Bremen - Als 1965 die Bremer Sixdays erstmals angeschossen wurden, hatte niemand so recht an den Erfolg des Bahnradrennens geglaubt. Trotz aller Skepsis setzte sich die Veranstaltung durch. Die Mischung von Profisport und Party-Show überlebte sogar viele Rennen, die aufgrund wirtschaftlicher Probleme mittlerweile aufgaben.

Auch 2015 soll es in der Hansestadt wieder ein Sechstagerennen geben. „Wir stehen in Bremen nicht am Ende, sondern sehen es als Beginn“, betont Sixdays-Macher Hans Peter Schneider, der bereits jetzt mit den Planungen für die 51. Ausgabe begonnen hat: „Die ersten Gespräche mit neuen Sponsoren laufen.“

Er sieht die Bremer Sixdays als Vorbild für andere Veranstalter: „Wir suchen den Schulterschluss zu den aktuellen Rennen und wollen darüber hinaus allen neuen die volle Unterstützung aus Bremen geben.“ Die Rennen in München, Stuttgart und Dortmund wurden eingestellt, die Neuauflage der Sixdays in Hannover und Köln scheiterte.

„Mein Wunsch ist es, wieder mehr Sechstagerennen zu haben. Auch für die Fahrer wäre das besser“, sagt Erik Weispfennig. „Aber der Radsport hat durch die Dopingskandale ein Imageproblem“, weiß Bremens Sportlicher Leiter. Deshalb scheuen die große Geldgeber, ein Risiko bei Investitionen einzugehen. Weispfennig hofft, dass sich dieser Trend bald dreht: „Wenn ich die finanziellen Mittel hätte, würde ich gerne selbst einsteigen.“

Einen ganz neuen, revolutionären Ansatz, den Bahnradsport vor allem beim Publikum wieder populärer zu machen, vertritt Christian Grasmann. „Wir benötigen ein neues Sechstage-Winter-Konzept, das die Zuschauer und Sponsoren anspricht“, sagt der 32-jährige Profi aus München. Sein Vorschlag: „Rennen mit immer gleichbleibenden Teams. Ähnlich einer Bundesliga. Das schafft bei den Fans mehr Identifikation.“ Diesen Trend hätten viele Veranstalter in der Vergangenheit verschlafen. Das habe zu dem Sixdays-Sterben geführt. „Man hat einfach an dem 80er-Jahre-Konzept festgehalten und auf die großen Stars gesetzt, ohne dem Nachwuchs eine Chance zu geben“, meint Grasmann.

In Bremen geht man seit drei Jahren einen neuen Weg. Die sportliche Komponente neben dem seit Jahren erfolgreichen Show-Konzept wurde gestärkt. Es gibt nun ein Nachwuchs- und Frauenrennen, zudem Einlage-Wettkämpfe mit Sprintern oder dem Paracycling – einem Tandemrennen, bei dem ein Sechstageprofi mit einem sehbehinderten Radsportler ein Team bildet.

„Das Konzept zieht jetzt richtig“, sagt Schneider und zog ein zufriedenes Fazit der Jubiläumsausgabe. Insgesamt kamen an den sechs Tagen 70 000 Zuschauer in die ÖVB-Arena, allein 9000 am ersten, ansonsten eher schwach besuchten Start-Tag.

Olaf Ulbrich
Olaf Ulbrich Kanalmanagement (Ltg.)