Der ehemalige Tour-de-France-Sieger Bradley Wiggins rudert jetzt – mit dem Ziel Tokio 2020

Bradley Wiggins, der Tour-Sieger des Jahres 2012 und fünfmalige Olympiasieger, möchte im Jahr 2020 bei den Olympischen Spielen in Tokio als Ruderer an den Start gehen. Sein erster Auftritt als Ruderer endet so lala.

Markus Wanderl
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Bradley Wiggins. (Bild: @SirWiggo bei Twitter)

Bradley Wiggins. (Bild: @SirWiggo bei Twitter)

Es spricht viel dafür, dass Bradley Wiggins auf den Spuren des Neuseeländers Hamish Bond wandelt. Nur andersherum. Bond sicherte sich im Rudern bis 2016 acht Weltmeistertitel und zwei olympische Goldmedaillen. Gegen Ende dieser Laufbahn setzte er sich aufs Rad, wurde 2017 immerhin jeweils Dritter der Ozeanien-Meisterschaft im Einzelzeitfahren und der neuseeländischen Meisterschaft. Doch in der Stunde der Wahrheit erreichte er im September an den Strassen-WM in Bergen im Einzelzeitfahren nur den 39. Platz – unter 64 Klassierten. Der Weg zur absoluten Weltspitze ist wohl weitaus länger als jene 31 Kilometer in Norwegen, und manchmal unmöglich, erst recht als Quereinsteiger.

Bradley Wiggins, der Tour-de-France-Sieger von 2012 und achtmalige Weltmeister, siebenmal auf der Bahn und einmal im Einzelzeitfahren auf der Strasse, will an den Olympischen Spielen 2020 in Tokio für Grossbritannien als Ruderer starten. Doch seinen ersten Auftritt im für ihn neuen Sport absolvierte Wiggins am Wochenende nur mit überschaubarem Erfolg. Der 37-Jährige belegte bei den britischen Hallenmeisterschaften in London über 2000 Meter am Ruder-Ergometer unter 99 Teilnehmern den 21. Platz.

Sein Trainer Bradley Cracknell, früher selbst ein Weltklasse-Mann im Boot, hatte gemutmasst, dass Wiggins für die 2000 Meter eine Zeit von sechs Minuten benötigen würde. Doch Wiggins verausgabte sich schliesslich 22,5 Sekunden länger am Ergometer, der muskelbepackte Sieger Adam Neill war bereits nach 5:48,2 Minuten fertig gewesen.

Immerhin mit fünf Mitgliedern aus dem seit je ambitionierten britischen Ruder-Nationalteam duellierte sich Wiggins. Doch Niederlage bleibt Niederlage für den ehrgeizigen Mann, der vor fünf Jahren von Königin Elizabeth II. zum Ritter geschlagen wurde und seitdem ein Sir vor dem Vornamen führen darf. Gemäss britischen Medien rauschte Wiggins nach dem Wettbewerb genervt und wortlos ab. Erst bei Twitter fand er später seine Sprache wieder, als er sich in einer Erklärung für sein Resultat versuchte. «Ich habe einen Ruf im Hintergrund gehört und dachte, dass es einen Fehlstart gegeben habe, also habe ich mein Ruder niedergelegt. Ein Schulbubenfehler», so Wiggins.

Da hatte der Ergometer-Meister Adam Neill auf die Frage nach den Olympiachancen von Ex-Radfahrer Wiggins längst spitz angemerkt, dass selbst «Indoor-Rudern und Rudern auf dem Wasser wahre Gegensätze sind. Es braucht Jahre und nochmals Jahre, um die feinen Bewegungen für das schnelle Rudern auf dem Wasser zu erlernen.»

Der britische Ruderverband war trotzdem froh, Wiggins an den Indoor-Championships dabei zu haben. Ausser Ruderern und Cross-Fit-Fans lässt sich sonst kaum jemand blicken. Diesmal postierte sich ein Dickicht von Fotografen, Journalisten und Filmcrews vor der Maschine von Wiggins – und dessen Äusseres tat sein Übriges: Den Wettbewerb bestritt er mit langem Haar und Rauschebart, er trug ein dickes weisses Stirnband, und einen hellblauen Trainingsanzug wie von anno dazumal hatte er auch dabei.

Im letzten Winter war Wiggins Skispringer. Das war einer noch grösseren Phantasterei entsprungen. Doch für Wiggins scheint sich nach seiner grossen Laufbahn als Radsportler weiter die Frage zu stellen: «Was jetzt?» In die Sphären der Landsmännin Rebecca Romero zu rücken, wird aber wohl ein unerfüllter Traum bleiben. Romero gewann Medaillen im Rudern und im Radfahren. Heute ist sie Triathletin.