Tarbes -  Der deutsche Radsport steht vor einem Scherbenhaufen: Beim Team Milram ist der Abschied auf Raten eingeleitet. Der letzte verbliebene deutsche ProTour-Rennstall hat keinen neuen Geldgeber für die kommende Saison gefunden, trotzdem klammert sich Teamchef Gerry van Gerwen an das Prinzip Hoffnung. Der Niederländer will die Suche nicht aufgeben und notfalls bis weit in das Jahr 2011 fortsetzen. Auf der Suche sind auch seine bei der Tour de France bislang  wenig überzeugenden Fahrer - und zwar nach neuen Arbeitgebern.

"Ich habe bis heute keinen Sponsor gefunden", verkündete Van Gerwen auf einer Pressekonferenz in Tarbes, während zur gleichen Zeit der bisherige Geldgeber Nordmilch seinen kompletten Rückzug aus dem Radsport ankündigte. Er werde trotzdem bis zum 15. August die 200.000 Euro teure Lizenz beim Radsport-Weltverband UCI für die erste oder zweite Division beantragen. Zuvor hatte van Gerwen nochmal ein Gnadengesuch bei Nordmilch gestartet, mehr als warme Worte in Bremen aber nicht erhalten.

"Ich kann es nicht riskieren, dass ich dann einen Sponsor habe, aber keine Lizenz", sagte van Gerwen. Bis zum 1. Oktober muss er dann aber sein Team der UCI melden, ansonsten findet die höchste Klasse im Radsport ohne deutsche Beteiligung statt. Das hatte es letztmals vor 20 Jahren gegeben, ehe der Boom um Jan Ullrich, Erik Zabel und das Team Telekom begann.

"Wir wollten hier was aufbauen, und nun gibt es kein ProTour-Team mehr. Ich mache mir weniger Sorgen um meine Zukunft als um die Zukunft des Radsports daheim", behauptete Milram-Kapitän Linus Gerdemann. Er wird mit dem neuen luxemburgischen Rennstall um den Tour-Zweiten Andy Schleck in Verbindung gebracht. Der Ausverkauf bei Milram hat begonnen. (sid/red)