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European Championships 2018 Eine EM für alle

Sieben Europameisterschaften in elf Tagen: Bei der Multisport-EM gehen Leichtathleten, Schwimmer, Radsportler und andere Wettkämpfer an den Start. Die TV-Sender inszenieren ein Großprogramm - wohl mit Erfolg.
Bahnradfahrer beim Training zu den European Championships

Bahnradfahrer beim Training zu den European Championships

Foto: Ian MacNicol/ Getty Images

Am Donnerstag starten die European Championships 2018 (2. bis 12. August) mit Qualifikationswettkämpfen im Rudern und Turnen, bereits am Mittwoch findet die sechseinhalbstündige Eröffnungsfeier auf dem zentralen George Square in Glasgow statt. Kommenden Montag steigen die Leichtathleten in Berlin in dieses neue Multisport-Event ein. Hier finden Sie alle wichtigen Informationen zu Hintergründen, Hoffnungen und TV-Übertragungen.

European Championships - was ist das?

Zunächst einmal: Es handelt sich dabei nicht um jene wegen der Premiere 2015 in Baku vielfach kritisierten Euro Games - und damit nicht um jene Europaspiele, die vom Europäischen Olympischen Komitee in Anlehnung an die Asien- oder die Panamerikanischen Spiele als kontinentale Veranstaltung konzipiert wurden.

Die European Championships orientieren sich in ihrem Grundkonzept an den fernsehgerecht gebündelten Winterwettkämpfen, die im Winter Millionen TV-Zuschauer finden. Auch Parallelen zu Olympischen Spielen sind zu erkennen, etwa durch das umfangreiche Rahmenprogramm oder den übergeordneten Nationen-Medaillenspiegel.

Welche Sportarten sind dabei?

Sieben europäische Verbände haben sich für die Multisport-EM zusammengetan. Das Event vereint einen neuen Golf-Mannschaftswettbewerb und bestehende Europameisterschaften aus Kunstturnen, Leichtathletik, Schwimmsport, Triathlon, Rudern und Radsport. 4500 Athleten aus 50 Ländern gehen zwischen dem 2. und 12. August an den Start, die besten kämpfen in 188 Entscheidungen um Gold, Silber und Bronze.

Zeitplan EC2018

Zeitplan EC2018

Wo finden die Wettkämpfe statt?

In Glasgow und Berlin. So zumindest wird es der Einfachheit halber beworben.

Tatsächlich streuen sich die Wettkämpfe in Schottland etwas weiter: Schwimmen, Synchronschwimmen, Turnen und die Raddisziplinen Straße, Bahn, BMX und Mountainbike finden in Glasgow statt.

Weitere Austragungsorte sind Edinburgh (72 Kilometer entfernt, Wasserspringen), das Gleneagles-Tal (72 Kilometer, Golf), das Loch Lomond (33 Kilometer, Freiwasser) und der Strathclyde National Park (21 Kilometer, Rudern und Triathlon).

In Berlin wird neben dem Olympiastadion auch der Breitscheidplatz (Marathon, Gehen, Kugelstoßen-Quali) Veranstaltungsort sein. Dort sollen zudem nahezu alle Medaillen vergeben werden.

Warum die zeitliche Zusammenlegung?

Wegen der so wichtigen TV-Präsenz. Die Verbände versprechen sich mit einem einheitlichen Erscheinungsbild und aufeinander abgestimmten Zeitplänen bessere Vermarktungschancen für ihre Wettkämpfe.

In puncto Sichtbarkeit vor Ort hat sich die Zusammenlegung bereits gelohnt: Zogen Europameisterschaften in olympischen Sportarten oft weitgehend unbemerkt an den Einwohnern der Gastgeberstädte vorbei, kommt zumindest in Glasgow kaum jemand umhin, die Banner in den Straßen, die Flyer in den Läden oder das Zentrum für das begleitende Festival auf dem ikonischen George Square zu bemerken. Auch Seehündin Bonnie - zusammen mit Berlino Maskottchen dieser Veranstaltung - ist bereits in der Stadt unterwegs.

Die beiden Maskottchen der European Championships, Bonnie (Glasgow, l.) und Berlino (Berlin, r.)

Die beiden Maskottchen der European Championships, Bonnie (Glasgow, l.) und Berlino (Berlin, r.)

Foto: obs

Warum die räumliche Trennung?

Ursprünglich sollte die Premiere auch räumlich eine Einheit bilden. Unterschiedliche Interessen der Verbände, Vermarktungsstrategien und TV-Verträge führten schließlich zu dieser Kompromisslösung. Bewerbungen für die Austragung der European Championships 2022 soll es bereits geben, man wolle jedoch zunächst den Verlauf des Erstlings abwarten.

Ob die Premiere nun ein Erfolg wird oder nicht - einen Nachahmer hat sie bereits gefunden: Mit den sogenannten Finals 2019 sollen im kommenden Jahr die Titelkämpfe von olympischen Sportarten in Berlin gebündelt werden. Nach Angaben der Organisatoren werden am ersten Augustwochenende 2019 194 Meistertitel in 155 Disziplinen vergeben.

Kern sind auch dann die Leichtathletikmeisterschaften im Olympiastadion. Bahnradsport, Bogenschießen, Boxen, Kanu, Moderner Fünfkampf, Schwimmen, Triathlon, Turnen und Wasserspringen sind bisher die weiteren Sportarten.

Was sagen die Beteiligten?

"Wenn ich mir vorstelle, als Leichtathletikfan Leichtathletik im Fernsehen zu sehen, und dann im Anschluss kommt Schwimmen, dann bleibe ich dran", sagt Hürdensprinterin Pamela Dutkiewicz: "Und vielleicht stelle ich fest, dass ich Schwimmen ganz cool finde."

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Martin Sauer, Steuermann des Deutschland-Achters, glaubt, "es steckt eine gute Chance darin, verschiedene Sportarten wie auch das Rudern, abseits von Olympischen Spielen mehr in den Blickpunkt zu rücken". Schwimm-Bundestrainer Henning Lambertz sagt: "Fußball hat bei uns den größten Stellenwert. Die Chancen, auch ein paar TV-Momente abzubekommen, steigt enorm, wenn man sich mit vielen guten Sportarten zusammentut."

Andere Sportarten wiederum können mit dem neuartigen Format gar nichts anfangen. "Das war noch nie Thema bei uns. Will ich auch nicht haben!", sagte etwa Sven Ressel, Sportdirektor des Deutschen Fechter-Bunds.

Wo werden die Wettkämpfe übertragen?

Insgesamt werben die Veranstalter dank der Europäischen Rundfunkunion als Partner mit 43 Sendern und rund 2800 Stunden Liveberichterstattung. Allein der spanische Sender RTVE will mehr als 200 Stunden Livesendungen im klassischen Fernsehen anbieten.

In Deutschland wollen ARD und ZDF im Wechsel an je fünf Tagen live aus Berlin und Glasgow übertragen - und bewerben diese Berichterstattung bereits seit dem Ende der Fußball-WM intensiv. Wie aus den Wintermonaten bekannt, beginnen die Konferenzsendungen teils um neun Uhr morgens und enden mit den "Tagesthemen".

Hinzu kommen Highlights der einzelnen Entscheidungen sowie bis zu drei parallel laufende Livestreamangebote, allerdings nicht alle mit Kommentar. Die Leichtathletik gilt bei den Sendern als "Lokomotive", die für zweistellige Marktanteile sorgen soll.

Mit Material von dpa und sid