Verwechslungs- und Vergiftungsgefahr

Herbstzeitlose: Gefährliche Giftpflanze oder nützliche Heilpflanze?

Herbstzeitlose blühen im Spätsommer. Das sollten Sie über die gefährliche Giftpflanze mit heilender Wirkung wissen.

Herbstzeitlose auf einer Wiese.
Die Herbstzeitlose ist hochgradig giftig für Mensch und Tier und sollte nicht mit Bärlauch verwechselt werden. Foto: kazakovmaksim / iStock
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Wissenswertes über die Herbstzeitlose

Die Herbstzeitlose gehört in die Familie der Zeitlosengewächse und ist in Süd- und Mitteleuropa heimisch. Die meist lila blühende Knollenpflanze wurde 2010 zur Giftpflanze des Jahres gewählt. Das in ihr enthaltene Alkaloid Colchicin ist nicht nur für Menschen hochgradig giftig, sondern stellt auch für Nutztiere, vor allem Pferde, eine große Gefahr da.

Im Spätsommer und Herbst steht die 10 bis 25 Zentimeter große Pflanze in voller Blüte. Dabei bevorzugt sie feuchte, nährstoffreiche Böden und ein sonniges Plätzchen. Lediglich der unterirdische Teil der krautigen Pflanze überlebt den Winter. Im Frühjahr bildet die Herbstzeitlose junge Blätter aus und im September beginnt die Blütezeit, wobei Blüten und Blätter nie zur gleichen Zeit zu sehen sind. Bei uns ist die Herbstzeitlose durch ihre späte Blütezeit auch als Zierpflanze sehr beliebt. Weitere Einsatzgebiete sind unter anderem die Pflanzenzüchtung und die Medizin. In sehr geringer Dosierung verarbeitet, kann das giftige Colchicin von Ärzten als Mittel gegen Gicht und Rheuma verschrieben werden.

Krokusse (links) können leicht mit der Herbstzeitlosen (rechts!) verwechseltwerden. Durch ihre Giftigkeit ist sie als Zierpflanze deutlich schlechtergeeignet als Krokusse.
Krokusse (links) können leicht mit der Herbstzeitlosen (rechts!) verwechselt werden. Durch ihre Giftigkeit ist sie als Zierpflanze deutlich schlechter geeignet als Krokusse. Foto: MaglidoPhotography; bellanatella / iStock

Achtung Verwechslungsgefahr: Herbstzeitlose und Bärlauch

Aufgrund ihrer erhöhten Giftigkeit ist besondere Vorsicht im Umgang mit der Herbstzeitlosen geboten. In der Blütezeit kann sie unter anderem mit Krokussen oder blühendem Safran verwechselt werden. Viel gefährlicher ist jedoch die Verwechslung mit dem essbaren Bärlauch. Beide Pflanzen haben ähnliche Blätter und bevorzugen auch einen ähnlichen Standort. Wenn im Frühjahr die Bärlauch-Saison beginnt, machen sich meist tausende Sammler auf die Suche nach dem würzigen Gemüsekraut. Um nicht sich selbst und andere versehentlich in akute Lebensgefahr zu bringen, sollte eine gute Pflanzenkenntnis vorliegen. Ist man sich dennoch unsicher, sollte man die Blätter des vermeintlichen Bärlauchs zwischen den Händen zerreiben. Entsteht dabei ein starker Geruch nach Knoblauch, handelt es sich um Bärlauch.

Die Herbstzeitlose verströmt keinen derartigen Geruch. Vor allem das Pflücken an Waldrändern sollte dennoch vermieden werden, denn hier können sich einzelne Herbstzeitlose in ein Bärlauch-'Feld' eingeschlichen haben, die sich dann auch vom Geruch her nur noch schwer unterscheiden lassen.

Hinweis: Bereits eine Handvoll der Blätter sind bei Verzehr so giftig, dass der Betroffene in Lebensgefahr schwebt.

Bärlauch (links) sollte nicht mit der Herbstzeitlosen (rechts!) verwechselt werden.
Bärlauch (links) sollte nicht mit der Herbstzeitlosen (rechts!) verwechselt werden. Sammler sollten im Frühjahr sehr vorsichtig vorgehen. Foto: emer1940; Luka Hercigonja / iStock

Colchicin: Giftiger Bestandteil der Herbstzeitlosen

Alle Teile der Herbstzeitlosen sind hochgradig giftig für Mensch und Tier. In der Blüte ist das stark giftige Alkaloid Colchicin, ein Kapillar- und Mitosegift, am höchsten konzentriert, aber auch der Verzehr der Blätter kann schwere Vergiftungserscheinungen hervorrufen. Leider bleibt das Gift auch in getrockneten Pflanzenteilen enthalten, weshalb es auch für Weidetiere, die es durch Heu aufnehmen, giftig bleibt und so beispielsweise in die Milch gelangen kann.

Hinweis:

Bei Erwachsenen liegt die tödliche Dosis bereits bei 0,8 Milligramm pro Kilogramm Körpergewicht. Das bedeutet, dass eine Menge von ca. 60 Gramm frischen Blättern für einen Erwachsenen mit 80 Kilogramm bereits tödlich sein kann.

Schauen Sie im Video, welche Pflanzen für unsere Tiere giftig sind: (Der Artikel geht unter dem Video weiter)

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Vergiftungserscheinungen durch Herbstzeitlose: Symptome

Die Vergiftung äußert sich in den meisten Fällen erst ein paar Stunden nach dem Verzehr der Pflanze. Betroffene verspüren ein Brennen oder Kratzen im Mund- und Rachenraum. Es können Schluckbeschwerden bis hin zu Atemlähmungen und Kreislaufversagen folgen. Weitere Symptome einer Colchicin-Vergiftung sind starker Bauchweh, Übelkeit, Erbrechen und blutiger Durchfall. Auch eine Nierenschädigung kann infolge einer Vergiftung diagnostiziert werden.

Anders als bei anderen Giftpflanzen gibt es kein Gegengift, welches bei einer Vergiftung mit Herbstzeitlosen eingesetzt werden kann. Bereits der Verzehr eines Blattes kann die oben genannten Symptome auslösen.

Hinweis: Bei den ersten Anzeichen einer Vergiftung, die sich meist in starken Bauschmerzen und Erbrechen äußert, sollten Sie umgehend die Giftnotrufzentrale anrufen. Besonders Kinder sind gefährdet und müssen bei einem Vergiftungsverdacht sofort einem Arzt vorgestellt werden.

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Einsatz von Colchicin in Medizin und Pflanzenzucht

Trotz der oben genannten toxischen Wirkung auf unseren Organismus, findet das giftige Alkaloid Colchicin in der Medizin und Pflanzenzucht Anwendung. So lassen sich mit Colchicin akute Gichtanfälle behandeln und vorbeugen. Es hat eine entzündungshemmende und schmerzstillende Wirkung und wird auch als homöopathisches Arzneimittel gegen Rheuma, Katarakt oder Hautkrebs eingesetzt.

Da es für den therapeutischen Einsatz nur eine geringe Breite gibt, ist Colchicin nur mit Absprache eines Arztes in sehr geringer Dosis einzunehmen. Die Herbstzeitlose gilt außerdem nicht als Phytopharmakon, das heißt, sie kann nicht wie andere Heilkräuter aufgegossen oder roh eingenommen werden. Vor dem Einsatz muss das Colchicin aus der Pflanze in Reinstoff vorliegen und anschließend für Fertigpräparate verarbeitet werden. Die Einnahme darf nur in Absprache mit einem Arzt stattfinden und es können sowohl starke Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten, als auch Nebenwirkungen auftreten.

In der Pflanzenzucht eingesetzt, bewirkt Colchicin die Vergrößerung der Zuchtpflanzen. Das Gift unterbricht die Mitose und sorgt dafür, dass die Pflanzenzellen größer werden.

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