1. Startseite
  2. Sport
  3. Wintersport

So erfolgreich waren die Deutschen in Turin 2006

KommentareDrucken

Michael Greis hat 2006 als erster deutscher Wintersportler drei Mal Gold bei einer Olympiade geholt
Michael Greis hat 2006 als erster deutscher Wintersportler drei Mal Gold bei einer Olympiade geholt © Getty

Vancouver - Biathlet Michael Greis traf in Schwarze und schaffte 2006 in Turin als erster Deutscher drei Olympiasiege bei Winterspielen. So erfolgreich waren die Deutschen in Turin:

Der damals 29 Jahre alte Biathlet aus Nesselwang gewann Gold über 20 Kilometer, in der Staffel und im Massenstart. Dank Greis sowie einem furiosen Schlussspurt waren die insgesamt 161 deutschen Wintersportler mit elf Olympiasiegen und insgesamt 29 Medaillen (zwölfmal Silber und sechsmal Bronze) die erfolgreichste Nation vor den USA (9-9-7). “Die Leistung kann man nur als sensationell bezeichnen“, lobte IOC-Vizepräsident Thomas Bach, auch wenn das überragende deutsche Ergebnis der Winterspiele 2002 in Salt Lake City (12/16/8) nicht erreicht werden konnte.

Die von den meisten Athleten als leblos empfundenen Spiele in Turin und den Bergen um Sestriere hätten für das deutsche Team nicht besser beginnen können. Bereits am ersten Wettkampftag, dem 11. Februar 2006, gab es zweimal Gold in nur 77 Minuten. Neben Greis triumphierte auch der Nordische Kombinierer Georg Hettich - und das völlig überraschend. “Ich dachte, Olympiasieger gibt es nur im Fernsehen, und jetzt bin ich selber einer“, äußerte sich der Medizinstudent perplex über seinen Coup.

Überragend liefen und schossen die deutschen Biathleten in San Sicario. Neben Greis' Einzel-Triumphen gewannen auch Kati Wilhelm in der Verfolgung und “Urgestein“ Sven Fischer im Sprint sowie gemeinsam mit Greis, Ricco Groß und Michael Rösch in der Staffel. Elf Medaillen brachten die Biathleten heim, so erfolgreich waren sie bei Olympia noch nie. Greis hatte zuvor nur ein Weltcup-Rennen gewonnen, war aber zum rechten Zeitpunkt topfit. “Früher habe ich vor dem Fernseher verfolgt, wer der Erfolgreichste der Spiele war. Daran zu denken, dass ich es einmal sein könnte, war für mich Utopie“, äußerte er sich ähnlich überrascht wie Hettich.

Für Jubel sorgten auch andere langjährige Erfolgsgaranten. Die Rodlerinnen wiederholten ihren Dreifach-Triumph von 2002: Sylke Otto lag vor Silke Kraushaar und Tatjana Hüfner. Andre Lange triumphierte im Zweier- und Viererbob. Das goldene Olympia-Doppel hatte davor 1984 sein Vorbild Wolfgang Hoppe geschafft. Den Bob am schnellsten durch die Eisrinne lenkte auch Sandra Kiriasis im Zweierbob.

Ihre fünfte Goldmedaille gewann Deutschlands erfolgreichste Olympionikin überhaupt: Die Eisschnellläuferin Claudia Pechstein siegte in der Teamverfolgung gemeinsam mit Anni Friesinger, Daniela Anschütz-Thoms und Lucille Opitz. Zuvor hatte es für die sieggewohnten Eis-Damen allerdings einige Enttäuschungen gegeben. Pechstein bleiben ihre sechsten Olympischen Winterspiele nach einer Doping-Sperre aufgrund auffälliger Blutwerte versagt.

Nicht alle deutschen (Gold-)Hoffnungen erfüllten sich. Für das Eiskunstlauf-Paar Aljona Savchenko/Robin Szolkowy reichte es nach der Stasi-Affäre um ihren Trainer Ingo Steuer nur zu Platz sechs. Die Skispringer gingen ebenso leer aus wie das durch Verletzungen dezimierte Alpin-Team, das die schlechteste Olympia-Bilanz seit 1968 verkraften musste. Martina Ertl-Renz, die im Schneesturm von Sestriere eine mögliche Riesenslalom-Medaille im zweiten Durchgang verpasste, antwortete auf die Frage, was sie von ihren fünften Winterspielen mitnimmt, mit einer Mischung aus Frust und Humor: “Dreckige Schuhe. Und meinen Ehemann.“

dpa

Auch interessant

Kommentare