Abschiedsbesuch in Belgien :
Merkel mit Großkreuz des Leopoldordens ausgezeichnet

Von Thomas Gutschker, Brüssel
Lesezeit: 2 Min.
Angela Merkel und König Philippe am Freitag in Brüssel
Bei ihrem Abschiedsbesuch in Belgien wird Angela Merkel von König Philippe mit der höchsten Ehrung ausgezeichnet, die das Land zu vergeben hat. Premierminister Alexander De Croo würdigt ihre Verdienste für Europa.

In Brüssel ist Angela Merkel wohl gut hundertmal gewesen – bei Europäischen Räten. Legendär bleibt, wie sie einmal mit ihrer Entourage aus dem Ratsgebäude flüchtete, um auf der Place Jourdan eine Portion Pommes Frites zu verspeisen. Das Abendessen war immer weiter herausgezögert worden, die übliche Taktik des Aushungerns.

Als die Kanzlerin am Freitagmittag in der belgischen Hauptstadt ankam, musste sie sich ihr Essen nicht durch Kompromisse oder Alleingänge erkämpfen. Denn diesmal besuchte sie auf ihrer Abschiedstournée durch Europa das Königreich Belgien, nicht die Europäische Union. In Schloss Laeken, vor den Türen der Stadt, wurde sie von Philippe empfangen, dem König der Belgier, wie er offiziell heißt. Natürlich auf Deutsch, denn das Land ist nicht nur dreisprachig, die Königsfamilie entstammt dem Hause Sachsen-Coburg und Gotha.

Empfang mit militärischen Ehren

Der König verlieh ihr das Großkreuz des Leopoldordens, die höchste Ehrung, die das Land zu vergeben hat. Auch die frühere Bundespräsidenten Joachim Gauck (2016) und Helmut Kohl (1999) waren damit ausgezeichnet worden. Nach einem gediegenen Essen ging es weiter in die Stadt, wo die Kanzlerin von Premierminister Alexander De Croo mit militärischen Ehren im Egmont-Palast empfangen wurde. Worüber sie dann unter vier Augen sprachen, wollten oder konnten Diplomaten vorher nicht sagen.

Nennenswerte Probleme gibt es in den Beziehungen beider Länder nicht. Nur das marode und störanfällige Kernkraftwerk Tihange, nicht weit von Aachen entfernt, führt immer wieder zu Irritationen. Nach Auffassung der nordrhein-westfälischen Landesregierung gehörte es längst abgeschaltet. Die belgische Regierung hatte sich das eigentlich bis 2025 vorgenommen, doch wegen der steigenden Energiepreise haben die Liberalen weiche Knie bekommen. Im November soll entschieden werden, eine echte Belastungsprobe für die Sieben-Parteien-Koalition.

Merkel konnte sich dagegen noch bei einem Konzert im Palais des Beaux-Arts entspannen. Beim anschließende Empfang würdigte De Croo ihre Verdienste für Europa. Zum Abendessen führte der Premier die Kanzlerin in ein beliebtes Fischrestaurant an der Place Sainte-Cathérine. Da ging es dann schon wieder um den Europäischen Rat in der nächsten Woche, zu dem die Kanzlerin abermals nach Brüssel kommt. Vielleicht zum letzten Mal in ihrer Amtszeit, vielleicht aber auch nicht.