Zum Inhalt springen

Telefonat der Verteidigungsminister Russland warnt Frankreich vor der Entsendung von Truppen in die Ukraine

Es war ihr erstes Telefonat seit eineinhalb Jahren: Russlands Verteidigungsminister Sergej Schoigu hat mit seinen französischen Amtskollegen Sébastien Lecornu gesprochen. Der Ton war offenbar eher deutlich.
Der russische Verteidigungsminister Sergej Schoigu

Der russische Verteidigungsminister Sergej Schoigu

Foto:

Russian Defense Ministry Press Service / AP / dpa

Es kommt nicht oft vor, dass der russische Verteidigungsminister mit seinem französischen Amtskollegen spricht. Das letzte Telefonat der beiden liegt eineinhalb Jahre zurück. Nun haben Sergej Schoigu und Sébastien Lecornu telefoniert – und der Ton war offenbar eher rau.

Das russische Verteidigungsministerium erklärte nach dem Telefonat, welches auf französische Initiative erfolgte, am Mittwoch, Schoigu habe Lecornu explizit davor gewarnt, Truppen in die Ukraine zu entsenden. Frankreich würde andernfalls »selbst Probleme bekommen«. Frankreichs Präsident Emmanuel Macron hatte im Februar für weltweites Aufsehen gesorgt, als er den Einsatz von französischen Bodentruppen in der Ukraine nicht ausschließen wollte.

Lecornu habe während des Telefonats versucht, Schoigu davon zu überzeugen, dass die Ukraine und ihre westlichen Verbündeten nichts mit dem Terroranschlag auf die Konzerthalle im Moskauer Vorort Krasnogorsk zu tun hatte, so das russische Verteidigungsministerium. Aber Schoigu habe darauf bestanden, dass Moskau »Informationen über ukrainische Spuren bei der Organisation des Terroranschlags« habe. »Das Kiewer Regime tut nichts ohne die Zustimmung seiner westlichen Handlanger«, habe Schoigu daraufhin zu Lecornu gesagt. »Wir hoffen, dass in diesem Fall nicht der französische Geheimdienst dahintersteckt.«

Weiter heißt es aus Russland, Schoigu und Lecornu hätten in dem Telefonat »Bereitschaft zum Dialog über die Ukraine festgestellt«. Das französische Verteidigungsministerium dementierte dies wenig später.

Mögliche künftige Verhandlungen mit der Ukraine könnten auf einem Vorschlag basieren, der während der russisch-ukrainischen Gespräche in Istanbul im März 2022 diskutiert wurde, hieß es aus dem russischen Verteidigungsministerium. Medienberichten zufolge sah der Entwurf damals vor, dass die Ukraine ihren Antrag auf Beitritt zur Nato aufgibt und neutral bleibt. Die Gespräche wurden damals aber nach kurzer Zeit abgebrochen.

Schoigu soll nun in dem Telefonat als Ausgangspunkt für einen neuen Dialog die »Friedensinitiative von Istanbul« genannt haben. Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdoğan hatte sich im März bei einem Besuch des ukrainischen Staatschefs Wolodymyr Selenskyj als Gastgeber für Friedensverhandlungen zwischen Russland und der Ukraine angeboten. »Frankreich hat nichts dergleichen akzeptiert oder vorgeschlagen«, hieß es kurz darauf aber aus dem direkten Umfeld des französischen Verteidigungsministeriums.

Anmerkung der Redaktion: In einer früheren Version des Textes stand, Sergej Schoigu habe Sébastien Lecornu angerufen. Tatsächlich erfolgte das Gespräch auf französische Initiative. Wir haben den Fehler korrigiert.

vet/AFP/AP