Drei Gründe, weshalb Dario Cologna die Tour de Ski gewinnt

Vor den letzten beiden Etappen spricht vieles für einen vierten Gesamtsieg des 31-jährigen Bündners. Zum Beispiel: Keiner der Gegner klettert so stark wie er.

Elmar Wagner, Lago di Tesero
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Dario Cologna. (Bild: Peter Schneider / Keystone)

Dario Cologna. (Bild: Peter Schneider / Keystone)

1. Steile Formkurve

Dario Cologna ist diesen Winter wieder einmal gut in eine Saison gestartet. Bereits an der ersten Weltcup-Station, in Kuusamo, lief er in der Skating-Verfolgung nur knapp an einem Podestplatz vorbei. Danach pausierte er, um die Achillessehne zu schonen, lief aber dann in Davos stark und zeigte kurz vor Weihnachten in Toblach, dass er auch im klassischen Stil ganz vorn dabei sein kann (Rang vier im Tagesklassement).

Vor dem Start in die Tour de Ski betonte Cologna in Lenzerheide zwar noch, dass er die sieben Etappen brauche, um seine Topform zu finden. Doch seine Verfassung genügte bereits zu Beginn für grosse Taten: Er siegte in zwei Teilstücken nacheinander, wurde souveräner Leader der Tour. Unterdessen fühlt er sich so gut, dass er gar ein wenig dem abgesagten Klassisch-Sprint in Oberstdorf nachtrauert – einer Disziplin, die ihm sonst nicht liegt. «In meiner Form wäre da einiges dringelegen», sagte er.

Cologna nahm erstmals im Winter 2007/08 an der Tour de Ski teil. Die Summe seiner Resultate zeigt: Der dreifache Olympiasieger wird im Laufe einer Tour immer besser. Das dürfte diesmal nicht anders sein.

2. Neues Selbstvertrauen

Dario Cologna betont dieser Tage zwar immer, er habe auch in den weniger erfolgreichen letzten Jahren stets gewusst, dass er es besser könne. Dennoch tritt er derzeit deutlich lockerer auf als damals. Er hat seinen Schalk wiedergefunden, riskiert mal einen Spruch. Er sprüht vor Selbstvertrauen, traut sich selbst in den Sprints wieder einiges zu.

Und wenn er, wie am Donnerstag in Oberstdorf, im Schlussaufstieg eines Massenstart-Rennens eingeklemmt wird, hadert er nicht mit sich. Er zählt in aller Ruhe die unterwegs gewonnenen Bonussekunden und sagt: «Ich habe alles im Griff.»

3. Vorteil Kletterer

Die letzten beiden Teilstücke der Tour im Val di Fiemme liegen Dario Cologna. Am Samstag (15 Uhr 45) steht ein Rennen mit Massenstart über 15 km klassisch auf dem Programm; spätestens seit seinem Sieg in diesem Stil auf der Lenzerheide weiss man, dass hier mit Cologna zu rechnen ist.

Entschieden wird die Tour aber in der 9-km-Verfolgung am Sonntag (14 Uhr 30), wobei es die letzten 3,5 km auf die Alpe Cermis in sich haben: Der sonst als Skipiste genutzte Aufstieg weist eine durchschnittliche Steigung von 12 Prozent auf; der Spitzenwert beträgt 30 Prozent. Solche Zahlen bereiten selbst Spitzenlangläufern Kopfschmerzen. Das ist bei Dario Cologna nicht der Fall, gehört er doch auch in solchen Kletterpartien zu den Stärksten.

An der letzten Tour de Ski, die er als Gesamtdritter beendete, distanzierte er hinauf zur Alpe Cermis all jene deutlich, die in diesem Jahr zu seinen schärfsten Widersachern zählen: Allein den Aufstieg bewältigte er schneller als Martin Sundby (38 Sekunden zurück), Sergei Ustjugow (50 Sekunden) oder Alex Harvey (65 Sekunden). Das sind gute Aussichten für einen, der vor den letzten beiden Teilstücken im Gesamtklassement bereits 53 Sekunden und mehr vor der Konkurrenz liegt.

Der einzige Unbekannte im Reigen der Favoriten ist der Gesamt-Fünfte Alexander Bolschunow: Der junge Russe absolviert am Sonntag seine Premiere hinauf auf die Alpe Cermis; bei seinem ungestümen Wesen ist allerdings nicht auszuschliessen, dass er seine Kräfte zu früh liegen lässt.

Alexander Bolschunow. (Bild: Peter Schneider / Keystone)

Alexander Bolschunow. (Bild: Peter Schneider / Keystone)