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Jahreswechsel in der Hauptstadt Rund 390 Festnahmen in Berlin, 65.000 Partygäste am Brandenburger Tor

In Berlin war die Anspannung vor der Silvesternacht groß. Die Polizei war mit dem größten Aufgebot am Start, das es zum Jahreswechsel je gab. Krawalle wie vor einem Jahr blieben aus – doch die Einsätze in der Hauptstadt häuften sich.
Polizei am Alexanderplatz, wo ein Böllerverbot verhängt worden war

Polizei am Alexanderplatz, wo ein Böllerverbot verhängt worden war

Foto: Clemens Bilan / EPA

Friedliches Feiern in kleinem Kreis, heftiges Feuerwerk auf Plätzen und Straßen, aber auch aggressives Böllerwerfen und Abfeuern auf andere Menschen – die Silvesternacht in Berlin offenbarte wieder alle Aspekte der Großstadt in einer besonders heiklen Nacht. Die Polizei meldete am Montagmittag mehr als 390 vorläufige Festnahmen, zuvor war von 300 die Rede. Oft ging es um gefährliche Böllerei mit illegalem Feuerwerk. Es seien 54 Einsatzkräfte verletzt worden, 30 davon durch Pyrotechnik. Insgesamt seien zum Jahreswechsel 720 Ermittlungsverfahren zu Vorfällen im gesamten Stadtgebiet in der Zeit von Silvester 18 Uhr bis 6 Uhr am Neujahrstag eingeleitet worden.

Am Brandenburger Tor feierten unterdessen Tausende Menschen bei der üblichen Silvesterparty, begleitet von hohen Sicherheitsvorkehrungen. Nach Angaben der Veranstalter war die Party zwischen dem Berliner Wahrzeichen und der Siegessäule mit 65.000 Besucherinnen und Besuchern ausverkauft. Die Bühnenshow wurde im ZDF live übertragen. Erstmals seit der Coronapandemie gab es auch wieder ein Höhenfeuerwerk.

Berlins Innensenatorin Iris Spranger (SPD) und Polizeipräsidentin Barbara Slowik betonten bereits am frühen Abend, der Großteil der Berliner feiere friedlich, das gelte für »99,9 Prozent der Menschen« in der Stadt. Die Polizei hatte vor Silvester immer wieder erklärt, in so einer großen Stadt lasse sich nicht jeder Krawall mit Feuerwerk verhindern.

Selbst gebastelte Molotowcocktails

Im ganzen Stadtgebiet sei es immer wieder zu Beschuss mit Böllern und Raketen auf Polizei und Feuerwehr und auch von Menschen untereinander gekommen, sagte eine Polizeisprecherin. Besondere örtliche Schwerpunkte habe es dabei nicht gegeben. »Diverse Angriffe mit Pyro, Schreckschuss & Flaschen auf Einsatz- und Rettungskräfte« würden gemeldet, hieß es.

Nahe dem Alexanderplatz beschossen sich schon Stunden vor Mitternacht größere Gruppen von insgesamt rund 500 Menschen mit Silvesterraketen. Polizisten hätten die Gruppe auseinandergetrieben und kontrolliert, hieß es im Internetportal X (vormals Twitter). Aus einer Gruppe von 200 Menschen in der Nähe sei die Polizei mit Raketen oder anderer Pyrotechnik beschossen worden.

In Neukölln wurden neun Verdächtige gefasst, die mit selbst gebastelten Molotowcocktails unterwegs gewesen seien. Außerdem seien dort mehrfach Autos beschossen worden, auch Polizei- und Rettungsfahrzeuge, meldete die Polizei. »In der Hermannstraße schießen Personen mit Raketen auf unsere Einsatzkräfte.« Im Stadtteil Gropiusstadt wurde demnach ein geparkter Polizei-Einsatzwagen durch die Explosion einer Kugelbombe stark beschädigt. In der Sonnenallee blieb es wegen der von der Polizei verhängten Böller-Verbotszone eher ruhig.

Böller auf Passanten

In Dutzenden Mitteilungen beschrieb die Polizei in der Nacht, wie Jugendliche Böller auf Passanten warfen, andere Raketen quer durch die Gegend schossen, Fenster durch Explosionen zerstört wurden, eine große Gruppe auf alles schoss, »was sich bewegt«, Kugelbomben gefunden wurden, Männer mit Schreckschusspistolen auf Kinder feuerten und Linienbusse angegriffen wurden.

Feuer in einem Mehrfamilienhaus im Stadtteil Gesundbrunnen

Feuer in einem Mehrfamilienhaus im Stadtteil Gesundbrunnen

Foto: Sebastian Christoph Gollnow / dpa

Das Unfallkrankenhaus Berlin meldete am Morgen 27 Patienten mit schweren Augenverletzungen, Brandwunden und Sprengverletzungen an den Händen sowie im Gesicht. Das Krankenhaus verstärkte in der Silvesternacht nach eigenen Angaben seine OP-Kapazitäten deutlich.

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Die Feuerwehr meldete wie in jeder Silvesternacht zahlreiche Brände, die gelöscht wurden. Seit Mitternacht gab es 500 Einsätze, hieß es gegen 1.30 Uhr. So brannte es in einem 15. Stock und dann auch auf den Balkonen im 16. und 17. Stock in einem Hochhaus in Prenzlauer Berg. Bei einem anderen Wohnungsbrand im selben Stadtteil wurde ein bewusstloser Mensch gerettet, eine Katze starb. Mehr als 1500 Sanitäter und Feuerwehrleute waren demnach mit 421 Fahrzeugen im Dienst.

Größtes Polizeiaufgebot in einer Silvesternacht

Insgesamt seien fast 5000 Polizistinnen und Polizisten in der Nacht im Dienst gewesen, um Krawalle und Ausschreitungen wie im vergangenen Jahr zu verhindern. Das war das größte Polizeiaufgebot in einer Silvesternacht. Im Vorjahr hatte es bundesweit Ausschreitungen und Angriffe auf Polizisten sowie Rettungskräfte gegeben, besonders betroffen war Berlin. In diesem Jahr war die Polizei zusätzlich besorgt wegen des Gazakriegs nach dem Terroranschlag der Hamas auf Israel und der aufgeheizten Stimmung. Trotz des Demonstrationsverbots zum Thema Krieg in Gaza versammelten sich vor Mitternacht Menschen, die Polizei verhinderte eine größere Versammlung.

sak/dpa