Rückkehr der Eis-Prinzessin
Eiskunstlauf Carolina Kostners Ex-Freund war Dopingsünder. Sie wurde als Mitwisserin gesperrt. Ab 1. Januar läuft sie wieder. Möglicherweise in ihrer alten Heimat Oberstdorf
Oberstdorf Kehrt die gefallene Prinzessin in ihr Reich aufs Eis zurück? Die frühere Einstkunstlauf-Weltmeisterin Carolina Kostner, 28, kann nach einer Sperre früher als erwartet Wettkämpfe bestreiten. Bereits ab 1. Januar 2016 darf die italienische Grazie, die über zehn Jahre in Oberstdorf trainierte, demnach ihre Kufen-Künste wieder präsentieren und könnte 2016 bei der Weltmeisterschaft in Boston dabei sein. „Die Wettkämpfe haben mir gefehlt“, kündigte sie in einem dpaInterview an. „Mein Wunsch wäre es, zu den Olympischen Spielen zu fahren, aber heute ist der erste Tag, an dem ich darüber nachdenken kann.“
Im Eislaufzentrum am Fuße des Nebelhorns in Oberstdorf löste die Nachricht Freude aus: „Wir hoffen, dass sie bald wieder bei uns auf dem Eis steht. Ihre Wohnung hat sie ja noch bei uns“, sagte Sportamtsleiter Hans-Peter Jokschat.
Kostners Sperre war am Montag von der Welt-Anti-Doping-Agentur Wada auf 21 Monate festgelegt worden, aber der Beginn auf den 1. April 2014 zurückdatiert worden. Die 28-Jährige war gesperrt worden, weil sie vom Doping ihres ExFreundes Alex Schwazer gewusst haben soll. Der Olympiasieger im Gehen hatte seine Schuld eingestanden. Doch wie viel wusste Kostner tatsächlich?
Fakt ist: Die Weltmeisterin von 2012 wurde selbst nie des Dopings überführt. An einer angeblichen Mitwisserschaft zweifeln Wegbegleiter nicht nur, sondern schließen sie sogar schlichtweg aus: „Caro hätte Doping nicht akzeptiert. Sie ist eine absolut saubere Sportlerin“, hatte ihr langjähriger Trainer Michael Huth, 46, erst kürzlich im Gespräch mit unserer Zeitung bekräftigt. Auch der Vorsitzende des EC Oberstdorf, Harald Löffler, 69, ist bis heute von ihrer Unschuld überzeugt: „Man kann sie doch nicht dafür verantwortlich machen, was ihr Ex-Freund für dummes Zeug gemacht hat.
Wir sind nach wie vor stolz, dass sie Ehrenmitglied in unserem Verein ist, und hoffen, dass sie nach Oberstdorf zurückkehrt.“Erfolgstrainer Huth kann sich einen Neuanfang mit seiner extrem fleißigen Starläuferin grundsätzlich vorstellen.
Das hat er bereits durchblicken lassen. Allerdings tritt er derzeit aus privaten und gesundheitlichen Gründen kürzer: Im Juni war er im Training schwer gestürzt.
Bei einer eigentlich harmlosen Aktion verkantete er mit dem Schlittschuh im Eis – und fiel kopfüber auf den knallharten Untergrund. An eine lebensgefährliche Bluteinlagerung im Kopf erinnert nach erfolgreicher Operation heute eine 20 Zentimeter lange Narbe. „Es stand auf Messers Schneide“, erinnert sich Michael Huth, für den die Be- geisterung fürs Eiskunstlaufen freilich geblieben ist.Genau wie bei CarolineKostner, die sich in den vergangenen Monaten vorwiegend in Italien und den USA aufhielt. So postete sie vor kurzem ein Foto von den ersten Eislaufversuchen als kleines Mädchen auf Facebook. Dazu schrieb sie: „Zurück in die Kindheit. Träume, Emotionen, Leidenschaft.“
In Oberstdorf könnten diese drei Wörter neue Bedeutung für sie gewinnen. Genau wie für eine Starläuferin: Die mehrfache PaarlaufWeltmeisterin Aljona Savchenko, 31, trainiert seit über einem Jahr mit ihrem neuen französischen Partner Bruno Massot, 26, in der Marktgemeinde.Unter Trainer Alexander König, 49, feilen sie unter zermürbenden Umständen täglich an ihrem Auftritt. Denn noch immer wartet das Paar auf die Freigabe von Massot durch den französischen Verband, der seinen besten Paarläufer nicht ziehen lassen will.
Doch mittlerweile scheint Bewegung in die verfahrene Situation zu kommen, nachdem Massot Ende August die deutsche Staatsbürgerschaft beantragt hatte. „Wir hoffen, dass die Franzosen nun endlich einlenken und bis Mitte Oktober die Freigabe auf dem Tisch liegt. Die Signale waren zuletzt positiv“, sagt Löffler.
Ihr privates Glück hat Savchenko indes in Oberstdorf bereits gefunden: Sie ist mit dem Künstler Liam Cross, 23, verlobt; die beiden wollen im nächsten Jahr heiraten. Zumindest in privater Hinsicht steht einem Happy End im Allgäu nichts im Wege.