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"Kokser" Boonen hat lieber ein Alkohol-Problem

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Tom Boonen gibt sich nach neuerlichem Kokain-Befund reumütig. Ihm droht eine Haftstrafe.
Tom Boonen gibt sich nach neuerlichem Kokain-Befund reumütig. Ihm droht eine Haftstrafe. © rtr

Dem belgischen Radstar droht als Wiederholungstäter eine lange Haftstrafe.

Radprofi Tom Boonen droht nach dem zweiten Kokain-Befund binnen elf Monaten der tiefe Fall. Der 28 Jahre alte Weltmeister von 2005, der in Belgien den Status eines Popstars genießt, riskiert fünf Jahre Gefängnis. Sein Team Quick-Step, das ihn jährlich mit rund 1,5 Millionen Euro entlohnt, hat ihn nach Rücksprache mit dem Sponsor suspendiert - die Tour de France kann Boonen wie im Vorjahr abhaken.

In einem Radio-Interview richtete sich der Belgier mit einem Hilferuf an die Öffentlichkeit. "Ich habe kein Problem mit Kokain. Ich habe ein Problem, wenn ich zu viel trinke. 364 Tage im Jahr fühle ich mich gut, aber wenn ich trinke, verändere ich mich", sagte Boonen und gestand: "Ich brauche Hilfe" Boonen war am 25. April, wenige Tage nach seinem dritten Triumph beim Klassiker Paris-Roubaix, kontrolliert worden. Einen Tag vorher sei er in einer Bar gewesen und habe zu viel getrunken, so Boonen. Die Zecherei endete nach seinen Angaben auf einer Terrasse mit einem "Blackout".

Der 28-Jährige war bei einer Trainingskontrolle am 26. Mai 2008 schon einmal positiv auf Kokain getestet und daraufhin von der Tour de Suisse und der Tour de France ausgeschlossen worden. Da der Konsum der Droge nur während eines Rennens verbandsrechtlich geahndet wird, kam er nach einem Schuldeingeständnis ohne Sperre davon. Auch vor Gericht ging Boonen damals unter Auflagen straffrei aus. Er versprach, sich künftig von Drogen fernzuhalten. Nun drohen ihm als Wiederholungstäter ernste strafrechtliche Folgen. Das Resultat des neuerlichen Drogentests ist der belgischen Staatsanwaltschaft in Turnhout seit Dienstag bekannt. Die Polizei durchsuchte am Freitag das Haus des Ex-Weltmeisters. "Wegen der laufenden Ermittlungen können wir dazu aber nicht mehr sagen", so Staatsanwalt Jan Poels.

Der gefallene Held erhielt Unterstützung von Lance Armstrong. "Tom muss sich eingestehen, dass er ein Problem hat und es lösen. Er ist nicht der Einzige auf der Welt, der einer Versuchung widerstehen muss", sagte der siebenmalige Tour-Sieger am Rande des Giro-Starts in Venedig. Boonens Mentor und Teamchef Patrick Lefevre gab sich geschockt: "Ich weiß wirklich nicht, was ich sagen soll. Jetzt müssen wir erst mit unseren Sponsoren sprechen."

Das Quick-Step-Management hatte Boonen nach dem ersten Delikt verteidigt und private Probleme angeführt. Der Sprinter hatte damals behauptet, das Kokain sei ihm in einer Bar heimlich in einen Drink gemischt worden. Haarproben hatten aber ergeben, dass Boonen das Rauschgift regelmäßig zu sich genommen hatte.

Für Tom Van Damme, den Präsidenten des belgischen Radsportverbandes LVB, ist Boonens Image irreparabel beschädigt: "Das ist eine traurige Affäre. Ich will gar nicht mehr von Vorbildfunktionen reden. Für seinen Rennstall ist die Angelegenheit ein Schlag ins Gesicht, und für die anderen Mannschaften eine Belastung."

"Es gibt nichts zu leugnen. Das ist ein juristisches und vor allem menschliches Problem", sagte Boonens Anwalt Luc Deleu belgischen Medien. Der Fall verhalte sich wie der im Jahr zuvor. "Tom hat die Auflagen, die ihm gemacht wurden, verletzt. Das könnte schwere Konsequenzen haben. Er weiß, was jetzt auf ihn zukommen könnte." dpa/sid

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