1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Triathlon: Ironman auf Hawaii diesmal reine Frauensache

11. Oktober 2023

Erstmals in der Geschichte des legendären Triathlons auf Hawaii starten nur Frauen. Diese Premiere ist die Folge chaotischer Zustände bei der WM 2022. Nicht alle Starterinnen sind von dem neuen Format überzeugt.

https://p.dw.com/p/4XOHt
Triathletin Daniela Ryf beim Ironman auf Hawaii auf dem Rennrad vor Vulkanlandschaft
In diesem Jahr sind die Frauen beim Ironman alleine auf Hawaii - die vierfache Siegerin Daniela Ryf hätte es lieber andersBild: David Pintens/dpa/picture alliance

Streng genommen müsste das Rennen an diesem Samstag (14. Oktober) Ironwoman heißen. Denn erstmals seit 1978, als die Langdistanz im Triathlon - 3,8 Kilometer Schwimmen, 180 Kilometer Radfahren und ein Marathonlauf - auf Hawaii ihre Premiere feierte, werden bei dieser Ironman-WM in der Kleinstadt Kalua-Kona nur Frauen an den Start gehen.

"Die Energie und die Stimmung in der Stadt werden anders sein. Ich freue mich schon darauf", sagte die Britin Laura Siddall vor ihrem fünften Start auf der US-Insel im Pazifik. "Die Möglichkeit, mehr Frauen hierher zu bringen, ist großartig. Es gibt so viele Erstteilnehmerinnen. Und es ist toll, die weibliche Seite des Sports zu stärken."

Die viermalige Hawaii-Siegerin Daniela Ryf , die auch in diesem Jahr zu den Topfavoritinnen des Rennens gehört, wirkt vom neuen Format dagegen nicht ganz so begeistert. "Ich werde die Jungs ein bisschen vermissen. Das wird die Renndynamik verändern. Und die Vibes vor dem Start", sagte die Schweizerin, die beim Ironman in Roth in Deutschland im Juni einen neuen Weltrekord aufgestellt hatte. "Wir Frauen haben die Bühne komplett für uns."

Im vergangenen Jahr waren Frauen und Männer auf Hawaii erstmals getrennt gestartet, an zwei verschiedenen Tagen. Das hatte zwar einerseits zu mehr Aufmerksamkeit des Publikums für die Triathletinnen geführt, andererseits aber auch zu chaotischen Verhältnissen auf der Insel. Die Zahl der Startenden hatte sich im Vergleich zur letzten Auflage vor der Corona-Pandemie mehr als verdoppelt: auf rund 5500. Dazu kamen die Begleiterinnen und Begleiter der Aktiven.

Wasser und Nudeln ausverkauft

Das war zu viel für Kalua-Kona mit seinen rund 23.000 Einwohnern: "Die Infrastruktur ist dafür nicht ausgelegt", hatte seinerzeit DW-Reporter Tobias Oelmaier berichtet, der selbst beim Ironman gestartet war. "Im Supermarkt gibt es beispielsweise zeitweise kein Wasser und keine Nudeln mehr zu kaufen."

Das verärgerte nicht nur die Aktiven, sondern auch die Einheimischen. "Sie waren wütend, weil sie ihre Geschäfte länger als gewöhnlich schließen mussten, wütend, weil sie nicht zur Arbeit kommen konnten, weil die Athleten überall waren und sich aufführten, als gehöre ihnen der Ort", erinnert sich die frühere kanadische Triathletin Sara Gross an die Zustände im vergangenen Jahr.

"Wir haben gelernt, dass mehr als ein Renntag während der Ironman-Woche für die Gemeinde zu viel ist", sagte Bezirksbürgermeister Mitch Roth. Das sahen auch die Veranstalter ein und beschlossen, die Rennen der Frauen und Männer nicht nur, wie 2022, zeitlich zu trennen, sondern auch räumlich: immer abwechselnd zwischen Hawaii und der französischen Mittelmeerstadt Nizza, vorerst bis 2026.

Die Ironman-WM der Männer wurde bereits am 10.  September in Nizza ausgetragen, nun sind die Frauen am traditionellen Ort auf Hawaii dran. Zu den Kritikern des Formats gehört der zweimalige Hawaii-Sieger Patrick Lange, der bei der Premiere in Nizza Silber gewann. Er bleibe dabei, "dass dieses Rennen nach Hawaii gehört", sagte Lange der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung". "Mit der Herausforderung Nizza habe ich mich notgedrungen angefreundet."

Sieben deutsche Profi-Triathletinnen am Start

Auf Hawaii werden an diesem Samstag mehr als 2100 Triathletinnen aus 73 Nationen antreten, darunter etwa 150 aus Deutschland. Den WM-Titel in der Profi-Kategorie machen 53 Starterinnen unter sich aus. Die größten Siegchancen unter den sieben deutschen Profis werden Anne Haug eingeräumt. 2019 gewann sie als erste deutsche Frau den Ironman, bei ihren anderen beiden Starts auf Hawaii (2018 und 2022) wurde sie jeweils Dritte. "Die Insel ist freundlich zu mir. Ich gewinne immer eine Medaille", sagte die 40-Jährige im Vorfeld mit einem Augenzwinkern.

Anne Haug jubelt über ihren Sieg beim Ironman 2019 auf Hawaii.
Anne Haug triumphierte 2019 als erste deutsche Frau beim Ironman auf HawaiiBild: Marco Garcia/AP Photo/picture alliance

Weniger Glück hatte bisher Laura Philipp. Die 36 Jahre alte Triathletin verpasste bei ihren beiden Ironman-Starts auf Hawaii 2019 und 2022 als Vierte jeweils knapp das Podest - im vergangenen Jahr aufgrund einer umstrittenen Zeitstrafe wegen angeblichen Windschattenfahrens auf dem Rad. Diesmal hofft Philipp auf mehr. Vier Wochen lang hat sie sich auf Hawaii vorbereitet.

Laura Philipp: "Gut komisch"

Dass in diesem Jahr nur Frauen starten, empfindet sie als ungewohnt. "Es fühlt sich komisch an, da muss ich ehrlich sein", sagte Philipp. "Aber auch gut komisch. Es wird sicher richtig cool." Sie freue sich sehr auf das Rennen, bei dem der Fokus uneingeschränkt auf den Frauen liege.

"Von Nizza habe ich gehört, dass es einen Testosteron-Überschuss gab und die Frauen gefehlt haben. Ich kann noch nicht sagen, dass ich hier einen Östrogen-Überschuss spüre", so die Europameisterin von 2021 und 2022. Allerdings wünsche sie sich für die Zukunft einen Veranstaltungsort, an dem sowohl Frauen als auch Männer wieder gemeinsam starten könnten - jedoch an verschiedenen Tagen.

Laura Philipp als Erste beim Zieleinlauf beim der Ironman-EM in Hamburg 2022
Laura Philipp wurde 2021 und 2022 (hier beim Zieleinlauf in Hamburg) Ironman-EuropameisterinBild: Georg Wendt/dpa/picture alliance

Über Equal Pay musste beim Ironman in Hawaii übrigens noch nie diskutiert werden. Schon 1986, als bei dem Rennen erstmals Preisgelder ausgeschüttet wurden, erhielten Männer und Frauen Siegprämien in gleicher Höhe. In diesem Jahr erhält die Gewinnerin 125.000 US-Dollar - genauso viel wie der Franzose Sam Laidlow, der im September in Nizza als Erster das Ziel erreichte.

DW Kommentarbild Stefan Nestler
Stefan Nestler Redakteur und Reporter