von 2016 fast wortgleich. „Es war definitiv zu viel Anlauf. Ich habe das gestern schon befürchtet. Bei diesen Bedingungen darf man nie und nimmer so weit springen lassen. Es war definitiv die falsche Wettkampfführung für diese Aufsprung-Präparierung.”

Der starke dritte Rang von Andreas Wellinger, der in der Gesamtwertung sogar auf den zweiten Platz kletterte, geriet durch den Sturz zur Nebensache. „Wir leiden mit Richard, für ihn ist das beschissen”, sagte Wellinger.

Sein Rückstand auf Stoch ist mit 64,5 Punkten oder umgerechnet gut 36 Metern riesig.

Den Sieg holt der Pole Kamil Stoch (30), der damit auch das dritte Springen in Folge gewinnt und nun die ganz große Chance hat, übermorgen in Bischofshofen mit dem vierten Sieg den Hannawald-Rekord einzustellen.

►Vierschanzentournee, Stand nach 3 von 4 Springen: 

1. Stoch 833,2 Punkte, 2. Wellinger 768,7, 3. Kobayashi 765,7, 4. Tande 749,7, 4. Dawid Kubacki (Polen) 749,7, 6. Eisenbichler 749,3, 7. Anders Fannemel (Norwegen) 748,9, 8. Damjan 744,2, 9. Robert Johansson (Norwegen) 741,2, 10. Geiger 739,9

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