Biathlon-Männer gefordert :
Norweger-Schreck dringend gesucht

Von Julia Basic, Ruhpolding
Lesezeit: 2 Min.
Norwegen vor Augen: Wann lassen Philipp Nawrath, Benedikt Doll und Roman Rees (von links) die Nordmänner erstmals hinter sich?
Biathlontrainer Uros Velepec will die norwegische Staffel einschüchtern. Er verspricht volle Attacke. Nur wer seiner Athleten übt den größten Druck auf die Konkurrenz aus?

Es könnte ihm schlechter gehen, dem Cheftrainer der deutschen Biathleten. „Süße Sorgen“ nennt Uros Velepec das, womit er sich am Mittwoch, einen Tag vor dem Staffelrennen in Ruhpolding (14.30 Uhr im ZDF und bei Eurosport) beschäftigen musste.

Sein Team ist gespickt mit Weltcup-Siegern: Benedikt Doll, Roman Rees, Philipp Nawrath – sie alle standen in dieser Saison schon mindestens einmal ganz oben auf dem Podium. Dazu kommen mit Johannes Kühn, Justus Strelow, Philipp Horn und David Zobel vier Athleten, die bereits jetzt die verbandsinterne Norm für die Weltmeisterschaft in Nove Mesto im Februar geknackt haben.

Velepec’ Aufgabe und zugleich Luxusproblem: Aus diesen Athleten vier auszuwählen, die möglichst großen Druck auf das dominierende norwegische Team ausüben können. Die Skandinavier belegen im Gesamtweltcup die ersten fünf Plätze – gefolgt von Benedikt Doll – und haben in dieser Saison bisher alle drei Staffelrennen gewonnen. An diesem Donnerstag wird allerdings Spitzenathlet Johannes Thingnes Bö pausieren, aus Erschöpfungsgründen, wie der norwegische Verband mitteilte.

„Es wird aufs Schießen ankommen“

Am vergangenen Sonntag in Oberhof war das deutsche Quartett dem norwegischen auf die Pelle gerückt. Doch als es am Schießstand zum entscheidenden Duell zwischen Philipp Nawrath und Tarjei Bö kam, behielt nur der Norweger die Nerven. Nawrath musste in die Strafrunde und sein Team sich mit Platz zwei begnügen.

Uros Velepec will an dieses Rennen anknüpfen und schickt in Ruhpolding Strelow, Kühn, Doll und Nawrath auf die Strecke: „Das Wichtigste für uns ist“, sagte er, „die Norweger nervös zu machen, bis zum Schluss, damit sie auch Fehler machen.“ Der Trainer hofft, dass die Kulisse in der Chiemgau-Arena – 65.000 Fans werden nach Angaben des Veranstalters in den kommenden Tagen erwartet – seine Athleten eher beflügeln wird als zusätzlichen Erwartungsdruck aufzubauen.

Beim Abschlusstraining am Mittwoch feilte er mit seinem Team bei minus sieben Grad und Sonnenschein am letzten Schliff. Von Wind, Regen, Nebel, was im Thüringer Wald noch als Ausrede für Fehlschüsse herhalten konnte, keine Spur. „Wir haben sehr gute Bedingungen hier, wenig Wind“, sagte Velepec. „Es wird morgen besonders aufs Schießen ankommen.“

Seit Sommer 2022 betreut der 56-jährige Slowene die deutschen Biathleten und ist vorrangig für das Schießtraining zuständig. In diesem Jahr stellte ihm der Deutsche Skiverband mit dem ehemaligen Langläufer Jens Filbrich einen neuen Ko-Trainer für das Lauftraining an die Seite.

„In jedem Wettkampf auf Attacke“

„Meinen guten Kumpel Fips“, nennt Velepec den Oberhofer. Gemeinsam verbreitet das Duo eine positive, motivierende Stimmung im Team, so berichten es die Athleten. Das trägt Früchte: Der Saisonstart der Deutschen im November war der erfolgreichste seit Jahren.

Doch damit gibt sich Velepec nicht zufrieden: „Wir müssen stolz sein auf all die Podiumsplätze und darauf, bei den starken Nationen dabei zu sein.“ Aber: „Es ist nicht einfach. Wenn du vorne bist, willst du vorne bleiben.“ Der Slowene weiß, wie das gelingen kann: „Wir müssen in jedem Wettkampf auf Attacke gehen, schnell und mit vollem Risiko schießen.“

Das hat er mit seinen Athleten im Sommer wieder und wieder geübt. Noch ist das große Ziel, auf dem Staffel-Podest vor den Norwegern zu stehen, nicht erreicht. Doch Velepec gibt sich in dieser Hinsicht, wie es stets seine Art ist, entspannt: „Wenn wir es nicht in Ruhpolding schaffen, dann in Nove Mesto.“