Gesundheit

Ohren reinigen: Darum sollten Sie keine Wattestäbchen benutzen

Ohrenschmalz gilt als eklig, dabei erfüllt es eine wichtige Funktion, um die Ohren gesund zu halten. Q-Tips haben im Gehörgang nichts zu suchen – denn dabei passieren immer wieder typische Fehler, die die Ohren im schlimmsten Fall sogar gefährden können. Wir verraten Ihnen, was Sie beachten müssen.
Mann beim Ohrenreinigen mit Wattestäbchen
Getty Images

Wer seine Ohren mit einem Wattestäbchen reinigen will, macht meist alles nur schlimmer. Dennoch gehört der Griff zum Wattestäbchen bei vielen Menschen zur Hygiene-Routine. Warum das ein Fehler ist und wie man seine Ohren stattdessen reinigen sollte:

Iiih, da hängen ja Krümel im Ohr: Ohrenschmalz gilt als eklig. Dabei handelt es sich gar nicht um Schmutz im eigentlichen Sinne. Ganz im Gegenteil. Ohrenschmalz erfüllt eine wichtige Funktion, um die Ohren gesund zu halten. Gut finden muss man das Schmalz deshalb trotzdem nicht – aber vielleicht sollte man ihm manchmal etwas weniger brachial zu Leibe rücken.

Drüsen im Ohr produzieren das Ohrenschmalz. Wie aktiv sie dabei sind, ist individuell verschieden. Während manche Menschen das Gefühl haben, kaum je Ohrenschmalz zu entdecken, finden andere fast jeden Tag Krümelchen in ihrem Ohr. Ohrenschmalz ist übrigens neben Galle die einzige bittere Substanz, die der Körper produziert. 

Ohrenschmalz wehrt Bakterien ab

Dass Ohrenschmalz so bitter ist, hat einen guten Grund: In ihm sind verschiedene Substanzen enthalten, die Bakterien bekämpfen. Das erschwert es Eindringlingen, sich im Ohr einzunisten. Wer häufig Ohrenschmalz entfernt, sei es durch häufiges Waschen oder andere Methoden, der läuft deshalb Gefahr, deutlich häufiger unter Entzündungen oder Ekzemen im Ohr zu leiden, weil der natürliche Schutzfilm fehlt.

Ohrenschmalz befeuchtet außerdem die Haut im Gehörgang. Es schiebt sich von den Drüsen langsam den Gehörgang entlang nach außen. Dabei reinigt es zugleich das Ohr: Mit dem klebrigen Ohrenschmalz gleiten auch Staub, abgestorbene Hautzellen und Schmutz aus dem Gehörgang. Entfernt man Ohrenschmalz permanent, erschwert man die Selbstreinigung des Ohrs deutlich.

Ohren brauchen keine Hilfe bei der Reinigung

Eigentlich braucht das Ohr also gar keine Hilfe bei der Reinigung. Trotzdem stecken viele Menschen sich Wattestäbchen oder Q-Tips in den Gehörgang, um das Schmalz zu entfernen. Ärzte raten aus unterschiedlichen Gründen davon ab, mit Wattestäbchen in die Ohren zu gehen: Zum einen besteht immer die Gefahr, das Trommelfell zu verletzen. Zum anderen entfernt man dabei die fettige Schicht, auf der das Schmalz nach außen gleitet. Das führt dazu, dass es womöglich plötzlich mitten im Ohr stockt und dort verklumpt.

Hinzukommt, dass der Gehörgang sehr eng ist und Wattestäbchen sind im Verhältnis sehr breit. Deshalb besteht immer das Risiko, das Ohrenschmalz nicht etwa zu entfernen, sondern es noch tiefer in den Gehörgang zu schieben. Dabei kann sich ein Pfropf bilden, der verhärtet. Er führt dazu, dass man deutlich schlechter hört. Drückt er auf das Trommelfell, kann er es sogar schädigen und zu einer Schwerhörigkeit führen. Meistens hat man keine Chance, einen solchen Pfropfen noch selbst aus dem Ohr zu bekommen, sondern braucht dafür die Hilfe eines Arztes.

Manche Menschen produzieren sehr viel Ohrenschmalz

Manche Menschen leiden auch unter einer Überproduktion von Ohrenschmalz. Bei ihnen können sich auch ohne den Einsatz von Q-Tips Klumpen bilden, die den Gehörgang verschließen. Oft hilft es dann nur, regelmäßig zum Arzt zu gehen, damit der das Ohr reinigt. Das kann alle paar Wochen notwendig sein.

Ein erster Hinweis auf einen Pfropf ist nicht nur das Gefühl, insgesamt schlechter zu hören als sonst. Oft trocknet das Ohrenschmalz ein. Wird es dann beim Duschen oder Baden feucht, quillt es auf – und plötzlich hört man nicht mehr gut. Trocknet es wieder ein, gibt es plötzlich den Gehörgang wieder frei und man hört sofort besser. Wenn Menschen das Gefühl haben, sie hätten nach dem Duschen Wasser im Ohr, handelt es sich oft in Wirklichkeit um einen solchen Pfropfen: Wasser selbst fließt normalerweise ohne Probleme aus dem Gehörgang hinaus.

Vorsicht mit Metallhaken und anderen Hilfsmitteln

Wie also sollte man nun seine Ohren reinigen? Am besten ist es tatsächlich, die Ohren sich selbst zu überlassen. Lediglich das Ohrenschmalz, das sich am Ausgang des Gehörgangs sammelt, sollte man jeden Tag vorsichtig entfernen, zum Beispiel mit einem feuchten Tuch. Neigt man zu Pfropfen, kann es auch helfen, etwas Babyöl oder entsprechende Ohrtropfen aus der Apotheke in den Gehörgang zu geben, um das Schmalz wieder geschmeidiger zu machen.

Von anderen Hilfsmitteln wie Metallhaken oder Ohrenkerzen raten Experten hingegen eher ab. Bei den Haken besteht die Gefahr, das Ohr zu verletzen. Dabei muss es gar nicht immer um das Trommelfell gehen. Auch winzige Verletzungen im Gehörgang öffnen Bakterien den Weg, woraus sich eine sehr schmerzhafte Gehörgangsentzündung entwickeln kann. Das gilt auch für „Werkzeuge“ wie Büroklammern oder Draht.

Wattestäbchen reizen den Vagusnerv angenehm

Ohrenkerzen wiederum sind umstritten: Sie sollen nicht nur entspannen, sondern erzeugen einen Unterdruck im Gehörgang. Dabei entfernen sie angeblich nicht nur Ohrenschmalz, sondern sorgen auch für eine Regulation des Drucks in den Nebenhöhlen und im Mittelohr. Bewiesen ist dieser Effekt allerdings nicht. Außerdem warnen einige Experten davor, dass es durch die Kerzen zu Verbrennungen und Verletzungen kommen könnte.

Bleibt noch eine Frage: Wenn Q-Tips schädlich für die Ohren sind – was in der Regel auch auf den Verpackungen steht – warum stecken viele Menschen sich die Wattestäbchen dann trotzdem in die Ohren? Forscher gehen davon aus, dass dabei der sogenannte Vagusnerv gereizt wird. Er erzeugt ein angenehmes Gefühl – das man gerne wieder hervorrufen möchte, zum Beispiel mit einem weiteren Wattestäbchen am nächsten Tag.

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