Anaheim Ducks v Florida Panthers

Der langjährige NHL-Coach Dallas Eakins ist jetzt Trainer und Sportdirektor der Adler Mannheim in der DEL. Der 56-jährige US-Amerikaner sprach exklusiv mit NHL.com/de über seine neue Aufgabe in Deutschland, Ex-NHLer in seinem Kader und eine mögliche Rückkehr in die beste Eishockeyliga der Welt.

Lange Verbindung zu Deutschland

Die Adler sorgten am 27. November 2023 für einen Paukenschlag: Kein Geringerer als Dallas Eakins übernahm gleich zwei Posten von seinen Vorgängern Johan Lundeskog (Trainer) sowie Jan-Axel Alavaara (Sportdirektor) und agiert nun in dieser Doppelfunktion. Der Kontakt nach Mannheim besteht schon lange – plötzlich wurde es konkret.

„Ich habe zu (Besitzer) Daniel Hopp schon lange einen guten Draht, der bereits 15 Jahre oder länger zurückreicht“, erzählt Eakins. „Als ich in der Spielerentwicklung bei den Toronto Maple Leafs gearbeitet und die Toronto Marlies trainiert habe, war Brian Burke mein Boss und er wollte, dass ich Beziehungen zu Mannschaften in Europa aufbaue. Ich habe mit Mannheim angefangen. Wir hatten Austauschprogramme für Spieler und den Stab. Dort fing alles an. Wir sind über all die Jahre in Kontakt geblieben. Mit der Möglichkeit, dort nicht nur der Cheftrainer, sondern auch der General Manager zu werden, habe ich mir gedacht, dass das eine tolle Erfahrung wäre. Ich war immer ein großer Fan der Adler Mannheim und der Art, wie sie die Dinge anpacken.“

Entsprechend betrat Eakins auch in Deutschland kein Neuland. „Ich war zuvor vielleicht schon drei-, viermal aufgrund der Verbindung zwischen dem NHL-Team und Mannheim hier. Ich kenne die Stadt also gut, war aber auch schon in Düsseldorf, Hamburg und an ein paar anderen Orten. Mir gefällt es hier“, so Eakins. „Unsere Fans waren bislang unglaublich, trotz der schweren Zeit. Ich bin viel in der Halle, aber wenn ich mal draußen war, um ein wenig frische Luft zu schnappen, waren die Leute sehr herzlich, freundlich und haben mich willkommen geheißen. Dafür bin ich sehr dankbar.“

Grizzlys Wolfsburg v Adler Mannheim - Penny DEL

Viel Erfahrung in der NHL

Eakins arbeitete bereits viele Jahre in der Organisation der Toronto Maple Leafs, debütierte in der Saison 2013/14 als Cheftrainer in der NHL bei den Edmonton Oilers und wirkte daraufhin acht Jahre bei den Anaheim Ducks: Zunächst vier Jahre als Headcoach des Farmteams San Diego Gulls in der AHL, danach von 2019/20 bis 2022/23 als Cheftrainer der Anaheim Ducks. Der in Florida geborene Eakins trug also bereits viel Verantwortung, die mit dem neuen Engagement bei den Adlern kaum kleiner wird.

„Coaching ist Coaching und Managing ist Managing“, sagt er. „Das Level in der NHL ist natürlich sehr hoch. Je nachdem, in welchem Team du arbeitest, gibt es unterschiedliche Szenarios. Bei meinem letzten Klub waren wir in einem Rebuild. Das Team war geschwächt und dafür gebaut, möglichst tief in der Tabelle abzuschließen, um gute Draftpicks zu bekommen. Es ist dann also eine ganz andere Art zu coachen. Hier in Mannheim gehen wir gerade durch einen einfachen Prozess: Wir müssen ein paar schlechte Angewohnheiten abstellen, damit wir ein besseres Team werden. Es steckt viel Leidenschaft in meiner Arbeit, die ich sehr genieße. Ich sehe mich in erster Linie als Dienstleister und möchte unseren Spielern helfen, besser zu werden und unseren Fans wieder mehr Siege schenken. Für dieses Ziel werde ich alles geben.“

Vancouver Canucks v Anaheim Ducks

Schwierige Situation bei den Adlern

Denn auch in Mannheim läuft es derzeit nicht rund. Eakins übernahm kriselnde Adler, die eigentlich zu den ultimativen Top-Teams in der DEL zählen, auf Rang 9. In drei Spielen unter dem ehemaligen NHL-Coach gab es noch keine Punkte (1:3 im Derby bei den Schwenninger Wild Wings, 1:3 gegen Spitzenreiter Eisbären Berlin, 2:5 beim Rivalen Nürnberg Ice Tigers). Mannheim steht damit auf Rang 10, dem letzten Playoff-Platz.

Nach der Niederlage in Nürnberg hatte Eakins Probleme eingeräumt: „Wir haben uns ein paarmal selbst in den Fuß geschossen. Es waren alles selbstverursachte Wunden. So gewinnst du keine Spiele“, kritisierte Eakins auf der Pressekonferenz und führte im Gespräch mit NHL.com/de weiter aus: „Ich spreche diese Probleme direkt von Gesicht zu Gesicht an. Wir brauchen da nichts verschweigen, machen das aber hinter verschlossenen Türen. Das ist Profi-Sport. Wir werden dafür bezahlt, unserer Leidenschaft zu nachzugehen. Wir brauchen Spieler, die kämpfen und müssen in unseren Köpfen erstmal den Reset-Knopf drücken. Wir müssen jeden Tag unser Bestes geben und wieder Spiele gewinnen. Im System gibt es Angewohnheiten, kleine Dinge, die wir konstant besser machen müssen. Hin und wieder blitzt es schon auf, aber dann fallen wir zurück ins alte Fahrwasser. Das wird ein wenig Zeit brauchen.“

Zahlreiche Ex-NHLer auf allen Ebenen

Im Trainerteam stehen mit den Co-Trainern Marcel Goc (636 NHL-Spiele) und Kurt Frazer (704 NHL-Spiele) zwei weitere ehemalige NHL-Spieler. Auch der aktive Kader verfügt über die Erfahrung aus 1654 NHL-Spielen. Unter den elf ehemaligen NHLern sind Namen wie Tyler Ennis (700 Spiele), Tom Kühnhackl (232 Spiele), Korbinian Holzer (206 Spiele) oder David Wolf (drei Spiele).

„Sie sind sehr wichtig“, betont Eakins, der aufgrund von Verletzungen aber nicht auf das komplette NHL-Ensemble zurückgreifen kann. „Wir vermissen Tommy, Holzer, Ennis oder Ryan MacInnis. Wenn du diese Jungs in der Aufstellung hättest, wäre es etwas anderes. Aber hey, jede Mannschaft hat Verletzte. Wir werden das nicht als Ausrede vorschieben. Jeder Spieler muss in jedem Spiel sein Bestes geben. Wir können uns keine Passagiere erlauben. Niemals.“ 

NHL-Rückkehr vorerst kein Thema 

Eakins Vertrag bei den Adlern läuft zunächst bis zum Saisonende. Er kann sich aber einen langfristigen Verbleib in Mannheim vorstellen. Eine baldige Rückkehr in die NHL ist vorerst kein Thema.

„Darüber denke ich nicht nach. Ich bin buchstäblich im Hier und Jetzt und konzentriere mich ausschließlich auf die aktuelle Aufgabe. Ich kümmere mich um meine Arbeit hier und hoffe, lange hierbleiben zu können“, sagt Eakins. „Wer weiß, wohin mich meine Reise noch führt. Hätte mir jemand vor drei Monaten gesagt, dass ich der Trainer und GM der Adler Mannheim werden würde, hätte ich ihn für verrückt erklärt. Ich hätte nie gedacht, dass das passiert – und hier stehe ich. Wo auch immer mich dieses großartige Leben hinführt, ich werde immer im Hier und Jetzt sein.“

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