1. Startseite
  2. Lokales
  3. Schwalmstadt

Zilpzalp: der unauffälligste heimische Vogel

KommentareDrucken

Graubraun mit Olivton und hellem Überaugenstreif: Der Zilpzalp ist so unauffällig wie kaum ein anderer heimischer Vogel. Foto : privat
Graubraun mit Olivton und hellem Überaugenstreif: Der Zilpzalp ist so unauffällig wie kaum ein anderer heimischer Vogel. © Foto: privat

Schwalm. Besonders attraktiv an der Vogelbeobachtung ist, dass man sie überall auf der Welt und praktisch zu jeder Tages- und sogar Nachtzeit betreiben kann.

So können selbst die letzten Zecher auf dem Heimweg von der Salatkirmes diese Tage im allerersten Morgendämmern einem kleinen, unauffälligen, aber doch besonderen Vogel begegnen, der sich durch seinen knirschenden Gesang bemerkbar macht.

Etwas aufnahmefähig muss man aber schon sein, um die rau klingende Reviermarkierung zu bemerken, die schon zu hören ist, wenn die erste leichte Rötung am Osthimmel aufzieht. So früh singt, von den typischen Nachtsängern wie der Nachtigall abgesehen, bei uns nur eine Vogelart: der Hausrotschwanz.

Andere werden auf den Vogel aufmerksam, wenn plötzlich unter dem überdachten Hauseingang, auf der Terrasse oder in der durch eine Lüftungsluke erreichbaren Garage trockene Grashalme, Moos oder Tierhaare zu finden sind: Nistmaterial des Hausrotschwanzes, der sich wie kaum ein anderer Vogel dem Menschen angeschlossen hat und in Mitteleuropa fast ausschließlich in Dörfern und Städten an und in Gebäuden brütet.

Die meisten Vogelarten halten zu uns Menschen einen mehr oder weniger großen Sicherheitsabstand, weil wir sie über Jahrhunderte hinweg als Nahrung oder Konkurrenten verfolgt haben. Wenn ein Wildtier also derart dem Menschen folgt, muss das einen wichtigen Grund haben.

Beim Hausrotschwanz ist das der Brutplatz: Ohne unsere Bauwerke könnte er hier nicht leben. Ursprünglich kam der kleine, in Größe und Gestalt an ein Rotkehlchen erinnernde Vogel nämlich vor allem in Gebirgen und in offenen, wenig bewachsenen Felspartien vor.

Sein Nest errichtete er in Felswänden und die aus kleinen Insekten bestehende Nahrung stammte von Geröllfeldern und wenig bewachsenen, offenen Stellen. Die Errichtung der ersten großen Steingebäude wie Kirchen und Burgen ermöglichte dem Hausrotschwanz die Besiedlung von Gebieten, in denen er zuvor keine Brutplätze fand. Dachgiebel ersetzen ihm hier Felsvorsprünge und Parkplätze, kurz geschorene Rasenflächen und Wege die Almmatten der Gebirge.

So schloss sich der Vogel immer enger dem Menschen an und breitete sich über ganz Mitteleuropa aus. Heute gibt es kaum noch eine Ortschaft, in der der Hausrotschwanz fehlt. Auch in allen Orten der Schwalm ist er weit verbreitet und begleitet nun als Frühaufsteher die letzten Kirmesbesucher mit seinem morgendlichen Gesang.

Von Stefan und Heinz Stübing

Auch interessant

Kommentare