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Viele Spielarten: Schon in der Antike bewiesen das Zwitterwesen Satyr und die Gottheit Hermaphrodite: Körperlichkeit und Sexualität kennen viele Variationen (Lithografie nach einem Fresko aus Pompeji, 1836).

Viele Spielarten: Schon in der Antike bewiesen das Zwitterwesen Satyr und die Gottheit Hermaphrodite: Körperlichkeit und Sexualität kennen viele Variationen (Lithografie nach einem Fresko aus Pompeji, 1836).

Foto: Florilegius / Bridgeman Art Library

Hausmitteilung »Sex ist die natürlichste Sache der Welt«

aus SPIEGEL Geschichte 4/2023

»Sex ist die natürlichste Sache der Welt« heißt es – und doch lieferte er schon immer Gesprächsstoff. Gerade in den vergangenen Jahren sind die Diskussionen heftig und emotional geworden: Menschen fordern mehr Rechte für sexuelle Minderheiten, die #MeToo-Bewegung prangert sexualisierten Machtmissbrauch an, die Geschlechtergrenzen scheinen sich zu verschieben. Andere wünschen sich eine Welt zurück ohne Gendersternchen, mit weniger Problematisierung und mehr Tradition.

Aber was genau ist traditionell? Wie lebten Menschen ihre Sexualität früher? Worüber wurde diskutiert, was wurde praktiziert? Wie unterschied sich, was öffentlich geduldet war und was die Menschen taten? Und wie veränderte sich die sexuelle Kultur in Europa über die Jahrhunderte?

Dieses Magazin schaut in die Betten vergangener Epochen – und zeigt, wie eng Sexualität und das, was man heute »Zeitgeist« nennen würde, schon immer verbunden waren. Obrigkeiten und Kirche versuchten, das Geschlechtsleben der ihnen Unterstellten zu regulieren, etwa im antiken Rom  oder in protestantischen Regionen der Frühen Neuzeit . Doch zugleich suchten sich Menschen immer und überall ihre Freiräume – mal mehr, mal weniger erfolgreich.

Was als »normal« galt und was nicht, wurde dabei immer wieder neu verhandelt. So ging man zeitweise mit irritierender Selbstverständlichkeit davon aus, dass Menschen ihr Geschlecht wechseln könn­ten . Zu anderen Zeiten hingegen bekämpfte man schon die Selbstbefriedigung als vermeintlich krankmachende Seuche .

Auch soziale Muster bildeten sich heraus: Während der Adel sich fast hemmungslos vergnügte , ver­ordnete sich das Bürgertum ein strenges Sittenideal, das insbesondere Frauen benachteiligte . Und wie Sexualität politisch eingesetzt wurde, zeigte sich nicht nur im Nationalsozialismus , sondern auch in der DDR .

Umgekehrt entstand Pornografie vor zwei Jahrhunderten als Form der Gesellschaftskritik. Erst spät wurde sie zum kommerziellen Produkt, mit dem jede mögliche Form der Begierde befriedigt werden sollte, wie der Historiker Franz X. Eder im Interview erklärt .

Und heute? Sexuelle Tabus scheint es heute nicht mehr zu geben – aber vielleicht gibt es gerade deshalb rund um das Thema so viel Gesprächsbedarf. Der Blick in die Geschichte liefert eine neue Perspektive für diese Diskussion.

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