Sven Koukal

Er ist Kult und bald schon vielleicht für immer Geschichte: Der "Kickmaster" ist eins der Aushängeschilder des Traditionsunternehmens M. Westermann & Co. GmbH aus Arnsberg (Nordrhein-Westfalen), besser bekannt als "Wesco". Der über 150 Jahre alte Betrieb hat Ende November 2023 beim zuständigen Amtsgericht einen Antrag auf ein Eigenverwaltungsverfahren gestellt, sprich Insolvenz angemeldet. Wie es jetzt weitergeht, lesen Sie in diesem Text. Das Unternehmen reiht sich in eine prominente Liste an Insolvenzen in diesem Jahr ein, auf der bereits die Signa Holding von René Benko, Peek & Cloppenburg aus Düsseldorf und die Supermarktkette Real stehen.

Traditions-Hersteller Wesco meldet Insolvenz an

Rund 60 verschiedene Wesco-Design-Produkte aus dem Bereich Küchenaccessoires und Abfallsammler bietet das Unternehmen in seinem Onlineshop an. Das Angebot erstreckt sich von Brotkästen über Tabletts bis hin zu den typischen Wesco-Mülleimern. 

Insolvenz: Wesco nennt mehrere Gründe

Ende November hat das Unternehmen einen Insolvenzantrag auf Eigenverantwortung gestellt, welchem das Gericht entsprach. Mehrere Gründe nannte der 1867 als Familienunternehmen gegründete Traditionshersteller, der Metallhaushaltwaren, Einbauprodukte und Aluminium-Möbel produziert und vertreibt. "Externe Entwicklungen" hätten die wirtschaftliche Situation des Unternehmens "massiv eingetrübt", ließ das Unternehmen mitteilen.

Aufgrund des Kriegs in der Ukraine seien beispielsweise die Kosten für Materialbeschaffung unerwartet stark angestiegen, ebenso die Energiekosten. Beides hätte nicht "vollumfänglich an die Kunden weitergegeben werden" können. Erschwerend hinzu kam, dass offenbar auch neben der allgemein niedrigen Kauflust insbesondere im Wesco-Spezialsegment für hochwertige Müllsammler viele Kunden ausgeblieben sind.

Nach Insolvenzantrag: So will sich Wesco neu aufstellen

Das Unternehmen jedoch sei nicht untätig gewesen, betont es, hätte etwa das Lagermanagement optimiert, im Personalbereich "Anpassungen" vorgenommen - jedoch ohne durchschlagenden Erfolg. "Mit dem gerichtlichen Sanierungsverfahren ist beabsichtigt, die gegenwärtige Krisenlage zu bewältigen und sich für die Zukunft neu aufzustellen", hieß es bei Bekanntwerden der Insolvenz in einer Erklärung. Der Antrag auf Zahlungsunfähigkeit dürfte übrigens nicht der letzte in den kommenden Monaten gewesen sein: Die IWH rechnet auch weiterhin mit erheblich steigenden Zahlen.

Die Geschäftsführung werde durch den Fachanwalt für Insolvenz- und Sanierungsrecht, Dirk Andres aus der Kanzlei AndresPartner, sowie dessen Team unterstützt. Dieser erklärte: "In den kommenden Wochen und Monaten werden wir Gespräche mit allen wesentlichen Beteiligten aufnehmen und auf dieser Grundlage die Sanierung von Wesco vorantreiben." Kurzfristiges Ziel sei es, einen Käufer zu finden, "der in das Unternehmen investiert und das Geschäft weiterentwickeln will". 

Wesco-Insolvenz: Wie geht es für die 140 Mitarbeiter weiter?

Wie im März 2024 einen Bericht des Sauerland-Kuriers bekannt wurde, musste der Investorenprozess bei der M. Westermann & Co. GmbH ohne das gewünschte Ergebnis enden. Daraus resultierte die Kündigung aller rund 80 Mitarbeiter in Arnsberg, bis auf ein Abwicklungsteam von rund 30 Mitarbeitern. Auch der operative Geschäftsbetrieb wurde daraufhin eingestellt und von der Abwicklung der M. Westermann & Co. GmbH sind auch die Tochtergesellschaften Villa Wesco, S.L.U. (Spanien) sowie Wesco International BV (Niederlande) betroffen, die nicht fortgeführt werden. Laut dem Bericht habe Wesco die immateriellen Vermögensgegenstände sowie die Markenrechte an die Naber GmbH veräußert. Dies umfasse die Wortmarke, die Rechte an den Websites, Domains sowie den Online-Shop. 

Auch aus Schwarzenberg gebe es Neuigkeiten. So übernehme die D-T-S Drück-Technik-Schwarzenberg GmbH rückwirkend zum 1. März 2024 den Geschäftsbetrieb und alle wesentlichen Vermögensgegenstände der H. Dedores GmbH & Co. GmbH. Alle rund 60 Arbeitsverhältnisse in Schwarzenberg würden dadurch erhalten und auf die neue Gesellschaft übertragen. 

"Es ist sehr bedauernswert, dass wir im Rahmen des Eigenverwaltungsverfahrens keine Arbeitsplätze in Arnsberg erhalten konnten. In Anbetracht der Umstände ist es aber erfreulich, dass wir alle Arbeitsplätze in Schwarzenberg sichern und gleichzeitig mit Naber einen gut aufgestellten Interessenten finden konnten, der die Marke Wesco und die Produkte weiterführt", sagte Rechtsanwalt Prof. Dr. Dirk Andres von der Kanzlei AndresPartner, der die Unternehmensgruppe als Sanierungsgeschäftsführer durch das Verfahren führt gegenüber dem Sauerland-Kurier.

Übrigens: Von Insolvenzen ist in diesem Jahr nicht nur der Einzelhandel betroffen, wie unter anderem das Beispiel eines bekannten deutschen Sportartikel-Händlers zeigte. Auch Krankenhäuser haben massive Probleme. 2024 könnten 80 Klinikstandorte in die Zahlungsunfähigkeit rutschen. Die Bandbreite der Insolvenzwelle ist groß, selbst bekannte Brauereien sind davon nicht ausgenommen.