Wahlen
Ständeratswahl: Mit dem kumpelhaften Kleinbasler Balz Herter gegen Fast-Bundesrätin Eva Herzog

«Einer von uns»: Darauf baut die Kampagne des Ständeratskandidaten der Basler Bürgerlichen. Im Ständerat könne Balz Herter als Vertreter der Mitte die Interessen des Kantons besser vertreten als die linke Amtsinhaberin Eva Herzog.

Hans-Martin Jermann
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Er hat keine Chance, doch die will er nutzen: Ständeratskandidat Balz Herter auf der Terrasse des Bürgerlichen Waisenhauses.

Er hat keine Chance, doch die will er nutzen: Ständeratskandidat Balz Herter auf der Terrasse des Bürgerlichen Waisenhauses.

Bild: Nicole Nars-Zimmer (23. August 2023)

Es ist eine Mission impossible: Balz Herter will am 22. Oktober Amtsinhaberin Eva Herzog (SP) den einzigen Basler Sitz im Ständerat abjagen. Es spricht wenig dafür, dass dies gelingt: 2019 erzielte Herzog drei Mal mehr Stimmen als ihre bürgerliche Widersacherin Patricia von Falkenstein (LDP). Damals wie heute gibt es zudem eine Kandidatur der SVP, was die Wahlchancen Herters zusätzlich schmälert.

Doch ausgerechnet die 2019 unterlegene von Falkenstein versprüht nun mit Blick auf die Stöckli-Kandidatur des Mitte-Grossrats Optimismus: Der 39-Jährige vertrete eine andere, vor allem jüngere Generation. Könne er diese an die Urne bewegen, so sei alles möglich, sagt sie an der Medienkonferenz zum Wahlkampfauftakt Herters.

Versteckte Seitenhiebe an Ständerätin Herzog

Bekannt ist er, der Berufs-Kleinbasler: Beim Spaziergang durch die Stadt trifft Herter ständig auf Leute, die er kennt und mit denen er einen Schwatz hält. «Für die Person, die mit ihm unterwegs ist, kann das mühsam sein», sagt von Falkenstein mit Augenzwinkern. Balz Herter sei unkompliziert, nicht überheblich, mit den Menschen rede er auf Augenhöhe.

Von Falkenstein sagt das nicht explizit, doch offensichtlich ist: Für sie ist Ständerätin Herzog genau das Gegenteil, also nicht bürgernah. Herter wird nachgesagt, auch bei den Linken beliebt zu sein, allerdings sitzen in seinem Komitee keine Amtsträger von SP, Grünen oder Basta.

Aus Sicht von Falkensteins wäre es besser, jemand von der Mitte würde Basel im Ständerat vertreten als jemand von der SP: Die Mitte sei die grösste Fraktion, gibt sie zu bedenken. Eine Linke wie Herzog habe es im bürgerlich-ländlich geprägten Stöckli schwer; im Bundeshaus scheiterten manche Ideen, weil sie den «falschen» Absender hätten, führt von Falkenstein aus. Dieses Problem hätte Herter nicht oder zumindest seltener. «Er könnte viel einfacher Allianzen schmieden und städtische Anliegen einbringen.»

«Ein offenes Ohr für alle»:

«Ein offenes Ohr für alle»:

Bild: Nicole Nars-Zimmer

Herters Parteikollege und Mitte-Grossrat Franz-Xaver Leonhardt äussert sich ähnlich: «Balz hat ein offenes Ohr für alle.» Die Rheingasse, die Treff-Meile im Kleinbasel und Wirkungsstätte von Krafft-Hotelier Leonhardt, sei ein guter Ort dafür.

Herter engagiere sich seit Jahren in der Ehrengesellschaft (seit diesem Jahr ist er Meister der Ehrengesellschaft zum Greifen), in der Zunft zum Goldenen Stern, in der Fasnachts-Clique, den Rhyschnoogge sowie in anderen Vereinen. Der ehemalige Präsident der Jungfreisinnigen Titus Conradin Hell lobt den Hauptmann im Zivilschutz und Oberleutnant der Milizfeuerwehr als souverän und stets der Sache verpflichtet. «Genau so jemanden brauchen wir in Bern», sagt Hell.

Zwist mit der GLP belastet die bürgerliche Ständeratskandidatur

Doch trotz dieser Lobeshymnen auf den kumpelhaften Kleinbasler ist offensichtlich: Es fehlt den Bürgerlichen an der Geschlossenheit und letzten Überzeugung, dass das Kunststück am 22. Oktober tatsächlich gelingt. So fehlt an der Medienkonferenz ein Vertreter oder eine Vertreterin der Grünliberalen, obwohl Herter auch deren Ständeratskandidat ist.

Im bürgerlichen Lager gibt es wegen der vielen Unterlisten der GLP bei den Nationalratswahlen Unstimmigkeiten. Dabei könnte ein starkes und geeintes Auftreten bei den Ständeratswahlen wenn nicht den Sitz im Stöckli ergattern, so doch dazu beitragen, bei den engen Nationalratswahlen die beiden bürgerlichen Sitze abzusichern.

Herters Wahlkampfbudget liegt bei 50’000 Franken für den Ständerat, daneben kommt ein Teil der 100’000 Franken, die seine Partei für die Wahlen ausgibt, ebenfalls dem Präsidenten zugute. Dieser kandidiert nämlich gleichzeitig für Stände- und Nationalrat und hat bei letzterem zumindest geringe Aussenseiterchancen.