Sabine Spitz auf Rang vier

Mtb-Weltcup Albstadt: Schurter schlägt Absalon im Ziel-Sprint

Von Erhard Goller

Foto zu dem Text "Mtb-Weltcup Albstadt: Schurter schlägt Absalon im Ziel-Sprint"
Die letzte Runde: Noch liegt Absalon vor Schurter. | Foto: Benno Dietrich

22.05.2016  |  Mehr als 15 000 Zuschauer erlebten am vergangenen Wochenende die vierte Auflage des "UCI Mountainbike Weltcup presented by Shimano" in Albstadt. Vor großartiger Kulisse gewann am Sonntag Weltmeister Nino Schurter nach einem heißen Duell vor Julien Absalon.
Bei den Damen triumphierte Annika Langvad vor der großen Überraschung Jenny Rissveds. Zur Freude des deutschen Publikums fuhr Sabine Spitz auf Rang vier. Das U23-Rennen ging an den Neuseeländer Sam Gaze.

Nino Schurter hat nun auch die "Albstadt-Lücke"
in seinem Palmares geschlossen: Der Schweizer Scott-Odlo-Team-Fahrer gewann am Sonntag die Sprint-Entscheidung gegen Julien Absalon (BMC Racing) auf den allerletzten Metern, und jubelte nach 1:28:38 h ausgiebig über seinen 19. Weltcupsieg. Dritter wurde der Franzose Maxime Marotte, der 55 Sekunden später ins Ziel kommt.

Wie erwartet, wurde der Weltcup in Albstadt erneut zur großen Show von Nino Schurter und Julien Absalon. Der Eidgenosse und der Franzose schüttelten vor über 10 000 Zuschauern in der dritten Runde die letzten Begleiter ab, und machten den Sieg unter sich aus - wie schon so oft, und wie auch vergangenes Jahr in Albstadt.

Die beiden attackieren sich, wenn auch eher halbherzig,

sie beäugen sich, sie liegen eine halbe Minute vor Maxime Marotte, der auf Rang drei unterwegs ist. Zum Schluss wird taktiert, und der zweite Franzose kommt noch mal auf 17 Sekunden heran.

Doch Anfang der letzten Runde erhöht das Duo wieder das Tempo. „Ich wollte nicht, dass Absalon nochmal angreift, deshalb habe ich ein bisschen angezogen“, sagte Schurter nach dem Duell.

Ein echter Angriff war das allerdings nicht.

So biegen die Duellanten gemeinsam um die letzte Kurve. Als sie auf die Zielgerade kommen, eröffnet Absalon den Sprint. „Das war mein Plan“, sagt Schurter. Doch der geht beinahe schief, weil er in der Kurve mit dem Hinterrad kurz weg rutscht.

„Ich hatte schon kurz Angst, uh, jetzt wird’s aber knapp. Aber ich bin zufrieden, dass es geklappt hat. Solche Siege machen am meisten Spaß“, so Schurter weiter: „Wenn ich top vorbereitet bin, kann ich auch auf so einer Strecke mit Julien mithalten und ihn schlagen.“

Es war wirklich sehr knapp, und entsprechend groß
war der Jubel bei Nino Schurter nach seinem 19. Weltcup-Sieg. „Es war ein super Rennen und ich fühlte mich sehr gut. Bei den Attacken, die Absalon gemacht hat, musste ich nie ans Limit“, erklärt Schurter.

Der geschlagene Absalon ist doch ein wenig enttäuscht, dass es nicht gereicht hat: „Es war eine Gelegenheit, Nino mal im Sprint zu schlagen. Ich habe am letzten Anstieg versucht wegzukommen, aber das hat nicht geklappt. Bergrunter war ich diesmal ein bisschen schneller, aber Nino ist auf der Wiese wieder ran gekommen“.

Maxime Marotte, der vor der letzten Runde noch

auf 17 Sekunden herangekommen war, bestätigte auch in Albstadt seinen zweiten Rang von Cairns, und liegt in der Gesamtwertung jetzt gleichauf mit Julien Absalon auf Rang zwei, hinter dem zweifachen Saisonsieger Schurter.

Aus den deutschen Reihen gab es kaum positive Nachrichten. Manuel Fumic war nach einem Infekt nicht im Vollbesitz seiner Leistungsfähigkeit, und kam nach einer guten Startphase über Rang 20 nicht hinaus.

„Ich wusste, dass ich nicht in der Top-Form bin,

und der zweiten, dritten Runde musste ich versuchen meinen Rhythmus zu finden und dann so gut zu fahren wie es geht. Es war zwar besser als in Cairns, aber es ist sicher noch nicht zufriedenstellend für mich“, erklärte Fumic.

Bei den Damen konnte Annika Langvad in Albstadt ihren dritten Weltcup-Sieg in Folge eingefahren. Die EM-Zweite siegte in Abwesenheit von Jolanda Neff 1:25 Minuten vor der Schwedin Jenny Rissveds, und 1:36 Minuten vor der Kanadierin Catharine Pendrel.

Die EM-Dritte Sabine Spitz (Murg-Niederhof) belegte

überraschend Rang vier (+2:03), vor ihrer langjährigen Rivalin Gunn-Rita Dahle-Flesjaa aus Norwegen. Elisabeth Brandau aus Schönaich sorgte für eine weitere Überraschung: Mit Rang sieben (+3:14) knackte sie erstmals die Olympia-Norm.

In der Startrunde setzte sich die Schweizerin Linda Indergand an die Spitze des Feldes, und holte einen kleinen Vorsprung heraus, den aber Annika Langvad in der ersten kompletten Runde neutralisierte. Die Dänin schlug ein hohes Tempo an und riss eine Lücke, die sie bis zur vorletzten Runde auf über zwei Minuten ausbaute. In der Schlussrunde fuhr Langvad auf Sicherheit, und souverän zum saisonübergreifend dritten Weltcupsieg in Folge.

„Ich bin extrem froh. Ich habe erwartet, dass ich heute

mit Jolanda kämpfen muss, und wusste nicht, dass sie nicht startet, das hat mich überrascht. Ich habe das echt genossen. Mein Gefühl für die Strecke war sehr, sehr gut, und auch ein sehr gutes Gefühl für mein Limit“, erklärte Annika Langvad im Ziel: „Ich bin extrem dankbar, und genieße jede Sekunde. Im letzten Downhill habe ich schon innerlich gefeiert.“

Die größte Überraschung aber ist Jenny Rissveds - trotz Sturz in der ersten Phase des Rennens. „Ich glaube, ich war ein wenig gestresst von der Situation. Letztes Jahr im U23-Weltcup war das ganz anders, bei den Damen wollen alle eine gute Position“, erklärte Rissveds ihren Fahrfehler, der ihr einen Cut unterhalb des Knies bescherte.

Jenny schaffte es aber, ruhig zu bleiben,
fuhr zwei Runden lang auf Rang sechs und bemerkte, „dass die Abstände nach vorne nicht größer wurden“. Also habe sie gewusst, dass sich in den letzten beiden Runden noch die Chance aufs Podium eröffnen würde.

„Ich wusste, ich muss Linda Indergand überholen und als ich das dann geschafft habe, sah ich Gunn-Rita und Sabine vor mir. Das hat mich noch zusätzlich angespornt und dann war da noch Catharine...“, erzählte Rissveds so atemlos, wie auch das Rennen für sie gewesen sein muss. „Zweite beim Elite-Weltcup, ich kann es noch gar nicht glauben.“ Übrigens: Rissveds hatte 2015 alle U23-Weltcup-Rennen gewonnen.

Überaus glücklich war auch Sabine Spitz
über ihren vierten Platz. Zum ersten Mal stand sie in Albstadt auf dem fünfköpfigen Weltcup-Podium. „Auf einer Strecke, die mir eigentlich nicht liegt“, wie sie betonte: „Aber das Publikum ist natürlich schon ein Heimvorteil“, fügte sie grinsend hinzu.

Von Beginn war Spitz in der Verfolgergruppe präsent. Der vielleicht mögliche dritte Platz ging durch einen Sturz in der drittletzten Runde verloren. Dadurch verlor sie den Kontakt zu Catharine Pendrel. Beim Sturz verbogen sich die Schalthebel, so dass sie einige Sekunden liegen ließ.

„Ich habe noch mal versucht, an Pendrel heranzukommen,
aber es hat nicht mehr gereicht. Als Jenny von hinten kam, die war so schnell, da war nichts zu machen“, erklärte Spitz. Sie verteidigte aber Rang vier gegenüber Gunn-Rita Dahle-Flesjaa und freute sich über das Resultat, das ihr so gut wie sicher das Olympia-Ticket brachte.

„Ich denke, da kann ich mich jetzt zurücklehnen. Nach dem Rennen bei der EM habe ich mir schon Hoffnungen gemacht, dass es auch hier gut laufen kann. Super, dass es mir bei meinem letzten Rennen hier in Albstadt noch aufs Podium gereicht hat“, sagte Spitz.

Für eine weitere positive Überraschung aus deutscher Sicht

sorgte Elisabeth Brandau: Sie fuhr mit Startnummer 33 auf den siebten Platz. Konstant kletterte sie Position um Position nach vorne, und knackte damit als vierte Deutsche die Olympia-Norm.

„Es war mental extrem hart. Ich kann es noch gar nicht fassen, der Druck war immens. Mir fällt ein riesen Stein vom Herzen“, bekannte Brandau nach dem Rennen: „Ich habe alles umgesetzt, was ich mir vorgenommen habe. Ich habe nie überzogen, erst am Schluss, als ich meine Position verteidigen musste. Ich hoffe, ich habe dem Bundestrainer gezeigt, dass er mit mir rechnen kann.“

Mit Helen Grobert auf Rang elf (+4:01) und Adelheid Morath
auf Rang 13 (+4:35) waren zwei weitere deutsche Damen unter den Top 15, und sorgten für ein Mannschafts-Resultat, das es im Weltcup so noch nie gab.

Zu den U23-Herren: Der Neuseeländer Sam Gaze (Specialized Racing) hat am Sonntagmorgen das U23-Weltcup-Rennen gewonnen, mit 37 Sekunden Vorsprung auf Weltcup-Titelverteidiger Titouan Carod aus Frankreich (Scott Creuse Oxygen), und 1:37 Minuten vor dem Schweizer Marcel Guerrini von Focus XC. Bester Deutscher war Georg Egger (Lexware Mountainbike Team) auf Platz sieben (+3:52).

Sam Gaze und Titouan Carod wollten der Konkurrenz
den Spaß einer größeren Spitzengruppe nicht gönnen, und setzten sich bereits in der verkürzten Start-Runde von der Konkurrenz ab. „Das war der Plan“, nickte Gaze später im Ziel: „Früh Gas geben, und dann meinen Stil durchziehen.“

Bis zur vorletzten Runde blieb das Duo zusammen, und baute die Führung aus. Dann setzte der Neuseeländer eine „Monster-Attacke“, wie es Carod beschrieb, und fuhr seinem zweiten U23-Weltcupsieg entgegen. „Ich habe mich super gefühlt, zur Zeit läuft alles nach Plan, und der Marathon in Singen war eine super Vorbereitung“, erklärte Gaze.

Der U23-EM-Dritte Marcel Guerrini konnte Gaze und Carod
bei ihrer Attacke nicht folgen, weil er mit Startnummer 21 noch nicht in der Position war. „Ich bin dann mein Tempo gefahren, und habe im Duell mit Romain Seigle gemerkt, dass er im Downhill verliert“, erklärt Guerrini. Das bringt ihm letztlich den entscheidenden Vorteil auf dem Weg zu seinem ersten Weltcup-Podest.

Der Deutsche Meister Georg Egger aus Obergessertshausen gelingt mit Rang sieben sein bisher bestes U23-Weltcup-Resultat. „Das Intervall-Training hat gezündet“, freute Egger sich: „Am Anfang lief es nicht so gut, aber dann ging es immer besser. Vor der Schlussrunde habe ich mich mental noch mal gesammelt und es hat geklappt.“ Egger setzte sich in seiner sechsköpfigen Gruppe durch, und überquerte als Siebter die Ziellinie.

Weiteres Foto - mit Klick vergrößernWeiteres Foto - mit Klick vergrößernWeiteres Foto - mit Klick vergrößernWeiteres Foto - mit Klick vergrößernWeiteres Foto - mit Klick vergrößern

Weitere Radsportnachrichten

13.12.2016Lenzerheide: "SnowBikepark" ab 17. Januar wieder offen

(Ma) - Das Schigebiet Arosa-Lenzerheide hat im vergangenen Frühjahr bei der Gondelbahn Rothorn 1 den ersten "SnowBikepark" der Schweiz eröffnet. Auf der abgesperrten Piste Nr. 30 "Curtschin" haben B

09.12.2016Ice Challenge: Winterliche Herausforderungen für jeden

(Ma, Rsa) - Bereits zum 14. Mal wird am 12. Februar die "TC Krebs Ice Challenge", ein Winter-Mountainbike- und Lauf-Event in Schömberg im Landkreis Calw (südlich Pforzheim) ausgetragen. Der Veransta

05.12.2016Snow Bike Festival: das erste UCI-Rennen auf Schnee

(Ma, qm) - Welt-Premiere im schweizerischen Gstaad: Beim Snow Bike Festival 2017 treten das erste Mal UCI-Mtb-Profis auf Schnee gegeneinander an. Das Festival hat vor kurzem die Akkreditierung der Uni

03.12.2016Navad-1000: Bikepacking 1000 km nonstop

(Ma) - Seit heute nacht läuft die Online-Anmeldung für die dritte Ausgabe von "Navad-1000", die Schweizer Bikepacking-Ausdauerprüfung über 1000 km nonstop vom Bodensee an den Genfersee (siehe Link

29.11.2016Shimano E-Mountainbike Experience: Premiere im Mai

(Ma, pb) - Das Thema E-Mobilität erlebt weiter seinen Boom, und die Zeit für ein weiteres E-Bike-Event ist gekommen. Das "E-Bike-Festival Dortmund 2016 presented by Shimano" ist das neue Leuchtturm-

23.11.2016Watt-Training: "Der Parameter Leistung kennt keine Befindlichkeit"

Im Profi-Radsport ist Watt-basiertes Training seit über zehn Jahren üblich. Da die Preise für Leistungsmesssysteme in den letzten zwei Jahren teilweise deutlich gefallen sind, wird die Watt-Messung

17.11.2016Jolanda Neff: 2017 beim Kross Racing Team

Eine Silber-Medaille in Rio de Janiero, einmal Top 10 und einmal Top 5 in der Weltrangliste – es war ein erfolgreiches Jahr für das polnische Kross Racing Team (KRT). Und es geht weiter: Die Schwei

31.10.2016Seiser Alm: Mild, bunt, spektakulär...

(Ma, sam) - Milde Temperaturen, bunte Blätter und spektakuläre Panoramen: Nach dem Traum-Sommer ist der Herbst die ideale Zeit zum Mountainbiken auf der größten Hochalm Europas. Die Ferien-Region

21.10.2016Hochkönig: Farbenfroh und vielseitig Biken im Herbst

Leuchtend blau strahlt der Herbsthimmel über dem Hochkönig. Die Sicht ist klar, und reicht bis weit in die Alpen hinein. Prächtige Bäume künden in warmen Herbsttönen den

17.10.2016Crocodile Trophy 2016: "Dream it, live it"

(Ma) - In fünf Tagen geht´s wieder los: Das älteste Mtb-Etappen-Rennen der Welt im Nordosten Australiens, mit acht spektakulären Etappen abseits jeglicher Touristenpfade, durch das australische Ou

13.10.2016Red Bull Rampage: Morgen live auf Red Bull TV

Sonne, Felsen, Klapperschlangen – wer bei der Red Bull Rampage antritt, will es wirklich wissen! Wenn sich morgen die besten Freerider der Welt in der Wüste Utahs zum Showdown des Jahres treffen, g

11.10.2016Danny MacAskill: neues Video "Wee Day Out"

(Ma) - Daheim isses doch am schönsten: Auch sein neues Video "Wee Day Out" (Ein netter Tag draußen) hat Danny MacAskill in seiner Heimat Schottland gedreht. Diesmal fährt er mit dem Dampfzug von Ed

RADRENNEN HEUTE

    Radrennen Männer

  • Heistse Pijl (1.1, BEL)