Zum Inhalt springen

Doping T-Mobile beendet Radsport-Sponsoring

Die Telekom wird ihr Radsport-Engagement mit sofortiger Wirkung einstellen. Diese Entscheidung traf der Vorstand des Bonner Telekommunikationskonzerns heute. Auch Ausrüster Adidas beendete die Zusammenarbeit. Das Team will unter einem neuen Namen weiterfahren.

Hamburg - Mit dem Schritt zog der Konzern die Konsequenzen aus den jüngsten Doping-Enthüllungen im Radsport. Auslöser der jetzigen Entscheidung war der Fall Patrik Sinkewitz und dessen umfangreiche Doping-Enthüllungen aus seiner Zeit bei dem Bonner Rennstall. Die Telekom war seit 1991 im Profi-Radsport engagiert. "Das kam nicht überraschend. Es ist schade, dass in der Vergangenheit einiges schief gelaufen ist. In der letzten Zeit wurde ein kompletter Neuanfang gemacht und hat sich einiges geändert. Es ist schade, dass gerade jetzt der Sponsor aussteigt", sagte Sinkewitz.

Unmittelbar nach der Telekom kündigte auch der Sportartikelhersteller adidas den Rückzug aus dem Radsport-Sponsoring an. "Wir werden ab sofort nicht mehr als Ausrüster des ehemaligen Teams T-Mobile auftreten," teilte Adidas mit. Die finanzielle Förderung des Teams werde Ende 2008 vertragsgemäß auslaufen und nicht mehr verlängert. Adidas verurteile Doping im Sport in jeglicher Form und werde auch in Zukunft an dem Grundsatz festhalten, die laufenden Verträge mit Sportlern, die nachweislich gedopt waren, unverzüglich und vereinbarungsgemäß zu kündigen.

Die bisherigen T-Mobile Teams werden bei Männern und Frauen jedoch unter dem neuen Namen "Team High Road" weiter im Profiradsport bleiben. Dies gab Rennstallchef Bob Stapleton in einer Erklärung aus den USA bekannt. Alle Fahrer-Verträge sollen erfüllt werden, auch der von Rolf Aldag als Sportdirektor, wie Teamsprecher Stefan Wagner sagte. "Die Entscheidung von T-Mobile ist eine Herausforderung für den Sport und unsere Mannschaft", erklärte Stapleton.

"Wir werden unsere Anstrengungen fortsetzen, Erfolg und sauberen Sport zu vereinbaren." Für die Auflösung seines Vertrags mit T-Mobile dürfte Stapleton eine hohe Abfindung erhalten. Der Wert des Vertrags von 2008 bis 2010 wird insgesamt auf bis zu 40 Millionen Euro geschätzt. "Über die getroffene Vereinbarung zwischen Sponsor und Stapleton ist Stillschweigen vereinbart worden", sagte Wagner der dpa.

"Wir haben uns zu diesem Schritt entschlossen, um uns und die Marke T-Mobile von den jüngsten Doping-Erkenntnissen im Sport und speziell im Radsport zu distanzieren. Angesichts unserer langjährigen Unterstützung für den Profi-Radsport und der Fortschritte, die das Management um Bob Stapleton zuletzt machte, ist uns dies nicht leicht gefallen", sagte Telekom- Vorstand und T-Mobile International Vorstandsvorsitzender, Hamid Akhavan. Aber "wir haben auch eine Verpflichtung gegenüber unserem Kerngeschäft und damit unseren Mitarbeitern, Kunden und Aktionären", fügte er hinzu.

"Wir haben mit dem aktuellen Team-Management hart daran gearbeitet, für einen sauberen Radsport einzutreten. Wir haben uns aber nun dazu entschieden, unsere Mittel an anderer Stelle einzusetzen", heißt es in der Erklärung. Die Entscheidung, das Engagement im Radsport zu beenden, wurde "nicht aufgrund von Unstimmigkeiten mit dem Team-Management oder dessen Fehlverhalten getroffen", betonte Akhavan.

In den vergangenen Tagen hat der Konzern mit dem Unternehmen "Neuer Straßen Sport", der Betreibergesellschaft der beiden T-Mobile Profi-Rad-Teams, über die Auflösung des bis 31. Dezember 2010 geschlossenen Vertrages in beiderseitigem Einvernehmen verhandelt. Die Details werden von beiden Seiten vertraulich behandelt. Stapleton ist mit seinem Unternehmen "Neuer Straßen Sport" Inhaber der Rennlizenz. Der US-Amerikaner soll schon seit längerem auf der Suche nach einem zahlungswilligen Nachfolger für T-Mobile sein.

Für die Deutsche Telekom AG hat sich an der Sichtweise, dass man durch seine Sponsoring-Engagements auch Verantwortung trägt, trotz der Entscheidung nichts geändert. "Wir werden unseren Verpflichtungen im Anti-Doping-Kampf, dem wir eine nennenswerte Summe zur Verfügung stellen, unverändert nachkommen", sagte Akhavan. "Wir hoffen, dass die Mannschaft als unabhängige Einheit weiterarbeiten kann, um nicht nur die sportlichen Ziele zu erreichen, sondern auch weiter die Führungsrolle im Anti-Doping-Kampf einzunehmen", ergänzte Stapleton.

Der Telekom-Konzern war größter Sponsor im deutschen Radsport. Er ist auch Hauptsponsor des FC Bayern München und überweist seit 2002 jährlich je nach Erfolg dafür geschätzte 15 bis 20 Millionen Euro. Zudem werden Basketball, Segeln und Behindertensport und die Nationale Anti-Doping-Agentur Nada unterstützt.

fpf/sid/dpa