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Interview: „Wir brauchen einen langen Atem“
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  • FOCUS-Magazin-Autor (Schanghai)

Produktmarketing-Leiter Frank Thomas über die Bedeutung des Phaeton für den Volkswagen-Konzern und die Chancen auf dem chinesischen Markt.

FOCUS Online: Volkswagen hat den bereits zum dritten Mal aufgehübschten Phaeton soeben der internationalen Presse in der Volksrepublik China vorgestellt. Warum dort?

Frank Thomas: Wir zeigen den neuen Phaeton in China, weil sich dieser Markt in diesem Jahr zum absatzstärksten Phaeton-Markt entwickeln wird. Danach folgen die Märkte Deutschland und Südkorea. Aufgrund der positiven gesellschaftlichen Entwicklung steigt in China der Bedarf bei Premiumfahrzeugen. Hinzu kommt, dass die chinesischen Oberklasse-Kunden sehr viel Wert auf Qualität und handwerkliche Präzision legen – und dafür steht der Phaeton.



FOCUS Online: Im europäischen Markt kommt der Phaeton an den Platzhirschen BMW, Mercedes und Audi nicht vorbei. Sind die Chinesen leichter zu überzeugen?

Thomas: Chinesische Kunden sind nicht minder anspruchsvoll. Da sich das Oberklasse-Segment in China jedoch erst seit wenigen Jahren entwickelt, sind die Kunden noch nicht so auf eine Marke festgelegt. Die Markenloyalität vollzieht sich noch auf einem geringeren Niveau. Neben der Produktstärke ist auch das Gütesiegel „Made in Germany“ ein wesentlicher Imagefaktor. Wie bei Schweizer Uhren geht es auch bei Luxusfahrzeugen um Wertarbeit und Image.


FOCUS Online: Der Phaeton hat sich in China vergangenes Jahr 1190-mal verkauft, in diesem Jahr sollen es 3000 verkaufte Einheiten werden. Müssten Sie nicht daran arbeiten, die chinesischen Steuern und Exportzölle zu senken? Das Auto kostet hier zwischen 80 200 und satten 220 000 Euro.

Thomas: Auf die chinesischen Steuern und Exportzölle haben wir selbstverständlich keinen Einfluss. Wir bieten den Kunden jedoch mit dem modernen, 280 PS starken V6-FSI-Motor ein sparsames, gut motorisiertes und vergleichsweise günstiges Phaeton-Modell an, welches auch zu über 90 Prozent in China gewählt wird.

FOCUS Online: Wenn China für Zukunft steht, steht Nordamerika dann für Vergangenheit? Nach nur 3500 verkauften Phaeton hat sich VW im Sommer 2006 aus Übersee zurückgezogen.

Thomas: Sie haben recht, wir bieten den Phaeton derzeit nicht in den USA an. Wir arbeiten jedoch intensiv daran, einen Phaeton-Nachfolger wieder auf dem amerikanischen Markt anzubieten.

FOCUS Online: Technisch hat der Phaeton alles, was in dieser Klasse erwartet werden darf. Äußerlich wirkt er immer noch so bieder wie zum Start im Jahr 2002. Haben die Designer zeitlos mit gesichtslos verwechselt?

Thomas: Speziell die stilprägende Front und das Heck haben sich grundlegend verändert. Der Phaeton ist ein kraftvolles Statement. Er verbindet auf einzigartige Weise unaufdringliche Eleganz und klare Präsenz.

FOCUS Online: Ist es nicht riskant, ausgerechnet auf die Design-DNA von Polo und Golf zurückzugreifen? Schließlich soll der Phaeton als VW- Meisterstück in seiner eigenen Liga spielen.

Thomas: Die von Walter de Silva geprägte Design-DNA wurde ja für alle Volkswagen-Modelle entwickelt. Ziel ist es, dass alle Volkswagen eindeutig als solche zu erkennen sind, natürlich mit deutlichen Differenzierungen der einzelnen Modelle. Dies gilt auch für den neuen Phaeton, der nun die aktuellen, typischen Volkswagen-Stilelemente aufweist, jedoch integriert in ein komplett eigenständiges Design.

FOCUS Online: Die Entwicklungskosten für den Phaeton dürften mittlerweile eine Milliarde Euro erreicht haben. Ist der Preis für die Anhebung des Markenimages nicht allmählich zu hoch?

Thomas: Als „Flaggschiff“ zeigt der Phaeton unsere Gesamtkompetenz. Er ist unser erstes Oberklassefahrzeug. Wir haben auch von Anfang an gesagt, dass es einen langen Atem braucht, um ein neues Fahrzeug in der Oberklasse zu etablieren. Die Strahlkraft des Phaeton ist und bleibt wichtig für das gesamte Markenimage von Volkswagen.

FOCUS Online: Kaum ein Phaeton wird ohne Preisnachlass verkauft...

Thomas: In diesem Segment sind Flotten- und Leasing-Konditionen ein sehr wichtiger Faktor. Das ist bei der Konkurrenz nicht anders.

FOCUS Online: Wenn die Theologin Margot Käßmann im Phaeton mit zu viel Alkohol erwischt wird und Rechtspopulist Josef Haider im Phaeton sogar ums Leben kommt, ist dies nicht gerade imageförderlich ...

Thomas: Der Phaeton ist unumstritten ein sehr sicheres Auto. Die genannten Unfälle bzw. Vorfälle sind sehr tragisch, passieren aber leider – mit allen möglichen Fahrzeugen auch von anderen Herstellern.

FOCUS Online: Als der Phaeton vor acht Jahren auf dem Markt kam, hatte VW die Internet-Avantgarde als Zielgruppe im Visier. Diese Gruppe ist gesellschaftlich kaum noch vorhanden. Im vergangenen Jahr wurden in Deutschland 1955 Phaeton zugelassen – doch 7352 7er-BMW und 6617 Mercedes S-Klasse. Wo bekommt VW neue deutsche Kunden her?

Thomas: Wie schon erwähnt, brauchen wir in dieser Fahrzeugklasse einen langen Atem. Mit dem gerade vorgestellten neuen Phaeton haben wir eine sehr gute Basis, nachhaltig und strategisch neue Kunden zu gewinnen. Und, wer einmal Phaeton gefahren ist, bleibt meist auch dabei: 75 Prozent unserer Kunden sind auch zuvor schon Phaeton gefahren. Und welches Potenzial der Phaeton noch hat, belegt sehr eindrucksvoll der chinesische Markt. Dort werden wir dieses Jahr mehr als 3000 Einheiten unserer Oberklasselimousine verkaufen.
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