27.07.2023

Projekt

Pläne für die Braunauer Eisenbahnbrücke in München

Der Verein Isarlust e.V. hat konkrete Vorschläge für die fußgängerfreundliche Gestaltung des stillgelegten Gleises der Braunauer Eisenbahnbrücke in München. Bildquelle: Rufus46, CC BY-SA 3.0 , via Wikimedia Commons
Der Verein Isarlust e.V. hat konkrete Vorschläge für die fußgängerfreundliche Gestaltung des stillgelegten Gleises der Braunauer Eisenbahnbrücke in München. Bildquelle: Rufus46, CC BY-SA 3.0 , via Wikimedia Commons

Über die Braunauer Eisenbahnbrücke queren Züge auf dem Weg vom Münchner Hauptbahnhof zum Ostbahnhof die Isar. Ein Teil der Brücke, eine markante Fachwerkkonstruktion, wird jedoch seit über 40 Jahren nicht mehr befahren. Über diesen können nun vielleicht bald auch Fußgänger*innen und Radfahrer*innen von Untergiesing ins Dreimühlenviertel gelangen. Welche Bestrebungen es dazu gibt, erfahren Sie hier.


Pläne für eine neue Verbindung in München

Die Braunauer Eisenbahnbrücke in München könnte bald für den Fuß- und Radverkehr geöffnet werden. Dies würde eine direkte und sichere Verbindung über die Isar in das Dreimühlenviertel bieten. Auf der Nordseite der Brücke legte die Deutsche Bahn schon vor 40 Jahren einen Brückenteil still, der seitdem brach liegt. In Zusammenarbeit mit dem Bezirksausschuss in Sendling schlägt die SPD München eine barrierefreie öffentliche Querung der Brücke vor. Dafür liegen laut der Partei fast alle Genehmigungen vor. Nur die Erlaubnis des Eisenbahnbundesamtes fehle, um die Brücke barrierefrei auszubauen.

Der Plan sieht vor, eine Verbindung von München-Giesing über die Poccistraße und die Theresienhöhe in den Westpark zu schaffen. Da auf dem zur Eisenbahnbrücke nahegelegenen Areal der Großmarkthalle künftig Wohnungen entstehen sollen, wird die Bedeutung dieser Verbindung weiter wachsen. Der neue Stadtteil an der Thalkirchner Straße würde somit von der U1 am Candidplatz, dem öffentlichen Nahverkehr in Untergiesing und der Verbindung der Braunauer Eisenbahnbrücke angebunden werden.

Für 2023 hatte der Verein Isarlust e.V. ein Projekt zur Nutzung der Braunauer Eisenbahnbrücke geplant, das sich an Fußgänger*innen gerichtet hätte. Östlich und westlich der Brücke sollten provisorische Baustellentreppenhäuser errichtet werden. Die Umsetzung verzögerte sich durch die fehlende Genehmigung des Eisenbahnbundesamtes, soll aber im nächsten Jahr Realität werden.

Die Braunauer Eisenbahnbrücke dient derzeit nur dem Zugverkehr, könnte aber eine wichtige Verbindung für den Fuß- und Radverkehr in München darstellen. Foto: Bjs, CC BY-SA 3.0 , via Wikimedia Commons
Die Braunauer Eisenbahnbrücke dient derzeit nur dem Zugverkehr, könnte aber eine wichtige Verbindung für den Fuß- und Radverkehr in München darstellen. Foto: Bjs, CC BY-SA 3.0 , via Wikimedia Commons

Isarlust-Projekt in Genehmigungsphase

Der Verein Isarlust schlägt vor, das brachliegende Gleis der Braunauer Eisenbrücke mit Sitzflächen, Kiosken und Pavillons zu bestücken. Das stillgelegte Gleis sollte dabei als grüne Querung für Fußgänger*innen und als kultureller Aufenthaltsort dienen. Vereinschef Benjamin David hatte diese Idee gemeinsam mit Ulrike Bührlen schon vor 13 Jahren. Seit 2022 unterstützt die Münchner Designagentur Zeichen + Wunder das Vorhaben und kümmert sich um Kommunikation, Finanzierung und Planung gemeinsam mit dem Architekten Hannes Rössler.

Neben den Sitzflächen waren auch großflächige Bepflanzungen, ein Pavillon für Künstler*innen und ein „Pavillon der guten Dinge“ sowie ein bis zwei Lebensmittel-Kioske geplant. Die beiden Pavillons sollten jeweils für einen Monat für Künstler*innen aus den umliegenden Vierteln zur Verfügung stehen. Laut Benjamin David ist der Verein weiterhin optimistisch und befindet sich in Gesprächen mit der Deutschen Bahn und dem Eisenbahnbundesamt, um die geplante Isarbrücke für Fußgänger*innen zu realisieren. Die Ertüchtigung der Brücke soll mit Unterstützung von etwa 60 Mitgliedern des Technischen Hilfswerks erreicht werden.

Der Fall ist jedoch nicht ganz unkompliziert: Es handelt sich um den ersten Versuch einer privaten Initiative in München, eine Brücke der Bahn zu verändern. Viele Parteien haben ein Mitspracherecht. Noch befindet sich das Projekt in der Genehmigungsphase. Laut Merkur steht die Finanzierung jedoch bereits: Die Stadtsparkasse und die Baywa-Gruppe sponsern ein Provisorium, das 2024 eröffnet werden soll.

Diese Visualisierung von Zeichen & Wunder zeigt, wie die Isarbrücke ab 2024 aussehen könnte. Bildquelle: Paul Trakies via Zeichen & Wunder
Diese Visualisierung von Zeichen & Wunder zeigt, wie die Isarbrücke ab 2024 aussehen könnte. Bildquelle: Paul Trakies via Zeichen & Wunder

Brücke statt Bahndamm

Schon seit der Stilllegung der Braunauer Eisenbrücke vor 40 Jahren gibt es Ideen, sie zu sanieren und eine neue Verbindung für den Fuß- und Radverkehr zu schaffen. Der Münchner Stadtverwaltung liegen mehrere Anträge vor, darunter der Antrag der SPD: Sie schlägt vor, den nicht genutzten Teil der Brücke schon 2024 für den Rad- und Fußverkehr zu nutzen. Dazu passen die Vorschläge von Isarlust e.V.

Derzeit dient die Braunauer Eisenbrücke im Süden der Münchner Innenstadt dem Bahnverkehr auf der Strecke München-Rosenheim. Sie überquert die Isar und verbindet den Hauptbahnhof mit dem Ostbahnhof der bayerischen Hauptstadt. In Verlängerung der Brücke wird auf einer weiteren Brücke der Große Stadtbach überquert, der das benachbarte Isarwerk 3 mit Wasser versorgt. Der nördliche Teil der Brücke, der nun für den Fuß- und Radverkehr geöffnet werden soll, hat derzeit ein stillgelegtes Gleis und wurde 2017 als geschütztes Baudenkmal eingetragen wurde.

Ein Blick auf die Geschichte der Brücke zeigt, dass sie schon seit dem Jahr 1868 geplant war. Die Bevölkerung wehrte sich gegen einen Bahndamm, der die Stadtteile zerschnitten hätte, sodass stattdessen eine Brücke entstand.

Schon ab 1868 gab es Pläne für die Braunauer Eisenbahnbrücke. Foto: Unbekannter Autor, Public domain, via Wikimedia Commons
Schon ab 1868 gab es Pläne für die Braunauer Eisenbahnbrücke. Foto: Unbekannter Autor, Public domain, via Wikimedia Commons

Auf dem Weg zur fußgängerfreundlichen Brücke

Im Jahr 1958 wurde die Braunauer Eisenbrücke als Balkenbrücke mit Vollwand-Durchlaufträgern auf den bestehenden Pfeilern neu gebaut. Denn die Tragkraft der alten Brücke reichte nicht mehr aus. Dabei wurde ein Teil der alten Fachwerkkonstruktion auf den Pfeilern um einige Meter nach Norden verschoben und für ein Rangiergleis des Schlacht- und Viehhofs weitergenutzt. Dieses Gleis, um das es bei den aktuellen Bestrebungen geht, ist seit 1981 nicht mehr in Betrieb. Sein Brückenträger ist stark korrodiert. Schon seit 2014 versucht der Bezirksausschuss 02 Ludwigvorstadt-Isarvorstadt gemeinsam mit Bürger*innen, eine Öffnung der Brücke für den Fußverkehr zu erreichen.

Nun sieht es so aus, als könnte ab Mai 2024 eine fußgängerfreundliche (und später auch radfahrerfreundliche) Brücke entstehen. Was dann noch fehlt, ist ein neuer Name für die Braunauer Eisenbahnbrücke, der die neue Nutzung reflektiert.

Weiterlesen: In München wird derzeit auch darüber diskutiert, wie hoch Hochhäuser maximal sein dürfen. Mehr zur Hochhausstudie 2023 hier.

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