Italiens Radsportlegende Bartali «Gerechter unter den Völkern»

Jerusalem/Florenz, 24.9.13 (Kipa) Die italienische Radsportlegende Gino Bartali (1914-2000) ist von Israel posthum als «Gerechter unter den Völkern» geehrt worden. Das teilte die Jerusalemer Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem am Montag mit. Bartali, zweimaliger Tour-de-France-Sieger und dreimaliger Gewinner des Giro d’Italia, hatte während des Zweiten Weltkriegs als Fahrradkurier für den antifaschistischen Widerstand gearbeitet.

Dabei benutzte der Sportler Trainingsfahrten zwischen Florenz und Assisi, um im Lenkerrohr und unter dem Sattel Dokumente zu transportieren. Unter anderem handelte es sich um von kirchlichen Stellen gefälschte Ausweisdokumente für verfolgte Juden.

Der Kardinal von Florenz, Giuseppe Betori, twitterte in Reaktion auf die Ehrung, Fahrräder sollten als «Instrumente der Brüderlichkeit und des Friedens» dienen. Dabei verwies er am Montag auf den Dokumentenschmuggel Bartalis. Bereits am Wochenende hatte der 66-jährige Kardinal anlässlich der Rad-Weltmeisterschaft in Florenz die Schönheit des Radsports als «Botschaft der Hoffnung für die Welt» gerühmt.

Velo mit sorgfältig justierter Mechanik

Yad Vashem erinnerte in ihrer Pressemitteilung an eine Begebenheit, nach der Bartoli während einer seiner Kurierfahrten angehalten und kontrolliert wurde. Daraufhin habe sich der prominente Sportler ausgebeten, sein Rennrad nicht anzurühren, weil die Mechanik sehr sorgfältig justiert sei.

Nach dem Krieg hatte Bartali nach Angaben des Holocaust-Zentrums nie über seine Rolle als Kurier und Judenretter gesprochen. Nur gegenüber einer Verwandten des ehemaligen Florentiner Rabbiners Nathan Cassuto (1909-1945) habe er von seinen Aktivitäten während der NS-Zeit berichtet, jedoch unter der Bedingung, dass seine Aussagen nicht aufgezeichnet würden.

Höchste Auszeichnung Israels für Nichtjuden

Die von der Jerusalemer Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem verliehene Auszeichnung «Gerechter unter den Völkern» ist die höchste Auszeichnung Israels für Nichtjuden. Bis Jahresbeginn 2012 wurden damit 24.355 Personen aus 47 Nationen geehrt. Jährlich werden nach eigenen Angaben bis zu 800 Akten bearbeitet. Es sei einzigartig, dass «ein Volk, dem schlimmes Unrecht widerfahren ist, nicht nur eine Gedenkstätte für die Opfer errichtet, sondern gleichzeitig auch an die Guten aus den Tätervölkern erinnert». Bereits mit der Gründung des Programms 1953 stand die Auszeichnung auch Personen aus Deutschland offen. (kipa/kna/bal)

24. September 2013 | 08:33
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