Schriftsteller Martin Suter

"Die Liebe ist ja auch ein neurologischer Zustand"

35:01 Minuten
Schriftsteller Martin Suter posiert zum Filmdreh des Dokumentarfilms von Regisseur Andre Schaefer "Die Zeit, die Zeit" am Montag, 6. Juli 2020 Zuerich-Oerlikon.
Vom Werbetexter für Emmentaler Käse zum Schriftsteller und Twitter-Poeten. Martin Suters jüngstes Werk ist ein Roman über Fußballer Bastian Schweinsteiger. © picture alliance / KEYSTONE / Ennio Leanza
Moderation: Britta Bürger  · 22.03.2022
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Seine Romane haben eine riesige Fangemeinde. Dabei schreibt der Schweizer Autor Martin Suter nur das, was er selbst gerne lesen würde. Jetzt hat er aus der Biografie von Bastian Schweinsteiger einen Roman gebastelt und reimt nebenbei auf Twitter.
Beim Schreiben kennt Martin Suter keine Genre-Grenzen: "Jede Form von Literatur möchte ich einmal gemacht haben", sagt er. Und tatsächlich ist von Werbetexten über Reportagen, Drehbücher und Theaterstücke bis zu Romanen fast alles dabei.
Sein Vorbild sei ein befreundeter Handwerker, Don Ricardo aus Guatemala, der alles aus Holz macht, was irgendwie möglich erscheint: "von der Dachkonstruktion bis zum Salzfässchen".
Deshalb habe er auch nicht lange mit der Zusage gezögert, wieder etwas komplett Neues zu machen, nämlich über das Leben von Bastian Schweinsteiger zu schreiben – wenn auch mit der Bedingung, das Ganze als biografischen Roman anzulegen und etwas hinzuerfinden zu können.

Vom Werbetexter zum Romanautor

"Bastian hat mich von Anfang an beeindruckt durch seine Unbekümmertheit. Ich habe auch keine große Beziehung zum Fußball. Es ist nicht die Freude am Fußball, die mich dazu gebracht hat, das Buch zu schreiben, sondern das Interesse an Basti", betont Suter.
Schon als Jugendlicher habe Suter gewusst, dass er Schriftsteller werden will. Los ging es zunächst als Werbetexter und das schon in jungen Jahren mit großem Erfolg. "Ich war so ein Kinderstar der Werbung, ich war sehr früh Kreativdirektor."

Kampagnen für Emmentaler Käse

Die Spezialität des Schweizers waren "schräge und kreative Kampagnen", oder auch mal "ganz poetische Geschichten über Situationen, bei denen man Emmentaler isst". Manchmal ging es auch kürzer, wie der plakatierte Satz: "Wer keinen Emmentaler eingekauft hat, soll an der nächsten Station aussteigen und das machen."
Sein erster Roman erscheint schließlich 1997: "Small World", der erste Teil einer "neurologischen Trilogie", wie er es nennt. Es geht um Alzheimer, halluzinogene Pilze und Amnesie. Sein vierter Roman "Lila, Lila" handelt von der Liebe - aber das passe eigentlich auch noch gut zur Trilogie: "Die Liebe ist ja auch ein neurologischer Zustand", erklärt Suter.

Poesie-Pingpong

Nachdem er 20 Jahre lang zwischen Ibiza und Guatemala gependelt ist, wohnt Suter mit Frau und Tochter seit einiger Zeit wieder in der Schweiz. Weitere Reisen sind momentan auf lockdownfreie Phasen und Schulferien begrenzt. Sonst würde er gern mehr Zeit in dem Riad, einem traditionellen Haus in Marrakesch, verbringen, das sich die Familie gekauft hat.
Von Zürich aus schreibt er nicht nur seine Bücher, sondern betreibt auch regelmäßig "Poesie-Pingpong" auf Twitter. Man habe ihm empfohlen, die sozialen Medien ein wenig zu bearbeiten, berichtet er. "Aber ich wollte das ein bisschen anders machen. Man sagt ja, dass die Social Media die Sprache verrohen lassen, dann hab' ich von Anfang gesagt: Ich mach nur Gereimtes."

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Als andere begannen, auf seine Reime zu antworten, entstand das Poesie-Pingpong, bei dem verschiedene Twitter-User zu einem Thema reimen. Die schönsten Kurzgedichte sammelt Suter auf seiner gut gepflegten Website, die von Fotos und Videos bis zu Anekdoten zur Entstehung von Texten auch sonst einiges zu bieten hat.
(Mah)

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