Götschl siegt, Dorfmeister kritisiert

so. Wenn Renate Götschl in Cortina d'Ampezzo Skirennen fährt, gewinnt sie meistens. Prompt sicherte sich die 30-jährige Österreicherin am Samstag in der verkürzten Abfahrt das 9. Rennen am Fusse der Tofana; vier Abfahrten und fünf Super-G sind es mittlerweile. Götschls zählte

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so. Wenn Renate Götschl in Cortina d'Ampezzo Skirennen fährt, gewinnt sie meistens. Prompt sicherte sich die 30-jährige Österreicherin am Samstag in der verkürzten Abfahrt das 9. Rennen am Fusse der Tofana; vier Abfahrten und fünf Super-G sind es mittlerweile. Götschls zählte den 38. Weltcup-Sieg der Karriere «zu den schöneren», weil sie ihn nach einem zähen Formtief errungen hatte. Da spielte der Umstand keine Rolle, dass die verkürzte «Olympia delle Tofane» zum anspruchslosen Sprint verkommen war.

Wenn Götschl siegt, die Amerikanerin Julia Mancuso den 2. Super-G-Rang vom Vortag bestätigt und Michaela Dorfmeister Vierte wird, zweifelt trotzdem niemand das sportliche Verdikt an, wird der Begriff der Regularität nicht bemüht. Aber in der Freude über den Gewinn des Abfahrts-Weltcup merkte die auf erfolgreicher Abschiedstour fahrende Dorfmeister bewusst an: «Heute wurden wir unter Wert verkauft. Wir können mehr, als wir hier zeigen mussten.» Dass danach die Diskussion vom Zaun gerissen wurde, ob im Tross der Abfahrerinnen eine «Jammerkultur» entstanden sei, braucht die 32-Jährige nicht zu kümmern. Es hätte nur ein paar Dutzend Helfer bedurft, um die Strecke rechtzeitig vom Neuschnee zu befreien, damit vom Originalstart aus hätte gefahren werden können, statt auf einer von Pistenfahrzeugen durchpflügten Piste.

Die Schweizerinnen drückten sich zurückhaltender als Dorfmeister aus. Das sei wohl «keine richtige Abfahrt» gewesen, dieser etwas direkt gesteckte Super-G habe «keinen Spass» bereitet, sagten Fränzi Aufdenblatten und Nadia Styger unisono. Kritische Worte, die den Vorteil hatten, dass sie nicht als Ausreden interpretiert werden konnten, weil die Ränge 5 (Aufdenblatten) und 6 (Styger) durchaus ansehnlich waren. Umso mehr, als Styger harte Pisten vorzieht und Aufdenblatten im Training in jenen Passagen brilliert hatte, die im Rennen nicht mehr befahren wurden. Auch dem Rest des Teams kam die Verkürzung und die Vereinfachung der klassischen Frauenstrecke nicht entgegen. Am unglücklichsten war Catherine Borghi, die am Mittwoch Trainingsbestzeit erzielt hatte, im Rennen als 23. aber die Langsamste der Equipe war. Martina Schild hingegen, die nichts aus der Ruhe bringen kann, hielt sich als 16. achtbar. Damit erreichte sie ein Zwischenziel, von dem sie vor Saisonbeginn kaum geträumt haben dürfte: Sie verbesserte sich in den 25. Rang und qualifizierte sich als vierte Swiss- Ski-Abfahrerin für das Weltcup-Finale in Åre.