Samichlaus und Schmutzli - von St. Martin - unterwegs zu Kindern in St. Gallen
Schweiz

Marc Peter: «Ein Samichlaus beginnt zuerst als Schmutzli»

Das Job-Inserat hat genützt: Die St. Galler Chlausgruppe St. Martin hat nun genug Leute, um die gewünschten Besuche bei Familien, in Heimen oder Schulen zu machen. «Mich motiviert die Freude der Kinder. Und mir gefällt, diese Tradition weiterführen zu können», sagt Samichlaus Marc Peter.

Regula Pfeifer

Ihre Chlausgruppe St. Martin hat per Inserat auf Jobs.ch nach neuen Leuten gesucht. Haben Sie Reaktionen erhalten?

Marc Peter (36): Ja, es haben sich einige Personen gemeldet, darunter auch solche ausserhalb unseres Einzugsgebiets, die haben wir an andere Chlausgruppen vermittelt. Konkret bei uns sind sechs Personen dazugekommen, die mitmachen wollen, das freut uns. Es sind vor allem Schmutzli und Leute für den Hüttendienst, sowie Fahrer.

«Wir möchten nicht, dass jemand schliesslich Familien besucht, der nicht geeignet ist dafür.»

Und Samichläuse?

Peter: Das ist so eine Sache. Als Samichlaus können wir niemanden einsetzen, der das zum ersten Mal macht. Üblicherweise geht die Person erst ein- oder zweimal mit als Schmutzli, meist auch mit jemandem vom Vorstand der Chlausgruppe. Wir möchten die Person so kennenlernen, denn wir möchten ja nicht, dass jemand schliesslich Familien besucht, der nicht geeignet ist dafür. Die Leute, die sich neu gemeldet haben und als Schmutzli mitgehen dieses Jahr, werden vielleicht nächstes Jahr als Samichlaus mitmachen können.

Samichlaus und Schmutzli im winterlichen St. Gallen unterwegs
Samichlaus und Schmutzli im winterlichen St. Gallen unterwegs

Können Sie die drei zusätzlichen Samichlaus-Gruppen also zusammenstellen?

Peter: Ja. Übrigens haben sich auf den Aufruf recht viele Frauen gemeldet. Sie sind vor allem in der Hütte am Wirten oder als Fahrerinnen tätig. Dank diesen neuen Leuten konnten wir die bisher Mitwirkenden entlasten. Die Chlausgruppen müssen also nicht zusätzliche Touren und auch nicht mehr Besuche pro Abend machen als üblich. Sie besuchen etwa vier Familien pro Abend, das ist optimal.

Können Frauen auch als Schmutzli oder Samichlaus mitmachen?

Peter: Dieses Thema besprechen wir im Vorstand immer wieder. Von Seiten den Frauen selber ist das Thema noch nie aufgekommen. Das hat vielleicht nur schon mit dem Bart zu tun, den Samichlaus und Schmutzli tragen. Und auch die Familien haben noch nie danach gefragt.

Gibt es eine Einführung für die Leute, die neu aktiv sind?

Peter: Wir machen keinen Kurstag wie etwa andere grössere Chlausgruppen. Wir schauen bei der Einteilung, dass wir die neuen Leute mit erfahrenen Mitwirkenden mitgehen lassen. So können sie direkt von ihnen lernen. Wir geben ihnen zudem einen Rollenbeschrieb für die jeweilige Aufgabe mit, den sie lesen können. Da steht alles drauf. Wir möchten den Aufwand nicht allzu gross machen, denn für alle Beteiligten ist das eine ehrenamtliche Tätigkeit.

«Vor allem die Besuche, die tagsüber stattfinden, sind eine Herausforderung für Berufstätige.»

Ist das Chlaus-Engagement gut vereinbar mit Arbeit?

Peter: Es ist schon eine Herausforderung. Vor allem die Besuche, die tagsüber stattfinden. Die Mitwirkenden der Chlausgruppe sind alles berufstätige Leute, die dafür frei nehmen müssen. Meist bleiben diese Besuche am Vorstand hängen. Wir richten es uns so ein, dass wir möglichst vielen Anfragen gerecht werden.

Sind Sie selbst auch als Samichlaus unterwegs?

Peter: Ja, seit langem. Ich bin irgendwie reingerutscht. Am Anfang half ich sporadisch aus, irgendwann wurde ich selbst Samichlaus.

Was reizt Sie daran?

Peter: Vor allem die Freude, die ich den Kindern so bereiten kann. Auch wenn sie am Anfang teilweise viel Respekt haben und kaum getrauen, ein Wort zu sagen. Ich habe auch schon erlebt, dass Kinder am Anfang weinten, weil sie Angst hatten. Aber meist fange ich gleich mit der Geschichte an. Dadurch gewinne ich ihr Vertrauen, dann geht es recht gut. Mir gefällt auch, diese Tradition weiterführen zu können.

Samichlaus und Schmutzli unterwegs in St. Gallen
Samichlaus und Schmutzli unterwegs in St. Gallen

Die Chlausgruppe gehört ja zur Pfarrei St. Martin. Sind Sie sonst kirchlich aktiv?

Peter: Nein, momentan ist es nur dieses Engagement. Früher war ich lange Zeit in der Pfadi aktiv, da arbeiteten wir ebenfalls mit der Pfarrei St. Martin zusammen.

Sind Sie selbst Vater von Kindern?

Peter: Ja, ich habe zwei Kinder, ein zwei- und ein vierjähriges.

«Es wäre schade, wenn die Kinder die Person hinter dem Samichlaus erkennen würden.»

Gehen Sie auch zu ihnen?

Peter: Nein, das wäre auffällig. Auch der Götti darf nicht vorbeikommen. Darauf achten wir bei der Einteilung. Es wäre schade, wenn die Kinder die Person hinter dem Samichlaus erkennen würden. Übrigens ist es manchmal sogar für uns im Vorstand echt schwierig zu erkennen, welcher Samichlaus das nun gerade ist. Obwohl wir die Leute ja kennen. Die Verkleidung mit Bart, zusätzlichen Haaren und dem Umhang verbirgt viel.

Wie sind Sie eigentlich auf die Idee eines Inserats auf Jobs.ch gekommen?

Peter: Das Inserat war eine Kooperation von Jobs.ch und uns. Sie wollten das Thema Fachkräftemangel aufgreifen und suchten Leute, die dabei mitwirken. Das taten wir. Deshalb mussten wir fürs Inserat nicht zahlen.

Wer künftig bei der Samichlaus-Tradition mitwirken möchte, kann sich über anmeldung@samichlaus.sg als Helfer melden.

Chlausgruppe St. Martin in St. Gallen unterwegs

Die Chlausgruppe St. Martin ist eine von vielen Chlausgruppen in St. Gallen, sie ist im Westen der Stadt unterwegs. Die Chlauszeit hat am Sonntag, 3. Dezember, begonnen und endet am 7. Dezember. Am Montagabend um 18 Uhr gibt es eine Aussende-Feier im Schulhaus Boppartshof in St. Gallen, bei dem die Samichläuse losgeschickt werden. Das organisiert die Chlausgruppe zusammen mit der römisch-katholischen Kirche, auch der Pfarrer kommt vorbei. Am 6. Dezember ist laut Marc Peter am meisten los. Da seien mehrere Besuche in Schulen und Altersheimen sowie in Kinderkrippen geplant, auch untertags. (rp)


Samichlaus und Schmutzli – von St. Martin – unterwegs zu Kindern in St. Gallen | © zVg
4. Dezember 2023 | 17:14
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