​Nachstehend werden die vier grössten Parteien der Schweiz seit 1848 kurz vorgestellt. Es sind dies die FDP, die CVP, die SP und die SVP. Weitere Parteien und politische Bewegungen, die in der Bundesversammlung vertreten sind bzw. waren, werden in einem separaten Teil beschrieben.

Die FDP

Die FDP.Die Liberalen (früher FDP, Freisinnig-Demokratische Partei) steht seit jeher für den politischen Liberalismus. Die Partei entstand im 19. Jahrhundert. Anfangs war es eine lose politische Bewegung von Anhängern mit den gleichen radikalen oder liberalen Überzeugungen; später wurde aus dieser Bewegung eine eigentliche Partei.

Als indirekte Folge der Gründung der Sozialdemokratischen Partei im Jahr 1888 und zur besseren Koordinierung der kantonalen Sektionen wurde 1894 die Freisinnig-Demokratische Partei gegründet. Eine Veränderung war jedoch bereits 1890 spürbar. Damals bildeten sich im Parlament verschiedene Fraktionen und die Arbeiterbewegung entfernte sich vom Liberalismus, um sich den Gewerkschaften zuzuwenden. Die Bauern ihrerseits fanden ihre politische Heimat zunehmend in anderen Organisationen. Diese Entwicklung verstärkte sich noch während des Ersten Weltkriegs, als viele Arbeiter und Angestellte zur SP und die Bauern zur neuen Bauern-, Gewerbe- und Bürgerpartei (BGB), der künftigen SVP, überwechselten.

Dank dem Majorzsystem hatten die Freisinnigen bis zu dessen Abschaffung im Jahr 1919 die absolute Mehrheit im Nationalrat. Nach den Wahlen von 1919 verlor die FDP 43 ihrer 103 Sitze, wobei die meisten an die SP und die BGB gingen. Bei den Wahlen von 1935 wurde die FDP erstmals von der SP überholt.

Ebenfalls zu dieser Zeit sah sich die Partei der wachsenden Frontenbewegung gegenüber. Mit Ausnahme von ein paar kantonalen Sektionen stellten sich die Freisinnigen gegen die Rechtsextremen und beteiligten sich im Zweiten Weltkrieg an der Geistigen Landesverteidigung.

Die FDP setzt sich seit jeher für den Wirtschaftsliberalismus und möglichst wenig staatliche Intervention ein, ausser in Zeiten der Krise und der wirtschaftlichen Unsicherheit wie nach dem Ersten Weltkrieg. In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts engagierte sich die FDP für verschiedene sozialpolitische Projekte, darunter die AHV. Sie näherte sich sowohl den Liberalen als auch den Konservativen an und schloss in gewissen Kantonen mit ihnen Bündnisse.

Was die Armee, die Sozial- und die Atompolitik anbelangt, stehen die Freisinnigen auf der Seite der bürgerlichen Parteien; bei Themen wie der Öffnung nach aussen und der Asylpolitik stimmen sie mit der CVP und der SP gegen die SVP.

Nach den Nationalratswahlen von 2007 schloss sich die FDP mit der Liberalen Partei zur FDP.Die Liberalen zusammen. Im Jahr 2011 erzielte sie einen Stimmenanteil von 15,1 Prozent und damit 30 Sitze im Nationalrat.

Die CVP

Im Jahr 1848 standen die Christdemokraten vor dem Nichts. Nach der Niederlage im Sonderbundskrieg waren die Anführer der Katholisch-Konservativen gezwungen, das politische Feld zu räumen oder gar ins Ausland zu fliehen. Die politische Organisation der Schweizer Katholiken wurde von einem freisinnigen Nationalratspräsidenten als Staatsfeindin angesehen. Der Weg bis zur Gründung einer wirklich geeinten und gefestigten Partei war lang.

Da die Konservativen in der Folge versuchten, zunächst einmal wieder in den ehemaligen Sonderbundskantonen Fuss zu fassen, waren sie sehr isoliert, was wiederum ihrem Erfolg auf nationaler Ebene im Wege stand. Nach der Flucht oder dem Verschwinden der ehemaligen Anführer der Katholisch-Konservativen musste eine neue Elite darauf vorbereitet werden, Verantwortung zu übernehmen. Diese Elite wurde im Schweizerischen Studentenverein gefunden, der ältesten katholischen Organisation der Schweiz. Ohne ihren katholischen Idealen untreu zu werden, trugen diese jungen Politiker auch den Problemen ihrer Zeit Rechnung und erklärten sich mit der Bundesverfassung einverstanden, wodurch sie leichteren Zugang in die Politik fanden. Aufgrund des Wahlsystems des 19. Jahrhunderts eroberten sie in den Nationalratswahlen von 1848 jedoch nur neun Sitze. Diese Wahl war es auch, die zu einer Annäherung zwischen den Katholisch-Konservativen, der Evangelischen Rechten und den Konservativen ohne konfessionelle Bindung führte mit dem Ziel, den Radikalen ein ernsthafter Gegner zu sein.

Im Kulturkampf, von dem auch die Schweiz betroffen war, befanden sich die Konservativen und insbesondere die Katholiken in einer heiklen Lage. Deshalb zogen sie es vor, sich nach der vorherrschenden Politik zu richten, indem sie beispielsweise die Revision der 1874 verabschiedeten Bundesverfassung unterstützten. Zwischen den verschiedenen konservativen Strömungen gab es zwar eine Annäherung, trotzdem entstand daraus keine konservative Partei. Die Unterschiede zwischen den Ideologien und den Ursprüngen der Bewegungen waren zu gross, um eine geeinte nationale Partei zu gründen. Deshalb schlug im Jahr 1894 die Geburtsstunde der Katholischen Volkspartei, die aus einem sozialen Flügel der konservativen Bewegung hervorging. Seit der Gründung der nationalen Partei im Jahr 1912 ist sie in der Schweizer Politik vertreten. Die Partei strich bald die Bezeichnung «katholisch» aus ihrem Namen und wurde zur Konservativen Volkspartei. Die christlich-soziale Politik hatte in den 1950er Jahren grossen Erfolg, weshalb sich die Partei 1957 in Konservativ-Christlichsoziale Volkspartei umbenannte.

Ein besonderes Merkmal der Partei war stets ihre breite Verankerung in der Gesellschaft: So repräsentierte sie Bauern, Handwerker und Kleinbürgertum ebenso wie Arbeiter und Gewerkschafter. Von 1919 bis 1987 wies sie einen Wähleranteil von durchschnittlich 21 Prozent auf. Die Partei verdankte diese Stabilität zum einen der Tatsache, dass in dieser Zeit rund die Hälfte der Schweizer Katholiken für die Partei stimmten, zum anderen der Zauberformel.

Ab Mitte der 1960er Jahre bereiteten verschiedene gesellschaftliche Veränderungen der politischen Stabilität ein Ende. So brachte zum Beispiel die 68er-Bewegung die Einigkeit der Regierungsparteien ins Wanken und führte zu einer stärkeren Polarisierung der politischen Landschaft. Mehrere kleine oppositionelle Links- und Rechtsparteien gewannen Sitze im Nationalrat und die bürgerlichen Parteien rückten ins Zentrum. Auch die Christdemokraten öffneten sich programmatisch und näherten sich in sozialpolitischen Fragen der SP an. Da die Bezeichnung konservativ in den 1960er Jahren eher negativ betrachtet wurde, liess die Partei diesen Zusatz in ihrem Namen 1970 weg und nannte sich ab diesem Zeitpunkt Christlichdemokratische Volkspartei (CVP). In der Folge bekam die CVP immer mehr die Krise des Katholizismus und den Aufschwung der SVP zu spüren, wodurch sie eines Teils ihrer Stammwählerschaft verlustig ging und ab 1987 Stimm- und Sitzverluste zu verzeichnen hatte.

Bei den Wahlen 2011 kam sie auf einen Stimmanteil von 12,3 Prozent und damit 28 Sitze im Nationalrat. 

Die SP

Die Sozialdemokratische Partei (SP) wurde 1888 gegründet und war damit die erste nationale Partei der Schweiz. Sozialdemokratische Kantonsparteien hatten sich allerdings bereits um 1850 in Genf, Bern und Zürich gegründet, allerdings mit Programmen, die nur wenig von denen der Radikalen oder der Demokraten abwichen. Zur gleichen Zeit entstanden Arbeiterbewegungen, Gewerkschaften sowie sozialistische und marxistische Gruppierungen. Erstere waren sogar in verschiedenen Kantonsregierungen vertreten. Diese Bewegungen, welche die politischen Anliegen der Arbeiter vertraten, wie zum Beispiel der Grütliverein, füllten die Lücke, die vor der Gründung einer echten Arbeiterpartei bestand.

Der Erste Weltkrieg stellte eine bedeutende Zäsur für die Partei dar. Die SP wahrte wie die meisten sozialdemokratischen Parteien in Europa den Burgfrieden und stellte sich hinter die Regierung. Diese Burgfriedenspolitik wurde jedoch nicht von allen in der Partei gutgeheissen: Eine Minderheit verliess die SP Schweiz und näherte sich der Kommunistischen Internationalen an. Aber aufgrund der sozialen Spannungen im Land war auch die Parteimehrheit nicht dauerhaft gewillt, die Politik von Regierung und Behörden mitzutragen. So lehnte die SP ab 1917 beispielsweise das Budget für die nationale Landesverteidigung ab. 1918 griff die Partei auch auf ausserparlamentarische Mittel zurück, indem sie sich aktiv an der Organisation des Landesstreiks beteiligte.

Nach dem Krieg entbrannte in der SP wie in den meisten ihrer europäischen Schwesterparteien ein heftiger interner Streit über die Ausrichtung der Partei. Vor allem die im Parteiprogramm von 1920 enthaltene Forderung nach einer Diktatur des Proletariats und die Frage nach dem Beitritt zur 1919 in Moskau gegründeten Dritten Internationalen waren sehr umstritten. Letzterer wurde von der Parteibasis bei zwei Urabstimmungen (1919 und 1921) abgelehnt. Vor diesem Hintergrund spaltete sich die Parteilinke ab und gründete 1921 die Kommunistische Partei der Schweiz.

In den 1920er Jahren gewann die SP immer mehr Wähler und Sitze im Parlament hinzu, bis sie bei den Nationalratswahlen von 1928 mit einem Stimmanteil von 27,4 Prozent sogar die FDP überholte. Diesen Aufschwung hatte die SP der Tatsache zu verdanken, dass sie sich ab 1920 um einen Wandel von einer reinen Arbeiterpartei hin zu einer Volkspartei bemühte. Die Partei bekämpfte ihren schlechten Ruf, der insbesondere auf die Agitationen von Mitgliedern wie dem Genfer Sozialisten Léon Nicole zurückzuführen war, indem sie sich von ihren linkslastigsten Mitgliedern trennte und sich den bürgerlichen Mitteparteien annäherte. Eine Regierungsbeteiligung blieb ihr aber vorerst dennoch verwehrt. Dies änderte sich erst 1943, als Ernst Nobs zum Bundesrat gewählt wurde, nachdem die SP bei den Nationalratswahlen mit 56 Sitzen stärkste Fraktion geworden war (zuvor 45 Sitze).

In der Folge verzichtete die SP auf ihre Oppositionspolitik (selbst dann, wenn sie nicht im Bundesrat vertreten war) und nahm auch gegenüber der Sowjetunion dieselbe Haltung ein wie die restlichen Regierungsparteien. In den folgenden Jahrzehnten überstand die Partei das Entstehen zahlreicher neuer Linksgruppierungen, indem sie diese aufnahm (Feministen, Umweltschützer) oder sich klar von diesen distanzierte (Linksextreme).

Bei den eidgenössischen Wahlen 2011 erzielte die SP einen Stimmenanteil von 18,7 Prozent, was 46 Sitzen im Nationalrat entspricht.

Die SVP

Die Schweizerische Volkspartei (SVP), bis 1971 Bauern-, Gewerbe- und Bürgerpartei (BGB), ist grösstenteils das Ergebnis eines Zusammenschlusses verschiedener kantonaler Bauernparteien nach dem Ersten Weltkrieg. Diese Parteien waren hauptsächlich dort entstanden, wo die Radikalen eine zu industrie- oder konsumentenfreundliche Politik verfolgten. Die erste Bauerpartei trat 1917 in Zürich in Erscheinung, nachdem auf kantonaler Ebene das Proporzsystem eingeführt worden war. Sie wurde im Zürcher Kantonsparlament auf Anhieb zweitstärkste Kraft. Dies begünstigte die Gründung von Sektionen in anderen – hauptsächlich protestantischen – Kantonen. Bei den Nationalratswahlen von 1919, den ersten, die nach dem Proporzsystem durchgeführt wurden, war die BGB mit dem Zugewinn von 26 Sitzen (von 4 auf 30) eine der grössten Gewinnerinnen. Bis 1937 die nationale Partei gegründet wurde, war es die parlamentarische BGB-Fraktion, welche die kantonalen Parteien zusammenhielt.

Die BGB hatte im Laufe ihrer Geschichte zahlreiche gesellschaftliche Veränderungen zu überstehen: So sank zum Beispiel der Anteil der Bauern an der Gesamtbevölkerung in der Nachkriegszeit von 20 auf 4 Prozent, wodurch die Partei einen Grossteil ihrer Stammwählerschaft verlor. Vor diesem Hintergrund hatte die Partei ihr politisches Programm anzupassen und sich einer neuen Wählerschaft zu öffnen. Sie warb verstärkt um die Mittelschicht und brachte diese politische Neuausrichtung auch mit der Umbenennung in Schweizerische Volkspartei (Union démocratique du centre auf Französisch) im Jahr 1971 zum Ausdruck. Zudem etablierte sie sich als Gegnerin einer aussenpolitischen Öffnung der Schweiz, indem sie den Beitritt zum Europäischen Wirtschaftsraum (EWR) ablehnte und eine Initiative gegen die Einwanderung lancierte (1992), die erste Volksinitiative ihrer Parteigeschichte. Durch die Beschäftigung mit Themen wie Migration und europäische Integration konnte die SVP den kleinen rechtspopulistischen Parteien wie der Autopartei/Freiheits-Partei oder den Schweizer Demokraten die Wähler abspenstig machen.

Von 1935 bis 1983 erreichte die BGB/SVP stets stabile Wahlergebnisse und zwischen 21 und 23 Sitzen im Nationalrat. Ab 1987 begann dann die neue Strategie der Partei Früchte zu tragen: Die SVP gewann nun bei jeder Wahl Sitze in der Bundesversammlung hinzu. Der deutlichste Zuwachs gelang 1999, als die Partei die Zahl ihrer Sitze im Nationalrat von 29 auf 44 erhöhte und die zweitgrösste Fraktion nach der SP stellte. 2003 schwang sich die SVP dann zur stärksten Kraft im Lande auf.

Die SVP erhielt 2011 26,6 Prozent der Wählerstimmen und 54 Sitze im Nationalrat und ist damit die grösste Partei in den eidgenössischen Räten.