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Fußball-Idol Trauer um Fritz Walter

Er war einer der besten Fußballspieler Deutschlands und gehörte zu den "Helden von Bern", die 1954 die Weltmeisterschaft gewannen. Am Montag ist Fritz Walter gestorben. Der Pfälzer wurde 81 Jahre alt.

Kaiserslautern - Wie Pressesprecher Michael Novak von Walters ehemaligem Verein 1. FC Kaiserslautern mitteilte, ist Walter in seinem Haus in Enkenbach-Alsenborn (Landkreis Kaiserslautern) nach längerer Krankheit "friedlich eingeschlafen".

Die deutsche Fußball-Nationalmannschaft wird am Freitag im WM-Viertelfinale gegen die USA (13.30 Uhr MESZ) mit Trauerflor spielen. Zudem gibt es eine Schweigeminute. Dies hatte DFB-Präsident Gerhard Mayer-Vorfelder beim Weltverband Fifa beantragt. Der oberste DFB-Funktionär würdigte Walter als eine "der größten Persönlichkeiten, die der DFB hatte. Er wird unvergessen bleiben."

Der erste Ehrenspielführer der deutschen Fußball-Nationalmannschaft erlebte mit dem Gewinn der Weltmeisterschaft 1954 als Kapitän der deutschen Mannschaft den Höhepunkt seiner großen sportlichen Karriere. Der Ehrenbürger von Kaiserslautern war die rechte Hand vom "Chef", wie er Bundestrainer Sepp Herberger liebe- und respektvoll nannte.

Ehefrau Italia war im vorigen Dezember gestorben

Walter, Fußball-Idol der vierziger und fünfziger Jahre, war seit geraumer Zeit gesundheitlich schwer angeschlagen. Er musste eine Gehhilfe benutzen, nachdem er vor fünf Jahren an der Hüfte operiert worden war. Wegen Kreislaufproblemen und einer Darmerkrankung hatte sich Walter mehrfach stationär behandeln lassen müssen. Noch im Februar musste er wegen eines leichten Herzinfarktes in ein Krankenhaus eingeliefert werden.

Wegen seiner Herzprobleme hatte der ehemalige Wäscherei- und Kinobesitzer die Spiele "seines" FCK in seinem Stadion - der Betzenberg wurde 1985 nach ihm benannt - zuletzt oft gemieden. Seine Ehefrau Italia, mit der er 53 Jahre lang verheiratet gewesen war, war bereits im Dezember vergangenen Jahres gestorben. "Ich hatte ein erfülltes Leben, aber ohne meine Frau Italia hätte ich das alles nicht geschafft. Ihr habe ich alles zu verdanken", sagte Walter.

Fritz Walter galt als einer der besten deutschen Fußballspieler. Schon sein erster Auftritt in der DFB-Auswahl machte den damals erst 19-jährigen Pfälzer auf einen Schlag berühmt. Er schoss beim 9:3-Sieg am 14. März 1940 in Frankfurt gegen Rumänien an der Seite von Paul Janes, Andreas Kupfer und Albin Kitzinger auf Anhieb drei Tore für Deutschland. Von da an war Walter Stammspieler im Nationalteam. Bis zur kriegsbedingten Länderspielpause am 22. November 1942 absolvierte der torgefährliche Stürmer 24 Partien und schoss dabei 19 Tore.

Erst fast neun Jahre später konnte Fritz Walter am 15. April 1951 in Zürich mit dem Länderspiel gegen die Schweiz (3:2) seine internationale Karriere fortsetzen. Die ganz großen und spektakulären Erfolge erlebte Walter erst nach dem Zweiten Weltkrieg. Höhepunkt war der 4. Juli 1954 im Wankdorfstadion von Bern, als der Lauterer nach dem legendären 3:2-Triumph der Nationalmannschaft im WM-Finale gegen den haushohen Favoriten Ungarn die WM-Trophäe in seinen Händen hielt.

"Alle, die das Glück hatten, in dieser Mannschaft zu spielen, werden den Tag ihr Leben lang nicht vergessen. Es war der absolute Höhepunkt und die Krönung meiner Laufbahn. Der liebe Gott hat uns geholfen - und der Boss", sagt Walter im Rückblick auf das Jahrhundertspiel und das umjubelte Siegtor durch Helmut "Boss" Rahn.

"Ich bin immer beim FCK geblieben"

Als Walter am 24. Juni 1958 nach der 1:3-Niederlage im WM-Halbfinale gegen Schweden seine internationale Laufbahn beendete, hatte er 61 Länderspiele mit 33 Toren in seinem Rekordbuch stehen. Bis dahin brillierte der Supertechniker vor allem mit seinem Verein 1. FC Kaiserslautern. Fünf Mal zwischen 1948 und 1955 erreichten die "Roten Teufel vom Betzenberg", die in den fünfziger Jahren in der Öffentlichkeit den ehrenden Namen "Walter-Elf" erhielten, das Endspiel um die Deutsche Meisterschaft.

Zwei Mal gingen sie als Meister vom Platz: 1951 gegen Preußen Münster (2:1) und 1953 gegen den VfB Stuttgart (4:1). Bis 1959 spielte Fritz Walter für Kaiserslautern. Lukrative Angebote aus Frankreich und Spanien schlug er immer wieder aus. "Ich bin immer beim FCK geblieben, aber habe es nie bereut. Das soll mir heute mal einer nachmachen", hatte Walter stets betont.

Als er seine Karriere 1959 nach 379 Meisterschaftsspielen und 306 Toren für den 1. FCK beendete, begann Fritz Walter eine neue Aufgabe. Nicht als Trainer, der er in den vierziger Jahren gelegentlich beim 1. FC Kaiserslautern war, sondern als Repräsentant der Sepp-Herberger-Stiftung. Hier engagierte er sich für die Resozialisierung jugendlicher Straftäter. 1998 legte er diese Aufgabe aus gesundheitlichen Gründen in die Hände seines einstigen Mannschaftskollegen Horst Eckel. Bis zu seinem Tod war Fritz Walter bemüht, das soziale Vermächtnis Sepp Herbergers weiterzuführen.

Hätte der Zweite Weltkrieg nicht die glanzvoll begonnene Karriere von Fritz Walter für neun Jahre unterbrochen - er wäre der erste deutsche Fußball-Nationalspieler mit mehr als hundert Länderspieleinsätzen geworden. Reich wurde er in seiner aktiven Zeit nicht. Er neidete aber niemandem das "große Geld". Die Erinnerungen an seine Karriere waren Fritz Walter Verdienst genug: "Wir hatten sicherlich eine schönere Zeit mit unserer unvergleichlichen Kameradschaft."